Stetigkeit und Differenzierbarkeit - psiquadrat
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Bergische Universität Wuppertal<br />
Fachbereich C – Mathematik<br />
Wintersemester 2009/2010<br />
Didaktik der Analysis<br />
Herr Passon<br />
<strong>Stetigkeit</strong><br />
<strong>und</strong><br />
<strong>Differenzierbarkeit</strong><br />
Andrea Paffrath<br />
540836<br />
9. Semester<br />
andreapaffrath@web.de 03.02.2010
Inhaltsverzeichnis:<br />
1. <strong>Stetigkeit</strong><br />
1.1 <strong>Stetigkeit</strong> über Grenzwerte<br />
1.2 <strong>Stetigkeit</strong> an einer Stelle<br />
1.3 <strong>Stetigkeit</strong> einer Funktion / auf einem Intervall<br />
1.4 Bestimmte <strong>Stetigkeit</strong>ssätze<br />
1.4.1 Verknüpfungssatz<br />
1.4.2 Extremwertsatz<br />
1.4.3 Zwischenwertsatz<br />
1.4.4 Nullstellensatz<br />
1.5 <strong>Stetigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Differenzierbarkeit</strong><br />
2. <strong>Stetigkeit</strong> in der Schule<br />
3. Vergleich der Einführung der <strong>Differenzierbarkeit</strong><br />
(Tangentensteigung/<strong>Stetigkeit</strong>)<br />
4. Fazit
1. <strong>Stetigkeit</strong><br />
1.1 <strong>Stetigkeit</strong> über Grenzwerte<br />
Möchte man die <strong>Stetigkeit</strong> mit Hilfe des Grenzwertes einführen, so ist<br />
zunächst der Grenzwert zu definieren. Wir definieren den Grenzwert einer<br />
Funktion wie folgt:<br />
1) f sei in einer Umgebung der Stelle x0, evtl. mit Ausnahme von x0<br />
selbst, definiert. Wenn für jede Folge von x-Werten xk mit dem<br />
Grenzwert x0 (wobei xk є Df <strong>und</strong> xk ≠ x0) die Folge der Funktionswerte<br />
f(xk) den Grenzwert G hat, dann heißt G Grenzwert von f an der<br />
Stelle x0.<br />
Man schreibt dafür auch kurz: lim(x→x0) f(x) = G oder formuliert dies<br />
als: f konvergiert für x→x0 gegen G.<br />
2) Die Funktion f besitzt an der Stelle x0 den Grenzwert G, wenn es zu<br />
jeder ε-Umgebung Uε von G eine δ-Umgebung Uδ von x0 gibt, so<br />
dass für alle x є Uδ∩Df <strong>und</strong> x ≠ x0 folgt f(x) є Uε.<br />
Damit die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen nun einen Bezug zur <strong>Stetigkeit</strong><br />
entwickeln können, werden in den Schulbüchern meist einführende<br />
Beispiele genannt.<br />
Es stellt sich die Frage, ob es berechtigt ist, den Graph einer Funktion<br />
dadurch zu ermitteln, dass man eine Reihe von Funktionswerten<br />
berechnet <strong>und</strong> die zugehörigen Punkte durch einen Kurvenzug verbindet.<br />
Es geht um die Frage, ob man davon ausgehen kann, dass die einzelnen<br />
Punkte eines Funktionsgraphen stets so eng „zusammenhängen“, dass<br />
man die Kurve in einem Zug – also ohne Absetzten des Zeichenstiftes –<br />
zeichnen darf. Ist dies der Fall, handelt es sich um eine stetige Kurve.<br />
Folgende Beispiele wären einführende Beispiele für die Erarbeitung des<br />
<strong>Stetigkeit</strong>sbegriffs:
1)<br />
Ein Stein fällt im freien Fall ohne Berücksichtigung des Luftwiderstandes<br />
aus der Anfangshöhe von 20m herunter. Nach einer Sek<strong>und</strong>e hat er noch<br />
die Höhe h1 von 15m.<br />
2)<br />
Ein Brief nach Schweden bis zu 20g kostet 0,70DM. Wenn man 20g nur<br />
geringfügig überschreitet, beträgt das Porto sofort 1,20DM<br />
Betrachtet man diese Beispiele, so kann man anhand des ersten Beispiels<br />
eine stetige <strong>und</strong> mit Hilfe des zweiten Beispiels eine unstetige Funktion<br />
beschreiben.<br />
Anders als beim Beispiel 1) zeigt das Beispiel 2) eine unstetige Funktion.<br />
Hier ist der linksseitige Grenzwert anders als der rechtsseitige.<br />
Wir formulieren eine Definition zur <strong>Stetigkeit</strong>:<br />
Es sei f eine Funktion <strong>und</strong> x0 eine Stelle ihrer Definitionsmenge Df. Die<br />
Funktion heißt stetig an der Stelle x0, wenn die folgenden beiden<br />
Bedingungen erfüllt sind:
- Der Grenzwert von f an der Stelle x0 existiert.<br />
- Der Grenzwert von f bei x0 stimmt mit dem Funktionswert f(x0) überein.<br />
Dies kann man kurz auch als „f heißt stetig bei x0, wenn lim(x→x0)<br />
f(x)=f(x0) gilt“ beschreiben.<br />
Möchte man nun wieder die Verbindung zu den Grenzwertsätzen<br />
herstellen, so kann man folgende Definition einbringen:<br />
Eine Funktion heißt an einer Stelle x0 є Df stetig, wenn es zu jeder ε-<br />
Umgebung von f(x0) eine δ-Umgebung von x0 gibt, in der die<br />
Funktionswerte aller der ε-Umgebung von f(x0) angehören.<br />
Anschaulich sähe das dann an den vorher verwendeten Beispielen wie<br />
folgt aus:<br />
1.2 <strong>Stetigkeit</strong> an einer Stelle x0<br />
Dementsprechend kann man die <strong>Stetigkeit</strong> an der Stelle x0 wie folgt<br />
definieren:<br />
Es sei f eine Funktion <strong>und</strong> x0 eine Stelle ihrer Definitionsmenge Df. Die<br />
Funktion heißt stetig an der Stelle x0, wenn die beiden Bedingungen erfüllt<br />
sind:<br />
- Der Grenzwert von f an der Stelle x0 existiert.<br />
- Der Grenzwert von f bei x0 stimmt mit dem Funktionswert f(x0) überein.<br />
Bzw. kann man dafür auch kurz schreiben: f heißt stetig bei x0, wenn<br />
lim(x→x0) f(x)=f(x0) gilt.
1.3 <strong>Stetigkeit</strong> einer Funktion / auf einem Intervall<br />
Bisher haben wir die <strong>Stetigkeit</strong> in einem Punkt beschrieben. Nun möchten<br />
wir die <strong>Stetigkeit</strong> einer Funktion bzw. die <strong>Stetigkeit</strong> auf einem Intervall<br />
definieren. Dazu führen wir den links- <strong>und</strong> rechtsseitigen <strong>Stetigkeit</strong>sbegriff<br />
ein.<br />
Eine Funktion f heißt<br />
- linksseitig stetig an der Stelle x0єDf ↔ l-lim(x→x0) f(x)=f(x0)<br />
- rechtsseitig stetig an der Stelle x0єDf ↔ r-lim(x→x0) f(x)=f(x0).<br />
Somit ist eine Funktion f genau dann stetig an einer Stelle x0, wenn sie an<br />
dieser Stelle links- <strong>und</strong> rechtsseitig stetig ist <strong>und</strong> wenn l-lim(x→x0) f(x)= rlim(x→x0)<br />
f(x) ist.<br />
Anschließend können wir die <strong>Stetigkeit</strong> auf einem Intervall definieren: Eine<br />
Funktion f heißt „stetig über einem abgeschlossenen Intervall [a,b]“ ↔<br />
wenn sie an der Stelle a rechtsseitig stetig, an der Stelle b linksseitig stetig<br />
<strong>und</strong> über ]a,b[ stetig ist.<br />
Möchte man die <strong>Stetigkeit</strong> auf einem Intervall noch konkretisieren, so ist<br />
eine Funktion f(x)=x im offenen Intervall ]a,b[ von Df stetig, wenn sie an<br />
allen Stellen xє]a,b[ stetig ist bzw. im abgeschlossenen Intervall [a,b] von<br />
Df stetig, wenn sie in ]a,b[ stetig <strong>und</strong> in den Randpunkten a <strong>und</strong> b einseitig<br />
stetig ist.<br />
1.4 Bestimmte <strong>Stetigkeit</strong>ssätze<br />
Die nachfolgenden Sätze über stetige Funktionen werden im Unterricht<br />
meist nicht bewiesen. In Schulbüchern werden die entsprechenden<br />
Beweise meist nur in Anhängen behandelt.<br />
1.4.1 Verknüpfungssatz<br />
Man möchte die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen dennoch motivieren. Zum<br />
Beispiel mit den einleitenden Worten: „Wenn man mit einer Funktion<br />
arbeitet, ist es meist wichtig, zu wissen, ob sie stetig ist. Es wäre nun recht<br />
mühsam, müsste man in jedem Einzelfall die <strong>Stetigkeit</strong> durch Anwendung
der <strong>Stetigkeit</strong>sdefinition beweisen. Eine große Erleichterung bietet der<br />
Verknüpfungssatz:“ 1 aus Mathematik Analysis.<br />
Sind zwei Funktionen f <strong>und</strong> g in demselben Intervall J stetig, so gilt dies<br />
auch für ihre Summe, ihre Differenz <strong>und</strong> ihr Produkt. Ebenso ist der<br />
Quotient eine stetige Funktion in J, falls g(x)≠0.<br />
1.4.2 Extremwertsatz<br />
Der Extremwertsatz wird in Mathematik Analysis wie folgt motiviert:<br />
„Für Funktionen, die in einem Intervall stetig sind, gelten einige wichtige<br />
Sätze, von denen später häufig gebrauch gemacht wird.“ 2<br />
Eine in einem abgeschlossenen Intervall stetige Funktion f ist in J<br />
beschränkt <strong>und</strong> hat hier einen größten <strong>und</strong> einen kleinsten Funktionswert.<br />
1.4.3 Zwischenwertsatz<br />
Ist f eine in J=[x1,x2] stetige Funktion mit f(x1)=y1, f(x2)=y2, so gibt es zu<br />
jedem Wert a zwischen y1 <strong>und</strong> y2 mindestens einen Wert xєJ mit f(x)=a.<br />
Der Zwischenwertsatz wird mit Beispielen aufgearbeitet:<br />
1) Bespiel mit einer stetigen Funktion<br />
Quelle: Lambacher-Schweizer<br />
1 Mathematik Analysis S.55<br />
2 Mathematik Analysis S.56
2) Beispiel mit einer unstetigen Funktion<br />
Quelle: Lambacher-Schweizer<br />
1.4.4 Nullstellensatz<br />
Der Nullstellensatz wird beispielsweise wie folgt erarbeitet:<br />
Quelle: Lambacher-Schweizer<br />
Ist f eine in J=[x1,x2] stetige Funktion, deren Funktionswerte an den<br />
Randpunkten x1 <strong>und</strong> x2 verschiedene Vorzeichen haben, so gibt es<br />
mindestens einen Wert x′єJ mit f(x′)=0.<br />
Ein weiteres Beispiel für den Nullstellensatz ist das folgende:
Quelle: Lambacher-Schweizer<br />
Der Schnittpunkt zweier Funktionen soll ermittelt werden. Durch<br />
Umformungen sucht man die Nullstelle der neu entstandenen Funktion.<br />
Man ermittelt ein Intervall, in dem der Schnittpunkt liegen könnte.<br />
Näherungsweise wird hier der Schnittpunkt mithilfe einer<br />
Tabellenkalkulation bestimmt.<br />
1.5 <strong>Stetigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Differenzierbarkeit</strong><br />
Ist die <strong>Stetigkeit</strong> definiert, so kann man den Zusammenhang zur<br />
<strong>Differenzierbarkeit</strong> herstellen.<br />
Eine Funktion f ist an einer Stelle x0 bzw. auf einem Intervall stetig, wenn<br />
sie dort differenzierbar ist.<br />
Wenn eine Funktion f an einer Stelle x0 differenzierbar ist, dann gilt:<br />
f(x)-f(x0)<br />
x-x0<br />
→ f’(x0) für x→x0 bzw. lim (x→x0) f(x) = f’(x0).<br />
Die folgenden Darstellungen sollen den Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen diesen<br />
Zusammenhang bildlich besser verständlich machen.
Ist eine Funktion f differenzierbar, so ist sie auch stetig:<br />
Ist eine Funktion f nicht stetig, so ist sie auch nicht differenzierbar:<br />
Ist eine Funktion f nicht differenzierbar, kann sie aber dennoch stetig sein:
2. <strong>Stetigkeit</strong> in der Schule<br />
Die <strong>Stetigkeit</strong> wird heutzutage nicht mehr in den Schulalltag mit<br />
aufgenommen. Die aktuellen Schulbücher bearbeiten das Thema der<br />
<strong>Stetigkeit</strong> nur noch im minimalen Umfang. Meist nimmt sie nicht mehr als<br />
eine Schulbuchseite in Anspruch. In älteren Schulbüchern findet man<br />
demgegenüber weit aus mehr Material zu diesem Thema.<br />
Betrachten wir nun die Kernlehrpläne der Oberstufe, so kann man<br />
folgendes festhalten:<br />
Kernlehrplan (G8) – Jahrgangsstufe 11<br />
Die gymnasiale Oberstufe beginnt in der Klasse 11 <strong>und</strong> behandelt dort die<br />
Themen Koordinatengeometrie, beschreibende Statistik <strong>und</strong> die<br />
Differentialrechnung ganzrationaler Funktionen.<br />
In Bezug auf das Themengebiet der Differentialrechnung ganzrationaler<br />
Funktionen sind folgende Inhalte verpflichtend:<br />
1. Mittlere Änderungsrate, durchschnittliche Steigung, Sekante,<br />
Differenzenquotient<br />
2. Momentane Änderungsrate, lokale Steigung, Tangente,<br />
Grenzprozess des Differenzenquotienten<br />
3. Ableitung <strong>und</strong> Ableitungsfunktion, Tangentengleichung<br />
4. Ableitungsregeln für ganzrationale Funktionen<br />
5. Untersuchung ganzrationaler Funktionen bzgl. Nullstellen,<br />
Symmetrie, Steigungsverhalten/Hoch- <strong>und</strong> Tiefpunkte,<br />
Krümmungsverhalten/Wendepunkte 3<br />
„In der Differentialrechnung tritt bei der Erarbeitung von<br />
Gesetzmäßigkeiten die zentrale Idee des funktionalen Zusammenhangs in<br />
den Vordergr<strong>und</strong>. Im Umgang mit Funktionen werden darüber hinaus<br />
Verfahren entwickelt <strong>und</strong> angewandt, die, z.B. in Näherungsverfahren zur<br />
3 Vgl. Kernlehrplan S.15
Nullstellenbestimmung, die Idee des Algorithmus widerspiegeln.<br />
Näherungsprozesse lassen sich auf die Idee der Zahl hin reflektieren.“ 4<br />
Kernlehrplan (G8) – Jahrgangsstufe 12/13<br />
Die Jahrgangsstufen 12 <strong>und</strong> 13 beinhalten folgende Themengebiete:<br />
Analysis, Lineare Algebra/Geometrie, Stochastik.<br />
Im Themengebiet der Analysis soll, an die schon bereits entstandenen<br />
zentralen Ideen wieder aufgenommen werden, weiter entfaltet, vertieft <strong>und</strong><br />
miteinander verknüpft werden. „Unmittelbar deutlich wird das bei der Idee<br />
des funktionalen Zusammenhangs, wenn systematisch Begriffe <strong>und</strong><br />
Verfahren zur Beschreibung von Funktionen <strong>und</strong> Funktionenklassen<br />
entwickelt werden.“ 5 Hierfür werden Funktionenklassen wie<br />
trigonometrische Funktionen <strong>und</strong> Exponentialfunktionen zur Modellierung<br />
genutzt. Gleichzeitig tritt die Beschäftigung mit dem Unendlichen <strong>und</strong> mit<br />
Grenzprozessen in den Vordergr<strong>und</strong>. Der Integralbegriff wird im<br />
Folgenden mit der Idee des Algorithmus verknüpft.<br />
Da bereits in der Jahrgangsstufe 11 Grenzwerte eingeführt werden, mit<br />
dessen Hilfe dann auch Funktionsuntersuchungen ermöglicht werden,<br />
müssten die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen schon hier auf die Begriffe der<br />
<strong>Stetigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Differenzierbarkeit</strong> hingewiesen werden. Dies wird<br />
allerdings nicht explizit vom Lehrplan gefordert. Ebenso wird in den<br />
weiterführenden Jahrgangsstufen zwar eine Vertiefung <strong>und</strong> eine<br />
Anknüpfung an das Vorwissen aus der Jahrgangsstufe 11 gefordert, aber<br />
es wird nicht darauf hingewiesen, dass die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen auf<br />
das Problem unstetiger Funktionen aufmerksam gemacht werden müssen.<br />
Somit erfasst der Lehrplan den Begriff der <strong>Stetigkeit</strong> nicht (mehr). Es steht<br />
der Lehrperson frei, die <strong>Stetigkeit</strong> einzuführen.<br />
4 Kernlehrplan S.16<br />
5 Vgl. Kernlehrplan S.17
3. Vergleich der Einführung der <strong>Differenzierbarkeit</strong><br />
3.1 über die <strong>Stetigkeit</strong><br />
Wie bereits in Bezug auf die Verwendung des <strong>Stetigkeit</strong>sbegriffs in der<br />
Schule erwähnt, wird die <strong>Stetigkeit</strong> in der Schule nur eingeführt, wenn die<br />
Lehrperson sich dafür entscheidet.<br />
Daraus ergibt sich aber auch, dass die <strong>Differenzierbarkeit</strong> meist über die<br />
Tangentensteigung eingeführt wird.<br />
Im folgenden haben wir drei Beispiele, die die Einführung der<br />
<strong>Differenzierbarkeit</strong> erarbeiten:<br />
� Die grafische Darstellung einer Funktion aufgr<strong>und</strong> einer Wertetabelle<br />
� Geometrische Betrachtungen am Graphen: Sekanten- <strong>und</strong><br />
Tangentensteigung<br />
� Physikalische Betrachtungen: Mittlere <strong>und</strong> momentane<br />
Geschwindigkeit<br />
Die grafische Darstellung einer Funktion aufgr<strong>und</strong> einer Wertetabelle<br />
f(x)=½•x³-2•x²+x-1, Df=[0,4]<br />
Hierbei kann das Problem entstehen, dass bei der Darstellung anhand<br />
einer Wertetabelle die Punkte zufällig verb<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong> sich nicht<br />
am Verlauf des Graphen orientieren.
Eine größere Gewissheit über die graphische Darstellung der Funktion<br />
würde man erhalten, wenn man für jeden Punkt eine steigende oder<br />
fallende Tendenz belegen könnte. Zudem wäre das Wissen über den<br />
minimalen bzw. maximalen Funktionswert sinnvoll. Die dazu erforderlichen<br />
geometrischen Voraussetzungen werden am nächsten Beispiel erarbeitet.<br />
Die geometrische Betrachtungen am Graphen: Sekanten- <strong>und</strong><br />
Tangentensteigung<br />
Wir betrachten die Funktion f(x)=x²<br />
Sekantensteigung – Definition:<br />
Unter der Steigung einer Geraden AB mit A(x1,y1) <strong>und</strong> B(x2,y2) versteht<br />
man den Wert des Differenzenquotienten. Dieser Quotient definiert den<br />
Tangens des Winkels α (Neigungswinkel der Geraden gegen die x-Achse)<br />
Tangentensteigung – Definition:<br />
Haben die Steigungen der Sekanten durch einen festen Punkt P auf dem<br />
Graphen Gf einer Funktion f den Grenzwert m, wenn der zweite<br />
Sekantenschnittpunkt Q gegen P „wandert“, so heißt dieser Grenzwert die<br />
Steigung der Tangente im Punkt P von Gf.
Man betrachtet die Punkte S(0,0), A1(1,1) <strong>und</strong> A2(2,4). Die Geraden SA1,<br />
SA2 <strong>und</strong> A1A2 bilden die Sekanten des Graphen. Die Steigung der Sekante<br />
ist der Tangens des Neigungswinkels gegen die positive x-Achse.<br />
Dabei ist die Steigung der Sekante SA1: tan(α1) = 1, die Steigung der<br />
Sekante SA2: tan(α2) = 2 <strong>und</strong> die Steigung der Sekante A1A2: tan(α3) = 3.<br />
Der Tangens wird immer mithilfe des Differenzenquotienten ermittelt.<br />
Wir kommen zu dem Schritt von der Sekanten- zur Tangentensteigung.<br />
Hierbei wird an diesem Beispiel der Fragestellung nachgegangen, ob die<br />
Tangente im Punkt S an den Graphen von f offensichtlich die x-Achse ist,<br />
deren Steigung den Wert 0 hat.<br />
Dabei unterscheiden sich aber die Steigungen der Sekanten durch S<br />
wenig vom Wert 0, wenn nur der zweite Sekantenschnittpunkt mit Gf<br />
genügend nahe an S heranrückt. Der Grenzwert der Sekantensteigung im<br />
Punkt S ist 0, wenn der zweite Sekantenschnittpunkt gegen S wandert.<br />
Also ist die Sekantensteigung gleich der Tangentensteigung.<br />
Folglich ist eine Tangente in einem Punkt eines Funktionsgraphen die<br />
Gerade durch P, deren Steigung mit dem Grenzwert der<br />
Sekantensteigung übereinstimmt.<br />
Es ist jedoch zu beachten, dass der zweite Sekantenschnittpunkt Q<br />
sowohl „rechts“ als auch „links“ von P liegen kann. Die „Wanderung“<br />
gegen P muss also von beiden Seiten zur gleichen „Grenzsekante“ <strong>und</strong><br />
damit zum gleichen Grenzwert führen.
Die physikalische Betrachtungen: Mittlere <strong>und</strong> momentane<br />
Geschwindigkeit<br />
Bei der physikalischen Betrachtung geht man den Schritt vom<br />
algebraischen zum analytischen. Die momentane oder auch lokale<br />
Änderungsrate wird aufgr<strong>und</strong> des Grenzwertes der mittleren<br />
Änderungsrate gebildet.<br />
Da der Grenzwert als Voraussetzung für die <strong>Stetigkeit</strong> gilt <strong>und</strong> man die<br />
Ableitung bildet, kann man an dieser Stelle die <strong>Differenzierbarkeit</strong><br />
herleiten.<br />
Quelle: Danckwerts/Vogel<br />
4. Fazit<br />
Wie ja schon dargestellt wurde, sieht der Lehrplan die Erarbeitung der<br />
<strong>Stetigkeit</strong> nicht vor. Somit liegt es im Ermessen der Lehrperson, die<br />
<strong>Stetigkeit</strong> einzuführen bzw. die <strong>Differenzierbarkeit</strong> über den<br />
<strong>Stetigkeit</strong>sbegriff einzuführen. In der Diskussionsr<strong>und</strong>e des Seminars<br />
konnte man auch keine klare Linie erkennen. Daraus kann man schließen,<br />
dass auch in Zukunft die Erarbeitung der <strong>Stetigkeit</strong> nur erarbeitet wird,<br />
wenn die Lehrperson dies vorsieht.
Literaturverzeichnis:<br />
Danckwerts, R./ Vogel, D. (2006), Analysis verständlich unterrichten,<br />
Elsevier, 2006.<br />
Griesel/Postel (1988), Mathematik heute, Einführung in die Analysis 1,<br />
Schrödel-Schöningh-Verlag, 1988.<br />
Hahn/Dzewas (2003), Analysis Leistungskurs, Westermann-Verlag, 2003.<br />
Keil, K./ Kratz, J./ Müller, H./ Wörle, K. (1989): Analysis Kurzfassung. Ein<br />
Lehr- <strong>und</strong> Arbeitsbuch. Bayerischer Schulbuch-Verlag, 1989.<br />
Kuypers, W. (Hrsg.) (1976): Mathematikwerk für Gymnasien. Oberstufe.<br />
Analysis I, Pädagogischer Verlag Schwann, 1976.<br />
Lambacher-Schweizer (2004), Mathematik-Sek<strong>und</strong>arstufe II-Gesamtband,<br />
Klett-Verlag 2004.<br />
Lambacher-Schweizer (2000), Analytische Geometrie mit linearer Algebra,<br />
Klett-Verlag 2000.<br />
Müller (2002):Kompakt-Wissen Mathematik Abitur in dem Band Analysis,<br />
Stark-Verlgagsgesellschaft, 2002.