Familiengottesdienst / "Famgodi" - Christuskirche
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Das Lamm<br />
und seine Symbolik<br />
Als Jesus von Pilatus gefragt wurde,<br />
ob er ein König sei, antwortete er: „Mein<br />
Reich ist nicht von dieser Welt“. Diese<br />
Aussage ist der Hinweis auf eine andere<br />
Dimension des Seins. Das Leiden und Sterben<br />
Jesu, sein Tod am Kreuz und seine<br />
Auferstehung erschienen seinen Jüngern als<br />
Zeugnis dafür. Als ein Verwandelter zeigte<br />
er sich ihnen und, überwältigt von diesem<br />
Erlebnis, bekannte selbst der zweifelnde<br />
Thomas anbetend: „Mein Herr und mein<br />
Gott“. Die Auferstehung Jesu ist das Fundament<br />
des christlichen Glaubens. Im Gedenken<br />
an dieses Geschehen wurde Ostern<br />
zum wichtigsten Fest der Christenheit. Wie<br />
das Licht der aufgehenden Sonne die Welt<br />
aus dem Dunkel hebt, so erhellte Ostern die<br />
Nacht des Karfreitags. Bis zur Gegenwart<br />
hat diese Ausstrahlung nichts von ihrer<br />
Wirkkraft verloren.<br />
Selbst in einer säkularisierten Welt<br />
geht von der Gestalt Jesu eine Faszination<br />
aus, die zu immer neuer Beschäftigung mit<br />
ihm veranlasst. Der Evangelist Johannes gab<br />
ihr die erhabenste Deutung. In seinem grandiosen<br />
Prolog erscheint Jesus von Anbeginn<br />
als der Abgesandte Gottes. Doch die Welt<br />
will das Göttliche nicht annehmen. Das<br />
Geheimnis, das Jesus umgibt, kann nur in<br />
Metaphern ausgedrückt werden. In diesem<br />
Prolog wird erstmals das Bild des Lammes<br />
gebraucht: „Siehe, der Sohn Gottes ist das<br />
Lamm, das der Welt Sünde trägt“. Der<br />
leidende Gottesknecht war einst schon von<br />
dem Propheten Jesaja verheißen worden.<br />
Diese Weissagung wurde auf Jesus von<br />
Nazareth bezogen und fand in ihm ihre<br />
Erfüllung.<br />
Noch lange vor dem Zeichen des<br />
Kreuzes wurde das Lamm zu einem der<br />
wichtigsten und einprägsamsten Symbole<br />
der Christenheit. In ihm fand der Glaube an<br />
den Erlöser der Welt sichtbaren Ausdruck.<br />
Das Bild ist seit jeher wirkungskräftiger<br />
als das gesprochene Wort. Schon früh<br />
wurde es in den römischen Katakomben<br />
und an Sarkophagen im Gedenken an<br />
die Auferstehung Christi als Zeichen der<br />
Überwindung des Todes angebracht. Ende<br />
des 5.Jahrhunderts erscheint es im Mausoleum<br />
der Galla Placida in Ravenna als<br />
Siegessymbol. Mit einer goldenen Aureole<br />
um das Haupt steht es im Mittelpunkt des<br />
funkelnden Sternenhimmels, umgeben von<br />
einem Früchtekranz und den Symbolen<br />
der vier Evangelisten. Diese imposante<br />
Darstellung hatte kosmische Bedeutung<br />
und wies auf Christus als den Herrn des<br />
Universums. Eindrucksvoll mkommt es auch<br />
in der bilderreichen Schrift der Offenbarung<br />
des Johannes zur Geltung. Mehr als dreißig<br />
Mal wird es dort zum Sinnbild für den<br />
endgültigen Sieg des Göttlichen im Kampf<br />
mit den Mächten der Finsternis.<br />
Das Schaf als lebendiges Geschöpf<br />
war allen Völkern der Antike vertraut.<br />
Seit Urzeiten waren Hirt und Herde ein<br />
gewohnter Anblick. Das Schaf war das<br />
erste Tier, das der Mensch zähmte und<br />
sich untertänig machte. Bereits im 10.<br />
Jahrtausend v. Chr. ist seine Verwendung<br />
als Nutztier nachgewiesen. Noch auf den<br />
Bildnissen der Sumerer sind die Menschen<br />
mit Schaffellen bekleidet. Das Schaf war<br />
zugleich das meist gebrauchte Opfertier<br />
und spielte im Kult eine maßgebliche Rolle.<br />
Seit Urzeiten versuchte der Mensch, die<br />
Gottheit durch das Opfer geschlachteter<br />
Tiere versöhnlich zu stimmen. Noch in der<br />
Opferung des Passahlammes ist davon ein<br />
Nachklang zu spüren.<br />
Der Opfergedanke wurde auch auf<br />
das Christentum übertragen. Er fand Aus-<br />
Das Symbol des Lammes<br />
druck in dem Leiden und Sterben Jesu, der<br />
sein Leben hingab zur Erlösung der Welt.<br />
Der Genuss von Brot und Wein als dem<br />
Leib und Blut Jesu wurden im Abendmahl<br />
zum Sakrament. Daher blieb auch das Bild<br />
des Lammes, das zur Schlachtbank geführt<br />
wird, zu einem überdauernden Symbol<br />
des Christentums. Wie in den Liedern Paul<br />
Gerhardts findet man es noch heute auf<br />
Glasfenstern und Paramenten.<br />
Ein Symbol ist jedoch vielschichtig.<br />
In ihm wird die Welt des Transzendenten<br />
durchscheinend. So gewinnt auch im<br />
Neuen Testament das Bild des Lammes<br />
mehrfache, symbolhafte Bedeutung. Im<br />
Gleichnis vom „Verlorenen Schaf“ wurde<br />
es zum Inbegriff der Liebe Gottes als dem<br />
treuen Hirten, der nach dem Tier, das dem<br />
Verderben preisgegeben ist, sucht, bis er es<br />
findet und auf seiner Schulter nach Hause<br />
trägt. Diese Darstellung wurde im frühen<br />
Christentum zum ersten bildhaften Ausdruck<br />
für die Grundaussage dieser Religion. Als<br />
in einer Vision der auferstandene Christus<br />
dem Petrus erschien, betraute er ihn mit der<br />
Aufgabe: „Weide meine Lämmer“.<br />
Das Symbol des Lammes wurde<br />
so zu einer Chiffre für den Einbruch des<br />
Ewigen in die Zeit. In ihm verbindet sich<br />
Diesseitiges und Jenseitiges. Es ist der<br />
bildhafte Ausdruck für den Glauben an die<br />
Auferstehung, der in diesem Zeichen die<br />
Welt überwindet.<br />
Lieselotte von Eltz<br />
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