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Neue Wertschöpfungskette Elektromobilität - PRTM

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KAPITEL III – IM FOKUS: GREEN TECH<br />

Green Tech<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Wertschöpfungskette</strong> <strong>Elektromobilität</strong><br />

Von Dr. Norbert Wittemann und Sebastian Feldmann<br />

Die <strong>Elektromobilität</strong> wird die Automobilindustrie nachhaltig verändern. Da die „neue<br />

<strong>Wertschöpfungskette</strong> <strong>Elektromobilität</strong>“ tiefgreifende Veränderungen mit sich bringt,<br />

kann kein einzelner Marktteilnehmer den neuen Standard im Alleingang definieren.<br />

Dr. Norbert Wittemann ist<br />

Direktor und Geschäftsführer der<br />

<strong>PRTM</strong> Management Consultants.<br />

Sebastian Feldmann ist<br />

Principal bei <strong>PRTM</strong> Management<br />

Consultants.<br />

188<br />

Zu Beginn des Automobilzeitalters wurde bereits mit zahlreichen Antriebsformen<br />

experimentiert. 1881 stellte Gustave Trouvé das erste offizielle<br />

Elektrofahrzeug vor – einige Jahre vor dem ersten Automobil mit<br />

Verbrennungsmotor. In der Masse setzten sich anschließend die Verbrennungsmotoren<br />

durch. Doch die Zeiten des billigen Öls sind vorbei. Zwar<br />

wird das Öl nicht schlagartig ausgehen. Doch wenn heute viele existierende<br />

Ölfelder den „Peak Oil“, den Punkt ihrer maximalen Fördermenge,<br />

erreicht oder überschritten haben und neue Ölquellen nur noch mit hohem<br />

Einsatz an Ressourcen und Chemikalien erschlossen werden können,<br />

stehen wir vor einer Bedarfslücke, die in allen Branchen alternative Energiekonzepte<br />

erfordert. Das zwingt die Branche, sich an die Anfänge des<br />

automobilen Zeitalters zu erinnern. Auf vielen Wegen hin zu einer „neuen<br />

Mobilität“ wird also erneut gewandelt. Welche Bedeutung aber hat die<br />

<strong>Elektromobilität</strong> und welche Herausforderungen für die Marktteilnehmer<br />

sind mit ihr verbunden?<br />

Die <strong>Elektromobilität</strong> stellt aufgrund der technologischen Einfachheit, Ausgereiftheit<br />

und ausreichenden Verfügbarkeit der Energiequelle Elektrizität<br />

für Autobauer und Regierungen derzeit den Königsweg dar, um den<br />

weltweiten Anforderungen gerecht zu werden, die sich aus den globalen<br />

Klimazielen, der beabsichtigten Unabhängigkeit vom Öl, neuen Mobilitätskonzepten<br />

in etablierten und aufstrebenden Märkten, emissionsfreien<br />

Städten sowie dem Aufbau nachhaltiger technologischer Konzepte<br />

und Infrastrukturen ergeben. Ist die Elektrifizierung allein sicher keine<br />

Wunderwaffe, so wird Untersuchungen zufolge schon sehr bald der Punkt<br />

erreicht, ab dem elektrische Antriebe im Automobil eine weit reichende<br />

Marktdurchdringung erzielen.<br />

<strong>PRTM</strong> hat aktuell in einer weltweiten Studie mit Teilnehmern aus allen Bereichen<br />

der elektromobilen <strong>Wertschöpfungskette</strong> die Marktentwicklung<br />

bis zum Jahr 2020 prognostiziert. Ein realistisches Szenario zeigt einen<br />

Verkaufsanteil von 10 Prozent für reine Elektrofahrzeuge (inklusive Range<br />

Extender, also Fahrzeuge, bei denen ein Elektromotor die gesamte An-<br />

CONSULTING 2011


<strong>Elektromobilität</strong> 2020 – Marktprognose<br />

in Millionen Fahrzeugen<br />

53,7<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,6<br />

0,1<br />

0,3<br />

0,3<br />

52,3<br />

2009<br />

58,1<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,2<br />

1,8<br />

1,0<br />

1,1<br />

53,8<br />

2010<br />

triebskraft bereitstellt, deren Batterien aber bei Bedarf durch einen klassischen<br />

Verbrennungsmotor aufgeladen werden) und Plug-In-Hybride<br />

(Fahrzeuge, deren Batterien über eine externe Steckdose nachgeladen<br />

werden können). 2020 wird danach der Marktanteil der Fahrzeuge, die bereits<br />

eine Form der Elektrifizierung aufweisen (zum Beispiel Start-Stopp-<br />

Systeme, Energierückgewinnung, siehe Abbildung), circa 50 Prozent<br />

betragen.<br />

Diese Marktadaption wird im Wesentlichen durch eine rapide Kostendegression<br />

bei der Batterietechnologie, aber auch durch aktuelle staatliche<br />

Kaufanreize getrieben. Somit werden sich die Total Costs of Ownership für<br />

elektrisch betriebene Fahrzeuge, also die über den Haltezeitraum anfallenden<br />

Gesamtkosten für den Nutzer, schnell denen für konventionell angetriebene<br />

Fahrzeuge annähern. Weitere technologische Fortschritte sowie<br />

zunehmende Skaleneffekte werden diese Kostenverschiebung zugunsten<br />

des Elektrofahrzeugs auch nach Ende der staatlichen Subventionierung<br />

fortsetzen.<br />

Veränderung der <strong>Wertschöpfungskette</strong>: Umsatzerosion als reale Bedrohung<br />

Die Konsequenzen für die traditionelle Gesamtwertschöpfungskette im<br />

Automobilbau sind signifikant, und ein weltweites Wettrennen um die<br />

besten Positionen hat begonnen. Mit der Umstellung auf elektrische Antriebsformen<br />

entsteht eine neue, im Jahr 2020 global etwa 250 Milliarden<br />

Euro umfassende <strong>Wertschöpfungskette</strong>, die die heutigen Umsatzstruktu-<br />

CONSULTING 2011<br />

62,8<br />

0,2<br />

0,3<br />

0,1<br />

3,2<br />

1,8<br />

2,1<br />

55,1<br />

2011<br />

67,7<br />

0,3<br />

0,5<br />

0,2<br />

4,5<br />

2,7<br />

3,5<br />

56,1<br />

2012<br />

72,4<br />

0,4<br />

0,6<br />

0,3<br />

5,8<br />

3,6<br />

5,1<br />

56,6<br />

2013<br />

76,8<br />

0,6<br />

0,8<br />

0,4<br />

6,8<br />

4,6<br />

7,0<br />

56,5<br />

2014<br />

80,4<br />

0,8<br />

1,1<br />

0,6<br />

7,6<br />

5,5<br />

9,0<br />

55,7<br />

2015<br />

83,1<br />

1,1<br />

1,4<br />

0,9<br />

8,2<br />

6,4<br />

11,1<br />

54,0<br />

2016<br />

84,8<br />

1,5<br />

1,8<br />

1,2<br />

8,6<br />

7,2<br />

13,1<br />

51,5<br />

2017<br />

85,2<br />

1,9<br />

2,1<br />

1,6<br />

8,8<br />

7,9<br />

14,9<br />

48,0<br />

2018<br />

86,7<br />

2,5<br />

2,5<br />

2,2<br />

8,9<br />

8,5<br />

16,5<br />

45,7<br />

2019<br />

88,4<br />

3,1<br />

2,9<br />

2,9<br />

8,9<br />

8,9<br />

17,8<br />

44,0<br />

2020<br />

EV<br />

PHEV<br />

EREV<br />

Vollhybrid<br />

Mild Hybrid<br />

Micro Hybrid<br />

Reine<br />

verbrennungskraftbetriebene<br />

Fahrzeuge<br />

(Benziner und<br />

Diesel)<br />

KAPITEL III – IM FOKUS: GREEN TECH<br />

EV: reine Elektrofahrzeuge<br />

PHEV: Plug-In-Hybride, Fahrzeuge deren<br />

Batterie über eine externe Steckdose<br />

nachgeladen werden kann<br />

EREV: Extended Range Electro Vehicle,<br />

Fahrzeuge mit erhöhter Reichweite,<br />

ein Verbrennungsmotor<br />

dient als Generator<br />

� Vollhybride: Fahrzeuge mit zwei<br />

Antrieben, wobei bei Bedarf alle<br />

Antriebskraft durch die Batterie<br />

geleistet werden kann<br />

� Mild Hybrid: Fahrzeuge, bei denen der<br />

Elektromotor den Verbrennungsmotor<br />

bei Bedarf unterstützt, aber nicht allein<br />

den Vortrieb übernehmen kann<br />

� Micro Hybrid: sog. Start-Stopp-<br />

Systeme, bei denen Starter und Generator<br />

durch eine elektrische Maschine<br />

ersetzt werden, die den Verbrennungsmotor<br />

abschaltet, sobald das Fahrzeug<br />

hält, und automatisch wieder startet,<br />

wenn der Fahrer die Kupplung betätigt<br />

Quelle: <strong>PRTM</strong> Management Consultants<br />

Der Marktanteil der<br />

Elektrofahrzeuge wird stetig<br />

zunehmen<br />

189


KAPITEL III – IM FOKUS: GREEN TECH<br />

Transformation der automobilen <strong>Wertschöpfungskette</strong><br />

190<br />

Elektrische Antriebe<br />

Fossile Kraftstoffe<br />

(in 1.000 US-Dollar über den<br />

gesamten Produktlebenszyklus,<br />

bis 2020)<br />

Elektrofahrzeuge führen<br />

zu Verschiebungen in der<br />

Wertschöpfung<br />

Enegieerzeugung<br />

und -verteilung<br />

–14<br />

+4<br />

Tankstellen/<br />

Stromnetz<br />

–2<br />

+1<br />

Komponenten<br />

+11<br />

–2<br />

� Batterie<br />

� Antriebselektronik<br />

� Motoren<br />

Elektrofahrzeuge<br />

� Mechatronische<br />

Komponenten<br />

� <strong>Neue</strong> Elektrik/<br />

Elektronikarchitekturen<br />

Produktveränderung<br />

„Mechatronik“ � „Elektronik“<br />

Quelle: <strong>PRTM</strong> Management Consultants<br />

ren deutlich und nachhaltig verändert (siehe Abbildung oben) – mit vielen<br />

im Automobilumfeld bisher unbekannten oder unbeteiligten Unternehmen<br />

weltweit. Diese Transformation bietet große Chancen für einige Unternehmen,<br />

ist aber für alle mit enormen Herausforderungen verbunden.<br />

Unternehmen, die proaktiv neue Geschäftsmodelle und Marktstrategien<br />

identifizieren und besetzen und ihre operativen Abläufe, die Operations,<br />

global verbinden und steuern, haben nun die Möglichkeit, in einem völlig<br />

neuen Industriesektor führend zu sein. Elektrofahrzeuge werden zu einer<br />

massiven Verschiebung von Umsätzen aus der Energiegewinnung („upstream“)<br />

hin zu allen nachgelagerten Wertschöpfungsstufen wie zum Beispiel<br />

Fahrzeugkomponenten („downstream“) führen. Damit verbunden<br />

sind zahlreiche neue Möglichkeiten für Branchen wie Energieversorger,<br />

Smart-Grid-Unternehmen (Ladeinfrastruktur), Batteriehersteller, OEMs,<br />

Zulieferer und Technologiedienstleister.<br />

Die meisten Elektrofahrzeuge, die heute und in naher Zukunft am Markt<br />

erhältlich sind, sind elektrifizierte Abwandlungen eines auf Verbrennungsmotoren<br />

ausgerichteten Konzepts. Diese Herangehensweise wird<br />

sich über die nächsten Jahre deutlich verändern: <strong>Neue</strong> Fahrzeugkonzepte<br />

werden eine komplett neue Architektur um den elektrischen Antriebssatz<br />

herum aufweisen, der die gesamte OEM- und Zulieferindustrie von der Karosserie<br />

bis zum Antrieb betrifft. Besteht ein aktueller Standard-Verbrennungsmotor<br />

heute durchschnittlich aus 1.400 Bauteilen, kommt ein Elektroantrieb<br />

nur auf etwas mehr als 200 Bauteile – und beinhaltet dabei<br />

noch zusätzliche Potentiale für eine weitere Komplexitätsreduktion.<br />

Rechnet man diese Verschiebung der Technologieparameter beispielhaft<br />

auf einen führenden deutschen Lieferanten im Bereich Chassis und Antriebsstrang<br />

hoch, so kann die Umsatzerosion einzig bedingt durch die<br />

entstehende Redundanz bei heute noch für Verbrennungsmotoren erfor-<br />

n/a<br />

Services/<br />

After Sales<br />

–1<br />

+3<br />

CONSULTING 2011


Operative Innovation<br />

Unternehmensstrategie<br />

Wo und warum<br />

werden wir gewinnen?<br />

derlichen Bauteilen bis zu 20 Prozent des aktuellen Umsatzes betragen.<br />

Auch hier gilt, dass dieser Markt nicht abrupt wegbrechen wird. Doch das<br />

Zeitfenster für erforderliche Strategien und operative Anpassungsmaßnahmen<br />

ist bereits geöffnet. Gewinner des Systemwechsels werden vor<br />

allem jene Zulieferer, die die Autohersteller mit Batterien, Elektromotoren,<br />

Kabelsätzen und der notwendigen Steuerelektronik beliefern. Der Wertschöpfungsanteil<br />

dieser Komponenten steigt und wird schätzungsweise<br />

ein Volumen von 40 bis 50 Milliarden Euro bis 2020 erreichen.<br />

Hier herrscht zurzeit Goldgräberstimmung. Vielen Unternehmen fehlt allerdings<br />

gerade in Zeiten des schnellen Wandels und des Kampfes um<br />

neue Märkte ein Rezept für die Integration der Produktinnovation in eine<br />

skalierbare Unternehmensinfrastruktur – die Operations-Strategie. Hier<br />

besteht ein hoher Bedarf an Beratungsdienstleistungen, um das Bindeglied<br />

zwischen Strategie und operativem Betrieb als notwendige Wachstumsplattform<br />

zu etablieren (vgl. Abbildung oben). Die Operations-Strategie<br />

hilft dabei, wesentliche Stärken des Unternehmens zu identifizieren<br />

und sich nicht in nebensächlichen Themen zu verlieren.<br />

Wettrennen um Technologieführerschaft: Schlüsselfaktor Batterie<br />

Die Batterie wird aus wirtschaftlicher Sicht über die Zukunft des Elektroautos<br />

entscheiden. Die erwähnten Vorteile bei der Anzahl an Bauteilen<br />

werden durch Größe und Gewicht der Batterien zurzeit mehr als aufgezehrt.<br />

Der Schwerpunkt aller Verbesserungsansätze liegt somit in der Optimierung<br />

der Batteriekosten und -wirkungsgrade. Zurzeit werden für<br />

eine Kilowattstunde Batterieleistung im Mittel fast 500 Euro veranschlagt,<br />

wobei davon allein rund zwei Drittel der Gesamtkosten auf die<br />

Batteriezellen entfallen.<br />

Um mit Verbrennungsmotoren konkurrieren zu können, müssen und werden<br />

sich die Batteriekosten in den nächsten zehn Jahren um 50 Prozent reduzieren.<br />

Die Kostenreduktion stammt dabei nicht aus radikalen Technologiesprüngen,<br />

sondern im Wesentlichen aus dem kontinuierlichen<br />

Marktwachstum und daraus folgenden Fertigungs- und Supply-Chain-<br />

Volumina, bei gleichzeitiger Optimierung der Energiedichte der Batterie.<br />

CONSULTING 2011<br />

Operations-<br />

Strategie<br />

Wie werden wir<br />

nachhaltig gewinnen?<br />

Operativer<br />

Betrieb<br />

Umsetzung,<br />

um zu gewinnen<br />

Quelle: <strong>PRTM</strong> Management Consultants<br />

KAPITEL III – IM FOKUS: GREEN TECH<br />

Goldgräberstimmung herrscht<br />

bei den Zulieferern von<br />

Batterien, Elektromotoren und<br />

Steuerelektronik<br />

191


KAPITEL III – IM FOKUS: GREEN TECH<br />

<strong>Elektromobilität</strong> im Spannungsfeld<br />

192<br />

Vier zentrale Hebel<br />

für langfristigen<br />

Unternehmenserfolg<br />

Nachfrage Angebot<br />

� Anschaffungskosten der Fahrzeuge/<br />

Total Costs of Ownership<br />

� neue Nutzungsformen, Finanzierung<br />

� staatliche Förderung/Subventionen<br />

� Kundenakzeptanz<br />

� Fahrzeugreichweite<br />

� Ladedauer<br />

� Fahrzeugausstattung, Nutzbarkeit<br />

� Bereitstellung des geeigneten Umfeldes<br />

� technische Integration von Fahrzeugen<br />

und Ladeinfrastruktur<br />

� rentable Geschäftsmodelle<br />

� politische Rahmenbedingungen<br />

� Batterietechnologie & Kosten<br />

� Kostendegression<br />

� Technische Leistungsfähigkeit<br />

� Nachnutzung<br />

� Infrastrukturinvestitionen in<br />

Milliardenhöhe<br />

� Investoren<br />

� lange Amortisierungszeiträume<br />

� Hohes Risiko/Barriere: derzeit nur<br />

Teillösungen vorhanden oder keine Lösung<br />

in Sicht<br />

� Mittleres Risiko: Teillösungen vorhanden<br />

� Niedriges Risko: konkretes Vorgehen<br />

vereinbart<br />

Quelle: <strong>PRTM</strong> Management Consultants<br />

Die vier zentralen Hebel bilden dabei klassische Optimierungsansätze ab,<br />

die für Unternehmen bereits heute langfristigen Erfolg sichern:<br />

� Produktionsoptimierung: Kostenreduktion durch Skaleneffekte und<br />

Automatisierung, stabile Prozesse in der Massenproduktion sowie ausreichende<br />

Marktvolumina, um lokale Fertigung in der Nähe des OEM zu<br />

rechtfertigen<br />

� Design-Standardisierung: Kostenreduktion durch signifikante Standardisierung<br />

auf Ebene der einzelnen Batteriezellen, da die Individualisierung<br />

der elektrischen Antriebseinheit für jeweilige OEMs auf der Ebene des gesamten<br />

Batterie-Packs (Steuerungselektronik usw.) stattfinden wird<br />

� Beschaffungsoptimierung: Kostenreduktion durch deutlich steigende<br />

Einkaufsvolumina, sowie geringere Supply-Chain-Kosten durch lokale<br />

Produktionsstätten<br />

� Materialoptimierung: Kostenreduktion durch Erhöhung des Wirkungsgrads<br />

bzw. der Energiedichte, insbesondere in der Lithium-<br />

Ionen-Technologie, von circa 5 bis 10 Prozent über die nächsten fünf<br />

Jahre – direkt zu übersetzen in geringere Kosten je Kilowattstunde<br />

Auch die Frage der Gesamtkostenbilanz über den Fahrzeuglebenszyklus<br />

hinweg hängt entscheidend von der Batterie und ihrer Lebensdauer ab.<br />

Aktuelle Restwertprognosen sehen Elektrofahrzeuge nach einer durchschnittlichen<br />

Lebensdauer von acht bis zehn Jahren als wirtschaftlichen<br />

Totalschaden an (Reparaturkosten größer als Zeitwert des Fahrzeugs), da<br />

CONSULTING 2011


islang realistische Konzepte für einen Austausch des Hauptkostenpunkts<br />

Batterie im Fahrzeug fehlen.<br />

<strong>Neue</strong> Geschäftsmodelle zur Variabilisierung der Batteriekosten, zum<br />

Beispiel „Pay-per-Drive“, sind gefordert, die die notwendige Kostenannäherung<br />

an Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sicherstellen. Auch<br />

umfangreiche Herstellergarantien auf die Batterie, wie zum Beispiel<br />

aktuell von General Motors und Nissan diskutiert, sind für eine schnelle<br />

Marktakzeptanz des Elektrofahrzeugs hilfreich, um das Gefühl der<br />

Unsicherheit beim Verbraucher zu minimieren. Batteriehersteller argumentieren<br />

zudem mit der Zweitverwendung von Batterien in anderen<br />

Applikationen. So könnten sie nach ihrer Verwendung im Automobil<br />

als stationäre Stromspeichermedien dienen. Analog zu den beschriebenen<br />

Verbesserungsansätzen zur Kostensenkung und Produktoptimierung<br />

im Batteriesektor werden auch in weiteren Bereichen der<br />

„<strong>Neue</strong>n <strong>Wertschöpfungskette</strong> <strong>Elektromobilität</strong>“, insbesondere in den<br />

Bereichen Heizung, Lüftung, Klimatechnik, Elektrik/Elektronik, Batteriesteuereinheit<br />

und Motor/Kraftübertragung zentrale Operationsthemen<br />

adressiert, um das Gesamtkonzept Elektrofahrzeug dauerhaft<br />

tragfähig zu gestalten.<br />

Strategien für ein neues elektromobiles Umfeld<br />

Der erfolgreiche und schnelle Aufbau eines adäquaten elektromobilen<br />

Umfelds bestimmt schlussendlich darüber, ob die Ära der Elektrofahrzeuge<br />

wie prognostiziert anbrechen kann. Die Automobilindustrie sieht sich<br />

zu Beginn des Zeitalters der <strong>Elektromobilität</strong> im Spannungsfeld zwischen<br />

unklarer Nachfragesituation (Fahrzeugkosten und Kundenakzeptanz)<br />

und extrem schwieriger Angebotslage (Batteriekosten und -leistung,<br />

Infrastrukturerfordernisse). Diese Einflussgrößen gipfeln in der Frage,<br />

wie die zukünftige Integration von Stromnetzen und Elektrofahrzeugen<br />

aussieht, und welches Geschäftsmodell langfristig Profitabilität verheißt<br />

(siehe Abbildung auf Seite 192).<br />

Die Ladeinfrastruktur allein wird Kosten in Höhe von mehreren Milliarden<br />

Euro nur in Europa verursachen, und bislang ist noch nicht geklärt, wie<br />

diese Infrastruktur aufgebaut oder finanziert werden soll – von Energieversorgern,<br />

lokalen, regionalen, nationalen oder internationalen Regierungen<br />

oder der Privatwirtschaft? Worin liegt in dieser Findungsphase der<br />

Schlüssel für Unternehmen, sich langfristig eine Rolle in der neuen <strong>Wertschöpfungskette</strong><br />

<strong>Elektromobilität</strong> zu sichern?<br />

Folgende Bereiche einer nachhaltigen Zukunftsstrategie werden eine zentrale<br />

Rolle spielen:<br />

CONSULTING 2011<br />

KAPITEL III – IM FOKUS: GREEN TECH<br />

Zur „<strong>Wertschöpfungskette</strong><br />

<strong>Elektromobilität</strong>“ werden viele<br />

neue Teilnehmer gehören<br />

193


KAPITEL III – IM FOKUS: GREEN TECH<br />

194<br />

Durch Kooperationen<br />

zur Rentabilität<br />

� Balancierte Portfolio- und Ressourcenstrategie: Es existiert keine einzelne<br />

„Gewinnertechnologie“, daher ist die fortgesetzte Optimierung<br />

herkömmlicher Technologien auch bei sinkendem Grenznutzen weiterhin<br />

notwendig. Parallel dazu werden sich Investitionen in neue Technologien<br />

aber erst mittelfristig auszahlen, so dass Organisationen einer<br />

großen Beanspruchung standhalten müssen.<br />

� Partnerschaften und Allianzen: Die Bündelung von Kräften ist unerlässlich,<br />

um an zentralen neuen Technologien zu partizipieren und Risiken<br />

zu minimieren.<br />

� Besinnung auf Kernkompetenzen: Parallel zur gezielten Kooperation<br />

sind Auswahl und Fokussierung auf wenige Kernkompetenzen und eine<br />

darauf abgestimmte leistungsfähige <strong>Wertschöpfungskette</strong> von<br />

zentraler Bedeutung, um das zentrale Standbein der Zukunft zu etablieren<br />

und die Ressourcenbeanspruchung zu kontrollieren.<br />

� Beschleunigte Produktentwicklung: Branchen mit traditionell hohem<br />

Innovationstempo (zum Beispiel Halbleiterindustrie) demonstrieren,<br />

wie Unternehmen durch reduzierte Innovations- und Entwicklungszyklen<br />

und den Einsatz vorhandener Technologien auch in alternativen<br />

Anwendungsbereichen dauerhaft Spitzenreiter sein können.<br />

� Kontinuierliche Reduktion der Fertigungskosten: Die Flexibilisierung<br />

von Liefer- und Produktionsstrukturen, insbesondere in der Wachstumsphase,<br />

unter Beibehaltung aggressiver Kostenziele ist elementarer<br />

Bestandteil des Erfolgs in „neuen“ Industrien.<br />

� Kunden- und Wettbewerbsantizipation: Unternehmen müssen ihre<br />

Anstrengungen, Kunden- und Wettbewerbstrends frühzeitig zu erkennen<br />

und schnell darauf zu reagieren, weiterhin konsequent verstärken.<br />

� Plattformoptimierung: Die Ausrichtung von Produktplattformen auf<br />

die flexible Anwendung in alten und neuen Technologien ist essentiell,<br />

um Skaleneffekte zu realisieren.<br />

Hier ist die Kompetenz von Firmen und Beratungsunternehmen gefordert.<br />

Da die „<strong>Neue</strong> <strong>Wertschöpfungskette</strong> <strong>Elektromobilität</strong>“ tiefgreifende<br />

Veränderungen mit sich bringt, kann kein einzelner Marktteilnehmer<br />

den neuen Standard im Alleingang definieren. Gemeinsames Arbeiten<br />

und das Vermeiden fragmentierten Lernens ist der einzige Weg,<br />

die notwendige kritische Masse zu erreichen. Gegenwärtig haben viele<br />

Kooperationen erst den Stand von „Technologiewetten“ oder purem<br />

CONSULTING 2011


„Risiko-Hedging“ erreicht – Wetten allerdings, die sich für manche<br />

schon bald auszahlen könnten.<br />

Die durchgehende Mobilitätslösung der Zukunft verlangt nach der intelligenten,<br />

industrieübergreifenden Vernetzung mehrerer Wertschöpfungsstufen.<br />

Eine zielführende Vorgehensweise bedarf der profunden<br />

Kenntnis energiewirtschaftlicher Zusammenhänge gepaart mit umfangreichem<br />

Know-how der automobilen <strong>Wertschöpfungskette</strong> sowie<br />

der Elektronikindustrie. Nur deren Kombination erlaubt es, zu einem<br />

völlig neuen Verständnis von Geschäftsmodellen zu gelangen, die in<br />

den nächsten 5 bis 15 Jahren in der „<strong>Neue</strong>n <strong>Wertschöpfungskette</strong> <strong>Elektromobilität</strong>“<br />

lukrativ werden. �<br />

CONSULTING 2011<br />

KAPITEL III – IM FOKUS: GREEN TECH<br />

195

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