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BASTIAN BAKER - Finanz Und Wirtschaft

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FINANZ UND WIRTSCHAFT LUXE – SOMMER 2012 SPEZIAL KUNST | INTERVIEW DIDIER CUCHE | UHREN UND DESIGN 7 Franken<br />

SHOOTING STAR<br />

<strong>BASTIAN</strong><br />

<strong>BAKER</strong><br />

SPEZIAL KUNST<br />

SCHWEIZER SAMMLER<br />

DAMIEN DAMIEN HIRST<br />

GERHARD RICHTER<br />

UHREN UHREN<br />

TIEFENREKORD<br />

PREISREKORD<br />

DESIGN<br />

HOCHSEESEGLER<br />

HOCHSEESEGLER<br />

MÖBEL<br />

INTERVIEW<br />

DIDIER CUCHE<br />

START IN NEUE KARRIERE<br />

SOMMER 2012 / 7 FRANKEN


cartier.com - 044 580 90 90<br />

santos-dumont<br />

SKELETON 9611 MC<br />

DAS CARTIER KALIBER 9611 MC BESITZT EIN EXKLUSIVES SKELETON-UHRWERK. DIE SKELETTIERTEN UHRWERKBRÜCKEN IN FORM<br />

RÖMISCHER ZIFFERN VERLEIHEN DER UHR EINE EINZIGARTIGE ANZEIGE UND LESBARKEIT. DAS ZUSAMMENSPIEL DES KLASSSICHEN<br />

SANTOS-DUMONT DESIGNS UND DER SICHTBARKEIT DES UHRWERKS MACHEN DIESE UHR ZU EINER DER ELEGANTESTEN<br />

IHRER ZEIT.<br />

18KT WEISSGOLD-GEHÄUSE, 8-ECKIGE KRONE MIT EINEM SAPHIR VERZIERT, SKELETTIERTES MECHANISCHES UHRWERK<br />

MIT HANDAUFZUG KALIBER 9611 MC (20 EDELSTEINE, 28.800 UMDREHUNGEN PRO STUNDE) DOPPELTES FEDERGEHÄUSE,<br />

72 STUNDEN GANGRESERVE.<br />

ERHÄLTLICH IN DEN CARTIER BOUTIQUEN IN GENF, ZÜRICH, LUZERN, ST.MORITZ UND BEI DEN FOLGENDEN AUSGEWÄHLTEN KONZESSIONÄREN:<br />

GENF : B & B - LES AMBASSADEURS – LUZERN : EMBASSY – ZÜRICH : BEYER – LES AMBASSADEURS


Als Inbegriff traditioneller Uhrmacherkunst und zeitloser Eleganz<br />

begleitet die Capeland die wertvollsten Augenblicke des Lebens in<br />

vollendeter Balance zwischen Authentizität und Stil. Dieses historisch<br />

inspirierte Modell ist mit einem mechanischen Manufakturwerk mit<br />

Automatikaufzug und Flyback-Chronographen-Funktion ausgestattet,<br />

das durch den Saphirglas-Gehäuseboden zu sehen ist.<br />

www.baume-et-mercier.com<br />

Magazin zur Ausgabe Nummer<br />

48 der «<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong>»<br />

vom 16. Juni 2012. LUXE ist eine<br />

gemeinsame Publikation von «Bilan»<br />

und «<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong>»<br />

und erscheint vier Mal jährlich.<br />

–<br />

VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG<br />

Hallwylstrasse 71,<br />

Postfach, 8021 Zürich<br />

Telefon 044 298 35 35,<br />

Fax 044 298 35 00<br />

www.fuw.ch, verlag@fuw.ch<br />

–<br />

VERLEGER<br />

Pietro Supino<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Martin Coninx<br />

CHEFREDAKTOR<br />

Mark Dittli<br />

REDAKTIONELLE LEITUNG<br />

Konrad Koch<br />

ANZEIGENVERKAUF<br />

Tamedia Publications romandes SA<br />

Mühlebachstrasse 43, 8032 Zürich<br />

Telefon +41 44 251 35 75<br />

MARKETING<br />

Dana Massie, Sandra Meier<br />

–<br />

ART DIRECTOR<br />

Nicolas Zentner & Mathieu Moret<br />

(enzed)<br />

BILDREDAKTION<br />

David Huc<br />

–<br />

MITWIRKENDE DIESER AUSGABE<br />

Anoush Abrar & Aimée Hoving,<br />

Elias Amari, Vincent Calmel,<br />

Cristina d’Agostino,<br />

Christian Faber-Castell,<br />

Fabrice Eschmann, Christel Flach<br />

Marine Heer,<br />

Vincent Gillioz, Jonathan Heyer,<br />

Tuana Gökçim Toksöz<br />

David Houncheringer, Michel Jeannot,<br />

Konrad Koch, Simon Lamunière,<br />

Hans K. Leuppi, Catrin Lorch,<br />

Sylvie Roche, Knut Schwander,<br />

Claus Schweitzer,<br />

Francesca Serra, Olympia Wolff<br />

–<br />

ÜBERSETZUNG<br />

Béatrice Aklin,<br />

Sabine Dröschel, Gian Pozzy,<br />

–<br />

BILAN LUXE<br />

VERLEGER<br />

Tamedia Publications SA<br />

CHEFREDAKTOR<br />

Stéphane Bennoit-Godet<br />

REDAKTIONELLE<br />

LEITUNG<br />

Francesca Serra<br />

BUSINESS<br />

DEVELOPMENT<br />

MANAGER<br />

Cédric Piaget<br />

Cedric.piaget@bilan.ch<br />

–<br />

FOTOLITHO<br />

Images3, Lausanne<br />

–<br />

DRUCK<br />

Stämpfl i Publikatioen AG<br />

Aufl age 57 000<br />

ISSN 1664-0152<br />

EDITORIAL<br />

Rousseau, Richter<br />

und Rettungsschirme<br />

Was waren das für Sommer! Griechenland, Spanien,<br />

allein die Namen wie Meer, Sonne. <strong>Und</strong><br />

dieser Sommer – auch er wird heiss, europolitisch mit<br />

Gewissheit. Doch wird da, wo Krise ist, noch Kultur<br />

sein, wenn das Geld fehlt, für Museen, Festivals? Noch<br />

ist Europa nicht zum kulturellen Ödland geworden –<br />

und wird es auch nie.<br />

Das europäische Kunstprogramm ist – wie diese<br />

Ausgabe von «Luxe» zeigt – über diese Sommermonate<br />

mit Höhepunkten bestückt wie selten zuvor.<br />

Was diese Woche mit der alljährlichen Art in Basel beginnt, wird im<br />

September enden mit der 25. Biennale des Antiquaires in Paris. Diese<br />

schönste Kunst- und Antiquitätenmesse der Welt, die nur alle zwei Jahre<br />

stattfi ndet, wird dieses Jahr künstlerisch geleitet vom Grossmeister<br />

der Mode, von Karl Lagerfeld. Paris wird diesen Sommer ganz in deutscher<br />

Hand sein. Das Centre Pompidou räumt seine Säle frei für die Monumentalausstellung<br />

«Gerhard Richter. Panorama». Nach der Tate Modern<br />

in London, dem Nationalmuseum in Berlin ist es die dritte Station,<br />

an der man das Oeuvre von Gerhard Richter, wie unsere Autorin Catrin<br />

Lorch schreibt, in aller Erhabenheit in den Blick nehmen kann.<br />

Wer ob all der grossen Dinge, die diesen Sommer erfreuen oder erschüttern<br />

werden, Musse sucht, der kann sie ganz nah fi nden. Auf<br />

Inseln in Schweizer Seen. Jean-Jacques Rousseau, dessen 300. Geburtstag<br />

dieses Jahr gefeiert wird, fand sie auf der St. Petersinsel im<br />

Bielersee, von der er sagte, er «hätte ohne einen Augenblick der Langweile<br />

zwei Monate, zwei Jahrhunderte und die ganze Ewigkeit auf ihr<br />

verbringen können».<br />

Den Sommer auf eine ungewohnte Art entdecken wird auch unser<br />

Mann auf dem Titel: Didier Cuche hat sich vor seinem ersten trainingsfreien<br />

Sommer zum Gespräch mit «Luxe» eingefunden und verrät ein<br />

Rezept, das ob Rettungsschirmen für Banken und Länder für die Menschen<br />

zählt: Fair Play.<br />

Konrad Koch<br />

Stv. Chefredaktor<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 7


INHALT<br />

Sommer 2012<br />

18<br />

50<br />

8 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

07 EDITORIAL<br />

10 MITWIRKENDE<br />

13 GASTKOMMENTAR<br />

Alarmzustand<br />

Simon Lamunière<br />

14 MUST HAVE<br />

16 TECH-TRENDS<br />

Roadrunner und Wolkenstürmer<br />

18 INTERVIEW<br />

Didier Cuche<br />

Sport formt den Menschen<br />

22 AUSSTELLUNGEN<br />

24 TREFFPUNKTE<br />

Pool Bars / Business Clubs<br />

28 KUNSTSAMMLER<br />

Leidenschaft und Investition<br />

34 ZEITGENOSSEN<br />

Gerhard Richter<br />

Damien Hirst<br />

92<br />

84 99<br />

44<br />

42 KUNSTMESSEN<br />

Biennale des Antiquaires<br />

44 GEGENWARTSKUNST<br />

Multiples sind Originale<br />

49 GESTALTERKOLLEKTIV<br />

Oki Dato und Nendo<br />

50 MÖBELTRENDS<br />

Salone del Mobile<br />

52 SHOOTING STAR<br />

Bastian Baker<br />

60 SCHWEIZER MUSIK<br />

HiFi der Referenzklasse<br />

62 LOGENPLÄTZE<br />

Inselferien und<br />

Sonnenterrassen<br />

67 COCKTAILS<br />

Drinks für Sommertage<br />

70 DRESS CODE<br />

Cooles für heisse Tage<br />

52<br />

74 UHREN<br />

Die teuersten Komplikationen<br />

Cercle 250 - Die Gralshüter<br />

Rolex Deepsea Challenge<br />

83 SOZIALE NETZWERKE<br />

Best of all worlds<br />

84 BOOTE<br />

Swiss Catamarans<br />

Runabouts<br />

88 SCHÖNHEITSMACHER<br />

Zu Besuch bei den Dutertres<br />

92 TOUR AUTO 2012<br />

Klassiker für Oldtimer<br />

96 WELLNESS<br />

Parfums und Sport<br />

98 FILM<br />

Adèle Haenel<br />

99 BOUDOIR<br />

Dieter Meier<br />

80<br />

Titelbild: David Houncheringer<br />

David Houncheringer, Sylvie Roche, Jonathan Heyer, Peter Auto, DR<br />

www.piaget.com<br />

Piaget Rose<br />

PIAGET Boutiquen : Zürich - Bahnhofstrasse 38 • Genf - rue du Rhône 40<br />

Weissgold, diamantbesetzter Ring


MITWIRKENDE<br />

David<br />

Houncheringer<br />

David Houncheringen<br />

schloss 2003 die Fotografenschule<br />

in Vevey ab und<br />

lebt heute in Neuenburg,<br />

wo er auch als Freelancer<br />

tätig ist. Zur Fotografi e<br />

kam er übers Skateboarden,<br />

interessierte sich<br />

dann bald schon für konzeptuelle<br />

Portraits. 2009<br />

erhielt er dank eines Stipendiums<br />

ein Atelier in<br />

der Cité Internationale des<br />

Arts in Paris. Neben seinen<br />

Aufträgen und Ausstellungen<br />

realisiert er unter dem<br />

Pseudonym «Supermafi a»<br />

Vjings (Live-Videovorführungen<br />

mit Musikuntermalung)<br />

und audiovisuelle<br />

Installationen. Seine fotografi<br />

schen Arbeiten sind<br />

sehr real und fantastisch<br />

zugleich, wie das Portrait<br />

von Didier Cuche zeigt.<br />

www.dada.fm<br />

S. 18-21<br />

10 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

Anoush Abrar<br />

et Aimée Loving<br />

Das iranisch-holländische<br />

Duo hat 2003 nach dem<br />

Abschluss an der Lausanner<br />

Designschule Ecal zusammengefunden.<br />

Seiter<br />

inszenieren Anoush Abrar<br />

und Aimée Loving Modeshootings<br />

und spielen<br />

dabei geschickt mit den<br />

Stimmungen. Ihre Aufnahmen<br />

sind unglaublich<br />

sinnlich und poetisch. Mit<br />

ihren persönlichen Arbeiten<br />

greifen sie irritierende<br />

Themen auf oder gehen<br />

die Sujets frontal an. Die<br />

für «Luxe» realisierten<br />

Fotos erzählen eine Geschichte<br />

von Design und<br />

Komplexität.<br />

www.anoushaimee.com<br />

S. 88-91<br />

Simon Lamuniere<br />

Simon Lamunière hat<br />

Kunst studiert, sich aber<br />

schon sehr früh als Kurator<br />

betätigt. In dieser<br />

Funktion war er ab 1994<br />

für die Kunstbiennale<br />

Version verantwortlich,<br />

von 1996 bis 2003 für das<br />

Centre pour l’Image Contemporaine<br />

in Genf und<br />

von 2000 bis 2011 für Art<br />

Unlimited, die prestigeträchtige<br />

Sonderschau für<br />

Monumentalkünste von<br />

Art Basel. Seine unstillbare<br />

Neugier und seine Unvoreingenommenheitermöglichen<br />

es ihm, immer neue<br />

innovative Projekte auf die<br />

Beine zu stellen, die den<br />

üblichen Rahmen der Gegenwartskunst<br />

sprengen.<br />

www.interversion.org<br />

S. 13<br />

Catrin Lorch<br />

Direkt nach ihrem Studium<br />

in Kunstgeschichte,<br />

Städtebau, Germanistik<br />

und Journalismus leitete<br />

Catrin Lorch die Bonner<br />

Videonale als Direktorin<br />

und Kuratorin. Seit 1999<br />

schreibt sie für zahlreiche<br />

Magazine wie «Artforum»,<br />

«Frieze» und «Kunstbulletin».<br />

Seit drei Jahren ist<br />

sie für die Kunstrubrik<br />

der «Süddeutschen Zeitung»<br />

verantwortlich. Für<br />

«Luxe» kommentiert sie<br />

die sensationelle Ausstellung<br />

über Gerhard Richter.<br />

S. 36-39<br />

Vincent Gillioz<br />

Sein Ding sind Schiff e.<br />

Zunächst baute er selbst<br />

welche, bevor er darauf<br />

um die Welt segelte. Vor<br />

sieben Jahren wandte sich<br />

der Geograf und Umweltwissenschaftler<br />

den Medien<br />

zu und arbeitete unter<br />

anderem für die Tageszeitung<br />

«Le Temps». Er ist<br />

Mitglied des Redaktionskomitees<br />

des Magazins<br />

«Skippers» und regelmässiger<br />

Mitarbeiter von «Bilan»,<br />

für das er 2007 über<br />

den America’s Cup berichtete.<br />

Seit kurzem lebt er in<br />

den Alpen, ist aber an allen<br />

wichtigen internationalen<br />

Segelregatten in Europa<br />

anzutreff en.<br />

S. 84-87<br />

DR<br />

Bilan LUXE | 11


��������������������<br />

Wine<br />

or a decoration in fine<br />

watchmaking?<br />

Découvrez l’univers de l’horlogerie d’exception,<br />

sur www.hautehorlogerie.org<br />

Partenaires de la Fondation : A. Lange & Söhne | Audemars Piguet | Baume & Mercier | Bovet | Cartier | Chanel | Chopard | Corum | Fédération de<br />

l’industrie horlogère suisse | Girard-Perregaux | Greubel Forsey | Harry Winston | Hermès | Hublot | IWC | Jaeger-LeCoultre | JeanRichard | Montblanc | Musée<br />

d’art et d’histoire de Genève | Musée d’Horlogerie Beyer, Zürich | Musée d’horlogerie du Locle, Château-des-Monts | Musée international d’horlogerie,<br />

La Chaux-de-Fonds | Panerai | Parmigiani | Perrelet | Piaget | Richard Mille | Roger Dubuis | TAG Heuer | Vacheron Constantin | Van Cleef & Arpels | Zenith<br />

illustration: Nicolas Zentner<br />

OUVERTURE<br />

Gastkommentar<br />

Simon Lamunière<br />

Der «gelernte» Künstler Simon Lamunière hat bei verschiedenen Projekten als<br />

Ausstellungskommissar gearbeitet. So war er seit Anfang 2000 für Art Unlimited<br />

zuständig und begleitete zwölf Ausgaben dieser Sektion der Art Basel, an der<br />

Grossinstallationen, aber auch Kunstwerke zu sehen sind, die sich ausserhalb der<br />

Normen bewegen. Simon Lamunière ist ein vielseitiger, visionärer Mann, fröhlich und<br />

scharfsinnig, seine Heimat ist die Kunst. Er ist unablässig auf der Suche nach Orten<br />

und Verbindungen, die noch nicht erkundet, von Kunst und Kreation unberührt sind.<br />

Alarmzustand<br />

Ich vergleiche Kunst gerne mit einem Virus,<br />

mit dem Zustand der Verliebtheit.<br />

Es sind Ideen, die uns zufl iegen und uns<br />

nicht mehr loslassen. Kunst hat nicht unbedingt<br />

mit Liebe auf den ersten Blick zu<br />

tun. Es gibt durchaus Werke, die mir nicht<br />

gefallen, gegen die ich mich am Anfang<br />

wehre, mit denen ich mich dann aber doch<br />

geistig beschäftige. <strong>Und</strong> dieser Prozess<br />

mündet schliesslich in Neues, Positives.<br />

Mit einem Architekten als Vater kam ich<br />

schon früh mit der Kunst in Kontakt. Als<br />

Kind nervten mich jeweils die Bemerkungen<br />

meiner Freunde über die abstrakte<br />

Kunst, die bei uns zu Hause hing. Es waren<br />

halt andere Zeiten, Kunst war noch nicht<br />

Teil unserer Freizeit- bzw. Kulturgesellschaft.<br />

Zu jener Zeit betitelte man einen<br />

Calder als «Schuhschaber», einen Max Bill<br />

als «verbogenes Metall». Heute ist Kunst<br />

wie auch Design demokratisch geworden,<br />

es gibt auch immer mehr Ausstellungsorte.<br />

Für mich stellt dieser Trend nichts Negatives<br />

dar, ich nutze vielmehr diese Energie,<br />

denn so verbreitet sich Kunst und besetzt<br />

auch andere Bereiche. Es ist dieses Übergreifen,<br />

das mich interessiert.<br />

Für mich war Kunst immer ein Mittel,<br />

über Grenzen hinauszustossen und neue<br />

Räume zu erforschen. Das Projekt der<br />

Neon Parallax mit den neun Leucht-Kunstwerken<br />

auf den Dächern der Plaine de<br />

Plainpalais in Genf illustriert die Möglichkeit,<br />

Kunst zu zeigen, ohne off enzulegen,<br />

wo sie sich befi ndet. Ein ganz einfaches,<br />

aber erfolgreiches Prinzip, um das Quartier<br />

zu verändern und den Raum zu besetzen,<br />

der sich auf Infi ltration von Kunst<br />

in einem ungewöhnlichen Kontext stützt.<br />

Diese sowohl sichtbaren als auch verborgenen<br />

Lichtinstallationen sind die Replik auf<br />

das kommerzialisierte Seebecken von Genf<br />

mit der Leuchtwerbung für Uhren, Hotels<br />

und Banken, typische Genfer Skyline und<br />

Postkartensujet. Fortan gibt’s eine zweite<br />

«Rade de Genève», nämlich eine kulturelle.<br />

Ich mag die Idee, dass Kunst ein Alarmsignal<br />

ist, quasi ein Motor, der die Neugier<br />

des Betrachters ständig lebendig erhält.<br />

Für die Basler Art Unlimited entwickelte<br />

ich ein 18 000 m2 grosses weisses Dorf für<br />

sechzig bis siebzig Bewohner bzw. Kunstwerke.<br />

Um es ganz banal zu sagen, es war<br />

etwa, wie Menschen an einem Tisch zu<br />

versammeln, mit dem Ziel, ein funktionierendes<br />

Gespräch oder eine Konfrontation<br />

in Gang zu setzen. Diesen narrativen, urbanen<br />

Parcours zu schaff en, war ein phantasmagorischer<br />

Prozess. Für die Ausgabe<br />

2006 hatte ich die Idee, über das mobile<br />

Werk Bewegung und Desorientierung zu<br />

thematisieren – etwa mit dem Karussell<br />

von Carsten Höller, das auf einem unebenen<br />

Platz aufgestellt war. 2007 provozierten<br />

die Kunstprojekte in mir eine Vision à<br />

la Alphaville, die sich wie im rätselhaften<br />

Film von Godard mit der Modernität und<br />

dem Seriellen auseinandersetzte.<br />

Für meine letzte Edition 2011 unterstrich<br />

ich den temporären Aspekt des weissen<br />

Dorfs mit Bauschildern von Daniel Buren<br />

und hängenden Backsteinen von Gendell<br />

Geers. Wie bei jeder Art Unlimited gab es<br />

extrem sichtbare Werke wie die Neoninstallation<br />

von Jason Rhoades, andere wiederum<br />

waren diskreter, etwa Bodenskulpturen<br />

von Carl Andre. Dies beweist, dass<br />

Kunst nicht immer dort zu fi nden ist, wo<br />

man sie erwartet. Grenzen ausdehnen und<br />

neue Emotionen provozieren ist nach wie<br />

vor das zentrale Anliegen meiner Arbeit. |<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 13


MUST HAVE<br />

von Francesca Serra<br />

P U<br />

R<br />

D I V E R T I M E N T O<br />

Italiener sind starke Designer und angefressene Fussballfans. Was aus so einer Kombination<br />

entstehen kann, zeigt dieses exquisite Objekt fürs Dolce Farniente. Der Cristallino Gold ist ein<br />

Tischkicker aus Kristallglas und Aluminium mit Figuren aus 24 Karat Gold. Mit dem edlen Sammlerstück<br />

ist der Marke Teckell, die mit dem Slogan «luxury is a game to play» wirbt, ein grosser Wurf<br />

gelungen. Von dem massiv-minimalen Spielgerät wurden nur 50 nummerierte Exemplare gefertigt.<br />

Wer nicht ganz so schnell sprintet wie Ronaldino und deshalb nicht zu den Happy Few gehört, kann<br />

sich immer noch mit einem ebenso sportlichen Modell aus Kristallglas und Holz trösten.<br />

Cristallino Gold, 16 000 Fr., www.teckell.com<br />

MUST HAVE<br />

AUS LIEBE ZUR MECHANIK<br />

In Ihrem Telefon schlägt ein Herz? Genau, das<br />

eines fl iegenden Tourbillons! Die LeDix Furtif ist<br />

ein mechanisches Juwel aus Kohlefaser, das alle<br />

Konventionen über den Haufen wirft. Ob man sie<br />

nun als telefonische Taschenuhr oder Uhrenhandy<br />

bezeichnet, tut nichts zur Sache, denn die LeDix<br />

Furtif ist vor allem eins: ein neues Gadget für Leute<br />

die häufi g unterwegs sind. Sie verfügt über eine robuste<br />

und doch leichte Struktur und ist in limitierter<br />

Stückzahl mit Intarsien aus Platin oder Roségold<br />

versehen. Die Zubehörteile stehen dem Ausnahmeobjekt<br />

in punkto Ausgefallenheit in nichts nach.<br />

Sie glänzen durch viele aussergewöhnliche Details,<br />

wie einem ledernen «Holster», mit dem sich das<br />

Telefon am Körper tragen lässt.<br />

LeDix Furtif, 300 000 Fr.,<br />

www.celsius-x-vi-ii.com<br />

NÄGEL MIT KÖPFCHEN<br />

Der neue Unisex-Armreif in Form eines einfachen<br />

Nagels besticht durch seine rohe, schicke Eleganz.<br />

Mit diesem Modell lässt Cartier den legendären<br />

Entwurf des Schmuckdesigners Aldo Cipullo<br />

wieder aufl eben. Er hatte den Armreif in den 70er-<br />

Jahren in den wilden Zeiten des Studio 54 kreiert.<br />

Der Nagelarmreif ist noch heute Ausdruck einer<br />

rebellischen Natur.<br />

Juste un clou, Cartier, 32 100 Fr.,<br />

www.cartier.com<br />

CLICK CLACK<br />

Nach dem Erfolg der beiden Kamera im 2003<br />

und 2009 bietet Leica eine dritte Kamera «Edition<br />

Hermès» an, deren zwei Modellen mit einem<br />

verchromten und einem silbern eloxierten Objektiv<br />

ausgestattet sind. Die Ausgabe mit nur einem Objektiv<br />

ist seit Mai erhältlich und wurde bereits über<br />

300 mal verkauft. Die Ausgabe mit drei Objektiven<br />

ist in limitierter Aufl age und nur für kurze Zeit ab<br />

Juni 2012 erhältlich.... ein wahres Meisterstück!<br />

Leica M9-9 «Edition Hermès»,<br />

limitierte Aufl age «Jean-Louis<br />

Dumas», 100 Exemplare, 52 500 Fr.,<br />

www.leica.com<br />

FAST AND FRESH<br />

Das Elektrobike von Stromer ist eine Kombination<br />

aus technischer Leistung, Eleganz und Glamour<br />

in ihrer vollendetsten Form. Sogar Leonardo Di<br />

Caprio kurvt mit einem dieser stylischen Drahtesel<br />

durch Manhattan. Mit dem E-Bike ist man schnell<br />

unterwegs, ohne das Hemd durchzuschwitzen, wobei<br />

der diskret in den Rahmen eingebaute Motor<br />

je nach Modell 25 bis 45 km/h ermöglicht. <strong>Und</strong> da<br />

die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind,<br />

gibt es die Modelle in mehreren Formen, Grössen<br />

und Farben, mit individuell wählbaren Zierstreifen<br />

und unterschiedlichem Zubehör.<br />

E-Bike Stromer Elite Power,<br />

ab 4000 Fr., www.stromer.ch<br />

14 | Bilan LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 15


TECH-TRENDS<br />

von Francesca Serra<br />

TAYLOR GARAGE<br />

Für Roadrunner…<br />

Wer von Freiheit auf Asphalt träumt, kann sich in der<br />

Schweiz ein Motorrad ganz nach seinen persönlichen<br />

Wünschen anfertigen lassen.<br />

Es gibt zwei Alternativen: Entweder man verwandelt<br />

ein bestehendes Modell in einen «Chopper» – dabei wird<br />

der Rahmen verändert und die Gabellänge verlängert –,<br />

oder man entscheidet sich für den minimalistischen Vintage-Stil<br />

eines «Bobbers», konzentriert sich aufs Wesentliche<br />

und verzichtet auf alle Elemente, die man zum Fahren<br />

nicht unbedingt braucht.<br />

Mit ihrem fundierten mechanischen Fachwissen und<br />

dem richtigen Blick fürs Schöne zaubern die Bike-Spezi-<br />

16 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

alisten der Taylor Garage ein Motorrad ganz nach Ihren<br />

Vorgaben und passend zu Ihrer Grösse. In den Werkstätten<br />

wird nicht nur Wert auf Originalität, sondern auch auf<br />

eine bis ins kleinste Detail sorgfältige Verarbeitung gelegt.<br />

Alle Teile werden unter dem wachsamen Auge der Experten<br />

gefertigt.<br />

Für die nötige Power sorgt ein Harley-Davidson-Motor.<br />

Ein Traum für Biker und alle, die einzigartige, kraftvolle<br />

und auf unseren Strassen zugelassene Feuerstühle mögen!<br />

d Modell Fast Peak und i Modell Warson von Bad Boy Motorcycles,<br />

www.badboysmotorcycles.ch<br />

s Modell Daddy’s Toy von Blackway, www.black-way.com<br />

Für alle, die ein dauerhaftes Hobby suchen, könnte der Bau<br />

eines Flugzeugs eine spannende Alternative zum Briefmarken-<br />

oder Schmetterlingesammeln sein. In der Schweiz kann<br />

man nach Anleitungen von Experimental Aviation Switzerland<br />

(EAS) sein eignes Spielzeug bauen und sogar damit fl iegen. Die<br />

Konstruktion eines Flugzeugs im Kit (mit Material und Anleitung)<br />

nimmt rund drei bis fünf Jahre in Anspruch, für ein Modell<br />

Marke Eigenbau sollte man fünf bis zehn Jahre einplanen.<br />

Zwar ist dabei etwas Durchhaltewillen gefragt, aber man wird<br />

von einem EAS-Berater betreut.<br />

Aus Umweltschutzgründen wurde der Benzinverbrauch auf<br />

ein äusserst vernünftiges Mass reduziert. 100 Liter reichen bei<br />

einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 Knoten (ca. 190<br />

km/h) für acht Flugstunden. Mit einer Tankfüllung schaff en Sie<br />

es also bis nach Korsika! Es wird oft kritisiert, dass die schweizerische<br />

Gesetzgebung im Bereich der Ultraleichtfl ugzeuge im<br />

Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu streng ist und<br />

die Flieger nicht nur grösser, sondern auch viel zeitaufwendiger<br />

im Bau macht. In England zum Beispiel spricht nichts dagegen,<br />

mit einem verkleinerten Modell eines früheren Kampfj ets<br />

wie beispielsweise einer Fokker die Lüfte zu erobern.<br />

Mit solchen Fluggeräten ist man natürlich den Launen der<br />

Wettergötter ausgesetzt. Bei schlechter Witterung ist es daher<br />

ratsam, auf den Flug zu verzichten. Es geht nicht darum,<br />

so schnell wie möglich von A nach B zu gelangen. Oder, um<br />

es mit den Worten der EAS-Mitglieder auszudrücken: «Unsere<br />

Flieger sind schnelle Verkehrsmittel für Leute, die es nicht<br />

eilig haben.» |<br />

…und Wolkenstürmer<br />

Flugzeugkit: zwischen 60’000 und 100’000 Fr.<br />

www.experimental.ch<br />

Liste der Schweizer Flugplätze: www.bazl.admin.ch<br />

(unter Themen/Infrastruktur/Flugplätze)<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 17


| INTERVIEW | von Francesca Serra - Foto: David Houncheringer<br />

Didier Cuche<br />

«Sport formt den Menschen»<br />

DER SCHWEIZER SKIFAHRER, WELTMEISTER UND GEWINNER VON<br />

SECHS KRISTALLKUGELN HAT SEINE LETZTE SAISON IN TOPFORM<br />

BEENDET, HAT ER DOCH AUF DER LEGENDÄREN STREIF EINEN NEUEN<br />

REKORD AUFGESTELLT. KURZ VOR SEINEM ERSTEN TRAININGSFREIEN<br />

SOMMER ERZÄHLT ER ANEKDOTEN UND ERINNERUNGEN AUS<br />

SEINER SIEBZEHNJÄHRIGEN KARRIERE.<br />

Am 17. März 2012 nahm er im nostalgischen<br />

Kostüm und auf Holzski<br />

Abschied vom Rennzirkus. Die Bilder<br />

gingen um die Welt. Es war ein denkwürdiger<br />

Abschluss einer grossartigen<br />

Karriere: Er gewann sechsmal die Kristallkugel,<br />

die Olympia-Silbermedaille im<br />

Super G 1998 in Nagano, stand viermal<br />

auf dem Podest der Weltmeisterschaften,<br />

wovon einmal auf dem ersten Platz.<br />

Er ist neben Bernhard Russi und Pirmin<br />

Zurbriggen der beliebteste Skifahrer<br />

der Schweiz. Eine Auszeichnung, die<br />

er nicht nur seinen sportlichen Leistungen,<br />

sondern auch seiner Haltung und<br />

Philosophie verdankt. Er ist das Gegenstück<br />

zum talentierten, unvorhersehbaren<br />

Bode Miller, der Good Guy der Skiwelt:<br />

konstant, aufrichtig, Fairplay. Er<br />

sagt, was er denkt, und dies nicht immer<br />

diplomatisch, reagiert allergisch auf Polemiken<br />

und entdeckt auch in schwierigen<br />

Situationen die positive Seite.<br />

Sie haben Ihre Karriere auf dem Höhepunkt<br />

beendet, kurz nach dem Sieg in<br />

Kitzbühel. Haben Sie schon Pläne für die<br />

nächste Zukunft?<br />

Die einzige Neuigkeit, die ich jetzt mitteilen<br />

kann, ist die Zusammenarbeit mit<br />

dem norwegischen Skifahrer Lasse Kjus,<br />

der sein eigenes Kleiderlabel lanciert.<br />

18 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

Ich versuche die Anfragen zu steuern,<br />

denn mit meinen Sponsoren Audi, Ovomaltine,<br />

Head und Corum ist die Agenda<br />

schon schön gefüllt.<br />

Corum hat dieses Jahr die Admiral Cup44<br />

Chrono Centro Didier Cuche auf den<br />

Markt gebracht. Das Inserat zeigt Ihr<br />

in zwei Hälften geteiltes Gesicht, das<br />

des Skifahrers und das des Privatmanns.<br />

Symbolisch?<br />

Ja, die Aufnahme refl ektiert die Wende<br />

in meinem Leben. Ich bin immer noch<br />

mit dem Sport verbunden, aber jetzt als<br />

sein Vertreter. Gerade in dieser Übergangszeit<br />

spüre ich, wie sehr mit der<br />

Sport geholfen hat, vorwärtszukommen.<br />

Er hat mir ein grosses Rüstzeug gegeben,<br />

dessen Bedeutung ich mir während<br />

meiner Laufb ahn kaum bewusst war.<br />

Für mich steht fest, Sport formt den<br />

Menschen.<br />

Worauf haben Sie sich am meisten gefreut,<br />

nachdem Sie Ihren Rücktritt angekündigt<br />

hatten?<br />

Mehr Zeit zu haben, nicht mehr vom<br />

alljährlichen wiederkehrenden Terminkalender<br />

bestimmt zu sein. Den Sommer<br />

hier und nicht in Südamerika verbringen<br />

zu können, wo ich mich jeweils bis Ende<br />

September aufh ielt.<br />

Apropos Trainingsfahrten, von denen man<br />

einige Videos im Internet sehen kann: Sie<br />

haben einmal im Fernsehen ironisch darauf<br />

hingewiesen, dass «Sie wissen, wie Sie sich<br />

leiden lassen können».<br />

(lacht) In den Videos im Internet sieht<br />

man die spielerische Seite der Übungen,<br />

wo ich auf verschiedenen Unterlagen –<br />

Ball, Balanceboard – das Gleichgewicht<br />

trainiere. Es gibt aber auch weniger amüsante<br />

Übungen, die man immer wieder<br />

wiederholen muss und bei denen das einzige<br />

Vergnügen der Fortschritt ist. Hundertstelsekunden<br />

zu gewinnen, ist nur<br />

möglich, wenn man jedes Detail berücksichtigt,<br />

um die Übung noch komplexer<br />

zu machen. Ist dieser schwierige Faktor<br />

gemeistert, steigert sich die Fitness automatisch.<br />

Man spricht von der Regelmässigkeit und<br />

der Disziplin, die das Leben des Elitesportlers<br />

prägen. Die Trainings sind zwar fi x,<br />

beruhen auf ständigen Wiederholungen, die<br />

Karriere verläuft aber nie linear.<br />

Zu Beginn der Karriere sind die Fortschritte<br />

am grössten. Später geht’s dann<br />

um Präzision. Steigert man die Kraft um<br />

1%, ist das immerhin schon ein Gewinn<br />

von 1%. Meine kompletten physischen<br />

Fähigkeiten habe ich im Alter von 28 bis<br />

30 erreicht.<br />

Im Internet gab es dieses Jahr einen Aprilscherz,<br />

wonach Sie Trainer des Damenteams<br />

werden. Ein anspruchsvoller, komplizierter<br />

Job, der in den letzten Jahren viele Wechsel<br />

und Turbulenzen erlebt hat.<br />

Den neuen Trainer erwartet viel Arbeit.<br />

In den Schnelligkeitsdisziplinen gab es<br />

viele Ausfälle. Wenn alle Fahrerinnen<br />

gesund sind, ist das Potenzial sehr gross.


| INTERVIEW |<br />

Beim Slalom und beim Riesenslalom hat<br />

sich die Equipe infolge des Abgangs einiger<br />

Fahrerinnen, die sich unter den ersten<br />

dreissig hätten positionieren können,<br />

verkleinert. Es wird schwierig sein, das<br />

Steuer herumzureissen. Aber es ist auch<br />

nicht unmöglich, dass bis zu den Olympischen<br />

Spielen 2014 eine Siegerfahrerin<br />

im Team ist.<br />

Können Sie uns in diesem Zusammenhang<br />

etwas über Ihre Trainer sagen?<br />

Patrice Morisod verdanke ich viel, denn<br />

dank ihm bin ich zum Schweizer Rennkader<br />

gestossen. In der letzten Zeit arbeitete<br />

ich mit Roland Platzer, der ein riesiges Potenzial<br />

besitzt.<br />

Was ist für Sie ein guter Trainer?<br />

Es gibt Trainer, die zu viel wollen, die zu<br />

sehr ins Detail gehen. Der Trainer darf<br />

den Kopf des Sportlers nicht vollstopfen,<br />

er muss das Hauptproblem in der<br />

Fahrertechnik fi nden, wodurch sich andere<br />

Schwierigkeiten von selbst lösen. Man<br />

wirft zum Beispiel einem Athleten vor,<br />

dass er in der Kurve den Arm immer oben<br />

behält. Dies hat einen bestimmten Grund,<br />

und gute Trainer fi nden die Ursache.<br />

Im März 2011 hatten Sie mit Günter Hujara<br />

(FIS-Renndirektor Herren) Diff erenzen wegen<br />

eines gefährlich weiten Sprungs auf der<br />

Piste von Kvitfjell. Waren Ihre Beziehungen<br />

immer etwas gespannt?<br />

Günter ist ein Mann mit einem starken<br />

Charakter. Er hat einen schwierigen Posten,<br />

den ich um nichts in der Welt haben<br />

möchte. Ich habe ihn stets respektiert, und<br />

er mich ebenfalls. Der einzige Vorwurf,<br />

den ich ihm mache, ist, dass er etwas stur<br />

ist, dass er Entscheidungen gefällt hat, unbesehen<br />

von den Einwänden, die ich im<br />

Namen mehrerer Athleten und als Mitglied<br />

des Athletenkomitees gemacht habe.<br />

Es gibt nichts Tragischeres als einen Unfall,<br />

der im Vorfeld geäusserte Befürchtungen<br />

bestätigt. Ich denke an das Unglück<br />

von Daniel Albrecht im Jahr 2009. 2011 in<br />

Kvitfj ell machte ich Günter auf eine Kante<br />

aufmerksam, die einige Zentimeter zu<br />

hoch war, um nach dem Sprung eine sichere<br />

Landung zu gewährleisten.<br />

Weshalb wurde die Diskussion zur Polemik?<br />

Günter war nicht bereit, auf seine Entscheidung<br />

zurückzukommen. Ich sagte<br />

ihm: «Mach, was du willst, aber erwarte<br />

nicht von mir, dass ich am Ziel nichts sagen<br />

werde.» In Wirklichkeit hätte der Satz<br />

gelautet: «Erwarte nicht von mir, dass ich<br />

nichts sage, falls ein Fahrer an dieser Stelle<br />

stürzt.» Günter empfand meinen Satz<br />

als Drohung, dass ich mich an die Medien<br />

wenden würde. <strong>Und</strong> so wurde die Sache<br />

hinaufgeschaukelt und ich mit 5000 Fr.<br />

gebüsst. Die Busse wurde dann aber von<br />

der FIS rückgängig gemacht. Wichtig ist,<br />

dass die Geschichte Bewegung in die Dinge<br />

gebracht hat und die Kante schliesslich<br />

um einige Zentimeter abgetragen wurde.<br />

Das Engagement für mehr Sicherheit ist<br />

bestimmt legitim, vor allem weil im Skisport<br />

das Unfallrisiko enorm ist. Immerhin werden<br />

in einer Abfahrt Geschwindigkeiten von bis<br />

zu 140 km/h erreicht.<br />

Ein Unfall kann eine Karriere beenden.<br />

Ich habe glücklicherweise nur drei<br />

schwere Verletzungen erlitten, die zudem<br />

keine körperlichen Folgen hatten. Als<br />

19-Jähriger brach ich den Oberschenkel,<br />

mit 21 das Schienbein, 2005 erlitt ich einen<br />

Kreuzbandriss. Die Unfälle waren<br />

stets die Folge einer Unachtsamkeit, passierten<br />

nie während einer schwierigen<br />

Passage oder bei einem Sprung.<br />

« Wenn man jung<br />

ist, muss man<br />

sich und der Welt<br />

beweisen, dass man<br />

am richtigen<br />

Ort ist. »<br />

Ein Unfall kann das Leben des Athleten<br />

völlig verändern, eine Tatsache, deren man<br />

sich sicher immer bewusst ist. Können sich<br />

Zwangspausen günstig auf die sportliche<br />

Entwicklung auswirken?<br />

Ja, bei mir war dies 2005 der Fall, als ich<br />

mich am Knie verletzte. Ich war schon 31<br />

Jahre alt, und es war klar, dass dies die<br />

letzte Verletzung vor Karriereende sein<br />

würde. Ich beschloss, von nun an ganz<br />

von meinem Beruf zu profi tieren. Wenn<br />

man jung ist, muss man sich und der ganzen<br />

Welt beweisen, dass man am richtigen<br />

Ort ist. Man schaut nicht rechts oder<br />

links, man liebt das Risiko und ist total<br />

auf Leistung fokussiert. Der Unfall hat<br />

mir geholfen, Abstand zu gewinnen und<br />

mir auch mehr Zeit für mich zu nehmen.<br />

Ich erlaubte mir, statt um 22 Uhr erst um<br />

Mitternacht zu Bett zu gehen und ab und<br />

zu mit Trainern oder Freunden ein Glas<br />

zu trinken. So konnte ich mich entspannen<br />

und war dafür nachher noch konzentrierter.<br />

Am Fernsehen wurden wir jeweils Zeugen<br />

Ihrer Siegeseuphorie, die Sie mit dem<br />

legendären Skifl ip zeigten. Es gab bestimmt<br />

auch weniger grossartige Momente.<br />

Wenn die Resultate gut sind, ist man mit<br />

dem Publikum eins, und es ist grossartig,<br />

diese Feststimmung zu erleben. Im umgekehrten<br />

Fall, vor allem wenn die Medien<br />

noch eins draufgeben, kann es wirklich<br />

unangenehm sein. Es ist dann schon<br />

mal vorgekommen, dass die Menschen<br />

einen schief ansehen oder dem Blick ausweichen.<br />

Anfang der 2000er Jahre erbrachte<br />

das Schweizer Team keine guten<br />

Leistungen. Da wurde es uns bewusst,<br />

wie anspruchsvoll und fordernd das Publikum<br />

ist. Als wir uns wegen der Anzüge<br />

beklagten, wurde dies als faule Ausreden<br />

aufgenommen.<br />

Schliesslich ist es Ihnen gelungen, sich<br />

Gehör zu verschaff en.<br />

Wir erkannten, dass die Hierarchie der<br />

verschiedenen sportlichen Niveaus respektiert<br />

wurde, allerdings nicht in den<br />

Starträngen 1 bis 15, sondern 10 bis 40. Bei<br />

verschiedenen Skis und Serviceleuten,<br />

unterschiedlichem Körperbau und Fähigkeiten<br />

musste dann und wann einer in die<br />

vorderen Ränge gelangen. Unser einziger<br />

gemeinsamer Nenner war der Anzug. Wir<br />

haben deshalb selbst Tests durchgeführt,<br />

indem ein Athlet den offi ziellen Dress<br />

trug, während zwei andere die Anzüge<br />

immer wieder wechselten. Wir konnten<br />

auch die Anzüge der Österreicher und der<br />

Kanadier testen. Auf mehreren Strecken<br />

stellten wir eine Diff erenz von 7/10 Sekunden<br />

pro Minute fest. Mit diesem Beweis<br />

Hand gelang es uns schliesslich, die<br />

Dinge zu bewegen. Wir trugen die neuen<br />

Anzüge erstmals am 24. Januar 2004<br />

in Kitzbühel. Ambrosi Hoff mann wurde<br />

Dritter, ich fuhr unter die ersten zehn.<br />

Eine Woche später wurde ich in Garmisch<br />

Erster. Die Konsequenz: Ab diesem Moment<br />

wurden die Tests im Windkanal und<br />

der Ausrüstung wieder aufgenommen.<br />

Was denken Sie von den neuen Skis, die ab<br />

der nächsten Saison eingeführt werden?<br />

Da sie länger und weniger tailliert sind,<br />

muss man sich anders positionieren. Es<br />

wird eine Anpassung nötig sein, aber bei<br />

den Schnelligkeitsdisziplinen wird es<br />

keine Unterschiede geben. Einen grossen<br />

Schritt rückwärts gibt es im Riesenslalom,<br />

denn die längeren, schmaleren Skis<br />

machen das Fahren von Kurven schwieriger.<br />

Einmal mehr hat die FIS überstürzt<br />

gehandelt und darauf verzichtet, die Meinung<br />

der Athleten einzuholen. Statt diesen<br />

Extremen wäre eine Zwischenlösung<br />

bestimmt möglich gewesen. Anfang der<br />

nächsten Saison wird es unzweifelhaft<br />

Kommentare und Kritiken absetzen – und<br />

ab Mitte Saison sind die neuen Skis kein<br />

Thema mehr.<br />

Natürlich würden wir gerne mehr wissen,<br />

wie es hinter den Kulissen des Skizirkus<br />

zu- und hergeht. Beispielsweise unter den<br />

Athleten – gibt es Rituale?<br />

Auch wenn man nicht unbedingt abergläubisch<br />

ist, hat jeder Sportler sein<br />

eigenes Ritual. Manchmal sind es gar<br />

Ticks, die im Fernsehen zu sehen sind,<br />

manchmal ist die Kamera nicht dabei. Ich<br />

erinnere mich an einen Fahrer, der die<br />

Schnallen wie im Fieber immer wieder<br />

öff nete und schloss. Dieses Gebaren war<br />

schon etwas extrem. Natürlich sage ich<br />

Ihnen nicht, wer es war. So oder so, Rituale<br />

helfen, im Kopf zu starten, damit der<br />

Körper begreift, dass es bald losgeht.<br />

Welches war Ihr Startritual?<br />

Ich glaube, es waren die Stöcke. Der linke<br />

Körperteil wird von der rechten Hirnhälfte<br />

gesteuert und umgekehrt. Es gibt eine<br />

Mentalübung, die darin besteht, sich diese<br />

Kreuzung auf verschiedene Weisen zu visualisieren.<br />

Man kann sich zum Beispiel<br />

eine Buchstaben- und eine Zahlenreihe<br />

vorstellen und versuchen, A mit 2, B mit 1<br />

usw. zu verbinden. Mit der Zeit gelang es<br />

mir, dieses Kreuz in Sekundenbruchteilen<br />

abzurufen, das Kreuzen der Stöcke verstärkte<br />

die Konzentration. Mit diesem Signal<br />

versetzte ich mich sofort in Rennkondition,<br />

auch schon vor dem offi ziellen Start.<br />

Wenn von Ihren letzten Saisons 2007 bis<br />

2012 die Rede ist, sprechen viele Menschen<br />

von den «Jahren der Off enbarung».<br />

Die ganze Arbeit der Vorjahre hat<br />

schliesslich Früchte getragen. Die Siege<br />

fi elen mit dem Wechsel zu einer andern<br />

Skimarke zusammen, aber auch in die<br />

Zeit nach dem Bänderriss im Jahr 2005,<br />

als ich wieder Lust auf Karriere hatte und<br />

diese wirklich geniessen wollte.<br />

Mit 67 Podiumsplätzen blicken Sie auf<br />

eine beeindruckende Karriere zurück. Das<br />

Einzige, das in Ihrem Palmarès fehlt, ist<br />

Olympiagold, dem sie mehrmals ganz nahe<br />

waren. Bedauern ?<br />

Natürlich wäre es schön gewesen, eine<br />

Goldmedaille zu gewinnen. Aber ich<br />

freue mich über meine Silbermedaille.<br />

Noch heute, wenn ich die Bilder dieses<br />

Siegs sehe, erlebe ich die Freude und das<br />

Glück erneut. Obwohl ich in der Abfahrt<br />

das beste Trainingsrennen absolvierte,<br />

verpasste ich das Podest. Im Super G liess<br />

ich dann meine ganze Frustration los.<br />

Deshalb macht mich dieser Sieg besonders<br />

stolz. Man muss Niederlagen akzeptieren<br />

können. Das schlimmste Erlebnis<br />

war, die Kugel in einer Disziplin zu verlieren,<br />

in der ich 99 Punkte mehr hatte als<br />

der Sieger. Es war eine weitere Lektion,<br />

immer das Beste zu geben. |<br />

20 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 21


AGENDA<br />

AUSSTELLUNGEN IN DER SCHWEIZ<br />

von Tuana Gökçim Toksöz<br />

NACH DEM RIESIGEN ERFOLG DER ERSTEN NUIT<br />

DES IMAGES IN DEN GÄRTEN DES MUSÉE DE L’ELYSÉE,<br />

AN DER RUND 8000 PERSONEN TEILNAHMEN,<br />

FINDET AM FREITAG, 22. JUNI AB 18.30 UHR DIE<br />

ZWEITE AUFLAGE STATT.<br />

Zum zweiten Mal feiert die «Nacht der Bilder» die Sonnenwende<br />

mit einem reichhaltigen Programm des Dialogs von<br />

Fotografi e, Video und Klang. Auf sieben in den riesigen Gärten<br />

aufgestellten Projektionsfl ächen werden einen ganzen Abend<br />

lang fi xe und animierte Bilder zu einem bestimmten Thema zu<br />

bewundern sein, Werke international bekannter Künstler – Bettina<br />

Rheims oder Jon Naiman – wie auch überraschende Oeuvres<br />

von jungen, vielversprechenden Talenten.<br />

Eines der Highlights ist die Hommage an den berühmten<br />

Reporter und Fotografen Marcel Imsand aus Fribourg mit Archivbildern<br />

des Westschweizer Fernsehens und Aufnahmen<br />

des Künstlers. Cartes blanches erhalten die Ecal in Lausanne,<br />

das Photoforum PasquArt in Biel, das Centre de la photographie<br />

und die Head in Genf. So nutzt Sophie Mei Dalby, Studentin<br />

an der Ecal, die Gelegenheit, in aufwühlendem Bild und<br />

Ton auf die vom Menschen geschaff enen Lebensbedingungen<br />

wilder Tiere hinzuweisen. Die Studierenden des ersten Jahres<br />

der Head präsentieren Kurzfi lme aus zwei verschiedenen<br />

22 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

WENN KUNST<br />

UND BILDER<br />

SICH UNTER<br />

DEN STERNEN<br />

VEREINIGEN<br />

Polaroid-Sammlungen der Jahre 1960 bis 1980, die ihnen Sam<br />

Stourzé, Direktor des Musée de l’Elysée, zur Verfügung stellt.<br />

Der französische Fotograf Olivier Metzger, Meister des narrativen<br />

Bildes, konfrontiert die alternde Muse seiner Serie<br />

«Smile (forever)» mit dem Lauf der Zeit. Erneut auf dem Programm<br />

der Minisalon der fotografi schen Publikationen «On<br />

Print», wo das Publikum atypische und manchmal verkannte<br />

Printkreationen entdeckt. <strong>Und</strong> schliesslich holt das Radio<br />

RTS Stimmen aus der Vergangenheit hervor und sorgt damit<br />

für faszinierende Klang-Bild-Installationen.<br />

Für Kinder von 4 bis 12 Jahren wird ein ganz besonderes Programm<br />

organisiert. Ab 18.30 Uhr gehen sie auf eine spannende<br />

Reise in die bezaubernde Welt von Charlie Chaplin, Kühnere<br />

und Unternehmenslustige nehmen an unterhaltsamen Spielen<br />

im Rahmen der aktuellen Ausstellungen teil. Selbstverständlich<br />

ist auch für die Erwachsenen gesorgt, denn im « Bourg»<br />

gibt es Durstlöschendes und Unterhaltung. Hier betreibt das<br />

magische Lausanner Café-Theater drei Bars und eine Bühne,<br />

wo ab 19 Uhr die Gruppe «Format A’3» auftritt und mit vielgestaltigem<br />

Jazz auch Tanzlustige animiert. Ein vielfältiges, qualitativ<br />

anspruchsvolles Programm für die zweite Nuit des images.<br />

Der Erfolg steht jetzt schon fest. |<br />

Musée de l’Elysée<br />

18, avenue de l’Elysée<br />

1014 Lausanne, 021 316 99 11, www.elysee.ch,<br />

DR<br />

TO BREAK THE RULES,<br />

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THEM.<br />

UM REGELN BRECHEN ZU KÖNNEN, MUSS MAN SIE ZUERST<br />

MEISTERN.<br />

DIE UHR, DIE ALLE REGELN BRACH, NEU GEBOREN 2012.<br />

1972 SCHOCKIERTE DAS URMODELL DER ROYAL OAK DIE<br />

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GRUNDGEDANKEN TREU, DER VOR 40 JAHREN IN LE<br />

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CHRONOGRAPH


TREFFPUNKTE TREFFPUNKTE<br />

von Hans K. Leuppi und Knut Schwander<br />

Members<br />

only ZÜRICH<br />

SIE DIENEN DEM GESCHLOSSENEN NETWORKING, DIE BUSINESS<br />

CLUBS. OFFEN SIND SIE NUR MITGLIEDERN. AUFGENOMMEN<br />

WIRD MAN AUF EMPFEHLUNG ODER EINLADUNG. SICH AUF<br />

DIE TRADITION DES GENTLEMEN’S CLUBS BERUFEND, SIND SIE<br />

HEUTE ABER WENIGER BEGEGNUNGSSTÄTTEN KULTIVIERTER<br />

LEBENSART MIT BIBLIOTHEK, BILLARDZIMMER ODER<br />

KRAFTRAUM ALS VIELMEHR GASTRONOMISCH HOCHSTEHENDE<br />

VERPFLEGUNGSLOKALE, IN DENEN TOPSHOTS UND PROMINENZ<br />

DISKRET IHREN GESCHÄFTEN NACHGEHEN KÖNNEN.<br />

ZÜRICH CLUB ZUM RENNWEG<br />

Im umgebauten Zürcher Altstadthaus an der Fortunagasse trifft sich die jüngere Generation<br />

aus <strong>Wirtschaft</strong> und Gesellschaft. Aufgenommen wird, wer beim Eintritt nicht älter als 45<br />

Jahre ist und doch schon die Karriereleiter erklommen hat. Gepflegt werden Jours fixes für<br />

Mittagsstammtische, abendliche Debattierveranstaltungen und auch Familienanlässe. Gelobt<br />

wird die gute Küche des Clublokals. Die Mitgliederliste zählt über 200 Personen. Es besteht<br />

eine Warteliste.<br />

Club zum Rennweg, Fortunagasse 13, 8001 Zürich, 043 497 21 60, www.clubzumrennweg.ch<br />

CLUB BAUR AU LAC<br />

In der Villa Rosau direkt neben dem Zürcher Fünfsternehotel<br />

Baur au Lac ist der private Club Baur au<br />

Lac niedergelassen. Eingerichtet wie ein englischer<br />

Herrenclub, bietet er seinen Mitgliedern einen repräsentativen<br />

und diskreten Rahmen für Verabredungen<br />

mit Geschäftsfreunden. Das Clubrestaurant im<br />

Erdgeschoss folgt über die Mittagszeit den Regeln<br />

des reinen Herrenclubs – Zutritt nur für Männer, was<br />

auch für die Clubmitgliedschaft gilt. In den oberen<br />

Clubräumen, dem Restaurant Bel Etage, sind Damen<br />

und Herren zu Lunch und Abenddiner geladen. Über<br />

die Clubaufnahme entscheidet ein Komitee.<br />

Club Baur au Lac, General Guisan-Quai 8,<br />

8002 Zürich, 044 201 35 31, www.cbal.ch<br />

ZÜRICH CLUB HAUTE<br />

Weitblick über die Stadt Zürich und den See bis zu<br />

den Alpen geniessen die Mitglieder des Club Haute.<br />

In den obersten zwei Stockwerken im Hochhaus zur<br />

Schanze sind Bar und Restaurant eingerichtet. Unter<br />

den Zürcher <strong>Wirtschaft</strong>sclubs hat er die jüngste und<br />

spannendste Mischung von Persönlichkeiten aus<br />

<strong>Wirtschaft</strong>, Kultur, Politik und Sport. Die Mitglieder<br />

dürfen Gäste mitnehmen, was an schönen Sommerabenden<br />

zu einem nicht besonders elitären Gedränge<br />

auf der Terrasse mit ihrer spektakulären Sicht führt.<br />

Es besteht zurzeit ein Aufnahmestopp.<br />

Haute, Talstrasse 65, 8001 Zürich,<br />

043 344 72 72, www.haute.ch<br />

DR<br />

GENF AMERICAN AND INTERNATIONAL CLUB – AIC<br />

Seit 1951 bietet der unpolitische Club allen englischsprachigen Emigranten eine willkommene<br />

Gelegenheit, sich ins Genfer Geschäftsleben zu integrieren. Hier geben sich die<br />

Geschäftsführer multinationaler Konzerne, Entscheidungsträger und Mitarbeiter von Unternehmen,<br />

die neue Kontakte knüpfen möchten, die Klinke in die Hand. Da der AIC über<br />

kein eigenes Clubhaus verfügt, ist er im Hotel Intercontinental untergebracht. Er organisiert<br />

regelmässig Konferenzen, an denen namhafte Gastredner wie Arnold Schwarzenegger,<br />

Peter Brabeck oder Bernard Tschumy eingeladen werden. Das diesjährige Highlight ist ein<br />

Abend zu den amerikanischen Wahlen.<br />

AIC, Hotel Intercontinental, 022 910 25 80, www.amclub.ch<br />

GENF CERCLE DE LA TERRASSE<br />

Bei seiner Gründung im Jahr 1754 versammelten<br />

sich die Mitglieder des Clubs im Hotel der<br />

Familie Saussure, dessen Terrasse auf die Place<br />

Neuve hinausging. Heute ist der Club an der<br />

Rue Eynard zu Hause, wo er seine Tätigkeit<br />

diskret fortsetzt. Einflussreiche Personen und<br />

alteingesessene Genfer treffen sich hier mit<br />

Freunden, die schon fast zur Familie geworden<br />

sind. In dem edel gestalteten Raum herrscht<br />

eine entspannte Atmosphäre, in der weder über<br />

Geschäfte noch über Renditen gesprochen wird.<br />

Man kommt hierher, um ähnlich wie in einem<br />

englischen Club in gediegenem, stilvollem Rahmen<br />

mit Gleichgesinnten zu plaudern. Zutritt<br />

hat aber nicht jeder, auch nicht zum renommierten<br />

Restaurant!<br />

Club de la Terrasse, rue Jean-Gabriel-Eynard 4,<br />

1205 Genève.<br />

GENF SOCIÉTÉ NAUTIQUE<br />

Die Genfer Société Nautique gehört neben<br />

den Golfclubs von Genf und Cologny schon<br />

seit 1872zu den angesehensten Sportclubs<br />

der Stadt. Auch Nicht-Mitglieder können hier<br />

verschiedene Wassersportarten ausüben oder<br />

für Seminare oder hochkarätige Veranstaltungen<br />

Konferenzräume mieten. Zum Clubrestaurant,<br />

das direkt auf dem See liegt, haben allerdings<br />

nur Mitglieder und ihre Gäste Zutritt. Es ist gibt<br />

den direktem Blick auf den Hafen frei und ist<br />

unbestritten «The place to be». Hier wickelt die<br />

Genfer Prominenz in einem schicken und doch<br />

lockeren Rahmen ihre Geschäfte ab und pflegt<br />

ihre Beziehungen. La Nautique, wie der Segelclub<br />

von Eingeweihten genannt wird, organisiert<br />

auch die Bol d’Or und hat Alinghi lanciert. Sie<br />

haben es erraten: Auch Ernesto Bertarelli geht in<br />

der Nautique ein und aus.<br />

La Société Nautique de Genève, Port-Noir,<br />

1223 Cologny, 022 707 05 00, www.nautique.ch<br />

24 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 25


TREFFPUNKTE TREFFPUNKTE<br />

von Hans K. Leuppi und Knut Schwander<br />

DIE SAISON IST ERÖFFNET. WO<br />

LIESSEN SICH HITZE UND STAUB EINES<br />

SOMMERTAGES BESSER WEGSPÜLEN<br />

ALS AN KÜHLEM GESTADE MIT<br />

KÜHLEN DRINKS. WENN SICH DER<br />

TAG DEM ENDE ZUNEIGT, WERDEN<br />

BADEANSTALTEN UND SCHWIMMBÄDER<br />

ZU FREILUFTBARS UND ZUR KONZERT-<br />

LOUNGE MIT HEISSEM PROGRAMM.<br />

GENF, HÔTEL INTERCONTINENTAL<br />

POOLSIDE<br />

Der Garten Eden, ein bezauberndes Plätzchen, idyllisch ruhig<br />

und wunderbar exotisch. Der grosse Pool mit Deck und<br />

eleganten Liegestühlen erinnert an Bali oder Saint-Tropez.<br />

Insider wissen, dass am Mittwoch jeweils das Barbecue des<br />

Poolside ein richtiges Fest ist und dass neu am Freitag die<br />

«Sea-food-night » auf dem Programm steht. Ausserdem<br />

schätzen sie die verlockende, leichte Sommerkarte. Auf der<br />

Terrasse der Lounge genehmigen sie sich einen exquisiten<br />

Cocktail, mit oder ohne Alkohol, kosten dazu Mezze, Mini-<br />

Burgers oder entspannen sich bei einer Shisha. Weshalb<br />

denn in die Ferne fl iegen…<br />

Eintritt Pool und Liegestuhl: 50 Fr. an Wochentagen,<br />

90 Fr. Samstag/Sonntag<br />

Restaurant Poolside 12 bis 22 Uhr, Lounge bis 23 Uhr<br />

Chemin du Petit-Saconnex 7-9, Genf, 022 919 39 39<br />

Blaue<br />

Stunde<br />

LAUSANNE<br />

BEAU-RIVAGE PALACE<br />

BAR, ELEGANZ NEU INTERPRETIERT<br />

Italianità der schönsten Art: Man wird nicht müde, die Schönheit des auf den Blumenpark<br />

und See gebenden Säulengangs, die Bodenmosaike der riesigen Säle zu bewundern.<br />

Ein legendärer Ort mit leicht kolonialem Ambiente. Getreu der Devise «Tradition in<br />

Bewegung » hat das berühmte Beau-Rivage Palace vor kurzen die neu gestaltete Bar<br />

eingeweiht und das Deck mit den riesigen weissen Sonnenschirmen eröff net. An diesem<br />

eleganten Ort hat man die Qual der Wahl unter 250 Cocktails, die in wunderschönen<br />

Gläsern serviert werden. Kleine Eisberge werden aus einem riesigen Blick gehauen und<br />

von den geschickten Barmen mit einen Shot Eau-de-vie begossen. In der Barschool wird<br />

man spielerisch in die Cocktailkunst eingeführt. Eine Auswahl köstlicher Amuse-gueule<br />

lässt den perfekten Sonnennachmittag in die Mondnacht übergehen, untermalt von<br />

eigens für die Bar komponierter Musik.<br />

Bar ab 15 Uhr geöff net, Sonntag bis Donnerstag bis 1 Uhr, Freitag und Samstag bis 2 Uhr.<br />

Barschool am Nachmittag 150 Fr. , 1 Std. Kurs, Degustation und Geschenk.<br />

Place du Port 17-19, Lausanne, 021 613 33 95, www.brp.ch<br />

photos: DR<br />

ZÜRICH BARFUSSBAR<br />

Der Name ist wörtlich zu nehmen: Die Schuhe sind am Eingang abzuziehen, auf den Planken der Zürcher<br />

Frauenbadi wir barfuss getanzt. Die Jugendstil-Badeanstalt in der Limmat vor dem Stadthausquai wird<br />

immer Mitttwoch, Donnerstag und Sonntag ab 20 Uhr zur Bar, die Frauen und Männer off ensteht. Bis Mitte<br />

September sorgt ein Kulturprogramm für exzentrische Vielfalt von Poppunkchansons mit Sihl & Näz über die<br />

Soulstimme von Nubya, Anna Rossinellis Bon Voyage zur Freakshow von Knackboule und Gudrun.<br />

Barfussbar, Stadhausquai 12, 8001 Zürich, 044 211 95 92, www.barfussbar.ch<br />

BASEL<br />

RHYBADHYSLI BREITI<br />

Baden und entspannen auf hohem Niveau<br />

lässt es sich im Rheinbad Breite in Basel. Die<br />

doppelgeschossige historische Metallkonstruktion<br />

ragt von der Uferpromenade über den Fluss. Bei<br />

Sonnenuntergang wird das Sonnendeck zum<br />

Speisedeck eines fest vertäuten Flussdampfers, mit<br />

Blick auf Münster und Rhein. Bar und Restaurant<br />

haben mittags 12 bis 14 Uhr und abends bis 22 Uhr<br />

geöff net.<br />

Rheinbad Breite und Restaurant Veronica<br />

St. Alban-Rheinweg 195<br />

4052 Basel<br />

061 311 25 75 www.badhysli.ch<br />

ZÜRICH<br />

BAR RIMINI<br />

«Bei Regen nie», ist die Regelung für die Öff nungszeit<br />

der Bar Rimini im Männerbad Schanzengraben,<br />

dem ältesten erhaltenen Bad der Stadt Zürich.<br />

Unter Tag nur Männern zugänglich, ist das zwischen<br />

der historischen Stadtmauer des alten botanischen<br />

Gartens und der neuen Börse gelegene Flussbad<br />

jeden Abend bei schöner Witterung von 19.15<br />

bis 00.30 für jedefrau und jedermann off en. Bar<br />

und Restaurant sind am Samstag bereits ab 17<br />

Uhr geöff net. Durch den ganzen Sommer sorgen<br />

Filmnächte, Vernissagen und Musikevents für<br />

Chilloutstimmung.<br />

Rimini Bar, Badweg 10, 8001 Zürich, www.rimini.ch<br />

GENF, HÔTEL PRÉSIDENT WILSON,<br />

POOLGARDEN<br />

An diesem wunderschönen Ort hat der, gemäss<br />

Forbes «beste Barman der Welt», Colin Field vom<br />

Ritz in Paris schon seine Gäste verwöhnt. Man<br />

kommt hierher wegen des berühmten Sonntagsbrunchs<br />

und geniesst dazu den Blick auf Jet d’eau<br />

und Montblanc. An Wochentagen lässt man sich<br />

von der mediterran orientierten Karte verführen.<br />

Auf der schönsten Terrasse des rechten Seeufers<br />

hört man nichts von Autolärm und geniesst dafür<br />

umso mehr den Blick auf das Genfer Seebecken.<br />

Man mietet einen Liegestuhl, erfrischt sich im Pool,<br />

profi tiert von den neuen «Express-Services»: Refl exologie,<br />

Manicure, Nagelpfl ege… und süff elt dazu<br />

einen oder zwei Cocktails. Während der Happy<br />

Hour von 17 bis 19 Uhr ist das zweite Getränk gratis.<br />

Eintritt Pool und Liegestuhl: 50 Fr. an Wochentagen,<br />

100 Fr. Samstag/Sonntag<br />

Restaurant Poolgarden 12 bis 14.30 und 19 bis 22.30<br />

Uhr, Bar 9 bis 23 Uhr, 47 quai Wilson, Genf,<br />

022 906 64 52<br />

26 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 27<br />

Gaetan Bally<br />

Mischa Christen


| KUNSTSAMMLER | von Francesca Serra – Fotos: Vincent Calmel<br />

PASSION<br />

WAS HABEN SCHWEIZER SAMMLER GEMEINSAM? SIE ÜBEN SICH IN<br />

ZURÜCKHALTUNG UND PROFITIEREN VON IDEALEN RAHMENBE-<br />

DINGUNGEN. DANK TIEFEN STEUERN, DEN ZOLLFREIZONEN UND<br />

WEIL ES KEIN FOLGERECHT GIBT, DAS BEIM WIEDERVERKAUF ABGABEN<br />

AUF DEN ERLÖS EINES KUNSTWERKS ERHEBT, KÖNNEN SIE IHRER<br />

LEIDENSCHAFT UNTER OPTIMALEN VORAUSSETZUNGEN FRÖNEN.<br />

WIR HABEN UNS MIT FÜNF PASSIONIERTEN SAMMLERN UNTERHALTEN.<br />

Was treibt uns dazu, Kunst zu sammeln?<br />

Eitelkeit? Ein innerer<br />

Drang? Emotionen? Die geheimen Beweggründe<br />

sind undurchschaubar. Fest<br />

steht aber, dass alle Sammler fest genug<br />

an die Kunst und ihre Macht glauben, um<br />

ihr Geld dort anzulegen. Im Allgemeinen<br />

sind es das soziale Gewissen eines<br />

Künstlers, die Schönheit oder Originalität<br />

seiner Bildsprache oder die Exklusivität<br />

eines Objekts, die den Kunstfreund<br />

ansprechen. Häufi g fl iesst aber auch das<br />

Urteil der Meinungsträger, Kuratoren,<br />

Medien oder Händler mit ein.<br />

KUNST ALS INVESTITION<br />

Interessant an der Gegenwartskunst<br />

ist zudem die Tatsache, dass niemand sagen<br />

kann, welchen Wert ein zeitgenössisches<br />

Werk in dreissig Jahren haben wird.<br />

Diese Ungewissheit macht solche Investitionen<br />

umso spannender. Der Sammler<br />

wagt sich auf die Äste hinaus, geht Risiken<br />

ein und fühlt sich wie ein Abenteurer,<br />

denn schliesslich kann das Ansehen eines<br />

Künstlers jederzeit in Frage gestellt werden.<br />

Da Künstler heute nicht mehr im Alter<br />

von 35 Jahren an Tuberkulose sterben<br />

und ihre Schaff ensperiode locker bis zum<br />

80. Lebensjahr dauern kann, müssen sie<br />

ihr Genie über einen längeren Zeitraum<br />

unter Beweis stellen. Für den Investor bedeutet<br />

das zusätzliche Unsicherheit.<br />

Sammler kaufen nicht nur ein, ihre Besitztümer<br />

sind unwillkürlich einem Hin<br />

und Her ausgesetzt. So wie die Werke ihren<br />

Urheber auf seinem Weg begleitet haben,<br />

begleiten sie jetzt den neuen Besit-<br />

28 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

zer, bevor sie in andere Sammlungen oder<br />

in ein Museum übergehen. Es mag traurig<br />

erscheinen, dass über Jahre hinweg<br />

sorgfältig ausgewählte und zusammengetragene<br />

Werke beim Verkauf der Familiensammlung<br />

in alle Winde verstreut werden,<br />

auf der anderen Seite sollte man sich<br />

aber auch freuen, dass die Meisterwerke<br />

in neuen Umgebungen neu und anders<br />

wahrgenommen werden. Die Galeristen-<br />

und Händlertätigkeiten der Familie<br />

Runnqvist zum Beispiel erfährt nach<br />

zwei Generationen eine Pause, denn Anne<br />

Sheperd-Runnqvist hat beschlossen, die<br />

Arbeit ihrer Eltern nicht weiterzuführen<br />

und einen Teil des Erbes zu verkaufen.<br />

Grosse Sammlungen landen meistens<br />

in einem Privatmuseum oder in einer Stiftung.<br />

So auch die von Jean-Claude Gandur,<br />

der sein Geld im Ölgeschäft verdient<br />

hat. In seinem Besitz stehen einige der<br />

wertvollsten Kunstwerke der Griechen,<br />

Römer und Ägypter sowie die nach dem<br />

Centre Pompidou wichtigste Sammlung<br />

abstrakter Malerei aus der Nachkriegszeit.<br />

Damit seine Schätze unter den besten<br />

Bedingungen aufb ewahrt und einem<br />

möglichst breiten Publikum gezeigt werden<br />

können, hat sie Gandur über seine<br />

Stiftung dem Genfer Musée d’Art et<br />

d’Histoire vermacht.<br />

Der Verwendungszweck anderer<br />

Sammlungen wie die von Cristina und<br />

Thomas Bechtler, die zu den 13 wichtigsten<br />

Schweizer Sammlern zählen, ist nicht<br />

bekannt. In der jedes Jahr vom Magazin<br />

Artnews veröff entlichten Liste erscheinen<br />

ihre Namen neben denen anderer<br />

grosser Kunstkenner wie Gabi und Werner<br />

Merzbacher, Monique und Jean-Paul<br />

Barbier-Müller, Monique und Max Burger,<br />

Friederich Christian Flick oder Esther<br />

Grether. Wie Cristinas Aussagen<br />

zeigen, wurde der Kunstmarkt mit dem<br />

Aufstreben neuer Schwellenländer stark<br />

globalisiert und ist hart umkämpft. Seit<br />

sie mit der Unterstützung von Bice Curiger<br />

damit begonnen hat, die von ihrem<br />

Schwager Ruedi Anfang der 1990er-Jahre<br />

angefangene Sammlung konzeptueller<br />

Fotografi e zu vervollständigen, hat sich<br />

die Zahl der Käufer vervielfacht und die<br />

Preise sind in die Höhe geschnellt.<br />

AM PULS DES MARKTES<br />

Bei der Wahl der Künstler, die sie und<br />

ihr Mann betreuen, kommt es auf das<br />

richtige Timing an: Man muss möglichst<br />

viele Arbeiten des vielversprechenden<br />

Künstlers sammeln, bevor die Preise steigen.<br />

Wahrscheinlich spannen sie deshalb<br />

mit künstlerischen Schiedsrichtern wie<br />

den Kuratoren Bice Curiger, Hans-Ulrich<br />

Obrist und Beatriz Ruf zusammen, weil<br />

sie an der Spitze eines immer breiteren<br />

und vielfältigeren Markts bleiben wollen.<br />

Zugang zu den relevanten Informationen<br />

und Schnelligkeit sind für einen<br />

guten Kauf entscheidend. Nicolas Ferretjans,<br />

der für eine Zürcher Grossbank<br />

arbeitet, hebt deshalb auch die Bedeutung<br />

der Recherchen hervor, die er anstellt, sobald<br />

er auf einen Künstler aufmerksam<br />

wird. Um immer am Puls des Marktes<br />

zu sein, hat er sich mit einer Pariser Galerie<br />

zusammengetan, die die Werke aufstrebender<br />

Künstler ausstellt. Im Übrigen<br />

beschränkt sich kaum ein Sammler zeitgenössischer<br />

Kunst in seiner Anfangsphase<br />

auf eine einzige Tätigkeit. Sabine<br />

Parenti, die gemeinsam mit ihrem Mann<br />

Alessandro eine wunderbare Auswahl<br />

an Objekten von Künstlern aus dem In-<br />

und Ausland besitzt, sitzt unter anderem<br />

im Ausschuss des Swiss Institute in New<br />

York. Sie sehen das Sammeln von Gegenwartskunst<br />

in erster Linie als eine Art, mit<br />

der Zeit zu leben.<br />

CRISTINA BECHTLER<br />

Cristina Bechtler und Ehemann<br />

Thomas zählen zu den weltweit bedeutendsten<br />

Kunstsammlern. Die Familie<br />

Bechtler besitzt eine lange Geschichte<br />

und ein grosses Kunsterbe, weshalb<br />

Cristina bei drei Sammlungen aktiv ist.<br />

Bei der ersten handelt es sich um die<br />

Familienstiftung, die ihr Schwiegervater<br />

Walter vor 60 Jahren ins Leben gerufen<br />

hat und die Skulpturen sammelt, die im<br />

öff entlichen Raum ausgestellt werden.<br />

Die zweite ist eine Kollektion konzeptioneller<br />

Fotografi e des Unternehmens<br />

Zellweger Luwa, das von Ehemann<br />

Thomas präsidiert wird. Zusammen mit<br />

Ruedi Bechtler und Bice Curiger hat sie<br />

1990 die Sammlung begonnen, die 2011<br />

erstmals in den Kunstmuseen Bonn und<br />

St. Gallen gezeigt wurde. <strong>Und</strong> die dritte<br />

ist eine noch nie öff entlich gezeigte<br />

Privatsammlung, die u.a. Minimal Art<br />

von Sol Lewitt und Donald Judd und<br />

Gegenwartskunst von Grössen wie<br />

Jenny Holzer, Damien Hirst, Doug<br />

Aitken, Christopher Wool und Rebecca<br />

Warren umfasst. Aus der Schweiz sind<br />

Stars wie Fischli/Weiss, Pipilotti Rist<br />

und Mai-Thu Perret vertreten.<br />

«Wir sammeln sehr fokussiert, entdecken<br />

die Künstler in ihren Anfängen,<br />

bevor ihre Werke unerschwinglich werden.<br />

Da wir sie über längere Perioden<br />

beobachten, legen wir einen grossen<br />

Fundus desselben Künstlers an.» Wird<br />

für die Kollektion eines Tages ein Museum<br />

gebaut? «Wir haben keine Entscheidung<br />

getroff en, aber wir denken<br />

darüber nach.» Neben ihrem Verlag für<br />

zeitgenössische Kunst kümmert sich<br />

Cristina Bechtler gegenwärtig um die<br />

dritte Ausgabe der von ihr initiierten<br />

Engadin Art Talks, die am 25. und 26.<br />

August in Zuoz stattfi nden. Für die<br />

künstlerische Leitung zeichnen gemeinsam<br />

Hans Ulrich Obrist, Co-Direktor<br />

der Serpentine Gallery, London, und<br />

Beatriz Ruf, Direktorin der Kunsthalle<br />

Zürich, verantwortlich.


SABINE UND<br />

ALESSANDRO PARENTI<br />

Der Besucher von Sabine und<br />

Alessandro Parenti wird sofort von<br />

der Installation «Hypnose, Trance,<br />

Schlaf» – drei grosse rotierende<br />

Spiralen – des Plastikers Kerim<br />

Seiler in Bann gezogen. Die Sammlung<br />

des Paares umfasst Arbeiten<br />

zahlreicher Schweizer Künstler,<br />

etwa ein neues Oeuvre von Pamela<br />

Rosenkranz sowie Werke von Olaf<br />

Breuning und Pipilotti Rist. Ende<br />

der 90er Jahre hatten sie das<br />

Glück, Thomas Hirschhorns erste<br />

Arbeiten zu erwerben, die in den<br />

Verkauf gelangten. Die beiden<br />

Kunstsammler ziehen den direkten<br />

Kontakt mit Künstlern und Galerien<br />

dem wenig transparenten und<br />

auch teuren System der Auktionen<br />

vor. An Versteigerungen sind sie<br />

dann anzutreff en, wenn sie auf<br />

dem Primärmarkt selten angebotene<br />

Werke erwerben möchten,<br />

zum Beispiel Fotografi en von<br />

Nan Goldin, Cindy Sherman oder<br />

William Wegmann.<br />

Kunst ist emotional, aber auch<br />

eine Herausforderung, sich mit<br />

etwas auseinanderzusetzen, das<br />

noch nicht ganz erfassbar oder<br />

auf Anhieb verständlich ist. Für<br />

die Parentis bedeutet Kunst daher<br />

mentale Öff nung, ein Aspekt, der<br />

für sie wichtiger ist als Kohärenz.<br />

«Wir erwerben Kunst nicht anhand<br />

von Kriterien, sondern weil die<br />

Werke zu uns passt. Aus diesem<br />

Grund haben wir es auch schon<br />

abgelehnt, Freunde beim Aufbau<br />

ihrer Kollektion zu beraten. Sich für<br />

lebende Künstler zu interessieren,<br />

ist die Möglichkeit, mit dem Geschehen<br />

in Kontakt zu bleiben. Es<br />

umfasst auch den Wunsch, jung zu<br />

bleiben, nicht von der Welt abgeschnitten<br />

zu sein, zu wissen, wie<br />

junge Menschen über das Leben<br />

denken und ihre Impressionen<br />

umsetzen. Auf diese Art verändern<br />

auch wir uns, und wir sind gezwungen,<br />

unser Denken immer wieder<br />

neu zu bedenken.»<br />

NICOLAS FERRETJANS<br />

Weder in seiner Arbeit noch für seine<br />

120 Werke umfassende Kollektion<br />

macht sich Nicolas Ferretjans<br />

die Entscheidungen leicht. Bevor<br />

er ein Werk erwirbt, konsultiert er<br />

spezialisierte Websites wie Artprice<br />

und Artnet, um die Notierung<br />

des Künstlers auf dem Primär-und<br />

Sekundärmarkt festzustellen. «Es<br />

gibt selbstverständlich die Faktoren<br />

Vergnügen und Emotionen, aber<br />

es geht auch darum, den Wert<br />

eines Werkes zu evaluieren und<br />

auszuhandeln, denn das gesparte<br />

Geld kann ich später in andere Stücke<br />

investieren. Ich kann zuwarten<br />

und mache Nachforschungen, um<br />

Arbeiten und Wert eines Künstlers<br />

zu kennen. Letztendlich betrachte<br />

ich das Ganze auch mit den Augen<br />

des Bankers, denn ich möchte das<br />

Werk nicht überzahlen. Wenn ich’s<br />

tue, vor allem an Auktionen, habe<br />

ich ein schlechtes Gewissen.»<br />

Seine Passion hat ihn bewogen,<br />

sich mit dem befreundeten<br />

Pariser Galeristen Olivier Robert<br />

zusammenzuschliessen. Auf diese<br />

Weise hält er einen Fuss in der<br />

Tür und ist näher an der Quelle.<br />

So hat er auch die Arbeiten des<br />

in Serbien geborenen Künstlers<br />

Boogie kennengelernt. Dieser<br />

beschäftigt sich mit urbanen<br />

Gemeinschaften und schleust sich<br />

schon mal in New Yorker Gangs<br />

ein, um mitten im Geschehen und<br />

ohne Zoom zu fotografi eren. «Seit<br />

einiger Zeit zieht es mich mehr zur<br />

harten als zur ästhetischen Kunst»,<br />

erklärt der Sammler und weist auf<br />

eine Bronzeleuchte von Joep Van<br />

Lieshout, die, je nach Interpretation,<br />

einen «Baum des Lebens oder des<br />

Todes» darstellt.<br />

<strong>Und</strong> wie hält er es mit Schweizer<br />

Künstlern? «Ich besitze Aufnahmen<br />

von Grönland und Tokio des Lausanner<br />

Fotografen Joel Tettamanti<br />

und beschäftige mich im Moment<br />

mit Marc Bauer, auf dessen Talent<br />

auch die Fondation Guerlain<br />

aufmerksam geworden ist.»<br />

30 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 31


ANNA SHEPHERD-<br />

RUNNQVIST<br />

Die «Table Bleue» von Yves Klein<br />

aus ultramarinblauen Pigmenten<br />

unter Plexiglas entfaltet eine<br />

unglaubliche Sogwirkung. Die<br />

Sammlung Runnqvist versammelt<br />

Meisterwerke von Jean Tinguely,<br />

Armand, Christo, Spoerri, Gianfredo<br />

Camesi, Lucio Fontana – von<br />

dem Frau Runnqvist ein Armband<br />

trägt – und besitzt auch eine der<br />

grössten Kollektionen der Skulpturen<br />

von Niki de Saint Phalle. Dies<br />

alles repräsentiert ein ganzes Kapitel<br />

der Gegenwartskunst und ist das<br />

Resultat von fünfzig Jahren Aktivitäten<br />

der Galerie Bonnier, die von<br />

dem aus Schweden stammenden<br />

und kürzlich verstorbenen Ehepaar<br />

Dagny und Jan Runnqvist geleitet<br />

wurde. Ein Teil dieser Sammlung<br />

gelangt nun in den Verkauf, mit<br />

Ausnahme einiger Werke, die die<br />

Familiengeschichte geprägt haben.<br />

«Meine Eltern hatten das Auge,<br />

die Passion und das Verständnis<br />

für Kunst. Deshalb sind ihnen nicht<br />

viele Fehler unterlaufen. Ich habe<br />

sie immer für ihren Enthusiasmus<br />

und ihre Risikofreude bewundert.<br />

Die Werke von Yves Klein beispielsweise<br />

hatten in den 60er-Jahren nur<br />

wenig Wert.» Anna erinnert sich an<br />

die Pilgerfahrten mit ihren Eltern<br />

zu Museen und an die Besuche<br />

der Künstlerateliers, für ein Kind<br />

nicht immer nur eitel Freude. «Als<br />

Erwachsene beschloss ich daher<br />

meinen eigenen Weg zu gehen und<br />

nicht in der Kunst zu arbeiten. So<br />

habe ich, im Gegensatz zu meinem<br />

Vater, die Galerie nicht übernommen.»<br />

Ihr letzter persönlicher Kauf<br />

ist die Fotografi e eines Baums<br />

von Nan Goldin. «Erst nach dem<br />

Erwerb habe ich erfahren, dass die<br />

Aufnahme in Schweden gemacht<br />

wurde. Eine Erinnerung an meine<br />

Herkunft und für mich der Beweis,<br />

dass Kunst eigentlich eine simple<br />

Frage des Instinkts ist.»<br />

JEAN CLAUDE GANDUR<br />

Jean Claude Gandur posiert vor<br />

den Arabesken des abstrakten<br />

spanischen Malers Rafael<br />

Canogar. Diese gehören zu einer<br />

der Kollektionen, die heute unter<br />

der «Fondation Gandur pour<br />

l’art» zusammengefasst sind. Die<br />

Stiftung beinhaltet drei eigenständige<br />

Sammlungen: die antike<br />

Periode mit etwa 900 Teilen, die<br />

abstrakte europäische Kunst von<br />

1946 bis 1962 sowie dekorative<br />

Objekte aus dem Mittelalter bis<br />

Anfang 20. Jahrhundert. Dieser<br />

Schatz wird dank einer Konvention<br />

mit dem Musée d’Art et<br />

d’Histoire de Genève dem Publikum<br />

unter besten Ausstellungsund<br />

Konservierungsbedingungen<br />

präsentiert.<br />

Der Wille, dieses Kunsterbe zu<br />

zeigen, geht einher mit künstlerischer<br />

Kohärenz. «Ich sammle<br />

keine Gegenwartskunst, abgesehen<br />

vielleicht von Werken von<br />

Basquiat oder Kiefer, denn ich<br />

betrachte mich nicht als genügend<br />

grosser Kenner, um junge<br />

Talente zu entdecken. Es ist<br />

durchaus in Ordnung, sich selber<br />

Freude zu bereiten, aber für mich<br />

bedeutet Kunst teilen. <strong>Und</strong> wenn<br />

man teilen will, muss man den<br />

richtigen Blick haben aus Respekt<br />

für die vielen Menschen, die<br />

die Werke sehen werden. Es ist<br />

sinnlos, in den Museumskellern<br />

Stücke zu lagern, die niemanden<br />

interessieren. Deshalb muss man<br />

das Beste wählen.»<br />

Jean-Claude Gandur konzentriert<br />

sich als Sammler ausgeprägt<br />

auf jene Perioden der Kunst, die<br />

er gut kennt. «In der Malerei<br />

habe ich mein Bezugssystem und<br />

ich bin fähig, Meisterwerke in<br />

einem bestimmten Spektrum zu<br />

erkennen, selbst wenn sie nicht<br />

von sogenannt grossen Künstlern<br />

wie etwa Hartung, Mathieu oder<br />

Soulages stammen.»<br />

32 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 33


| GERHARD RICHTER | von Catrin Lorch<br />

Die Werkschau<br />

ER GILT ALS DER BEDEUTENDSTE ZEITGENÖSSISCHE KÜNSTLER UND<br />

IN DER SPRACHE DES KUNSTMARKTES ALS DER TEUERSTE LEBENDE<br />

DEUTSCHE MALER: GERHARD RICHTER. IN SEINEM ACHTZIGSTEN<br />

LEBENSJAHR ZEIGT DIE MONUMENTALAUSSTELLUNG «PANORAMA»<br />

SEIN SCHAFFEN. NACH STATIONEN IN DER LONDONER TATE MODERN<br />

UND DER NATIONALGALERIE IN BERLIN IST DIE WERKSCHAU JETZT<br />

IN PARIS IM CENTRE POMPIDOU ZU SEHEN.<br />

Dass da vom Gipfel eines Werks zurückgeblickt<br />

wird, legt schon der<br />

Ausstellungstitel nahe: «Gerhard Richter.<br />

Panorama». Er lässt ahnen, dass man<br />

mit dieser Besichtigung keine neuen<br />

Stollen in ein Massiv treiben wird, keine<br />

Serpentinen anlegen und keine entlegenen<br />

Täler besuchen will – sondern ein<br />

Oeuvre in aller Erhabenheit in den Blick<br />

nehmen, das im ausgehenden zwanzigsten<br />

Jahrhundert als unübertroff en gilt.<br />

Der Künstler selbst mag erklären, dass<br />

das Grossprojekt, das seinem Werk gilt,<br />

«rein zufällig» im Jahr seines achtzigsten<br />

Geburtstags stattfi ndet – nach vielen<br />

Dekaden, in denen die Kunstwelt die un-<br />

34 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

terschiedlichsten Aspekte seines Schaffens<br />

untersucht und kritisch gewürdigt<br />

hat, sein Einfl uss auf die jüngere<br />

Kunstgeschichte, die Malerei vor allem,<br />

wieder und wieder abgezirkelt wurde,<br />

scheint es, als sei so eine Expedition<br />

jetzt nachgerade fällig gewesen.<br />

Jeweils gut einhundertfünfzig Werken<br />

von Gerhard Richter räumen die<br />

wichtigsten Museen Europas mit «Panorama»<br />

ihre Säle frei: Nach Stationen in<br />

der Londoner Tate Modern und der Nationalgalerie<br />

in Berlin kommt die Werkschau<br />

jetzt in Paris im Centre Pompidou<br />

an, die von frühen Studentenwerken bis<br />

zu den jüngsten Streifenbildern reicht.<br />

Die Auswahl kann man als fast kanonische<br />

Setzung begreifen – als die Schau<br />

an ihrer ersten Station in London eröff<br />

net wurde, waren auch Kenner des<br />

Werks begeistert von der Ausstellung,<br />

die zwar fast trocken und pädagogisch<br />

die Entfaltung dieses Werks verfolgt,<br />

doch erschien das unter so vielen Aspekten<br />

ausgedeutete Werk mit klarem<br />

Fokus auf Malerei mit gleichermassen<br />

nachvollziehbarer Deutlichkeit wie in<br />

fast selbstvergessner Schönheit.<br />

AUFBRUCH IN DEN WESTEN<br />

«Panorama» setzt mit Werken aus der<br />

frühen, an die amerikanische Pop Art<br />

angelehnten Gemälden ein, darunter ist<br />

es das epochale Gemälde «Ema (Akt auf<br />

einer Treppe)» aus dem Jahr 1966, das<br />

programmatisch einen Neuanfang der<br />

Malerei markiert. Der nach seiner Ausbildung<br />

an der Hochschule der Künste<br />

Dresden als Wandmaler im Jahr 1961 in<br />

den Westen übersiedelte Gerhard Richter,<br />

der noch bei Karl Otto Götz an der<br />

Düsseldorfer Akademie studiert hatte,<br />

malte seine eigene Frau – schon in der<br />

leicht verschleierten, realistischen Mal-<br />

© Gerhard Richter, 2012<br />

© Gerhard Richter, 2012<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 35


ACTU | PASSÉ-PRÉSENT | par David Chokron<br />

weise, die so charakteristisch für seine<br />

fi gurative Malerei werden sollte.<br />

Mit dem Akt auf einer Treppe schickte<br />

der junge Künstler selbstbewusst Marcel<br />

Duchamps Abschied von der Leinwand<br />

aus dem Jahr 1912 ein Motiv hinterher,<br />

das sagte: Doch, man kann noch<br />

malen. Fotografi e, Film und neuerdings<br />

auch Fernsehen können nicht, was der<br />

Maler kann – und in der Folge diff erenziert<br />

Gerhard Richter seine Arbeit in der<br />

Auseinandersetzung – und fast als Gegenspieler<br />

–einer Welt, die sich in einem<br />

Rausch für die Bilder der Medien<br />

verliert und in der alle Deutungshoheit<br />

über die eigene Geschichte vom Strom<br />

der Bilder fortgeschwemmt wird.<br />

Gerhard Richter setzt nicht nur Werbemotive<br />

oder Fotografi en aus Sach-<br />

36 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

büchern, sondern auch Bilder aus dem<br />

eigenen Umfeld dazu in ein Spannungsverhältnis:<br />

«Onkel Rudi» und «Tante<br />

Marianne», beide 1965 entstanden, sind<br />

Motive aus dem Fotoalbum der eigenen<br />

Familie. Die Kunstgeschichte notiert zunächst<br />

vor allem die profane Herkunft<br />

« Sich ein Bild zu machen,<br />

eine Anschauung haben, macht<br />

uns zu Menschen.»<br />

der Motive, die erst über die Jahrzehnte<br />

in ihrem vielschichtigen, auch biografi -<br />

schen Reichtum erkannt und ausgedeutet<br />

werden.<br />

Dem Onkel, der in der Zeit Nationalsozialismus<br />

Täter war, steht die Tante<br />

gegenüber, die als behinderte junge Frau<br />

den Euthanasieprogrammen zum Opfer<br />

wurde. Das Baby, das die junge Frau auf<br />

dem Foto, das Gerhard Richter als Bildvorlage<br />

diente, auf dem Schoss hält, ist<br />

der Künstler selbst, was der Ausstellung<br />

jeweils in einem der ersten Säle eines<br />

der schönsten Autoporträts eines Künstlers<br />

überhaupt beschert.<br />

ABSTRAKTE ERHABENHEIT<br />

Dass die Londoner Station die fotorealistischen<br />

Motive mit den grossen Abstraktionen<br />

mischt, die Gerhard Richter<br />

seit den Achtzigerjahren malt, und dazwischen<br />

auch die konzeptuellen Farbtafelmalereien<br />

hängt, die Richter streng<br />

nach dem Zufallsprinzip komponiert, ist<br />

keine Überforderung – sondern eine inspirierende<br />

und stringente Präsentation,<br />

aus der sich die grauen Serien und<br />

Ausnahmewerke wie «4 Glasscheiben»<br />

(1967) gebührend abheben konnten: als<br />

einfache Konstruktion aus metallgefassten<br />

Scheiben, die zwischen Metallstäben<br />

eingehängt in verschiedenen Winkeln<br />

gekippt sind wie Fenster. Auch mit<br />

dieser abstrakten Skulptur bezieht sich<br />

Richter wieder auf Marcel Duchamp auf<br />

dessen «Grosses Glas».<br />

Eines der schönsten Kapitel war dann<br />

nicht der monumentale Raum mit dem<br />

Cage-Zyklus aus dem Jahr 2006, ei-<br />

© Gerhard Richter, 2012<br />

Seite 80: «Strip», 2011,<br />

160x300 cm, Digitaldruck<br />

auf Papier auf<br />

Aluminium.<br />

Seite 81: «Selbstportrait»,<br />

1996, 51x46, Öl<br />

auf Leinwand.<br />

f «Aladin», 2010,<br />

37x50 cm, Email auf<br />

Glas.<br />

p «Ema, Akt auf einer<br />

Treppe», 1966, 200x130<br />

cm, Öl auf Leinwand.<br />

s «Betty», 1977, 30x40<br />

cm, Öl auf Holz<br />

ner abstrakten Suite von sechs hell gespachtelten<br />

Quadraten mit jeweils drei<br />

Metern Kantenlänge, sondern das kleine<br />

Seitenkapitel, das die Kunstgeschichte<br />

als «Elbe»-Serie notiert, eine selten<br />

gezeigte Suite auf Papier, die entstand,<br />

als Gerhard Richter während des Studiums<br />

im Jahr 1957 in der Druckwerkstatt<br />

selbstvergessen auf dem Papier herumkrakelte.<br />

Damals entstanden, sozusagen im<br />

Zentrum des sozialistischen Realismus,<br />

erste Abstraktionen. <strong>Und</strong> es erstaunt im<br />

Rückblick, wie weit bei diesem Experiment<br />

– das nur überdauerte, weil ein<br />

Freund die Blätter bewahrte – das formale<br />

Verständnis für die Organisation<br />

abstrakter Flächen schon ausgeprägt<br />

war. Frappierend schliessen die frühen<br />

Versuche an die feinen kleinen Formate<br />

aus dem Jahr 2006 an, mit denen in der<br />

Tate Modern die Schau abschloss.<br />

Kurz nach der Londoner Vernissage<br />

konnte der Markt dann auch die Rekorde<br />

notieren, die den Auftritt des<br />

wichtigsten zeitgenössischen Künstlers<br />

abrundeten, der ja auch als teuerster lebender<br />

Maler gilt: Eine Version aus der<br />

«Kerze»-Serie aus dem Jahr 1982 wurde<br />

bei Christie’s für umgerechnet 12 Mio.<br />

€ zugeschlagen – was belegt, dass Gerhard<br />

Richter nicht nur von der Kunstgeschichte<br />

und Ausstellungskuratoren<br />

hoch geschätzt ist, sondern im Markt<br />

eine bestimmende Grösse bleibt. Dass<br />

Gerhard Richter selbst solche Preise für<br />

unbegründet und obszön hält und das<br />

auch ausspricht, konnte das gewaltige<br />

Medienecho, das nach solchen Rekorden<br />

anhebt, nicht konterkarieren.<br />

© Gerhard Richter, 2012<br />

© Gerhard Richter, 2012<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 37


ACTU | PASSÉ-PRÉSENT | par David Chokron<br />

Dass nach diesem herausragenden Erfolg<br />

auf dem internationalen Ausstellungs-<br />

und Auktionsparkett die Station<br />

der Ausstellung in Berlin, die pünktlich<br />

zu seinem achtzigsten Geburtstag am 9.<br />

Februar eröff net wurde, zu einem eigenen<br />

Erfolg wurde, hängt auch mit dem<br />

Mut der Ausstellungsmacher der Nationalgalerie<br />

zusammen. Gerhard Richter,<br />

der die Londoner Hängung als nach-<br />

38 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

« Die Kunst ist die höchste<br />

Form von Hoff nung.»<br />

gerade ideal empfunden hatte, nannte<br />

die Präsentation mit freundlicher Ironie<br />

selbst «dekorativ und brutal». Hatte<br />

man noch erwartet, dass dieses kanonische<br />

Werk überraschen könne?<br />

DEKORATIV UND BRUTAL<br />

Udo Kittelmann und sein Team waren<br />

zwar tatsächlich gleichfalls streng nach<br />

der Werkgenese vorgegangen, aber an-<br />

gesichts der Präsentation war das kaum<br />

zu glauben: Schon weil in der Mitte der<br />

symmetrischen Architektur von Mies<br />

van der Rohe drei – in London eher zurückhaltend<br />

auf einer Wand präsentierten<br />

– Wolkenbilder meterhoch übereinander<br />

gestaff elt waren, als öff ne sich<br />

inmitten der architektonischen Moderne<br />

ein barockes Himmelsgefühl. Dass<br />

die Ausstellungsarchitektur zudem den<br />

vollkommen verglasten Bau zwar nach<br />

aussen abschloss, die dafür notwendigen<br />

weissen Wände jedoch in ein paar<br />

Metern Abstand zur gläsernen Fassade<br />

installierte, bescherte der Schau einen<br />

Wandelgang, der, nach allen Seiten of-<br />

© Gerhard Richter, 2012<br />

© Gerhard Richter, 2012<br />

f«4096 Farben», 1974, 254x254 cm,<br />

Lack auf Leinwand<br />

i«Tante Marianne», 1965, 120x130, Öl auf<br />

Leinwand<br />

fen, Platz für alle 196 kleinen Farbtafeln<br />

der Serie «4900 Farben, Version I» bot:<br />

Nachts und beleuchtet verwandelte das<br />

Farbgekästel den pathetischen Bau in<br />

eine freundliche Laterna Magica.<br />

So experimentierfreudig hatte man<br />

Gerhard Richter noch nicht erlebt – und<br />

dass man ein so epochales Werk wie die<br />

als RAF-Zyklus apostrophierte Serie «18.<br />

Oktober 1977» dieser verspielten Instal-<br />

lation nicht einfügen mochte, bescherte<br />

der Werkschau einen zweiten Ausstellungsort<br />

in Berlin: In unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zu deutscher Romantik<br />

wurden die Gemälde, die Gerhard Richter<br />

nach schwarz-weissen Zeitungsfotos<br />

aus der Zeit des Deutschen Herbstes<br />

gemalt hatte, im Schinkelsaal der Alten<br />

Nationalgalerie gezeigt.<br />

Der Abstand, in dem sich dieses medienrefl<br />

exive, konzeptuelle und politisch<br />

nie schwärmerische Werk in dieser<br />

Gegenüberstellung zu der deutschen<br />

Kunstgeschichte zeigte, war selten radikaler<br />

markiert worden. Kurz vor der Vereinnahmung<br />

durch die deutsche Bildtra-<br />

dition durfte Richters Malerei sich hier<br />

deutlich distanzieren – eher hatte man<br />

den Eindruck, dass die von den Medien<br />

und den Terroristen gepfl egte Bildsprache<br />

an die Motive deutscher Geistesgeschichte<br />

anschloss als dieses skeptische,<br />

aufrichtige Oeuvre.<br />

An solche pointierten und präzisen<br />

Setzungen kann die Schau im Centre<br />

Pompidou klug anknüpfen – und es<br />

bleibt spannend abzuwarten, wie sich<br />

diese fast nur aus Hauptwerken zusammengestellte<br />

Ausstellung in Frankreich<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer<br />

der wichtigsten Sammlungen der Nachkriegskunst<br />

erneut entfalten wird. |<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 39


| DAMIEN HIRST | von Marine Heer<br />

Blockbuster<br />

BIS 9. SEPTEMBER BLICKT DIE TATE<br />

MODERN IN LONDON AUF DIE 25<br />

SCHAFFENSJAHRE DES UM-<br />

STRITTENSTEN UND MEDIENWIRK-<br />

SAMSTEN GEGENWARTSKÜNSTLERS<br />

ZURÜCK. DIES, OBWOHL DAMIEN<br />

HIRST IN DEN FRÜHEN NEUNZIGERN<br />

DAVID BOWIE IN EINEM VIDEO<br />

ERKLÄRT HATTE, DASS ER NICHT IN<br />

DER TATE AUSSTELLEN WOLLE, DA<br />

MUSEEN ETWAS FÜR TOTE SEIEN.<br />

Hirst widerspricht sich zwar in seiner<br />

einstigen Verweigerung gegenüber<br />

Museen, bleibt aber insofern konsequent,<br />

als er seine Ausstellung in der Tate<br />

ganz unter seiner Kontrolle hält. Im Februar<br />

dieses Jahres sorgte er einmal mehr<br />

für Aufsehen, als er in den elf Galerien<br />

von Larry Gagosian 250 seiner bunten<br />

Punktbilder gleichzeitig ausstellte. Die<br />

Retrospektive «Damien Hirst: the Complete<br />

Spot Paintings» eröff nete am selben<br />

Abend in ihrer jeweiligen Zeitzone<br />

in New York, London, Athen, Paris, Rom,<br />

Los Angeles, Genf und Hongkong.<br />

Begüterte Hirst-Fans waren eingeladen,<br />

an einer «Spot Challenge» teilzunehmen:<br />

Wer mit einer Stempelkarte nachweisen<br />

konnte, dass er alle elf Ausstellungen besucht<br />

hatte, bekam einen vom Künstler<br />

signierten Druck. Nach einer Woche hatten<br />

bereits sechs Personen Phileas Fogg<br />

gespielt und waren dank Low-Cost-Flügen<br />

um die Welt gejettet, um eines der begehrten<br />

Spot Paintings zu ergattern. Der<br />

von Hirst und dem grössten Kunsthändler<br />

der Welt gemeinsam orchestrierte Geniestreich<br />

spaltete die Kunstkritiker einmal<br />

mehr. Hirst polarisiert: Entweder man ist<br />

von ihm fasziniert, oder man lehnt ihn ab.<br />

KUNST UND KOMMERZ<br />

Hirst ist aber kein Ausserirdischer und<br />

keineswegs immun gegen <strong>Finanz</strong>turbulenzen.<br />

Bevor ihn die Krise einholte, er-<br />

Damien Hirst. All rights reserved. DACS 2011. Photographed by Prudence Cuming Associates.<br />

lebte er 2008 ein Rekordjahr: Er verkaufte<br />

381 Werke für insgesamt 134 738 980 €.<br />

Zwei Auktionen bei Sotheby’s, am 14. und<br />

15. September 2008, machten ihn zu einem<br />

der teuersten lebenden Künstler der<br />

Welt. Seine 218 speziell für die Versteigerung<br />

realisierten Werke gingen für 120<br />

Mio. $ über den Tisch. Vor allem aber war<br />

es ihm gelungen, die Galerien, die seit dem<br />

19. Jahrhundert als exklusive Vermittler<br />

zwischen Künstler und Sammler agieren,<br />

kurzzuschliessen und somit die von ihnen<br />

erhobenen Kommissionen zu umgehen.<br />

Während Lehman Brothers Konkurs<br />

machte und die Börse in eine Abwärtsspirale<br />

riss, bewies Damien Hirst mit seiner<br />

verwegenen Aktion, dass es auf dem<br />

internationalen Kunstmarkt trotz der<br />

schwierigen <strong>Wirtschaft</strong>slage noch immer<br />

Käufer, Interessenten und Spekulanten<br />

gibt. «Ich bin total erschöpft und<br />

entzückt, dass sich Kunst verkauft, während<br />

die Banken einstürzen. Vielleicht<br />

ist das ein Zeichen dafür, dass die Leute<br />

ihr Geld lieber in Schmetterlinge investieren<br />

als in Banken. Ich sehe darin eine<br />

bessere Welt», sagte er nach der Auktion<br />

und bezog sich dabei auf die präparierten<br />

Schmetterlinge in seinen Gemälden.<br />

Als Andy Warhol in den Sechzigerjahren<br />

behauptete, Business sei die höchste<br />

Kunstform, wollte er damit provozieren.<br />

Ob seine Aussage ironisch oder bitterernst<br />

gemeint war, sei dahingestellt. Fakt<br />

ist, dass er sein Atelier in eine Fabrik verwandelte,<br />

Techniken der Serienproduktion<br />

anwandte, mit den Medien spielte<br />

und so die Logik der Kulturindustrie<br />

akzeptierte, die in der Kunstgeschichte<br />

eine entscheidende Wende einläutete.<br />

Von diesem Zeitpunkt an verschmolz die<br />

Kunst gut sichtbar mit den Mechanismen<br />

der Kulturwirtschaft. Heute ist Kunst ein<br />

Tätigkeitsmodell, das in der Geschäftswelt<br />

nicht nur hohes Ansehen geniesst,<br />

sondern auch viel wert ist.<br />

MARKETING MIT TROPHÄEN<br />

Damien Hirst ist zum Symbol der Star-<br />

Künstler, der allmächtigen Kunsthändler<br />

wie Gagosian oder Saatchi und der wirtschaftsverzerrenden<br />

Spekulation geworden.<br />

Vergessen wir nicht, dass die Preise<br />

für Gegenwartskunst zwischen 2003 und<br />

2008 um 800% gestiegen sind. Sogar die<br />

chinesischen Künstler, die erst seit kurzem<br />

auf dem internationalen Markt mitmischen,<br />

erhalten für ihre Werke bereits<br />

das Fünff ache.<br />

Die Werkschau in der Tate Modern<br />

macht die wirtschaftlichen Erwägun-<br />

« Die Menschen investieren lieber in<br />

Schmetterlinge als in Banken.<br />

Ein Zeichen für eine bessere Welt. »<br />

gen vorübergehend vergessen und wird<br />

Hirsts historischer Rolle als Anführer der<br />

Young British Artists gerecht, deren Erstausstellung<br />

Freeze er organisiert hatte.<br />

Als Aushängeschild der Bewegung sorgte<br />

er dafür, dass die britische Gegenwartskunst<br />

zehn Jahre lang im Rampenlicht<br />

stand. Er trug auch massgeblich dazu bei,<br />

die Konzeptkunst mit seiner umfangreichen<br />

Produktion zum Thema Tod salonfähig<br />

zu machen.<br />

Hirsts Werke der letzten 25 Jahre sind<br />

in der Galerie den ganzen Sommer zu sehen.<br />

Publikumsmagnete sind natürlich<br />

seine bekanntesten Installationen wie<br />

die in Formaldehyd eingelegten Tierkadaver,<br />

die Schmetterlinge und die Apothekerschränke,<br />

die einst sein Londoner<br />

Restaurant schmückten. Auch der dia-<br />

mantenbesetzte Totenschädel, mit dem er<br />

das Marketing erstmals über die Kreation<br />

stellte und ab dem es für ihn kein Zurück<br />

mehr gab, fehlt nicht. Sein Statement: Er<br />

wolle schlechte Kunst machen und sie<br />

sehr teuer verkaufen.<br />

Die Ausstellung in Grossbritannien<br />

wurde zum grossen Teil von der Qatar<br />

Museums Authority gesponsert. 3,2 Mio.<br />

$ soll sie gemäss Schätzungen der Zeitschrift<br />

«The Economist» hingeblättert<br />

haben, damit die Retrospektive nächstes<br />

Jahr im Museum von Doha gezeigt werden<br />

kann. Der Kauf von Paul Cézannes<br />

«Kartenspieler» durch die Herrscherfamilie<br />

für astronomische 250 Mio. $ zeigt,<br />

welche Ambitionen sie in Sachen Kunst<br />

hegt. Damien Hirst passt perfekt zu ihren<br />

pharaonischen Projekten. |<br />

www.artifi cialgallery.co.uk<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 41


| KUNSTMESSEN | von Christian von Faber-Castell<br />

Places to be<br />

SIE IST DIE SCHÖNSTE KUNSTMESSE DER WELT, DIE BIENNALE DES<br />

ANTIQUAIRES IN PARIS, DIE NUR ALLE ZWEI JAHRE IM PRUNKVOLLEN<br />

GRAND PALAIS STATT FINDET. DAS ANGEBOT UMFASST DAS BESTE,<br />

DAS DER MARKT AN ALTER UND NEUER EINRICHTUNGSKUNST,<br />

DEKORATIONSOBJEKTEN UND DESIGN ZU BIETEN HAT. ZU DEN<br />

PFLICHTORTEN DES INTERNATIONALEN KUNST-JETSETS GEHÖREN<br />

AUCH THE EUROPEAN FINE ART FAIR IN MAASTRICHT UND DIE ART<br />

BASEL MIAMI BEACH.<br />

Dass Kunst ein Kind aus der Liebesehe<br />

von Luxus und Mode ist, weiss<br />

man spätestens seit Christie’s die private<br />

Sammlung von Yves Saint Laurent mitten<br />

im <strong>Finanz</strong>krisenwinter 2009 zum<br />

Rekordpreis von 374 Mio. € versteigerte.<br />

Glamouranlässe solchen Ranges feiert<br />

man seit der Weltausstellung 1900 im Pariser<br />

Grand Palais.<br />

Wen wundert es da, dass auch die<br />

schönste Kunst- und Antiquitätenmesse<br />

der Welt, die Pariser Biennale des Antiquaires<br />

den Glanz dieses Belle Epoque<br />

Palastes und die Glamourpower des<br />

grössten lebenden Modemeisters für ihr<br />

Ziel einspannt. Dieses besteht schlicht<br />

darin, möglichst viele wahre, elegante<br />

Prominenz aus der ganzen Welt an ihre<br />

glanzvolle Vernissage zu locken.<br />

Zum Scénographen der vom 14. bis 23.<br />

42 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

September zum 26. Mal stattfi ndenden<br />

Pariser Biennale wurde Designsuperstar<br />

Karl Lagerfeld gekürt. Ob dies mit der<br />

neuen deutschfranzösischen Herzlichkeit<br />

zu tun hat oder vielleicht doch eher<br />

mit gewissen früheren deutschfranzösischen<br />

Reibereien im Ausstellerlager, ist<br />

eine spekulative Insiderfrage. Sicher ist,<br />

dass Lagerfeld den hier ausstellenden 150<br />

Spitzenkunsthändlern und ihren Museumsraritäten<br />

aus 10 000 Jahren von der<br />

Antike bis zur Avantgarde einen monumentalen<br />

Rahmen bereitstellen wird. <strong>Und</strong><br />

dieser Rahmen dürfte auch dieses Jahr<br />

wieder auch entsprechend ausgefüllt.<br />

INSZENIERT VON KARL LAGERFELD<br />

Zu den musealen Meisterwerken die<br />

man hier schon bewundern konnte, zählen<br />

beispielsweise eine majestätische,<br />

von Jean-Honoré Fragonard und Marguerite<br />

Gérard gemalte Angorakatze für 1,5<br />

Mio. € und Niki de Saint Phalles bunte Polyesterfi<br />

gur «Big Lady» für 650 000 €. Royalisten<br />

schwelgten wie vor ihnen schon<br />

Louis XV über Charles Le Bruns quadratmetergrossem<br />

Kupferstichalbum der<br />

«Grande Galerie de Versailles» für 220<br />

000 € - es gibt weltweit nur drei Exemplare<br />

davon.<br />

<strong>Und</strong> neben einer fast viertausendjährigen<br />

überlebensgrossen Quarzitbüste von<br />

Pharao Sesostris III. im Wert von 7,5 Mio. €<br />

steht der jugendlich elegante lebensgrosse<br />

Torso eines ostgriechischen Marmorpriesters<br />

aus dem 7. Jh. v. Chr., den ein Genfer<br />

Händler für 9 Mio. € anbietet. Wer sucht,<br />

der fi ndet natürlich auch bescheidenere<br />

Raritäten, etwa eine «Chaise surrealiste»<br />

vom Designpionier Fabio de Sanctis für<br />

nur 65 000 € oder den bemalten steinernen<br />

Kopf einer spanischen Heiligenfi gur des 17.<br />

Jh. für nur 5750 €.<br />

Aber natürlich geht niemand an die Biennale-Eröff<br />

nung, um ernsthaft Kunst<br />

zu betrachten, sondern um andere Prominenz<br />

zu sehen und natürlich um gesehen<br />

zu werden. <strong>Und</strong> deshalb wird man<br />

auch nirgends so deutlich an die enge Verwandtschaft<br />

von Kunst, Luxus und Mode<br />

erinnert, wie von der hier zur Schau getragenen<br />

Übermacht an Eleganz, Attrakti-<br />

vität, Reichtum, Luxus - und ja, auch ganz<br />

schlichter, echter und natürlich überwiegend<br />

weiblicher Schönheit...<br />

MAASTRICHT IST EIN MUST<br />

Wer nicht vorrangig schöne Menschen,<br />

sondern nur gute Kunst bewundern möchte,<br />

muss sich ein halbes Jahr gedulden bis<br />

im folgenden März die zwar nicht schönste,<br />

aber dafür beste Kunstmesse der Welt,<br />

die Europäische Kunst- und Antiquitätenmesse<br />

The European Fine Art Fair Tefaf in<br />

Maastricht ihre Tore öff net. Zwar ist auch<br />

deren Vernissage alles andere als glanzlos.<br />

Schliesslich treff en sich hier die reichsten<br />

Sammler, die wichtigsten Museumsdirektoren<br />

und die besten Kunsthändler mit geballter<br />

Prominenz aus den obersten Etagen<br />

der internationalen - auch schweizerischen<br />

- <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Trotz unüberbrückbarem Unterschied<br />

zischen fl amboyanter französischer Metropole<br />

und biederer südholländischer Provinz<br />

gibt auch ein glamouröses Bindeglied<br />

zwischen den beiden Anlässen. Meisterhafte<br />

alte und vor allem neue Juwelierkunst<br />

von Cartier bis Chan erinnert an beiden<br />

Ortens an den wahren Zweck der meisten<br />

hier käufl ichen Kunsttrophäen, nämlich<br />

ihre Besitzer zu schmücken und auf sie abzustrahlen.<br />

Ansonsten zeigen die Angebote<br />

von Paris und Maastricht eher graduelle<br />

als grundsätzliche Unterschiede. Während<br />

in Maastricht mehr Altmeistermalerei und<br />

Kunstwerke der Antike gezeigt wird, stehen<br />

in Paris die modernen Designermöbel<br />

des 20. Jh. mehr im Vordergrund.<br />

SEHEN UND GESEHEN WERDEN<br />

Doch zwischen Paris und Maastricht<br />

gibt es im Dezember noch einen weiteren<br />

Pfl ichtanlass für das globale Kunstjetset:<br />

Die Art Basel Miami Beach, die an<br />

Glanz und Glamour ihre seriöse, aber eben<br />

doch langsam in die Jahre kommende Basler<br />

Mutter längst überholt hat. Kulturethnologen<br />

bietet ein Vergleich zwischen der<br />

42jährigen Art Basel und ihrer pubertären<br />

amerikanischen Tochter einzigartige Einblicke<br />

in die tief sitzenden Unterschiede<br />

zwischen Europa und Amerika, zwischen<br />

Alter Welt und Neuer Welt. So halten sich<br />

beispielsweise die wirklich wichtigen Käufer<br />

und Sammler im humanistisch purita-<br />

nischen Basel vornehm<br />

zurück und erheben<br />

Diskretion und Verschwiegenheit<br />

zu ihren<br />

wichtigsten Tugend.<br />

Amerikanische Megasammler<br />

dagegen ste-<br />

Eiserne Sômen-<br />

Kriegermaske,<br />

Myôchin-Schule,<br />

Japan,<br />

18. Jh.(Galerie<br />

Jean-Christophe<br />

Charbonnier, Paris)<br />

hen mit geradezu kindlichem ndlichem Stolz<br />

zu ihren Grosskunstkäufen käufen und zelebrieren<br />

sich selbst und nd ihren Kunstbesitz<br />

ganz unbefangen auf zahlreichen Parties,<br />

Sammlungsführungen ungen und ähnlichen<br />

Anlässen.<br />

Fleissige Messetouristen uristen können solche<br />

kunstanthropologische gischeUntersuchungen noch beliebig ausdehnen sdehnen und verfei- verfeinern.<br />

An der 100. New Yorker Armory<br />

Show im März nächsten ten Jahres lassen<br />

sich beispielsweise Unterschiede im<br />

Auftreten von Ostküstensammlern<br />

küstensammlern<br />

und Westcoast-Trophäenjägern häenjägern beobachten.<br />

Die Londoner er Masterpiece Masterpiece Fair Gorgone, Gorgone<br />

ohne h weiteres i öff ent-<br />

wiederum, die Nachfolgerin der legendären<br />

Grosvenor House Fair, veranschaulicht<br />

entsprechende Eigenheiten kontinentaler<br />

und insularer Kunstmarktprominenz.<br />

Noch spannender sind entsprechende<br />

Archaisch-GriechischesBronzeornament,<br />

6.<br />

Jh. v. Chr., Höhe:<br />

15,2 cm(Phoenix<br />

Ancient Art, Genf<br />

lich zugänglich. Persönliche<br />

Einladungspfl icht,<br />

hohe Eintrittspreise<br />

oder schlicht eine limitierte<br />

Zahl der Eintritts-<br />

Vergleiche an den aufk eimenden Kunst- und New York) karten sorgen für die ermarktanlässen<br />

an den Kunstmärkten der<br />

wünschte Exklusivität.<br />

Zukunft im nahen und fernen Osten. Mit Wer bei solchen Anlässen dabei sein will,<br />

ihrem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung pfl egt daher auch unterm Jahr freund-<br />

an Asian Art Fairs, der Muttergesellschaft schaftliche Beziehungen zum einen oder<br />

der jungen ArtHK in Hongkong, hat die andern ihrer Aussteller und sichert sich<br />

Art Basel dieser Entwicklung bereits Rech- so einen Platz in deren VIP Kundenkartei.<br />

nung getragen. Kunstjetsetter, die etwas Seit einigen Jahren schliesslich er-<br />

auf sich halten, müssen sich daher wohl wächst diesen traditionellen Spitzen-<br />

schon bald auf längere - und häufi gere - kunstmessen eine wachsende Konkur-<br />

Kunstreisen gefasst machen.<br />

renz. Immer deutlicher entwickeln sich<br />

So unterschiedlich all diese Watering inzwischen nämlich auch die sensati-<br />

Holes der Schönen und Reichen von ihonsträchtigen New Yorker Abendaukren<br />

Schwerpunkten und ihrem Chationen impressionistischer, moderrakter<br />

her auch sind, eines haben die ner und zeitgenössischer Kunst von<br />

meisten von ihnen gemeinsam: Ihre gla- Christie’s, Sotheby’s und Phillips de Pury<br />

mourösen Eröff nungsveranstaltungen - & Company im Mai und November zu<br />

und allein hier spielt die Musik des Se- ultimativen High Society Anlässen des<br />

hens und Gesehenwerdens - sind nicht Kunst-Jetsets. |<br />

WO SICH DER<br />

KUNST-JETSET TRIFFT<br />

43. Art Basel, Messe Basel,<br />

14. bis 17. Juni 2012, www.artbasel.com<br />

Masterpiece 2012, London, 28. Juni bis<br />

4. Juli 2012, www.masterpiecefair.com<br />

26. Biennale des Antiquaires, Grand Palais,<br />

Paris, 14. bis 23. September 2012,<br />

www.sna-france.com<br />

11. Art Basel Miami Beach, Miami,<br />

6. bis 9. Dezember 2012, www.artbasel.com<br />

26. European Fine Art Fair Tefaf,<br />

MECC Maastricht, 25. bis 24. März 2013,<br />

www.tefaf.com<br />

The Armory Show 2013, New York,<br />

7. bis 10. Mai 2013, www.thearmoryshow.com<br />

Hong Kong International Art Fair ArtHK13,<br />

Hongkong, voraussichtlich Mai 2013,<br />

www.hongkongartfair.com<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 43


| GEGENWARTSKUNST | von Olympia Wolff<br />

Klug gesammelt:<br />

Multiples<br />

MULTIPLES SIND KEINE UNIKATE, ABER ORIGINALE ZU ERSCHWINGLICHEN PREISEN.<br />

DIE VERVIELFÄLTINGUNG VON KUNSTWERKEN BIETET AUCH WENIGER BEGÜRTERTEN<br />

KUNSTINTERESSIERTEN SAMMELGELEGENHEITEN VON ZEITGENOSSEN MIT ZUKUNFT.<br />

ie Kunst rächt das Leben», stell-<br />

«Dte Pirandello fest. Ob dies einer<br />

der Gründe ist, weshalb es immer mehr<br />

Sammler von Gegenwartskunst gibt, die<br />

diese aus Passion und/oder Unersättlichkeit<br />

zusammentragen? Hat der Ende des<br />

letzten Jahrhunderts verstorbene Schriftsteller<br />

aus Italien diese zunehmend überbordende<br />

Schwärmerei für zeitgenössisches<br />

Schaff en gar vorausgesehen? Heute<br />

bescheren riesige Vermögen den Auktionshäusern<br />

goldige Zeiten, sie reisen von<br />

Kunstmesse zu Kunstmesse, von denen<br />

es immer mehr gibt, und eröff nen gerne<br />

auch eigene Museen. Anfang dieses<br />

Jahres haben die Werke lebender Künstler<br />

Rekordpreise erzielt. Bei Sotheby’s<br />

wurden für eine Fotografi e von Andreas<br />

Gursky 1,1 Mio. $ geboten, bei Christie’s<br />

fand ein Gemälde von Gerhard Richter<br />

für 14 Mio. $ einen neuen Besitzer. Diese<br />

Beträge sind für nicht sehr kapitalkräftige<br />

Sammler absolut unerreichbar.<br />

Aber es gibt noch andere, überaus interessante<br />

Möglichkeiten, gute Kunst zu sammeln<br />

und in den Besitz von Werken junger<br />

und arrivierter Künstler zu gelangen.<br />

Es handelt sich um Editionen, d. h. Werke,<br />

von denen mehrere Exemplare erstellt<br />

werden. Das Kunstwerk ist zwar nicht<br />

mehr einmalig, aber es bleibt ein Original,<br />

der Preis ist erschwinglich. Die Edition eines<br />

angesagten Künstlers ist denn auch<br />

viel günstiger zu haben als eines seiner Bilder.<br />

Viele künftige Grössen der Kunstwelt<br />

starten mit einer Edition. Wer eine Sammlung<br />

auf diese Art aufb auen möchte, hat<br />

die Möglichkeit, seine Wände mit Werken<br />

anerkannter Künstler, aber auch mit Newcomer-Kunst<br />

zu schmücken. Zu bezahlbaren<br />

Preisen!<br />

Dennoch, ein gewisses Mass an Vorsicht<br />

ist angebracht. Unabhängig davon, ob<br />

es sich um Objekte (Multiples), gedruckte<br />

Werke (Grafi ken) oder Künstlerbücher<br />

handelt, wichtig und wesentlich ist die<br />

Vertrauenswürdigkeit des Verkäufers. Geschäfte,<br />

die Editionen professionell produzieren,<br />

stehen nicht nur in engem Kontakt<br />

mit dem Künstler, sondern sie überwachen<br />

auch minutiös jede Produktionsetappe<br />

und wählen Materialien mit grösster<br />

Sorgfalt aus. Nur bei ihnen fi nden Sie<br />

authentische Kunst. Hier eine kleine, bestimmt<br />

nicht vollständige Liste mit empfehlenswerten<br />

Anbietern in der deutschen<br />

Schweiz und in der Romandie.<br />

Hard Hat, 39, rue des<br />

Bains, Genf. 022 320 37 20<br />

www.hard-hat.ch<br />

Mai-Thu Perret,<br />

«Octopus», 2011,<br />

Skulptur aus emaillerter<br />

Keramik, Aufl age<br />

von 20 Variationen,<br />

Preis: 3500 Fr.<br />

HARD HAT, GENF<br />

, Hard Hat ist eine unabhängige Struktur, die von den drei Künstlern Pablo Hurtado, Balthazar<br />

Lovay und Marta Riniker-Radich geführt wird. Gegründet wurde sie 2004 von zwei Künstlern<br />

– John Armleder und Balthazar Lovay – und drei Kuratoren und Editoren – Fabrice Stroun,<br />

Lionel Bovier und Christophe Cherix. Pluridisziplinär betreibt Hard Hat einen Ausstellungsraum,<br />

ist Curating-Agentur und Editionshaus für Multiples. Seit der Gründung wurden rund<br />

vierzig Editionen und Multiples von renommierten und aufstrebenden Künstlern, darunter<br />

Steven Parrino, Fabrice Gygi und Amy O’Neill, produziert.<br />

, «Octopus», 2011, Skulptur aus emaillierter Keramik von Mai-Thu Perret, Edition von 20<br />

einmaligen Variationen, 3500 Fr. 1976 in Genf geboren, geniesst die Künstlerin als Malerin,<br />

Bildhauerin, Keramikerin, Performerin und Autorin bereits internationales Ansehen. Sie wurde<br />

mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Prix Manor 2011.<br />

, <strong>Und</strong> ausserdem: eine Lithografi e von Vidya Gastaldon. Die Sammler sind sich einig: Vidya<br />

Gastaldons Werke vibrieren. Ihre Landschaften bringen Wände zum Leuchten und drücken<br />

ein skurriles, halluzinatorisches Universum aus. Daher die Begeisterung für ihre Skulpturen,<br />

Zeichnungen und Gemälde. Eine Rarität: Jede dieser Lithografi en wurde von der Künstlerin<br />

übermalt und ist somit ein Unikat. 1974 geboren, lebt Vidya Gastaldon zwischen Genf und<br />

Frankreich und stellt in der ganzen Welt aus.<br />

44 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> Bilan LUXE LUXE | 45 | 45


| GEGENWARTSKUNST |<br />

CENTRE D’ÉDITION<br />

CONTEMPORAINE, GENF<br />

, Das Centre d’édition contemporaine (bis<br />

2000 fi rmierte es als Centre genevois de<br />

gravure contemporaine) im Herzen der Altstadt<br />

wird von Véronique Bachhetta geleitet.<br />

Das CEC produziert Künstlereditionen und<br />

organisiert Ausstellungen. Auf der beeindruckenden<br />

Liste stehen Namen berühmter<br />

Künstler, etwa Claude Closky, Thomas<br />

Hirschhorn und Gianni Motti, und junger<br />

Kreativer aus dem In- und Ausland. Das<br />

Centre wird vom Departement für Kultur<br />

der Stadt Genf unterstützt.<br />

, «Working Drawing», 2012, Künstlerbuch<br />

von Oscar Tuazon, Reproduktion von 210<br />

Zeichnungen und einem Text des Künstler,<br />

19×23 cm, 256 Seiten. 130 nummerierte und<br />

signierte Exemplare, 600 Fr. 20 Vorzugsausgaben<br />

mit einer oder mehreren Originalzeichnungen,<br />

1800 Fr. Der Weltenbummler<br />

Oscar Tuazon wurde 1975 in Seattle geboren.<br />

2011 erhielt er die Einladung, auf der prestigereichen<br />

Biennale von Venedig den Pavillon<br />

«The Trees»<br />

zu konzipieren.<br />

Centre d’édition contemporaine, 18 rue Saint-Léger,<br />

Genf, 022 310 51 70, www.c-e-c.ch<br />

Vidya Gastaldon,<br />

«Ectopie spectral»,<br />

2005, Lithografi e auf<br />

Papier, übermalt,<br />

56×76 cm, Aufl age<br />

von 25 Exemplaren,<br />

Preis: 250 Fr.<br />

a Oscar Tuazon, «Working Drawing», 2012,<br />

Künstlerbuch mit 210 Reproduktionen von Zeichnungen<br />

mit Begleittext, 19x23 cm, 256 Seiten, 130<br />

nummerierten und signierte Exemplare, 600 Fr.<br />

Aufl age von 20 Vorzugsexemplaren mit einer oder<br />

mehreren Originalzeichnungen, Preis: 1800 Fr.<br />

ATELIER RAYNALD<br />

MÉTRAUX, LAUSANNE<br />

, Das Atelier Raynald Métraux befindet sich<br />

seit 1991 in einem ehemaligen Industriegebäude<br />

im Lausanner Quartier Flon. Druckerei<br />

und Verleger in einem, produziert<br />

und koproduziert Raynald Métraux vor<br />

allem Grafiken von Schweizer Künstlern,<br />

u. a. von Alain Huck, Francis Baudevin<br />

und Alex Hanimann, und arbeitet auch<br />

regelmässig mit internationalen Plastikern<br />

zusammen.<br />

, Folge von vier Lithografien auf Papier,<br />

50×50 cm, von Olivier Mosset, 2004. Auflage<br />

30 Exemplare, 3000 Fr. Der Maler des<br />

«schwarzen Kreises auf weissem Grund»<br />

war Ende der Sechzigerjahre mit dem Kollektiv<br />

BMPT (Buren, Mosset, Parmentier<br />

und Toroni) verbunden und lebt heute in<br />

den USA. Er zählt zu den berühmtesten<br />

Künstlern der Schweiz.<br />

Atelier Raynald Métraux,<br />

6 Côtes-de-Montbenon,<br />

Lausanne, 021 311 16 66,<br />

www.atelier-metraux.com<br />

KUNSTHALLE, BASEL<br />

, Das 1872 eröff nete Museum wird von<br />

Adam Szymczyk geleitet und ist eine der<br />

wichtigsten Institutionen der Schweiz für<br />

avantgardistische und zeitgenössische Kunst.<br />

Die Kunsthalle produziert Editionen im Rahmen<br />

der Zusammenarbeit mit ausstellenden<br />

Künstlern.<br />

, «Untitled », 2010, von Marieta Chirulescu,<br />

Seriegrafi e 128×89,5 cm, Aufl age von 10<br />

Exemplaren, 400 Fr. 2010 präsentierte die<br />

Kunsthalle Basel die erste Einzelausstellung<br />

dieser Künstlerin ausserhalb von Deutschland.<br />

1974 in Rumänien geboren, lebt und<br />

arbeitet Marieta Chirulescu in Berlin. Als Arbeitsunterlage<br />

verwendet sie Schwarz-Weiss-<br />

Aufnahmen ihres Vaters aus der Epoche<br />

des Eisernen Vorhangs, die sie überarbeitet,<br />

scannt, schneidet und schliesslich druckt.<br />

Kunsthalle Basel, 7 Steinenberg, 4051 Basel,<br />

061 206 99 00, www.kunsthallebasel.ch<br />

p Marieta Chirulescu, «Untitled », 2010,<br />

Siebdruck, 128x89,5 cm,<br />

Aufl age von 10 Exemplaren, Preis: 400 Fr.<br />

s Olivier Mosset, Lithografi e auf Papier, 50x50 cm, 2004.<br />

Aufl age von 30 Exemplaren, Preis : 3’000 Fr.<br />

46 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 47


| GEGENWARTSKUNST |<br />

CIRCUIT, CENTRE D’ART CONTEMPORAIN, LAUSANNE<br />

, Circuit ist ein unabhängiges, experimentelles Kunst- und Verlagszentrum. Der Verein<br />

wird von Künstlern (darunter Philippe Decrauzat, François Kohler, Delphine<br />

Coindet) geführt. Jährlich werden vier bis fünf Editionen produziert und ebenso<br />

viele monografi sche Ausstellungen organisiert. 2010 wurde das Zentrum mit<br />

dem Preis für die beste Ausstellung des Bundesamts für Kultur und der Stiftung<br />

Julius Bär ausgezeichnet.<br />

, «Lupa», 2009, von Alessandro Mendini, zweifarbige Siebdruck auf Papier,<br />

52×65 cm, Aufl age von 40 Exemplaren, 350 Fr. Der berühmte, 1931 in Mailand<br />

geborene Designer zeigt hier ein Mandala (Sanskrit für Kreis, der einen starken<br />

optischen Eff ekt besitzt und traditionell als Meditationsunterlage dient), das für<br />

die Szenografi e von «La Lupa» produziert wurde. Die Komödie von Luigi Pirandello<br />

wurde 1998 im Theatro Franco Parenti in Mailand aufgeführt.<br />

Circuit, 9, av. de Montchoisi (Zugang Quai Jurigoz), Lausanne, 021 601 41 70, www.circuit.li<br />

48 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

i Alessandro Mendini, «Lupa», 2009, Siebdruck<br />

auf Papier, 52x65 cm, Aufl age von 40 Exemplaren,<br />

Preis: 350 Fr.<br />

f Karen Kilimnik, «Paintings», 2001, und «Surf &<br />

Turf, Belgian Cats on the Northern Coast of<br />

Belgium», 1996, Aufl age von 80 Exemplaren<br />

inklusive eines signierten und nummerierten<br />

Buchs, Preis: 2500 Fr.<br />

PATRICK FREY EDITION, ZÜRICH<br />

, Der international bekannte Patrick Frey gilt<br />

als einer der ausgewiesensten und besten<br />

Buchverleger der Schweiz. Sein Katalog enthält<br />

seltene Schriften und Gegenwartsliteratur<br />

sowie Kunstbücher von avantgardistischen<br />

Kreativen. Er arbeitet vor allem mit Peter<br />

Fischli & David Weiss, Andreas Dobler und Eric<br />

Bachmann zusammen. Bekannt ist er auch für<br />

die hochstehende Produktion von Editionen.<br />

, «Paintings» 2001 und «Surf & Turf, Belgian<br />

Cats on the Northern Coast of Belgium»,<br />

1996, von Karen Kilimnik, Edition von 80<br />

Exemplaren. Inklusive eines signierten und<br />

nummerierten Buchs sowie einer Edition von<br />

40×50 cm, ebenfalls signiert und nummeriert<br />

(Granolitho, auf Fabriano-Büttenpapier) und<br />

von der Künstlerin übermalt, 2500 Fr. 1955 in<br />

Philadelphia geboren, arbeitet Karen Kilimnik<br />

als Malerin, Zeichnerin und Installationskünstlerin.<br />

Im Besonderen faszinieren sie<br />

Pop-Kultur, die heutigen Starlets und deren<br />

Ikonenstatus sowie romantische Universen.<br />

Edition Patrick Frey, Motorenstrasse 14,<br />

8005 Zürich, 044 381 51 05,<br />

www.editionpatrickfrey.com<br />

| DESIGN | von Francesca Serra<br />

W<br />

enn man ihm zu seiner Auszeich<br />

nung als Designer des Jahres gratuliert,<br />

die ihm vom Magazin «Wallpaper»<br />

verliehen wurde, winkt Oki Sato bescheiden<br />

ab. «Es gibt so viele hervorragende Designer»,<br />

sagt er. Trotzdem ist er als Kopf<br />

des Kollektivs Nendo eindeutig der Star des<br />

diesjährigen Salone Internazionale del Mobile<br />

in Mailand. Dort ist das Designstudio<br />

gleich mehrfach vertreten Es stellt Lampen<br />

und Tische für Lasvit, einen Tisch und<br />

ein Sofa für Moroso, eine Badezimmerlinie<br />

für Bisazza, ein Waschbecken für Flaminia,<br />

eine Lampe für Established&Sons und<br />

vieles mehr vor. Als besonderes Highlight<br />

zeigt der Palazzo Grassi eine Retrospektive<br />

der zehnjährigen Tätigkeit des Kollektivs,<br />

dessen Name auf Japanisch «Knetmasse»<br />

bedeutet. Von der kontrollierten Zerbrechlichkeit<br />

der Produkte geht eine unbestrittene<br />

Poesie aus und hinter den einfachen,<br />

klaren Formen verbergen sich endlose Recherchen.<br />

Wir haben Oki Sato getroff en<br />

und mit ihm über die berühmten Aha-Momente<br />

gesprochen, die er bei der Beobachtung<br />

des Alltags erlebt.<br />

Welches sind Ihre aktuellen Projekte?<br />

Wir arbeiten gerade an 220 Projekten. Zu<br />

den wichtigsten gehören Shops für die<br />

spanische Marke Camper in Osaka, Paris<br />

und Istanbul, die Bekleidungsabteilung<br />

im vierten Stock des Rinascente in Mailand<br />

und eine Installation im Victoria Albert<br />

Museum in London für das Design<br />

Festival im kommenden September. Das<br />

ist nur möglich, weil unter meiner künst-<br />

einfach schön<br />

NENDO<br />

Stuhl «Melt» für K%, Badewanne Bisazza für Bagno,<br />

Lampe «Press Lamps» für Lasvit, Sessel «Zabouton» für Moroso<br />

lerischen Leitung ein dreissig Personen<br />

starkes Team arbeitet.<br />

An der diesjährigen Mailänder Möbelmesse<br />

präsentieren Sie Ihre erste Zusammenarbeit<br />

mit Bisazza. Wie sind Sie dabei vorgegangen?<br />

Grundidee war die Herstellung einer sehr<br />

funktionalen Möbellinie mit viel Staufl äche,<br />

in der die japanische Kultur und der<br />

europäische Stil miteinander verschmelzen.<br />

Hinter der extrem einfachen Struktur<br />

verbirgt sich enorm viel Recherchearbeit zu<br />

neuen Techniken. Sie kommen in vielen Details<br />

zum Tragen. Der verwendete Kunstharz<br />

zum Beispiel sorgt für ein besonderes<br />

Tasterlebnis. Wir hatten noch mehr Ideen<br />

für diesen Salone, aber nicht die Zeit, sie<br />

alle zu Ende zu bringen. Deshalb werden<br />

wir die Linie für Bisazza Bagno mit weiteren<br />

Produkten ergänzen.<br />

Ihre Ausstellung im Palazzo Grassi trägt den<br />

Titel «Trial and Error». Eine Hymne an die<br />

Experimentierfreude?<br />

Fehler gehören bei unserer Arbeit dazu. Sie<br />

können sich gar nicht vorstellen, wie viele<br />

Projekte nie umgesetzt werden (lacht)!<br />

Mit neuen Materialien zu experimentieren<br />

ist ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit.<br />

Wir versuchen nicht, alles von Anfang bis<br />

Ende zu kontrollieren. Man muss nicht nur<br />

den Handwerkern, sondern auch den Materialien<br />

Raum lassen, damit sie sich entfalten<br />

können. Design muss atmen können.<br />

Für das Projekt Blowers für Lasvit habe ich<br />

Glasbläser besucht und erstaunt festgestellt,<br />

wie schwer der Prozess zu kontrollie-<br />

ren ist. Darauf habe be ich beschlossen,<br />

die Unregelmässigkeiten lmässigkeiten in<br />

einer Reihe Objekte ekte mit organi- organischen,<br />

unebenen Formen zur Gel- Geltung<br />

zu bringen.<br />

Kann Design eine spirituelle Dimension<br />

haben?<br />

Ich glaube ja. Innen ist der Palazzo Visconti,<br />

in dem unsere Ausstellung stattfi ndet,<br />

im Barockstil gehalten. Im 17. Jahrhundert<br />

wurden die Räume als paradiesische Rückzugsorte<br />

gestaltet, um einen Ausgleich zur<br />

schrecklichen Aussenwelt zu bieten. Man<br />

kann sich also vorstellen, dass der Raum<br />

und die Möbel Emotionen auslösen und<br />

auf die Gefühle der Bewohner wirken sollten.<br />

Heute haben wir in gewisser Hinsicht<br />

ähnliche Erwartungen an das Design.<br />

Wie sieht Ihr Haus aus?<br />

(lacht). Ich lebe aus dem Koff er, denn ich<br />

bin ständig auf Reisen. Im Ernst: Mein Zuhause<br />

ist so vollgestopft mit Objekten, dass<br />

man sich in einer Galerie wähnt. Dort kann<br />

ich mich sammeln und ein paar Tage Ruhe<br />

geniessen, bevor ich erneut aufb reche.<br />

Wie defi nieren Sie Luxus?<br />

Luxus sind die Freuden des Alltags. Ein<br />

Kaff ee zum Beispiel und ein gutes Brötchen<br />

zum Frühstück. Luxus ist auch ein<br />

normales, reines und ausgefülltes Leben zu<br />

führen. Ich schöpfe meine Inspiration aus<br />

den Beobachtungen des Alltags, dem ich<br />

diese kaum wahrnehmbaren und doch magischen<br />

Momente entnehme.<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 49


| DESIGN | von Francesca Serra<br />

BEST OF SALONE<br />

DEL MOBILE<br />

ALLE JAHRE WIEDER DESIGNMARATHON AM<br />

SALONE DEL MOBILE DI MILANO. DIE AUSGABE<br />

2012 VERBINDET NEUES MIT REFLEXIONEN ÜBER<br />

RAUM UND OBJEKTE. «LUXE» HAT UNTER DER FAST<br />

GRENZENLOSEN VIELFALT TRENDS FESTGESTELLT.<br />

NEUE ÄRA DES MINIMALISMUS<br />

Ganz im Zeichen der wirtschaftlich schwierigen Zeiten präsentiert<br />

sich das Design im neuen Minimalismus. Die meisten<br />

Kreationen überzeugen mit ihren schlichte Formen und schönen<br />

Materialien und illustrieren auf scheinbar einfache Art die<br />

Überlegungen der Designer. Sparsame Linien und perfekte Farben<br />

schaff en eine Eloquenz, die auf das ikonische Potenzial der<br />

Objekte und Möbel schliessen lässt. Minimalismus, aber grandios.<br />

1. Die «Rose» von Marco Parentela erinnert an das Dickicht eines<br />

Rosengartens. Für diesen Stuhl wurden mit dem Laser<br />

geschnittene Holzstreifen manuell miteinander verknüpft.<br />

«Rose», Domodinamica, Holz und Metallstruktur,<br />

www.domodinamica.com<br />

2. Sein unverwechselbares Aussehen verdankt der «Trunk» der<br />

Kombination von künstlichen und natürlichen Materialien.<br />

Auf der Plexiglasstruktur ist ein Stück eines horizontal quadratisch<br />

geschnittenen Baumstamms fi xiert. «Trunk» von<br />

Mist-o, Preis auf Anfrage, www.mist-o.com<br />

3. Eine der Neuheiten des Salons, ebenso schlicht wie verblüffend.<br />

Martinelli Luce präsentiert eine Hängelampe bestehend<br />

aus einfachen Birnen, die nicht nur leuchten, sondern auch<br />

duften. «O!» von Studio Designlab für Martinelli Luce,<br />

www.martinelliluce.it<br />

4. Gaetano Pesce hat für Meritalia ein modulares Sofa kreiert, das<br />

man mit Stahlbefestigungen nach Lust und Laune zusammensetzt<br />

und das der Designer «Michetta», auf Italienisch Brötchen,<br />

getauft hat. Tatsächlich liess er sich von Backwaren inspirieren,<br />

die je nach Teig und Backzeit verschiedene Formen<br />

annehmen. www.meritalia.it<br />

COUTURE DESIGN<br />

Versace dekorierte als einer der ersten Modeschöpfer vor zwanzig<br />

Jahren seine Räume mit griechisch und barock inspirierten<br />

Stoff en. Weitere Couturiers – Armani, Missoni, Moschino – folgten<br />

seinem Beispiel und gestalteten Möbel und Wohntextilien, die<br />

sie in eigenen Luxushotels zur Schau stellen. Marni hat unter dem<br />

eigenen Label Objekte in limitierter Aufl age lanciert. Nach Bottega<br />

Veneta, Jean Paul Gautier und Hermès feiert nun auch Roberto<br />

Cavalli am Salone Premiere.<br />

50 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

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5<br />

DR<br />

5. Seiner Tradition von Lederprodukten verpfl ichtet, lanciert<br />

das italienische Luxuslabel Bottega Veneta das Sofa Metà.<br />

Einzigartig, überraschend leichtfüssig der Schreibtisch mit<br />

dem schönen Kontrast von Holz und Glas. Kompromissloser<br />

Chic. Sofa «Metà», Leder, Schreibtisch «Floating Vanity»,<br />

www.bottegaveneta.com<br />

6. Inspiration Harlekin. Die theatralische Kollektion von Moschino<br />

für Altreforme ist ganz aus Stahl gefertigt. Tischkollektion<br />

«Colletto» ( Halskrause). www.moschino.com<br />

7. Diesel führt die fruchtbare Zusammenarbeit mit Foscarini für<br />

seine Leuchten weiter. Für die «Duii» standen Donald Ducks<br />

Neff en Pate. Der Sockel erinnert an einen Entenfuss, der Diffusor<br />

an einen Oldtimer-Scheinwerfer oder einen Schutzhelm.<br />

Tischleuchte «Duii mini» von Foscarini für Diesel,<br />

www.dieselfoscarini.com<br />

8. Das rot lackierte Holz und fl orale Muster erinnern an den Fernen<br />

Osten. «Giop» ist ein Produkt des japanischen Designers<br />

Kenzo. Kenzo Maison, www.kenzo.com<br />

OUTDOOR FASHIONABLE<br />

Die Unterschiede zwischen In- und Outdoor werden immer geringer.<br />

Vielleicht, weil die für den Aussenbereich kreierten Möbel<br />

Sonne und Freizeit symbolisieren und naturgemäss strapazier- und<br />

widerstandsfähig sind. In den meisten Fällen wird für diese Möbelskulpturen<br />

wetterfester, klassisch-zeitloser Stahl verwendet.<br />

9. Mit dieser in beschränkter Aufl age hergestellten und bereits<br />

ausverkauften Kollektion erregte Marni grosses Aufsehen. Die<br />

Stühle aus PVC wurden von kolumbianischen Ex-Häftlingen<br />

im Rahmen des Resozialisierungsprogramms Arte del Ritratto<br />

hergestellt. Stühle aus PVC, 100 Exemplare, vergriff en,<br />

www.marni.com<br />

10. Der Lehnstuhl «Stripe-Tease» des hochtalentierten Designers<br />

Giulio Iacchetti ist mit dem geometrisch gefl ochtenen, die Stahlstruktur<br />

umfangenden Baumwollstreifen ein wahrer Hingucker.<br />

Auch in Lederausführung erhältlich. www.meritalia.com<br />

11. Danese bringt den «Wired» von Gabriele Pezzini neu heraus.<br />

Der Gestalter, inspiriert von den Meisterdesignern Charles<br />

und Ray Eames und Harry Bertoia, hat vor zehn Jahren Möbelstücke<br />

aus gelötetem Stahlrohr lanciert. «Wired» von Danese,<br />

Metallstruktur mit abnehmbarem Filz.<br />

www.danesemilano.it<br />

12. Von Giuseppe Bavuso gestaltet, erinnert das Bücherregel<br />

«Shanghai» an ein Spinnennetz. Bücher werden nicht mehr<br />

übereinander geordnet, sondern vertikal oder schräg oder wie<br />

es gerade kommt. Gestell aus Eichenholz, Ablagen aus Ductal-<br />

Ziment, einem Material, das auch bei Sonnenbestrahlung farbresistent<br />

bleibt. Bücherregal «Shanghai» von Giuseppe Bavuso<br />

für Alivar, www.alivar.com<br />

13. Hommage an den legendären «Red and Blue chair» von Gerrit<br />

Rietvel. «Icon 03» des tschechischen Designers Jan Plechac ist<br />

quasi das Röntgenbild des Originals, das auf Terrassen und in<br />

Gärten bella fi gura macht. «Icon 03» von Jan Plechac für Ngispen,<br />

Stahl, www.ngispen.com.<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 51


FOTOGRAFIN: Sylvie Roche<br />

ASSISTENT: Olivier B.<br />

POSTPRODUKTION: Céline B.<br />

MASKE: Emilie Lovicourt<br />

DANK AN: Tag Heuer<br />

LEBENS-<br />

LUST<br />

SEINE TIEFE STIMME, SEINE MARKANTE SCHÖNHEIT UND SEINE<br />

BÜHNENPRÄSENZ LASSEN <strong>BASTIAN</strong> <strong>BAKER</strong> WIE EINE MODERNE<br />

VERSION VON JAMES DEAN WIRKEN. VOM LEGENDÄREN<br />

HOLLYWOOD-STAR HAT DER SCHWEIZER AUCH DIE SPRACHE<br />

ÜBERNOMMEN. MIT DEM ENGLISCHSPRACHIGEN ALBUM<br />

«TOMORROW MAY NOT BE BETTER» GELANG IHM DER GROSSE<br />

DURCHBRUCH. UNTERSTÜTZT VON TAG HEUER FÄNGT «LUXE» MIT<br />

DIESEM SHOOTING DIE ENERGIE DES SENKRECHTSTARTES EIN. EIN<br />

ABSTECHER IN DAS LEBEN DES JUNGEN WUNDERKNABENS.<br />

52 | Bilan LUXE Bilan LUXE | 53


Chronograph TAG Heuer<br />

Formula 1, schwarz mit<br />

roter Lünette, 42 mm.<br />

Bastian Bakers erster Song «Lucky» wurde in den Schweizer Radios<br />

monatelang rauf- und runtergespielt. Nach diesem Ohrwurm brachte er<br />

sein erstes Album heraus, für das er als bester Newcomer am Swiss Music<br />

Award 2012 ausgezeichenet wurde. Mittlerweile tritt er sogar im Vorprogramm<br />

internationaler Musikstars auf. Im Genfer Palladium begeisterte<br />

er das Publikum als Voract des charismatischen französischen Sängers<br />

Julien Doré mit seinen Pop-Folk-Balladen!<br />

54 | Bilan LUXE Bilan LUXE | 55


Die starke Stimme des<br />

jungen Musikers ist nichts<br />

anderes als der Ausdruck<br />

seiner Willenskraft. Er<br />

widmet sich mit Haut und<br />

Haaren der Musik. Die<br />

vielen Konzerte, Proben<br />

und Anlässe beschäftigen<br />

Bastian rund um die Uhr.<br />

Für Luxe hat er sich aber<br />

die Zeit genommen, mit der<br />

Kamera zu fl irten und während<br />

des Grossen Preises<br />

von Monaco zusammen mit<br />

zwei Grid Girls zu posieren.<br />

Dank an: Lacoste<br />

Chronograph TAG Heuer Carrera<br />

Calibre 1887, 41 mm, Armband aus<br />

braunem Alligatorenleder<br />

56 | Bilan LUXE Bilan LUXE | 57


f Chronograph TAG Heuer<br />

Monaco Calibre 12, 39 mm,<br />

blaues Ziff erblatt, Armband<br />

aus blauem «Steve McQueen»<br />

Alligatorenleder<br />

p Chronograph TAG Heuer Carrera<br />

Calibre 1887, 41 mm, Armband aus<br />

braunem Alligatorenleder<br />

Im Sommer 2012 tritt<br />

Bastian Baker an 25<br />

Festivals auf.<br />

Einige Termine:<br />

29. Juni, Montreux Jazz<br />

Festival, Vorprogramm<br />

von Amy Macdonald<br />

7. Juli, Summer Sounds,<br />

Sursee (Luzern),<br />

Vorprogramm<br />

von Brian Adams<br />

13. Juli, Francofolie,<br />

La Rochelle (Frankreich)<br />

21. Juli, Live at Sunset,<br />

Dolder Eisbahn, Zürich,<br />

Vorprogramm<br />

von James Morrison<br />

5. August, Rock<br />

Oz’Arènes, Avenches<br />

58 | Bilan LUXE Bilan LUXE | 59


SCHWEIZER MUSIK<br />

von Konrad Koch<br />

DIE REFERENZ<br />

Die von Manuel Huber in Egg bei Zürich konstruierten Vorverstärker und Endstufen der<br />

Resolution Series sind der Goldstandard in der Welt der Musiker und der Toningenieure. Sie<br />

treiben Heimanlagen renommierter Jazz- und Klassikinterpreten und beschallen Musikhallen<br />

und Opernhäuser der Welt. Die Elektronikkomponenten für den Amplifi er FM 1811 und den<br />

Pre-Amp FM 268 werden einzeln ausgemessen und von Hand assembliert. Die 45 kg schwere<br />

Verstärkermaschine FM 1811 leistet absolut verzerrungsfrei mehr als 4500 Watt pro Kanal, was<br />

auch den Preis rechtfertigt von über 100 000 Fr.<br />

www.fmacoustics.com<br />

PRIMA MATERIA<br />

Für HiFi-Enthusiasten ist die schwarze<br />

Vinylplatte, Vin am besten ein Direktschnitt,<br />

sch die Quelle des vollendeten<br />

Klangs. Kla Der perfekten Musikwiedergabe<br />

de verpfl ichtet hat sich der<br />

Akustikingenieur Ak<br />

Serge Schmidlin aus<br />

der de Waadtländer Genferseegemeinde<br />

Commugny. Co Die Plattenspieler der<br />

R-Evolution-Serie R-<br />

haben absolut<br />

resonanzfreie res Gehäuse und sind auf<br />

Erschütterungen Ers<br />

aktiv absorbierenden<br />

Sockeln So gelagert. Um Netzstörung<br />

zu eliminieren, geschieht die Stromversorgung<br />

über Batterien. Der über<br />

200 kg schwere R-Evolution Stealth<br />

Turntable kostet um175 000 Fr.<br />

www.audio-consulting.ch<br />

KLANGMEISTER<br />

«Developed, Desigend, Manufactured<br />

and Tested by Sven Boenicke<br />

in Switzerland» ist das Gütesiegel in<br />

der Rückwand der Lautsprecher von<br />

Audiomanufacture in Basel. Boenicke,<br />

der als Tonmeister auch Konzerte<br />

aufzeichnet, konstruiert mit hohem<br />

technischen Aufwand Lautsprecher,<br />

die ganz nahe der originalen Tonquelle<br />

kommen. Erreicht wird dies durch<br />

aussergewöhnliche Konstruktionen,<br />

die ohne herkömmliche Dämmmaterialien<br />

für einen laminaren Tonfl uss<br />

sorgen. Die Preisspanne reicht je nach<br />

Gehäuseholz vom Studiomonitor für<br />

12 500 Fr. bis zum 125 000 Fr. teuren,<br />

für Orpheus entwickelten<br />

SP 3.0 Standbox.<br />

www.boenicke-audio.ch<br />

www.orpheuslab.com<br />

RÖHRENWERK<br />

Ein einzigartiges modulares Verstärkersystem<br />

in Röhrentechnik hat<br />

der Genfer Urs Frei entwickelt. Ein<br />

gusseiserner gusse Trägerrahmen nimmt<br />

ddie<br />

einzelnen Amplifi cateur-<br />

Modulaire-Bausteine von der<br />

Stromversorgung über den<br />

Vorverstärker bis zu den<br />

Mono-Endstufen auf. Vintage<br />

nach aussen, verbirgt sich im<br />

IInnern<br />

moderne Audio-Technik,<br />

die ffür<br />

harmonische Wiedergabe<br />

beso besonders von klassischer Musik und<br />

Gesa Gesang sorgt. Je nach den gewählten<br />

AM-<br />

AM-Komponenten kostet das Genfer<br />

Verstärkerpaket ab 8000 Fr.<br />

www.swissonor.ch


| INSELFERIEN | von Claus Schweitzer<br />

Idylle und Romantik<br />

Gibt es das? Eine idyllische Insel für<br />

ein paar ruhige Tage ganz in der<br />

Nähe? Ohne Touristenrummel, T-Shirt-<br />

Läden und Souvenirstände? Weit und<br />

breit keine Autos? <strong>Und</strong> keine lärmenden<br />

Reisegruppen, die übers Frühstücksbuffet<br />

herfallen wie surreale Heuschreckenschwärme<br />

mit weissen Gliedmassen und<br />

kurzen Hosen?<br />

Nur ein Traum? Eine Insel mit authentischem<br />

italienischem Charme und hohem<br />

Romantikfaktor, fast aus einer anderen Zeit<br />

und dennoch leicht vom Tessin aus zu erreichen?<br />

Das gibt es: Isola Pescatori heisst<br />

das autofreie Eiland, 350 Meter lang, maximal<br />

100 Meter breit und die einzige Insel<br />

im Lago Maggiore, die seit dem 14. Jahrhundert<br />

bis heute dauerhaft bewohnt ist.<br />

Sie zählt zum Archipel der Borromäischen<br />

Inseln, gehört jedoch nicht (wie die direkt<br />

benachbarte Isola Bella) den reichen Bor-<br />

62 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

REIF FÜR DIE INSEL, ABER NUR ZWEI, DREI TAGE ZEIT? DA HABEN WIR<br />

ETWAS FÜR SIE. ZWEI KLEINE, FEINE INSELHOTELS IN WEEKENDNÄHE, IN<br />

DENEN MAN SICH WIE AUF EINEM ANDEREN KONTINENT FÜHLT.<br />

romei, sondern den Bewohnern, Fischern<br />

zumeist. Hier schlägt das wahre Herz Italiens:<br />

Wäsche spannt sich über enge Gassen,<br />

im kleinen Hafen treff en sich gewöhnlich<br />

ein paar der sechzig Inselbewohner zum<br />

abendlichen Tratsch, und zwischen den<br />

bunt ineinandergeschachtelten Häusern<br />

mit pfl anzenumrankten Balkonen fühlt<br />

man sich in den tiefen Süden versetzt.<br />

LOGENPLATZ IM LAGO MAGGIORE<br />

Den Logenplatz der Isola Pescatori am<br />

südöstlichen Inselende nimmt das Hotel<br />

Verbano ein: Der Blick auf die nur 400 Meter<br />

entfernte Isola Bella ist betörend. Das<br />

Hotel ist ein typischer italienischer Familienbetrieb,<br />

bei dem das Restaurant den grösseren<br />

Stellenwert geniesst als die Gästezimmer.<br />

Letztere sind jedoch durchweg<br />

gepfl egt und mit Holzböden ausgestattet,<br />

die meisten verfügen über einen Mini-Bal-<br />

kon oder direkten Zugang zu einer grossen<br />

Gemeinschaftsterrasse. Der Luxus<br />

im Verbano besteht vor allem darin, beim<br />

gleichmässigen Plätschern der Wellen am<br />

Seeufer einzuschlafen – und morgens mit<br />

diesem Cinemascope-Panorama von See<br />

und Bergen aufzuwachen.<br />

Das Restaurant verteilt sich auf diverse<br />

Terrassen direkt am Wasser. Wenn dann<br />

noch ein Sonnenuntergang die Szenerie in<br />

rotes Licht taucht, verschlägt es einem glatt<br />

die Sprache – ob Deutsch oder Italienisch.<br />

Bei schlechtem Wetter werden die Sinne<br />

auch im stimmungsvollen Speisesaal von<br />

1895 gut bedient. «Pesce secondo l’umore<br />

del lago» – Fisch je nach Laune des Sees –<br />

verspricht die Speisekarte. Hier kommt nur<br />

auf den Teller, was absolut frisch und mit<br />

einer Leichtigkeit und Einfachheit zubereitet<br />

worden ist, die man selbst in Italien<br />

schwer fi ndet. Die liebenswürdigen Gast-<br />

geber behalten stets den Überblick und<br />

empfehlen nicht den teuersten, sondern<br />

den besten Wein.<br />

Wie kommt man hin? Im Hafen von Stresa<br />

oder Baveno das Auto abstellen (Gratisparkplätze)<br />

und per Schiff zur Isola Pescatori<br />

(regelmässig Kurse von 8 bis 19 Uhr).<br />

Ausserdem stellt das Hotel täglich von<br />

19.30 bis 23.30 Uhr kostenlos ein hauseigenes<br />

Motorboot zur Überfahrt bereit. Für<br />

Ausfl üge auf die berühmteren, nahe beieinander<br />

liegenden Borromäischen Inseln<br />

lohnt sich ein Taxiboot. Die unbewohnte<br />

Isola Madre spricht mit ihrer zauberhaften<br />

englischen Gartenlandschaft, den seltenen<br />

Pfl anzen und Bäumen, den Papageien<br />

und den Pfauen vorwiegend stille Geniesser<br />

und botanisch Interessierte an. Auf der<br />

geschäftigen Isola Bella, die eine monumentale<br />

Palastanlage mit zehnstöckigem<br />

Terrassengarten und verwinkeltem Dörflein<br />

voller Gelati-Bars bietet, herrscht die<br />

gleiche Hektik wie auf den Promenaden<br />

von Rimini oder San Remo. Wie wohltuend,<br />

wenn man sich dann binnen wenigen<br />

Bootsminuten auf die Isola Pescatori zurückziehen<br />

kann.<br />

ROUSSEAUS REFUGIUM<br />

Während die Gegend um die Borromäischen<br />

Inseln mit landschaftlicher Grandezza<br />

auftrumpft, umschmeichelt die Dreiseenregion<br />

ihre Besucher mit sanfter Anmut.<br />

Von besonderer Schönheit ist die St. Petersinsel,<br />

die wie ein 4,7 Kilometer langes und<br />

180 bis 750 Meter breites Schiff weit in den<br />

Bielersee ragt und seit einer Seespiegelsenkung<br />

über eine sehr fl ache Landzunge mit<br />

dem Festland verbunden (und damit eigentlich<br />

eine Halbinsel) ist. Das Naturreservat<br />

im Angesicht der Jurakette wird geprägt<br />

durch Schilf, Weiden und Wälder, die den<br />

Entdeckergeist in uns wecken und zahlreiche<br />

Tier- und Vogelarten beheimaten.<br />

Von Erlach führt der Heidenweg in rund<br />

einer Stunde Gehzeit, 15 Velominuten oder<br />

25 Schiff sminuten bis ans äusserste Inselende,<br />

wo das ehemalige Kluniazenserkloster<br />

aus dem 12. Jahrhundert steht – heute<br />

das einzige Inselhotel der Schweiz. Als der<br />

Naturphilosoph Jean-Jacques Rousseau im<br />

Jahr 1765 hier eintraf, blieb er gleich sechs<br />

Wochen und verbrachte – bevor er durch<br />

Berner Aristokraten vertrieben wurde –<br />

nach eigenen Worten die glücklichste Zeit<br />

seines Lebens.<br />

Sehr viel verändert hat sich seither nicht,<br />

weshalb das Klosterhotel St. Petersinsel als<br />

historisches Hotel des Jahres 2010 ausgezeichnet<br />

wurde – von der Jury gelobt für<br />

das «Erlebbarmachen von rund tausend<br />

Jahren europäischer Kultur- und Baugeschichte,<br />

die sich in Kombination der intakten<br />

Naturlandschaft und der gepfl egten<br />

Gastronomie zu einem einzigartigen Erlebnis<br />

für alle Sinne verdichten».<br />

Das Klostergebäude mit eigenem Gutshof<br />

gehört nicht nur zur Geschichte, sondern<br />

auch zum Gesamterlebnis der St.<br />

Petersinsel. Die dreizehn Zimmer in ehemaligen<br />

Mönchszellen versprühen trotz<br />

schlicht-modernem Design einen Hauch<br />

bewegter alter Zeiten. Es gibt weder Fernseher<br />

noch Minibar, dafür rund ums Haus<br />

zahlreiche ruhige Plätzchen zwischen<br />

Oleander und Eukalyptussträuchern, und<br />

durch die Bäume leuchtet der See. Zum Badestrand<br />

sind es wenige Schritte. Es sei jedoch<br />

nicht verschwiegen, dass man die Romantik<br />

dieser Zufl ucht erst gegen Abend<br />

verspürt, wenn die Karawanen der Tagesausfl<br />

ügler und die Schulklassen abgezogen<br />

sind. Dann gehört die Insel den weni-<br />

gen Gästen, die hier ein Zimmer reserviert<br />

haben.<br />

Ein Traum? Braucht man für Inselferien<br />

gar nicht in die Ferne zu schweifen? «Die<br />

schönste Freude erlebt man immer da, wo<br />

man sie am wenigsten erwartet hat», wusste<br />

schon Goethe, auch er ein früher Gast<br />

auf der St. Petersinsel. <strong>Und</strong> tatsächlich:<br />

Sitzt man nach Sonnenuntergang im lauschigen<br />

Restaurantgarten zu Füssen der<br />

hauseigenen Reben, geniesst die regionalen<br />

Fischspezialitäten und das Natura-Beef<br />

vom Inselbauern, lauscht dem Gesang der<br />

Vögel und der Grillen, fragt man sich, halb<br />

ungläubig, halb verzaubert: Gibt’s das? |<br />

fHotel Ristorante Verbano, Isola Pescatori –Stresa<br />

www.hotelverbano.it, Tel. +39 0323 304 08,<br />

DZ ab 180 Fr.<br />

sKlosterhotel St. Petersinsel, Erlach am Bielersee<br />

www.st-petersinsel.ch, Tel. 032 338 11 14,<br />

DZ ab 203 Fr.<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 63


| GASTRORESTAURANTS | von Knut Schwander<br />

Traumterrassen<br />

DIE VIELZAHL ERSTKLASSIGER RESTAURANTS, DIE VON MICHELIN<br />

UND GAULTMILLAU GERÜHMT WERDEN, BESTÄTIGT DIE SCHWEIZ<br />

ALS FEINSCHMECKERPARADIES. IN DER SCHÖNEN JAHRESZEIT KANN<br />

AUCH UNTER FREIEM HIMMEL GROSSARTIG GETAFELT WERDEN.<br />

WIR EMPFEHLEN SECHS EINZIGARTIGE ETABLISSEMENTS, WO DIE<br />

SCHÖNHEIT DES ORTES MIT DER QUALITÄT DER SPEISEN UND DES<br />

SERVICE ÜBEREINSTIMMT.<br />

i NEUENBURG, HÔTEL DUPEYROU<br />

DIE INTIMITÄT EINES<br />

WUNDERBAREN GARTENS<br />

Vor der stilvollen Fassade des herrschaftlichen Hauses aus dem 18.<br />

Jahrhundert breitet sich der verwunschene Garten aus. In der Mitte<br />

das runde Wasserbecken mit Springbrunnen, umringt von bunten<br />

Blumenbeeten, Bäumen und knirschendem Kiesel. In diese Idylle mitten<br />

in der Stadt lädt die wunderschöne Gartenterrasse des Hôtel Du-<br />

Peyrou, das für seine erstklassige Küche berühmt ist. Der australische<br />

Chef Craig Penlington bietet eine opulente, raffi nierte, originelle und<br />

ausgewogene Küche. Gerne entführt er seine Gäste auf Weltreise,<br />

denn er beherrscht die Kunst, exotische Produkte mit Fleisch aus der<br />

Region und Fisch aus dem Neuenburger See zu verbinden.<br />

+ Einmalige Umgebung mitten in der Stadt, raffi nierte,<br />

emotionelle Küche. Parking.<br />

- Der See ist zwar nahe, aber leider unsichtbar.<br />

Hôtel DuPeyrou, Avenue DuPeyrou 1,<br />

032 725 11 83, www.dupeyrou.ch<br />

64 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

s LUGANO, VILLA<br />

CASTAGNOLA, LE RELAIS<br />

DIE TRAUMHAFTE EXOTIK<br />

DES SUBTROPISCHEN PARKS<br />

Ohne Zweifel das schönste Hotel im Tessin,<br />

modernster Komfort verbindet sich mit dem<br />

Charme des historischen Anwesens und dem<br />

Ambiente eines authentischen Familiensitzes.<br />

In den beiden Hotelrestaurants, sie gehören<br />

zu den besten des Kantons, wird nichts dem<br />

Zufall überlassen. Das «Arte» spiegelt sich<br />

im See, besitzt aber keine Terrasse. Die des<br />

«Relais» überragt den wunderschönen Park,<br />

wo Palmen und Kamelien im Schatten der<br />

jahrhundertealten Bäume gedeihen. Der<br />

liebenswürdige Service ist eines Luxuspalasts<br />

würdig, die Küche wird von Gastroguides<br />

einstimmig gelobt.<br />

+ Üppiger Park mit jahrhundertealtem Baumbestand,<br />

Service Grand Hôtel, Parking.<br />

- Nicht alle Tische geniessen Seeblick.<br />

Der Lärm der Strasse ist nicht so diskret, wie<br />

man es sich an einem solchen Ort erhoff t.<br />

Villa Castagnola, Le Relais, Viale Castagnola<br />

31,091 973 25 55, www.villacastagnola.com<br />

GENF, HÔTEL<br />

BEAU-RIVAGE,<br />

LE CHAT BOTTÉ<br />

HÄNGENDER<br />

GARTEN UND BLICK<br />

AUF DEN JET D’EAU<br />

In Paris gibt es das Ritz,<br />

in Genf das Beau-Rivage,<br />

den legendären Palast<br />

mit grandiosen Suiten, wo<br />

Kaiserin Sissi abstieg, einem<br />

beeindruckenden Keller, wo<br />

die einzigartige Kollektion<br />

alter Bordeaux lagert, und<br />

dem Restaurant (18/20<br />

GaultMillau), wo der Chef<br />

Dominique Gauthier seine<br />

Gäste verzaubert. Im Sommer fühlt man<br />

sich auf der wenig bekannten, weil sich im<br />

ersten Stock befi ndenden Blumenterrasse<br />

mit Blick auf Seebecken, Jet d’eau und<br />

Montblanc wohl. Ein bezaubernder Ort, um<br />

sich vom gestylten, aufmerksamen Service<br />

mit schmackhaften, luxuriösen Köstlichkeiten<br />

verwöhnen zu lassen.<br />

+ Einzigartige Küche, Postkartenaussicht<br />

- Strassenlärm<br />

Hôtel Beau-Rivage, Le Chat Botté,<br />

Quai du Mont Blanc 13, 022 716 69 20,<br />

www.beau-rivage.ch<br />

MURTEN, LE VIEUX MANOIR<br />

LOUNGE UNTER JAHRHUN-<br />

DERTEALTEN BÄUMEN<br />

Das elegante, Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

im anglo-normannischem Stil erbaute<br />

Herrenhaus geniesst eine einmalig idyllische<br />

Lage. Wogendes Schilf, schnatternde Enten,<br />

ein Rasen von englischer Qualität, riesige<br />

Bäume, Vogelgezwitscher… Romantik pur<br />

ist das Tête-à-tête auf dem Schiff ssteg am<br />

Privatstrand: Millimetergenau gestutzte<br />

Buchsbäume schützen die etagenförmig<br />

angelegte Terrasse, wo man bei Kerzenlicht<br />

erstklassig speist. Seit diesem Frühling<br />

geniesst man in der Gartenlounge unter<br />

begrüntem Gewölbe den Apéro und kleine<br />

Gerichte aus der fantasievollen Karte.<br />

Bezaubernd!<br />

+ Essen und Schlafen am Wasser. Idyllische,<br />

traumhafte Lage.<br />

- Überaus liebenswürdiger, zu Saisonbeginn<br />

aber noch etwas<br />

unorganisierter Service.<br />

Le Vieux Manoir, Restaurant Juma,<br />

Rue de Lausanne 18, 026 678 61 61,<br />

www.vieuxmanoir.ch<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 65


| GASTRORESTAURANTS |<br />

SCHAFFHAUSEN,<br />

DIE FISCHERZUNFT<br />

GROSSE GASTRONOMIE<br />

AM FLUSS<br />

Die Fischerzunft gehört zu den höchstbewerteten<br />

Restaurants der Schweiz (19/20 GaultMillau).<br />

Hier ist seit Jahrzehnten André Jaeger am<br />

Werk, der unermüdlich und mit Passion seine<br />

Kunst ausübt. Er hat als einer der Ersten asiatische<br />

Produkte in seine sehr persönliche Vision<br />

von grosser Gastronomie integriert. Der Zauber<br />

wirkt nach wie vor. In nächster Nähe zum Rhein<br />

lockt die intime, charmante, blumengeschmückte<br />

Terrasse, wo man den entspannenden Blick<br />

auf den Fuss geniesst. Der Ort ist ebenso<br />

romantisch wie die Gerichte inspiriert.<br />

+ Kein Lärm, keine Strasse, nur Fluss, Blumen<br />

und eine unglaublich raffi nierte Küche.<br />

- Wirklich Pingelige fühlen sich von den<br />

Spaziergängern auf dem Quai gestört.<br />

Die Fischerzunft, Rheinquai 8, 052 632 05 05,<br />

www.fi scherzunft.ch<br />

66 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

ZÜRICH, THE DOLDER GRAND<br />

DIE OASE ÜBER DER STADT<br />

Das Märchenschloss mit Blick über die Stadt, den See und die Alpen ist vielleicht das luxuriöseste<br />

Hotel der Schweiz. Verschiedene sensationell schöne Terrassen laden zur Einkehr. Hier fühlt sich die<br />

Jeunesse dorée ebenso wohl wie Berühmtheiten auf Durchreise. Auf den Terrassen des Spa und der<br />

Bar geniesst man einen Drink oder isst eine Kleinigkeit. Geradezu von magischer Schönheit ist die<br />

des Garden Restaurant, einer sehr eleganten Brasserie mit Wasserbecken, in dem sich Lämpchen<br />

spiegeln. An schönen Tagen bewundert man unter weissen Sommerschirmen durch Bougainvilleas<br />

hindurch das grandiose Panorama. Sehr empfehlenswert! Intimer die Terrasse des The Restaurant,<br />

einer der höchstbenoteten Tafeln der Stadt (17/20 GaultMillau), wo sich elegantes Design mit<br />

avantgardistischer Küche verbindet.<br />

+ Sicht, Auswahl, Ambiance und Qualität der Küche<br />

- In der Bar und im Garden Restaurant ist der Service manchmal überfordert.<br />

The Dolder Grand, Kurhausstrasse 65, 044 456 60 00, www.thedoldergrand.ch<br />

MIXO LOGY<br />

DREI EINFACHE REZEPTE FÜR FRUCHTIGE COCKTAILS AUS<br />

E REZEPTE FÜR FRUCHTIGE CO<br />

HOCHWERTIGEN EN SPIRITUOSEN FÜR HEISSE SSOMMERTAGE.<br />

HENNESSY FINE DE<br />

COGNAC - FRESH BERRY<br />

Zutaten:<br />

1½ cl Hennessy Fine de Cognac,<br />

6 kleine Blätter frische Minze, 1 TL brauner<br />

Zucker, ½ cl Himbeersaft, 4 Himbeeren,<br />

¼ cl Limettensaft, ¼ cl Ginger Ale<br />

Fotos: Elias Amari<br />

Zubereitung:<br />

Alle Zutaten bis und mit dem Limettensaft in<br />

den Shaker geben und mit zerstossenem Eis<br />

auff üllen. Schütteln. Ginger Ale dazugeben,<br />

mit einem Löff el umrühren und in ein Glas<br />

giessen. Tipp: eine ganze Himbeere im<br />

Glas sorgt für den besonderen farblichen<br />

Überraschungseff ekt.<br />

Bilan LUXE | 67


BELVEDERE PURE E -<br />

SPRING LEMONADE DE<br />

Zutaten: en:<br />

1½ cl Vodka Belvedere Pure, ure,<br />

8 frische Blätter Minze, ze,<br />

1½ cl Limonade,<br />

1¼ cl frisch gepresster<br />

Zitronensaft<br />

Zubereitung:<br />

Die Minze in einem Glas<br />

zerstossen und den frisch<br />

gepressten Zitronensaft<br />

dazugiessen. Mit Eiswürfeln<br />

bedecken, Limonade und<br />

Sprudelwasser hinzufügen.<br />

Zum Schluss den Vodka<br />

Belvedere Pure beigeben.<br />

Tipp: Für einen typischen<br />

«Belvedere Touch» ein<br />

ganzes Minze-Blatt in den<br />

Cocktail geben.<br />

BELVEDERE BEL INTENSE<br />

UNFILTERED UN<br />

–<br />

ULTIMATE ULT MARTINI<br />

Zutaten: Zut<br />

1 cl Vodka Belvedere<br />

Intense In Unfi ltered,<br />

¼<br />

cl Vermouth Dry<br />

Zubereitung:<br />

Vodka Belvedere<br />

Intense Unfi ltered<br />

und Vermouth Dry<br />

in einem Shaker<br />

mischen und das<br />

Eis dazugeben.<br />

Schütteln und in<br />

einem gekühlten<br />

Martiniglas servieren.<br />

Mit einer<br />

Zitronenzeste oder<br />

entsteinten grünen<br />

Oliven garnieren.<br />

Bilan LUXE | 69


DRESS CODE<br />

von Francesca Serra<br />

70 | Bilan LUXE<br />

ODE<br />

AN<br />

DEN<br />

SOMMER<br />

DER CHIC LIEGT IM<br />

DETAIL, GROSSES DANDY-<br />

EHRENWORT! IM SOMMER<br />

ZEIGEN WIR HAUT, STOFF<br />

WIRD WENIGER UND<br />

ACCESSOIRES ÜBERNEHMEN<br />

DIE MACHT. UMSO WICHTIGER<br />

WERDEN TASCHEN, BRILLEN<br />

UND SCHUHE. HIER EINE<br />

PERFEKTE AUSWAHL FÜR<br />

EINEN STILVOLLEN LOOK AM<br />

STRAND, AUF REISEN UND AN<br />

LAUEN SOMMERABENDEN.<br />

EXZENTRISCH<br />

Trussardi, Gläser mit<br />

Spiegeleff ekt,<br />

Preis: 410 Fr.,<br />

www.trussardi.com<br />

Kris van Assche,<br />

Brille aus versilbertem<br />

Titan mit sichtbaren<br />

Schweissnähten und<br />

Spiegelglas,<br />

Preis: 470 Fr.,<br />

www.krisvanassche.com<br />

Christian Dior, Brille<br />

«Blacktie»,<br />

Preis: 330 Fr.,<br />

www.christiandior.com<br />

KLAPPBAR<br />

D&G Gold Edition for<br />

Men, Preis: 1030 Fr.,<br />

www.dolcegabbana.comm<br />

Ray-Ban Wayfarer<br />

Folding, mit blauen,<br />

grauen oder braunen<br />

Gläsern, Preis: 250 Fr., ,<br />

www.ray-ban.com<br />

SONNENBRILLEN<br />

Sonnenbrillen sind das ultimative Alibi, um die Umgebung diskret zu beobachten.<br />

Ein Accessoire, das den Blick verbirgt und gleichzeitig das Image, das man nach<br />

aussen vermitteln möchte, zur Schau stellt. Nach wie vor topaktuell sind Fliegerbrillen<br />

aus den Eighties. Daneben sorgen neue freche Modelle für frischen Wind.<br />

COOL<br />

Louis Vuitton Audace,<br />

Gestell blau oder<br />

schwarz, Preis: 350 Fr.,<br />

www.louisvuitton.com<br />

Ray-Ban Ambermatic,<br />

limitierte Stückzahl,<br />

Preis: 250 Fr.,<br />

www www.ray-ban.com<br />

w.ray-ban.com<br />

Lanvin LLanvin<br />

aviateur,<br />

Preis: 300 Fr.,<br />

www.lanvin.com<br />

wwww.lanvin.com<br />

MASSIV-<br />

KOMPAKT<br />

Trussardi, erhältlich in<br />

braun und schwarz,<br />

Preis: 370 Fr.,<br />

www.trussardi.com<br />

AM Eyewear,<br />

«Kami», Preis: 260 Fr.<br />

www.ameyewear.com<br />

AM Eyewear,<br />

«Chrissy»,<br />

Preis: 280 Fr.,<br />

www.ameyewear.com


| DRESS CODE |<br />

72 | Bilan LUXE<br />

ANTIKONFOR-<br />

MISTISCH:<br />

Hugo Boss, Schuhe<br />

«Tammio» mit weissem<br />

Streifen und grauer<br />

Spitze, Preis: 320 Fr.,<br />

www.hugoboss.com<br />

Roberto Cavalli,<br />

Pantoff el,<br />

Preis: 2000 Fr.,<br />

www.robertocavalli.com<br />

Lanvin, Richelieus,<br />

Form «Evolution»,<br />

aus Lackleder mit<br />

Lochmuster,<br />

Preis auf Anfrage,<br />

www.lanvin.com<br />

SCHUHE<br />

KONSTRAST-<br />

KON<br />

REICH: REIC<br />

Church’s, Churc Schuhe<br />

«Downton»,<br />

«Dow<br />

Preis: 410 Fr.,<br />

www.church-footwear.com<br />

www.ch<br />

m<br />

Santoni, Santo «Roma 04532»,<br />

Derby aus Leder<br />

mit Vi Vintage-Eff ekt,<br />

Preis: 700 Fr.,<br />

www.santonishoes.com<br />

www.s<br />

Bally, « «Scribe Arien»,<br />

Preis: 730 Fr.,<br />

www.bally.com<br />

www.b<br />

Eine unfehlbare Auswahl, passend zu jeder Garderobe. Grau lässt sich perfekt mit<br />

allen Farben kombinieren. Die praktischen, zeitlosen Mokassins kommen in neuen<br />

Materialien daher und werden mit Details aufgepeppt.<br />

FÜR JEDE<br />

GELEGENHEIT<br />

Bottega Veneta, Schuhe<br />

aus Leder und Tweed,<br />

Preis: 600 Fr.,<br />

www.bottegaveneta.com<br />

Canali, graue Mokassins<br />

aus Ziegenleder,<br />

Preis: 500 Fr.,<br />

www.canali.it<br />

Tod’s, Sneaker<br />

«No Code», mit mit weissem<br />

Wachs Wachs behandelt,<br />

Preis: 460 Fr.,<br />

www.tods.com<br />

MOCASSINS,<br />

TOUJOURS<br />

ET ENCORE<br />

Tod’s, Tod Schuhe aus<br />

glänzendem glän Material,<br />

«Gommino»,<br />

«Go<br />

Preis: Pre 390 Fr.,<br />

www.tods.com<br />

www<br />

Gucci, Guc «Cruise»,<br />

Preis: Pre 430 Fr.,<br />

www.gucci.com<br />

www<br />

Harry’s Har of London,<br />

blau-braune blau Mokassins,<br />

Preis: Pre 410 Fr.,<br />

www.harrysofl www ondon.com<br />

KLASSISCH-<br />

SCHLICHT<br />

Canali, Reisetasche<br />

aus Leder mit Griff en<br />

und Details aus<br />

Krokoleder,<br />

Preis: 5900 Fr.,<br />

www.canali.it<br />

Giorgio Armani,<br />

Preis: 1300 Fr.,<br />

www.armani.com<br />

Bally, «Helvetic<br />

Himbo»,<br />

Preis: 1500 Fr.,<br />

www.bally.com<br />

TASCHEN<br />

LÄSSIG<br />

Bottega Veneta,<br />

mehfarbige Tasche<br />

aus Hirschleder,<br />

Preis: 4510 Fr.,<br />

www.bottegaveneta.com<br />

Bottega Venteta, Ledertasche<br />

mit Lochmuster,<br />

Preis: 2600 Fr.,<br />

www.bottegaveneta.com<br />

Roberto Cavalli,<br />

Preis: 1400 Fr.,<br />

www.robertocavalli.com<br />

In den geräumigen, vielseitigen Taschen kann der moderne Mann alle seine unverzichtbaren<br />

Accessoires verstauen, damit er unterwegs auch bestimmt immer alles<br />

griff bereit hat. Egal ob weiche oder strenge, klassische oder nostalgische che Formen<br />

aus einer anderen Zeit, die Taschen sind ideale Begleiter für den ganzen nzen Tag.<br />

SPORTLICH<br />

Louis Vuitton Cap,<br />

Schultertasche Keepall<br />

55, waterproof,<br />

Preis: 2470 Fr.,<br />

www.louisvuitton.com<br />

Kris van Assche,<br />

Rucksack mit roten<br />

Schulterriemen,<br />

Preis: 200 Fr.,<br />

www.krisvanassche.com<br />

VINTAGE<br />

Trussardi, Trolley mit Räädern und ausziehbarem<br />

Griff , Preis: 2500 Fr.,<br />

www.trussardi.com<br />

Swaine Adeney Brigg,<br />

Weekender «Oxford»,<br />

braun, Preis: 1900 Fr.,<br />

www.swaineadeney.co.uk k


| UHREN | von Fabrice Eschmann und Michel Jeannot<br />

HUBLOT — BIG BANG<br />

$ 5 MILLIONS<br />

DER NAME IST PROGRAMM<br />

Die teuerste der dieses Jahr präsentierten<br />

Uhren ist rundum mit Diamanten gefasst und<br />

deshalb nicht in unserer Auswahl enthalten.<br />

Anders als bei der traditionellen Vorgehensweise<br />

hat Hublot für die Big Bang $ 5 Million zuerst<br />

die Zeichnung angefertigt und erst dann<br />

die passendsten Steine ausgewählt. Ein Jahr<br />

nahm die Suche nach den grössten Steinen in<br />

Anspruch. Sie wurden einzeln geschliff en, bis<br />

sie makellos passten. Einige wurden von einem<br />

Diamantschleifmeister aus New York mit über<br />

40 Jahren Erfahrung bearbeitet, damit sie alle<br />

dieselben «Schliff merkmale» aufweisen. Insgesamt<br />

14 Monate dauerte die Herstellung dieses<br />

aussergewöhnlichen Einzelexemplars aus 1282<br />

Diamanten, über 100 Karat Baguette-Diamanten<br />

und 6 Quadrat Smaragdschliff -Diamanten<br />

mit über 3 Karat pro Diamant. Angesichts dieser<br />

Anhäufung von Edelsteinen sind die mechanischen<br />

Merkmale der Uhr eigentlich zweitrangig.<br />

76 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

Die teuersten<br />

Uhren der Welt<br />

IN DER SCHWEIZ – DEM UHRENLAND PAR EXCELLENCE – WERDEN<br />

DIE TEUERSTEN ZEITMESSER DER WELT HERGESTELLT. «LUXE»<br />

HAT ZEHN DER KOSTSPIELIGSTEN MECHANISCHEN UHREN AUS<br />

DEN STANDARDKOLLEKTIONEN DER MARKEN AUSGEWÄHLT.<br />

EDELSTEINBESETZTE MODELLE WURDEN NICHT BERÜCKSICHTIGT.<br />

Die Vorzeigeindustrie und drittgrösste<br />

Exportbranche der Schweiz geniesst<br />

dank der Vorzüglichkeit ihrer Produkte<br />

weltweit hohes Ansehen. Gemessen an<br />

der Stückzahl stellt die Schweizer Produktion<br />

nur gerade 2 Prozent des internationalen<br />

Marktes, wertmässig sind es hingegen<br />

53 Prozent. 2011 hat die Schweiz<br />

für 19,3 Milliarden Fr. Uhrenprodukte<br />

ausgeführt. Mit anderen Worten: 95% der<br />

über 1000 Fr. teuren Uhren sind «made<br />

in Switzerland». Da diese Zahlen aber<br />

auf den Werkpreisen beruhen und die oft<br />

sehr hohen Margen nicht einberechnet<br />

sind, kann davon ausgegangen werden,<br />

dass der Realwert dieses Marktes deutlich<br />

höher liegt.<br />

Kein Wunder also, stammen die teuersten<br />

Zeitmesser aus der Schweiz! Doch<br />

wonach richtet sich der Preis dieser technischen<br />

Meisterwerke eigentlich? Regel<br />

gibt es dafür keine, dafür sind die Uhren<br />

viel zu komplex und die Kriterien zu subjektiv.<br />

Unter Kennern gilt die Devise, dass<br />

der wirkliche Wert einer Uhr nicht dem<br />

Preis im Schaufenster entspricht, sondern<br />

dem Betrag, für den man sie wiederverkaufen<br />

kann. So gesehen sind die teuersten<br />

Uhren beim Einkauf nicht unbedingt<br />

auch die wertvollsten.<br />

Abgesehen vom preislichen Aspekt erfordern<br />

die Entwicklung und die Fertigung<br />

eines hochwertigen mechanischen Werks<br />

ein solches Mass an Fähigkeiten, Zeit und<br />

Mitteln, dass nur wenige Uhrenmarken<br />

dazu in der Lage sind. Meist können sich<br />

die Manufakturen auf altüberliefertes<br />

Fachwissen stützen, das sie mit hochspezialisierten<br />

Technologien verknüpfen.<br />

Nach dem Ausfräsen werden die Teile<br />

mit einer Schleifscheibe aus Birnenholz<br />

poliert, mit dem Laser bearbeitet und<br />

von Hand graviert. Jeder Neuheit geht<br />

jahrelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />

voraus und oft werden dazu<br />

zahlreiche Patente angemeldet. Obwohl<br />

man die Uhrmacherei nicht unbedingt<br />

mit Fortschritt gleichsetzt – schliesslich<br />

geben Uhren die Zeit seit Jahrhunderten<br />

auf die gleiche Weise an – ist sie in Wirklichkeit<br />

eine Mischung aus Kunst und<br />

Wissenschaft, deren Dynamik und Erfi ndungsgeist<br />

noch für viele Überraschungen<br />

sorgen wird.<br />

Die hier vorgestellten Uhren stehen alle<br />

im Standardkatalog der Manufakturen.<br />

Einzelmodelle und edelsteinbesetzte Versionen<br />

wurden nicht berücksichtigt. Man<br />

könnte sie als klassische Zeitmesser im<br />

Luxussegment bezeichnen, die oft nummeriert<br />

und immer auf wenige Exemplare<br />

limitiert sind. Der Rundgang durch die<br />

oberen Sphären der Schweizer Uhrmacherei<br />

macht vergessen, dass es eine Zeit<br />

gab, in der einzig das Gewicht des Goldgehäuses<br />

den Preis der Uhr bestimmte.<br />

ULYSSE NARDIN — GENGIS KHAN<br />

725 000 FRANKEN<br />

Die Genghis Khan vereint vollendete Juwelierarbeit mit hoher Uhrmacherkunst.<br />

Auf das Ziff erblatt aus Goldfl uss wurden im Fusionsverfahren<br />

Metallkristalle aufgesetzt – eine hochkomplexe Technik, die nur noch von einer<br />

Handvoll Handwerker beherrscht wird. Auf dem Ziff erblatt sind von Hand vier<br />

Jacquemarts in Weissgold graviert. Sie stellen den Eroberer Dschingis Khan,<br />

der im 12. Jahrhundert das mongolische Reich gründete, mit seinen Kriegern<br />

dar und bewegen sich zum Westminster-Glockenspiel. Auf Wunsch werden<br />

die Stunden nicht nur mit zwei, sondern mit vier verschiedenen Klängen<br />

angegeben. Das Minutentourbillon ist durch eine Öff nung im Ziff erblatt bei 6<br />

Uhr sichtbar. Limitierte Serie von 30 Exemplaren.<br />

F. P. JOURNE — SONNERIE SOUVERAINE GRANDE SONNERIE<br />

702 000 FRANKEN<br />

Sechs Jahre Arbeit und zehn Patente nahm die Entwicklung dieses Zeitmessers<br />

in Anspruch. Die Schwierigkeit bestand darin, die zwangsläufi g begrenzte<br />

Energie einerseits für die korrekte Stunden-, Minuten- und Sekundenanzeige<br />

und andererseits für eine reibungslose Funktion der Schlagwerke einzusetzen,<br />

denn die Uhr verfügt sowohl über ein grosses Schlagwerk als auch über ein<br />

kleines Schlagwerk und eine Minutenrepetition. Das erste gibt automatisch<br />

jede Stunde und Viertelstunde an, das zweite nur die Viertelstunden, ohne<br />

Wiederholung der Stunde. Auf Wunsch lässt sich zudem die Minutenrepetition<br />

für eine minutengenaue Klanganzeige einschalten. Angetrieben wird der<br />

Mechanismus von einem einzigen Federhäuschen.<br />

JAEGER-LECOULTRE<br />

HYBRIS MECHANICA À GRANDE SONNERIE<br />

1 383 000 FRANKEN<br />

Dieser Zeitmesser gehört zur Uhrentrilogie Hybris Mechanica 55 mit insgesamt<br />

55 herausragenden mechanischen Komplikationen. Fast die Hälfte (26) entfallen<br />

auf das jüngste Modell, die Hybris Mechanica à Grande Sonnerie. Drei davon<br />

sind besonders hervorzuheben: das grosse Schlagwerk, das nicht nur die Stunden<br />

und Viertelstunden akustisch angibt, sondern auf Wunsch auch die Viertelstunden<br />

und Minuten wiederholt, der ewige Kalender, der das Datum mithilfe<br />

eines retrograden Zeigers und den Wochentag und den Monat in kleinen Fenstern<br />

anzeigt und darüber hinaus den Schaltjahrzyklus mit einem Zeiger markiert,<br />

und das fl iegende Tourbillon, das nur an der Unterseite befestigt ist. Über 1300<br />

Einzelteile und 13 Patente waren für die Herstellung dieses Meisterswerks nötig.<br />

VACHERON CONSTANTIN<br />

PATRIMONY TRADITIONNELLE CALIBRE 2755<br />

720 500 FRANKEN<br />

Klassische Haute Horlogerie in Reinkultur: Die Patrimony Traditionnelle Calibre<br />

2755 vereinigt drei der schwierigsten Uhrenkomplikationen: ein Tourbillon,<br />

einen ewigen Kalender und eine Minutenrepetition. Der ewige Kalender ist<br />

ein komplizierter Mechanismus, der den Tag, den Monat und das Jahr unter<br />

Berücksichtigung der Monatslängen und der Schaltjahre anzeigt. Bei der<br />

Minutenrepetition handelt es sich um ein Schlagwerk, das die Zeit akustisch<br />

angibt. Das Präzisionswerk besteht aus 602 Einzelteilen, die in einem Gehäuse<br />

aus Platin – dem wertvollsten Edelmetall der hohen Uhrmacherkunst – zusammengefügt<br />

sind und trägt die prestigereiche Genfer Punze.<br />

Bilan LUXE | 77


| HORLOGERIE |<br />

GREUBEL FORSEY<br />

QUADRUPLE TOURBILLON SECRET,<br />

EN PLATINE<br />

777 600 FRANKEN<br />

Technische Komplexität in ihrer extremsten Form:<br />

Greubel Forsey hat das Tourbillon zu seiner<br />

Spezialität gemacht und gleich vier davon in diese<br />

Uhr gepackt. Sie sind paarweise angeordnet und<br />

über unabhängige Regelorgane direkt mit einem<br />

sphärischen Diff erenzial verbunden. Dadurch sorgen<br />

sie für maximale Ganggenauigkeit. Technisch<br />

besteht das Uhrwerk aus 519 Einzelteilen, davon<br />

entfallen 261 auf die Tourbillon-Käfi ge. Zwei<br />

Federhäuschen sorgen für den Antrieb. Auch die<br />

Ausarbeitung ist ein Beispiel an Virtuosität: Die<br />

Platinen und die Brücken sind angliert und bestehen<br />

aus gekörntem und geperltem Neusilber<br />

mit Nickel-Palladium-Beschichtung. Limitierte<br />

Ausgabe aus zwei Serien mit je 8 Stück, aus<br />

Rotgold oder Platin.<br />

74 | Bilan LUXE<br />

FRANCK MULLER<br />

AETERNITAS MEGA 4<br />

2 580 000 FRANKEN<br />

Die bei weitem teuerste Uhr unserer Auswahl.<br />

Ihre Besonderheit liegt in der Vielzahl Komplikationen,<br />

die sich in dem edlen Gehäuse verbergen.<br />

Dazu gehören unter anderem ein fl iegendes<br />

Tourbillon, ein grosses und kleines Schlagwerk,<br />

eine Minutenrepetition mit Westminster-<br />

Glockenspiel, ein Schleppzeiger-Chronograph,<br />

eine Mondphasen-Anzeige, eine Zeitgleichung,<br />

zwei zusätzliche Zeitzonen und ein ewiger<br />

Kalender mit retrogader Datumsanzeige bei 12<br />

Uhr, Wochentag-, Monats- und Tag-/Nachtanzeige,<br />

Schaltjahrzyklus und Jahresanzeige. Dieser<br />

Mechanismus ist im Gegensatz zum traditionellen<br />

ewigen Kalender dank zwei zusätzlicher Räderwerke<br />

in der Lage, 1000 Jahre anzugeben.<br />

AUDEMARS PIGUET<br />

ROYAL OAK GRANDE COMPLICATION<br />

963 800 FRANKEN<br />

Das Modell gibt Minuten und Sekundenbruchteile<br />

präzise wieder und verfügt zudem über eine<br />

Minutenrepetition, einen Schleppzeiger-Chronographen<br />

mit Minutenzähler sowie einen ewigen<br />

Kalender, der Tag, Datum, Woche, Mondphasen,<br />

Monat und Schaltjahre anzeigt. Bemerkenswert ist<br />

auch die Skelettierung. Bei dieser Technik aus den<br />

Anfängen der Uhrenherstellung wird der Uhr ein<br />

fi ligranes Aussehen verliehen, indem möglichst<br />

viel Material von der Platine, dem Unruhkloben,<br />

der Federhausbrücke und von anderen Teilen<br />

ausgesägt wird. Zurück bleibt ein metallenes<br />

Gestell, das Schrauben, Federn und Rubinen<br />

gerade noch genügend Halt gibt. Oft werden<br />

die skelettierten Werke mit feinen Gravierungen<br />

und Ziselierungen versehen. Die komplizierte<br />

Kunst erfordert viel Fertigkeit und Know-how.<br />

Je mehr Komplikationen eine Uhr hat, desto<br />

schwieriger ist das Skelettieren als Ausdruck<br />

höchster Uhrmacherkunst.<br />

PARMIGIANI FLEURIER<br />

TORIC MINUTE REPEATER CAPITOLE<br />

680 000 FRANKEN<br />

Vorbild für diesen Zeitmesser aus Weissgold und<br />

insbesondere für sein Werk war die Taschenuhr<br />

von Perrin Frères (Neuchâtel) aus dem frühen<br />

19. Jahrhundert, die heute der Sandoz-Stiftung<br />

gehört. Sein PF 321 Kaliber besticht durch eine<br />

Minutenrepetition mit Kathedralen-Tonfedern<br />

und einem Zusatzmodul für die Zeitanzeige<br />

nach Sektor. In der halbmondförmigen Öff nung<br />

wird die Zeit mit 60 Minuten im 5-Minuten-<br />

Abstand angezeigt. Die vollen Stunden (1 bis 12)<br />

werden mit einer arabischen Ziff er angegeben,<br />

die dem Zeitverlauf folgt. Besonders bemerkenswert<br />

aber ist das Innenleben: Eine aufwändige<br />

Dekoration wetteifert mit dem Kathedralen-<br />

Schlagwerk aus gebläutem Stahl in Form einer<br />

gewundenen Schlange in Anlehnung an das<br />

Originalmodell. Die äusserst schwierig herzustellenden<br />

Tonfedern erzeugen einen wunderbar<br />

kristallklaren, vollen Klang.<br />

PATEK PHILIPPE<br />

SKY MOON TOURBILLLON RÉF. 5002<br />

1 164 300 FRANKEN<br />

Die komplizierteste Armbanduhr, die je hergestellt<br />

wurde (hier in einer Platinversion). Ziel der<br />

Manufaktur war es, ein Maximum an Komplikationen<br />

auf kleinstem Raum unterzubringen.<br />

Besonderes Highlight ist neben dem ewigen<br />

Kalender mit retrogradem Datum, einer Minutenrepetition,<br />

einem Tourbillon und der Sternenzeit<br />

in einem 24-Stunden-Umlauf die Darstellung<br />

der Himmelsscheibe mit Sternenbewegungen<br />

und Winkelbewegungen des Mondes mit seinen<br />

zu- und abnehmenden Phasen. Das Uhrwerk mit<br />

Handaufzug besteht aus 686 handgefertigten<br />

Einzelteilen. Alle Stahlkomponenten des<br />

Uhrwerks sind angliert und poliert, die Zähne der<br />

Stahlräder wurden mit einer Hartholz-Schleifscheibe<br />

einzeln poliert. Aufgrund ihrer extremen<br />

Komplexität und der zeitaufwendigen Fertigungs-<br />

und Montageschritte werden jedes Jahr nur zwei<br />

Sky Moon Tourbillon produziert.<br />

RICHARD MILLE<br />

RM 056 FELIPE MASSA SAPHIR<br />

1 598 500 FRANKEN<br />

Noch nie wurde das Gehäuse eine so komplizierte<br />

Uhrenform komplett aus Saphirglas gefertigt.<br />

Die RM 056 ist eine technische Meisterleistung,<br />

denn sowohl die Lünette als auch die Schale<br />

und der Boden wurden aus Saphirblöcken<br />

geschnitten und gefräst und ganz ohne externe<br />

Struktur zusammengefügt. Ein einziges Gehäuse<br />

erfordert 1000 Stunden Feinarbeit, davon 430<br />

fürs Schleifen und 350 Stunden fürs Polieren.<br />

Das transparente Gehäuse gibt den Blick auf<br />

den neuen Kaliber RMCC1 frei – ein Handaufzugswerk<br />

mit Tourbillon, Stunden, Minuten,<br />

Schleppzeiger-Chronograph, Gangreserve- und<br />

Drehmomentanzeige und Funktionsselektor.<br />

Limitierte Serie von 5 Exemplaren.


80 | Bilan LUXE<br />

| TAUCHERUHREN | von Michel Jeannot<br />

«TITANIC»-REGISSEUR JAMES CAMERON IST DER ERSTE MENSCH, DEM EM<br />

DER SOLO-TAUCHGANG BIS 10 898 METER TIEFE IM MARIANENGRABEN ABEN<br />

GELUNGEN IST. FÜR ROLEX TESTETE ER DEN EXPERIMENTELLEN<br />

PROTOTYP DER TAUCHERUHR DEEPSEA CHALLENGE, DER FÜR DIE<br />

TIEFSTEN GEWÄSSER DER OZEANE KONZIPIERT WURDE.<br />

Tiefenrekord<br />

enn man Ihnen ein solches Pro-<br />

«Wjekt vorschlägt, begreifen Sie sofort,<br />

dass dies nur ein Mal im Leben geschieht.»<br />

Zwar ist sich Jacques Baur,<br />

Direktor für Forschung bei Rolex, Herausforderungen<br />

gewohnt. Dennoch,<br />

das Adrenalin stieg, als die Entwickler<br />

und Forscher bei Rolex von diesem Projekt<br />

erfuhren, denn sie hatten genau vier<br />

Wochen und zwei Tage Zeit, die Uhr zu<br />

produzieren und auf die Reise von Genf<br />

auf die Guam-Insel zu schicken, wo sich<br />

James Camerons Basislager befand. Für<br />

die Rolex-Leute bedeute dies nicht nur<br />

eine sehr kurzfristige Entscheidung, vor<br />

allem ging es darum, sicherzustellen, dass<br />

genügend interne Ressourcen verfügbar<br />

waren. 24 Stunden nach der Anfrage erteilte<br />

das Unternehmen grünes Licht.<br />

Rolex hat alle grossen Etappen der<br />

Tauchgeschichte mitgeprägt. Die erste<br />

wasserdichte Armbanduhr entstand 1926<br />

und basierte auf der Kombination der drei<br />

verschraubten Elemente Gehäuseboden,<br />

Lünette und Aufzugskrone, einem Kon-<br />

zept, das später praktisch von allen Marken<br />

übernommen wurde und bis heute<br />

Gültigkeit hat. 1953 wurde die Perpetual<br />

Submariner, damals wasserdicht bis 100<br />

Meter (heute 300 Meter), lanciert, die zur<br />

Ikone der Taucheruhren werden sollte.<br />

1960 baute Rolex die Experimentaluhr<br />

Deep Sea Special, die, an der Aussenwand<br />

des vom Schweizer Ingenieur Jacques<br />

Piccard entwickelten Tiefseetauchboots<br />

«Triest» angebracht, in den 10 916 Meter<br />

tiefen Marianengraben vordrang. 1967<br />

wurde die Sea-Dweller eingeführt, die in<br />

einer ersten Phase dem Druck in 610 Metern<br />

Tiefe, ab 1978 in 1220 Metern standhalten<br />

konnte.<br />

WASSERDICHT UND DRUCKFEST<br />

2008 schliesslich gelang dem Genfer<br />

Uhrenunternehmen ein echter Exploit<br />

mit der Lancierung der Rolex Deepsea,<br />

einer neuen Taucheruhrgeneration, die<br />

den Druckverhältnissen in einer Tiefe von<br />

3900 Metern widerstehen konnte. Dieser<br />

Fortschritt wurde möglich dank des von-<br />

Die Oyster Perpetual<br />

Rolex Deepsea Challenge<br />

ist wasserdicht<br />

bis 12 000 m Tiefe.<br />

Rolex entwickelten<br />

und patentierten<br />

extrem resistenten<br />

Ringlock-Konzepts.<br />

Im Gegensatz<br />

zur landläufi gen Meinung ist die Wasserdichtigkeit<br />

an einem Gehäusetyp wie<br />

dem der Oyster kein wirkliches Problem.<br />

Denn je tiefer eine Uhr eintaucht, desto<br />

stärker nimmt der Druck auf das Gehäuse<br />

und die Dichtungen zu und erhöht so die<br />

Wasserdichtheit. Das erklärt auch, warum<br />

Spritzwasser beim Händewaschen<br />

oder Geschirrspülen die grössere Herausforderung<br />

an die Wasserdichtigkeit stellt.<br />

Das eigentliche Problem für Taucheruhren<br />

ist jedoch der Druck, der auf den Zeitmesser<br />

selbst ausgeübt wird. Im Fall der<br />

Deepsea Challenge entsprach er einem<br />

Lastwagen, der auf die winzige Fläche des<br />

Zeitmessers presste.<br />

Es leuchtet auch ein, dass es verhältnismässig<br />

einfach ist, ein grosses, wenig<br />

attraktives Gehäuse mit einem Werk zu<br />

produzieren, das hohem Druck wider-<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 81


| TAUCHERUHREN |<br />

steht. Etwas ganz anderes ist es, eine Uhr<br />

zu konzipieren, die nicht nur extrem resistent<br />

und robust ist, sondern sich auch<br />

verkaufen lässt.<br />

Dies ist denn auch der wichtigste<br />

Punkt, in dem sich die Rolex Deep Sea<br />

Special aus dem Jahr 1960 von der Rolex<br />

Deepsea Challenge 2012 unterscheidet.<br />

Während Erstere ein schönes technisches<br />

Objekt ist, ist Letztere zudem eine<br />

schöne Uhr. Rolex mobilisierte achtzig<br />

Personen für dieses Projekt. «Jedem<br />

82 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

Teilnehmer war klar», erzählt Arnaud<br />

Boetsch, Direktor Kommunikation von<br />

Rolex, «dass er an einem Projekt von<br />

historischer Bedeutung mitarbeitete.»<br />

Nachdem die personellen Verantwortungen<br />

definiert waren, ging es an die<br />

Lösung der technischen Details. Wobei<br />

selbstverständlich die Ingenieure<br />

nicht bei null beginnen mussten, denn<br />

sie konnten auf dem extrem druckresistenten<br />

Ringlock-Konzept aufbauen, das<br />

2008 für die Rolex Deepsea (wasser-<br />

dicht bis 3900 Meter) entwickelt worden<br />

war. Für dieses Systems hatte Rolex<br />

den Überdruckbehälter Mariannes konstruiert,<br />

der die Widerstandsfähigkeit<br />

der Uhren bis 15 000 Meter Tiefe testet.<br />

Bereits während der Konzeption des<br />

Ringlock-Systems für die Rolex Deepsea<br />

stand fest, dass diese Gehäusearchitektur<br />

sich für extreme Tiefen eignen<br />

würde. So konnten die Konstrukteure<br />

schon nach den ersten Studien fèr<br />

den Bau der Rolex Deepsea Challenge<br />

voraussagen, dass für die garantierte<br />

Wasserdichtigkeit und Druckfestigkeit<br />

bei 12 000 Metern das Gehäuse<br />

einen Durchmesser von 50 bis 55 mm<br />

haben musste. Der Durchmesser beträgt<br />

nun 51,4 mm.<br />

EIN ZUVERLÄSSIGER BEGLEITER<br />

Eine der grossen Unbekannten war<br />

das Saphirglas. Weltweit sind nur wenige<br />

Unternehmen in der Lage, das leicht<br />

gewölbte, 14,3 mm dicke Glas aus hochreinem<br />

Aluminiumoxid zu produzieren.<br />

Die geringste Verunreinigung oder<br />

ein mikroskopisch kleiner Riss könnten<br />

unter den enormen Druckverhältnissen<br />

die Uhr implodieren lassen. Deshalb testeten<br />

die Ingenieure als Erstes das Saphirglas<br />

im Überdruckbehälter. Die ersten<br />

Resultate sorgten für Erleichterung.<br />

Die Materialproben des bestehenden<br />

Zulieferers von Saphirgläsern hatten den<br />

Test bestanden. Die nächste Schwierigkeit<br />

bestand darin, die Bestandteile einer<br />

ungewöhnlich grossen Uhr, von der<br />

nur wenige Prototypen hergestellt werden,<br />

zu fabrizieren. Die ganze Uhr, mit<br />

Ausnahme des serienmässig hergestellten<br />

Werks (Rolex Kaliber 3135), ist eine<br />

Einzelanfertigung. Das Ausmass des<br />

Projekts verdeutlicht die Tatsache, dass<br />

mehr Werkzeugen entwickelt und hergestellt<br />

werden mussten, als die Uhr Bestandteile<br />

hat. Notabene in Rekordzeit.<br />

Die Rolex Deepsea Challenge (garantiert<br />

wasserdicht bis 12 000 Meter, aber<br />

getestet bis 15 000 Meter) ist eine Experimentaluhr,<br />

die nicht verkauft wird.<br />

Sie gilt als Vorbild für die kommerzialisierte<br />

Rolex Deepsea, die bis 3900 Meter<br />

wasserdicht ist. Der Prototyp hat<br />

die Qualität des Ringlock-Systems einmal<br />

mehr klar bewiesen. Für James Cameron<br />

war die Uhr «ein perfekt zuverlässiger<br />

Begleiter während des ganzen<br />

Tauchgangs». Last but not least war die<br />

Rolex bei einer Begegnung mit der Geschichte<br />

dabei. |<br />

| SOCIAL NETWORKS | von Francesca Serra<br />

Es gibt täglich neue soziale Netzwerke.<br />

Facebook ist mit seinen Milliarden<br />

Freunden unschlagbar, dennoch<br />

zeichnet sich eine Konkurrenz am Horizont<br />

ab. Die Aufmerksamkeit, die kürzlich<br />

Pinterest und Instagram geweckt<br />

haben, illustriert den Erfolg dieser «persönlichen<br />

Suchmaschinen», die kreativ<br />

und schlicht aufgemacht, die schnelle<br />

Nutzung erlauben.<br />

TREFFPUNKT DER REICHEN<br />

Es ist eine Tatsache: Je bevölkerter die<br />

Netze, desto attraktiver sind Nischenplattformen.<br />

Es gibt spezialisierte Sites<br />

für vermögende Menschen, die massgeschneiderte<br />

Services anbieten. Zu diesen<br />

Vorreitern gehören ASmallWorld oder<br />

Family Bhive, 2009 von einem Anwalt der<br />

Londoner City gegründet. Benutzer dieser<br />

Site haben nicht das Ziel, Fotos hochzuladen<br />

oder alte Schulkameraden ausfi<br />

ndig zu machen, sondern sie möchten<br />

DIE<br />

BESTE<br />

ALLER<br />

WELTEN<br />

ERIK WACHTMEISTER, VISIONÄR UND ERFINDER DER 2004<br />

GEGRÜNDETEN ASMALLWORLD, LANCIERT MIT EHEFRAU LOUISE BEST<br />

OF ALL WORLDS. DANK EINEM MATCHING-SYSTEM ENTSPRICHT DAS<br />

NEUE NETZ PERFEKT DEN BEDÜRFNISSEN DES BENUTZERS.<br />

Investitionsideen austauschen oder sich<br />

über mondäne Anlässe kundig machen.<br />

Es ist die Plattfom, Partner für ein neues<br />

Joint Venture zu suchen oder Tipps<br />

für Reisen der anderen Art zu erhalten.<br />

Wobei der Schutz der Privatsphäre garantiert<br />

ist. Die Mitglieder bleiben anonym<br />

und werden je nach Stand ihres<br />

Vermögens in Gruppen eingeteilt: «Amber»<br />

für Vermögen von 5 bis 20 Mio. £,<br />

«Jade» 20 bis 100 Mio. £ und «Jet» für<br />

solche, die mehr als 100 Mio. £ auf dem<br />

Konto haben.<br />

Bei ASmallWorld hingegen sind nicht<br />

der Bankauszug, sondern die richtigen<br />

Paten massgebend. Die Plattform hat<br />

sich als Social Network der Stars einen<br />

Namen gemacht. Die Formel basiert auf<br />

einem Einladungssystem, das Netzwerk<br />

funktioniert wie ein Privatclub, dem Regisseure,<br />

Schauspieler und Adel angehören<br />

– The Happy Few. Der Autor dieser<br />

Success-Story heisst Erik Wachtmeis-<br />

ter, Sohn des schwedischen Botschafters<br />

in den USA und ehemaliger Banker, seit<br />

jeher ein Natural Born Networker, und<br />

dies schon lange vor Facebook. Trotz<br />

des Riesenerfolgs von ASmallWorld war<br />

Wachtmeister 2008 unzufrieden und begann<br />

über ein neues, noch raffi nierteres<br />

System nachzudenken. «Ich wusste, dass<br />

es zwischen dem kühlen Interface von<br />

LinkedIn und dem jugendlichen Uni-<br />

Geist von Facebook eine Nische gab.»<br />

Jetzt lanciert er zusammen mit Gemahlin<br />

Louise die neue Plattform Best<br />

of All Worlds, die in der Lage ist, das soziale<br />

und professionelle Profi l der Mitglieder,<br />

deren Interessen, Wünsche und<br />

Stimmungen zu erfassen. Dank der Kombination<br />

dieser Kategorien und der Filter<br />

können Informationen angeboten<br />

werden, die dem eff ektiven Bedürfnis<br />

der Benutzer entsprechen. Die Anwendung<br />

ist einfach und ohne die für Facebook<br />

typische Aufgliederung. «Facebook<br />

hat vor einem Jahr Gruppen kreiert. Es<br />

gibt Gruppen für alles und jedes, wobei<br />

es keinen Sinn macht, Hunderte von Millionen<br />

Gruppen zu haben. Denn das eigentliche<br />

Ziel ist es, zu einer Gruppe zu<br />

gehören, um noch mehr Wissen über ein<br />

bereits bekanntes Thema zu erhalten.»<br />

PROFILE ABGLEICHEN<br />

Die defi nierten Gruppen sind global:<br />

«Kunstpassionierte», «junge Mutter»,<br />

«Polospieler», um nur einige Beispiele zu<br />

nennen. Natürlich kann man auch gleichzeitig<br />

«junge Mutter», «Unternehmer»<br />

und «Tennisspieler» sein. In der Kategorie<br />

«modes», «party mode» oder «professional<br />

mode» informiert man über die temporäre<br />

Stimmung. Wer «family mode» angibt, will<br />

wissen lassen, dass er oder sie die Zeit mit<br />

der Familie oder mit Menschen verbringen<br />

möchte, die ebenfalls Kinder haben.<br />

Im Weiteren können auch Guides abgerufen<br />

werden (beste Hotels, Boutiquen, Restaurants),<br />

die ihrerseits wieder über Filter<br />

nach besonderen Kriterien durchforstet<br />

werden können. Das Restaurant für den<br />

Businesslunch eignet sich ja nicht unbedingt<br />

fürs romantische Dinner.<br />

Dieses Abgleichsystem verknüpft nützliche<br />

Informationen und gute Quellen.<br />

Schliesslich sind es Anwender und Nutzung,<br />

die ein soziales Netzwerk ausmachen<br />

und dessen Erfolg garantieren. Best of All<br />

Worlds sichert diese Qualität über die selektive<br />

Mitgliederauswahl und ausgewählte<br />

Botschafter in verschiedenen Städten. |<br />

www.bestofallworlds.com<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 83


| HOCHSEESEGLER | von Vincent Gillioz<br />

Törn über die Weltmeere<br />

SEIT DREI JAHREN KONSTRUIERT SWISS CATAMARAN HOCHSEEBOOTE.<br />

GEFERTIGT UND KOMPLETT AUSGERÜSTET NACH HÖCHSTEN<br />

BOOTSBAUSTANDARDS, SIND DIE DOPPELRUMPF-JACHTEN BEREIT<br />

FÜR DAS LUXURIÖSE GLEITEN ÜBER DIE OZEANE.<br />

Wer hat nicht schon davon geträumt,<br />

alles hinter sich zu lassen und die<br />

Weltmeere zu befahren. Karriere, Familie,<br />

Geld oder ganz einfach das seemännische<br />

Können sind meist der Grund,<br />

weshalb solche Wünsche unerfüllt bleiben.<br />

Jürg Von Ins, Patron von Swiss Catamaran,<br />

gehört zu denen, die den Schritt<br />

gewagt haben.<br />

Der selbständige Vermögensverwalter<br />

im Dienste wohlhabender Klienten hatte<br />

eines Tages genug von seinem Beruf<br />

und beschloss vor über zehn Jahren mitten<br />

in seiner Karriere eine Kehrtwende zu<br />

machen. «Bis zu meinem fünfzigsten Geburtstag<br />

habe ich nur gearbeitet. In den<br />

Ferien auf den Seychellen bewunderte ich<br />

die Kreuzfahrtkatamarane, und ich sagte<br />

mir, dass ich mir Zeit gönnen sollte, um zu<br />

segeln.»<br />

Diese guten Vorsätze sollten sich nicht<br />

ganz erfüllen, denn der Hochseefahrer<br />

in spe ist heute Chef eines KMU, das sich<br />

auf den Bau von Luxussegelbooten spezialisiert<br />

hat. Dank seiner Berufserfahrung<br />

ist es ihm möglich, die Wünsche einer<br />

Kundschaft zu verstehen, die, wie er, ein<br />

leistungsfähiges und sofort einsatzfähi-<br />

ges Produkt wünscht. Hochseesegler sind<br />

nicht mehr Seebären, Männer mit Bart und<br />

zerfurchtem Gesicht, Jünger von Weltumseglern<br />

wie Damien Janichon oder Francis<br />

Chichester. Es sind in den meisten Fällen<br />

erfolgreiche Manager, die sich den Luxus<br />

leisten können, mehrere Wochen mit<br />

Freunden oder Familie auf See zu kreuzen.<br />

RADIKALE LEBENSÄNDERUNG<br />

Jürg Von Ins beginnt sich ernsthaft für<br />

die Seemannskunst zu interessieren und<br />

fährt 2000 an die internationale Bootsmesse<br />

nach Paris, entdeckt dort die Werft<br />

Switch, die ein 55-Fuss-Boot (16,8 Meter)<br />

auf den Markt bringt. Das vom renommierten<br />

Designerbüro VPLP (BMW<br />

Oracle Racing, Banque Populaire usw.)<br />

konzipierte Boot ist schnell und für die<br />

Hochseefahrt geeignet. Der Schweizer ist<br />

begeistert und schliesst den Vertrag ab.<br />

Leider ist die Werft mit diesem ehrgeizigen<br />

Projekt überfordert und muss mitten<br />

während der Produktion Konkurs anmelden.<br />

Aber der frischgebackene Bootseigentümer<br />

gibt nicht auf. Unternehmer in der<br />

Seele, übernimmt er die Aktiven aus der<br />

Konkursmasse und die Gebäude, um das<br />

ff Original-Karbonmast,<br />

Schwerter, Wetdeck<br />

und Pod, um die<br />

Kraft der Vordersegel<br />

aufzufangen, sind einige<br />

der Charakteristiken<br />

des Swiss Catamaran.<br />

f Zwei Steuerplätze für<br />

Seefahrer, die Freude<br />

am Navigieren haben.<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 85


| HOCHSEESEGLER |<br />

Schiff auf eigene Kosten fertigzustellen.<br />

Bei seinen Besuchen von Bootsausstellungen<br />

kommt er nicht umhin festzustellen,<br />

dass Switch modernisiert werden muss.<br />

Er schliesst das Unternehmen und fängt<br />

nochmals bei null an.<br />

Die Idee, Boote zu bauen, die in der<br />

Schweiz konzipiert werden, nimmt Form<br />

an. Dies ist die Geburtsstunde von Swiss<br />

Catamaran. «Ich meldete die Firma in<br />

Genf an und machte mich auf die Suche<br />

nach einem Designer und einem Schiff sbauer,<br />

denn in Frankreich weitermachen<br />

wollte ich nicht. In diesem Land sind die<br />

Bedingungen für Unternehmer und Fabrikanten<br />

wenig interessant.» Über mehrere<br />

Kontakte gelangt er schliesslich zu<br />

Sébastien Schmidt, den renommierten<br />

Genfer Bootsarchitekten (Décision 35,<br />

Psaros 33). Für die Fabrikation bietet sich<br />

die Türkei an, die eine grosse Schiff sbautradition<br />

besitzt. Mehrere Werften in der<br />

Gegend von Antalya sind bereits mit der<br />

Produktion von Superjachten beschäftigt.<br />

Es gibt hier eine Kultur des Luxus, die Arbeitskräfte<br />

sind bezahlbar, die Sozialpartnerschaft<br />

intakt.<br />

Nachdem alle Kontakte solid geknüpft<br />

sind, geht das Unternehmen 2007 an<br />

den Start. Sébastien<br />

Schmidt erstellt den<br />

ersten Entwurf und arbeitet<br />

ihn bis zu den<br />

endgültigen Plänen<br />

aus. Der Bootsdesigner<br />

erzählt: «Wenn bei<br />

einem Regattaboot der<br />

strukturelle Teil ab-<br />

geschlossen ist, sind 90% der Arbeit getan.<br />

Bei einem Boot wie diesem hier sind<br />

es erst 30%. Ausstattung, Installationen,<br />

Elektrizität sind überaus komplexe Bereiche.<br />

Wir haben enorme Konzentrationsanstrengungen<br />

unternommen, um das Ganze<br />

zu optimieren.»<br />

Ein Team von Fachleuten arbeitet mit<br />

dem Büro zusammen. Olivier Hourquet,<br />

ehemaliger Mitarbeiter von VPLP, kümmert<br />

sich um die Ausstattung, Clemens<br />

Dransfeld ist für Strukturberechnungen<br />

zuständig. Christophe Buholzer, erfahrener<br />

Schiff sbauer aus Genf, ist vor Ort für<br />

die Projektleitung verantwortlich, um Ko-<br />

ordination und Qualitätskontrollesicherzustellen.<br />

«Ausserdem<br />

kann ich meine Erfahrung<br />

und die Kenntnisse<br />

dieses Bootes erfolgreich<br />

einbringen.<br />

Die Werft ist Teil eines<br />

86 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

Viel Stauraum in<br />

den Kabinen, auch<br />

unter den Betten.<br />

Durch die Luke<br />

geniesst man den<br />

direkten Blick nach<br />

hinten.<br />

Die u-förmige<br />

Küche ist navigationsfreundlich<br />

konzipiert. Die<br />

Holzverkleidung,<br />

hier Teak, kann<br />

vom Käufer gewählt<br />

werden.<br />

riesigen Technopools, wo auch 50 m lange<br />

Superjachten aus Verbundwerkstoff en<br />

gebaut werden. Das Know-how ist vorhanden,<br />

es braucht nur ein bisschen Coaching,<br />

um sicher zu sein, dass wir erhalten, was<br />

wir wollen.»<br />

SCHLÜSSELFERTIGE SEGELJACHT<br />

Swiss Catamaran unterscheidet sich von<br />

der Konkurrenz durch das einfache Konzept<br />

eines schlüsselfertigen Bootes. Selbstverständlich<br />

können die Kunden bestimmte<br />

Optionen wählen, vor allem bei der<br />

Holz- und der Lederausführung. Grundsätzlich<br />

erhalten sie für 1,25 Mio. € (ohne<br />

Steuern) ein vollständig ausgerüstetes,<br />

betriebsbereites Boot. «Wir produzieren<br />

55-Fuss-Schiff e, die ohne Mannschaft navigiert<br />

werden können. Unser Ziel ist es,<br />

ein Produkt anzubieten, das zu zweit oder<br />

mit der Familie gesteuert werden kann<br />

und das ohne Skipper auskommt.»<br />

Das Segelschiff ist hochseetauglich ausgerüstet<br />

und erfüllt alle Bedingungen für<br />

total autonomes Kreuzen auf hoher See:<br />

grosse Treibstoff vorräte, Radar, komplette<br />

Navigationszentrale und Dingi mit Au-<br />

sserbordmotor. Neben dem leistungsstarken<br />

Karbonmast gehören auch die Segel<br />

zum Basispackage. «Mit vollem Tank und<br />

genügend Nahrungsmitteln an Bord kann<br />

der Kunde direkt ab Werft auf eine dreiwöchige<br />

Seereise gehen. Es gibt keinen Konkurrenten,<br />

der diese Leistung bieten kann.»<br />

Von Ins hat nicht die Absicht, sich im<br />

Kreise der Grossen – Lagoon, Catana – zu<br />

positionieren. Sein Ziel ist es, das Unternehmen<br />

mittelfristig auf Vordermann zu<br />

bringen und pro Jahr vier bis fünf Schiff e<br />

herzustellen. Mit einem 45-Fuss-Modell<br />

wendet er sich an Besitzer von Motorjachten,<br />

die für Treibstoff nicht länger ein Vermögen<br />

ausgeben möchten. Das neue Boot<br />

soll am Salon von Cannes 2013 der Öff entlichkeit<br />

vorgestellt werden.<br />

Die Zukunft des Kleinunternehmens<br />

ist somit gespurt. Be-<br />

Die Badeplattform<br />

dient als Platz für<br />

das Beiboot. Die<br />

Verlängerung des<br />

Baums ermöglicht,<br />

diesen bequem an<br />

Bord zu hieven.<br />

kanntlich gibt es in der<br />

Schweiz hervorragende<br />

Regattasegler. Es<br />

sieht ganz danach aus,<br />

dass auch Schweizer<br />

Bootsmacher auf Erfolgskurs<br />

sind. |<br />

Schwimmende<br />

Limousinen<br />

OB FÜRS ROMANTISCHE PICKNICK, DIE<br />

SPORTLICHE AUSFAHRT MIT FREUNDEN ODER DEN<br />

FAMILIENAUSFLUG – DIE NEUHEITEN 2012 ERFÜLLEN<br />

DIE ERWARTUNGEN JEDES WASSERSPORTFANS.<br />

SMARTBOAT IMMER STÄRKER<br />

Die französische Marke, die das Motorbootdesign neu interpretiert,<br />

weitet das Angebot aus. Nach dem 2010 lancierten ersten 23-Fuss-<br />

Modell stellt Smartboat jetzt zwei neue 24- und 30-Fuss-Boote<br />

vor, die auf dem gleichen minimalistischen Design aufbauen. Die<br />

Boote, deren Rumpf eher an ein Segelboot erinnert, sprechen ein<br />

immer grösseres Publikum an. Spezialisten schwärmen vom guten<br />

Verhalten auf dem Wasser. Smartboat 30 wird im Laufe 2012 auf den<br />

Markt kommen. Die bewohnbare Yacht, ideal fürs Wochenende zu<br />

zweit oder mit der Familie, ist mit einem 220-PS- Innen- oder 300<br />

PS-Aussenbordmotor ausgestattet und kostet etwa 240 000 Fr., das<br />

24-Fuss-Modell 80 000 Fr.<br />

www.smartboat.fr<br />

BOESCH IMMER GLAMOURÖS<br />

Die kleine, 1920 gegründete Werft in Kilchberg (ZH) setzt mit dem<br />

neuen Runabout 970 St. Tropez ihre Tradition fort. Beschichtetes,<br />

lackiertes Mahagoni, subtile Verbindung von neuester Bootsbautechnologie<br />

und Vintage-Glamour sind typisch Boesch! Das Brummen der<br />

beiden High-Performance V8 Motoren MerCruiser von je 380 PS lässt<br />

das Herz Liebhaber schöner Wasserfahrzeuge höher schlagen. Das Familienunternehmen<br />

stellt jährlich 20 bis 25 Boote her. Das Meisterwerk<br />

kostet 750 000 Fr. und ist für Afi cionados gedacht, die keine Konzessionen<br />

machen, um ihre Wünsche zu befriedigen.<br />

www.boesch-boats.ch<br />

FRAUSCHER FÜR GENTLEMENRACER<br />

Mit der Lancierung des 1017 GT spielt der österreichische Bootskonstrukteur<br />

jetzt auch in der Welt der Grossen. Das Rasseboot ist für all jene<br />

konzipiert, die hohe Ansprüche an Schnelligkeit und Komfort stellen.<br />

Mit den beiden Motoren von 430 PS erreicht das Boot fast 90 km/h.<br />

Das lange Deck aus Teakholz liegt perfekt integriert im anthrazitfarbigen<br />

Rumpf und erinnert ein wenig an ein Batmobil, das bei Liebhabern dieses<br />

Genres bestimmt gut ankommt. Die Basisversion des Frauscher 1017 GT<br />

ist für 320 000 Fr. zu haben. Noch mehr Raum bietet die Version Lido<br />

mit off enem Deck. Der Newcomer wird an der Bootsmesse von Cannes<br />

im nächsten September zu bewundern sein.<br />

www.frauscherboats.com<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 87


88 | Bilan LUXE<br />

| ZU BESUCH | von Francesca Serra - Fotos: Anoush Abrar & Aimée Hoving<br />

Dutertre<br />

Willkommen bei<br />

Henri-Jack Dutertre kultiviert Gewohnheiten<br />

wie eine Tugend. Er<br />

ist jeden Mittag im Restaurant Lipp in<br />

der Genfer Altstadt anzutreff en, wo er<br />

das typische Ambiente der grossen Pariser<br />

Brasserien geniesst. Nach dem Mittag-<br />

und dem Abendessen gönnt er sich<br />

jeweils eine Zigarre – kubanische Epicure<br />

Nr. 2 –, auch das eine seiner Gepfl ogenheiten.<br />

<strong>Und</strong> in die Ferien fährt er am<br />

liebsten nach St. Tropez.<br />

Ironie ist sein ständiger Begleiter.<br />

«Wissen Sie, Marietta ist auch eine alte<br />

Gewohnheit», stichelt er und grinst dabei<br />

seine Frau an. Die nickt nur: «Er hört<br />

nie auf. Stellen Sie sich vor, kurz nach<br />

unserer Hochzeit haben mich Freunde<br />

aus Deutschland besucht. Als sie wieder<br />

zu Hause waren, riefen sie mich an und<br />

versicherten mir, dass ich jederzeit willkommen<br />

sei, falls es in Genf nicht klappen<br />

sollte. Sie hatten nicht begriff en, dass<br />

Jack gern Witze macht, was möglicherweise<br />

auch mit den Kulturunterschieden<br />

zu tun hatte.»<br />

Vielleicht liegt hier ein Grund für seinen<br />

Erfolg als Geschäftsführer. Henri-<br />

Jack Dutertre nimmt sich selbst nicht<br />

ernst. Er ist off en, pragmatisch und skeptisch.<br />

«Man kann nie sicher sein. Die Erfahrung<br />

hat mich gelehrt, dass jederzeit<br />

unwahrscheinliche Dinge geschehen<br />

können. Ich habe immer den Moment<br />

gelebt und fortlaufend dazugelernt. Ich<br />

habe nie beschlossen, um des Lernens<br />

willen zu lernen, sondern nur, wenn ich<br />

das Gefühl hatte, dass ich etwas Konkretes<br />

wissen musste.»<br />

Nicht zuletzt dank seiner pragmatischen<br />

Veranlagung stieg er die Karriereleiter<br />

steil nach oben. Der Zufall wollte<br />

es, dass er während seiner Erstanstellung<br />

bei Olivetti von einem Parfumhersteller<br />

abgeworben wurde. Danach wechsel-<br />

EIN ZUSAMMEN MIT MARIETTA UND HENRI-JACK DUTERTRE<br />

VERBRACHTER MORGEN WIRKT WIE EINE ODE AN DEN ALLTAG. DIE BEIDEN<br />

IN DER PARFÜMERIE TÄTIGEN ÄSTHETEN – ER PRÄSIDIERT NUXE SUISSE, SIE<br />

IST BEI SHISHEIDO FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ZUSTÄNDIG – LEBEN<br />

VON LUFT UND LIEBE FÜREINANDER UND FÜR DIE KUNST.<br />

«Lech mich am Arlberg» des österreichischen<br />

Künstlers Matthias Kloser neben der Fotografi e<br />

«Primitives» von Olaf Breuning. Der Schweizer ist<br />

bekannt für seine grotesken Inszenierungen, in denen<br />

er den menschlichen Körper bemalt, verkleidet,<br />

verwandelt und karikiert.<br />

te er mehrmals die Stelle, wurde Direktor<br />

von Lancôme France und bekam schliesslich<br />

die Position des Generaldirektors der<br />

Revlon-Gruppe angeboten. Als Krönung<br />

seiner Laufb ahn hatte er die zündende<br />

Idee, eine Shiseido-Filiale in der Schweiz<br />

aufzubauen.<br />

Zwanzig Jahre später verkaufte er die<br />

Marke. Vor einem Jahr wollte er es nochmals<br />

wissen und startete ein Joint Ven-<br />

ture mit Nuxe, wo er als Präsident waltet.<br />

Auf dem Wohnzimmertisch steht gleich<br />

einer Standarte ein Flakon «Huile Prodigieuse»,<br />

das Vorzeigeprodukt der Marke,<br />

und schillert in dem sonnendurchfl uteten<br />

Zimmer in wunderbaren Goldtönen.<br />

KUNST ALS STÄNDIGER BEGLEITER<br />

Wir sitzen im Wohnzimmer ihres Appartements<br />

im obersten Stock eines Gebäudes<br />

aus dem Jahr 1723. Es gibt den<br />

Blick auf die Dächer der Genfer Altstadt<br />

und den See mitsamt dem Jet d‘eau frei.<br />

«Eine Postkartensicht, die wir jeden Tag<br />

geniessen», gestehen sie. Deshalb wohl<br />

auch das Fernglas, mit dem sie sogar ihre<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 89


| STYLE |<br />

Der aus Neonröhren gebildete Slogan von Claude<br />

Levêque steht im Kontrast zur zarten, zittrigen<br />

Handschrift, die der verstorbenen Mutter des<br />

Künstlers gehörte. Levêque hatte Frankreich 2009<br />

an der Biennale von Venedig vertreten. Daneben<br />

eine schwimmende Katze mit ratlosem Gesichtsausdruck.<br />

Das Tier nimmt in Alain Séchas Parodie<br />

der Gesellschaft eine Schlüsselrolle ein.<br />

Enkel beobachten können, wenn sie mit<br />

dem Boot auf dem See unterwegs sind.<br />

In dem grossen, weissen Raum stehen<br />

neben einem weissen Sofa unzählige<br />

Bücher und Kunstwerke in allen Formen<br />

und Farben. Durch ihre ironischen,<br />

spöttischen Botschaften nehmen sie indirekt<br />

Bezug zueinander. Eine Lichtinstallation<br />

von Claude Levêque springt durch<br />

ihr unmissverständliches «mon cul, ma<br />

vie, mes couilles» (mein Arsch, mein Leben,<br />

meine Eier) ins Auge, daneben steht<br />

eine katzenförmige Skulptur von Alain<br />

Séchas, die mit Flossen und Rettungsring<br />

bestückt wurde. Ob sich die beiden französischen<br />

Künstler wohl von ihrem Namen<br />

haben inspirieren lassen? Bei Séchas<br />

(phonetisch für ses chats – seine Katzen)<br />

sind Katzen omnipräsent und Lêveque<br />

(êveque heisst Bischof ) ist bekannt für<br />

seine systemkritische, respektlose Einstellung.<br />

Eine auf Leinwand gedruckte<br />

Aufnahme aus dem Jahr 1989 zeigt eine<br />

90 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

gemeinsame Performance des russischbulgarischen<br />

Künstlers Oroschakoff und<br />

des Schweizer Schauspielers und Regisseurs<br />

Robert Hunger-Bühler.<br />

Oroschakoff hinterfragt mit seinen Installationen,<br />

Performances und Videos<br />

die Beziehungen zwischen der Kunst<br />

des Westens und des Ostens. Er ist ein<br />

enger Freund von Marietta, die er während<br />

ihres Pharmaziestudiums in Wien<br />

kennengelernt hatte und die von ihrer<br />

Mutter später eine der ältesten Apotheken<br />

Deutschlands erbte, bevor sie in die<br />

Forschung ging. Diese Begegnung sollte<br />

für ihre Kunstleidenschaft entscheidend<br />

sein. Seither hatte sie zu vielen Künstlern<br />

Kontakt, hat sie unterstützt und mit grossen<br />

Namen der internationalen Kunstszene<br />

Bekanntschaft geschlossen, wie<br />

1982 mit Andy Warhol.<br />

Marietta ist eine engagierte Frau. Neben<br />

ihrer Tätigkeit als Kommunikationsleiterin<br />

der neun Marken der Shiseido-Gruppe<br />

sitzt sie im Ausschuss der<br />

Freunde des Genfer Museums für moderne<br />

und zeitgenössische Kunst. Bei unserem<br />

Treff en ist sie gerade intensiv mit der<br />

bevorstehenden Vernissage der Ausstellung<br />

«Art & Beauty» beschäftigt, für die<br />

Plakate und Objekte aus der 140-jährigen<br />

Geschichte von Shiseido von Tokio nach<br />

Genf gebracht wurden. «Es ist kompliziert,<br />

aber sehr aufregend. Diese Objekte<br />

haben nämlich Japan noch nie zuvor verlassen.<br />

Es ist eine schöne Premiere», erklärt<br />

sie voller Begeisterung.<br />

BASTION DER EINFACHHEIT<br />

Die vielbeschäftigte Frau Budiner – sie<br />

hat ihren Mädchennamen stets behalten<br />

– kommt trotz ihres vollen Terminkalenders<br />

nicht ohne ihren Blackberry aus, mit<br />

dem sie eine fast symbiotische Beziehung<br />

verbindet. Herr Dutertre hingegen will<br />

sich nicht von Kommunikationsgadgets<br />

vereinnahmen lassen. Er schaue zu Hause<br />

nur einmal pro Tag auf sein iPad, nämlich<br />

abends, um die Verkaufsergebnisse von<br />

Nuxe zu überprüfen, die seit dem Joint<br />

Venture über 50% gestiegen sind.<br />

Ihr Privatleben schützen Marietta und<br />

Henri-Jack vor der Hektik der Aussenwelt.<br />

Es ist geprägt durch Einfachheit<br />

und gemeinsam verbrachte Zeit, die ihre<br />

Beziehung festigt. In ihren Ritualen vermischen<br />

sich die österreichische und die<br />

französische Kultur, der Kult des Neuen<br />

und der Respekt vor Gewohnheiten. Dazu<br />

gehören auch der obligate Marktbesuch<br />

am Samstagmorgen und die Lektüre der<br />

Tageszeitungen und Zeitschriften in allen<br />

möglichen Sprachen.<br />

Im Tagesbereich im oberen Stock sind Weiss und kräftige<br />

Farben tonangebend. Im Schlafzimmer hingegen<br />

liegt der Schwerpunkt auf Beige- und Brauntönen,<br />

die von ein paar schwarzen Elementen durchbrochen<br />

werden. Über dem Bett sorgen bunte Federn aus Brasilien<br />

unter Glas für eine originelle Dekoration.<br />

Der Stuhl LC1 gehört zusammen mit der Liege LC4<br />

zu den repräsentativsten Möbeln von Le Corbusier.<br />

Er wurde 1928 entworfen und ist mit seinem<br />

minimalistischen Gestell aus Stahlrohren und der<br />

beweglichen Rückenlehne von den Stühlen der englischen<br />

Offi ziere inspiriert. An der Wand hängt eine<br />

Zeichnung von Elga Heinzen. Die deutsche Malerin<br />

und Fotografi n befasst sich mit Falten aller Art – in<br />

Draperien, Stoff en, Haut und Landschaften.<br />

Als ehemaliger Rugbyspieler und aktiver<br />

Golfer verfolgt Henri-Jack das Sportgeschehen<br />

mit Interesse und vertieft sich<br />

deshalb wie jeder Franzose, der etwas auf<br />

sich hält, regelmässig in die Sportzeitung<br />

«L’Equipe». Im Schlafzimmer weist ein<br />

alter Degen auf die lange Militärtradition<br />

der Familie hin. Da Erbstück gehörte<br />

seinem Grossvater, der die renommierte<br />

Militärschule Saint-Cyr besuchte hatte.<br />

Seinem Vater wurde ein Orden verliehen,<br />

weil er während der deutschen<br />

Besatzungszeit in der französischen Widerstandsbewegung<br />

kämpfte und nach<br />

Mauthausen deportiert worden war.<br />

In der Wohnung laufen die Vorbereitungen<br />

für die morgige Geburtstagsfeier<br />

auf Hochtouren. Auf die Frage, über welches<br />

Geschenk er sich am meisten freuen<br />

würde, zögert Dutertre keine Sekunde. Er<br />

wünsche sich nichts mehr. «Ich brauche<br />

wirklich nichts. Je älter man wird, desto<br />

mehr gibt man sich mit dem zufrieden,<br />

was man hat», sagt er. Einen off enen<br />

Wunsch gäbe es genau genommen doch,<br />

aber den kann ihm niemand mehr erfüllen.<br />

Er bedauert, dass es ihm nie vergönnt<br />

war, Charles de Gaulle zu treff en. Der legendäre<br />

General pfl egte zu sagen: «Nehmen<br />

Sie immer die höchste Position ein,<br />

die ist in der Regel nicht so überfüllt.» |<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 91


| AUTO | von Cristina d’Agostino - Fotos: Peter Auto<br />

Odyssee<br />

im Oldtimer<br />

VON PARIS NACH NIZZA, EINE AC COBRA IM RÜCKSPIEGEL, DIE<br />

PRÄSIDENTENGARDE ALS ESKORTE – RÜCKBLICK AUF EIN LEGENDÄRES<br />

RENNEN IN FÜNF ETAPPEN. UND DAZU EIN PAAR EMPFEHLENSWERTE<br />

ADRESSEN FÜR UNTERWEGS.<br />

Tagespensum 12 Stunden , 2075 km<br />

Rennstrecke, 5 Tage Auto-Odyssee<br />

durch Frankreich. Tatsächlich, Asphaltduft<br />

atmen, Staub schlucken, kalter<br />

Schweiss, verschneite Passstrassen – dies<br />

alles kann wirklich Spass machen. Es gibt<br />

Mythen, die man einfach nicht in Frage<br />

stellt, wie die Tour Auto, die man erlebt haben<br />

muss! «Luxe» war an den beiden letzten<br />

Etappen dabei, Roadbook in der Hand.<br />

Ein privilegierter Moment.<br />

PARIS–BEAUNE–AIX-LES-BAINS–<br />

CLERMONT-FERRAND:<br />

SCHLOSSLEBEN IN DREI AKTEN<br />

Wie funkelnde Schmuckstücke der Mechanik<br />

präsentieren sich 230 historische<br />

92 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

Fahrzeuge im geschichtsträchtigen Grand<br />

Palais in Paris. Hier, im 1900 errichteten<br />

Ausstellungspalast mit dem imposanten<br />

Portal und der Eisen-Glas-Struktur, fand<br />

von 1901 bis 1961 jeweils der legendäre Autosalon<br />

von Paris statt. Kein Zufall also,<br />

dass der Organisator Patrick Peter, der das<br />

Rennen 1992 zu neuem Leben erweckte,<br />

diesen Ausgangsort wählte.<br />

1899 erstmals durchgeführt, dann mehrere<br />

Male annulliert und wieder aufgenommen,<br />

ist die Tour Auto nicht einfach<br />

ein Rennen für alte Fahrzeuge, sondern einer<br />

der schönsten Anlässe dieser Art: Le<br />

Mans Classic ist ein Mythos, Goodwood<br />

Revival wegen der Vielfalt der teilnehmenden<br />

Fahrzeuge faszinierend, die Tour<br />

TOUR AUTO 2012<br />

Auto, weil sie durch Frankreich führt.<br />

Conditio sine qua non für die Teilnahme:<br />

Es muss sich um ein Fahrzeugmodell handeln,<br />

das an der Tour de France Automobile<br />

von 1951 bis 1973 teilgenommen hat.<br />

16. April 2012. Auf Hochglanz polierte<br />

Rassegefährte und 230 Teams sind startklar.<br />

Oldtimer-Liebhaber sind in Massen<br />

an den Ort gepilgert, um die faszinierenden<br />

Objekte zu bestaunen. Am nächsten<br />

Tag bei Sonnenaufgang geht’s los. <strong>Und</strong><br />

zwar erst im Schritttempo, denn die Fahrzeuge<br />

müssen mit Muskelkraft aus dem<br />

Glaspalast geschoben werden. An diesem<br />

ehrwürdigen Ort ist das Starten selbst von<br />

legendären Motoren verboten.<br />

Der offi zielle Startschuss fällt beim<br />

Château de Vaux-Le-Vicomte. In den von<br />

Le Nôtre gestalteten Gartenalleen machen<br />

sich die Porsche 356 und 911, Jaguar<br />

E Type, Ferrari Dino, 275 GTB und 250<br />

GTO, Aston Martin DB2 und DB4, Alpine,<br />

Alfa, Lotus und andere mechanische Raritäten<br />

bereit. Die ersten drei Etappen füh-<br />

ren durch das Burgund in<br />

die Auvergne, jedes Mal<br />

unterbrochen von Sonderprüfungen<br />

auf Rennstrecken<br />

(Dijon-Prenois,<br />

Bresse und Charade), ge-<br />

Eine automobile<br />

Kostbarkeit: Ferrari<br />

250 GTO,<br />

Sammlerwert<br />

über 30 Mio. Fr.<br />

sperrten Strassen, über Pässe und durch<br />

Weiler. Dies sind die einzigen Abschnitte,<br />

wo alles erlaubt ist, ob Schnelligkeits- oder<br />

Regularitätsrennen.<br />

Auf den fünf Starterfeldern – plateaux<br />

genannt – stehen zwei Pilotenkategorien<br />

im Wettstreit. Diejenigen, die mit Bleifuss<br />

fahren, und die andern, Novizen und<br />

Lenker, die ihr kostbaren Gefährt schonen<br />

möchten, stets den Tacho im Auge, um die<br />

vorgegebene Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

genau einzuhalten.<br />

Während der ersten drei Tage macht es<br />

sich Organisator Patrick Peter zur Pfl icht,<br />

die Gentlemen-Chauff eure zu verwöhnen,<br />

und lädt sie zu geradezu königlichen<br />

Stopps. Ins Château de Thenissey bei Dijon,<br />

später zum Bankett von George Blanc<br />

im Château d’Epeyssolles zwischen Mâcon<br />

und Bourg en Bresse und schliesslich<br />

ins Château des Martinanches in Saint<br />

Dier d’Auvergne. In Clermont-Ferrand<br />

liegt der Engländer Shaun mit AC Cobra<br />

an der Spitze.<br />

CLERMONT-FERRAND–NÎMES–NIZZA:<br />

AUF IN DEN SÜDEN<br />

Das Rendezvous mit «Luxe» fi ndet in<br />

Clermont-Ferrand statt, im Morgengrauen<br />

des vierten Renntags, an dem 439 km<br />

zurückgelegt werden sollten. Das Fahrzeug,<br />

ein schwarzer Porsche 356 SC aus<br />

dem Jahr 1964 mit dem Logo der Uhrenmanufaktur<br />

Audemars Piguet, Partner und<br />

offi zieller Zeitnehmer seit 2006, ist für das<br />

Regularitätsrennen eingeschrieben.<br />

Die Präsenz an der Auto Tour ist für<br />

die Uhrenmarke aus dem Valée de Joux<br />

strategisch wichtig. Nach dem erfolgreichen<br />

Alinghi-Abenteuer engagiert sich das<br />

Haus als Sponsor historischer Autorennen<br />

(Gstaad Classic und Spa Classic). Am Steu-<br />

ii AC Cobra, der<br />

Sieger der Tour<br />

Auto 2012.<br />

i Eine englischer<br />

Klassiker, der MG<br />

A von 1959.<br />

er des Porsches ist Nicolas<br />

Kappenberger, Direktor<br />

Audemars Piguet für<br />

die Schweiz, Österreich<br />

und Osteuropa. Er ist zudem<br />

Vizepräsident des<br />

Ferrari Club Schweiz. Es<br />

ist das fünfte Mal, dass der erfahrene Pilot<br />

an der Auto Tour teilnimmt.<br />

Das Roadbook noch nicht ganz in der<br />

Hand, kündigt sich die erste Sonderprüfung<br />

an. Die Strasse ist rutschig, es gilt bei<br />

einer Durchschnittsgeschwindigkeit von<br />

57 km/h 8,2 Kilometer in 8 Minuten 30 Sekunden<br />

zu absolvieren. Mehrere Fahrzeuge<br />

kommen von der Strasse ab, manch einer<br />

hält den Atem an. Normal, denn die Boliden<br />

sind nicht billig: Der Ferrari 275 GTB<br />

Competizione kostet die Kleinigkeit von 2,4<br />

Mio. Fr., der Ferrari 250 GTO bis zu 30 Mio.<br />

Fr. Der Wagen ist eines der mythischsten<br />

Fahrzeuge der Scuderia, hat er doch drei<br />

Mal in Folge die Hersteller-Weltmeisterschaften<br />

1962 bis 1964 gewonnen.<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 93


| AUTO |<br />

Das Wetter zeigt sich von der kapriziösen<br />

Seite. Schnee und Regen lösen sich ab,<br />

die Bergstrassen sind anspruchsvoll bis<br />

schwierig. Die Durchquerung des Naturparks<br />

Monts d’Ardèche ist ein hartes Unternehmen.<br />

Man bedauert die Piloten des<br />

Jaguar Type E, die bei off enem Dach mit<br />

Helm, Tweedweste und Vintage-Brille geschützt<br />

unterwegs sind. Am Strassenrand<br />

Hunderte von Zuschauern, die ausharren,<br />

um die schönen, alten Fahrzeuge zu bewundern.<br />

Einige sind schon seit Morgengrauen<br />

vor Ort, mit Charentaise-Pantoffeln<br />

und Morgenrock bekleidet – auch dies<br />

94 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

fErinnerungsstück<br />

für den<br />

Gentlemen<br />

Driver: auf 150<br />

Exemplare limitierte<br />

Royal Oak<br />

Off shore Chrono<br />

Tour Auto 2012<br />

von Audemars<br />

Piguet.<br />

sStartaufstellung<br />

auf dem Rundkurs<br />

von Castellet.<br />

historische Accessoires. Bei der Ankunft in<br />

Nîmes leuchtet die Arena im Licht der untergehenden<br />

Sonne, das Etappenziel ist erreicht,<br />

morgen geht’s nach Nizza.<br />

Für den dritten Tag hat die Tour Auto<br />

2012 ein äusserst begehrtes Special im Programm,<br />

die Rundstrecke Castellet. Menschen<br />

und Maschinen fi ebern. Nicolas<br />

Kappenberger im Porsche 356 SC legt sich<br />

diskret die Sicherheitsgurte an, für einmal<br />

ist Sesselkleben erwünscht. Fahrzeuge, die<br />

eigentlich bei den Regulärrennen eingeschrieben<br />

sind, können’s nicht lassen, sie<br />

zeigen, wie viele Pferde unter der Haube<br />

stecken. Die Citroën DS stampfen, die Aston<br />

Martin greifen an, die Ferrari röhren,<br />

die AC Cobra dominieren, und der Circuit<br />

fasziniert, die Startfl agge hypnotisiert.<br />

Auf dem Siegerpodest schliesslich AC<br />

Cobra 1963 mit dem Piloten Shaun Lynn,<br />

gefolgt von Lotus Elan 1965. Die Rangliste<br />

jüngerer Fahrzeuge wird von den beiden<br />

Alpine A110 1975 und 1972 und ihren renommierten<br />

Rallye-Champions dominiert.<br />

Im Regulärrennen steht ein Ford Mustang,<br />

gefolgt vom Ferrari 275 GTB, er war dem<br />

Chrono am nächsten, zuoberst.<br />

Der schwarze Porsche 356 Audemars<br />

Piguet Nr. 98 von Nicolas Kappenberger erreicht<br />

im Schlussklassement der Regulärrennen<br />

den 27. Rang von 113 Teilnehmern,<br />

was im Rahmen seiner bisherigen fünf Läufe<br />

das Bestresultat darstellt. Eine glanzvolle<br />

Leistung, trotz der unerfahrenen Co-Pilotin,<br />

deren falsche Angaben er in spektakulären<br />

Drehungen und kontrollierten Schleudermanövern<br />

umgehend korrigierte.<br />

Das Finale der äusserst sportlichen Tour<br />

Auto 2012 endet mit der geradezu surrealistischen<br />

Parade auf der Promenade des<br />

Anglais in Nizza. Begleitet von Motorrädern<br />

der präsidentiellen Eskorte paradieren<br />

wir an einem Samstagnachmittag vor<br />

zahlreichem Publikum. Für einmal dürfen<br />

wir die zehn Verkehrsampeln übersehen. |<br />

Tour Auto 2012:<br />

fünf gute Adressen<br />

Das Château de Thenissey, ein 350<br />

Hektar grosser Familienbesitz und 40 km<br />

von Dijon entfernt, ist ideal für grössere<br />

Gesellschaften. Der Besitzer, Jacques de<br />

Villefranche, organisiert Events, Seminare,<br />

Fahrstunden für 4×4-Fahrzeuge im<br />

eigenen Wald und sogar von ehemaligen<br />

französischen Marine-Infanteristen<br />

geleitete Trainings für den Aufenthalt in<br />

Krisengebieten. Eine 200 m vom Schloss<br />

entfernte Unterkunft kann gemietet<br />

werden. 420 Fr./Wochenende, 790 Fr./<br />

Woche. www.chateaudethenissey.com<br />

In der Auvergne, im Land der Vulkane mitten<br />

im Naturpark Livradois Forez, befi ndet<br />

sich das von einem tiefen Wassergraben<br />

umgebene Château des Martinanches.<br />

Die Schlossfestung aus dem 11. Jahrhundert<br />

ist über eine Zugbrücke erreichbar<br />

und verfügt über fünf Gästezimmer, darunter<br />

das charmante «Camille». Preis pro<br />

Nacht und zwei Personen : 80 bis 220 Fr.<br />

www.chateau-des-martinanches.com<br />

Ein Geheimtipp im alten Nîmes: Das<br />

Boutique-Hotel Les Jardins Secrets ist<br />

ein kleines Paradies mit Bougainvilleas,<br />

Palmen und Orangenbäumen, die rote<br />

Fassade erinnert an eine toskanische Villa.<br />

Charmante Zimmer mit Baldachinbetten,<br />

historischen Rosen, antikem Porzellan. Spa<br />

mit ayurvedischen und Bio-Behandlungen.<br />

Preis pro Nacht im Doppelzimmer: 235 bis<br />

265 Fr. www.jardinssecrets.net<br />

Das Hotel Boscolo Exedra Nice, nur<br />

zwei Schritte von der Place Massena<br />

entfernt, kombiniert Belle-Epoque-Stil mit<br />

modernem Design, edlen Materialien und<br />

zarten, vor allem weissen Farbtönen. Das<br />

Fünfsternehotel im Stadtzentrum wurde<br />

2008 total renoviert. Demnächst werden<br />

auf dem Dach ein Swimmingpool und eine<br />

Bar eröff net. Preis pro Nacht im Doppelzimmer:<br />

280 Fr. www.boscolohotels.com<br />

Für einen spektakulären Blick auf das<br />

Mittelmeer und das Massif des Calanques:<br />

Die Route des Crêtes verbindet Cassis<br />

mit La Ciotat und bietet eines der schönsten<br />

Panoramas der Region. Die Strasse<br />

führt bis zum Cap Canaille den 394 m<br />

hohen Felsklippen Soubeyran entlang.<br />

Autobahnausfahrt Nr. 8 Cassis, dann auf<br />

der D559 Richtung Cassis und D141<br />

Route des Crêtes.<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 95


| PARFUMS | von Christel Flach<br />

von Cristina d’Agostino | SPORT |<br />

Duft der<br />

Sieger<br />

GIVENCHY<br />

PLAY SPORT<br />

Auch Givenchy<br />

folgt dem Trend<br />

und bringt seinen<br />

erfolgreichen<br />

Herrenduft Play in<br />

einer sportlichen Edition<br />

heraus. Der Flakon im eisigen<br />

Grauton ist Programm: Das Eau de Toilette<br />

fühlt sich an wie ein Eiswürfel, der in der Hitze der Sonne<br />

erfrischend kühl den Nacken hinuntergleitet. Ein sinnliches<br />

und zugleich belebendes Gefühl, das neue Energien weckt.<br />

Erfrischende Zitronenblätter, die pure Kraft von Amrysholz<br />

und schwarzer Pfeff er für die maskuline Note machen Play<br />

Sport zu einem energischen und betörenden Duft.<br />

THIERRY MU MUGLER A*MEN PURE SHOT<br />

Thierry Mugler bewies<br />

Mut und machte den südafrika-<br />

nischen Athleten Os Oscar Pistorius – den ersten<br />

Behindertensportler,<br />

der an einer WM für<br />

Nichtbehinderte teilge teilgenommen hat –<br />

zum Gesicht seines neu neuen Dufts.<br />

Eigentlich drängte sich di die Wahl<br />

des de des «Mannes «M «Man anne nes oh ohne<br />

ne Bei Beine» eine ne» ge-<br />

radezu auf, denn wer kö könnte<br />

das futuristisch-reali<br />

futuristisch-realistische<br />

Image von Mugl Mugler<br />

besser verkörp verkörpern als der<br />

Sprinter, der WWillenskraft<br />

und Entschlos Entschlossenheit<br />

mit der Kraft dder<br />

Technik<br />

verbindet. De Der Duft aus Minze<br />

und Wacholde Wacholderbeeren, Kardamon,<br />

weissem Pfeff Pfeffe er und Patschuli steht<br />

für Zielstrebigkeit Zielstrebigk und versprüht eine<br />

Menge positive positiver Energie.<br />

Die Parfumhersteller haben sich von den grossen Sportanlässen<br />

vom Sommer 2012 – den Olympischen Spielen<br />

in London und der Fussball-EM – inspirieren lassen und<br />

frische, explosive Düfte für Männer kreiert, die vom Willen<br />

angetrieben sind, Leistung zu bringen und sich selbst zu<br />

übertreff en. Ein einziger Spritzer nur, und Sie spüren das wohlige<br />

Gefühl nach dem Sport, den Adrenalinstoss und die beruhigende<br />

Wirkung der Endorphine. Eine Dosis pure Energie,<br />

damit das Glücksgefühl eines gesunden Geistes in einem<br />

gesunden Körper den ganzen Tag anhält.<br />

KENZO<br />

KENZO HOMME SPORT<br />

Diese dynamische Variante des<br />

Herrenduftklassikers von Kenzo<br />

verbindet kraftvolle Sportlichkeit<br />

mit lässiger Frische. Zitrusaromen<br />

und Minze sorgen für einen<br />

belebend spritzigen Eff ekt, Ingwer<br />

und Geranium bilden die würzigen<br />

Herznoten. Abgerundet wird die<br />

Komposition von Zeder und Vetiver.<br />

Das stilisierte Bambusmotiv auf dem<br />

Flakon verweist augenzwinkernd<br />

auf die traditionelle nelle orientalische<br />

Raffi nesse.<br />

CHANEL ANEL<br />

ALLURE HOMME OMME<br />

SPORT EAU EXTRÊME RÊME<br />

Chanel setzt die Allure-Saga fort. Für die jüngste<br />

Kreation aus der Duftreihe hat sich Jacques s Polge,<br />

der berühmte Parfumeur des Hauses Chanel, nel, von<br />

extremen Herausforderungen inspirieren lassen.<br />

Jeder Spritzer wirkt wie ein Adrenalinstoss. Action Action<br />

ist angesagt. Der Startschuss fällt mit frischen en Minzenoten,<br />

sizilianischer Mandarine und marokkaniokkanischer Zypresse, auf f die sinnliche, si starke Akzente<br />

aus Pfeff ffer, er, Amber und Tonkabohnen folgen.<br />

YSSEY MIYAKE L’EAU<br />

D’YSSEY HOMME SPORT<br />

Eine neue Interpretation des bekannten<br />

Eau d’Issey pour Homme. Dieser<br />

charakterstarke, dynamische<br />

Männerduft aus Grapefruit,<br />

Muskatnuss und holzigen<br />

Akkorden als Basisnote macht<br />

Lust auf frische Luft, Sport<br />

und Natur.<br />

© Nicolas Zentner<br />

STRANDFIGUR FÜR DEN<br />

SOMMER? DRAKONISCHE<br />

DIÄTEN SIND OUT, HEUTE<br />

WIRD DER KÖRPER<br />

GEREINIGT UND<br />

NICHT MEHR PLANLOS<br />

ABGESPECKT. DENN<br />

NUR WER GESUND LEBT,<br />

BLEIBT AUCH DAUERHAFT<br />

SCHLANK.<br />

Fasten macht schön<br />

Der Taillenumfang spricht<br />

Bände. Mehr als 102 cm<br />

für Männer und über 88 cm für<br />

Frauen - bei solchen Massen ist<br />

es höchste Zeit, zu den Hanteln<br />

zu greifen! Damit ist es<br />

aber nicht getan. Obwohl es<br />

schmeichelhaft für den ist,<br />

der sein Gewicht seit seinem<br />

18. Lebensjahr halten konnte,<br />

sind Fettpölsterchen, die sich<br />

im Lauf der Zeit an Ihrem Bauch<br />

festgesetzt haben, ein untrügliches<br />

Zeichen. Gemäss neuesten Forschungen<br />

soll Hüftspeck Moleküle ausschütten, die<br />

für den Organismus schädlich sind und<br />

Herz-Kreislauf-Krankheiten – die häufi<br />

gste Todesursache in der Schweiz – fördern.<br />

Wer dafür sorgen will, über den<br />

Sommer hinaus in Topform bleibt zu wollen,<br />

kommt deshalb nicht darum herum,<br />

die Ernährung umzustellen und die Lebensweise<br />

zu ändern. Die neusten Entgiftungstechniken,<br />

Fastenkuren, Ernährungstherapien<br />

und die Nutrigenomik<br />

lassen sich wahlweise zwischen zwei<br />

Terminen anwenden oder aber konsequent<br />

eine Woche lang durchziehen.<br />

CHECK-UP<br />

Die Clinique La Prairie hat nach dem<br />

Vorbild eines amerikanischen Modells<br />

ein Check-up für Kaderleute entwickelt.<br />

Er richtet sich an Unternehmen, denen<br />

die Gesundheit ihrer Manager wichtig<br />

ist. Das Programm wird von<br />

Dr. Mikael Rabaeus geleitet. «Der<br />

Check-up umfasst eine Nieren-<br />

und Leberuntersuchung, einen<br />

Ultraschall des Bauchs, einen Insulinresistenztest,<br />

einen Belastungstest<br />

und einen Herzscan»,<br />

erklärt der auf nicht medikamentöse<br />

Präventivmedizin spezialisierte<br />

Kardiologe. «Nach einem Tag erhält<br />

der Manager genaue Angaben über seinen<br />

Gesundheitszustand und Ratschläge<br />

für eine gesunde Lebensweise. Weniger<br />

als 5% der 200 bisher untersuchten Kaderleute<br />

haben schwerwiegende Probleme,<br />

aber über die Hälfte müssen ihren<br />

Lebenswandel ändern.»<br />

Sein Credo: «Auslöser war für mich<br />

eindeutig die in Schweden zwischen<br />

2000 und 2003 bei tausend Unternehmen<br />

und ihren Angestellten durchgeführte<br />

AHA-Studie», sagt Mikael Rabaeus. «Ein<br />

Check-up gefolgt von einer Verbesserung<br />

des Lebensstils hat die Abwesenheitsquote<br />

wegen Burnouts und Rückenschmerzen<br />

merklich verringert.»<br />

Sein Tipp: «Täglich eine halbe Stunde<br />

lang zügig laufen ist die beste Therapie,<br />

die es gibt! Ohne Bewegung gibt es keine<br />

passende Diät!» Um die Analyse zu verfei-<br />

nern, ermittelt die Klinik<br />

auf Wunsch des Managers<br />

dessen genetisches Profi l,<br />

genannt «Better Aging». In<br />

Zusammenarbeit mit Gene<br />

Predictis, einem in diesem<br />

Bereich führenden Unternehmen<br />

in der Schweiz, erteilt der<br />

Arzt abhängig von den genetischen<br />

Merkmalen Ratschläge<br />

für einen besseren Lebenswandel.<br />

Dabei kann es sich um Ernährungstipps<br />

im Rahmen der<br />

Nutrigenomik oder um die Einnahme<br />

von Medikamenten im<br />

Rahmen der Pharmakogenetik<br />

handeln. www.laprairie.ch<br />

GEFAHRLOS ABNEHMEN<br />

Fasten ist in. Es soll Blutwerte wie<br />

Triglyceride, Cholesterin und den Insulingehalt<br />

normalisieren und so die Zellerneuerung<br />

fördern und die Immunität steigern.<br />

Studien bestätigen, dass vor einer<br />

Operation durch Fasten die Gefahr von<br />

Komplikationen verringert werden kann<br />

(Harvard School of Public Health) und<br />

ein kurzer Fastenzyklus soll die Wirksamkeit<br />

der Chemotherapie erhöhen, wie<br />

Labortest an Mäusen ergeben haben (Studie<br />

in der Zeitschrift «Science Translational<br />

Medicine»). Die Klinik Buchinger am<br />

Bodensee, rund 75 Autominuten von Zürich<br />

entfernt, ist seit vielen Jahren auf ein<br />

ärztliches betreutes, stationäres und somit<br />

ungefährliches Heilfasten spezialisiert.<br />

Mit dem 10-tägigen Kurzprogramm<br />

«Buchinger Compact» lässt sich Körper,<br />

Geist und Seele Gutes tun.<br />

www.buchinger.com<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 97


| FILM | von Francesca Serra - Foto: Fred Dufour / AFP<br />

Schauspieltalent mit Zukunft<br />

ADÈLE HAENEL VERZAUBERT MIT IHRER KLASSISCHEN SCHÖNHEIT,<br />

IHREM WIDERSPENSTIGEN WESEN UND IHREN AUSDRUCKSSTARKEN<br />

ROLLEN DAS AUTORENKINO. DAS JAHR 2012 KÜRT DIE ERST 23-JÄHRIGE<br />

ZUM NEUEN STERN AM KINOHIMMEL.<br />

Am letzten Festival von Cannes war<br />

sie gleich mit zwei Filmen vertreten.<br />

Sie spielte in «Trois Mondes», das in<br />

der Sektion «Un certain regard» gezeigt<br />

wurde, und in «Alyah», dem ersten für<br />

die Semaine de la Critique nominierten<br />

Spielfi lm. Im Februar 2012 erhielt sie an<br />

der Berlinale den Shooting Star Award,<br />

mit dem junge, aufstrebende Filmschauspieler<br />

ausgezeichnet werden. Nach der<br />

Sommerpause kommt sie mit einer kleinenRolle<br />

in «Confessions of a Child of<br />

the Century» mit Charlotte Gainsbourg<br />

und Pete Doherty in die Kinos.<br />

Die Tochter einer französischen Mutter<br />

und eines österreichischen Vaters<br />

machte 2007 im Film «La Naissance de<br />

Pieuvres» erstmals auf sich aufmerksam.<br />

Der Tintenfi sch des französischen Originaltitels<br />

ist eine Metapher für die Grazie<br />

98 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

einer von ihr verkörperten Synchronschwimmerin<br />

und für die Begierde und<br />

Eifersucht, die wie Tentakeln nach ihr<br />

greifen. In Bertrand Bonellos «Haus der<br />

Sünde» sprengte sie mit ihrer sinnlichen<br />

Weiblichkeit dann regelrecht den Bildschirm<br />

und wurde für ihre Darbietung<br />

als junge Prostituierte in einem Pariser<br />

Bordell um die Jahrhundertwende 1900<br />

für den César der besten Nachwuchsdarstellerin<br />

nominiert.<br />

Mit ihrem ausdrucksstarken Spiel inmitten<br />

der in Korsetts und Mieder gezwängten<br />

Dirnen zog sie alle Blicke<br />

auf sich. Die klassische Schönheit ihres<br />

ebenmässigen Gesichts und ihre üppigen,<br />

verführerischen Formen betonten<br />

ihre herausragende Bühnenpräsenz<br />

zusätzlich und passten perfekt zu ihrer<br />

starken, rebellischen Rolle.<br />

2009 war Adèle Haenel in «Frau und<br />

frei!» von Raymond Vouillamoz in der<br />

Rolle einer Jura-Studentin zu sehen,<br />

die ein Praktikum beim Westschweizer<br />

Fernsehen absolviert und sich entscheiden<br />

muss, ob sie abtreibt. Der Fernsehfilm<br />

erzählt 40 Jahre Frauengeschichte<br />

über drei Generationen und bedient<br />

sich dabei der Archivbilder von TSR.<br />

Wie viele Filme, in der sie auftritt, befasst<br />

sich auch «Frau und frei!» auf eine<br />

sehr untypische, extrem sensible und<br />

intime Art mit dem Frausein und der<br />

Weiblichkeit.<br />

Nach ihren bisherigen, sehr intensiven<br />

Rollen zu schliessen wird die schöne<br />

Schauspielerin mit den blauen Augen<br />

und der tiefen Stimme wohl auch in<br />

Zukunft Autorenfi lmen den Vorzug vor<br />

hollywoodschen Grossproduktionen geben.<br />

Adèle Haenel schielt bereits über<br />

die Grenze. Sie träumt davon mit Terrence<br />

Malick («Der schmale Grat», «The<br />

Tree of Life»), David Lynch und Fatih<br />

Akin, für den Sie sogar auf Deutsch spielen<br />

würde, zu drehen. Wir werden bestimmt<br />

noch viel von ihr hören! |<br />

Fred Dufour/AFP<br />

Meier<br />

einzigartig und vielfältig<br />

DIETER<br />

Dieter Meier hat mir schon als Kind<br />

Angst eingejagt. Der Mitbegründer<br />

von Yello hat meine Generation nachhaltig<br />

geprägt und zusammen mit seinem<br />

Kollegen Boris Blank als einer der Godfathers<br />

des Techno Geschichte geschrieben.<br />

Mit seiner kreativen Musik und seinem<br />

absolut perfekten Stil verkörperte<br />

er die Achtzigerjahrer wie kein anderer.<br />

Wer trägt den Smoking besser als Dieter<br />

Meier – mit Ausnahme vielleicht von Bryan<br />

Ferry? Auf mich wirkte er aber immer<br />

irgendwie unheimlich. Seine durchdringenden<br />

Augen, sein kämpferischer Blick,<br />

sein Schnurrbart und sein wirrer Haarschopf<br />

begleiteten den Zürcher während<br />

seiner gesamten künstlerischen Karriere,<br />

die in den späten Sechzigern ihren Anfang<br />

nahm. Dieter machte Musik, realisierte<br />

aber auch Videos, Happenings, Filme,<br />

Zeichnungen, Konzeptkunst, Fotos,<br />

Poster und vieles mehr. Er produzierte –<br />

wie er es nannte – zunächst zeitgenössische<br />

Kunst, indem er 1971 von Passanten<br />

in New York für einen Dollar die Worte<br />

«Yes» oder «No» kaufte und ihnen dafür<br />

eine Quittung ausstellte oder indem er<br />

1972 an der Documenta eine Metalltafel<br />

einbetonieren liess, auf der geschrieben<br />

stand «Am 23. März 1994 von 15.00-16.00<br />

Uhr wird Dieter Meier auf dieser Platte<br />

stehen». Genau das tat er dann auch. Wir<br />

haben ihn an einem schönen Frühlingstag<br />

in seinem Atelier an der Zürcher Seefeldstrasse<br />

ganz in der Nähe der Büros von<br />

Blacksocks.com und des Designers Alfredo<br />

Haeberli besucht.<br />

Dieter, ich bin seit der ersten Stunde ein Fan<br />

von Ihnen und habe Ihre Musik schon als<br />

Zehn- oder Elfjähriger gehört. Sie haben mir<br />

aber ganz schön Angst eingefl össt.<br />

Ach ja?<br />

Sie haben Ähnlichkeit mit Adolf Hitler.<br />

Lustig, dass Sie mir das sagen. Mein<br />

Freund Jean-Paul Goude hat mir einmal<br />

das Gleiche gesagt. Er meinte, falls irgendwann<br />

ein Film über Hitler gedreht werde,<br />

müsste ich unbedingt die Hauptrolle spielen.<br />

Später haben mich noch zwei, drei<br />

Leute auf die Ähnlichkeit angesprochen,<br />

aber so viele waren es eigentlich gar nicht.<br />

Würde es Ihnen grosse Mühe bereiten,<br />

jemanden zu spielen, der eine so völlig andere<br />

Persönlichkeit hat als Sie?<br />

Nein, ich glaube nicht. Ich war in meiner<br />

gesamten Karriere als Produzent von Musik,<br />

Filmen und allen möglichen anderen<br />

Dingen tätig. In meiner Fotophase habe<br />

ich Personen erfunden, deren Biografi e ich<br />

schrieb und die ich dann viele Jahre später<br />

erneut fotografi erte. Es handelt sich um<br />

mich selbst unter den unterschiedlichsten<br />

Aspekten. Es waren Vorher-Nachher-Aufnahmen.<br />

Das war witzig.<br />

Sie haben mindestens zehn verschiedene<br />

Kunstformen ausgeübt, sehen sich aber<br />

trotzdem nicht als Künstler.<br />

Eindeutig nicht. Ich bin jemand, der<br />

Chancen ergreift, habe aber keine besonderen<br />

Talente. Oder vielleicht eines. Ich<br />

kann zuhören. Dadurch habe ich in mei-<br />

BOUDOIR<br />

von Stéphane Benoit-Godet - Foto: Jonathan Heyer<br />

nem Leben spannende Leute kennengelernt,<br />

die mit mir über ihre Arbeit gesprochen<br />

haben. Beim Zuhören entstand dann<br />

der Gedanke, dass wir vielleicht etwas gemeinsam<br />

auf die Beine stellen könnten. Ich<br />

betreibe mehrere Restaurants in Zürich,<br />

baue in Argentinien Wein an, mache weiterhin<br />

Musik, aber ich bin deswegen weder<br />

Gastwirt, Önologe noch Musiker.<br />

O. K., aber dann sind Sie äusserst talentiert.<br />

Ich würde eher sagen, dass ich Lust<br />

habe, Dinge zu tun. Ende der Siebzigerjahre<br />

hatten Boris Blank und ich Lust, Musik<br />

zu machen, wussten aber nicht, wie wir<br />

das anstellen sollten, da wir keine Musiker<br />

sind. Boris ist noch eher ein Musiker als<br />

ich, auch wenn er in diesem Bereich wohl<br />

keine klassische Herangehensweise hat: Er<br />

ist Musiker mit seinem ganzen Körper. Boris<br />

fi ng damit an, eine Zeitung zu zerknittern.<br />

Er nahm das Geräusch auf und machte<br />

daraus einen Loop, und schon hatten wir<br />

einen Rhythmus. So hat alles angefangen.<br />

Sie sind ein Mann des Luxus: Eine Erziehung<br />

in einer wohlhabenden Familie, wie Sie sie<br />

genossen haben, formt den Geschmack.<br />

Damit bin ich nicht einverstanden. Luxus<br />

bedeutet nicht, durch die Welt zu jetten<br />

oder eine grosse Jacht zu besitzen. Das<br />

interessiert mich nicht. Ich produziere lieber.<br />

Mit der Uhrenmanufaktur Ulysse Nardin<br />

zum Beispiel, an der ich 20% des Kapitals<br />

besitze, stellen wir komplizierte<br />

mechanische Uhren her. Das gefällt mir<br />

und macht Sinn.<br />

Ihnen scheint alles zu gelingen. Mussten Sie<br />

auch schon Misserfolge wegstecken?<br />

Viele. Nehmen Sie meinen letzten Film.<br />

Der Dreh hat mir einen Riesenspass ge-<br />

<strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE | 99


| BOUDOIR |<br />

macht, obwohl ich deswegen vor Gericht<br />

musste. Die von uns verwendeten Filmbänder<br />

waren beschädigt, sodass wir die<br />

Hersteller vor Gericht gezerrt und auch<br />

gewonnen haben. Im Box Offi ce war der<br />

Film ein totaler Flop, und trotzdem liebe<br />

ich ihn wie eines meiner vielen Kinder,<br />

auch wenn es ein schwieriger Zögling<br />

war.<br />

Aber im Lauf Ihrer Karriere haben Sie doch<br />

alle möglichen künstlerischen Fähigkeiten<br />

erworben?<br />

Ich kann zum Beispiel mit einer Kamera<br />

umgehen, wenn Sie das meinen, bleibe aber<br />

trotzdem ein Anfänger. Vor kurzem habe ich<br />

mich bereit erklärt, in Deutschland ein paar<br />

Konzerte zu geben. Der Tourneemanager<br />

hatte alles reserviert, und ich konnte mich<br />

nicht mehr drücken. Dabei hatte ich wenige<br />

Wochen vorher noch nicht einmal die Songs<br />

dazu geschrieben. Aufgrund des Drucks<br />

habe ich dann aber damit begonnen.<br />

« Luxus bedeutet<br />

nicht, durch die<br />

Welt zu jetten<br />

oder eine Jacht<br />

zu besitzen. Ich<br />

produziere lieber. »<br />

Planen Sie, noch weitere kreative Bereiche zu<br />

erforschen?<br />

Ich kann noch nicht darüber sprechen,<br />

dazu ist es noch zu früh, aber in letzter Zeit<br />

schreibe ich. Eine Art Theaterstück. Es ist<br />

aber schwierig, in diesem Stadium mehr<br />

darüber zu sagen.<br />

Was hat das Leben Sie gelehrt?<br />

Diese Frage ist aus dem Stegreif schwierig<br />

zu beantworten. Ich würde sagen, dass<br />

man sich immer überraschen lassen sollte.<br />

Von einem meiner Gauchos in Argentinien,<br />

der bestimmt in seinem ganzen Leben noch<br />

nie ein Buch gelesen hat, kann ich viel lernen,<br />

da er das Leben komplett anders sieht<br />

als ich. Hingegen kann ich einschlafen,<br />

wenn ich einem brillanten Philosophieprofessor<br />

zuhöre, der nur in Klischees spricht.<br />

Man muss aufmerksam sein und den Leuten<br />

zuhören, von denen man eigentlich<br />

nichts erwartet.<br />

100 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

Sind Sie deshalb zu einem Pionier geworden?<br />

Ich mag dieses Wort nicht, auch wenn es<br />

stimmt, dass Künstler ähnliche Wege gegangen<br />

sind wie ich ein paar Jahre zuvor.<br />

Fühlen Sie sich in den 2010er-Jahren gut?<br />

Musikalisch nicht. Jazz, der mir in den<br />

Fünfzigern die Musik nähergebracht hat,<br />

weil er mich in der Seele berührt hat, sagt<br />

mir heute nichts mehr. Das sind nur noch<br />

Virtuosen, die aber dem Vergleich mit Miles<br />

Davis und Konsorten nicht standhalten.<br />

Auch Pop ist arm. Ich liebe Lady Gaga, sie<br />

ist meiner Ansicht nach viel talentierter<br />

als Madonna, die während ihrer gesamten<br />

Karriere nur bei den andern abgekupfert<br />

hat. Ich mag aber nicht ihre Musik, sondern<br />

die von ihr inszenierte Show.<br />

<strong>Und</strong> was haben Sie von den Frauen gelernt?<br />

Nicht viel, denn ich bin seit 35 Jahren<br />

mit derselben Frau verheiratet. Das Rezept<br />

für unsere dauerhafte Beziehung besteht<br />

darin, dass wir 80% unserer Zeit in<br />

unseren eigenen Welten gelebt haben und<br />

die restlichen 20% zusammenkamen, um<br />

uns auszutauschen und unsere Beziehung<br />

zu nähren. Ich bin überzeugt, dass man tot<br />

ist, wenn man nicht nach diesem Rezept<br />

lebt. <strong>Und</strong> das hat uns nicht daran gehindert,<br />

vier Kinder in die Welt zu setzen, die<br />

alle ihren eigenen Weg gehen. |

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