THOMAS WYSS - Finanz Und Wirtschaft
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<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong><br />
Private Banking<br />
«BANKGEHEIMNIS NICHT<br />
MEHR AUFWEICHEN<br />
ALS NOTWENDIG»<br />
ROBERT WALDBURGER Der Steuerrechtler, ehemalige Vizedirektor der<br />
Eidg. Steuerverwaltung, Delegierte für internationale Steuerverträge und<br />
heutige Konsulent bei der Anwaltskanzlei Bär & Karrer in Zürich<br />
plädiert dafür, internationale Standards einzuhalten – aber nicht mehr.<br />
Herr Prof. Waldburger, der Rückzug des<br />
Vorbehalts zu Artikel 26 des OECD-Muster-<br />
Doppelbesteuerungsabkommens durch den<br />
Bundesrat am 13. März 2009 verändert das<br />
Umfeld für Schweizer Privatbanken wie<br />
kaum ein anderer Entscheid. Sie haben diesen<br />
Vorbehalt seinerzeit für die Schweiz ausgehandelt.<br />
Wie teuer wird die neue Amtshilfepolitik<br />
die Schweiz zu stehen kommen?<br />
Die rechtliche Auswirkung kann man beschreiben.<br />
Was die ökonomischen Auswirkungen betrifft,<br />
so hat man lange befürchtet, dass auch die<br />
kleinste Änderung am steuerlichen Bankgeheimnis<br />
zu einem massiven Geldabfluss führen würde.<br />
Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass das nicht der<br />
Fall ist. Ein Grund liegt wohl im Level Playing<br />
Field. Die Schweiz hat diese Änderung als eines<br />
der letzten Länder eingeführt. Der Steuerhinterzieher<br />
hat deshalb nicht mehr viele Möglichkei<br />
ten, sein Geld in ein Land zu verschieben, das bei<br />
Verdacht auf Steuerhinterziehung im Wohnsitzstaat<br />
keine Amtshilfe leistet. Die beschlossene<br />
Änderung der Amtshilfepolitik allein hatte noch<br />
kaum ökonomische Auswirkungen.<br />
Wie wichtig sind in diesem Kontext die<br />
Themen Datendiebstahl sowie<br />
Strafuntersuchungen gegen Banken<br />
und ihre Mitarbeitende in den USA und<br />
in Nachbarländern der Schweiz?<br />
Das hat zu Kapitalabflüssen geführt, und diese<br />
Vorgänge stellen auch die hauptsächliche Triebfeder<br />
für das Bestreben nach pauschaler<br />
Ve r gangenheitsbewältigung in den Abgeltungssteuerabkommen<br />
dar. Das ist auch der Hauptvorteil<br />
dieser Abkommen, wie sie mit Deutschland,<br />
Österreich und UK auf Regierungsebene<br />
vereinbart worden sind. Diese Abkommen wer<br />
den zu hohen Kosten, insbesondere in Form<br />
von Kapitalabflüssen für die Einmalzahlung, die<br />
die betroffenen ausländische Kunden leisten<br />
müssen, führen. Unter der Hypothese, dass mit<br />
denjenigen Ländern, aus denen der grösste Teil<br />
der unversteuerten Gelder stammt, solche Abkommen<br />
geschlossen werden und dass der Preis<br />
für die Vergangenheitsbewältigung durchschnittlich<br />
25% beträgt, werden die Assets under<br />
Management allein aufgrund dieser Zahlungen<br />
um ein Viertel abnehmen. Ein gigantischer Betrag.<br />
Dabei sind die ausländischen Steuerdelinquenten,<br />
die diese Einmalzahlung nicht entrichten<br />
wollen und deshalb ihr Geld in ein anderes<br />
Land verlegen, noch nicht berücksichtigt.<br />
Diese ökonomischen Effekte haben überhaupt<br />
nichts mit der Anpassung der schweizerischen<br />
Amtshilfepolitik an Art. 26 des OECDMusterabkommens<br />
zu tun.<br />
Aber der 13. März 2009 war ein Riesenschock<br />
für die Politik, für die Banken,<br />
für die schweizerische Öffentlichkeit…<br />
<strong>Und</strong> nachher sagten sofort alle, nun müssen<br />
wir etwas machen. Man hat einerseits das Konzept<br />
einer einfachen, schematischen Abgeltungssteuer<br />
für alle Partnerstaaten und andererseits<br />
die problematische Idee der Weissgeldstrategie<br />
geboren. Beides geht über den geltenden<br />
globalen Standard hinaus. Wir hinkten<br />
jahrelang dem internationalen Standard hinterher.<br />
Dann wurden wir von der G20 gezwungen,<br />
aufzuholen, und liessen dann als Reaktion<br />
auf diesen Zwang das Pendel gleich in die andere<br />
Richtung ausschlagen. Es gibt jedoch keinen<br />
Grund, über die globalen Standards hinauszugehen.<br />
Die Schweiz sollte aktiv mitwirken,<br />
einhalten – aber nicht darüber hinausgehen.<br />
Die ganzen Ideen von Selbstdeklaration, Wai<br />
BildER iRis c. RittER