LIVE-Chat mit Carsten Spies, Geschäftsführer des Deutschen ...
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<strong>LIVE</strong>-<strong>Chat</strong> <strong>mit</strong> <strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>, <strong>Geschäftsführer</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Deutschen</strong> Kinderschutzbun<strong>des</strong> e.V., LV M-V<br />
Heute fand der bereits neunte Live-<strong>Chat</strong> im<br />
Rahmen der „Familienbotschaft-MV“ statt. <strong>Carsten</strong><br />
<strong>Spies</strong> stellte sich diesmal den Fragen interessierter<br />
Bürgerinnen und Bürger zum Thema<br />
„Kinder schützen in M-V“<br />
Lesen Sie hier alle Fragen und Antworten:<br />
Doris Harmel:<br />
Sehr geehrter Herr <strong>Spies</strong>,<br />
man hört zurzeit immer wieder von vernachlässigten Kindern; auch hier bei uns in<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Welche Möglichkeiten sehen Sie als <strong>Geschäftsführer</strong> <strong>des</strong><br />
Kinderschutzbun<strong>des</strong>, etwas dagegen zu unternehmen?<br />
Herzlichst, Doris Harmel<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>:<br />
Sehr geehrte Frau Hamel,<br />
der Kinderschutzbund muss feststellen, dass immer wieder Familien oder auch<br />
Alleinerziehende <strong>mit</strong> den vielfältigen Erziehungsaufgaben überfordert bzw. schlecht oder<br />
gar nicht auf diese neue Lebenssituation vorbereitet sind. Diese Eltern müssen rechtzeitig<br />
unterstützt werden. Der Einsatz von Familienhebammen aber auch der Besuch von<br />
Elternkursen, die es für die unterschiedlichsten Altersgruppen der Kinder gibt, sind aus<br />
unserer Sicht erste sinnvolle Ansätze. Aber auch die öffentliche Jugendhilfe - sprich die<br />
Jugendämter -muss fachlich und personell noch wesentlich besser ausgestattet werden,<br />
um rechtzeitig und ausreichend schon bei den ersten Anzeichen von<br />
Kin<strong>des</strong>wohlgefährdungen reagieren zu können.<br />
Schöne Grüsse<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong><br />
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Regina Roth:<br />
Hallo Herr <strong>Spies</strong>! Ich habe eine persönliche Frage. In meinem Haus, d.h. direkt unter mir<br />
wohnt eine junge Familie <strong>mit</strong> einem 3-jährigen Jungen. In der letzten Zeit höre ich sehr<br />
oft Streit und das Schreien <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>. Es klingt so verzweifelt. Kann ich das was tun und<br />
wenn ja, was?<br />
Vielen Dank für ihre Antwort<br />
Regina Roth
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>:<br />
Sehr geehrte Frau Roth,<br />
versuchen Sie doch einmal, die Eltern einzeln oder gemeinsam persönlich anzusprechen.<br />
Häufig wünschen sich einzelne Familien<strong>mit</strong>glieder, besonders in belastenden Lebens-<br />
situationen, einen derartigen Kontakt nach außen - trauen sich aber häufig aus Schamgefühl<br />
nicht, den ersten Schritt zu tun. Bieten Sie ihnen Ihre Hilfe an - vielleicht gibt es<br />
Möglichkeiten, die Familie in bestimmten Situationen zu entlasten. Beispielsweise durch<br />
die kurzzeitige Beaufsichtigung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> während die Eltern Behördengänge erledigen.<br />
Sicherlich gibt es dazu auch noch andere Ideen.<br />
Steht Ihnen dieser Weg nicht offen, sollten Sie Ihre Sorge der zuständigen<br />
Jugendbehörde <strong>mit</strong>teilen und darum bitten, dass eine entsprechende Fachkraft Kontakt<br />
<strong>mit</strong> der Familie aufnimmt.<br />
Schöne Grüße<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong><br />
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Regina Reisland:<br />
Hallo Herr <strong>Spies</strong>,<br />
mich würde mal interessieren, wie die vor kurzem eingeführte Kinderschutz-Hotline<br />
genutzt wird. Und vor allem: wer nimmt eigentlich diese Anrufe entgegen? Wird eine<br />
Statistik erstellt bzgl. der Themen, die dort von Kindern benannt werden?<br />
Danke. Regina Reisland<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>:<br />
Hallo Frau Reisland,<br />
die Kinderschutzhotline wurde seit Inbetriebnahme Anfang Februar 2008 bereits sehr gut<br />
angenommen. Bisher verzeichnete die zuständige Behörde bereits über 1.300 Anrufe.<br />
Davon handelte es sich in ca. 200 Fällen um konkrete Gefährdungsmeldungen.<br />
Tagsüber in der Woche sitzen Fachkräfte <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>jugendamtes am Telefon, in der<br />
Nacht, an den Wochenenden und an Feiertagen betreut die AWO Westmecklenburg die<br />
Hotline. Die Anrufe werden statistisch erfasst und regelmäßig ausgewertet.<br />
Schöne Grüße<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong><br />
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Angelika Monse:<br />
Sehr geehrter Herr <strong>Spies</strong>,<br />
ich habe gehört, dass Sie vorher in Bremen beim Kinderschutzbund gearbeitet haben.<br />
Wie kommt man eigentlich an so eine Arbeit? Und wo sehen Sie die größten Unterschiede<br />
zwischen den Bun<strong>des</strong>ländern?<br />
MfG,<br />
Angelika Monse
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>:<br />
Sehr geehrte Frau Monse,<br />
während meiner früheren Tätigkeit in kommunalen Jugendämtern habe ich mich bereits<br />
ehrenamtlich im <strong>Deutschen</strong> Kinderschutzbund engagiert. Mein beruflicher Handlungsspielraum<br />
unter behördlichen Rahmenbedingungen war für mich häufig sehr<br />
unbefriedigend.<br />
Die Möglichkeiten der freien Träger der Jugendhilfe bei der Unterstützung von Kindern<br />
und Familien wurden meiner Auffassung nach lange Zeit sehr unterschätzt - die freien<br />
Träger unterschätzen sich dabei aber auch häufig selbst. Vor diesem Hintergrund<br />
entschloss ich mich vor einigen Jahren, mich künftig beim <strong>Deutschen</strong> Kinderschutzbund<br />
hauptberuflich zu betätigen. Den Unterschied zwischen den Bun<strong>des</strong>ländern Bremen und<br />
Mecklenburg-Vorpommern sehe ich zunächst einmal in der Struktur. Ein Stadtstaat hat<br />
immer <strong>mit</strong> anderen Problemlagen zu kämpfen als ein Flächenland.<br />
In Sachen Kinderarmut unterscheidet sich die aktuelle Situation zwischen Bremen und M-<br />
V allerdings kaum. In beiden Bun<strong>des</strong>ländern liegt der Anteil der von Armut betroffenen<br />
Kinder unter 15 Jahren bei über 30%.<br />
Schöne Grüße<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong><br />
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Daniela Rossmann:<br />
Hallo Herr <strong>Spies</strong>,<br />
was sind eigentlich die Aufgaben <strong>des</strong> Kinderschutzbun<strong>des</strong>? Wo liegt der Unterschied zu<br />
den Jugendämtern? Wenn ich merke, dass in meiner Nähe ein Kind schlecht behandelt<br />
wird, wem melde ich das dann? Und wie behält der Kinderschutzbund einen Überblick<br />
über das Wohl der Kinder im Land? Melden Ihnen die Jugendämter die Anzeigen? Ich<br />
befürchte, es versickert ganz viel Information, weil die örtlichen Jugendämter ja nicht<br />
bekannt machen wollen, wenn in ihrem Landkreis etwas passiert.<br />
Daniela Rossmann<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>:<br />
Hallo Frau Rossmann,<br />
der Kinderschutzbund stellt zunächst eine Lobby für Kinder dar. Er setzt sich für die<br />
Rechte aller Kinder und Jugendlichen auf ein gewaltfreies Aufwachsen und deren<br />
Beteiligung ein. Er mischt sich zugunsten der Kinder ein in der Bun<strong>des</strong>- und<br />
Lan<strong>des</strong>gesetzgebung, bei Planungen und Beschlüssen in den Städten und Gemeinden.<br />
Der Verband setzt sich für bessere Lebensbedingungen ein, stärkt Eltern bei der<br />
Erziehung ihrer Kinder zu selbstbewussten Persönlichkeiten. Dabei versuchen die ehrenund<br />
hauptamtlichen Mitarbeiter <strong>des</strong> Kinderschutzbun<strong>des</strong> die Familien zu unterstützen, zu<br />
entlasten und zu fördern, bevor sie in Krisen und Probleme geraten. Die Mitarbeiter<br />
arbeiten dabei auf der Basis gegenseitiger Achtung und verfolgen in erster Linie das<br />
Arbeitsprinzip Hilfe zur Selbsthilfe. Im Kinderschutzbund arbeiten ehrenamtlich tätige<br />
Menschen und hauptamtliche Fachkräfte eng zusammen.<br />
Das Jugendamt nimmt das sogenannte staatliche Wächteramt wahr. Es hat auch letztlich<br />
die Gesamtverantwortung für die gesamte Jugendhilfe. Das Jugendamt hat dafür Sorge<br />
zu tragen, dass die im Kinder- und Jugendhilfegesetz vorgesehenen Angebote und<br />
Leistungen für Kinder und Jugendliche und deren Familien auch erbracht werden. Der<br />
Kinderschutzbund ist dann lediglich beauftragter Träger einzelner Maßnahmen und<br />
Angebote.
Meldungen über ein misshandeltes Kind sollten grundsätzlich der zuständigen<br />
Jugendbehörde <strong>mit</strong>geteilt werden. Sie können sich aber auch an einen Mitarbeiter <strong>des</strong><br />
Kinderschutzbun<strong>des</strong> wenden und gemeinsam die weitere Vorgehensweise beraten. Die<br />
Jugendämter führen ihre Statistiken nicht im "Geheimen". Die Zahlen werden regelmäßig<br />
auf Lan<strong>des</strong>ebene abgefragt und ausgewertet.<br />
Schöne Grüße<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong><br />
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Frank Kauert:<br />
In der nächsten Zeit wird es in unserem Land ja sicherlich einige Veränderungen in der<br />
Familienpolitik geben. Welchen Einfluss hat der Kinderschutzbund auf die Politik?<br />
Frank Kauert<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>:<br />
Hallo Herr Kauert,<br />
der Lan<strong>des</strong>verband <strong>des</strong> Kinderschutzbun<strong>des</strong> steht in engem Kontakt zu den<br />
Entscheidungsträgern auf Lan<strong>des</strong>ebene, d.h. zur Lan<strong>des</strong>regierung und zu den Fraktionen<br />
im Landtag. Am Gesetzgebungsverfahren wird der DKSB, wie auch andere maßgebliche<br />
Dachverbände, regelmäßig beteiligt.<br />
Darüber hinaus bemühen wir uns auch um eine gute Kooperation <strong>mit</strong> den anderen<br />
Trägern der freien Jugendhilfe, um die Interessen der Kinder und ihrer Familien besser<br />
und schlagkräftiger durchzusetzen. Der Kinderschutzbund wird sich künftig noch stärker<br />
öffentlich zu den einzelnen Vorhaben im Rahmen der Familienpolitik äußern.<br />
Schöne Grüße<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong><br />
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Andrea Reichhartdt:<br />
Hallo Herr <strong>Spies</strong>,<br />
was kann der Kinderschutzbund tun, da<strong>mit</strong> M-V zu einem kinderfreundlichen Land wird?<br />
Machen Sie irgendwelche Kampagnen, Schulprojekte o.ä.? Danke für Ihre Antwort.<br />
Herzliche Grüße aus Wismar.<br />
Andrea Reichhardt<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>:<br />
Hallo Frau Reichardt,<br />
es gibt sicherlich viele "Baustellen" in M-V auf dem Weg zu einem kinderfreundlichen<br />
Land. Die Möglichkeiten, sich einzumischen und <strong>mit</strong>zuwirken sind für den<br />
Kinderschutzbund dabei sehr vielfältig.<br />
Ein Schwerpunkt für den Lan<strong>des</strong>verband ist zurzeit das Projekt "Eltern stark machen in<br />
M-V". Dabei werden von uns lan<strong>des</strong>weit die unterschiedlichsten Elternkurse koordiniert<br />
und gefördert. Wir wollen <strong>mit</strong> Unterstützung <strong>des</strong> Sozialministeriums dafür sorgen, dass<br />
hier allen Eltern künftig ein flächendecken<strong>des</strong> und vielfältiges Elternkursprogramm zur<br />
Verfügung steht.<br />
Wir beteiligen uns als Jury<strong>mit</strong>glied auch an dem Lan<strong>des</strong>wettbewerb "Familienfreundliche<br />
Kommune 2009"
Der Anteil der Kinder unter 15 Jahren, die von Armut betroffen sind, ist in M-V <strong>mit</strong> am<br />
höchsten. Schwerin liegt bun<strong>des</strong>weit an zweiter Stelle. Dies ist ein zentrales Thema <strong>des</strong><br />
Kinderschutzbun<strong>des</strong>, welches uns auch in den nächsten Jahren beschäftigen wird.<br />
Schöne Grüße<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong><br />
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Isabel Arend:<br />
Herr <strong>Spies</strong>, man hört so viel von finanziellen Kürzungen im sozialen Bereich. Wie<br />
finanziert sich der Kinderschutzbund? Kann es sein, dass man auch Ihnen Gelder streicht<br />
oder ist bei Ihnen das Spendenaufkommen so ausreichend, dass Sie nicht von der Politik<br />
abhängig sind? Ich möchte Ihnen an dieser Stelle auch einmal meine Hochachtung für die<br />
Arbeit <strong>des</strong> Kinderschutzbun<strong>des</strong> aussprechen. Ich finde, Ihre Organisation ist sehr wichtig.<br />
Heutzutage ist das Thema Familie für viele wichtig, aber bis vor einigen Jahren kümmerte<br />
es nur wenige Leute, welche Rechte Kinder haben.<br />
Vielen Dank für Ihr Engagement und weiter so!<br />
Herzlichst, Ihre Isabel Arend<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong>:<br />
Liebe Frau Arend,<br />
erst einmal herzlichen Dank für Ihre unterstützenden und ermutigenden Worte. Der<br />
Kinderschutzbund finanziert sich einerseits durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und<br />
Bußgelder, andererseits aber auch immer wieder durch öffentliche Zuschüsse. Als<br />
anerkannter Träger der freien Jugendhilfe übernehmen wir - wie andere Träger auch - die<br />
Durchführung von Projekten im Auftrage der öffentlichen Jugendhilfe.<br />
Nichts ist dabei beständig - wir müssen uns regelmäßig um alle finanziellen Ressourcen<br />
kümmern und an vielen Stellen regelmäßig um finanzielle Unterstützung werben.<br />
Schöne Grüße aus Schwerin<br />
<strong>Carsten</strong> <strong>Spies</strong><br />
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Moderator:<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe <strong>Chat</strong>-Besucherinnen und -besucher,<br />
der <strong>Chat</strong> ist hier<strong>mit</strong> beendet, vielen Dank für Ihre Fragen.<br />
Ebenso vielen Dank an Herrn <strong>Spies</strong> für die Beantwortung und die Zeit, die er hierfür zur<br />
Verfügung stellen konnte.<br />
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Familienbotschaft-MV