BASTIAN BAKER - Finanz Und Wirtschaft
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FINANZ UND WIRTSCHAFT LUXE – SOMMER 2012 SPEZIAL KUNST | INTERVIEW DIDIER CUCHE | UHREN UND DESIGN 7 Franken<br />
SHOOTING STAR<br />
<strong>BASTIAN</strong><br />
<strong>BAKER</strong><br />
SPEZIAL KUNST<br />
SCHWEIZER SAMMLER<br />
DAMIEN DAMIEN HIRST<br />
GERHARD RICHTER<br />
UHREN UHREN<br />
TIEFENREKORD<br />
PREISREKORD<br />
DESIGN<br />
HOCHSEESEGLER<br />
HOCHSEESEGLER<br />
MÖBEL<br />
INTERVIEW<br />
DIDIER CUCHE<br />
START IN NEUE KARRIERE<br />
SOMMER 2012 / 7 FRANKEN
cartier.com - 044 580 90 90<br />
santos-dumont<br />
SKELETON 9611 MC<br />
DAS CARTIER KALIBER 9611 MC BESITZT EIN EXKLUSIVES SKELETON-UHRWERK. DIE SKELETTIERTEN UHRWERKBRÜCKEN IN FORM<br />
RÖMISCHER ZIFFERN VERLEIHEN DER UHR EINE EINZIGARTIGE ANZEIGE UND LESBARKEIT. DAS ZUSAMMENSPIEL DES KLASSSICHEN<br />
SANTOS-DUMONT DESIGNS UND DER SICHTBARKEIT DES UHRWERKS MACHEN DIESE UHR ZU EINER DER ELEGANTESTEN<br />
IHRER ZEIT.<br />
18KT WEISSGOLD-GEHÄUSE, 8-ECKIGE KRONE MIT EINEM SAPHIR VERZIERT, SKELETTIERTES MECHANISCHES UHRWERK<br />
MIT HANDAUFZUG KALIBER 9611 MC (20 EDELSTEINE, 28.800 UMDREHUNGEN PRO STUNDE) DOPPELTES FEDERGEHÄUSE,<br />
72 STUNDEN GANGRESERVE.<br />
ERHÄLTLICH IN DEN CARTIER BOUTIQUEN IN GENF, ZÜRICH, LUZERN, ST.MORITZ UND BEI DEN FOLGENDEN AUSGEWÄHLTEN KONZESSIONÄREN:<br />
GENF : B & B - LES AMBASSADEURS – LUZERN : EMBASSY – ZÜRICH : BEYER – LES AMBASSADEURS
Als Inbegriff traditioneller Uhrmacherkunst und zeitloser Eleganz<br />
begleitet die Capeland die wertvollsten Augenblicke des Lebens in<br />
vollendeter Balance zwischen Authentizität und Stil. Dieses historisch<br />
inspirierte Modell ist mit einem mechanischen Manufakturwerk mit<br />
Automatikaufzug und Flyback-Chronographen-Funktion ausgestattet,<br />
das durch den Saphirglas-Gehäuseboden zu sehen ist.<br />
www.baume-et-mercier.com<br />
Magazin zur Ausgabe Nummer<br />
48 der «<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong>»<br />
vom 16. Juni 2012. LUXE ist eine<br />
gemeinsame Publikation von «Bilan»<br />
und «<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong>»<br />
und erscheint vier Mal jährlich.<br />
–<br />
VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG<br />
Hallwylstrasse 71,<br />
Postfach, 8021 Zürich<br />
Telefon 044 298 35 35,<br />
Fax 044 298 35 00<br />
www.fuw.ch, verlag@fuw.ch<br />
–<br />
VERLEGER<br />
Pietro Supino<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Martin Coninx<br />
CHEFREDAKTOR<br />
Mark Dittli<br />
REDAKTIONELLE LEITUNG<br />
Konrad Koch<br />
ANZEIGENVERKAUF<br />
Tamedia Publications romandes SA<br />
Mühlebachstrasse 43, 8032 Zürich<br />
Telefon +41 44 251 35 75<br />
MARKETING<br />
Dana Massie, Sandra Meier<br />
–<br />
ART DIRECTOR<br />
Nicolas Zentner & Mathieu Moret<br />
(enzed)<br />
BILDREDAKTION<br />
David Huc<br />
–<br />
MITWIRKENDE DIESER AUSGABE<br />
Anoush Abrar & Aimée Hoving,<br />
Elias Amari, Vincent Calmel,<br />
Cristina d’Agostino,<br />
Christian Faber-Castell,<br />
Fabrice Eschmann, Christel Flach<br />
Marine Heer,<br />
Vincent Gillioz, Jonathan Heyer,<br />
Tuana Gökçim Toksöz<br />
David Houncheringer, Michel Jeannot,<br />
Konrad Koch, Simon Lamunière,<br />
Hans K. Leuppi, Catrin Lorch,<br />
Sylvie Roche, Knut Schwander,<br />
Claus Schweitzer,<br />
Francesca Serra, Olympia Wolff<br />
–<br />
ÜBERSETZUNG<br />
Béatrice Aklin,<br />
Sabine Dröschel, Gian Pozzy,<br />
–<br />
BILAN LUXE<br />
VERLEGER<br />
Tamedia Publications SA<br />
CHEFREDAKTOR<br />
Stéphane Bennoit-Godet<br />
REDAKTIONELLE<br />
LEITUNG<br />
Francesca Serra<br />
BUSINESS<br />
DEVELOPMENT<br />
MANAGER<br />
Cédric Piaget<br />
Cedric.piaget@bilan.ch<br />
–<br />
FOTOLITHO<br />
Images3, Lausanne<br />
–<br />
DRUCK<br />
Stämpfl i Publikatioen AG<br />
Aufl age 57 000<br />
ISSN 1664-0152<br />
EDITORIAL<br />
Rousseau, Richter<br />
und Rettungsschirme<br />
Was waren das für Sommer! Griechenland, Spanien,<br />
allein die Namen wie Meer, Sonne. <strong>Und</strong><br />
dieser Sommer – auch er wird heiss, europolitisch mit<br />
Gewissheit. Doch wird da, wo Krise ist, noch Kultur<br />
sein, wenn das Geld fehlt, für Museen, Festivals? Noch<br />
ist Europa nicht zum kulturellen Ödland geworden –<br />
und wird es auch nie.<br />
Das europäische Kunstprogramm ist – wie diese<br />
Ausgabe von «Luxe» zeigt – über diese Sommermonate<br />
mit Höhepunkten bestückt wie selten zuvor.<br />
Was diese Woche mit der alljährlichen Art in Basel beginnt, wird im<br />
September enden mit der 25. Biennale des Antiquaires in Paris. Diese<br />
schönste Kunst- und Antiquitätenmesse der Welt, die nur alle zwei Jahre<br />
stattfi ndet, wird dieses Jahr künstlerisch geleitet vom Grossmeister<br />
der Mode, von Karl Lagerfeld. Paris wird diesen Sommer ganz in deutscher<br />
Hand sein. Das Centre Pompidou räumt seine Säle frei für die Monumentalausstellung<br />
«Gerhard Richter. Panorama». Nach der Tate Modern<br />
in London, dem Nationalmuseum in Berlin ist es die dritte Station,<br />
an der man das Oeuvre von Gerhard Richter, wie unsere Autorin Catrin<br />
Lorch schreibt, in aller Erhabenheit in den Blick nehmen kann.<br />
Wer ob all der grossen Dinge, die diesen Sommer erfreuen oder erschüttern<br />
werden, Musse sucht, der kann sie ganz nah fi nden. Auf<br />
Inseln in Schweizer Seen. Jean-Jacques Rousseau, dessen 300. Geburtstag<br />
dieses Jahr gefeiert wird, fand sie auf der St. Petersinsel im<br />
Bielersee, von der er sagte, er «hätte ohne einen Augenblick der Langweile<br />
zwei Monate, zwei Jahrhunderte und die ganze Ewigkeit auf ihr<br />
verbringen können».<br />
Den Sommer auf eine ungewohnte Art entdecken wird auch unser<br />
Mann auf dem Titel: Didier Cuche hat sich vor seinem ersten trainingsfreien<br />
Sommer zum Gespräch mit «Luxe» eingefunden und verrät ein<br />
Rezept, das ob Rettungsschirmen für Banken und Länder für die Menschen<br />
zählt: Fair Play.<br />
Konrad Koch<br />
Stv. Chefredaktor<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 7
INHALT<br />
Sommer 2012<br />
18<br />
50<br />
8 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
07 EDITORIAL<br />
10 MITWIRKENDE<br />
13 GASTKOMMENTAR<br />
Alarmzustand<br />
Simon Lamunière<br />
14 MUST HAVE<br />
16 TECH-TRENDS<br />
Roadrunner und Wolkenstürmer<br />
18 INTERVIEW<br />
Didier Cuche<br />
Sport formt den Menschen<br />
22 AUSSTELLUNGEN<br />
24 TREFFPUNKTE<br />
Pool Bars / Business Clubs<br />
28 KUNSTSAMMLER<br />
Leidenschaft und Investition<br />
34 ZEITGENOSSEN<br />
Gerhard Richter<br />
Damien Hirst<br />
92<br />
84 99<br />
44<br />
42 KUNSTMESSEN<br />
Biennale des Antiquaires<br />
44 GEGENWARTSKUNST<br />
Multiples sind Originale<br />
49 GESTALTERKOLLEKTIV<br />
Oki Dato und Nendo<br />
50 MÖBELTRENDS<br />
Salone del Mobile<br />
52 SHOOTING STAR<br />
Bastian Baker<br />
60 SCHWEIZER MUSIK<br />
HiFi der Referenzklasse<br />
62 LOGENPLÄTZE<br />
Inselferien und<br />
Sonnenterrassen<br />
67 COCKTAILS<br />
Drinks für Sommertage<br />
70 DRESS CODE<br />
Cooles für heisse Tage<br />
52<br />
74 UHREN<br />
Die teuersten Komplikationen<br />
Cercle 250 - Die Gralshüter<br />
Rolex Deepsea Challenge<br />
83 SOZIALE NETZWERKE<br />
Best of all worlds<br />
84 BOOTE<br />
Swiss Catamarans<br />
Runabouts<br />
88 SCHÖNHEITSMACHER<br />
Zu Besuch bei den Dutertres<br />
92 TOUR AUTO 2012<br />
Klassiker für Oldtimer<br />
96 WELLNESS<br />
Parfums und Sport<br />
98 FILM<br />
Adèle Haenel<br />
99 BOUDOIR<br />
Dieter Meier<br />
80<br />
Titelbild: David Houncheringer<br />
David Houncheringer, Sylvie Roche, Jonathan Heyer, Peter Auto, DR<br />
www.piaget.com<br />
Piaget Rose<br />
PIAGET Boutiquen : Zürich - Bahnhofstrasse 38 • Genf - rue du Rhône 40<br />
Weissgold, diamantbesetzter Ring
MITWIRKENDE<br />
David<br />
Houncheringer<br />
David Houncheringen<br />
schloss 2003 die Fotografenschule<br />
in Vevey ab und<br />
lebt heute in Neuenburg,<br />
wo er auch als Freelancer<br />
tätig ist. Zur Fotografi e<br />
kam er übers Skateboarden,<br />
interessierte sich<br />
dann bald schon für konzeptuelle<br />
Portraits. 2009<br />
erhielt er dank eines Stipendiums<br />
ein Atelier in<br />
der Cité Internationale des<br />
Arts in Paris. Neben seinen<br />
Aufträgen und Ausstellungen<br />
realisiert er unter dem<br />
Pseudonym «Supermafi a»<br />
Vjings (Live-Videovorführungen<br />
mit Musikuntermalung)<br />
und audiovisuelle<br />
Installationen. Seine fotografi<br />
schen Arbeiten sind<br />
sehr real und fantastisch<br />
zugleich, wie das Portrait<br />
von Didier Cuche zeigt.<br />
www.dada.fm<br />
S. 18-21<br />
10 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
Anoush Abrar<br />
et Aimée Loving<br />
Das iranisch-holländische<br />
Duo hat 2003 nach dem<br />
Abschluss an der Lausanner<br />
Designschule Ecal zusammengefunden.<br />
Seiter<br />
inszenieren Anoush Abrar<br />
und Aimée Loving Modeshootings<br />
und spielen<br />
dabei geschickt mit den<br />
Stimmungen. Ihre Aufnahmen<br />
sind unglaublich<br />
sinnlich und poetisch. Mit<br />
ihren persönlichen Arbeiten<br />
greifen sie irritierende<br />
Themen auf oder gehen<br />
die Sujets frontal an. Die<br />
für «Luxe» realisierten<br />
Fotos erzählen eine Geschichte<br />
von Design und<br />
Komplexität.<br />
www.anoushaimee.com<br />
S. 88-91<br />
Simon Lamuniere<br />
Simon Lamunière hat<br />
Kunst studiert, sich aber<br />
schon sehr früh als Kurator<br />
betätigt. In dieser<br />
Funktion war er ab 1994<br />
für die Kunstbiennale<br />
Version verantwortlich,<br />
von 1996 bis 2003 für das<br />
Centre pour l’Image Contemporaine<br />
in Genf und<br />
von 2000 bis 2011 für Art<br />
Unlimited, die prestigeträchtige<br />
Sonderschau für<br />
Monumentalkünste von<br />
Art Basel. Seine unstillbare<br />
Neugier und seine Unvoreingenommenheitermöglichen<br />
es ihm, immer neue<br />
innovative Projekte auf die<br />
Beine zu stellen, die den<br />
üblichen Rahmen der Gegenwartskunst<br />
sprengen.<br />
www.interversion.org<br />
S. 13<br />
Catrin Lorch<br />
Direkt nach ihrem Studium<br />
in Kunstgeschichte,<br />
Städtebau, Germanistik<br />
und Journalismus leitete<br />
Catrin Lorch die Bonner<br />
Videonale als Direktorin<br />
und Kuratorin. Seit 1999<br />
schreibt sie für zahlreiche<br />
Magazine wie «Artforum»,<br />
«Frieze» und «Kunstbulletin».<br />
Seit drei Jahren ist<br />
sie für die Kunstrubrik<br />
der «Süddeutschen Zeitung»<br />
verantwortlich. Für<br />
«Luxe» kommentiert sie<br />
die sensationelle Ausstellung<br />
über Gerhard Richter.<br />
S. 36-39<br />
Vincent Gillioz<br />
Sein Ding sind Schiff e.<br />
Zunächst baute er selbst<br />
welche, bevor er darauf<br />
um die Welt segelte. Vor<br />
sieben Jahren wandte sich<br />
der Geograf und Umweltwissenschaftler<br />
den Medien<br />
zu und arbeitete unter<br />
anderem für die Tageszeitung<br />
«Le Temps». Er ist<br />
Mitglied des Redaktionskomitees<br />
des Magazins<br />
«Skippers» und regelmässiger<br />
Mitarbeiter von «Bilan»,<br />
für das er 2007 über<br />
den America’s Cup berichtete.<br />
Seit kurzem lebt er in<br />
den Alpen, ist aber an allen<br />
wichtigen internationalen<br />
Segelregatten in Europa<br />
anzutreff en.<br />
S. 84-87<br />
DR<br />
Bilan LUXE | 11
��������������������<br />
Wine<br />
or a decoration in fine<br />
watchmaking?<br />
Découvrez l’univers de l’horlogerie d’exception,<br />
sur www.hautehorlogerie.org<br />
Partenaires de la Fondation : A. Lange & Söhne | Audemars Piguet | Baume & Mercier | Bovet | Cartier | Chanel | Chopard | Corum | Fédération de<br />
l’industrie horlogère suisse | Girard-Perregaux | Greubel Forsey | Harry Winston | Hermès | Hublot | IWC | Jaeger-LeCoultre | JeanRichard | Montblanc | Musée<br />
d’art et d’histoire de Genève | Musée d’Horlogerie Beyer, Zürich | Musée d’horlogerie du Locle, Château-des-Monts | Musée international d’horlogerie,<br />
La Chaux-de-Fonds | Panerai | Parmigiani | Perrelet | Piaget | Richard Mille | Roger Dubuis | TAG Heuer | Vacheron Constantin | Van Cleef & Arpels | Zenith<br />
illustration: Nicolas Zentner<br />
OUVERTURE<br />
Gastkommentar<br />
Simon Lamunière<br />
Der «gelernte» Künstler Simon Lamunière hat bei verschiedenen Projekten als<br />
Ausstellungskommissar gearbeitet. So war er seit Anfang 2000 für Art Unlimited<br />
zuständig und begleitete zwölf Ausgaben dieser Sektion der Art Basel, an der<br />
Grossinstallationen, aber auch Kunstwerke zu sehen sind, die sich ausserhalb der<br />
Normen bewegen. Simon Lamunière ist ein vielseitiger, visionärer Mann, fröhlich und<br />
scharfsinnig, seine Heimat ist die Kunst. Er ist unablässig auf der Suche nach Orten<br />
und Verbindungen, die noch nicht erkundet, von Kunst und Kreation unberührt sind.<br />
Alarmzustand<br />
Ich vergleiche Kunst gerne mit einem Virus,<br />
mit dem Zustand der Verliebtheit.<br />
Es sind Ideen, die uns zufl iegen und uns<br />
nicht mehr loslassen. Kunst hat nicht unbedingt<br />
mit Liebe auf den ersten Blick zu<br />
tun. Es gibt durchaus Werke, die mir nicht<br />
gefallen, gegen die ich mich am Anfang<br />
wehre, mit denen ich mich dann aber doch<br />
geistig beschäftige. <strong>Und</strong> dieser Prozess<br />
mündet schliesslich in Neues, Positives.<br />
Mit einem Architekten als Vater kam ich<br />
schon früh mit der Kunst in Kontakt. Als<br />
Kind nervten mich jeweils die Bemerkungen<br />
meiner Freunde über die abstrakte<br />
Kunst, die bei uns zu Hause hing. Es waren<br />
halt andere Zeiten, Kunst war noch nicht<br />
Teil unserer Freizeit- bzw. Kulturgesellschaft.<br />
Zu jener Zeit betitelte man einen<br />
Calder als «Schuhschaber», einen Max Bill<br />
als «verbogenes Metall». Heute ist Kunst<br />
wie auch Design demokratisch geworden,<br />
es gibt auch immer mehr Ausstellungsorte.<br />
Für mich stellt dieser Trend nichts Negatives<br />
dar, ich nutze vielmehr diese Energie,<br />
denn so verbreitet sich Kunst und besetzt<br />
auch andere Bereiche. Es ist dieses Übergreifen,<br />
das mich interessiert.<br />
Für mich war Kunst immer ein Mittel,<br />
über Grenzen hinauszustossen und neue<br />
Räume zu erforschen. Das Projekt der<br />
Neon Parallax mit den neun Leucht-Kunstwerken<br />
auf den Dächern der Plaine de<br />
Plainpalais in Genf illustriert die Möglichkeit,<br />
Kunst zu zeigen, ohne off enzulegen,<br />
wo sie sich befi ndet. Ein ganz einfaches,<br />
aber erfolgreiches Prinzip, um das Quartier<br />
zu verändern und den Raum zu besetzen,<br />
der sich auf Infi ltration von Kunst<br />
in einem ungewöhnlichen Kontext stützt.<br />
Diese sowohl sichtbaren als auch verborgenen<br />
Lichtinstallationen sind die Replik auf<br />
das kommerzialisierte Seebecken von Genf<br />
mit der Leuchtwerbung für Uhren, Hotels<br />
und Banken, typische Genfer Skyline und<br />
Postkartensujet. Fortan gibt’s eine zweite<br />
«Rade de Genève», nämlich eine kulturelle.<br />
Ich mag die Idee, dass Kunst ein Alarmsignal<br />
ist, quasi ein Motor, der die Neugier<br />
des Betrachters ständig lebendig erhält.<br />
Für die Basler Art Unlimited entwickelte<br />
ich ein 18 000 m2 grosses weisses Dorf für<br />
sechzig bis siebzig Bewohner bzw. Kunstwerke.<br />
Um es ganz banal zu sagen, es war<br />
etwa, wie Menschen an einem Tisch zu<br />
versammeln, mit dem Ziel, ein funktionierendes<br />
Gespräch oder eine Konfrontation<br />
in Gang zu setzen. Diesen narrativen, urbanen<br />
Parcours zu schaff en, war ein phantasmagorischer<br />
Prozess. Für die Ausgabe<br />
2006 hatte ich die Idee, über das mobile<br />
Werk Bewegung und Desorientierung zu<br />
thematisieren – etwa mit dem Karussell<br />
von Carsten Höller, das auf einem unebenen<br />
Platz aufgestellt war. 2007 provozierten<br />
die Kunstprojekte in mir eine Vision à<br />
la Alphaville, die sich wie im rätselhaften<br />
Film von Godard mit der Modernität und<br />
dem Seriellen auseinandersetzte.<br />
Für meine letzte Edition 2011 unterstrich<br />
ich den temporären Aspekt des weissen<br />
Dorfs mit Bauschildern von Daniel Buren<br />
und hängenden Backsteinen von Gendell<br />
Geers. Wie bei jeder Art Unlimited gab es<br />
extrem sichtbare Werke wie die Neoninstallation<br />
von Jason Rhoades, andere wiederum<br />
waren diskreter, etwa Bodenskulpturen<br />
von Carl Andre. Dies beweist, dass<br />
Kunst nicht immer dort zu fi nden ist, wo<br />
man sie erwartet. Grenzen ausdehnen und<br />
neue Emotionen provozieren ist nach wie<br />
vor das zentrale Anliegen meiner Arbeit. |<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 13
MUST HAVE<br />
von Francesca Serra<br />
P U<br />
R<br />
D I V E R T I M E N T O<br />
Italiener sind starke Designer und angefressene Fussballfans. Was aus so einer Kombination<br />
entstehen kann, zeigt dieses exquisite Objekt fürs Dolce Farniente. Der Cristallino Gold ist ein<br />
Tischkicker aus Kristallglas und Aluminium mit Figuren aus 24 Karat Gold. Mit dem edlen Sammlerstück<br />
ist der Marke Teckell, die mit dem Slogan «luxury is a game to play» wirbt, ein grosser Wurf<br />
gelungen. Von dem massiv-minimalen Spielgerät wurden nur 50 nummerierte Exemplare gefertigt.<br />
Wer nicht ganz so schnell sprintet wie Ronaldino und deshalb nicht zu den Happy Few gehört, kann<br />
sich immer noch mit einem ebenso sportlichen Modell aus Kristallglas und Holz trösten.<br />
Cristallino Gold, 16 000 Fr., www.teckell.com<br />
MUST HAVE<br />
AUS LIEBE ZUR MECHANIK<br />
In Ihrem Telefon schlägt ein Herz? Genau, das<br />
eines fl iegenden Tourbillons! Die LeDix Furtif ist<br />
ein mechanisches Juwel aus Kohlefaser, das alle<br />
Konventionen über den Haufen wirft. Ob man sie<br />
nun als telefonische Taschenuhr oder Uhrenhandy<br />
bezeichnet, tut nichts zur Sache, denn die LeDix<br />
Furtif ist vor allem eins: ein neues Gadget für Leute<br />
die häufi g unterwegs sind. Sie verfügt über eine robuste<br />
und doch leichte Struktur und ist in limitierter<br />
Stückzahl mit Intarsien aus Platin oder Roségold<br />
versehen. Die Zubehörteile stehen dem Ausnahmeobjekt<br />
in punkto Ausgefallenheit in nichts nach.<br />
Sie glänzen durch viele aussergewöhnliche Details,<br />
wie einem ledernen «Holster», mit dem sich das<br />
Telefon am Körper tragen lässt.<br />
LeDix Furtif, 300 000 Fr.,<br />
www.celsius-x-vi-ii.com<br />
NÄGEL MIT KÖPFCHEN<br />
Der neue Unisex-Armreif in Form eines einfachen<br />
Nagels besticht durch seine rohe, schicke Eleganz.<br />
Mit diesem Modell lässt Cartier den legendären<br />
Entwurf des Schmuckdesigners Aldo Cipullo<br />
wieder aufl eben. Er hatte den Armreif in den 70er-<br />
Jahren in den wilden Zeiten des Studio 54 kreiert.<br />
Der Nagelarmreif ist noch heute Ausdruck einer<br />
rebellischen Natur.<br />
Juste un clou, Cartier, 32 100 Fr.,<br />
www.cartier.com<br />
CLICK CLACK<br />
Nach dem Erfolg der beiden Kamera im 2003<br />
und 2009 bietet Leica eine dritte Kamera «Edition<br />
Hermès» an, deren zwei Modellen mit einem<br />
verchromten und einem silbern eloxierten Objektiv<br />
ausgestattet sind. Die Ausgabe mit nur einem Objektiv<br />
ist seit Mai erhältlich und wurde bereits über<br />
300 mal verkauft. Die Ausgabe mit drei Objektiven<br />
ist in limitierter Aufl age und nur für kurze Zeit ab<br />
Juni 2012 erhältlich.... ein wahres Meisterstück!<br />
Leica M9-9 «Edition Hermès»,<br />
limitierte Aufl age «Jean-Louis<br />
Dumas», 100 Exemplare, 52 500 Fr.,<br />
www.leica.com<br />
FAST AND FRESH<br />
Das Elektrobike von Stromer ist eine Kombination<br />
aus technischer Leistung, Eleganz und Glamour<br />
in ihrer vollendetsten Form. Sogar Leonardo Di<br />
Caprio kurvt mit einem dieser stylischen Drahtesel<br />
durch Manhattan. Mit dem E-Bike ist man schnell<br />
unterwegs, ohne das Hemd durchzuschwitzen, wobei<br />
der diskret in den Rahmen eingebaute Motor<br />
je nach Modell 25 bis 45 km/h ermöglicht. <strong>Und</strong> da<br />
die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind,<br />
gibt es die Modelle in mehreren Formen, Grössen<br />
und Farben, mit individuell wählbaren Zierstreifen<br />
und unterschiedlichem Zubehör.<br />
E-Bike Stromer Elite Power,<br />
ab 4000 Fr., www.stromer.ch<br />
14 | Bilan LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 15
TECH-TRENDS<br />
von Francesca Serra<br />
TAYLOR GARAGE<br />
Für Roadrunner…<br />
Wer von Freiheit auf Asphalt träumt, kann sich in der<br />
Schweiz ein Motorrad ganz nach seinen persönlichen<br />
Wünschen anfertigen lassen.<br />
Es gibt zwei Alternativen: Entweder man verwandelt<br />
ein bestehendes Modell in einen «Chopper» – dabei wird<br />
der Rahmen verändert und die Gabellänge verlängert –,<br />
oder man entscheidet sich für den minimalistischen Vintage-Stil<br />
eines «Bobbers», konzentriert sich aufs Wesentliche<br />
und verzichtet auf alle Elemente, die man zum Fahren<br />
nicht unbedingt braucht.<br />
Mit ihrem fundierten mechanischen Fachwissen und<br />
dem richtigen Blick fürs Schöne zaubern die Bike-Spezi-<br />
16 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
alisten der Taylor Garage ein Motorrad ganz nach Ihren<br />
Vorgaben und passend zu Ihrer Grösse. In den Werkstätten<br />
wird nicht nur Wert auf Originalität, sondern auch auf<br />
eine bis ins kleinste Detail sorgfältige Verarbeitung gelegt.<br />
Alle Teile werden unter dem wachsamen Auge der Experten<br />
gefertigt.<br />
Für die nötige Power sorgt ein Harley-Davidson-Motor.<br />
Ein Traum für Biker und alle, die einzigartige, kraftvolle<br />
und auf unseren Strassen zugelassene Feuerstühle mögen!<br />
d Modell Fast Peak und i Modell Warson von Bad Boy Motorcycles,<br />
www.badboysmotorcycles.ch<br />
s Modell Daddy’s Toy von Blackway, www.black-way.com<br />
Für alle, die ein dauerhaftes Hobby suchen, könnte der Bau<br />
eines Flugzeugs eine spannende Alternative zum Briefmarken-<br />
oder Schmetterlingesammeln sein. In der Schweiz kann<br />
man nach Anleitungen von Experimental Aviation Switzerland<br />
(EAS) sein eignes Spielzeug bauen und sogar damit fl iegen. Die<br />
Konstruktion eines Flugzeugs im Kit (mit Material und Anleitung)<br />
nimmt rund drei bis fünf Jahre in Anspruch, für ein Modell<br />
Marke Eigenbau sollte man fünf bis zehn Jahre einplanen.<br />
Zwar ist dabei etwas Durchhaltewillen gefragt, aber man wird<br />
von einem EAS-Berater betreut.<br />
Aus Umweltschutzgründen wurde der Benzinverbrauch auf<br />
ein äusserst vernünftiges Mass reduziert. 100 Liter reichen bei<br />
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 Knoten (ca. 190<br />
km/h) für acht Flugstunden. Mit einer Tankfüllung schaff en Sie<br />
es also bis nach Korsika! Es wird oft kritisiert, dass die schweizerische<br />
Gesetzgebung im Bereich der Ultraleichtfl ugzeuge im<br />
Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu streng ist und<br />
die Flieger nicht nur grösser, sondern auch viel zeitaufwendiger<br />
im Bau macht. In England zum Beispiel spricht nichts dagegen,<br />
mit einem verkleinerten Modell eines früheren Kampfj ets<br />
wie beispielsweise einer Fokker die Lüfte zu erobern.<br />
Mit solchen Fluggeräten ist man natürlich den Launen der<br />
Wettergötter ausgesetzt. Bei schlechter Witterung ist es daher<br />
ratsam, auf den Flug zu verzichten. Es geht nicht darum,<br />
so schnell wie möglich von A nach B zu gelangen. Oder, um<br />
es mit den Worten der EAS-Mitglieder auszudrücken: «Unsere<br />
Flieger sind schnelle Verkehrsmittel für Leute, die es nicht<br />
eilig haben.» |<br />
…und Wolkenstürmer<br />
Flugzeugkit: zwischen 60’000 und 100’000 Fr.<br />
www.experimental.ch<br />
Liste der Schweizer Flugplätze: www.bazl.admin.ch<br />
(unter Themen/Infrastruktur/Flugplätze)<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 17
| INTERVIEW | von Francesca Serra - Foto: David Houncheringer<br />
Didier Cuche<br />
«Sport formt den Menschen»<br />
DER SCHWEIZER SKIFAHRER, WELTMEISTER UND GEWINNER VON<br />
SECHS KRISTALLKUGELN HAT SEINE LETZTE SAISON IN TOPFORM<br />
BEENDET, HAT ER DOCH AUF DER LEGENDÄREN STREIF EINEN NEUEN<br />
REKORD AUFGESTELLT. KURZ VOR SEINEM ERSTEN TRAININGSFREIEN<br />
SOMMER ERZÄHLT ER ANEKDOTEN UND ERINNERUNGEN AUS<br />
SEINER SIEBZEHNJÄHRIGEN KARRIERE.<br />
Am 17. März 2012 nahm er im nostalgischen<br />
Kostüm und auf Holzski<br />
Abschied vom Rennzirkus. Die Bilder<br />
gingen um die Welt. Es war ein denkwürdiger<br />
Abschluss einer grossartigen<br />
Karriere: Er gewann sechsmal die Kristallkugel,<br />
die Olympia-Silbermedaille im<br />
Super G 1998 in Nagano, stand viermal<br />
auf dem Podest der Weltmeisterschaften,<br />
wovon einmal auf dem ersten Platz.<br />
Er ist neben Bernhard Russi und Pirmin<br />
Zurbriggen der beliebteste Skifahrer<br />
der Schweiz. Eine Auszeichnung, die<br />
er nicht nur seinen sportlichen Leistungen,<br />
sondern auch seiner Haltung und<br />
Philosophie verdankt. Er ist das Gegenstück<br />
zum talentierten, unvorhersehbaren<br />
Bode Miller, der Good Guy der Skiwelt:<br />
konstant, aufrichtig, Fairplay. Er<br />
sagt, was er denkt, und dies nicht immer<br />
diplomatisch, reagiert allergisch auf Polemiken<br />
und entdeckt auch in schwierigen<br />
Situationen die positive Seite.<br />
Sie haben Ihre Karriere auf dem Höhepunkt<br />
beendet, kurz nach dem Sieg in<br />
Kitzbühel. Haben Sie schon Pläne für die<br />
nächste Zukunft?<br />
Die einzige Neuigkeit, die ich jetzt mitteilen<br />
kann, ist die Zusammenarbeit mit<br />
dem norwegischen Skifahrer Lasse Kjus,<br />
der sein eigenes Kleiderlabel lanciert.<br />
18 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
Ich versuche die Anfragen zu steuern,<br />
denn mit meinen Sponsoren Audi, Ovomaltine,<br />
Head und Corum ist die Agenda<br />
schon schön gefüllt.<br />
Corum hat dieses Jahr die Admiral Cup44<br />
Chrono Centro Didier Cuche auf den<br />
Markt gebracht. Das Inserat zeigt Ihr<br />
in zwei Hälften geteiltes Gesicht, das<br />
des Skifahrers und das des Privatmanns.<br />
Symbolisch?<br />
Ja, die Aufnahme refl ektiert die Wende<br />
in meinem Leben. Ich bin immer noch<br />
mit dem Sport verbunden, aber jetzt als<br />
sein Vertreter. Gerade in dieser Übergangszeit<br />
spüre ich, wie sehr mit der<br />
Sport geholfen hat, vorwärtszukommen.<br />
Er hat mir ein grosses Rüstzeug gegeben,<br />
dessen Bedeutung ich mir während<br />
meiner Laufb ahn kaum bewusst war.<br />
Für mich steht fest, Sport formt den<br />
Menschen.<br />
Worauf haben Sie sich am meisten gefreut,<br />
nachdem Sie Ihren Rücktritt angekündigt<br />
hatten?<br />
Mehr Zeit zu haben, nicht mehr vom<br />
alljährlichen wiederkehrenden Terminkalender<br />
bestimmt zu sein. Den Sommer<br />
hier und nicht in Südamerika verbringen<br />
zu können, wo ich mich jeweils bis Ende<br />
September aufh ielt.<br />
Apropos Trainingsfahrten, von denen man<br />
einige Videos im Internet sehen kann: Sie<br />
haben einmal im Fernsehen ironisch darauf<br />
hingewiesen, dass «Sie wissen, wie Sie sich<br />
leiden lassen können».<br />
(lacht) In den Videos im Internet sieht<br />
man die spielerische Seite der Übungen,<br />
wo ich auf verschiedenen Unterlagen –<br />
Ball, Balanceboard – das Gleichgewicht<br />
trainiere. Es gibt aber auch weniger amüsante<br />
Übungen, die man immer wieder<br />
wiederholen muss und bei denen das einzige<br />
Vergnügen der Fortschritt ist. Hundertstelsekunden<br />
zu gewinnen, ist nur<br />
möglich, wenn man jedes Detail berücksichtigt,<br />
um die Übung noch komplexer<br />
zu machen. Ist dieser schwierige Faktor<br />
gemeistert, steigert sich die Fitness automatisch.<br />
Man spricht von der Regelmässigkeit und<br />
der Disziplin, die das Leben des Elitesportlers<br />
prägen. Die Trainings sind zwar fi x,<br />
beruhen auf ständigen Wiederholungen, die<br />
Karriere verläuft aber nie linear.<br />
Zu Beginn der Karriere sind die Fortschritte<br />
am grössten. Später geht’s dann<br />
um Präzision. Steigert man die Kraft um<br />
1%, ist das immerhin schon ein Gewinn<br />
von 1%. Meine kompletten physischen<br />
Fähigkeiten habe ich im Alter von 28 bis<br />
30 erreicht.<br />
Im Internet gab es dieses Jahr einen Aprilscherz,<br />
wonach Sie Trainer des Damenteams<br />
werden. Ein anspruchsvoller, komplizierter<br />
Job, der in den letzten Jahren viele Wechsel<br />
und Turbulenzen erlebt hat.<br />
Den neuen Trainer erwartet viel Arbeit.<br />
In den Schnelligkeitsdisziplinen gab es<br />
viele Ausfälle. Wenn alle Fahrerinnen<br />
gesund sind, ist das Potenzial sehr gross.
| INTERVIEW |<br />
Beim Slalom und beim Riesenslalom hat<br />
sich die Equipe infolge des Abgangs einiger<br />
Fahrerinnen, die sich unter den ersten<br />
dreissig hätten positionieren können,<br />
verkleinert. Es wird schwierig sein, das<br />
Steuer herumzureissen. Aber es ist auch<br />
nicht unmöglich, dass bis zu den Olympischen<br />
Spielen 2014 eine Siegerfahrerin<br />
im Team ist.<br />
Können Sie uns in diesem Zusammenhang<br />
etwas über Ihre Trainer sagen?<br />
Patrice Morisod verdanke ich viel, denn<br />
dank ihm bin ich zum Schweizer Rennkader<br />
gestossen. In der letzten Zeit arbeitete<br />
ich mit Roland Platzer, der ein riesiges Potenzial<br />
besitzt.<br />
Was ist für Sie ein guter Trainer?<br />
Es gibt Trainer, die zu viel wollen, die zu<br />
sehr ins Detail gehen. Der Trainer darf<br />
den Kopf des Sportlers nicht vollstopfen,<br />
er muss das Hauptproblem in der<br />
Fahrertechnik fi nden, wodurch sich andere<br />
Schwierigkeiten von selbst lösen. Man<br />
wirft zum Beispiel einem Athleten vor,<br />
dass er in der Kurve den Arm immer oben<br />
behält. Dies hat einen bestimmten Grund,<br />
und gute Trainer fi nden die Ursache.<br />
Im März 2011 hatten Sie mit Günter Hujara<br />
(FIS-Renndirektor Herren) Diff erenzen wegen<br />
eines gefährlich weiten Sprungs auf der<br />
Piste von Kvitfjell. Waren Ihre Beziehungen<br />
immer etwas gespannt?<br />
Günter ist ein Mann mit einem starken<br />
Charakter. Er hat einen schwierigen Posten,<br />
den ich um nichts in der Welt haben<br />
möchte. Ich habe ihn stets respektiert, und<br />
er mich ebenfalls. Der einzige Vorwurf,<br />
den ich ihm mache, ist, dass er etwas stur<br />
ist, dass er Entscheidungen gefällt hat, unbesehen<br />
von den Einwänden, die ich im<br />
Namen mehrerer Athleten und als Mitglied<br />
des Athletenkomitees gemacht habe.<br />
Es gibt nichts Tragischeres als einen Unfall,<br />
der im Vorfeld geäusserte Befürchtungen<br />
bestätigt. Ich denke an das Unglück<br />
von Daniel Albrecht im Jahr 2009. 2011 in<br />
Kvitfj ell machte ich Günter auf eine Kante<br />
aufmerksam, die einige Zentimeter zu<br />
hoch war, um nach dem Sprung eine sichere<br />
Landung zu gewährleisten.<br />
Weshalb wurde die Diskussion zur Polemik?<br />
Günter war nicht bereit, auf seine Entscheidung<br />
zurückzukommen. Ich sagte<br />
ihm: «Mach, was du willst, aber erwarte<br />
nicht von mir, dass ich am Ziel nichts sagen<br />
werde.» In Wirklichkeit hätte der Satz<br />
gelautet: «Erwarte nicht von mir, dass ich<br />
nichts sage, falls ein Fahrer an dieser Stelle<br />
stürzt.» Günter empfand meinen Satz<br />
als Drohung, dass ich mich an die Medien<br />
wenden würde. <strong>Und</strong> so wurde die Sache<br />
hinaufgeschaukelt und ich mit 5000 Fr.<br />
gebüsst. Die Busse wurde dann aber von<br />
der FIS rückgängig gemacht. Wichtig ist,<br />
dass die Geschichte Bewegung in die Dinge<br />
gebracht hat und die Kante schliesslich<br />
um einige Zentimeter abgetragen wurde.<br />
Das Engagement für mehr Sicherheit ist<br />
bestimmt legitim, vor allem weil im Skisport<br />
das Unfallrisiko enorm ist. Immerhin werden<br />
in einer Abfahrt Geschwindigkeiten von bis<br />
zu 140 km/h erreicht.<br />
Ein Unfall kann eine Karriere beenden.<br />
Ich habe glücklicherweise nur drei<br />
schwere Verletzungen erlitten, die zudem<br />
keine körperlichen Folgen hatten. Als<br />
19-Jähriger brach ich den Oberschenkel,<br />
mit 21 das Schienbein, 2005 erlitt ich einen<br />
Kreuzbandriss. Die Unfälle waren<br />
stets die Folge einer Unachtsamkeit, passierten<br />
nie während einer schwierigen<br />
Passage oder bei einem Sprung.<br />
« Wenn man jung<br />
ist, muss man<br />
sich und der Welt<br />
beweisen, dass man<br />
am richtigen<br />
Ort ist. »<br />
Ein Unfall kann das Leben des Athleten<br />
völlig verändern, eine Tatsache, deren man<br />
sich sicher immer bewusst ist. Können sich<br />
Zwangspausen günstig auf die sportliche<br />
Entwicklung auswirken?<br />
Ja, bei mir war dies 2005 der Fall, als ich<br />
mich am Knie verletzte. Ich war schon 31<br />
Jahre alt, und es war klar, dass dies die<br />
letzte Verletzung vor Karriereende sein<br />
würde. Ich beschloss, von nun an ganz<br />
von meinem Beruf zu profi tieren. Wenn<br />
man jung ist, muss man sich und der ganzen<br />
Welt beweisen, dass man am richtigen<br />
Ort ist. Man schaut nicht rechts oder<br />
links, man liebt das Risiko und ist total<br />
auf Leistung fokussiert. Der Unfall hat<br />
mir geholfen, Abstand zu gewinnen und<br />
mir auch mehr Zeit für mich zu nehmen.<br />
Ich erlaubte mir, statt um 22 Uhr erst um<br />
Mitternacht zu Bett zu gehen und ab und<br />
zu mit Trainern oder Freunden ein Glas<br />
zu trinken. So konnte ich mich entspannen<br />
und war dafür nachher noch konzentrierter.<br />
Am Fernsehen wurden wir jeweils Zeugen<br />
Ihrer Siegeseuphorie, die Sie mit dem<br />
legendären Skifl ip zeigten. Es gab bestimmt<br />
auch weniger grossartige Momente.<br />
Wenn die Resultate gut sind, ist man mit<br />
dem Publikum eins, und es ist grossartig,<br />
diese Feststimmung zu erleben. Im umgekehrten<br />
Fall, vor allem wenn die Medien<br />
noch eins draufgeben, kann es wirklich<br />
unangenehm sein. Es ist dann schon<br />
mal vorgekommen, dass die Menschen<br />
einen schief ansehen oder dem Blick ausweichen.<br />
Anfang der 2000er Jahre erbrachte<br />
das Schweizer Team keine guten<br />
Leistungen. Da wurde es uns bewusst,<br />
wie anspruchsvoll und fordernd das Publikum<br />
ist. Als wir uns wegen der Anzüge<br />
beklagten, wurde dies als faule Ausreden<br />
aufgenommen.<br />
Schliesslich ist es Ihnen gelungen, sich<br />
Gehör zu verschaff en.<br />
Wir erkannten, dass die Hierarchie der<br />
verschiedenen sportlichen Niveaus respektiert<br />
wurde, allerdings nicht in den<br />
Starträngen 1 bis 15, sondern 10 bis 40. Bei<br />
verschiedenen Skis und Serviceleuten,<br />
unterschiedlichem Körperbau und Fähigkeiten<br />
musste dann und wann einer in die<br />
vorderen Ränge gelangen. Unser einziger<br />
gemeinsamer Nenner war der Anzug. Wir<br />
haben deshalb selbst Tests durchgeführt,<br />
indem ein Athlet den offi ziellen Dress<br />
trug, während zwei andere die Anzüge<br />
immer wieder wechselten. Wir konnten<br />
auch die Anzüge der Österreicher und der<br />
Kanadier testen. Auf mehreren Strecken<br />
stellten wir eine Diff erenz von 7/10 Sekunden<br />
pro Minute fest. Mit diesem Beweis<br />
Hand gelang es uns schliesslich, die<br />
Dinge zu bewegen. Wir trugen die neuen<br />
Anzüge erstmals am 24. Januar 2004<br />
in Kitzbühel. Ambrosi Hoff mann wurde<br />
Dritter, ich fuhr unter die ersten zehn.<br />
Eine Woche später wurde ich in Garmisch<br />
Erster. Die Konsequenz: Ab diesem Moment<br />
wurden die Tests im Windkanal und<br />
der Ausrüstung wieder aufgenommen.<br />
Was denken Sie von den neuen Skis, die ab<br />
der nächsten Saison eingeführt werden?<br />
Da sie länger und weniger tailliert sind,<br />
muss man sich anders positionieren. Es<br />
wird eine Anpassung nötig sein, aber bei<br />
den Schnelligkeitsdisziplinen wird es<br />
keine Unterschiede geben. Einen grossen<br />
Schritt rückwärts gibt es im Riesenslalom,<br />
denn die längeren, schmaleren Skis<br />
machen das Fahren von Kurven schwieriger.<br />
Einmal mehr hat die FIS überstürzt<br />
gehandelt und darauf verzichtet, die Meinung<br />
der Athleten einzuholen. Statt diesen<br />
Extremen wäre eine Zwischenlösung<br />
bestimmt möglich gewesen. Anfang der<br />
nächsten Saison wird es unzweifelhaft<br />
Kommentare und Kritiken absetzen – und<br />
ab Mitte Saison sind die neuen Skis kein<br />
Thema mehr.<br />
Natürlich würden wir gerne mehr wissen,<br />
wie es hinter den Kulissen des Skizirkus<br />
zu- und hergeht. Beispielsweise unter den<br />
Athleten – gibt es Rituale?<br />
Auch wenn man nicht unbedingt abergläubisch<br />
ist, hat jeder Sportler sein<br />
eigenes Ritual. Manchmal sind es gar<br />
Ticks, die im Fernsehen zu sehen sind,<br />
manchmal ist die Kamera nicht dabei. Ich<br />
erinnere mich an einen Fahrer, der die<br />
Schnallen wie im Fieber immer wieder<br />
öff nete und schloss. Dieses Gebaren war<br />
schon etwas extrem. Natürlich sage ich<br />
Ihnen nicht, wer es war. So oder so, Rituale<br />
helfen, im Kopf zu starten, damit der<br />
Körper begreift, dass es bald losgeht.<br />
Welches war Ihr Startritual?<br />
Ich glaube, es waren die Stöcke. Der linke<br />
Körperteil wird von der rechten Hirnhälfte<br />
gesteuert und umgekehrt. Es gibt eine<br />
Mentalübung, die darin besteht, sich diese<br />
Kreuzung auf verschiedene Weisen zu visualisieren.<br />
Man kann sich zum Beispiel<br />
eine Buchstaben- und eine Zahlenreihe<br />
vorstellen und versuchen, A mit 2, B mit 1<br />
usw. zu verbinden. Mit der Zeit gelang es<br />
mir, dieses Kreuz in Sekundenbruchteilen<br />
abzurufen, das Kreuzen der Stöcke verstärkte<br />
die Konzentration. Mit diesem Signal<br />
versetzte ich mich sofort in Rennkondition,<br />
auch schon vor dem offi ziellen Start.<br />
Wenn von Ihren letzten Saisons 2007 bis<br />
2012 die Rede ist, sprechen viele Menschen<br />
von den «Jahren der Off enbarung».<br />
Die ganze Arbeit der Vorjahre hat<br />
schliesslich Früchte getragen. Die Siege<br />
fi elen mit dem Wechsel zu einer andern<br />
Skimarke zusammen, aber auch in die<br />
Zeit nach dem Bänderriss im Jahr 2005,<br />
als ich wieder Lust auf Karriere hatte und<br />
diese wirklich geniessen wollte.<br />
Mit 67 Podiumsplätzen blicken Sie auf<br />
eine beeindruckende Karriere zurück. Das<br />
Einzige, das in Ihrem Palmarès fehlt, ist<br />
Olympiagold, dem sie mehrmals ganz nahe<br />
waren. Bedauern ?<br />
Natürlich wäre es schön gewesen, eine<br />
Goldmedaille zu gewinnen. Aber ich<br />
freue mich über meine Silbermedaille.<br />
Noch heute, wenn ich die Bilder dieses<br />
Siegs sehe, erlebe ich die Freude und das<br />
Glück erneut. Obwohl ich in der Abfahrt<br />
das beste Trainingsrennen absolvierte,<br />
verpasste ich das Podest. Im Super G liess<br />
ich dann meine ganze Frustration los.<br />
Deshalb macht mich dieser Sieg besonders<br />
stolz. Man muss Niederlagen akzeptieren<br />
können. Das schlimmste Erlebnis<br />
war, die Kugel in einer Disziplin zu verlieren,<br />
in der ich 99 Punkte mehr hatte als<br />
der Sieger. Es war eine weitere Lektion,<br />
immer das Beste zu geben. |<br />
20 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 21
AGENDA<br />
AUSSTELLUNGEN IN DER SCHWEIZ<br />
von Tuana Gökçim Toksöz<br />
NACH DEM RIESIGEN ERFOLG DER ERSTEN NUIT<br />
DES IMAGES IN DEN GÄRTEN DES MUSÉE DE L’ELYSÉE,<br />
AN DER RUND 8000 PERSONEN TEILNAHMEN,<br />
FINDET AM FREITAG, 22. JUNI AB 18.30 UHR DIE<br />
ZWEITE AUFLAGE STATT.<br />
Zum zweiten Mal feiert die «Nacht der Bilder» die Sonnenwende<br />
mit einem reichhaltigen Programm des Dialogs von<br />
Fotografi e, Video und Klang. Auf sieben in den riesigen Gärten<br />
aufgestellten Projektionsfl ächen werden einen ganzen Abend<br />
lang fi xe und animierte Bilder zu einem bestimmten Thema zu<br />
bewundern sein, Werke international bekannter Künstler – Bettina<br />
Rheims oder Jon Naiman – wie auch überraschende Oeuvres<br />
von jungen, vielversprechenden Talenten.<br />
Eines der Highlights ist die Hommage an den berühmten<br />
Reporter und Fotografen Marcel Imsand aus Fribourg mit Archivbildern<br />
des Westschweizer Fernsehens und Aufnahmen<br />
des Künstlers. Cartes blanches erhalten die Ecal in Lausanne,<br />
das Photoforum PasquArt in Biel, das Centre de la photographie<br />
und die Head in Genf. So nutzt Sophie Mei Dalby, Studentin<br />
an der Ecal, die Gelegenheit, in aufwühlendem Bild und<br />
Ton auf die vom Menschen geschaff enen Lebensbedingungen<br />
wilder Tiere hinzuweisen. Die Studierenden des ersten Jahres<br />
der Head präsentieren Kurzfi lme aus zwei verschiedenen<br />
22 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
WENN KUNST<br />
UND BILDER<br />
SICH UNTER<br />
DEN STERNEN<br />
VEREINIGEN<br />
Polaroid-Sammlungen der Jahre 1960 bis 1980, die ihnen Sam<br />
Stourzé, Direktor des Musée de l’Elysée, zur Verfügung stellt.<br />
Der französische Fotograf Olivier Metzger, Meister des narrativen<br />
Bildes, konfrontiert die alternde Muse seiner Serie<br />
«Smile (forever)» mit dem Lauf der Zeit. Erneut auf dem Programm<br />
der Minisalon der fotografi schen Publikationen «On<br />
Print», wo das Publikum atypische und manchmal verkannte<br />
Printkreationen entdeckt. <strong>Und</strong> schliesslich holt das Radio<br />
RTS Stimmen aus der Vergangenheit hervor und sorgt damit<br />
für faszinierende Klang-Bild-Installationen.<br />
Für Kinder von 4 bis 12 Jahren wird ein ganz besonderes Programm<br />
organisiert. Ab 18.30 Uhr gehen sie auf eine spannende<br />
Reise in die bezaubernde Welt von Charlie Chaplin, Kühnere<br />
und Unternehmenslustige nehmen an unterhaltsamen Spielen<br />
im Rahmen der aktuellen Ausstellungen teil. Selbstverständlich<br />
ist auch für die Erwachsenen gesorgt, denn im « Bourg»<br />
gibt es Durstlöschendes und Unterhaltung. Hier betreibt das<br />
magische Lausanner Café-Theater drei Bars und eine Bühne,<br />
wo ab 19 Uhr die Gruppe «Format A’3» auftritt und mit vielgestaltigem<br />
Jazz auch Tanzlustige animiert. Ein vielfältiges, qualitativ<br />
anspruchsvolles Programm für die zweite Nuit des images.<br />
Der Erfolg steht jetzt schon fest. |<br />
Musée de l’Elysée<br />
18, avenue de l’Elysée<br />
1014 Lausanne, 021 316 99 11, www.elysee.ch,<br />
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1972 SCHOCKIERTE DAS URMODELL DER ROYAL OAK DIE<br />
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SIE DIENEN DEM GESCHLOSSENEN NETWORKING, DIE BUSINESS<br />
CLUBS. OFFEN SIND SIE NUR MITGLIEDERN. AUFGENOMMEN<br />
WIRD MAN AUF EMPFEHLUNG ODER EINLADUNG. SICH AUF<br />
DIE TRADITION DES GENTLEMEN’S CLUBS BERUFEND, SIND SIE<br />
HEUTE ABER WENIGER BEGEGNUNGSSTÄTTEN KULTIVIERTER<br />
LEBENSART MIT BIBLIOTHEK, BILLARDZIMMER ODER<br />
KRAFTRAUM ALS VIELMEHR GASTRONOMISCH HOCHSTEHENDE<br />
VERPFLEGUNGSLOKALE, IN DENEN TOPSHOTS UND PROMINENZ<br />
DISKRET IHREN GESCHÄFTEN NACHGEHEN KÖNNEN.<br />
ZÜRICH CLUB ZUM RENNWEG<br />
Im umgebauten Zürcher Altstadthaus an der Fortunagasse trifft sich die jüngere Generation<br />
aus <strong>Wirtschaft</strong> und Gesellschaft. Aufgenommen wird, wer beim Eintritt nicht älter als 45<br />
Jahre ist und doch schon die Karriereleiter erklommen hat. Gepflegt werden Jours fixes für<br />
Mittagsstammtische, abendliche Debattierveranstaltungen und auch Familienanlässe. Gelobt<br />
wird die gute Küche des Clublokals. Die Mitgliederliste zählt über 200 Personen. Es besteht<br />
eine Warteliste.<br />
Club zum Rennweg, Fortunagasse 13, 8001 Zürich, 043 497 21 60, www.clubzumrennweg.ch<br />
CLUB BAUR AU LAC<br />
In der Villa Rosau direkt neben dem Zürcher Fünfsternehotel<br />
Baur au Lac ist der private Club Baur au<br />
Lac niedergelassen. Eingerichtet wie ein englischer<br />
Herrenclub, bietet er seinen Mitgliedern einen repräsentativen<br />
und diskreten Rahmen für Verabredungen<br />
mit Geschäftsfreunden. Das Clubrestaurant im<br />
Erdgeschoss folgt über die Mittagszeit den Regeln<br />
des reinen Herrenclubs – Zutritt nur für Männer, was<br />
auch für die Clubmitgliedschaft gilt. In den oberen<br />
Clubräumen, dem Restaurant Bel Etage, sind Damen<br />
und Herren zu Lunch und Abenddiner geladen. Über<br />
die Clubaufnahme entscheidet ein Komitee.<br />
Club Baur au Lac, General Guisan-Quai 8,<br />
8002 Zürich, 044 201 35 31, www.cbal.ch<br />
ZÜRICH CLUB HAUTE<br />
Weitblick über die Stadt Zürich und den See bis zu<br />
den Alpen geniessen die Mitglieder des Club Haute.<br />
In den obersten zwei Stockwerken im Hochhaus zur<br />
Schanze sind Bar und Restaurant eingerichtet. Unter<br />
den Zürcher <strong>Wirtschaft</strong>sclubs hat er die jüngste und<br />
spannendste Mischung von Persönlichkeiten aus<br />
<strong>Wirtschaft</strong>, Kultur, Politik und Sport. Die Mitglieder<br />
dürfen Gäste mitnehmen, was an schönen Sommerabenden<br />
zu einem nicht besonders elitären Gedränge<br />
auf der Terrasse mit ihrer spektakulären Sicht führt.<br />
Es besteht zurzeit ein Aufnahmestopp.<br />
Haute, Talstrasse 65, 8001 Zürich,<br />
043 344 72 72, www.haute.ch<br />
DR<br />
GENF AMERICAN AND INTERNATIONAL CLUB – AIC<br />
Seit 1951 bietet der unpolitische Club allen englischsprachigen Emigranten eine willkommene<br />
Gelegenheit, sich ins Genfer Geschäftsleben zu integrieren. Hier geben sich die<br />
Geschäftsführer multinationaler Konzerne, Entscheidungsträger und Mitarbeiter von Unternehmen,<br />
die neue Kontakte knüpfen möchten, die Klinke in die Hand. Da der AIC über<br />
kein eigenes Clubhaus verfügt, ist er im Hotel Intercontinental untergebracht. Er organisiert<br />
regelmässig Konferenzen, an denen namhafte Gastredner wie Arnold Schwarzenegger,<br />
Peter Brabeck oder Bernard Tschumy eingeladen werden. Das diesjährige Highlight ist ein<br />
Abend zu den amerikanischen Wahlen.<br />
AIC, Hotel Intercontinental, 022 910 25 80, www.amclub.ch<br />
GENF CERCLE DE LA TERRASSE<br />
Bei seiner Gründung im Jahr 1754 versammelten<br />
sich die Mitglieder des Clubs im Hotel der<br />
Familie Saussure, dessen Terrasse auf die Place<br />
Neuve hinausging. Heute ist der Club an der<br />
Rue Eynard zu Hause, wo er seine Tätigkeit<br />
diskret fortsetzt. Einflussreiche Personen und<br />
alteingesessene Genfer treffen sich hier mit<br />
Freunden, die schon fast zur Familie geworden<br />
sind. In dem edel gestalteten Raum herrscht<br />
eine entspannte Atmosphäre, in der weder über<br />
Geschäfte noch über Renditen gesprochen wird.<br />
Man kommt hierher, um ähnlich wie in einem<br />
englischen Club in gediegenem, stilvollem Rahmen<br />
mit Gleichgesinnten zu plaudern. Zutritt<br />
hat aber nicht jeder, auch nicht zum renommierten<br />
Restaurant!<br />
Club de la Terrasse, rue Jean-Gabriel-Eynard 4,<br />
1205 Genève.<br />
GENF SOCIÉTÉ NAUTIQUE<br />
Die Genfer Société Nautique gehört neben<br />
den Golfclubs von Genf und Cologny schon<br />
seit 1872zu den angesehensten Sportclubs<br />
der Stadt. Auch Nicht-Mitglieder können hier<br />
verschiedene Wassersportarten ausüben oder<br />
für Seminare oder hochkarätige Veranstaltungen<br />
Konferenzräume mieten. Zum Clubrestaurant,<br />
das direkt auf dem See liegt, haben allerdings<br />
nur Mitglieder und ihre Gäste Zutritt. Es ist gibt<br />
den direktem Blick auf den Hafen frei und ist<br />
unbestritten «The place to be». Hier wickelt die<br />
Genfer Prominenz in einem schicken und doch<br />
lockeren Rahmen ihre Geschäfte ab und pflegt<br />
ihre Beziehungen. La Nautique, wie der Segelclub<br />
von Eingeweihten genannt wird, organisiert<br />
auch die Bol d’Or und hat Alinghi lanciert. Sie<br />
haben es erraten: Auch Ernesto Bertarelli geht in<br />
der Nautique ein und aus.<br />
La Société Nautique de Genève, Port-Noir,<br />
1223 Cologny, 022 707 05 00, www.nautique.ch<br />
24 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 25
TREFFPUNKTE TREFFPUNKTE<br />
von Hans K. Leuppi und Knut Schwander<br />
DIE SAISON IST ERÖFFNET. WO<br />
LIESSEN SICH HITZE UND STAUB EINES<br />
SOMMERTAGES BESSER WEGSPÜLEN<br />
ALS AN KÜHLEM GESTADE MIT<br />
KÜHLEN DRINKS. WENN SICH DER<br />
TAG DEM ENDE ZUNEIGT, WERDEN<br />
BADEANSTALTEN UND SCHWIMMBÄDER<br />
ZU FREILUFTBARS UND ZUR KONZERT-<br />
LOUNGE MIT HEISSEM PROGRAMM.<br />
GENF, HÔTEL INTERCONTINENTAL<br />
POOLSIDE<br />
Der Garten Eden, ein bezauberndes Plätzchen, idyllisch ruhig<br />
und wunderbar exotisch. Der grosse Pool mit Deck und<br />
eleganten Liegestühlen erinnert an Bali oder Saint-Tropez.<br />
Insider wissen, dass am Mittwoch jeweils das Barbecue des<br />
Poolside ein richtiges Fest ist und dass neu am Freitag die<br />
«Sea-food-night » auf dem Programm steht. Ausserdem<br />
schätzen sie die verlockende, leichte Sommerkarte. Auf der<br />
Terrasse der Lounge genehmigen sie sich einen exquisiten<br />
Cocktail, mit oder ohne Alkohol, kosten dazu Mezze, Mini-<br />
Burgers oder entspannen sich bei einer Shisha. Weshalb<br />
denn in die Ferne fl iegen…<br />
Eintritt Pool und Liegestuhl: 50 Fr. an Wochentagen,<br />
90 Fr. Samstag/Sonntag<br />
Restaurant Poolside 12 bis 22 Uhr, Lounge bis 23 Uhr<br />
Chemin du Petit-Saconnex 7-9, Genf, 022 919 39 39<br />
Blaue<br />
Stunde<br />
LAUSANNE<br />
BEAU-RIVAGE PALACE<br />
BAR, ELEGANZ NEU INTERPRETIERT<br />
Italianità der schönsten Art: Man wird nicht müde, die Schönheit des auf den Blumenpark<br />
und See gebenden Säulengangs, die Bodenmosaike der riesigen Säle zu bewundern.<br />
Ein legendärer Ort mit leicht kolonialem Ambiente. Getreu der Devise «Tradition in<br />
Bewegung » hat das berühmte Beau-Rivage Palace vor kurzen die neu gestaltete Bar<br />
eingeweiht und das Deck mit den riesigen weissen Sonnenschirmen eröff net. An diesem<br />
eleganten Ort hat man die Qual der Wahl unter 250 Cocktails, die in wunderschönen<br />
Gläsern serviert werden. Kleine Eisberge werden aus einem riesigen Blick gehauen und<br />
von den geschickten Barmen mit einen Shot Eau-de-vie begossen. In der Barschool wird<br />
man spielerisch in die Cocktailkunst eingeführt. Eine Auswahl köstlicher Amuse-gueule<br />
lässt den perfekten Sonnennachmittag in die Mondnacht übergehen, untermalt von<br />
eigens für die Bar komponierter Musik.<br />
Bar ab 15 Uhr geöff net, Sonntag bis Donnerstag bis 1 Uhr, Freitag und Samstag bis 2 Uhr.<br />
Barschool am Nachmittag 150 Fr. , 1 Std. Kurs, Degustation und Geschenk.<br />
Place du Port 17-19, Lausanne, 021 613 33 95, www.brp.ch<br />
photos: DR<br />
ZÜRICH BARFUSSBAR<br />
Der Name ist wörtlich zu nehmen: Die Schuhe sind am Eingang abzuziehen, auf den Planken der Zürcher<br />
Frauenbadi wir barfuss getanzt. Die Jugendstil-Badeanstalt in der Limmat vor dem Stadthausquai wird<br />
immer Mitttwoch, Donnerstag und Sonntag ab 20 Uhr zur Bar, die Frauen und Männer off ensteht. Bis Mitte<br />
September sorgt ein Kulturprogramm für exzentrische Vielfalt von Poppunkchansons mit Sihl & Näz über die<br />
Soulstimme von Nubya, Anna Rossinellis Bon Voyage zur Freakshow von Knackboule und Gudrun.<br />
Barfussbar, Stadhausquai 12, 8001 Zürich, 044 211 95 92, www.barfussbar.ch<br />
BASEL<br />
RHYBADHYSLI BREITI<br />
Baden und entspannen auf hohem Niveau<br />
lässt es sich im Rheinbad Breite in Basel. Die<br />
doppelgeschossige historische Metallkonstruktion<br />
ragt von der Uferpromenade über den Fluss. Bei<br />
Sonnenuntergang wird das Sonnendeck zum<br />
Speisedeck eines fest vertäuten Flussdampfers, mit<br />
Blick auf Münster und Rhein. Bar und Restaurant<br />
haben mittags 12 bis 14 Uhr und abends bis 22 Uhr<br />
geöff net.<br />
Rheinbad Breite und Restaurant Veronica<br />
St. Alban-Rheinweg 195<br />
4052 Basel<br />
061 311 25 75 www.badhysli.ch<br />
ZÜRICH<br />
BAR RIMINI<br />
«Bei Regen nie», ist die Regelung für die Öff nungszeit<br />
der Bar Rimini im Männerbad Schanzengraben,<br />
dem ältesten erhaltenen Bad der Stadt Zürich.<br />
Unter Tag nur Männern zugänglich, ist das zwischen<br />
der historischen Stadtmauer des alten botanischen<br />
Gartens und der neuen Börse gelegene Flussbad<br />
jeden Abend bei schöner Witterung von 19.15<br />
bis 00.30 für jedefrau und jedermann off en. Bar<br />
und Restaurant sind am Samstag bereits ab 17<br />
Uhr geöff net. Durch den ganzen Sommer sorgen<br />
Filmnächte, Vernissagen und Musikevents für<br />
Chilloutstimmung.<br />
Rimini Bar, Badweg 10, 8001 Zürich, www.rimini.ch<br />
GENF, HÔTEL PRÉSIDENT WILSON,<br />
POOLGARDEN<br />
An diesem wunderschönen Ort hat der, gemäss<br />
Forbes «beste Barman der Welt», Colin Field vom<br />
Ritz in Paris schon seine Gäste verwöhnt. Man<br />
kommt hierher wegen des berühmten Sonntagsbrunchs<br />
und geniesst dazu den Blick auf Jet d’eau<br />
und Montblanc. An Wochentagen lässt man sich<br />
von der mediterran orientierten Karte verführen.<br />
Auf der schönsten Terrasse des rechten Seeufers<br />
hört man nichts von Autolärm und geniesst dafür<br />
umso mehr den Blick auf das Genfer Seebecken.<br />
Man mietet einen Liegestuhl, erfrischt sich im Pool,<br />
profi tiert von den neuen «Express-Services»: Refl exologie,<br />
Manicure, Nagelpfl ege… und süff elt dazu<br />
einen oder zwei Cocktails. Während der Happy<br />
Hour von 17 bis 19 Uhr ist das zweite Getränk gratis.<br />
Eintritt Pool und Liegestuhl: 50 Fr. an Wochentagen,<br />
100 Fr. Samstag/Sonntag<br />
Restaurant Poolgarden 12 bis 14.30 und 19 bis 22.30<br />
Uhr, Bar 9 bis 23 Uhr, 47 quai Wilson, Genf,<br />
022 906 64 52<br />
26 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 27<br />
Gaetan Bally<br />
Mischa Christen
| KUNSTSAMMLER | von Francesca Serra – Fotos: Vincent Calmel<br />
PASSION<br />
WAS HABEN SCHWEIZER SAMMLER GEMEINSAM? SIE ÜBEN SICH IN<br />
ZURÜCKHALTUNG UND PROFITIEREN VON IDEALEN RAHMENBE-<br />
DINGUNGEN. DANK TIEFEN STEUERN, DEN ZOLLFREIZONEN UND<br />
WEIL ES KEIN FOLGERECHT GIBT, DAS BEIM WIEDERVERKAUF ABGABEN<br />
AUF DEN ERLÖS EINES KUNSTWERKS ERHEBT, KÖNNEN SIE IHRER<br />
LEIDENSCHAFT UNTER OPTIMALEN VORAUSSETZUNGEN FRÖNEN.<br />
WIR HABEN UNS MIT FÜNF PASSIONIERTEN SAMMLERN UNTERHALTEN.<br />
Was treibt uns dazu, Kunst zu sammeln?<br />
Eitelkeit? Ein innerer<br />
Drang? Emotionen? Die geheimen Beweggründe<br />
sind undurchschaubar. Fest<br />
steht aber, dass alle Sammler fest genug<br />
an die Kunst und ihre Macht glauben, um<br />
ihr Geld dort anzulegen. Im Allgemeinen<br />
sind es das soziale Gewissen eines<br />
Künstlers, die Schönheit oder Originalität<br />
seiner Bildsprache oder die Exklusivität<br />
eines Objekts, die den Kunstfreund<br />
ansprechen. Häufi g fl iesst aber auch das<br />
Urteil der Meinungsträger, Kuratoren,<br />
Medien oder Händler mit ein.<br />
KUNST ALS INVESTITION<br />
Interessant an der Gegenwartskunst<br />
ist zudem die Tatsache, dass niemand sagen<br />
kann, welchen Wert ein zeitgenössisches<br />
Werk in dreissig Jahren haben wird.<br />
Diese Ungewissheit macht solche Investitionen<br />
umso spannender. Der Sammler<br />
wagt sich auf die Äste hinaus, geht Risiken<br />
ein und fühlt sich wie ein Abenteurer,<br />
denn schliesslich kann das Ansehen eines<br />
Künstlers jederzeit in Frage gestellt werden.<br />
Da Künstler heute nicht mehr im Alter<br />
von 35 Jahren an Tuberkulose sterben<br />
und ihre Schaff ensperiode locker bis zum<br />
80. Lebensjahr dauern kann, müssen sie<br />
ihr Genie über einen längeren Zeitraum<br />
unter Beweis stellen. Für den Investor bedeutet<br />
das zusätzliche Unsicherheit.<br />
Sammler kaufen nicht nur ein, ihre Besitztümer<br />
sind unwillkürlich einem Hin<br />
und Her ausgesetzt. So wie die Werke ihren<br />
Urheber auf seinem Weg begleitet haben,<br />
begleiten sie jetzt den neuen Besit-<br />
28 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
zer, bevor sie in andere Sammlungen oder<br />
in ein Museum übergehen. Es mag traurig<br />
erscheinen, dass über Jahre hinweg<br />
sorgfältig ausgewählte und zusammengetragene<br />
Werke beim Verkauf der Familiensammlung<br />
in alle Winde verstreut werden,<br />
auf der anderen Seite sollte man sich<br />
aber auch freuen, dass die Meisterwerke<br />
in neuen Umgebungen neu und anders<br />
wahrgenommen werden. Die Galeristen-<br />
und Händlertätigkeiten der Familie<br />
Runnqvist zum Beispiel erfährt nach<br />
zwei Generationen eine Pause, denn Anne<br />
Sheperd-Runnqvist hat beschlossen, die<br />
Arbeit ihrer Eltern nicht weiterzuführen<br />
und einen Teil des Erbes zu verkaufen.<br />
Grosse Sammlungen landen meistens<br />
in einem Privatmuseum oder in einer Stiftung.<br />
So auch die von Jean-Claude Gandur,<br />
der sein Geld im Ölgeschäft verdient<br />
hat. In seinem Besitz stehen einige der<br />
wertvollsten Kunstwerke der Griechen,<br />
Römer und Ägypter sowie die nach dem<br />
Centre Pompidou wichtigste Sammlung<br />
abstrakter Malerei aus der Nachkriegszeit.<br />
Damit seine Schätze unter den besten<br />
Bedingungen aufb ewahrt und einem<br />
möglichst breiten Publikum gezeigt werden<br />
können, hat sie Gandur über seine<br />
Stiftung dem Genfer Musée d’Art et<br />
d’Histoire vermacht.<br />
Der Verwendungszweck anderer<br />
Sammlungen wie die von Cristina und<br />
Thomas Bechtler, die zu den 13 wichtigsten<br />
Schweizer Sammlern zählen, ist nicht<br />
bekannt. In der jedes Jahr vom Magazin<br />
Artnews veröff entlichten Liste erscheinen<br />
ihre Namen neben denen anderer<br />
grosser Kunstkenner wie Gabi und Werner<br />
Merzbacher, Monique und Jean-Paul<br />
Barbier-Müller, Monique und Max Burger,<br />
Friederich Christian Flick oder Esther<br />
Grether. Wie Cristinas Aussagen<br />
zeigen, wurde der Kunstmarkt mit dem<br />
Aufstreben neuer Schwellenländer stark<br />
globalisiert und ist hart umkämpft. Seit<br />
sie mit der Unterstützung von Bice Curiger<br />
damit begonnen hat, die von ihrem<br />
Schwager Ruedi Anfang der 1990er-Jahre<br />
angefangene Sammlung konzeptueller<br />
Fotografi e zu vervollständigen, hat sich<br />
die Zahl der Käufer vervielfacht und die<br />
Preise sind in die Höhe geschnellt.<br />
AM PULS DES MARKTES<br />
Bei der Wahl der Künstler, die sie und<br />
ihr Mann betreuen, kommt es auf das<br />
richtige Timing an: Man muss möglichst<br />
viele Arbeiten des vielversprechenden<br />
Künstlers sammeln, bevor die Preise steigen.<br />
Wahrscheinlich spannen sie deshalb<br />
mit künstlerischen Schiedsrichtern wie<br />
den Kuratoren Bice Curiger, Hans-Ulrich<br />
Obrist und Beatriz Ruf zusammen, weil<br />
sie an der Spitze eines immer breiteren<br />
und vielfältigeren Markts bleiben wollen.<br />
Zugang zu den relevanten Informationen<br />
und Schnelligkeit sind für einen<br />
guten Kauf entscheidend. Nicolas Ferretjans,<br />
der für eine Zürcher Grossbank<br />
arbeitet, hebt deshalb auch die Bedeutung<br />
der Recherchen hervor, die er anstellt, sobald<br />
er auf einen Künstler aufmerksam<br />
wird. Um immer am Puls des Marktes<br />
zu sein, hat er sich mit einer Pariser Galerie<br />
zusammengetan, die die Werke aufstrebender<br />
Künstler ausstellt. Im Übrigen<br />
beschränkt sich kaum ein Sammler zeitgenössischer<br />
Kunst in seiner Anfangsphase<br />
auf eine einzige Tätigkeit. Sabine<br />
Parenti, die gemeinsam mit ihrem Mann<br />
Alessandro eine wunderbare Auswahl<br />
an Objekten von Künstlern aus dem In-<br />
und Ausland besitzt, sitzt unter anderem<br />
im Ausschuss des Swiss Institute in New<br />
York. Sie sehen das Sammeln von Gegenwartskunst<br />
in erster Linie als eine Art, mit<br />
der Zeit zu leben.<br />
CRISTINA BECHTLER<br />
Cristina Bechtler und Ehemann<br />
Thomas zählen zu den weltweit bedeutendsten<br />
Kunstsammlern. Die Familie<br />
Bechtler besitzt eine lange Geschichte<br />
und ein grosses Kunsterbe, weshalb<br />
Cristina bei drei Sammlungen aktiv ist.<br />
Bei der ersten handelt es sich um die<br />
Familienstiftung, die ihr Schwiegervater<br />
Walter vor 60 Jahren ins Leben gerufen<br />
hat und die Skulpturen sammelt, die im<br />
öff entlichen Raum ausgestellt werden.<br />
Die zweite ist eine Kollektion konzeptioneller<br />
Fotografi e des Unternehmens<br />
Zellweger Luwa, das von Ehemann<br />
Thomas präsidiert wird. Zusammen mit<br />
Ruedi Bechtler und Bice Curiger hat sie<br />
1990 die Sammlung begonnen, die 2011<br />
erstmals in den Kunstmuseen Bonn und<br />
St. Gallen gezeigt wurde. <strong>Und</strong> die dritte<br />
ist eine noch nie öff entlich gezeigte<br />
Privatsammlung, die u.a. Minimal Art<br />
von Sol Lewitt und Donald Judd und<br />
Gegenwartskunst von Grössen wie<br />
Jenny Holzer, Damien Hirst, Doug<br />
Aitken, Christopher Wool und Rebecca<br />
Warren umfasst. Aus der Schweiz sind<br />
Stars wie Fischli/Weiss, Pipilotti Rist<br />
und Mai-Thu Perret vertreten.<br />
«Wir sammeln sehr fokussiert, entdecken<br />
die Künstler in ihren Anfängen,<br />
bevor ihre Werke unerschwinglich werden.<br />
Da wir sie über längere Perioden<br />
beobachten, legen wir einen grossen<br />
Fundus desselben Künstlers an.» Wird<br />
für die Kollektion eines Tages ein Museum<br />
gebaut? «Wir haben keine Entscheidung<br />
getroff en, aber wir denken<br />
darüber nach.» Neben ihrem Verlag für<br />
zeitgenössische Kunst kümmert sich<br />
Cristina Bechtler gegenwärtig um die<br />
dritte Ausgabe der von ihr initiierten<br />
Engadin Art Talks, die am 25. und 26.<br />
August in Zuoz stattfi nden. Für die<br />
künstlerische Leitung zeichnen gemeinsam<br />
Hans Ulrich Obrist, Co-Direktor<br />
der Serpentine Gallery, London, und<br />
Beatriz Ruf, Direktorin der Kunsthalle<br />
Zürich, verantwortlich.
SABINE UND<br />
ALESSANDRO PARENTI<br />
Der Besucher von Sabine und<br />
Alessandro Parenti wird sofort von<br />
der Installation «Hypnose, Trance,<br />
Schlaf» – drei grosse rotierende<br />
Spiralen – des Plastikers Kerim<br />
Seiler in Bann gezogen. Die Sammlung<br />
des Paares umfasst Arbeiten<br />
zahlreicher Schweizer Künstler,<br />
etwa ein neues Oeuvre von Pamela<br />
Rosenkranz sowie Werke von Olaf<br />
Breuning und Pipilotti Rist. Ende<br />
der 90er Jahre hatten sie das<br />
Glück, Thomas Hirschhorns erste<br />
Arbeiten zu erwerben, die in den<br />
Verkauf gelangten. Die beiden<br />
Kunstsammler ziehen den direkten<br />
Kontakt mit Künstlern und Galerien<br />
dem wenig transparenten und<br />
auch teuren System der Auktionen<br />
vor. An Versteigerungen sind sie<br />
dann anzutreff en, wenn sie auf<br />
dem Primärmarkt selten angebotene<br />
Werke erwerben möchten,<br />
zum Beispiel Fotografi en von<br />
Nan Goldin, Cindy Sherman oder<br />
William Wegmann.<br />
Kunst ist emotional, aber auch<br />
eine Herausforderung, sich mit<br />
etwas auseinanderzusetzen, das<br />
noch nicht ganz erfassbar oder<br />
auf Anhieb verständlich ist. Für<br />
die Parentis bedeutet Kunst daher<br />
mentale Öff nung, ein Aspekt, der<br />
für sie wichtiger ist als Kohärenz.<br />
«Wir erwerben Kunst nicht anhand<br />
von Kriterien, sondern weil die<br />
Werke zu uns passt. Aus diesem<br />
Grund haben wir es auch schon<br />
abgelehnt, Freunde beim Aufbau<br />
ihrer Kollektion zu beraten. Sich für<br />
lebende Künstler zu interessieren,<br />
ist die Möglichkeit, mit dem Geschehen<br />
in Kontakt zu bleiben. Es<br />
umfasst auch den Wunsch, jung zu<br />
bleiben, nicht von der Welt abgeschnitten<br />
zu sein, zu wissen, wie<br />
junge Menschen über das Leben<br />
denken und ihre Impressionen<br />
umsetzen. Auf diese Art verändern<br />
auch wir uns, und wir sind gezwungen,<br />
unser Denken immer wieder<br />
neu zu bedenken.»<br />
NICOLAS FERRETJANS<br />
Weder in seiner Arbeit noch für seine<br />
120 Werke umfassende Kollektion<br />
macht sich Nicolas Ferretjans<br />
die Entscheidungen leicht. Bevor<br />
er ein Werk erwirbt, konsultiert er<br />
spezialisierte Websites wie Artprice<br />
und Artnet, um die Notierung<br />
des Künstlers auf dem Primär-und<br />
Sekundärmarkt festzustellen. «Es<br />
gibt selbstverständlich die Faktoren<br />
Vergnügen und Emotionen, aber<br />
es geht auch darum, den Wert<br />
eines Werkes zu evaluieren und<br />
auszuhandeln, denn das gesparte<br />
Geld kann ich später in andere Stücke<br />
investieren. Ich kann zuwarten<br />
und mache Nachforschungen, um<br />
Arbeiten und Wert eines Künstlers<br />
zu kennen. Letztendlich betrachte<br />
ich das Ganze auch mit den Augen<br />
des Bankers, denn ich möchte das<br />
Werk nicht überzahlen. Wenn ich’s<br />
tue, vor allem an Auktionen, habe<br />
ich ein schlechtes Gewissen.»<br />
Seine Passion hat ihn bewogen,<br />
sich mit dem befreundeten<br />
Pariser Galeristen Olivier Robert<br />
zusammenzuschliessen. Auf diese<br />
Weise hält er einen Fuss in der<br />
Tür und ist näher an der Quelle.<br />
So hat er auch die Arbeiten des<br />
in Serbien geborenen Künstlers<br />
Boogie kennengelernt. Dieser<br />
beschäftigt sich mit urbanen<br />
Gemeinschaften und schleust sich<br />
schon mal in New Yorker Gangs<br />
ein, um mitten im Geschehen und<br />
ohne Zoom zu fotografi eren. «Seit<br />
einiger Zeit zieht es mich mehr zur<br />
harten als zur ästhetischen Kunst»,<br />
erklärt der Sammler und weist auf<br />
eine Bronzeleuchte von Joep Van<br />
Lieshout, die, je nach Interpretation,<br />
einen «Baum des Lebens oder des<br />
Todes» darstellt.<br />
<strong>Und</strong> wie hält er es mit Schweizer<br />
Künstlern? «Ich besitze Aufnahmen<br />
von Grönland und Tokio des Lausanner<br />
Fotografen Joel Tettamanti<br />
und beschäftige mich im Moment<br />
mit Marc Bauer, auf dessen Talent<br />
auch die Fondation Guerlain<br />
aufmerksam geworden ist.»<br />
30 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 31
ANNA SHEPHERD-<br />
RUNNQVIST<br />
Die «Table Bleue» von Yves Klein<br />
aus ultramarinblauen Pigmenten<br />
unter Plexiglas entfaltet eine<br />
unglaubliche Sogwirkung. Die<br />
Sammlung Runnqvist versammelt<br />
Meisterwerke von Jean Tinguely,<br />
Armand, Christo, Spoerri, Gianfredo<br />
Camesi, Lucio Fontana – von<br />
dem Frau Runnqvist ein Armband<br />
trägt – und besitzt auch eine der<br />
grössten Kollektionen der Skulpturen<br />
von Niki de Saint Phalle. Dies<br />
alles repräsentiert ein ganzes Kapitel<br />
der Gegenwartskunst und ist das<br />
Resultat von fünfzig Jahren Aktivitäten<br />
der Galerie Bonnier, die von<br />
dem aus Schweden stammenden<br />
und kürzlich verstorbenen Ehepaar<br />
Dagny und Jan Runnqvist geleitet<br />
wurde. Ein Teil dieser Sammlung<br />
gelangt nun in den Verkauf, mit<br />
Ausnahme einiger Werke, die die<br />
Familiengeschichte geprägt haben.<br />
«Meine Eltern hatten das Auge,<br />
die Passion und das Verständnis<br />
für Kunst. Deshalb sind ihnen nicht<br />
viele Fehler unterlaufen. Ich habe<br />
sie immer für ihren Enthusiasmus<br />
und ihre Risikofreude bewundert.<br />
Die Werke von Yves Klein beispielsweise<br />
hatten in den 60er-Jahren nur<br />
wenig Wert.» Anna erinnert sich an<br />
die Pilgerfahrten mit ihren Eltern<br />
zu Museen und an die Besuche<br />
der Künstlerateliers, für ein Kind<br />
nicht immer nur eitel Freude. «Als<br />
Erwachsene beschloss ich daher<br />
meinen eigenen Weg zu gehen und<br />
nicht in der Kunst zu arbeiten. So<br />
habe ich, im Gegensatz zu meinem<br />
Vater, die Galerie nicht übernommen.»<br />
Ihr letzter persönlicher Kauf<br />
ist die Fotografi e eines Baums<br />
von Nan Goldin. «Erst nach dem<br />
Erwerb habe ich erfahren, dass die<br />
Aufnahme in Schweden gemacht<br />
wurde. Eine Erinnerung an meine<br />
Herkunft und für mich der Beweis,<br />
dass Kunst eigentlich eine simple<br />
Frage des Instinkts ist.»<br />
JEAN CLAUDE GANDUR<br />
Jean Claude Gandur posiert vor<br />
den Arabesken des abstrakten<br />
spanischen Malers Rafael<br />
Canogar. Diese gehören zu einer<br />
der Kollektionen, die heute unter<br />
der «Fondation Gandur pour<br />
l’art» zusammengefasst sind. Die<br />
Stiftung beinhaltet drei eigenständige<br />
Sammlungen: die antike<br />
Periode mit etwa 900 Teilen, die<br />
abstrakte europäische Kunst von<br />
1946 bis 1962 sowie dekorative<br />
Objekte aus dem Mittelalter bis<br />
Anfang 20. Jahrhundert. Dieser<br />
Schatz wird dank einer Konvention<br />
mit dem Musée d’Art et<br />
d’Histoire de Genève dem Publikum<br />
unter besten Ausstellungsund<br />
Konservierungsbedingungen<br />
präsentiert.<br />
Der Wille, dieses Kunsterbe zu<br />
zeigen, geht einher mit künstlerischer<br />
Kohärenz. «Ich sammle<br />
keine Gegenwartskunst, abgesehen<br />
vielleicht von Werken von<br />
Basquiat oder Kiefer, denn ich<br />
betrachte mich nicht als genügend<br />
grosser Kenner, um junge<br />
Talente zu entdecken. Es ist<br />
durchaus in Ordnung, sich selber<br />
Freude zu bereiten, aber für mich<br />
bedeutet Kunst teilen. <strong>Und</strong> wenn<br />
man teilen will, muss man den<br />
richtigen Blick haben aus Respekt<br />
für die vielen Menschen, die<br />
die Werke sehen werden. Es ist<br />
sinnlos, in den Museumskellern<br />
Stücke zu lagern, die niemanden<br />
interessieren. Deshalb muss man<br />
das Beste wählen.»<br />
Jean-Claude Gandur konzentriert<br />
sich als Sammler ausgeprägt<br />
auf jene Perioden der Kunst, die<br />
er gut kennt. «In der Malerei<br />
habe ich mein Bezugssystem und<br />
ich bin fähig, Meisterwerke in<br />
einem bestimmten Spektrum zu<br />
erkennen, selbst wenn sie nicht<br />
von sogenannt grossen Künstlern<br />
wie etwa Hartung, Mathieu oder<br />
Soulages stammen.»<br />
32 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 33
| GERHARD RICHTER | von Catrin Lorch<br />
Die Werkschau<br />
ER GILT ALS DER BEDEUTENDSTE ZEITGENÖSSISCHE KÜNSTLER UND<br />
IN DER SPRACHE DES KUNSTMARKTES ALS DER TEUERSTE LEBENDE<br />
DEUTSCHE MALER: GERHARD RICHTER. IN SEINEM ACHTZIGSTEN<br />
LEBENSJAHR ZEIGT DIE MONUMENTALAUSSTELLUNG «PANORAMA»<br />
SEIN SCHAFFEN. NACH STATIONEN IN DER LONDONER TATE MODERN<br />
UND DER NATIONALGALERIE IN BERLIN IST DIE WERKSCHAU JETZT<br />
IN PARIS IM CENTRE POMPIDOU ZU SEHEN.<br />
Dass da vom Gipfel eines Werks zurückgeblickt<br />
wird, legt schon der<br />
Ausstellungstitel nahe: «Gerhard Richter.<br />
Panorama». Er lässt ahnen, dass man<br />
mit dieser Besichtigung keine neuen<br />
Stollen in ein Massiv treiben wird, keine<br />
Serpentinen anlegen und keine entlegenen<br />
Täler besuchen will – sondern ein<br />
Oeuvre in aller Erhabenheit in den Blick<br />
nehmen, das im ausgehenden zwanzigsten<br />
Jahrhundert als unübertroff en gilt.<br />
Der Künstler selbst mag erklären, dass<br />
das Grossprojekt, das seinem Werk gilt,<br />
«rein zufällig» im Jahr seines achtzigsten<br />
Geburtstags stattfi ndet – nach vielen<br />
Dekaden, in denen die Kunstwelt die un-<br />
34 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
terschiedlichsten Aspekte seines Schaffens<br />
untersucht und kritisch gewürdigt<br />
hat, sein Einfl uss auf die jüngere<br />
Kunstgeschichte, die Malerei vor allem,<br />
wieder und wieder abgezirkelt wurde,<br />
scheint es, als sei so eine Expedition<br />
jetzt nachgerade fällig gewesen.<br />
Jeweils gut einhundertfünfzig Werken<br />
von Gerhard Richter räumen die<br />
wichtigsten Museen Europas mit «Panorama»<br />
ihre Säle frei: Nach Stationen in<br />
der Londoner Tate Modern und der Nationalgalerie<br />
in Berlin kommt die Werkschau<br />
jetzt in Paris im Centre Pompidou<br />
an, die von frühen Studentenwerken bis<br />
zu den jüngsten Streifenbildern reicht.<br />
Die Auswahl kann man als fast kanonische<br />
Setzung begreifen – als die Schau<br />
an ihrer ersten Station in London eröff<br />
net wurde, waren auch Kenner des<br />
Werks begeistert von der Ausstellung,<br />
die zwar fast trocken und pädagogisch<br />
die Entfaltung dieses Werks verfolgt,<br />
doch erschien das unter so vielen Aspekten<br />
ausgedeutete Werk mit klarem<br />
Fokus auf Malerei mit gleichermassen<br />
nachvollziehbarer Deutlichkeit wie in<br />
fast selbstvergessner Schönheit.<br />
AUFBRUCH IN DEN WESTEN<br />
«Panorama» setzt mit Werken aus der<br />
frühen, an die amerikanische Pop Art<br />
angelehnten Gemälden ein, darunter ist<br />
es das epochale Gemälde «Ema (Akt auf<br />
einer Treppe)» aus dem Jahr 1966, das<br />
programmatisch einen Neuanfang der<br />
Malerei markiert. Der nach seiner Ausbildung<br />
an der Hochschule der Künste<br />
Dresden als Wandmaler im Jahr 1961 in<br />
den Westen übersiedelte Gerhard Richter,<br />
der noch bei Karl Otto Götz an der<br />
Düsseldorfer Akademie studiert hatte,<br />
malte seine eigene Frau – schon in der<br />
leicht verschleierten, realistischen Mal-<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 35
ACTU | PASSÉ-PRÉSENT | par David Chokron<br />
weise, die so charakteristisch für seine<br />
fi gurative Malerei werden sollte.<br />
Mit dem Akt auf einer Treppe schickte<br />
der junge Künstler selbstbewusst Marcel<br />
Duchamps Abschied von der Leinwand<br />
aus dem Jahr 1912 ein Motiv hinterher,<br />
das sagte: Doch, man kann noch<br />
malen. Fotografi e, Film und neuerdings<br />
auch Fernsehen können nicht, was der<br />
Maler kann – und in der Folge diff erenziert<br />
Gerhard Richter seine Arbeit in der<br />
Auseinandersetzung – und fast als Gegenspieler<br />
–einer Welt, die sich in einem<br />
Rausch für die Bilder der Medien<br />
verliert und in der alle Deutungshoheit<br />
über die eigene Geschichte vom Strom<br />
der Bilder fortgeschwemmt wird.<br />
Gerhard Richter setzt nicht nur Werbemotive<br />
oder Fotografi en aus Sach-<br />
36 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
büchern, sondern auch Bilder aus dem<br />
eigenen Umfeld dazu in ein Spannungsverhältnis:<br />
«Onkel Rudi» und «Tante<br />
Marianne», beide 1965 entstanden, sind<br />
Motive aus dem Fotoalbum der eigenen<br />
Familie. Die Kunstgeschichte notiert zunächst<br />
vor allem die profane Herkunft<br />
« Sich ein Bild zu machen,<br />
eine Anschauung haben, macht<br />
uns zu Menschen.»<br />
der Motive, die erst über die Jahrzehnte<br />
in ihrem vielschichtigen, auch biografi -<br />
schen Reichtum erkannt und ausgedeutet<br />
werden.<br />
Dem Onkel, der in der Zeit Nationalsozialismus<br />
Täter war, steht die Tante<br />
gegenüber, die als behinderte junge Frau<br />
den Euthanasieprogrammen zum Opfer<br />
wurde. Das Baby, das die junge Frau auf<br />
dem Foto, das Gerhard Richter als Bildvorlage<br />
diente, auf dem Schoss hält, ist<br />
der Künstler selbst, was der Ausstellung<br />
jeweils in einem der ersten Säle eines<br />
der schönsten Autoporträts eines Künstlers<br />
überhaupt beschert.<br />
ABSTRAKTE ERHABENHEIT<br />
Dass die Londoner Station die fotorealistischen<br />
Motive mit den grossen Abstraktionen<br />
mischt, die Gerhard Richter<br />
seit den Achtzigerjahren malt, und dazwischen<br />
auch die konzeptuellen Farbtafelmalereien<br />
hängt, die Richter streng<br />
nach dem Zufallsprinzip komponiert, ist<br />
keine Überforderung – sondern eine inspirierende<br />
und stringente Präsentation,<br />
aus der sich die grauen Serien und<br />
Ausnahmewerke wie «4 Glasscheiben»<br />
(1967) gebührend abheben konnten: als<br />
einfache Konstruktion aus metallgefassten<br />
Scheiben, die zwischen Metallstäben<br />
eingehängt in verschiedenen Winkeln<br />
gekippt sind wie Fenster. Auch mit<br />
dieser abstrakten Skulptur bezieht sich<br />
Richter wieder auf Marcel Duchamp auf<br />
dessen «Grosses Glas».<br />
Eines der schönsten Kapitel war dann<br />
nicht der monumentale Raum mit dem<br />
Cage-Zyklus aus dem Jahr 2006, ei-<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
Seite 80: «Strip», 2011,<br />
160x300 cm, Digitaldruck<br />
auf Papier auf<br />
Aluminium.<br />
Seite 81: «Selbstportrait»,<br />
1996, 51x46, Öl<br />
auf Leinwand.<br />
f «Aladin», 2010,<br />
37x50 cm, Email auf<br />
Glas.<br />
p «Ema, Akt auf einer<br />
Treppe», 1966, 200x130<br />
cm, Öl auf Leinwand.<br />
s «Betty», 1977, 30x40<br />
cm, Öl auf Holz<br />
ner abstrakten Suite von sechs hell gespachtelten<br />
Quadraten mit jeweils drei<br />
Metern Kantenlänge, sondern das kleine<br />
Seitenkapitel, das die Kunstgeschichte<br />
als «Elbe»-Serie notiert, eine selten<br />
gezeigte Suite auf Papier, die entstand,<br />
als Gerhard Richter während des Studiums<br />
im Jahr 1957 in der Druckwerkstatt<br />
selbstvergessen auf dem Papier herumkrakelte.<br />
Damals entstanden, sozusagen im<br />
Zentrum des sozialistischen Realismus,<br />
erste Abstraktionen. <strong>Und</strong> es erstaunt im<br />
Rückblick, wie weit bei diesem Experiment<br />
– das nur überdauerte, weil ein<br />
Freund die Blätter bewahrte – das formale<br />
Verständnis für die Organisation<br />
abstrakter Flächen schon ausgeprägt<br />
war. Frappierend schliessen die frühen<br />
Versuche an die feinen kleinen Formate<br />
aus dem Jahr 2006 an, mit denen in der<br />
Tate Modern die Schau abschloss.<br />
Kurz nach der Londoner Vernissage<br />
konnte der Markt dann auch die Rekorde<br />
notieren, die den Auftritt des<br />
wichtigsten zeitgenössischen Künstlers<br />
abrundeten, der ja auch als teuerster lebender<br />
Maler gilt: Eine Version aus der<br />
«Kerze»-Serie aus dem Jahr 1982 wurde<br />
bei Christie’s für umgerechnet 12 Mio.<br />
€ zugeschlagen – was belegt, dass Gerhard<br />
Richter nicht nur von der Kunstgeschichte<br />
und Ausstellungskuratoren<br />
hoch geschätzt ist, sondern im Markt<br />
eine bestimmende Grösse bleibt. Dass<br />
Gerhard Richter selbst solche Preise für<br />
unbegründet und obszön hält und das<br />
auch ausspricht, konnte das gewaltige<br />
Medienecho, das nach solchen Rekorden<br />
anhebt, nicht konterkarieren.<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 37
ACTU | PASSÉ-PRÉSENT | par David Chokron<br />
Dass nach diesem herausragenden Erfolg<br />
auf dem internationalen Ausstellungs-<br />
und Auktionsparkett die Station<br />
der Ausstellung in Berlin, die pünktlich<br />
zu seinem achtzigsten Geburtstag am 9.<br />
Februar eröff net wurde, zu einem eigenen<br />
Erfolg wurde, hängt auch mit dem<br />
Mut der Ausstellungsmacher der Nationalgalerie<br />
zusammen. Gerhard Richter,<br />
der die Londoner Hängung als nach-<br />
38 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
« Die Kunst ist die höchste<br />
Form von Hoff nung.»<br />
gerade ideal empfunden hatte, nannte<br />
die Präsentation mit freundlicher Ironie<br />
selbst «dekorativ und brutal». Hatte<br />
man noch erwartet, dass dieses kanonische<br />
Werk überraschen könne?<br />
DEKORATIV UND BRUTAL<br />
Udo Kittelmann und sein Team waren<br />
zwar tatsächlich gleichfalls streng nach<br />
der Werkgenese vorgegangen, aber an-<br />
gesichts der Präsentation war das kaum<br />
zu glauben: Schon weil in der Mitte der<br />
symmetrischen Architektur von Mies<br />
van der Rohe drei – in London eher zurückhaltend<br />
auf einer Wand präsentierten<br />
– Wolkenbilder meterhoch übereinander<br />
gestaff elt waren, als öff ne sich<br />
inmitten der architektonischen Moderne<br />
ein barockes Himmelsgefühl. Dass<br />
die Ausstellungsarchitektur zudem den<br />
vollkommen verglasten Bau zwar nach<br />
aussen abschloss, die dafür notwendigen<br />
weissen Wände jedoch in ein paar<br />
Metern Abstand zur gläsernen Fassade<br />
installierte, bescherte der Schau einen<br />
Wandelgang, der, nach allen Seiten of-<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
f«4096 Farben», 1974, 254x254 cm,<br />
Lack auf Leinwand<br />
i«Tante Marianne», 1965, 120x130, Öl auf<br />
Leinwand<br />
fen, Platz für alle 196 kleinen Farbtafeln<br />
der Serie «4900 Farben, Version I» bot:<br />
Nachts und beleuchtet verwandelte das<br />
Farbgekästel den pathetischen Bau in<br />
eine freundliche Laterna Magica.<br />
So experimentierfreudig hatte man<br />
Gerhard Richter noch nicht erlebt – und<br />
dass man ein so epochales Werk wie die<br />
als RAF-Zyklus apostrophierte Serie «18.<br />
Oktober 1977» dieser verspielten Instal-<br />
lation nicht einfügen mochte, bescherte<br />
der Werkschau einen zweiten Ausstellungsort<br />
in Berlin: In unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zu deutscher Romantik<br />
wurden die Gemälde, die Gerhard Richter<br />
nach schwarz-weissen Zeitungsfotos<br />
aus der Zeit des Deutschen Herbstes<br />
gemalt hatte, im Schinkelsaal der Alten<br />
Nationalgalerie gezeigt.<br />
Der Abstand, in dem sich dieses medienrefl<br />
exive, konzeptuelle und politisch<br />
nie schwärmerische Werk in dieser<br />
Gegenüberstellung zu der deutschen<br />
Kunstgeschichte zeigte, war selten radikaler<br />
markiert worden. Kurz vor der Vereinnahmung<br />
durch die deutsche Bildtra-<br />
dition durfte Richters Malerei sich hier<br />
deutlich distanzieren – eher hatte man<br />
den Eindruck, dass die von den Medien<br />
und den Terroristen gepfl egte Bildsprache<br />
an die Motive deutscher Geistesgeschichte<br />
anschloss als dieses skeptische,<br />
aufrichtige Oeuvre.<br />
An solche pointierten und präzisen<br />
Setzungen kann die Schau im Centre<br />
Pompidou klug anknüpfen – und es<br />
bleibt spannend abzuwarten, wie sich<br />
diese fast nur aus Hauptwerken zusammengestellte<br />
Ausstellung in Frankreich<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer<br />
der wichtigsten Sammlungen der Nachkriegskunst<br />
erneut entfalten wird. |<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 39
| DAMIEN HIRST | von Marine Heer<br />
Blockbuster<br />
BIS 9. SEPTEMBER BLICKT DIE TATE<br />
MODERN IN LONDON AUF DIE 25<br />
SCHAFFENSJAHRE DES UM-<br />
STRITTENSTEN UND MEDIENWIRK-<br />
SAMSTEN GEGENWARTSKÜNSTLERS<br />
ZURÜCK. DIES, OBWOHL DAMIEN<br />
HIRST IN DEN FRÜHEN NEUNZIGERN<br />
DAVID BOWIE IN EINEM VIDEO<br />
ERKLÄRT HATTE, DASS ER NICHT IN<br />
DER TATE AUSSTELLEN WOLLE, DA<br />
MUSEEN ETWAS FÜR TOTE SEIEN.<br />
Hirst widerspricht sich zwar in seiner<br />
einstigen Verweigerung gegenüber<br />
Museen, bleibt aber insofern konsequent,<br />
als er seine Ausstellung in der Tate<br />
ganz unter seiner Kontrolle hält. Im Februar<br />
dieses Jahres sorgte er einmal mehr<br />
für Aufsehen, als er in den elf Galerien<br />
von Larry Gagosian 250 seiner bunten<br />
Punktbilder gleichzeitig ausstellte. Die<br />
Retrospektive «Damien Hirst: the Complete<br />
Spot Paintings» eröff nete am selben<br />
Abend in ihrer jeweiligen Zeitzone<br />
in New York, London, Athen, Paris, Rom,<br />
Los Angeles, Genf und Hongkong.<br />
Begüterte Hirst-Fans waren eingeladen,<br />
an einer «Spot Challenge» teilzunehmen:<br />
Wer mit einer Stempelkarte nachweisen<br />
konnte, dass er alle elf Ausstellungen besucht<br />
hatte, bekam einen vom Künstler<br />
signierten Druck. Nach einer Woche hatten<br />
bereits sechs Personen Phileas Fogg<br />
gespielt und waren dank Low-Cost-Flügen<br />
um die Welt gejettet, um eines der begehrten<br />
Spot Paintings zu ergattern. Der<br />
von Hirst und dem grössten Kunsthändler<br />
der Welt gemeinsam orchestrierte Geniestreich<br />
spaltete die Kunstkritiker einmal<br />
mehr. Hirst polarisiert: Entweder man ist<br />
von ihm fasziniert, oder man lehnt ihn ab.<br />
KUNST UND KOMMERZ<br />
Hirst ist aber kein Ausserirdischer und<br />
keineswegs immun gegen <strong>Finanz</strong>turbulenzen.<br />
Bevor ihn die Krise einholte, er-<br />
Damien Hirst. All rights reserved. DACS 2011. Photographed by Prudence Cuming Associates.<br />
lebte er 2008 ein Rekordjahr: Er verkaufte<br />
381 Werke für insgesamt 134 738 980 €.<br />
Zwei Auktionen bei Sotheby’s, am 14. und<br />
15. September 2008, machten ihn zu einem<br />
der teuersten lebenden Künstler der<br />
Welt. Seine 218 speziell für die Versteigerung<br />
realisierten Werke gingen für 120<br />
Mio. $ über den Tisch. Vor allem aber war<br />
es ihm gelungen, die Galerien, die seit dem<br />
19. Jahrhundert als exklusive Vermittler<br />
zwischen Künstler und Sammler agieren,<br />
kurzzuschliessen und somit die von ihnen<br />
erhobenen Kommissionen zu umgehen.<br />
Während Lehman Brothers Konkurs<br />
machte und die Börse in eine Abwärtsspirale<br />
riss, bewies Damien Hirst mit seiner<br />
verwegenen Aktion, dass es auf dem<br />
internationalen Kunstmarkt trotz der<br />
schwierigen <strong>Wirtschaft</strong>slage noch immer<br />
Käufer, Interessenten und Spekulanten<br />
gibt. «Ich bin total erschöpft und<br />
entzückt, dass sich Kunst verkauft, während<br />
die Banken einstürzen. Vielleicht<br />
ist das ein Zeichen dafür, dass die Leute<br />
ihr Geld lieber in Schmetterlinge investieren<br />
als in Banken. Ich sehe darin eine<br />
bessere Welt», sagte er nach der Auktion<br />
und bezog sich dabei auf die präparierten<br />
Schmetterlinge in seinen Gemälden.<br />
Als Andy Warhol in den Sechzigerjahren<br />
behauptete, Business sei die höchste<br />
Kunstform, wollte er damit provozieren.<br />
Ob seine Aussage ironisch oder bitterernst<br />
gemeint war, sei dahingestellt. Fakt<br />
ist, dass er sein Atelier in eine Fabrik verwandelte,<br />
Techniken der Serienproduktion<br />
anwandte, mit den Medien spielte<br />
und so die Logik der Kulturindustrie<br />
akzeptierte, die in der Kunstgeschichte<br />
eine entscheidende Wende einläutete.<br />
Von diesem Zeitpunkt an verschmolz die<br />
Kunst gut sichtbar mit den Mechanismen<br />
der Kulturwirtschaft. Heute ist Kunst ein<br />
Tätigkeitsmodell, das in der Geschäftswelt<br />
nicht nur hohes Ansehen geniesst,<br />
sondern auch viel wert ist.<br />
MARKETING MIT TROPHÄEN<br />
Damien Hirst ist zum Symbol der Star-<br />
Künstler, der allmächtigen Kunsthändler<br />
wie Gagosian oder Saatchi und der wirtschaftsverzerrenden<br />
Spekulation geworden.<br />
Vergessen wir nicht, dass die Preise<br />
für Gegenwartskunst zwischen 2003 und<br />
2008 um 800% gestiegen sind. Sogar die<br />
chinesischen Künstler, die erst seit kurzem<br />
auf dem internationalen Markt mitmischen,<br />
erhalten für ihre Werke bereits<br />
das Fünff ache.<br />
Die Werkschau in der Tate Modern<br />
macht die wirtschaftlichen Erwägun-<br />
« Die Menschen investieren lieber in<br />
Schmetterlinge als in Banken.<br />
Ein Zeichen für eine bessere Welt. »<br />
gen vorübergehend vergessen und wird<br />
Hirsts historischer Rolle als Anführer der<br />
Young British Artists gerecht, deren Erstausstellung<br />
Freeze er organisiert hatte.<br />
Als Aushängeschild der Bewegung sorgte<br />
er dafür, dass die britische Gegenwartskunst<br />
zehn Jahre lang im Rampenlicht<br />
stand. Er trug auch massgeblich dazu bei,<br />
die Konzeptkunst mit seiner umfangreichen<br />
Produktion zum Thema Tod salonfähig<br />
zu machen.<br />
Hirsts Werke der letzten 25 Jahre sind<br />
in der Galerie den ganzen Sommer zu sehen.<br />
Publikumsmagnete sind natürlich<br />
seine bekanntesten Installationen wie<br />
die in Formaldehyd eingelegten Tierkadaver,<br />
die Schmetterlinge und die Apothekerschränke,<br />
die einst sein Londoner<br />
Restaurant schmückten. Auch der dia-<br />
mantenbesetzte Totenschädel, mit dem er<br />
das Marketing erstmals über die Kreation<br />
stellte und ab dem es für ihn kein Zurück<br />
mehr gab, fehlt nicht. Sein Statement: Er<br />
wolle schlechte Kunst machen und sie<br />
sehr teuer verkaufen.<br />
Die Ausstellung in Grossbritannien<br />
wurde zum grossen Teil von der Qatar<br />
Museums Authority gesponsert. 3,2 Mio.<br />
$ soll sie gemäss Schätzungen der Zeitschrift<br />
«The Economist» hingeblättert<br />
haben, damit die Retrospektive nächstes<br />
Jahr im Museum von Doha gezeigt werden<br />
kann. Der Kauf von Paul Cézannes<br />
«Kartenspieler» durch die Herrscherfamilie<br />
für astronomische 250 Mio. $ zeigt,<br />
welche Ambitionen sie in Sachen Kunst<br />
hegt. Damien Hirst passt perfekt zu ihren<br />
pharaonischen Projekten. |<br />
www.artifi cialgallery.co.uk<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 41
| KUNSTMESSEN | von Christian von Faber-Castell<br />
Places to be<br />
SIE IST DIE SCHÖNSTE KUNSTMESSE DER WELT, DIE BIENNALE DES<br />
ANTIQUAIRES IN PARIS, DIE NUR ALLE ZWEI JAHRE IM PRUNKVOLLEN<br />
GRAND PALAIS STATT FINDET. DAS ANGEBOT UMFASST DAS BESTE,<br />
DAS DER MARKT AN ALTER UND NEUER EINRICHTUNGSKUNST,<br />
DEKORATIONSOBJEKTEN UND DESIGN ZU BIETEN HAT. ZU DEN<br />
PFLICHTORTEN DES INTERNATIONALEN KUNST-JETSETS GEHÖREN<br />
AUCH THE EUROPEAN FINE ART FAIR IN MAASTRICHT UND DIE ART<br />
BASEL MIAMI BEACH.<br />
Dass Kunst ein Kind aus der Liebesehe<br />
von Luxus und Mode ist, weiss<br />
man spätestens seit Christie’s die private<br />
Sammlung von Yves Saint Laurent mitten<br />
im <strong>Finanz</strong>krisenwinter 2009 zum<br />
Rekordpreis von 374 Mio. € versteigerte.<br />
Glamouranlässe solchen Ranges feiert<br />
man seit der Weltausstellung 1900 im Pariser<br />
Grand Palais.<br />
Wen wundert es da, dass auch die<br />
schönste Kunst- und Antiquitätenmesse<br />
der Welt, die Pariser Biennale des Antiquaires<br />
den Glanz dieses Belle Epoque<br />
Palastes und die Glamourpower des<br />
grössten lebenden Modemeisters für ihr<br />
Ziel einspannt. Dieses besteht schlicht<br />
darin, möglichst viele wahre, elegante<br />
Prominenz aus der ganzen Welt an ihre<br />
glanzvolle Vernissage zu locken.<br />
Zum Scénographen der vom 14. bis 23.<br />
42 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
September zum 26. Mal stattfi ndenden<br />
Pariser Biennale wurde Designsuperstar<br />
Karl Lagerfeld gekürt. Ob dies mit der<br />
neuen deutschfranzösischen Herzlichkeit<br />
zu tun hat oder vielleicht doch eher<br />
mit gewissen früheren deutschfranzösischen<br />
Reibereien im Ausstellerlager, ist<br />
eine spekulative Insiderfrage. Sicher ist,<br />
dass Lagerfeld den hier ausstellenden 150<br />
Spitzenkunsthändlern und ihren Museumsraritäten<br />
aus 10 000 Jahren von der<br />
Antike bis zur Avantgarde einen monumentalen<br />
Rahmen bereitstellen wird. <strong>Und</strong><br />
dieser Rahmen dürfte auch dieses Jahr<br />
wieder auch entsprechend ausgefüllt.<br />
INSZENIERT VON KARL LAGERFELD<br />
Zu den musealen Meisterwerken die<br />
man hier schon bewundern konnte, zählen<br />
beispielsweise eine majestätische,<br />
von Jean-Honoré Fragonard und Marguerite<br />
Gérard gemalte Angorakatze für 1,5<br />
Mio. € und Niki de Saint Phalles bunte Polyesterfi<br />
gur «Big Lady» für 650 000 €. Royalisten<br />
schwelgten wie vor ihnen schon<br />
Louis XV über Charles Le Bruns quadratmetergrossem<br />
Kupferstichalbum der<br />
«Grande Galerie de Versailles» für 220<br />
000 € - es gibt weltweit nur drei Exemplare<br />
davon.<br />
<strong>Und</strong> neben einer fast viertausendjährigen<br />
überlebensgrossen Quarzitbüste von<br />
Pharao Sesostris III. im Wert von 7,5 Mio. €<br />
steht der jugendlich elegante lebensgrosse<br />
Torso eines ostgriechischen Marmorpriesters<br />
aus dem 7. Jh. v. Chr., den ein Genfer<br />
Händler für 9 Mio. € anbietet. Wer sucht,<br />
der fi ndet natürlich auch bescheidenere<br />
Raritäten, etwa eine «Chaise surrealiste»<br />
vom Designpionier Fabio de Sanctis für<br />
nur 65 000 € oder den bemalten steinernen<br />
Kopf einer spanischen Heiligenfi gur des 17.<br />
Jh. für nur 5750 €.<br />
Aber natürlich geht niemand an die Biennale-Eröff<br />
nung, um ernsthaft Kunst<br />
zu betrachten, sondern um andere Prominenz<br />
zu sehen und natürlich um gesehen<br />
zu werden. <strong>Und</strong> deshalb wird man<br />
auch nirgends so deutlich an die enge Verwandtschaft<br />
von Kunst, Luxus und Mode<br />
erinnert, wie von der hier zur Schau getragenen<br />
Übermacht an Eleganz, Attrakti-<br />
vität, Reichtum, Luxus - und ja, auch ganz<br />
schlichter, echter und natürlich überwiegend<br />
weiblicher Schönheit...<br />
MAASTRICHT IST EIN MUST<br />
Wer nicht vorrangig schöne Menschen,<br />
sondern nur gute Kunst bewundern möchte,<br />
muss sich ein halbes Jahr gedulden bis<br />
im folgenden März die zwar nicht schönste,<br />
aber dafür beste Kunstmesse der Welt,<br />
die Europäische Kunst- und Antiquitätenmesse<br />
The European Fine Art Fair Tefaf in<br />
Maastricht ihre Tore öff net. Zwar ist auch<br />
deren Vernissage alles andere als glanzlos.<br />
Schliesslich treff en sich hier die reichsten<br />
Sammler, die wichtigsten Museumsdirektoren<br />
und die besten Kunsthändler mit geballter<br />
Prominenz aus den obersten Etagen<br />
der internationalen - auch schweizerischen<br />
- <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong>.<br />
Trotz unüberbrückbarem Unterschied<br />
zischen fl amboyanter französischer Metropole<br />
und biederer südholländischer Provinz<br />
gibt auch ein glamouröses Bindeglied<br />
zwischen den beiden Anlässen. Meisterhafte<br />
alte und vor allem neue Juwelierkunst<br />
von Cartier bis Chan erinnert an beiden<br />
Ortens an den wahren Zweck der meisten<br />
hier käufl ichen Kunsttrophäen, nämlich<br />
ihre Besitzer zu schmücken und auf sie abzustrahlen.<br />
Ansonsten zeigen die Angebote<br />
von Paris und Maastricht eher graduelle<br />
als grundsätzliche Unterschiede. Während<br />
in Maastricht mehr Altmeistermalerei und<br />
Kunstwerke der Antike gezeigt wird, stehen<br />
in Paris die modernen Designermöbel<br />
des 20. Jh. mehr im Vordergrund.<br />
SEHEN UND GESEHEN WERDEN<br />
Doch zwischen Paris und Maastricht<br />
gibt es im Dezember noch einen weiteren<br />
Pfl ichtanlass für das globale Kunstjetset:<br />
Die Art Basel Miami Beach, die an<br />
Glanz und Glamour ihre seriöse, aber eben<br />
doch langsam in die Jahre kommende Basler<br />
Mutter längst überholt hat. Kulturethnologen<br />
bietet ein Vergleich zwischen der<br />
42jährigen Art Basel und ihrer pubertären<br />
amerikanischen Tochter einzigartige Einblicke<br />
in die tief sitzenden Unterschiede<br />
zwischen Europa und Amerika, zwischen<br />
Alter Welt und Neuer Welt. So halten sich<br />
beispielsweise die wirklich wichtigen Käufer<br />
und Sammler im humanistisch purita-<br />
nischen Basel vornehm<br />
zurück und erheben<br />
Diskretion und Verschwiegenheit<br />
zu ihren<br />
wichtigsten Tugend.<br />
Amerikanische Megasammler<br />
dagegen ste-<br />
Eiserne Sômen-<br />
Kriegermaske,<br />
Myôchin-Schule,<br />
Japan,<br />
18. Jh.(Galerie<br />
Jean-Christophe<br />
Charbonnier, Paris)<br />
hen mit geradezu kindlichem ndlichem Stolz<br />
zu ihren Grosskunstkäufen käufen und zelebrieren<br />
sich selbst und nd ihren Kunstbesitz<br />
ganz unbefangen auf zahlreichen Parties,<br />
Sammlungsführungen ungen und ähnlichen<br />
Anlässen.<br />
Fleissige Messetouristen uristen können solche<br />
kunstanthropologische gischeUntersuchungen noch beliebig ausdehnen sdehnen und verfei- verfeinern.<br />
An der 100. New Yorker Armory<br />
Show im März nächsten ten Jahres lassen<br />
sich beispielsweise Unterschiede im<br />
Auftreten von Ostküstensammlern<br />
küstensammlern<br />
und Westcoast-Trophäenjägern häenjägern beobachten.<br />
Die Londoner er Masterpiece Masterpiece Fair Gorgone, Gorgone<br />
ohne h weiteres i öff ent-<br />
wiederum, die Nachfolgerin der legendären<br />
Grosvenor House Fair, veranschaulicht<br />
entsprechende Eigenheiten kontinentaler<br />
und insularer Kunstmarktprominenz.<br />
Noch spannender sind entsprechende<br />
Archaisch-GriechischesBronzeornament,<br />
6.<br />
Jh. v. Chr., Höhe:<br />
15,2 cm(Phoenix<br />
Ancient Art, Genf<br />
lich zugänglich. Persönliche<br />
Einladungspfl icht,<br />
hohe Eintrittspreise<br />
oder schlicht eine limitierte<br />
Zahl der Eintritts-<br />
Vergleiche an den aufk eimenden Kunst- und New York) karten sorgen für die ermarktanlässen<br />
an den Kunstmärkten der<br />
wünschte Exklusivität.<br />
Zukunft im nahen und fernen Osten. Mit Wer bei solchen Anlässen dabei sein will,<br />
ihrem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung pfl egt daher auch unterm Jahr freund-<br />
an Asian Art Fairs, der Muttergesellschaft schaftliche Beziehungen zum einen oder<br />
der jungen ArtHK in Hongkong, hat die andern ihrer Aussteller und sichert sich<br />
Art Basel dieser Entwicklung bereits Rech- so einen Platz in deren VIP Kundenkartei.<br />
nung getragen. Kunstjetsetter, die etwas Seit einigen Jahren schliesslich er-<br />
auf sich halten, müssen sich daher wohl wächst diesen traditionellen Spitzen-<br />
schon bald auf längere - und häufi gere - kunstmessen eine wachsende Konkur-<br />
Kunstreisen gefasst machen.<br />
renz. Immer deutlicher entwickeln sich<br />
So unterschiedlich all diese Watering inzwischen nämlich auch die sensati-<br />
Holes der Schönen und Reichen von ihonsträchtigen New Yorker Abendaukren<br />
Schwerpunkten und ihrem Chationen impressionistischer, moderrakter<br />
her auch sind, eines haben die ner und zeitgenössischer Kunst von<br />
meisten von ihnen gemeinsam: Ihre gla- Christie’s, Sotheby’s und Phillips de Pury<br />
mourösen Eröff nungsveranstaltungen - & Company im Mai und November zu<br />
und allein hier spielt die Musik des Se- ultimativen High Society Anlässen des<br />
hens und Gesehenwerdens - sind nicht Kunst-Jetsets. |<br />
WO SICH DER<br />
KUNST-JETSET TRIFFT<br />
43. Art Basel, Messe Basel,<br />
14. bis 17. Juni 2012, www.artbasel.com<br />
Masterpiece 2012, London, 28. Juni bis<br />
4. Juli 2012, www.masterpiecefair.com<br />
26. Biennale des Antiquaires, Grand Palais,<br />
Paris, 14. bis 23. September 2012,<br />
www.sna-france.com<br />
11. Art Basel Miami Beach, Miami,<br />
6. bis 9. Dezember 2012, www.artbasel.com<br />
26. European Fine Art Fair Tefaf,<br />
MECC Maastricht, 25. bis 24. März 2013,<br />
www.tefaf.com<br />
The Armory Show 2013, New York,<br />
7. bis 10. Mai 2013, www.thearmoryshow.com<br />
Hong Kong International Art Fair ArtHK13,<br />
Hongkong, voraussichtlich Mai 2013,<br />
www.hongkongartfair.com<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 43
| GEGENWARTSKUNST | von Olympia Wolff<br />
Klug gesammelt:<br />
Multiples<br />
MULTIPLES SIND KEINE UNIKATE, ABER ORIGINALE ZU ERSCHWINGLICHEN PREISEN.<br />
DIE VERVIELFÄLTINGUNG VON KUNSTWERKEN BIETET AUCH WENIGER BEGÜRTERTEN<br />
KUNSTINTERESSIERTEN SAMMELGELEGENHEITEN VON ZEITGENOSSEN MIT ZUKUNFT.<br />
ie Kunst rächt das Leben», stell-<br />
«Dte Pirandello fest. Ob dies einer<br />
der Gründe ist, weshalb es immer mehr<br />
Sammler von Gegenwartskunst gibt, die<br />
diese aus Passion und/oder Unersättlichkeit<br />
zusammentragen? Hat der Ende des<br />
letzten Jahrhunderts verstorbene Schriftsteller<br />
aus Italien diese zunehmend überbordende<br />
Schwärmerei für zeitgenössisches<br />
Schaff en gar vorausgesehen? Heute<br />
bescheren riesige Vermögen den Auktionshäusern<br />
goldige Zeiten, sie reisen von<br />
Kunstmesse zu Kunstmesse, von denen<br />
es immer mehr gibt, und eröff nen gerne<br />
auch eigene Museen. Anfang dieses<br />
Jahres haben die Werke lebender Künstler<br />
Rekordpreise erzielt. Bei Sotheby’s<br />
wurden für eine Fotografi e von Andreas<br />
Gursky 1,1 Mio. $ geboten, bei Christie’s<br />
fand ein Gemälde von Gerhard Richter<br />
für 14 Mio. $ einen neuen Besitzer. Diese<br />
Beträge sind für nicht sehr kapitalkräftige<br />
Sammler absolut unerreichbar.<br />
Aber es gibt noch andere, überaus interessante<br />
Möglichkeiten, gute Kunst zu sammeln<br />
und in den Besitz von Werken junger<br />
und arrivierter Künstler zu gelangen.<br />
Es handelt sich um Editionen, d. h. Werke,<br />
von denen mehrere Exemplare erstellt<br />
werden. Das Kunstwerk ist zwar nicht<br />
mehr einmalig, aber es bleibt ein Original,<br />
der Preis ist erschwinglich. Die Edition eines<br />
angesagten Künstlers ist denn auch<br />
viel günstiger zu haben als eines seiner Bilder.<br />
Viele künftige Grössen der Kunstwelt<br />
starten mit einer Edition. Wer eine Sammlung<br />
auf diese Art aufb auen möchte, hat<br />
die Möglichkeit, seine Wände mit Werken<br />
anerkannter Künstler, aber auch mit Newcomer-Kunst<br />
zu schmücken. Zu bezahlbaren<br />
Preisen!<br />
Dennoch, ein gewisses Mass an Vorsicht<br />
ist angebracht. Unabhängig davon, ob<br />
es sich um Objekte (Multiples), gedruckte<br />
Werke (Grafi ken) oder Künstlerbücher<br />
handelt, wichtig und wesentlich ist die<br />
Vertrauenswürdigkeit des Verkäufers. Geschäfte,<br />
die Editionen professionell produzieren,<br />
stehen nicht nur in engem Kontakt<br />
mit dem Künstler, sondern sie überwachen<br />
auch minutiös jede Produktionsetappe<br />
und wählen Materialien mit grösster<br />
Sorgfalt aus. Nur bei ihnen fi nden Sie<br />
authentische Kunst. Hier eine kleine, bestimmt<br />
nicht vollständige Liste mit empfehlenswerten<br />
Anbietern in der deutschen<br />
Schweiz und in der Romandie.<br />
Hard Hat, 39, rue des<br />
Bains, Genf. 022 320 37 20<br />
www.hard-hat.ch<br />
Mai-Thu Perret,<br />
«Octopus», 2011,<br />
Skulptur aus emaillerter<br />
Keramik, Aufl age<br />
von 20 Variationen,<br />
Preis: 3500 Fr.<br />
HARD HAT, GENF<br />
, Hard Hat ist eine unabhängige Struktur, die von den drei Künstlern Pablo Hurtado, Balthazar<br />
Lovay und Marta Riniker-Radich geführt wird. Gegründet wurde sie 2004 von zwei Künstlern<br />
– John Armleder und Balthazar Lovay – und drei Kuratoren und Editoren – Fabrice Stroun,<br />
Lionel Bovier und Christophe Cherix. Pluridisziplinär betreibt Hard Hat einen Ausstellungsraum,<br />
ist Curating-Agentur und Editionshaus für Multiples. Seit der Gründung wurden rund<br />
vierzig Editionen und Multiples von renommierten und aufstrebenden Künstlern, darunter<br />
Steven Parrino, Fabrice Gygi und Amy O’Neill, produziert.<br />
, «Octopus», 2011, Skulptur aus emaillierter Keramik von Mai-Thu Perret, Edition von 20<br />
einmaligen Variationen, 3500 Fr. 1976 in Genf geboren, geniesst die Künstlerin als Malerin,<br />
Bildhauerin, Keramikerin, Performerin und Autorin bereits internationales Ansehen. Sie wurde<br />
mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Prix Manor 2011.<br />
, <strong>Und</strong> ausserdem: eine Lithografi e von Vidya Gastaldon. Die Sammler sind sich einig: Vidya<br />
Gastaldons Werke vibrieren. Ihre Landschaften bringen Wände zum Leuchten und drücken<br />
ein skurriles, halluzinatorisches Universum aus. Daher die Begeisterung für ihre Skulpturen,<br />
Zeichnungen und Gemälde. Eine Rarität: Jede dieser Lithografi en wurde von der Künstlerin<br />
übermalt und ist somit ein Unikat. 1974 geboren, lebt Vidya Gastaldon zwischen Genf und<br />
Frankreich und stellt in der ganzen Welt aus.<br />
44 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> Bilan LUXE LUXE | 45 | 45
| GEGENWARTSKUNST |<br />
CENTRE D’ÉDITION<br />
CONTEMPORAINE, GENF<br />
, Das Centre d’édition contemporaine (bis<br />
2000 fi rmierte es als Centre genevois de<br />
gravure contemporaine) im Herzen der Altstadt<br />
wird von Véronique Bachhetta geleitet.<br />
Das CEC produziert Künstlereditionen und<br />
organisiert Ausstellungen. Auf der beeindruckenden<br />
Liste stehen Namen berühmter<br />
Künstler, etwa Claude Closky, Thomas<br />
Hirschhorn und Gianni Motti, und junger<br />
Kreativer aus dem In- und Ausland. Das<br />
Centre wird vom Departement für Kultur<br />
der Stadt Genf unterstützt.<br />
, «Working Drawing», 2012, Künstlerbuch<br />
von Oscar Tuazon, Reproduktion von 210<br />
Zeichnungen und einem Text des Künstler,<br />
19×23 cm, 256 Seiten. 130 nummerierte und<br />
signierte Exemplare, 600 Fr. 20 Vorzugsausgaben<br />
mit einer oder mehreren Originalzeichnungen,<br />
1800 Fr. Der Weltenbummler<br />
Oscar Tuazon wurde 1975 in Seattle geboren.<br />
2011 erhielt er die Einladung, auf der prestigereichen<br />
Biennale von Venedig den Pavillon<br />
«The Trees»<br />
zu konzipieren.<br />
Centre d’édition contemporaine, 18 rue Saint-Léger,<br />
Genf, 022 310 51 70, www.c-e-c.ch<br />
Vidya Gastaldon,<br />
«Ectopie spectral»,<br />
2005, Lithografi e auf<br />
Papier, übermalt,<br />
56×76 cm, Aufl age<br />
von 25 Exemplaren,<br />
Preis: 250 Fr.<br />
a Oscar Tuazon, «Working Drawing», 2012,<br />
Künstlerbuch mit 210 Reproduktionen von Zeichnungen<br />
mit Begleittext, 19x23 cm, 256 Seiten, 130<br />
nummerierten und signierte Exemplare, 600 Fr.<br />
Aufl age von 20 Vorzugsexemplaren mit einer oder<br />
mehreren Originalzeichnungen, Preis: 1800 Fr.<br />
ATELIER RAYNALD<br />
MÉTRAUX, LAUSANNE<br />
, Das Atelier Raynald Métraux befindet sich<br />
seit 1991 in einem ehemaligen Industriegebäude<br />
im Lausanner Quartier Flon. Druckerei<br />
und Verleger in einem, produziert<br />
und koproduziert Raynald Métraux vor<br />
allem Grafiken von Schweizer Künstlern,<br />
u. a. von Alain Huck, Francis Baudevin<br />
und Alex Hanimann, und arbeitet auch<br />
regelmässig mit internationalen Plastikern<br />
zusammen.<br />
, Folge von vier Lithografien auf Papier,<br />
50×50 cm, von Olivier Mosset, 2004. Auflage<br />
30 Exemplare, 3000 Fr. Der Maler des<br />
«schwarzen Kreises auf weissem Grund»<br />
war Ende der Sechzigerjahre mit dem Kollektiv<br />
BMPT (Buren, Mosset, Parmentier<br />
und Toroni) verbunden und lebt heute in<br />
den USA. Er zählt zu den berühmtesten<br />
Künstlern der Schweiz.<br />
Atelier Raynald Métraux,<br />
6 Côtes-de-Montbenon,<br />
Lausanne, 021 311 16 66,<br />
www.atelier-metraux.com<br />
KUNSTHALLE, BASEL<br />
, Das 1872 eröff nete Museum wird von<br />
Adam Szymczyk geleitet und ist eine der<br />
wichtigsten Institutionen der Schweiz für<br />
avantgardistische und zeitgenössische Kunst.<br />
Die Kunsthalle produziert Editionen im Rahmen<br />
der Zusammenarbeit mit ausstellenden<br />
Künstlern.<br />
, «Untitled », 2010, von Marieta Chirulescu,<br />
Seriegrafi e 128×89,5 cm, Aufl age von 10<br />
Exemplaren, 400 Fr. 2010 präsentierte die<br />
Kunsthalle Basel die erste Einzelausstellung<br />
dieser Künstlerin ausserhalb von Deutschland.<br />
1974 in Rumänien geboren, lebt und<br />
arbeitet Marieta Chirulescu in Berlin. Als Arbeitsunterlage<br />
verwendet sie Schwarz-Weiss-<br />
Aufnahmen ihres Vaters aus der Epoche<br />
des Eisernen Vorhangs, die sie überarbeitet,<br />
scannt, schneidet und schliesslich druckt.<br />
Kunsthalle Basel, 7 Steinenberg, 4051 Basel,<br />
061 206 99 00, www.kunsthallebasel.ch<br />
p Marieta Chirulescu, «Untitled », 2010,<br />
Siebdruck, 128x89,5 cm,<br />
Aufl age von 10 Exemplaren, Preis: 400 Fr.<br />
s Olivier Mosset, Lithografi e auf Papier, 50x50 cm, 2004.<br />
Aufl age von 30 Exemplaren, Preis : 3’000 Fr.<br />
46 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 47
| GEGENWARTSKUNST |<br />
CIRCUIT, CENTRE D’ART CONTEMPORAIN, LAUSANNE<br />
, Circuit ist ein unabhängiges, experimentelles Kunst- und Verlagszentrum. Der Verein<br />
wird von Künstlern (darunter Philippe Decrauzat, François Kohler, Delphine<br />
Coindet) geführt. Jährlich werden vier bis fünf Editionen produziert und ebenso<br />
viele monografi sche Ausstellungen organisiert. 2010 wurde das Zentrum mit<br />
dem Preis für die beste Ausstellung des Bundesamts für Kultur und der Stiftung<br />
Julius Bär ausgezeichnet.<br />
, «Lupa», 2009, von Alessandro Mendini, zweifarbige Siebdruck auf Papier,<br />
52×65 cm, Aufl age von 40 Exemplaren, 350 Fr. Der berühmte, 1931 in Mailand<br />
geborene Designer zeigt hier ein Mandala (Sanskrit für Kreis, der einen starken<br />
optischen Eff ekt besitzt und traditionell als Meditationsunterlage dient), das für<br />
die Szenografi e von «La Lupa» produziert wurde. Die Komödie von Luigi Pirandello<br />
wurde 1998 im Theatro Franco Parenti in Mailand aufgeführt.<br />
Circuit, 9, av. de Montchoisi (Zugang Quai Jurigoz), Lausanne, 021 601 41 70, www.circuit.li<br />
48 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
i Alessandro Mendini, «Lupa», 2009, Siebdruck<br />
auf Papier, 52x65 cm, Aufl age von 40 Exemplaren,<br />
Preis: 350 Fr.<br />
f Karen Kilimnik, «Paintings», 2001, und «Surf &<br />
Turf, Belgian Cats on the Northern Coast of<br />
Belgium», 1996, Aufl age von 80 Exemplaren<br />
inklusive eines signierten und nummerierten<br />
Buchs, Preis: 2500 Fr.<br />
PATRICK FREY EDITION, ZÜRICH<br />
, Der international bekannte Patrick Frey gilt<br />
als einer der ausgewiesensten und besten<br />
Buchverleger der Schweiz. Sein Katalog enthält<br />
seltene Schriften und Gegenwartsliteratur<br />
sowie Kunstbücher von avantgardistischen<br />
Kreativen. Er arbeitet vor allem mit Peter<br />
Fischli & David Weiss, Andreas Dobler und Eric<br />
Bachmann zusammen. Bekannt ist er auch für<br />
die hochstehende Produktion von Editionen.<br />
, «Paintings» 2001 und «Surf & Turf, Belgian<br />
Cats on the Northern Coast of Belgium»,<br />
1996, von Karen Kilimnik, Edition von 80<br />
Exemplaren. Inklusive eines signierten und<br />
nummerierten Buchs sowie einer Edition von<br />
40×50 cm, ebenfalls signiert und nummeriert<br />
(Granolitho, auf Fabriano-Büttenpapier) und<br />
von der Künstlerin übermalt, 2500 Fr. 1955 in<br />
Philadelphia geboren, arbeitet Karen Kilimnik<br />
als Malerin, Zeichnerin und Installationskünstlerin.<br />
Im Besonderen faszinieren sie<br />
Pop-Kultur, die heutigen Starlets und deren<br />
Ikonenstatus sowie romantische Universen.<br />
Edition Patrick Frey, Motorenstrasse 14,<br />
8005 Zürich, 044 381 51 05,<br />
www.editionpatrickfrey.com<br />
| DESIGN | von Francesca Serra<br />
W<br />
enn man ihm zu seiner Auszeich<br />
nung als Designer des Jahres gratuliert,<br />
die ihm vom Magazin «Wallpaper»<br />
verliehen wurde, winkt Oki Sato bescheiden<br />
ab. «Es gibt so viele hervorragende Designer»,<br />
sagt er. Trotzdem ist er als Kopf<br />
des Kollektivs Nendo eindeutig der Star des<br />
diesjährigen Salone Internazionale del Mobile<br />
in Mailand. Dort ist das Designstudio<br />
gleich mehrfach vertreten Es stellt Lampen<br />
und Tische für Lasvit, einen Tisch und<br />
ein Sofa für Moroso, eine Badezimmerlinie<br />
für Bisazza, ein Waschbecken für Flaminia,<br />
eine Lampe für Established&Sons und<br />
vieles mehr vor. Als besonderes Highlight<br />
zeigt der Palazzo Grassi eine Retrospektive<br />
der zehnjährigen Tätigkeit des Kollektivs,<br />
dessen Name auf Japanisch «Knetmasse»<br />
bedeutet. Von der kontrollierten Zerbrechlichkeit<br />
der Produkte geht eine unbestrittene<br />
Poesie aus und hinter den einfachen,<br />
klaren Formen verbergen sich endlose Recherchen.<br />
Wir haben Oki Sato getroff en<br />
und mit ihm über die berühmten Aha-Momente<br />
gesprochen, die er bei der Beobachtung<br />
des Alltags erlebt.<br />
Welches sind Ihre aktuellen Projekte?<br />
Wir arbeiten gerade an 220 Projekten. Zu<br />
den wichtigsten gehören Shops für die<br />
spanische Marke Camper in Osaka, Paris<br />
und Istanbul, die Bekleidungsabteilung<br />
im vierten Stock des Rinascente in Mailand<br />
und eine Installation im Victoria Albert<br />
Museum in London für das Design<br />
Festival im kommenden September. Das<br />
ist nur möglich, weil unter meiner künst-<br />
einfach schön<br />
NENDO<br />
Stuhl «Melt» für K%, Badewanne Bisazza für Bagno,<br />
Lampe «Press Lamps» für Lasvit, Sessel «Zabouton» für Moroso<br />
lerischen Leitung ein dreissig Personen<br />
starkes Team arbeitet.<br />
An der diesjährigen Mailänder Möbelmesse<br />
präsentieren Sie Ihre erste Zusammenarbeit<br />
mit Bisazza. Wie sind Sie dabei vorgegangen?<br />
Grundidee war die Herstellung einer sehr<br />
funktionalen Möbellinie mit viel Staufl äche,<br />
in der die japanische Kultur und der<br />
europäische Stil miteinander verschmelzen.<br />
Hinter der extrem einfachen Struktur<br />
verbirgt sich enorm viel Recherchearbeit zu<br />
neuen Techniken. Sie kommen in vielen Details<br />
zum Tragen. Der verwendete Kunstharz<br />
zum Beispiel sorgt für ein besonderes<br />
Tasterlebnis. Wir hatten noch mehr Ideen<br />
für diesen Salone, aber nicht die Zeit, sie<br />
alle zu Ende zu bringen. Deshalb werden<br />
wir die Linie für Bisazza Bagno mit weiteren<br />
Produkten ergänzen.<br />
Ihre Ausstellung im Palazzo Grassi trägt den<br />
Titel «Trial and Error». Eine Hymne an die<br />
Experimentierfreude?<br />
Fehler gehören bei unserer Arbeit dazu. Sie<br />
können sich gar nicht vorstellen, wie viele<br />
Projekte nie umgesetzt werden (lacht)!<br />
Mit neuen Materialien zu experimentieren<br />
ist ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit.<br />
Wir versuchen nicht, alles von Anfang bis<br />
Ende zu kontrollieren. Man muss nicht nur<br />
den Handwerkern, sondern auch den Materialien<br />
Raum lassen, damit sie sich entfalten<br />
können. Design muss atmen können.<br />
Für das Projekt Blowers für Lasvit habe ich<br />
Glasbläser besucht und erstaunt festgestellt,<br />
wie schwer der Prozess zu kontrollie-<br />
ren ist. Darauf habe be ich beschlossen,<br />
die Unregelmässigkeiten lmässigkeiten in<br />
einer Reihe Objekte ekte mit organi- organischen,<br />
unebenen Formen zur Gel- Geltung<br />
zu bringen.<br />
Kann Design eine spirituelle Dimension<br />
haben?<br />
Ich glaube ja. Innen ist der Palazzo Visconti,<br />
in dem unsere Ausstellung stattfi ndet,<br />
im Barockstil gehalten. Im 17. Jahrhundert<br />
wurden die Räume als paradiesische Rückzugsorte<br />
gestaltet, um einen Ausgleich zur<br />
schrecklichen Aussenwelt zu bieten. Man<br />
kann sich also vorstellen, dass der Raum<br />
und die Möbel Emotionen auslösen und<br />
auf die Gefühle der Bewohner wirken sollten.<br />
Heute haben wir in gewisser Hinsicht<br />
ähnliche Erwartungen an das Design.<br />
Wie sieht Ihr Haus aus?<br />
(lacht). Ich lebe aus dem Koff er, denn ich<br />
bin ständig auf Reisen. Im Ernst: Mein Zuhause<br />
ist so vollgestopft mit Objekten, dass<br />
man sich in einer Galerie wähnt. Dort kann<br />
ich mich sammeln und ein paar Tage Ruhe<br />
geniessen, bevor ich erneut aufb reche.<br />
Wie defi nieren Sie Luxus?<br />
Luxus sind die Freuden des Alltags. Ein<br />
Kaff ee zum Beispiel und ein gutes Brötchen<br />
zum Frühstück. Luxus ist auch ein<br />
normales, reines und ausgefülltes Leben zu<br />
führen. Ich schöpfe meine Inspiration aus<br />
den Beobachtungen des Alltags, dem ich<br />
diese kaum wahrnehmbaren und doch magischen<br />
Momente entnehme.<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 49
| DESIGN | von Francesca Serra<br />
BEST OF SALONE<br />
DEL MOBILE<br />
ALLE JAHRE WIEDER DESIGNMARATHON AM<br />
SALONE DEL MOBILE DI MILANO. DIE AUSGABE<br />
2012 VERBINDET NEUES MIT REFLEXIONEN ÜBER<br />
RAUM UND OBJEKTE. «LUXE» HAT UNTER DER FAST<br />
GRENZENLOSEN VIELFALT TRENDS FESTGESTELLT.<br />
NEUE ÄRA DES MINIMALISMUS<br />
Ganz im Zeichen der wirtschaftlich schwierigen Zeiten präsentiert<br />
sich das Design im neuen Minimalismus. Die meisten<br />
Kreationen überzeugen mit ihren schlichte Formen und schönen<br />
Materialien und illustrieren auf scheinbar einfache Art die<br />
Überlegungen der Designer. Sparsame Linien und perfekte Farben<br />
schaff en eine Eloquenz, die auf das ikonische Potenzial der<br />
Objekte und Möbel schliessen lässt. Minimalismus, aber grandios.<br />
1. Die «Rose» von Marco Parentela erinnert an das Dickicht eines<br />
Rosengartens. Für diesen Stuhl wurden mit dem Laser<br />
geschnittene Holzstreifen manuell miteinander verknüpft.<br />
«Rose», Domodinamica, Holz und Metallstruktur,<br />
www.domodinamica.com<br />
2. Sein unverwechselbares Aussehen verdankt der «Trunk» der<br />
Kombination von künstlichen und natürlichen Materialien.<br />
Auf der Plexiglasstruktur ist ein Stück eines horizontal quadratisch<br />
geschnittenen Baumstamms fi xiert. «Trunk» von<br />
Mist-o, Preis auf Anfrage, www.mist-o.com<br />
3. Eine der Neuheiten des Salons, ebenso schlicht wie verblüffend.<br />
Martinelli Luce präsentiert eine Hängelampe bestehend<br />
aus einfachen Birnen, die nicht nur leuchten, sondern auch<br />
duften. «O!» von Studio Designlab für Martinelli Luce,<br />
www.martinelliluce.it<br />
4. Gaetano Pesce hat für Meritalia ein modulares Sofa kreiert, das<br />
man mit Stahlbefestigungen nach Lust und Laune zusammensetzt<br />
und das der Designer «Michetta», auf Italienisch Brötchen,<br />
getauft hat. Tatsächlich liess er sich von Backwaren inspirieren,<br />
die je nach Teig und Backzeit verschiedene Formen<br />
annehmen. www.meritalia.it<br />
COUTURE DESIGN<br />
Versace dekorierte als einer der ersten Modeschöpfer vor zwanzig<br />
Jahren seine Räume mit griechisch und barock inspirierten<br />
Stoff en. Weitere Couturiers – Armani, Missoni, Moschino – folgten<br />
seinem Beispiel und gestalteten Möbel und Wohntextilien, die<br />
sie in eigenen Luxushotels zur Schau stellen. Marni hat unter dem<br />
eigenen Label Objekte in limitierter Aufl age lanciert. Nach Bottega<br />
Veneta, Jean Paul Gautier und Hermès feiert nun auch Roberto<br />
Cavalli am Salone Premiere.<br />
50 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
11 2<br />
10<br />
3<br />
1<br />
9<br />
12 13 7<br />
6<br />
8<br />
5<br />
4<br />
9<br />
5<br />
DR<br />
5. Seiner Tradition von Lederprodukten verpfl ichtet, lanciert<br />
das italienische Luxuslabel Bottega Veneta das Sofa Metà.<br />
Einzigartig, überraschend leichtfüssig der Schreibtisch mit<br />
dem schönen Kontrast von Holz und Glas. Kompromissloser<br />
Chic. Sofa «Metà», Leder, Schreibtisch «Floating Vanity»,<br />
www.bottegaveneta.com<br />
6. Inspiration Harlekin. Die theatralische Kollektion von Moschino<br />
für Altreforme ist ganz aus Stahl gefertigt. Tischkollektion<br />
«Colletto» ( Halskrause). www.moschino.com<br />
7. Diesel führt die fruchtbare Zusammenarbeit mit Foscarini für<br />
seine Leuchten weiter. Für die «Duii» standen Donald Ducks<br />
Neff en Pate. Der Sockel erinnert an einen Entenfuss, der Diffusor<br />
an einen Oldtimer-Scheinwerfer oder einen Schutzhelm.<br />
Tischleuchte «Duii mini» von Foscarini für Diesel,<br />
www.dieselfoscarini.com<br />
8. Das rot lackierte Holz und fl orale Muster erinnern an den Fernen<br />
Osten. «Giop» ist ein Produkt des japanischen Designers<br />
Kenzo. Kenzo Maison, www.kenzo.com<br />
OUTDOOR FASHIONABLE<br />
Die Unterschiede zwischen In- und Outdoor werden immer geringer.<br />
Vielleicht, weil die für den Aussenbereich kreierten Möbel<br />
Sonne und Freizeit symbolisieren und naturgemäss strapazier- und<br />
widerstandsfähig sind. In den meisten Fällen wird für diese Möbelskulpturen<br />
wetterfester, klassisch-zeitloser Stahl verwendet.<br />
9. Mit dieser in beschränkter Aufl age hergestellten und bereits<br />
ausverkauften Kollektion erregte Marni grosses Aufsehen. Die<br />
Stühle aus PVC wurden von kolumbianischen Ex-Häftlingen<br />
im Rahmen des Resozialisierungsprogramms Arte del Ritratto<br />
hergestellt. Stühle aus PVC, 100 Exemplare, vergriff en,<br />
www.marni.com<br />
10. Der Lehnstuhl «Stripe-Tease» des hochtalentierten Designers<br />
Giulio Iacchetti ist mit dem geometrisch gefl ochtenen, die Stahlstruktur<br />
umfangenden Baumwollstreifen ein wahrer Hingucker.<br />
Auch in Lederausführung erhältlich. www.meritalia.com<br />
11. Danese bringt den «Wired» von Gabriele Pezzini neu heraus.<br />
Der Gestalter, inspiriert von den Meisterdesignern Charles<br />
und Ray Eames und Harry Bertoia, hat vor zehn Jahren Möbelstücke<br />
aus gelötetem Stahlrohr lanciert. «Wired» von Danese,<br />
Metallstruktur mit abnehmbarem Filz.<br />
www.danesemilano.it<br />
12. Von Giuseppe Bavuso gestaltet, erinnert das Bücherregel<br />
«Shanghai» an ein Spinnennetz. Bücher werden nicht mehr<br />
übereinander geordnet, sondern vertikal oder schräg oder wie<br />
es gerade kommt. Gestell aus Eichenholz, Ablagen aus Ductal-<br />
Ziment, einem Material, das auch bei Sonnenbestrahlung farbresistent<br />
bleibt. Bücherregal «Shanghai» von Giuseppe Bavuso<br />
für Alivar, www.alivar.com<br />
13. Hommage an den legendären «Red and Blue chair» von Gerrit<br />
Rietvel. «Icon 03» des tschechischen Designers Jan Plechac ist<br />
quasi das Röntgenbild des Originals, das auf Terrassen und in<br />
Gärten bella fi gura macht. «Icon 03» von Jan Plechac für Ngispen,<br />
Stahl, www.ngispen.com.<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 51
FOTOGRAFIN: Sylvie Roche<br />
ASSISTENT: Olivier B.<br />
POSTPRODUKTION: Céline B.<br />
MASKE: Emilie Lovicourt<br />
DANK AN: Tag Heuer<br />
LEBENS-<br />
LUST<br />
SEINE TIEFE STIMME, SEINE MARKANTE SCHÖNHEIT UND SEINE<br />
BÜHNENPRÄSENZ LASSEN <strong>BASTIAN</strong> <strong>BAKER</strong> WIE EINE MODERNE<br />
VERSION VON JAMES DEAN WIRKEN. VOM LEGENDÄREN<br />
HOLLYWOOD-STAR HAT DER SCHWEIZER AUCH DIE SPRACHE<br />
ÜBERNOMMEN. MIT DEM ENGLISCHSPRACHIGEN ALBUM<br />
«TOMORROW MAY NOT BE BETTER» GELANG IHM DER GROSSE<br />
DURCHBRUCH. UNTERSTÜTZT VON TAG HEUER FÄNGT «LUXE» MIT<br />
DIESEM SHOOTING DIE ENERGIE DES SENKRECHTSTARTES EIN. EIN<br />
ABSTECHER IN DAS LEBEN DES JUNGEN WUNDERKNABENS.<br />
52 | Bilan LUXE Bilan LUXE | 53
Chronograph TAG Heuer<br />
Formula 1, schwarz mit<br />
roter Lünette, 42 mm.<br />
Bastian Bakers erster Song «Lucky» wurde in den Schweizer Radios<br />
monatelang rauf- und runtergespielt. Nach diesem Ohrwurm brachte er<br />
sein erstes Album heraus, für das er als bester Newcomer am Swiss Music<br />
Award 2012 ausgezeichenet wurde. Mittlerweile tritt er sogar im Vorprogramm<br />
internationaler Musikstars auf. Im Genfer Palladium begeisterte<br />
er das Publikum als Voract des charismatischen französischen Sängers<br />
Julien Doré mit seinen Pop-Folk-Balladen!<br />
54 | Bilan LUXE Bilan LUXE | 55
Die starke Stimme des<br />
jungen Musikers ist nichts<br />
anderes als der Ausdruck<br />
seiner Willenskraft. Er<br />
widmet sich mit Haut und<br />
Haaren der Musik. Die<br />
vielen Konzerte, Proben<br />
und Anlässe beschäftigen<br />
Bastian rund um die Uhr.<br />
Für Luxe hat er sich aber<br />
die Zeit genommen, mit der<br />
Kamera zu fl irten und während<br />
des Grossen Preises<br />
von Monaco zusammen mit<br />
zwei Grid Girls zu posieren.<br />
Dank an: Lacoste<br />
Chronograph TAG Heuer Carrera<br />
Calibre 1887, 41 mm, Armband aus<br />
braunem Alligatorenleder<br />
56 | Bilan LUXE Bilan LUXE | 57
f Chronograph TAG Heuer<br />
Monaco Calibre 12, 39 mm,<br />
blaues Ziff erblatt, Armband<br />
aus blauem «Steve McQueen»<br />
Alligatorenleder<br />
p Chronograph TAG Heuer Carrera<br />
Calibre 1887, 41 mm, Armband aus<br />
braunem Alligatorenleder<br />
Im Sommer 2012 tritt<br />
Bastian Baker an 25<br />
Festivals auf.<br />
Einige Termine:<br />
29. Juni, Montreux Jazz<br />
Festival, Vorprogramm<br />
von Amy Macdonald<br />
7. Juli, Summer Sounds,<br />
Sursee (Luzern),<br />
Vorprogramm<br />
von Brian Adams<br />
13. Juli, Francofolie,<br />
La Rochelle (Frankreich)<br />
21. Juli, Live at Sunset,<br />
Dolder Eisbahn, Zürich,<br />
Vorprogramm<br />
von James Morrison<br />
5. August, Rock<br />
Oz’Arènes, Avenches<br />
58 | Bilan LUXE Bilan LUXE | 59
SCHWEIZER MUSIK<br />
von Konrad Koch<br />
DIE REFERENZ<br />
Die von Manuel Huber in Egg bei Zürich konstruierten Vorverstärker und Endstufen der<br />
Resolution Series sind der Goldstandard in der Welt der Musiker und der Toningenieure. Sie<br />
treiben Heimanlagen renommierter Jazz- und Klassikinterpreten und beschallen Musikhallen<br />
und Opernhäuser der Welt. Die Elektronikkomponenten für den Amplifi er FM 1811 und den<br />
Pre-Amp FM 268 werden einzeln ausgemessen und von Hand assembliert. Die 45 kg schwere<br />
Verstärkermaschine FM 1811 leistet absolut verzerrungsfrei mehr als 4500 Watt pro Kanal, was<br />
auch den Preis rechtfertigt von über 100 000 Fr.<br />
www.fmacoustics.com<br />
PRIMA MATERIA<br />
Für HiFi-Enthusiasten ist die schwarze<br />
Vinylplatte, Vin am besten ein Direktschnitt,<br />
sch die Quelle des vollendeten<br />
Klangs. Kla Der perfekten Musikwiedergabe<br />
de verpfl ichtet hat sich der<br />
Akustikingenieur Ak<br />
Serge Schmidlin aus<br />
der de Waadtländer Genferseegemeinde<br />
Commugny. Co Die Plattenspieler der<br />
R-Evolution-Serie R-<br />
haben absolut<br />
resonanzfreie res Gehäuse und sind auf<br />
Erschütterungen Ers<br />
aktiv absorbierenden<br />
Sockeln So gelagert. Um Netzstörung<br />
zu eliminieren, geschieht die Stromversorgung<br />
über Batterien. Der über<br />
200 kg schwere R-Evolution Stealth<br />
Turntable kostet um175 000 Fr.<br />
www.audio-consulting.ch<br />
KLANGMEISTER<br />
«Developed, Desigend, Manufactured<br />
and Tested by Sven Boenicke<br />
in Switzerland» ist das Gütesiegel in<br />
der Rückwand der Lautsprecher von<br />
Audiomanufacture in Basel. Boenicke,<br />
der als Tonmeister auch Konzerte<br />
aufzeichnet, konstruiert mit hohem<br />
technischen Aufwand Lautsprecher,<br />
die ganz nahe der originalen Tonquelle<br />
kommen. Erreicht wird dies durch<br />
aussergewöhnliche Konstruktionen,<br />
die ohne herkömmliche Dämmmaterialien<br />
für einen laminaren Tonfl uss<br />
sorgen. Die Preisspanne reicht je nach<br />
Gehäuseholz vom Studiomonitor für<br />
12 500 Fr. bis zum 125 000 Fr. teuren,<br />
für Orpheus entwickelten<br />
SP 3.0 Standbox.<br />
www.boenicke-audio.ch<br />
www.orpheuslab.com<br />
RÖHRENWERK<br />
Ein einzigartiges modulares Verstärkersystem<br />
in Röhrentechnik hat<br />
der Genfer Urs Frei entwickelt. Ein<br />
gusseiserner gusse Trägerrahmen nimmt<br />
ddie<br />
einzelnen Amplifi cateur-<br />
Modulaire-Bausteine von der<br />
Stromversorgung über den<br />
Vorverstärker bis zu den<br />
Mono-Endstufen auf. Vintage<br />
nach aussen, verbirgt sich im<br />
IInnern<br />
moderne Audio-Technik,<br />
die ffür<br />
harmonische Wiedergabe<br />
beso besonders von klassischer Musik und<br />
Gesa Gesang sorgt. Je nach den gewählten<br />
AM-<br />
AM-Komponenten kostet das Genfer<br />
Verstärkerpaket ab 8000 Fr.<br />
www.swissonor.ch
| INSELFERIEN | von Claus Schweitzer<br />
Idylle und Romantik<br />
Gibt es das? Eine idyllische Insel für<br />
ein paar ruhige Tage ganz in der<br />
Nähe? Ohne Touristenrummel, T-Shirt-<br />
Läden und Souvenirstände? Weit und<br />
breit keine Autos? <strong>Und</strong> keine lärmenden<br />
Reisegruppen, die übers Frühstücksbuffet<br />
herfallen wie surreale Heuschreckenschwärme<br />
mit weissen Gliedmassen und<br />
kurzen Hosen?<br />
Nur ein Traum? Eine Insel mit authentischem<br />
italienischem Charme und hohem<br />
Romantikfaktor, fast aus einer anderen Zeit<br />
und dennoch leicht vom Tessin aus zu erreichen?<br />
Das gibt es: Isola Pescatori heisst<br />
das autofreie Eiland, 350 Meter lang, maximal<br />
100 Meter breit und die einzige Insel<br />
im Lago Maggiore, die seit dem 14. Jahrhundert<br />
bis heute dauerhaft bewohnt ist.<br />
Sie zählt zum Archipel der Borromäischen<br />
Inseln, gehört jedoch nicht (wie die direkt<br />
benachbarte Isola Bella) den reichen Bor-<br />
62 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
REIF FÜR DIE INSEL, ABER NUR ZWEI, DREI TAGE ZEIT? DA HABEN WIR<br />
ETWAS FÜR SIE. ZWEI KLEINE, FEINE INSELHOTELS IN WEEKENDNÄHE, IN<br />
DENEN MAN SICH WIE AUF EINEM ANDEREN KONTINENT FÜHLT.<br />
romei, sondern den Bewohnern, Fischern<br />
zumeist. Hier schlägt das wahre Herz Italiens:<br />
Wäsche spannt sich über enge Gassen,<br />
im kleinen Hafen treff en sich gewöhnlich<br />
ein paar der sechzig Inselbewohner zum<br />
abendlichen Tratsch, und zwischen den<br />
bunt ineinandergeschachtelten Häusern<br />
mit pfl anzenumrankten Balkonen fühlt<br />
man sich in den tiefen Süden versetzt.<br />
LOGENPLATZ IM LAGO MAGGIORE<br />
Den Logenplatz der Isola Pescatori am<br />
südöstlichen Inselende nimmt das Hotel<br />
Verbano ein: Der Blick auf die nur 400 Meter<br />
entfernte Isola Bella ist betörend. Das<br />
Hotel ist ein typischer italienischer Familienbetrieb,<br />
bei dem das Restaurant den grösseren<br />
Stellenwert geniesst als die Gästezimmer.<br />
Letztere sind jedoch durchweg<br />
gepfl egt und mit Holzböden ausgestattet,<br />
die meisten verfügen über einen Mini-Bal-<br />
kon oder direkten Zugang zu einer grossen<br />
Gemeinschaftsterrasse. Der Luxus<br />
im Verbano besteht vor allem darin, beim<br />
gleichmässigen Plätschern der Wellen am<br />
Seeufer einzuschlafen – und morgens mit<br />
diesem Cinemascope-Panorama von See<br />
und Bergen aufzuwachen.<br />
Das Restaurant verteilt sich auf diverse<br />
Terrassen direkt am Wasser. Wenn dann<br />
noch ein Sonnenuntergang die Szenerie in<br />
rotes Licht taucht, verschlägt es einem glatt<br />
die Sprache – ob Deutsch oder Italienisch.<br />
Bei schlechtem Wetter werden die Sinne<br />
auch im stimmungsvollen Speisesaal von<br />
1895 gut bedient. «Pesce secondo l’umore<br />
del lago» – Fisch je nach Laune des Sees –<br />
verspricht die Speisekarte. Hier kommt nur<br />
auf den Teller, was absolut frisch und mit<br />
einer Leichtigkeit und Einfachheit zubereitet<br />
worden ist, die man selbst in Italien<br />
schwer fi ndet. Die liebenswürdigen Gast-<br />
geber behalten stets den Überblick und<br />
empfehlen nicht den teuersten, sondern<br />
den besten Wein.<br />
Wie kommt man hin? Im Hafen von Stresa<br />
oder Baveno das Auto abstellen (Gratisparkplätze)<br />
und per Schiff zur Isola Pescatori<br />
(regelmässig Kurse von 8 bis 19 Uhr).<br />
Ausserdem stellt das Hotel täglich von<br />
19.30 bis 23.30 Uhr kostenlos ein hauseigenes<br />
Motorboot zur Überfahrt bereit. Für<br />
Ausfl üge auf die berühmteren, nahe beieinander<br />
liegenden Borromäischen Inseln<br />
lohnt sich ein Taxiboot. Die unbewohnte<br />
Isola Madre spricht mit ihrer zauberhaften<br />
englischen Gartenlandschaft, den seltenen<br />
Pfl anzen und Bäumen, den Papageien<br />
und den Pfauen vorwiegend stille Geniesser<br />
und botanisch Interessierte an. Auf der<br />
geschäftigen Isola Bella, die eine monumentale<br />
Palastanlage mit zehnstöckigem<br />
Terrassengarten und verwinkeltem Dörflein<br />
voller Gelati-Bars bietet, herrscht die<br />
gleiche Hektik wie auf den Promenaden<br />
von Rimini oder San Remo. Wie wohltuend,<br />
wenn man sich dann binnen wenigen<br />
Bootsminuten auf die Isola Pescatori zurückziehen<br />
kann.<br />
ROUSSEAUS REFUGIUM<br />
Während die Gegend um die Borromäischen<br />
Inseln mit landschaftlicher Grandezza<br />
auftrumpft, umschmeichelt die Dreiseenregion<br />
ihre Besucher mit sanfter Anmut.<br />
Von besonderer Schönheit ist die St. Petersinsel,<br />
die wie ein 4,7 Kilometer langes und<br />
180 bis 750 Meter breites Schiff weit in den<br />
Bielersee ragt und seit einer Seespiegelsenkung<br />
über eine sehr fl ache Landzunge mit<br />
dem Festland verbunden (und damit eigentlich<br />
eine Halbinsel) ist. Das Naturreservat<br />
im Angesicht der Jurakette wird geprägt<br />
durch Schilf, Weiden und Wälder, die den<br />
Entdeckergeist in uns wecken und zahlreiche<br />
Tier- und Vogelarten beheimaten.<br />
Von Erlach führt der Heidenweg in rund<br />
einer Stunde Gehzeit, 15 Velominuten oder<br />
25 Schiff sminuten bis ans äusserste Inselende,<br />
wo das ehemalige Kluniazenserkloster<br />
aus dem 12. Jahrhundert steht – heute<br />
das einzige Inselhotel der Schweiz. Als der<br />
Naturphilosoph Jean-Jacques Rousseau im<br />
Jahr 1765 hier eintraf, blieb er gleich sechs<br />
Wochen und verbrachte – bevor er durch<br />
Berner Aristokraten vertrieben wurde –<br />
nach eigenen Worten die glücklichste Zeit<br />
seines Lebens.<br />
Sehr viel verändert hat sich seither nicht,<br />
weshalb das Klosterhotel St. Petersinsel als<br />
historisches Hotel des Jahres 2010 ausgezeichnet<br />
wurde – von der Jury gelobt für<br />
das «Erlebbarmachen von rund tausend<br />
Jahren europäischer Kultur- und Baugeschichte,<br />
die sich in Kombination der intakten<br />
Naturlandschaft und der gepfl egten<br />
Gastronomie zu einem einzigartigen Erlebnis<br />
für alle Sinne verdichten».<br />
Das Klostergebäude mit eigenem Gutshof<br />
gehört nicht nur zur Geschichte, sondern<br />
auch zum Gesamterlebnis der St.<br />
Petersinsel. Die dreizehn Zimmer in ehemaligen<br />
Mönchszellen versprühen trotz<br />
schlicht-modernem Design einen Hauch<br />
bewegter alter Zeiten. Es gibt weder Fernseher<br />
noch Minibar, dafür rund ums Haus<br />
zahlreiche ruhige Plätzchen zwischen<br />
Oleander und Eukalyptussträuchern, und<br />
durch die Bäume leuchtet der See. Zum Badestrand<br />
sind es wenige Schritte. Es sei jedoch<br />
nicht verschwiegen, dass man die Romantik<br />
dieser Zufl ucht erst gegen Abend<br />
verspürt, wenn die Karawanen der Tagesausfl<br />
ügler und die Schulklassen abgezogen<br />
sind. Dann gehört die Insel den weni-<br />
gen Gästen, die hier ein Zimmer reserviert<br />
haben.<br />
Ein Traum? Braucht man für Inselferien<br />
gar nicht in die Ferne zu schweifen? «Die<br />
schönste Freude erlebt man immer da, wo<br />
man sie am wenigsten erwartet hat», wusste<br />
schon Goethe, auch er ein früher Gast<br />
auf der St. Petersinsel. <strong>Und</strong> tatsächlich:<br />
Sitzt man nach Sonnenuntergang im lauschigen<br />
Restaurantgarten zu Füssen der<br />
hauseigenen Reben, geniesst die regionalen<br />
Fischspezialitäten und das Natura-Beef<br />
vom Inselbauern, lauscht dem Gesang der<br />
Vögel und der Grillen, fragt man sich, halb<br />
ungläubig, halb verzaubert: Gibt’s das? |<br />
fHotel Ristorante Verbano, Isola Pescatori –Stresa<br />
www.hotelverbano.it, Tel. +39 0323 304 08,<br />
DZ ab 180 Fr.<br />
sKlosterhotel St. Petersinsel, Erlach am Bielersee<br />
www.st-petersinsel.ch, Tel. 032 338 11 14,<br />
DZ ab 203 Fr.<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 63
| GASTRORESTAURANTS | von Knut Schwander<br />
Traumterrassen<br />
DIE VIELZAHL ERSTKLASSIGER RESTAURANTS, DIE VON MICHELIN<br />
UND GAULTMILLAU GERÜHMT WERDEN, BESTÄTIGT DIE SCHWEIZ<br />
ALS FEINSCHMECKERPARADIES. IN DER SCHÖNEN JAHRESZEIT KANN<br />
AUCH UNTER FREIEM HIMMEL GROSSARTIG GETAFELT WERDEN.<br />
WIR EMPFEHLEN SECHS EINZIGARTIGE ETABLISSEMENTS, WO DIE<br />
SCHÖNHEIT DES ORTES MIT DER QUALITÄT DER SPEISEN UND DES<br />
SERVICE ÜBEREINSTIMMT.<br />
i NEUENBURG, HÔTEL DUPEYROU<br />
DIE INTIMITÄT EINES<br />
WUNDERBAREN GARTENS<br />
Vor der stilvollen Fassade des herrschaftlichen Hauses aus dem 18.<br />
Jahrhundert breitet sich der verwunschene Garten aus. In der Mitte<br />
das runde Wasserbecken mit Springbrunnen, umringt von bunten<br />
Blumenbeeten, Bäumen und knirschendem Kiesel. In diese Idylle mitten<br />
in der Stadt lädt die wunderschöne Gartenterrasse des Hôtel Du-<br />
Peyrou, das für seine erstklassige Küche berühmt ist. Der australische<br />
Chef Craig Penlington bietet eine opulente, raffi nierte, originelle und<br />
ausgewogene Küche. Gerne entführt er seine Gäste auf Weltreise,<br />
denn er beherrscht die Kunst, exotische Produkte mit Fleisch aus der<br />
Region und Fisch aus dem Neuenburger See zu verbinden.<br />
+ Einmalige Umgebung mitten in der Stadt, raffi nierte,<br />
emotionelle Küche. Parking.<br />
- Der See ist zwar nahe, aber leider unsichtbar.<br />
Hôtel DuPeyrou, Avenue DuPeyrou 1,<br />
032 725 11 83, www.dupeyrou.ch<br />
64 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
s LUGANO, VILLA<br />
CASTAGNOLA, LE RELAIS<br />
DIE TRAUMHAFTE EXOTIK<br />
DES SUBTROPISCHEN PARKS<br />
Ohne Zweifel das schönste Hotel im Tessin,<br />
modernster Komfort verbindet sich mit dem<br />
Charme des historischen Anwesens und dem<br />
Ambiente eines authentischen Familiensitzes.<br />
In den beiden Hotelrestaurants, sie gehören<br />
zu den besten des Kantons, wird nichts dem<br />
Zufall überlassen. Das «Arte» spiegelt sich<br />
im See, besitzt aber keine Terrasse. Die des<br />
«Relais» überragt den wunderschönen Park,<br />
wo Palmen und Kamelien im Schatten der<br />
jahrhundertealten Bäume gedeihen. Der<br />
liebenswürdige Service ist eines Luxuspalasts<br />
würdig, die Küche wird von Gastroguides<br />
einstimmig gelobt.<br />
+ Üppiger Park mit jahrhundertealtem Baumbestand,<br />
Service Grand Hôtel, Parking.<br />
- Nicht alle Tische geniessen Seeblick.<br />
Der Lärm der Strasse ist nicht so diskret, wie<br />
man es sich an einem solchen Ort erhoff t.<br />
Villa Castagnola, Le Relais, Viale Castagnola<br />
31,091 973 25 55, www.villacastagnola.com<br />
GENF, HÔTEL<br />
BEAU-RIVAGE,<br />
LE CHAT BOTTÉ<br />
HÄNGENDER<br />
GARTEN UND BLICK<br />
AUF DEN JET D’EAU<br />
In Paris gibt es das Ritz,<br />
in Genf das Beau-Rivage,<br />
den legendären Palast<br />
mit grandiosen Suiten, wo<br />
Kaiserin Sissi abstieg, einem<br />
beeindruckenden Keller, wo<br />
die einzigartige Kollektion<br />
alter Bordeaux lagert, und<br />
dem Restaurant (18/20<br />
GaultMillau), wo der Chef<br />
Dominique Gauthier seine<br />
Gäste verzaubert. Im Sommer fühlt man<br />
sich auf der wenig bekannten, weil sich im<br />
ersten Stock befi ndenden Blumenterrasse<br />
mit Blick auf Seebecken, Jet d’eau und<br />
Montblanc wohl. Ein bezaubernder Ort, um<br />
sich vom gestylten, aufmerksamen Service<br />
mit schmackhaften, luxuriösen Köstlichkeiten<br />
verwöhnen zu lassen.<br />
+ Einzigartige Küche, Postkartenaussicht<br />
- Strassenlärm<br />
Hôtel Beau-Rivage, Le Chat Botté,<br />
Quai du Mont Blanc 13, 022 716 69 20,<br />
www.beau-rivage.ch<br />
MURTEN, LE VIEUX MANOIR<br />
LOUNGE UNTER JAHRHUN-<br />
DERTEALTEN BÄUMEN<br />
Das elegante, Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
im anglo-normannischem Stil erbaute<br />
Herrenhaus geniesst eine einmalig idyllische<br />
Lage. Wogendes Schilf, schnatternde Enten,<br />
ein Rasen von englischer Qualität, riesige<br />
Bäume, Vogelgezwitscher… Romantik pur<br />
ist das Tête-à-tête auf dem Schiff ssteg am<br />
Privatstrand: Millimetergenau gestutzte<br />
Buchsbäume schützen die etagenförmig<br />
angelegte Terrasse, wo man bei Kerzenlicht<br />
erstklassig speist. Seit diesem Frühling<br />
geniesst man in der Gartenlounge unter<br />
begrüntem Gewölbe den Apéro und kleine<br />
Gerichte aus der fantasievollen Karte.<br />
Bezaubernd!<br />
+ Essen und Schlafen am Wasser. Idyllische,<br />
traumhafte Lage.<br />
- Überaus liebenswürdiger, zu Saisonbeginn<br />
aber noch etwas<br />
unorganisierter Service.<br />
Le Vieux Manoir, Restaurant Juma,<br />
Rue de Lausanne 18, 026 678 61 61,<br />
www.vieuxmanoir.ch<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 65
| GASTRORESTAURANTS |<br />
SCHAFFHAUSEN,<br />
DIE FISCHERZUNFT<br />
GROSSE GASTRONOMIE<br />
AM FLUSS<br />
Die Fischerzunft gehört zu den höchstbewerteten<br />
Restaurants der Schweiz (19/20 GaultMillau).<br />
Hier ist seit Jahrzehnten André Jaeger am<br />
Werk, der unermüdlich und mit Passion seine<br />
Kunst ausübt. Er hat als einer der Ersten asiatische<br />
Produkte in seine sehr persönliche Vision<br />
von grosser Gastronomie integriert. Der Zauber<br />
wirkt nach wie vor. In nächster Nähe zum Rhein<br />
lockt die intime, charmante, blumengeschmückte<br />
Terrasse, wo man den entspannenden Blick<br />
auf den Fuss geniesst. Der Ort ist ebenso<br />
romantisch wie die Gerichte inspiriert.<br />
+ Kein Lärm, keine Strasse, nur Fluss, Blumen<br />
und eine unglaublich raffi nierte Küche.<br />
- Wirklich Pingelige fühlen sich von den<br />
Spaziergängern auf dem Quai gestört.<br />
Die Fischerzunft, Rheinquai 8, 052 632 05 05,<br />
www.fi scherzunft.ch<br />
66 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
ZÜRICH, THE DOLDER GRAND<br />
DIE OASE ÜBER DER STADT<br />
Das Märchenschloss mit Blick über die Stadt, den See und die Alpen ist vielleicht das luxuriöseste<br />
Hotel der Schweiz. Verschiedene sensationell schöne Terrassen laden zur Einkehr. Hier fühlt sich die<br />
Jeunesse dorée ebenso wohl wie Berühmtheiten auf Durchreise. Auf den Terrassen des Spa und der<br />
Bar geniesst man einen Drink oder isst eine Kleinigkeit. Geradezu von magischer Schönheit ist die<br />
des Garden Restaurant, einer sehr eleganten Brasserie mit Wasserbecken, in dem sich Lämpchen<br />
spiegeln. An schönen Tagen bewundert man unter weissen Sommerschirmen durch Bougainvilleas<br />
hindurch das grandiose Panorama. Sehr empfehlenswert! Intimer die Terrasse des The Restaurant,<br />
einer der höchstbenoteten Tafeln der Stadt (17/20 GaultMillau), wo sich elegantes Design mit<br />
avantgardistischer Küche verbindet.<br />
+ Sicht, Auswahl, Ambiance und Qualität der Küche<br />
- In der Bar und im Garden Restaurant ist der Service manchmal überfordert.<br />
The Dolder Grand, Kurhausstrasse 65, 044 456 60 00, www.thedoldergrand.ch<br />
MIXO LOGY<br />
DREI EINFACHE REZEPTE FÜR FRUCHTIGE COCKTAILS AUS<br />
E REZEPTE FÜR FRUCHTIGE CO<br />
HOCHWERTIGEN EN SPIRITUOSEN FÜR HEISSE SSOMMERTAGE.<br />
HENNESSY FINE DE<br />
COGNAC - FRESH BERRY<br />
Zutaten:<br />
1½ cl Hennessy Fine de Cognac,<br />
6 kleine Blätter frische Minze, 1 TL brauner<br />
Zucker, ½ cl Himbeersaft, 4 Himbeeren,<br />
¼ cl Limettensaft, ¼ cl Ginger Ale<br />
Fotos: Elias Amari<br />
Zubereitung:<br />
Alle Zutaten bis und mit dem Limettensaft in<br />
den Shaker geben und mit zerstossenem Eis<br />
auff üllen. Schütteln. Ginger Ale dazugeben,<br />
mit einem Löff el umrühren und in ein Glas<br />
giessen. Tipp: eine ganze Himbeere im<br />
Glas sorgt für den besonderen farblichen<br />
Überraschungseff ekt.<br />
Bilan LUXE | 67
BELVEDERE PURE E -<br />
SPRING LEMONADE DE<br />
Zutaten: en:<br />
1½ cl Vodka Belvedere Pure, ure,<br />
8 frische Blätter Minze, ze,<br />
1½ cl Limonade,<br />
1¼ cl frisch gepresster<br />
Zitronensaft<br />
Zubereitung:<br />
Die Minze in einem Glas<br />
zerstossen und den frisch<br />
gepressten Zitronensaft<br />
dazugiessen. Mit Eiswürfeln<br />
bedecken, Limonade und<br />
Sprudelwasser hinzufügen.<br />
Zum Schluss den Vodka<br />
Belvedere Pure beigeben.<br />
Tipp: Für einen typischen<br />
«Belvedere Touch» ein<br />
ganzes Minze-Blatt in den<br />
Cocktail geben.<br />
BELVEDERE BEL INTENSE<br />
UNFILTERED UN<br />
–<br />
ULTIMATE ULT MARTINI<br />
Zutaten: Zut<br />
1 cl Vodka Belvedere<br />
Intense In Unfi ltered,<br />
¼<br />
cl Vermouth Dry<br />
Zubereitung:<br />
Vodka Belvedere<br />
Intense Unfi ltered<br />
und Vermouth Dry<br />
in einem Shaker<br />
mischen und das<br />
Eis dazugeben.<br />
Schütteln und in<br />
einem gekühlten<br />
Martiniglas servieren.<br />
Mit einer<br />
Zitronenzeste oder<br />
entsteinten grünen<br />
Oliven garnieren.<br />
Bilan LUXE | 69
DRESS CODE<br />
von Francesca Serra<br />
70 | Bilan LUXE<br />
ODE<br />
AN<br />
DEN<br />
SOMMER<br />
DER CHIC LIEGT IM<br />
DETAIL, GROSSES DANDY-<br />
EHRENWORT! IM SOMMER<br />
ZEIGEN WIR HAUT, STOFF<br />
WIRD WENIGER UND<br />
ACCESSOIRES ÜBERNEHMEN<br />
DIE MACHT. UMSO WICHTIGER<br />
WERDEN TASCHEN, BRILLEN<br />
UND SCHUHE. HIER EINE<br />
PERFEKTE AUSWAHL FÜR<br />
EINEN STILVOLLEN LOOK AM<br />
STRAND, AUF REISEN UND AN<br />
LAUEN SOMMERABENDEN.<br />
EXZENTRISCH<br />
Trussardi, Gläser mit<br />
Spiegeleff ekt,<br />
Preis: 410 Fr.,<br />
www.trussardi.com<br />
Kris van Assche,<br />
Brille aus versilbertem<br />
Titan mit sichtbaren<br />
Schweissnähten und<br />
Spiegelglas,<br />
Preis: 470 Fr.,<br />
www.krisvanassche.com<br />
Christian Dior, Brille<br />
«Blacktie»,<br />
Preis: 330 Fr.,<br />
www.christiandior.com<br />
KLAPPBAR<br />
D&G Gold Edition for<br />
Men, Preis: 1030 Fr.,<br />
www.dolcegabbana.comm<br />
Ray-Ban Wayfarer<br />
Folding, mit blauen,<br />
grauen oder braunen<br />
Gläsern, Preis: 250 Fr., ,<br />
www.ray-ban.com<br />
SONNENBRILLEN<br />
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Ein Accessoire, das den Blick verbirgt und gleichzeitig das Image, das man nach<br />
aussen vermitteln möchte, zur Schau stellt. Nach wie vor topaktuell sind Fliegerbrillen<br />
aus den Eighties. Daneben sorgen neue freche Modelle für frischen Wind.<br />
COOL<br />
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Gestell blau oder<br />
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Ray-Ban Ambermatic,<br />
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Preis: 250 Fr.,<br />
www www.ray-ban.com<br />
w.ray-ban.com<br />
Lanvin LLanvin<br />
aviateur,<br />
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www.lanvin.com<br />
wwww.lanvin.com<br />
MASSIV-<br />
KOMPAKT<br />
Trussardi, erhältlich in<br />
braun und schwarz,<br />
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AM Eyewear,<br />
«Kami», Preis: 260 Fr.<br />
www.ameyewear.com<br />
AM Eyewear,<br />
«Chrissy»,<br />
Preis: 280 Fr.,<br />
www.ameyewear.com
| DRESS CODE |<br />
72 | Bilan LUXE<br />
ANTIKONFOR-<br />
MISTISCH:<br />
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«Tammio» mit weissem<br />
Streifen und grauer<br />
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Pantoff el,<br />
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Lanvin, Richelieus,<br />
Form «Evolution»,<br />
aus Lackleder mit<br />
Lochmuster,<br />
Preis auf Anfrage,<br />
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SCHUHE<br />
KONSTRAST-<br />
KON<br />
REICH: REIC<br />
Church’s, Churc Schuhe<br />
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Santoni, Santo «Roma 04532»,<br />
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Bally, «Helvetic<br />
Himbo»,<br />
Preis: 1500 Fr.,<br />
www.bally.com<br />
TASCHEN<br />
LÄSSIG<br />
Bottega Veneta,<br />
mehfarbige Tasche<br />
aus Hirschleder,<br />
Preis: 4510 Fr.,<br />
www.bottegaveneta.com<br />
Bottega Venteta, Ledertasche<br />
mit Lochmuster,<br />
Preis: 2600 Fr.,<br />
www.bottegaveneta.com<br />
Roberto Cavalli,<br />
Preis: 1400 Fr.,<br />
www.robertocavalli.com<br />
In den geräumigen, vielseitigen Taschen kann der moderne Mann alle seine unverzichtbaren<br />
Accessoires verstauen, damit er unterwegs auch bestimmt immer alles<br />
griff bereit hat. Egal ob weiche oder strenge, klassische oder nostalgische che Formen<br />
aus einer anderen Zeit, die Taschen sind ideale Begleiter für den ganzen nzen Tag.<br />
SPORTLICH<br />
Louis Vuitton Cap,<br />
Schultertasche Keepall<br />
55, waterproof,<br />
Preis: 2470 Fr.,<br />
www.louisvuitton.com<br />
Kris van Assche,<br />
Rucksack mit roten<br />
Schulterriemen,<br />
Preis: 200 Fr.,<br />
www.krisvanassche.com<br />
VINTAGE<br />
Trussardi, Trolley mit Räädern und ausziehbarem<br />
Griff , Preis: 2500 Fr.,<br />
www.trussardi.com<br />
Swaine Adeney Brigg,<br />
Weekender «Oxford»,<br />
braun, Preis: 1900 Fr.,<br />
www.swaineadeney.co.uk k
| UHREN | von Fabrice Eschmann und Michel Jeannot<br />
HUBLOT — BIG BANG<br />
$ 5 MILLIONS<br />
DER NAME IST PROGRAMM<br />
Die teuerste der dieses Jahr präsentierten<br />
Uhren ist rundum mit Diamanten gefasst und<br />
deshalb nicht in unserer Auswahl enthalten.<br />
Anders als bei der traditionellen Vorgehensweise<br />
hat Hublot für die Big Bang $ 5 Million zuerst<br />
die Zeichnung angefertigt und erst dann<br />
die passendsten Steine ausgewählt. Ein Jahr<br />
nahm die Suche nach den grössten Steinen in<br />
Anspruch. Sie wurden einzeln geschliff en, bis<br />
sie makellos passten. Einige wurden von einem<br />
Diamantschleifmeister aus New York mit über<br />
40 Jahren Erfahrung bearbeitet, damit sie alle<br />
dieselben «Schliff merkmale» aufweisen. Insgesamt<br />
14 Monate dauerte die Herstellung dieses<br />
aussergewöhnlichen Einzelexemplars aus 1282<br />
Diamanten, über 100 Karat Baguette-Diamanten<br />
und 6 Quadrat Smaragdschliff -Diamanten<br />
mit über 3 Karat pro Diamant. Angesichts dieser<br />
Anhäufung von Edelsteinen sind die mechanischen<br />
Merkmale der Uhr eigentlich zweitrangig.<br />
76 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
Die teuersten<br />
Uhren der Welt<br />
IN DER SCHWEIZ – DEM UHRENLAND PAR EXCELLENCE – WERDEN<br />
DIE TEUERSTEN ZEITMESSER DER WELT HERGESTELLT. «LUXE»<br />
HAT ZEHN DER KOSTSPIELIGSTEN MECHANISCHEN UHREN AUS<br />
DEN STANDARDKOLLEKTIONEN DER MARKEN AUSGEWÄHLT.<br />
EDELSTEINBESETZTE MODELLE WURDEN NICHT BERÜCKSICHTIGT.<br />
Die Vorzeigeindustrie und drittgrösste<br />
Exportbranche der Schweiz geniesst<br />
dank der Vorzüglichkeit ihrer Produkte<br />
weltweit hohes Ansehen. Gemessen an<br />
der Stückzahl stellt die Schweizer Produktion<br />
nur gerade 2 Prozent des internationalen<br />
Marktes, wertmässig sind es hingegen<br />
53 Prozent. 2011 hat die Schweiz<br />
für 19,3 Milliarden Fr. Uhrenprodukte<br />
ausgeführt. Mit anderen Worten: 95% der<br />
über 1000 Fr. teuren Uhren sind «made<br />
in Switzerland». Da diese Zahlen aber<br />
auf den Werkpreisen beruhen und die oft<br />
sehr hohen Margen nicht einberechnet<br />
sind, kann davon ausgegangen werden,<br />
dass der Realwert dieses Marktes deutlich<br />
höher liegt.<br />
Kein Wunder also, stammen die teuersten<br />
Zeitmesser aus der Schweiz! Doch<br />
wonach richtet sich der Preis dieser technischen<br />
Meisterwerke eigentlich? Regel<br />
gibt es dafür keine, dafür sind die Uhren<br />
viel zu komplex und die Kriterien zu subjektiv.<br />
Unter Kennern gilt die Devise, dass<br />
der wirkliche Wert einer Uhr nicht dem<br />
Preis im Schaufenster entspricht, sondern<br />
dem Betrag, für den man sie wiederverkaufen<br />
kann. So gesehen sind die teuersten<br />
Uhren beim Einkauf nicht unbedingt<br />
auch die wertvollsten.<br />
Abgesehen vom preislichen Aspekt erfordern<br />
die Entwicklung und die Fertigung<br />
eines hochwertigen mechanischen Werks<br />
ein solches Mass an Fähigkeiten, Zeit und<br />
Mitteln, dass nur wenige Uhrenmarken<br />
dazu in der Lage sind. Meist können sich<br />
die Manufakturen auf altüberliefertes<br />
Fachwissen stützen, das sie mit hochspezialisierten<br />
Technologien verknüpfen.<br />
Nach dem Ausfräsen werden die Teile<br />
mit einer Schleifscheibe aus Birnenholz<br />
poliert, mit dem Laser bearbeitet und<br />
von Hand graviert. Jeder Neuheit geht<br />
jahrelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />
voraus und oft werden dazu<br />
zahlreiche Patente angemeldet. Obwohl<br />
man die Uhrmacherei nicht unbedingt<br />
mit Fortschritt gleichsetzt – schliesslich<br />
geben Uhren die Zeit seit Jahrhunderten<br />
auf die gleiche Weise an – ist sie in Wirklichkeit<br />
eine Mischung aus Kunst und<br />
Wissenschaft, deren Dynamik und Erfi ndungsgeist<br />
noch für viele Überraschungen<br />
sorgen wird.<br />
Die hier vorgestellten Uhren stehen alle<br />
im Standardkatalog der Manufakturen.<br />
Einzelmodelle und edelsteinbesetzte Versionen<br />
wurden nicht berücksichtigt. Man<br />
könnte sie als klassische Zeitmesser im<br />
Luxussegment bezeichnen, die oft nummeriert<br />
und immer auf wenige Exemplare<br />
limitiert sind. Der Rundgang durch die<br />
oberen Sphären der Schweizer Uhrmacherei<br />
macht vergessen, dass es eine Zeit<br />
gab, in der einzig das Gewicht des Goldgehäuses<br />
den Preis der Uhr bestimmte.<br />
ULYSSE NARDIN — GENGIS KHAN<br />
725 000 FRANKEN<br />
Die Genghis Khan vereint vollendete Juwelierarbeit mit hoher Uhrmacherkunst.<br />
Auf das Ziff erblatt aus Goldfl uss wurden im Fusionsverfahren<br />
Metallkristalle aufgesetzt – eine hochkomplexe Technik, die nur noch von einer<br />
Handvoll Handwerker beherrscht wird. Auf dem Ziff erblatt sind von Hand vier<br />
Jacquemarts in Weissgold graviert. Sie stellen den Eroberer Dschingis Khan,<br />
der im 12. Jahrhundert das mongolische Reich gründete, mit seinen Kriegern<br />
dar und bewegen sich zum Westminster-Glockenspiel. Auf Wunsch werden<br />
die Stunden nicht nur mit zwei, sondern mit vier verschiedenen Klängen<br />
angegeben. Das Minutentourbillon ist durch eine Öff nung im Ziff erblatt bei 6<br />
Uhr sichtbar. Limitierte Serie von 30 Exemplaren.<br />
F. P. JOURNE — SONNERIE SOUVERAINE GRANDE SONNERIE<br />
702 000 FRANKEN<br />
Sechs Jahre Arbeit und zehn Patente nahm die Entwicklung dieses Zeitmessers<br />
in Anspruch. Die Schwierigkeit bestand darin, die zwangsläufi g begrenzte<br />
Energie einerseits für die korrekte Stunden-, Minuten- und Sekundenanzeige<br />
und andererseits für eine reibungslose Funktion der Schlagwerke einzusetzen,<br />
denn die Uhr verfügt sowohl über ein grosses Schlagwerk als auch über ein<br />
kleines Schlagwerk und eine Minutenrepetition. Das erste gibt automatisch<br />
jede Stunde und Viertelstunde an, das zweite nur die Viertelstunden, ohne<br />
Wiederholung der Stunde. Auf Wunsch lässt sich zudem die Minutenrepetition<br />
für eine minutengenaue Klanganzeige einschalten. Angetrieben wird der<br />
Mechanismus von einem einzigen Federhäuschen.<br />
JAEGER-LECOULTRE<br />
HYBRIS MECHANICA À GRANDE SONNERIE<br />
1 383 000 FRANKEN<br />
Dieser Zeitmesser gehört zur Uhrentrilogie Hybris Mechanica 55 mit insgesamt<br />
55 herausragenden mechanischen Komplikationen. Fast die Hälfte (26) entfallen<br />
auf das jüngste Modell, die Hybris Mechanica à Grande Sonnerie. Drei davon<br />
sind besonders hervorzuheben: das grosse Schlagwerk, das nicht nur die Stunden<br />
und Viertelstunden akustisch angibt, sondern auf Wunsch auch die Viertelstunden<br />
und Minuten wiederholt, der ewige Kalender, der das Datum mithilfe<br />
eines retrograden Zeigers und den Wochentag und den Monat in kleinen Fenstern<br />
anzeigt und darüber hinaus den Schaltjahrzyklus mit einem Zeiger markiert,<br />
und das fl iegende Tourbillon, das nur an der Unterseite befestigt ist. Über 1300<br />
Einzelteile und 13 Patente waren für die Herstellung dieses Meisterswerks nötig.<br />
VACHERON CONSTANTIN<br />
PATRIMONY TRADITIONNELLE CALIBRE 2755<br />
720 500 FRANKEN<br />
Klassische Haute Horlogerie in Reinkultur: Die Patrimony Traditionnelle Calibre<br />
2755 vereinigt drei der schwierigsten Uhrenkomplikationen: ein Tourbillon,<br />
einen ewigen Kalender und eine Minutenrepetition. Der ewige Kalender ist<br />
ein komplizierter Mechanismus, der den Tag, den Monat und das Jahr unter<br />
Berücksichtigung der Monatslängen und der Schaltjahre anzeigt. Bei der<br />
Minutenrepetition handelt es sich um ein Schlagwerk, das die Zeit akustisch<br />
angibt. Das Präzisionswerk besteht aus 602 Einzelteilen, die in einem Gehäuse<br />
aus Platin – dem wertvollsten Edelmetall der hohen Uhrmacherkunst – zusammengefügt<br />
sind und trägt die prestigereiche Genfer Punze.<br />
Bilan LUXE | 77
| HORLOGERIE |<br />
GREUBEL FORSEY<br />
QUADRUPLE TOURBILLON SECRET,<br />
EN PLATINE<br />
777 600 FRANKEN<br />
Technische Komplexität in ihrer extremsten Form:<br />
Greubel Forsey hat das Tourbillon zu seiner<br />
Spezialität gemacht und gleich vier davon in diese<br />
Uhr gepackt. Sie sind paarweise angeordnet und<br />
über unabhängige Regelorgane direkt mit einem<br />
sphärischen Diff erenzial verbunden. Dadurch sorgen<br />
sie für maximale Ganggenauigkeit. Technisch<br />
besteht das Uhrwerk aus 519 Einzelteilen, davon<br />
entfallen 261 auf die Tourbillon-Käfi ge. Zwei<br />
Federhäuschen sorgen für den Antrieb. Auch die<br />
Ausarbeitung ist ein Beispiel an Virtuosität: Die<br />
Platinen und die Brücken sind angliert und bestehen<br />
aus gekörntem und geperltem Neusilber<br />
mit Nickel-Palladium-Beschichtung. Limitierte<br />
Ausgabe aus zwei Serien mit je 8 Stück, aus<br />
Rotgold oder Platin.<br />
74 | Bilan LUXE<br />
FRANCK MULLER<br />
AETERNITAS MEGA 4<br />
2 580 000 FRANKEN<br />
Die bei weitem teuerste Uhr unserer Auswahl.<br />
Ihre Besonderheit liegt in der Vielzahl Komplikationen,<br />
die sich in dem edlen Gehäuse verbergen.<br />
Dazu gehören unter anderem ein fl iegendes<br />
Tourbillon, ein grosses und kleines Schlagwerk,<br />
eine Minutenrepetition mit Westminster-<br />
Glockenspiel, ein Schleppzeiger-Chronograph,<br />
eine Mondphasen-Anzeige, eine Zeitgleichung,<br />
zwei zusätzliche Zeitzonen und ein ewiger<br />
Kalender mit retrogader Datumsanzeige bei 12<br />
Uhr, Wochentag-, Monats- und Tag-/Nachtanzeige,<br />
Schaltjahrzyklus und Jahresanzeige. Dieser<br />
Mechanismus ist im Gegensatz zum traditionellen<br />
ewigen Kalender dank zwei zusätzlicher Räderwerke<br />
in der Lage, 1000 Jahre anzugeben.<br />
AUDEMARS PIGUET<br />
ROYAL OAK GRANDE COMPLICATION<br />
963 800 FRANKEN<br />
Das Modell gibt Minuten und Sekundenbruchteile<br />
präzise wieder und verfügt zudem über eine<br />
Minutenrepetition, einen Schleppzeiger-Chronographen<br />
mit Minutenzähler sowie einen ewigen<br />
Kalender, der Tag, Datum, Woche, Mondphasen,<br />
Monat und Schaltjahre anzeigt. Bemerkenswert ist<br />
auch die Skelettierung. Bei dieser Technik aus den<br />
Anfängen der Uhrenherstellung wird der Uhr ein<br />
fi ligranes Aussehen verliehen, indem möglichst<br />
viel Material von der Platine, dem Unruhkloben,<br />
der Federhausbrücke und von anderen Teilen<br />
ausgesägt wird. Zurück bleibt ein metallenes<br />
Gestell, das Schrauben, Federn und Rubinen<br />
gerade noch genügend Halt gibt. Oft werden<br />
die skelettierten Werke mit feinen Gravierungen<br />
und Ziselierungen versehen. Die komplizierte<br />
Kunst erfordert viel Fertigkeit und Know-how.<br />
Je mehr Komplikationen eine Uhr hat, desto<br />
schwieriger ist das Skelettieren als Ausdruck<br />
höchster Uhrmacherkunst.<br />
PARMIGIANI FLEURIER<br />
TORIC MINUTE REPEATER CAPITOLE<br />
680 000 FRANKEN<br />
Vorbild für diesen Zeitmesser aus Weissgold und<br />
insbesondere für sein Werk war die Taschenuhr<br />
von Perrin Frères (Neuchâtel) aus dem frühen<br />
19. Jahrhundert, die heute der Sandoz-Stiftung<br />
gehört. Sein PF 321 Kaliber besticht durch eine<br />
Minutenrepetition mit Kathedralen-Tonfedern<br />
und einem Zusatzmodul für die Zeitanzeige<br />
nach Sektor. In der halbmondförmigen Öff nung<br />
wird die Zeit mit 60 Minuten im 5-Minuten-<br />
Abstand angezeigt. Die vollen Stunden (1 bis 12)<br />
werden mit einer arabischen Ziff er angegeben,<br />
die dem Zeitverlauf folgt. Besonders bemerkenswert<br />
aber ist das Innenleben: Eine aufwändige<br />
Dekoration wetteifert mit dem Kathedralen-<br />
Schlagwerk aus gebläutem Stahl in Form einer<br />
gewundenen Schlange in Anlehnung an das<br />
Originalmodell. Die äusserst schwierig herzustellenden<br />
Tonfedern erzeugen einen wunderbar<br />
kristallklaren, vollen Klang.<br />
PATEK PHILIPPE<br />
SKY MOON TOURBILLLON RÉF. 5002<br />
1 164 300 FRANKEN<br />
Die komplizierteste Armbanduhr, die je hergestellt<br />
wurde (hier in einer Platinversion). Ziel der<br />
Manufaktur war es, ein Maximum an Komplikationen<br />
auf kleinstem Raum unterzubringen.<br />
Besonderes Highlight ist neben dem ewigen<br />
Kalender mit retrogradem Datum, einer Minutenrepetition,<br />
einem Tourbillon und der Sternenzeit<br />
in einem 24-Stunden-Umlauf die Darstellung<br />
der Himmelsscheibe mit Sternenbewegungen<br />
und Winkelbewegungen des Mondes mit seinen<br />
zu- und abnehmenden Phasen. Das Uhrwerk mit<br />
Handaufzug besteht aus 686 handgefertigten<br />
Einzelteilen. Alle Stahlkomponenten des<br />
Uhrwerks sind angliert und poliert, die Zähne der<br />
Stahlräder wurden mit einer Hartholz-Schleifscheibe<br />
einzeln poliert. Aufgrund ihrer extremen<br />
Komplexität und der zeitaufwendigen Fertigungs-<br />
und Montageschritte werden jedes Jahr nur zwei<br />
Sky Moon Tourbillon produziert.<br />
RICHARD MILLE<br />
RM 056 FELIPE MASSA SAPHIR<br />
1 598 500 FRANKEN<br />
Noch nie wurde das Gehäuse eine so komplizierte<br />
Uhrenform komplett aus Saphirglas gefertigt.<br />
Die RM 056 ist eine technische Meisterleistung,<br />
denn sowohl die Lünette als auch die Schale<br />
und der Boden wurden aus Saphirblöcken<br />
geschnitten und gefräst und ganz ohne externe<br />
Struktur zusammengefügt. Ein einziges Gehäuse<br />
erfordert 1000 Stunden Feinarbeit, davon 430<br />
fürs Schleifen und 350 Stunden fürs Polieren.<br />
Das transparente Gehäuse gibt den Blick auf<br />
den neuen Kaliber RMCC1 frei – ein Handaufzugswerk<br />
mit Tourbillon, Stunden, Minuten,<br />
Schleppzeiger-Chronograph, Gangreserve- und<br />
Drehmomentanzeige und Funktionsselektor.<br />
Limitierte Serie von 5 Exemplaren.
80 | Bilan LUXE<br />
| TAUCHERUHREN | von Michel Jeannot<br />
«TITANIC»-REGISSEUR JAMES CAMERON IST DER ERSTE MENSCH, DEM EM<br />
DER SOLO-TAUCHGANG BIS 10 898 METER TIEFE IM MARIANENGRABEN ABEN<br />
GELUNGEN IST. FÜR ROLEX TESTETE ER DEN EXPERIMENTELLEN<br />
PROTOTYP DER TAUCHERUHR DEEPSEA CHALLENGE, DER FÜR DIE<br />
TIEFSTEN GEWÄSSER DER OZEANE KONZIPIERT WURDE.<br />
Tiefenrekord<br />
enn man Ihnen ein solches Pro-<br />
«Wjekt vorschlägt, begreifen Sie sofort,<br />
dass dies nur ein Mal im Leben geschieht.»<br />
Zwar ist sich Jacques Baur,<br />
Direktor für Forschung bei Rolex, Herausforderungen<br />
gewohnt. Dennoch,<br />
das Adrenalin stieg, als die Entwickler<br />
und Forscher bei Rolex von diesem Projekt<br />
erfuhren, denn sie hatten genau vier<br />
Wochen und zwei Tage Zeit, die Uhr zu<br />
produzieren und auf die Reise von Genf<br />
auf die Guam-Insel zu schicken, wo sich<br />
James Camerons Basislager befand. Für<br />
die Rolex-Leute bedeute dies nicht nur<br />
eine sehr kurzfristige Entscheidung, vor<br />
allem ging es darum, sicherzustellen, dass<br />
genügend interne Ressourcen verfügbar<br />
waren. 24 Stunden nach der Anfrage erteilte<br />
das Unternehmen grünes Licht.<br />
Rolex hat alle grossen Etappen der<br />
Tauchgeschichte mitgeprägt. Die erste<br />
wasserdichte Armbanduhr entstand 1926<br />
und basierte auf der Kombination der drei<br />
verschraubten Elemente Gehäuseboden,<br />
Lünette und Aufzugskrone, einem Kon-<br />
zept, das später praktisch von allen Marken<br />
übernommen wurde und bis heute<br />
Gültigkeit hat. 1953 wurde die Perpetual<br />
Submariner, damals wasserdicht bis 100<br />
Meter (heute 300 Meter), lanciert, die zur<br />
Ikone der Taucheruhren werden sollte.<br />
1960 baute Rolex die Experimentaluhr<br />
Deep Sea Special, die, an der Aussenwand<br />
des vom Schweizer Ingenieur Jacques<br />
Piccard entwickelten Tiefseetauchboots<br />
«Triest» angebracht, in den 10 916 Meter<br />
tiefen Marianengraben vordrang. 1967<br />
wurde die Sea-Dweller eingeführt, die in<br />
einer ersten Phase dem Druck in 610 Metern<br />
Tiefe, ab 1978 in 1220 Metern standhalten<br />
konnte.<br />
WASSERDICHT UND DRUCKFEST<br />
2008 schliesslich gelang dem Genfer<br />
Uhrenunternehmen ein echter Exploit<br />
mit der Lancierung der Rolex Deepsea,<br />
einer neuen Taucheruhrgeneration, die<br />
den Druckverhältnissen in einer Tiefe von<br />
3900 Metern widerstehen konnte. Dieser<br />
Fortschritt wurde möglich dank des von-<br />
Die Oyster Perpetual<br />
Rolex Deepsea Challenge<br />
ist wasserdicht<br />
bis 12 000 m Tiefe.<br />
Rolex entwickelten<br />
und patentierten<br />
extrem resistenten<br />
Ringlock-Konzepts.<br />
Im Gegensatz<br />
zur landläufi gen Meinung ist die Wasserdichtigkeit<br />
an einem Gehäusetyp wie<br />
dem der Oyster kein wirkliches Problem.<br />
Denn je tiefer eine Uhr eintaucht, desto<br />
stärker nimmt der Druck auf das Gehäuse<br />
und die Dichtungen zu und erhöht so die<br />
Wasserdichtheit. Das erklärt auch, warum<br />
Spritzwasser beim Händewaschen<br />
oder Geschirrspülen die grössere Herausforderung<br />
an die Wasserdichtigkeit stellt.<br />
Das eigentliche Problem für Taucheruhren<br />
ist jedoch der Druck, der auf den Zeitmesser<br />
selbst ausgeübt wird. Im Fall der<br />
Deepsea Challenge entsprach er einem<br />
Lastwagen, der auf die winzige Fläche des<br />
Zeitmessers presste.<br />
Es leuchtet auch ein, dass es verhältnismässig<br />
einfach ist, ein grosses, wenig<br />
attraktives Gehäuse mit einem Werk zu<br />
produzieren, das hohem Druck wider-<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 81
| TAUCHERUHREN |<br />
steht. Etwas ganz anderes ist es, eine Uhr<br />
zu konzipieren, die nicht nur extrem resistent<br />
und robust ist, sondern sich auch<br />
verkaufen lässt.<br />
Dies ist denn auch der wichtigste<br />
Punkt, in dem sich die Rolex Deep Sea<br />
Special aus dem Jahr 1960 von der Rolex<br />
Deepsea Challenge 2012 unterscheidet.<br />
Während Erstere ein schönes technisches<br />
Objekt ist, ist Letztere zudem eine<br />
schöne Uhr. Rolex mobilisierte achtzig<br />
Personen für dieses Projekt. «Jedem<br />
82 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
Teilnehmer war klar», erzählt Arnaud<br />
Boetsch, Direktor Kommunikation von<br />
Rolex, «dass er an einem Projekt von<br />
historischer Bedeutung mitarbeitete.»<br />
Nachdem die personellen Verantwortungen<br />
definiert waren, ging es an die<br />
Lösung der technischen Details. Wobei<br />
selbstverständlich die Ingenieure<br />
nicht bei null beginnen mussten, denn<br />
sie konnten auf dem extrem druckresistenten<br />
Ringlock-Konzept aufbauen, das<br />
2008 für die Rolex Deepsea (wasser-<br />
dicht bis 3900 Meter) entwickelt worden<br />
war. Für dieses Systems hatte Rolex<br />
den Überdruckbehälter Mariannes konstruiert,<br />
der die Widerstandsfähigkeit<br />
der Uhren bis 15 000 Meter Tiefe testet.<br />
Bereits während der Konzeption des<br />
Ringlock-Systems für die Rolex Deepsea<br />
stand fest, dass diese Gehäusearchitektur<br />
sich für extreme Tiefen eignen<br />
würde. So konnten die Konstrukteure<br />
schon nach den ersten Studien fèr<br />
den Bau der Rolex Deepsea Challenge<br />
voraussagen, dass für die garantierte<br />
Wasserdichtigkeit und Druckfestigkeit<br />
bei 12 000 Metern das Gehäuse<br />
einen Durchmesser von 50 bis 55 mm<br />
haben musste. Der Durchmesser beträgt<br />
nun 51,4 mm.<br />
EIN ZUVERLÄSSIGER BEGLEITER<br />
Eine der grossen Unbekannten war<br />
das Saphirglas. Weltweit sind nur wenige<br />
Unternehmen in der Lage, das leicht<br />
gewölbte, 14,3 mm dicke Glas aus hochreinem<br />
Aluminiumoxid zu produzieren.<br />
Die geringste Verunreinigung oder<br />
ein mikroskopisch kleiner Riss könnten<br />
unter den enormen Druckverhältnissen<br />
die Uhr implodieren lassen. Deshalb testeten<br />
die Ingenieure als Erstes das Saphirglas<br />
im Überdruckbehälter. Die ersten<br />
Resultate sorgten für Erleichterung.<br />
Die Materialproben des bestehenden<br />
Zulieferers von Saphirgläsern hatten den<br />
Test bestanden. Die nächste Schwierigkeit<br />
bestand darin, die Bestandteile einer<br />
ungewöhnlich grossen Uhr, von der<br />
nur wenige Prototypen hergestellt werden,<br />
zu fabrizieren. Die ganze Uhr, mit<br />
Ausnahme des serienmässig hergestellten<br />
Werks (Rolex Kaliber 3135), ist eine<br />
Einzelanfertigung. Das Ausmass des<br />
Projekts verdeutlicht die Tatsache, dass<br />
mehr Werkzeugen entwickelt und hergestellt<br />
werden mussten, als die Uhr Bestandteile<br />
hat. Notabene in Rekordzeit.<br />
Die Rolex Deepsea Challenge (garantiert<br />
wasserdicht bis 12 000 Meter, aber<br />
getestet bis 15 000 Meter) ist eine Experimentaluhr,<br />
die nicht verkauft wird.<br />
Sie gilt als Vorbild für die kommerzialisierte<br />
Rolex Deepsea, die bis 3900 Meter<br />
wasserdicht ist. Der Prototyp hat<br />
die Qualität des Ringlock-Systems einmal<br />
mehr klar bewiesen. Für James Cameron<br />
war die Uhr «ein perfekt zuverlässiger<br />
Begleiter während des ganzen<br />
Tauchgangs». Last but not least war die<br />
Rolex bei einer Begegnung mit der Geschichte<br />
dabei. |<br />
| SOCIAL NETWORKS | von Francesca Serra<br />
Es gibt täglich neue soziale Netzwerke.<br />
Facebook ist mit seinen Milliarden<br />
Freunden unschlagbar, dennoch<br />
zeichnet sich eine Konkurrenz am Horizont<br />
ab. Die Aufmerksamkeit, die kürzlich<br />
Pinterest und Instagram geweckt<br />
haben, illustriert den Erfolg dieser «persönlichen<br />
Suchmaschinen», die kreativ<br />
und schlicht aufgemacht, die schnelle<br />
Nutzung erlauben.<br />
TREFFPUNKT DER REICHEN<br />
Es ist eine Tatsache: Je bevölkerter die<br />
Netze, desto attraktiver sind Nischenplattformen.<br />
Es gibt spezialisierte Sites<br />
für vermögende Menschen, die massgeschneiderte<br />
Services anbieten. Zu diesen<br />
Vorreitern gehören ASmallWorld oder<br />
Family Bhive, 2009 von einem Anwalt der<br />
Londoner City gegründet. Benutzer dieser<br />
Site haben nicht das Ziel, Fotos hochzuladen<br />
oder alte Schulkameraden ausfi<br />
ndig zu machen, sondern sie möchten<br />
DIE<br />
BESTE<br />
ALLER<br />
WELTEN<br />
ERIK WACHTMEISTER, VISIONÄR UND ERFINDER DER 2004<br />
GEGRÜNDETEN ASMALLWORLD, LANCIERT MIT EHEFRAU LOUISE BEST<br />
OF ALL WORLDS. DANK EINEM MATCHING-SYSTEM ENTSPRICHT DAS<br />
NEUE NETZ PERFEKT DEN BEDÜRFNISSEN DES BENUTZERS.<br />
Investitionsideen austauschen oder sich<br />
über mondäne Anlässe kundig machen.<br />
Es ist die Plattfom, Partner für ein neues<br />
Joint Venture zu suchen oder Tipps<br />
für Reisen der anderen Art zu erhalten.<br />
Wobei der Schutz der Privatsphäre garantiert<br />
ist. Die Mitglieder bleiben anonym<br />
und werden je nach Stand ihres<br />
Vermögens in Gruppen eingeteilt: «Amber»<br />
für Vermögen von 5 bis 20 Mio. £,<br />
«Jade» 20 bis 100 Mio. £ und «Jet» für<br />
solche, die mehr als 100 Mio. £ auf dem<br />
Konto haben.<br />
Bei ASmallWorld hingegen sind nicht<br />
der Bankauszug, sondern die richtigen<br />
Paten massgebend. Die Plattform hat<br />
sich als Social Network der Stars einen<br />
Namen gemacht. Die Formel basiert auf<br />
einem Einladungssystem, das Netzwerk<br />
funktioniert wie ein Privatclub, dem Regisseure,<br />
Schauspieler und Adel angehören<br />
– The Happy Few. Der Autor dieser<br />
Success-Story heisst Erik Wachtmeis-<br />
ter, Sohn des schwedischen Botschafters<br />
in den USA und ehemaliger Banker, seit<br />
jeher ein Natural Born Networker, und<br />
dies schon lange vor Facebook. Trotz<br />
des Riesenerfolgs von ASmallWorld war<br />
Wachtmeister 2008 unzufrieden und begann<br />
über ein neues, noch raffi nierteres<br />
System nachzudenken. «Ich wusste, dass<br />
es zwischen dem kühlen Interface von<br />
LinkedIn und dem jugendlichen Uni-<br />
Geist von Facebook eine Nische gab.»<br />
Jetzt lanciert er zusammen mit Gemahlin<br />
Louise die neue Plattform Best<br />
of All Worlds, die in der Lage ist, das soziale<br />
und professionelle Profi l der Mitglieder,<br />
deren Interessen, Wünsche und<br />
Stimmungen zu erfassen. Dank der Kombination<br />
dieser Kategorien und der Filter<br />
können Informationen angeboten<br />
werden, die dem eff ektiven Bedürfnis<br />
der Benutzer entsprechen. Die Anwendung<br />
ist einfach und ohne die für Facebook<br />
typische Aufgliederung. «Facebook<br />
hat vor einem Jahr Gruppen kreiert. Es<br />
gibt Gruppen für alles und jedes, wobei<br />
es keinen Sinn macht, Hunderte von Millionen<br />
Gruppen zu haben. Denn das eigentliche<br />
Ziel ist es, zu einer Gruppe zu<br />
gehören, um noch mehr Wissen über ein<br />
bereits bekanntes Thema zu erhalten.»<br />
PROFILE ABGLEICHEN<br />
Die defi nierten Gruppen sind global:<br />
«Kunstpassionierte», «junge Mutter»,<br />
«Polospieler», um nur einige Beispiele zu<br />
nennen. Natürlich kann man auch gleichzeitig<br />
«junge Mutter», «Unternehmer»<br />
und «Tennisspieler» sein. In der Kategorie<br />
«modes», «party mode» oder «professional<br />
mode» informiert man über die temporäre<br />
Stimmung. Wer «family mode» angibt, will<br />
wissen lassen, dass er oder sie die Zeit mit<br />
der Familie oder mit Menschen verbringen<br />
möchte, die ebenfalls Kinder haben.<br />
Im Weiteren können auch Guides abgerufen<br />
werden (beste Hotels, Boutiquen, Restaurants),<br />
die ihrerseits wieder über Filter<br />
nach besonderen Kriterien durchforstet<br />
werden können. Das Restaurant für den<br />
Businesslunch eignet sich ja nicht unbedingt<br />
fürs romantische Dinner.<br />
Dieses Abgleichsystem verknüpft nützliche<br />
Informationen und gute Quellen.<br />
Schliesslich sind es Anwender und Nutzung,<br />
die ein soziales Netzwerk ausmachen<br />
und dessen Erfolg garantieren. Best of All<br />
Worlds sichert diese Qualität über die selektive<br />
Mitgliederauswahl und ausgewählte<br />
Botschafter in verschiedenen Städten. |<br />
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<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 83
| HOCHSEESEGLER | von Vincent Gillioz<br />
Törn über die Weltmeere<br />
SEIT DREI JAHREN KONSTRUIERT SWISS CATAMARAN HOCHSEEBOOTE.<br />
GEFERTIGT UND KOMPLETT AUSGERÜSTET NACH HÖCHSTEN<br />
BOOTSBAUSTANDARDS, SIND DIE DOPPELRUMPF-JACHTEN BEREIT<br />
FÜR DAS LUXURIÖSE GLEITEN ÜBER DIE OZEANE.<br />
Wer hat nicht schon davon geträumt,<br />
alles hinter sich zu lassen und die<br />
Weltmeere zu befahren. Karriere, Familie,<br />
Geld oder ganz einfach das seemännische<br />
Können sind meist der Grund,<br />
weshalb solche Wünsche unerfüllt bleiben.<br />
Jürg Von Ins, Patron von Swiss Catamaran,<br />
gehört zu denen, die den Schritt<br />
gewagt haben.<br />
Der selbständige Vermögensverwalter<br />
im Dienste wohlhabender Klienten hatte<br />
eines Tages genug von seinem Beruf<br />
und beschloss vor über zehn Jahren mitten<br />
in seiner Karriere eine Kehrtwende zu<br />
machen. «Bis zu meinem fünfzigsten Geburtstag<br />
habe ich nur gearbeitet. In den<br />
Ferien auf den Seychellen bewunderte ich<br />
die Kreuzfahrtkatamarane, und ich sagte<br />
mir, dass ich mir Zeit gönnen sollte, um zu<br />
segeln.»<br />
Diese guten Vorsätze sollten sich nicht<br />
ganz erfüllen, denn der Hochseefahrer<br />
in spe ist heute Chef eines KMU, das sich<br />
auf den Bau von Luxussegelbooten spezialisiert<br />
hat. Dank seiner Berufserfahrung<br />
ist es ihm möglich, die Wünsche einer<br />
Kundschaft zu verstehen, die, wie er, ein<br />
leistungsfähiges und sofort einsatzfähi-<br />
ges Produkt wünscht. Hochseesegler sind<br />
nicht mehr Seebären, Männer mit Bart und<br />
zerfurchtem Gesicht, Jünger von Weltumseglern<br />
wie Damien Janichon oder Francis<br />
Chichester. Es sind in den meisten Fällen<br />
erfolgreiche Manager, die sich den Luxus<br />
leisten können, mehrere Wochen mit<br />
Freunden oder Familie auf See zu kreuzen.<br />
RADIKALE LEBENSÄNDERUNG<br />
Jürg Von Ins beginnt sich ernsthaft für<br />
die Seemannskunst zu interessieren und<br />
fährt 2000 an die internationale Bootsmesse<br />
nach Paris, entdeckt dort die Werft<br />
Switch, die ein 55-Fuss-Boot (16,8 Meter)<br />
auf den Markt bringt. Das vom renommierten<br />
Designerbüro VPLP (BMW<br />
Oracle Racing, Banque Populaire usw.)<br />
konzipierte Boot ist schnell und für die<br />
Hochseefahrt geeignet. Der Schweizer ist<br />
begeistert und schliesst den Vertrag ab.<br />
Leider ist die Werft mit diesem ehrgeizigen<br />
Projekt überfordert und muss mitten<br />
während der Produktion Konkurs anmelden.<br />
Aber der frischgebackene Bootseigentümer<br />
gibt nicht auf. Unternehmer in der<br />
Seele, übernimmt er die Aktiven aus der<br />
Konkursmasse und die Gebäude, um das<br />
ff Original-Karbonmast,<br />
Schwerter, Wetdeck<br />
und Pod, um die<br />
Kraft der Vordersegel<br />
aufzufangen, sind einige<br />
der Charakteristiken<br />
des Swiss Catamaran.<br />
f Zwei Steuerplätze für<br />
Seefahrer, die Freude<br />
am Navigieren haben.<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 85
| HOCHSEESEGLER |<br />
Schiff auf eigene Kosten fertigzustellen.<br />
Bei seinen Besuchen von Bootsausstellungen<br />
kommt er nicht umhin festzustellen,<br />
dass Switch modernisiert werden muss.<br />
Er schliesst das Unternehmen und fängt<br />
nochmals bei null an.<br />
Die Idee, Boote zu bauen, die in der<br />
Schweiz konzipiert werden, nimmt Form<br />
an. Dies ist die Geburtsstunde von Swiss<br />
Catamaran. «Ich meldete die Firma in<br />
Genf an und machte mich auf die Suche<br />
nach einem Designer und einem Schiff sbauer,<br />
denn in Frankreich weitermachen<br />
wollte ich nicht. In diesem Land sind die<br />
Bedingungen für Unternehmer und Fabrikanten<br />
wenig interessant.» Über mehrere<br />
Kontakte gelangt er schliesslich zu<br />
Sébastien Schmidt, den renommierten<br />
Genfer Bootsarchitekten (Décision 35,<br />
Psaros 33). Für die Fabrikation bietet sich<br />
die Türkei an, die eine grosse Schiff sbautradition<br />
besitzt. Mehrere Werften in der<br />
Gegend von Antalya sind bereits mit der<br />
Produktion von Superjachten beschäftigt.<br />
Es gibt hier eine Kultur des Luxus, die Arbeitskräfte<br />
sind bezahlbar, die Sozialpartnerschaft<br />
intakt.<br />
Nachdem alle Kontakte solid geknüpft<br />
sind, geht das Unternehmen 2007 an<br />
den Start. Sébastien<br />
Schmidt erstellt den<br />
ersten Entwurf und arbeitet<br />
ihn bis zu den<br />
endgültigen Plänen<br />
aus. Der Bootsdesigner<br />
erzählt: «Wenn bei<br />
einem Regattaboot der<br />
strukturelle Teil ab-<br />
geschlossen ist, sind 90% der Arbeit getan.<br />
Bei einem Boot wie diesem hier sind<br />
es erst 30%. Ausstattung, Installationen,<br />
Elektrizität sind überaus komplexe Bereiche.<br />
Wir haben enorme Konzentrationsanstrengungen<br />
unternommen, um das Ganze<br />
zu optimieren.»<br />
Ein Team von Fachleuten arbeitet mit<br />
dem Büro zusammen. Olivier Hourquet,<br />
ehemaliger Mitarbeiter von VPLP, kümmert<br />
sich um die Ausstattung, Clemens<br />
Dransfeld ist für Strukturberechnungen<br />
zuständig. Christophe Buholzer, erfahrener<br />
Schiff sbauer aus Genf, ist vor Ort für<br />
die Projektleitung verantwortlich, um Ko-<br />
ordination und Qualitätskontrollesicherzustellen.<br />
«Ausserdem<br />
kann ich meine Erfahrung<br />
und die Kenntnisse<br />
dieses Bootes erfolgreich<br />
einbringen.<br />
Die Werft ist Teil eines<br />
86 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
Viel Stauraum in<br />
den Kabinen, auch<br />
unter den Betten.<br />
Durch die Luke<br />
geniesst man den<br />
direkten Blick nach<br />
hinten.<br />
Die u-förmige<br />
Küche ist navigationsfreundlich<br />
konzipiert. Die<br />
Holzverkleidung,<br />
hier Teak, kann<br />
vom Käufer gewählt<br />
werden.<br />
riesigen Technopools, wo auch 50 m lange<br />
Superjachten aus Verbundwerkstoff en<br />
gebaut werden. Das Know-how ist vorhanden,<br />
es braucht nur ein bisschen Coaching,<br />
um sicher zu sein, dass wir erhalten, was<br />
wir wollen.»<br />
SCHLÜSSELFERTIGE SEGELJACHT<br />
Swiss Catamaran unterscheidet sich von<br />
der Konkurrenz durch das einfache Konzept<br />
eines schlüsselfertigen Bootes. Selbstverständlich<br />
können die Kunden bestimmte<br />
Optionen wählen, vor allem bei der<br />
Holz- und der Lederausführung. Grundsätzlich<br />
erhalten sie für 1,25 Mio. € (ohne<br />
Steuern) ein vollständig ausgerüstetes,<br />
betriebsbereites Boot. «Wir produzieren<br />
55-Fuss-Schiff e, die ohne Mannschaft navigiert<br />
werden können. Unser Ziel ist es,<br />
ein Produkt anzubieten, das zu zweit oder<br />
mit der Familie gesteuert werden kann<br />
und das ohne Skipper auskommt.»<br />
Das Segelschiff ist hochseetauglich ausgerüstet<br />
und erfüllt alle Bedingungen für<br />
total autonomes Kreuzen auf hoher See:<br />
grosse Treibstoff vorräte, Radar, komplette<br />
Navigationszentrale und Dingi mit Au-<br />
sserbordmotor. Neben dem leistungsstarken<br />
Karbonmast gehören auch die Segel<br />
zum Basispackage. «Mit vollem Tank und<br />
genügend Nahrungsmitteln an Bord kann<br />
der Kunde direkt ab Werft auf eine dreiwöchige<br />
Seereise gehen. Es gibt keinen Konkurrenten,<br />
der diese Leistung bieten kann.»<br />
Von Ins hat nicht die Absicht, sich im<br />
Kreise der Grossen – Lagoon, Catana – zu<br />
positionieren. Sein Ziel ist es, das Unternehmen<br />
mittelfristig auf Vordermann zu<br />
bringen und pro Jahr vier bis fünf Schiff e<br />
herzustellen. Mit einem 45-Fuss-Modell<br />
wendet er sich an Besitzer von Motorjachten,<br />
die für Treibstoff nicht länger ein Vermögen<br />
ausgeben möchten. Das neue Boot<br />
soll am Salon von Cannes 2013 der Öff entlichkeit<br />
vorgestellt werden.<br />
Die Zukunft des Kleinunternehmens<br />
ist somit gespurt. Be-<br />
Die Badeplattform<br />
dient als Platz für<br />
das Beiboot. Die<br />
Verlängerung des<br />
Baums ermöglicht,<br />
diesen bequem an<br />
Bord zu hieven.<br />
kanntlich gibt es in der<br />
Schweiz hervorragende<br />
Regattasegler. Es<br />
sieht ganz danach aus,<br />
dass auch Schweizer<br />
Bootsmacher auf Erfolgskurs<br />
sind. |<br />
Schwimmende<br />
Limousinen<br />
OB FÜRS ROMANTISCHE PICKNICK, DIE<br />
SPORTLICHE AUSFAHRT MIT FREUNDEN ODER DEN<br />
FAMILIENAUSFLUG – DIE NEUHEITEN 2012 ERFÜLLEN<br />
DIE ERWARTUNGEN JEDES WASSERSPORTFANS.<br />
SMARTBOAT IMMER STÄRKER<br />
Die französische Marke, die das Motorbootdesign neu interpretiert,<br />
weitet das Angebot aus. Nach dem 2010 lancierten ersten 23-Fuss-<br />
Modell stellt Smartboat jetzt zwei neue 24- und 30-Fuss-Boote<br />
vor, die auf dem gleichen minimalistischen Design aufbauen. Die<br />
Boote, deren Rumpf eher an ein Segelboot erinnert, sprechen ein<br />
immer grösseres Publikum an. Spezialisten schwärmen vom guten<br />
Verhalten auf dem Wasser. Smartboat 30 wird im Laufe 2012 auf den<br />
Markt kommen. Die bewohnbare Yacht, ideal fürs Wochenende zu<br />
zweit oder mit der Familie, ist mit einem 220-PS- Innen- oder 300<br />
PS-Aussenbordmotor ausgestattet und kostet etwa 240 000 Fr., das<br />
24-Fuss-Modell 80 000 Fr.<br />
www.smartboat.fr<br />
BOESCH IMMER GLAMOURÖS<br />
Die kleine, 1920 gegründete Werft in Kilchberg (ZH) setzt mit dem<br />
neuen Runabout 970 St. Tropez ihre Tradition fort. Beschichtetes,<br />
lackiertes Mahagoni, subtile Verbindung von neuester Bootsbautechnologie<br />
und Vintage-Glamour sind typisch Boesch! Das Brummen der<br />
beiden High-Performance V8 Motoren MerCruiser von je 380 PS lässt<br />
das Herz Liebhaber schöner Wasserfahrzeuge höher schlagen. Das Familienunternehmen<br />
stellt jährlich 20 bis 25 Boote her. Das Meisterwerk<br />
kostet 750 000 Fr. und ist für Afi cionados gedacht, die keine Konzessionen<br />
machen, um ihre Wünsche zu befriedigen.<br />
www.boesch-boats.ch<br />
FRAUSCHER FÜR GENTLEMENRACER<br />
Mit der Lancierung des 1017 GT spielt der österreichische Bootskonstrukteur<br />
jetzt auch in der Welt der Grossen. Das Rasseboot ist für all jene<br />
konzipiert, die hohe Ansprüche an Schnelligkeit und Komfort stellen.<br />
Mit den beiden Motoren von 430 PS erreicht das Boot fast 90 km/h.<br />
Das lange Deck aus Teakholz liegt perfekt integriert im anthrazitfarbigen<br />
Rumpf und erinnert ein wenig an ein Batmobil, das bei Liebhabern dieses<br />
Genres bestimmt gut ankommt. Die Basisversion des Frauscher 1017 GT<br />
ist für 320 000 Fr. zu haben. Noch mehr Raum bietet die Version Lido<br />
mit off enem Deck. Der Newcomer wird an der Bootsmesse von Cannes<br />
im nächsten September zu bewundern sein.<br />
www.frauscherboats.com<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 87
88 | Bilan LUXE<br />
| ZU BESUCH | von Francesca Serra - Fotos: Anoush Abrar & Aimée Hoving<br />
Dutertre<br />
Willkommen bei<br />
Henri-Jack Dutertre kultiviert Gewohnheiten<br />
wie eine Tugend. Er<br />
ist jeden Mittag im Restaurant Lipp in<br />
der Genfer Altstadt anzutreff en, wo er<br />
das typische Ambiente der grossen Pariser<br />
Brasserien geniesst. Nach dem Mittag-<br />
und dem Abendessen gönnt er sich<br />
jeweils eine Zigarre – kubanische Epicure<br />
Nr. 2 –, auch das eine seiner Gepfl ogenheiten.<br />
<strong>Und</strong> in die Ferien fährt er am<br />
liebsten nach St. Tropez.<br />
Ironie ist sein ständiger Begleiter.<br />
«Wissen Sie, Marietta ist auch eine alte<br />
Gewohnheit», stichelt er und grinst dabei<br />
seine Frau an. Die nickt nur: «Er hört<br />
nie auf. Stellen Sie sich vor, kurz nach<br />
unserer Hochzeit haben mich Freunde<br />
aus Deutschland besucht. Als sie wieder<br />
zu Hause waren, riefen sie mich an und<br />
versicherten mir, dass ich jederzeit willkommen<br />
sei, falls es in Genf nicht klappen<br />
sollte. Sie hatten nicht begriff en, dass<br />
Jack gern Witze macht, was möglicherweise<br />
auch mit den Kulturunterschieden<br />
zu tun hatte.»<br />
Vielleicht liegt hier ein Grund für seinen<br />
Erfolg als Geschäftsführer. Henri-<br />
Jack Dutertre nimmt sich selbst nicht<br />
ernst. Er ist off en, pragmatisch und skeptisch.<br />
«Man kann nie sicher sein. Die Erfahrung<br />
hat mich gelehrt, dass jederzeit<br />
unwahrscheinliche Dinge geschehen<br />
können. Ich habe immer den Moment<br />
gelebt und fortlaufend dazugelernt. Ich<br />
habe nie beschlossen, um des Lernens<br />
willen zu lernen, sondern nur, wenn ich<br />
das Gefühl hatte, dass ich etwas Konkretes<br />
wissen musste.»<br />
Nicht zuletzt dank seiner pragmatischen<br />
Veranlagung stieg er die Karriereleiter<br />
steil nach oben. Der Zufall wollte<br />
es, dass er während seiner Erstanstellung<br />
bei Olivetti von einem Parfumhersteller<br />
abgeworben wurde. Danach wechsel-<br />
EIN ZUSAMMEN MIT MARIETTA UND HENRI-JACK DUTERTRE<br />
VERBRACHTER MORGEN WIRKT WIE EINE ODE AN DEN ALLTAG. DIE BEIDEN<br />
IN DER PARFÜMERIE TÄTIGEN ÄSTHETEN – ER PRÄSIDIERT NUXE SUISSE, SIE<br />
IST BEI SHISHEIDO FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ZUSTÄNDIG – LEBEN<br />
VON LUFT UND LIEBE FÜREINANDER UND FÜR DIE KUNST.<br />
«Lech mich am Arlberg» des österreichischen<br />
Künstlers Matthias Kloser neben der Fotografi e<br />
«Primitives» von Olaf Breuning. Der Schweizer ist<br />
bekannt für seine grotesken Inszenierungen, in denen<br />
er den menschlichen Körper bemalt, verkleidet,<br />
verwandelt und karikiert.<br />
te er mehrmals die Stelle, wurde Direktor<br />
von Lancôme France und bekam schliesslich<br />
die Position des Generaldirektors der<br />
Revlon-Gruppe angeboten. Als Krönung<br />
seiner Laufb ahn hatte er die zündende<br />
Idee, eine Shiseido-Filiale in der Schweiz<br />
aufzubauen.<br />
Zwanzig Jahre später verkaufte er die<br />
Marke. Vor einem Jahr wollte er es nochmals<br />
wissen und startete ein Joint Ven-<br />
ture mit Nuxe, wo er als Präsident waltet.<br />
Auf dem Wohnzimmertisch steht gleich<br />
einer Standarte ein Flakon «Huile Prodigieuse»,<br />
das Vorzeigeprodukt der Marke,<br />
und schillert in dem sonnendurchfl uteten<br />
Zimmer in wunderbaren Goldtönen.<br />
KUNST ALS STÄNDIGER BEGLEITER<br />
Wir sitzen im Wohnzimmer ihres Appartements<br />
im obersten Stock eines Gebäudes<br />
aus dem Jahr 1723. Es gibt den<br />
Blick auf die Dächer der Genfer Altstadt<br />
und den See mitsamt dem Jet d‘eau frei.<br />
«Eine Postkartensicht, die wir jeden Tag<br />
geniessen», gestehen sie. Deshalb wohl<br />
auch das Fernglas, mit dem sie sogar ihre<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 89
| STYLE |<br />
Der aus Neonröhren gebildete Slogan von Claude<br />
Levêque steht im Kontrast zur zarten, zittrigen<br />
Handschrift, die der verstorbenen Mutter des<br />
Künstlers gehörte. Levêque hatte Frankreich 2009<br />
an der Biennale von Venedig vertreten. Daneben<br />
eine schwimmende Katze mit ratlosem Gesichtsausdruck.<br />
Das Tier nimmt in Alain Séchas Parodie<br />
der Gesellschaft eine Schlüsselrolle ein.<br />
Enkel beobachten können, wenn sie mit<br />
dem Boot auf dem See unterwegs sind.<br />
In dem grossen, weissen Raum stehen<br />
neben einem weissen Sofa unzählige<br />
Bücher und Kunstwerke in allen Formen<br />
und Farben. Durch ihre ironischen,<br />
spöttischen Botschaften nehmen sie indirekt<br />
Bezug zueinander. Eine Lichtinstallation<br />
von Claude Levêque springt durch<br />
ihr unmissverständliches «mon cul, ma<br />
vie, mes couilles» (mein Arsch, mein Leben,<br />
meine Eier) ins Auge, daneben steht<br />
eine katzenförmige Skulptur von Alain<br />
Séchas, die mit Flossen und Rettungsring<br />
bestückt wurde. Ob sich die beiden französischen<br />
Künstler wohl von ihrem Namen<br />
haben inspirieren lassen? Bei Séchas<br />
(phonetisch für ses chats – seine Katzen)<br />
sind Katzen omnipräsent und Lêveque<br />
(êveque heisst Bischof ) ist bekannt für<br />
seine systemkritische, respektlose Einstellung.<br />
Eine auf Leinwand gedruckte<br />
Aufnahme aus dem Jahr 1989 zeigt eine<br />
90 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
gemeinsame Performance des russischbulgarischen<br />
Künstlers Oroschakoff und<br />
des Schweizer Schauspielers und Regisseurs<br />
Robert Hunger-Bühler.<br />
Oroschakoff hinterfragt mit seinen Installationen,<br />
Performances und Videos<br />
die Beziehungen zwischen der Kunst<br />
des Westens und des Ostens. Er ist ein<br />
enger Freund von Marietta, die er während<br />
ihres Pharmaziestudiums in Wien<br />
kennengelernt hatte und die von ihrer<br />
Mutter später eine der ältesten Apotheken<br />
Deutschlands erbte, bevor sie in die<br />
Forschung ging. Diese Begegnung sollte<br />
für ihre Kunstleidenschaft entscheidend<br />
sein. Seither hatte sie zu vielen Künstlern<br />
Kontakt, hat sie unterstützt und mit grossen<br />
Namen der internationalen Kunstszene<br />
Bekanntschaft geschlossen, wie<br />
1982 mit Andy Warhol.<br />
Marietta ist eine engagierte Frau. Neben<br />
ihrer Tätigkeit als Kommunikationsleiterin<br />
der neun Marken der Shiseido-Gruppe<br />
sitzt sie im Ausschuss der<br />
Freunde des Genfer Museums für moderne<br />
und zeitgenössische Kunst. Bei unserem<br />
Treff en ist sie gerade intensiv mit der<br />
bevorstehenden Vernissage der Ausstellung<br />
«Art & Beauty» beschäftigt, für die<br />
Plakate und Objekte aus der 140-jährigen<br />
Geschichte von Shiseido von Tokio nach<br />
Genf gebracht wurden. «Es ist kompliziert,<br />
aber sehr aufregend. Diese Objekte<br />
haben nämlich Japan noch nie zuvor verlassen.<br />
Es ist eine schöne Premiere», erklärt<br />
sie voller Begeisterung.<br />
BASTION DER EINFACHHEIT<br />
Die vielbeschäftigte Frau Budiner – sie<br />
hat ihren Mädchennamen stets behalten<br />
– kommt trotz ihres vollen Terminkalenders<br />
nicht ohne ihren Blackberry aus, mit<br />
dem sie eine fast symbiotische Beziehung<br />
verbindet. Herr Dutertre hingegen will<br />
sich nicht von Kommunikationsgadgets<br />
vereinnahmen lassen. Er schaue zu Hause<br />
nur einmal pro Tag auf sein iPad, nämlich<br />
abends, um die Verkaufsergebnisse von<br />
Nuxe zu überprüfen, die seit dem Joint<br />
Venture über 50% gestiegen sind.<br />
Ihr Privatleben schützen Marietta und<br />
Henri-Jack vor der Hektik der Aussenwelt.<br />
Es ist geprägt durch Einfachheit<br />
und gemeinsam verbrachte Zeit, die ihre<br />
Beziehung festigt. In ihren Ritualen vermischen<br />
sich die österreichische und die<br />
französische Kultur, der Kult des Neuen<br />
und der Respekt vor Gewohnheiten. Dazu<br />
gehören auch der obligate Marktbesuch<br />
am Samstagmorgen und die Lektüre der<br />
Tageszeitungen und Zeitschriften in allen<br />
möglichen Sprachen.<br />
Im Tagesbereich im oberen Stock sind Weiss und kräftige<br />
Farben tonangebend. Im Schlafzimmer hingegen<br />
liegt der Schwerpunkt auf Beige- und Brauntönen,<br />
die von ein paar schwarzen Elementen durchbrochen<br />
werden. Über dem Bett sorgen bunte Federn aus Brasilien<br />
unter Glas für eine originelle Dekoration.<br />
Der Stuhl LC1 gehört zusammen mit der Liege LC4<br />
zu den repräsentativsten Möbeln von Le Corbusier.<br />
Er wurde 1928 entworfen und ist mit seinem<br />
minimalistischen Gestell aus Stahlrohren und der<br />
beweglichen Rückenlehne von den Stühlen der englischen<br />
Offi ziere inspiriert. An der Wand hängt eine<br />
Zeichnung von Elga Heinzen. Die deutsche Malerin<br />
und Fotografi n befasst sich mit Falten aller Art – in<br />
Draperien, Stoff en, Haut und Landschaften.<br />
Als ehemaliger Rugbyspieler und aktiver<br />
Golfer verfolgt Henri-Jack das Sportgeschehen<br />
mit Interesse und vertieft sich<br />
deshalb wie jeder Franzose, der etwas auf<br />
sich hält, regelmässig in die Sportzeitung<br />
«L’Equipe». Im Schlafzimmer weist ein<br />
alter Degen auf die lange Militärtradition<br />
der Familie hin. Da Erbstück gehörte<br />
seinem Grossvater, der die renommierte<br />
Militärschule Saint-Cyr besuchte hatte.<br />
Seinem Vater wurde ein Orden verliehen,<br />
weil er während der deutschen<br />
Besatzungszeit in der französischen Widerstandsbewegung<br />
kämpfte und nach<br />
Mauthausen deportiert worden war.<br />
In der Wohnung laufen die Vorbereitungen<br />
für die morgige Geburtstagsfeier<br />
auf Hochtouren. Auf die Frage, über welches<br />
Geschenk er sich am meisten freuen<br />
würde, zögert Dutertre keine Sekunde. Er<br />
wünsche sich nichts mehr. «Ich brauche<br />
wirklich nichts. Je älter man wird, desto<br />
mehr gibt man sich mit dem zufrieden,<br />
was man hat», sagt er. Einen off enen<br />
Wunsch gäbe es genau genommen doch,<br />
aber den kann ihm niemand mehr erfüllen.<br />
Er bedauert, dass es ihm nie vergönnt<br />
war, Charles de Gaulle zu treff en. Der legendäre<br />
General pfl egte zu sagen: «Nehmen<br />
Sie immer die höchste Position ein,<br />
die ist in der Regel nicht so überfüllt.» |<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 91
| AUTO | von Cristina d’Agostino - Fotos: Peter Auto<br />
Odyssee<br />
im Oldtimer<br />
VON PARIS NACH NIZZA, EINE AC COBRA IM RÜCKSPIEGEL, DIE<br />
PRÄSIDENTENGARDE ALS ESKORTE – RÜCKBLICK AUF EIN LEGENDÄRES<br />
RENNEN IN FÜNF ETAPPEN. UND DAZU EIN PAAR EMPFEHLENSWERTE<br />
ADRESSEN FÜR UNTERWEGS.<br />
Tagespensum 12 Stunden , 2075 km<br />
Rennstrecke, 5 Tage Auto-Odyssee<br />
durch Frankreich. Tatsächlich, Asphaltduft<br />
atmen, Staub schlucken, kalter<br />
Schweiss, verschneite Passstrassen – dies<br />
alles kann wirklich Spass machen. Es gibt<br />
Mythen, die man einfach nicht in Frage<br />
stellt, wie die Tour Auto, die man erlebt haben<br />
muss! «Luxe» war an den beiden letzten<br />
Etappen dabei, Roadbook in der Hand.<br />
Ein privilegierter Moment.<br />
PARIS–BEAUNE–AIX-LES-BAINS–<br />
CLERMONT-FERRAND:<br />
SCHLOSSLEBEN IN DREI AKTEN<br />
Wie funkelnde Schmuckstücke der Mechanik<br />
präsentieren sich 230 historische<br />
92 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
Fahrzeuge im geschichtsträchtigen Grand<br />
Palais in Paris. Hier, im 1900 errichteten<br />
Ausstellungspalast mit dem imposanten<br />
Portal und der Eisen-Glas-Struktur, fand<br />
von 1901 bis 1961 jeweils der legendäre Autosalon<br />
von Paris statt. Kein Zufall also,<br />
dass der Organisator Patrick Peter, der das<br />
Rennen 1992 zu neuem Leben erweckte,<br />
diesen Ausgangsort wählte.<br />
1899 erstmals durchgeführt, dann mehrere<br />
Male annulliert und wieder aufgenommen,<br />
ist die Tour Auto nicht einfach<br />
ein Rennen für alte Fahrzeuge, sondern einer<br />
der schönsten Anlässe dieser Art: Le<br />
Mans Classic ist ein Mythos, Goodwood<br />
Revival wegen der Vielfalt der teilnehmenden<br />
Fahrzeuge faszinierend, die Tour<br />
TOUR AUTO 2012<br />
Auto, weil sie durch Frankreich führt.<br />
Conditio sine qua non für die Teilnahme:<br />
Es muss sich um ein Fahrzeugmodell handeln,<br />
das an der Tour de France Automobile<br />
von 1951 bis 1973 teilgenommen hat.<br />
16. April 2012. Auf Hochglanz polierte<br />
Rassegefährte und 230 Teams sind startklar.<br />
Oldtimer-Liebhaber sind in Massen<br />
an den Ort gepilgert, um die faszinierenden<br />
Objekte zu bestaunen. Am nächsten<br />
Tag bei Sonnenaufgang geht’s los. <strong>Und</strong><br />
zwar erst im Schritttempo, denn die Fahrzeuge<br />
müssen mit Muskelkraft aus dem<br />
Glaspalast geschoben werden. An diesem<br />
ehrwürdigen Ort ist das Starten selbst von<br />
legendären Motoren verboten.<br />
Der offi zielle Startschuss fällt beim<br />
Château de Vaux-Le-Vicomte. In den von<br />
Le Nôtre gestalteten Gartenalleen machen<br />
sich die Porsche 356 und 911, Jaguar<br />
E Type, Ferrari Dino, 275 GTB und 250<br />
GTO, Aston Martin DB2 und DB4, Alpine,<br />
Alfa, Lotus und andere mechanische Raritäten<br />
bereit. Die ersten drei Etappen füh-<br />
ren durch das Burgund in<br />
die Auvergne, jedes Mal<br />
unterbrochen von Sonderprüfungen<br />
auf Rennstrecken<br />
(Dijon-Prenois,<br />
Bresse und Charade), ge-<br />
Eine automobile<br />
Kostbarkeit: Ferrari<br />
250 GTO,<br />
Sammlerwert<br />
über 30 Mio. Fr.<br />
sperrten Strassen, über Pässe und durch<br />
Weiler. Dies sind die einzigen Abschnitte,<br />
wo alles erlaubt ist, ob Schnelligkeits- oder<br />
Regularitätsrennen.<br />
Auf den fünf Starterfeldern – plateaux<br />
genannt – stehen zwei Pilotenkategorien<br />
im Wettstreit. Diejenigen, die mit Bleifuss<br />
fahren, und die andern, Novizen und<br />
Lenker, die ihr kostbaren Gefährt schonen<br />
möchten, stets den Tacho im Auge, um die<br />
vorgegebene Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
genau einzuhalten.<br />
Während der ersten drei Tage macht es<br />
sich Organisator Patrick Peter zur Pfl icht,<br />
die Gentlemen-Chauff eure zu verwöhnen,<br />
und lädt sie zu geradezu königlichen<br />
Stopps. Ins Château de Thenissey bei Dijon,<br />
später zum Bankett von George Blanc<br />
im Château d’Epeyssolles zwischen Mâcon<br />
und Bourg en Bresse und schliesslich<br />
ins Château des Martinanches in Saint<br />
Dier d’Auvergne. In Clermont-Ferrand<br />
liegt der Engländer Shaun mit AC Cobra<br />
an der Spitze.<br />
CLERMONT-FERRAND–NÎMES–NIZZA:<br />
AUF IN DEN SÜDEN<br />
Das Rendezvous mit «Luxe» fi ndet in<br />
Clermont-Ferrand statt, im Morgengrauen<br />
des vierten Renntags, an dem 439 km<br />
zurückgelegt werden sollten. Das Fahrzeug,<br />
ein schwarzer Porsche 356 SC aus<br />
dem Jahr 1964 mit dem Logo der Uhrenmanufaktur<br />
Audemars Piguet, Partner und<br />
offi zieller Zeitnehmer seit 2006, ist für das<br />
Regularitätsrennen eingeschrieben.<br />
Die Präsenz an der Auto Tour ist für<br />
die Uhrenmarke aus dem Valée de Joux<br />
strategisch wichtig. Nach dem erfolgreichen<br />
Alinghi-Abenteuer engagiert sich das<br />
Haus als Sponsor historischer Autorennen<br />
(Gstaad Classic und Spa Classic). Am Steu-<br />
ii AC Cobra, der<br />
Sieger der Tour<br />
Auto 2012.<br />
i Eine englischer<br />
Klassiker, der MG<br />
A von 1959.<br />
er des Porsches ist Nicolas<br />
Kappenberger, Direktor<br />
Audemars Piguet für<br />
die Schweiz, Österreich<br />
und Osteuropa. Er ist zudem<br />
Vizepräsident des<br />
Ferrari Club Schweiz. Es<br />
ist das fünfte Mal, dass der erfahrene Pilot<br />
an der Auto Tour teilnimmt.<br />
Das Roadbook noch nicht ganz in der<br />
Hand, kündigt sich die erste Sonderprüfung<br />
an. Die Strasse ist rutschig, es gilt bei<br />
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von<br />
57 km/h 8,2 Kilometer in 8 Minuten 30 Sekunden<br />
zu absolvieren. Mehrere Fahrzeuge<br />
kommen von der Strasse ab, manch einer<br />
hält den Atem an. Normal, denn die Boliden<br />
sind nicht billig: Der Ferrari 275 GTB<br />
Competizione kostet die Kleinigkeit von 2,4<br />
Mio. Fr., der Ferrari 250 GTO bis zu 30 Mio.<br />
Fr. Der Wagen ist eines der mythischsten<br />
Fahrzeuge der Scuderia, hat er doch drei<br />
Mal in Folge die Hersteller-Weltmeisterschaften<br />
1962 bis 1964 gewonnen.<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 93
| AUTO |<br />
Das Wetter zeigt sich von der kapriziösen<br />
Seite. Schnee und Regen lösen sich ab,<br />
die Bergstrassen sind anspruchsvoll bis<br />
schwierig. Die Durchquerung des Naturparks<br />
Monts d’Ardèche ist ein hartes Unternehmen.<br />
Man bedauert die Piloten des<br />
Jaguar Type E, die bei off enem Dach mit<br />
Helm, Tweedweste und Vintage-Brille geschützt<br />
unterwegs sind. Am Strassenrand<br />
Hunderte von Zuschauern, die ausharren,<br />
um die schönen, alten Fahrzeuge zu bewundern.<br />
Einige sind schon seit Morgengrauen<br />
vor Ort, mit Charentaise-Pantoffeln<br />
und Morgenrock bekleidet – auch dies<br />
94 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
fErinnerungsstück<br />
für den<br />
Gentlemen<br />
Driver: auf 150<br />
Exemplare limitierte<br />
Royal Oak<br />
Off shore Chrono<br />
Tour Auto 2012<br />
von Audemars<br />
Piguet.<br />
sStartaufstellung<br />
auf dem Rundkurs<br />
von Castellet.<br />
historische Accessoires. Bei der Ankunft in<br />
Nîmes leuchtet die Arena im Licht der untergehenden<br />
Sonne, das Etappenziel ist erreicht,<br />
morgen geht’s nach Nizza.<br />
Für den dritten Tag hat die Tour Auto<br />
2012 ein äusserst begehrtes Special im Programm,<br />
die Rundstrecke Castellet. Menschen<br />
und Maschinen fi ebern. Nicolas<br />
Kappenberger im Porsche 356 SC legt sich<br />
diskret die Sicherheitsgurte an, für einmal<br />
ist Sesselkleben erwünscht. Fahrzeuge, die<br />
eigentlich bei den Regulärrennen eingeschrieben<br />
sind, können’s nicht lassen, sie<br />
zeigen, wie viele Pferde unter der Haube<br />
stecken. Die Citroën DS stampfen, die Aston<br />
Martin greifen an, die Ferrari röhren,<br />
die AC Cobra dominieren, und der Circuit<br />
fasziniert, die Startfl agge hypnotisiert.<br />
Auf dem Siegerpodest schliesslich AC<br />
Cobra 1963 mit dem Piloten Shaun Lynn,<br />
gefolgt von Lotus Elan 1965. Die Rangliste<br />
jüngerer Fahrzeuge wird von den beiden<br />
Alpine A110 1975 und 1972 und ihren renommierten<br />
Rallye-Champions dominiert.<br />
Im Regulärrennen steht ein Ford Mustang,<br />
gefolgt vom Ferrari 275 GTB, er war dem<br />
Chrono am nächsten, zuoberst.<br />
Der schwarze Porsche 356 Audemars<br />
Piguet Nr. 98 von Nicolas Kappenberger erreicht<br />
im Schlussklassement der Regulärrennen<br />
den 27. Rang von 113 Teilnehmern,<br />
was im Rahmen seiner bisherigen fünf Läufe<br />
das Bestresultat darstellt. Eine glanzvolle<br />
Leistung, trotz der unerfahrenen Co-Pilotin,<br />
deren falsche Angaben er in spektakulären<br />
Drehungen und kontrollierten Schleudermanövern<br />
umgehend korrigierte.<br />
Das Finale der äusserst sportlichen Tour<br />
Auto 2012 endet mit der geradezu surrealistischen<br />
Parade auf der Promenade des<br />
Anglais in Nizza. Begleitet von Motorrädern<br />
der präsidentiellen Eskorte paradieren<br />
wir an einem Samstagnachmittag vor<br />
zahlreichem Publikum. Für einmal dürfen<br />
wir die zehn Verkehrsampeln übersehen. |<br />
Tour Auto 2012:<br />
fünf gute Adressen<br />
Das Château de Thenissey, ein 350<br />
Hektar grosser Familienbesitz und 40 km<br />
von Dijon entfernt, ist ideal für grössere<br />
Gesellschaften. Der Besitzer, Jacques de<br />
Villefranche, organisiert Events, Seminare,<br />
Fahrstunden für 4×4-Fahrzeuge im<br />
eigenen Wald und sogar von ehemaligen<br />
französischen Marine-Infanteristen<br />
geleitete Trainings für den Aufenthalt in<br />
Krisengebieten. Eine 200 m vom Schloss<br />
entfernte Unterkunft kann gemietet<br />
werden. 420 Fr./Wochenende, 790 Fr./<br />
Woche. www.chateaudethenissey.com<br />
In der Auvergne, im Land der Vulkane mitten<br />
im Naturpark Livradois Forez, befi ndet<br />
sich das von einem tiefen Wassergraben<br />
umgebene Château des Martinanches.<br />
Die Schlossfestung aus dem 11. Jahrhundert<br />
ist über eine Zugbrücke erreichbar<br />
und verfügt über fünf Gästezimmer, darunter<br />
das charmante «Camille». Preis pro<br />
Nacht und zwei Personen : 80 bis 220 Fr.<br />
www.chateau-des-martinanches.com<br />
Ein Geheimtipp im alten Nîmes: Das<br />
Boutique-Hotel Les Jardins Secrets ist<br />
ein kleines Paradies mit Bougainvilleas,<br />
Palmen und Orangenbäumen, die rote<br />
Fassade erinnert an eine toskanische Villa.<br />
Charmante Zimmer mit Baldachinbetten,<br />
historischen Rosen, antikem Porzellan. Spa<br />
mit ayurvedischen und Bio-Behandlungen.<br />
Preis pro Nacht im Doppelzimmer: 235 bis<br />
265 Fr. www.jardinssecrets.net<br />
Das Hotel Boscolo Exedra Nice, nur<br />
zwei Schritte von der Place Massena<br />
entfernt, kombiniert Belle-Epoque-Stil mit<br />
modernem Design, edlen Materialien und<br />
zarten, vor allem weissen Farbtönen. Das<br />
Fünfsternehotel im Stadtzentrum wurde<br />
2008 total renoviert. Demnächst werden<br />
auf dem Dach ein Swimmingpool und eine<br />
Bar eröff net. Preis pro Nacht im Doppelzimmer:<br />
280 Fr. www.boscolohotels.com<br />
Für einen spektakulären Blick auf das<br />
Mittelmeer und das Massif des Calanques:<br />
Die Route des Crêtes verbindet Cassis<br />
mit La Ciotat und bietet eines der schönsten<br />
Panoramas der Region. Die Strasse<br />
führt bis zum Cap Canaille den 394 m<br />
hohen Felsklippen Soubeyran entlang.<br />
Autobahnausfahrt Nr. 8 Cassis, dann auf<br />
der D559 Richtung Cassis und D141<br />
Route des Crêtes.<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 95
| PARFUMS | von Christel Flach<br />
von Cristina d’Agostino | SPORT |<br />
Duft der<br />
Sieger<br />
GIVENCHY<br />
PLAY SPORT<br />
Auch Givenchy<br />
folgt dem Trend<br />
und bringt seinen<br />
erfolgreichen<br />
Herrenduft Play in<br />
einer sportlichen Edition<br />
heraus. Der Flakon im eisigen<br />
Grauton ist Programm: Das Eau de Toilette<br />
fühlt sich an wie ein Eiswürfel, der in der Hitze der Sonne<br />
erfrischend kühl den Nacken hinuntergleitet. Ein sinnliches<br />
und zugleich belebendes Gefühl, das neue Energien weckt.<br />
Erfrischende Zitronenblätter, die pure Kraft von Amrysholz<br />
und schwarzer Pfeff er für die maskuline Note machen Play<br />
Sport zu einem energischen und betörenden Duft.<br />
THIERRY MU MUGLER A*MEN PURE SHOT<br />
Thierry Mugler bewies<br />
Mut und machte den südafrika-<br />
nischen Athleten Os Oscar Pistorius – den ersten<br />
Behindertensportler,<br />
der an einer WM für<br />
Nichtbehinderte teilge teilgenommen hat –<br />
zum Gesicht seines neu neuen Dufts.<br />
Eigentlich drängte sich di die Wahl<br />
des de des «Mannes «M «Man anne nes oh ohne<br />
ne Bei Beine» eine ne» ge-<br />
radezu auf, denn wer kö könnte<br />
das futuristisch-reali<br />
futuristisch-realistische<br />
Image von Mugl Mugler<br />
besser verkörp verkörpern als der<br />
Sprinter, der WWillenskraft<br />
und Entschlos Entschlossenheit<br />
mit der Kraft dder<br />
Technik<br />
verbindet. De Der Duft aus Minze<br />
und Wacholde Wacholderbeeren, Kardamon,<br />
weissem Pfeff Pfeffe er und Patschuli steht<br />
für Zielstrebigkeit Zielstrebigk und versprüht eine<br />
Menge positive positiver Energie.<br />
Die Parfumhersteller haben sich von den grossen Sportanlässen<br />
vom Sommer 2012 – den Olympischen Spielen<br />
in London und der Fussball-EM – inspirieren lassen und<br />
frische, explosive Düfte für Männer kreiert, die vom Willen<br />
angetrieben sind, Leistung zu bringen und sich selbst zu<br />
übertreff en. Ein einziger Spritzer nur, und Sie spüren das wohlige<br />
Gefühl nach dem Sport, den Adrenalinstoss und die beruhigende<br />
Wirkung der Endorphine. Eine Dosis pure Energie,<br />
damit das Glücksgefühl eines gesunden Geistes in einem<br />
gesunden Körper den ganzen Tag anhält.<br />
KENZO<br />
KENZO HOMME SPORT<br />
Diese dynamische Variante des<br />
Herrenduftklassikers von Kenzo<br />
verbindet kraftvolle Sportlichkeit<br />
mit lässiger Frische. Zitrusaromen<br />
und Minze sorgen für einen<br />
belebend spritzigen Eff ekt, Ingwer<br />
und Geranium bilden die würzigen<br />
Herznoten. Abgerundet wird die<br />
Komposition von Zeder und Vetiver.<br />
Das stilisierte Bambusmotiv auf dem<br />
Flakon verweist augenzwinkernd<br />
auf die traditionelle nelle orientalische<br />
Raffi nesse.<br />
CHANEL ANEL<br />
ALLURE HOMME OMME<br />
SPORT EAU EXTRÊME RÊME<br />
Chanel setzt die Allure-Saga fort. Für die jüngste<br />
Kreation aus der Duftreihe hat sich Jacques s Polge,<br />
der berühmte Parfumeur des Hauses Chanel, nel, von<br />
extremen Herausforderungen inspirieren lassen.<br />
Jeder Spritzer wirkt wie ein Adrenalinstoss. Action Action<br />
ist angesagt. Der Startschuss fällt mit frischen en Minzenoten,<br />
sizilianischer Mandarine und marokkaniokkanischer Zypresse, auf f die sinnliche, si starke Akzente<br />
aus Pfeff ffer, er, Amber und Tonkabohnen folgen.<br />
YSSEY MIYAKE L’EAU<br />
D’YSSEY HOMME SPORT<br />
Eine neue Interpretation des bekannten<br />
Eau d’Issey pour Homme. Dieser<br />
charakterstarke, dynamische<br />
Männerduft aus Grapefruit,<br />
Muskatnuss und holzigen<br />
Akkorden als Basisnote macht<br />
Lust auf frische Luft, Sport<br />
und Natur.<br />
© Nicolas Zentner<br />
STRANDFIGUR FÜR DEN<br />
SOMMER? DRAKONISCHE<br />
DIÄTEN SIND OUT, HEUTE<br />
WIRD DER KÖRPER<br />
GEREINIGT UND<br />
NICHT MEHR PLANLOS<br />
ABGESPECKT. DENN<br />
NUR WER GESUND LEBT,<br />
BLEIBT AUCH DAUERHAFT<br />
SCHLANK.<br />
Fasten macht schön<br />
Der Taillenumfang spricht<br />
Bände. Mehr als 102 cm<br />
für Männer und über 88 cm für<br />
Frauen - bei solchen Massen ist<br />
es höchste Zeit, zu den Hanteln<br />
zu greifen! Damit ist es<br />
aber nicht getan. Obwohl es<br />
schmeichelhaft für den ist,<br />
der sein Gewicht seit seinem<br />
18. Lebensjahr halten konnte,<br />
sind Fettpölsterchen, die sich<br />
im Lauf der Zeit an Ihrem Bauch<br />
festgesetzt haben, ein untrügliches<br />
Zeichen. Gemäss neuesten Forschungen<br />
soll Hüftspeck Moleküle ausschütten, die<br />
für den Organismus schädlich sind und<br />
Herz-Kreislauf-Krankheiten – die häufi<br />
gste Todesursache in der Schweiz – fördern.<br />
Wer dafür sorgen will, über den<br />
Sommer hinaus in Topform bleibt zu wollen,<br />
kommt deshalb nicht darum herum,<br />
die Ernährung umzustellen und die Lebensweise<br />
zu ändern. Die neusten Entgiftungstechniken,<br />
Fastenkuren, Ernährungstherapien<br />
und die Nutrigenomik<br />
lassen sich wahlweise zwischen zwei<br />
Terminen anwenden oder aber konsequent<br />
eine Woche lang durchziehen.<br />
CHECK-UP<br />
Die Clinique La Prairie hat nach dem<br />
Vorbild eines amerikanischen Modells<br />
ein Check-up für Kaderleute entwickelt.<br />
Er richtet sich an Unternehmen, denen<br />
die Gesundheit ihrer Manager wichtig<br />
ist. Das Programm wird von<br />
Dr. Mikael Rabaeus geleitet. «Der<br />
Check-up umfasst eine Nieren-<br />
und Leberuntersuchung, einen<br />
Ultraschall des Bauchs, einen Insulinresistenztest,<br />
einen Belastungstest<br />
und einen Herzscan»,<br />
erklärt der auf nicht medikamentöse<br />
Präventivmedizin spezialisierte<br />
Kardiologe. «Nach einem Tag erhält<br />
der Manager genaue Angaben über seinen<br />
Gesundheitszustand und Ratschläge<br />
für eine gesunde Lebensweise. Weniger<br />
als 5% der 200 bisher untersuchten Kaderleute<br />
haben schwerwiegende Probleme,<br />
aber über die Hälfte müssen ihren<br />
Lebenswandel ändern.»<br />
Sein Credo: «Auslöser war für mich<br />
eindeutig die in Schweden zwischen<br />
2000 und 2003 bei tausend Unternehmen<br />
und ihren Angestellten durchgeführte<br />
AHA-Studie», sagt Mikael Rabaeus. «Ein<br />
Check-up gefolgt von einer Verbesserung<br />
des Lebensstils hat die Abwesenheitsquote<br />
wegen Burnouts und Rückenschmerzen<br />
merklich verringert.»<br />
Sein Tipp: «Täglich eine halbe Stunde<br />
lang zügig laufen ist die beste Therapie,<br />
die es gibt! Ohne Bewegung gibt es keine<br />
passende Diät!» Um die Analyse zu verfei-<br />
nern, ermittelt die Klinik<br />
auf Wunsch des Managers<br />
dessen genetisches Profi l,<br />
genannt «Better Aging». In<br />
Zusammenarbeit mit Gene<br />
Predictis, einem in diesem<br />
Bereich führenden Unternehmen<br />
in der Schweiz, erteilt der<br />
Arzt abhängig von den genetischen<br />
Merkmalen Ratschläge<br />
für einen besseren Lebenswandel.<br />
Dabei kann es sich um Ernährungstipps<br />
im Rahmen der<br />
Nutrigenomik oder um die Einnahme<br />
von Medikamenten im<br />
Rahmen der Pharmakogenetik<br />
handeln. www.laprairie.ch<br />
GEFAHRLOS ABNEHMEN<br />
Fasten ist in. Es soll Blutwerte wie<br />
Triglyceride, Cholesterin und den Insulingehalt<br />
normalisieren und so die Zellerneuerung<br />
fördern und die Immunität steigern.<br />
Studien bestätigen, dass vor einer<br />
Operation durch Fasten die Gefahr von<br />
Komplikationen verringert werden kann<br />
(Harvard School of Public Health) und<br />
ein kurzer Fastenzyklus soll die Wirksamkeit<br />
der Chemotherapie erhöhen, wie<br />
Labortest an Mäusen ergeben haben (Studie<br />
in der Zeitschrift «Science Translational<br />
Medicine»). Die Klinik Buchinger am<br />
Bodensee, rund 75 Autominuten von Zürich<br />
entfernt, ist seit vielen Jahren auf ein<br />
ärztliches betreutes, stationäres und somit<br />
ungefährliches Heilfasten spezialisiert.<br />
Mit dem 10-tägigen Kurzprogramm<br />
«Buchinger Compact» lässt sich Körper,<br />
Geist und Seele Gutes tun.<br />
www.buchinger.com<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 97
| FILM | von Francesca Serra - Foto: Fred Dufour / AFP<br />
Schauspieltalent mit Zukunft<br />
ADÈLE HAENEL VERZAUBERT MIT IHRER KLASSISCHEN SCHÖNHEIT,<br />
IHREM WIDERSPENSTIGEN WESEN UND IHREN AUSDRUCKSSTARKEN<br />
ROLLEN DAS AUTORENKINO. DAS JAHR 2012 KÜRT DIE ERST 23-JÄHRIGE<br />
ZUM NEUEN STERN AM KINOHIMMEL.<br />
Am letzten Festival von Cannes war<br />
sie gleich mit zwei Filmen vertreten.<br />
Sie spielte in «Trois Mondes», das in<br />
der Sektion «Un certain regard» gezeigt<br />
wurde, und in «Alyah», dem ersten für<br />
die Semaine de la Critique nominierten<br />
Spielfi lm. Im Februar 2012 erhielt sie an<br />
der Berlinale den Shooting Star Award,<br />
mit dem junge, aufstrebende Filmschauspieler<br />
ausgezeichnet werden. Nach der<br />
Sommerpause kommt sie mit einer kleinenRolle<br />
in «Confessions of a Child of<br />
the Century» mit Charlotte Gainsbourg<br />
und Pete Doherty in die Kinos.<br />
Die Tochter einer französischen Mutter<br />
und eines österreichischen Vaters<br />
machte 2007 im Film «La Naissance de<br />
Pieuvres» erstmals auf sich aufmerksam.<br />
Der Tintenfi sch des französischen Originaltitels<br />
ist eine Metapher für die Grazie<br />
98 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
einer von ihr verkörperten Synchronschwimmerin<br />
und für die Begierde und<br />
Eifersucht, die wie Tentakeln nach ihr<br />
greifen. In Bertrand Bonellos «Haus der<br />
Sünde» sprengte sie mit ihrer sinnlichen<br />
Weiblichkeit dann regelrecht den Bildschirm<br />
und wurde für ihre Darbietung<br />
als junge Prostituierte in einem Pariser<br />
Bordell um die Jahrhundertwende 1900<br />
für den César der besten Nachwuchsdarstellerin<br />
nominiert.<br />
Mit ihrem ausdrucksstarken Spiel inmitten<br />
der in Korsetts und Mieder gezwängten<br />
Dirnen zog sie alle Blicke<br />
auf sich. Die klassische Schönheit ihres<br />
ebenmässigen Gesichts und ihre üppigen,<br />
verführerischen Formen betonten<br />
ihre herausragende Bühnenpräsenz<br />
zusätzlich und passten perfekt zu ihrer<br />
starken, rebellischen Rolle.<br />
2009 war Adèle Haenel in «Frau und<br />
frei!» von Raymond Vouillamoz in der<br />
Rolle einer Jura-Studentin zu sehen,<br />
die ein Praktikum beim Westschweizer<br />
Fernsehen absolviert und sich entscheiden<br />
muss, ob sie abtreibt. Der Fernsehfilm<br />
erzählt 40 Jahre Frauengeschichte<br />
über drei Generationen und bedient<br />
sich dabei der Archivbilder von TSR.<br />
Wie viele Filme, in der sie auftritt, befasst<br />
sich auch «Frau und frei!» auf eine<br />
sehr untypische, extrem sensible und<br />
intime Art mit dem Frausein und der<br />
Weiblichkeit.<br />
Nach ihren bisherigen, sehr intensiven<br />
Rollen zu schliessen wird die schöne<br />
Schauspielerin mit den blauen Augen<br />
und der tiefen Stimme wohl auch in<br />
Zukunft Autorenfi lmen den Vorzug vor<br />
hollywoodschen Grossproduktionen geben.<br />
Adèle Haenel schielt bereits über<br />
die Grenze. Sie träumt davon mit Terrence<br />
Malick («Der schmale Grat», «The<br />
Tree of Life»), David Lynch und Fatih<br />
Akin, für den Sie sogar auf Deutsch spielen<br />
würde, zu drehen. Wir werden bestimmt<br />
noch viel von ihr hören! |<br />
Fred Dufour/AFP<br />
Meier<br />
einzigartig und vielfältig<br />
DIETER<br />
Dieter Meier hat mir schon als Kind<br />
Angst eingejagt. Der Mitbegründer<br />
von Yello hat meine Generation nachhaltig<br />
geprägt und zusammen mit seinem<br />
Kollegen Boris Blank als einer der Godfathers<br />
des Techno Geschichte geschrieben.<br />
Mit seiner kreativen Musik und seinem<br />
absolut perfekten Stil verkörperte<br />
er die Achtzigerjahrer wie kein anderer.<br />
Wer trägt den Smoking besser als Dieter<br />
Meier – mit Ausnahme vielleicht von Bryan<br />
Ferry? Auf mich wirkte er aber immer<br />
irgendwie unheimlich. Seine durchdringenden<br />
Augen, sein kämpferischer Blick,<br />
sein Schnurrbart und sein wirrer Haarschopf<br />
begleiteten den Zürcher während<br />
seiner gesamten künstlerischen Karriere,<br />
die in den späten Sechzigern ihren Anfang<br />
nahm. Dieter machte Musik, realisierte<br />
aber auch Videos, Happenings, Filme,<br />
Zeichnungen, Konzeptkunst, Fotos,<br />
Poster und vieles mehr. Er produzierte –<br />
wie er es nannte – zunächst zeitgenössische<br />
Kunst, indem er 1971 von Passanten<br />
in New York für einen Dollar die Worte<br />
«Yes» oder «No» kaufte und ihnen dafür<br />
eine Quittung ausstellte oder indem er<br />
1972 an der Documenta eine Metalltafel<br />
einbetonieren liess, auf der geschrieben<br />
stand «Am 23. März 1994 von 15.00-16.00<br />
Uhr wird Dieter Meier auf dieser Platte<br />
stehen». Genau das tat er dann auch. Wir<br />
haben ihn an einem schönen Frühlingstag<br />
in seinem Atelier an der Zürcher Seefeldstrasse<br />
ganz in der Nähe der Büros von<br />
Blacksocks.com und des Designers Alfredo<br />
Haeberli besucht.<br />
Dieter, ich bin seit der ersten Stunde ein Fan<br />
von Ihnen und habe Ihre Musik schon als<br />
Zehn- oder Elfjähriger gehört. Sie haben mir<br />
aber ganz schön Angst eingefl össt.<br />
Ach ja?<br />
Sie haben Ähnlichkeit mit Adolf Hitler.<br />
Lustig, dass Sie mir das sagen. Mein<br />
Freund Jean-Paul Goude hat mir einmal<br />
das Gleiche gesagt. Er meinte, falls irgendwann<br />
ein Film über Hitler gedreht werde,<br />
müsste ich unbedingt die Hauptrolle spielen.<br />
Später haben mich noch zwei, drei<br />
Leute auf die Ähnlichkeit angesprochen,<br />
aber so viele waren es eigentlich gar nicht.<br />
Würde es Ihnen grosse Mühe bereiten,<br />
jemanden zu spielen, der eine so völlig andere<br />
Persönlichkeit hat als Sie?<br />
Nein, ich glaube nicht. Ich war in meiner<br />
gesamten Karriere als Produzent von Musik,<br />
Filmen und allen möglichen anderen<br />
Dingen tätig. In meiner Fotophase habe<br />
ich Personen erfunden, deren Biografi e ich<br />
schrieb und die ich dann viele Jahre später<br />
erneut fotografi erte. Es handelt sich um<br />
mich selbst unter den unterschiedlichsten<br />
Aspekten. Es waren Vorher-Nachher-Aufnahmen.<br />
Das war witzig.<br />
Sie haben mindestens zehn verschiedene<br />
Kunstformen ausgeübt, sehen sich aber<br />
trotzdem nicht als Künstler.<br />
Eindeutig nicht. Ich bin jemand, der<br />
Chancen ergreift, habe aber keine besonderen<br />
Talente. Oder vielleicht eines. Ich<br />
kann zuhören. Dadurch habe ich in mei-<br />
BOUDOIR<br />
von Stéphane Benoit-Godet - Foto: Jonathan Heyer<br />
nem Leben spannende Leute kennengelernt,<br />
die mit mir über ihre Arbeit gesprochen<br />
haben. Beim Zuhören entstand dann<br />
der Gedanke, dass wir vielleicht etwas gemeinsam<br />
auf die Beine stellen könnten. Ich<br />
betreibe mehrere Restaurants in Zürich,<br />
baue in Argentinien Wein an, mache weiterhin<br />
Musik, aber ich bin deswegen weder<br />
Gastwirt, Önologe noch Musiker.<br />
O. K., aber dann sind Sie äusserst talentiert.<br />
Ich würde eher sagen, dass ich Lust<br />
habe, Dinge zu tun. Ende der Siebzigerjahre<br />
hatten Boris Blank und ich Lust, Musik<br />
zu machen, wussten aber nicht, wie wir<br />
das anstellen sollten, da wir keine Musiker<br />
sind. Boris ist noch eher ein Musiker als<br />
ich, auch wenn er in diesem Bereich wohl<br />
keine klassische Herangehensweise hat: Er<br />
ist Musiker mit seinem ganzen Körper. Boris<br />
fi ng damit an, eine Zeitung zu zerknittern.<br />
Er nahm das Geräusch auf und machte<br />
daraus einen Loop, und schon hatten wir<br />
einen Rhythmus. So hat alles angefangen.<br />
Sie sind ein Mann des Luxus: Eine Erziehung<br />
in einer wohlhabenden Familie, wie Sie sie<br />
genossen haben, formt den Geschmack.<br />
Damit bin ich nicht einverstanden. Luxus<br />
bedeutet nicht, durch die Welt zu jetten<br />
oder eine grosse Jacht zu besitzen. Das<br />
interessiert mich nicht. Ich produziere lieber.<br />
Mit der Uhrenmanufaktur Ulysse Nardin<br />
zum Beispiel, an der ich 20% des Kapitals<br />
besitze, stellen wir komplizierte<br />
mechanische Uhren her. Das gefällt mir<br />
und macht Sinn.<br />
Ihnen scheint alles zu gelingen. Mussten Sie<br />
auch schon Misserfolge wegstecken?<br />
Viele. Nehmen Sie meinen letzten Film.<br />
Der Dreh hat mir einen Riesenspass ge-<br />
<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 99
| BOUDOIR |<br />
macht, obwohl ich deswegen vor Gericht<br />
musste. Die von uns verwendeten Filmbänder<br />
waren beschädigt, sodass wir die<br />
Hersteller vor Gericht gezerrt und auch<br />
gewonnen haben. Im Box Offi ce war der<br />
Film ein totaler Flop, und trotzdem liebe<br />
ich ihn wie eines meiner vielen Kinder,<br />
auch wenn es ein schwieriger Zögling<br />
war.<br />
Aber im Lauf Ihrer Karriere haben Sie doch<br />
alle möglichen künstlerischen Fähigkeiten<br />
erworben?<br />
Ich kann zum Beispiel mit einer Kamera<br />
umgehen, wenn Sie das meinen, bleibe aber<br />
trotzdem ein Anfänger. Vor kurzem habe ich<br />
mich bereit erklärt, in Deutschland ein paar<br />
Konzerte zu geben. Der Tourneemanager<br />
hatte alles reserviert, und ich konnte mich<br />
nicht mehr drücken. Dabei hatte ich wenige<br />
Wochen vorher noch nicht einmal die Songs<br />
dazu geschrieben. Aufgrund des Drucks<br />
habe ich dann aber damit begonnen.<br />
« Luxus bedeutet<br />
nicht, durch die<br />
Welt zu jetten<br />
oder eine Jacht<br />
zu besitzen. Ich<br />
produziere lieber. »<br />
Planen Sie, noch weitere kreative Bereiche zu<br />
erforschen?<br />
Ich kann noch nicht darüber sprechen,<br />
dazu ist es noch zu früh, aber in letzter Zeit<br />
schreibe ich. Eine Art Theaterstück. Es ist<br />
aber schwierig, in diesem Stadium mehr<br />
darüber zu sagen.<br />
Was hat das Leben Sie gelehrt?<br />
Diese Frage ist aus dem Stegreif schwierig<br />
zu beantworten. Ich würde sagen, dass<br />
man sich immer überraschen lassen sollte.<br />
Von einem meiner Gauchos in Argentinien,<br />
der bestimmt in seinem ganzen Leben noch<br />
nie ein Buch gelesen hat, kann ich viel lernen,<br />
da er das Leben komplett anders sieht<br />
als ich. Hingegen kann ich einschlafen,<br />
wenn ich einem brillanten Philosophieprofessor<br />
zuhöre, der nur in Klischees spricht.<br />
Man muss aufmerksam sein und den Leuten<br />
zuhören, von denen man eigentlich<br />
nichts erwartet.<br />
100 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
Sind Sie deshalb zu einem Pionier geworden?<br />
Ich mag dieses Wort nicht, auch wenn es<br />
stimmt, dass Künstler ähnliche Wege gegangen<br />
sind wie ich ein paar Jahre zuvor.<br />
Fühlen Sie sich in den 2010er-Jahren gut?<br />
Musikalisch nicht. Jazz, der mir in den<br />
Fünfzigern die Musik nähergebracht hat,<br />
weil er mich in der Seele berührt hat, sagt<br />
mir heute nichts mehr. Das sind nur noch<br />
Virtuosen, die aber dem Vergleich mit Miles<br />
Davis und Konsorten nicht standhalten.<br />
Auch Pop ist arm. Ich liebe Lady Gaga, sie<br />
ist meiner Ansicht nach viel talentierter<br />
als Madonna, die während ihrer gesamten<br />
Karriere nur bei den andern abgekupfert<br />
hat. Ich mag aber nicht ihre Musik, sondern<br />
die von ihr inszenierte Show.<br />
<strong>Und</strong> was haben Sie von den Frauen gelernt?<br />
Nicht viel, denn ich bin seit 35 Jahren<br />
mit derselben Frau verheiratet. Das Rezept<br />
für unsere dauerhafte Beziehung besteht<br />
darin, dass wir 80% unserer Zeit in<br />
unseren eigenen Welten gelebt haben und<br />
die restlichen 20% zusammenkamen, um<br />
uns auszutauschen und unsere Beziehung<br />
zu nähren. Ich bin überzeugt, dass man tot<br />
ist, wenn man nicht nach diesem Rezept<br />
lebt. <strong>Und</strong> das hat uns nicht daran gehindert,<br />
vier Kinder in die Welt zu setzen, die<br />
alle ihren eigenen Weg gehen. |