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Predigt zum Goldenen Priesterjubiläum von Pastor Hans Göbel ...

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St. Joseph und Medardus<br />

Jockuschstr. 12<br />

58511 Lüdenscheid<br />

Johannes Broxtermann 28. Juni 2009<br />

<strong>Predigt</strong> <strong>zum</strong> <strong>Goldenen</strong> <strong>Priesterjubiläum</strong> <strong>von</strong> <strong>Pastor</strong> <strong>Hans</strong> <strong>Göbel</strong><br />

Texte: Zeph 3, 14-18 - Röm 12, 9b-16 - Lk 1,39-56<br />

Zwei Dinge hat mir unser Jubilar für die <strong>Predigt</strong> mitgegeben:<br />

1. nimm die Texte <strong>von</strong> meinem Weihetag am 2.Juli, dem Fest Mariä Heimsuchung<br />

und<br />

2. werde nicht zu persönlich!<br />

An das erste haben wir uns schon gehalten. Beim zweiten: schauen wir mal!<br />

Also: nichts vom Bergsteiger, Wanderer, Pfeifenraucher, aber sicher doch einiges<br />

<strong>von</strong> fünfzig Jahren Priestertum. Sicher einiges <strong>von</strong> Treue im Dienst - das ist persönlich<br />

und über-persönlich zugleich. Treue steht uns allen gut an - egal, wo Gott uns<br />

hingestellt hat. Treue steht uns gut an - und Freude! Wir haben <strong>Hans</strong> <strong>Göbel</strong> nicht als<br />

pessimistischen Trauerkloß erfahren, der sich in eine milde Altersresignation zurückgezogen<br />

hat; wir kennen ihn vielmehr als einen, der gerne lebt und gerne glaubt -<br />

und andere gerne teilhaben lässt an dieser Freude des Lebens und des Glaubens<br />

und Verkündigens. Schauen Sie sich nur das Titelbild unserer Pfarrzeitung PORTAL<br />

an, das für mich vielleicht schönste und gelungenste Bild kirchlichen Lebens in den<br />

letzten Jahren. Ein alter und ein ganz neuer Priester, der "Neupriester" Albert Akohin,<br />

strahlen um die Wette, Freude springt aus jedem Knopfloch, und das sicher nicht<br />

bloß für die Kamera! Der mahnend erhobene Zeigefinger des Jubilars stört da gar<br />

nicht - man ist sich sicher, dass der Alte dem Jungen eine Menge mitgeben kann -<br />

aus fünfzig Jahren Erfahrung.<br />

Freude - und das passt nun gut - ist auch das Verbindende, ja so etwas wie das<br />

Leitwort dieser drei doch ansonsten sehr verschiedenen Texte aus der Bibel. Es ist<br />

ein roter Faden - vielleicht d e r rote Faden - der Bibel, und der Teil, der uns besonders<br />

wichtig ist, heißt darum auch Evangelium - euaggelion - Frohe Botschaft. Die<br />

Freude kommt da nicht <strong>von</strong> uns her, meint nicht permanenten Spaß und gute Laune,<br />

sondern sie wird Gott zugeschrieben: Gott freut sich an uns, der Vater am verlorenen<br />

Sohn, der Hirt am wieder gefundenen Schaf. Gott handelt aus Freude am Menschen<br />

- nicht weil der Mensch so toll ist, sondern weil Er - Gott- so gut ist.<br />

Und die Menschen werden "angesteckt" mit dieser Freude "<strong>von</strong> oben". Infiziert werden<br />

kann man nicht nur <strong>von</strong> Grippeerregern, sondern auch <strong>von</strong> Freudeerregern, und<br />

das ist eine mögliche Sicht des priesterlichen Dienstes: "Überträger" dieser <strong>von</strong> Gott<br />

her kommenden Freude zu sein.<br />

In der ersten Lesung, beim Propheten Zephanja, hören wir Verheißungen. Sie werden<br />

<strong>von</strong> Gott her dem Volk Israel gesagt in seiner politischen Bedrängnis angesichts<br />

mächtiger Feinde. Zuvor heißt es: Ich werde übriglassen in deiner Mitte ein Volk,<br />

demütig, arm und gering, einen heiligen Rest des Volkes." Was charakterisiert diesen<br />

Rest? Die Antwort: Kein Unrecht! Keine Lüge! Kein trügerisches Reden! – Zwischenfrage:<br />

Könnte es sein, dass eine "demütige, arme und geringe" Kirche dieser "heilige<br />

Rest des Volkes" heute sein könnte - ein Volk, eine Kirche, die wirklich und nicht gespielt<br />

d e m ü t i g ist, ohne Macht, nicht auf ihre Institutionen und nicht auf die Kirchensteuer<br />

bauend, sondern - auf Gott?


St. Joseph und Medardus<br />

Jockuschstr. 12<br />

58511 Lüdenscheid<br />

Johannes Broxtermann 28. Juni 2009<br />

Und dann kommt unsere Lesung: Frohlocke! Freue dich! Auch wenn du nur eine<br />

kleine Herde bist, ein Rest. Juble <strong>von</strong> ganzem Herzen! Fürchte Dich nicht! Lass deine<br />

Hände nicht schlaff werden! - Worte, als wären sie eigens geschrieben für ein<br />

Goldenes <strong>Priesterjubiläum</strong>, für <strong>Hans</strong> <strong>Göbel</strong> und für uns alle, egal, wie alt wir sind,<br />

denn uns allen droht das Schlaffsein und Wanken der Hände und der Knie und des<br />

Rückgrats - Und weiter: Gott ist in deiner Mitte. Die Zusage schlechthin! Und dann:<br />

Die Erneuerung der Jugendliebe, - wie es war, als der Bräutigam <strong>zum</strong> ersten Mal der<br />

Braut begegnete - oder <strong>Hans</strong> <strong>Göbel</strong> vor fünfzig Jahren die Priesterweihe empfing:<br />

Gott freut sich über dich voller Freude. Er schafft dich neu in seiner Liebe. Er springt<br />

auf - deinetwegen - in Jauchzen, wie an den Tagen der Feste, wie am Tag der Weihe<br />

- und so auch noch nach fünfzig Jahren und jeden Tag neu! Freue dich, <strong>Hans</strong>, denn -<br />

so heißt es weiter: Er rettet, was hinkt! Noch hinkst du nicht, noch läufst du uns allen<br />

da<strong>von</strong>, aber wir dürfen wohl alle hinkend und stolpernd im Reich Gottes ankommen -<br />

Hauptsache: wir bewegen uns!<br />

Nun die zweite Lesung aus dem Römerbrief. Paulus beginnt das zwölfte Kapitel mit<br />

der Ermutigung, dass wir uns selber als lebendige Opfergabe darbringen, als Gottesdienst<br />

mitten in der Welt. Du hast in fünfzig Jahren viele Gottesdienste gehalten -<br />

fünfzehntausend mögen es schon gewesen sein -, aber daneben und darüber hinaus<br />

gibt es den Gottesdienst als anderes Wort für das Leben - dass wir prüfen, was Gottes<br />

Wille ist, und uns durch ein neues Denken wandeln und verändern. Ein neues<br />

Denken, das sich an Gott ausrichtet nach dem Beispiel Jesu. Paulus wird nun konkret,<br />

wie das aussehen kann - für einen Priester genauso wie für jeden Gläubigen:<br />

Liebe üben ohne Heuchelei. Das Böse verabscheuen, ans Gute sich heften. In der<br />

Bereitwilligkeit nicht säumig. (Der alte <strong>Pastor</strong> i.R., in Rufbereitschaft: "<strong>Hans</strong>, kannst<br />

du die Messe in Gevelndorf übernehmen?" "Geht in Ordnung!") Weiter: Im Geiste<br />

glühend. Fröhlich in der Hoffnung. Froh mit den Fröhlichen, weinend mit den Weinenden.<br />

Eines Sinnes untereinander. Nicht hoch hinaus strebend, sondern demütig -<br />

wie der demütige, arme Rest bei Zephanja: ohne Macht, aber mit Vertrauen in Gott -<br />

in Freude.<br />

Und schließlich das Evangelium: Mariä Heimsuchung, so nennen wir die Szene. Ein<br />

Hausbesuch, so wie du sicher Hunderte und Tausende <strong>von</strong> Hausbesuchen gemacht<br />

hast. Zwei nicht nur Bluts-, sondern mehr noch Geistesverwandte begegnen sich.<br />

Eine wunderbare Erfahrung, Geistesverwandte anzutreffen - in Essen, in Mülheim, in<br />

Lüdenscheid! Und beide Frauen tragen Großes in sich, die Keime einer neuen Welt -<br />

Jesus und Johannes. So ist die Freude groß: Siehe, das Kind hüpfte vor Freude in<br />

meinem Leib! Ein Freudenhupfer schon vor der Geburt!<br />

Und Maria singt. Sie singt ein Lied, das sie einreiht in das demütige Volk des Propheten<br />

Zephanja. Magnificat - so fängt es an. Groß mache meine Seele den Herrn. Er ist<br />

groß. An ihm hängt alles Vertrauen. Sie selber, Maria, spürt ihre Niedrigkeit. Sie<br />

nennt sich selber Magd. Ein Gräuel für emanzipierte Menschen! Und doch so nah an<br />

der eigenen ehrlichen Erfahrung mit uns selbst, die uns wie Paulus sagen lässt: Wir<br />

sind zerbrechliche Gefäße. Es geht so viel kaputt, in uns und durch uns. Und doch -<br />

an diesem "doch" hängt alles! - tragen wir in dieser zerbrechlichen Menschlichkeit<br />

einen Schatz, den Gott in uns hineinlegt. Großes hat der Herr an mir, an uns getan.


St. Joseph und Medardus<br />

Jockuschstr. 12<br />

58511 Lüdenscheid<br />

Johannes Broxtermann 28. Juni 2009<br />

Er schenkt sein Erbarmen, er bringt den Hochmut zu Fall, er stürzt die Mächtigen<br />

vom Thron und erhöht die Niedrigen, die unter denen auf dem Thron genug zu leiden<br />

hatten. Wieder wird die Demut des Gottesfürchtigen gegenübergestellt dem Hochmut<br />

derer, die nur auf sich selber bauen. Und Maria singt in Freude, als unsere Vorsängerin.<br />

Und darum: <strong>Hans</strong>, Großes hat der Herr an dir getan, in den vielen Jahren und Erfahrungen<br />

deines Lebens. Mit dir sagen wir "Magnificat" - groß mache unsere Seele den<br />

Herrn. Mit dir danken wir und feiern wir und stimmen ein in den Lobpreis Gottes - wir<br />

in unseren zerbrechlichen Gefäßen, wir mit dem Schatz im Herzen.<br />

© Johannes Broxtermann 2009

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