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Musikalische Autodidaktik... ... am Beispiel von Gitarre spielen lernen

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Pädagogische Hochschule<br />

Institut Sekundarstufe I<br />

Facharbeit Disziplinäre Vertiefung Musik<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong>...<br />

... <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>von</strong> <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong><br />

Abbildung 1: <strong>Gitarre</strong> <strong>von</strong> http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Gitarre</strong><br />

Eingereicht <strong>von</strong>: Eingereicht <strong>am</strong> 24.9.2007 bei:<br />

Andreas Müller Markus Cslovjecsek<br />

Bergstrasse 284 DV Musik<br />

5728 Gontenschwil


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 2<br />

1. Einleitung Seite 3<br />

2. Fragestellung Seite 3<br />

3. Persönliche Motivation Seite 4<br />

4. Vorgehen Seite 4<br />

5. Aufbau Seite 5<br />

6. Didaktische Analyse Seite 5<br />

6.1. <strong>Autodidaktik</strong> – Definition Seite 5<br />

6.2. Lernstrategie Seite 6<br />

6.3. Lernkompetenz Seite 7<br />

6.4. Lernmotivation Seite 9<br />

6.5. Selbstdisziplin Seite 11<br />

6.6. Üben Seite 13<br />

6.7. Lerntheoretische Konzeption des Lernmittels Seite 14<br />

7. Diskussion Seite 15<br />

7.1. Umsetzung bezüglich Lernstrategie Seite 16<br />

7.2. Umsetzung bezüglich Lernkompetenz Seite 16<br />

7.3. Umsetzung bezüglich Lernmotivation Seite 16<br />

7.4. Umsetzung bezüglich Selbstdisziplin Seite 16<br />

7.5. Umsetzung bezüglich Üben Seite 16<br />

7.6. Kriterien Seite 17<br />

8. Nachwort Seite 18<br />

9. Redlichkeitserklärung Seite 19<br />

10.Literaturverzeichnis Seite 20<br />

11.Anhang Seite 21<br />

11.1. Lernmittel „Just play“ Seite 21<br />

11.2. Projektplan Seite 32<br />

11.3. Interviews Seite 34<br />

11.4. Lerntagebuch Seite 47


1. Einleitung<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 3<br />

Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Laufe des 19. Jahrhunderts<br />

begann in den westeuropäischen Ländern das Zeitalter der institutionalisierten,<br />

administrativ festgelegten Bildung. Zuvor war Bildung in den meisten Fällen<br />

höchst individuell oder aber sozial geprägt. Das, was man wissen und können<br />

wollte oder musste, versuchte man sich meist autodidaktisch zu erarbeiten. Die<br />

Entwicklungen im vorletzten Jahrhundert verstärkten die Tatsache, dass<br />

autodidaktisches Lernen noch heute bei vielen Musikerinnen und Musikern mit<br />

„klassischer“ Ausbildung in einem eher schlechten Licht steht. Dies hat zur Folge,<br />

dass die Kultur des Musik<strong>lernen</strong>s noch immer vom traditionellen „Meister-<br />

Schüler-Prinzip“ geprägt ist, in dem die Autonomie der Lernenden eine geringe<br />

Rolle spielt. (vgl. Von Gutzeit, Reinhart In: Üben und Musizieren, S. 1) Dass<br />

dabei die Entwicklung <strong>von</strong> autodidaktischen Kompetenzen vernachlässigt wird,<br />

scheint evident zu sein. Im Gegensatz dazu haben sich viele Pop- aber auch<br />

einzelne „klassische“ Musikerinnen und Musiker nie oder kaum in dieses „Meister-<br />

Schüler-Prinzip“ hineinpressen lassen, sondern haben sich ihr Wissen und ihre<br />

Fertigkeiten autodidaktisch elaboriert.<br />

Die vor Ihnen liegende Facharbeit im Rahmen der DV Musik beleuchtet<br />

theoretische und praktische Hintergründe der musikalischen <strong>Autodidaktik</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Beispiel</strong> <strong>von</strong> autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong> und liefert auf der Basis dieser<br />

Studien ein einfaches Lernmittel für Lernende im Oberstufenalter, welches<br />

erarbeitete Erkenntnisse aus Theorie und Praxis zu berücksichtigen versucht. Das<br />

Lernmittel ist nicht für die Bearbeitung im Unterricht konzipiert sondern soll als<br />

Grundlage für autodidaktisches Lernen dienen.<br />

2. Fragestellung<br />

Am Anfang dieses Arbeitsprozesses standen folgende Fragestellungen:<br />

• Wie erlerne ich möglichst effizient mit der <strong>Gitarre</strong> (einfache) Lieder zu<br />

begleiten?<br />

• Wie kann ich auf der Basis meiner (und anderer) Erfahrungen und<br />

Beobachtungen, sowie theoretischen Aspekten ein einfaches, gut<br />

verwendbares Lernmittel „Autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>“ entwickeln?<br />

(vgl. Projektplan im Anhang)


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 4<br />

Im Laufe der Arbeit verschob sich der Fokus teils etwas auf die Fragen, wie sich<br />

autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>lernen</strong>de Schülerinnen und Schüler durch eine Lehrperson<br />

<strong>am</strong> besten begleiten und beraten liessen und wie Lernende zu autodidaktischem<br />

Lernen vorbereitet und motiviert werden könnten. Diese Fragen werden sich in<br />

dieser Arbeit jedoch nicht restlos klären und bedürften weiterer Studien.<br />

3. Persönliche Motivation<br />

Spätestens seit meine Brüder <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> lernten hegte ich den Wunsch, auch<br />

<strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu können. Im Alter <strong>von</strong> ca. 18 Jahren versuchte ich eine Weile<br />

lang, mir autodidaktisch Liedbegleitung auf der <strong>Gitarre</strong> beizubringen. Da ich mich<br />

im selben Jahr jedoch dazu entschied, Bratschen- und Gesangsunterricht zu<br />

belegen und daher meine Zeitreserven knapper wurden, brach ich meinen<br />

<strong>Gitarre</strong>nlernprozess ab und „schrummte“ seither höchst selten einen Akkord.<br />

Im Laufe der musikalischen Ausbildung an der PH der FHNW und besonders<br />

während des Rockblocks Mitte August wurde mir bewusst, dass ich mich dem<br />

<strong>Gitarre</strong>nspiel annehmen sollte, um die <strong>Gitarre</strong> im künftigen Musikunterricht<br />

einsetzen zu können. Dies bewegte mich dazu, das Thema meiner DV-Arbeit in<br />

Richtung autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong> zu lenken.<br />

4. Vorgehen<br />

Nach dem festen Entschluss, mich dem autodidaktischen <strong>Gitarre</strong>nspiel zu<br />

widmen, warteten drei Teilaufgaben auf mich: Erfahrungen s<strong>am</strong>meln auf dem<br />

Gebiet des autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> Lernens, theoretische Grundlagen<br />

erarbeiten und konzeptionelle Vorarbeit für das Lernmittel leisten. Zuerst<br />

widmete ich mich dem <strong>Gitarre</strong>nspiel, wollte meinen Lernprozess zuerst mit einem<br />

Übungsplan strukturieren, musste jedoch merken, dass ich gar nicht wusste, was<br />

ich in zwei Wochen erreichen könnte, worauf ich den Übungsplan aufgab und <strong>von</strong><br />

Tag zu Tag zu planen begann. Meinen Lernprozess hielt ich dabei in einem<br />

Lerntagebuch (siehe Anhang) fest. Bald begann ich mich mit theoretischen<br />

Aspekten der <strong>Autodidaktik</strong> und des <strong>Gitarre</strong>nspiels zu beschäftigen und musste<br />

feststellen, dass dieses Thema in der pädagogisch-didaktischen Literatur nur<br />

selten vertreten ist. Da <strong>Autodidaktik</strong> eigentlich die natürlichste Art <strong>von</strong> Lernen<br />

ist, beinhalten allgemeine Lerntheorien Aspekte, die insbesondere auch für


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 5<br />

autodidaktisches Lernen gelten. Zus<strong>am</strong>men mit spezifischen autodidaktischen<br />

Theorien konnte ich mir die Grundlage einerseits für den Interviewleitfaden und<br />

andererseits auch für das Lernmittel erarbeiten, dessen Erstellung <strong>am</strong> Ende<br />

meiner Arbeit stand.<br />

Die Interviews (siehe Interviews im Anhang) führte ich mit einem 23 jährigen,<br />

einem 26 jährigen und einem 55 jährigen <strong>Autodidaktik</strong>er, deren <strong>Gitarre</strong>n-<br />

Lernbiografien verschiedene Gemeins<strong>am</strong>keiten aufweisen: Alle drei <strong>spielen</strong> noch<br />

immer <strong>Gitarre</strong>, teils jedoch nur unregelmässig. Alle Interviewpartner haben um<br />

das Alter <strong>von</strong> 16 Jahren <strong>Gitarre</strong> zu <strong>spielen</strong> begonnen (vgl. Interviews, Frage 1).<br />

Sie besuchten daneben „klassischen“ Instrumentalunterricht mit ihrem<br />

Erstinstrument (vgl. Interviews, Frage 2), wollten jedoch während mehreren<br />

Jahren nichts <strong>von</strong> traditionellem <strong>Gitarre</strong>nunterricht wissen und holten sich auch<br />

nie Hilfe bei einer <strong>Gitarre</strong>nlehrperson. (vgl. Interviews, Frage 7)<br />

5. Aufbau<br />

Diese Arbeit basiert auf pädagogisch – didaktischen Konzepten (siehe<br />

Quellenverzeichnis), meinen persönlichen Erfahrungen aus zwei Wochen<br />

Selbststudium (siehe Lerntagebuch im Anhang) und Erfahrungen <strong>von</strong> drei<br />

weiteren Personen, welche sich das <strong>Gitarre</strong>nspiel autodidaktisch erarbeitet<br />

haben. Zwecks Übersichtlichkeit und Kohärenz habe ich mich entschieden, den<br />

theoretischen Konzepten gleich die praktischen Erfahrungen folgen zu lassen und<br />

somit Theorie und Praxis zur didaktischen Analyse verschmelzen zu lassen.<br />

Danach werden konkrete Umsetzungsansätze meiner Erkenntnisse im Hinblick<br />

auf das Lernmittel diskutiert und schliesslich folgen reflexive Gedanken im<br />

Nachwort.<br />

6. Didaktische Analyse<br />

6.1 <strong>Autodidaktik</strong> - Definition<br />

<strong>Autodidaktik</strong> (<strong>von</strong> griechisch: autos = selbst und didaskein = lehren) könnte<br />

wörtlich mit „Selbstunterrichtslehre“ übersetzt werden, häufiger finden sich<br />

jedoch Fachausdrücke wie „Selbst(aus)bildung“, „Selbststudium“, „autonomes<br />

Lernen“ oder „informelles Lernen“, die in eine ähnliche Richtung weisen. Selzer<br />

definiert <strong>Autodidaktik</strong> als „(...) persönliche Strategie eines selbstverantworteten,


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 6<br />

aus einer individuellen Notwendigkeit motivierten, bisweilen situativen, im<br />

angestrebten Ergebnis erfolgreichen Lernens.“ Autodidaktisches Lernen sei somit<br />

„(...) autonomes Lernen auf der Grundlage einer eigenen Lernstrategie (...)“ und<br />

stehe daher „(...) in Kontraposition zu schulisch organisiertem Lernen(...)“.Dabei<br />

sei jedoch „die Zuhilfenahme fremder Strukturierung des Wissens (...) möglich<br />

und erwünscht (...) die Unabhängigkeit des Autodidakten <strong>von</strong><br />

Bildungsinstitutionen“ müsse aber gewährleistet sein. (Selzer in: Schweizer /<br />

Selzer 2001, S. 40). Diese Definition beinhaltet verschiedene Fachausdrücke und<br />

theoretische Hintergründe, welche wiederum definiert werden müssen.<br />

6.2 Lernstrategie<br />

In der Fachliteratur wird grundsätzlich zwischen oberflächen- und<br />

tiefenorientierten Lernstrategien unterschieden. Die an Oberstufen<br />

wahrscheinlich <strong>am</strong> häufigsten auftretende Typen sind die oberflächenorientierten<br />

Lernstrategien, wobei häufig pragmatische Überlegungen wie z.B. das Erreichen<br />

guter Noten mit möglichst wenig Aufwand, im Vordergrund stehen dürften.<br />

Autodidaktisches Lernen bedarf tiefenorientierten Lernstrategien und zeichnet<br />

sich in der Praxis durch diese Formen aus. ( vgl. Schräder – Naef, S. 46) Die<br />

unten stehende Tabelle soll die Unterschiede zwischen oberflächen- und<br />

tiefenorientierten Lernstrategien verdeutlichen.<br />

Oberflächenorientierte<br />

Lernstrategien<br />

Beschreibung Übernehmen, Auswendig<strong>lernen</strong><br />

Motivation<br />

(siehe<br />

Abschnitt:<br />

Motivation)<br />

mit möglicht wenig Aufwand,<br />

ohne eigene Reflexion, fakten-<br />

orientiert<br />

Extrinsisch-fremdbestimmte<br />

Motivatoren: Schulzwang,<br />

Äusserer Druck oder<br />

Anforderungen / Erwartungen<br />

(Eltern), gute Noten<br />

Tiefenorientierte<br />

Lernstrategien<br />

Persönliche Auseinander-<br />

setzung, Erarbeiten,<br />

Verstehen, Nachdenken,<br />

bedeutungsorientiert<br />

Intrinsiche Motivatoren:<br />

Persönliches Interesse,<br />

Positives Erleben, eigene<br />

Lernziele, Bedeuts<strong>am</strong>keit,<br />

erkannte Notwendigkeit<br />

Erfolg Kurzfristig Langfristig, nachhaltig<br />

Transfer Kaum möglich Möglich<br />

Tabelle 1: Vergleich <strong>von</strong> oberflächen- und tiefenorientierten Lernstrategien, adaptiert nach<br />

Schräder – Naef, S. 46


Persönliche Erfahrungen<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 7<br />

Eigentlich unbewusst hatte ich mich zu Beginn meines Lernprozesses für eine<br />

tiefenorientierte Lernstrategie entschieden und mir schon im Voraus Gedanken<br />

zu meinem Lernprozess gemacht. So wollte ich beispielsweise mit Hilfe eines<br />

Übungsplans üben, hatte jedoch keine Ahnung, welche geplanten Lernziele<br />

realistisch gewesen wären. Aus diesem Grunde berief ich mich nicht auf einen<br />

selbst erstellten Übungsplan sondern auf den Vorschlag <strong>von</strong> Hans-Martin<br />

Hofmann, ein Akkordfolgenblatt bis zum F-Akkord durchzuarbeiten und verteilte<br />

die zu <strong>lernen</strong>den Akkordfolgen grob auf die zwei zur Verfügung stehenden<br />

Wochen.<br />

Erfahrungen meiner Interviewpartner<br />

Die Aussage „Ich hatte absolut keine Lernstrategie und bin nach dem<br />

„Lustprinzip“ vorgegangen“ (Interviewpartner 2, Frage 9) beschreibt die<br />

Vorgehensweise aller Interviewpartner. Sie waren sich wahrscheinlich wie ich<br />

nicht bewusst, dass auch sie eine tiefenorientierte Lernstrategie verfolgten, denn<br />

meiner Ansicht nach ist jegliches autonome Lernen mit einer tiefenorientierten<br />

Lernstrategie verknüpft.<br />

6.3 Lernkompetenz<br />

D<strong>am</strong>it eine Autodidaktin bzw. ein Autodidakt autonom mit Hilfe einer eigenen,<br />

tiefenorientierten Lernstrategie <strong>lernen</strong> kann, muss sie bzw. er über ein relativ<br />

hohes Mass an Lernkompetenz verfügen oder sich dieses im Laufe des<br />

Lernprozesses aneignen. Unter dem Begriff Lernkompetenz versteht Czerwanski<br />

„(...) die Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Gewohnheiten und Einstellungen,<br />

die für individuelle und kooperative Lernprozesse benötigt und zugleich beim<br />

Lernen entwickelt und optimiert werden. Lernkompetenz umfasst die miteinander<br />

verbundenen Dimensionen Sach- und Methodenkompetenz, Soziale Kompetenz<br />

und Selbstkompetenz (personale Kompetenz). Lernkompetenz (...) benötigt die<br />

Reflexion über die Lernprozesse und -ergebnisse (...)“. (Czerwanski in Vollstädt<br />

2002, S. 31)<br />

Lernkompetenz als Basiskompetenz und Voraussetzung jeglichen Lernens sollte<br />

in der Institution Schule grundgelegt werden. Konkret bedeutet dies, dass<br />

Lernende somit befähigt werden (oder sich selbst befähigen) müssen, mit<br />

Lerngegenständen selbständig in Kontakt zu treten, diese zu verstehen,


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 8<br />

Handlungen d<strong>am</strong>it zu planen und Probleme zu lösen, Tätigkeiten zu üben,<br />

Informationen gedächtnismässig verfügbar zu machen (Sach- und<br />

Methodenkompetenz) und ihre Tätigkeits- und Lernmotivation (Selbstkompetenz)<br />

aufrecht zu erhalten. (Nach einem Zitat <strong>von</strong> Aebli in: Schweizer / Selzer 2001, S.<br />

39)<br />

Natürlich gelten diese basalen Erkenntnisse auch für autodidaktisches,<br />

musikalisches Lernen. So ist z.B. die Methodenwahl beim autodidaktischen<br />

Er<strong>lernen</strong> eines Instrumentes <strong>von</strong> grosser Bedeutung: Eine oft verwendete<br />

Methode wird mit den drei englischen Wörtern „Imitate – Assimilate – Innovate“<br />

umschrieben. Dabei beginnt die angehende Musikerin, der angehende Musiker<br />

d<strong>am</strong>it, Ton für Ton die Musik eines persönlichen Idols zu imitieren (imitate). Vom<br />

Imitieren führt der Weg über das Anpassen bzw. Verändern (assimilate)<br />

bestehender Musik zum Entwickeln (innovate) neuer Musik. <strong>Musikalische</strong><br />

Vorlagen müssen nicht wie beim „klassischen“ Er<strong>lernen</strong> eines Instrumentes<br />

möglichst korrekt imitiert werden, sondern dienen oft „nur“ als melodische oder<br />

harmonische Skizze, welche beliebig verändert und ausgestaltet werden kann.<br />

(vgl. Röbke, Peter in: Üben und Musizieren, S. 10 & 11)<br />

Persönliche Erfahrungen<br />

Durch meine noch andauernde Ausbildung zur Oberstufenlehrperson war mir<br />

natürlich das oben beschriebene Konzept der Lernkompetenz, welches für das<br />

autodidaktische Lernen besonders wichtig ist, bekannt. Die beschriebenen<br />

Fähigkeiten habe ich mir in meiner über 15 - jährigen Schullaufbahn erarbeitet<br />

und kann sie, so denke ich, auch in verschiedensten Lernprozessen anwenden.<br />

Eine bewusste Analyse meines Lernprozesses und der dabei verwendeten<br />

Lernkompetenzen beim <strong>Gitarre</strong> Spielen Lernen habe ich nicht durchgeführt.<br />

Bei der Wahl der Methode fiel mein Entscheid nicht auf die oben beschriebene,<br />

sondern auf das Spielen <strong>von</strong> Akkorden.<br />

Erfahrungen meiner Interviewpartner<br />

Da alle zu Beginn des <strong>Gitarre</strong>nstudiums schon einige Jahre (ca. acht bis zehn<br />

Jahre) zur Schule gingen (vgl. Interviews, Frage 1), konnten sie schon auf<br />

verschiedenste Lernkompetenzen zurückgreifen, auch wenn diese Kompetenzen<br />

nicht explizit in der Schule gefördert wurden.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 9<br />

Alle Interviewpartner konzentrierten sich ähnlich wie ich auf das Spielen <strong>von</strong><br />

Akkorden und Begleiten <strong>von</strong> Liedern und machten kaum <strong>von</strong> in <strong>Gitarre</strong>nbüchern<br />

angebotenen Methoden Gebrauch (vgl. Interviews, Frage 6). Einer spielte<br />

daneben unbewusst nach der „Imitate – Assimilate – Innovate“ Methode<br />

verschiedene Melodien bevorzugter Bands. (vgl. Interviews, Frage 5)<br />

6.4 Lernmotivation<br />

Unter Lernmotivation versteht man den „(...) Wunsch bzw. die Absicht,<br />

bestimmte Inhalte oder Fertigkeiten zu <strong>lernen</strong>“. (Buff in schweizer schule 10/99,<br />

S. 10) Selzer definiert Motivation vereinfacht als „Summe <strong>von</strong> Anreiz (des Lern–<br />

Auftraggebers) und Bedürfnis (des Lern-Autragnehmers)“. (Selzer in: Schweizer<br />

/ Selzer 2001, S. 47)<br />

Da bei autodidaktischen Lernprozessen extrinsisch fremdbestimmte Motivatoren<br />

wie Zwang, Druck durch Eltern oder Lehrpersonen, Notendruck, usw. wegfallen,<br />

müssen die Lernanstösse woanders gesucht werden. Die Lernmotivation bei einer<br />

Autodidaktin bzw. einem Autodidakt zeichnet sich entweder durch intrinsische<br />

oder extrinsisch-selbstbestimmte Beweggründe aus, wobei die Grenze<br />

dazwischen nicht scharf gezogen werden kann.<br />

Intrinsische Motivatoren: Extrinsisch-selbstbestimmte<br />

Interesse und Freude <strong>am</strong><br />

Lerngegenstand<br />

Positives Erleben des<br />

Lerngegenstandes<br />

Positives Erleben im Handlungsvollzug<br />

mit dem Lerngegenstand (in diesem<br />

Falle beim Üben und Spielen)<br />

Motivatoren:<br />

Bedeuts<strong>am</strong>keit, Nutzen (persönlich,<br />

aktuell oder zukunftsbezogen) des<br />

Lerngegenstandes<br />

Kompetenzerweiterung<br />

Persönliche Relevanz <strong>von</strong> guten<br />

Leistungen (Leistungsmotivation)<br />

Tabelle 2: Intrinsische und extrinsisch, selbstbestimmte Motivatoren, adaptiert nach Buff in<br />

schweizer schule 10/99, S. 11 & 12<br />

Ein wichtiger Motivator beim autodidaktischen Er<strong>lernen</strong> eines Musikinstrumentes<br />

ist einerseits das Bestreben, etwas Eigenes musikalisch ausdrücken und mitteilen<br />

zu wollen und andererseits das Leben mit der gehörten Musik und die Integration<br />

in der entsprechenden Musikkultur. Dabei spielt die Tatsache, dass der Zugang


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 10<br />

zur preferierten, zu <strong>spielen</strong> gewünschten Musik nicht über klassischen<br />

Instrumentalunterricht (via Noten, etc.) erfolgen muss, eine wesentliche Rolle.<br />

(vgl. Röbke, Peter in: Üben und Musizieren, S. 11)<br />

Persönliche Erfahrungen<br />

Bei der Entscheidung, <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu <strong>lernen</strong>, standen zuerst nicht intrinsische<br />

Motivatoren im Vordergrund. Obwohl ich eigentlich schon seit einigen Jahren den<br />

Wunsch hegte, <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu können brauchte ich den Zwang, eine Arbeit<br />

schreiben zu müssen, als extrinsischen Lernanstoss. Des weitern war ich mir der<br />

Notwendigkeit des <strong>Gitarre</strong>n Spielen Könnens bewusst, wenn ich als Musiklehrer<br />

in Richtung Bandarbeit tendieren würde. Diese extrinsischen Motivatoren wurden<br />

zu Beginn der Übungsphase grösstenteils durch intrinsische abgelöst, denn ich<br />

war schnell vom <strong>Gitarre</strong>nspiel begeistert und zum Üben motiviert. Das Begleiten<br />

können einfacher Lieder motivierte mich besonders, worauf ich dies fast in jedes<br />

„Training“ einbaute.<br />

Erfahrungen meiner Interviewpartner<br />

Bei allen drei Interviewpartnern standen bei der Entscheidung, <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu<br />

wollen und auch während des Lernprozesses intrinsische Motivatoren im<br />

Vordergrund. Interessanterweise spielten dabei bei allen Befragten <strong>Gitarre</strong><br />

<strong>spielen</strong>de F<strong>am</strong>ilienmitglieder und dadurch das Vorhandensein einer <strong>Gitarre</strong> eine<br />

Rolle. (vgl. Interviews, Frage 3) Die Aussage „Ich wollte die Musik, die ich gerne<br />

hörte (...) selber <strong>spielen</strong> können“ (Interviewpartner 1, Frage 3) trifft auf die zwei<br />

jüngeren Befragten zu. Sie wurden demnach durch die gehörte Musik und die<br />

entsprechende Musikkultur geprägt und motiviert. Zwei erkannten auch eine<br />

gewisse Notwendigkeit, <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu können, um Lieder in der Jungschar,<br />

Jugendgruppe oder Band begleiten zu können. (vgl. Interviews, Frage 10)<br />

Mit dem Satz: „Die Lieder waren jedoch das absolut wichtigste: Wenn mir ein<br />

Lied gefiel, war ich auch motiviert es zu üben“ (Interviewpartner 2, Frage 10)<br />

beschreibt Interviewpartner 2 seinen wichtigsten Motivator. In eine etwas andere<br />

Richtung geht folgende Aussage: „Ich sang sehr gerne und die <strong>Gitarre</strong> war dafür<br />

ein ideales Begleitinstrument“. (Interviewpartner 3, Frage 10)


6.5 Selbstdisziplin<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 11<br />

Obwohl der Begriff Selbstdisziplin meiner Ansicht nach mit demjenigen der<br />

Motivation verwandt ist, war er in der konsultierten Literatur nirgends zu finden.<br />

Der eher schlechte Ruf des Wortes „Disziplin“ in der heutigen Pädagogik könnte<br />

der Grund dafür sein. In autodidaktischen Lernprozessen scheint mir<br />

Selbstdisziplin jedoch <strong>von</strong> grosser Wichtigkeit für den Lernerfolg zu sein. Dabei<br />

definiere ich Selbstdisziplin als Selbstverpflichtung, einen Lerngegenstand (z.B.<br />

Akkorde oder Akkordfolgen) regelmässig zu repetieren und zu festigen. In<br />

diesem Sinne könnte man vielleicht auch <strong>von</strong> „Selbstkompetenz“ sprechen, also<br />

der Fähigkeit, Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu übernehmen und<br />

ihn selbstverantwortlich auf ein Lernziel hin zu gestalten. (vgl. Czerwanski in<br />

Vollstädt 2002, S. 31)<br />

Persönliche Erfahrungen<br />

Die Selbstdisziplin machte mir nur dann Mühe, wenn ich neben dem Block<br />

„Instrumentenbau und Szene“ noch verschiedenste andere Verpflichtungen zu<br />

erfüllen hatte. So musste ich in einigen Fällen das Üben auf meiner imaginären<br />

Prioritätenliste nach unten setzen. In der Anfangsphase eines jeglichen<br />

Lernprozesses - ich befinde mich <strong>am</strong> Anfang des <strong>Gitarre</strong>nspiels - tauchen nach<br />

meiner Erfahrung Probleme mit der Selbstdisziplin weniger auf als während<br />

späteren Phasen, wenn die Anfangseuphorie vielleicht schon etwas verklungen<br />

ist.<br />

Erfahrungen meiner Interviewpartner<br />

Da alle Befragten ohne Druck, meist ohne festgelegte Ziele und ohne externe<br />

Erfolgskontrolle spielten, mussten sie auch gar nicht diszipliniert üben. „Es<br />

spielte nicht so eine Rolle. Wenn ich an einem Tag keine Lust hatte machte dies<br />

nichts... Es war kein Druck vorhanden...“ (Interviewpartner 1, Frage 14) Das<br />

führte jedoch dazu, dass sie teils „zu wenig diszipliniert“ (Interviewpartner 3,<br />

Frage 14) übten und darum „nicht so schnell Fortschritte gemacht“ haben, wie<br />

sie sich eigentlich gewünscht hätten. (vgl. Interviews, Frage 16)


6.6 Üben<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 12<br />

In der Didaktik unterscheidet man grundsätzlich zwei Arten <strong>von</strong> Üben: Üben als<br />

Mechanisieren und Üben als Durcharbeiten. „Das Grundprinzip des<br />

Mechanisierens ist der häufige (wiederholte) Vollzug einer Handlung oder<br />

Leistung.(...) Ziel all dieser Tätigkeiten und Übungen ist es, bestimmte<br />

Verhaltensweisen und Leistungen zu verbessern und zu sichern, d<strong>am</strong>it sie ohne<br />

grosses Nachdenken und mit einer gewissen Geläufigkeit vollzogen werden<br />

können“ (Messner, H. Vettiger, H. in Lehren <strong>lernen</strong> (2002), S. 116) und somit zu<br />

Automatismen werden. Beim Üben eines Musikinstrumentes, in diesem Falle der<br />

<strong>Gitarre</strong>, kommt dem Mechanisieren <strong>von</strong> z.B. Griffen eine grosse Rolle zu. Sollen<br />

die automatisierten Bewegungsabläufe des Greifens <strong>von</strong> Akkorden und deren<br />

theoretische Hintergründe verstanden werden, gelangen wir auf eine tiefere<br />

Ebene des Übens, dem „Durcharbeiten“. Das Prinzip des Durcharbeitens basiert<br />

auf dem vielseitigen Durchdenken und Variieren <strong>von</strong> neuen Lerngegenständen,<br />

wodurch ein überlegtes und flexibles Anwenden und Transferieren <strong>von</strong><br />

Lerngegenständen ermöglicht werden sollte. (vgl. Messner, H. Vettiger, H. in<br />

Lehren <strong>lernen</strong> (2002), S. 117) Idealerweise soll der Prozess des Durcharbeitens<br />

mit demjenigen des Mechanisierens einhergehen.<br />

Übungsgrundsätze beim Mechanisieren (nach Messner, H. Vettiger, H. in Lehren<br />

<strong>lernen</strong> (2002), S. 124 ff. und Röbke, Peter in: Üben und Musizieren, S. 10 ff.)<br />

- Verteiltes statt massiertes Üben: Je breiter die Wiederholung des<br />

Übungsstoffes verteilt wird, desto besser ist die Behaltleistung. <strong>Beispiel</strong>: Man<br />

sollte besser jeden Tag eine Viertelstunde <strong>Gitarre</strong> üben als einmal in der<br />

Woche zwei Stunden. Dem widersprechen jedoch neuere Forschungen, die<br />

besagen, dass für manche Lerntypen massiertes Üben mit grossen<br />

zwischenzeitlichen Abständen den besten Lernerfolg generieren kann.<br />

- Aktives, variationsreiches Reproduzieren des Lerngegenstandes: Der<br />

Lerngegenstand soll dekontextualisiert und rekontextualisiert werden können.<br />

<strong>Beispiel</strong>sweise sollen Akkorde nicht nur in einer gewissen Akkordfolge,<br />

sondern auch in jeglichen Kombinationen gespielt werden können.<br />

- Den Zeitpunkt der Wiederholung nicht hinausschieben: Je grösser der<br />

zeitliche Abstand zwischen der Einführung und der Wiederholung eines<br />

Lerngegenstandes, desto grösser ist der Aufwand der Wiederholung.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 13<br />

- Lernhemmungen vermeiden: Zu ähnliche Übungsinhalte (Interferenzen)<br />

sowie Unterbrechungen können den Lernprozess hemmen. So kann<br />

beispielsweise das gleichzeitige Üben <strong>von</strong> einem D, D7 und Dm Akkord<br />

verwirrlich sein und sich negativ auf den Lernerfolg auswirken.<br />

- Unmittelbare Erfolgskontrolle: Beim autodidaktischen <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> Lernen<br />

ist eine der wohl aussagekräftigsten Erfolgskotrolle diese, Lieder mit den<br />

gelernten Akkorden (singend) zu begleiten. Wünschenswert wäre auch, sich<br />

ab und zu ein Feedback <strong>von</strong> einer Fachperson zu holen.<br />

- Sozialformen beim Üben wechseln: Autodidaktinnen oder Autodidakten üben<br />

meist alleine. Zwischendurch könnte jedoch das Üben bzw. Spielen zu zweit<br />

oder in einer Gruppe (Band) sehr hilfreich sein. (Soziales Lernen)<br />

- Übungen spielerisch gestalten: Gerade beim autodidaktischen <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong><br />

Lernen sollte das Üben Spass machen, was sich durch spielerische, jedoch<br />

gezielte Übungen umsetzen liesse. Häufig ist dabei kaum mehr ein<br />

Unterschied zwischen Üben und Musizieren mehr auszumachen.<br />

- Aus dem Hören heraus <strong>spielen</strong>: Musik detailgetreu abhören, Musikerinnen und<br />

Musiker im Konzert belauschen. So wird die Musik verinnerlicht und das<br />

präzise innere Hören steuert Üben und Musizieren.<br />

- Spiraliger statt kleinschrittiger Lernprozess: Beim Üben kann das komplette<br />

Musikstück im Zentrum stehen, welches immer wieder als Ganzes repetiert<br />

wird. Mit jeder Repetition verbessert sich die Qualität des Stücks.<br />

- Selbstverantwortlich üben: Der Übende soll selbständig über die Art und<br />

Weise, die Dauer, den Zeitpunkt und die Inhalte seines Übens entscheiden.<br />

Persönliche Erfahrungen<br />

Da ich einige der obigen Übungsgrundsätze kannte, versuchte ich <strong>von</strong> Anfang<br />

her, meine Übungen danach auszurichten. So nahm ich mir vor nicht massiert,<br />

sondern höchstens 30 min. <strong>am</strong> Stück zu üben, was ich meist einhalten konnte.<br />

Des Weiteren versuchte ich, einmal eingeführte Akkorde so schnell wie möglich,<br />

meist noch <strong>am</strong> gleichen Tag nochmals zu wiederholen. So wiederholte ich fast<br />

bei jedem „Training“ alle schon eingeführten Akkorde und Akkordfolgen. Dabei<br />

achtete ich jedoch zuerst nicht auf aktives und variationenreiches Wiederholen,<br />

sondern übte nur die vorgegebenen Akkordfolgen. Dies führte dazu, dass ich<br />

jene Akkorde dann nur in einer gewissen Reihenfolge <strong>spielen</strong> konnte.


Erfahrungen meiner Interviewpartner<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 14<br />

Meine Interviewpartner beachteten obige Übungsgrundsätze nicht und übten<br />

nach Lust und Laune, einer fast jeden Tag und die anderen beiden unregelmässig<br />

(vgl. Interviews, Frage 13). Nur einer der Befragten nannte konkret ein<br />

Übungsmethode: „Wenn (...) etwas nach ca. fünf Minuten nicht funktionierte,<br />

dann legte ich es einfach weg und versuchte es <strong>am</strong> nächsten Tag nochmals. Ich<br />

habe mehr gespielt als geübt. Übungsphasen dauerten jedoch höchstens<br />

zwischen 15 und 30 Minuten.“ (Interviewpartner 2, Frage 15)<br />

6.7 Lerntheoretische Konzeption des Lernmittels<br />

Als Produkt dieser Arbeit soll, wie schon in der Einleitung beschrieben, ein<br />

Lernmittel „Autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>“ entstehen. Einen<br />

autodidaktischen Lernprozess durch die Institution Schule anhand eines<br />

manipulativen Lehrganges steuern und lenken zu wollen, widerspricht jedoch der<br />

Grundkonzeption <strong>von</strong> <strong>Autodidaktik</strong>. Folglich kann das Produkt dieser Arbeit<br />

beispielsweise nicht als Leitprogr<strong>am</strong>m (vgl. Vor<strong>am</strong>wald, Stefan 2006) konzipiert<br />

werden. Ein Lernarrangement, das autodidaktischem Lernen <strong>am</strong> ehesten<br />

Rechnung trägt, ist das „Projekt“ bzw. die „Handlungsorientierte Aufgabe“,<br />

welche Niggli (vgl. Niggli, Alois, S. 288 ff.) beschreibt. Projekte sollen nicht durch<br />

die Lehrperson, sondern durch ein konkretes Endprodukt (einfache Lieder<br />

begleiten können) gesteuert und <strong>von</strong> den Lernenden autonom geplant und<br />

selbstverantwortet durchgeführt werden. Hierbei wird autodidaktisches Lernen<br />

praktiziert. Die untenstehende Abbildung soll dieses Konzept verbildlichen.<br />

Vorhaben:<br />

Sinnvoll, relevant<br />

Von Lernenden<br />

geplant (Umfang,<br />

Lernziele etc.)<br />

Problemorientiert<br />

Bearbeitungsprozess:<br />

Konstruierendes Lernen<br />

Aktives, selbstverantwortetes<br />

Handeln & Denken<br />

Input:<br />

Materialien,<br />

Grundlagen,<br />

Methoden<br />

Sachlogische<br />

Steuerung<br />

Abbildung 2: Schematische Darstellung einer handlungsorientierten Aufgabe<br />

Ergebnis:<br />

Mit „Gebrauchswert“<br />

Praktisches Produkt<br />

Identifikation<br />

möglich


Persönliche Erfahrungen<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 15<br />

Bei meinem noch sehr kurzen Lernprozess spielten Lehrmittel oder<br />

Lernarrangements eine sehr untergeordnete Rolle, so brauchte ich beispielsweise<br />

kein perfektes <strong>Gitarre</strong>nbuch um mich zu motivieren. Ich benutzte keine<br />

Lehrmittel, sondern Mittel, welche meinen Lernprozess ermöglichten, also<br />

Lernmittel. Mir erschien mein Vorhaben, <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu <strong>lernen</strong> jedoch sehr<br />

sinnvoll und arbeitete anhand der zur Verfügung stehenden Materialien auf mein<br />

angestrebtes Ergebnis hin, einfache Lieder begleiten zu können.<br />

Erfahrungen meiner Interviewpartner<br />

Bei allen Befragten spielten <strong>Gitarre</strong>nlehrmittel eine untergeordnete Rolle. (vgl.<br />

Interviews, Frage 6) Sie wollten sich nicht durch einen Lehrgang steuern lassen,<br />

sondern frei <strong>spielen</strong> können. Folgende Inhalte müssten ihrer Meinung nach in<br />

einem einfachen Oberstufenlehrgang vorkommen: Grifftabelle, einfache<br />

Schlagtechniken, einfache, bekannte Lieder, Hör – CD mit nachspielbaren<br />

Hörbei<strong>spielen</strong>, Tipps zum Internet (Wie suche ich Lieder und Akkorde? etc.)<br />

7. Diskussion<br />

Der folgende Abschnitt basiert auf den theoretischen Konzepten, den<br />

persönlichen Erfahrungen und den Erfahrungen meiner Interviewpartner.<br />

Diskutiert wird dabei, welche Konsequenzen diese Grundlagen für einen<br />

Oberstufenlehrgang haben müssten und wie sich diese Konsequenzen konkret<br />

umsetzen liessen. Die Kriterien dienen einer weiteren Konkretisierung des<br />

Lehrgangkonzeptes.<br />

7.1 Umsetzung bezüglich Lernstrategie<br />

Das Lernmittel soll auf eine tiefenorientierte Lernstrategie abzielen. Daher soll er<br />

in der Schule nur dann empfohlen werden, wenn das <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong><br />

einem wirklichen Bedürfnis und dem Willen der Lernenden entspricht. Der<br />

Lehrgang darf jedoch nicht aufgezwungen werden, was der Definition <strong>von</strong><br />

<strong>Autodidaktik</strong> widersprechen würde und eine oberflächenorientierte Lernstrategie<br />

zur Folge hätte.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 16<br />

Das Lernmittel soll so konzipiert sein, dass die Lernenden ihre Lernstrategie<br />

selbst ausgestalten können und nicht Schritt für Schritt angeleitet werden. Sie<br />

sollen ihren Lernprozess selbstverantwortlich steuern können.<br />

7.2 Umsetzung bezüglich Lernkompetenz<br />

Lernkompetenz kann in einem Lernmittel nicht vermittelt werden. Doch ein<br />

Lehrgang soll die Weiterentwicklung <strong>von</strong> Lernkompetenz fördern, indem<br />

Informationen dargeboten, Methoden angeboten, Reflexion empfohlen und<br />

Freiheiten gewährt werden. (siehe Kriterien) Die Lernenden sollen diese<br />

Angebote frei wählen und kombinieren können. Konkret bedeutet das, dass die<br />

Informationen, Methoden, usw. nicht in einem vorgegebenen didaktischen<br />

Aufbau eingebunden sind, sondern listenartig zur Verfügung stehen.<br />

7.3 Umsetzung bezüglich Lernmotivation<br />

Wenn Lernende ein wirkliches Bedürfnis haben, <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu <strong>lernen</strong>, dann<br />

ist die Basis für intrinsische Motivation geschaffen. Hierbei soll das Lernmittel<br />

unterstützend wirken, indem es durch ein ansprechendes Layout (wobei keine<br />

grossen grafischen Sprünge gemacht werden können), gut verständliche Inhalte,<br />

anregende Übungen und gut erreichbare Erfolgserlebnisse extrinsisch auf die<br />

Motivation der Lernenden einwirken soll.<br />

7.4 Umsetzung bezüglich Selbstdisziplin<br />

Das Lernmittel will die Verantwortung für einen erfolgreichen Lernprozess<br />

bewusst den Lernenden abgeben. Sie sollen jedoch bei ihrem Lernprozess<br />

unterstützt werden, indem Möglichkeiten für diszipliniertes,<br />

selbstverantwortliches Üben aufgezeigt wird.<br />

7.5 Umsetzung bezüglich Üben<br />

Den Lernenden sollen Methoden für erfolgreiches Üben angeboten werden:<br />

• Versuche sooft zu <strong>spielen</strong> wie du kannst.<br />

• Versuche, besser jeden Tag eine halbe Stunde üben, anstatt einmal in der<br />

Woche 3,5 Stunden.<br />

• Versuche, einmal gespielte Akkorde so schnell wie möglich (z.B. <strong>am</strong> gleichen<br />

Tag oder ein Tag darauf) zu wiederholen.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 17<br />

• Versuche, die Übungen <strong>von</strong> Zeit zu Zeit etwas umzustellen, d<strong>am</strong>it du flexibel<br />

bleibst.<br />

• Versuche, ganze Lieder immer wieder durchzu<strong>spielen</strong>. Je mehr du sie<br />

wiederholst, desto besser sitzen sie.<br />

7.6 Kriterien<br />

Folgende Kriterien soll das Lernmittel erfüllen.<br />

Formale Aspekte<br />

Medium A5 Broschüre (im Anhang dieser Arbeit A4)<br />

Umfang Handlich, zweckmässig, 12 A5 Seiten.<br />

Gestaltung Ansprechendes, einfaches Layout, übersichtliche<br />

Darstellungen, gute Bilder<br />

Sprache Schülergerecht<br />

Orientierung Einfaches, übersichtliches Inhaltsverzeichnis<br />

vorhanden<br />

Inhalt: Informationen / Anleitungen zu den Themen...<br />

Aufbau der <strong>Gitarre</strong> N<strong>am</strong>en der wichtigsten Bestandteile, Stimmung<br />

Handhabung der <strong>Gitarre</strong> Haltung, Stimmen<br />

Übungen Variabel, variationenreich, mit versch.<br />

Schwierigkeitsgraden<br />

Akkorde <strong>spielen</strong> System, Einfache Griffe<br />

Rhythmuspatterns Einfache und schwierigere Schlagmuster<br />

Songs Aus rechtlichen Gründen können keine Songs<br />

abgedruckt werden. Im Lernmittel wird auf<br />

Liederbücher und das Internet verwiesen.<br />

Internethilfen Tipps, wie man Lieder und die dazugehörigen<br />

Weiterführende<br />

Lernmaterialien<br />

Akkorde finden kann.<br />

Hinweis, wo weiterführende Lernmaterialien<br />

erhältlich sind.


Didaktische Prinzipien:<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 18<br />

Zielpublikum Teenager im Oberstufenalter<br />

Einsetzbarkeit Variabel, verschiedene Lernwege möglich<br />

Lernzielformulierungen Die Lernenden sollen sich selbst Teilziele setzen<br />

Lernmethoden und –<br />

strategien (Lerntipps)<br />

können. Das Beherrschen der Inhalte des<br />

Lernmittels ist das Hauptziel dessen.<br />

Liedbegleitung anhand <strong>von</strong> Begleitungspatterns,<br />

Tipps zum Üben, Lied- und Akkordsuche im<br />

Internet, Vereinfachung <strong>von</strong> schwierigen<br />

Akkorden<br />

Reflexion des Lernprozesse Möglichkeit eines Lerntagebuches<br />

Selbstverantwortung,<br />

Freiheiten<br />

Tabellen 3 – 5: Kriterien, die das Lernmittel beinhalten soll<br />

8. Nachwort<br />

Aus dem Angebot auszuwählen, eigene Lieder zu<br />

<strong>spielen</strong>, eigene Lernwege zu beschreiten<br />

Nun blicke ich auf eine sehr intensive Arbeitsphase zurück, welche mich durch<br />

ihre Vielschichtigkeit in mancher Hinsicht herausforderte. Da war zum einen der<br />

aktive Umgang mit der <strong>Gitarre</strong>, welchen ich sehr bereichernd und motivierend<br />

empfunden habe. Diesen Teil meiner Arbeit werde ich weiterführen, sofern das<br />

kommende Semester dies zulässt. Zum anderen beschäftigte ich mich mit den<br />

Lernbiografien <strong>von</strong> drei <strong>Autodidaktik</strong>ern, die mir erstaunlicherweise alle sehr<br />

ähnliche Erfahrungen berichteten. Ein sehr wichtiger Aspekt meiner Arbeit war<br />

die vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik der <strong>Autodidaktik</strong> im<br />

Allgemeinen und im Besonderen in Bezug auf die Musik und das Er<strong>lernen</strong> eines<br />

Instrumentes. Die dabei erhaltenen Erkenntnisse liessen das Produkt meiner<br />

Arbeit, das Lernmittel in eine etwas andere Richtung zielen, denn anfangs plante<br />

ich einen traditionellen Lehrgang. Den Entscheid, mich <strong>von</strong> dieser Anfangsidee zu<br />

trennen und die Grundkonzeption der <strong>Autodidaktik</strong> konsequent anzuwenden, fiel<br />

mir nicht leicht und bedurfte eines Umdenkens meinerseits. Entstanden ist ein<br />

Lernmittel, welches Lernenden keinen didaktisch durchgeplanten Lernprozess<br />

serviert, sondern sie dazu anregen soll, eigene Lernwege zu beschreiten und den<br />

persönlichen Lernprozess autonom und selbstverantwortlich zu gestalten, um


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 19<br />

ihnen somit wirkliches autodidaktisches Lernen zu ermöglichen. Ich hoffe, dieses<br />

Lernmittel in Zukunft verwenden, testen (lassen) und optimieren zu können.<br />

Autodidaktisches Lernen ist eine Lernform, welche meiner Ansicht nach oft zu<br />

wenig ernst genommen wird. In unserer Gesellschaft zählen meist diejenigen<br />

Menschen, welche mit Diplomen um sich schlagen können, Autodidakten werden<br />

eher belächelt. Meiner Ansicht nach sollte dem Thema <strong>Autodidaktik</strong> gerade an<br />

einer Ausbildungsstätte wie der unseren (PH der FHNW) viel mehr Gewicht<br />

gegeben werden. Aber nicht nur das, jede (Musik-) Lehrperson sollte sich mit<br />

autodidaktischem Lernen eingehend befassen. Das könnte uns zu neuen Ideen<br />

für die Unterrichtsgestaltung anregen und uns dadurch im Unterricht konkret<br />

entlasten, indem wir die Lernenden zu autonomem Lernen anleiten und ihnen die<br />

Verantwortung für ihren Lernprozess abgeben würden.<br />

9. Redlichkeitserklärung<br />

Ich bestätige hiermit, dass ich diese Arbeit redlich verfasst habe. Ich habe<br />

insbesondere keine unzulässigen Hilfen beansprucht und habe übernommene<br />

Textpassagen (aus Artikeln, Büchern und Internet) ausgewiesen.<br />

N<strong>am</strong>e, Vorn<strong>am</strong>e:<br />

Unterschrift:<br />

Ort/ Datum


10. Literaturverzeichnis<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 20<br />

Buff, Alex (1999): Lernmotivation in Schweizer Schulzimmern. In: schweizer<br />

schule, 10/99, S. 10 - 19<br />

Czerwanski, Annette; Solzbacher, Claudia; Vollstädt, Witlof (Hrsg.) (2002):<br />

Förderung <strong>von</strong> Lernkompetenz in der Schule. Band 1: Recherchen und<br />

Empfehlungen. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung<br />

Messner Helmut, Vettiger H. (2002): Festigen und Vertiefen: Üben. In: Lehren<br />

<strong>lernen</strong>. Reader zum Grundkurs „Lehren <strong>lernen</strong>“. Aarau: Fachhochschule Aargau<br />

Niggli, Alois (2000): Lernarrangements erfolgreich planen. Didaktische<br />

Anregungen zur Gestaltung offener Unterrichtsformen. Aarau: Sauerländer<br />

Röbke, Peter (2007): <strong>Musikalische</strong> Qualität ohne Unterricht? Zu einigen<br />

Merkmalen des informellen und autodidaktischen musikalischen Lernens. In:<br />

Üben und Musizieren 2007/04. Berlin: Schott Verlag<br />

Schräder – Naef, Regula (Jahr?): Lerntraining in der Schule. Voraussetzungen –<br />

Erfahrungen – <strong>Beispiel</strong>e. Weinheim und Basel: Beltz Verlag<br />

Schüssler, Ingeborg (2001): Nachhaltiges Lernen. In: www.die-<br />

bonn.de/portrait/aktuelles/DIE_Forum_2005_Schuessler_NachhaltigesLernen.pdf<br />

Schweizer, Gerd; Selzer, Helmut M. (2001): Methodenkompetenz lehren und<br />

lerne. Dettelbach: J.H. Röll Verlag. S. 39 – 48. In: www.didaktik-labor.de/PDF-<br />

Seiten/AutoDidaktik/3M-410-autodidakt.pdf<br />

Von Gutzeit, Reinhart (2007): <strong>Autodidaktik</strong>. In: Üben und Musizieren 2007/04.<br />

Berlin: Schott Verlag<br />

Vor<strong>am</strong>wald, Stefan (2006): Facharbeit DV Musik: Leitprogr<strong>am</strong>m für die<br />

Improvisation auf der E-<strong>Gitarre</strong>. Aarau: PH der FHNW


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 21<br />

Just play...<br />

(11. Anhang, 11.1 Just play...)<br />

Lernmittel<br />

Autodidaktisch <strong>Gitarre</strong><br />

<strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 22<br />

1. Was ist „Just play“? Seite 22<br />

2. Was ist eine <strong>Gitarre</strong> / Was sind Griffbilder? Seite 23<br />

3. Wie halte ich eine <strong>Gitarre</strong>? Seite 24<br />

4. Wie ist die <strong>Gitarre</strong> gestimmt? Seite 25<br />

5. Wie stimme ich die <strong>Gitarre</strong>? Seite 25<br />

6. Wie begleite ich Songs mit der <strong>Gitarre</strong>? Seite 25<br />

6.1. Rhythmuspatterns Seite 26<br />

6.2. Akkorde Seite 28<br />

6.3. Wo bleiben die Songs? Seite 28<br />

7. Wie soll ich üben? Seite 29<br />

8. Was soll ich üben? Seite 29<br />

9. Was bietet mir das Internet? Seite 30<br />

10. Wie merke ich, dass ich Fortschritte mache? Seite 30<br />

11. Wie weiter? Seite 31<br />

12. Quellen Seite 31<br />

1. Was ist „Just play“<br />

Zuallererst: Toll, dass du dich entschieden hast, <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu<br />

<strong>lernen</strong>!!!<br />

„Just play“ will dich dabei unterstützen. „Just play“ ist ist kein<br />

Lehrmittel, das dich belehrt und dir etwas aufschwatzen will, sondern<br />

ein Lernmittel, mit welchem du autodidaktisch (= ohne Lehrperson)<br />

<strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong> kannst. In diesem Lernmittel findest du<br />

Informationen, wie du mit der <strong>Gitarre</strong> umgehen und Lieder begleiten<br />

könntest. Die Verantwortung liegt jedoch bei dir, ob und wie du diese<br />

Informationen umsetzen wirst. Natürlich erhältst du verschiedene Tipps,<br />

wie du das tun könntest. Alles weitere später...<br />

Viel Spass beim <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong>!!!<br />

Impressum<br />

Dieses Lernmittel wurde im Rahmen der Facharbeit DV Musik<br />

„<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> – Am <strong>Beispiel</strong> <strong>von</strong> <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>“<br />

<strong>von</strong> Andreas Müller, Gontenschwil erstellt. PH der FHNW, 2007.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 23<br />

2. Was ist eine <strong>Gitarre</strong>? Was sind Griffbilder?<br />

Kopf<br />

Hals<br />

Korpus<br />

Taille<br />

Steg<br />

Wirbel zum Stimmen<br />

der <strong>Gitarre</strong><br />

Waagrechte Linien<br />

= Bundstäbe<br />

Senkrechte Linien<br />

Schallloch<br />

Sattel<br />

= Saiten<br />

Um Akkorde<br />

<strong>spielen</strong> zu<br />

können, musst<br />

du Griffbilder<br />

(Chords) lesen<br />

können:<br />

E A d g h e’<br />

<strong>Beispiel</strong>: A-Dur<br />

E A d g h e’<br />

X = Saite wird<br />

nicht gespielt<br />

1 = Zeigefinger<br />

2 = Mittelfinger<br />

3 = Ringfinger<br />

4 = kl. Finger


3. Wie halte ich eine <strong>Gitarre</strong>?<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 24<br />

Tipp: Locker bleiben! Es muss dir wohl sein beim Spielen!<br />

Klassische Haltung<br />

Setze dich auf eine Stuhlkante und stelle deinen linken Fuss auf eine<br />

Fussstütze oder einen Bücherstapel (ca. 20 cm hoch). Lege nun die Taille<br />

der <strong>Gitarre</strong> so auf den linken Oberschenkel, dass der <strong>Gitarre</strong>nhals im 45°<br />

Winkel nach links oben zeigt.<br />

Easy Haltung<br />

Bei dieser Haltung setzt du die Taille der <strong>Gitarre</strong> auf den rechten<br />

Oberschenkel. Der Hals zeigt dabei waagerecht bis leicht nach oben<br />

geneigt nach links.<br />

Schlaghand – Haltung<br />

Mit der Schlaghand (rechte Hand) schlägst du die Saiten an. Der<br />

Ellenbogen liegt auf der Saite des Korpus, d<strong>am</strong>it du den ganzen<br />

Unterarm bewegen kannst und die rechte Hand dabei in Höhe des<br />

Schalllochs über den Saiten "schwebt". So ist die Schlaghand jederzeit<br />

zum Anschlagen bereit. Benutze beim Abschlag die Finger (-nägel) oder<br />

den Daumen und beim Aufschlag den Daumen (-nagel) oder aber ein<br />

Plektrum zwischen Daumen und Zeigefinger für Ab- und Aufschläge.<br />

Greifhand – Haltung<br />

Mit der Greifhand (linke Hand) greifst du die Griffe (Akkorde). Den<br />

Daumen setzt du auf der Rückseite des Griffbretts etwa in der Mitte auf.<br />

Mit den Fingerkuppen (1 = Zeigefinger, 2 = Mittelfinger, 3 = Ringfinger,<br />

4 = kl. Finger) drückst du die Saiten an der Stelle, wo sie im Griffbild<br />

dargestellt sind. Je näher (in Richtung Schalloch) du bei den Bundstäben<br />

drückst, desto besser wird der Klang und desto weniger musst du<br />

drücken.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 25<br />

4. Wie ist eine <strong>Gitarre</strong> gestimmt?<br />

E A d g h e’<br />

Die dickste und tiefste Saite ist in E gestimmt. Die<br />

dünnste und höchste Saite in e’ (zwei Oktaven höher<br />

als die dickste Saite). Dazwischen liegen A, d, g und h.<br />

Am besten merkst du dir die Stimmung der <strong>Gitarre</strong> mit<br />

einem Spruch, z.B. diesem:<br />

Ein Anfänger Der <strong>Gitarre</strong> Hat Eifer<br />

Es gibt auch noch andere Stimmungen, aber die brauchst du im Moment<br />

nicht zu wissen.<br />

5. Wie stimme ich eine <strong>Gitarre</strong>?<br />

Als Einsteiger stimmst du die <strong>Gitarre</strong> <strong>am</strong> besten mit einem Stimmgerät<br />

(kannst du bei deiner Lehrperson ausleihen oder im Fachhandel kaufen).<br />

Nachdem du das Stimmgerät angeschaltet hast (ON/OFF Knopf)<br />

schlägst du die Saiten<br />

nacheinander an und drehst den<br />

Wirbel der zu stimmenden Saite.<br />

Ist die Saite zu tief (beim b<br />

leuchtet ein rotes Licht) drehst<br />

du sachte nach links. Ist die Saite<br />

zu hoch (beim # leuchtet ein rotes<br />

Licht) sachte nach rechts. Wenn<br />

der Zeiger des Stimmgerätes in<br />

der Mitte ist (meist leuchtet dann<br />

ein grünes Licht), ist die Saite<br />

gestimmt.<br />

6. Wie begleite ich Songs mit der <strong>Gitarre</strong>?<br />

Um Lieder begleiten zu können, solltest du einige Schlagmuster/<br />

Rhythmuspatterns und natürlich auch Akkorde kennen. Auf den<br />

folgenden Seiten findest du eine Auswahl da<strong>von</strong>. Natürlich gibt es noch<br />

viel mehr.


6.1 Rhythmuspatterns<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 26<br />

Rhythmuspatterns sind Muster, wie man einen Song rhythmisch<br />

begleiten könnte. In dieser Broschüre sind alle Rhythmuspatterns<br />

Darstellungstypen <strong>von</strong> Schlagmustern/ Rhythmuspatterns gibt es<br />

Dutzende. Hier wird das System <strong>von</strong> Hans-Martin Hofmann verwendet.<br />

Legende<br />

Abschlag = Von oben nach unten Aufschlag = Von unten nach oben<br />

Klingender Abschlag (Finger / Daumen streifen die Saiten)<br />

Nur der Basston (tiefste Ton des Akkordes) wird angezupft<br />

Stummer Abschlag (Finger / Daumen „schweben“ über die Saiten)<br />

Klingender Aufschlag (Daumen streift die Saiten)<br />

Stummer Aufschlag (Daumen „schwebt“ über die Saiten)<br />

Rhythmuspatterns für Vier-Vierteltakte (4/4)<br />

Die meisten Rock- und Poplieder sind im Vier-Vierteltakt notiert. Hier<br />

findest du einige Rhythmuspatterns dazu. Natürlich kannst du selber<br />

eigene erfinden.<br />

Tipp: Klopfe beim Schlagen folgender Rhythmuspatterns mit dem Fuss<br />

einen regelmässigen Puls und zähle innerlich 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4,<br />

... dazu.<br />

Die Bewegungen in den Kl<strong>am</strong>mern musst du nicht unbedingt machen,<br />

sie helfen dir jedoch im Puls zu bleiben.<br />

1 2<br />

1 + 2 + 3 + 4 +<br />

1 + 2 + 3 + 4 +<br />

1 Abschlag / Takt 2 Abschläge / Takt


3 4<br />

1 + 2 + 3 + 4 +<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 27<br />

3 Abschläge / Takt 4 Abschläge / Takt<br />

Tipp: Klopfe dazu mit dem Fuss einen regelmässigen Puls und zähle<br />

innerlich 1 + 2 + 3 + 4 + 1 + 2 + 3 + 4 +... dazu.<br />

5 6<br />

1 + 2 + 3 + 4 +<br />

Abwechselnd Ab- und Aufschläge Auf 1 und 3 nur den Basston <strong>spielen</strong><br />

7 8<br />

1 + 2 + 3 + 4 +<br />

Rhythmuspatterns für Drei-Vierteltakte (3/4)<br />

Tipp: Klopfe beim Schlagen folgender Rhythmuspatterns mit dem Fuss<br />

einen regelmässigen Puls und zähle innerlich 1, 2, 3, 1, 2, 3, 1, 2, 3, ... dazu.<br />

Die Bewegungen in den Kl<strong>am</strong>mern musst du nicht unbedingt machen,<br />

sie helfen dir jedoch im Puls zu bleiben.<br />

1 2 3<br />

1 + 2 + 3 +<br />

1 Abschlag / Takt 2 Abschläge / Takt 3 Abschläge / Takt<br />

3 4<br />

1 + 2 + 3 +<br />

1 + 2 + 3 +<br />

1 + 2 + 3 +<br />

1 + 2 + 3 + 4 +<br />

1 + 2 + 3 + 4 +<br />

1 + 2 + 3 + 4 +<br />

1 + 2 + 3 +


6.2 Akkorde<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 28<br />

Alleine mit den Rhythmuspatterns kannst du noch keine Songs<br />

begleiten. Du musst auch noch wissen, was die Buchstaben über den<br />

Songtexten und -noten bedeuten. Die Buchstaben stehen für Akkorde.<br />

D<strong>am</strong>it du weisst, wie man diese Akkorde greifen muss, findest du unten<br />

die entsprechenden Griffbilder (englisch: Chords).<br />

Dur – Akkorde: Werden mit grossen Buchstaben bezeichnet.<br />

C D E F G A<br />

Moll – Akkorde: Rechts neben dem Buchstaben steht ein kleines „m“<br />

Dm Em Am<br />

Mit diesen Akkorden kannst du schon sehr viele Songs begleiten, z.B.:<br />

I <strong>am</strong> Sailing S. 142 in „Musik Sekundarstufe 1“<br />

Killing Me Softly S. 146 in „Musik Sekundarstufe 1“<br />

Country Roads S. 152 in „Musik Sekundarstufe 1“<br />

Blowing in the Wind S. 207 in „Musik Sekundarstufe 1“<br />

Lady in Black S. 229 in „Musik Sekundarstufe 1“<br />

Tipp: Weitere Akkorde findest du in Liederbüchern (meist auf den<br />

letzten Seiten) oder auch im Internet. (siehe „Was bietet mir das<br />

Internet“)<br />

6.3 Wo bleiben die Songs?<br />

Aus rechtlichen Gründen können hier keine Songs abgedruckt werden.<br />

Am besten suchst du dir selbst Songs, die dir gefallen und die du <strong>spielen</strong><br />

möchtest. Du findest solche in Liederbüchern (z.B. im „Musik<br />

Sekundarstufe 1“) oder im Internet. (siehe „Was bietet mir das Internet“)


7. Wie soll ich üben?<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 29<br />

Wie du <strong>am</strong> besten üben kannst, musst du selbst herausfinden. Diese<br />

Tipps können dir jedoch beim Üben helfen:<br />

• Versuche so oft zu <strong>spielen</strong> wie du kannst.<br />

• Versuche, besser jeden Tag eine halbe Stunde üben / <strong>spielen</strong>, anstatt<br />

einmal in der Woche 3,5 Stunden.<br />

• Setze dir kurzfristige Ziele, was du erreichen willst (z.B. „Bis in einer<br />

Woche kann ich diesen Song begleiten“).<br />

• Versuche, einmal gespielte Akkorde so schnell wie möglich (z.B. <strong>am</strong><br />

gleichen Tag oder ein Tag darauf) zu wiederholen.<br />

• Spiele / übe Akkordfolgen (aneinander gereihte Akkorde), nicht<br />

einzelne Akkorde.<br />

• Versuche, die Übungen <strong>von</strong> Zeit zu Zeit etwas umzustellen, d<strong>am</strong>it du<br />

flexibel bleibst.<br />

• Versuche, ganze Songs immer wieder durchzu<strong>spielen</strong>. Je mehr du sie<br />

wiederholst, desto besser sitzen sie.<br />

• Versuche, Rhythmuspatterns aus deinen gespielten Songs<br />

herauszuhören.<br />

• Spiel deinen Freundinnen und Freunden etwas vor oder spiel<br />

gemeins<strong>am</strong> mit ihnen (in einer Band).<br />

• Hole dir Rat bei einer Fachperson, wenn du irgendwo nicht mehr<br />

weiterkommst oder Probleme hast.<br />

8. Was soll ich üben?<br />

Die Frage lautet: Was willst du üben? Diese Frage kannst nur du<br />

beantworten. Hier einige Tipps, was du üben könntest:<br />

• Akkordfolgen <strong>spielen</strong>: Kombiniere verschiedene (zuerst zwei, dann<br />

drei, dann vier, usw.) Akkorde und wiederhole diese Abfolgen<br />

mehrere Male. D<strong>am</strong>it du deine Akkordfolgen nicht vergisst, kannst du<br />

sie dir aufschreiben. <strong>Beispiel</strong>e: A – D, C – D, A – D – E, Am – C – E, Am<br />

– C – Dm – E, D – G, F – C, usw.<br />

• Suche dir in Liederbüchern oder im Internet Songs, welche dir<br />

gefallen und die du mit den gelernten Akkorden <strong>spielen</strong> kannst. Spiele<br />

sie mehrere Male durch, bis sie gut sitzen.<br />

• Singe und begleite deine Songs.<br />

• Stelle dir selbst ein Übungsprogr<strong>am</strong>m zus<strong>am</strong>men und übe dieses.<br />

Eigene Ideen:


9. Was bietet mir das Internet?<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 30<br />

Das Internet kann ein gutes Hilfsmittel sein, um mehr über die <strong>Gitarre</strong><br />

zu erfahren, Songs zu suchen, mehr Griffe oder Rhythmuspatterns zu<br />

<strong>lernen</strong>, usw. Hier findest du einige Tipps und Links dazu.<br />

Infos zur <strong>Gitarre</strong>:<br />

Unter http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Gitarre</strong> findest du haufenweise Infos<br />

zum Bau, zur Geschichte, zu Spieltechniken, elektrischen <strong>Gitarre</strong> usw.<br />

Songsuche:<br />

Unter www.google.ch gibst du den Songtitel in Anführungs- und<br />

Schlusszeichen und das Stichwort „chords“ ein. Dann sucht Google nach<br />

deinem Song und den dazugehörigen Akkorden und findet häufig<br />

verschiedene Versionen deines Songs. Wähle dir die einfachste Version<br />

aus (diejenige mit wenigen und einfachen Griffen) oder diejenige, die dir<br />

<strong>am</strong> besten gefällt. Streiche komische Abkürzungen und Zahlen (z.B. 6, 7,<br />

sus4, usw.) hinter den Akkorden durch und spiele deinen Song ohne sie<br />

zu beachten.<br />

Weitere Akkorde und Griffbilder:<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Common_guitar_chords.png<br />

Grifftabelle<br />

<strong>Gitarre</strong>nbuch im Internet:<br />

http://de.wikibooks.org/wiki/<strong>Gitarre</strong> Dieses <strong>Gitarre</strong>nbuch bietet<br />

verschiedene „<strong>Gitarre</strong>nkurse“ mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen<br />

(vom Lagerfeuerdiplom bis zum Jazzworkshop) an.<br />

10. Wie merke ich, dass ich Fortschritte mache?<br />

Das merkst du indem du dich immer wieder selbst testest. Z.B. kannst du<br />

einen Song, den du geübt hast, jemandem vor<strong>spielen</strong> und um<br />

Rückmeldung bitten. Oder du kannst mit den geübten Akkorden und<br />

Rhythmuspatterns versuchen, ein anderes Lied zu begleiten. Wenn das<br />

gut klappt, dann sitzen die Akkorde und Rhythmuspatterns.<br />

Um deine Fortschritte genau zu verfolgen, könntest du nach jedem<br />

Üben kurz aufschreiben, wann und was du geübt hast, was funktioniert<br />

und was nicht funktioniert hat und wo du Probleme hast. Du könntest<br />

also ein „Lerntagebuch“ führen, wenn dir das helfen könnte.


11. Wie weiter?<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 31<br />

Wenn du diese Broschüre durchgearbeitet hast, dann zuerst einmal:<br />

Herzliche Gratulation! Du hast nun die Basis für deine Begleitkünste auf<br />

der <strong>Gitarre</strong> gelegt und bist hoffentlich motiviert, dein Können noch<br />

auszubauen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du jetzt<br />

weiterfahren könntest. Du könntest dir aus dem Internet oder aus einem<br />

Liederbuch eine Grifftabelle organisieren und weitere Akkorde <strong>lernen</strong>.<br />

Du könntest dir aber auch ein <strong>Gitarre</strong>nbuch kaufen (lass dich dabei<br />

unbedingt beraten) und mit diesem weiterarbeiten. Wichtig dabei ist,<br />

dass du weisst, was du machen willst und natürlich Freude <strong>am</strong> Üben und<br />

Spielen hast. In diesem Sinne: Alles Gute für deine <strong>Gitarre</strong>n – Zukunft!<br />

12. Quellen<br />

Literatur:<br />

Müller, Andreas (2007): <strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>. Facharbeit DV Musik, Gontenschwil<br />

Wikipedia, Die Freie Enzyklopädie (Hrsg.)(2007): <strong>Gitarre</strong>. In:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Gitarre</strong> vom 20.9.2007<br />

Wikipedia, Die Freie Enzyklopädie (Hrsg.)(2007): Lehrbuch der <strong>Gitarre</strong>.<br />

In: http://de.wikibooks.org/wiki/<strong>Gitarre</strong> vom 12.10.2006<br />

Bilder:<br />

S. 21 und 23 <strong>von</strong> Wikipedia Die Freie Enzyklopädie (Hrsg.)(2007):<br />

<strong>Gitarre</strong>. In: http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Gitarre</strong> vom 20.9.2007<br />

S. 25 <strong>von</strong> Wikipedia Die Freie Enzyklopädie (Hrsg.)(2007): <strong>Gitarre</strong>. In:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Stimmgerät vom 16.7.2007<br />

S. 30 Printscreen <strong>von</strong> www.google.ch


11.2 Projektplan<br />

(1) Fragestellung<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 32<br />

Wie erlerne ich möglichst effizient mit der <strong>Gitarre</strong> (einfache) Lieder zu<br />

begleiten?<br />

Wie kann ich auf der Basis meiner (und anderer) Erfahrungen und<br />

Beobachtungen, sowie theoretischen Aspekten einen einfachen, gut<br />

verwendbaren Lernmittel für Lernende an der Oberstufe „Autodidaktisch<br />

<strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>“ entwickeln.<br />

(2) Untersuchungsplan (-design) - Skizze des methodischen Vorgehens<br />

Literaturrecherche: Dabei werde ich wahrscheinlich den <strong>von</strong> Nadine Petitat<br />

best bewerteten Lehrgang, sowie einen <strong>von</strong> Hans –Martin Hofmann<br />

empfohlenen Lehrgang konsultieren.<br />

Praktisches Üben mit der <strong>Gitarre</strong> nach einem Übungsplan: Ziel dieser Arbeit<br />

wäre es, bei Semesterbeginn ohne grössere Probleme einfache (I – IV - V)<br />

<strong>Gitarre</strong>nparts im BWS „Instrumentalspiel in der Gruppe“ übernehmen und die<br />

einfache Lieder des Singbuches „Musik – Sekundarstufe I“ begleiten zu<br />

können.<br />

Lerntagebuch schreiben: Dokumentation und Reflexion des Lernprozesses in<br />

Hinblick auf die Entwicklung eines einfachen Lernmittel für Lernende an der<br />

Oberstufees „Autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>“.<br />

Produkt: Einfacher Lernmittel für Lernende an der Oberstufe „Autodidaktisch<br />

<strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>“<br />

(3) Zeitplan<br />

Woche 35: Geeignete Literatur suchen, auswählen und studieren,<br />

Abklärungen treffen: „Was ist realistisch in drei Wochen“, Zielvereinbarung<br />

allenfalls mit Hans-Martin Hofmann machen, „Beginn des Selbststudiums“<br />

Woche 36: (Instrumentenbau) Selbststudium und Dokumentation,<br />

Erarbeitung lerntheoretischer Elemente<br />

Woche 37: (Instrumentenbau) Selbststudium und Dokumentation


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 33<br />

Woche 38: Verschriftlichung und Überarbeitung der Arbeit<br />

(4) Theoretische Bezüge<br />

Lerntheorien (Lernkompetenz, Lernmotivation, etc.)<br />

Autodidakt: Nach Meyers Lexikon: Autodidakt [griechisch] der, jemand,<br />

der durch Selbstunterricht Wissen und Bildung erworben hat.<br />

(http://lexikon.meyers.de/meyers/Autodidakt)<br />

(5) Vorläufige inhaltliche Grobgliederung<br />

Einleitung<br />

Fragestellung<br />

Hypothese<br />

Vorgehen<br />

Dokumentation des Lernprozesses<br />

Ergebnisse<br />

Fazit<br />

Anhang (Fragebogen)<br />

Produkt: Einfacher Lernmittel für Lernende an der Oberstufe „Autodidaktisch<br />

<strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>“<br />

(6) Literatur - Quellen<br />

Unterlagen <strong>von</strong> Hans – Martin Hofmann<br />

Unterlagen <strong>von</strong> B & S Kursen<br />

Selzer, Helmut M.: Autonomes Lernen – <strong>Autodidaktik</strong>. In Schweizer,<br />

Selzer: Methodenkompetenz lehren und <strong>lernen</strong>, S. 39 – 48.


11.3 Interviews<br />

Interview mit Interviewpartner 1, 26 jährig<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 34<br />

1. In welchem Alter hast du mit dem autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong><br />

begonnen?<br />

Im Laufe der Bezirkschulzeit, ca. mit 15, 16 Jahren, soviel ich noch weiss.<br />

2. Weshalb hast du dich nicht für Lektionen bei einer <strong>Gitarre</strong>nlehrperson<br />

entschieden?<br />

Ich erlernte das Cornet <strong>spielen</strong>, hatte Cornetunterricht und ging ins<br />

Jugendblasorchester. Es k<strong>am</strong> für mich in diesem Moment irgendwie gar nicht in<br />

Frage. Cornet <strong>spielen</strong> hatte ich <strong>von</strong> Grund auf gelernt und spielte einfach, ohne<br />

dass es mir gross Spass machte. In der Lehre k<strong>am</strong> es für mich in finanzieller<br />

Hinsicht nicht in Frage, da mich 60 Fr. pro 45 min. reuten...<br />

Heute denke ich, dass ich vielleicht die Freude <strong>am</strong> <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> verloren hätte,<br />

wenn ich regelmässig hätte üben müssen...<br />

3. Weshalb wolltest du <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>? Was war deine Motivation, dein<br />

Ziel?<br />

Ich wollte die Musik, die ich gerne hörte, selber <strong>spielen</strong> können und es war mein<br />

Traum, einmal in einer Band <strong>spielen</strong> zu können.<br />

4. Hattest du musikalische Vorbilder (Gitarristen, Bands, etc.), welche dich<br />

prägten?<br />

Z.B. Green Day oder sonst Bands aus dem Bereich Punkrock. Es war mir aber<br />

auch wichtig, nicht nur Sachen nachzu<strong>spielen</strong>, sondern auch selber zu<br />

„komponieren“.<br />

5. Wie hast du dir das <strong>Gitarre</strong> Spielen beigebracht? Viele musikalische<br />

Autodidakten versuchen zuerst die Musik ihres Vorbildes, ihrer bevorzugten<br />

Band zu imitieren, danach bestehende Musik zu verändern und später auch<br />

neue Musik zu entwickeln.<br />

Zuerst zupfte ich einfach ein wenig auf den Saiten herum, probierte irgendeine<br />

Melodie nachzu<strong>spielen</strong>. Ich bek<strong>am</strong> einige Tipps meines älteren Bruders.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 35<br />

Manchmal sass ich auch vor dem CD-Player, spielte eine Sequenz eines Liedes ab<br />

und probierte diese nachzu<strong>spielen</strong>, solange bis sie sass...<br />

6. Hast du Lernhilfen (Grifftabellen, <strong>Gitarre</strong>nbücher, CD’s, Computer<br />

Progr<strong>am</strong>me, etc.) verwendet?<br />

Klar brauchte ich Grifftabellen. Aber auch ein E-<strong>Gitarre</strong>nbuch mit CD und<br />

Tabulatur verwendete ich, aus dem ich einige grundlegende Dinge lernte...<br />

7. Hast du manchmal Rat bei erfahreneren Gitarristen oder <strong>Gitarre</strong>nlehrpersonen<br />

geholt?<br />

Ja, unregelmässig. Wenn, dann bei meinem Bruder<br />

8. Was hast du zuerst geübt, Akkorde oder Melodien? Wieso?<br />

Richtig geübt habe ich zuerst Akkorde. Mein Nachbar und ich wollten seiner<br />

Grossmutter ein Blueslied auf ihren Geburtstag aufnehmen und um dies zu tun<br />

musste ich drei Akkorde können!<br />

9. Welche Lernstrategie hast du beim Üben verfolgt? Wie hast du geübt?<br />

(z.B. nach einem Übungsplan, einem <strong>Gitarre</strong>nbuch, Imitation <strong>von</strong><br />

bestehenden Musikstücken, frei, etc.)<br />

Nach Lust und Laune! Gut war, dass bei uns zuhause im Wohnraum eine <strong>Gitarre</strong><br />

stand. Auf der spielte ich dann, um Wartezeiten zu überbrücken, z.B. bis das<br />

Essen fertig war.<br />

10.Wie hast du dich motiviert, zu üben? Welche Motivatoren spielten dabei eine<br />

Rolle?<br />

a. Abschalten<br />

b. Notwendigkeit, z.B. um Lieder begleiten zu können.<br />

c. Freude an der Musik<br />

11.Hast du dich auch mit theoretischen Aspekten der Musik, bzw. des<br />

<strong>Gitarre</strong>nspiels auseinandergesetzt oder hast du hauptsächlich geübt?<br />

Leider habe ich mich zuwenig mit der Theorie befasst, ich wusste lange Zeit gar<br />

nicht, wie die Töne , die ich spielte, hiessen und wie man dies ausfindig machen<br />

könnte...


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 36<br />

12.Hast du dich mit der Methode der <strong>Autodidaktik</strong> oder dem autodidaktisch<br />

Nein<br />

<strong>Gitarre</strong>n <strong>lernen</strong> auseinandergesetzt? Hast du dir Gedanken dazu gemacht, wie<br />

du <strong>am</strong> besten <strong>lernen</strong> könntest?<br />

13.Wie oft hast du geübt?<br />

(Fast) jeden Tag nach Lust und Laune.<br />

14.Hattest du keine Probleme mit der Selbstdisziplin beim Üben.<br />

Es spielte nicht so eine Rolle. Wenn ich an einem Tag keine Lust zum Spielen<br />

hatte, machte dies nichts... Es war kein Druck vorhanden...<br />

15.Mit welcher Übungsmethode und Übungsdauer hast du die besten<br />

Erfahrungen gemacht?<br />

Mit Freude <strong>am</strong> Musik machen!<br />

16.Hast du auch negative Erfahrung mit der <strong>Autodidaktik</strong> gemacht (z.B. falsche<br />

Haltungen eingeübt, usw.)?<br />

Kann gut sein, dass ich nicht korrekte Haltungen habe... Ich hätte mit<br />

irgendeinem System bestimmt sehr viel schneller <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> gelernt!<br />

17.Was sollte deiner Meinung nach ein einfacher Lernmittel für Lernende an der<br />

Oberstufe für autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> beinhalten?<br />

Eine Hör-CD mit einem kleinen Heft dazu, in dem Teile aus bekannten Liedern<br />

herausgepickt werden und so geübt werden können...<br />

18.Was würdest du einer Oberstufenschülerin, einem Oberstufenschüler raten,<br />

die, der <strong>Gitarre</strong>n <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong> will?<br />

Vielleicht möglichst schnell eine Band zu gründen, um das Gelernte gleich<br />

umsetzen zu können!<br />

19.Bemerkungen?


Interview mit Interviewpartner 2, 23 jährig<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 37<br />

1. In welchem Alter hast du mit dem autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong><br />

begonnen?<br />

Mit ca. 15 Jahren.<br />

2. Weshalb hast du dich nicht für Lektionen bei einer <strong>Gitarre</strong>nlehrperson<br />

entschieden?<br />

Ich empfand es nicht nötig und hatte eigentlich auch keine Zeit, um regelmässig<br />

zu üben, da ich noch zwei andere Instrumente spielte (Schlagzeug und<br />

Trompete). Ich wollte <strong>am</strong> Anfang einfach zwei Lieder begleiten können.<br />

3. Weshalb wolltest du <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>? Was war deine Motivation, dein<br />

Ziel?<br />

Mein Vater und mein Bruder spielten <strong>Gitarre</strong> und ich wollte auch. Mein Vater<br />

zeigte mir dann auch die ersten Griffe. Ich wollte eigentlich einfach zwei Lieder<br />

<strong>spielen</strong> können: „House of the Rising Sun“ und „Kaspar <strong>von</strong> Münchhausen“<br />

4. Hattest du musikalische Vorbilder (Gitarristen, Bands, etc.), welche dich<br />

prägten?<br />

Die Band „Animals“ <strong>von</strong> welchen „House of the Rising Sun“ st<strong>am</strong>mt.<br />

T-Rex mit „Get it on“ und natürlich Metallica.<br />

5. Wie hast du dir das <strong>Gitarre</strong> Spielen beigebracht? Viele musikalische<br />

Autodidakten versuchen zuerst die Musik ihres Vorbildes, ihrer bevorzugten<br />

Band zu imitieren, danach bestehende Musik zu verändern und später auch<br />

neue Musik zu entwickeln.<br />

Das war bei mir ähnlich. Ich wollte die genannten Lieder <strong>spielen</strong> können und<br />

später andere.<br />

6. Hast du Lernhilfen (Grifftabellen, <strong>Gitarre</strong>nbücher, CD’s, Computer<br />

Progr<strong>am</strong>me, etc.) verwendet?<br />

Ich habe Grifftabellen, Tabulatoren und CD’s verwendet.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 38<br />

7. Hast du manchmal Rat bei erfahreneren Gitarristen oder <strong>Gitarre</strong>nlehrpersonen<br />

geholt?<br />

Ja, unregelmässig. Wenn ich irgendetwas nicht wusste, dann ging ich zu meinem<br />

Vater und bat ihn um Hilfe.<br />

8. Was hast du zuerst geübt, Akkorde oder Melodien? Wieso?<br />

Akkorde, um die genannten Lieder zu begleiten.<br />

9. Welche Lernstrategie hast du beim Üben verfolgt? Wie hast du geübt?<br />

(z.B. nach einem Übungsplan, einem <strong>Gitarre</strong>nbuch, Imitation <strong>von</strong> bestehenden<br />

Musikstücken, frei, etc.)<br />

Ich hatte absolut keine Lernstrategie und bin nach dem „Lustprinzip“<br />

vorgegangen. Wenn ich Lust hatte zu <strong>spielen</strong>, dann spielte ich, wenn nicht, dann<br />

nicht.<br />

10.Wie hast du dich motiviert, zu üben? Welche Motivatoren spielten dabei eine<br />

Rolle?<br />

a.<br />

b. Interesse <strong>am</strong> Lerngegenstand: Ja<br />

c. Positives Erleben des Lerngegentandes: Ja<br />

d. Positives Erleben im Handlungsvollzug mit dem Lerngegenstand: Ja<br />

e. Bedeuts<strong>am</strong>keit, Nutzen (persönlich, aktuell oder zukunftsbezogen) des<br />

Lerngegenstandes: Die Musik, welche ich hörte, wurde mit <strong>Gitarre</strong>n<br />

gespielt, nicht mit Trompeten.<br />

f. Notwendigkeit: War nicht vorhanden. Ich spielte für mich und nie in der<br />

Öffentllichkeit.<br />

g. Kompetenzerweiterung: Nein<br />

Da kein äusserer Druck vorhanden war, musste ich den Druck selbst herstellen.<br />

Der Ehrgeiz, ein gewisses Lied <strong>spielen</strong> zu können motivierte mich.<br />

Die Lieder waren jedoch das absolut wichtigste: Wenn mir eine Lied gefiel, war<br />

ich auch motiviert es zu üben.<br />

11.Hast du dich auch mit theoretischen Aspekten der Musik, bzw. des<br />

<strong>Gitarre</strong>nspiels auseinandergesetzt oder hast du hauptsächlich geübt?


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 39<br />

Ja, habe ich. Jedoch wesentlich weniger als jemand der den<br />

Instrumentalunterricht besucht.<br />

12.Hast du dich mit der Methode der <strong>Autodidaktik</strong> oder dem autodidaktisch<br />

Nein.<br />

<strong>Gitarre</strong>n <strong>lernen</strong> auseinandergesetzt?<br />

Hast du dir Gedanken dazu gemacht, wie du <strong>am</strong> besten <strong>lernen</strong> könntest?<br />

Ja, so habe ich mich beispielsweise entschieden, nicht nach Noten, sondern nach<br />

Tabulaturen zu <strong>spielen</strong>.<br />

13.Wie oft hast du geübt?<br />

Unregelmässig nach Lust und Laune<br />

14.Hattest du Probleme mit der Selbstdisziplin beim Üben.<br />

Nein, da ich nicht diszipliniert sondern nach Lust und Laune übte und keine<br />

disziplinarischen Konsequenzen zu fürchten brauchte.<br />

15.Mit welcher Übungsmethode und Übungsdauer hast du die besten<br />

Erfahrungen gemacht?<br />

Ein Lied musste mir gefallen und ich musste es einfach <strong>spielen</strong> wollen. Wenn ich<br />

es dann spielte und etwas nach ca. fünf Minuten nicht funktionierte, dann legte<br />

ich es einfach weg und versuchte es <strong>am</strong> nächsten Tag nochmals.<br />

Ich habe mehr gespielt als geübt. Übungsphasen dauerten jedoch höchstens<br />

zwischen 15 und 30 Minuten.<br />

16.Hast du auch negative Erfahrung mit der <strong>Autodidaktik</strong> gemacht (z.B. falsche<br />

Haltungen eingeübt, usw.)?<br />

Ja. Ich habe mir einige Haltungsfehler eingeübt und musste, als ich dann<br />

Lektionen nahm, mit technischen Mängeln (Tonleitern, Zupftechniken, et.)<br />

kämpfen. Wenn man als Autodidakt ein Problem hat, kommt man nicht weiter,<br />

wenn man niemanden fragen kann.<br />

Der fehlende Druck bewirkt, dass man das Üben baumeln lässt.<br />

17.Was sollte deiner Meinung nach ein einfacher Oberstufenlehrgang für<br />

autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> beinhalten?


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 40<br />

Ein breites Angebot an guten Liedern, die man einfach begleiten kann.<br />

Hilfreich sind auch Hörbeispiele.<br />

Infos zum Internet: Wie finde ich Lieder, Lyrics, Chords und Tabs im Internet?<br />

Welche Gefahren lauern (schlechte Qualität, zu hohes Niveau,etc.)<br />

Grifftabellen mit einfachen Griffen.<br />

Nach meiner Erfahrung wollen die meisten Menschen, die <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> wollen,<br />

zuerst Griffe <strong>spielen</strong> können.<br />

18.Was würdest du einer Oberstufenschülerin, einem Oberstufenschüler raten,<br />

die, der <strong>Gitarre</strong>n <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong> will?<br />

Sie Sollen <strong>lernen</strong>, was sie <strong>lernen</strong> wollen und dabei <strong>am</strong> Anfang einfach bleiben<br />

(nicht gleich Barré)<br />

Sie sollen Hilfe holen, wenn sie Hilfe brauchen.<br />

19.Bemerkungen?<br />

Positive Erfahrungen: Du kannst <strong>spielen</strong>, was du willst und bist darum sehr<br />

motiviert.<br />

Interview mit Interviewpartner 3, 55 jährig<br />

1. In welchem Alter hast du mit dem autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong><br />

begonnen?<br />

Mit ca. 16, 17 Jahren.<br />

2. Weshalb hast du dich nicht für Lektionen bei einer <strong>Gitarre</strong>nlehrperson<br />

entschieden?<br />

Ich ging schon in die Geigenstunde und im Semi nahm ich auch noch<br />

Klavierstunden. <strong>Gitarre</strong>nunterricht wäre zeitlich und finanziell nicht möglich<br />

gewesen.<br />

3. Weshalb wolltest du <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>? Was war deine Motivation, dein<br />

Ziel?<br />

Zuerst spielte ich ja Ukulele nach einer Grifftabelle. Meine Schwester Elisabeth<br />

spielte jedoch in einem (Kinder-) <strong>Gitarre</strong>nchor und hatte eine <strong>Gitarre</strong> zuhause.<br />

Mich hat es dann irgendwann auch gelüstet, Lieder begleiten zu können. Meine


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 41<br />

Kollegen, mit welchen ich zuerst Ukulele spielte, wollten auch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong><br />

<strong>lernen</strong>, um in der Jungschar und Jugendgruppe <strong>spielen</strong> zu können.<br />

4. Hattest du musikalische Vorbilder (Gitarristen, Bands, etc.), welche dich<br />

prägten?<br />

Nein, ich glaube nicht.<br />

5. Wie hast du dir das <strong>Gitarre</strong> Spielen beigebracht? Viele musikalische<br />

Autodidakten versuchen zuerst die Musik ihres Vorbildes, ihrer bevorzugten<br />

Band zu imitieren, danach bestehende Musik zu verändern und später auch<br />

neue Musik zu entwickeln.<br />

Da ich Geige spielte, konnte ich die <strong>Gitarre</strong> sehr bald selber stimmen. Ich übte<br />

zuerst einfache Dur – Akkorde (D, G, C, A, E) anhand der Grifftabelle aus dem<br />

Liederbuch „Jesu N<strong>am</strong>e 1“ und habe die Akkorde mit dem Finger oder einem<br />

Plektrum geschlagen. Dann spielte ich hauptsächlich Lieder mit einfachen Griffen<br />

aus diesem Buch oder versuchte, Lieder ohne Akkordangaben zu begleiten.<br />

Ich spielte glaube ich zuerst auf der alten <strong>Gitarre</strong> meiner Schwester und kaufte<br />

mir dann schon bald ein <strong>Gitarre</strong>nbanjo.<br />

6. Hast du Lernhilfen (Grifftabellen, <strong>Gitarre</strong>nbücher, CD’s, Computer<br />

Progr<strong>am</strong>me, etc.) verwendet?<br />

Nur Grifftabellen und Liederbücher. Erst viel später kaufte ich mir das Folk Buch<br />

<strong>von</strong> Peter Bursch.<br />

7. Hast du manchmal Rat bei erfahreneren Gitarristen oder <strong>Gitarre</strong>nlehrpersonen<br />

geholt?<br />

Ja, unregelmässig: Da einige meiner Kollegen auch <strong>Gitarre</strong> spielten,<br />

zeigten wir uns ab und zu irgendeinen Kniff.<br />

8. Was hast du zuerst geübt, Akkorde oder Melodien? Wieso?<br />

Akkorde, weil ich Lieder begleiten wollte.<br />

9. Welche Lernstrategie hast du beim Üben verfolgt? Wie hast du geübt?<br />

(z.B. nach einem Übungsplan, einem <strong>Gitarre</strong>nbuch, Imitation <strong>von</strong> bestehenden<br />

Musikstücken, frei, etc.)<br />

Nach Lust und Zeit.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 42<br />

10.Wie hast du dich motiviert, zu üben? Welche Motivatoren spielten dabei eine<br />

Rolle?<br />

a. Freude<br />

b. Interesse <strong>am</strong> Lerngegenstand<br />

c. Positives Erleben des Lerngegentandes<br />

d. Positives Erleben im Handlungsvollzug mit dem Lerngegenstand<br />

e. Bedeuts<strong>am</strong>keit, Nutzen (persönlich, aktuell oder zukunftsbezogen) des<br />

Lerngegenstandes<br />

f. Notwendigkeit: das Singen in der Jungschar steht und fällt mit der<br />

Begleitung. Da wir auch ab und zu auftraten mit der Jungschi, sollte es<br />

auch nach etwas tönen.<br />

Ich sang sehr gerne und die <strong>Gitarre</strong> war dafür ein ideales Begleitinstrument.<br />

11.Hast du dich auch mit theoretischen Aspekten der Musik, bzw. des<br />

<strong>Gitarre</strong>nspiels auseinandergesetzt oder hast du hauptsächlich geübt?<br />

Im Semi hatte ich das Fach Musiktheorie, in welchem es auch um Harmonielehre<br />

ging.<br />

12.Hast du dich mit der Methode der <strong>Autodidaktik</strong> oder dem autodidaktisch<br />

<strong>Gitarre</strong>n <strong>lernen</strong> auseinandergesetzt? Hast du dir Gedanken dazu gemacht, wie<br />

du <strong>am</strong> besten <strong>lernen</strong> könntest?<br />

Nicht gross.<br />

Schwierige Griffe übte ich einfach regelmässig, bis sie sassen.<br />

13.Wie oft hast du geübt?<br />

a. Unregelmässig nach Lust und Laune<br />

14.Hattest du keine Probleme mit der Selbstdisziplin beim Üben.<br />

Ich habe vielleicht zu wenig diszipliniert geübt und darum auch nicht so schnell<br />

Fortschritte gemacht.<br />

15.Mit welcher Übungsmethode und Übungsdauer hast du die besten<br />

Erfahrungen gemacht?<br />

Ich spielte nach Lust und Laune.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 43<br />

16.Hast du auch negative Erfahrung mit der <strong>Autodidaktik</strong> gemacht (z.B. falsche<br />

Haltungen eingeübt, usw.)?<br />

Es hat mich gar nie jemand korrgiert.<br />

17.Was sollte deiner Meinung nach ein einfacher Oberstufenlehrgang für<br />

autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> beinhalten?<br />

Grifftabelle<br />

Einfache Schlagtechniken<br />

Einfache Liedbeispiele<br />

18.Was würdest du einer Oberstufenschülerin, einem Oberstufenschüler raten,<br />

die, der <strong>Gitarre</strong>n <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong> will?<br />

Wichtig ist, sie zu fragen, was sie wirklich will. Es kommt immer darauf an, was<br />

man <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong> will. Wenn sie kein Instrument spielt soll sie klassisch <strong>spielen</strong><br />

<strong>lernen</strong>, aber auch Schlagtechniken <strong>spielen</strong> können.<br />

19.Bemerkungen?<br />

Interview mit Andreas Müller (Selbstinterview)<br />

1. In welchem Alter hast du mit dem autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong><br />

23<br />

begonnen?<br />

2. Weshalb hast du dich nicht für Lektionen bei einer <strong>Gitarre</strong>nlehrperson<br />

entschieden?<br />

Da ich schon Klavier- und Gesangsunterricht habe und vorab nur Begleiten<br />

<strong>lernen</strong> wollte.<br />

3. Weshalb wolltest du <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong>? Was war deine Motivation, dein<br />

Ziel?<br />

Ich dachte eigentlich schon lange, dass es cool wäre, auch (wie meine beiden<br />

älteren Brüder) <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> zu können. In der Jungschi könnte man dies<br />

ebenfalls sehr gut gebrauchen um Lieder zu begleiten.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 44<br />

Ich merkte eigentlich schon lange und besonders wieder im Rockblock, dass eine<br />

Notwendigkeit besteht, mir das <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> beizubringen um dies dann später<br />

als Musiklehrer dann anwenden zu können.<br />

4. Hattest du musikalische Vorbilder (Gitarristen, Bands, etc.), welche dich<br />

prägten?<br />

Meine Brüder.<br />

5. Wie hast du dir das <strong>Gitarre</strong> Spielen beigebracht? Viele musikalische<br />

Autodidakten versuchen zuerst die Musik ihres Vorbildes, ihrer bevorzugten<br />

Band zu imitieren, danach bestehende Musik zu verändern und später auch<br />

neue Musik zu entwickeln.<br />

Ich versuchte zuerst mein <strong>Gitarre</strong>nspiel auf systematische Weise zu planen und<br />

versuchte einen Übungsplan aufzustellen. Da ich jedoch nicht wusste, was denn<br />

in zwei Wochen überhaupt realistisch wäre, musste ich diesen Übungsplan<br />

aufgeben. Ich befolgte dann den Rat <strong>von</strong> Hans-Martin Hofmann, sein<br />

„Progr<strong>am</strong>m“ zu absolvieren, was mir dann als Übungsrahmen diente.<br />

Ich versuchte also nicht in erster Linie, die Musik eines Vorbildes zu kopieren,<br />

sondern blieb dem systemischen Ansatz treu.<br />

6. Hast du Lernhilfen (Grifftabellen, <strong>Gitarre</strong>nbücher, CD’s, Computer<br />

Progr<strong>am</strong>me, etc.) verwendet?<br />

Ja. Die Unterlagen <strong>von</strong> Hans-Martin und Grifftabellen.<br />

7. Hast du manchmal Rat bei erfahreneren Gitarristen oder <strong>Gitarre</strong>nlehrpersonen<br />

geholt?<br />

a. Ja, mehr oder weniger regelmässig. Ich weiss nicht ob man nach zwei<br />

Wochen schon <strong>von</strong> einer Regelmässigkeit reden kann.<br />

8. Was hast du zuerst geübt, Akkorde oder Melodien? Wieso?<br />

Akkord. Weil ich Liedern begleiten wollte.<br />

9. Welche Lernstrategie hast du beim Üben verfolgt? Wie hast du geübt?<br />

(z.B. nach einem Übungsplan, einem <strong>Gitarre</strong>nbuch, Imitation <strong>von</strong> bestehenden<br />

Musikstücken, frei, etc.)


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 45<br />

Nach dem Akkordfolgenblatt und dem Begleitungspatternblatt <strong>von</strong> Hans-Martin<br />

Hofmann.<br />

10.Wie hast du dich motiviert, zu üben? Welche Motivatoren spielten dabei eine<br />

Rolle?<br />

a. Spass und Freude<br />

b. Interesse <strong>am</strong> Lerngegenstand<br />

c. Positives Erleben des Lerngegentandes<br />

d. Positives Erleben im Handlungsvollzug mit dem Lerngegenstand<br />

e. Bedeuts<strong>am</strong>keit, Nutzen (persönlich, aktuell oder zukunftsbezogen) des<br />

Lerngegenstandes<br />

f. Notwendigkeit<br />

g. Kompetenzerweiterung<br />

11.Hast du dich auch mit theoretischen Aspekten der Musik, bzw. des<br />

<strong>Gitarre</strong>nspiels auseinandergesetzt oder hast du hauptsächlich geübt?<br />

Ja. Aber eher im Voraus.<br />

12.Hast du dich mit der Methode der <strong>Autodidaktik</strong> oder dem autodidaktisch<br />

<strong>Gitarre</strong>n <strong>lernen</strong> auseinandergesetzt? Hast du dir Gedanken dazu gemacht, wie<br />

du <strong>am</strong> besten <strong>lernen</strong> könntest?<br />

Ja. Ich habe mich mit verschiedensten Lerntheorien und <strong>Autodidaktik</strong> Konzepten<br />

auseinander gesetzt und versucht, diese in meinen Übungsprozess einfliessen zu<br />

lassen.<br />

13.Wie oft hast du geübt?<br />

Ich versuchte, jeden Tag zu üben, was leider nicht möglich war.<br />

Ich übte selten länger als 30 min. <strong>am</strong> Stück. Dafür manchmal zwei, drei, vier,<br />

fünf oder gar sechs Mal 30 min. pro Tag.<br />

14.Hattest du keine Probleme mit der Selbstdisziplin beim Üben.<br />

Eigentlich kaum. Wenn ich jedoch dringendere Angelegenheiten zu erledigen<br />

hatte, viel es mir manchmal schwer, mir trotzdem Zeit zum Üben zu reservieren.


<strong>Musikalische</strong> <strong>Autodidaktik</strong> 46<br />

15.Mit welcher Übungsmethode und Übungsdauer hast du die besten<br />

Erfahrungen gemacht?<br />

Höchstens 30 min. <strong>am</strong> Stück üben.<br />

Kontinuierliches Repetieren <strong>von</strong> Akkorden und Akkordfolgen.<br />

16.Hast du auch negative Erfahrung mit der <strong>Autodidaktik</strong> gemacht (z.B. falsche<br />

Haltungen eingeübt, usw.)?<br />

Bis jetzt eigentlich nicht.<br />

17.Was sollte deiner Meinung nach ein einfacher Oberstufenlehrgang für<br />

autodidaktisch <strong>Gitarre</strong> <strong>spielen</strong> beinhalten?<br />

Das bin ich noch <strong>am</strong> Herausfinden.<br />

18.Was würdest du einer Oberstufenschülerin, einem Oberstufenschüler raten,<br />

die, der <strong>Gitarre</strong>n <strong>spielen</strong> <strong>lernen</strong> will?<br />

Spiele das, was dir gefällt und übe soviel du kannst.<br />

19.Bemerkungen?

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