Starke Performance in den beiden Sparten - Rheinmetall AG
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Neuausrichtung <strong>in</strong> Kanada<br />
Die Zeitung des Rhe<strong>in</strong>metall-Konzerns<br />
Passend zum 25. Geburtstag der Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />
Inc. richtet sich das mit dem „Adats“-Projekt erfolgreiche<br />
Unternehmen neu aus. Künftig wird man<br />
mit e<strong>in</strong>er 4-Säulen-Strategie neue Märkte erschließen.<br />
Näheres zum Thema auf <strong>den</strong> Seiten 9 – 11.<br />
Rhe<strong>in</strong>metall mit Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis<br />
<strong>Starke</strong> <strong>Performance</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> <strong>Sparten</strong><br />
oho Düsseldorf. Mit deutlichen Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis ist der<br />
Rhe<strong>in</strong>metall-Konzern nach e<strong>in</strong>em erfolgreichen ersten Halbjahr auf bestem<br />
Wege, die bisherigen Ziele für das Geschäftsjahr 2011 zu übertreffen. Sowohl<br />
die jüngsten Akquisitionen als auch e<strong>in</strong> erfolgreiches operatives Geschäft<br />
<strong>in</strong>sbesondere im Automobilbereich tragen das anhaltend profi table Wachstum<br />
des Technologiekonzerns. Der Düsseldorfer Konzern weist für das erste<br />
Halbjahr 2011 e<strong>in</strong>en Umsatz von 2,075 Milliar<strong>den</strong> ¤ aus, was e<strong>in</strong>em Zuwachs<br />
von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1.728 Millionen ¤) entspricht. In der<br />
gleichen Größenordnung wächst auch das Ergebnis vor Z<strong>in</strong>sen und Ertragsteuern<br />
(Ebit): Es steigt von 104 Millionen ¤ im Vorjahreszeitraum auf 127 Millionen<br />
¤ im ersten Halbjahr 2011, was e<strong>in</strong>em Plus von 22 Prozent entspricht.<br />
Auch der Konzernüberschuss legte<br />
gegenüber <strong>den</strong> ersten sechs Monaten<br />
2010 deutlich zu und kletterte von 57<br />
Millionen ¤ auf 75 Millionen ¤, was<br />
e<strong>in</strong>er Steigerung von 31 Prozent entspricht.<br />
Rhe<strong>in</strong>metall weist für das erste<br />
Halbjahr e<strong>in</strong> Ergebnis je Aktie von 1,91<br />
¤ aus, nach 1,43 ¤ im entsprechen<strong>den</strong><br />
Vorjahreszeitraum. Die erfolgreiche<br />
Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr<br />
2011 veranlasst <strong>den</strong> Konzern, die<br />
Ergebnisprognose für 2011 auf e<strong>in</strong>e<br />
Spanne von 350 Millionen ¤ bis 370<br />
Millionen ¤ anzuheben. Bislang wurde<br />
e<strong>in</strong> Ergebniskorridor von 330 Millionen<br />
¤ bis 360 Millionen ¤ prognostiziert.<br />
Vorstandschef Klaus Eberhardt:<br />
„Rhe<strong>in</strong>metall zeigt im Jahr 2011 weiter<br />
e<strong>in</strong>e starke <strong>Performance</strong> – <strong>in</strong> bei<strong>den</strong><br />
<strong>Sparten</strong>. Mit Defence haben wir<br />
langfristig angelegte Großaufträge <strong>in</strong><br />
Algerien und Russland gew<strong>in</strong>nen können,<br />
die von großer strategischer Bedeutung<br />
s<strong>in</strong>d und uns <strong>den</strong> Zugang zu<br />
neuen Märkten erschließen. Bei Automotive<br />
zeigen unsere Zahlen im ersten<br />
Halbjahr, dass wir mit <strong>in</strong>novativen Produkten<br />
von <strong>den</strong> Branchentrends neuer<br />
Antriebskonzepte profi tieren. Für <strong>den</strong><br />
weiteren Jahresverlauf s<strong>in</strong>d wir opti-<br />
mistisch, so dass wir die Ergebnisprognose<br />
angehoben haben.“<br />
✶ Defence: Bedeutende Auslandsaufträge<br />
<strong>in</strong> strategisch wichtigen<br />
neuen Märkten kennzeichnen die Geschäftsentwicklung<br />
von Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Defence im zweiten Quartal 2011. E<strong>in</strong><br />
langfristig angelegter Großauftrag aus<br />
Algerien umfasst die Lieferung von<br />
geschützten Transportfahrzeugen als<br />
E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Projekt, <strong>den</strong> Aufbau<br />
e<strong>in</strong>er Fahrzeug-Fertigungsstätte <strong>in</strong><br />
dem nordafrikanischen Land und die<br />
Ausbildung algerischer Fach kräfte. In<br />
e<strong>in</strong>er ersten Stufe wurde im zweiten<br />
Quartal 2011 e<strong>in</strong> Auftragsvolumen von<br />
über 150 Millionen ¤ verbucht.<br />
Auch aus Russland hat Rhe<strong>in</strong>metall<br />
e<strong>in</strong>en Auftrag von besonderer strategischer<br />
Bedeutung erhalten. Mit ihm ist<br />
der deutschen Wehrtechnik erstmals<br />
<strong>in</strong> bedeutendem Umfang der Zugang<br />
zum dortigen Markt gelungen. Das<br />
Auftrags volumen für <strong>den</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er<br />
simulationsgestützten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs- und<br />
Ausbildungs e<strong>in</strong>richtung beläuft sich<br />
auf über 100 Millionen ¤, wovon e<strong>in</strong><br />
erster Teilabschnitt im zweiten Quartal<br />
2011 e<strong>in</strong>gebucht wer<strong>den</strong> konnte.<br />
(Fortsetzung auf Seite 2)<br />
Messepremiere <strong>in</strong> Belgrad: Der Gavial Plus – e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt von Rhe<strong>in</strong>metall<br />
und Panhard – bietet mehr Stauraum und Schutz sowie höhere Zuladung.<br />
Foto: shutterstock<br />
In Indien Flagge zeigen<br />
Nur neun von tausend Indern s<strong>in</strong>d derzeit Auto-mobil.<br />
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der <strong>in</strong>dische<br />
Markt <strong>in</strong> puncto Motorisierung e<strong>in</strong> erhebliches Potenzial<br />
birgt. Kolbenschmidt Pierburg macht sich dies zunutze<br />
und weitet die Aktivitäten <strong>in</strong> Indien aus. (s. S. 12 + 13).<br />
2/2011<br />
ZUKUNFT SERIENMÄSSIG heißt es ganz offi ziell, wenn rund 900 Automobilhersteller und -zulieferer aus aller Welt auf<br />
der Internationalen Automobilausstellung (IAA) <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (15. – 25. September 2011) ihre neuesten Entwicklungen<br />
präsentieren. Die weltweit renommierte Leitmesse der Branche – sie fi ndet bereits zum 64. Mal statt – widmet sich <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr schwerpunktmäßig der „Mobilität von morgen“ und fokussiert dabei gezielt auf Aspekte wie Elektromobilität, Klimaschutz,<br />
Nachhaltigkeit sowie Optimierung der klassischen Antriebsformen und Fahrzeuge mit Hybrid-, Elektro- und Wasserstoffantrieb.<br />
Auch Kolbenschmidt Pierburg (KSPG) präsentiert <strong>in</strong> Halle 8 (Stand F 04) Systemtechnik zum IAA-Schwerpunktthema,<br />
darunter <strong>den</strong> neuentwickelten Demonstrationsträger e<strong>in</strong>es kompakten Range Extenders. Was KSPG darüber h<strong>in</strong>aus<br />
zum Antrieb der Zukunft technisch „<strong>in</strong> petto“ hat, lesen Sie unter anderem im Themenblock auf <strong>den</strong> „Profi l“-Seiten 3 bis 7. sl<br />
Premiere für<br />
Gavial Plus<br />
jbz Belgrad. Mit mehr Stauraum,<br />
besserem Schutz und e<strong>in</strong>er höheren<br />
Zuladung: So präsentierte sich<br />
der Gavial Plus kürzlich auf der<br />
Messe „Partner 2011“ <strong>in</strong> der serbischen<br />
Hauptstadt Belgrad als<br />
verbesserter Nachfolger des Gavials.<br />
Das Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt<br />
von Rhe<strong>in</strong>metall und dem französischen<br />
Hersteller Panhard wird<br />
<strong>in</strong> diesem Jahr noch auf weiteren<br />
Messen zu sehen se<strong>in</strong>. Der größere,<br />
jetzt <strong>in</strong> Belgrad gezeigte Gavial<br />
Plus bietet mit 7,6 Tonnen Gesamtgewicht<br />
<strong>in</strong>sgesamt zwei Tonnen Zuladung<br />
für sieben Mann Besatzung<br />
und Missions-Kits bei Bedarf.<br />
Prognosen<br />
nach oben<br />
Treffsichere Damen<br />
Mit viel Ballgefühl und Lei<strong>den</strong>schaft<br />
überzeugt die Betriebssportgruppe Fußball<br />
<strong>in</strong> Kiel. Die Geburtsstunde des Teams<br />
schlug 2006, als e<strong>in</strong>e Handvoll ballbegeisterter<br />
Damen zur sportiven Tat schritt (Seite 17).<br />
oho Düsseldorf. Rhe<strong>in</strong>metall hebt<br />
die Umsatz- und Ergebnisprognosen<br />
für das Geschäftsjahr 2011 an:<br />
Im Konzern wird für das laufende<br />
Geschäftsjahr e<strong>in</strong> Umsatz von rund<br />
4,4 Milliar<strong>den</strong> ¤ bis 4,5 Milliar<strong>den</strong><br />
¤ erwartet; bisher wur<strong>den</strong> 4,3 Milliar<strong>den</strong><br />
¤ prognostiziert. Gegenüber<br />
dem Vorjahr bedeutet dies e<strong>in</strong>en<br />
Anstieg um 400 Millionen ¤ bis 500<br />
Millionen ¤. Für <strong>den</strong> Unternehmensbereich<br />
Defence geht Rhe<strong>in</strong>metall<br />
weiterh<strong>in</strong> davon aus, im Geschäftsjahr<br />
2011 e<strong>in</strong>en Umsatz von 2,2 Milliar<strong>den</strong><br />
¤ zu erreichen. Auf Basis<br />
der Umsatzentwicklung <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten<br />
sechs Monaten 2011 erwartet<br />
Rhe<strong>in</strong>metall für <strong>den</strong> Unternehmensbereich<br />
Automotive nunmehr e<strong>in</strong>en<br />
Umsatz von 2,2 bis 2,3 Milliar<strong>den</strong> ¤<br />
für das Geschäftsjahr 2011; bisher<br />
waren 2,1 Milliar<strong>den</strong> ¤ prognostiziert.<br />
Beim Ergebnis vor Z<strong>in</strong>sen und<br />
Ertragsteuern (Ebit) im Geschäftsjahr<br />
2011 erwartet Rhe<strong>in</strong>metall im<br />
Konzern e<strong>in</strong>en Wert zwischen 350<br />
Millionen ¤ und 370 Millionen ¤.<br />
Der bisher prognostizierte Ergebniskorridor<br />
lag bei 330 Millionen ¤<br />
bis 360 Millionen ¤.<br />
Für Rhe<strong>in</strong>metall Defence wird für<br />
das laufende Geschäftsjahr weiterh<strong>in</strong><br />
mit e<strong>in</strong>em Ebit zwischen 230<br />
Millionen ¤ und 250 Millionen ¤<br />
gerechnet. Für Automotive rechnet<br />
Rhe<strong>in</strong>metall jetzt mit e<strong>in</strong>em Ebit<br />
zwischen 130 Millionen ¤ und 150<br />
Millionen ¤. Die bisherige Prognose<br />
lag bei 110 Millionen ¤ bis 130<br />
Millionen ¤.
Foto: RMMV<br />
Technik mit Qualitätssiegel und e<strong>in</strong>e bemerkenswerte Leistung: Die ersten fünf Conta<strong>in</strong>er-Träger HX 77 wur<strong>den</strong> trotz erhöhten Zeitdrucks term<strong>in</strong>gerecht geliefert; weitere 15 Fahrzeuge folgen noch <strong>in</strong> diesem Jahr.<br />
jbz Wien. Die ersten fünf von <strong>in</strong>sgesamt<br />
20 Conta<strong>in</strong>er-Trägern HX 77<br />
s<strong>in</strong>d vor kurzem <strong>in</strong> Wien an <strong>den</strong><br />
slowakischen Generalunternehmer<br />
Tanax Trucks ausgeliefert wor<strong>den</strong>.<br />
Damit etabliert sich die Rhe<strong>in</strong>metall<br />
MAN Military Vehicles GmbH (RMMV)<br />
im slowakischen Markt für schwere<br />
Militär-Lastwagen. Im slowakischen<br />
Banovce wur<strong>den</strong> die hochgelände-<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
Beide Teilaufträge haben im Juni<br />
2011 zu e<strong>in</strong>em deutlichen Anstieg des<br />
Auftragse<strong>in</strong>gangs geführt: Der Auftragse<strong>in</strong>gang<br />
im zweiten Quartal 2011<br />
übertraf mit 537 Millionen ¤ deutlich<br />
<strong>den</strong> Wert des ersten Quartals von 316<br />
Millionen ¤. Insgesamt liegt der Auftragse<strong>in</strong>gang<br />
im ersten Halbjahr 2011<br />
mit 853 Millionen ¤ noch um 231 Millionen<br />
¤ unter dem Vorjahreswert, der<br />
durch mehrere großvolumige Aufträge<br />
geprägt war.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Umsatz von 904 Millionen<br />
¤ erzielte die Defence-Sparte<br />
gängigen Vierachser aufgebaut und<br />
anschließend an <strong>den</strong> Endkun<strong>den</strong>, das<br />
slo wakische Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium,<br />
über geben. Zu vor hatten die Fahrzeuge<br />
die Qualitätskontrolle durch<br />
die Güteprüfstelle der deutschen<br />
Bundeswehr erfolgreich bestan<strong>den</strong>.<br />
Zur Sonderausstattung der Fahr zeuge<br />
gehören e<strong>in</strong>e Selbst bergew<strong>in</strong>de und<br />
e<strong>in</strong>e Reifendruckregel anlage, die<br />
im ersten Halbjahr 2011 e<strong>in</strong>en neuen<br />
Allzeit-Höchstwert. Im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum beträgt die Umsatzsteigerung<br />
19 Prozent oder 142 Millionen<br />
¤. Davon resultieren 75 Millionen<br />
¤ aus organischem Wachstum sowie<br />
67 Millionen ¤ aus der Erweiterung des<br />
Konsolidierungskreises durch Zukäufe.<br />
Während das Ergebnis vor Z<strong>in</strong>sen, Ertragsteuern<br />
und Abschreibungen (Ebitda)<br />
im Vergleich zum Vorjahr nochmals<br />
um vier Millionen ¤ auf 100 Millionen<br />
¤ anstieg, bleibt das Ebit mit 62 Millionen<br />
¤ um neun Millionen ¤ h<strong>in</strong>ter dem<br />
Vorjahreswert zurück. Unvorhergese-<br />
HX-77-Premiere<br />
für die Slowakei<br />
Fahrer häuser s<strong>in</strong>d für die Aufnahme<br />
von modularem Schutz vorbereitet.<br />
Aufgrund kurzfristiger Kun<strong>den</strong>wünsche<br />
und der damit verbun<strong>den</strong>en<br />
nachträglichen Än derungen war die<br />
Rhe<strong>in</strong>metall-Konzern verzeichnet deutliche Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis<br />
<strong>Sparten</strong> mit starker <strong>Performance</strong><br />
Überprüfung<br />
der Strategie<br />
dp Düsseldorf. Am 28. Juli 2011 –<br />
und damit am Vorabend der Veröffentlichung<br />
der aktuellen Halbjahresbilanz<br />
der Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong> – hat<br />
der Düsseldorfer Konzern nach Börsenschluss<br />
dem Kapitalmarkt und<br />
der F<strong>in</strong>anzmarktöffentlichkeit mitgeteilt,<br />
dass das Unternehmen die<br />
Nachhaltigkeit der bisherigen Zwei-<br />
Säulen-Strategie prüft und dabei<br />
<strong>in</strong>sbesondere die Möglichkeit e<strong>in</strong>es<br />
Börsengangs der Kolbenschmidt<br />
Pierburg <strong>AG</strong> untersucht.<br />
Diese Überprüfung geschieht sehr<br />
gründlich und verantwortungsbewusst.<br />
Nach Angaben des Vorstandes<br />
bedeutet dies, dass die Wiedere<strong>in</strong>führung<br />
von Kolbenschmidt Pierburg<br />
Aktien an der Börse nur dann<br />
<strong>in</strong> Frage kommt, wenn dieser Schritt<br />
der Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong> und<br />
der Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong> e<strong>in</strong>e bessere Zukunftssicherheit<br />
verschaffen kann.<br />
H<strong>in</strong>tergrund für diese Strategie-<br />
Überprüfung ist, dass ke<strong>in</strong>er der bei-<br />
Bodo Garbe im<br />
Defence-Vorstand<br />
dp Düsseldorf. Bodo Garbe (57) ist<br />
mit Wirkung zum 1. Juli 2011 <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
Bereichsvorstand von Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Defence berufen wor<strong>den</strong>. Er übernimmt<br />
dort die Zuständigkeit für die<br />
Geschäftsbereiche Verteidigungselektronik,<br />
Simulation und Ausbildung,<br />
Air Defence sowie Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Technical Publications. In dieser<br />
Funktion folgt er He<strong>in</strong>z Dresia (63),<br />
der im Defence-Vorstand künftig die<br />
Leitung von Sonderprojekten verantworten<br />
wird. Bodo Garbe (Foto<br />
rechts) trat 1984 <strong>in</strong> das Unternehmen<br />
e<strong>in</strong> und übernahm nach e<strong>in</strong>er<br />
Reihe von Führungsfunktionen <strong>in</strong><br />
der W&M GmbH 1994 Gesamtverantwortung<br />
für die Qualitätssicherung<br />
und Erprobung <strong>in</strong> der Gesellschaft.<br />
<strong>den</strong> Bereiche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entwicklung<br />
beschränkt wer<strong>den</strong> soll. Beide Bereiche<br />
sollen <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> ihren Wachstums-<br />
und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
so frei wie möglich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e<br />
Börsennotierung der Kolbenschmidt<br />
Pierburg <strong>AG</strong> und damit der vone<strong>in</strong>ander<br />
unabhängige Kapitalmarktzugang<br />
für beide Bereiche könnte die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen verbessern, unter <strong>den</strong>en<br />
die Wettbewerbspositionen von<br />
Automotive und von Defence weiterentwickelt<br />
und langfristig gesichert<br />
wer<strong>den</strong> können.<br />
Rhe<strong>in</strong>metall-Vorstandschef Klaus<br />
Eberhardt erläutert dieses Vorgehen:<br />
„Wir müssen vorbereitet se<strong>in</strong>, wenn<br />
sich Fenster für neue strategische<br />
Entwicklungsschritte öffnen – bei<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Defence und bei Kolbenschmidt<br />
Pierburg. Mit bei<strong>den</strong> Bereichen<br />
s<strong>in</strong>d wir heute schon stark, aber<br />
nichts sollte uns h<strong>in</strong>dern, noch stärker<br />
zu wer<strong>den</strong>. Deshalb ist es richtig,<br />
die derzeitige Unternehmensstruktur<br />
dah<strong>in</strong>gehend zu überprüfen, ob es<br />
strategisch bessere Ausgangspositionen<br />
gibt, etwa durch e<strong>in</strong>en Börsengang<br />
von Kolbenschmidt Pierburg.<br />
Das schließt natürlich die Möglichkeit<br />
nicht aus, dass Rhe<strong>in</strong>metall e<strong>in</strong><br />
wichtiger Aktionär von KSPG bleibt.“<br />
1999 wechselte Bodo Garbe zur<br />
Nitrochemie-Gruppe und trug dort<br />
Verantwortung für <strong>den</strong> Bereich Vertrieb<br />
und Market<strong>in</strong>g, bevor er 2001<br />
<strong>in</strong> die Geschäftsführungen der Nitrochemie<br />
Aschau GmbH und der<br />
Nitrochemie Wimmis <strong>AG</strong> berufen<br />
wurde. 2005 wechselte er <strong>in</strong> die<br />
Geschäftsführung der Rhe<strong>in</strong>metall<br />
W&M GmbH, wo ihm die Leitung<br />
des Geschäftssegments Schutz<br />
und Pyrotechnik übertragen wurde.<br />
Seit 2006 steht er an der Spitze des<br />
Geschäftsbereichs Air Defence von<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Defence.<br />
hene Projektkosten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auftrag<br />
haben das Ergebnis außeror<strong>den</strong>tlich<br />
mit elf Millionen ¤ belastet.<br />
✶ Automotive: Der Unternehmensbereich<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Automotive präsentiert<br />
sich im ersten Halbjahr 2011<br />
beim Umsatz und auf der Ertragsseite<br />
mit hohen Steigerungsraten. Die<br />
positive Entwicklung wird von allen<br />
Geschäftsbereichen der Sparte getragen.<br />
Mit se<strong>in</strong>em Produktportfolio<br />
profitiert man weiterh<strong>in</strong> von der Aufwärtsentwicklung<br />
der weltweiten Automobilkonjunktur<br />
und <strong>in</strong>sbesondere<br />
vom starken Wachstum <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bereichen<br />
Antriebsstrang sowie Emissions-<br />
und Verbrauchsreduzierung.<br />
In <strong>den</strong> ersten sechs Monaten des<br />
Jahres 2011 weist die Sparte Umsatzerlöse<br />
<strong>in</strong> Höhe von 1,171 Milliar<strong>den</strong> ¤<br />
aus und übertrifft damit <strong>den</strong> Vorjahreswert<br />
um 205 Millionen ¤ oder 21<br />
Prozent. Das Wachstum des Unternehmensbereiches<br />
liegt damit klar über<br />
dem weltweiten Produktionszuwachs<br />
im Automobilsektor, der sich im ersten<br />
Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr<br />
auf 2,3 Prozent bezifferte.<br />
Auch die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Umsatzzahlen von<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Automotive nicht enthaltenen<br />
ch<strong>in</strong>esischen Jo<strong>in</strong>t-Venture-<br />
Gesellschaften (Rhe<strong>in</strong>metall-Anteil<br />
50%) bleiben auf Wachstumskurs. Sie<br />
erzielten mit e<strong>in</strong>em Umsatz (50%) von<br />
72 Millionen ¤ im ersten Halbjahr 2011<br />
e<strong>in</strong>e Steigerung um sieben Prozent.<br />
Das Ebit des Automotive-Bereichs<br />
beläuft sich im Berichtszeitraum auf<br />
76 Millionen ¤, was gegenüber dem<br />
Vorjahr e<strong>in</strong>er Steigerung um 33 Millionen<br />
¤ entspricht. Bezogen auf das<br />
Vorsteuerergebnis (Ebt) verdoppeln<br />
sich die Erträge von 34 Millionen ¤ im<br />
ersten Halbjahr 2010 auf 68 Millionen<br />
¤ im ersten Halbjahr des laufen<strong>den</strong><br />
Geschäftsjahres. Die Ebit-Rendite im<br />
ersten Halbjahr 2011 verbessert sich<br />
um zwei Prozentpunkte auf 6,5 Prozent<br />
nach 4,5 Prozent im Vorjahr.<br />
CWA-Pumpen s<strong>in</strong>d<br />
weltweit gefragt<br />
he Neuss. Der E<strong>in</strong>satz regelbarer<br />
elektrischer Kühlmittelpumpen für<br />
<strong>den</strong> Hauptkühlkreislauf von Personenkraftwagen<br />
setzt sich weiter durch.<br />
So hat die Pierburg Pump Technology<br />
GmbH kürzlich weitere Aufträge von<br />
renommierten europäischen und<br />
amerikanischen Automobilherstellern<br />
für ihre im Werk Hartha/Sachsen<br />
produzierte vollvariable elektrische<br />
Kühlmittelpumpe CWA 400 erhalten.<br />
Das Gesamt-Umsatzvolumen (Lifetime)<br />
für die neuen Aufträge beträgt<br />
über 200 Millionen E. Die Pumpen<br />
wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> neu entwickelten Motorengenerationen<br />
zum E<strong>in</strong>satz kommen<br />
und bei e<strong>in</strong>em amerikanischen<br />
Kun<strong>den</strong> sogar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Hybrid-<br />
Motorengeneration e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Zeit für Konstruktion, Bau und Vorbereitung<br />
zur Güteprüfung knapp<br />
be messen. Dennoch konnte der Lieferterm<strong>in</strong><br />
dank der hervorragen<strong>den</strong><br />
Zu sammen arbeit aller beteiligten Abteilungen<br />
e<strong>in</strong>ge halten wer<strong>den</strong>.<br />
Die verbleiben<strong>den</strong> 15 HX 77 sollen<br />
<strong>in</strong> zwei weiteren Losen zu fünf und<br />
zehn Fahrzeugen noch <strong>in</strong>nerhalb<br />
dieses Jahres geliefert wer<strong>den</strong>. Hier-<br />
jpw Ottawa. Über 8 000 Besucher<br />
aus der ganzen Welt kamen am 1. und<br />
2. Juni 2011 zur CanSec, Kanadas bedeutendster<br />
Wehrtechnikmesse. Die<br />
führen<strong>den</strong> wehr- und sicherheitstechnischen<br />
Unternehmen, darunter auch<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc. (RhC) und<br />
RMMV Canada Inc., präsentierten <strong>in</strong><br />
Ottawa ihre Produkte und Aktivitäten.<br />
„Die CanSec 2011 war für uns die beste<br />
Gelegenheit, uns dem kanadischen<br />
Kun<strong>den</strong> – aber auch Nutzern aus der<br />
gesamten übrigen Welt – <strong>in</strong> unserer<br />
neuen Geschäftsgliederung mit <strong>den</strong><br />
vier Bereichen Fahrzeug<strong>in</strong>tegration,<br />
Waffenstationen, Luftverteidigung<br />
und Verteidigungselektronik zu präsentieren“,<br />
so RhC-Geschäftsführer<br />
Dr. Andreas Knackstedt. „Die kanadischen<br />
Streitkräfte, unser Hauptkunde,<br />
zeigten sich sehr an unseren<br />
Ideen und Projekten für die Zukunft<br />
<strong>in</strong>teressiert.“<br />
E<strong>in</strong> Publikumsmagnet aus dem<br />
Bereich Luftverteidigung bildete<br />
das Multi-Mission Radar (MMR):<br />
In Zusammenarbeit mit Elta stellte<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Canada se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige<br />
Lösung für die Anforderungen<br />
der kanadischen Streitkräfte vor. Mit<br />
se<strong>in</strong>er fortschrittlichsten Radar- und<br />
Sensortechnologie kann das MMR-<br />
System jede gegenwärtige Bedrohung<br />
am Bo<strong>den</strong> oder aus der Luft<br />
entdecken und deren effektive Bekämpfung<br />
leiten.<br />
Aus dem Bereich Verteidigungselektronik<br />
zeigte das neu formierte<br />
Unternehmen, das <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
se<strong>in</strong> 25-jähriges Bestehen feiert, die<br />
IC4U (Interconnected Command Control<br />
Communications Computer Unit)<br />
für die modulare Kampfausstattung<br />
des kanadischen Integrated Soldier<br />
System Projects. Weiterh<strong>in</strong> präsentierte<br />
man Lösungen für ISTAR<br />
(Intelligence, Surveillance, Target<br />
Acquisition, Reconnaissance)-Anwendungen,<br />
etwa die Sensor Command<br />
and Control Plann<strong>in</strong>g Suite<br />
(SC2PS), e<strong>in</strong>e echtzeitfähige Multi-<br />
Sensor-Anwendung zur Auswertung<br />
und Verarbeitung von Sensordaten<br />
unterschiedlichster Herkunft, beispielsweise<br />
von Soldier Systems,<br />
Bo<strong>den</strong>sensoren oder Unmanned Ae-<br />
Herausgeber: Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong><br />
Verantwortlich: Peter Rücker<br />
Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />
Anschrift: Redaktion „Das Profil“<br />
Postfach 104261, 40033 Düsseldorf<br />
das.profil@rhe<strong>in</strong>metall.com<br />
zu gehören auch sechs Protection<br />
Kits Level 2/2a zum nachträglichen<br />
Fahrerhausschutz für <strong>in</strong>ternationale<br />
Opera tionen. „Mit diesem Projekt ist<br />
es uns erstmalig gelungen, im Bereich<br />
der schweren Militär-Lastkraftwagen<br />
auf dem slowakischen Markt Fuß zu<br />
fassen“, sagt Mark O. Brünn, Vertriebsbeauftragter<br />
Europa Süd von<br />
Rhe<strong>in</strong>metall MAN Military Vehicles.<br />
rial Vehicles (UAVs) sowie der sehr<br />
erfolgreichen, ballongestützten Persistent<br />
Surveillance Aerostat (PSA).<br />
Vorgestellt wur<strong>den</strong> zudem drei Simulations-Demonstratoren,<br />
um die<br />
Ausbildung an der Close Area Support<br />
Weapon (CASW), am Kampfpanzer<br />
Leopard 2 und am LANCE-<br />
Turm effektiv und kostensparend<br />
zu ermöglichen. Das CASW-Projekt<br />
– die Lieferung von über 300 40 mm-<br />
Granatmasch<strong>in</strong>enwaffen mit dem<br />
V<strong>in</strong>gmate-Feuerleitsystem – sowie<br />
das Modernisierungsprogramm für<br />
<strong>den</strong> Leopard-2-Kampfpanzer markieren<br />
zwei weitere äußerst erfolg-<br />
In neuer Formation<br />
reiche Kooperationen zwischen RhC<br />
und <strong>den</strong> kanadischen Streitkräften<br />
im Bereich der Waffensysteme bzw.<br />
Fahrzeug<strong>in</strong>tegration.<br />
In diesen Bereich fällt auch der<br />
modulare Lance-Turm, der die ideale<br />
Ausstattung für das projektierte<br />
Close Combat Vehicle (CCV) darstellt.<br />
Der Bereich Waffenstationen stellte<br />
unter anderem die Kongsberg Protector<br />
als mögliche Option für das<br />
geplante Tactical Armoured Patrol Vehicle<br />
(TAPV) vor.<br />
Erstmals trat auch die neue Geschäftse<strong>in</strong>heit<br />
Rhe<strong>in</strong>metall MAN Military<br />
Vehicles (RMMV) an der Seite<br />
von Rhe<strong>in</strong>metall Canada auf. Das im<br />
Außenbereich gezeigte SX 45 8x8<br />
Bergefahrzeug hat sich <strong>in</strong> Afghanistan<br />
als äußerst robust und zuverlässig<br />
erwiesen und bietet exzellenten<br />
Schutz sowie hohe Mobilität.<br />
„Unsere Produktvielfalt sorgte dafür,<br />
dass wir uns des Besuchs vieler<br />
hochrangiger Delegationen erfreuen<br />
konnten“, so RhC-Chef Knackstedt<br />
zufrie<strong>den</strong>. Unter <strong>den</strong> Besuchern des<br />
bisher größten Messestandes, <strong>den</strong><br />
Rhe<strong>in</strong>metall <strong>in</strong> Kanada betrieben<br />
hat, waren unter anderem der Chief<br />
of Land Staff, Lieutenant General<br />
Peter Devl<strong>in</strong>, der Chief of the Maritime<br />
Staff, Vice Admiral P. Dean<br />
McFad<strong>den</strong>, Dan Ross, der Assistant<br />
Deputy M<strong>in</strong>ister Material, Vorstandsmitglieder<br />
der Canadian Commercial<br />
Corporation (CCC) und – last but not<br />
least – der deutsche Botschafter, Dr.<br />
Georg Witschel (siehe Seiten 9 – 11).<br />
Druckterm<strong>in</strong> dieser Ausgabe: 24. August 2011<br />
Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />
Satz: Strack + Storch KG<br />
Gladbacher Straße 15<br />
40219 Düsseldorf<br />
Druck:<br />
Druck & Medienservice Schürfeld<br />
Stolper Straße 8a, D-47269 Duisburg
Fotos: KSPG/shutterstock<br />
msc/fhe Neckarsulm. Aufgrund ihrer ger<strong>in</strong>gen Akkukapazitäten s<strong>in</strong>d die Reichweiten der derzeitigen<br />
ausschließlich batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge begrenzt. Und wenn der Akku erst e<strong>in</strong>mal<br />
leer ist, s<strong>in</strong>d sie im Gegensatz zum schnellen Tanken konventioneller Antriebe erst nach längerer<br />
Aufl adezeit wieder e<strong>in</strong>satzbereit. Um stressfrei das Ziel erreichen zu können, bietet sich<br />
daher der E<strong>in</strong>satz von Range Extendern an, die – wie ihr englischer Name schon sagt – die Reichweite<br />
elektrisch betriebener Fahrzeuge im Bedarfsfall verlängern. Technisch gesehen handelt es<br />
sich dabei um zusätzliche Aggregate, <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Fällen kle<strong>in</strong>e Verbrennungsmotoren, die e<strong>in</strong>en<br />
Generator antreiben. Dieser versorgt wiederum Akkumulator und Elektromotor mit elektrischer<br />
Energie. Kolbenschmidt Pierburg (KSPG) hat jetzt geme<strong>in</strong>sam mit der FEV Motorentechnik GmbH<br />
e<strong>in</strong> Konzept für e<strong>in</strong>en kompakten Range Extender mit e<strong>in</strong>er Leistung von 30 Kilowatt entwickelt.<br />
Das erstmals zur IAA 2011 vorgestellte Konzept<br />
besteht aus e<strong>in</strong>em Zweizyl<strong>in</strong>der-Ottomotor <strong>in</strong> V-<br />
Bauweise mit e<strong>in</strong>er vertikal stehen<strong>den</strong> Kurbelwelle<br />
und zwei Generatoren mit Zahnradantrieb. Alle<br />
Komponenten bis auf <strong>den</strong> Kraftstofftank und <strong>den</strong><br />
Kühler s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>em Tragrahmen montiert. Die<br />
stehende Kurbelwelle erfordert nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />
Bauhöhe, so dass das Modul im Unterfl urbereich<br />
e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>wagens <strong>in</strong>tegriert wer<strong>den</strong> kann und<br />
dabei beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reserveradmulde<br />
Platz fi ndet. Diese E<strong>in</strong>baumöglichkeit geht mit<br />
ger<strong>in</strong>gem Modifi kationsaufwand gegenüber dem<br />
herkömmlichen Fahrzeugaufbau e<strong>in</strong>her und belässt<br />
<strong>in</strong>teressante Optionen für das Fahrzeug-<br />
Packag<strong>in</strong>g sowie das Styl<strong>in</strong>g.<br />
Das weitgehend universell verbaubare Modul<br />
ermöglicht e<strong>in</strong>e Begrenzung des Entwicklungs-<br />
und Applikationsaufwands für <strong>den</strong> Aggregate-<br />
und Fahrzeughersteller. Es ist so konzipiert, dass<br />
Konzept für kompakten Range Extender<br />
Bewusst an<br />
der Obergrenze<br />
die Schnittstellen im Fahrzeug auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />
reduziert s<strong>in</strong>d und die Integration e<strong>in</strong>schließlich<br />
Montage sich vergleichsweise unproblematisch<br />
gestaltet. Das Automobil kann deshalb mit oder<br />
ohne Range Extender produziert wer<strong>den</strong>. Dies<br />
trägt dem Gedanken e<strong>in</strong>es Baukastensystems<br />
Rechnung und ermöglicht es <strong>den</strong> Herstellern, <strong>den</strong><br />
Range Extender beispielsweise als zusätzliche<br />
Ausstattungsoption anzubieten.<br />
Insgesamt erreicht der Range Extender mit <strong>den</strong><br />
Generatoren und Anbauteilen e<strong>in</strong> Gewicht von gut<br />
60 Kilogramm. Aufgrund se<strong>in</strong>er speziellen Konstruktion<br />
mit aktiver Schw<strong>in</strong>gungskompensation<br />
und günstiger Aggregate-Lagerung weist er optimale<br />
Werte bei NVH (Noise-Vibration-Harshness)<br />
auf, so dass der E<strong>in</strong>druck geräuscharmen elektrischen<br />
Fahrens durch das Anspr<strong>in</strong>gen des Range<br />
Extenders kaum bee<strong>in</strong>trächtigt wird.<br />
Der batterieelektrische Antrieb beschränkt<br />
sich derzeit noch auf das Kle<strong>in</strong>wagensegment.<br />
E<strong>in</strong> nicht mit der Antriebsachse gekoppelter<br />
Range Extender, der sich auf die Stromerzeugung<br />
beschränkt, ist hier die adäquate Lösung.<br />
Für Fahrzeuge ab der Kompaktklasse, die nicht<br />
Deutschland im Sommer 2011: Elektrischer Strom ist <strong>in</strong> aller<br />
Munde. Politisch wird e<strong>in</strong> beschleunigter Ausstieg aus der Kernenergie<br />
vorangetrieben. Fahrräder mit Hilfsmotor s<strong>in</strong>d wieder<br />
„<strong>in</strong>“. Anders als der Klassiker, das Velo-Solex, nicht laut knatternd,<br />
sondern dank Elektromotor fast unhörbar summend.<br />
Auch das Auto soll künftig elektrisch angetrieben wer<strong>den</strong>. Was<br />
vor wenigen Jahren als wenig ernst zu nehmende Nischentechnik<br />
belächelt wurde, gilt plötzlich e<strong>in</strong>er ganzen Industriebranche als<br />
Entwicklungsleitbild.<br />
So schnell sich das Thema Elektromobilität auf <strong>den</strong> Agen<strong>den</strong><br />
nach vorne drängte, so unübersehbar s<strong>in</strong>d die damit verbun<strong>den</strong>en<br />
Aufgabenstellungen. Dabei ist die Beschäftigung mit Alternativen<br />
zum Ottomotor für die Automobil<strong>in</strong>dustrie alles andere als neu.<br />
Bereits die Portierung der Dieseltechnik von Großmotoren und Lkw<br />
auf <strong>den</strong> Pkw war e<strong>in</strong>e Pionierleistung, der anfangs wenig Potenzial<br />
beigemessen wurde. Flottenversuche mit Erdgas, Wasserstoff<br />
oder Brennstoffzellen <strong>in</strong> <strong>den</strong> 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />
und erste Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit Hybridantrieben <strong>in</strong><br />
der zurückliegen<strong>den</strong> Dekade füllen viele Archivmeter.<br />
Und <strong>den</strong>noch hat die Elektrifi zierung des Antriebsstrangs e<strong>in</strong>e<br />
neue Dimension. Die Herausforderungen lauten, Elektromotoren<br />
nur auf urbanen Kurzstrecken im E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d,<br />
sondern auch längere Überlandfahrten meistern<br />
sollen, s<strong>in</strong>d andere hybride Antriebskonzepte<br />
besser geeignet. Der E<strong>in</strong>satz des Range Extenders<br />
könnte aber <strong>den</strong> E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Generation<br />
batteriebetriebener Kle<strong>in</strong>wagen beschleunigen<br />
und <strong>den</strong> Gesetzgeber bei se<strong>in</strong>en Bemühungen<br />
um die CO2-Emissionsreduzierung unterstützen,<br />
<strong>den</strong>n die Vorteile derartiger Aggregate liegen<br />
unter anderem <strong>in</strong> Kosten- und Gewichtse<strong>in</strong>sparungen<br />
für verr<strong>in</strong>gerte Batteriegrößen. Mit ihrer<br />
Hilfe kann zudem die gewohnte Reichweite<br />
auch ohne lange Zwischen-Ladezeiten erzielt<br />
wer<strong>den</strong>, wobei das zeitweilige Zuschalten des<br />
Range Extenders <strong>in</strong> Abhängigkeit von der gewählten<br />
Betriebsstrategie erfolgt. Dazu Prof. Dr.<br />
Eduard Köhler, <strong>in</strong> der Vorentwicklung der<br />
Kolbenschmidt Pierburg Gruppe<br />
zuständig für <strong>den</strong><br />
Themenbereich Elektromobilität:<br />
„Angesichts der<br />
vor uns liegen<strong>den</strong> anspruchsvollen<br />
CO2-Gesetzgebung ist<br />
der Range Extender aus unserer Sicht<br />
die Lösung der Zeit, <strong>den</strong>n er ermöglicht<br />
e<strong>in</strong>e gegenüber der vorhan<strong>den</strong>en Batterietechnik<br />
erweiterte Mobilität und stellt <strong>den</strong>noch<br />
im NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus)<br />
<strong>den</strong> geforderten ger<strong>in</strong>gen CO2-Ausstoß<br />
sicher.“ Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs zu berücksichtigen,<br />
dass die derzeitige Gesetzgebung <strong>den</strong><br />
Range Extender begünstigt. Damit könnte<br />
er als „Brückentechnologie“ zum<br />
Wegbereiter für e<strong>in</strong>e breitere Akzeptanz<br />
von Elektrofahrzeugen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Große Aufmerksamkeit hat<br />
Kolbenschmidt Pierburg bei<br />
se<strong>in</strong>em Konzept der Leistungsfähigkeit<br />
des Aggregats geschenkt.<br />
Eduard Köhler: „Wir<br />
s<strong>in</strong>d mit der Leistung von 30<br />
Kilowatt bewusst an die obere<br />
Top aktuell: Geme<strong>in</strong>sam mit<br />
der FEV Motorentechnik GmbH<br />
(Aachen) hat KSPG e<strong>in</strong> Konzept<br />
für e<strong>in</strong>en kompakten Range<br />
Extender mit e<strong>in</strong>er Leistung<br />
von 30 Kilowatt entwickelt.<br />
<strong>in</strong> für Autos geeigneten Leistungsbereichen für die Großserienfertigung<br />
zu ertüchtigen, Speichertechnologien zu entwickeln, die<br />
e<strong>in</strong>e gewisse M<strong>in</strong>destreichweite ermöglichen sowie e<strong>in</strong>e Infrastruktur<br />
aufzubauen, die e<strong>in</strong> engmaschiges Nachla<strong>den</strong> gestattet.<br />
Der damit verbun<strong>den</strong>e Aufwand ist enorm. Deshalb lohnt es sich,<br />
die Vor- und Nachteile der e<strong>in</strong>zelnen Antriebstechnologien ideologiefrei<br />
gegenüberzustellen:<br />
Der klassische Verbrennungsmotor darf nach 125 Jahren Automobilgeschichte<br />
als durchaus ausgereifte Technik betrachtet wer<strong>den</strong>.<br />
Kont<strong>in</strong>uierliche Weiterentwicklungen am Motorblock sowie<br />
se<strong>in</strong>en Nebenaggregaten haben über die Jahrzehnte zu e<strong>in</strong>er ho-<br />
E<strong>in</strong> Spagat<br />
mit Anspruch<br />
hen Zuverlässigkeit geführt und gleichzeitig <strong>den</strong> Verbrauch sowie<br />
die Abgasemissionen deutlich gesenkt. Vorleistungen von Automobilherstellern<br />
und Zulieferern lassen erwarten, dass es damit<br />
weitergehen wird.<br />
Bei <strong>den</strong> Nachteilen des Verbrennungsmotors muss zunächst e<strong>in</strong>mal<br />
der Wirkungsgrad genannt wer<strong>den</strong>. Nur e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />
ger<strong>in</strong>ger Anteil der e<strong>in</strong>gesetzten Energie wird tatsächlich für <strong>den</strong><br />
Vortrieb genutzt. Dazu kommt, dass sich bei weiteren Maßnahmen<br />
zur Effi zienzsteigerung und Emissionsreduzierung zwar die<br />
Kosten kumulieren, die Effekte jedoch nicht.<br />
Foto: Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />
Grenze gegangen, um<br />
sicherzustellen, dass im<br />
Betrieb die im heutigen<br />
Überlandverkehr und auf<br />
Autobahnen geforderte not- not- not-<br />
wendige Agilität – <strong>in</strong>sbesondere<br />
auch ausreichende Fahrleistungen<br />
an Steigungen – erreicht wer<strong>den</strong> können.“<br />
Die für Range Extender geforderte ger<strong>in</strong>ge Motorengröße<br />
befi ndet sich heute bei vielen Fahrzeugherstellern<br />
noch nicht im Portfolio. Hier<br />
bieten sich daher Chancen für Modulanbieter mit<br />
e<strong>in</strong>baufertigen Komplettlösungen. In Bezug auf<br />
die Verbreitung von Range Extendern geht die<br />
Unternehmensberatung McK<strong>in</strong>sey <strong>in</strong>des <strong>in</strong> ihrer<br />
Anfang 2011 veröffentlichten Studie „Boost!“<br />
davon aus, dass bei e<strong>in</strong>em mäßig verschärften<br />
CO2-Grenzwert unter 100 Gramm CO2 pro Kilometer<br />
für das Jahr 2050 (Übergang auf „Well-to-<br />
Wheel“, also von der Energieerzeugung bis zum<br />
Auspuff gemessen) Elektrofahrzeuge mit Range<br />
Extender (REEVs) bis 2035 e<strong>in</strong>en<br />
Anteil <strong>in</strong> der Größenordnung von<br />
15% der Neuzulassungen erreichen<br />
können. Bei entsprechend<br />
verschärftem Szenario mit e<strong>in</strong>em<br />
Grenzwert unter 40 Gramm CO2 pro<br />
Kilometer geht die McK<strong>in</strong>sey-Studie<br />
sogar davon aus, dass dieser<br />
Anteil bereits im<br />
Jahr 2030 überschritten<br />
wird und<br />
sich bis 2035 fast<br />
verdoppelt.<br />
Anders sieht es beim Elektroantrieb aus. Die Produktion künftiger<br />
Elektrofahrzeuge wirft zahlreiche Fragestellungen auf, die e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>tensive <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Kooperation erfordern. Dabei stehen die<br />
vier Themenkomplexe Fahrzeugkonzepte, Batterien, Wertschöpfungsstrukturen<br />
und Produktionstechnik im Vordergrund. Damit<br />
verbun<strong>den</strong> ist die Aufgabe, bereits frühzeitig die Achsen so zu verknüpfen,<br />
dass die Spezifi kationen der Systeme sowie der späteren<br />
Produktionsprozesse bestmöglich aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt s<strong>in</strong>d.<br />
Die Kard<strong>in</strong>alsfrage, wann und mit welchen Stückzahlen sich der<br />
Markt für die Elektromobilität entwickeln wird, ist weiterh<strong>in</strong> offen.<br />
Nicht zuletzt deshalb, weil Elektrofahrzeuge wegen der teuren<br />
Batterien mit e<strong>in</strong>em hohen Preisaufschlag gegenüber Autos mit<br />
Verbrennungsmotoren angeboten wer<strong>den</strong> müssen. Denn mit der<br />
Batterietechnologie selbst steckt auch deren Produktionstechnik<br />
noch <strong>in</strong> <strong>den</strong> K<strong>in</strong>derschuhen.<br />
Eng mit der Batterietechnik ist die Frage der Reichweite von Elektrofahrzeugen<br />
verbun<strong>den</strong>. Als Brückentechnologie ist der Hybridantrieb<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en verschie<strong>den</strong>en Ausprägungen zu sehen. E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />
von Verbrennungs- und Elektromotor kann <strong>in</strong> der Tat die<br />
Stärken beider Technologien verb<strong>in</strong><strong>den</strong>. Leider addieren sich jedoch<br />
auch die Kosten und schmälern so die Akzeptanz auf <strong>den</strong> Märkten.<br />
Für die Automobilhersteller und ihre Zulieferer ist das Nebene<strong>in</strong>ander<br />
an Technologien, die es zum<strong>in</strong>dest vorübergehend parallel<br />
gibt, mit e<strong>in</strong>er hohen Komplexität verbun<strong>den</strong>. Die Aufgabe lautet<br />
nicht weniger, als die Grundsatzentwicklungen zur Elektromobilität<br />
weiter voranzutreiben, gleichzeitig weitere Optimierungen an<br />
Verbrennungsmotoren vorzunehmen und überdies Zwischentechnologien<br />
wie das HCCI-Brennverfahren oder alternative Kraftstoffe<br />
nicht aus <strong>den</strong> Augen zu verlieren.<br />
Auch wenn dies mit e<strong>in</strong>em Kraftakt verbun<strong>den</strong> ist, lohnt es sich,<br />
am Ball zu bleiben. Gilt es doch, im Mutterland des Automobilbaus<br />
auch für die Zukunft die Nase technologisch vorne zu halten.<br />
Stefan Schlott*<br />
*Stefan Schlott (49) ist seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist auf Themen rund um die<br />
Motorentechnik und die Automobilfertigung spezialisiert. In se<strong>in</strong>em Redaktionsbüro realisiert<br />
er unter anderem die Fachzeitschrift ATZproduktion für Spr<strong>in</strong>ger Automotive Media.
Foto: Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />
Nachhaltige Reduktion:<br />
Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich Dismon,<br />
Leiter der Vorentwicklung<br />
bei KSPG, präsentiert<br />
das mechanisch<br />
vollvariable Ventiltriebsystem<br />
UniValve, mit dem<br />
der Kraftstoffverbrauch<br />
um bis zu zehn Prozent<br />
verr<strong>in</strong>gert wer<strong>den</strong> kann.<br />
Neuss. Die gesetzlichen Vorschriften zur Schadstoffreduzierung wer<strong>den</strong> stetig<br />
verschärft. Die heute beispielsweise im Pkw-Sektor gültige Euro-5-Norm<br />
wird 2014 durch Euro 6 abgelöst, und auch die nächste Version der Abgasnorm<br />
aus Brüssel ist zu erwarten. Unterdessen versuchen die Hersteller durch <strong>in</strong>ner-<br />
und außermotorische Maßnahmen <strong>den</strong> Schadstoffausstoß moderner Motoren<br />
weiter zu senken. Wesentliche Fortschritte bei der Stickoxidm<strong>in</strong>derung<br />
von Dieselmotoren etwa wur<strong>den</strong> im H<strong>in</strong>blick auf Euro 5 unter anderem mit der<br />
externen gekühlten Abgasrückführung erzielt. Systeme und Komponenten für<br />
dieses Verfahren wer<strong>den</strong> seit e<strong>in</strong>igen Jahren unter anderem von Pierburg entwickelt<br />
und hergestellt. Aber die Entwicklung geht schon weiter: Die derzeitigen<br />
Hochdruck-<strong>AG</strong>R-Systeme sollen schon bald durch Niederdruck-<strong>AG</strong>R-Systeme<br />
ergänzt wer<strong>den</strong>, mit <strong>den</strong>en sich die Vorgaben der Euro-6-Norm e<strong>in</strong>facher erreichen<br />
lassen. Auch bei Ottomotoren gibt es noch Luft nach oben, etwa durch<br />
<strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz von Sekundärluftsystemen oder durch Abgasturbolader, die – wie<br />
heute schon bei Dieselantrieben Gang und Gäbe – sparsamere Motoren mit<br />
hoher Leistung ermöglichen. Dazu erforderliche Komponenten wie etwa elektrische<br />
Wastgate-Aktuatoren wer<strong>den</strong> bei Pierburg mit Hochdruck entwickelt.<br />
Spezialist bei Verbrauchs- und Schadstoffreduzierung<br />
Für die Abgasnormen<br />
von heute und morgen<br />
E<strong>in</strong>e weitere Innovation, die schon<br />
bald auf <strong>den</strong> Markt kommen soll, ist<br />
die variable Ventilhubsteuerung „Uni-<br />
Valve“, mit der sich der Kraftstoffverbrauch<br />
von Otto-Saugmotoren <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit Nockenwellenphasenstellern<br />
um bis zu 10 Prozent reduzieren<br />
lässt. Darüber h<strong>in</strong>aus leistet das<br />
Unternehmen auch Pionierarbeit bei<br />
alternativen Antriebskonzepten. So<br />
soll demnächst e<strong>in</strong> Rezirkulationsgebläse,<br />
mit dem Wasserstoff durch <strong>den</strong><br />
sogenannten Stack von Brennstoffzellen<br />
gefördert wird, <strong>in</strong> Serie gehen<br />
– wenn auch zunächst nur mit kle<strong>in</strong>en<br />
Stückzahlen (siehe Kasten).<br />
Je weniger Kraftstoff e<strong>in</strong> Fahrzeug<br />
verbraucht, desto weniger Abgase<br />
und mith<strong>in</strong> Schadstoffe wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> die<br />
Luft geblasen. Diese Faustformel gilt<br />
seit jeher. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Begriff<br />
„Schadstoff“ mittlerweile neu defi -<br />
niert wor<strong>den</strong>. Denn im Zeichen der<br />
globalen Klimaerwärmung rangiert<br />
Kohlendioxid (CO2) <strong>in</strong>zwischen auf<br />
Platz 1 der gesetzlichen Vorschriften,<br />
obwohl dieses Gas anders als etwa<br />
die giftigen Stickoxide wie NO oder<br />
NO2 e<strong>in</strong> natürlicher Bestandteil der<br />
Luft ist. „Die E<strong>in</strong>haltung der Emissionsgrenzwerte<br />
ist für die Automobilhersteller<br />
sozusagen die E<strong>in</strong>trittskarte<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Markt. Denn ansonsten können<br />
sie ihre Fahrzeuge gar nicht erst verkaufen“,<br />
erklärt Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich<br />
Dismon, Leiter der Vorentwicklung bei<br />
Kolbenschmidt Pierburg (KSPG).<br />
Mit der Entwicklung der externen<br />
gekühlten Abgasrückführung konnte<br />
Neckarsulm. Die Kolbenschmidt<br />
Pierburg <strong>AG</strong> (KSPG) steht traditionell<br />
für Komponenten rund um <strong>den</strong><br />
Verbrennungsmotor. Zugleich leistet<br />
der Automobilzulieferer jedoch<br />
seit nunmehr zehn Jahren ebenso<br />
Pionierarbeit für elektrische Antriebe,<br />
will heißen bei Nebenaggregaten<br />
für Brennstoffzellenmodule. Zu<br />
Beg<strong>in</strong>n reichte dieses Engagement<br />
von der Sensorik, über elektrische<br />
Kühlmittelpumpen bis h<strong>in</strong> zu mechatronischen<br />
Regelventilen. Heute<br />
liegt der Fokus auf Peripheriesystemen<br />
für <strong>den</strong> so genannten Stack<br />
der Brennstoffzelle, also dem Ort,<br />
an dem aus der „kalten Verbrennung“<br />
von Wasser- und Sauerstoff<br />
elektrische Energie erzeugt wird.<br />
Da die Spannung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen<br />
der Schadstoffausstoß von Dieselmotoren<br />
schon deutlich gesenkt wer<strong>den</strong>.<br />
Aber mit der Euro-6-Norm wer<strong>den</strong><br />
die Hür<strong>den</strong> nochmals höhergelegt.<br />
„Deshalb arbeiten wir momentan an<br />
Komponenten für Niederdruck-<strong>AG</strong>R-<br />
Systeme, die u.a. aufgrund besserer<br />
Kühlraten nochmals effi zienter<br />
s<strong>in</strong>d als die bisherigen<br />
Hochdrucksysteme“, so<br />
Dismon. Zudem könne<br />
mit diesem System auch<br />
der Kraftstoffverbrauch<br />
um bis zu 2 Prozent reduziert<br />
wer<strong>den</strong>. „Denn<br />
die Abgase wer<strong>den</strong> erst<br />
h<strong>in</strong>ter dem Abgasturbolader<br />
entnommen, wodurch<br />
sich Wirkungsgradvorteile<br />
am Lader erschließen lassen.“<br />
Aber auch beim Ottomotor<br />
s<strong>in</strong>d aus Sicht des Abgasexperten<br />
die Spielräume<br />
für Verbesserungen längst<br />
noch nicht ausgereizt.<br />
Denn dort geht der Trend<br />
ebenso wie bei <strong>den</strong> Dieselantrieben<br />
h<strong>in</strong> zu<br />
kle<strong>in</strong>eren und damit<br />
leichteren Motoren,<br />
die j e d o c h<br />
nach wie vor e<strong>in</strong> üppiges<br />
Drehmoment<br />
bieten – Stichwort<br />
„Downsiz<strong>in</strong>g“.<br />
Dabei wer<strong>den</strong> Abgasturbolader e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle spielen. Damit die so<br />
aufgela<strong>den</strong>en Motoren jederzeit sofort<br />
auf das Gaspedal ansprechen,<br />
Brennstoffzelle nur für <strong>den</strong> Betrieb<br />
e<strong>in</strong>er Glühbirne ausreicht, müssen<br />
im Fahrzeug viele Zellen ane<strong>in</strong>ander<br />
gestapelt, sozusagen <strong>in</strong> Reihe geschaltet<br />
wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> solcher Stapel<br />
(auf Englisch: „stack“) funktioniert<br />
mittels e<strong>in</strong>er speziellen Membrane,<br />
die gleichmäßig mit Brennstoff<br />
und e<strong>in</strong>em Elektrolyt versorgt wird.<br />
Dazu hat KSPG für e<strong>in</strong>en großen Automobilhersteller<br />
e<strong>in</strong> so genanntes<br />
Rezirkulationsgebläse entwickelt,<br />
das demnächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>serie<br />
produziert wird. Zwar handelt es<br />
sich zunächst nur um sehr ger<strong>in</strong>ge<br />
Stückzahlen, aber es laufen bereits<br />
Gespräche über e<strong>in</strong>e Beteiligung<br />
an weiteren Brennstoffzellen-Programmen<br />
dieses Herstellers. Da bei<br />
Fahrzeugen mit e<strong>in</strong>em solchen An-<br />
s<strong>in</strong>d schnelle und präzise Regele<strong>in</strong>griffe<br />
am Abgasturbolader notwendig.<br />
„Hierzu entwickeln wir neue<br />
Produkte wie beispielsweise Wastegate-Aktuatoren<br />
(Foto unten), die re<strong>in</strong><br />
elektrisch betrieben wer<strong>den</strong>. Diese<br />
regeln betriebspunktunabhängig <strong>den</strong><br />
Bypasspfad der Abgasturb<strong>in</strong>e“, berichtet<br />
Dismon. Überhaupt wür<strong>den</strong><br />
künftig viele elektropneumatische<br />
und elektrohydraulische Systeme auf<br />
re<strong>in</strong> elektrische Lösungen umgestellt,<br />
wodurch e<strong>in</strong> weites Betätigungsfeld<br />
für die Gruppe entstehe.<br />
Quantensprünge <strong>in</strong> Sachen Verbrauchsreduzierung<br />
seien bei Ottomotoren<br />
<strong>in</strong>dessen nur durch Entdrosselung<br />
und somit mit Systemen für <strong>den</strong><br />
Ladungswechsel zu realisieren, ist der<br />
Vorentwicklungsleiter überzeugt. Deshalb<br />
stelle sich KSPG auf diesem Gebiet<br />
neu auf. So hat das Unternehmen<br />
2011 alle Rechte an dem „UniValve“-<br />
System der enTec Consult<strong>in</strong>g GmbH<br />
(Hemer) übernommen. Dazu Dismon:<br />
„Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>e variable<br />
re<strong>in</strong> mechanische Ventilhubsteuerung“.<br />
Automobilbauer, die eigene<br />
Ventilsteuersysteme entwickelt haben,<br />
stellen diese natürlich ungern<br />
dem Wettbewerb zur Verfügung. Dar<strong>in</strong><br />
liegt die Chance für KSPG: „Wir entwickeln<br />
gerade geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em<br />
großen Fahrzeughersteller Prototypen<br />
e<strong>in</strong>es relativ<br />
kle<strong>in</strong>en<br />
Ottomotors. Außerdem haben bereits<br />
weitere Hersteller Interesse an<br />
unserer Ventilsteuerung bekundet“,<br />
sagt der Vorentwicklungsleiter. Das<br />
ersche<strong>in</strong>t auch nicht weiter verwunderlich.<br />
Denn mit „UniValve“ lässt<br />
sich der Durst der Motoren um bis zu<br />
10 Prozent verr<strong>in</strong>gern.<br />
Dr. Thomas Oelschlägel<br />
Mit dabei bei<br />
Brennstoffzelle<br />
trieb Emissionen lediglich <strong>in</strong> Form<br />
von Wasserdampf aus dem „Auspuff“<br />
kommen, sche<strong>in</strong>t diese Technologie<br />
auf <strong>den</strong> ersten Blick sehr<br />
umweltfreundlich. Jedoch hängt<br />
die Energiebilanz letztlich von der<br />
gesamten Emissionskette ab, oder<br />
anders ausgedrückt: Erst wenn der<br />
für die Herstellung des Wasserstoffs<br />
erforderliche elektrische Strom ausschließlich<br />
aus regenerativen Energien<br />
wie W<strong>in</strong>d, Wasser und Sonne<br />
erzeugt wird, ist das schadstofffreie<br />
Fahrzeug Realität. tho<br />
Foto: Michael Rennertz<br />
Foto: Christoph Schuhknecht
Neuss. Elektrische Kühlmittelpumpen<br />
der Pierburg Pump Technology<br />
GmbH (PPT) wer<strong>den</strong> heute sowohl<br />
bei Fahrzeugen mit konventionellen<br />
als auch alternativen Antrieben e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Bei Verbrennungsmotoren<br />
können mit ihnen Verbrauch und CO2-<br />
Emission um bis zu 3 Prozent reduziert<br />
wer<strong>den</strong>. Denn im Unterschied zu ihren<br />
mechanischen Pendants ermöglichen<br />
sie e<strong>in</strong>e optimale Anpassung der Kühlung<br />
an die jeweilige Motorleistung<br />
und andere E<strong>in</strong>fl ußfaktoren wie zum<br />
Beispiel die Umgebungstemperatur,<br />
also e<strong>in</strong> Thermomanagement. Und bei<br />
Fahrzeugen, die zeitweise – wie Hybrid-<br />
Modelle – oder ständig von Elektromotoren<br />
angetrieben wer<strong>den</strong>, geht ohne<br />
elektrische Kühlmittelpumpen gar<br />
nichts mehr. Denn die teuren Batterien<br />
müssen aktiv gekühlt wer<strong>den</strong>, um nicht<br />
zu heiß zu wer<strong>den</strong>, ansonsten könnten<br />
sie Scha<strong>den</strong> nehmen. Und auch<br />
die Leistungs- und die Ladeelektronik<br />
müssen entsprechend temperiert wer<strong>den</strong>.<br />
Die ständigen Ladezyklen stellen<br />
zudem besondere Anforderungen an<br />
das Stehvermögen der Pumpen. Denn<br />
unterm Strich kommen so m<strong>in</strong>destens<br />
fünfmal mehr Betriebsstun<strong>den</strong> als bei<br />
Achim Brömmel, Leiter Entwicklung bei<br />
Pierburg Pump Technology: „Bei Hybridfahrzeugen<br />
kann die elektrische Vakuumpumpe<br />
das re<strong>in</strong> elektrische Fahren<br />
bei abgeschaltetem Verbrennungsmotor<br />
möglich machen, wobei stets die volle<br />
Bremskraftunterstützung erhalten bleibt.“<br />
Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor<br />
zusammen.<br />
Verbrennungsmotoren können grundsätzlich<br />
sowohl mit mechanischen,<br />
also riemengetriebenen Pumpen als<br />
auch mit elektrischen gekühlt wer<strong>den</strong>.<br />
Sitzen die Motoren jedoch <strong>in</strong> Hybrid-<br />
Fahrzeugen, wo zusätzlich noch e<strong>in</strong><br />
Elektroantrieb unter der Haube steckt,<br />
führt ke<strong>in</strong> Weg an elektrischen Kühlmittelpumpen<br />
vorbei. „Sonst wür<strong>den</strong><br />
<strong>in</strong> dem Moment, wo der Verbrennungsmotor<br />
nicht mehr läuft, sämtliche<br />
Kühlkreisläufe zusammenbrechen“,<br />
erläutert Dipl.-Ing Thomas Wienecke,<br />
der im Entwicklungsressort der PPT<br />
die Produktentwicklung für elektrische<br />
Kühlmittelpumpen leitet. Das hätte<br />
auch fatale Auswirkungen für <strong>den</strong> Elektroantrieb.<br />
Denn sowohl die Batterien<br />
als auch die Leistungselektronik, mit<br />
der die Energie für die E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> Antrieb umgeformt wird, und die<br />
Ladeelektronik wür<strong>den</strong> schnell zu heiß<br />
wer<strong>den</strong> und irgendwann versagen.<br />
Elektrische Kühlmittelpumpen von<br />
PPT s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zahlreichen Hybrid-Modellen,<br />
die heute angeboten wer<strong>den</strong>, vertreten.<br />
Außerdem wer<strong>den</strong> sie seit mehreren<br />
Jahren <strong>in</strong> Versuchsfahrzeugen mit<br />
elektrischem Brennstoffzellen-Antrieb<br />
erprobt. Dabei wer<strong>den</strong> heute 12V Pumpen<br />
verwendet – anders als <strong>in</strong> der Vergangenheit,<br />
wo noch Hochvoltpumpen<br />
zum E<strong>in</strong>satz kamen. Dazu Wienecke:<br />
„Die Batterien haben e<strong>in</strong>e Spannung<br />
zwischen 250 und 400 Volt. Deshalb<br />
liegt es nahe, Pumpen direkt über das<br />
HV Bordnetz zu versorgen. Die Pumpen<br />
müssen aber h<strong>in</strong>sichtlich der Isolation<br />
ganz andere Anforderungen erfüllen<br />
als bei e<strong>in</strong>em herkömmlichen 12-Volt-<br />
Bordnetz.“ Über kurz oder lang kann<br />
er sich für Brennstoffzellen-Antriebe<br />
und Hybrid-Fahrzeuge e<strong>in</strong>e höhere<br />
Betriebsspannung vorstellen. Denn<br />
dadurch lasse sich der Wirkungsgrad<br />
der Pumpen deutlich erhöhen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
gelte dies auch für <strong>den</strong> Preis,<br />
so der Pumpen-Experte. Deshalb<br />
müssten h<strong>in</strong>terspeziel- lenLösungen <strong>in</strong> der<br />
R e g e l<br />
a u c h<br />
entsprec<br />
h e n d e<br />
Stückzahlen<br />
stehen.<br />
msc Neckarsulm. Hydraulische<br />
Bremsanlagen haben sich vor<br />
Jahrzehnten fl ächendeckend im<br />
Automobilbau durchgesetzt.<br />
Die Systeme s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach aufgebaut,<br />
dauerhaltbar und erreichen<br />
durch <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz pneumatischer<br />
Bremskraftverstärker e<strong>in</strong><br />
bis dah<strong>in</strong> unerreichtes Maß an<br />
komfortablem Pedalgefühl und<br />
Bediensicherheit. In modernen<br />
Fahrzeugen entfällt aus Grün<strong>den</strong><br />
der höheren Effi zienz immer häufi ger der<br />
Unterdruckaufbau des Ottomotors, der bis dato<br />
die Pneumatik speiste. Seither ist es dank moderner<br />
Vakuumpumpen möglich, dass dieses kosteneffi<br />
ziente, robuste und komfortable Bremssystem<br />
beibehalten wer<strong>den</strong> kann. Nicht zuletzt<br />
im H<strong>in</strong>blick auf alternative Antriebssysteme wird<br />
die Pierburg Pump Technology GmbH künftig e<strong>in</strong>e<br />
elektrisch betriebene Vakuumpumpe anbieten,<br />
die als trocken laufende Flügelzellenpumpe konzipiert<br />
ist. Sie dient als alle<strong>in</strong>ige Unterdruckquelle<br />
und bleibt e<strong>in</strong> Fahrzeugleben lang wartungs-<br />
PPT stellt Vakuumpumpe für Elektrofahrzeuge vor<br />
Bremskraftverstärkung<br />
beherrscht das „Segeln“<br />
Fotos (2): Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />
Präsent<br />
Bei Hybrid-Fahrzeugen führt ke<strong>in</strong><br />
Weg an elektrischen Kühlmittelpumpen<br />
vorbei. „In dem Moment, <strong>in</strong> dem<br />
der Verbrennungsmotor nicht mehr<br />
läuft, wür<strong>den</strong> sämtliche Kühlkreisläufe<br />
zusammenbrechen“, erläutert<br />
Dipl.-Ing Thomas Wienecke, der bei<br />
PPT die Produktentwicklung für elektrische<br />
Kühlmittelpumpen leitet.<br />
frei. Damit setzt Pierburg Pump Technology ihren<br />
e<strong>in</strong>geschlagenen Weg der Elektrifi zierung von<br />
Neben aggregaten des Motors konsequent fort.<br />
Das Bremsen ist beim Autofahren lebenswichtig<br />
– <strong>in</strong>folgedessen wird hersteller- und kun<strong>den</strong>seitig<br />
größter Wert auf e<strong>in</strong>en sicheren Betrieb der<br />
pneumatischen Bremsanlage gelegt. Der Unterdruckaufbau<br />
der elektrischen Pumpenvariante<br />
entspricht deshalb auch dem der millionenfach<br />
bewährten mechanischen Unterdruckpumpen<br />
und gewährleistet, dass die Pumpe <strong>den</strong> Bremskraftverstärker<br />
beispielsweise auch bei sehr<br />
häufi gen Bremsmanövern oder beim Betrieb <strong>in</strong><br />
schweren Geländewagen optimal versorgt.<br />
Auch <strong>in</strong> Fällen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en gänzlich auf e<strong>in</strong>e mechanische<br />
Pumpe verzichtet wird – also bei e<strong>in</strong>er<br />
Auslegung als Stand-alone Lösung – ist die neue<br />
Vakuumpumpe <strong>in</strong> der Lage, die durch e<strong>in</strong> modernes,<br />
leistungsfähiges Bremssystem gestellten<br />
Bei Fahrzeugen, die ausschließlich<br />
elektrisch angetrieben wer<strong>den</strong>, müssen<br />
Kühlmittelpumpen zudem besonders<br />
hohe Anforderungen <strong>in</strong> puncto<br />
Betriebsdauer erfüllen. Diese beträgt<br />
bei Modellen mit Verbrennungsmotor<br />
durchschnittlich 7.000 Stun<strong>den</strong>, was<br />
e<strong>in</strong>er Fahrleistung von circa 250.000<br />
Kilometern entspricht. „In e<strong>in</strong>em Entwicklungsauftrag<br />
für e<strong>in</strong>e Kühlmittelpumpe<br />
e<strong>in</strong>es Elektrofahrzeugs lautete<br />
die Anforderung des Herstellers sogar<br />
40.000 Stun<strong>den</strong>“, berichtet Wienecke.<br />
Der Grund für diese sehr hohen Parameter<br />
liegt <strong>in</strong> dem besonderen Fahrzyklus<br />
der Elektromobile. Denn jede<br />
Stunde Weges erfordert e<strong>in</strong> Vielfaches<br />
an Ladezeit, <strong>in</strong> der die Pumpen<br />
nach wie vor gefordert s<strong>in</strong>d. Diese<br />
haben bisher 20.000 Stun<strong>den</strong> auf<br />
<strong>den</strong> Prüfstän<strong>den</strong> der PPT zuverlässig<br />
absolviert. Von dieser Basis<br />
aus wer<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> die Experten des<br />
Unternehmens die zweite<br />
Hälfte mit ausgeklügelten<br />
Metho<strong>den</strong> hochrechnen.<br />
„Sonst kämen gut und<br />
gerne fünf Jahre zusammen.<br />
So viel Zeit<br />
hat man <strong>in</strong> der Ent- Ent-<br />
Anforderungen<br />
zu erfüllen. Bei<br />
Hybridfahrzeugen macht sie außerdem<br />
das re<strong>in</strong> elektrische Fahren bei abgeschaltetem<br />
Verbrennungsmotor möglich, wobei stets<br />
die volle Bremskraftunterstützung erhalten<br />
bleibt. Dazu Achim Brömmel, Leiter Entwicklung<br />
bei Pierburg Pump Technology: „Die neue<br />
Vakuumpumpe gestattet darüber h<strong>in</strong>aus <strong>den</strong><br />
Betriebsmodus des so genannten<br />
‚Segelns‘, wie er bei Hybridfahrzeugen<br />
vorkommt. Dabei handelt es sich<br />
um e<strong>in</strong>en Modus, <strong>in</strong> dem der Antrieb<br />
während der Fahrt abgeschaltet und<br />
entkoppelt ist und aufgrund des fehlen<strong>den</strong><br />
Widerstandes durch <strong>den</strong> Antriebsstrang<br />
e<strong>in</strong>e zusätzliche Energiee<strong>in</strong>sparung<br />
erfolgt.“<br />
Aber auch bei konventionellen Antrieben<br />
bietet die elektrische Pumpenvariante<br />
zusätzliche Vorteile.<br />
Herkömmliche mechanische Vakuumpumpen,<br />
die direkt an <strong>den</strong> Verbrennungsmotor<br />
gekoppelt s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d zwar<br />
kostengünstig, haben jedoch <strong>den</strong> Nachteil, dass<br />
sie im Fahrzeugbetrieb auch ohne Bedarf stetig<br />
mitlaufen – betriebspunktabhängig auch mit hohen<br />
Drehzahlen. Die elektrische Vakuumpumpe<br />
wird dagegen abgeschaltet, wenn ke<strong>in</strong> Bremsdruck<br />
abgerufen wird. Sie spart dadurch Kraftstoff<br />
und reduziert Emissionen. Achim Brömmel<br />
erläutert weitere Vorzüge: „Durch <strong>den</strong> Entfall der<br />
ständig laufen<strong>den</strong> mechanischen Pumpe wird<br />
darüber h<strong>in</strong>aus das Motoröl-Schmiersystem entlastet.<br />
Daher kann die entsprechende Ölpumpe<br />
kle<strong>in</strong>er dimensioniert wer<strong>den</strong>, was wiederum die<br />
Effi zienz des Antriebs steigert.“<br />
Außerdem kann die Pumpe unabhängig von anderen<br />
Aggregaten <strong>in</strong>stalliert wer<strong>den</strong>. Als schnelle<br />
und unkomplizierte Applikation bietet sie erhebliche<br />
Vorteile und kann im Rahmen e<strong>in</strong>er Gleichteilestrategie<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>. Das m<strong>in</strong>imiert<br />
Applikationszeiten und -kosten.<br />
wicklung schlichtweg nicht“, konstatiert<br />
Wienecke.<br />
PPT hat jedoch auch e<strong>in</strong> umfassendes<br />
Produktportfolio „von der Stange“.<br />
Die Leistung dieser Kühlmittelpumpen<br />
reicht von 15 bis 400 Watt, oder anders<br />
ausgedrückt: Die größte Pumpe hat e<strong>in</strong><br />
Fördervolumen von 9.000 Litern pro<br />
Stunde und die kle<strong>in</strong>ste Ausführung<br />
br<strong>in</strong>gt es auf 1.000 Liter. Insgesamt<br />
wer<strong>den</strong> zurzeit sieben unterschiedliche<br />
Größen angeboten. Künftig sollen<br />
noch weitere Ausführungen h<strong>in</strong>zukom-<br />
men, um für jede Anforderung e<strong>in</strong>e<br />
Pumpe mit optimalem Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis anbieten zu können – <strong>den</strong>n<br />
elektrische Power kostet nun mal<br />
Geld. So wer<strong>den</strong> zurzeit e<strong>in</strong>e 20- und<br />
e<strong>in</strong>e 35-Watt-Pumpe entwickelt. Da die<br />
elektrischen Kühlmittelpumpen sowohl<br />
<strong>in</strong> Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor<br />
als auch <strong>in</strong> Hybrid-Modellen<br />
oder re<strong>in</strong>en Elektromobilen e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wer<strong>den</strong> können, blickt Wienecke optimistisch<br />
<strong>in</strong> die Zukunft: „Woh<strong>in</strong> die<br />
Reise bei <strong>den</strong> Antrieben auch immer<br />
geht, wir können jederzeit fl exibel auf<br />
die Anforderungen des Marktes reagieren“,<br />
ist er sicher.<br />
Dr. Thomas Oelschlägel
Magnetventile: Kle<strong>in</strong>e Bauteile mit großer Wirkung für die Umwelt<br />
Unterstützung fürs<br />
Thermomanagement<br />
Neuss. Um die immer anspruchsvolleren <strong>in</strong>ternationalen len zu erreichen. Dazu Dr. Sonnensche<strong>in</strong>: „Wenn e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Abgasnormen zu erfüllen, müssen die Automobilhersteller Standardventil mit nur halb so viel elektrischer Energie ge-<br />
und deren Zulieferer an zahlreichen Stellschrauben drehen. schaltet würde, kann das schon 0,2 Gramm CO2 pro Kilome-<br />
Zusätzlich wird das vorhan<strong>den</strong>e Potenzial zur Verbrauchster e<strong>in</strong>sparen.“ Unter dem Strich kann so e<strong>in</strong>iges zusammenm<strong>in</strong>derung<br />
<strong>in</strong> allen Bereichen gehoben. So stellt die Pierkommen. Und angesichts drohender EU-Pönalen ist jedes<br />
burg GmbH beispielsweise Magnetventile her, die zur CO2- e<strong>in</strong>gesparte Gramm Klimagas wichtig.<br />
Reduktion von Motoren an <strong>den</strong> unterschiedlichsten<br />
Stellen zum E<strong>in</strong>satz kommen. Dies immer mit dem<br />
Ziel, <strong>den</strong> Schadstoffausstoß weiter zu reduzieren,<br />
nicht zuletzt durch e<strong>in</strong>en m<strong>in</strong>imierten<br />
Strom- und damit Kraftstoffverbrauch.<br />
Deshalb hat Pierburg e<strong>in</strong> Magnetventil entwickelt, das<br />
auf e<strong>in</strong>em – vom Unternehmen patentierten – Druckausgleichsverfahren<br />
beruht. „Dadurch hat dieses<br />
Ventil e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren<br />
Schaltwider-<br />
Mit Magnetventilen werstand<br />
und benö<strong>den</strong><br />
bei Pierburg heute<br />
tigt damit auch<br />
beispielsweise Abgas-<br />
weniger Kupfer,<br />
und Bypassklappen von<br />
d.h. es zieht nicht<br />
Systemen zur gekühlten<br />
viel Strom und ist<br />
Abgasrückführung bei Die-<br />
leichter und preisselmotoren<br />
gesteuert. Um<br />
wert“, erläutert Dr.<br />
<strong>den</strong> CO2-Ausstoß weiter zu<br />
Sonnensche<strong>in</strong>. Da-<br />
reduzieren, rücken Ventile für<br />
her sei es für An-<br />
das Thermomanagement der<br />
wendungen des<br />
Antriebe immer stärker <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
Vordergrund. Denn mit ihrer<br />
Jüngste<br />
Hilfe ließen sich zum Beispiel<br />
Innovation:<br />
Ölkreisläufe gezielter steuern.<br />
elektrische<br />
E<strong>in</strong> Beispiel dafür sei das Öl <strong>in</strong><br />
Schubumluftventile,<br />
Getrieben, sagt Dr. Karsten Son-<br />
die <strong>in</strong> nahezu jedem<br />
nensche<strong>in</strong> (Foto oben), Leiter der<br />
neueren aufgelade-<br />
Pierburg Bus<strong>in</strong>ess Unit „Magnetvennen<br />
Benz<strong>in</strong>-Motor<br />
tile“. Denn wenn es nach dem Start des<br />
vorhan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d.<br />
Motorölkreislaufs<br />
bestens geeignet,<br />
etwa für e<strong>in</strong>e variable<br />
Steuerung des Öldrucks.<br />
Denn mit elektrischen<br />
Pumpen lässt sich<br />
dieser Druck optimal an die jeweilige<br />
Lastsituation des Motors<br />
anpassen – e<strong>in</strong> weiterer Schritt auf<br />
Motors zunächst über Komponenten, die<br />
schnell warm wer<strong>den</strong>, wie etwa e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegrierten<br />
Abgaskrümmer, die Abgasrückführung oder <strong>den</strong> Turbolader<br />
geleitet würde, könne die Reibung im Getriebe <strong>in</strong> der<br />
Startphase deutlich reduziert wer<strong>den</strong>, was wiederum CO2<br />
e<strong>in</strong>spare.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Ölfl uss exakt gesteuert<br />
wer<strong>den</strong>, was nur mit elektrisch geschalteten Ventilen<br />
möglich ist. Gleiches gilt für die zunehmend im Markt<br />
verbreiteten variablen Ölpumpen für <strong>den</strong> Motorölkreislauf.<br />
Aber Strom kommt bekanntlich nicht e<strong>in</strong>fach aus der<br />
Steckdose, sondern – im Falle e<strong>in</strong>es Fahrzeuges – von der<br />
Lichtmasch<strong>in</strong>e, die wiederum Kraftstoff verbraucht und so<br />
für <strong>den</strong> CO2-Ausstoß mitverantwortlich ist. Ziel ist es also,<br />
e<strong>in</strong>e möglichst ger<strong>in</strong>ge Schaltleistung auch bei <strong>den</strong> Venti-<br />
Obwohl <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren bereits viel erreicht<br />
wurde, bietet der Verbrennungsmotor nach wie vor Potenzial<br />
für weitere Verbesserungen. Denn die Verr<strong>in</strong>gerung<br />
des Hubraums bei gleicher Motorleistung und mittels<br />
Aufl adung – Stichwort „Downsiz<strong>in</strong>g“ – ist e<strong>in</strong> ungebremster<br />
Trend. Das ist auch nicht verwunderlich, <strong>den</strong>n kle<strong>in</strong>e,<br />
mittels Abgasturbolader aufgela<strong>den</strong>e Motoren haben<br />
e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Kraftstoffverbrauch, ohne auf Leistung<br />
verzichten zu müssen. Und weniger Verbrauch an fossilen<br />
Brennstoffen bedeutet gleichzeitig e<strong>in</strong>e Reduzierung der<br />
CO2-Emissionen.<br />
Komponenten für die Aufl adung von Verbrennungsmotoren<br />
machen e<strong>in</strong>en Großteil der Geschäftsaktivitäten des<br />
Bereiches Magnetventile der Pierburg GmbH (Neuss) aus.<br />
Bei <strong>den</strong> dazu e<strong>in</strong>gesetzten elektropneumatischen Ventilen<br />
dem Weg der stetigen Reduzierung<br />
des Verbrauchs und damit des Schadstoffausstoßes<br />
von Verbrennungsmotoren.<br />
Und wie sieht es für die Zukunft aus? Auch da zeichnen<br />
sich für Dr. Karsten Sonnensche<strong>in</strong> im Bereich Magnetventile<br />
weitere Betätigungsfelder beispielsweise im Thermomanagement<br />
von Elektrofahrzeugen oder <strong>in</strong> Bezug auf die<br />
weitere CO2-Reduktion ab, <strong>den</strong>n um die vorgeschriebenen<br />
Grenzwerte zu unterschreiten, wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Automobilherstellern<br />
derzeit alle Register gezogen: „Wir verfügen<br />
über e<strong>in</strong>e jahrzehntelange Erfahrung bei Steuerungs- und<br />
Regelaufgaben, die mit Hilfe von Magnetventilen bewerkstelligt<br />
wer<strong>den</strong> können, und wer<strong>den</strong> unsere Kompetenz <strong>in</strong><br />
diesem Bereich auch im Zuge der Weiterentwicklung der Antriebstechnik<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.“ Dr. Thomas Oelschlägel<br />
Innovationen für turbogela<strong>den</strong>e Motoren<br />
ist das Unternehmen heute weltweit Marktführer. Zu <strong>den</strong><br />
jüngsten Innovationen zählen etwa elektrische Schubumluftventile,<br />
die <strong>in</strong> nahezu jedem neueren aufgela<strong>den</strong>en<br />
Benz<strong>in</strong>-Motor vorhan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Momentan wird e<strong>in</strong><br />
entsprechendes Ventil mit nochmals reduziertem Gewicht<br />
entwickelt. Dadurch verr<strong>in</strong>gert sich außerdem der dafür<br />
benötigte Bauraum.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Beispiel für neue technologische Lösungen<br />
von Pierburg ist e<strong>in</strong> elektrischer „Wastegate“-Aktuator,<br />
mit dem sich – kurz gesagt – der Ladedruck noch exakter<br />
als mit <strong>den</strong> bisher dafür verwendeten Druckdosen steuern<br />
lässt. Außerdem kann dieser Aktuator <strong>in</strong> On-Board-<br />
Diagnose-Systeme von Fahrzeugen e<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />
Diese Neuentwicklung befi ndet sich aktuell im B-Muster-<br />
Status. tho<br />
Foto: Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />
Foto: Christoph Schuhknecht<br />
Kaufer<strong>in</strong>g. Die Forderung nach Hybrid- und Elektroantrieben ist<br />
mit großer Wucht über die Automobilhersteller und ihre Zulieferer<br />
here<strong>in</strong>gebrochen. Zu behaupten, dies sei plötzlich und unerwartet<br />
geschehen, wäre <strong>in</strong>des falsch. Bereits seit Jahren s<strong>in</strong>d<br />
Vorboten des Paradigmenwechsels zu beobachten.<br />
Die <strong>in</strong>genieurtechnische Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der effi zientesten<br />
und am besten geeignetsten Motorisierung von Automobilen<br />
ist so alt wie das Auto selbst. Bereits <strong>in</strong> der Frühzeit des<br />
Automobilbaus stan<strong>den</strong> Elektro- und Verbrennungsantriebe <strong>in</strong><br />
Konkurrenz zue<strong>in</strong>ander. Dass sich im zurückliegen<strong>den</strong> 20. Jahrhundert<br />
schließlich Otto- und Dieselmotoren durchsetzen konnten,<br />
lag an der Verfügbarkeit billiger und energiereicher petrochemischer<br />
Kraftstoffe.<br />
Dass diese – bei allen Unwägbarkeiten der Prognosen zu ihrer<br />
Reichweite – endlich s<strong>in</strong>d, wurde erstmals während der Ölkrise<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> 70er-Jahren deutlich. Auswirkungen hatte dies zunächst<br />
nicht. Die Autofahrer schimpften über hohe Benz<strong>in</strong>preise und<br />
tankten weiter. Auch die Stimmen „grüner“ Interessengruppen,<br />
die Ressourcenverbrauch und Emissionen beklagten, wur<strong>den</strong> lange<br />
Zeit allenfalls zur Kenntnis genommen.<br />
E<strong>in</strong> Stimmungswechsel zeichnete sich Ende der 90er-Jahre im<br />
Umfeld des Klimagipfels von Kyoto ab. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund von<br />
Ozonloch und Klimawandel schienen die erforderlichen Gegenmaßnahmen<br />
plötzlich dr<strong>in</strong>glicher zu wer<strong>den</strong>. Obwohl der Straßenverkehr<br />
nur zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Prozentsatz an <strong>den</strong> Emissionen<br />
von CO2 und anderen Schadstoffen beteiligt ist, geriet die<br />
<strong>in</strong>dividuelle Mobilität <strong>in</strong>s Visier.<br />
Nur folgerichtig waren nicht nur Politiker und Klimaforscher<br />
nach Kyoto gereist. Auch die Automobil<strong>in</strong>dustrie nahm <strong>in</strong>direkt<br />
am Klimagipfel teil. So nutzte BMW e<strong>in</strong>e Begleitausstellung zu der<br />
Veranstaltung, um <strong>in</strong>tensiv für Wasserstoffantriebe zu werben.<br />
Andere OEMs präsentierten Brennstoffzellenkonzepte. Elektrofahrzeuge,<br />
wie sie heute <strong>in</strong> aller Munde s<strong>in</strong>d, spielten noch ke<strong>in</strong>e<br />
Rolle. Höchstens <strong>in</strong> Form selbstgebastelter Solarfahrzeuge.<br />
Als direkte Folge von Kyoto verschärften die Regierungen <strong>in</strong><br />
allen wichtigen Automobilmärkten zunächst e<strong>in</strong>mal die Emissionsgrenzwerte.<br />
Gleichzeitig verstärkten Automobilhersteller<br />
und Zulieferer ihre Bemühungen um weitere Optimierungen des<br />
verbrennungsmotorischen Antriebs. Mit durchaus respektablen<br />
Erfolgen. „Über die Optimierung von Diesel und Benz<strong>in</strong>er haben<br />
wir <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren bereits <strong>den</strong> Kraftstoffverbrauch<br />
um 15 Prozent reduziert“, heißt es beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Politikbrief“<br />
des Verbands der Automobil<strong>in</strong>dustrie (VDA) aus dem<br />
vergangenen Jahr. Weitere 25 Prozent E<strong>in</strong>sparvolumen stellt die<br />
Veröffentlichung für die nächsten Jahre durch Downsiz<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong><br />
optimales Energiemanagement <strong>in</strong> Aussicht.<br />
Langsam entwickelte sich nebenbei die Beschäftigung mit Hybrid-<br />
und Elektroantrieben. Die ger<strong>in</strong>ge Marktresonanz von Fahrzeugen<br />
wie dem EV-1 von General Motors oder der ersten Generation<br />
des Toyota Prius ließen das Engagement zunächst jedoch<br />
überschaubar bleiben.<br />
Antriebstechnik<br />
stark im Wandel<br />
Ganz anders der allgeme<strong>in</strong>e Fahrzeugabsatz. Nach Zahlen des<br />
Branchendienstes Polk wurde 2010 weltweit erstmals die Zahl<br />
e<strong>in</strong>er Milliarde zugelassener Fahrzeuge erreicht. Durch die zunehmende<br />
Motorisierung auf <strong>den</strong> Emerg<strong>in</strong>g Markets und allen Umweltdiskussionen<br />
zum Trotz mit weiter steigender Ten<strong>den</strong>z. Krux<br />
dabei: Die erhöhten Umweltstandards der Fahrzeuge können<br />
die Umweltbelastungen durch die hohe Zahl an Neuzulassungen<br />
nicht ausgleichen.<br />
Diese Erkenntnis, e<strong>in</strong>e gestiegene Sensibilität gegenüber ökologischen<br />
Fragestellungen <strong>in</strong> weiten Teilen der Gesellschaft und<br />
nicht zuletzt die Fortschritte bei <strong>den</strong> verfügbaren Technologien<br />
haben zwischenzeitlich zu e<strong>in</strong>em Um<strong>den</strong>ken geführt. Elektroantriebe<br />
gelten nicht mehr als Nischentechnik, sondern als wichtiges<br />
Innovationsfeld.<br />
In der Branche gilt es als ausgemacht, dass die Zukunft des Automobils<br />
elektrisch se<strong>in</strong> wird. Offen ist nur die Frage, wann diese<br />
Zukunft beg<strong>in</strong>nen wird. Die politischen Vorgaben <strong>in</strong> Deutschland<br />
s<strong>in</strong>d durch die Ausrufung der „Nationalen Plattform Elektromobilität“<br />
im Mai 2010 ambitioniert. Gleichzeitig hat <strong>in</strong>ternational<br />
e<strong>in</strong> Rennen um die besten Startpositionen für <strong>den</strong> Zukunftsmarkt<br />
begonnen.<br />
Für Dr.-Ing. Joachim Schneider, Präsi<strong>den</strong>t des Verbands der<br />
Elektrotechnik (VDE), ist die Elektromobilität „e<strong>in</strong> Paradigmenwechsel,<br />
der dem Automobilbau ganz neue Potenziale eröffnet“.<br />
Auch e<strong>in</strong>e Trendumfrage unter 1.300 VDE-Mitgliedsunternehmen<br />
ergab e<strong>in</strong>e hohe Affi nität gegenüber dem Thema.<br />
Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenziale der Elektromobilität<br />
sehen die Studienteilnehmer vor allem <strong>in</strong> der angestrebten<br />
Technologieführerschaft, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stärkung des Wirtschaftsstandorts<br />
Deutschland, im Umweltschutz sowie <strong>in</strong> der<br />
Nutzung knapper Energieressourcen. Zudem s<strong>in</strong>d etwa zwei Drittel<br />
der Befragten der Me<strong>in</strong>ung, dass Elektrofahrzeuge <strong>in</strong> der Bevölkerung<br />
auf hohe Akzeptanz treffen und ihr Ausbau e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
ökologischen Beitrag zum Erreichen der EU-Emissionsziele<br />
leistet.<br />
Ob dem wirklich so ist, wird letztlich auch e<strong>in</strong>e Frage der Preisgestaltung<br />
se<strong>in</strong>. Bereits bei der E<strong>in</strong>führung von Fahrzeugen mit<br />
Erdgasantrieb mussten die OEMs die Erfahrung machen, dass<br />
e<strong>in</strong> Preisaufschlag von rund 1.500 Euro gegenüber Benz<strong>in</strong>ern sehr<br />
bremsend se<strong>in</strong> kann. Nach aktuellen Prognosen wird es auch mittelfristig<br />
bei Elektrofahrzeugen mit 1.500 Euro Mehrkosten nicht<br />
getan se<strong>in</strong>. Insofern bleibt abzuwarten, ob bei <strong>den</strong> Verbrauchern<br />
das grüne Gewissen über re<strong>in</strong> kaufmännische Überlegungen siegen<br />
wird. Oder aber, wann der Ölpreis so gestiegen se<strong>in</strong> wird, dass<br />
er die aktuellen Kostennachteile der Elektromobilität neutralisiert.<br />
Stefan Schlott
Fotos (4): Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />
Motorblöcke und Fahrwerksteile <strong>in</strong> Leichtbauweise<br />
Alum<strong>in</strong>ium verleiht Fahrzeugen „Flügel“<br />
tho Neckarsulm. Nach dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) lassen sich pro 100 Kilogramm<br />
weniger Gewicht rund 0,35 Liter Kraftstoff e<strong>in</strong>sparen. Dadurch kann der CO2-Ausstoß bei Ottomotoren<br />
um 8 und bei Dieselmotoren um bis zu 9 Gramm reduziert wer<strong>den</strong>. Damit Fahrzeuge beim Gewicht weiter<br />
„abspecken“, ist jedoch e<strong>in</strong> Bündel von Maßnahmen erforderlich. Als Spezialist für Gießverfahren<br />
stellt die KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie GmbH Motorblöcke aus Alum<strong>in</strong>ium her, die deutlich leichter s<strong>in</strong>d<br />
als Motorblöcke aus Grauguss. E<strong>in</strong>e spezielle Beschichtung der Zyl<strong>in</strong>der, an der die Experten des Unternehmens<br />
gerade arbeiten, wird <strong>in</strong> absehbarer Zeit zusätzliches E<strong>in</strong>sparpotenzial bieten und zugleich<br />
<strong>den</strong> Wirkungsgrad der Motoren erhöhen. Außerdem laufen Entwicklungsprojekte, mit <strong>den</strong>en Fahrwerks-<br />
und Strukturbauteile aus Eisenguss oder Stahlstrukturen durch entsprechende Bauteile aus Alum<strong>in</strong>ium<br />
ersetzt wer<strong>den</strong> sollen – e<strong>in</strong> zusätzliches Betätigungsfeld für das Neckarsulmer Unternehmen.<br />
Alum<strong>in</strong>ium ist mit e<strong>in</strong>em Dichte<strong>in</strong>dex von 2,7 fast<br />
um <strong>den</strong> Faktor 3 leichter als Stahl. „Das bedeutet<br />
aber nicht, dass e<strong>in</strong> Motorblock aus diesem Material<br />
zwangsläufi g um zwei Drittel leichter ist als<br />
e<strong>in</strong> Pendant aus Grauguss“, betont Dr. Christian<br />
Klimesch (Foto rechts), Leiter Produktentwicklung<br />
bei KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie. Denn bei Stahl<br />
könnten die Wände dünner gegossen wer<strong>den</strong>.<br />
Deshalb müssten bei Alum<strong>in</strong>ium-Motorblöcken<br />
Versteifungsrippen e<strong>in</strong>gebracht wer<strong>den</strong>, was<br />
sich wiederum <strong>in</strong> zusätzlichem Gewicht niederschlägt.<br />
Unter dem Strich geht der Guss-Experte<br />
jedoch von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>sparpotenzial bei Ottomotoren<br />
von bis zu 40 Prozent und bei Dieselmotoren<br />
von bis zu 35 Prozent aus, jeweils bezogen auf<br />
e<strong>in</strong>en vergleichbaren Grauguss-Motorblock.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus sieht Dr. Klimesch auch noch<br />
Möglichkeiten bei <strong>den</strong> Wandstärken der Alum<strong>in</strong>ium-Motorblöcke,<br />
die heute <strong>in</strong> der Regel im Niederdruckkokillenguss<br />
bei 4,5 Millimetern liegen:<br />
„Die Ten<strong>den</strong>z geht <strong>in</strong> Richtung 4 Millimeter. Aber<br />
das ist schon die hohe Kunst.“ Im Druckgussver-<br />
fahren können heute bereits Wandstärken um 3,5<br />
Millimeter dargestellt wer<strong>den</strong>. Dass das Unternehmen<br />
diese Kunst beherrscht, belegen Motorblöcke<br />
für verschie<strong>den</strong>e OEMs. Jedoch lässt sich<br />
diese Wandstärke bisher noch nicht durchgängig<br />
realisieren. Dazu der Guss-Experte: „Um <strong>den</strong> kompletten<br />
Motorblock so dünnwandig zu gießen,<br />
s<strong>in</strong>d an mehreren Stellen Fließwege erforderlich.<br />
Und oft bekommt man das Alum<strong>in</strong>ium dann nicht<br />
mehr durch vier Millimeter h<strong>in</strong>durch.“ Er ist jedoch<br />
zuversichtlich, dieses Problem <strong>in</strong> absehbarer<br />
Zeit zu lösen. Denn je nachdem, wie optimal<br />
die Automobilhersteller <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>den</strong><br />
Gusslieferanten ihre Motorblöcke konstruieren,<br />
lassen sich <strong>in</strong> heutigen Alum<strong>in</strong>ium-Motorblöcken<br />
bis zu zehn Prozent Gewicht e<strong>in</strong>sparen.<br />
Damit ist das Ende der sprichwörtlichen Fahnenstange<br />
jedoch noch nicht erreicht. Denn<br />
auch die Lauffl äche der Zyl<strong>in</strong>der bietet mittels<br />
Beschichtung ebenfalls noch Möglichkeiten zur<br />
Gewichtsreduzierung, die es künftig zu heben gilt.<br />
E<strong>in</strong>ige OEMs setzen bereits entsprechende Be-<br />
St. Leon-Rot. Die Automobilhersteller entwickeln<br />
immer kle<strong>in</strong>ere Verbrennungsmotoren, die<br />
weniger Kraftstoff benötigen und weniger Schadstoff<br />
ausstoßen. In puncto <strong>Performance</strong> brauchen<br />
sich diese Motoren gegenüber größeren<br />
Aggregaten <strong>in</strong>dessen nicht zu verstecken. Denn<br />
was früher Sechs- oder gar Achtzyl<strong>in</strong>der leisteten,<br />
schaffen heute oft vier. Und <strong>in</strong> nicht allzu ferner<br />
Zukunft wer<strong>den</strong> drei oder sogar nur zwei Zyl<strong>in</strong>der<br />
„State of the Art“ se<strong>in</strong>. Diese Entwicklung<br />
ist ohne <strong>in</strong>novative Gleitlager nicht <strong>den</strong>kbar. So<br />
schrumpfen die Produkte der KS Gleitlager GmbH<br />
im Gleichtakt mit <strong>den</strong> Motoren. Neue Werkstoffe<br />
und Beschichtungs verfahren sorgen für e<strong>in</strong>e<br />
zusätzliche Reduzierung der Reibungsverluste.<br />
Dies ist vor allem mit Blick auf die kompakten<br />
und hochgezüchteten Motoren von Hybrid-Fahrzeugen<br />
e<strong>in</strong> Muss – so kommen etwa die Hauptlager<br />
des Chevrolet Volt von KS Gleitlager. Aber<br />
auch die Lagerung des Getriebes stellt bei diesen<br />
Fahrzeugen besondere Ansprüche. Um auch<br />
für künftige Anforderungen gewappnet zu se<strong>in</strong>,<br />
experimentiert der Gleitlager-Spezialist aus St.<br />
Leon-Rot mit neuartigen Gleitsystemen und Materialoberfl<br />
ächen.<br />
Dass e<strong>in</strong> Antrieb mit rund zwei Litern Hubraum<br />
heute etwa 160 kW (220 PS) und e<strong>in</strong> Drehmoment<br />
von 500 Nm bietet – mit deutlich weniger<br />
Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß als<br />
vergleichbare Motoren früher –, wäre ohne <strong>in</strong>novative<br />
Gleitlager unmöglich. „Denn diese Werte<br />
gehen mit sehr hohen mechanischen und thermischen<br />
Belastungen e<strong>in</strong>her, die nur von extrem<br />
leistungsfähigen Lagern aufgenommen wer<strong>den</strong><br />
können, die zudem immer kle<strong>in</strong>er wer<strong>den</strong>“, erklärt<br />
Dr. Klaus Damm (Foto oben), Leiter des Bereichs<br />
Anwendungstechnik und Produktdesign<br />
des Unternehmens aus St. Leon-Rot.<br />
Und das so genannte Downsiz<strong>in</strong>g der Motoren<br />
geht unaufhörlich weiter. Denn die Fahrzeughersteller<br />
arbeiten bereits mit Hochdruck an 3-Zyl<strong>in</strong>der-Antrieben,<br />
die e<strong>in</strong> Maximum an <strong>Performance</strong><br />
bei nochmals reduziertem Kraftstoffverbrauch<br />
bieten. Dadurch sieht Dr. Damm neue Herausforderungen<br />
auf die Hersteller von Gleitlagern<br />
zukommen, beispielsweise durch noch kle<strong>in</strong>ere<br />
Bauformen mit unverändert hoher mechanischer<br />
Tragfähigkeit. Außerdem müssten die Lager mit<br />
noch dünnfl üssigeren Ölen und Biokraftstoffen<br />
fertig wer<strong>den</strong>. Das geht nach se<strong>in</strong>er Überzeugung<br />
nur mit neuen korrosions- und reaktionsresistenten<br />
Gleitwerkstoffen, an <strong>den</strong>en das KS Gleitlagerteam<br />
zurzeit arbeitet.<br />
schichtungen e<strong>in</strong>. „Wenn die Zyl<strong>in</strong>derlauffl ächen<br />
nicht wie oft aus Grauguss (sog. Buchsenlösungen)<br />
bestehen, sondern komplett aus Alum<strong>in</strong>ium<br />
plus e<strong>in</strong>er circa 150 Mikrometer dünnen Eisenbeschichtung,<br />
lässt sich nochmals rund fünf Prozent<br />
Gewicht e<strong>in</strong>sparen“, ist Dr. Klimesch überzeugt.<br />
Was zunächst nicht nach viel aussieht, erweist<br />
sich bei genauerem H<strong>in</strong>sehen doch als signifi -<br />
kant. Denn bei e<strong>in</strong>em Vierzyl<strong>in</strong>der-Motorblock,<br />
der 20 Kilogramm wiegt, schlägt dies immerh<strong>in</strong><br />
mit e<strong>in</strong>em Kilogramm zu Buche. Zudem wird<br />
auch der Verzug der Zyl<strong>in</strong>der reduziert und e<strong>in</strong>e<br />
verbesserte Wärmeabführung erzielt. Aber die<br />
Experten versprechen sich noch weitere Effekte:<br />
„Zurzeit untersuchen wir, <strong>in</strong>wieweit sich Reibungsverluste<br />
durch e<strong>in</strong>e Beschichtung der Zyl<strong>in</strong>derlauffl<br />
ächen m<strong>in</strong>imieren lassen, oder was<br />
dieses Verfahren <strong>in</strong> puncto Resistenz gegenüber<br />
alternativen Kraftstoffen ausrichten kann“, erläutert<br />
der Guss-Experte.<br />
Bisher konzentrierten sich die Aktivitäten von<br />
KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie vor allem auf <strong>den</strong> Motorblock.<br />
Aber das Unternehmen ist dabei, weitere<br />
Betätigungsfelder zu erschließen. Dabei liegt<br />
das Augenmerk vor allem auf Fahrwerks- und<br />
Strukturbauteilen. Denn diese Teile wer<strong>den</strong> noch<br />
vorwiegend aus Eisenguss oder Stahlstrukturen<br />
hergestellt. Alum<strong>in</strong>ium biete hier jedoch ebenfalls<br />
E<strong>in</strong>sparpotenzial <strong>in</strong> Sachen Gewicht, steht<br />
für Dr. Klimesch fest. Das könnten beispielsweise<br />
große Integralträger oder Federbe<strong>in</strong>dome se<strong>in</strong>.<br />
Die dazu erforderlichen Gießverfahren beherrschen<br />
die Alum<strong>in</strong>ium-Experten von KSPG ohneh<strong>in</strong><br />
aus dem Effeff.<br />
Hightech-Gleitlager s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> Hybrid-Fahrzeugen<br />
gefragt. Denn diese haben neben e<strong>in</strong>em<br />
Elektroantrieb nach wie vor e<strong>in</strong>en Verbrennungsmotor<br />
an Bord. So liefert KS Gleitlager etwa die<br />
Hauptlager für die Kurbelwelle im Motor des Chevrolet<br />
Volt, der seit Mitte 2010 auf dem Markt ist.<br />
Dieser Benz<strong>in</strong>er, dessen vier Zyl<strong>in</strong>der mit zusammen<br />
1,4 Litern Hubraum 63 kW (84 PS) liefern,<br />
wird zudem auch im Opel Ampera e<strong>in</strong>gesetzt, der<br />
voraussichtlich im November 2011 an <strong>den</strong> Verkaufsstart<br />
geht.<br />
Aber der Lagerspezialist setzt nicht nur auf motorische<br />
Gleitlager, sondern widmet sich verstärkt<br />
auch der Lagerung von Getrieben für Hybrid-Fahrzeuge.<br />
Dazu Dr. Damm: „Das ist e<strong>in</strong>e besondere<br />
Herausforderung, da die <strong>in</strong> diesen Fahrzeugen<br />
verwendeten Getriebe extrem kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, um so<br />
viel wie möglich an Gewicht e<strong>in</strong>zusparen. Außerdem<br />
laufen Wellen und Rädersätze zum Teil<br />
mit sehr hohen Drehzahlen.“ Deshalb s<strong>in</strong>d dort<br />
Gleitlager gefordert, deren Design und Werkstoffe<br />
<strong>den</strong> daraus resultieren<strong>den</strong> Beanspruchungen<br />
standhalten. Zugleich ermöglichen Gleitlager –<br />
anders als die bisher überwiegend e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Wälzlager – über dünnere Wandstärken e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>iaturisierung<br />
des Getriebes selbst.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus beschäftigt sich das Unternehmen<br />
mit neuartigen Gleitwerkstoffsystemen, die<br />
bisher unerreichbare Eigenschaften <strong>in</strong> Sachen<br />
Tribologie, das heißt Reibung, Verschleiß und<br />
Innovative Lager für <strong>den</strong> Antriebsstrang von Hybrid-Fahrzeugen<br />
Stetig kompakter und<br />
immer leistungsfähiger<br />
Schmierung, bieten. Dazu wird beispielsweise<br />
e<strong>in</strong> Lack als Lauf-/ E<strong>in</strong>laufschicht auf e<strong>in</strong> metallisches<br />
Lager aufgebracht, was vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
noch nicht vorstellbar war. E<strong>in</strong> anderer Ansatz<br />
zielt auf die Mikrogeometrie des Materials der<br />
Oberfl ächen. „So lassen sich vielleicht mit speziellen<br />
Strukturen Haifi schhaut-Effekte bewirken,<br />
mit <strong>den</strong>en die Reibung nochmals verr<strong>in</strong>gert<br />
wer<strong>den</strong> kann. Aber da bewegen wir uns <strong>in</strong> der<br />
Grundlagenforschung“, betont Dr. Damm. Daraus<br />
entstehen jedoch bekanntlich die <strong>in</strong>novativen<br />
Produkte für die Automobile von morgen und<br />
übermorgen, wie die Vergangenheit schon oft gezeigt<br />
hat. Dr. Thomas Oehlschlägel
Foto: Heer/Anne We<strong>in</strong>rich<br />
jpw Letzl<strong>in</strong>gen. Das neue Gepanzerte<br />
Transportkraftfahrzeug (GTK)<br />
Boxer verstärkt die Bundeswehr im<br />
Isaf-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Afghanistan. Mitte<br />
Juli dieses Jahres brachten Antonow-<br />
Frachtmasch<strong>in</strong>en die ersten fünf Fahrzeuge<br />
an <strong>den</strong> H<strong>in</strong>dukusch (Foto oben).<br />
Sie wer<strong>den</strong> dort <strong>in</strong> der Ausführung<br />
Gruppentransportfahrzeug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
deutschen Ausbildungs- und Schutzbataillon<br />
(ASB) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Bereits Ende Mai 2011 hatte der Präsi<strong>den</strong>t<br />
des Bundesamtes für Wehrtechnik<br />
und Beschaffung, Harald<br />
Ste<strong>in</strong>, im Gefechtsübungszentrum<br />
des Heeres (GÜZ) <strong>in</strong> Letzl<strong>in</strong>gen symbolisch<br />
<strong>den</strong> Schlüssel des Boxers an<br />
<strong>den</strong> Amtschef des Heeresamtes, Generalmajor<br />
Wolf-Joachim Clauß, übergeben.<br />
Dort erhielten die Soldaten<br />
des Jägerbataillons 292 aus Donauesch<strong>in</strong>gen<br />
<strong>den</strong> letzten Schliff für ihren<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Afghanistan, der <strong>in</strong> diesem<br />
August begonnen hat.<br />
Dem GÜZ-Durchgang vorausgegangen<br />
waren bereits <strong>in</strong>tensive Kommandanten-<br />
und Kraftfahrerausbildungen,<br />
E<strong>in</strong>weisung durch <strong>den</strong> Hersteller<br />
Boxer verstärkt<br />
nun die Truppe<br />
Artec – e<strong>in</strong> Konsortium von Rhe<strong>in</strong>metall,<br />
Krauss-Maffei Wegmann und<br />
weiteren Partnern – sowie die Schießausbildung.<br />
Im Februar dieses Jahres<br />
begann dann e<strong>in</strong> mit Boxer ausgestatteter<br />
Zug des Jägerbataillons mit<br />
der taktischen Gefechtsausbildung.<br />
Höhepunkt der e<strong>in</strong>satzvorbereiten<strong>den</strong><br />
Ausbildung bildete der Aufenthalt<br />
<strong>in</strong> der Letzl<strong>in</strong>ger Heide, <strong>in</strong> dem<br />
Breit gefächert: das Pumpenlager-Programm der KS Gleitlager GmbH, das auf dem KSPG-Messestand <strong>in</strong> Halle 8 präsentiert wird.<br />
msc Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. Die 64. Internationale<br />
Automobil-Ausstellung (IAA)<br />
öffnet vom 15. bis 25. September 2011<br />
ihre Tore. Rund 900 Aussteller wer<strong>den</strong><br />
unter dem Slogan „Zukunft serienmäßig“<br />
neueste Produkte und Innovationen<br />
zeigen. Getreu diesem Motto, mit<br />
zukunftsorientierten Produkten und e<strong>in</strong>em<br />
neuen Messestand präsentiert sich<br />
die Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong> (KSPG)<br />
wieder an ihrem bewährten Standort <strong>in</strong><br />
Halle 8 auf Standnummer F04.<br />
In diesem Jahr bietet die Messe ihren<br />
Besuchern erstmals die Möglichkeit,<br />
<strong>in</strong> der „Halle der Elektromobilität“<br />
das Gesamtsystem Elektromobilität<br />
zu erleben und mit <strong>den</strong> Anbietern von<br />
Elektrofahrzeugen und dazugehörigen<br />
Produkten und Dienstleistungen<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Dialog zu treten. Passend zu<br />
diesem Thema präsentiert KSPG auf<br />
ihrem Messestand e<strong>in</strong>en Demonstrationsträger<br />
für e<strong>in</strong>en Range Extender.<br />
Technisch gesehen handelt es sich bei<br />
diesen „Reichweiten-Verlängerern“ um<br />
zusätzliche Aggregate, <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten<br />
Fällen um Verbrennungsmotoren, die<br />
e<strong>in</strong>en Generator antreiben, der wiederum<br />
Akkumulator und Elektromotor versorgt.<br />
Experten sehen Range Extender<br />
generell als Wegbereiter für die breite<br />
oho Paris/Düsseldorf. Rhe<strong>in</strong>metall<br />
und Sikorsky Aerospace Services haben<br />
auf der 49. Luftfahrtmesse „Paris<br />
Air Show“ (20 – 26. Juni 2011) <strong>in</strong> Le<br />
Bourget e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />
getroffen, die e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
umfassende Unterstützung der Bundeswehr<br />
auf dem Feld der Ausbildung<br />
und Logistik im Falle der Beschaffung<br />
des Mehrzweckhubschraubers CH-<br />
148 Cyclone umfasst. Sikorsky Aerospace<br />
Services (SAS) bildet die Sparte<br />
Aftermarket der Sikorsky Aircraft<br />
Corp., dem Hersteller des CH-148<br />
Cyclone Mar<strong>in</strong>ehubschraubers, <strong>den</strong><br />
Rhe<strong>in</strong>metall und Sikorsky der Deutschen<br />
Mar<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam anbieten.<br />
Rhe<strong>in</strong>metall und Sikorsky treten <strong>in</strong><br />
der Kooperation geme<strong>in</strong>sam an, um<br />
e<strong>in</strong>en erfolgsorientierten Verbund<br />
mit weiteren deutschen Industrieunternehmen<br />
zu führen, der – nach<br />
e<strong>in</strong>er entsprechen<strong>den</strong> Beschaffungs-<br />
Akzeptanz von elektrisch betriebenen<br />
Autos und gehen davon aus, dass es<br />
dafür e<strong>in</strong>e ganz neue Gattung sehr<br />
kle<strong>in</strong>er Ottomotoren geben wird.<br />
Wie bei <strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong> Internationalen<br />
Automobil-Ausstellungen<br />
steht bei weltweit steigen<strong>den</strong> Ölprei-<br />
KSPG mit<br />
Neuheiten<br />
sen nach wie vor die Reduktion von<br />
Kraftstoffverbrauch und Emissionen<br />
im Vordergrund. Kolbenschmidt Pierburg<br />
stellt hierzu die vollvariable Ventilsteuerung<br />
UniValve vor. Sie erlaubt<br />
64. Internationale Automobil-Ausstellung<br />
Zukunft serienmäßig<br />
15. bis 25. September 2011<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
www.iaa.de<br />
entscheidung – Wartungs-, Ausbildungs-<br />
und weitere Unterstützungsleistungen<br />
für die Bundeswehr auf<br />
deutschem Bo<strong>den</strong> erbr<strong>in</strong>gen soll.<br />
„Rhe<strong>in</strong>metall zeichnet <strong>in</strong> dieser<br />
Kooperation für <strong>den</strong> In-Service-Support<br />
für <strong>den</strong> CH-148 Cyclone sowie<br />
die Ausbildung an <strong>den</strong> Fluggeräten<br />
verantwortlich. Daher s<strong>in</strong>d wir überzeugt,<br />
der Deutschen Mar<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e<br />
kostengünstige, verlässliche und<br />
e<strong>in</strong>satzerprobte Komplettlösung anbieten<br />
zu können“, bekräftigt Ulrich<br />
Sasse, Geschäftsführer der Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Defence Electronics GmbH <strong>in</strong><br />
Bremen: „Wir können wichtige Erfahrungen<br />
aus unseren umfassen<strong>den</strong><br />
Unterstützungsleistungen für Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
der Mar<strong>in</strong>e und<br />
des Heeres oder beim Betrieb des unbemannten<br />
Flugsystems Heron1 für<br />
die Luftwaffe im Afghanistan-E<strong>in</strong>satz<br />
<strong>in</strong> das Projekt e<strong>in</strong>fließen lassen.“<br />
die stufenlose Verstellung der Ventilöffnungszeiten<br />
und der Ventilhübe<br />
und ermöglicht damit e<strong>in</strong>e drosselfreie<br />
Laststeuerung.<br />
Die Pierburg GmbH, <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Konzerns unter anderem auf die Abgasreduzierung<br />
spezialisiert, zeigt auf<br />
dem Messestand Neuheiten zur Senkung<br />
von Abgasemissionen, darunter<br />
zum Beispiel e<strong>in</strong> neues, kompaktes<br />
Abgasrückführventil, e<strong>in</strong>en Wastegate-Aktuator<br />
sowie elektrische Drosselklappen.<br />
Die KS Kolbenschmidt GmbH<br />
präsentiert <strong>in</strong>novative Legierungen<br />
und die neueste Generation von Pkw-<br />
Stahlkolben.<br />
Nebenaggregate wie Öl-, Vakuum-<br />
und Kühlmittelpumpen stehen im Fokus<br />
der Pierburg Pump Technology<br />
GmbH. Auf der IAA 2011 s<strong>in</strong>d ihre neuesten<br />
Produktgenerationen zu sehen,<br />
die variabel und bedarfsgerecht geregelt<br />
wer<strong>den</strong> können und so ebenfalls<br />
e<strong>in</strong>en Beitrag zur Verbrauchs- und<br />
Emissionsm<strong>in</strong>derung darstellen. Die<br />
KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie GmbH präsentiert<br />
Motorblöcke unter anderem<br />
für downgesizte Motoren. Die KS Gleitlager<br />
GmbH stellt hochleistungsfähige<br />
Gleitlager zum Beispiel für Fahrzeuggetriebe<br />
oder Common Rails aus.<br />
Jetzt enge<br />
Kooperation<br />
Sikorsky Aircraft Corp., <strong>in</strong> Stratford<br />
im US-Bundesstaat Connecticut<br />
ansässig und e<strong>in</strong> Tochterunternehmen<br />
der United Technologies<br />
Corp (Hartford/Connecticut), ist das<br />
weltweit führende Unternehmen<br />
für die Entwicklung und <strong>den</strong> Bau<br />
von Hubschraubern sowie dazugehörige<br />
Serviceleistungen. Der Geschäftsbereich<br />
Sikorsky Aerospace<br />
Services entwirft und übernimmt<br />
fortschrittliche Lösungen für Logistik-<br />
und Versorgungsketten für kommerzielle<br />
und militärische Drehflügler<br />
sowie auch für die Betreiber von<br />
Starrflüglern.<br />
taktische Verfahren und Fertigkeiten<br />
abgefordert wur<strong>den</strong>.<br />
Die jetzt nach Afghanistan verlegten<br />
GTK Boxer dienen als hervorragend geschütztes<br />
und hochmobiles „Mutterschiff“<br />
e<strong>in</strong>er Infanteriegruppe. Diese<br />
führt dar<strong>in</strong> ihre gesamte Ausstattung<br />
mit. Die Boxer weisen zudem <strong>den</strong> Rüstungsstand<br />
A1 auf. Dazu gehören e<strong>in</strong>e<br />
zusätzliche Panzerung sowie e<strong>in</strong>e um<br />
20 Zentimeter erhöhte, fernlenkbare<br />
Waffenstation (FLW) 200, um die Wirkung<br />
zu erhöhen. Die FLW 200 kann<br />
wahlweise e<strong>in</strong>e Granatmasch<strong>in</strong>en-<br />
jpw Hammelburg. „Pedites pugnas<br />
decernent“ – der Fußsoldat entscheidet<br />
die Schlacht. Dieser Wahlspruch<br />
gilt nach wie vor, wie der diesjährige<br />
15. „Tag der Infanterie“ erneut e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
belegte. Rund 800 Gäste<br />
aus Politik, Streitkräften und Industrie<br />
kamen unlängst an die Infanterieschule<br />
Hammelburg, um sich über<br />
E<strong>in</strong>sätze, Konzepte, Ausbildung, Bewaffnung<br />
und Ausrüstung der „boots<br />
on the ground“ auszutauschen. Mit<br />
dabei: Rhe<strong>in</strong>metall Defence.<br />
Das Düsseldorfer Systemhaus ist<br />
bereits seit Jahren e<strong>in</strong> anerkannter<br />
Partner der „Krone aller Waffen“,<br />
wie sich Jäger, Fallschirmjäger und<br />
Gebirgsjäger selbstbewusst nennen.<br />
Torsten Böhm, Leiter des Produktbereiches<br />
Infanterie: „Noch vor e<strong>in</strong>iger<br />
Zeit brachte uns die Infanterie mehr<br />
mit unserem Großgerät <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung.<br />
Inzwischen wer<strong>den</strong> wir aber<br />
auch an der Basis als Infanteriewaffen-Systemhaus<br />
wahrgenommen.“<br />
E<strong>in</strong>en Blickfang am Rhe<strong>in</strong>metall-<br />
Stand bildete e<strong>in</strong> Nahbereichsunterstützungswaffensystem<br />
auf Basis<br />
der an Kanada gelieferten Close Area<br />
Support Weapon (CASW). Es besteht<br />
aus e<strong>in</strong>er Heckler&Koch-Granatmasch<strong>in</strong>enwaffe<br />
im Kaliber 40 mm x 53<br />
mit dem Visierungs- und Feuerleitsystem<br />
V<strong>in</strong>gmate. Dank der „Soft-<br />
Mount“-Montage lässt sich zudem die<br />
genutzte Waffe mit wenigen Handgriffen<br />
wechseln – von der Granatmasch<strong>in</strong>enwaffe<br />
40 mm x 53 auf das schwere<br />
Masch<strong>in</strong>engewehr 12,7 mm x 99.<br />
Rhe<strong>in</strong>metall stellte zudem se<strong>in</strong>e<br />
umfangreiche Munitionspalette vor:<br />
msc Düsseldorf/Papenburg. Vom 28.<br />
Juni bis 2. Juli 2011 fand <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
die 12. Internationale Gießerei-Fachmesse<br />
(„GiFa“) statt. Mit dabei war <strong>in</strong><br />
Halle 13 mit e<strong>in</strong>em knapp 30 Quadratmeter<br />
großen Messestand erstmals der<br />
Stranggussbereich der <strong>in</strong> Papenburg<br />
beheimateten KS Gleitlager GmbH. Das<br />
Stranggießverfahren ist das bevorzugte<br />
Verfahren zur Produktion von Rohren,<br />
Stangen und Profilen, die im Masch<strong>in</strong>en-<br />
und Anlagenbau, der Armaturen<strong>in</strong>dustrie<br />
sowie dem Fahrzeug- und Schiffsbau<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>. Die KS Gleitlager<br />
GmbH ist seit Jahren europäischer Marktführer<br />
<strong>in</strong> diesem Segment.<br />
Auf der GiFa 2011 zeigte das Unternehmen<br />
Strangguss-Produkte <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />
Formen und Geometrien sowie mit<br />
besonders großen Außendurchmessern<br />
von bis zu 436 mm. Anhand von Exponaten<br />
wurde die Verwandlung von Strangguss<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>baufertige Großbuchse<br />
XX<br />
waffe im Kaliber 40 mm x 53 oder e<strong>in</strong><br />
schweres Masch<strong>in</strong>engewehr im Kaliber<br />
12,7 mm x 99 tragen und so die abgesessen<br />
kämpfen<strong>den</strong> Kräfte feuerstark<br />
unterstützen. E<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>satzregion<br />
angepasster Tarnanstrich komplettiert<br />
die Modifizierungen.<br />
Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant<br />
Werner Freers, sieht dem<br />
bevorstehen<strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz optimistisch<br />
entgegen: „Der Boxer ist der modernste<br />
Transportpanzer für unsere Soldaten<br />
im E<strong>in</strong>satz und bedeutet e<strong>in</strong>en<br />
enormen Fähigkeitsgew<strong>in</strong>n.“<br />
Systemhaus für<br />
Infanteriewaffen<br />
Nebelmittel, Irritationskörper, Handgranaten,<br />
das äußerst kompakte und<br />
geräuscharme Fly-K-Mörsersystem<br />
und natürlich unterschiedlichste Granaten<br />
40 mm x 46- Low Velocity (LV;<br />
400 Meter Reichweite) und Medium<br />
Velocity (MV; 700 Meter Reichweite)<br />
sowie 40 mm x 53 High Velocity (HV;<br />
bis zu 2 200 Metern Reichweite). Zur<br />
40-mm-Munition gehören auch Air<br />
Burst-Geschosse mit programmierbarem<br />
Luftsprengpunkt. So lassen<br />
sich selbst Ziele h<strong>in</strong>ter Deckungen<br />
wirkungsvoll bekämpfen. Speziell<br />
für die 40 mm x 46 MV hat Rhe<strong>in</strong>metall<br />
zudem neuartige ölgedämpfte<br />
Anbau- und Stand-Alone-Granatwerfer<br />
entwickelt, die <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz<br />
dieser zukunftsträchtigen Munitionssorte<br />
deutlich erleichtern.<br />
Um die 40 mm x 46-Munition, aber<br />
auch Panzerfaustgeschosse sicher<br />
<strong>in</strong>s Ziel br<strong>in</strong>gen zu können, bietet<br />
Rhe<strong>in</strong>metall se<strong>in</strong> für handgehaltene<br />
Waffen optimiertes Feuerleitvisier<br />
FeLVis an. Es lässt sich zudem <strong>in</strong> das<br />
System Infanterist der Zukunft – Erweitertes<br />
System (IdZ-ES) e<strong>in</strong>b<strong>in</strong><strong>den</strong><br />
sowie an das Zielerkennungssystem<br />
Freund-Fe<strong>in</strong>d („Zeff“) koppeln.<br />
Letzteres ist zudem kompatibel mit<br />
dem „Vario Ray“, der neuesten Generation<br />
der Laser-Licht-Module.<br />
Diese Kampfkraftmultiplikatoren<br />
s<strong>in</strong>d unter anderem bereits bei der<br />
Bundeswehr im E<strong>in</strong>satz.<br />
Gleitlager<br />
auf der GiFa<br />
dargestellt, aus dem nicht-automobilen<br />
Bereich waren verschie<strong>den</strong>e Buchsen<br />
und Lager zu sehen. „Wir haben die<br />
Chance gut genutzt, unsere Kompetenz<br />
erstmalig auf dieser weltweit renommierten<br />
Fachmesse zu präsentieren“,<br />
bilanziert Carsten Beck<strong>in</strong>g, Leiter des<br />
Produktbereichs Strangguss. „Als<br />
Unternehmen mit e<strong>in</strong>er Jahresproduktionsmenge<br />
von über 13 000 Tonnen<br />
konnten wir vor allem unsere Vielseitigkeit<br />
zeigen. Das Publikum war auf<br />
dieser Leitmesse stark <strong>in</strong>ternational geprägt,<br />
was <strong>in</strong> Zukunft der Erweiterung<br />
unserer weltweiten Verkaufsaktivitäten<br />
zugute kommen wird.“
Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/Ottawa.<br />
Als führender Lieferant von Waffensystemen<br />
und Dienstleister<br />
für die kanadischen Streitkräfte<br />
hat sich Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada Inc. (RhC) <strong>in</strong>ternational<br />
e<strong>in</strong>en Namen gemacht.<br />
In diesem Jahr feiert das<br />
Tochterunternehmen des<br />
Rhe<strong>in</strong>metall-Konzerns, das<br />
im Jahre 1986 unter dem Namen Oerlikon Aerospace gegründet wurde und seit<br />
1999 zur Düsseldorfer Firmengruppe gehört, se<strong>in</strong> 25-jähriges Bestehen. An <strong>den</strong><br />
bei<strong>den</strong> Standorten Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu bei Montréal und Ottawa s<strong>in</strong>d heute<br />
<strong>in</strong>sgesamt rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Ursprünglich gegründet, um so<br />
genannte Offsetverpfl ichtungen, also „Industrial and Regional Benefi ts“ (IRB)<br />
zu erfüllen, hat sich RhC mittlerweile besondere Expertise auf dem Gebiet der<br />
Flugabwehrsysteme und Verteidigungselektronik e<strong>in</strong>erseits und der Fahrzeug<strong>in</strong>tegration<br />
und Waffensysteme andererseits erworben. Diese vier Kerngeschäftsfelder<br />
markieren <strong>den</strong> Prozess der Neuausrichtung des Unternehmens mit<br />
Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2010. Im Zuge dieser Umstrukturierung will sich das Unternehmen,<br />
das heute noch fast 75 Prozent des Geschäfts mit <strong>den</strong> kanadischen Streitkräften<br />
realisiert, stärker für andere Kun<strong>den</strong> öffnen und neue Märkte erobern.<br />
Der kanadische Markt für Gefechtssysteme<br />
befi ndet sich <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er<br />
spannen<strong>den</strong> Erneuerungsphase. Bestehende<br />
Fahrzeugfl otten der kanadischen<br />
Armee wur<strong>den</strong> mit Beg<strong>in</strong>n des kanadischen<br />
Militäre<strong>in</strong>satzes im Jahre 2003<br />
<strong>in</strong> der äußerst rauen Umgebung von<br />
Afghanistan ausgiebig beansprucht.<br />
ann Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/ Ottawa. Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada Inc. mit se<strong>in</strong>en vier Geschäftsbereichen<br />
ist e<strong>in</strong> breit aufgestelltes Unternehmen.<br />
Neben der Präsenz im Heimatland Kanada mit<br />
eigenen Produkten und Dienstleistungen fungiert<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Canada auch als Firmenportal mit e<strong>in</strong>em<br />
Team entsprechend kompetenter Vertriebsmitarbeiter,<br />
um weitere Produkte von Rhe<strong>in</strong>metall-<br />
Defence auf <strong>den</strong> kanadischen Markt zu lancieren.<br />
Als Partner mit lokalem Know-how ermöglicht das<br />
Unternehmen zudem <strong>den</strong> Marktzugang für andere<br />
Rhe<strong>in</strong>metall-Unternehmen.<br />
Kooperiert wird beispielsweise mit BAE Systems,<br />
DEW Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
und dem Luft- und<br />
Wehrtechnik-Konzern<br />
EADS sowie<br />
mit <strong>den</strong> Rhe<strong>in</strong>metall-Defence-<br />
Geschäftsbereichen. Duncan Hills, Director of<br />
Government Relations and Industrial Benefi ts,<br />
bemerkt: „Die Kooperation mit unseren Schwesterunternehmen<br />
ist für uns strategisch wichtig;<br />
wir haben auf diesem Wege wesentliche Geme<strong>in</strong>schaftsprojekte<br />
gewonnen.“ Dazu zählen<br />
zum Beispiel die Aufträge „Mass“-Schutzsystem<br />
(Multi-Ammunition Softkill System) <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit RWM und das „Meso“- System<br />
(Mar<strong>in</strong>e Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g System Operations) mit RDE.<br />
Kunde waren <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Fällen die kanadischen<br />
Streitkräfte.<br />
„Von dieser gegenwärtigen Phase der<br />
Erneuerung profi tieren wir. Für uns ist<br />
das e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Gelegenheit, unserem<br />
Hauptkun<strong>den</strong>, der kanadischen<br />
Armee, als kompetenter Dienstleister<br />
neue Lösungen unter anderem im Bereich<br />
Flugabwehrsysteme und Waffenstationen<br />
anzubieten, auf dem wir über<br />
e<strong>in</strong> ausgeprägtes Know-how verfügen“,<br />
sagt Ala<strong>in</strong> Tremblay, Vice Presi<strong>den</strong>t<br />
Bus<strong>in</strong>ess Development.<br />
Auch anhand des Projektes „Infanterist der Zukunft<br />
– IdZ“ erläutert Hills, wie die Kooperation<br />
mit dem Bremer Systemspezialisten zum Erfolg<br />
führte: „Wir konnten unser Know-how für <strong>den</strong><br />
Kernrechner des Systems e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, welches<br />
RDE dann <strong>in</strong> die Lage versetzte, dem Heer e<strong>in</strong><br />
noch besseres System zur Verfügung zu stellen.<br />
Das war echte Teamarbeit.“<br />
Duncan Hills nennt noch e<strong>in</strong>en weiteren Vorteil,<br />
der sich beim aktuell laufen<strong>den</strong> IdZ-ES-<br />
Projekt ergibt: „Indem wir <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
RDE Systemkomponenten des ‚soldier systems‘<br />
an das IdZ-ES-Programm liefern, können<br />
wir darüber h<strong>in</strong>aus Geschäft mit <strong>in</strong>ternationalen<br />
Kun<strong>den</strong> generieren. Dieses globale Netz-<br />
E<strong>in</strong> Unternehmen mit<br />
vielen Gesichtern<br />
werk ist e<strong>in</strong> wichtiger Erfolgsfaktor unseres<br />
Geschäfts.“<br />
Als erfolgreich erwies sich auch die Partnerschaft<br />
mit dem Luft- und Raumfahrtunternehmen<br />
Aeronautics Defence Systems (Yavne/Israel)<br />
beim Projekt „Counter-IED Persistant Surveillance<br />
Aerostat“ (C-IED PSA). Das Überwachungssystem<br />
wurde <strong>in</strong> Afghanistan und 2010 zur Sicherung der<br />
olympischen W<strong>in</strong>terspiele im kanadischen Vancouver<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
„Beim E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Afghanistan besteht die Hauptanforderung<br />
an das System dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche,<br />
24-stündige Überwachung an sieben<br />
Tagen der Woche <strong>in</strong> <strong>den</strong> vorgeschobenen Operationsbasen<br />
(„Forward Operat<strong>in</strong>g Bases/FOB‘s“)<br />
zu garantieren“, sagt Projektleiter Stéphane<br />
Oehrli, der als Vizepräsi<strong>den</strong>t im Unternehmen<br />
Das Unternehmen verfügt über e<strong>in</strong>en<br />
großen Entwicklungs- und Fertigungsstandort<br />
<strong>in</strong> Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu<br />
(Prov<strong>in</strong>z Quebec) zur Montage, Integration<br />
und Erprobung von Waffen-Subsystemen<br />
und Infanterie-Ausrüstung.<br />
Zum Beispiel wird das „Close Area Suppression<br />
Weapon“-System (CASW),<br />
das unter anderem aus e<strong>in</strong>er Heckler<br />
und Koch Granatmasch<strong>in</strong>enwaffe, e<strong>in</strong>em<br />
BAE-Wärmebildgerät (thermal<br />
imager) und e<strong>in</strong>em V<strong>in</strong>ghog-V<strong>in</strong>gmate-<br />
Feuerleitrechner besteht, an diesem<br />
Standort <strong>in</strong>tegriert und getestet.<br />
Mit Lösungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> vier Kerngeschäftsfeldern<br />
Fahrzeug<strong>in</strong>tegration,<br />
Waffenstationen, Flugabwehr und Verteidigungselektronik<br />
fokussiert RhC<br />
heute <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf <strong>den</strong> nordamerikanischen<br />
Markt. Ala<strong>in</strong> Tremblay:<br />
„Kanada wird unser wichtigster Markt<br />
bleiben, wir erwarten aber auch e<strong>in</strong>en<br />
Geschäftszuwachs bei amerikanischen<br />
Projekten. Andere Märkte, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en wir<br />
bereits viel Geschäft generiert haben<br />
und die für uns nach wie vor <strong>in</strong>teressant<br />
s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die Niederlande, gefolgt<br />
von Frankreich.“ Als diversifi ziertes Unternehmen<br />
mit <strong>in</strong>ternationalen Kun<strong>den</strong><br />
und Partnern hat Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren <strong>in</strong> allen<br />
vier Geschäftsbereichen wichtige<br />
Aufträge gew<strong>in</strong>nen können.<br />
Zu <strong>den</strong> größten Erfolgen <strong>in</strong> jüngster<br />
Zeit zählen Aufträge für Modernisierung<br />
und Instandsetzung von<br />
Leopard-Kampfpanzern sowie die<br />
Lieferung neuer Waffensysteme mit<br />
e<strong>in</strong>em Gesamtvolumen von rund 92<br />
Millionen �.<br />
★ Im Gesamtwert von rund 69 Millionen<br />
� ist Rhe<strong>in</strong>metall Canada <strong>in</strong><br />
diesem Kontext – wie schon erwähnt<br />
– beauftragt wor<strong>den</strong>, Granatwerfersysteme<br />
und dazugehörige Munition<br />
an die Armee Kanadas zu liefern.<br />
Im Rahmen des Projekts „Close Area<br />
Suppression Weapon“ (CASW) erhalten<br />
die kanadischen Streitkräfte <strong>in</strong>sgesamt<br />
304 Granatmasch<strong>in</strong>enwaffen,<br />
die für E<strong>in</strong>satzzwecke vorgesehen s<strong>in</strong>d<br />
und unter dem Namen „C16-Automatic<br />
Grenade Launcher System“ überholte<br />
Mörsersysteme ablösen.<br />
★ E<strong>in</strong> weiterer Auftrag im Wert von<br />
rund 23 Millionen � umfasst die Instandsetzung<br />
und Modernisierung von<br />
Leopard-Kampfpanzern, die die kanadische<br />
Armee aus <strong>den</strong> Bestän<strong>den</strong> der<br />
niederländischen Streitkräfte übernommen<br />
hat. Insgesamt 42 Kampfpanzer<br />
des Typs Leopard 2A4 wer<strong>den</strong><br />
so umgerüstet, dass sie kanadischen<br />
Ausrüstungsstandards entsprechen<br />
und bis 2013 <strong>in</strong> bestehende Führungsstrukturen<br />
e<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> können.<br />
Zurzeit gibt es <strong>in</strong> Kanada Beschaffungsprogramme<br />
für Leo-2-Varianten<br />
der „AEV- (Armoured Eng<strong>in</strong>eer Vehi cles<br />
– gepanzerte Pionierfahrzeuge) und<br />
„ARV“-Vehicles (Armoured Rec overy<br />
Vehicles – gepanzerte Bergefahrzeuge).<br />
Knackstedt: „Unser Ziel ist es natürlich,<br />
dieses Geschäft <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit dem Rhe<strong>in</strong>metall Geschäftsbereich<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc. feiert 25-jähriges Bestehen <strong>in</strong> schlagkräftiger Formation<br />
Erfolg <strong>in</strong> dynami schem Markt<br />
Fahrzeugsysteme (RLS) und anderen<br />
<strong>in</strong>dustriellen Partnern zu gew<strong>in</strong>nen<br />
und somit Rhe<strong>in</strong>metalls Position als<br />
führender Lieferant von Fahrzeugsystemen<br />
auf dem amerikanischen Markt<br />
zu unterstreichen.“<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Canada hat je<strong>den</strong>falls<br />
allen Grund, mit Stolz auf die vergangenen<br />
Jahre zurückzublicken. Der<br />
enorme E<strong>in</strong>satz und das Engagement<br />
der Mitarbeiter haben sich ausgezahlt:<br />
Für 2011 und 2012 peilt das Unternehmen<br />
<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> Geschäftsvolumen<br />
von 120 Millionen kanadischen Dollar<br />
an, wovon 75 Prozent im Marktsegment<br />
Waffensysteme und Fahrzeuge<br />
und 25 Prozent im Bereich Elektronische<br />
Systeme und Flugabwehr realisiert<br />
wer<strong>den</strong>. Als breit aufgestelltes<br />
Unternehmen mit e<strong>in</strong>em starken Produktportfolio<br />
und e<strong>in</strong>em umfangreichen<br />
Dienstleistungsangebot hat das<br />
Unternehmen damit e<strong>in</strong>e solide Basis<br />
für weiteres Wachstum geschaffen.<br />
Annette Neumann<br />
Die kanadische Bundeshauptstadt Ottawa – unsere Fotocollage zeigt unter anderem das dortige Parlamentsgebäude –<br />
ist neben Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu Sitz der Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc.. Die Defence-Tochter war auch im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
Partnerschaft mit dem Luft- und Raumfahrtunternehmen Aeronautics Defence Systems beim C-IED-PSA-Überwachungssystem<br />
erfolgreich, das 2010 zur Sicherung der olympischen W<strong>in</strong>terspiele <strong>in</strong> Vancouver e<strong>in</strong>gesetzt wurde (Bild unten).<br />
Foto: corbis<br />
<strong>den</strong> Bereich Elektronische Systeme und Flugabwehr<br />
verantwortet: „Das System nutzt e<strong>in</strong>e hochwertige<br />
Tages- und Nachtsensorik, die von e<strong>in</strong>em<br />
Ballon aus <strong>in</strong> 300 Metern Höhe die Umgebung<br />
der Basen oder anderer sensitiver E<strong>in</strong>richtungen<br />
überwacht. PSA hat sich seit Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes<br />
<strong>in</strong> Afghanistan im August 2009 bewährt.<br />
Auch bei <strong>den</strong> olympischen W<strong>in</strong>terspielen <strong>in</strong> Vancouver<br />
kam das PSA-System zum E<strong>in</strong>satz, um<br />
Sportler und Besucher vor Terroranschlägen zu<br />
schützen.“<br />
E<strong>in</strong> weiteres Erfolgskriterium war die synergetische<br />
Partnerschaft mit Aeronautics. Das Unternehmen<br />
stellt die Kerntechnologie sowie Produkte<br />
bereit, die die technischen Anforderungen<br />
der PSA erfüllen. Rhe<strong>in</strong>metall Canada wiederum<br />
br<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>e Stärken e<strong>in</strong>: Kun<strong>den</strong>nähe, die Fähigkeit<br />
zu <strong>in</strong>tegrierter logistischer Unterstützung,<br />
technische Dokumentation, Vor-Ort-Service und<br />
Ausbildung sowie die „Istar“-Expertise, die die<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der PSA <strong>in</strong> das kanadische Nachrichtengew<strong>in</strong>nungs-<br />
und Aufklärungsnetzwerk<br />
ermöglicht.<br />
Weiterh<strong>in</strong> stellte Rhe<strong>in</strong>metall Canada sowohl <strong>in</strong><br />
Afghanistan als auch <strong>in</strong> Vancouver „Field Service<br />
Representatives“ (FSR) ab. Diese militärisch<br />
erfahrenen Spezialisten konnten selbst unter Belastung<br />
und <strong>in</strong> hochbedrohlichen Lagen problemlos<br />
mit <strong>den</strong> kanadischen Soldaten <strong>in</strong>teragieren<br />
und s<strong>in</strong>d immer dann sofort zur Stelle, wenn ihre<br />
technische Expertise gefragt war.<br />
Die hervorragende Kooperation zwischen Aeronautics<br />
und Rhe<strong>in</strong>metall Canada hat zweifellos<br />
zum großen Erfolg des Systems beigetragen.<br />
Beide Unternehmen g<strong>in</strong>gen von Beg<strong>in</strong>n an auf<br />
die Wünsche ihrer Kun<strong>den</strong> e<strong>in</strong>. Mit dem Ergebnis<br />
des Projekts war der Kunde äußert zufrie<strong>den</strong>.<br />
Vice Presi<strong>den</strong>t Stéphane Oehrli bilanziert: „Die<br />
Komb<strong>in</strong>ation aus hoher Produkt- und Servicequalität<br />
hat <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> zu weiteren Aufträgen<br />
veranlasst.“
Dr. Andresas Knackstedt, Presi<strong>den</strong>t<br />
und CEO von Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc.,<br />
geht von e<strong>in</strong>em hohen Wachstumspotenzial<br />
für die Zukunft aus: „Wir wollen<br />
möglichst viele Aufträge im kanadischen<br />
Defence-Markt akquirieren.“<br />
P r o fi l : Rhe<strong>in</strong>metall Canada feiert 2011<br />
das 25-jährige Jubiläum. Was s<strong>in</strong>d die<br />
wichtigsten Meilenste<strong>in</strong>e und größten<br />
Erfolge der vergangenen 25 Jahre?<br />
Knackstedt: E<strong>in</strong> wichtiger Meilenste<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> unserer Entwicklung war das<br />
„Adats“-Projekt für die kanadischen<br />
Streitkräfte, der 1986 zur Grundste<strong>in</strong>legung<br />
des Werkes <strong>in</strong> Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-<br />
Richelieu führte. Im Laufe des Projektprozesses,<br />
der von der Erteilung des<br />
Auftrages über dessen Ausführung bis<br />
h<strong>in</strong> zum erfolgreichen Abschluss führte,<br />
haben wir wertvolle Erfahrungen für<br />
die Entwicklung neuer Produkte sammeln<br />
können. Das hat uns dazu veranlasst,<br />
<strong>in</strong> neue Märkte vorzudr<strong>in</strong>gen,<br />
wie zum Beispiel „soldier systems“,<br />
Waffenstationen und Innere Sicherheit.<br />
Wir s<strong>in</strong>d stolz darauf, dass wir heute<br />
e<strong>in</strong> Unternehmen mit breit gefächertem<br />
Produktportfolio s<strong>in</strong>d, das von<br />
kompetenten Mitarbeitern <strong>in</strong> <strong>den</strong> vier<br />
Geschäftsfeldern Flugabwehrsysteme,<br />
Verteidigungselektronik, Waffensysteme<br />
und Fahrzeug<strong>in</strong>tegration vertreten<br />
wird. E<strong>in</strong> weiterer Meilenste<strong>in</strong> bezieht<br />
sich auf die gesammelten Erfahrungen<br />
bei der Unterstützung der kanadischen<br />
Streitkräfte <strong>in</strong> Afghanistan: Hier bieten<br />
wir unseren Kun<strong>den</strong> umfangreiche<br />
technische und logistische Unterstützung<br />
vor Ort.<br />
P r o fi l : Was waren die Herausforderungen<br />
damals und heute? Inwiefern<br />
hat sich das Geschäft gewandelt?<br />
Knackstedt: E<strong>in</strong>e der größten Herausforderungen<br />
während der „Adats“-<br />
E<strong>in</strong>führungsphase war die Unternehmensgründung<br />
<strong>in</strong> Kanada, die von der<br />
Installation der Betriebsanlagen über<br />
<strong>den</strong> Technologie-Transfer und die von<br />
der damaligen Oerlikon Contraves (heute<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Air Defence <strong>in</strong> Zürich)<br />
übernommenen Ressourcen bis h<strong>in</strong> zur<br />
E<strong>in</strong>stellung von qualifi zierten Mitarbeitern<br />
reichte. Es war zwar nicht e<strong>in</strong>fach,<br />
aber letztlich waren wir dar<strong>in</strong> erfolgreich,<br />
Mitarbeiter zu fi n<strong>den</strong>, die über<br />
ausreichende Erfahrung und Know-how<br />
<strong>in</strong> allen technischen Bereichen verfügten,<br />
die für das „Adats“-Projekt erforderlich<br />
waren. Wichtig war es für uns,<br />
Mitarbeiter e<strong>in</strong>zustellen, die nicht nur<br />
e<strong>in</strong>e hohe fachliche Kompetenz mitbr<strong>in</strong>gen,<br />
also ausgebildet s<strong>in</strong>d im Bereich<br />
Elektrotechnik, Mechanik und Software,<br />
sondern auch Erfahrung im Bereich<br />
Projektmanagement und <strong>in</strong>tegriertem<br />
Logistik-Support mitbr<strong>in</strong>gen.<br />
P r o fi l : Und auf Kun<strong>den</strong>seite gab und<br />
gibt es sicherlich auch viele Herausforderungen<br />
zu bewältigen?<br />
Knackstedt: Stimmt! Dauerhaft wettbewerbsfähig<br />
zu se<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Herausforderung,<br />
sowohl im H<strong>in</strong>blick darauf,<br />
die gewonnenen Mitarbeiter auf der<br />
technischen Seite und <strong>in</strong> der Produktion<br />
auch zu halten, als auch <strong>in</strong> Bezug<br />
auf unsere Angebote mit entsprechender<br />
Preiskalkulation. Vor allem die Fähigkeit,<br />
sich immer wieder schnell an<br />
die sich verändern<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong>bedürfnisse<br />
anzupassen, treibt uns an.<br />
P r o fi l : Können Sie e<strong>in</strong> Beispiel geben,<br />
<strong>in</strong>wiefern sich die Kun<strong>den</strong>bedürfnisse<br />
verändert haben?<br />
Knackstedt: Gerne, dafür müssen wir<br />
zunächst <strong>in</strong> der Geschichte zurückblicken.<br />
Die geopolitische Notwendigkeit<br />
während des Kalten Krieges brachte<br />
große Verteidigungsbudgets mit sich,<br />
was wiederum dazu führte, dass für<br />
<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> Leistung wichtiger war<br />
als der Preis. Heute achten Kun<strong>den</strong><br />
nach wie vor auf Leistung, aber sie s<strong>in</strong>d<br />
deutlich preisbewusster gewor<strong>den</strong> als<br />
noch vor 25 Jahren. Waren während des<br />
Kalten Krieges vor allem gepanzerte<br />
Streitkräfte (heavy armoured forces) im<br />
E<strong>in</strong>satz, s<strong>in</strong>d die heute zu erwarten<strong>den</strong><br />
Operationen wesentlich vielschichtiger.<br />
Entsprechend brauchen unsere Kun<strong>den</strong><br />
e<strong>in</strong>e vielseitig e<strong>in</strong>setzbare Ausrüstung,<br />
um E<strong>in</strong>sätze mit e<strong>in</strong>em möglichst großen<br />
Konfl iktspektrum (Frie<strong>den</strong>sstabilisierung<br />
bis Kriegse<strong>in</strong>satz) meistern zu<br />
können. Auch vermei<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> heute<br />
eher unerprobte Technologien und<br />
wollen ungern Entwicklungskosten für<br />
neue Waffensysteme tragen.<br />
P r o fi l : Was hat sich darüber h<strong>in</strong>aus<br />
bei Ihrem Geschäft im Laufe der Jahre<br />
verändert?<br />
Knackstedt: Die deutliche Kürzung<br />
der Verteidigungsbudgets der kanadischen<br />
Regierung seit <strong>den</strong> 80er und<br />
90er Jahren hat unser heutiges Geschäft<br />
sehr bee<strong>in</strong>fl usst: Früher wurde<br />
zum Beispiel die Produktentwicklung<br />
staatlich gefördert, was zur Folge hatte,<br />
dass Entwicklungsprogramme mitunter<br />
über Jahre liefen, bevor Produkte<br />
oder Systeme schließlich <strong>in</strong> <strong>den</strong> Produktionsprozess<br />
gelangten, also serienreif<br />
waren. Heute erwarten unsere<br />
Kun<strong>den</strong> im Defence-Bereich, dass wir<br />
erprobte Produkte beziehungsweise<br />
Systeme mit handelsüblichen Komponenten<br />
<strong>in</strong> Serie für <strong>den</strong> sofortigen<br />
E<strong>in</strong>satz produzieren können. Verändert<br />
hat sich auch, dass Hauptauftragnehmer<br />
heutzutage Unterlieferanten und<br />
Partner suchen, die bereit s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong><br />
höheres Risiko zu tragen und darüber<br />
h<strong>in</strong>aus komplette Untersysteme und<br />
nicht nur Bauteile liefern können.<br />
P r o fi l : H<strong>in</strong>zu kommt: Der Wettbewerb<br />
ist unstrittig globaler gewor<strong>den</strong><br />
Knackstedt: Richtig! Auch hier gibt es<br />
e<strong>in</strong>en Bezug zur Geschichte. Während<br />
des Kalten Krieges widmete sich die<br />
deutsche wehrtechnische Industrie,<br />
also auch Rhe<strong>in</strong>metall Defence, <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie <strong>den</strong> Bedürfnissen der Bundeswehr.<br />
Der heutige Wettbewerb veranlasst<br />
Unternehmen dazu, ihr Geschäft<br />
deutlich stärker zu <strong>in</strong>ternationalisieren.<br />
Mit American Rhe<strong>in</strong>metall Ammunition<br />
(ARM) haben wir, um e<strong>in</strong> Beispiel<br />
zu nennen, e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion und<br />
fungieren als wichtiger Brückenkopf<br />
für die gesamte Defence-Firmengruppe<br />
auf dem nordamerikanischen Markt.<br />
Gleichzeitig wird der Wettbewerb durch<br />
die zunehmende Internationalisierung<br />
anderer Unternehmen begünstigt und<br />
zusätzlich dadurch verstärkt, dass sich<br />
die Wehrtechnikmärkte vieler Länder<br />
immer mehr für ausländische Lieferanten<br />
öffnen, die wiederum <strong>in</strong> Zeiten<br />
wirtschaftlicher E<strong>in</strong>schränkungen um<br />
Geschäft konkurrieren.<br />
P r o fi l : Was charakterisiert darüber<br />
h<strong>in</strong>aus <strong>den</strong> kanadischen Markt?<br />
Knackstedt: Der Markt hat sich um<br />
180 Grad gewandelt, nämlich von der<br />
Frie<strong>den</strong>sstabilisierung zum aktuellen<br />
Krieg und Kampfe<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Afghanistan.<br />
Das wiederum erfordert andere<br />
Ausrüstungen und Ressourcen. E<strong>in</strong><br />
Fahrzeug, das früher e<strong>in</strong>mal für die<br />
Frie<strong>den</strong>sstabilisierung geeignet war,<br />
ist heute auf dem Schlachtfeld, wo<br />
verbesserte Feuerkraft, Panzerschutz<br />
und verstärkte Kommunikation erforderlich<br />
s<strong>in</strong>d, nicht mehr brauchbar.<br />
Charakteristisch ist auch die Auswahl<br />
von Lieferanten im Rahmen von Ausschreibungsverfahren;<br />
hier gibt es e<strong>in</strong><br />
sehr transparentes und e<strong>in</strong>deutiges<br />
Bewertungssystem. E<strong>in</strong> weiterer Aspekt:<br />
Hochwertige Verträge verlangen<br />
heute normalerweise hundert Prozent<br />
Rückfl uss der <strong>in</strong>dustriellen und regionalen<br />
Leistungen; das bedeutet, dass<br />
es e<strong>in</strong>en „Offset“ gibt, also Leistungen<br />
vor Ort erbracht wer<strong>den</strong> müssen.<br />
P r o fi l : Trägt Ihr Unternehmen zur<br />
wirtschaftlichen Entwicklung Kanadas<br />
bei?<br />
Knackstedt: Nach 25 Jahren br<strong>in</strong>gen<br />
wir immer noch wirtschaftliche Vorteile<br />
für Kanada. Unser Hauptanliegen<br />
ist es, unseren Kun<strong>den</strong> Lösungen anzubieten,<br />
die ihren Bedürfnissen entsprechen.<br />
Wir suchen zudem immer<br />
nach Möglichkeiten, Produkte aus der<br />
Rhe<strong>in</strong>metall-Gruppe <strong>in</strong> das nordamerikanische<br />
Land zu br<strong>in</strong>gen. Im Fall,<br />
dass e<strong>in</strong> Produkt nicht mehr <strong>den</strong> gewünschten<br />
Erfordernissen entspricht,<br />
s<strong>in</strong>d wir nachweislich dazu <strong>in</strong> der Lage,<br />
Allianzen mit anderen Dienstleistern zu<br />
bil<strong>den</strong>, um e<strong>in</strong>e entsprechende Lösung<br />
beziehungsweise e<strong>in</strong> adäquates System<br />
anzubieten. Zum Beispiel haben<br />
wir mit anderen Firmen bei der Erstellung<br />
des „Close Area Suppression“-<br />
Waffensystems (CASW) zusammengearbeitet.<br />
P r o fi l : Was ist Ihre Firmenphilosophie,<br />
welche Geschäfts- und Innovati-<br />
onsstrategie verfolgen Sie heute, und<br />
welche Schwerpunkte setzen Sie für<br />
die Zukunft?<br />
Knackstedt: Unsere unternehmerische<br />
Philosophie lässt sich am besten<br />
durch die Grundsätze unserer „Vision“<br />
und „Mission“ beschreiben. E<strong>in</strong> wichtiger<br />
Aspekt ist hier, dass wir e<strong>in</strong> bevorzugter,<br />
verlässlicher und vertrauenswürdiger<br />
Partner und Dienstleister für<br />
Heeressysteme se<strong>in</strong> wollen, die beim<br />
E<strong>in</strong>satz der Landstreitkräfte benötigt<br />
wer<strong>den</strong>. Neben unserem Angebot an<br />
<strong>in</strong>novativen, nachhaltigen und kostenbewussten<br />
Produkten und Systemen<br />
wollen wir unsere Rhe<strong>in</strong>metall-Defence-Partner<br />
aktiv dar<strong>in</strong> unterstützen,<br />
Zugang zum kanadischen Markt zu bekommen.<br />
Gleichzeitig profi tieren wir<br />
auch von dem Know-how der Rhe<strong>in</strong>metall-Gruppe<br />
im Bereich <strong>in</strong>ternationales<br />
Market<strong>in</strong>g und Vertrieb.<br />
P r o fi l : Welche Innovationen waren<br />
notwendig und erfolgreich, und <strong>in</strong>wiefern<br />
haben sie Ihr Geschäft geprägt?<br />
Knackstedt: Ich würde <strong>in</strong> diesem Fall<br />
nicht von Innovation, sondern eher<br />
von Fähigkeiten sprechen, die uns als<br />
Systemgestalter und Integrator von anderen<br />
unterscheidet. Als wir 1986 mit<br />
dem „Adats“-Programm an <strong>den</strong> Start<br />
g<strong>in</strong>gen, waren wir <strong>in</strong> der Tat der e<strong>in</strong>zige<br />
Integrator für Verteidigungssysteme <strong>in</strong><br />
ganz Kanada. Und diese Befähigung,<br />
komb<strong>in</strong>iert mit <strong>den</strong> aus dem Projekt<br />
gewonnenen Erfahrungen, stattete<br />
uns mit dem Wissen und der Kreativität<br />
aus, die wir benötigten, um <strong>in</strong> die<br />
Märkte e<strong>in</strong>zutreten, auf <strong>den</strong>en wir uns<br />
heute befi n<strong>den</strong>.<br />
P r o fi l : Welche Erwartungen haben<br />
Sie an Ihre Mitarbeiter? Inwiefern ha-<br />
ben sich die Anforderungen an die<br />
Mitarbeiter <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren<br />
gewandelt?<br />
Knackstedt: Unsere Kun<strong>den</strong> streben<br />
nach neuen und kostenbewusst ausgerichteten<br />
Systemen. Wir erwarten von<br />
unseren Mitarbeitern, dass sie auf dieses<br />
Bedürfnis reagieren und motiviert<br />
s<strong>in</strong>d, entsprechende Systeme zu entwickeln.<br />
Das ist ganz wesentlich, müssen<br />
wir uns doch bei der Abgabe von konkurrenzfähigen<br />
Angeboten gegenüber<br />
Wettbewerbern behaupten. Qualitätskriterien<br />
wie Produktleistungsfähigkeit,<br />
Preis und Zuverlässigkeit entschei<strong>den</strong><br />
über <strong>den</strong> Gew<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Ausschreibung.<br />
Dieser Herausforderung mussten sich<br />
unsere Techniker immer wieder erneut<br />
stellen.<br />
P r o fi l : Gewähren Sie uns e<strong>in</strong>en Blick<br />
<strong>in</strong> die Zukunft. Was s<strong>in</strong>d aus Ihrer<br />
Sicht die besten Absatzchancen, und<br />
<strong>in</strong> welchen Marktsegmenten wollen<br />
Sie wachsen?<br />
Knackstedt: Künftige Absatzchancen<br />
auf dem kanadischen Markt der<br />
Landverteidigung wer<strong>den</strong> durch <strong>den</strong><br />
Verkauf und die langfristige Betreuung<br />
von Fahrzeugfl otten, also Rad- und Kettenfahrzeuge,<br />
bestimmt. Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada ist aufgrund der bereits erworbenen<br />
Erfahrung im Bereich Fahrzeugsysteme<br />
und der Unterstützung der<br />
Rhe<strong>in</strong>metall-Gruppe bestens geeignet,<br />
diesen Markt zu durchdr<strong>in</strong>gen.<br />
P r o fi l : Wie schätzen Sie das Wachstumspotenzial<br />
für <strong>den</strong> kanadischen<br />
Defence-Markt <strong>in</strong> <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong><br />
Jahren e<strong>in</strong>, und welche Folgen hat dies<br />
für Ihr Engagement <strong>in</strong> Kanada?<br />
Knackstedt: Wir gehen von e<strong>in</strong>em<br />
hohen Wachstumspotenzial aus, berücksichtigt<br />
man die Anzahl großer<br />
Fahrzeugprogramme <strong>in</strong> Kanada. Dazu<br />
gehören Modernisierungsprogramme,<br />
wie zum Beispiel gepanzerte Pionierfahrzeuge<br />
(Armoured Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
Vehicles), gepanzerte taktische Patrouillenfahrzeuge<br />
(Tactical Armoured<br />
Patrol Vehicle) und leichte geschützte<br />
Fahrzeuge (Light Armoured Vehicles).<br />
Wir haben uns voll und ganz dazu verpfl<br />
ichtet, möglichst viele Aufträge im<br />
Bereich Fahrzeugsysteme und Waffenstationen<br />
zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Wenn möglich, bieten wir Rhe<strong>in</strong>metall-Fahrzeuge<br />
und Systeme an; wenn<br />
das nicht möglich ist, kooperieren wir<br />
mit Partnern wie im Falle des TAPV. Da<br />
Rhe<strong>in</strong>metall entschie<strong>den</strong> hatte, nicht<br />
mit e<strong>in</strong>em eigenen Fahrzeug <strong>in</strong>s Rennen<br />
zu gehen, wurde <strong>in</strong> diesem Fall<br />
e<strong>in</strong>e Kooperation zwischen Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada und anderen OEMs beschlossen,<br />
<strong>in</strong> diesem Fall mit Textron. E<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>teressanter Aspekt bei diesem Auftrag<br />
ist, dass wir entschie<strong>den</strong> haben,<br />
mit anderen Herstellern sowohl beim<br />
Fahrzeug wie auch beim Waffensystem<br />
zu kooperieren; <strong>in</strong> diesem Fall wird die<br />
ferngesteuerte Waffenstation geme<strong>in</strong>sam<br />
mit unserem Partner Kongsberg<br />
angeboten.<br />
P r o fi l : Zum Abschluss noch e<strong>in</strong>e persönliche<br />
Frage: Wann und warum s<strong>in</strong>d<br />
Sie nach Kanada gekommen?<br />
Knackstedt: Im Herbst 2009 habe<br />
ich die Rolle des Präsi<strong>den</strong>ten und Chief<br />
Executive Offi cer des Unternehmens<br />
übernommen. Ich b<strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Kollegen<br />
und me<strong>in</strong>en Mitarbeitern sehr dankbar,<br />
dass sie mich herzlich und offen<br />
aufgenommen haben. Das Executive<br />
Team hat mich als Newcomer im Defence-Bereich<br />
mit viel E<strong>in</strong>satz und Geduld<br />
mit der Arbeit, dem Land und der<br />
fachlichen Sprache vertraut gemacht.<br />
Für mich war dieser E<strong>in</strong>stieg e<strong>in</strong>e großartige<br />
Gelegenheit und Herausforderung,<br />
nachdem ich mehrere Jahre im<br />
Automotive-Bereich des Rhe<strong>in</strong>metall-<br />
Konzerns gearbeitet habe.<br />
P r o fi l : Was war bzw. ist anders?<br />
Knackstedt: Der E<strong>in</strong>stieg war auch<br />
deshalb herausfordernd, weil die Art<br />
der Geschäfte mit staatlichen Institu-<br />
Dr. Andreas Knackstedt, Presi<strong>den</strong>t und CEO von Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc.<br />
„Wir konzipieren kluge Lösungen<br />
geme<strong>in</strong>sam mit unseren Partnern“<br />
ann Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/Ottawa. Mit se<strong>in</strong>em breiten Produktportfolio <strong>in</strong> vier starken Geschäftsfeldern ist Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada gut gerüstet, um neue Märkte zu erobern. Die Rhe<strong>in</strong>metall-Konzernzeitung „Das Profi l“ sprach mit Dr.<br />
Andreas Knackstedt, Presi<strong>den</strong>t und Chief Executive Offi cer des Unternehmens über Markterfordernisse und der Herausforderung,<br />
sich auf verändernde Kun<strong>den</strong>bedürfnisse e<strong>in</strong>zustellen und qualifi zierte Mitarbeiter zu gew<strong>in</strong>nen. Der<br />
53-Jährige, der zuvor Presi<strong>den</strong>t bei Pierburg Inc. <strong>in</strong> South Carol<strong>in</strong>a war, lebt seit 1995 mit se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> Nordamerika.<br />
tionen ganz anders ist. Das Geschäft<br />
konzentriert sich auf weniger Kun<strong>den</strong><br />
als <strong>in</strong> der Automobilbranche, <strong>in</strong> unserem<br />
Fall vor allem auf die kanadischen<br />
Streitkräfte. Die Herausforderung liegt<br />
also weniger dar<strong>in</strong>, mehrere Kun<strong>den</strong><br />
gleichzeitig mit konkurrieren<strong>den</strong> Interessen<br />
zu bedienen. Vielmehr geht es<br />
<strong>in</strong> unserem Geschäft darum, die Notwendigkeit<br />
zu erkennen und die Bereitschaft<br />
zu haben, bei jedem Projekt im<br />
Bedarfsfall aufs Neue unterschiedliche<br />
Allianzen zu bil<strong>den</strong>. Heute kooperieren<br />
wir mit dem e<strong>in</strong>em Partner, der morgen<br />
unser Wettbewerber se<strong>in</strong> kann.<br />
P r o fi l : Leben Sie gerne <strong>in</strong> diesem<br />
Land? Inwiefern hat es Sie geprägt?<br />
Knackstedt: Ja, ich lebe sehr gerne<br />
hier, und ich b<strong>in</strong> begeistert, welche<br />
neuen Erfahrungen mir das Leben <strong>in</strong><br />
Kanada ermöglicht hat. Me<strong>in</strong> Leben<br />
heute unterscheidet sich sehr von der<br />
Zeit, als ich noch <strong>in</strong> South Carol<strong>in</strong>a gewohnt<br />
habe. Es gibt viele <strong>in</strong>teressante<br />
Kontraste, die mich bereichert haben.<br />
Zum Beispiel lebe ich heute mit me<strong>in</strong>er<br />
Frau und ohne die drei mittlerweile erwachsenen<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schönen<br />
Appartment-Build<strong>in</strong>g im 16. Stock am<br />
Sankt-Lorenz-Strom der Metropole<br />
Montreal mit drei Millionen E<strong>in</strong>wohnern,<br />
das ich gegen e<strong>in</strong> Haus im ländlichen<br />
South Carol<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>getauscht habe.<br />
Das multikulturelle Umfeld <strong>in</strong> Montreal<br />
mit se<strong>in</strong>em attraktiven Lifestyle – das<br />
reicht von Museen über Theater bis h<strong>in</strong><br />
zur französisch-kanadischen Küche –<br />
ist großartig. Ich genieße außerdem<br />
die vielen Outdoor-Möglichkeiten, zum<br />
Beispiel Fahrradfahren entlang des<br />
Sankt-Lorenz Stroms im Sommer oder<br />
Skifahren im W<strong>in</strong>ter.<br />
Foto: Ariane Gehlert
jpw Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/Ottawa.<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Canada tritt nicht nur <strong>in</strong><br />
Kanada, sondern auch weltweit als<br />
Lieferant von Hightech-Produkten im<br />
Bereich der Simulation erfolgreich <strong>in</strong><br />
Ersche<strong>in</strong>ung. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d<br />
etwa der „Air Defence Operations Simulator“<br />
(„Ados“) für das Königlichniederländische<br />
Heer sowie das „Mar<strong>in</strong>e<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g System Operations “<br />
(„Meso“ der kanadischen Streitkräfte.<br />
★ Air Defence Operations Simulator<br />
(Ados):<br />
Das niederländische Heer führt derzeit<br />
das „Advanced Ground Based Air<br />
Defence System (<strong>AG</strong>BADS)“ von Rhe<strong>in</strong>metall<br />
e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> das „Short Range Air Defense<br />
(„Shorad“)“-Systeme <strong>in</strong>tegriert<br />
wer<strong>den</strong> sollen. Damit e<strong>in</strong>her geht die<br />
Notwendigkeit, die Ausbildung an dem<br />
System anzupassen und zu verbessern.<br />
Hierzu zählen vor allem taktische<br />
Führungsprozesse, die über bloße Bedienerausbildung<br />
h<strong>in</strong>ausreichen. Der<br />
„Air Defence Operations“-Simulator<br />
von Rhe<strong>in</strong>metall Canada soll vor allem<br />
zur Ausbildung des Führungspersonals<br />
und der Stäbe von Flugabwehre<strong>in</strong>heiten<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>. Darüber hi naus<br />
soll „Ados“ die Aufgabe erfüllen, als<br />
Erprobungs- und Forschungswerkzeug<br />
bei der Weiterentwicklung von<br />
Doktr<strong>in</strong>en, Taktiken, Techniken und<br />
Handlungsabläufen (Doctr<strong>in</strong>e, Tactics,<br />
Techniques, and Procedures/DTTP)<br />
e<strong>in</strong>gesetzt zu wer<strong>den</strong>.<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Canada hatte bereits<br />
das Führungs- und Kommunikationssystem<br />
„Command, Control and Communication/C3“<br />
des <strong>AG</strong>BADS-Systems<br />
geliefert. Das sollte später e<strong>in</strong> entschei<strong>den</strong>der<br />
Faktor für <strong>den</strong> „Ados“-<br />
Auftrag se<strong>in</strong>, <strong>den</strong>n Rhe<strong>in</strong>metall konnte<br />
<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> davon überzeugen, die<br />
Integration der <strong>AG</strong>BADS-C3-Software<br />
Diese Entwicklung von e<strong>in</strong>er Firma,<br />
die sich anfangs nur auf e<strong>in</strong> Projekt<br />
– nämlich Adats – spezialisiert hatte<br />
und heute e<strong>in</strong> Unternehmen mit<br />
vier Kompetenzbereichen ist, bildete<br />
die Grundlage für <strong>den</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> neue<br />
Märkte, wie zum Beispiel Führungssysteme<br />
für <strong>den</strong> Kampfe<strong>in</strong>satz sowie<br />
Innere Sicherheit. Rund 250 Mitarbeiter,<br />
davon 75 Ingenieure und 100 Produktionsmitarbeiter,<br />
kümmern sich<br />
heute um die Systemtechnik, Integration,<br />
Logistik und Dienstleistungen <strong>in</strong><br />
diesen neuen Marktfeldern.<br />
Die Vertriebsmitarbeiter von Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada beherrschen nicht nur<br />
<strong>den</strong> Vertriebsprozess von A bis Z, sondern<br />
verfügen auch über e<strong>in</strong> weites<br />
Netzwerk, um Produkte von Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Defence im kanadischen Markt zu<br />
lancieren. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong><br />
der Lage, Aspekte wie die so genannten<br />
„Regional Benefi ts“ zu managen.<br />
Zu <strong>den</strong> Kernkompetenzen des<br />
Unternehmens zählen die vier Geschäftsbereiche<br />
Fahrzeug<strong>in</strong>tegration,<br />
Waffensysteme, Flugabwehr und Elektronische<br />
Systeme. Jeder der vier Geschäftsbereiche<br />
ist gleichzeitig auch<br />
Dienstleister für drei Servicebereiche,<br />
nämlich für die Produktion der jeweiligen<br />
Komponenten, die „Offsets“ und<br />
die Betreuung im E<strong>in</strong>satz (In-Service<br />
Support). So hat Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />
zum Beispiel Kabelmontagen (cable<br />
assemblies) hergestellt, e<strong>in</strong>e wesentliche<br />
Komponente der ferngesteuerten<br />
PROTECTOR-Waffenstation der norwegischen<br />
Firma Kongsberg Defence<br />
Systems.<br />
„Auch wenn unsere Kernkompetenz<br />
dar<strong>in</strong> liegt, eigene Produkte herzustellen,<br />
ist das Komponenten-Geschäft e<strong>in</strong><br />
neues und weiteres wichtiges Element<br />
unserer langfristigen Geschäftsstrategie,<br />
br<strong>in</strong>gt es uns doch gute Umsätze<br />
und damit Stabilität“, ist Ala<strong>in</strong> Tremblay,<br />
Vice Presi<strong>den</strong>t Bus<strong>in</strong>ess Development,<br />
überzeugt.<br />
Auch der „In-service-support“ ist<br />
langfristig angelegt und bedeutet,<br />
als obligatorische Bed<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> die<br />
Ausschreibung aufzunehmen. Weiterh<strong>in</strong><br />
sprachen der überzeugende Lösungsvorschlag<br />
sowie die Tatsache,<br />
dass der führende Lieferant von Waffensystemen<br />
<strong>in</strong> Kanada mit se<strong>in</strong>em<br />
Angebot <strong>in</strong>nerhalb des vorgegebenen<br />
F<strong>in</strong>anzrahmens lag, dafür, Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada zu beauftragen.<br />
„Ados“ ist e<strong>in</strong> Simulations- und Schulungssystem,<br />
bei dem handelsübliche<br />
COTS-Simulationstools zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommen. Rhe<strong>in</strong>metall Canada arbeitete<br />
darüber h<strong>in</strong>aus sehr eng mit Ados-Ausbildern<br />
sowohl während der Design- als<br />
auch der E<strong>in</strong>führungsphase zusammen,<br />
um sicherzustellen, dass das System<br />
die Anforderungen und Wünsche des<br />
Kun<strong>den</strong> widerspiegelt. Der Rhe<strong>in</strong>metall-Geschäftsbereich<br />
Simulation und<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Bremen wird im Anschluss<br />
als Ansprechpartner des niederländischen<br />
Heeres für <strong>den</strong> Vertrag zur Langzeitunterstützung<br />
fungieren.<br />
★ Mar<strong>in</strong>e Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g System Operations<br />
(„Meso“): Das Projekt „Mar<strong>in</strong>e<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g System Operations“<br />
(Meso) soll e<strong>in</strong>en kritischen „Flaschenhals“<br />
bei der Ausbildung beseitigen,<br />
<strong>den</strong> die Mar<strong>in</strong>ereserve Kanadas beim<br />
Schaffen e<strong>in</strong>es qualifi zierten Instandsetzungspersonalkaders<br />
i<strong>den</strong>tifi ziert<br />
hat. Dadurch ergab sich e<strong>in</strong>e hohe<br />
Ausbildungsbelastung <strong>in</strong>sbesondere<br />
im H<strong>in</strong>blick auf Küstenverteidigungsschiffe<br />
der K<strong>in</strong>gston-Klasse. Wegen<br />
des Fehlens ausgebildeten Personals<br />
drohte e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung der E<strong>in</strong>satzbereitschaft<br />
und -verfügbarkeit<br />
dieser Schiffstypen.<br />
Der Meso-Ausbildungssimulator wird<br />
an der Schule der Naval Reserve Fleet<br />
<strong>in</strong> Quebec City e<strong>in</strong>gerichtet wer<strong>den</strong>.<br />
Zum Lieferumfang gehören e<strong>in</strong> Full<br />
Mission Tra<strong>in</strong>er, der dem Masch<strong>in</strong>en-<br />
dass der Kunde aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />
Quelle das komplette Dienstleistungsspektrum<br />
für die lebenslange Instandsetzung<br />
e<strong>in</strong>es spezifi schen Produktes<br />
nutzen kann. Diese „4+3“-Säulenstrategie<br />
des Unternehmens, sprich vier<br />
Geschäftsbereiche plus die drei genannten<br />
Dienstleistungen, bil<strong>den</strong> <strong>den</strong><br />
Kern der neu fi rmierten Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada.<br />
Mit Projekten für <strong>in</strong>ternationale Kun<strong>den</strong><br />
und Partner kann der renommierte<br />
Lieferant für Waffensysteme auf viele<br />
Erfolge zurückblicken. E<strong>in</strong>ige bekannte<br />
Service- und Projektbeispiele aus<br />
<strong>den</strong> vier Geschäftsbereichen seien an<br />
dieser Stelle kurz genannt:<br />
★ Fahrzeug<strong>in</strong>tegration: Zu <strong>den</strong> Dienstleistungen<br />
zählen die Herstellung,<br />
Moderne Simulationstechnik von Rhe<strong>in</strong>metal Defence Electronics bietet umfangreiche<br />
Möglichkeiten bis h<strong>in</strong> zum virtuellen taktischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auf Bataillonsebene.<br />
kontrollraum nachempfun<strong>den</strong> ist und<br />
Operator-Schnittstellen e<strong>in</strong>schließlich<br />
Kommunikationse<strong>in</strong>richtungen<br />
und akustischen Warne<strong>in</strong>richtungen<br />
bietet. Er wird mit e<strong>in</strong>em virtuellen<br />
Masch<strong>in</strong>enraum mit Touchscreens verbun<strong>den</strong><br />
se<strong>in</strong>, welche sich so konfi gurieren<br />
lassen, dass sie jedes System,<br />
das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der sechs Technikberei-<br />
che des Schiffes vorhan<strong>den</strong> ist, darstellen<br />
können.<br />
Die Anlage wird ebenso mit e<strong>in</strong>em<br />
Multi-Task-Tra<strong>in</strong>er verbun<strong>den</strong>, der aus<br />
e<strong>in</strong>em Unterrichtsraum mit zehn Arbeitsplätzen<br />
und e<strong>in</strong>em Ausbildungs-<br />
und Bedienraum zur Steuerung der<br />
Ausbildung besteht. Weiterh<strong>in</strong> wer<strong>den</strong><br />
im Rahmen des Projektes Individual<br />
Multi-Task Tra<strong>in</strong>ers (IMTT) geliefert;<br />
ann/jpw Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/Ottawa. Mit der Akquisition des Auftrages „Adats<br />
– Air Defence and Anti-Tank System“ g<strong>in</strong>g das Unternehmen – damals fi rmierte es noch<br />
unter dem Namen Oerlikon Aerospace – 1986 an <strong>den</strong> Start. Im Gegensatz zu Konkurrenzlösungen,<br />
die auf e<strong>in</strong>er leichter zu erfassen<strong>den</strong> Radartechnologie basierten, handelt<br />
es sich bei „Adats“ um e<strong>in</strong> hochkomplexes System, welches e<strong>in</strong> elektrooptisches<br />
Zielerfassungs- und Feuerleitsystem zur Erfassung von Flugzielen nutzt. „Basierend<br />
auf der Erfahrung mit diesem Adats-Großprojekt haben wir <strong>den</strong> ersten großen Meilenste<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> der Entwicklung zu e<strong>in</strong>em hochmodernen Anbieter gelegt, der heute Lösungen<br />
und Dienstleistungen im Bereich der Anlagentechnik, Softwareentwicklung und im<br />
Bereich Logistik Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g zur Verfügung stellt. Neben unserem Hauptkun<strong>den</strong>, <strong>den</strong><br />
kanadischen Streitkräften, konnten wir bereits e<strong>in</strong>e Vielzahl von Projekten für weitere<br />
Kun<strong>den</strong>, zum Beispiel die deutschen, holländischen und französischen Streitkräfte,<br />
realisieren“, sagt Duncan Hills, Director Government Relations and Industrial Benefi ts.<br />
Gestaltung und Integration von Sub-<br />
Systemen, wie zum Beispiel fernbedienbare<br />
Waffenstationen, Führungs- und<br />
Informationssysteme und Sensor- und<br />
Servo- Systeme.<br />
Projekte: Integration des „Adats“-Geschützturms<br />
auf LAV-III-Fahrzeug für die<br />
kanadischen Streitkräfte; Integra tion<br />
des „Manpad“-Zielvore<strong>in</strong>weisungsgerät<br />
im Mercedes Benz G-Fahrzeug.<br />
★ Waffensysteme: Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />
hat die Kompetenz, e<strong>in</strong>zelne Bauteile und<br />
Komponenten zu entwickeln, zu testen<br />
und daraus e<strong>in</strong> vollständiges Waffensystem<br />
herzustellen. Feuerleitung, Software<br />
Design, Entwicklung und Qualifi kation<br />
zählen zu <strong>den</strong> Serviceleistungen.<br />
Projekte: Integration, Test und Installation<br />
des Mass-Systems für CF-<br />
diese bestehen aus e<strong>in</strong>em Arbeitsplatz<br />
mit der entsprechen<strong>den</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssoftware.<br />
Aus Firmensicht war Meso e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Projekt, markierte es doch <strong>den</strong><br />
E<strong>in</strong>stieg Rhe<strong>in</strong>metalls mit e<strong>in</strong>em Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssimulator<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> kanadischen<br />
Markt. Ausschlaggebend waren nicht<br />
nur der zuverlässige technische Lö-<br />
Hightech-Produkte auf<br />
dem Simulationssektor<br />
sungsvorschlag, sondern auch Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada’s hervorragende Kenntnisse<br />
von <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong>anforderungen<br />
sowie von <strong>den</strong> Abläufen und Besonderheiten<br />
der Auschreibungsverfahren<br />
der kanadischen Regierung.<br />
Meso war e<strong>in</strong>e „Best Value“-Ausschreibung.<br />
Für <strong>den</strong> Erfolg <strong>in</strong> solchen<br />
Verfahren ist vor allem der Nutzen des<br />
Produktes und nicht zw<strong>in</strong>gend der nied-<br />
Fregatten für die kanadische Mar<strong>in</strong>e;<br />
Produktion, Montage, Integration und<br />
Tests von Arrows-Waffenstationen,<br />
CASW C16 Automatic Grenade Launcher<br />
System.<br />
★ Flugabwehr: Das Unternehmen<br />
entwickelt „Battle-Management“-<br />
Systeme, die Flugabwehrwaffen, Sensoren,<br />
Kommunikationssysteme und<br />
e<strong>in</strong>e spezielle Kampfmanagement-<br />
Trumpfkarte mit vier Kompetenzen<br />
Software zu e<strong>in</strong>em kompletten Flugabwehrsystem<br />
<strong>in</strong>tegrieren.<br />
Projekte: Zukünftige „Adats“-Systeme,<br />
FGBADS („Future Ground Based“)- Abwehrsystem<br />
für das niederländische<br />
Heer; BMC41-System für das moderne<br />
Luftnahbereichs-Flugabwehrsystem „Asrad“<br />
(Advanced Short Range Air Defence-<br />
Projekt) für die fi nnischen Streitkräfte.<br />
Rhe<strong>in</strong>metall wurde beauftragt, kanadische Fregatten vom Typ Halifax mit dem „Multi Ammunition Softkill“-System (Mass)<br />
auszurüsten. Mass bietet hohen Schutz gegen moderne sensorgesteuerte Flugkörper auf hoher See und <strong>in</strong> Küstennähe.<br />
rigste Preis ausschlaggebend. Um hier<br />
erfolgreich zu se<strong>in</strong>, muss man erstens<br />
die Anforderungen und Wünsche des<br />
Kun<strong>den</strong> genau verstehen, zweitens zeigen,<br />
dass man alle <strong>in</strong> der Ausschreibung<br />
genannten obligatorischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
erfüllt, und drittens die maximale<br />
Anzahl der weiteren Anforderungen<br />
(rated requirements) übertreffen.<br />
★ Land Vehicle Crew Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Station<br />
(LV CTS): Die „Land Vehicle Crew Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Station“ ist e<strong>in</strong>es der nächsten<br />
Projekte des kanadischen Heeres. In<br />
ganz Kanada sollen fünf Fahrzeug-<br />
Simulations- und Ausbildungszentren<br />
aufgebaut wer<strong>den</strong>; sie sollen die Besatzungsausbildung<br />
– Kommandant,<br />
Richtschütze und Fahrer – der LAV<br />
3- und Close-Combat Vehicle-Flotten<br />
der kanadischen Streitkräfte gewährleisten.<br />
Die kanadische Regierung hat<br />
dazu e<strong>in</strong>en offenen Wettbewerb ausgeschrieben,<br />
die Vertragsunterzeichnung<br />
ist für Ende 2013 oder Anfang<br />
2014 geplant.<br />
Firmenchef Dr. Andreas Knackstedt:<br />
„Rhe<strong>in</strong>metall Canada wird geme<strong>in</strong>sam<br />
mit dem Defence-Geschäftsbereich<br />
Simulation und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Bremen der<br />
kanadischen Regierung e<strong>in</strong>e Lösung<br />
für LV CTS anbieten, die überzeugt,<br />
im F<strong>in</strong>anzrahmen liegt und die Vorgaben<br />
über die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der regionalen<br />
Industrie erfüllt. Unser Unternehmen<br />
wird se<strong>in</strong>e 25 Jahre Erfahrung als<br />
System<strong>in</strong>tegrator <strong>in</strong> Kanada nutzen,<br />
um die typischerweise komplexen<br />
Anforderungen zur Angebotsabgabe<br />
(Request for Proposal/RFP) sorgfältig<br />
zu beantworten. Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />
übernimmt die Verantwortung im Projektmanagement,<br />
Endmontage, Integration<br />
und Test, <strong>in</strong>tegrierte logistische<br />
Unterstützung sowie <strong>den</strong> Long-Term<strong>in</strong>-Service<br />
Support.“<br />
★ Elektronische Systeme: Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Canada hat die Kompetenz, Verteidigungselektronik<br />
und Software für<br />
verschie<strong>den</strong>e Verteidigungs-Anwendungen<br />
zu entwickeln. Beispielhafte<br />
Leistungen s<strong>in</strong>d: Systemanalyse, Integration,<br />
Test und Qualifi kation sowie<br />
elektronisches Design, zum Beispiel<br />
benutzerdefi nierte Schnittstellen<br />
„customized <strong>in</strong>terfac<strong>in</strong>g“.<br />
Projekte: Computer und Software<br />
für die <strong>in</strong>tegrierte modulare Kampfausstattung<br />
der französischen Armee<br />
und der deutschen Streitkräfte (Fel<strong>in</strong>/<br />
Fantass<strong>in</strong> à Équipements et Liaisons<br />
Intégrés und IdZ-ES/Infanterist der Zukunft<br />
– Erweitertes System).<br />
Mit diesen beispielhaften Projekten<br />
positioniert sich Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />
als e<strong>in</strong> äußerst wettbewerbsfähiges<br />
Unternehmen, das se<strong>in</strong>en Kun<strong>den</strong><br />
im Bereich Mar<strong>in</strong>e, Heer, Luftwaffe<br />
und Flugabwehr maßgeschneiderte<br />
Lösungen und Dienstleistungen anbietet:<br />
„Wir s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zige Firma<br />
<strong>in</strong> Kanada, die Lösungen für alle vier<br />
Geschäftsbereiche parat hat und s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong>sofern extrem kun<strong>den</strong>orientiert“,<br />
sagt Ala<strong>in</strong> Tremblay, Vice Presi<strong>den</strong>t<br />
Bus<strong>in</strong>ess Development. Dabei arbeitet<br />
man mit Partnern zusammen, die<br />
bei anderen Projekten auch Wettbewerber<br />
se<strong>in</strong> können. So ist BAE Systems<br />
zum Beispiel e<strong>in</strong> Lieferant beim<br />
CASW-Projekt, beim Projekt „Close<br />
Combat Vehicle“ h<strong>in</strong>gegen Wettbewerber.<br />
Die breite Ausrichtung auf vier<br />
gleichwertige Geschäftsbereiche ist<br />
aus e<strong>in</strong>em weiteren Grund e<strong>in</strong> wichtiger<br />
strategischer Schachzug. Die Geschäftsbereiche<br />
ergänzen sich gut, wie<br />
Firmenchef Dr. Andreas Knackstedt resümiert:<br />
„Die Erfahrung im Bereich der<br />
Fahrzeug<strong>in</strong>tegration wirkt sich positiv<br />
bei der Entwicklung von Waffenstationen<br />
aus. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel s<strong>in</strong>d<br />
Hardware-Komponenten der Infanterie-Kampfausstattung,<br />
die bei dem<br />
‚Manpad Cue<strong>in</strong>g System‘ zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommen.“
Fotos (3): Andreas Krien<br />
Foto: fotolia<br />
msc Takwe/Pune. Nachdem 2009 die Gebäude<br />
von KSPG Automotive India Private Limited am Produktionsstandort<br />
<strong>in</strong> Takwe – der Ort liegt nahe der<br />
Millionenstadt Pune – erstellt waren, konnte im Jahr<br />
darauf <strong>in</strong> größerem Umfang mit der Produktion von<br />
<strong>AG</strong>R-Ventilen begonnen wer<strong>den</strong>. Dabei erhielten<br />
die <strong>in</strong>dischen Mitarbeiter Unterstützung aus Europa:<br />
Erfahrene Ingenieure aus dem Pierburg-Werk<br />
<strong>in</strong> Neuss reisten nach Takwe mit der Aufgabe, die<br />
im Aufbau befi ndlichen Abteilungen vor Ort zu unterstützen.<br />
E<strong>in</strong>er von ihnen war Andreas Krien (50).<br />
Der gebürtige Wuppertaler ist seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
als Projektmanager Development bei Pierburg tätig<br />
und besucht <strong>den</strong> Standort <strong>in</strong> Indien seit 2009<br />
regelmäßig, um <strong>in</strong>nerhalb der Entwicklungsabteilung<br />
beratend und projektleitend tätig zu se<strong>in</strong>.<br />
P r o fi l : Wie genau sieht <strong>den</strong>n Ihre Zusammenarbeit<br />
mit KSPG Automotive India Private Limited<br />
aus?<br />
Krien: Nun, me<strong>in</strong>e erste Aufgabe bestand dar<strong>in</strong>,<br />
die <strong>in</strong>dischen Kollegen „rundherum“ mit unseren<br />
<strong>AG</strong>R-Produkten vertraut zu machen. Dazu gehörten<br />
zwei wesentliche Aspekte: die technische<br />
Seite und die Aufgabenstellung, die Kollegen für<br />
Pierburg-spezifi sche Arbeitsabläufe wie <strong>den</strong> so<br />
genannten „Drive“-Prozess („Development with<br />
Reliability, Innovation, Value and Experience“ hat<br />
die Optimierung der vielfältigen Prozessabläufe <strong>in</strong><br />
der Produktentwicklung zum Ziel) fi t zu machen.<br />
Dieser wurde bislang <strong>in</strong> allen Werken weltweit<br />
umgesetzt. Darüber h<strong>in</strong>aus verlangen Indische<br />
Kun<strong>den</strong> wie Mah<strong>in</strong>dra oder Tata marktgerechte<br />
Applikationen mit <strong>in</strong>dividuellen technischen Lösungen,<br />
die wir geme<strong>in</strong>sam erarbeitet haben.<br />
P r o fi l : Als Mitteleuropäer reist man nach Indien<br />
– e<strong>in</strong> Subkont<strong>in</strong>ent, der mit rund 3,288 Millionen<br />
Quadratkilometern Fläche etwa<br />
neunmal so groß ist wie<br />
die Bundesrepublik<br />
Deutschland – und hat bestimmte Vorstellungen<br />
im Kopf. Wird man dann von der Realität überrollt?<br />
Krien: Im Grunde genommen wusste ich anfangs<br />
sehr wenig über Indien und hatte, wie wohl die<br />
meisten Menschen, lediglich e<strong>in</strong> paar Schlagwörter<br />
im Kopf: Taj Mahal, Mahatma Ghandi, Mutter<br />
Theresa, Heilige Kühe, der Ganges, verschie<strong>den</strong>e<br />
Teesorten – all dies Mosaikste<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>es Indienbildes,<br />
die sich im Übrigen bis heute immer<br />
wieder und weiter ergänzen. E<strong>in</strong> wenig Be<strong>den</strong>ken<br />
hatte ich angesichts der großen Armut, und ich<br />
habe mich gefragt, wie ich wohl reagieren würde<br />
angesichts von Slums oder bl<strong>in</strong>der, verkrüppelter<br />
Bettler. Doch es stellte sich heraus, dass die Verhältnisse<br />
zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Vier-Millionen-Stadt<br />
Pune etwas besser s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> anderen Gegen<strong>den</strong><br />
des Landes. Auf je<strong>den</strong> Fall ist Indien e<strong>in</strong> Land der<br />
Gegensätze: Direkt neben Armensiedlungen befi<br />
n<strong>den</strong> sich häufi g Glaspaläste mit noblen Luxushotels<br />
und bewachten E<strong>in</strong>kaufszentren.<br />
Profi l: Das tägliche Arbeitsleben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land<br />
mit e<strong>in</strong>er frem<strong>den</strong> Kultur . . .<br />
Krien: . . . spielt sich im Wesentlichen zwischen<br />
dem Produktionsstandort <strong>in</strong> Takwe im Nor<strong>den</strong> von<br />
Pune und e<strong>in</strong>em Hotel ab. Die Fahrt dorth<strong>in</strong> wird<br />
immer begleitet vom ständigen Hupen der Motorräder,<br />
Dreirad-Taxis, Pkw und der vielen bunten<br />
Lastwagen. „Please horn – bitte hupen“ ist e<strong>in</strong><br />
Schriftzug auf jedem größeren Lastkraftwagen.<br />
Und jeder, der nicht schnell genug weiterkommt,<br />
hält sich daran. Auf <strong>den</strong> Straßen herrscht quirliges<br />
Leben – es gibt unzählige kle<strong>in</strong>e Geschäfte am<br />
Straßenrand, wo „Bus<strong>in</strong>ess“ aller Art stattfi ndet.<br />
Im Getümmel wird man häufi g gefragt: „Where are<br />
you from“ – da „Germany“ vielen Indern e<strong>in</strong> Begriff<br />
ist, erntet man meist e<strong>in</strong> herzliches Lächeln.<br />
P r o fi l : Sie haben eben zwei englische Begriffe<br />
verwendet: Wie verständigt man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Land mit mehr als zwanzig offi -<br />
ziellen Sprachen?<br />
Krien: Pune liegt Im Bundesland<br />
Maharashtra, <strong>in</strong><br />
dem Marathi und H<strong>in</strong>di<br />
die offi ziellen Sprachen<br />
s<strong>in</strong>d. Abgesehen<br />
davon sprechen die meisten E<strong>in</strong>heimischen auch<br />
Englisch, so dass die Sprachvielfalt doch etwas<br />
e<strong>in</strong>gedämmt ist. Neben <strong>den</strong> offi ziellen Sprachen<br />
gibt es aber <strong>in</strong> ganz Indien noch über hundert<br />
Dialekte. Deshalb wachsen viele Inder mehrsprachig<br />
auf und beherrschen außer H<strong>in</strong>di und Englisch<br />
noch weitere Landessprachen bzw. können<br />
diese zum<strong>in</strong>dest verstehen.<br />
P r o fi l : Und was gehört sonst noch zum Alltag?<br />
Krien: In der <strong>in</strong>dischen Seele spielt die Religion<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle: Neben der großen Volksreli-<br />
„Profil“-Interview mit Pierburg-Projektmanager Andreas Krien<br />
Der Vielvölkerstaat ist e<strong>in</strong><br />
Land großer Gegensätze<br />
gion des H<strong>in</strong>duismus fi n<strong>den</strong> sich die Zeichen und<br />
Gebäude des Islam, des Buddhismus und des<br />
Christentums. Aber nicht nur das Auge bestaunt<br />
Tempel und heilige Statuen – auch mit der Nase<br />
kann man <strong>den</strong> Göttern anhand des Duftes von<br />
Räucherstäbchen und Kerzen nachspüren. Apropos<br />
Duft: Die <strong>in</strong>dische Küche war für mich übrigens<br />
gewöhnungsbedürftig, aber nicht so scharf<br />
gewürzt, wie ich es mir vorgestellt hatte (lacht).<br />
P r o fi l : Wenn wir schon beim Thema s<strong>in</strong>d: Wie<br />
sieht <strong>den</strong>n e<strong>in</strong> typisch <strong>in</strong>disches Menü aus?<br />
Krien: Es enthält auf je<strong>den</strong> Fall viel Gemüse und<br />
eher wenig Fleisch – viele Inder s<strong>in</strong>d Vegetarier.<br />
Als Beilagen gibt es Reis und e<strong>in</strong>e Art Pizza oder<br />
würzige Crepes, die man unter dem Sammelbegriff<br />
„Roti“ kennt, dazu verschie<strong>den</strong>e Saucen.<br />
Abends im Hotel tr<strong>in</strong>kt man gern e<strong>in</strong> kühles Bier.<br />
Sehr bekannt ist die Biersorte<br />
„K<strong>in</strong>gfi sher“, das Wort<br />
bedeutet „Eisvogel“.<br />
Das Bild des Eisvogels<br />
ist auch das<br />
Markenzeichen Firmenweite<br />
e<strong>in</strong>er bekanntenFluggesellschaft,<br />
Aktivitäten<br />
so dass<br />
ich mitt- msc Neckarsulm. Auch die KS Kolbenschmidt GmbH ist <strong>in</strong><br />
lerweile Indien aktiv und hält zwanzig Prozent an der <strong>in</strong>dischen Shriram<br />
beide s Pistons & R<strong>in</strong>gs Ltd. Beide Unternehmen verb<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e langjäh- langjäh- langjäh-<br />
mit Inrige Partnerschaft, <strong>in</strong> der der <strong>in</strong>dische Kolbenproduzent e<strong>in</strong>e erd<br />
i e n folgreiche Lizenzfertigung für Kolbenschmidt-Kolben betreibt.<br />
verb<strong>in</strong>- E<strong>in</strong>e weitere Tochter von Kolbenschmidt Pierburg, die KS Alum<strong>in</strong>i- Alum<strong>in</strong>i- Alum<strong>in</strong>ide.<br />
um-Technologie GmbH (AT<strong>AG</strong>) – sie ist <strong>in</strong>nerhalb der Firmengruppe<br />
auf die Herstellung von Motorblöcken spezialisiert – unterstreicht<br />
die Marktpräsenz <strong>in</strong> Indien mittels e<strong>in</strong>er Lizenzvere<strong>in</strong>barung<br />
mit der Jaya H<strong>in</strong>d Industries Ltd. <strong>in</strong> Pune. Die Vere<strong>in</strong>barung<br />
be<strong>in</strong>haltet die Entwicklung und Produktion von Zyl<strong>in</strong>der-<br />
köpfen, Zyl<strong>in</strong>derkurbelgehäusen, Bedplates und<br />
weiterer Gussteile für nationale und <strong>in</strong>ternationale<br />
Automobilhersteller<br />
sowie andere Automobilzulieferer.
Foto: fotolia Foto: corbis<br />
Indien ist auf dem Vormarsch – Beispiel Pune: Die west<strong>in</strong>dische Vier-Millionen-Stadt gilt weltweit<br />
mittlerweile als e<strong>in</strong>er der wichtigsten Standorte der Automobil<strong>in</strong>dustrie, <strong>in</strong> der fast alle großen<br />
Automobilkonzerne und -Zulieferer mit Produktionswerken vertreten s<strong>in</strong>d. Verantwortlich<br />
für diesen Boom ist der fl orierende <strong>in</strong>dische Automobilmarkt: Trotz der F<strong>in</strong>anzkrise wur<strong>den</strong><br />
2010 landesweit über zwei Millionen Kraftfahrzeuge verkauft. Derzeit besitzen nur neun<br />
von 1000 Indern e<strong>in</strong> Fahrzeug; das Marktpotenzial <strong>in</strong>des ist angesichts von derzeit gut 1,2<br />
Milliar<strong>den</strong> E<strong>in</strong>wohnern (davon 54 Prozent jünger als 25 Jahre) riesig. Hochwertige Autos<br />
der Premium-Marken kann sich die Mehrheit der Bevölkerung zwar nicht leisten, wohl<br />
aber e<strong>in</strong> preiswertes Modell – vor allem Kle<strong>in</strong>wagen s<strong>in</strong>d beliebt, und die <strong>in</strong>dischen<br />
Käufer wer<strong>den</strong> so stark umworben wie nie zuvor. Dazu kommt, dass das Land über<br />
e<strong>in</strong>e günstige Altersstruktur se<strong>in</strong>er Bevölkerung verfügt. Der derzeit mit 54 Prozent verhältnismäßig<br />
hohe Anteil junger Menschen unter 25 wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Jahrzehnten<br />
für e<strong>in</strong>en ebenso hohen Anteil von Menschen im erwerbsfähigen Alter sorgen. Sie stellen<br />
<strong>in</strong> der Zukunft <strong>den</strong> Pool qualifi zierter Arbeitskräfte und gelten zugleich als kaufkräftige<br />
Konsumenten. Auch die Pierburg GmbH unterhält seit 2008 mit der Tochtergesellschaft KSPG<br />
Automotive India Private Limited e<strong>in</strong>e Niederlassung <strong>in</strong> Indien und hat damit ihren Internationalisierungskurs<br />
konsequent fortgesetzt. Der Startschuss für die Gesellschaft fi el 2008, als<br />
die Bereiche Applikation, Lieferanten- und Qualitätssicherung, E<strong>in</strong>kauf und Vertrieb aufgebaut<br />
wur<strong>den</strong> („Das Profi l“ 5/2008). Nach dem Kauf e<strong>in</strong>es 122 000 Quadratmeter großen Grundstücks <strong>in</strong><br />
Takwe – der Ort liegt rund 60 Kilometer von Pune entfernt – folgte die Errichtung erster eigener Produktionsstätten,<br />
die 2009 <strong>in</strong> Betrieb genommen wur<strong>den</strong>. Heute beherbergen sie moderne und hochfl<br />
exible Fertigungsanlagen für automobile Schadstoffkomponenten wie Abgasrückführventile und<br />
EGR-Module sowie im Bereich der Pierburg Pump Technology für Öl-, Wasser- und Vakuumpumpen.<br />
Pierburg-Niederlassung <strong>in</strong> Pune ist auf striktem Wachstumskurs<br />
E<strong>in</strong> gutgemachter „Job“ wirkt<br />
<strong>in</strong> Indien oft wie e<strong>in</strong> Türöffner<br />
Takwe/Pune. Bereits 2009 hatte die Pierburg<br />
Pump Technology begonnen, vor Ort Pumpen für<br />
Fiat zu fertigen; der italienische Automobilhersteller<br />
hatte im selben Jahr ebenfalls e<strong>in</strong> Werk <strong>in</strong><br />
Pune eröffnet. Im Januar 2011 fi el der Startschuss<br />
für die Produktion e<strong>in</strong>er variablen Ölpumpe, die<br />
für e<strong>in</strong>en japanischen Kun<strong>den</strong> hergestellt und <strong>in</strong><br />
weitere asiatische Länder wie Thailand exportiert<br />
wird. „In <strong>den</strong> nächsten Jahren ist unser Hauptziel,<br />
im Bereich der Pierburg Pump Technology <strong>in</strong> Indien<br />
weiter zu wachsen und <strong>in</strong>dische wie <strong>in</strong>ternationale<br />
Erstausrüster (OEM – Orig<strong>in</strong>al Equipment<br />
Manufacturer) mit unseren Qualitätsprodukten<br />
zu beliefern“, berichtet Manag<strong>in</strong>g Director René<br />
Gansauge: „Viele OEMs s<strong>in</strong>d heute weltweit tätig<br />
und fordern von ihren Zulieferern, vor Ort Teile zu<br />
produzieren und zu liefern – dieser Anforderung<br />
können wir mit unserem Werk <strong>in</strong> Indien optimal<br />
nachkommen.“<br />
Auch die Mitarbeiterzahlen sprechen für<br />
sich: Sie belaufen sich mittlerweile auf<br />
fast zweihundert. E<strong>in</strong>er von ihnen<br />
ist Rajesh Barge, der als Senior<br />
Sales Manager seit 2009 für<br />
Pierburg <strong>in</strong> Indien tätig ist.<br />
Er lebt mit se<strong>in</strong>er Familie<br />
nicht weit vom Pierburg-<br />
Standort entfernt und<br />
hat über zwanzig Jahre<br />
Erfahrung im Automobilmarkt.<br />
Zusammen<br />
mit drei Mitarbeitern<br />
betreut er die <strong>in</strong>dischenPierburg-Kun<strong>den</strong>.<br />
„Im Moment s<strong>in</strong>d<br />
wir neben der Abwicklung<br />
des Tagesgeschäfts<br />
dabei, die Geschäftsbe-<br />
ziehungen vor Ort auszubauen und unser Netzwerk<br />
zu stärken“, erklärt der 48-Jährige.<br />
Dazu gehört es zum Beispiel auch, Kontakte zu<br />
Institutionen wie der ARAI, also der staatlichen<br />
Zertifi zierungsstelle für Motoren, zu pfl egen.<br />
Wichtige Anlaufstellen s<strong>in</strong>d beispielsweise auch<br />
Motorenentwickler wie<br />
AVL India Private Limited<br />
oder Ricardo India<br />
Private Limited. „Verb<strong>in</strong>dungen<br />
dieser Art s<strong>in</strong>d<br />
sehr wichtig für uns und<br />
haben uns vor allem ganz<br />
am Anfang geholfen, als wir neu im<br />
Markt und gänzlich unbekannt waren“,<br />
erklärt Barge.<br />
Zwischenzeitlich konnte Pierburg schon<br />
e<strong>in</strong>ige Aufträge erfolgreich abwickeln und<br />
überzeugte dabei vor allem durch gute Qualität<br />
und pünktliche Lieferzeiten. „Wir haben<br />
e<strong>in</strong>e sehr effi ziente Qualitätskontrolle, so<br />
dass es so gut wie ke<strong>in</strong>e Kun<strong>den</strong>beschwer<strong>den</strong><br />
gibt“, freut sich der Sales Manager. „Das trägt<br />
natürlich dazu bei, Vertrauen aufzubauen und<br />
weitere Aufträge zu erhalten.“<br />
Als wichtige Drehscheibe<br />
der <strong>in</strong>dischen<br />
Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
gilt beispielsweise<br />
auch die „Siat“ (Symposium<br />
on International<br />
Automotive<br />
Technology). Die Veranstaltung<br />
fi ndet alle<br />
zwei Jahre <strong>in</strong> Pune<br />
statt und zeichnet sich<br />
durch wissenschaftliche<br />
Themen mit hohem<br />
Anspruch aus<br />
(„Das Profi l“ 1/2011).<br />
Hier wagte KSPG Automotive<br />
India im Jahr<br />
2007 mit e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Messestand <strong>den</strong><br />
ersten Schritt <strong>in</strong> Richtung<br />
Kun<strong>den</strong>.<br />
2011 war das Unternehmen<br />
bereits zum<br />
dritten Mal präsent<br />
– zusammen mit <strong>den</strong><br />
Schwestergesellschaften<br />
Pierburg Pump<br />
Technology und der KS<br />
Gleitlager GmbH zeig-<br />
Foto: Rabea Sattar<br />
te man sich auf e<strong>in</strong>em<br />
rund 50 Quadratmeter<br />
großen Messestand.<br />
Pierburg präsentierte<br />
Produkte zur Schadstoffreduzierung sowie zur<br />
E<strong>in</strong>haltung der Euro 4- und 5-Abgasnormen, während<br />
die Pierburg Pump Technology elektrische<br />
Wasser-, Vakuum- und Ölpumpen zeigte, die zu<br />
e<strong>in</strong>em verr<strong>in</strong>gerten Kraftstoffverbrauch und weniger<br />
Emissionen beitragen. Die KS Gleitlager GmbH<br />
stellte ihre ganze Bandbreite an hochleistungs-<br />
Engagieren sich seit längerer Zeit kompetent für Pierburg<br />
im überaus wachstumsträchtigen <strong>in</strong>dischen Automobilmarkt:<br />
Rajesh Barge und Guenter Maassen.<br />
fähigen Gleitlagern aus. „Unser Messeauftritt ist<br />
gut angekommen und wurde von <strong>den</strong> Besuchern<br />
ausgesprochen gelobt“, berichtet Guenter Maassen,<br />
Senior Bus<strong>in</strong>ess Development Manager Asia<br />
Pacifi c und <strong>in</strong> dieser Position verantwortlich für<br />
die Sales Organisation.<br />
Zu <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> von KSPG Automotive India gehören<br />
neben <strong>den</strong> genannten <strong>in</strong>dischen Herstellern<br />
aber auch europäische Erstausrüster wie<br />
Fiat oder Nissan, die vor Ort Niederlassungen<br />
betreiben. Sie alle können mit <strong>in</strong>sgesamt 24 verschie<strong>den</strong>en<br />
Produkten beliefert wer<strong>den</strong>, wobei<br />
vor allem Kühlermodule und EGR gefragt s<strong>in</strong>d.<br />
Diese Abgaskomponenten s<strong>in</strong>d wichtig für <strong>den</strong><br />
<strong>in</strong>dischen Markt, wo eben erst die Normen Euro<br />
4 und Euro 5 zu greifen beg<strong>in</strong>nen. Für <strong>den</strong> Export<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> weltweiten Markt müssen allerd<strong>in</strong>gs auch<br />
die von <strong>in</strong>dischen Herstellern angebotenen Fahrzeuge<br />
<strong>in</strong>ternationalen Standards entsprechen.<br />
„Wenn man <strong>in</strong> Indien erfolgreiche Geschäfte<br />
machen will, muss man wissen, dass die dortigen<br />
Kun<strong>den</strong> sehr kostensensitiv s<strong>in</strong>d und es (zudem)<br />
lokale Anbieter gibt, die oftmals günstiger s<strong>in</strong>d als<br />
wir. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Projekt- und Vorlaufzeiten<br />
für unsere Verhältnisse oft sehr kurz angesetzt<br />
s<strong>in</strong>d“, berichtet<br />
Guenter Maassen. Dies<br />
war auch der Fall bei<br />
e<strong>in</strong>em Auftrag von Tata<br />
Motors, Indiens größtemAutomobilhersteller:<br />
Das Unternehmen<br />
wollte <strong>in</strong> <strong>den</strong> 0,7-Liter-<br />
Motor des zweizyl<strong>in</strong>drigen<br />
Lieferwagens<br />
„700 CC“ e<strong>in</strong> pneumatisches<br />
EGR-Modul<br />
e<strong>in</strong>bauen, um so <strong>den</strong><br />
Euro-4-Standard zu<br />
erreichen. Im Januar<br />
2009 kam man auf<br />
KSPG Automotive India<br />
zu – im Oktober desselben<br />
Jahres wur<strong>den</strong><br />
die ersten Module geliefert<br />
und e<strong>in</strong>gebaut;<br />
der Serienstart für die<br />
Anwendung erfolgte<br />
schließlich Ende 2010.<br />
„Die kurze Projektzeit<br />
war e<strong>in</strong>e Herausforderung,<br />
der wir uns gestellt<br />
haben. Aber wir<br />
haben <strong>in</strong> enger Abstimmung<br />
und Zusammenarbeit<br />
mit dem Kun<strong>den</strong><br />
das EGR-Modul für Tata<br />
angepasst und konnten<br />
mit der Lieferung pünktlich beg<strong>in</strong>nen“, berichtet<br />
Barge und fügt h<strong>in</strong>zu: „Dieser Auftrag und<br />
se<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung <strong>in</strong> so kurzer Zeit<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern wichtig für uns, als wir damit unseren<br />
guten Ruf nicht nur bei Tata festigen konnten.<br />
So etwas spricht sich <strong>in</strong> Indien schnell herum<br />
und fungiert als Türöffner.“ Manuela Schall
Foto: Ariane Gehlert<br />
§<br />
P r o fi l : Herr Dr. Pottmeyer, seit<br />
1955 gibt es die Bundeswehr, und<br />
seit dieser Zeit ist es Rhe<strong>in</strong>metall<br />
auch wieder erlaubt, wehrtechnische<br />
Produkte zu fertigen, nachdem<br />
dies zehn Jahre lang durch<br />
die alliierten Militärregierungen<br />
untersagt gewesen war. Wieso<br />
hat es noch e<strong>in</strong>mal sechs Jahre<br />
gedauert, bis der Bundestag das<br />
KWKG verabschiedet hatte?<br />
Pottmeyer: Ich <strong>den</strong>ke, das hatte mehrere Gründe.<br />
Die Jahre bis 1955 waren durch das alliierte Besatzungsrecht<br />
geprägt. Es gab seit der Gründung<br />
der Bundeswehr bereits e<strong>in</strong> vorläufi ges KWKG, <strong>in</strong><br />
dem wesentliche Elemente des späteren Gesetzes<br />
schon E<strong>in</strong>zug gefun<strong>den</strong> hatten. Die lange Dauer<br />
bis zum Gesetzerlass kann man im Grunde nur<br />
damit erklären, dass dieser damals nicht die Priorität<br />
Nr. 1 hatte, <strong>den</strong>n Widerstände dagegen gab<br />
es ja nicht. Im September 1957 war der Bundestag<br />
neu gewählt wor<strong>den</strong>, und A<strong>den</strong>auer wollte das<br />
Thema vor <strong>den</strong> Wahlen erstmal nicht anpacken;<br />
nach se<strong>in</strong>em Wahlsieg gab es dann wichtigere<br />
Aufgaben. Auch wollte man es sicher gleichzeitig<br />
mit dem Außenwirtschaftsgesetz verabschie<strong>den</strong>,<br />
das ja zur selben Zeit entstan<strong>den</strong> ist.<br />
P r o fi l : Was ist das Besondere am Kriegswaffenkontrollgesetz?<br />
Pottmeyer: Se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zigartigkeit! Das Grundgesetz<br />
der Bundesrepublik Deutschland ist weltweit<br />
nahezu die e<strong>in</strong>zige Verfassung, die e<strong>in</strong>e Kriegswaffenkontrolle<br />
vorschreibt. Man wollte – vor<br />
dem H<strong>in</strong>tergrund des Zweiten Weltkrieges – damit<br />
auch bewusst e<strong>in</strong> Zeichen setzen, dass von deutschem<br />
Bo<strong>den</strong> ke<strong>in</strong> Krieg mehr ausgehen dürfe.<br />
Etwas Vergleichbares gibt es nur <strong>in</strong> der Schweiz,<br />
aber deren Verfassungsregelung ist wesentlich<br />
später gekommen und gleichsam von der deutschen<br />
abgeschrieben wor<strong>den</strong>.<br />
P r o fi l : Gibt es <strong>in</strong>haltliche Unterschiede zu ähnlichen<br />
Gesetzen <strong>in</strong> anderen Ländern?<br />
Pottmeyer: Ja! Wir unterschei<strong>den</strong> im Gegensatz<br />
zu anderen Staaten zwischen „Kriegswaffen“<br />
und „sonstigen Gütern“. Es gibt zwar <strong>in</strong> Europa<br />
harmonisierte Listen von Gütern, die unter die<br />
jeweiligen nationalen Gesetze fallen; aber nur <strong>in</strong><br />
Deutschland unterliegen die re<strong>in</strong>en Kriegswaffen<br />
noch schärferen Kontrollen als sonstige Rüstungsgüter.<br />
P r o fi l : Da wir vom europäischen Vergleich sprechen<br />
– ist die Genehmigungspraxis für <strong>den</strong> Export<br />
von Rüstungsgütern nicht sehr unterschiedlich<br />
<strong>in</strong>nerhalb der europäischen Staaten?<br />
Pottmeyer: Wir haben <strong>in</strong> Europa alle mehr oder<br />
weniger die gleichen Gesetze, auch bed<strong>in</strong>gt durch<br />
EU-Richtl<strong>in</strong>ien. Die deutsche Besonderheit liegt<br />
dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> unserem Land auch jede <strong>in</strong>nerstaatliche<br />
Bewegung dokumentiert wer<strong>den</strong> muss.<br />
Das geschieht durch die Kriegswaffenbücher, die<br />
wir sehr penibel führen müssen und auch führen.<br />
Behördlicherseits macht man aus der Kontrolle<br />
der Kriegswaffenbücher zudem regelrecht e<strong>in</strong>e<br />
Wissenschaft. Aber es gibt <strong>in</strong>nerhalb Europas<br />
auch e<strong>in</strong>e sehr unterschiedliche Verwaltungspraxis.<br />
E<strong>in</strong>ige Staaten legen die Exportregelungen<br />
sehr großzügig aus, andere wiederum sehr eng,<br />
und dazu zählen <strong>in</strong>sbesondere die Niederlande,<br />
Dänemark und wir.<br />
P r o fi l : Wer handhabt das Thema anders?<br />
Pottmeyer: Großbritannien und Frankreich s<strong>in</strong>d<br />
da deutlich großzügiger, von <strong>den</strong> USA gar nicht<br />
zu re<strong>den</strong>. Es gibt <strong>in</strong> Deutschland z. B. <strong>den</strong> Sub-<br />
Sahara-Beschluss, das heißt, es wer<strong>den</strong> ke<strong>in</strong>e<br />
Rüstungsgüter <strong>in</strong> die Länder südlich der Sahara<br />
geliefert. England und Frankreich dagegen haben<br />
starke historische B<strong>in</strong>dungen an die Staaten <strong>in</strong><br />
Zentralafrika, <strong>in</strong> ihre ehemaligen Kolonien, und<br />
liefern ohne weiteres (auch) dorth<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> anderes<br />
Thema ist die Export-Unterstützung: Die gibt es<br />
bei uns überhaupt nicht. In England und Frankreich<br />
wird dagegen regierungsseitig gezielt für<br />
die eigene Industrie geworben.<br />
P r o fi l : Welche maßgeblichen Änderungen hat<br />
es im Laufe der vergangenen 50 Jahre beim KWKG<br />
gegeben?<br />
Pottmeyer: So viele Änderungen gab es gar nicht.<br />
1987 ist z. B. die Kriegswaffenliste das letzte Mal<br />
grundlegend modifi ziert wor<strong>den</strong>. Diese Änderungen<br />
betrafen vor allem <strong>den</strong> atomaren, biologischen<br />
und chemischen Bereich. In <strong>den</strong> 1980er Jahren<br />
s<strong>in</strong>d die Laserwaffen mit aufgenommen wor<strong>den</strong>.<br />
Das Gesetz selbst ist weitgehend unverändert geblieben.<br />
Die erste große Änderung gab es 1978.<br />
P r o fi l : Wodurch wurde diese ausgelöst?<br />
Pottmeyer: H<strong>in</strong>tergrund waren die Terroranschläge<br />
der RAF, also der Bader-Me<strong>in</strong>hof-Gruppe,<br />
<strong>in</strong> der damaligen Bundesrepublik. Es fand <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang e<strong>in</strong> regelmäßiger Schmuggel<br />
von Waffen nach Deutschland und aus dem<br />
Land heraus statt, <strong>den</strong>n die <strong>in</strong>ternational agieren<strong>den</strong><br />
Terroristen versorgten sich ja gegenseitig mit<br />
Waffen. Dies wollte man mit verschärften Strafvorschriften<br />
unterb<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />
P r o fi l : Was hat man daraufh<strong>in</strong> gemacht?<br />
Pottmeyer: Damals ist der Paragraph 4a entstan<strong>den</strong>,<br />
der sich mit Vermittlungsgeschäften<br />
über Auslandstätigkeiten befasst. Dar<strong>in</strong> heißt es,<br />
dass jemand, der e<strong>in</strong> Geschäft mit Kriegswaffen,<br />
die sich außerhalb des Bundesgebietes befi n<strong>den</strong>,<br />
abschließen oder vermitteln will, dazu e<strong>in</strong>e<br />
Genehmigung benötigt. Zwar konnte e<strong>in</strong> Waffenhändler<br />
auch schon vorher wegen Beihilfe belangt<br />
wer<strong>den</strong>, der für die Rote-Armee-Fraktion <strong>in</strong> Paläs-<br />
t<strong>in</strong>a Waffen kaufte, die dann <strong>in</strong> unserem Land zu<br />
Straftaten verwandt wur<strong>den</strong>. Neu am Paragraphen<br />
4a war nun, dass auch diese deutschen Personen<br />
nach dem KWKG bestraft wer<strong>den</strong> konnten, die<br />
ohne Genehmigung Waffen vermittelten, die <strong>den</strong><br />
Bo<strong>den</strong> der Bundesrepublik gar nicht berührten.<br />
P r o fi l : Zum Beispiel, ...<br />
Pottmeyer: . . . um Bürgerkriegsarmeen <strong>in</strong> afrikanischen<br />
Staaten auszurüsten, Arsenale von<br />
Terroristen im Ausland aufzufüllen oder ähnliches.<br />
Das Bundeskrim<strong>in</strong>alamt hatte damals gesicherte<br />
Erkenntnisse, dass von der Bundesrepublik<br />
Deutschland aus zahlreiche Geschäfte über<br />
Kriegswaffen vermittelt wur<strong>den</strong>. Man wollte damit<br />
verh<strong>in</strong>dern, dass das Land zum Drehpunkt des <strong>in</strong>ternationalen<br />
Waffenhandels wurde.<br />
P r o fi l : Wieso hatte dies Auswirkungen auf die<br />
bundesdeutsche Wehrtechnik-Industrie?<br />
Pottmeyer: Mit dem Paragraphen 4a wollte man<br />
vor allem diese unseriösen Waffenhändler treffen,<br />
die über alles verfügten, vor allem über ihre<br />
Beziehungen <strong>in</strong> alle Welt – nur eben nicht über ei-<br />
gene Produktionskapazitäten. Aber getroffen hat<br />
man im Grunde die deutsche Industrie, <strong>den</strong>n sie<br />
musste jetzt genauso Genehmigungen über jedes<br />
<strong>in</strong>ternationale Waffengeschäft ohne Bezug zum<br />
Inland e<strong>in</strong>holen wie diese Waffenhändler auch.<br />
Problematisch war dabei, dass diese Vorschrift<br />
quasi über Nacht gekommen ist und noch dazu<br />
ohne Absprache mit der Industrie. Wir wur<strong>den</strong><br />
also unvorbereitet angetroffen und hatten uns<br />
quasi „von jetzt auf gleich“ auf die neue Gesetzeslage<br />
e<strong>in</strong>zustellen. Und <strong>in</strong> <strong>den</strong> Anfangsjahren gab<br />
es im Grunde genommen ke<strong>in</strong>e Rechtssicherheit,<br />
weil nicht klar war, wie weit die Vorschrift überhaupt<br />
g<strong>in</strong>g, was erlaubt war und was nicht.<br />
P r o fi l : Besteht das Problem heute noch?<br />
Pottmeyer: Ne<strong>in</strong>, das ist mittlerweile anders: Wir<br />
wissen jetzt ziemlich genau, für welche Fälle man<br />
Genehmigungen braucht. Aber die Auswirkungen<br />
dieses Paragraphen 4a spüren wir natürlich heute<br />
auch.<br />
P r o fi l : Inwiefern?<br />
Pottmeyer: Vor allem wegen unserer ausländischen<br />
Tochtergesellschaften. Nach dem Pr<strong>in</strong>zip<br />
„One face to the customer“ haben wir e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />
Vertrieb, doch das heißt <strong>in</strong> der Praxis<br />
zum Beispiel dies: Wenn e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Unterlüß ansässi-<br />
ger Rhe<strong>in</strong>metall-Mitarbeiter Produkte von Rhe<strong>in</strong>metall-Denel<br />
(Südafrika) im Ausland vermarkten<br />
will, die beispielsweise von Südafrika aus direkt<br />
nach Indien geliefert wer<strong>den</strong>, deutschen Bo<strong>den</strong><br />
also gar nicht berühren, dann ist das <strong>in</strong> Deutschland<br />
genehmigungspfl ichtig.<br />
P r o fi l : Was hat darüber h<strong>in</strong>aus zu Veränderungen<br />
im KWKG geführt?<br />
Pottmeyer: Wie <strong>in</strong> jedem anderen Geschäft gibt<br />
es auch <strong>in</strong> der wehrtechnischen Industrie so genannte<br />
schwarze Schafe, die z. B. mit illegalem<br />
Waffenexport <strong>in</strong> die Schlagzeilen kommen. Wenn<br />
derartiges geschieht, sieht sich die Bundesregierung<br />
natürlich zum Handeln aufgefordert.<br />
Profi l: Können Sie uns dafür e<strong>in</strong> Beispiel nennen?<br />
Pottmeyer: Anfang 1989 gab es die so genannte<br />
Imhausen-Affäre um die illegale Lieferung e<strong>in</strong>er<br />
Giftgasfabrik <strong>in</strong> <strong>den</strong> Iran. Im Zuge dessen<br />
wurde e<strong>in</strong>e Reihe neuer Verordnungen vor allem<br />
im Außenwirtschaftsbereich erlassen; <strong>in</strong>sofern<br />
kann man heute sagen, dass das Jahr 1990 die<br />
Geburtsstunde der Exportkontrolle gewesen ist.<br />
Vor nunmehr 50 Jahren trat das Kriegswaffenkontrollgesetz <strong>in</strong> Kraft<br />
Konstanz und Kont<strong>in</strong>uität<br />
<strong>in</strong> der Exportgenehmigung<br />
Düsseldorf. Für e<strong>in</strong> Unternehmen wie Rhe<strong>in</strong>metall Defence, das sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em derart sensiblen<br />
Markt bewegt wie dem der Wehrtechnik, gilt e<strong>in</strong> besonderes Gesetz, das „normale“ Unternehmen<br />
im Masch<strong>in</strong>enbau und anderen re<strong>in</strong> zivilen Branchen nicht oder nur bed<strong>in</strong>gt betrifft: das<br />
Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG). Vor nunmehr 50 Jahren, am 1. Juni 1961, trat dieses „Gesetz<br />
über die Kontrolle von Kriegswaffen“ als „Ausführungsgesetz zu Artikel 26 Abs. 2 des Grundgesetzes“<br />
nach mehrjähriger Vorbereitung durch Bundesregierung und Bundestag <strong>in</strong> Kraft. Experte<br />
für das KWKG bei Rhe<strong>in</strong>metall Defence ist Rechtsanwalt Dr. Klaus Pottmeyer, der sich seit<br />
1988 bei der heutigen Rhe<strong>in</strong>metall Waffe Munition GmbH unter anderem mit <strong>den</strong> Besonderheiten<br />
dieses Gesetzes ause<strong>in</strong>andersetzt und der dazu auch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>schlägigen, rund 600 Seiten umfassen<strong>den</strong><br />
Gesetzeskommentar verfasst hat. „Das Profi l“ sprach mit dem 55-jährigen Juristen.<br />
Damals wurde u.a. die Funktion des Ausfuhrverantwortlichen<br />
im Unternehmen geschaffen.<br />
P r o fi l : Welche Aufgaben s<strong>in</strong>d mit dieser Position<br />
verbun<strong>den</strong>?<br />
Pottmeyer: Mit dieser Funktion wollte man vor<br />
allem auch die Füh rungs ebene(n) <strong>in</strong> wehrtechnischen<br />
Unternehmen sensibilisieren. Der Ausfuhrverantwortliche<br />
ist die Person im Unternehmen,<br />
die offi ziell bei der Ge nehmigungsbehörde<br />
die Erlaubnis für e<strong>in</strong>e Beförderung von Kriegswaffen<br />
und rüstungsrelevanten Gütern stellen muss.<br />
Und diese Person muss zw<strong>in</strong>gend dem Vorstand<br />
oder der Geschäftsführung e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />
angehören. Damit waren die Zeiten vorbei, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en<br />
sowohl beim Bund als auch <strong>in</strong> Unternehmen<br />
das Thema viel lascher behandelt wor<strong>den</strong> war.<br />
P r o fi l : Und damit bezweckte man, . . .<br />
Pottmeyer: . . . dass sich Vorstände und Geschäftsführer<br />
nicht mehr damit herausre<strong>den</strong><br />
konnten, sie hätten von der hochkomplexen Materie<br />
nichts gewusst. Außerdem wur<strong>den</strong> die Strafvorschriften<br />
erheblich verschärft; man wollte sogar<br />
die lebenslange Freiheitsstrafe für bestimmte<br />
Vergehen gegen das KWKG e<strong>in</strong>führen, die dann<br />
aber nicht gekommen ist.<br />
P r o fi l : Ich habe <strong>den</strong> E<strong>in</strong>druck, als bestünde wegen<br />
weniger „schwarzer Schafe“ grundsätzlich<br />
e<strong>in</strong> großes Misstrauen der Politik gegenüber der<br />
wehrtechnischen Industrie.<br />
Pottmeyer: Das ist richtig, aber ich fi nde, es ist<br />
e<strong>in</strong> sehr gesundes Misstrauen – sicherlich auch<br />
historisch bed<strong>in</strong>gt. Von daher entspricht es im<br />
Grunde auch dem Geist, aus dem das Gesetz se<strong>in</strong>erzeit<br />
entstan<strong>den</strong> ist. Das ist <strong>in</strong> Großbritannien,<br />
Frankreich und vielen anderen Ländern überhaupt<br />
nicht der Fall. In Frankreich spielt dabei<br />
sicher e<strong>in</strong>e Rolle, dass die dortige Verteidigungs<strong>in</strong>dustrie<br />
zum Teil <strong>in</strong> staatlicher Hand ist; und die<br />
Privatisierung von Unternehmen der wehrtechnischen<br />
Industrie <strong>in</strong> Großbritannien, etwa British<br />
Aerospace, ist ja auch noch nicht so lange her. Da<br />
gibt es noch enge, zum Teil sehr <strong>in</strong>tensive Kontakte<br />
<strong>in</strong> die Regierung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> – Kontakte, die bei uns<br />
<strong>in</strong> dieser Form überhaupt nicht vorhan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d.<br />
P r o fi l : Wie sieht es mit Modifi kationen aufgrund<br />
<strong>in</strong>ternationaler Vere<strong>in</strong>barungen aus?<br />
Pottmeyer: Da hat es vor allem zwei <strong>in</strong>ternationale<br />
Verträge gegeben. Erstens das Ottawa-<br />
Abkommen von 1998, das Anti-Personenm<strong>in</strong>en<br />
verbietet. Das zweite ist das Oslo-Abkommen von<br />
2009 gegen Streumunition. Allerd<strong>in</strong>gs haben die<br />
drei großen ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates<br />
– die USA, Russland und Ch<strong>in</strong>a – beide<br />
Abkommen nicht unterschrieben. Wir haben große<br />
Schwierigkeiten, wenn wir Produkte aus unserem<br />
Haus <strong>in</strong> Länder verkaufen wollen, die das<br />
Oslo-Abkommen nicht unterschrieben haben.<br />
P r o fi l : Wie das?<br />
Pottmeyer: Zum Beispiel fragt die Bundesregierung<br />
seither beim Export von Zündern jedes Mal,<br />
ob diese auch <strong>in</strong> Streumunition e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong><br />
können. Es wird nicht gefragt, ob das beabsichtigt<br />
ist, sondern, ob man es (grundsätzlich)<br />
kann. Oder nehmen Sie e<strong>in</strong>en Sattelschlepper<br />
unserer neuen Gesellschaft RMMV, mit dem man<br />
natürlich auch Haubitzen transportieren kann,<br />
die ihrerseits wiederum Streumunition verschießen<br />
können. Da nutzen auch nicht immer Garantieerklärungen<br />
der entsprechen<strong>den</strong> Staaten.<br />
Denn erstens gibt es Staaten, die wollen diese<br />
Erklärung partout nicht abgeben – und das s<strong>in</strong>d<br />
zweitens nicht nur so genannte „bad guys“.<br />
P r o fi l : Wer könnte sonst e<strong>in</strong> Interesse an Streumunition<br />
haben?<br />
Pottmeyer: Nehmen Sie zum Beispiel F<strong>in</strong>nland:<br />
Die F<strong>in</strong>nen sagen, wir brauchen die Streumunition,<br />
um uns gegen Russland verteidigen zu<br />
können. Im Moment ist zwar alles friedlich dort,<br />
aber aufgrund ihrer historischen Erfahrungen mit<br />
Russland s<strong>in</strong>d die F<strong>in</strong>nen sehr vorsichtig. Und<br />
dann gibt es natürlich Staaten, <strong>den</strong>en glaubt die<br />
Bundesregierung e<strong>in</strong>e solche Garantieerklärung<br />
nicht so ohne weiteres. Wenn es geheimdienstliche<br />
Erkenntnisse gibt, die das Gegenteil vermuten<br />
lassen, ist es unmöglich, die Exportgenehmigung<br />
zu bekommen.<br />
P r o fi l : Ist diese besondere Genehmigungspraxis<br />
<strong>in</strong> Deutschland für Rhe<strong>in</strong>metall e<strong>in</strong> Standortnachteil?<br />
Pottmeyer: Ja, das kann man so sagen. Wir haben<br />
ja auch die so genannte Verbr<strong>in</strong>gungs-Verordnung,<br />
das heißt: Es ist uns z. B. nicht gestattet,<br />
Artilleriesysteme zu exportieren, mit <strong>den</strong>en man<br />
Streumunition verschießt. Frankreich hat damit<br />
ke<strong>in</strong>e Probleme; dort beschränkt man sich wirklich<br />
nur auf das Exportverbot der Streumunition<br />
selbst, die Artilleriesysteme liefert man.<br />
P r o fi l : Hängt die Genehmigungspraxis davon<br />
ab, wer regiert?<br />
Pottmeyer: Ne<strong>in</strong>. Da gibt es im Wesentlichen<br />
Konstanz und Kont<strong>in</strong>uität – was gerade bei dieser<br />
sensiblen Materie ja auch im S<strong>in</strong>ne des Gesetzgebers<br />
se<strong>in</strong> dürfte.<br />
P r o fi l : Um zur ganz aktuellen Entwicklung zu<br />
kommen: Die EU hat im Mai 2009 e<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ie<br />
erlassen, durch die der <strong>in</strong>nergeme<strong>in</strong>schaftliche<br />
Verkehr von Rüstungsgütern vere<strong>in</strong>fach wer<strong>den</strong><br />
soll. Diese wird derzeit <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerstaatliches Recht<br />
umgesetzt. Wer<strong>den</strong> diese Änderungen wirklich<br />
Erleichterungen für die deutsche Sicherheitsund<br />
Verteidigungs<strong>in</strong>dustrie mit sich br<strong>in</strong>gen?<br />
Pottmeyer: Die EU-Richtl<strong>in</strong>ie ist sicherlich e<strong>in</strong><br />
Schritt <strong>in</strong> die richtige Richtung. Allerd<strong>in</strong>gs wird sie<br />
für uns <strong>in</strong> <strong>den</strong> betroffenen Industrieunternehmen<br />
nur <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>gem Umfang Erleichterungen<br />
br<strong>in</strong>gen. Im Gegenteil: Durch die vorgesehenen<br />
Zertifi zierungen der Unternehmen wird <strong>in</strong> der<br />
Anfangsphase e<strong>in</strong> nicht beträchtlicher Mehraufwand<br />
entstehen. Wer glaubt, <strong>in</strong>folge der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
Personal- und Sachkosten e<strong>in</strong>sparen zu können,<br />
ist auf dem Holzweg – darüber s<strong>in</strong>d sich zwischenzeitlich<br />
alle Fachleute e<strong>in</strong>ig. Wenn also <strong>in</strong><br />
der Presse <strong>in</strong> diesem Kontext immer wieder von<br />
„erleichterten Waffenexporten“ die Rede ist, so<br />
handelt es sich dabei um e<strong>in</strong>e Aussage, die ich <strong>in</strong><br />
dieser Form nicht bestätigen kann.<br />
P r o fi l : S<strong>in</strong>d Sie – als profunder Kenner der Materie<br />
– der Ansicht, dass sich das KWKG <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
vergangenen fünf Jahrzehnten bewährt hat?<br />
Pottmeyer: Im Großen und Ganzen ja. Das Gesetz<br />
ist da, wir müssen es akzeptieren und respektieren<br />
– und dies gilt sowohl für Unternehmen<br />
wie Rhe<strong>in</strong>metall als auch für die jeweilige Bundesregierung,<br />
ganz gleich, wer regiert. Das KWKG<br />
steckt ja nicht nur <strong>den</strong> juristischen Rahmen für<br />
unser <strong>in</strong>ternationales Geschäft ab, sondern bildet<br />
auch e<strong>in</strong>en wichtigen moralischen Maßstab für<br />
unser Handeln. Und deswegen tun wir gut daran,<br />
es heute und auch <strong>in</strong> Zukunft zu akzeptieren.<br />
Dr. Christian Leitzbach
Foto: corbis<br />
Unterlüß. E<strong>in</strong>mal von Deutschland <strong>in</strong> die USA und zurück – so lässt sich die<br />
Karriere von Dirk Rüttgerodt bei Rhe<strong>in</strong>metall kurz zusammenfassen. Der Diplom-Ingenieur<br />
der Elektrotechnik, der später zusätzlich e<strong>in</strong> berufsbegleitendes<br />
Studium zum Master of Bus<strong>in</strong>ess Adm<strong>in</strong>istration absolvierte, ist 2009 als Hauptreferent<br />
Operations zum Defence-Geschäftsbereich Waffe und Munition (RWM)<br />
im niedersächsischen Unterlüß gekommen. Nur e<strong>in</strong> Jahr später war er bereits<br />
Senior Vice Presi<strong>den</strong>t Operations der American Rhe<strong>in</strong>metall Munitions Inc. Seit<br />
2011 ist er wieder <strong>in</strong> Unterlüß und verantwortet dort werksübergreifende Projekte<br />
<strong>in</strong> Europa. Das ist jedoch nur e<strong>in</strong> Intermezzo, <strong>den</strong>n bereits im kommen<strong>den</strong> Jahr<br />
wird er die Leitung des Bereichs Operations der RWM Schweiz <strong>AG</strong> übernehmen.<br />
Dirk Rüttgerodt könnte man mit Fug<br />
und Recht e<strong>in</strong>en „Globetrotter“ nennen.<br />
Denn Auslandse<strong>in</strong>sätze s<strong>in</strong>d bei<br />
dem 42-jährigen Junggesellen seit Beg<strong>in</strong>n<br />
se<strong>in</strong>es Berufslebens mehr oder<br />
weniger an der Tagesordnung. Sie<br />
führten ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe europäischer<br />
Länder – darunter Spanien und die<br />
Niederlande – sowie <strong>in</strong> die USA. Diese<br />
<strong>in</strong>ternationale Ausrichtung spielte –<br />
zusammen mit se<strong>in</strong>er hohen fachlichen<br />
Kompetenz und e<strong>in</strong>er fünfzehnjährigen<br />
Berufserfahrung – auch e<strong>in</strong>e maßgebliche<br />
Rolle bei der E<strong>in</strong>stellung durch<br />
se<strong>in</strong>en heutigen Arbeitgeber<br />
RWM. „Schon damals<br />
hat mir das Unternehmen<br />
die drei Jahre<br />
später planmäßig<br />
frei wer<strong>den</strong>de<br />
Stelle des Leiters<br />
Operations<br />
bei der Tochtergesellschaft<br />
<strong>in</strong> Aussicht gestellt“,<br />
erzählt<br />
Rüttgerodt rückblickend.<br />
E<strong>in</strong>sätze außerhalb<br />
Deutschlands<br />
seien angesichts der<br />
zunehmen<strong>den</strong> Internationalisierung<br />
von RWM für neue Mitarbeiter<br />
der Führungsebene unterhalb der<br />
Geschäftsführung mittlerweile fast<br />
schon obligatorisch, bestätigt auch<br />
RMW-Personalchef Werner Wegat:<br />
„Deshalb zeigen wir ihnen gleich zu<br />
Beg<strong>in</strong>n mögliche Perspektiven auf, die<br />
vor allem dazu dienen, das Unternehmen<br />
<strong>in</strong> allen Facetten kennenzulernen.<br />
Denn schließlich s<strong>in</strong>d sie alle Kandidaten<br />
für spätere Aufgaben im Top-<br />
Management.“<br />
Dirk Rüttgerodt leitete zunächst <strong>in</strong><br />
der RWM-Firmenzentrale <strong>in</strong> Unterlüß<br />
als Hauptreferent im Bereich Opera-<br />
tions, dessen Aufgaben sowohl die<br />
Auftragskalkulation und -abwicklung<br />
als auch Produktion, Qualitätssicherung,<br />
Werks<strong>in</strong>standhaltung und Logistik<br />
umfassen, standort- und länderübergreifende<br />
strategische Projekte.<br />
„Dabei g<strong>in</strong>g es vor allem um die Optimierung<br />
der Arbeitsprozesse bei bestimmten<br />
Produkten und die Reduzierung<br />
von Bestän<strong>den</strong>“, erläutert er.<br />
RWM zählt zu <strong>den</strong> <strong>in</strong>ternational<br />
führen<strong>den</strong> Anbietern so genannter<br />
Wirk- und Schutzsysteme. Das Produktportfolio<br />
reicht von groß- und<br />
mittelkalibrigen Waffenanlagen e<strong>in</strong>schließlich<br />
der entsprechen<strong>den</strong> Munitionsfamilien<br />
über Komponenten und<br />
Systeme zum Schutz von Fahrzeugen,<br />
Flugzeugen und Schiffen bis h<strong>in</strong> zu Anlagen<br />
zur Munitionsaufbereitung und<br />
-entsorgung. Insgesamt beschäftigt<br />
das Unternehmen, das 2010 e<strong>in</strong>en Umsatz<br />
von 761,8 Millionen � erzielt hat,<br />
an mehr als 25 Standorten <strong>in</strong> Deutschland,<br />
Europa und <strong>in</strong> Übersee <strong>in</strong>sgesamt<br />
rund 4200 Mitarbeiter.<br />
Für die Geschäftsaktivitäten von RWM<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> USA ist die American Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Munitions Inc. (ARM) mit Sitz <strong>in</strong><br />
Stafford im Bundesstaat Virg<strong>in</strong>ia – <strong>in</strong><br />
der Nähe von Wash<strong>in</strong>gton D. C. – zuständig.<br />
Das Unternehmen vertreibt<br />
jedoch nicht nur das Produktportfolio<br />
von RWM, sondern<br />
unterstützt auch andere<br />
Geschäftsbereiche von<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Defence<br />
– hier <strong>in</strong>sbesondere<br />
Fahrzeugsysteme<br />
– bei<br />
ihrem<br />
Marktauftritt <strong>in</strong> <strong>den</strong> USA. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
produziert ARM Übungsmunition<br />
für die US-Streitkräfte und die Sicherheitsbehör<strong>den</strong><br />
des Landes.<br />
Diese Munition wurde lange Zeit von<br />
e<strong>in</strong>em Auftragsfertiger <strong>in</strong> Cam<strong>den</strong><br />
(US-Bundesstaat Arkansas) hergestellt.<br />
Ende 2009 entschied die Geschäftsführung<br />
von RWM, dies künftig<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Werk am selben Ort <strong>in</strong><br />
eigener Regie durchzuführen und zudem<br />
weitere Munitionstypen zu produzieren.<br />
Dazu musste auch e<strong>in</strong> neues<br />
Operations-System aufgebaut wer<strong>den</strong>.<br />
Die Leitung dieses – auf<br />
e<strong>in</strong> Jahr befristeten – Projekts<br />
wurde Rüttgerodt<br />
gewissermaßen als<br />
weitere Station se<strong>in</strong>esE<strong>in</strong>arbeitungsprogrammsangeboten.<br />
„Da habe ich<br />
kurzentschlossen<br />
zugesagt. Denn diese<br />
Aufgabe, die mit<br />
viel Gestaltungsspielraumverbun<strong>den</strong><br />
war, hat mich<br />
natürlich gereizt“, so<br />
der Defence-Experte. Außerdem<br />
freue er sich immer<br />
wieder auf neue Erfahrungen und<br />
Kontakte, die E<strong>in</strong>sätze im Ausland mit<br />
sich brächten.<br />
Bei der Beantragung des Visums<br />
und der Arbeitserlaubnis stand ihm<br />
die RWM-Personalabteilung <strong>in</strong> Unterlüß<br />
mit Rat und Tat zur Seite. Dies<br />
galt ebenso für die Gestaltung des –<br />
deutschen – Arbeitsvertrages, <strong>in</strong> dem<br />
neben dem Gehalt auch Modalitäten<br />
wie Krankenversicherung und Umzug<br />
geregelt waren. Schließlich erhielt er<br />
– nach se<strong>in</strong>er Rückkehr aus <strong>den</strong> USA –<br />
auch Unterstützung bei der Abfassung<br />
se<strong>in</strong>er Steuererklärung. Dabei arbeitet<br />
RWM – wie Personalchef Wegat im<br />
USA-Bewährungsprobe<br />
für e<strong>in</strong>en „Globetrotter“<br />
ersten Teil der „Profi l“-Serie über <strong>in</strong>ternationale<br />
Karrieren im Rhe<strong>in</strong>metall-<br />
Konzern erläuterte (Ausgabe 2/2010)<br />
– gelegentlich auch mit externen Spezialisten<br />
zusammen.<br />
Anfang Januar 2010 fl og der gebürtige<br />
Augsburger von Hannover über<br />
Amsterdam und Memphis nach Little<br />
Rock <strong>in</strong> Arkansas. Von dort g<strong>in</strong>g es<br />
dann mit dem Auto nach Cam<strong>den</strong>, wo<br />
er zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hotel wohnte.<br />
„Mit Hilfe me<strong>in</strong>er neuen Kollegen fand<br />
ich jedoch nach nur zwei Wochen e<strong>in</strong><br />
schönes möbliertes Appartment mitten<br />
im Zentrum der Stadt“, erzählt Dirk<br />
Rüttgerodt. Cam<strong>den</strong> hat zwar lediglich<br />
rund 11 000 E<strong>in</strong>wohner, ist mit e<strong>in</strong>er<br />
Fläche von 42 Quadratkilometern jedoch<br />
sehr weitläufi g. Deshalb brauchte<br />
er für die Fahrt zur Arbeit zwischen<br />
20 und 30 M<strong>in</strong>uten.<br />
Das neue Werk von ARM liegt auf<br />
dem Gelände e<strong>in</strong>es alten<br />
Munitionsdepots der<br />
US-Mar<strong>in</strong>e aus dem<br />
Zweiten Weltkrieg.<br />
Im Jahr 2010 arbeiteten<br />
dort bis zu 40<br />
Personen. Mit <strong>den</strong><br />
neuen Mitarbeitern<br />
lag<br />
Rüttgerodt rasch auf e<strong>in</strong>er Wellenlänge.<br />
„Die Arbeitsatmosphäre war durch<br />
e<strong>in</strong>e offene Kommunikation, Respekt<br />
für die Leistung des Anderen und e<strong>in</strong>e<br />
Prise Humor geprägt“, sagt er. Der<br />
Teamgeist, der daraus resultierte, bildete<br />
aus se<strong>in</strong>er Sicht auch <strong>den</strong> Schlüssel<br />
für <strong>den</strong> Erfolg. Denn bis zum Mai<br />
2010 waren die neuen Fertigungsl<strong>in</strong>ien<br />
aufgebaut; die Produktion konnte <strong>in</strong><br />
der zweiten Jahreshälfte im Vergleich<br />
zu <strong>den</strong> sechs vorangegangenen Monaten<br />
nahezu verdoppelt wer<strong>den</strong>. Dadurch<br />
wur<strong>den</strong> zugleich auch die Umsatzprognosen<br />
deutlich übertroffen.<br />
Auch im Privatleben fand Rüttgerodt<br />
schnell Anschluss. „Ich hatte das<br />
Glück, gleich zu Anfang die Bekanntschaft<br />
e<strong>in</strong>es Ehepaars zu machen,<br />
das <strong>in</strong> Cam<strong>den</strong> e<strong>in</strong> Immobilienbüro<br />
hat und mich kurz darauf <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Bekanntenkreis e<strong>in</strong>führte“, erzählt er<br />
und fügt h<strong>in</strong>zu: „So habe ich e<strong>in</strong>ige<br />
wirkliche Freunde gefun<strong>den</strong>, mit <strong>den</strong>en<br />
ich auch heute noch regelmäßig<br />
telefonisch oder per E-Mail <strong>in</strong> Kontakt<br />
stehe. Und wenn sich die Gelegenheit<br />
ergibt, wer<strong>den</strong> wir uns sicherlich auch<br />
mal treffen.“<br />
Zum Abschluss se<strong>in</strong>es Aufenthaltes<br />
<strong>in</strong> Cam<strong>den</strong> bereiste Rüttgerodt mit dem<br />
Auto nache<strong>in</strong>ander die Bundesstaaten<br />
Missouri, Oklahoma, Texas, Louisiana,<br />
Mississippi und Tennessee. Dabei<br />
wollte er nicht nur Land und Leute kennenlernen,<br />
sondern sich auch mit der<br />
Vergangenheit der USA beschäftigen.<br />
Vor allem die verschie<strong>den</strong>en Kulturen<br />
der Ure<strong>in</strong>wohner und die Geschichte<br />
des Amerikanischen Bürgerkrieges,<br />
der von 1861 bis 1865 zwischen <strong>den</strong><br />
Nord- und Südstaaten ausgetragen<br />
wurde, haben es ihm angetan. „Dieser<br />
Krieg ist durch viele Ge<strong>den</strong>kstätten<br />
und Museen fast allgegenwärtig.<br />
In Vicksburg, wo damals wochenlang<br />
erbittert gekämpft wurde, s<strong>in</strong>d sogar<br />
die ehemaligen Befestigungen und<br />
Laufgräben <strong>in</strong> Teilen historisch exakt<br />
rekonstruiert wor<strong>den</strong>“, so Rüttgerodt,<br />
der als Oberleutnant der Reserve da- davon<br />
e<strong>in</strong>iges versteht.<br />
Seit Januar dieses Jahres ist er wieder<br />
im Bereich Operations <strong>in</strong> Unterlüß<br />
tätig. Dort leitet er zurzeit e<strong>in</strong> Projekt,<br />
mit dem die Kalkulation sämtlicher<br />
RWM-Angebote und -Aufträge von<br />
e<strong>in</strong>em manuellen Verfahren mit Excel-Arbeitsblättern<br />
auf e<strong>in</strong>e an allen<br />
Standorten e<strong>in</strong>heitliche, softwarebasierte<br />
Lösung (auf Basis des e<strong>in</strong>geführten<br />
SAP-Systems) umgestellt wird.<br />
Außerdem <strong>den</strong>kt er h<strong>in</strong> und wieder<br />
auch schon an die Aufgabe, die ihn<br />
2012 erwartet. Denn dass er dann die<br />
Leitung des Bereichs Operations der<br />
RWM Schweiz <strong>AG</strong> (RWMS/Zürich) übernehmen<br />
wird, ist ihm nicht mehr nur <strong>in</strong><br />
Aussicht gestellt, sondern mittlerweile<br />
beschlossene Sache: „Der erfolgreiche<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>den</strong> USA bildete dafür<br />
sozusagen die Bewährungsprobe“,<br />
sagt Dirk Rüttgerodt.<br />
Die neue Position kann mit Fug und<br />
Recht als Karrieresprung bezeichnet<br />
wer<strong>den</strong>. Denn die RWMS ist das Kompetenzzentrum<br />
von RWM für Mittelkalibermunition<br />
mit Standorten <strong>in</strong> Zürich,<br />
Altdorf und Stu<strong>den</strong> e<strong>in</strong>schließlich<br />
des Erprobungszentrums Ochsenbo<strong>den</strong>.<br />
Daher ist es nicht verwunderlich,<br />
dass Dirk Rüttgerodt sich auf diese anspruchsvolle<br />
und zugleich spannende<br />
Aufgabe freut. Die schöne Landschaft<br />
und die hohe Lebensqualität <strong>in</strong> der<br />
Schweiz bil<strong>den</strong> <strong>in</strong> diesem Kontext sozusagen<br />
das i-Tüpfelchen für e<strong>in</strong>e dauerhafte<br />
berufl iche Perspektive.<br />
Dr. Thomas Oelschlägel<br />
Dirk Rüttgerodt wird<br />
von 2012 an Leiter<br />
Operations der RWM<br />
Schweiz <strong>AG</strong> se<strong>in</strong> –<br />
das bisherige „i-Tüpfelchen“<br />
se<strong>in</strong>er berufl<br />
ichen Karriere bei<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Defence.<br />
Foto: Katja Knöfel/Compos<strong>in</strong>g: frei-stil
Fotos(3): Kornelia Danetzki<br />
SICHERHEIT IM VISIER: Bei gutem Wetter und Schräglage lässt sich die Motorradsaison am besten<br />
genießen. Doch nicht nur das Fahrzeug selbst sollte w<strong>in</strong>dschnittig und verkehrssicher se<strong>in</strong> – auch der Fahrer<br />
sollte jederzeit gut vorbereitet se<strong>in</strong>, um das Fahrverhalten der Masch<strong>in</strong>e richtig e<strong>in</strong>schätzen zu können. Rund<br />
40 Mitarbeiter der Pierburg und Pierburg Pump Technology GmbH aus Neuss und Nettetal nutzten deshalb<br />
unlängst die Chance und absolvierten e<strong>in</strong> Motorrad-Sicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g beim ADAC-Fahrsicherheits-Zentrum<br />
Grevenbroich. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements hatte die Geschäftsführung<br />
des Neusser Automobilzulieferers als Maßnahme der Prävention e<strong>in</strong>e Information und Schulung der Motorradbegeisterten<br />
organisiert. Dass es dem Unternehmen ernst damit ist, geeignete und s<strong>in</strong>nvolle Maßnah-<br />
Berl<strong>in</strong>. Wer kennt sie nicht, die deutschen<br />
Schauspieler, die Unsterblichkeit<br />
erlangt haben – He<strong>in</strong>z Rühmann,<br />
Hans Albers, Gustaf Gründgens oder<br />
Paul Henckels, Zarah Leander, Kar<strong>in</strong><br />
Himboldt, Marianne Hoppe oder Grete<br />
Weiser. Sie verband vor allem e<strong>in</strong>es:<br />
Sie drehten e<strong>in</strong>ige ihrer bekanntesten<br />
Filme während des Zweiten Weltkriegs<br />
– „Die Feuerzangenbowle“, „Münchhausen“<br />
oder „Große Freiheit Nr. 7“<br />
s<strong>in</strong>d bis heute „Evergreens“. Vielfach<br />
dienten ihre Liebesfilme und Komödien<br />
dem Zweck, <strong>den</strong> Menschen, die <strong>in</strong> die<br />
Lichtspielhäuser strömten, Ablenkung<br />
im Bombenkrieg zu bieten, aber auch,<br />
sie mit versteckter oder offener Propaganda,<br />
wie etwa im Münchhausen-Film,<br />
auf <strong>den</strong> „Endsieg“ e<strong>in</strong>zuschwören.<br />
1941 – also <strong>in</strong> dem Jahr, <strong>in</strong> dem Alfred<br />
Hitchcock se<strong>in</strong>en Krim<strong>in</strong>alfilm<br />
„Verdacht“ mit Cary Grant und Joan<br />
Fonta<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os brachte, James<br />
Stewart mit Lana Turner und Judy<br />
Garland „Mädchen im Rampenlicht“<br />
drehte sowie Laurence Olivier und Vivien<br />
Leigh ihr Publikum mit „Lady Hamilton“<br />
zu Tränen rührten – schrieb<br />
auch das Werk Tegel der Rhe<strong>in</strong>metall-<br />
Borsig <strong>AG</strong> Filmgeschichte.<br />
In der Masch<strong>in</strong>enbauhalle des Borsig-Werkes<br />
am Tegeler See <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
entstan<strong>den</strong> damals Szenen des Films<br />
„Das andere Ich“. Hilde Krahl spielte<br />
die Hauptrolle <strong>in</strong> diesem c<strong>in</strong>eastischen<br />
Werk von Wolfgang Liebene<strong>in</strong>er,<br />
zu dem der Düsseldorfer He<strong>in</strong>rich<br />
Spoerl (Autor der „Feuerzangenbowle“)<br />
das Drehbuch geschrieben hat-<br />
Quelle: Friedrich-Murnau-Stiftung<br />
te. „Die heitere Geschichte um e<strong>in</strong><br />
junges Mädchen, das auf sich selbst<br />
eifersüchtig wird“ – so bewarb der<br />
Filmverleiher Tobis <strong>den</strong> Film auf <strong>den</strong><br />
Aushangplakaten.<br />
Wir wür<strong>den</strong> heute nichts mehr über<br />
die Dreharbeiten im Tegeler Werk wissen,<br />
befände sich im Zentralarchiv<br />
von Rhe<strong>in</strong>metall nicht e<strong>in</strong>e Werkzeitung<br />
der Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig <strong>AG</strong> vom<br />
Januar/Februar 1942. E<strong>in</strong>er kurzen<br />
Notiz nebst e<strong>in</strong>em Bild ist zu entnehmen,<br />
dass die Aufnahmen, die <strong>in</strong> der<br />
fiktiven Masch<strong>in</strong>enfabrik Wuellner<br />
spielten, bei Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig gedreht<br />
wur<strong>den</strong>.<br />
Es dürfte für die Produzenten des<br />
Filmes nicht leicht gewesen se<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong>en passen<strong>den</strong> Masch<strong>in</strong>enbaubetrieb<br />
für die Aufnahmen zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>: Die<br />
meisten Berl<strong>in</strong>er Unternehmen produzierten<br />
während des 2. Weltkrieges<br />
Rüstungsgüter; und dort zu filmen<br />
war <strong>den</strong> Filmemachern aus Geheimhaltungsgrün<strong>den</strong><br />
streng untersagt.<br />
Im Borsig-Werk <strong>in</strong> Tegel allerd<strong>in</strong>gs bestand<br />
diese Möglichkeit: Auch <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
Jahren nach 1939 erhielt die Rhe<strong>in</strong>me-<br />
men zur Gesundheitsförderung zu unterstützen, zeigte sich auch daran, dass KSPG-Vorstandsmitglied Peter<br />
Sebastian Krause (Foto rechts – 2.v.r.) beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g nicht nur anwesend war, sondern auch aktiv teilnahm.<br />
Im Mittelpunkt des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs stan<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>e fahrpraktische Übungen mit dem eigenen Motorrad und<br />
die sichere Fahrzeugbeherrschung <strong>in</strong> Gefahrensituationen. Sprich die richtige Brems- und Lenktechnik,<br />
Bremsmanöver aus verschie<strong>den</strong>en Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeiten, Schräglage, Kurven fahren und Blickführung.<br />
Wesentliche Bestandteile also, um Gefahrensituationen im Straßenverkehr frühzeitig zu erkennen, sie richtig<br />
e<strong>in</strong>zuschätzen und zu vermei<strong>den</strong>. Für alle Teilnehmer stand am Ende fest: Es war e<strong>in</strong> toller Tag und gut<br />
<strong>in</strong>vestierte Zeit – e<strong>in</strong>e Aktion also, die für je<strong>den</strong> Motorradfahrer zur Nachahmung zu empfehlen ist. akn<br />
Hilde Krahl und Mathias Wiemann <strong>in</strong> „Das andere Ich“: Die Szene entstand im Werk Berl<strong>in</strong>-Tegel der Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig <strong>AG</strong>.<br />
1941 war das Gelände von der Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig <strong>AG</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Tegel Filmkulisse<br />
„Das andere Ich“ mit Hilde Krahl<br />
lb Düsseldorf. In e<strong>in</strong>em Konzern wie der Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong><br />
gibt es immer wieder runde Geburtstage und Jubiläen zu<br />
feiern – nicht nur das Doppeljubiläum zum 100-jährigen<br />
Bestehen der Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong><br />
Jahren 2009 und 2010. Oder das noch bevorstehende<br />
der Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong>, die 2014 auf e<strong>in</strong>e 125-jährige<br />
Geschichte zurückblicken wird. Auch Tochtergesellschaften<br />
und Produkte, prägende Persönlichkeiten und bahnbrechende<br />
Entwicklungen haben ihre „Geburtstage“, die mitunter<br />
e<strong>in</strong>e Rückschau verdienen. Selbst das historische Archiv der<br />
H 75 Jahre Rhe<strong>in</strong>metall Wohnungen:<br />
Das Engagement Rhe<strong>in</strong>metalls im Wohnungsbau<br />
begann nicht erst <strong>in</strong> jüngster<br />
Zeit mit der Beteiligung an der Düsseldorfer<br />
„Unternehmerstadt“ auf dem früheren<br />
Werksgelände <strong>in</strong> Düsseldorf-Derendorf,<br />
sondern bereits vor 75 Jahren.<br />
Damals, 1936, wurde e<strong>in</strong>e Gesellschaft<br />
mit dem sperrigen Namen „Wohnungs-<br />
und Siedlungsgesellschaft Rhe<strong>in</strong>metall-<br />
Borsig‘scher Werks angehöriger mbH“<br />
gegründet, <strong>in</strong> der vor allem die vielen<br />
Berl<strong>in</strong>er Werkswohnungen verwaltet<br />
wur<strong>den</strong>, die Rhe<strong>in</strong>metall zusammen<br />
mit dem Borsigwerk <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Tegel erworben<br />
hatte. Eigene Wohnungen für<br />
Arbeiter hatte Rhe<strong>in</strong>metall bereits seit<br />
1905 <strong>in</strong> Unterlüß gebaut. Mit der Gründung<br />
der neuen Gesellschaft wurde der<br />
enormen Ausweitung des eigenen Wohnungsbestandes<br />
Rechnung getragen,<br />
da die Anzahl der Berl<strong>in</strong>er Werkswohnungen<br />
Borsigs die von Rhe<strong>in</strong>metall <strong>in</strong><br />
Düsseldorf, Unterlüß und Sömmerda<br />
deutlich überstieg. Nach der Trennung<br />
von Borsig wurde die Gesellschaft 1958<br />
<strong>in</strong> „Rhe<strong>in</strong>metall Wohnungen“ umbenannt<br />
– diesen Namen trägt sie bis<br />
heute, auch wenn ke<strong>in</strong> eigener Wohnungsbestand<br />
mehr vorhan<strong>den</strong> ist.<br />
1998 begann der Verkauf der Wohnungen,<br />
der e<strong>in</strong> Jahr später abgeschlossen<br />
wurde.<br />
H 70 Jahre Buck: Vor gut 70 Jahren,<br />
am 15. April 1941, gründete Dr.-<br />
Ing. Hans Buck <strong>in</strong> Eisl<strong>in</strong>gen die Firma<br />
„Buck, Chemische und technische<br />
Qualitätserzeugnisse“. In Göpp<strong>in</strong>gen<br />
und im besetzten Paris ließ er Leuchtsätze,<br />
Brandmittel, chemische Zünder<br />
und Munition fertigen. Dabei hielt er<br />
engen Kontakt mit der Entwicklungsstelle<br />
von Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig <strong>in</strong> Leipzig.<br />
Obwohl er <strong>in</strong> der Rüstungs<strong>in</strong>dustrie<br />
tätig war, durfte Hans Buck bereits<br />
1946 mit alliierter Erlaubnis se<strong>in</strong>en Betrieb<br />
neu eröffnen: Mit aus delaborierter<br />
Munition gewonnenem Phosphor<br />
produzierte er – nun <strong>in</strong> Geradstetten<br />
Geschichte(n) im<br />
Geschw<strong>in</strong>dschritt<br />
– Anzünder für Holzgasmotoren und<br />
Phosphorsäure für die Arznei- und<br />
Lebensmittelherstellung sowie Gummiersatzmittel<br />
aus Opanol. Nach der<br />
Gründung der Bundeswehr stieg Hans<br />
Buck erneut <strong>in</strong> die Munitionsfertigung<br />
e<strong>in</strong> und produzierte <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1958 und<br />
1959 neu errichteten Werken <strong>in</strong> Neuenburg<br />
und Fronau die Handflammpatrone<br />
„Hafla“ und künstlich erzeugten<br />
Nebel. E<strong>in</strong>en schweren Rückschlag erlitt<br />
die Firma, als Hans Buck am 28. Januar<br />
1961, also vor etwas mehr als 50<br />
Jahren, an e<strong>in</strong>em Schlaganfall starb.<br />
tall-Borsig <strong>AG</strong> e<strong>in</strong> ziviles Masch<strong>in</strong>enbauprogramm<br />
aufrecht. Allerd<strong>in</strong>gs:<br />
Lokomotiven, wie im Film zu sehen,<br />
wur<strong>den</strong> bei Borsig schon lange nicht<br />
mehr hergestellt; die Dampfrösser<br />
wur<strong>den</strong> extra für <strong>den</strong> Film herbeigeschafft.<br />
Die Geschichte selbst ist e<strong>in</strong>igermaßen<br />
verworren. Eigentlich will die junge<br />
Wiener<strong>in</strong> Magdalena Menzel (Hilde<br />
Krahl) bei <strong>den</strong> Wuellner-Werken und<br />
ihrem Generaldirektor (Erich Ponto)<br />
als technische Zeichner<strong>in</strong> arbeiten,<br />
aber sie bekommt lediglich e<strong>in</strong>e Stelle<br />
Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong> mit se<strong>in</strong>en reichen Aktenbestän<strong>den</strong> <strong>in</strong> Neuss<br />
macht da ke<strong>in</strong>e Ausnahme – im kommen<strong>den</strong> Jahr, also 2012,<br />
existiert es seit 20 Jahren. Bei etlichen geschichtsträchtigen<br />
Anlässen ist es <strong>in</strong>des nicht (immer) möglich, umfang- und<br />
<strong>in</strong>haltsreiche Betrachtungen anzustellen, weil zum Beispiel<br />
das vorhan<strong>den</strong>e Quellenmaterial dafür nicht ausreicht. Damit<br />
diese historischen „Splitter“ aus der Geschichte des 122<br />
Jahre alten Konzerns gleichwohl nicht als Zeitzeugen verloren<br />
gehen, wird „Das Profil“ auf diese Stichtage zukünftig <strong>in</strong> loser<br />
Folge e<strong>in</strong>gehen – mit Geschichte(n) im Geschw<strong>in</strong>dschritt.<br />
Unter se<strong>in</strong>en Söhnen Gert und Hartmut<br />
Buck wurde das Unternehmen e<strong>in</strong><br />
bedeutender Partner der Bundeswehr.<br />
Wesentliche Produkte wur<strong>den</strong> das<br />
Artillerie-Raketensystem „Lars“, die<br />
Nebelmunition für die von Rhe<strong>in</strong>metall<br />
entwickelte Feldhaubitze FH 70, IR-<br />
und Radarsysteme oder die Täuschkörper<br />
„SilverDog“ und „Hot-Dog“ für die<br />
Mar<strong>in</strong>e. 1998 musste Buck Insolvenz<br />
anmel<strong>den</strong>. Unter dem Namen „Buck<br />
Neue Technologien“ bzw. Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Waffe Munition GmbH wer<strong>den</strong> seither<br />
u.a. Antisensorschutzsysteme und Nebelgeschosse<br />
wie das Mar<strong>in</strong>esche<strong>in</strong>ziel<br />
„Mass“ gefertigt.<br />
H 10 Jahre GÜZ: Wesentlich jünger<br />
ist das Gefechtsübungszentrum der<br />
Bundeswehr <strong>in</strong> der Letzl<strong>in</strong>ger Heide<br />
nördlich von Magdeburg <strong>in</strong> Sachsen-<br />
Anhalt. Vor gut e<strong>in</strong>em Jahrzehnt, exakt<br />
am 17. Januar 2001, nahm das seit<br />
1997 durch die damalige STN Atlas<br />
Elektronik GmbH als Konsortialführer<br />
aufgebaute „GÜZ“ offiziell <strong>den</strong> Betrieb<br />
der ersten Hauptausbaustufe auf. Fünf<br />
Jahre nach der Inbetriebnahme, von<br />
2006 bis 2009, führte Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Defence Electronics e<strong>in</strong>e vollständige<br />
Modernisierung der Systemtechnik<br />
der GÜZ-Zentrale durch. 2008 übernahm<br />
Rhe<strong>in</strong>metall Defence auch <strong>den</strong><br />
Betrieb des Gefechtsübungszentrums,<br />
der vertraglich bis 2014 durchgeführt<br />
wird.<br />
als Werkstattkontorist<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Nachtschicht.<br />
Als sie dann doch die Stelle<br />
als Zeichner<strong>in</strong> erhält, gibt sie deswegen<br />
ihre Arbeit <strong>in</strong> der Nachtschicht<br />
nicht auf und arbeitet stattdessen 16<br />
Stun<strong>den</strong> am Tag. Doch dies sche<strong>in</strong>t<br />
nicht das Problem – dieses stellt sich<br />
pünktlich e<strong>in</strong>, als Mart<strong>in</strong>, der Sohn des<br />
Firmenchefs (Mathias Wiemann), Magdalena<br />
zunächst am Zeichentisch sieht<br />
und später <strong>in</strong> der Werkstatt. Magdalena,<br />
die sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> jungen Mann verliebt<br />
hat, fabuliert ihm gegenüber von<br />
e<strong>in</strong>er Zwill<strong>in</strong>gsschwester, die nachts<br />
<strong>in</strong> der Werkstatt arbeitet. Fortan besitzt<br />
Magdalena nicht nur zwei Jobs,<br />
sondern auch zwei Persönlichkeiten.<br />
Noch komplizierter wird die Geschichte,<br />
als der Werkschutz ihr auf die Spur<br />
kommt und Spionage wittert.<br />
Kultstatus erreichte dieser Film nicht<br />
– im Gegenteil, er geriet irgendwann<br />
<strong>in</strong> Vergessenheit. So ist es ke<strong>in</strong> Wunder,<br />
dass er nicht wie andere berühmt<br />
gewor<strong>den</strong>e Filme aus jener Zeit heute<br />
auf DVD erhältlich ist. Nicht vergessen<br />
dagegen wurde die 1999 verstorbene<br />
Österreicher<strong>in</strong> Hilde Krahl: Sie<br />
machte nach 1945 weiter Filmkarriere<br />
und war noch bis 1996 <strong>in</strong> zahlreichen<br />
Filmen und Fernsehsendungen zu sehen.<br />
1955 drehte sie mit Ewald Balser<br />
und Therese Giehse „K<strong>in</strong>der, Mütter<br />
und e<strong>in</strong> General“, 1960 lieferte sie<br />
sich herrliche Wortduelle mit Gustaf<br />
Gründgens <strong>in</strong> „E<strong>in</strong> Glas Wasser“, und<br />
1976 war sie auch <strong>in</strong> der Krimiserie<br />
„Derrick“ zu sehen.<br />
Dr. Christian Leitzbach
Fotos (4): Heidrun-Cirsten Paulsen<br />
Kiel. „Betriebssport<br />
ist Breiten-, Freizeit-<br />
und Gesundheitssport. Er<br />
wird ausgeübt aus Spaß an der Bewegung,<br />
am Spiel und im Interesse<br />
der körperlichen Fitness“, lautet die<br />
Defi nition auf der Internetseite des<br />
Betriebssportverbandes Kiel. Diesem<br />
Motto hatten sich auch e<strong>in</strong>ige Rhe<strong>in</strong>metall-Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
am Defence-<br />
Standort Kiel verschrieben, als sie im<br />
Frühjahr 2006 offi ziell die Betriebssportgruppe<br />
Damenfußball <strong>in</strong>s Leben<br />
riefen.<br />
Der offi ziellen Gründung vorausgegangen<br />
war damals die spontane<br />
Teilnahme am „Leo-2-Fußballcup“ im<br />
Jahr zuvor – mit beachtlichem Erfolg.<br />
Auf Anhieb bezwang e<strong>in</strong> Team von 16<br />
Power-Frauen der Standorte Kiel und<br />
Kassel (Rhe<strong>in</strong>metall Landsysteme<br />
GmbH) sowie Bremen (Rhe<strong>in</strong>metall<br />
Defence Electronics GmbH) bei dem<br />
Turnier e<strong>in</strong>e „Promi-Mannschaft“, die<br />
ausschließlich mit männlichen Kollegen<br />
aus der Führungsebene besetzt<br />
war. Den verme<strong>in</strong>tlichen sportlichen<br />
Nachteil als re<strong>in</strong>e Frauenmannschaft<br />
konnten die Hobbyfußballer<strong>in</strong>nen<br />
nicht zuletzt dank ihres damaligen<br />
Tra<strong>in</strong>ers Dirk Bröker kompensieren.<br />
Bröker, der beim Kieler Fahrzeugspezialisten<br />
im Logistikbereich beschäftigt<br />
ist, betreut die Mannschaft auch<br />
heute noch gelegentlich. Zuletzt war<br />
se<strong>in</strong>e Expertise im Rahmen der Vorbereitung<br />
auf <strong>den</strong> „Kieler Company Cup“<br />
im Sommer 2010 gefragt. Hier erreichte<br />
das Team e<strong>in</strong>en respektablen Platz<br />
unter <strong>den</strong> besten 16 – bei <strong>in</strong>sgesamt<br />
32 Teilnehmern.<br />
Angela Goergens (Foto l<strong>in</strong>ks), Sachbearbeiter<strong>in</strong><br />
im Bereich Produktmanagement,<br />
gehört zu <strong>den</strong> Gründungsmitgliedern<br />
der Gruppe. Von ihren<br />
Kollegen als „gute Seele“ der Mannschaft<br />
außeror<strong>den</strong>tlich geschätzt, erzählt<br />
die 50-Jährige im Rückblick: „Mit<br />
e<strong>in</strong>er besonderen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmethode,<br />
dem so genannten Coerver Coach<strong>in</strong>g,<br />
vermittelt Bröker, der sich auch privat<br />
als Ausbilder für DFB-Tra<strong>in</strong>er engagiert,<br />
nicht nur Ballgefühl und Körperbeherrschung,<br />
sondern vor allem Spielfreude.<br />
Deshalb haben wir uns 2006 mit<br />
der Bitte an ihn gewandt, <strong>den</strong> Tra<strong>in</strong>erposten<br />
zu übernehmen – mit Erfolg.“<br />
Vor etwa zwei Jahren hat RLS-Konfi gurationsmanager<br />
Siegfried Görsch, mit<br />
58 Jahren der Älteste auf dem Platz,<br />
se<strong>in</strong>en Vorgänger als Coach der Gruppe<br />
abgelöst. Auch unter se<strong>in</strong>er Anleitung<br />
bewegt sich die Motivation der<br />
Spieler unverändert<br />
auf höchstem Niveau.<br />
Beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g folgen<br />
<strong>in</strong> der Regel nach<br />
der Aufwärmphase e<strong>in</strong>ige<br />
Technikübungen,<br />
bevor <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Teams<br />
gegene<strong>in</strong>ander gespielt<br />
wird. Dies ist<br />
stets auch der eigentliche<br />
Höhepunkt –<br />
und die Freude<br />
am Spiel ist<br />
allen Rhe<strong>in</strong>metall-Kickern<br />
sichtlich anzumerken. E<strong>in</strong>ige der<br />
Teammitglieder s<strong>in</strong>d im Übrigen privat<br />
im Fußballvere<strong>in</strong> aktiv oder halten sich<br />
mit anderen Sportarten zusätzlich fi t.<br />
Die Betriebssportgruppe tra<strong>in</strong>iert im<br />
Sommer zweimal monatlich auf dem<br />
Kieler Nordmarksportfeld, während des<br />
W<strong>in</strong>ters trifft man sich e<strong>in</strong>mal im Monat<br />
im Fußballcenter Pagelsdorf <strong>in</strong> Kiel-<br />
Mettenhof.<br />
E<strong>in</strong>ige der RLS-Kicker spielen mittlerweile<br />
seit über fünf Jahren zusammen<br />
– andere wiederum haben die Mannschaft<br />
im Laufe der<br />
Zeit verlassen. „E<strong>in</strong><br />
Großteil der Damen<br />
aus der Anfangszeit<br />
ist heute leider<br />
nicht mehr dabei<br />
– meist waren gesundheitliche<br />
oder<br />
private Gründe dafür<br />
verantwortlich; manche<br />
der Frauen haben<br />
auch das Unternehmen<br />
verlassen“, erklärt Goergens.<br />
Fußballteam <strong>in</strong> Kiel – e<strong>in</strong>e Crew der besonderen Art<br />
Damen s<strong>in</strong>d im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
die treffsicheren Torjäger<br />
Ersetzt wur<strong>den</strong> sie meist durch<br />
männliche Kollegen. „Etwas<br />
größer und deutlich gemischter<br />
ist die Mannschaft mittlerweile.<br />
Bei Turnieren fallen wir <strong>in</strong> dieser<br />
gemischten Konstellation natürlich<br />
schon auf“, schildert Konstrukteur<strong>in</strong><br />
Uta Letmathe, die von Beg<strong>in</strong>n an dabei<br />
ist und als E<strong>in</strong>zige der Damen bereits<br />
vorher im Vere<strong>in</strong> Fußball gespielt hat:<br />
„2008 <strong>in</strong> Ústí (Tschechien) wur<strong>den</strong> wir<br />
beim Rhe<strong>in</strong>metall-Fußballturnier von<br />
jüngeren Männern zuerst ausgelacht.<br />
Letztendlich mussten sie später <strong>in</strong>des<br />
e<strong>in</strong>gestehen, dass wir e<strong>in</strong> ernst zu<br />
nehmender Gegner waren.“<br />
Beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g stehen heute meist<br />
vier Frauen und neun Männer auf dem<br />
Platz. Dass es sich bei der Gruppe ursprünglich<br />
um e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Frauenteam<br />
handelte, merkt man allerd<strong>in</strong>gs nach<br />
wie vor. „Beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g entschuldigen<br />
sich die Damen zwischendurch immer<br />
noch, wenn sie sich gegen ihre männlichen<br />
Kollegen durchsetzen“, erklärt<br />
Coach Görsch mit e<strong>in</strong>em Lächeln. „Das<br />
Tolle aber ist, dass das Zusammenspiel<br />
<strong>in</strong> der gemischten Mannschaft<br />
so gut funktioniert. Zu<br />
unseren festen Regeln beim<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g gehört es<br />
zum Beispiel,<br />
dass die<br />
Mädels die Tore schießen. So wird jeder<br />
e<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong> und der Druck rausgenommen.“<br />
Heute bildet das Team e<strong>in</strong>en bemerkenswerten<br />
alters-spezifi schen<br />
Querschnitt durch das gesamte Unternehmen.<br />
Mit ihren 21 Jahren s<strong>in</strong>d die<br />
Azubis Matthias Nehls und Kathar<strong>in</strong>a<br />
Putzig, beide angehende Wirtschafts<strong>in</strong>genieure,<br />
die jüngsten Mitspieler;<br />
ihre ältesten Kicker-Kollegen im RLS-<br />
Team s<strong>in</strong>d dagegen bereits über 50.<br />
Ebenso bee<strong>in</strong>druckend ist die Vielzahl<br />
der verschie<strong>den</strong>en Abteilungen, die <strong>in</strong><br />
der Gruppe vertreten s<strong>in</strong>d. Unter <strong>den</strong><br />
Kickern fi n<strong>den</strong> sich Entwicklungs<strong>in</strong>genieure,<br />
Kaufl eute, Konfi gurationsmanager,<br />
Konstrukteure und<br />
Logistiker. Darüber, dass sich<br />
das geme<strong>in</strong>same Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g positiv<br />
auf das Klima im Unternehmen<br />
auswirkt, ist man<br />
sich <strong>in</strong> der Mannschaft<br />
e<strong>in</strong>ig. „Der Fußball<br />
steigert die I<strong>den</strong>tifi<br />
kation mit dem<br />
Arbeitgeber und<br />
führt dank der<br />
g u t e n<br />
zwischenmenschlichen<br />
Kontakte auf dem<br />
Rasen auch dienstlich zu<br />
kurzen Wegen“, bilanziert<br />
Angela Goergens: „Wenn man<br />
so will, s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>e Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaft<br />
der ganz besonderen<br />
Art.“<br />
Fragt man sie oder Siegfried Görsch<br />
nach ihren Wünschen für die Zukunft,<br />
stehen zwei D<strong>in</strong>ge ganz oben auf ihrer<br />
Liste: Zum e<strong>in</strong>en würde man sich besonders<br />
über weiblichen Nachwuchs<br />
zur Verstärkung des Teams freuen.<br />
Zum anderen, da s<strong>in</strong>d sich beide ebenfalls<br />
e<strong>in</strong>ig, „käme uns e<strong>in</strong> Sponsor für<br />
e<strong>in</strong>en Satz Trikots alles andere als ungelegen<br />
. . .“. Patrick Rohmann<br />
Cartoons (2): Dirk Meissner
Compos<strong>in</strong>g: frei-stil<br />
E<strong>in</strong>e Physiotherapeut<strong>in</strong> der SRH Bad Wimpfen zeigt Horst B<strong>in</strong>nig (r.), Vorsitzender der Geschäftsleitung von KS Kolbenschmidt und KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie, wie der 1,50 Meter lange Stabilisationsstab funktioniert.<br />
Cartoon: Dirk Meissner<br />
„Profil“-Interiew mit KSPG-Personalvorstand Peter Sebastian Krause<br />
Gesundheit ist die Basis für <strong>den</strong> Erfolg<br />
msc Neckarsulm/Neuss. Gesundheit ist e<strong>in</strong> hoher <strong>in</strong>dividueller Wert – aber auch von nicht zu unterschätzender Bedeutung für<br />
<strong>den</strong> Unternehmenserfolg. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em oft hektischen Alltag der gute Vorsatz, gesund zu leben,<br />
oft leichter gefasst als umgesetzt ist. Mit der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es betrieblichen Gesundheitsmanagements will Kolbenschmidt<br />
Pierburg (KSPG) die Gesundheit der Mitarbeiter nachhaltig fördern und bietet dazu nicht nur e<strong>in</strong>e Fülle von sportlichen Kursen<br />
und Aktivitäten, sondern auch Maßnahmen beispielsweise zur Suchtprävention an. Doch wie kam es zu der Entscheidung, e<strong>in</strong><br />
betriebliches Gesundheitsmanagement e<strong>in</strong>zurichten, und <strong>in</strong>wiefern profitieren sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen davon?<br />
„Das Profil“ sprach darüber mit Peter Sebastian Krause (Foto unten), Mitglied des KSPG-Vorstandes und Arbeitsdirektor.<br />
Profil: Stichwort „betriebliches Gesundheitsmanagement“<br />
– was darf<br />
man sich <strong>den</strong>n darunter vorstellen?<br />
Krause: Mit dem Thema verb<strong>in</strong><strong>den</strong> wir<br />
mehr als man auf <strong>den</strong> ersten Blick mit<br />
dem Begriff Gesundheitsmanagement<br />
verb<strong>in</strong>det. Uns ist sehr bewusst, dass<br />
unsere Mitarbeiter beruflich wie privat<br />
Anforderungen und Erwartungen<br />
ausgesetzt s<strong>in</strong>d, die sie körperlich und<br />
mental stark fordern. Aus diesem Grund<br />
versuchen wir, mit <strong>den</strong> Maßnahmen des<br />
Gesundheitsmanagements Angebote zu<br />
machen, die helfen können, solche<br />
Belastungen auszugleichen. In<br />
der Praxis umfasst dies Maßnahmen<br />
zur Gesundheitsförderung<br />
wie Sportangebote, Kurse oder Massagen,<br />
sowie die Bereiche Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutz, Suchtprävention und<br />
Betriebliches E<strong>in</strong>gliederungsmanagement.<br />
Letzteres befasst sich vor allem mit<br />
der Wiedere<strong>in</strong>gliederung von Mitarbeitern<br />
nach längerer Arbeitsunfähigkeit.<br />
Profil: Wie wird das organisiert?<br />
Krause: Die organisatorische Seite<br />
sieht so aus, dass jeder Standort<br />
e<strong>in</strong>en eigenen Gesundheitskoord<strong>in</strong>ator<br />
hat, der sich um das Gesundheitsmanagement<br />
kümmert. Im<br />
Übrigen wird das Thema sowohl<br />
seitens der Personalverantwortlichen<br />
als auch des Betriebsrats<br />
getragen und ist <strong>in</strong> Rahmen-Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />
geregelt.<br />
Profil: Aber – kritisch h<strong>in</strong>terfragt –<br />
gab es <strong>den</strong>n nicht schon immer E<strong>in</strong>-<br />
msc Neckarsulm/Neuss. Gesundheit ist nicht nur<br />
von hoher <strong>in</strong>dividueller Bedeutung, sondern auch<br />
wichtig für <strong>den</strong> Unternehmenserfolg. Die Kolbenschmidt<br />
Pierburg <strong>AG</strong> fördert mit dem betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement nachhaltig das Wohlergehen<br />
ihrer Mitarbeiter. Den strategischen Aufbau des<br />
Gesundheitsmanagements verdeutlicht e<strong>in</strong> Säulensystem,<br />
dessen Basis die Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
s<strong>in</strong>d. Getragen wird das System von vier<br />
Säulen: Suchtprävention, Arbeits- und Gesundheitsschutz,<br />
Betriebliches E<strong>in</strong>gliederungsmanagement<br />
und Gesundheitsförderung.<br />
Während es beim Arbeits- und Gesundheitsschutz um<br />
die Vermeidung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten<br />
geht, kümmert sich das Betriebliche E<strong>in</strong>gliede-<br />
rungsmanagement um die Wiederaufnahme der Arbeit<br />
nach längeren Krankheitsphasen und versucht vorbeugend<br />
tätig zu se<strong>in</strong>, damit vorhan<strong>den</strong>e gesundheitliche<br />
E<strong>in</strong>schränkungen sich nicht weiter verschlechtern. Unter<br />
„Gesundheitsförderung“ s<strong>in</strong>d schließlich alle Aktivitäten<br />
zusammengefasst, bei <strong>den</strong>en die Mitarbeiter<br />
ihre Gesundheit aktiv stärken können.<br />
Beim Lenkungskreis laufen die Fä<strong>den</strong> aus <strong>den</strong> vier<br />
genannten Säulen zusammen. Geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />
Gesundheitskoord<strong>in</strong>ator, dem B<strong>in</strong>deglied zwischen<br />
<strong>den</strong> Säulen und dem Lenkungskreis, steuert und<br />
kontrolliert der Lenkungskreis die systematische<br />
Umsetzung aller Maßnahmen. „Visualisiert wird das<br />
Gesundheitsmanagement durch das Logo, das e<strong>in</strong>en<br />
farbigen Menschenreigen zeigt, und <strong>den</strong> Slogan ‚Gesundheit<br />
ist MehrWert‘“, erklärt Werner Böckle, Leiter<br />
des Bereichs Führungskräfteentwicklung/Grundsatzfragen<br />
der Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong>, der die Thematik<br />
Gesundheitsmanagement unternehmensweit<br />
richtungen wie zum Beispiel e<strong>in</strong>en Betriebsarzt?<br />
Krause: Ja, das ist richtig. Ärztliche<br />
Vorsorgeuntersuchungen für bestimmte<br />
Berufsgruppen oder Sicherheitsbeauftragte,<br />
die über Schutzmaßnahmen<br />
am Arbeitsplatz aufklären und ergonomische<br />
Gegebenheiten verbessern, gibt<br />
es natürlich schon seit längerer Zeit.<br />
Mit der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements rücken jetzt<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch weitere Bereiche <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
Mittelpunkt – und dies mit gesteigerter<br />
Nachhaltigkeit und mehr Schlagkraft.<br />
Ich <strong>den</strong>ke hier an Maßnahmen zur Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />
nach Krankheiten<br />
oder Kurse zur Gesunderhaltung wie<br />
Wirbelsäulengymnastik oder Ernährungsberatungen.<br />
Profil: Und warum gew<strong>in</strong>nen alle diese<br />
Bauste<strong>in</strong>e gerade jetzt an Bedeutung?<br />
Krause: Dafür gibt es mehrere Gründe.<br />
Zum e<strong>in</strong>en bil<strong>den</strong> motivierte und<br />
gesunde Mitarbeiter die Basis für <strong>den</strong><br />
Unternehmenserfolg. Zum anderen<br />
kommt der Gesundheit und Ausgeglichenheit<br />
bei steigen<strong>den</strong> Anforderungen<br />
im beruflichen und privaten Alltag auch<br />
aus Sicht der Mitarbeiter e<strong>in</strong>e immer<br />
wichtigere Rolle zu. H<strong>in</strong>sichtlich des<br />
sich abzeichnen<strong>den</strong> demographischen<br />
Wandels wissen wir heute schon, dass<br />
unsere heutigen und künftigen Mitarbeiter<br />
e<strong>in</strong>e längere Lebensarbeitszeit<br />
haben wer<strong>den</strong> als die Generationen<br />
vorher. In diesem Zusammenhang ist<br />
das Thema Gesunderhaltung besonders<br />
wichtig, und wir sehen hier als<br />
Unternehmen e<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe.<br />
Profil: Verraten Sie uns zum Abschluss<br />
noch, wie Sie persönlich zum<br />
Thema Gesundheitsmanagement stehen,<br />
und ob Sie auch an Kursen teilnehmen?<br />
Krause: Ich me<strong>in</strong>e, die E<strong>in</strong>richtung<br />
e<strong>in</strong>es betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
ist e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für uns alle.<br />
Persönlich sehe ich auch e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
Aspekt dar<strong>in</strong>, mit der Gesundheitsförderung<br />
auf e<strong>in</strong>e gewisse Art zur<br />
Work-Life-Balance und zum kollegialen<br />
Mite<strong>in</strong>ander beizutragen. Dabei <strong>den</strong>ke<br />
ich besonders an Aktionen wie „Mit<br />
dem Fahrrad zu KS“ oder Walk<strong>in</strong>gund<br />
Laufgruppen, die es ja schon an<br />
vielen Standorten gibt. Am Pierburg-<br />
Standort <strong>in</strong> Neuss gibt es regelmäßig<br />
e<strong>in</strong> Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für Motorradfahrer,<br />
an dem ich mit großem<br />
Interesse teilgenommen habe (siehe<br />
auch „Profil“-Seite 16).<br />
betreut. „Maßnahmen wie <strong>den</strong> Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
gibt es zwar schon länger; neu ist aber,<br />
dass das Gesamtpaket Gesundheitsmanagement als<br />
strategische E<strong>in</strong>heit und mit mehr Nachdruck betrieben<br />
wird.“<br />
Auch seitens der Arbeitnehmervertreter ist die Initiative<br />
verb<strong>in</strong>dlich vere<strong>in</strong>bart, Unterkonzern-Betriebsratsvorsitzender<br />
He<strong>in</strong>rich Kmett erläutert: „Ich freue<br />
mich sehr darüber, dass wir das Gesundheitsmanagement<br />
aktiv betreiben und e<strong>in</strong>e entsprechende Rahmenbetriebsvere<strong>in</strong>barung<br />
abgeschlossen haben. Wichtig<br />
ist nicht nur, <strong>den</strong>jenigen zu helfen, die krank s<strong>in</strong>d, sondern<br />
präventiv e<strong>in</strong>zugreifen, so dass Krankheiten erst<br />
gar nicht auftreten.“ Für die e<strong>in</strong>zelnen KSPG-Standorte<br />
wur<strong>den</strong> örtliche Betriebsvere<strong>in</strong>barungen geschlossen,<br />
Kolbenschmidt Pierburg setzt auf betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
MehrWert hat strategische Ausrichtung<br />
die die Aktivitäten, abgestimmt auf die Bedürfnisse<br />
des jeweiligen Standortes, regeln.<br />
Angebote im Zusammenhang mit dem betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement gibt es mittlerweile unternehmensweit,<br />
künftig sollen es noch mehr wer<strong>den</strong>. Bei der<br />
KS Gleitlager GmbH <strong>in</strong> Papenburg entstand zum Beispiel<br />
die Aktion „Mit dem Rad zu KS“, durch die Mitarbeiter<br />
motiviert wer<strong>den</strong> sollen, das Auto stehen zu lassen. Am<br />
Standort <strong>in</strong> St. Leon-Rot gehen an <strong>den</strong> regelmäßig stattf<strong>in</strong><strong>den</strong><strong>den</strong><br />
Gesundheitstagen Sporttherapeuten durch die<br />
Werkhallen und bieten speziell auf <strong>den</strong> jeweiligen Arbeitsplatz<br />
angepasste Übungen an. Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
für Motorradfahrer f<strong>in</strong><strong>den</strong> <strong>in</strong> regelmäßigen Abstän<strong>den</strong> bei<br />
der Pierburg GmbH <strong>in</strong> Neuss statt. Am KSPG-Firmensitz<br />
<strong>in</strong> Neckarsulm wurde e<strong>in</strong> Gymnastikraum e<strong>in</strong>gerichtet,<br />
der für Angebote wie „Fit <strong>in</strong> <strong>den</strong> Tag“, e<strong>in</strong>e 15-m<strong>in</strong>ütige bewegte<br />
Pause, rege genutzt wird. Weitere Entspannungskurse<br />
wie Yoga und Autogenes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d zudem am<br />
Pierburg-Standort <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> geplant.