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Starke Performance in den beiden Sparten - Rheinmetall AG

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Neuausrichtung <strong>in</strong> Kanada<br />

Die Zeitung des Rhe<strong>in</strong>metall-Konzerns<br />

Passend zum 25. Geburtstag der Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />

Inc. richtet sich das mit dem „Adats“-Projekt erfolgreiche<br />

Unternehmen neu aus. Künftig wird man<br />

mit e<strong>in</strong>er 4-Säulen-Strategie neue Märkte erschließen.<br />

Näheres zum Thema auf <strong>den</strong> Seiten 9 – 11.<br />

Rhe<strong>in</strong>metall mit Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis<br />

<strong>Starke</strong> <strong>Performance</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> <strong>Sparten</strong><br />

oho Düsseldorf. Mit deutlichen Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis ist der<br />

Rhe<strong>in</strong>metall-Konzern nach e<strong>in</strong>em erfolgreichen ersten Halbjahr auf bestem<br />

Wege, die bisherigen Ziele für das Geschäftsjahr 2011 zu übertreffen. Sowohl<br />

die jüngsten Akquisitionen als auch e<strong>in</strong> erfolgreiches operatives Geschäft<br />

<strong>in</strong>sbesondere im Automobilbereich tragen das anhaltend profi table Wachstum<br />

des Technologiekonzerns. Der Düsseldorfer Konzern weist für das erste<br />

Halbjahr 2011 e<strong>in</strong>en Umsatz von 2,075 Milliar<strong>den</strong> ¤ aus, was e<strong>in</strong>em Zuwachs<br />

von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1.728 Millionen ¤) entspricht. In der<br />

gleichen Größenordnung wächst auch das Ergebnis vor Z<strong>in</strong>sen und Ertragsteuern<br />

(Ebit): Es steigt von 104 Millionen ¤ im Vorjahreszeitraum auf 127 Millionen<br />

¤ im ersten Halbjahr 2011, was e<strong>in</strong>em Plus von 22 Prozent entspricht.<br />

Auch der Konzernüberschuss legte<br />

gegenüber <strong>den</strong> ersten sechs Monaten<br />

2010 deutlich zu und kletterte von 57<br />

Millionen ¤ auf 75 Millionen ¤, was<br />

e<strong>in</strong>er Steigerung von 31 Prozent entspricht.<br />

Rhe<strong>in</strong>metall weist für das erste<br />

Halbjahr e<strong>in</strong> Ergebnis je Aktie von 1,91<br />

¤ aus, nach 1,43 ¤ im entsprechen<strong>den</strong><br />

Vorjahreszeitraum. Die erfolgreiche<br />

Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr<br />

2011 veranlasst <strong>den</strong> Konzern, die<br />

Ergebnisprognose für 2011 auf e<strong>in</strong>e<br />

Spanne von 350 Millionen ¤ bis 370<br />

Millionen ¤ anzuheben. Bislang wurde<br />

e<strong>in</strong> Ergebniskorridor von 330 Millionen<br />

¤ bis 360 Millionen ¤ prognostiziert.<br />

Vorstandschef Klaus Eberhardt:<br />

„Rhe<strong>in</strong>metall zeigt im Jahr 2011 weiter<br />

e<strong>in</strong>e starke <strong>Performance</strong> – <strong>in</strong> bei<strong>den</strong><br />

<strong>Sparten</strong>. Mit Defence haben wir<br />

langfristig angelegte Großaufträge <strong>in</strong><br />

Algerien und Russland gew<strong>in</strong>nen können,<br />

die von großer strategischer Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d und uns <strong>den</strong> Zugang zu<br />

neuen Märkten erschließen. Bei Automotive<br />

zeigen unsere Zahlen im ersten<br />

Halbjahr, dass wir mit <strong>in</strong>novativen Produkten<br />

von <strong>den</strong> Branchentrends neuer<br />

Antriebskonzepte profi tieren. Für <strong>den</strong><br />

weiteren Jahresverlauf s<strong>in</strong>d wir opti-<br />

mistisch, so dass wir die Ergebnisprognose<br />

angehoben haben.“<br />

✶ Defence: Bedeutende Auslandsaufträge<br />

<strong>in</strong> strategisch wichtigen<br />

neuen Märkten kennzeichnen die Geschäftsentwicklung<br />

von Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Defence im zweiten Quartal 2011. E<strong>in</strong><br />

langfristig angelegter Großauftrag aus<br />

Algerien umfasst die Lieferung von<br />

geschützten Transportfahrzeugen als<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Projekt, <strong>den</strong> Aufbau<br />

e<strong>in</strong>er Fahrzeug-Fertigungsstätte <strong>in</strong><br />

dem nordafrikanischen Land und die<br />

Ausbildung algerischer Fach kräfte. In<br />

e<strong>in</strong>er ersten Stufe wurde im zweiten<br />

Quartal 2011 e<strong>in</strong> Auftragsvolumen von<br />

über 150 Millionen ¤ verbucht.<br />

Auch aus Russland hat Rhe<strong>in</strong>metall<br />

e<strong>in</strong>en Auftrag von besonderer strategischer<br />

Bedeutung erhalten. Mit ihm ist<br />

der deutschen Wehrtechnik erstmals<br />

<strong>in</strong> bedeutendem Umfang der Zugang<br />

zum dortigen Markt gelungen. Das<br />

Auftrags volumen für <strong>den</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er<br />

simulationsgestützten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs- und<br />

Ausbildungs e<strong>in</strong>richtung beläuft sich<br />

auf über 100 Millionen ¤, wovon e<strong>in</strong><br />

erster Teilabschnitt im zweiten Quartal<br />

2011 e<strong>in</strong>gebucht wer<strong>den</strong> konnte.<br />

(Fortsetzung auf Seite 2)<br />

Messepremiere <strong>in</strong> Belgrad: Der Gavial Plus – e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt von Rhe<strong>in</strong>metall<br />

und Panhard – bietet mehr Stauraum und Schutz sowie höhere Zuladung.<br />

Foto: shutterstock<br />

In Indien Flagge zeigen<br />

Nur neun von tausend Indern s<strong>in</strong>d derzeit Auto-mobil.<br />

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der <strong>in</strong>dische<br />

Markt <strong>in</strong> puncto Motorisierung e<strong>in</strong> erhebliches Potenzial<br />

birgt. Kolbenschmidt Pierburg macht sich dies zunutze<br />

und weitet die Aktivitäten <strong>in</strong> Indien aus. (s. S. 12 + 13).<br />

2/2011<br />

ZUKUNFT SERIENMÄSSIG heißt es ganz offi ziell, wenn rund 900 Automobilhersteller und -zulieferer aus aller Welt auf<br />

der Internationalen Automobilausstellung (IAA) <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (15. – 25. September 2011) ihre neuesten Entwicklungen<br />

präsentieren. Die weltweit renommierte Leitmesse der Branche – sie fi ndet bereits zum 64. Mal statt – widmet sich <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr schwerpunktmäßig der „Mobilität von morgen“ und fokussiert dabei gezielt auf Aspekte wie Elektromobilität, Klimaschutz,<br />

Nachhaltigkeit sowie Optimierung der klassischen Antriebsformen und Fahrzeuge mit Hybrid-, Elektro- und Wasserstoffantrieb.<br />

Auch Kolbenschmidt Pierburg (KSPG) präsentiert <strong>in</strong> Halle 8 (Stand F 04) Systemtechnik zum IAA-Schwerpunktthema,<br />

darunter <strong>den</strong> neuentwickelten Demonstrationsträger e<strong>in</strong>es kompakten Range Extenders. Was KSPG darüber h<strong>in</strong>aus<br />

zum Antrieb der Zukunft technisch „<strong>in</strong> petto“ hat, lesen Sie unter anderem im Themenblock auf <strong>den</strong> „Profi l“-Seiten 3 bis 7. sl<br />

Premiere für<br />

Gavial Plus<br />

jbz Belgrad. Mit mehr Stauraum,<br />

besserem Schutz und e<strong>in</strong>er höheren<br />

Zuladung: So präsentierte sich<br />

der Gavial Plus kürzlich auf der<br />

Messe „Partner 2011“ <strong>in</strong> der serbischen<br />

Hauptstadt Belgrad als<br />

verbesserter Nachfolger des Gavials.<br />

Das Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt<br />

von Rhe<strong>in</strong>metall und dem französischen<br />

Hersteller Panhard wird<br />

<strong>in</strong> diesem Jahr noch auf weiteren<br />

Messen zu sehen se<strong>in</strong>. Der größere,<br />

jetzt <strong>in</strong> Belgrad gezeigte Gavial<br />

Plus bietet mit 7,6 Tonnen Gesamtgewicht<br />

<strong>in</strong>sgesamt zwei Tonnen Zuladung<br />

für sieben Mann Besatzung<br />

und Missions-Kits bei Bedarf.<br />

Prognosen<br />

nach oben<br />

Treffsichere Damen<br />

Mit viel Ballgefühl und Lei<strong>den</strong>schaft<br />

überzeugt die Betriebssportgruppe Fußball<br />

<strong>in</strong> Kiel. Die Geburtsstunde des Teams<br />

schlug 2006, als e<strong>in</strong>e Handvoll ballbegeisterter<br />

Damen zur sportiven Tat schritt (Seite 17).<br />

oho Düsseldorf. Rhe<strong>in</strong>metall hebt<br />

die Umsatz- und Ergebnisprognosen<br />

für das Geschäftsjahr 2011 an:<br />

Im Konzern wird für das laufende<br />

Geschäftsjahr e<strong>in</strong> Umsatz von rund<br />

4,4 Milliar<strong>den</strong> ¤ bis 4,5 Milliar<strong>den</strong><br />

¤ erwartet; bisher wur<strong>den</strong> 4,3 Milliar<strong>den</strong><br />

¤ prognostiziert. Gegenüber<br />

dem Vorjahr bedeutet dies e<strong>in</strong>en<br />

Anstieg um 400 Millionen ¤ bis 500<br />

Millionen ¤. Für <strong>den</strong> Unternehmensbereich<br />

Defence geht Rhe<strong>in</strong>metall<br />

weiterh<strong>in</strong> davon aus, im Geschäftsjahr<br />

2011 e<strong>in</strong>en Umsatz von 2,2 Milliar<strong>den</strong><br />

¤ zu erreichen. Auf Basis<br />

der Umsatzentwicklung <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten<br />

sechs Monaten 2011 erwartet<br />

Rhe<strong>in</strong>metall für <strong>den</strong> Unternehmensbereich<br />

Automotive nunmehr e<strong>in</strong>en<br />

Umsatz von 2,2 bis 2,3 Milliar<strong>den</strong> ¤<br />

für das Geschäftsjahr 2011; bisher<br />

waren 2,1 Milliar<strong>den</strong> ¤ prognostiziert.<br />

Beim Ergebnis vor Z<strong>in</strong>sen und<br />

Ertragsteuern (Ebit) im Geschäftsjahr<br />

2011 erwartet Rhe<strong>in</strong>metall im<br />

Konzern e<strong>in</strong>en Wert zwischen 350<br />

Millionen ¤ und 370 Millionen ¤.<br />

Der bisher prognostizierte Ergebniskorridor<br />

lag bei 330 Millionen ¤<br />

bis 360 Millionen ¤.<br />

Für Rhe<strong>in</strong>metall Defence wird für<br />

das laufende Geschäftsjahr weiterh<strong>in</strong><br />

mit e<strong>in</strong>em Ebit zwischen 230<br />

Millionen ¤ und 250 Millionen ¤<br />

gerechnet. Für Automotive rechnet<br />

Rhe<strong>in</strong>metall jetzt mit e<strong>in</strong>em Ebit<br />

zwischen 130 Millionen ¤ und 150<br />

Millionen ¤. Die bisherige Prognose<br />

lag bei 110 Millionen ¤ bis 130<br />

Millionen ¤.


Foto: RMMV<br />

Technik mit Qualitätssiegel und e<strong>in</strong>e bemerkenswerte Leistung: Die ersten fünf Conta<strong>in</strong>er-Träger HX 77 wur<strong>den</strong> trotz erhöhten Zeitdrucks term<strong>in</strong>gerecht geliefert; weitere 15 Fahrzeuge folgen noch <strong>in</strong> diesem Jahr.<br />

jbz Wien. Die ersten fünf von <strong>in</strong>sgesamt<br />

20 Conta<strong>in</strong>er-Trägern HX 77<br />

s<strong>in</strong>d vor kurzem <strong>in</strong> Wien an <strong>den</strong><br />

slowakischen Generalunternehmer<br />

Tanax Trucks ausgeliefert wor<strong>den</strong>.<br />

Damit etabliert sich die Rhe<strong>in</strong>metall<br />

MAN Military Vehicles GmbH (RMMV)<br />

im slowakischen Markt für schwere<br />

Militär-Lastwagen. Im slowakischen<br />

Banovce wur<strong>den</strong> die hochgelände-<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

Beide Teilaufträge haben im Juni<br />

2011 zu e<strong>in</strong>em deutlichen Anstieg des<br />

Auftragse<strong>in</strong>gangs geführt: Der Auftragse<strong>in</strong>gang<br />

im zweiten Quartal 2011<br />

übertraf mit 537 Millionen ¤ deutlich<br />

<strong>den</strong> Wert des ersten Quartals von 316<br />

Millionen ¤. Insgesamt liegt der Auftragse<strong>in</strong>gang<br />

im ersten Halbjahr 2011<br />

mit 853 Millionen ¤ noch um 231 Millionen<br />

¤ unter dem Vorjahreswert, der<br />

durch mehrere großvolumige Aufträge<br />

geprägt war.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Umsatz von 904 Millionen<br />

¤ erzielte die Defence-Sparte<br />

gängigen Vierachser aufgebaut und<br />

anschließend an <strong>den</strong> Endkun<strong>den</strong>, das<br />

slo wakische Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium,<br />

über geben. Zu vor hatten die Fahrzeuge<br />

die Qualitätskontrolle durch<br />

die Güteprüfstelle der deutschen<br />

Bundeswehr erfolgreich bestan<strong>den</strong>.<br />

Zur Sonderausstattung der Fahr zeuge<br />

gehören e<strong>in</strong>e Selbst bergew<strong>in</strong>de und<br />

e<strong>in</strong>e Reifendruckregel anlage, die<br />

im ersten Halbjahr 2011 e<strong>in</strong>en neuen<br />

Allzeit-Höchstwert. Im Vergleich zum<br />

Vorjahreszeitraum beträgt die Umsatzsteigerung<br />

19 Prozent oder 142 Millionen<br />

¤. Davon resultieren 75 Millionen<br />

¤ aus organischem Wachstum sowie<br />

67 Millionen ¤ aus der Erweiterung des<br />

Konsolidierungskreises durch Zukäufe.<br />

Während das Ergebnis vor Z<strong>in</strong>sen, Ertragsteuern<br />

und Abschreibungen (Ebitda)<br />

im Vergleich zum Vorjahr nochmals<br />

um vier Millionen ¤ auf 100 Millionen<br />

¤ anstieg, bleibt das Ebit mit 62 Millionen<br />

¤ um neun Millionen ¤ h<strong>in</strong>ter dem<br />

Vorjahreswert zurück. Unvorhergese-<br />

HX-77-Premiere<br />

für die Slowakei<br />

Fahrer häuser s<strong>in</strong>d für die Aufnahme<br />

von modularem Schutz vorbereitet.<br />

Aufgrund kurzfristiger Kun<strong>den</strong>wünsche<br />

und der damit verbun<strong>den</strong>en<br />

nachträglichen Än derungen war die<br />

Rhe<strong>in</strong>metall-Konzern verzeichnet deutliche Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis<br />

<strong>Sparten</strong> mit starker <strong>Performance</strong><br />

Überprüfung<br />

der Strategie<br />

dp Düsseldorf. Am 28. Juli 2011 –<br />

und damit am Vorabend der Veröffentlichung<br />

der aktuellen Halbjahresbilanz<br />

der Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong> – hat<br />

der Düsseldorfer Konzern nach Börsenschluss<br />

dem Kapitalmarkt und<br />

der F<strong>in</strong>anzmarktöffentlichkeit mitgeteilt,<br />

dass das Unternehmen die<br />

Nachhaltigkeit der bisherigen Zwei-<br />

Säulen-Strategie prüft und dabei<br />

<strong>in</strong>sbesondere die Möglichkeit e<strong>in</strong>es<br />

Börsengangs der Kolbenschmidt<br />

Pierburg <strong>AG</strong> untersucht.<br />

Diese Überprüfung geschieht sehr<br />

gründlich und verantwortungsbewusst.<br />

Nach Angaben des Vorstandes<br />

bedeutet dies, dass die Wiedere<strong>in</strong>führung<br />

von Kolbenschmidt Pierburg<br />

Aktien an der Börse nur dann<br />

<strong>in</strong> Frage kommt, wenn dieser Schritt<br />

der Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong> und<br />

der Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong> e<strong>in</strong>e bessere Zukunftssicherheit<br />

verschaffen kann.<br />

H<strong>in</strong>tergrund für diese Strategie-<br />

Überprüfung ist, dass ke<strong>in</strong>er der bei-<br />

Bodo Garbe im<br />

Defence-Vorstand<br />

dp Düsseldorf. Bodo Garbe (57) ist<br />

mit Wirkung zum 1. Juli 2011 <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Bereichsvorstand von Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Defence berufen wor<strong>den</strong>. Er übernimmt<br />

dort die Zuständigkeit für die<br />

Geschäftsbereiche Verteidigungselektronik,<br />

Simulation und Ausbildung,<br />

Air Defence sowie Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Technical Publications. In dieser<br />

Funktion folgt er He<strong>in</strong>z Dresia (63),<br />

der im Defence-Vorstand künftig die<br />

Leitung von Sonderprojekten verantworten<br />

wird. Bodo Garbe (Foto<br />

rechts) trat 1984 <strong>in</strong> das Unternehmen<br />

e<strong>in</strong> und übernahm nach e<strong>in</strong>er<br />

Reihe von Führungsfunktionen <strong>in</strong><br />

der W&M GmbH 1994 Gesamtverantwortung<br />

für die Qualitätssicherung<br />

und Erprobung <strong>in</strong> der Gesellschaft.<br />

<strong>den</strong> Bereiche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entwicklung<br />

beschränkt wer<strong>den</strong> soll. Beide Bereiche<br />

sollen <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> ihren Wachstums-<br />

und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

so frei wie möglich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

Börsennotierung der Kolbenschmidt<br />

Pierburg <strong>AG</strong> und damit der vone<strong>in</strong>ander<br />

unabhängige Kapitalmarktzugang<br />

für beide Bereiche könnte die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen verbessern, unter <strong>den</strong>en<br />

die Wettbewerbspositionen von<br />

Automotive und von Defence weiterentwickelt<br />

und langfristig gesichert<br />

wer<strong>den</strong> können.<br />

Rhe<strong>in</strong>metall-Vorstandschef Klaus<br />

Eberhardt erläutert dieses Vorgehen:<br />

„Wir müssen vorbereitet se<strong>in</strong>, wenn<br />

sich Fenster für neue strategische<br />

Entwicklungsschritte öffnen – bei<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Defence und bei Kolbenschmidt<br />

Pierburg. Mit bei<strong>den</strong> Bereichen<br />

s<strong>in</strong>d wir heute schon stark, aber<br />

nichts sollte uns h<strong>in</strong>dern, noch stärker<br />

zu wer<strong>den</strong>. Deshalb ist es richtig,<br />

die derzeitige Unternehmensstruktur<br />

dah<strong>in</strong>gehend zu überprüfen, ob es<br />

strategisch bessere Ausgangspositionen<br />

gibt, etwa durch e<strong>in</strong>en Börsengang<br />

von Kolbenschmidt Pierburg.<br />

Das schließt natürlich die Möglichkeit<br />

nicht aus, dass Rhe<strong>in</strong>metall e<strong>in</strong><br />

wichtiger Aktionär von KSPG bleibt.“<br />

1999 wechselte Bodo Garbe zur<br />

Nitrochemie-Gruppe und trug dort<br />

Verantwortung für <strong>den</strong> Bereich Vertrieb<br />

und Market<strong>in</strong>g, bevor er 2001<br />

<strong>in</strong> die Geschäftsführungen der Nitrochemie<br />

Aschau GmbH und der<br />

Nitrochemie Wimmis <strong>AG</strong> berufen<br />

wurde. 2005 wechselte er <strong>in</strong> die<br />

Geschäftsführung der Rhe<strong>in</strong>metall<br />

W&M GmbH, wo ihm die Leitung<br />

des Geschäftssegments Schutz<br />

und Pyrotechnik übertragen wurde.<br />

Seit 2006 steht er an der Spitze des<br />

Geschäftsbereichs Air Defence von<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Defence.<br />

hene Projektkosten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auftrag<br />

haben das Ergebnis außeror<strong>den</strong>tlich<br />

mit elf Millionen ¤ belastet.<br />

✶ Automotive: Der Unternehmensbereich<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Automotive präsentiert<br />

sich im ersten Halbjahr 2011<br />

beim Umsatz und auf der Ertragsseite<br />

mit hohen Steigerungsraten. Die<br />

positive Entwicklung wird von allen<br />

Geschäftsbereichen der Sparte getragen.<br />

Mit se<strong>in</strong>em Produktportfolio<br />

profitiert man weiterh<strong>in</strong> von der Aufwärtsentwicklung<br />

der weltweiten Automobilkonjunktur<br />

und <strong>in</strong>sbesondere<br />

vom starken Wachstum <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bereichen<br />

Antriebsstrang sowie Emissions-<br />

und Verbrauchsreduzierung.<br />

In <strong>den</strong> ersten sechs Monaten des<br />

Jahres 2011 weist die Sparte Umsatzerlöse<br />

<strong>in</strong> Höhe von 1,171 Milliar<strong>den</strong> ¤<br />

aus und übertrifft damit <strong>den</strong> Vorjahreswert<br />

um 205 Millionen ¤ oder 21<br />

Prozent. Das Wachstum des Unternehmensbereiches<br />

liegt damit klar über<br />

dem weltweiten Produktionszuwachs<br />

im Automobilsektor, der sich im ersten<br />

Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr<br />

auf 2,3 Prozent bezifferte.<br />

Auch die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Umsatzzahlen von<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Automotive nicht enthaltenen<br />

ch<strong>in</strong>esischen Jo<strong>in</strong>t-Venture-<br />

Gesellschaften (Rhe<strong>in</strong>metall-Anteil<br />

50%) bleiben auf Wachstumskurs. Sie<br />

erzielten mit e<strong>in</strong>em Umsatz (50%) von<br />

72 Millionen ¤ im ersten Halbjahr 2011<br />

e<strong>in</strong>e Steigerung um sieben Prozent.<br />

Das Ebit des Automotive-Bereichs<br />

beläuft sich im Berichtszeitraum auf<br />

76 Millionen ¤, was gegenüber dem<br />

Vorjahr e<strong>in</strong>er Steigerung um 33 Millionen<br />

¤ entspricht. Bezogen auf das<br />

Vorsteuerergebnis (Ebt) verdoppeln<br />

sich die Erträge von 34 Millionen ¤ im<br />

ersten Halbjahr 2010 auf 68 Millionen<br />

¤ im ersten Halbjahr des laufen<strong>den</strong><br />

Geschäftsjahres. Die Ebit-Rendite im<br />

ersten Halbjahr 2011 verbessert sich<br />

um zwei Prozentpunkte auf 6,5 Prozent<br />

nach 4,5 Prozent im Vorjahr.<br />

CWA-Pumpen s<strong>in</strong>d<br />

weltweit gefragt<br />

he Neuss. Der E<strong>in</strong>satz regelbarer<br />

elektrischer Kühlmittelpumpen für<br />

<strong>den</strong> Hauptkühlkreislauf von Personenkraftwagen<br />

setzt sich weiter durch.<br />

So hat die Pierburg Pump Technology<br />

GmbH kürzlich weitere Aufträge von<br />

renommierten europäischen und<br />

amerikanischen Automobilherstellern<br />

für ihre im Werk Hartha/Sachsen<br />

produzierte vollvariable elektrische<br />

Kühlmittelpumpe CWA 400 erhalten.<br />

Das Gesamt-Umsatzvolumen (Lifetime)<br />

für die neuen Aufträge beträgt<br />

über 200 Millionen E. Die Pumpen<br />

wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> neu entwickelten Motorengenerationen<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommen<br />

und bei e<strong>in</strong>em amerikanischen<br />

Kun<strong>den</strong> sogar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Hybrid-<br />

Motorengeneration e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Zeit für Konstruktion, Bau und Vorbereitung<br />

zur Güteprüfung knapp<br />

be messen. Dennoch konnte der Lieferterm<strong>in</strong><br />

dank der hervorragen<strong>den</strong><br />

Zu sammen arbeit aller beteiligten Abteilungen<br />

e<strong>in</strong>ge halten wer<strong>den</strong>.<br />

Die verbleiben<strong>den</strong> 15 HX 77 sollen<br />

<strong>in</strong> zwei weiteren Losen zu fünf und<br />

zehn Fahrzeugen noch <strong>in</strong>nerhalb<br />

dieses Jahres geliefert wer<strong>den</strong>. Hier-<br />

jpw Ottawa. Über 8 000 Besucher<br />

aus der ganzen Welt kamen am 1. und<br />

2. Juni 2011 zur CanSec, Kanadas bedeutendster<br />

Wehrtechnikmesse. Die<br />

führen<strong>den</strong> wehr- und sicherheitstechnischen<br />

Unternehmen, darunter auch<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc. (RhC) und<br />

RMMV Canada Inc., präsentierten <strong>in</strong><br />

Ottawa ihre Produkte und Aktivitäten.<br />

„Die CanSec 2011 war für uns die beste<br />

Gelegenheit, uns dem kanadischen<br />

Kun<strong>den</strong> – aber auch Nutzern aus der<br />

gesamten übrigen Welt – <strong>in</strong> unserer<br />

neuen Geschäftsgliederung mit <strong>den</strong><br />

vier Bereichen Fahrzeug<strong>in</strong>tegration,<br />

Waffenstationen, Luftverteidigung<br />

und Verteidigungselektronik zu präsentieren“,<br />

so RhC-Geschäftsführer<br />

Dr. Andreas Knackstedt. „Die kanadischen<br />

Streitkräfte, unser Hauptkunde,<br />

zeigten sich sehr an unseren<br />

Ideen und Projekten für die Zukunft<br />

<strong>in</strong>teressiert.“<br />

E<strong>in</strong> Publikumsmagnet aus dem<br />

Bereich Luftverteidigung bildete<br />

das Multi-Mission Radar (MMR):<br />

In Zusammenarbeit mit Elta stellte<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Canada se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige<br />

Lösung für die Anforderungen<br />

der kanadischen Streitkräfte vor. Mit<br />

se<strong>in</strong>er fortschrittlichsten Radar- und<br />

Sensortechnologie kann das MMR-<br />

System jede gegenwärtige Bedrohung<br />

am Bo<strong>den</strong> oder aus der Luft<br />

entdecken und deren effektive Bekämpfung<br />

leiten.<br />

Aus dem Bereich Verteidigungselektronik<br />

zeigte das neu formierte<br />

Unternehmen, das <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

se<strong>in</strong> 25-jähriges Bestehen feiert, die<br />

IC4U (Interconnected Command Control<br />

Communications Computer Unit)<br />

für die modulare Kampfausstattung<br />

des kanadischen Integrated Soldier<br />

System Projects. Weiterh<strong>in</strong> präsentierte<br />

man Lösungen für ISTAR<br />

(Intelligence, Surveillance, Target<br />

Acquisition, Reconnaissance)-Anwendungen,<br />

etwa die Sensor Command<br />

and Control Plann<strong>in</strong>g Suite<br />

(SC2PS), e<strong>in</strong>e echtzeitfähige Multi-<br />

Sensor-Anwendung zur Auswertung<br />

und Verarbeitung von Sensordaten<br />

unterschiedlichster Herkunft, beispielsweise<br />

von Soldier Systems,<br />

Bo<strong>den</strong>sensoren oder Unmanned Ae-<br />

Herausgeber: Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong><br />

Verantwortlich: Peter Rücker<br />

Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />

Anschrift: Redaktion „Das Profil“<br />

Postfach 104261, 40033 Düsseldorf<br />

das.profil@rhe<strong>in</strong>metall.com<br />

zu gehören auch sechs Protection<br />

Kits Level 2/2a zum nachträglichen<br />

Fahrerhausschutz für <strong>in</strong>ternationale<br />

Opera tionen. „Mit diesem Projekt ist<br />

es uns erstmalig gelungen, im Bereich<br />

der schweren Militär-Lastkraftwagen<br />

auf dem slowakischen Markt Fuß zu<br />

fassen“, sagt Mark O. Brünn, Vertriebsbeauftragter<br />

Europa Süd von<br />

Rhe<strong>in</strong>metall MAN Military Vehicles.<br />

rial Vehicles (UAVs) sowie der sehr<br />

erfolgreichen, ballongestützten Persistent<br />

Surveillance Aerostat (PSA).<br />

Vorgestellt wur<strong>den</strong> zudem drei Simulations-Demonstratoren,<br />

um die<br />

Ausbildung an der Close Area Support<br />

Weapon (CASW), am Kampfpanzer<br />

Leopard 2 und am LANCE-<br />

Turm effektiv und kostensparend<br />

zu ermöglichen. Das CASW-Projekt<br />

– die Lieferung von über 300 40 mm-<br />

Granatmasch<strong>in</strong>enwaffen mit dem<br />

V<strong>in</strong>gmate-Feuerleitsystem – sowie<br />

das Modernisierungsprogramm für<br />

<strong>den</strong> Leopard-2-Kampfpanzer markieren<br />

zwei weitere äußerst erfolg-<br />

In neuer Formation<br />

reiche Kooperationen zwischen RhC<br />

und <strong>den</strong> kanadischen Streitkräften<br />

im Bereich der Waffensysteme bzw.<br />

Fahrzeug<strong>in</strong>tegration.<br />

In diesen Bereich fällt auch der<br />

modulare Lance-Turm, der die ideale<br />

Ausstattung für das projektierte<br />

Close Combat Vehicle (CCV) darstellt.<br />

Der Bereich Waffenstationen stellte<br />

unter anderem die Kongsberg Protector<br />

als mögliche Option für das<br />

geplante Tactical Armoured Patrol Vehicle<br />

(TAPV) vor.<br />

Erstmals trat auch die neue Geschäftse<strong>in</strong>heit<br />

Rhe<strong>in</strong>metall MAN Military<br />

Vehicles (RMMV) an der Seite<br />

von Rhe<strong>in</strong>metall Canada auf. Das im<br />

Außenbereich gezeigte SX 45 8x8<br />

Bergefahrzeug hat sich <strong>in</strong> Afghanistan<br />

als äußerst robust und zuverlässig<br />

erwiesen und bietet exzellenten<br />

Schutz sowie hohe Mobilität.<br />

„Unsere Produktvielfalt sorgte dafür,<br />

dass wir uns des Besuchs vieler<br />

hochrangiger Delegationen erfreuen<br />

konnten“, so RhC-Chef Knackstedt<br />

zufrie<strong>den</strong>. Unter <strong>den</strong> Besuchern des<br />

bisher größten Messestandes, <strong>den</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>metall <strong>in</strong> Kanada betrieben<br />

hat, waren unter anderem der Chief<br />

of Land Staff, Lieutenant General<br />

Peter Devl<strong>in</strong>, der Chief of the Maritime<br />

Staff, Vice Admiral P. Dean<br />

McFad<strong>den</strong>, Dan Ross, der Assistant<br />

Deputy M<strong>in</strong>ister Material, Vorstandsmitglieder<br />

der Canadian Commercial<br />

Corporation (CCC) und – last but not<br />

least – der deutsche Botschafter, Dr.<br />

Georg Witschel (siehe Seiten 9 – 11).<br />

Druckterm<strong>in</strong> dieser Ausgabe: 24. August 2011<br />

Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />

Satz: Strack + Storch KG<br />

Gladbacher Straße 15<br />

40219 Düsseldorf<br />

Druck:<br />

Druck & Medienservice Schürfeld<br />

Stolper Straße 8a, D-47269 Duisburg


Fotos: KSPG/shutterstock<br />

msc/fhe Neckarsulm. Aufgrund ihrer ger<strong>in</strong>gen Akkukapazitäten s<strong>in</strong>d die Reichweiten der derzeitigen<br />

ausschließlich batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge begrenzt. Und wenn der Akku erst e<strong>in</strong>mal<br />

leer ist, s<strong>in</strong>d sie im Gegensatz zum schnellen Tanken konventioneller Antriebe erst nach längerer<br />

Aufl adezeit wieder e<strong>in</strong>satzbereit. Um stressfrei das Ziel erreichen zu können, bietet sich<br />

daher der E<strong>in</strong>satz von Range Extendern an, die – wie ihr englischer Name schon sagt – die Reichweite<br />

elektrisch betriebener Fahrzeuge im Bedarfsfall verlängern. Technisch gesehen handelt es<br />

sich dabei um zusätzliche Aggregate, <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Fällen kle<strong>in</strong>e Verbrennungsmotoren, die e<strong>in</strong>en<br />

Generator antreiben. Dieser versorgt wiederum Akkumulator und Elektromotor mit elektrischer<br />

Energie. Kolbenschmidt Pierburg (KSPG) hat jetzt geme<strong>in</strong>sam mit der FEV Motorentechnik GmbH<br />

e<strong>in</strong> Konzept für e<strong>in</strong>en kompakten Range Extender mit e<strong>in</strong>er Leistung von 30 Kilowatt entwickelt.<br />

Das erstmals zur IAA 2011 vorgestellte Konzept<br />

besteht aus e<strong>in</strong>em Zweizyl<strong>in</strong>der-Ottomotor <strong>in</strong> V-<br />

Bauweise mit e<strong>in</strong>er vertikal stehen<strong>den</strong> Kurbelwelle<br />

und zwei Generatoren mit Zahnradantrieb. Alle<br />

Komponenten bis auf <strong>den</strong> Kraftstofftank und <strong>den</strong><br />

Kühler s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>em Tragrahmen montiert. Die<br />

stehende Kurbelwelle erfordert nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />

Bauhöhe, so dass das Modul im Unterfl urbereich<br />

e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>wagens <strong>in</strong>tegriert wer<strong>den</strong> kann und<br />

dabei beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reserveradmulde<br />

Platz fi ndet. Diese E<strong>in</strong>baumöglichkeit geht mit<br />

ger<strong>in</strong>gem Modifi kationsaufwand gegenüber dem<br />

herkömmlichen Fahrzeugaufbau e<strong>in</strong>her und belässt<br />

<strong>in</strong>teressante Optionen für das Fahrzeug-<br />

Packag<strong>in</strong>g sowie das Styl<strong>in</strong>g.<br />

Das weitgehend universell verbaubare Modul<br />

ermöglicht e<strong>in</strong>e Begrenzung des Entwicklungs-<br />

und Applikationsaufwands für <strong>den</strong> Aggregate-<br />

und Fahrzeughersteller. Es ist so konzipiert, dass<br />

Konzept für kompakten Range Extender<br />

Bewusst an<br />

der Obergrenze<br />

die Schnittstellen im Fahrzeug auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

reduziert s<strong>in</strong>d und die Integration e<strong>in</strong>schließlich<br />

Montage sich vergleichsweise unproblematisch<br />

gestaltet. Das Automobil kann deshalb mit oder<br />

ohne Range Extender produziert wer<strong>den</strong>. Dies<br />

trägt dem Gedanken e<strong>in</strong>es Baukastensystems<br />

Rechnung und ermöglicht es <strong>den</strong> Herstellern, <strong>den</strong><br />

Range Extender beispielsweise als zusätzliche<br />

Ausstattungsoption anzubieten.<br />

Insgesamt erreicht der Range Extender mit <strong>den</strong><br />

Generatoren und Anbauteilen e<strong>in</strong> Gewicht von gut<br />

60 Kilogramm. Aufgrund se<strong>in</strong>er speziellen Konstruktion<br />

mit aktiver Schw<strong>in</strong>gungskompensation<br />

und günstiger Aggregate-Lagerung weist er optimale<br />

Werte bei NVH (Noise-Vibration-Harshness)<br />

auf, so dass der E<strong>in</strong>druck geräuscharmen elektrischen<br />

Fahrens durch das Anspr<strong>in</strong>gen des Range<br />

Extenders kaum bee<strong>in</strong>trächtigt wird.<br />

Der batterieelektrische Antrieb beschränkt<br />

sich derzeit noch auf das Kle<strong>in</strong>wagensegment.<br />

E<strong>in</strong> nicht mit der Antriebsachse gekoppelter<br />

Range Extender, der sich auf die Stromerzeugung<br />

beschränkt, ist hier die adäquate Lösung.<br />

Für Fahrzeuge ab der Kompaktklasse, die nicht<br />

Deutschland im Sommer 2011: Elektrischer Strom ist <strong>in</strong> aller<br />

Munde. Politisch wird e<strong>in</strong> beschleunigter Ausstieg aus der Kernenergie<br />

vorangetrieben. Fahrräder mit Hilfsmotor s<strong>in</strong>d wieder<br />

„<strong>in</strong>“. Anders als der Klassiker, das Velo-Solex, nicht laut knatternd,<br />

sondern dank Elektromotor fast unhörbar summend.<br />

Auch das Auto soll künftig elektrisch angetrieben wer<strong>den</strong>. Was<br />

vor wenigen Jahren als wenig ernst zu nehmende Nischentechnik<br />

belächelt wurde, gilt plötzlich e<strong>in</strong>er ganzen Industriebranche als<br />

Entwicklungsleitbild.<br />

So schnell sich das Thema Elektromobilität auf <strong>den</strong> Agen<strong>den</strong><br />

nach vorne drängte, so unübersehbar s<strong>in</strong>d die damit verbun<strong>den</strong>en<br />

Aufgabenstellungen. Dabei ist die Beschäftigung mit Alternativen<br />

zum Ottomotor für die Automobil<strong>in</strong>dustrie alles andere als neu.<br />

Bereits die Portierung der Dieseltechnik von Großmotoren und Lkw<br />

auf <strong>den</strong> Pkw war e<strong>in</strong>e Pionierleistung, der anfangs wenig Potenzial<br />

beigemessen wurde. Flottenversuche mit Erdgas, Wasserstoff<br />

oder Brennstoffzellen <strong>in</strong> <strong>den</strong> 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

und erste Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit Hybridantrieben <strong>in</strong><br />

der zurückliegen<strong>den</strong> Dekade füllen viele Archivmeter.<br />

Und <strong>den</strong>noch hat die Elektrifi zierung des Antriebsstrangs e<strong>in</strong>e<br />

neue Dimension. Die Herausforderungen lauten, Elektromotoren<br />

nur auf urbanen Kurzstrecken im E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d,<br />

sondern auch längere Überlandfahrten meistern<br />

sollen, s<strong>in</strong>d andere hybride Antriebskonzepte<br />

besser geeignet. Der E<strong>in</strong>satz des Range Extenders<br />

könnte aber <strong>den</strong> E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Generation<br />

batteriebetriebener Kle<strong>in</strong>wagen beschleunigen<br />

und <strong>den</strong> Gesetzgeber bei se<strong>in</strong>en Bemühungen<br />

um die CO2-Emissionsreduzierung unterstützen,<br />

<strong>den</strong>n die Vorteile derartiger Aggregate liegen<br />

unter anderem <strong>in</strong> Kosten- und Gewichtse<strong>in</strong>sparungen<br />

für verr<strong>in</strong>gerte Batteriegrößen. Mit ihrer<br />

Hilfe kann zudem die gewohnte Reichweite<br />

auch ohne lange Zwischen-Ladezeiten erzielt<br />

wer<strong>den</strong>, wobei das zeitweilige Zuschalten des<br />

Range Extenders <strong>in</strong> Abhängigkeit von der gewählten<br />

Betriebsstrategie erfolgt. Dazu Prof. Dr.<br />

Eduard Köhler, <strong>in</strong> der Vorentwicklung der<br />

Kolbenschmidt Pierburg Gruppe<br />

zuständig für <strong>den</strong><br />

Themenbereich Elektromobilität:<br />

„Angesichts der<br />

vor uns liegen<strong>den</strong> anspruchsvollen<br />

CO2-Gesetzgebung ist<br />

der Range Extender aus unserer Sicht<br />

die Lösung der Zeit, <strong>den</strong>n er ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>e gegenüber der vorhan<strong>den</strong>en Batterietechnik<br />

erweiterte Mobilität und stellt <strong>den</strong>noch<br />

im NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus)<br />

<strong>den</strong> geforderten ger<strong>in</strong>gen CO2-Ausstoß<br />

sicher.“ Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs zu berücksichtigen,<br />

dass die derzeitige Gesetzgebung <strong>den</strong><br />

Range Extender begünstigt. Damit könnte<br />

er als „Brückentechnologie“ zum<br />

Wegbereiter für e<strong>in</strong>e breitere Akzeptanz<br />

von Elektrofahrzeugen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Große Aufmerksamkeit hat<br />

Kolbenschmidt Pierburg bei<br />

se<strong>in</strong>em Konzept der Leistungsfähigkeit<br />

des Aggregats geschenkt.<br />

Eduard Köhler: „Wir<br />

s<strong>in</strong>d mit der Leistung von 30<br />

Kilowatt bewusst an die obere<br />

Top aktuell: Geme<strong>in</strong>sam mit<br />

der FEV Motorentechnik GmbH<br />

(Aachen) hat KSPG e<strong>in</strong> Konzept<br />

für e<strong>in</strong>en kompakten Range<br />

Extender mit e<strong>in</strong>er Leistung<br />

von 30 Kilowatt entwickelt.<br />

<strong>in</strong> für Autos geeigneten Leistungsbereichen für die Großserienfertigung<br />

zu ertüchtigen, Speichertechnologien zu entwickeln, die<br />

e<strong>in</strong>e gewisse M<strong>in</strong>destreichweite ermöglichen sowie e<strong>in</strong>e Infrastruktur<br />

aufzubauen, die e<strong>in</strong> engmaschiges Nachla<strong>den</strong> gestattet.<br />

Der damit verbun<strong>den</strong>e Aufwand ist enorm. Deshalb lohnt es sich,<br />

die Vor- und Nachteile der e<strong>in</strong>zelnen Antriebstechnologien ideologiefrei<br />

gegenüberzustellen:<br />

Der klassische Verbrennungsmotor darf nach 125 Jahren Automobilgeschichte<br />

als durchaus ausgereifte Technik betrachtet wer<strong>den</strong>.<br />

Kont<strong>in</strong>uierliche Weiterentwicklungen am Motorblock sowie<br />

se<strong>in</strong>en Nebenaggregaten haben über die Jahrzehnte zu e<strong>in</strong>er ho-<br />

E<strong>in</strong> Spagat<br />

mit Anspruch<br />

hen Zuverlässigkeit geführt und gleichzeitig <strong>den</strong> Verbrauch sowie<br />

die Abgasemissionen deutlich gesenkt. Vorleistungen von Automobilherstellern<br />

und Zulieferern lassen erwarten, dass es damit<br />

weitergehen wird.<br />

Bei <strong>den</strong> Nachteilen des Verbrennungsmotors muss zunächst e<strong>in</strong>mal<br />

der Wirkungsgrad genannt wer<strong>den</strong>. Nur e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>ger Anteil der e<strong>in</strong>gesetzten Energie wird tatsächlich für <strong>den</strong><br />

Vortrieb genutzt. Dazu kommt, dass sich bei weiteren Maßnahmen<br />

zur Effi zienzsteigerung und Emissionsreduzierung zwar die<br />

Kosten kumulieren, die Effekte jedoch nicht.<br />

Foto: Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />

Grenze gegangen, um<br />

sicherzustellen, dass im<br />

Betrieb die im heutigen<br />

Überlandverkehr und auf<br />

Autobahnen geforderte not- not- not-<br />

wendige Agilität – <strong>in</strong>sbesondere<br />

auch ausreichende Fahrleistungen<br />

an Steigungen – erreicht wer<strong>den</strong> können.“<br />

Die für Range Extender geforderte ger<strong>in</strong>ge Motorengröße<br />

befi ndet sich heute bei vielen Fahrzeugherstellern<br />

noch nicht im Portfolio. Hier<br />

bieten sich daher Chancen für Modulanbieter mit<br />

e<strong>in</strong>baufertigen Komplettlösungen. In Bezug auf<br />

die Verbreitung von Range Extendern geht die<br />

Unternehmensberatung McK<strong>in</strong>sey <strong>in</strong>des <strong>in</strong> ihrer<br />

Anfang 2011 veröffentlichten Studie „Boost!“<br />

davon aus, dass bei e<strong>in</strong>em mäßig verschärften<br />

CO2-Grenzwert unter 100 Gramm CO2 pro Kilometer<br />

für das Jahr 2050 (Übergang auf „Well-to-<br />

Wheel“, also von der Energieerzeugung bis zum<br />

Auspuff gemessen) Elektrofahrzeuge mit Range<br />

Extender (REEVs) bis 2035 e<strong>in</strong>en<br />

Anteil <strong>in</strong> der Größenordnung von<br />

15% der Neuzulassungen erreichen<br />

können. Bei entsprechend<br />

verschärftem Szenario mit e<strong>in</strong>em<br />

Grenzwert unter 40 Gramm CO2 pro<br />

Kilometer geht die McK<strong>in</strong>sey-Studie<br />

sogar davon aus, dass dieser<br />

Anteil bereits im<br />

Jahr 2030 überschritten<br />

wird und<br />

sich bis 2035 fast<br />

verdoppelt.<br />

Anders sieht es beim Elektroantrieb aus. Die Produktion künftiger<br />

Elektrofahrzeuge wirft zahlreiche Fragestellungen auf, die e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tensive <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Kooperation erfordern. Dabei stehen die<br />

vier Themenkomplexe Fahrzeugkonzepte, Batterien, Wertschöpfungsstrukturen<br />

und Produktionstechnik im Vordergrund. Damit<br />

verbun<strong>den</strong> ist die Aufgabe, bereits frühzeitig die Achsen so zu verknüpfen,<br />

dass die Spezifi kationen der Systeme sowie der späteren<br />

Produktionsprozesse bestmöglich aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt s<strong>in</strong>d.<br />

Die Kard<strong>in</strong>alsfrage, wann und mit welchen Stückzahlen sich der<br />

Markt für die Elektromobilität entwickeln wird, ist weiterh<strong>in</strong> offen.<br />

Nicht zuletzt deshalb, weil Elektrofahrzeuge wegen der teuren<br />

Batterien mit e<strong>in</strong>em hohen Preisaufschlag gegenüber Autos mit<br />

Verbrennungsmotoren angeboten wer<strong>den</strong> müssen. Denn mit der<br />

Batterietechnologie selbst steckt auch deren Produktionstechnik<br />

noch <strong>in</strong> <strong>den</strong> K<strong>in</strong>derschuhen.<br />

Eng mit der Batterietechnik ist die Frage der Reichweite von Elektrofahrzeugen<br />

verbun<strong>den</strong>. Als Brückentechnologie ist der Hybridantrieb<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en verschie<strong>den</strong>en Ausprägungen zu sehen. E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

von Verbrennungs- und Elektromotor kann <strong>in</strong> der Tat die<br />

Stärken beider Technologien verb<strong>in</strong><strong>den</strong>. Leider addieren sich jedoch<br />

auch die Kosten und schmälern so die Akzeptanz auf <strong>den</strong> Märkten.<br />

Für die Automobilhersteller und ihre Zulieferer ist das Nebene<strong>in</strong>ander<br />

an Technologien, die es zum<strong>in</strong>dest vorübergehend parallel<br />

gibt, mit e<strong>in</strong>er hohen Komplexität verbun<strong>den</strong>. Die Aufgabe lautet<br />

nicht weniger, als die Grundsatzentwicklungen zur Elektromobilität<br />

weiter voranzutreiben, gleichzeitig weitere Optimierungen an<br />

Verbrennungsmotoren vorzunehmen und überdies Zwischentechnologien<br />

wie das HCCI-Brennverfahren oder alternative Kraftstoffe<br />

nicht aus <strong>den</strong> Augen zu verlieren.<br />

Auch wenn dies mit e<strong>in</strong>em Kraftakt verbun<strong>den</strong> ist, lohnt es sich,<br />

am Ball zu bleiben. Gilt es doch, im Mutterland des Automobilbaus<br />

auch für die Zukunft die Nase technologisch vorne zu halten.<br />

Stefan Schlott*<br />

*Stefan Schlott (49) ist seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist auf Themen rund um die<br />

Motorentechnik und die Automobilfertigung spezialisiert. In se<strong>in</strong>em Redaktionsbüro realisiert<br />

er unter anderem die Fachzeitschrift ATZproduktion für Spr<strong>in</strong>ger Automotive Media.


Foto: Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />

Nachhaltige Reduktion:<br />

Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich Dismon,<br />

Leiter der Vorentwicklung<br />

bei KSPG, präsentiert<br />

das mechanisch<br />

vollvariable Ventiltriebsystem<br />

UniValve, mit dem<br />

der Kraftstoffverbrauch<br />

um bis zu zehn Prozent<br />

verr<strong>in</strong>gert wer<strong>den</strong> kann.<br />

Neuss. Die gesetzlichen Vorschriften zur Schadstoffreduzierung wer<strong>den</strong> stetig<br />

verschärft. Die heute beispielsweise im Pkw-Sektor gültige Euro-5-Norm<br />

wird 2014 durch Euro 6 abgelöst, und auch die nächste Version der Abgasnorm<br />

aus Brüssel ist zu erwarten. Unterdessen versuchen die Hersteller durch <strong>in</strong>ner-<br />

und außermotorische Maßnahmen <strong>den</strong> Schadstoffausstoß moderner Motoren<br />

weiter zu senken. Wesentliche Fortschritte bei der Stickoxidm<strong>in</strong>derung<br />

von Dieselmotoren etwa wur<strong>den</strong> im H<strong>in</strong>blick auf Euro 5 unter anderem mit der<br />

externen gekühlten Abgasrückführung erzielt. Systeme und Komponenten für<br />

dieses Verfahren wer<strong>den</strong> seit e<strong>in</strong>igen Jahren unter anderem von Pierburg entwickelt<br />

und hergestellt. Aber die Entwicklung geht schon weiter: Die derzeitigen<br />

Hochdruck-<strong>AG</strong>R-Systeme sollen schon bald durch Niederdruck-<strong>AG</strong>R-Systeme<br />

ergänzt wer<strong>den</strong>, mit <strong>den</strong>en sich die Vorgaben der Euro-6-Norm e<strong>in</strong>facher erreichen<br />

lassen. Auch bei Ottomotoren gibt es noch Luft nach oben, etwa durch<br />

<strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz von Sekundärluftsystemen oder durch Abgasturbolader, die – wie<br />

heute schon bei Dieselantrieben Gang und Gäbe – sparsamere Motoren mit<br />

hoher Leistung ermöglichen. Dazu erforderliche Komponenten wie etwa elektrische<br />

Wastgate-Aktuatoren wer<strong>den</strong> bei Pierburg mit Hochdruck entwickelt.<br />

Spezialist bei Verbrauchs- und Schadstoffreduzierung<br />

Für die Abgasnormen<br />

von heute und morgen<br />

E<strong>in</strong>e weitere Innovation, die schon<br />

bald auf <strong>den</strong> Markt kommen soll, ist<br />

die variable Ventilhubsteuerung „Uni-<br />

Valve“, mit der sich der Kraftstoffverbrauch<br />

von Otto-Saugmotoren <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit Nockenwellenphasenstellern<br />

um bis zu 10 Prozent reduzieren<br />

lässt. Darüber h<strong>in</strong>aus leistet das<br />

Unternehmen auch Pionierarbeit bei<br />

alternativen Antriebskonzepten. So<br />

soll demnächst e<strong>in</strong> Rezirkulationsgebläse,<br />

mit dem Wasserstoff durch <strong>den</strong><br />

sogenannten Stack von Brennstoffzellen<br />

gefördert wird, <strong>in</strong> Serie gehen<br />

– wenn auch zunächst nur mit kle<strong>in</strong>en<br />

Stückzahlen (siehe Kasten).<br />

Je weniger Kraftstoff e<strong>in</strong> Fahrzeug<br />

verbraucht, desto weniger Abgase<br />

und mith<strong>in</strong> Schadstoffe wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> die<br />

Luft geblasen. Diese Faustformel gilt<br />

seit jeher. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Begriff<br />

„Schadstoff“ mittlerweile neu defi -<br />

niert wor<strong>den</strong>. Denn im Zeichen der<br />

globalen Klimaerwärmung rangiert<br />

Kohlendioxid (CO2) <strong>in</strong>zwischen auf<br />

Platz 1 der gesetzlichen Vorschriften,<br />

obwohl dieses Gas anders als etwa<br />

die giftigen Stickoxide wie NO oder<br />

NO2 e<strong>in</strong> natürlicher Bestandteil der<br />

Luft ist. „Die E<strong>in</strong>haltung der Emissionsgrenzwerte<br />

ist für die Automobilhersteller<br />

sozusagen die E<strong>in</strong>trittskarte<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Markt. Denn ansonsten können<br />

sie ihre Fahrzeuge gar nicht erst verkaufen“,<br />

erklärt Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich<br />

Dismon, Leiter der Vorentwicklung bei<br />

Kolbenschmidt Pierburg (KSPG).<br />

Mit der Entwicklung der externen<br />

gekühlten Abgasrückführung konnte<br />

Neckarsulm. Die Kolbenschmidt<br />

Pierburg <strong>AG</strong> (KSPG) steht traditionell<br />

für Komponenten rund um <strong>den</strong><br />

Verbrennungsmotor. Zugleich leistet<br />

der Automobilzulieferer jedoch<br />

seit nunmehr zehn Jahren ebenso<br />

Pionierarbeit für elektrische Antriebe,<br />

will heißen bei Nebenaggregaten<br />

für Brennstoffzellenmodule. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n reichte dieses Engagement<br />

von der Sensorik, über elektrische<br />

Kühlmittelpumpen bis h<strong>in</strong> zu mechatronischen<br />

Regelventilen. Heute<br />

liegt der Fokus auf Peripheriesystemen<br />

für <strong>den</strong> so genannten Stack<br />

der Brennstoffzelle, also dem Ort,<br />

an dem aus der „kalten Verbrennung“<br />

von Wasser- und Sauerstoff<br />

elektrische Energie erzeugt wird.<br />

Da die Spannung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen<br />

der Schadstoffausstoß von Dieselmotoren<br />

schon deutlich gesenkt wer<strong>den</strong>.<br />

Aber mit der Euro-6-Norm wer<strong>den</strong><br />

die Hür<strong>den</strong> nochmals höhergelegt.<br />

„Deshalb arbeiten wir momentan an<br />

Komponenten für Niederdruck-<strong>AG</strong>R-<br />

Systeme, die u.a. aufgrund besserer<br />

Kühlraten nochmals effi zienter<br />

s<strong>in</strong>d als die bisherigen<br />

Hochdrucksysteme“, so<br />

Dismon. Zudem könne<br />

mit diesem System auch<br />

der Kraftstoffverbrauch<br />

um bis zu 2 Prozent reduziert<br />

wer<strong>den</strong>. „Denn<br />

die Abgase wer<strong>den</strong> erst<br />

h<strong>in</strong>ter dem Abgasturbolader<br />

entnommen, wodurch<br />

sich Wirkungsgradvorteile<br />

am Lader erschließen lassen.“<br />

Aber auch beim Ottomotor<br />

s<strong>in</strong>d aus Sicht des Abgasexperten<br />

die Spielräume<br />

für Verbesserungen längst<br />

noch nicht ausgereizt.<br />

Denn dort geht der Trend<br />

ebenso wie bei <strong>den</strong> Dieselantrieben<br />

h<strong>in</strong> zu<br />

kle<strong>in</strong>eren und damit<br />

leichteren Motoren,<br />

die j e d o c h<br />

nach wie vor e<strong>in</strong> üppiges<br />

Drehmoment<br />

bieten – Stichwort<br />

„Downsiz<strong>in</strong>g“.<br />

Dabei wer<strong>den</strong> Abgasturbolader e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle spielen. Damit die so<br />

aufgela<strong>den</strong>en Motoren jederzeit sofort<br />

auf das Gaspedal ansprechen,<br />

Brennstoffzelle nur für <strong>den</strong> Betrieb<br />

e<strong>in</strong>er Glühbirne ausreicht, müssen<br />

im Fahrzeug viele Zellen ane<strong>in</strong>ander<br />

gestapelt, sozusagen <strong>in</strong> Reihe geschaltet<br />

wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> solcher Stapel<br />

(auf Englisch: „stack“) funktioniert<br />

mittels e<strong>in</strong>er speziellen Membrane,<br />

die gleichmäßig mit Brennstoff<br />

und e<strong>in</strong>em Elektrolyt versorgt wird.<br />

Dazu hat KSPG für e<strong>in</strong>en großen Automobilhersteller<br />

e<strong>in</strong> so genanntes<br />

Rezirkulationsgebläse entwickelt,<br />

das demnächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>serie<br />

produziert wird. Zwar handelt es<br />

sich zunächst nur um sehr ger<strong>in</strong>ge<br />

Stückzahlen, aber es laufen bereits<br />

Gespräche über e<strong>in</strong>e Beteiligung<br />

an weiteren Brennstoffzellen-Programmen<br />

dieses Herstellers. Da bei<br />

Fahrzeugen mit e<strong>in</strong>em solchen An-<br />

s<strong>in</strong>d schnelle und präzise Regele<strong>in</strong>griffe<br />

am Abgasturbolader notwendig.<br />

„Hierzu entwickeln wir neue<br />

Produkte wie beispielsweise Wastegate-Aktuatoren<br />

(Foto unten), die re<strong>in</strong><br />

elektrisch betrieben wer<strong>den</strong>. Diese<br />

regeln betriebspunktunabhängig <strong>den</strong><br />

Bypasspfad der Abgasturb<strong>in</strong>e“, berichtet<br />

Dismon. Überhaupt wür<strong>den</strong><br />

künftig viele elektropneumatische<br />

und elektrohydraulische Systeme auf<br />

re<strong>in</strong> elektrische Lösungen umgestellt,<br />

wodurch e<strong>in</strong> weites Betätigungsfeld<br />

für die Gruppe entstehe.<br />

Quantensprünge <strong>in</strong> Sachen Verbrauchsreduzierung<br />

seien bei Ottomotoren<br />

<strong>in</strong>dessen nur durch Entdrosselung<br />

und somit mit Systemen für <strong>den</strong><br />

Ladungswechsel zu realisieren, ist der<br />

Vorentwicklungsleiter überzeugt. Deshalb<br />

stelle sich KSPG auf diesem Gebiet<br />

neu auf. So hat das Unternehmen<br />

2011 alle Rechte an dem „UniValve“-<br />

System der enTec Consult<strong>in</strong>g GmbH<br />

(Hemer) übernommen. Dazu Dismon:<br />

„Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>e variable<br />

re<strong>in</strong> mechanische Ventilhubsteuerung“.<br />

Automobilbauer, die eigene<br />

Ventilsteuersysteme entwickelt haben,<br />

stellen diese natürlich ungern<br />

dem Wettbewerb zur Verfügung. Dar<strong>in</strong><br />

liegt die Chance für KSPG: „Wir entwickeln<br />

gerade geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em<br />

großen Fahrzeughersteller Prototypen<br />

e<strong>in</strong>es relativ<br />

kle<strong>in</strong>en<br />

Ottomotors. Außerdem haben bereits<br />

weitere Hersteller Interesse an<br />

unserer Ventilsteuerung bekundet“,<br />

sagt der Vorentwicklungsleiter. Das<br />

ersche<strong>in</strong>t auch nicht weiter verwunderlich.<br />

Denn mit „UniValve“ lässt<br />

sich der Durst der Motoren um bis zu<br />

10 Prozent verr<strong>in</strong>gern.<br />

Dr. Thomas Oelschlägel<br />

Mit dabei bei<br />

Brennstoffzelle<br />

trieb Emissionen lediglich <strong>in</strong> Form<br />

von Wasserdampf aus dem „Auspuff“<br />

kommen, sche<strong>in</strong>t diese Technologie<br />

auf <strong>den</strong> ersten Blick sehr<br />

umweltfreundlich. Jedoch hängt<br />

die Energiebilanz letztlich von der<br />

gesamten Emissionskette ab, oder<br />

anders ausgedrückt: Erst wenn der<br />

für die Herstellung des Wasserstoffs<br />

erforderliche elektrische Strom ausschließlich<br />

aus regenerativen Energien<br />

wie W<strong>in</strong>d, Wasser und Sonne<br />

erzeugt wird, ist das schadstofffreie<br />

Fahrzeug Realität. tho<br />

Foto: Michael Rennertz<br />

Foto: Christoph Schuhknecht


Neuss. Elektrische Kühlmittelpumpen<br />

der Pierburg Pump Technology<br />

GmbH (PPT) wer<strong>den</strong> heute sowohl<br />

bei Fahrzeugen mit konventionellen<br />

als auch alternativen Antrieben e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Bei Verbrennungsmotoren<br />

können mit ihnen Verbrauch und CO2-<br />

Emission um bis zu 3 Prozent reduziert<br />

wer<strong>den</strong>. Denn im Unterschied zu ihren<br />

mechanischen Pendants ermöglichen<br />

sie e<strong>in</strong>e optimale Anpassung der Kühlung<br />

an die jeweilige Motorleistung<br />

und andere E<strong>in</strong>fl ußfaktoren wie zum<br />

Beispiel die Umgebungstemperatur,<br />

also e<strong>in</strong> Thermomanagement. Und bei<br />

Fahrzeugen, die zeitweise – wie Hybrid-<br />

Modelle – oder ständig von Elektromotoren<br />

angetrieben wer<strong>den</strong>, geht ohne<br />

elektrische Kühlmittelpumpen gar<br />

nichts mehr. Denn die teuren Batterien<br />

müssen aktiv gekühlt wer<strong>den</strong>, um nicht<br />

zu heiß zu wer<strong>den</strong>, ansonsten könnten<br />

sie Scha<strong>den</strong> nehmen. Und auch<br />

die Leistungs- und die Ladeelektronik<br />

müssen entsprechend temperiert wer<strong>den</strong>.<br />

Die ständigen Ladezyklen stellen<br />

zudem besondere Anforderungen an<br />

das Stehvermögen der Pumpen. Denn<br />

unterm Strich kommen so m<strong>in</strong>destens<br />

fünfmal mehr Betriebsstun<strong>den</strong> als bei<br />

Achim Brömmel, Leiter Entwicklung bei<br />

Pierburg Pump Technology: „Bei Hybridfahrzeugen<br />

kann die elektrische Vakuumpumpe<br />

das re<strong>in</strong> elektrische Fahren<br />

bei abgeschaltetem Verbrennungsmotor<br />

möglich machen, wobei stets die volle<br />

Bremskraftunterstützung erhalten bleibt.“<br />

Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor<br />

zusammen.<br />

Verbrennungsmotoren können grundsätzlich<br />

sowohl mit mechanischen,<br />

also riemengetriebenen Pumpen als<br />

auch mit elektrischen gekühlt wer<strong>den</strong>.<br />

Sitzen die Motoren jedoch <strong>in</strong> Hybrid-<br />

Fahrzeugen, wo zusätzlich noch e<strong>in</strong><br />

Elektroantrieb unter der Haube steckt,<br />

führt ke<strong>in</strong> Weg an elektrischen Kühlmittelpumpen<br />

vorbei. „Sonst wür<strong>den</strong><br />

<strong>in</strong> dem Moment, wo der Verbrennungsmotor<br />

nicht mehr läuft, sämtliche<br />

Kühlkreisläufe zusammenbrechen“,<br />

erläutert Dipl.-Ing Thomas Wienecke,<br />

der im Entwicklungsressort der PPT<br />

die Produktentwicklung für elektrische<br />

Kühlmittelpumpen leitet. Das hätte<br />

auch fatale Auswirkungen für <strong>den</strong> Elektroantrieb.<br />

Denn sowohl die Batterien<br />

als auch die Leistungselektronik, mit<br />

der die Energie für die E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Antrieb umgeformt wird, und die<br />

Ladeelektronik wür<strong>den</strong> schnell zu heiß<br />

wer<strong>den</strong> und irgendwann versagen.<br />

Elektrische Kühlmittelpumpen von<br />

PPT s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zahlreichen Hybrid-Modellen,<br />

die heute angeboten wer<strong>den</strong>, vertreten.<br />

Außerdem wer<strong>den</strong> sie seit mehreren<br />

Jahren <strong>in</strong> Versuchsfahrzeugen mit<br />

elektrischem Brennstoffzellen-Antrieb<br />

erprobt. Dabei wer<strong>den</strong> heute 12V Pumpen<br />

verwendet – anders als <strong>in</strong> der Vergangenheit,<br />

wo noch Hochvoltpumpen<br />

zum E<strong>in</strong>satz kamen. Dazu Wienecke:<br />

„Die Batterien haben e<strong>in</strong>e Spannung<br />

zwischen 250 und 400 Volt. Deshalb<br />

liegt es nahe, Pumpen direkt über das<br />

HV Bordnetz zu versorgen. Die Pumpen<br />

müssen aber h<strong>in</strong>sichtlich der Isolation<br />

ganz andere Anforderungen erfüllen<br />

als bei e<strong>in</strong>em herkömmlichen 12-Volt-<br />

Bordnetz.“ Über kurz oder lang kann<br />

er sich für Brennstoffzellen-Antriebe<br />

und Hybrid-Fahrzeuge e<strong>in</strong>e höhere<br />

Betriebsspannung vorstellen. Denn<br />

dadurch lasse sich der Wirkungsgrad<br />

der Pumpen deutlich erhöhen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

gelte dies auch für <strong>den</strong> Preis,<br />

so der Pumpen-Experte. Deshalb<br />

müssten h<strong>in</strong>terspeziel- lenLösungen <strong>in</strong> der<br />

R e g e l<br />

a u c h<br />

entsprec<br />

h e n d e<br />

Stückzahlen<br />

stehen.<br />

msc Neckarsulm. Hydraulische<br />

Bremsanlagen haben sich vor<br />

Jahrzehnten fl ächendeckend im<br />

Automobilbau durchgesetzt.<br />

Die Systeme s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach aufgebaut,<br />

dauerhaltbar und erreichen<br />

durch <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz pneumatischer<br />

Bremskraftverstärker e<strong>in</strong><br />

bis dah<strong>in</strong> unerreichtes Maß an<br />

komfortablem Pedalgefühl und<br />

Bediensicherheit. In modernen<br />

Fahrzeugen entfällt aus Grün<strong>den</strong><br />

der höheren Effi zienz immer häufi ger der<br />

Unterdruckaufbau des Ottomotors, der bis dato<br />

die Pneumatik speiste. Seither ist es dank moderner<br />

Vakuumpumpen möglich, dass dieses kosteneffi<br />

ziente, robuste und komfortable Bremssystem<br />

beibehalten wer<strong>den</strong> kann. Nicht zuletzt<br />

im H<strong>in</strong>blick auf alternative Antriebssysteme wird<br />

die Pierburg Pump Technology GmbH künftig e<strong>in</strong>e<br />

elektrisch betriebene Vakuumpumpe anbieten,<br />

die als trocken laufende Flügelzellenpumpe konzipiert<br />

ist. Sie dient als alle<strong>in</strong>ige Unterdruckquelle<br />

und bleibt e<strong>in</strong> Fahrzeugleben lang wartungs-<br />

PPT stellt Vakuumpumpe für Elektrofahrzeuge vor<br />

Bremskraftverstärkung<br />

beherrscht das „Segeln“<br />

Fotos (2): Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />

Präsent<br />

Bei Hybrid-Fahrzeugen führt ke<strong>in</strong><br />

Weg an elektrischen Kühlmittelpumpen<br />

vorbei. „In dem Moment, <strong>in</strong> dem<br />

der Verbrennungsmotor nicht mehr<br />

läuft, wür<strong>den</strong> sämtliche Kühlkreisläufe<br />

zusammenbrechen“, erläutert<br />

Dipl.-Ing Thomas Wienecke, der bei<br />

PPT die Produktentwicklung für elektrische<br />

Kühlmittelpumpen leitet.<br />

frei. Damit setzt Pierburg Pump Technology ihren<br />

e<strong>in</strong>geschlagenen Weg der Elektrifi zierung von<br />

Neben aggregaten des Motors konsequent fort.<br />

Das Bremsen ist beim Autofahren lebenswichtig<br />

– <strong>in</strong>folgedessen wird hersteller- und kun<strong>den</strong>seitig<br />

größter Wert auf e<strong>in</strong>en sicheren Betrieb der<br />

pneumatischen Bremsanlage gelegt. Der Unterdruckaufbau<br />

der elektrischen Pumpenvariante<br />

entspricht deshalb auch dem der millionenfach<br />

bewährten mechanischen Unterdruckpumpen<br />

und gewährleistet, dass die Pumpe <strong>den</strong> Bremskraftverstärker<br />

beispielsweise auch bei sehr<br />

häufi gen Bremsmanövern oder beim Betrieb <strong>in</strong><br />

schweren Geländewagen optimal versorgt.<br />

Auch <strong>in</strong> Fällen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en gänzlich auf e<strong>in</strong>e mechanische<br />

Pumpe verzichtet wird – also bei e<strong>in</strong>er<br />

Auslegung als Stand-alone Lösung – ist die neue<br />

Vakuumpumpe <strong>in</strong> der Lage, die durch e<strong>in</strong> modernes,<br />

leistungsfähiges Bremssystem gestellten<br />

Bei Fahrzeugen, die ausschließlich<br />

elektrisch angetrieben wer<strong>den</strong>, müssen<br />

Kühlmittelpumpen zudem besonders<br />

hohe Anforderungen <strong>in</strong> puncto<br />

Betriebsdauer erfüllen. Diese beträgt<br />

bei Modellen mit Verbrennungsmotor<br />

durchschnittlich 7.000 Stun<strong>den</strong>, was<br />

e<strong>in</strong>er Fahrleistung von circa 250.000<br />

Kilometern entspricht. „In e<strong>in</strong>em Entwicklungsauftrag<br />

für e<strong>in</strong>e Kühlmittelpumpe<br />

e<strong>in</strong>es Elektrofahrzeugs lautete<br />

die Anforderung des Herstellers sogar<br />

40.000 Stun<strong>den</strong>“, berichtet Wienecke.<br />

Der Grund für diese sehr hohen Parameter<br />

liegt <strong>in</strong> dem besonderen Fahrzyklus<br />

der Elektromobile. Denn jede<br />

Stunde Weges erfordert e<strong>in</strong> Vielfaches<br />

an Ladezeit, <strong>in</strong> der die Pumpen<br />

nach wie vor gefordert s<strong>in</strong>d. Diese<br />

haben bisher 20.000 Stun<strong>den</strong> auf<br />

<strong>den</strong> Prüfstän<strong>den</strong> der PPT zuverlässig<br />

absolviert. Von dieser Basis<br />

aus wer<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> die Experten des<br />

Unternehmens die zweite<br />

Hälfte mit ausgeklügelten<br />

Metho<strong>den</strong> hochrechnen.<br />

„Sonst kämen gut und<br />

gerne fünf Jahre zusammen.<br />

So viel Zeit<br />

hat man <strong>in</strong> der Ent- Ent-<br />

Anforderungen<br />

zu erfüllen. Bei<br />

Hybridfahrzeugen macht sie außerdem<br />

das re<strong>in</strong> elektrische Fahren bei abgeschaltetem<br />

Verbrennungsmotor möglich, wobei stets<br />

die volle Bremskraftunterstützung erhalten<br />

bleibt. Dazu Achim Brömmel, Leiter Entwicklung<br />

bei Pierburg Pump Technology: „Die neue<br />

Vakuumpumpe gestattet darüber h<strong>in</strong>aus <strong>den</strong><br />

Betriebsmodus des so genannten<br />

‚Segelns‘, wie er bei Hybridfahrzeugen<br />

vorkommt. Dabei handelt es sich<br />

um e<strong>in</strong>en Modus, <strong>in</strong> dem der Antrieb<br />

während der Fahrt abgeschaltet und<br />

entkoppelt ist und aufgrund des fehlen<strong>den</strong><br />

Widerstandes durch <strong>den</strong> Antriebsstrang<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche Energiee<strong>in</strong>sparung<br />

erfolgt.“<br />

Aber auch bei konventionellen Antrieben<br />

bietet die elektrische Pumpenvariante<br />

zusätzliche Vorteile.<br />

Herkömmliche mechanische Vakuumpumpen,<br />

die direkt an <strong>den</strong> Verbrennungsmotor<br />

gekoppelt s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d zwar<br />

kostengünstig, haben jedoch <strong>den</strong> Nachteil, dass<br />

sie im Fahrzeugbetrieb auch ohne Bedarf stetig<br />

mitlaufen – betriebspunktabhängig auch mit hohen<br />

Drehzahlen. Die elektrische Vakuumpumpe<br />

wird dagegen abgeschaltet, wenn ke<strong>in</strong> Bremsdruck<br />

abgerufen wird. Sie spart dadurch Kraftstoff<br />

und reduziert Emissionen. Achim Brömmel<br />

erläutert weitere Vorzüge: „Durch <strong>den</strong> Entfall der<br />

ständig laufen<strong>den</strong> mechanischen Pumpe wird<br />

darüber h<strong>in</strong>aus das Motoröl-Schmiersystem entlastet.<br />

Daher kann die entsprechende Ölpumpe<br />

kle<strong>in</strong>er dimensioniert wer<strong>den</strong>, was wiederum die<br />

Effi zienz des Antriebs steigert.“<br />

Außerdem kann die Pumpe unabhängig von anderen<br />

Aggregaten <strong>in</strong>stalliert wer<strong>den</strong>. Als schnelle<br />

und unkomplizierte Applikation bietet sie erhebliche<br />

Vorteile und kann im Rahmen e<strong>in</strong>er Gleichteilestrategie<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>. Das m<strong>in</strong>imiert<br />

Applikationszeiten und -kosten.<br />

wicklung schlichtweg nicht“, konstatiert<br />

Wienecke.<br />

PPT hat jedoch auch e<strong>in</strong> umfassendes<br />

Produktportfolio „von der Stange“.<br />

Die Leistung dieser Kühlmittelpumpen<br />

reicht von 15 bis 400 Watt, oder anders<br />

ausgedrückt: Die größte Pumpe hat e<strong>in</strong><br />

Fördervolumen von 9.000 Litern pro<br />

Stunde und die kle<strong>in</strong>ste Ausführung<br />

br<strong>in</strong>gt es auf 1.000 Liter. Insgesamt<br />

wer<strong>den</strong> zurzeit sieben unterschiedliche<br />

Größen angeboten. Künftig sollen<br />

noch weitere Ausführungen h<strong>in</strong>zukom-<br />

men, um für jede Anforderung e<strong>in</strong>e<br />

Pumpe mit optimalem Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis anbieten zu können – <strong>den</strong>n<br />

elektrische Power kostet nun mal<br />

Geld. So wer<strong>den</strong> zurzeit e<strong>in</strong>e 20- und<br />

e<strong>in</strong>e 35-Watt-Pumpe entwickelt. Da die<br />

elektrischen Kühlmittelpumpen sowohl<br />

<strong>in</strong> Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor<br />

als auch <strong>in</strong> Hybrid-Modellen<br />

oder re<strong>in</strong>en Elektromobilen e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wer<strong>den</strong> können, blickt Wienecke optimistisch<br />

<strong>in</strong> die Zukunft: „Woh<strong>in</strong> die<br />

Reise bei <strong>den</strong> Antrieben auch immer<br />

geht, wir können jederzeit fl exibel auf<br />

die Anforderungen des Marktes reagieren“,<br />

ist er sicher.<br />

Dr. Thomas Oelschlägel


Magnetventile: Kle<strong>in</strong>e Bauteile mit großer Wirkung für die Umwelt<br />

Unterstützung fürs<br />

Thermomanagement<br />

Neuss. Um die immer anspruchsvolleren <strong>in</strong>ternationalen len zu erreichen. Dazu Dr. Sonnensche<strong>in</strong>: „Wenn e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Abgasnormen zu erfüllen, müssen die Automobilhersteller Standardventil mit nur halb so viel elektrischer Energie ge-<br />

und deren Zulieferer an zahlreichen Stellschrauben drehen. schaltet würde, kann das schon 0,2 Gramm CO2 pro Kilome-<br />

Zusätzlich wird das vorhan<strong>den</strong>e Potenzial zur Verbrauchster e<strong>in</strong>sparen.“ Unter dem Strich kann so e<strong>in</strong>iges zusammenm<strong>in</strong>derung<br />

<strong>in</strong> allen Bereichen gehoben. So stellt die Pierkommen. Und angesichts drohender EU-Pönalen ist jedes<br />

burg GmbH beispielsweise Magnetventile her, die zur CO2- e<strong>in</strong>gesparte Gramm Klimagas wichtig.<br />

Reduktion von Motoren an <strong>den</strong> unterschiedlichsten<br />

Stellen zum E<strong>in</strong>satz kommen. Dies immer mit dem<br />

Ziel, <strong>den</strong> Schadstoffausstoß weiter zu reduzieren,<br />

nicht zuletzt durch e<strong>in</strong>en m<strong>in</strong>imierten<br />

Strom- und damit Kraftstoffverbrauch.<br />

Deshalb hat Pierburg e<strong>in</strong> Magnetventil entwickelt, das<br />

auf e<strong>in</strong>em – vom Unternehmen patentierten – Druckausgleichsverfahren<br />

beruht. „Dadurch hat dieses<br />

Ventil e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren<br />

Schaltwider-<br />

Mit Magnetventilen werstand<br />

und benö<strong>den</strong><br />

bei Pierburg heute<br />

tigt damit auch<br />

beispielsweise Abgas-<br />

weniger Kupfer,<br />

und Bypassklappen von<br />

d.h. es zieht nicht<br />

Systemen zur gekühlten<br />

viel Strom und ist<br />

Abgasrückführung bei Die-<br />

leichter und preisselmotoren<br />

gesteuert. Um<br />

wert“, erläutert Dr.<br />

<strong>den</strong> CO2-Ausstoß weiter zu<br />

Sonnensche<strong>in</strong>. Da-<br />

reduzieren, rücken Ventile für<br />

her sei es für An-<br />

das Thermomanagement der<br />

wendungen des<br />

Antriebe immer stärker <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Vordergrund. Denn mit ihrer<br />

Jüngste<br />

Hilfe ließen sich zum Beispiel<br />

Innovation:<br />

Ölkreisläufe gezielter steuern.<br />

elektrische<br />

E<strong>in</strong> Beispiel dafür sei das Öl <strong>in</strong><br />

Schubumluftventile,<br />

Getrieben, sagt Dr. Karsten Son-<br />

die <strong>in</strong> nahezu jedem<br />

nensche<strong>in</strong> (Foto oben), Leiter der<br />

neueren aufgelade-<br />

Pierburg Bus<strong>in</strong>ess Unit „Magnetvennen<br />

Benz<strong>in</strong>-Motor<br />

tile“. Denn wenn es nach dem Start des<br />

vorhan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d.<br />

Motorölkreislaufs<br />

bestens geeignet,<br />

etwa für e<strong>in</strong>e variable<br />

Steuerung des Öldrucks.<br />

Denn mit elektrischen<br />

Pumpen lässt sich<br />

dieser Druck optimal an die jeweilige<br />

Lastsituation des Motors<br />

anpassen – e<strong>in</strong> weiterer Schritt auf<br />

Motors zunächst über Komponenten, die<br />

schnell warm wer<strong>den</strong>, wie etwa e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegrierten<br />

Abgaskrümmer, die Abgasrückführung oder <strong>den</strong> Turbolader<br />

geleitet würde, könne die Reibung im Getriebe <strong>in</strong> der<br />

Startphase deutlich reduziert wer<strong>den</strong>, was wiederum CO2<br />

e<strong>in</strong>spare.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Ölfl uss exakt gesteuert<br />

wer<strong>den</strong>, was nur mit elektrisch geschalteten Ventilen<br />

möglich ist. Gleiches gilt für die zunehmend im Markt<br />

verbreiteten variablen Ölpumpen für <strong>den</strong> Motorölkreislauf.<br />

Aber Strom kommt bekanntlich nicht e<strong>in</strong>fach aus der<br />

Steckdose, sondern – im Falle e<strong>in</strong>es Fahrzeuges – von der<br />

Lichtmasch<strong>in</strong>e, die wiederum Kraftstoff verbraucht und so<br />

für <strong>den</strong> CO2-Ausstoß mitverantwortlich ist. Ziel ist es also,<br />

e<strong>in</strong>e möglichst ger<strong>in</strong>ge Schaltleistung auch bei <strong>den</strong> Venti-<br />

Obwohl <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren bereits viel erreicht<br />

wurde, bietet der Verbrennungsmotor nach wie vor Potenzial<br />

für weitere Verbesserungen. Denn die Verr<strong>in</strong>gerung<br />

des Hubraums bei gleicher Motorleistung und mittels<br />

Aufl adung – Stichwort „Downsiz<strong>in</strong>g“ – ist e<strong>in</strong> ungebremster<br />

Trend. Das ist auch nicht verwunderlich, <strong>den</strong>n kle<strong>in</strong>e,<br />

mittels Abgasturbolader aufgela<strong>den</strong>e Motoren haben<br />

e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Kraftstoffverbrauch, ohne auf Leistung<br />

verzichten zu müssen. Und weniger Verbrauch an fossilen<br />

Brennstoffen bedeutet gleichzeitig e<strong>in</strong>e Reduzierung der<br />

CO2-Emissionen.<br />

Komponenten für die Aufl adung von Verbrennungsmotoren<br />

machen e<strong>in</strong>en Großteil der Geschäftsaktivitäten des<br />

Bereiches Magnetventile der Pierburg GmbH (Neuss) aus.<br />

Bei <strong>den</strong> dazu e<strong>in</strong>gesetzten elektropneumatischen Ventilen<br />

dem Weg der stetigen Reduzierung<br />

des Verbrauchs und damit des Schadstoffausstoßes<br />

von Verbrennungsmotoren.<br />

Und wie sieht es für die Zukunft aus? Auch da zeichnen<br />

sich für Dr. Karsten Sonnensche<strong>in</strong> im Bereich Magnetventile<br />

weitere Betätigungsfelder beispielsweise im Thermomanagement<br />

von Elektrofahrzeugen oder <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

weitere CO2-Reduktion ab, <strong>den</strong>n um die vorgeschriebenen<br />

Grenzwerte zu unterschreiten, wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Automobilherstellern<br />

derzeit alle Register gezogen: „Wir verfügen<br />

über e<strong>in</strong>e jahrzehntelange Erfahrung bei Steuerungs- und<br />

Regelaufgaben, die mit Hilfe von Magnetventilen bewerkstelligt<br />

wer<strong>den</strong> können, und wer<strong>den</strong> unsere Kompetenz <strong>in</strong><br />

diesem Bereich auch im Zuge der Weiterentwicklung der Antriebstechnik<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.“ Dr. Thomas Oelschlägel<br />

Innovationen für turbogela<strong>den</strong>e Motoren<br />

ist das Unternehmen heute weltweit Marktführer. Zu <strong>den</strong><br />

jüngsten Innovationen zählen etwa elektrische Schubumluftventile,<br />

die <strong>in</strong> nahezu jedem neueren aufgela<strong>den</strong>en<br />

Benz<strong>in</strong>-Motor vorhan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Momentan wird e<strong>in</strong><br />

entsprechendes Ventil mit nochmals reduziertem Gewicht<br />

entwickelt. Dadurch verr<strong>in</strong>gert sich außerdem der dafür<br />

benötigte Bauraum.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel für neue technologische Lösungen<br />

von Pierburg ist e<strong>in</strong> elektrischer „Wastegate“-Aktuator,<br />

mit dem sich – kurz gesagt – der Ladedruck noch exakter<br />

als mit <strong>den</strong> bisher dafür verwendeten Druckdosen steuern<br />

lässt. Außerdem kann dieser Aktuator <strong>in</strong> On-Board-<br />

Diagnose-Systeme von Fahrzeugen e<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

Diese Neuentwicklung befi ndet sich aktuell im B-Muster-<br />

Status. tho<br />

Foto: Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />

Foto: Christoph Schuhknecht<br />

Kaufer<strong>in</strong>g. Die Forderung nach Hybrid- und Elektroantrieben ist<br />

mit großer Wucht über die Automobilhersteller und ihre Zulieferer<br />

here<strong>in</strong>gebrochen. Zu behaupten, dies sei plötzlich und unerwartet<br />

geschehen, wäre <strong>in</strong>des falsch. Bereits seit Jahren s<strong>in</strong>d<br />

Vorboten des Paradigmenwechsels zu beobachten.<br />

Die <strong>in</strong>genieurtechnische Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der effi zientesten<br />

und am besten geeignetsten Motorisierung von Automobilen<br />

ist so alt wie das Auto selbst. Bereits <strong>in</strong> der Frühzeit des<br />

Automobilbaus stan<strong>den</strong> Elektro- und Verbrennungsantriebe <strong>in</strong><br />

Konkurrenz zue<strong>in</strong>ander. Dass sich im zurückliegen<strong>den</strong> 20. Jahrhundert<br />

schließlich Otto- und Dieselmotoren durchsetzen konnten,<br />

lag an der Verfügbarkeit billiger und energiereicher petrochemischer<br />

Kraftstoffe.<br />

Dass diese – bei allen Unwägbarkeiten der Prognosen zu ihrer<br />

Reichweite – endlich s<strong>in</strong>d, wurde erstmals während der Ölkrise<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> 70er-Jahren deutlich. Auswirkungen hatte dies zunächst<br />

nicht. Die Autofahrer schimpften über hohe Benz<strong>in</strong>preise und<br />

tankten weiter. Auch die Stimmen „grüner“ Interessengruppen,<br />

die Ressourcenverbrauch und Emissionen beklagten, wur<strong>den</strong> lange<br />

Zeit allenfalls zur Kenntnis genommen.<br />

E<strong>in</strong> Stimmungswechsel zeichnete sich Ende der 90er-Jahre im<br />

Umfeld des Klimagipfels von Kyoto ab. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund von<br />

Ozonloch und Klimawandel schienen die erforderlichen Gegenmaßnahmen<br />

plötzlich dr<strong>in</strong>glicher zu wer<strong>den</strong>. Obwohl der Straßenverkehr<br />

nur zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Prozentsatz an <strong>den</strong> Emissionen<br />

von CO2 und anderen Schadstoffen beteiligt ist, geriet die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Mobilität <strong>in</strong>s Visier.<br />

Nur folgerichtig waren nicht nur Politiker und Klimaforscher<br />

nach Kyoto gereist. Auch die Automobil<strong>in</strong>dustrie nahm <strong>in</strong>direkt<br />

am Klimagipfel teil. So nutzte BMW e<strong>in</strong>e Begleitausstellung zu der<br />

Veranstaltung, um <strong>in</strong>tensiv für Wasserstoffantriebe zu werben.<br />

Andere OEMs präsentierten Brennstoffzellenkonzepte. Elektrofahrzeuge,<br />

wie sie heute <strong>in</strong> aller Munde s<strong>in</strong>d, spielten noch ke<strong>in</strong>e<br />

Rolle. Höchstens <strong>in</strong> Form selbstgebastelter Solarfahrzeuge.<br />

Als direkte Folge von Kyoto verschärften die Regierungen <strong>in</strong><br />

allen wichtigen Automobilmärkten zunächst e<strong>in</strong>mal die Emissionsgrenzwerte.<br />

Gleichzeitig verstärkten Automobilhersteller<br />

und Zulieferer ihre Bemühungen um weitere Optimierungen des<br />

verbrennungsmotorischen Antriebs. Mit durchaus respektablen<br />

Erfolgen. „Über die Optimierung von Diesel und Benz<strong>in</strong>er haben<br />

wir <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren bereits <strong>den</strong> Kraftstoffverbrauch<br />

um 15 Prozent reduziert“, heißt es beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Politikbrief“<br />

des Verbands der Automobil<strong>in</strong>dustrie (VDA) aus dem<br />

vergangenen Jahr. Weitere 25 Prozent E<strong>in</strong>sparvolumen stellt die<br />

Veröffentlichung für die nächsten Jahre durch Downsiz<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong><br />

optimales Energiemanagement <strong>in</strong> Aussicht.<br />

Langsam entwickelte sich nebenbei die Beschäftigung mit Hybrid-<br />

und Elektroantrieben. Die ger<strong>in</strong>ge Marktresonanz von Fahrzeugen<br />

wie dem EV-1 von General Motors oder der ersten Generation<br />

des Toyota Prius ließen das Engagement zunächst jedoch<br />

überschaubar bleiben.<br />

Antriebstechnik<br />

stark im Wandel<br />

Ganz anders der allgeme<strong>in</strong>e Fahrzeugabsatz. Nach Zahlen des<br />

Branchendienstes Polk wurde 2010 weltweit erstmals die Zahl<br />

e<strong>in</strong>er Milliarde zugelassener Fahrzeuge erreicht. Durch die zunehmende<br />

Motorisierung auf <strong>den</strong> Emerg<strong>in</strong>g Markets und allen Umweltdiskussionen<br />

zum Trotz mit weiter steigender Ten<strong>den</strong>z. Krux<br />

dabei: Die erhöhten Umweltstandards der Fahrzeuge können<br />

die Umweltbelastungen durch die hohe Zahl an Neuzulassungen<br />

nicht ausgleichen.<br />

Diese Erkenntnis, e<strong>in</strong>e gestiegene Sensibilität gegenüber ökologischen<br />

Fragestellungen <strong>in</strong> weiten Teilen der Gesellschaft und<br />

nicht zuletzt die Fortschritte bei <strong>den</strong> verfügbaren Technologien<br />

haben zwischenzeitlich zu e<strong>in</strong>em Um<strong>den</strong>ken geführt. Elektroantriebe<br />

gelten nicht mehr als Nischentechnik, sondern als wichtiges<br />

Innovationsfeld.<br />

In der Branche gilt es als ausgemacht, dass die Zukunft des Automobils<br />

elektrisch se<strong>in</strong> wird. Offen ist nur die Frage, wann diese<br />

Zukunft beg<strong>in</strong>nen wird. Die politischen Vorgaben <strong>in</strong> Deutschland<br />

s<strong>in</strong>d durch die Ausrufung der „Nationalen Plattform Elektromobilität“<br />

im Mai 2010 ambitioniert. Gleichzeitig hat <strong>in</strong>ternational<br />

e<strong>in</strong> Rennen um die besten Startpositionen für <strong>den</strong> Zukunftsmarkt<br />

begonnen.<br />

Für Dr.-Ing. Joachim Schneider, Präsi<strong>den</strong>t des Verbands der<br />

Elektrotechnik (VDE), ist die Elektromobilität „e<strong>in</strong> Paradigmenwechsel,<br />

der dem Automobilbau ganz neue Potenziale eröffnet“.<br />

Auch e<strong>in</strong>e Trendumfrage unter 1.300 VDE-Mitgliedsunternehmen<br />

ergab e<strong>in</strong>e hohe Affi nität gegenüber dem Thema.<br />

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenziale der Elektromobilität<br />

sehen die Studienteilnehmer vor allem <strong>in</strong> der angestrebten<br />

Technologieführerschaft, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stärkung des Wirtschaftsstandorts<br />

Deutschland, im Umweltschutz sowie <strong>in</strong> der<br />

Nutzung knapper Energieressourcen. Zudem s<strong>in</strong>d etwa zwei Drittel<br />

der Befragten der Me<strong>in</strong>ung, dass Elektrofahrzeuge <strong>in</strong> der Bevölkerung<br />

auf hohe Akzeptanz treffen und ihr Ausbau e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

ökologischen Beitrag zum Erreichen der EU-Emissionsziele<br />

leistet.<br />

Ob dem wirklich so ist, wird letztlich auch e<strong>in</strong>e Frage der Preisgestaltung<br />

se<strong>in</strong>. Bereits bei der E<strong>in</strong>führung von Fahrzeugen mit<br />

Erdgasantrieb mussten die OEMs die Erfahrung machen, dass<br />

e<strong>in</strong> Preisaufschlag von rund 1.500 Euro gegenüber Benz<strong>in</strong>ern sehr<br />

bremsend se<strong>in</strong> kann. Nach aktuellen Prognosen wird es auch mittelfristig<br />

bei Elektrofahrzeugen mit 1.500 Euro Mehrkosten nicht<br />

getan se<strong>in</strong>. Insofern bleibt abzuwarten, ob bei <strong>den</strong> Verbrauchern<br />

das grüne Gewissen über re<strong>in</strong> kaufmännische Überlegungen siegen<br />

wird. Oder aber, wann der Ölpreis so gestiegen se<strong>in</strong> wird, dass<br />

er die aktuellen Kostennachteile der Elektromobilität neutralisiert.<br />

Stefan Schlott


Fotos (4): Thomas Kl<strong>in</strong>k<br />

Motorblöcke und Fahrwerksteile <strong>in</strong> Leichtbauweise<br />

Alum<strong>in</strong>ium verleiht Fahrzeugen „Flügel“<br />

tho Neckarsulm. Nach dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) lassen sich pro 100 Kilogramm<br />

weniger Gewicht rund 0,35 Liter Kraftstoff e<strong>in</strong>sparen. Dadurch kann der CO2-Ausstoß bei Ottomotoren<br />

um 8 und bei Dieselmotoren um bis zu 9 Gramm reduziert wer<strong>den</strong>. Damit Fahrzeuge beim Gewicht weiter<br />

„abspecken“, ist jedoch e<strong>in</strong> Bündel von Maßnahmen erforderlich. Als Spezialist für Gießverfahren<br />

stellt die KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie GmbH Motorblöcke aus Alum<strong>in</strong>ium her, die deutlich leichter s<strong>in</strong>d<br />

als Motorblöcke aus Grauguss. E<strong>in</strong>e spezielle Beschichtung der Zyl<strong>in</strong>der, an der die Experten des Unternehmens<br />

gerade arbeiten, wird <strong>in</strong> absehbarer Zeit zusätzliches E<strong>in</strong>sparpotenzial bieten und zugleich<br />

<strong>den</strong> Wirkungsgrad der Motoren erhöhen. Außerdem laufen Entwicklungsprojekte, mit <strong>den</strong>en Fahrwerks-<br />

und Strukturbauteile aus Eisenguss oder Stahlstrukturen durch entsprechende Bauteile aus Alum<strong>in</strong>ium<br />

ersetzt wer<strong>den</strong> sollen – e<strong>in</strong> zusätzliches Betätigungsfeld für das Neckarsulmer Unternehmen.<br />

Alum<strong>in</strong>ium ist mit e<strong>in</strong>em Dichte<strong>in</strong>dex von 2,7 fast<br />

um <strong>den</strong> Faktor 3 leichter als Stahl. „Das bedeutet<br />

aber nicht, dass e<strong>in</strong> Motorblock aus diesem Material<br />

zwangsläufi g um zwei Drittel leichter ist als<br />

e<strong>in</strong> Pendant aus Grauguss“, betont Dr. Christian<br />

Klimesch (Foto rechts), Leiter Produktentwicklung<br />

bei KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie. Denn bei Stahl<br />

könnten die Wände dünner gegossen wer<strong>den</strong>.<br />

Deshalb müssten bei Alum<strong>in</strong>ium-Motorblöcken<br />

Versteifungsrippen e<strong>in</strong>gebracht wer<strong>den</strong>, was<br />

sich wiederum <strong>in</strong> zusätzlichem Gewicht niederschlägt.<br />

Unter dem Strich geht der Guss-Experte<br />

jedoch von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>sparpotenzial bei Ottomotoren<br />

von bis zu 40 Prozent und bei Dieselmotoren<br />

von bis zu 35 Prozent aus, jeweils bezogen auf<br />

e<strong>in</strong>en vergleichbaren Grauguss-Motorblock.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sieht Dr. Klimesch auch noch<br />

Möglichkeiten bei <strong>den</strong> Wandstärken der Alum<strong>in</strong>ium-Motorblöcke,<br />

die heute <strong>in</strong> der Regel im Niederdruckkokillenguss<br />

bei 4,5 Millimetern liegen:<br />

„Die Ten<strong>den</strong>z geht <strong>in</strong> Richtung 4 Millimeter. Aber<br />

das ist schon die hohe Kunst.“ Im Druckgussver-<br />

fahren können heute bereits Wandstärken um 3,5<br />

Millimeter dargestellt wer<strong>den</strong>. Dass das Unternehmen<br />

diese Kunst beherrscht, belegen Motorblöcke<br />

für verschie<strong>den</strong>e OEMs. Jedoch lässt sich<br />

diese Wandstärke bisher noch nicht durchgängig<br />

realisieren. Dazu der Guss-Experte: „Um <strong>den</strong> kompletten<br />

Motorblock so dünnwandig zu gießen,<br />

s<strong>in</strong>d an mehreren Stellen Fließwege erforderlich.<br />

Und oft bekommt man das Alum<strong>in</strong>ium dann nicht<br />

mehr durch vier Millimeter h<strong>in</strong>durch.“ Er ist jedoch<br />

zuversichtlich, dieses Problem <strong>in</strong> absehbarer<br />

Zeit zu lösen. Denn je nachdem, wie optimal<br />

die Automobilhersteller <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>den</strong><br />

Gusslieferanten ihre Motorblöcke konstruieren,<br />

lassen sich <strong>in</strong> heutigen Alum<strong>in</strong>ium-Motorblöcken<br />

bis zu zehn Prozent Gewicht e<strong>in</strong>sparen.<br />

Damit ist das Ende der sprichwörtlichen Fahnenstange<br />

jedoch noch nicht erreicht. Denn<br />

auch die Lauffl äche der Zyl<strong>in</strong>der bietet mittels<br />

Beschichtung ebenfalls noch Möglichkeiten zur<br />

Gewichtsreduzierung, die es künftig zu heben gilt.<br />

E<strong>in</strong>ige OEMs setzen bereits entsprechende Be-<br />

St. Leon-Rot. Die Automobilhersteller entwickeln<br />

immer kle<strong>in</strong>ere Verbrennungsmotoren, die<br />

weniger Kraftstoff benötigen und weniger Schadstoff<br />

ausstoßen. In puncto <strong>Performance</strong> brauchen<br />

sich diese Motoren gegenüber größeren<br />

Aggregaten <strong>in</strong>dessen nicht zu verstecken. Denn<br />

was früher Sechs- oder gar Achtzyl<strong>in</strong>der leisteten,<br />

schaffen heute oft vier. Und <strong>in</strong> nicht allzu ferner<br />

Zukunft wer<strong>den</strong> drei oder sogar nur zwei Zyl<strong>in</strong>der<br />

„State of the Art“ se<strong>in</strong>. Diese Entwicklung<br />

ist ohne <strong>in</strong>novative Gleitlager nicht <strong>den</strong>kbar. So<br />

schrumpfen die Produkte der KS Gleitlager GmbH<br />

im Gleichtakt mit <strong>den</strong> Motoren. Neue Werkstoffe<br />

und Beschichtungs verfahren sorgen für e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche Reduzierung der Reibungsverluste.<br />

Dies ist vor allem mit Blick auf die kompakten<br />

und hochgezüchteten Motoren von Hybrid-Fahrzeugen<br />

e<strong>in</strong> Muss – so kommen etwa die Hauptlager<br />

des Chevrolet Volt von KS Gleitlager. Aber<br />

auch die Lagerung des Getriebes stellt bei diesen<br />

Fahrzeugen besondere Ansprüche. Um auch<br />

für künftige Anforderungen gewappnet zu se<strong>in</strong>,<br />

experimentiert der Gleitlager-Spezialist aus St.<br />

Leon-Rot mit neuartigen Gleitsystemen und Materialoberfl<br />

ächen.<br />

Dass e<strong>in</strong> Antrieb mit rund zwei Litern Hubraum<br />

heute etwa 160 kW (220 PS) und e<strong>in</strong> Drehmoment<br />

von 500 Nm bietet – mit deutlich weniger<br />

Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß als<br />

vergleichbare Motoren früher –, wäre ohne <strong>in</strong>novative<br />

Gleitlager unmöglich. „Denn diese Werte<br />

gehen mit sehr hohen mechanischen und thermischen<br />

Belastungen e<strong>in</strong>her, die nur von extrem<br />

leistungsfähigen Lagern aufgenommen wer<strong>den</strong><br />

können, die zudem immer kle<strong>in</strong>er wer<strong>den</strong>“, erklärt<br />

Dr. Klaus Damm (Foto oben), Leiter des Bereichs<br />

Anwendungstechnik und Produktdesign<br />

des Unternehmens aus St. Leon-Rot.<br />

Und das so genannte Downsiz<strong>in</strong>g der Motoren<br />

geht unaufhörlich weiter. Denn die Fahrzeughersteller<br />

arbeiten bereits mit Hochdruck an 3-Zyl<strong>in</strong>der-Antrieben,<br />

die e<strong>in</strong> Maximum an <strong>Performance</strong><br />

bei nochmals reduziertem Kraftstoffverbrauch<br />

bieten. Dadurch sieht Dr. Damm neue Herausforderungen<br />

auf die Hersteller von Gleitlagern<br />

zukommen, beispielsweise durch noch kle<strong>in</strong>ere<br />

Bauformen mit unverändert hoher mechanischer<br />

Tragfähigkeit. Außerdem müssten die Lager mit<br />

noch dünnfl üssigeren Ölen und Biokraftstoffen<br />

fertig wer<strong>den</strong>. Das geht nach se<strong>in</strong>er Überzeugung<br />

nur mit neuen korrosions- und reaktionsresistenten<br />

Gleitwerkstoffen, an <strong>den</strong>en das KS Gleitlagerteam<br />

zurzeit arbeitet.<br />

schichtungen e<strong>in</strong>. „Wenn die Zyl<strong>in</strong>derlauffl ächen<br />

nicht wie oft aus Grauguss (sog. Buchsenlösungen)<br />

bestehen, sondern komplett aus Alum<strong>in</strong>ium<br />

plus e<strong>in</strong>er circa 150 Mikrometer dünnen Eisenbeschichtung,<br />

lässt sich nochmals rund fünf Prozent<br />

Gewicht e<strong>in</strong>sparen“, ist Dr. Klimesch überzeugt.<br />

Was zunächst nicht nach viel aussieht, erweist<br />

sich bei genauerem H<strong>in</strong>sehen doch als signifi -<br />

kant. Denn bei e<strong>in</strong>em Vierzyl<strong>in</strong>der-Motorblock,<br />

der 20 Kilogramm wiegt, schlägt dies immerh<strong>in</strong><br />

mit e<strong>in</strong>em Kilogramm zu Buche. Zudem wird<br />

auch der Verzug der Zyl<strong>in</strong>der reduziert und e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Wärmeabführung erzielt. Aber die<br />

Experten versprechen sich noch weitere Effekte:<br />

„Zurzeit untersuchen wir, <strong>in</strong>wieweit sich Reibungsverluste<br />

durch e<strong>in</strong>e Beschichtung der Zyl<strong>in</strong>derlauffl<br />

ächen m<strong>in</strong>imieren lassen, oder was<br />

dieses Verfahren <strong>in</strong> puncto Resistenz gegenüber<br />

alternativen Kraftstoffen ausrichten kann“, erläutert<br />

der Guss-Experte.<br />

Bisher konzentrierten sich die Aktivitäten von<br />

KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie vor allem auf <strong>den</strong> Motorblock.<br />

Aber das Unternehmen ist dabei, weitere<br />

Betätigungsfelder zu erschließen. Dabei liegt<br />

das Augenmerk vor allem auf Fahrwerks- und<br />

Strukturbauteilen. Denn diese Teile wer<strong>den</strong> noch<br />

vorwiegend aus Eisenguss oder Stahlstrukturen<br />

hergestellt. Alum<strong>in</strong>ium biete hier jedoch ebenfalls<br />

E<strong>in</strong>sparpotenzial <strong>in</strong> Sachen Gewicht, steht<br />

für Dr. Klimesch fest. Das könnten beispielsweise<br />

große Integralträger oder Federbe<strong>in</strong>dome se<strong>in</strong>.<br />

Die dazu erforderlichen Gießverfahren beherrschen<br />

die Alum<strong>in</strong>ium-Experten von KSPG ohneh<strong>in</strong><br />

aus dem Effeff.<br />

Hightech-Gleitlager s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> Hybrid-Fahrzeugen<br />

gefragt. Denn diese haben neben e<strong>in</strong>em<br />

Elektroantrieb nach wie vor e<strong>in</strong>en Verbrennungsmotor<br />

an Bord. So liefert KS Gleitlager etwa die<br />

Hauptlager für die Kurbelwelle im Motor des Chevrolet<br />

Volt, der seit Mitte 2010 auf dem Markt ist.<br />

Dieser Benz<strong>in</strong>er, dessen vier Zyl<strong>in</strong>der mit zusammen<br />

1,4 Litern Hubraum 63 kW (84 PS) liefern,<br />

wird zudem auch im Opel Ampera e<strong>in</strong>gesetzt, der<br />

voraussichtlich im November 2011 an <strong>den</strong> Verkaufsstart<br />

geht.<br />

Aber der Lagerspezialist setzt nicht nur auf motorische<br />

Gleitlager, sondern widmet sich verstärkt<br />

auch der Lagerung von Getrieben für Hybrid-Fahrzeuge.<br />

Dazu Dr. Damm: „Das ist e<strong>in</strong>e besondere<br />

Herausforderung, da die <strong>in</strong> diesen Fahrzeugen<br />

verwendeten Getriebe extrem kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, um so<br />

viel wie möglich an Gewicht e<strong>in</strong>zusparen. Außerdem<br />

laufen Wellen und Rädersätze zum Teil<br />

mit sehr hohen Drehzahlen.“ Deshalb s<strong>in</strong>d dort<br />

Gleitlager gefordert, deren Design und Werkstoffe<br />

<strong>den</strong> daraus resultieren<strong>den</strong> Beanspruchungen<br />

standhalten. Zugleich ermöglichen Gleitlager –<br />

anders als die bisher überwiegend e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Wälzlager – über dünnere Wandstärken e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>iaturisierung<br />

des Getriebes selbst.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus beschäftigt sich das Unternehmen<br />

mit neuartigen Gleitwerkstoffsystemen, die<br />

bisher unerreichbare Eigenschaften <strong>in</strong> Sachen<br />

Tribologie, das heißt Reibung, Verschleiß und<br />

Innovative Lager für <strong>den</strong> Antriebsstrang von Hybrid-Fahrzeugen<br />

Stetig kompakter und<br />

immer leistungsfähiger<br />

Schmierung, bieten. Dazu wird beispielsweise<br />

e<strong>in</strong> Lack als Lauf-/ E<strong>in</strong>laufschicht auf e<strong>in</strong> metallisches<br />

Lager aufgebracht, was vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

noch nicht vorstellbar war. E<strong>in</strong> anderer Ansatz<br />

zielt auf die Mikrogeometrie des Materials der<br />

Oberfl ächen. „So lassen sich vielleicht mit speziellen<br />

Strukturen Haifi schhaut-Effekte bewirken,<br />

mit <strong>den</strong>en die Reibung nochmals verr<strong>in</strong>gert<br />

wer<strong>den</strong> kann. Aber da bewegen wir uns <strong>in</strong> der<br />

Grundlagenforschung“, betont Dr. Damm. Daraus<br />

entstehen jedoch bekanntlich die <strong>in</strong>novativen<br />

Produkte für die Automobile von morgen und<br />

übermorgen, wie die Vergangenheit schon oft gezeigt<br />

hat. Dr. Thomas Oehlschlägel


Foto: Heer/Anne We<strong>in</strong>rich<br />

jpw Letzl<strong>in</strong>gen. Das neue Gepanzerte<br />

Transportkraftfahrzeug (GTK)<br />

Boxer verstärkt die Bundeswehr im<br />

Isaf-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Afghanistan. Mitte<br />

Juli dieses Jahres brachten Antonow-<br />

Frachtmasch<strong>in</strong>en die ersten fünf Fahrzeuge<br />

an <strong>den</strong> H<strong>in</strong>dukusch (Foto oben).<br />

Sie wer<strong>den</strong> dort <strong>in</strong> der Ausführung<br />

Gruppentransportfahrzeug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

deutschen Ausbildungs- und Schutzbataillon<br />

(ASB) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Bereits Ende Mai 2011 hatte der Präsi<strong>den</strong>t<br />

des Bundesamtes für Wehrtechnik<br />

und Beschaffung, Harald<br />

Ste<strong>in</strong>, im Gefechtsübungszentrum<br />

des Heeres (GÜZ) <strong>in</strong> Letzl<strong>in</strong>gen symbolisch<br />

<strong>den</strong> Schlüssel des Boxers an<br />

<strong>den</strong> Amtschef des Heeresamtes, Generalmajor<br />

Wolf-Joachim Clauß, übergeben.<br />

Dort erhielten die Soldaten<br />

des Jägerbataillons 292 aus Donauesch<strong>in</strong>gen<br />

<strong>den</strong> letzten Schliff für ihren<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Afghanistan, der <strong>in</strong> diesem<br />

August begonnen hat.<br />

Dem GÜZ-Durchgang vorausgegangen<br />

waren bereits <strong>in</strong>tensive Kommandanten-<br />

und Kraftfahrerausbildungen,<br />

E<strong>in</strong>weisung durch <strong>den</strong> Hersteller<br />

Boxer verstärkt<br />

nun die Truppe<br />

Artec – e<strong>in</strong> Konsortium von Rhe<strong>in</strong>metall,<br />

Krauss-Maffei Wegmann und<br />

weiteren Partnern – sowie die Schießausbildung.<br />

Im Februar dieses Jahres<br />

begann dann e<strong>in</strong> mit Boxer ausgestatteter<br />

Zug des Jägerbataillons mit<br />

der taktischen Gefechtsausbildung.<br />

Höhepunkt der e<strong>in</strong>satzvorbereiten<strong>den</strong><br />

Ausbildung bildete der Aufenthalt<br />

<strong>in</strong> der Letzl<strong>in</strong>ger Heide, <strong>in</strong> dem<br />

Breit gefächert: das Pumpenlager-Programm der KS Gleitlager GmbH, das auf dem KSPG-Messestand <strong>in</strong> Halle 8 präsentiert wird.<br />

msc Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. Die 64. Internationale<br />

Automobil-Ausstellung (IAA)<br />

öffnet vom 15. bis 25. September 2011<br />

ihre Tore. Rund 900 Aussteller wer<strong>den</strong><br />

unter dem Slogan „Zukunft serienmäßig“<br />

neueste Produkte und Innovationen<br />

zeigen. Getreu diesem Motto, mit<br />

zukunftsorientierten Produkten und e<strong>in</strong>em<br />

neuen Messestand präsentiert sich<br />

die Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong> (KSPG)<br />

wieder an ihrem bewährten Standort <strong>in</strong><br />

Halle 8 auf Standnummer F04.<br />

In diesem Jahr bietet die Messe ihren<br />

Besuchern erstmals die Möglichkeit,<br />

<strong>in</strong> der „Halle der Elektromobilität“<br />

das Gesamtsystem Elektromobilität<br />

zu erleben und mit <strong>den</strong> Anbietern von<br />

Elektrofahrzeugen und dazugehörigen<br />

Produkten und Dienstleistungen<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Dialog zu treten. Passend zu<br />

diesem Thema präsentiert KSPG auf<br />

ihrem Messestand e<strong>in</strong>en Demonstrationsträger<br />

für e<strong>in</strong>en Range Extender.<br />

Technisch gesehen handelt es sich bei<br />

diesen „Reichweiten-Verlängerern“ um<br />

zusätzliche Aggregate, <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten<br />

Fällen um Verbrennungsmotoren, die<br />

e<strong>in</strong>en Generator antreiben, der wiederum<br />

Akkumulator und Elektromotor versorgt.<br />

Experten sehen Range Extender<br />

generell als Wegbereiter für die breite<br />

oho Paris/Düsseldorf. Rhe<strong>in</strong>metall<br />

und Sikorsky Aerospace Services haben<br />

auf der 49. Luftfahrtmesse „Paris<br />

Air Show“ (20 – 26. Juni 2011) <strong>in</strong> Le<br />

Bourget e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />

getroffen, die e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

umfassende Unterstützung der Bundeswehr<br />

auf dem Feld der Ausbildung<br />

und Logistik im Falle der Beschaffung<br />

des Mehrzweckhubschraubers CH-<br />

148 Cyclone umfasst. Sikorsky Aerospace<br />

Services (SAS) bildet die Sparte<br />

Aftermarket der Sikorsky Aircraft<br />

Corp., dem Hersteller des CH-148<br />

Cyclone Mar<strong>in</strong>ehubschraubers, <strong>den</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>metall und Sikorsky der Deutschen<br />

Mar<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam anbieten.<br />

Rhe<strong>in</strong>metall und Sikorsky treten <strong>in</strong><br />

der Kooperation geme<strong>in</strong>sam an, um<br />

e<strong>in</strong>en erfolgsorientierten Verbund<br />

mit weiteren deutschen Industrieunternehmen<br />

zu führen, der – nach<br />

e<strong>in</strong>er entsprechen<strong>den</strong> Beschaffungs-<br />

Akzeptanz von elektrisch betriebenen<br />

Autos und gehen davon aus, dass es<br />

dafür e<strong>in</strong>e ganz neue Gattung sehr<br />

kle<strong>in</strong>er Ottomotoren geben wird.<br />

Wie bei <strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong> Internationalen<br />

Automobil-Ausstellungen<br />

steht bei weltweit steigen<strong>den</strong> Ölprei-<br />

KSPG mit<br />

Neuheiten<br />

sen nach wie vor die Reduktion von<br />

Kraftstoffverbrauch und Emissionen<br />

im Vordergrund. Kolbenschmidt Pierburg<br />

stellt hierzu die vollvariable Ventilsteuerung<br />

UniValve vor. Sie erlaubt<br />

64. Internationale Automobil-Ausstellung<br />

Zukunft serienmäßig<br />

15. bis 25. September 2011<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

www.iaa.de<br />

entscheidung – Wartungs-, Ausbildungs-<br />

und weitere Unterstützungsleistungen<br />

für die Bundeswehr auf<br />

deutschem Bo<strong>den</strong> erbr<strong>in</strong>gen soll.<br />

„Rhe<strong>in</strong>metall zeichnet <strong>in</strong> dieser<br />

Kooperation für <strong>den</strong> In-Service-Support<br />

für <strong>den</strong> CH-148 Cyclone sowie<br />

die Ausbildung an <strong>den</strong> Fluggeräten<br />

verantwortlich. Daher s<strong>in</strong>d wir überzeugt,<br />

der Deutschen Mar<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e<br />

kostengünstige, verlässliche und<br />

e<strong>in</strong>satzerprobte Komplettlösung anbieten<br />

zu können“, bekräftigt Ulrich<br />

Sasse, Geschäftsführer der Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Defence Electronics GmbH <strong>in</strong><br />

Bremen: „Wir können wichtige Erfahrungen<br />

aus unseren umfassen<strong>den</strong><br />

Unterstützungsleistungen für Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

der Mar<strong>in</strong>e und<br />

des Heeres oder beim Betrieb des unbemannten<br />

Flugsystems Heron1 für<br />

die Luftwaffe im Afghanistan-E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>in</strong> das Projekt e<strong>in</strong>fließen lassen.“<br />

die stufenlose Verstellung der Ventilöffnungszeiten<br />

und der Ventilhübe<br />

und ermöglicht damit e<strong>in</strong>e drosselfreie<br />

Laststeuerung.<br />

Die Pierburg GmbH, <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Konzerns unter anderem auf die Abgasreduzierung<br />

spezialisiert, zeigt auf<br />

dem Messestand Neuheiten zur Senkung<br />

von Abgasemissionen, darunter<br />

zum Beispiel e<strong>in</strong> neues, kompaktes<br />

Abgasrückführventil, e<strong>in</strong>en Wastegate-Aktuator<br />

sowie elektrische Drosselklappen.<br />

Die KS Kolbenschmidt GmbH<br />

präsentiert <strong>in</strong>novative Legierungen<br />

und die neueste Generation von Pkw-<br />

Stahlkolben.<br />

Nebenaggregate wie Öl-, Vakuum-<br />

und Kühlmittelpumpen stehen im Fokus<br />

der Pierburg Pump Technology<br />

GmbH. Auf der IAA 2011 s<strong>in</strong>d ihre neuesten<br />

Produktgenerationen zu sehen,<br />

die variabel und bedarfsgerecht geregelt<br />

wer<strong>den</strong> können und so ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>en Beitrag zur Verbrauchs- und<br />

Emissionsm<strong>in</strong>derung darstellen. Die<br />

KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie GmbH präsentiert<br />

Motorblöcke unter anderem<br />

für downgesizte Motoren. Die KS Gleitlager<br />

GmbH stellt hochleistungsfähige<br />

Gleitlager zum Beispiel für Fahrzeuggetriebe<br />

oder Common Rails aus.<br />

Jetzt enge<br />

Kooperation<br />

Sikorsky Aircraft Corp., <strong>in</strong> Stratford<br />

im US-Bundesstaat Connecticut<br />

ansässig und e<strong>in</strong> Tochterunternehmen<br />

der United Technologies<br />

Corp (Hartford/Connecticut), ist das<br />

weltweit führende Unternehmen<br />

für die Entwicklung und <strong>den</strong> Bau<br />

von Hubschraubern sowie dazugehörige<br />

Serviceleistungen. Der Geschäftsbereich<br />

Sikorsky Aerospace<br />

Services entwirft und übernimmt<br />

fortschrittliche Lösungen für Logistik-<br />

und Versorgungsketten für kommerzielle<br />

und militärische Drehflügler<br />

sowie auch für die Betreiber von<br />

Starrflüglern.<br />

taktische Verfahren und Fertigkeiten<br />

abgefordert wur<strong>den</strong>.<br />

Die jetzt nach Afghanistan verlegten<br />

GTK Boxer dienen als hervorragend geschütztes<br />

und hochmobiles „Mutterschiff“<br />

e<strong>in</strong>er Infanteriegruppe. Diese<br />

führt dar<strong>in</strong> ihre gesamte Ausstattung<br />

mit. Die Boxer weisen zudem <strong>den</strong> Rüstungsstand<br />

A1 auf. Dazu gehören e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche Panzerung sowie e<strong>in</strong>e um<br />

20 Zentimeter erhöhte, fernlenkbare<br />

Waffenstation (FLW) 200, um die Wirkung<br />

zu erhöhen. Die FLW 200 kann<br />

wahlweise e<strong>in</strong>e Granatmasch<strong>in</strong>en-<br />

jpw Hammelburg. „Pedites pugnas<br />

decernent“ – der Fußsoldat entscheidet<br />

die Schlacht. Dieser Wahlspruch<br />

gilt nach wie vor, wie der diesjährige<br />

15. „Tag der Infanterie“ erneut e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

belegte. Rund 800 Gäste<br />

aus Politik, Streitkräften und Industrie<br />

kamen unlängst an die Infanterieschule<br />

Hammelburg, um sich über<br />

E<strong>in</strong>sätze, Konzepte, Ausbildung, Bewaffnung<br />

und Ausrüstung der „boots<br />

on the ground“ auszutauschen. Mit<br />

dabei: Rhe<strong>in</strong>metall Defence.<br />

Das Düsseldorfer Systemhaus ist<br />

bereits seit Jahren e<strong>in</strong> anerkannter<br />

Partner der „Krone aller Waffen“,<br />

wie sich Jäger, Fallschirmjäger und<br />

Gebirgsjäger selbstbewusst nennen.<br />

Torsten Böhm, Leiter des Produktbereiches<br />

Infanterie: „Noch vor e<strong>in</strong>iger<br />

Zeit brachte uns die Infanterie mehr<br />

mit unserem Großgerät <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung.<br />

Inzwischen wer<strong>den</strong> wir aber<br />

auch an der Basis als Infanteriewaffen-Systemhaus<br />

wahrgenommen.“<br />

E<strong>in</strong>en Blickfang am Rhe<strong>in</strong>metall-<br />

Stand bildete e<strong>in</strong> Nahbereichsunterstützungswaffensystem<br />

auf Basis<br />

der an Kanada gelieferten Close Area<br />

Support Weapon (CASW). Es besteht<br />

aus e<strong>in</strong>er Heckler&Koch-Granatmasch<strong>in</strong>enwaffe<br />

im Kaliber 40 mm x 53<br />

mit dem Visierungs- und Feuerleitsystem<br />

V<strong>in</strong>gmate. Dank der „Soft-<br />

Mount“-Montage lässt sich zudem die<br />

genutzte Waffe mit wenigen Handgriffen<br />

wechseln – von der Granatmasch<strong>in</strong>enwaffe<br />

40 mm x 53 auf das schwere<br />

Masch<strong>in</strong>engewehr 12,7 mm x 99.<br />

Rhe<strong>in</strong>metall stellte zudem se<strong>in</strong>e<br />

umfangreiche Munitionspalette vor:<br />

msc Düsseldorf/Papenburg. Vom 28.<br />

Juni bis 2. Juli 2011 fand <strong>in</strong> Düsseldorf<br />

die 12. Internationale Gießerei-Fachmesse<br />

(„GiFa“) statt. Mit dabei war <strong>in</strong><br />

Halle 13 mit e<strong>in</strong>em knapp 30 Quadratmeter<br />

großen Messestand erstmals der<br />

Stranggussbereich der <strong>in</strong> Papenburg<br />

beheimateten KS Gleitlager GmbH. Das<br />

Stranggießverfahren ist das bevorzugte<br />

Verfahren zur Produktion von Rohren,<br />

Stangen und Profilen, die im Masch<strong>in</strong>en-<br />

und Anlagenbau, der Armaturen<strong>in</strong>dustrie<br />

sowie dem Fahrzeug- und Schiffsbau<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>. Die KS Gleitlager<br />

GmbH ist seit Jahren europäischer Marktführer<br />

<strong>in</strong> diesem Segment.<br />

Auf der GiFa 2011 zeigte das Unternehmen<br />

Strangguss-Produkte <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Formen und Geometrien sowie mit<br />

besonders großen Außendurchmessern<br />

von bis zu 436 mm. Anhand von Exponaten<br />

wurde die Verwandlung von Strangguss<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>baufertige Großbuchse<br />

XX<br />

waffe im Kaliber 40 mm x 53 oder e<strong>in</strong><br />

schweres Masch<strong>in</strong>engewehr im Kaliber<br />

12,7 mm x 99 tragen und so die abgesessen<br />

kämpfen<strong>den</strong> Kräfte feuerstark<br />

unterstützen. E<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>satzregion<br />

angepasster Tarnanstrich komplettiert<br />

die Modifizierungen.<br />

Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant<br />

Werner Freers, sieht dem<br />

bevorstehen<strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz optimistisch<br />

entgegen: „Der Boxer ist der modernste<br />

Transportpanzer für unsere Soldaten<br />

im E<strong>in</strong>satz und bedeutet e<strong>in</strong>en<br />

enormen Fähigkeitsgew<strong>in</strong>n.“<br />

Systemhaus für<br />

Infanteriewaffen<br />

Nebelmittel, Irritationskörper, Handgranaten,<br />

das äußerst kompakte und<br />

geräuscharme Fly-K-Mörsersystem<br />

und natürlich unterschiedlichste Granaten<br />

40 mm x 46- Low Velocity (LV;<br />

400 Meter Reichweite) und Medium<br />

Velocity (MV; 700 Meter Reichweite)<br />

sowie 40 mm x 53 High Velocity (HV;<br />

bis zu 2 200 Metern Reichweite). Zur<br />

40-mm-Munition gehören auch Air<br />

Burst-Geschosse mit programmierbarem<br />

Luftsprengpunkt. So lassen<br />

sich selbst Ziele h<strong>in</strong>ter Deckungen<br />

wirkungsvoll bekämpfen. Speziell<br />

für die 40 mm x 46 MV hat Rhe<strong>in</strong>metall<br />

zudem neuartige ölgedämpfte<br />

Anbau- und Stand-Alone-Granatwerfer<br />

entwickelt, die <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

dieser zukunftsträchtigen Munitionssorte<br />

deutlich erleichtern.<br />

Um die 40 mm x 46-Munition, aber<br />

auch Panzerfaustgeschosse sicher<br />

<strong>in</strong>s Ziel br<strong>in</strong>gen zu können, bietet<br />

Rhe<strong>in</strong>metall se<strong>in</strong> für handgehaltene<br />

Waffen optimiertes Feuerleitvisier<br />

FeLVis an. Es lässt sich zudem <strong>in</strong> das<br />

System Infanterist der Zukunft – Erweitertes<br />

System (IdZ-ES) e<strong>in</strong>b<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

sowie an das Zielerkennungssystem<br />

Freund-Fe<strong>in</strong>d („Zeff“) koppeln.<br />

Letzteres ist zudem kompatibel mit<br />

dem „Vario Ray“, der neuesten Generation<br />

der Laser-Licht-Module.<br />

Diese Kampfkraftmultiplikatoren<br />

s<strong>in</strong>d unter anderem bereits bei der<br />

Bundeswehr im E<strong>in</strong>satz.<br />

Gleitlager<br />

auf der GiFa<br />

dargestellt, aus dem nicht-automobilen<br />

Bereich waren verschie<strong>den</strong>e Buchsen<br />

und Lager zu sehen. „Wir haben die<br />

Chance gut genutzt, unsere Kompetenz<br />

erstmalig auf dieser weltweit renommierten<br />

Fachmesse zu präsentieren“,<br />

bilanziert Carsten Beck<strong>in</strong>g, Leiter des<br />

Produktbereichs Strangguss. „Als<br />

Unternehmen mit e<strong>in</strong>er Jahresproduktionsmenge<br />

von über 13 000 Tonnen<br />

konnten wir vor allem unsere Vielseitigkeit<br />

zeigen. Das Publikum war auf<br />

dieser Leitmesse stark <strong>in</strong>ternational geprägt,<br />

was <strong>in</strong> Zukunft der Erweiterung<br />

unserer weltweiten Verkaufsaktivitäten<br />

zugute kommen wird.“


Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/Ottawa.<br />

Als führender Lieferant von Waffensystemen<br />

und Dienstleister<br />

für die kanadischen Streitkräfte<br />

hat sich Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada Inc. (RhC) <strong>in</strong>ternational<br />

e<strong>in</strong>en Namen gemacht.<br />

In diesem Jahr feiert das<br />

Tochterunternehmen des<br />

Rhe<strong>in</strong>metall-Konzerns, das<br />

im Jahre 1986 unter dem Namen Oerlikon Aerospace gegründet wurde und seit<br />

1999 zur Düsseldorfer Firmengruppe gehört, se<strong>in</strong> 25-jähriges Bestehen. An <strong>den</strong><br />

bei<strong>den</strong> Standorten Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu bei Montréal und Ottawa s<strong>in</strong>d heute<br />

<strong>in</strong>sgesamt rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Ursprünglich gegründet, um so<br />

genannte Offsetverpfl ichtungen, also „Industrial and Regional Benefi ts“ (IRB)<br />

zu erfüllen, hat sich RhC mittlerweile besondere Expertise auf dem Gebiet der<br />

Flugabwehrsysteme und Verteidigungselektronik e<strong>in</strong>erseits und der Fahrzeug<strong>in</strong>tegration<br />

und Waffensysteme andererseits erworben. Diese vier Kerngeschäftsfelder<br />

markieren <strong>den</strong> Prozess der Neuausrichtung des Unternehmens mit<br />

Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2010. Im Zuge dieser Umstrukturierung will sich das Unternehmen,<br />

das heute noch fast 75 Prozent des Geschäfts mit <strong>den</strong> kanadischen Streitkräften<br />

realisiert, stärker für andere Kun<strong>den</strong> öffnen und neue Märkte erobern.<br />

Der kanadische Markt für Gefechtssysteme<br />

befi ndet sich <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er<br />

spannen<strong>den</strong> Erneuerungsphase. Bestehende<br />

Fahrzeugfl otten der kanadischen<br />

Armee wur<strong>den</strong> mit Beg<strong>in</strong>n des kanadischen<br />

Militäre<strong>in</strong>satzes im Jahre 2003<br />

<strong>in</strong> der äußerst rauen Umgebung von<br />

Afghanistan ausgiebig beansprucht.<br />

ann Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/ Ottawa. Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada Inc. mit se<strong>in</strong>en vier Geschäftsbereichen<br />

ist e<strong>in</strong> breit aufgestelltes Unternehmen.<br />

Neben der Präsenz im Heimatland Kanada mit<br />

eigenen Produkten und Dienstleistungen fungiert<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Canada auch als Firmenportal mit e<strong>in</strong>em<br />

Team entsprechend kompetenter Vertriebsmitarbeiter,<br />

um weitere Produkte von Rhe<strong>in</strong>metall-<br />

Defence auf <strong>den</strong> kanadischen Markt zu lancieren.<br />

Als Partner mit lokalem Know-how ermöglicht das<br />

Unternehmen zudem <strong>den</strong> Marktzugang für andere<br />

Rhe<strong>in</strong>metall-Unternehmen.<br />

Kooperiert wird beispielsweise mit BAE Systems,<br />

DEW Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

und dem Luft- und<br />

Wehrtechnik-Konzern<br />

EADS sowie<br />

mit <strong>den</strong> Rhe<strong>in</strong>metall-Defence-<br />

Geschäftsbereichen. Duncan Hills, Director of<br />

Government Relations and Industrial Benefi ts,<br />

bemerkt: „Die Kooperation mit unseren Schwesterunternehmen<br />

ist für uns strategisch wichtig;<br />

wir haben auf diesem Wege wesentliche Geme<strong>in</strong>schaftsprojekte<br />

gewonnen.“ Dazu zählen<br />

zum Beispiel die Aufträge „Mass“-Schutzsystem<br />

(Multi-Ammunition Softkill System) <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit RWM und das „Meso“- System<br />

(Mar<strong>in</strong>e Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g System Operations) mit RDE.<br />

Kunde waren <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Fällen die kanadischen<br />

Streitkräfte.<br />

„Von dieser gegenwärtigen Phase der<br />

Erneuerung profi tieren wir. Für uns ist<br />

das e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Gelegenheit, unserem<br />

Hauptkun<strong>den</strong>, der kanadischen<br />

Armee, als kompetenter Dienstleister<br />

neue Lösungen unter anderem im Bereich<br />

Flugabwehrsysteme und Waffenstationen<br />

anzubieten, auf dem wir über<br />

e<strong>in</strong> ausgeprägtes Know-how verfügen“,<br />

sagt Ala<strong>in</strong> Tremblay, Vice Presi<strong>den</strong>t<br />

Bus<strong>in</strong>ess Development.<br />

Auch anhand des Projektes „Infanterist der Zukunft<br />

– IdZ“ erläutert Hills, wie die Kooperation<br />

mit dem Bremer Systemspezialisten zum Erfolg<br />

führte: „Wir konnten unser Know-how für <strong>den</strong><br />

Kernrechner des Systems e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, welches<br />

RDE dann <strong>in</strong> die Lage versetzte, dem Heer e<strong>in</strong><br />

noch besseres System zur Verfügung zu stellen.<br />

Das war echte Teamarbeit.“<br />

Duncan Hills nennt noch e<strong>in</strong>en weiteren Vorteil,<br />

der sich beim aktuell laufen<strong>den</strong> IdZ-ES-<br />

Projekt ergibt: „Indem wir <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

RDE Systemkomponenten des ‚soldier systems‘<br />

an das IdZ-ES-Programm liefern, können<br />

wir darüber h<strong>in</strong>aus Geschäft mit <strong>in</strong>ternationalen<br />

Kun<strong>den</strong> generieren. Dieses globale Netz-<br />

E<strong>in</strong> Unternehmen mit<br />

vielen Gesichtern<br />

werk ist e<strong>in</strong> wichtiger Erfolgsfaktor unseres<br />

Geschäfts.“<br />

Als erfolgreich erwies sich auch die Partnerschaft<br />

mit dem Luft- und Raumfahrtunternehmen<br />

Aeronautics Defence Systems (Yavne/Israel)<br />

beim Projekt „Counter-IED Persistant Surveillance<br />

Aerostat“ (C-IED PSA). Das Überwachungssystem<br />

wurde <strong>in</strong> Afghanistan und 2010 zur Sicherung der<br />

olympischen W<strong>in</strong>terspiele im kanadischen Vancouver<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

„Beim E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Afghanistan besteht die Hauptanforderung<br />

an das System dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche,<br />

24-stündige Überwachung an sieben<br />

Tagen der Woche <strong>in</strong> <strong>den</strong> vorgeschobenen Operationsbasen<br />

(„Forward Operat<strong>in</strong>g Bases/FOB‘s“)<br />

zu garantieren“, sagt Projektleiter Stéphane<br />

Oehrli, der als Vizepräsi<strong>den</strong>t im Unternehmen<br />

Das Unternehmen verfügt über e<strong>in</strong>en<br />

großen Entwicklungs- und Fertigungsstandort<br />

<strong>in</strong> Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu<br />

(Prov<strong>in</strong>z Quebec) zur Montage, Integration<br />

und Erprobung von Waffen-Subsystemen<br />

und Infanterie-Ausrüstung.<br />

Zum Beispiel wird das „Close Area Suppression<br />

Weapon“-System (CASW),<br />

das unter anderem aus e<strong>in</strong>er Heckler<br />

und Koch Granatmasch<strong>in</strong>enwaffe, e<strong>in</strong>em<br />

BAE-Wärmebildgerät (thermal<br />

imager) und e<strong>in</strong>em V<strong>in</strong>ghog-V<strong>in</strong>gmate-<br />

Feuerleitrechner besteht, an diesem<br />

Standort <strong>in</strong>tegriert und getestet.<br />

Mit Lösungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> vier Kerngeschäftsfeldern<br />

Fahrzeug<strong>in</strong>tegration,<br />

Waffenstationen, Flugabwehr und Verteidigungselektronik<br />

fokussiert RhC<br />

heute <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf <strong>den</strong> nordamerikanischen<br />

Markt. Ala<strong>in</strong> Tremblay:<br />

„Kanada wird unser wichtigster Markt<br />

bleiben, wir erwarten aber auch e<strong>in</strong>en<br />

Geschäftszuwachs bei amerikanischen<br />

Projekten. Andere Märkte, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en wir<br />

bereits viel Geschäft generiert haben<br />

und die für uns nach wie vor <strong>in</strong>teressant<br />

s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die Niederlande, gefolgt<br />

von Frankreich.“ Als diversifi ziertes Unternehmen<br />

mit <strong>in</strong>ternationalen Kun<strong>den</strong><br />

und Partnern hat Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren <strong>in</strong> allen<br />

vier Geschäftsbereichen wichtige<br />

Aufträge gew<strong>in</strong>nen können.<br />

Zu <strong>den</strong> größten Erfolgen <strong>in</strong> jüngster<br />

Zeit zählen Aufträge für Modernisierung<br />

und Instandsetzung von<br />

Leopard-Kampfpanzern sowie die<br />

Lieferung neuer Waffensysteme mit<br />

e<strong>in</strong>em Gesamtvolumen von rund 92<br />

Millionen �.<br />

★ Im Gesamtwert von rund 69 Millionen<br />

� ist Rhe<strong>in</strong>metall Canada <strong>in</strong><br />

diesem Kontext – wie schon erwähnt<br />

– beauftragt wor<strong>den</strong>, Granatwerfersysteme<br />

und dazugehörige Munition<br />

an die Armee Kanadas zu liefern.<br />

Im Rahmen des Projekts „Close Area<br />

Suppression Weapon“ (CASW) erhalten<br />

die kanadischen Streitkräfte <strong>in</strong>sgesamt<br />

304 Granatmasch<strong>in</strong>enwaffen,<br />

die für E<strong>in</strong>satzzwecke vorgesehen s<strong>in</strong>d<br />

und unter dem Namen „C16-Automatic<br />

Grenade Launcher System“ überholte<br />

Mörsersysteme ablösen.<br />

★ E<strong>in</strong> weiterer Auftrag im Wert von<br />

rund 23 Millionen � umfasst die Instandsetzung<br />

und Modernisierung von<br />

Leopard-Kampfpanzern, die die kanadische<br />

Armee aus <strong>den</strong> Bestän<strong>den</strong> der<br />

niederländischen Streitkräfte übernommen<br />

hat. Insgesamt 42 Kampfpanzer<br />

des Typs Leopard 2A4 wer<strong>den</strong><br />

so umgerüstet, dass sie kanadischen<br />

Ausrüstungsstandards entsprechen<br />

und bis 2013 <strong>in</strong> bestehende Führungsstrukturen<br />

e<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> können.<br />

Zurzeit gibt es <strong>in</strong> Kanada Beschaffungsprogramme<br />

für Leo-2-Varianten<br />

der „AEV- (Armoured Eng<strong>in</strong>eer Vehi cles<br />

– gepanzerte Pionierfahrzeuge) und<br />

„ARV“-Vehicles (Armoured Rec overy<br />

Vehicles – gepanzerte Bergefahrzeuge).<br />

Knackstedt: „Unser Ziel ist es natürlich,<br />

dieses Geschäft <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit dem Rhe<strong>in</strong>metall Geschäftsbereich<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc. feiert 25-jähriges Bestehen <strong>in</strong> schlagkräftiger Formation<br />

Erfolg <strong>in</strong> dynami schem Markt<br />

Fahrzeugsysteme (RLS) und anderen<br />

<strong>in</strong>dustriellen Partnern zu gew<strong>in</strong>nen<br />

und somit Rhe<strong>in</strong>metalls Position als<br />

führender Lieferant von Fahrzeugsystemen<br />

auf dem amerikanischen Markt<br />

zu unterstreichen.“<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Canada hat je<strong>den</strong>falls<br />

allen Grund, mit Stolz auf die vergangenen<br />

Jahre zurückzublicken. Der<br />

enorme E<strong>in</strong>satz und das Engagement<br />

der Mitarbeiter haben sich ausgezahlt:<br />

Für 2011 und 2012 peilt das Unternehmen<br />

<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> Geschäftsvolumen<br />

von 120 Millionen kanadischen Dollar<br />

an, wovon 75 Prozent im Marktsegment<br />

Waffensysteme und Fahrzeuge<br />

und 25 Prozent im Bereich Elektronische<br />

Systeme und Flugabwehr realisiert<br />

wer<strong>den</strong>. Als breit aufgestelltes<br />

Unternehmen mit e<strong>in</strong>em starken Produktportfolio<br />

und e<strong>in</strong>em umfangreichen<br />

Dienstleistungsangebot hat das<br />

Unternehmen damit e<strong>in</strong>e solide Basis<br />

für weiteres Wachstum geschaffen.<br />

Annette Neumann<br />

Die kanadische Bundeshauptstadt Ottawa – unsere Fotocollage zeigt unter anderem das dortige Parlamentsgebäude –<br />

ist neben Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu Sitz der Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc.. Die Defence-Tochter war auch im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Partnerschaft mit dem Luft- und Raumfahrtunternehmen Aeronautics Defence Systems beim C-IED-PSA-Überwachungssystem<br />

erfolgreich, das 2010 zur Sicherung der olympischen W<strong>in</strong>terspiele <strong>in</strong> Vancouver e<strong>in</strong>gesetzt wurde (Bild unten).<br />

Foto: corbis<br />

<strong>den</strong> Bereich Elektronische Systeme und Flugabwehr<br />

verantwortet: „Das System nutzt e<strong>in</strong>e hochwertige<br />

Tages- und Nachtsensorik, die von e<strong>in</strong>em<br />

Ballon aus <strong>in</strong> 300 Metern Höhe die Umgebung<br />

der Basen oder anderer sensitiver E<strong>in</strong>richtungen<br />

überwacht. PSA hat sich seit Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes<br />

<strong>in</strong> Afghanistan im August 2009 bewährt.<br />

Auch bei <strong>den</strong> olympischen W<strong>in</strong>terspielen <strong>in</strong> Vancouver<br />

kam das PSA-System zum E<strong>in</strong>satz, um<br />

Sportler und Besucher vor Terroranschlägen zu<br />

schützen.“<br />

E<strong>in</strong> weiteres Erfolgskriterium war die synergetische<br />

Partnerschaft mit Aeronautics. Das Unternehmen<br />

stellt die Kerntechnologie sowie Produkte<br />

bereit, die die technischen Anforderungen<br />

der PSA erfüllen. Rhe<strong>in</strong>metall Canada wiederum<br />

br<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>e Stärken e<strong>in</strong>: Kun<strong>den</strong>nähe, die Fähigkeit<br />

zu <strong>in</strong>tegrierter logistischer Unterstützung,<br />

technische Dokumentation, Vor-Ort-Service und<br />

Ausbildung sowie die „Istar“-Expertise, die die<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der PSA <strong>in</strong> das kanadische Nachrichtengew<strong>in</strong>nungs-<br />

und Aufklärungsnetzwerk<br />

ermöglicht.<br />

Weiterh<strong>in</strong> stellte Rhe<strong>in</strong>metall Canada sowohl <strong>in</strong><br />

Afghanistan als auch <strong>in</strong> Vancouver „Field Service<br />

Representatives“ (FSR) ab. Diese militärisch<br />

erfahrenen Spezialisten konnten selbst unter Belastung<br />

und <strong>in</strong> hochbedrohlichen Lagen problemlos<br />

mit <strong>den</strong> kanadischen Soldaten <strong>in</strong>teragieren<br />

und s<strong>in</strong>d immer dann sofort zur Stelle, wenn ihre<br />

technische Expertise gefragt war.<br />

Die hervorragende Kooperation zwischen Aeronautics<br />

und Rhe<strong>in</strong>metall Canada hat zweifellos<br />

zum großen Erfolg des Systems beigetragen.<br />

Beide Unternehmen g<strong>in</strong>gen von Beg<strong>in</strong>n an auf<br />

die Wünsche ihrer Kun<strong>den</strong> e<strong>in</strong>. Mit dem Ergebnis<br />

des Projekts war der Kunde äußert zufrie<strong>den</strong>.<br />

Vice Presi<strong>den</strong>t Stéphane Oehrli bilanziert: „Die<br />

Komb<strong>in</strong>ation aus hoher Produkt- und Servicequalität<br />

hat <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> zu weiteren Aufträgen<br />

veranlasst.“


Dr. Andresas Knackstedt, Presi<strong>den</strong>t<br />

und CEO von Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc.,<br />

geht von e<strong>in</strong>em hohen Wachstumspotenzial<br />

für die Zukunft aus: „Wir wollen<br />

möglichst viele Aufträge im kanadischen<br />

Defence-Markt akquirieren.“<br />

P r o fi l : Rhe<strong>in</strong>metall Canada feiert 2011<br />

das 25-jährige Jubiläum. Was s<strong>in</strong>d die<br />

wichtigsten Meilenste<strong>in</strong>e und größten<br />

Erfolge der vergangenen 25 Jahre?<br />

Knackstedt: E<strong>in</strong> wichtiger Meilenste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> unserer Entwicklung war das<br />

„Adats“-Projekt für die kanadischen<br />

Streitkräfte, der 1986 zur Grundste<strong>in</strong>legung<br />

des Werkes <strong>in</strong> Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-<br />

Richelieu führte. Im Laufe des Projektprozesses,<br />

der von der Erteilung des<br />

Auftrages über dessen Ausführung bis<br />

h<strong>in</strong> zum erfolgreichen Abschluss führte,<br />

haben wir wertvolle Erfahrungen für<br />

die Entwicklung neuer Produkte sammeln<br />

können. Das hat uns dazu veranlasst,<br />

<strong>in</strong> neue Märkte vorzudr<strong>in</strong>gen,<br />

wie zum Beispiel „soldier systems“,<br />

Waffenstationen und Innere Sicherheit.<br />

Wir s<strong>in</strong>d stolz darauf, dass wir heute<br />

e<strong>in</strong> Unternehmen mit breit gefächertem<br />

Produktportfolio s<strong>in</strong>d, das von<br />

kompetenten Mitarbeitern <strong>in</strong> <strong>den</strong> vier<br />

Geschäftsfeldern Flugabwehrsysteme,<br />

Verteidigungselektronik, Waffensysteme<br />

und Fahrzeug<strong>in</strong>tegration vertreten<br />

wird. E<strong>in</strong> weiterer Meilenste<strong>in</strong> bezieht<br />

sich auf die gesammelten Erfahrungen<br />

bei der Unterstützung der kanadischen<br />

Streitkräfte <strong>in</strong> Afghanistan: Hier bieten<br />

wir unseren Kun<strong>den</strong> umfangreiche<br />

technische und logistische Unterstützung<br />

vor Ort.<br />

P r o fi l : Was waren die Herausforderungen<br />

damals und heute? Inwiefern<br />

hat sich das Geschäft gewandelt?<br />

Knackstedt: E<strong>in</strong>e der größten Herausforderungen<br />

während der „Adats“-<br />

E<strong>in</strong>führungsphase war die Unternehmensgründung<br />

<strong>in</strong> Kanada, die von der<br />

Installation der Betriebsanlagen über<br />

<strong>den</strong> Technologie-Transfer und die von<br />

der damaligen Oerlikon Contraves (heute<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Air Defence <strong>in</strong> Zürich)<br />

übernommenen Ressourcen bis h<strong>in</strong> zur<br />

E<strong>in</strong>stellung von qualifi zierten Mitarbeitern<br />

reichte. Es war zwar nicht e<strong>in</strong>fach,<br />

aber letztlich waren wir dar<strong>in</strong> erfolgreich,<br />

Mitarbeiter zu fi n<strong>den</strong>, die über<br />

ausreichende Erfahrung und Know-how<br />

<strong>in</strong> allen technischen Bereichen verfügten,<br />

die für das „Adats“-Projekt erforderlich<br />

waren. Wichtig war es für uns,<br />

Mitarbeiter e<strong>in</strong>zustellen, die nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e hohe fachliche Kompetenz mitbr<strong>in</strong>gen,<br />

also ausgebildet s<strong>in</strong>d im Bereich<br />

Elektrotechnik, Mechanik und Software,<br />

sondern auch Erfahrung im Bereich<br />

Projektmanagement und <strong>in</strong>tegriertem<br />

Logistik-Support mitbr<strong>in</strong>gen.<br />

P r o fi l : Und auf Kun<strong>den</strong>seite gab und<br />

gibt es sicherlich auch viele Herausforderungen<br />

zu bewältigen?<br />

Knackstedt: Stimmt! Dauerhaft wettbewerbsfähig<br />

zu se<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Herausforderung,<br />

sowohl im H<strong>in</strong>blick darauf,<br />

die gewonnenen Mitarbeiter auf der<br />

technischen Seite und <strong>in</strong> der Produktion<br />

auch zu halten, als auch <strong>in</strong> Bezug<br />

auf unsere Angebote mit entsprechender<br />

Preiskalkulation. Vor allem die Fähigkeit,<br />

sich immer wieder schnell an<br />

die sich verändern<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong>bedürfnisse<br />

anzupassen, treibt uns an.<br />

P r o fi l : Können Sie e<strong>in</strong> Beispiel geben,<br />

<strong>in</strong>wiefern sich die Kun<strong>den</strong>bedürfnisse<br />

verändert haben?<br />

Knackstedt: Gerne, dafür müssen wir<br />

zunächst <strong>in</strong> der Geschichte zurückblicken.<br />

Die geopolitische Notwendigkeit<br />

während des Kalten Krieges brachte<br />

große Verteidigungsbudgets mit sich,<br />

was wiederum dazu führte, dass für<br />

<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> Leistung wichtiger war<br />

als der Preis. Heute achten Kun<strong>den</strong><br />

nach wie vor auf Leistung, aber sie s<strong>in</strong>d<br />

deutlich preisbewusster gewor<strong>den</strong> als<br />

noch vor 25 Jahren. Waren während des<br />

Kalten Krieges vor allem gepanzerte<br />

Streitkräfte (heavy armoured forces) im<br />

E<strong>in</strong>satz, s<strong>in</strong>d die heute zu erwarten<strong>den</strong><br />

Operationen wesentlich vielschichtiger.<br />

Entsprechend brauchen unsere Kun<strong>den</strong><br />

e<strong>in</strong>e vielseitig e<strong>in</strong>setzbare Ausrüstung,<br />

um E<strong>in</strong>sätze mit e<strong>in</strong>em möglichst großen<br />

Konfl iktspektrum (Frie<strong>den</strong>sstabilisierung<br />

bis Kriegse<strong>in</strong>satz) meistern zu<br />

können. Auch vermei<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> heute<br />

eher unerprobte Technologien und<br />

wollen ungern Entwicklungskosten für<br />

neue Waffensysteme tragen.<br />

P r o fi l : Was hat sich darüber h<strong>in</strong>aus<br />

bei Ihrem Geschäft im Laufe der Jahre<br />

verändert?<br />

Knackstedt: Die deutliche Kürzung<br />

der Verteidigungsbudgets der kanadischen<br />

Regierung seit <strong>den</strong> 80er und<br />

90er Jahren hat unser heutiges Geschäft<br />

sehr bee<strong>in</strong>fl usst: Früher wurde<br />

zum Beispiel die Produktentwicklung<br />

staatlich gefördert, was zur Folge hatte,<br />

dass Entwicklungsprogramme mitunter<br />

über Jahre liefen, bevor Produkte<br />

oder Systeme schließlich <strong>in</strong> <strong>den</strong> Produktionsprozess<br />

gelangten, also serienreif<br />

waren. Heute erwarten unsere<br />

Kun<strong>den</strong> im Defence-Bereich, dass wir<br />

erprobte Produkte beziehungsweise<br />

Systeme mit handelsüblichen Komponenten<br />

<strong>in</strong> Serie für <strong>den</strong> sofortigen<br />

E<strong>in</strong>satz produzieren können. Verändert<br />

hat sich auch, dass Hauptauftragnehmer<br />

heutzutage Unterlieferanten und<br />

Partner suchen, die bereit s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong><br />

höheres Risiko zu tragen und darüber<br />

h<strong>in</strong>aus komplette Untersysteme und<br />

nicht nur Bauteile liefern können.<br />

P r o fi l : H<strong>in</strong>zu kommt: Der Wettbewerb<br />

ist unstrittig globaler gewor<strong>den</strong><br />

Knackstedt: Richtig! Auch hier gibt es<br />

e<strong>in</strong>en Bezug zur Geschichte. Während<br />

des Kalten Krieges widmete sich die<br />

deutsche wehrtechnische Industrie,<br />

also auch Rhe<strong>in</strong>metall Defence, <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie <strong>den</strong> Bedürfnissen der Bundeswehr.<br />

Der heutige Wettbewerb veranlasst<br />

Unternehmen dazu, ihr Geschäft<br />

deutlich stärker zu <strong>in</strong>ternationalisieren.<br />

Mit American Rhe<strong>in</strong>metall Ammunition<br />

(ARM) haben wir, um e<strong>in</strong> Beispiel<br />

zu nennen, e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion und<br />

fungieren als wichtiger Brückenkopf<br />

für die gesamte Defence-Firmengruppe<br />

auf dem nordamerikanischen Markt.<br />

Gleichzeitig wird der Wettbewerb durch<br />

die zunehmende Internationalisierung<br />

anderer Unternehmen begünstigt und<br />

zusätzlich dadurch verstärkt, dass sich<br />

die Wehrtechnikmärkte vieler Länder<br />

immer mehr für ausländische Lieferanten<br />

öffnen, die wiederum <strong>in</strong> Zeiten<br />

wirtschaftlicher E<strong>in</strong>schränkungen um<br />

Geschäft konkurrieren.<br />

P r o fi l : Was charakterisiert darüber<br />

h<strong>in</strong>aus <strong>den</strong> kanadischen Markt?<br />

Knackstedt: Der Markt hat sich um<br />

180 Grad gewandelt, nämlich von der<br />

Frie<strong>den</strong>sstabilisierung zum aktuellen<br />

Krieg und Kampfe<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Afghanistan.<br />

Das wiederum erfordert andere<br />

Ausrüstungen und Ressourcen. E<strong>in</strong><br />

Fahrzeug, das früher e<strong>in</strong>mal für die<br />

Frie<strong>den</strong>sstabilisierung geeignet war,<br />

ist heute auf dem Schlachtfeld, wo<br />

verbesserte Feuerkraft, Panzerschutz<br />

und verstärkte Kommunikation erforderlich<br />

s<strong>in</strong>d, nicht mehr brauchbar.<br />

Charakteristisch ist auch die Auswahl<br />

von Lieferanten im Rahmen von Ausschreibungsverfahren;<br />

hier gibt es e<strong>in</strong><br />

sehr transparentes und e<strong>in</strong>deutiges<br />

Bewertungssystem. E<strong>in</strong> weiterer Aspekt:<br />

Hochwertige Verträge verlangen<br />

heute normalerweise hundert Prozent<br />

Rückfl uss der <strong>in</strong>dustriellen und regionalen<br />

Leistungen; das bedeutet, dass<br />

es e<strong>in</strong>en „Offset“ gibt, also Leistungen<br />

vor Ort erbracht wer<strong>den</strong> müssen.<br />

P r o fi l : Trägt Ihr Unternehmen zur<br />

wirtschaftlichen Entwicklung Kanadas<br />

bei?<br />

Knackstedt: Nach 25 Jahren br<strong>in</strong>gen<br />

wir immer noch wirtschaftliche Vorteile<br />

für Kanada. Unser Hauptanliegen<br />

ist es, unseren Kun<strong>den</strong> Lösungen anzubieten,<br />

die ihren Bedürfnissen entsprechen.<br />

Wir suchen zudem immer<br />

nach Möglichkeiten, Produkte aus der<br />

Rhe<strong>in</strong>metall-Gruppe <strong>in</strong> das nordamerikanische<br />

Land zu br<strong>in</strong>gen. Im Fall,<br />

dass e<strong>in</strong> Produkt nicht mehr <strong>den</strong> gewünschten<br />

Erfordernissen entspricht,<br />

s<strong>in</strong>d wir nachweislich dazu <strong>in</strong> der Lage,<br />

Allianzen mit anderen Dienstleistern zu<br />

bil<strong>den</strong>, um e<strong>in</strong>e entsprechende Lösung<br />

beziehungsweise e<strong>in</strong> adäquates System<br />

anzubieten. Zum Beispiel haben<br />

wir mit anderen Firmen bei der Erstellung<br />

des „Close Area Suppression“-<br />

Waffensystems (CASW) zusammengearbeitet.<br />

P r o fi l : Was ist Ihre Firmenphilosophie,<br />

welche Geschäfts- und Innovati-<br />

onsstrategie verfolgen Sie heute, und<br />

welche Schwerpunkte setzen Sie für<br />

die Zukunft?<br />

Knackstedt: Unsere unternehmerische<br />

Philosophie lässt sich am besten<br />

durch die Grundsätze unserer „Vision“<br />

und „Mission“ beschreiben. E<strong>in</strong> wichtiger<br />

Aspekt ist hier, dass wir e<strong>in</strong> bevorzugter,<br />

verlässlicher und vertrauenswürdiger<br />

Partner und Dienstleister für<br />

Heeressysteme se<strong>in</strong> wollen, die beim<br />

E<strong>in</strong>satz der Landstreitkräfte benötigt<br />

wer<strong>den</strong>. Neben unserem Angebot an<br />

<strong>in</strong>novativen, nachhaltigen und kostenbewussten<br />

Produkten und Systemen<br />

wollen wir unsere Rhe<strong>in</strong>metall-Defence-Partner<br />

aktiv dar<strong>in</strong> unterstützen,<br />

Zugang zum kanadischen Markt zu bekommen.<br />

Gleichzeitig profi tieren wir<br />

auch von dem Know-how der Rhe<strong>in</strong>metall-Gruppe<br />

im Bereich <strong>in</strong>ternationales<br />

Market<strong>in</strong>g und Vertrieb.<br />

P r o fi l : Welche Innovationen waren<br />

notwendig und erfolgreich, und <strong>in</strong>wiefern<br />

haben sie Ihr Geschäft geprägt?<br />

Knackstedt: Ich würde <strong>in</strong> diesem Fall<br />

nicht von Innovation, sondern eher<br />

von Fähigkeiten sprechen, die uns als<br />

Systemgestalter und Integrator von anderen<br />

unterscheidet. Als wir 1986 mit<br />

dem „Adats“-Programm an <strong>den</strong> Start<br />

g<strong>in</strong>gen, waren wir <strong>in</strong> der Tat der e<strong>in</strong>zige<br />

Integrator für Verteidigungssysteme <strong>in</strong><br />

ganz Kanada. Und diese Befähigung,<br />

komb<strong>in</strong>iert mit <strong>den</strong> aus dem Projekt<br />

gewonnenen Erfahrungen, stattete<br />

uns mit dem Wissen und der Kreativität<br />

aus, die wir benötigten, um <strong>in</strong> die<br />

Märkte e<strong>in</strong>zutreten, auf <strong>den</strong>en wir uns<br />

heute befi n<strong>den</strong>.<br />

P r o fi l : Welche Erwartungen haben<br />

Sie an Ihre Mitarbeiter? Inwiefern ha-<br />

ben sich die Anforderungen an die<br />

Mitarbeiter <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren<br />

gewandelt?<br />

Knackstedt: Unsere Kun<strong>den</strong> streben<br />

nach neuen und kostenbewusst ausgerichteten<br />

Systemen. Wir erwarten von<br />

unseren Mitarbeitern, dass sie auf dieses<br />

Bedürfnis reagieren und motiviert<br />

s<strong>in</strong>d, entsprechende Systeme zu entwickeln.<br />

Das ist ganz wesentlich, müssen<br />

wir uns doch bei der Abgabe von konkurrenzfähigen<br />

Angeboten gegenüber<br />

Wettbewerbern behaupten. Qualitätskriterien<br />

wie Produktleistungsfähigkeit,<br />

Preis und Zuverlässigkeit entschei<strong>den</strong><br />

über <strong>den</strong> Gew<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Ausschreibung.<br />

Dieser Herausforderung mussten sich<br />

unsere Techniker immer wieder erneut<br />

stellen.<br />

P r o fi l : Gewähren Sie uns e<strong>in</strong>en Blick<br />

<strong>in</strong> die Zukunft. Was s<strong>in</strong>d aus Ihrer<br />

Sicht die besten Absatzchancen, und<br />

<strong>in</strong> welchen Marktsegmenten wollen<br />

Sie wachsen?<br />

Knackstedt: Künftige Absatzchancen<br />

auf dem kanadischen Markt der<br />

Landverteidigung wer<strong>den</strong> durch <strong>den</strong><br />

Verkauf und die langfristige Betreuung<br />

von Fahrzeugfl otten, also Rad- und Kettenfahrzeuge,<br />

bestimmt. Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada ist aufgrund der bereits erworbenen<br />

Erfahrung im Bereich Fahrzeugsysteme<br />

und der Unterstützung der<br />

Rhe<strong>in</strong>metall-Gruppe bestens geeignet,<br />

diesen Markt zu durchdr<strong>in</strong>gen.<br />

P r o fi l : Wie schätzen Sie das Wachstumspotenzial<br />

für <strong>den</strong> kanadischen<br />

Defence-Markt <strong>in</strong> <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong><br />

Jahren e<strong>in</strong>, und welche Folgen hat dies<br />

für Ihr Engagement <strong>in</strong> Kanada?<br />

Knackstedt: Wir gehen von e<strong>in</strong>em<br />

hohen Wachstumspotenzial aus, berücksichtigt<br />

man die Anzahl großer<br />

Fahrzeugprogramme <strong>in</strong> Kanada. Dazu<br />

gehören Modernisierungsprogramme,<br />

wie zum Beispiel gepanzerte Pionierfahrzeuge<br />

(Armoured Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

Vehicles), gepanzerte taktische Patrouillenfahrzeuge<br />

(Tactical Armoured<br />

Patrol Vehicle) und leichte geschützte<br />

Fahrzeuge (Light Armoured Vehicles).<br />

Wir haben uns voll und ganz dazu verpfl<br />

ichtet, möglichst viele Aufträge im<br />

Bereich Fahrzeugsysteme und Waffenstationen<br />

zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Wenn möglich, bieten wir Rhe<strong>in</strong>metall-Fahrzeuge<br />

und Systeme an; wenn<br />

das nicht möglich ist, kooperieren wir<br />

mit Partnern wie im Falle des TAPV. Da<br />

Rhe<strong>in</strong>metall entschie<strong>den</strong> hatte, nicht<br />

mit e<strong>in</strong>em eigenen Fahrzeug <strong>in</strong>s Rennen<br />

zu gehen, wurde <strong>in</strong> diesem Fall<br />

e<strong>in</strong>e Kooperation zwischen Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada und anderen OEMs beschlossen,<br />

<strong>in</strong> diesem Fall mit Textron. E<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>teressanter Aspekt bei diesem Auftrag<br />

ist, dass wir entschie<strong>den</strong> haben,<br />

mit anderen Herstellern sowohl beim<br />

Fahrzeug wie auch beim Waffensystem<br />

zu kooperieren; <strong>in</strong> diesem Fall wird die<br />

ferngesteuerte Waffenstation geme<strong>in</strong>sam<br />

mit unserem Partner Kongsberg<br />

angeboten.<br />

P r o fi l : Zum Abschluss noch e<strong>in</strong>e persönliche<br />

Frage: Wann und warum s<strong>in</strong>d<br />

Sie nach Kanada gekommen?<br />

Knackstedt: Im Herbst 2009 habe<br />

ich die Rolle des Präsi<strong>den</strong>ten und Chief<br />

Executive Offi cer des Unternehmens<br />

übernommen. Ich b<strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Kollegen<br />

und me<strong>in</strong>en Mitarbeitern sehr dankbar,<br />

dass sie mich herzlich und offen<br />

aufgenommen haben. Das Executive<br />

Team hat mich als Newcomer im Defence-Bereich<br />

mit viel E<strong>in</strong>satz und Geduld<br />

mit der Arbeit, dem Land und der<br />

fachlichen Sprache vertraut gemacht.<br />

Für mich war dieser E<strong>in</strong>stieg e<strong>in</strong>e großartige<br />

Gelegenheit und Herausforderung,<br />

nachdem ich mehrere Jahre im<br />

Automotive-Bereich des Rhe<strong>in</strong>metall-<br />

Konzerns gearbeitet habe.<br />

P r o fi l : Was war bzw. ist anders?<br />

Knackstedt: Der E<strong>in</strong>stieg war auch<br />

deshalb herausfordernd, weil die Art<br />

der Geschäfte mit staatlichen Institu-<br />

Dr. Andreas Knackstedt, Presi<strong>den</strong>t und CEO von Rhe<strong>in</strong>metall Canada Inc.<br />

„Wir konzipieren kluge Lösungen<br />

geme<strong>in</strong>sam mit unseren Partnern“<br />

ann Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/Ottawa. Mit se<strong>in</strong>em breiten Produktportfolio <strong>in</strong> vier starken Geschäftsfeldern ist Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada gut gerüstet, um neue Märkte zu erobern. Die Rhe<strong>in</strong>metall-Konzernzeitung „Das Profi l“ sprach mit Dr.<br />

Andreas Knackstedt, Presi<strong>den</strong>t und Chief Executive Offi cer des Unternehmens über Markterfordernisse und der Herausforderung,<br />

sich auf verändernde Kun<strong>den</strong>bedürfnisse e<strong>in</strong>zustellen und qualifi zierte Mitarbeiter zu gew<strong>in</strong>nen. Der<br />

53-Jährige, der zuvor Presi<strong>den</strong>t bei Pierburg Inc. <strong>in</strong> South Carol<strong>in</strong>a war, lebt seit 1995 mit se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> Nordamerika.<br />

tionen ganz anders ist. Das Geschäft<br />

konzentriert sich auf weniger Kun<strong>den</strong><br />

als <strong>in</strong> der Automobilbranche, <strong>in</strong> unserem<br />

Fall vor allem auf die kanadischen<br />

Streitkräfte. Die Herausforderung liegt<br />

also weniger dar<strong>in</strong>, mehrere Kun<strong>den</strong><br />

gleichzeitig mit konkurrieren<strong>den</strong> Interessen<br />

zu bedienen. Vielmehr geht es<br />

<strong>in</strong> unserem Geschäft darum, die Notwendigkeit<br />

zu erkennen und die Bereitschaft<br />

zu haben, bei jedem Projekt im<br />

Bedarfsfall aufs Neue unterschiedliche<br />

Allianzen zu bil<strong>den</strong>. Heute kooperieren<br />

wir mit dem e<strong>in</strong>em Partner, der morgen<br />

unser Wettbewerber se<strong>in</strong> kann.<br />

P r o fi l : Leben Sie gerne <strong>in</strong> diesem<br />

Land? Inwiefern hat es Sie geprägt?<br />

Knackstedt: Ja, ich lebe sehr gerne<br />

hier, und ich b<strong>in</strong> begeistert, welche<br />

neuen Erfahrungen mir das Leben <strong>in</strong><br />

Kanada ermöglicht hat. Me<strong>in</strong> Leben<br />

heute unterscheidet sich sehr von der<br />

Zeit, als ich noch <strong>in</strong> South Carol<strong>in</strong>a gewohnt<br />

habe. Es gibt viele <strong>in</strong>teressante<br />

Kontraste, die mich bereichert haben.<br />

Zum Beispiel lebe ich heute mit me<strong>in</strong>er<br />

Frau und ohne die drei mittlerweile erwachsenen<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schönen<br />

Appartment-Build<strong>in</strong>g im 16. Stock am<br />

Sankt-Lorenz-Strom der Metropole<br />

Montreal mit drei Millionen E<strong>in</strong>wohnern,<br />

das ich gegen e<strong>in</strong> Haus im ländlichen<br />

South Carol<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>getauscht habe.<br />

Das multikulturelle Umfeld <strong>in</strong> Montreal<br />

mit se<strong>in</strong>em attraktiven Lifestyle – das<br />

reicht von Museen über Theater bis h<strong>in</strong><br />

zur französisch-kanadischen Küche –<br />

ist großartig. Ich genieße außerdem<br />

die vielen Outdoor-Möglichkeiten, zum<br />

Beispiel Fahrradfahren entlang des<br />

Sankt-Lorenz Stroms im Sommer oder<br />

Skifahren im W<strong>in</strong>ter.<br />

Foto: Ariane Gehlert


jpw Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/Ottawa.<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Canada tritt nicht nur <strong>in</strong><br />

Kanada, sondern auch weltweit als<br />

Lieferant von Hightech-Produkten im<br />

Bereich der Simulation erfolgreich <strong>in</strong><br />

Ersche<strong>in</strong>ung. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d<br />

etwa der „Air Defence Operations Simulator“<br />

(„Ados“) für das Königlichniederländische<br />

Heer sowie das „Mar<strong>in</strong>e<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g System Operations “<br />

(„Meso“ der kanadischen Streitkräfte.<br />

★ Air Defence Operations Simulator<br />

(Ados):<br />

Das niederländische Heer führt derzeit<br />

das „Advanced Ground Based Air<br />

Defence System (<strong>AG</strong>BADS)“ von Rhe<strong>in</strong>metall<br />

e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> das „Short Range Air Defense<br />

(„Shorad“)“-Systeme <strong>in</strong>tegriert<br />

wer<strong>den</strong> sollen. Damit e<strong>in</strong>her geht die<br />

Notwendigkeit, die Ausbildung an dem<br />

System anzupassen und zu verbessern.<br />

Hierzu zählen vor allem taktische<br />

Führungsprozesse, die über bloße Bedienerausbildung<br />

h<strong>in</strong>ausreichen. Der<br />

„Air Defence Operations“-Simulator<br />

von Rhe<strong>in</strong>metall Canada soll vor allem<br />

zur Ausbildung des Führungspersonals<br />

und der Stäbe von Flugabwehre<strong>in</strong>heiten<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>. Darüber hi naus<br />

soll „Ados“ die Aufgabe erfüllen, als<br />

Erprobungs- und Forschungswerkzeug<br />

bei der Weiterentwicklung von<br />

Doktr<strong>in</strong>en, Taktiken, Techniken und<br />

Handlungsabläufen (Doctr<strong>in</strong>e, Tactics,<br />

Techniques, and Procedures/DTTP)<br />

e<strong>in</strong>gesetzt zu wer<strong>den</strong>.<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Canada hatte bereits<br />

das Führungs- und Kommunikationssystem<br />

„Command, Control and Communication/C3“<br />

des <strong>AG</strong>BADS-Systems<br />

geliefert. Das sollte später e<strong>in</strong> entschei<strong>den</strong>der<br />

Faktor für <strong>den</strong> „Ados“-<br />

Auftrag se<strong>in</strong>, <strong>den</strong>n Rhe<strong>in</strong>metall konnte<br />

<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> davon überzeugen, die<br />

Integration der <strong>AG</strong>BADS-C3-Software<br />

Diese Entwicklung von e<strong>in</strong>er Firma,<br />

die sich anfangs nur auf e<strong>in</strong> Projekt<br />

– nämlich Adats – spezialisiert hatte<br />

und heute e<strong>in</strong> Unternehmen mit<br />

vier Kompetenzbereichen ist, bildete<br />

die Grundlage für <strong>den</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> neue<br />

Märkte, wie zum Beispiel Führungssysteme<br />

für <strong>den</strong> Kampfe<strong>in</strong>satz sowie<br />

Innere Sicherheit. Rund 250 Mitarbeiter,<br />

davon 75 Ingenieure und 100 Produktionsmitarbeiter,<br />

kümmern sich<br />

heute um die Systemtechnik, Integration,<br />

Logistik und Dienstleistungen <strong>in</strong><br />

diesen neuen Marktfeldern.<br />

Die Vertriebsmitarbeiter von Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada beherrschen nicht nur<br />

<strong>den</strong> Vertriebsprozess von A bis Z, sondern<br />

verfügen auch über e<strong>in</strong> weites<br />

Netzwerk, um Produkte von Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Defence im kanadischen Markt zu<br />

lancieren. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong><br />

der Lage, Aspekte wie die so genannten<br />

„Regional Benefi ts“ zu managen.<br />

Zu <strong>den</strong> Kernkompetenzen des<br />

Unternehmens zählen die vier Geschäftsbereiche<br />

Fahrzeug<strong>in</strong>tegration,<br />

Waffensysteme, Flugabwehr und Elektronische<br />

Systeme. Jeder der vier Geschäftsbereiche<br />

ist gleichzeitig auch<br />

Dienstleister für drei Servicebereiche,<br />

nämlich für die Produktion der jeweiligen<br />

Komponenten, die „Offsets“ und<br />

die Betreuung im E<strong>in</strong>satz (In-Service<br />

Support). So hat Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />

zum Beispiel Kabelmontagen (cable<br />

assemblies) hergestellt, e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Komponente der ferngesteuerten<br />

PROTECTOR-Waffenstation der norwegischen<br />

Firma Kongsberg Defence<br />

Systems.<br />

„Auch wenn unsere Kernkompetenz<br />

dar<strong>in</strong> liegt, eigene Produkte herzustellen,<br />

ist das Komponenten-Geschäft e<strong>in</strong><br />

neues und weiteres wichtiges Element<br />

unserer langfristigen Geschäftsstrategie,<br />

br<strong>in</strong>gt es uns doch gute Umsätze<br />

und damit Stabilität“, ist Ala<strong>in</strong> Tremblay,<br />

Vice Presi<strong>den</strong>t Bus<strong>in</strong>ess Development,<br />

überzeugt.<br />

Auch der „In-service-support“ ist<br />

langfristig angelegt und bedeutet,<br />

als obligatorische Bed<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> die<br />

Ausschreibung aufzunehmen. Weiterh<strong>in</strong><br />

sprachen der überzeugende Lösungsvorschlag<br />

sowie die Tatsache,<br />

dass der führende Lieferant von Waffensystemen<br />

<strong>in</strong> Kanada mit se<strong>in</strong>em<br />

Angebot <strong>in</strong>nerhalb des vorgegebenen<br />

F<strong>in</strong>anzrahmens lag, dafür, Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada zu beauftragen.<br />

„Ados“ ist e<strong>in</strong> Simulations- und Schulungssystem,<br />

bei dem handelsübliche<br />

COTS-Simulationstools zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen. Rhe<strong>in</strong>metall Canada arbeitete<br />

darüber h<strong>in</strong>aus sehr eng mit Ados-Ausbildern<br />

sowohl während der Design- als<br />

auch der E<strong>in</strong>führungsphase zusammen,<br />

um sicherzustellen, dass das System<br />

die Anforderungen und Wünsche des<br />

Kun<strong>den</strong> widerspiegelt. Der Rhe<strong>in</strong>metall-Geschäftsbereich<br />

Simulation und<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Bremen wird im Anschluss<br />

als Ansprechpartner des niederländischen<br />

Heeres für <strong>den</strong> Vertrag zur Langzeitunterstützung<br />

fungieren.<br />

★ Mar<strong>in</strong>e Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g System Operations<br />

(„Meso“): Das Projekt „Mar<strong>in</strong>e<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g System Operations“<br />

(Meso) soll e<strong>in</strong>en kritischen „Flaschenhals“<br />

bei der Ausbildung beseitigen,<br />

<strong>den</strong> die Mar<strong>in</strong>ereserve Kanadas beim<br />

Schaffen e<strong>in</strong>es qualifi zierten Instandsetzungspersonalkaders<br />

i<strong>den</strong>tifi ziert<br />

hat. Dadurch ergab sich e<strong>in</strong>e hohe<br />

Ausbildungsbelastung <strong>in</strong>sbesondere<br />

im H<strong>in</strong>blick auf Küstenverteidigungsschiffe<br />

der K<strong>in</strong>gston-Klasse. Wegen<br />

des Fehlens ausgebildeten Personals<br />

drohte e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung der E<strong>in</strong>satzbereitschaft<br />

und -verfügbarkeit<br />

dieser Schiffstypen.<br />

Der Meso-Ausbildungssimulator wird<br />

an der Schule der Naval Reserve Fleet<br />

<strong>in</strong> Quebec City e<strong>in</strong>gerichtet wer<strong>den</strong>.<br />

Zum Lieferumfang gehören e<strong>in</strong> Full<br />

Mission Tra<strong>in</strong>er, der dem Masch<strong>in</strong>en-<br />

dass der Kunde aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />

Quelle das komplette Dienstleistungsspektrum<br />

für die lebenslange Instandsetzung<br />

e<strong>in</strong>es spezifi schen Produktes<br />

nutzen kann. Diese „4+3“-Säulenstrategie<br />

des Unternehmens, sprich vier<br />

Geschäftsbereiche plus die drei genannten<br />

Dienstleistungen, bil<strong>den</strong> <strong>den</strong><br />

Kern der neu fi rmierten Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada.<br />

Mit Projekten für <strong>in</strong>ternationale Kun<strong>den</strong><br />

und Partner kann der renommierte<br />

Lieferant für Waffensysteme auf viele<br />

Erfolge zurückblicken. E<strong>in</strong>ige bekannte<br />

Service- und Projektbeispiele aus<br />

<strong>den</strong> vier Geschäftsbereichen seien an<br />

dieser Stelle kurz genannt:<br />

★ Fahrzeug<strong>in</strong>tegration: Zu <strong>den</strong> Dienstleistungen<br />

zählen die Herstellung,<br />

Moderne Simulationstechnik von Rhe<strong>in</strong>metal Defence Electronics bietet umfangreiche<br />

Möglichkeiten bis h<strong>in</strong> zum virtuellen taktischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auf Bataillonsebene.<br />

kontrollraum nachempfun<strong>den</strong> ist und<br />

Operator-Schnittstellen e<strong>in</strong>schließlich<br />

Kommunikationse<strong>in</strong>richtungen<br />

und akustischen Warne<strong>in</strong>richtungen<br />

bietet. Er wird mit e<strong>in</strong>em virtuellen<br />

Masch<strong>in</strong>enraum mit Touchscreens verbun<strong>den</strong><br />

se<strong>in</strong>, welche sich so konfi gurieren<br />

lassen, dass sie jedes System,<br />

das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der sechs Technikberei-<br />

che des Schiffes vorhan<strong>den</strong> ist, darstellen<br />

können.<br />

Die Anlage wird ebenso mit e<strong>in</strong>em<br />

Multi-Task-Tra<strong>in</strong>er verbun<strong>den</strong>, der aus<br />

e<strong>in</strong>em Unterrichtsraum mit zehn Arbeitsplätzen<br />

und e<strong>in</strong>em Ausbildungs-<br />

und Bedienraum zur Steuerung der<br />

Ausbildung besteht. Weiterh<strong>in</strong> wer<strong>den</strong><br />

im Rahmen des Projektes Individual<br />

Multi-Task Tra<strong>in</strong>ers (IMTT) geliefert;<br />

ann/jpw Sa<strong>in</strong>t-Jean-sur-Richelieu/Ottawa. Mit der Akquisition des Auftrages „Adats<br />

– Air Defence and Anti-Tank System“ g<strong>in</strong>g das Unternehmen – damals fi rmierte es noch<br />

unter dem Namen Oerlikon Aerospace – 1986 an <strong>den</strong> Start. Im Gegensatz zu Konkurrenzlösungen,<br />

die auf e<strong>in</strong>er leichter zu erfassen<strong>den</strong> Radartechnologie basierten, handelt<br />

es sich bei „Adats“ um e<strong>in</strong> hochkomplexes System, welches e<strong>in</strong> elektrooptisches<br />

Zielerfassungs- und Feuerleitsystem zur Erfassung von Flugzielen nutzt. „Basierend<br />

auf der Erfahrung mit diesem Adats-Großprojekt haben wir <strong>den</strong> ersten großen Meilenste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> der Entwicklung zu e<strong>in</strong>em hochmodernen Anbieter gelegt, der heute Lösungen<br />

und Dienstleistungen im Bereich der Anlagentechnik, Softwareentwicklung und im<br />

Bereich Logistik Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g zur Verfügung stellt. Neben unserem Hauptkun<strong>den</strong>, <strong>den</strong><br />

kanadischen Streitkräften, konnten wir bereits e<strong>in</strong>e Vielzahl von Projekten für weitere<br />

Kun<strong>den</strong>, zum Beispiel die deutschen, holländischen und französischen Streitkräfte,<br />

realisieren“, sagt Duncan Hills, Director Government Relations and Industrial Benefi ts.<br />

Gestaltung und Integration von Sub-<br />

Systemen, wie zum Beispiel fernbedienbare<br />

Waffenstationen, Führungs- und<br />

Informationssysteme und Sensor- und<br />

Servo- Systeme.<br />

Projekte: Integration des „Adats“-Geschützturms<br />

auf LAV-III-Fahrzeug für die<br />

kanadischen Streitkräfte; Integra tion<br />

des „Manpad“-Zielvore<strong>in</strong>weisungsgerät<br />

im Mercedes Benz G-Fahrzeug.<br />

★ Waffensysteme: Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />

hat die Kompetenz, e<strong>in</strong>zelne Bauteile und<br />

Komponenten zu entwickeln, zu testen<br />

und daraus e<strong>in</strong> vollständiges Waffensystem<br />

herzustellen. Feuerleitung, Software<br />

Design, Entwicklung und Qualifi kation<br />

zählen zu <strong>den</strong> Serviceleistungen.<br />

Projekte: Integration, Test und Installation<br />

des Mass-Systems für CF-<br />

diese bestehen aus e<strong>in</strong>em Arbeitsplatz<br />

mit der entsprechen<strong>den</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssoftware.<br />

Aus Firmensicht war Meso e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Projekt, markierte es doch <strong>den</strong><br />

E<strong>in</strong>stieg Rhe<strong>in</strong>metalls mit e<strong>in</strong>em Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssimulator<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> kanadischen<br />

Markt. Ausschlaggebend waren nicht<br />

nur der zuverlässige technische Lö-<br />

Hightech-Produkte auf<br />

dem Simulationssektor<br />

sungsvorschlag, sondern auch Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada’s hervorragende Kenntnisse<br />

von <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong>anforderungen<br />

sowie von <strong>den</strong> Abläufen und Besonderheiten<br />

der Auschreibungsverfahren<br />

der kanadischen Regierung.<br />

Meso war e<strong>in</strong>e „Best Value“-Ausschreibung.<br />

Für <strong>den</strong> Erfolg <strong>in</strong> solchen<br />

Verfahren ist vor allem der Nutzen des<br />

Produktes und nicht zw<strong>in</strong>gend der nied-<br />

Fregatten für die kanadische Mar<strong>in</strong>e;<br />

Produktion, Montage, Integration und<br />

Tests von Arrows-Waffenstationen,<br />

CASW C16 Automatic Grenade Launcher<br />

System.<br />

★ Flugabwehr: Das Unternehmen<br />

entwickelt „Battle-Management“-<br />

Systeme, die Flugabwehrwaffen, Sensoren,<br />

Kommunikationssysteme und<br />

e<strong>in</strong>e spezielle Kampfmanagement-<br />

Trumpfkarte mit vier Kompetenzen<br />

Software zu e<strong>in</strong>em kompletten Flugabwehrsystem<br />

<strong>in</strong>tegrieren.<br />

Projekte: Zukünftige „Adats“-Systeme,<br />

FGBADS („Future Ground Based“)- Abwehrsystem<br />

für das niederländische<br />

Heer; BMC41-System für das moderne<br />

Luftnahbereichs-Flugabwehrsystem „Asrad“<br />

(Advanced Short Range Air Defence-<br />

Projekt) für die fi nnischen Streitkräfte.<br />

Rhe<strong>in</strong>metall wurde beauftragt, kanadische Fregatten vom Typ Halifax mit dem „Multi Ammunition Softkill“-System (Mass)<br />

auszurüsten. Mass bietet hohen Schutz gegen moderne sensorgesteuerte Flugkörper auf hoher See und <strong>in</strong> Küstennähe.<br />

rigste Preis ausschlaggebend. Um hier<br />

erfolgreich zu se<strong>in</strong>, muss man erstens<br />

die Anforderungen und Wünsche des<br />

Kun<strong>den</strong> genau verstehen, zweitens zeigen,<br />

dass man alle <strong>in</strong> der Ausschreibung<br />

genannten obligatorischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

erfüllt, und drittens die maximale<br />

Anzahl der weiteren Anforderungen<br />

(rated requirements) übertreffen.<br />

★ Land Vehicle Crew Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Station<br />

(LV CTS): Die „Land Vehicle Crew Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Station“ ist e<strong>in</strong>es der nächsten<br />

Projekte des kanadischen Heeres. In<br />

ganz Kanada sollen fünf Fahrzeug-<br />

Simulations- und Ausbildungszentren<br />

aufgebaut wer<strong>den</strong>; sie sollen die Besatzungsausbildung<br />

– Kommandant,<br />

Richtschütze und Fahrer – der LAV<br />

3- und Close-Combat Vehicle-Flotten<br />

der kanadischen Streitkräfte gewährleisten.<br />

Die kanadische Regierung hat<br />

dazu e<strong>in</strong>en offenen Wettbewerb ausgeschrieben,<br />

die Vertragsunterzeichnung<br />

ist für Ende 2013 oder Anfang<br />

2014 geplant.<br />

Firmenchef Dr. Andreas Knackstedt:<br />

„Rhe<strong>in</strong>metall Canada wird geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem Defence-Geschäftsbereich<br />

Simulation und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Bremen der<br />

kanadischen Regierung e<strong>in</strong>e Lösung<br />

für LV CTS anbieten, die überzeugt,<br />

im F<strong>in</strong>anzrahmen liegt und die Vorgaben<br />

über die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der regionalen<br />

Industrie erfüllt. Unser Unternehmen<br />

wird se<strong>in</strong>e 25 Jahre Erfahrung als<br />

System<strong>in</strong>tegrator <strong>in</strong> Kanada nutzen,<br />

um die typischerweise komplexen<br />

Anforderungen zur Angebotsabgabe<br />

(Request for Proposal/RFP) sorgfältig<br />

zu beantworten. Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />

übernimmt die Verantwortung im Projektmanagement,<br />

Endmontage, Integration<br />

und Test, <strong>in</strong>tegrierte logistische<br />

Unterstützung sowie <strong>den</strong> Long-Term<strong>in</strong>-Service<br />

Support.“<br />

★ Elektronische Systeme: Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Canada hat die Kompetenz, Verteidigungselektronik<br />

und Software für<br />

verschie<strong>den</strong>e Verteidigungs-Anwendungen<br />

zu entwickeln. Beispielhafte<br />

Leistungen s<strong>in</strong>d: Systemanalyse, Integration,<br />

Test und Qualifi kation sowie<br />

elektronisches Design, zum Beispiel<br />

benutzerdefi nierte Schnittstellen<br />

„customized <strong>in</strong>terfac<strong>in</strong>g“.<br />

Projekte: Computer und Software<br />

für die <strong>in</strong>tegrierte modulare Kampfausstattung<br />

der französischen Armee<br />

und der deutschen Streitkräfte (Fel<strong>in</strong>/<br />

Fantass<strong>in</strong> à Équipements et Liaisons<br />

Intégrés und IdZ-ES/Infanterist der Zukunft<br />

– Erweitertes System).<br />

Mit diesen beispielhaften Projekten<br />

positioniert sich Rhe<strong>in</strong>metall Canada<br />

als e<strong>in</strong> äußerst wettbewerbsfähiges<br />

Unternehmen, das se<strong>in</strong>en Kun<strong>den</strong><br />

im Bereich Mar<strong>in</strong>e, Heer, Luftwaffe<br />

und Flugabwehr maßgeschneiderte<br />

Lösungen und Dienstleistungen anbietet:<br />

„Wir s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zige Firma<br />

<strong>in</strong> Kanada, die Lösungen für alle vier<br />

Geschäftsbereiche parat hat und s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>sofern extrem kun<strong>den</strong>orientiert“,<br />

sagt Ala<strong>in</strong> Tremblay, Vice Presi<strong>den</strong>t<br />

Bus<strong>in</strong>ess Development. Dabei arbeitet<br />

man mit Partnern zusammen, die<br />

bei anderen Projekten auch Wettbewerber<br />

se<strong>in</strong> können. So ist BAE Systems<br />

zum Beispiel e<strong>in</strong> Lieferant beim<br />

CASW-Projekt, beim Projekt „Close<br />

Combat Vehicle“ h<strong>in</strong>gegen Wettbewerber.<br />

Die breite Ausrichtung auf vier<br />

gleichwertige Geschäftsbereiche ist<br />

aus e<strong>in</strong>em weiteren Grund e<strong>in</strong> wichtiger<br />

strategischer Schachzug. Die Geschäftsbereiche<br />

ergänzen sich gut, wie<br />

Firmenchef Dr. Andreas Knackstedt resümiert:<br />

„Die Erfahrung im Bereich der<br />

Fahrzeug<strong>in</strong>tegration wirkt sich positiv<br />

bei der Entwicklung von Waffenstationen<br />

aus. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel s<strong>in</strong>d<br />

Hardware-Komponenten der Infanterie-Kampfausstattung,<br />

die bei dem<br />

‚Manpad Cue<strong>in</strong>g System‘ zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen.“


Fotos (3): Andreas Krien<br />

Foto: fotolia<br />

msc Takwe/Pune. Nachdem 2009 die Gebäude<br />

von KSPG Automotive India Private Limited am Produktionsstandort<br />

<strong>in</strong> Takwe – der Ort liegt nahe der<br />

Millionenstadt Pune – erstellt waren, konnte im Jahr<br />

darauf <strong>in</strong> größerem Umfang mit der Produktion von<br />

<strong>AG</strong>R-Ventilen begonnen wer<strong>den</strong>. Dabei erhielten<br />

die <strong>in</strong>dischen Mitarbeiter Unterstützung aus Europa:<br />

Erfahrene Ingenieure aus dem Pierburg-Werk<br />

<strong>in</strong> Neuss reisten nach Takwe mit der Aufgabe, die<br />

im Aufbau befi ndlichen Abteilungen vor Ort zu unterstützen.<br />

E<strong>in</strong>er von ihnen war Andreas Krien (50).<br />

Der gebürtige Wuppertaler ist seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

als Projektmanager Development bei Pierburg tätig<br />

und besucht <strong>den</strong> Standort <strong>in</strong> Indien seit 2009<br />

regelmäßig, um <strong>in</strong>nerhalb der Entwicklungsabteilung<br />

beratend und projektleitend tätig zu se<strong>in</strong>.<br />

P r o fi l : Wie genau sieht <strong>den</strong>n Ihre Zusammenarbeit<br />

mit KSPG Automotive India Private Limited<br />

aus?<br />

Krien: Nun, me<strong>in</strong>e erste Aufgabe bestand dar<strong>in</strong>,<br />

die <strong>in</strong>dischen Kollegen „rundherum“ mit unseren<br />

<strong>AG</strong>R-Produkten vertraut zu machen. Dazu gehörten<br />

zwei wesentliche Aspekte: die technische<br />

Seite und die Aufgabenstellung, die Kollegen für<br />

Pierburg-spezifi sche Arbeitsabläufe wie <strong>den</strong> so<br />

genannten „Drive“-Prozess („Development with<br />

Reliability, Innovation, Value and Experience“ hat<br />

die Optimierung der vielfältigen Prozessabläufe <strong>in</strong><br />

der Produktentwicklung zum Ziel) fi t zu machen.<br />

Dieser wurde bislang <strong>in</strong> allen Werken weltweit<br />

umgesetzt. Darüber h<strong>in</strong>aus verlangen Indische<br />

Kun<strong>den</strong> wie Mah<strong>in</strong>dra oder Tata marktgerechte<br />

Applikationen mit <strong>in</strong>dividuellen technischen Lösungen,<br />

die wir geme<strong>in</strong>sam erarbeitet haben.<br />

P r o fi l : Als Mitteleuropäer reist man nach Indien<br />

– e<strong>in</strong> Subkont<strong>in</strong>ent, der mit rund 3,288 Millionen<br />

Quadratkilometern Fläche etwa<br />

neunmal so groß ist wie<br />

die Bundesrepublik<br />

Deutschland – und hat bestimmte Vorstellungen<br />

im Kopf. Wird man dann von der Realität überrollt?<br />

Krien: Im Grunde genommen wusste ich anfangs<br />

sehr wenig über Indien und hatte, wie wohl die<br />

meisten Menschen, lediglich e<strong>in</strong> paar Schlagwörter<br />

im Kopf: Taj Mahal, Mahatma Ghandi, Mutter<br />

Theresa, Heilige Kühe, der Ganges, verschie<strong>den</strong>e<br />

Teesorten – all dies Mosaikste<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>es Indienbildes,<br />

die sich im Übrigen bis heute immer<br />

wieder und weiter ergänzen. E<strong>in</strong> wenig Be<strong>den</strong>ken<br />

hatte ich angesichts der großen Armut, und ich<br />

habe mich gefragt, wie ich wohl reagieren würde<br />

angesichts von Slums oder bl<strong>in</strong>der, verkrüppelter<br />

Bettler. Doch es stellte sich heraus, dass die Verhältnisse<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Vier-Millionen-Stadt<br />

Pune etwas besser s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> anderen Gegen<strong>den</strong><br />

des Landes. Auf je<strong>den</strong> Fall ist Indien e<strong>in</strong> Land der<br />

Gegensätze: Direkt neben Armensiedlungen befi<br />

n<strong>den</strong> sich häufi g Glaspaläste mit noblen Luxushotels<br />

und bewachten E<strong>in</strong>kaufszentren.<br />

Profi l: Das tägliche Arbeitsleben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land<br />

mit e<strong>in</strong>er frem<strong>den</strong> Kultur . . .<br />

Krien: . . . spielt sich im Wesentlichen zwischen<br />

dem Produktionsstandort <strong>in</strong> Takwe im Nor<strong>den</strong> von<br />

Pune und e<strong>in</strong>em Hotel ab. Die Fahrt dorth<strong>in</strong> wird<br />

immer begleitet vom ständigen Hupen der Motorräder,<br />

Dreirad-Taxis, Pkw und der vielen bunten<br />

Lastwagen. „Please horn – bitte hupen“ ist e<strong>in</strong><br />

Schriftzug auf jedem größeren Lastkraftwagen.<br />

Und jeder, der nicht schnell genug weiterkommt,<br />

hält sich daran. Auf <strong>den</strong> Straßen herrscht quirliges<br />

Leben – es gibt unzählige kle<strong>in</strong>e Geschäfte am<br />

Straßenrand, wo „Bus<strong>in</strong>ess“ aller Art stattfi ndet.<br />

Im Getümmel wird man häufi g gefragt: „Where are<br />

you from“ – da „Germany“ vielen Indern e<strong>in</strong> Begriff<br />

ist, erntet man meist e<strong>in</strong> herzliches Lächeln.<br />

P r o fi l : Sie haben eben zwei englische Begriffe<br />

verwendet: Wie verständigt man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Land mit mehr als zwanzig offi -<br />

ziellen Sprachen?<br />

Krien: Pune liegt Im Bundesland<br />

Maharashtra, <strong>in</strong><br />

dem Marathi und H<strong>in</strong>di<br />

die offi ziellen Sprachen<br />

s<strong>in</strong>d. Abgesehen<br />

davon sprechen die meisten E<strong>in</strong>heimischen auch<br />

Englisch, so dass die Sprachvielfalt doch etwas<br />

e<strong>in</strong>gedämmt ist. Neben <strong>den</strong> offi ziellen Sprachen<br />

gibt es aber <strong>in</strong> ganz Indien noch über hundert<br />

Dialekte. Deshalb wachsen viele Inder mehrsprachig<br />

auf und beherrschen außer H<strong>in</strong>di und Englisch<br />

noch weitere Landessprachen bzw. können<br />

diese zum<strong>in</strong>dest verstehen.<br />

P r o fi l : Und was gehört sonst noch zum Alltag?<br />

Krien: In der <strong>in</strong>dischen Seele spielt die Religion<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle: Neben der großen Volksreli-<br />

„Profil“-Interview mit Pierburg-Projektmanager Andreas Krien<br />

Der Vielvölkerstaat ist e<strong>in</strong><br />

Land großer Gegensätze<br />

gion des H<strong>in</strong>duismus fi n<strong>den</strong> sich die Zeichen und<br />

Gebäude des Islam, des Buddhismus und des<br />

Christentums. Aber nicht nur das Auge bestaunt<br />

Tempel und heilige Statuen – auch mit der Nase<br />

kann man <strong>den</strong> Göttern anhand des Duftes von<br />

Räucherstäbchen und Kerzen nachspüren. Apropos<br />

Duft: Die <strong>in</strong>dische Küche war für mich übrigens<br />

gewöhnungsbedürftig, aber nicht so scharf<br />

gewürzt, wie ich es mir vorgestellt hatte (lacht).<br />

P r o fi l : Wenn wir schon beim Thema s<strong>in</strong>d: Wie<br />

sieht <strong>den</strong>n e<strong>in</strong> typisch <strong>in</strong>disches Menü aus?<br />

Krien: Es enthält auf je<strong>den</strong> Fall viel Gemüse und<br />

eher wenig Fleisch – viele Inder s<strong>in</strong>d Vegetarier.<br />

Als Beilagen gibt es Reis und e<strong>in</strong>e Art Pizza oder<br />

würzige Crepes, die man unter dem Sammelbegriff<br />

„Roti“ kennt, dazu verschie<strong>den</strong>e Saucen.<br />

Abends im Hotel tr<strong>in</strong>kt man gern e<strong>in</strong> kühles Bier.<br />

Sehr bekannt ist die Biersorte<br />

„K<strong>in</strong>gfi sher“, das Wort<br />

bedeutet „Eisvogel“.<br />

Das Bild des Eisvogels<br />

ist auch das<br />

Markenzeichen Firmenweite<br />

e<strong>in</strong>er bekanntenFluggesellschaft,<br />

Aktivitäten<br />

so dass<br />

ich mitt- msc Neckarsulm. Auch die KS Kolbenschmidt GmbH ist <strong>in</strong><br />

lerweile Indien aktiv und hält zwanzig Prozent an der <strong>in</strong>dischen Shriram<br />

beide s Pistons & R<strong>in</strong>gs Ltd. Beide Unternehmen verb<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e langjäh- langjäh- langjäh-<br />

mit Inrige Partnerschaft, <strong>in</strong> der der <strong>in</strong>dische Kolbenproduzent e<strong>in</strong>e erd<br />

i e n folgreiche Lizenzfertigung für Kolbenschmidt-Kolben betreibt.<br />

verb<strong>in</strong>- E<strong>in</strong>e weitere Tochter von Kolbenschmidt Pierburg, die KS Alum<strong>in</strong>i- Alum<strong>in</strong>i- Alum<strong>in</strong>ide.<br />

um-Technologie GmbH (AT<strong>AG</strong>) – sie ist <strong>in</strong>nerhalb der Firmengruppe<br />

auf die Herstellung von Motorblöcken spezialisiert – unterstreicht<br />

die Marktpräsenz <strong>in</strong> Indien mittels e<strong>in</strong>er Lizenzvere<strong>in</strong>barung<br />

mit der Jaya H<strong>in</strong>d Industries Ltd. <strong>in</strong> Pune. Die Vere<strong>in</strong>barung<br />

be<strong>in</strong>haltet die Entwicklung und Produktion von Zyl<strong>in</strong>der-<br />

köpfen, Zyl<strong>in</strong>derkurbelgehäusen, Bedplates und<br />

weiterer Gussteile für nationale und <strong>in</strong>ternationale<br />

Automobilhersteller<br />

sowie andere Automobilzulieferer.


Foto: fotolia Foto: corbis<br />

Indien ist auf dem Vormarsch – Beispiel Pune: Die west<strong>in</strong>dische Vier-Millionen-Stadt gilt weltweit<br />

mittlerweile als e<strong>in</strong>er der wichtigsten Standorte der Automobil<strong>in</strong>dustrie, <strong>in</strong> der fast alle großen<br />

Automobilkonzerne und -Zulieferer mit Produktionswerken vertreten s<strong>in</strong>d. Verantwortlich<br />

für diesen Boom ist der fl orierende <strong>in</strong>dische Automobilmarkt: Trotz der F<strong>in</strong>anzkrise wur<strong>den</strong><br />

2010 landesweit über zwei Millionen Kraftfahrzeuge verkauft. Derzeit besitzen nur neun<br />

von 1000 Indern e<strong>in</strong> Fahrzeug; das Marktpotenzial <strong>in</strong>des ist angesichts von derzeit gut 1,2<br />

Milliar<strong>den</strong> E<strong>in</strong>wohnern (davon 54 Prozent jünger als 25 Jahre) riesig. Hochwertige Autos<br />

der Premium-Marken kann sich die Mehrheit der Bevölkerung zwar nicht leisten, wohl<br />

aber e<strong>in</strong> preiswertes Modell – vor allem Kle<strong>in</strong>wagen s<strong>in</strong>d beliebt, und die <strong>in</strong>dischen<br />

Käufer wer<strong>den</strong> so stark umworben wie nie zuvor. Dazu kommt, dass das Land über<br />

e<strong>in</strong>e günstige Altersstruktur se<strong>in</strong>er Bevölkerung verfügt. Der derzeit mit 54 Prozent verhältnismäßig<br />

hohe Anteil junger Menschen unter 25 wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Jahrzehnten<br />

für e<strong>in</strong>en ebenso hohen Anteil von Menschen im erwerbsfähigen Alter sorgen. Sie stellen<br />

<strong>in</strong> der Zukunft <strong>den</strong> Pool qualifi zierter Arbeitskräfte und gelten zugleich als kaufkräftige<br />

Konsumenten. Auch die Pierburg GmbH unterhält seit 2008 mit der Tochtergesellschaft KSPG<br />

Automotive India Private Limited e<strong>in</strong>e Niederlassung <strong>in</strong> Indien und hat damit ihren Internationalisierungskurs<br />

konsequent fortgesetzt. Der Startschuss für die Gesellschaft fi el 2008, als<br />

die Bereiche Applikation, Lieferanten- und Qualitätssicherung, E<strong>in</strong>kauf und Vertrieb aufgebaut<br />

wur<strong>den</strong> („Das Profi l“ 5/2008). Nach dem Kauf e<strong>in</strong>es 122 000 Quadratmeter großen Grundstücks <strong>in</strong><br />

Takwe – der Ort liegt rund 60 Kilometer von Pune entfernt – folgte die Errichtung erster eigener Produktionsstätten,<br />

die 2009 <strong>in</strong> Betrieb genommen wur<strong>den</strong>. Heute beherbergen sie moderne und hochfl<br />

exible Fertigungsanlagen für automobile Schadstoffkomponenten wie Abgasrückführventile und<br />

EGR-Module sowie im Bereich der Pierburg Pump Technology für Öl-, Wasser- und Vakuumpumpen.<br />

Pierburg-Niederlassung <strong>in</strong> Pune ist auf striktem Wachstumskurs<br />

E<strong>in</strong> gutgemachter „Job“ wirkt<br />

<strong>in</strong> Indien oft wie e<strong>in</strong> Türöffner<br />

Takwe/Pune. Bereits 2009 hatte die Pierburg<br />

Pump Technology begonnen, vor Ort Pumpen für<br />

Fiat zu fertigen; der italienische Automobilhersteller<br />

hatte im selben Jahr ebenfalls e<strong>in</strong> Werk <strong>in</strong><br />

Pune eröffnet. Im Januar 2011 fi el der Startschuss<br />

für die Produktion e<strong>in</strong>er variablen Ölpumpe, die<br />

für e<strong>in</strong>en japanischen Kun<strong>den</strong> hergestellt und <strong>in</strong><br />

weitere asiatische Länder wie Thailand exportiert<br />

wird. „In <strong>den</strong> nächsten Jahren ist unser Hauptziel,<br />

im Bereich der Pierburg Pump Technology <strong>in</strong> Indien<br />

weiter zu wachsen und <strong>in</strong>dische wie <strong>in</strong>ternationale<br />

Erstausrüster (OEM – Orig<strong>in</strong>al Equipment<br />

Manufacturer) mit unseren Qualitätsprodukten<br />

zu beliefern“, berichtet Manag<strong>in</strong>g Director René<br />

Gansauge: „Viele OEMs s<strong>in</strong>d heute weltweit tätig<br />

und fordern von ihren Zulieferern, vor Ort Teile zu<br />

produzieren und zu liefern – dieser Anforderung<br />

können wir mit unserem Werk <strong>in</strong> Indien optimal<br />

nachkommen.“<br />

Auch die Mitarbeiterzahlen sprechen für<br />

sich: Sie belaufen sich mittlerweile auf<br />

fast zweihundert. E<strong>in</strong>er von ihnen<br />

ist Rajesh Barge, der als Senior<br />

Sales Manager seit 2009 für<br />

Pierburg <strong>in</strong> Indien tätig ist.<br />

Er lebt mit se<strong>in</strong>er Familie<br />

nicht weit vom Pierburg-<br />

Standort entfernt und<br />

hat über zwanzig Jahre<br />

Erfahrung im Automobilmarkt.<br />

Zusammen<br />

mit drei Mitarbeitern<br />

betreut er die <strong>in</strong>dischenPierburg-Kun<strong>den</strong>.<br />

„Im Moment s<strong>in</strong>d<br />

wir neben der Abwicklung<br />

des Tagesgeschäfts<br />

dabei, die Geschäftsbe-<br />

ziehungen vor Ort auszubauen und unser Netzwerk<br />

zu stärken“, erklärt der 48-Jährige.<br />

Dazu gehört es zum Beispiel auch, Kontakte zu<br />

Institutionen wie der ARAI, also der staatlichen<br />

Zertifi zierungsstelle für Motoren, zu pfl egen.<br />

Wichtige Anlaufstellen s<strong>in</strong>d beispielsweise auch<br />

Motorenentwickler wie<br />

AVL India Private Limited<br />

oder Ricardo India<br />

Private Limited. „Verb<strong>in</strong>dungen<br />

dieser Art s<strong>in</strong>d<br />

sehr wichtig für uns und<br />

haben uns vor allem ganz<br />

am Anfang geholfen, als wir neu im<br />

Markt und gänzlich unbekannt waren“,<br />

erklärt Barge.<br />

Zwischenzeitlich konnte Pierburg schon<br />

e<strong>in</strong>ige Aufträge erfolgreich abwickeln und<br />

überzeugte dabei vor allem durch gute Qualität<br />

und pünktliche Lieferzeiten. „Wir haben<br />

e<strong>in</strong>e sehr effi ziente Qualitätskontrolle, so<br />

dass es so gut wie ke<strong>in</strong>e Kun<strong>den</strong>beschwer<strong>den</strong><br />

gibt“, freut sich der Sales Manager. „Das trägt<br />

natürlich dazu bei, Vertrauen aufzubauen und<br />

weitere Aufträge zu erhalten.“<br />

Als wichtige Drehscheibe<br />

der <strong>in</strong>dischen<br />

Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />

gilt beispielsweise<br />

auch die „Siat“ (Symposium<br />

on International<br />

Automotive<br />

Technology). Die Veranstaltung<br />

fi ndet alle<br />

zwei Jahre <strong>in</strong> Pune<br />

statt und zeichnet sich<br />

durch wissenschaftliche<br />

Themen mit hohem<br />

Anspruch aus<br />

(„Das Profi l“ 1/2011).<br />

Hier wagte KSPG Automotive<br />

India im Jahr<br />

2007 mit e<strong>in</strong>em eigenen<br />

Messestand <strong>den</strong><br />

ersten Schritt <strong>in</strong> Richtung<br />

Kun<strong>den</strong>.<br />

2011 war das Unternehmen<br />

bereits zum<br />

dritten Mal präsent<br />

– zusammen mit <strong>den</strong><br />

Schwestergesellschaften<br />

Pierburg Pump<br />

Technology und der KS<br />

Gleitlager GmbH zeig-<br />

Foto: Rabea Sattar<br />

te man sich auf e<strong>in</strong>em<br />

rund 50 Quadratmeter<br />

großen Messestand.<br />

Pierburg präsentierte<br />

Produkte zur Schadstoffreduzierung sowie zur<br />

E<strong>in</strong>haltung der Euro 4- und 5-Abgasnormen, während<br />

die Pierburg Pump Technology elektrische<br />

Wasser-, Vakuum- und Ölpumpen zeigte, die zu<br />

e<strong>in</strong>em verr<strong>in</strong>gerten Kraftstoffverbrauch und weniger<br />

Emissionen beitragen. Die KS Gleitlager GmbH<br />

stellte ihre ganze Bandbreite an hochleistungs-<br />

Engagieren sich seit längerer Zeit kompetent für Pierburg<br />

im überaus wachstumsträchtigen <strong>in</strong>dischen Automobilmarkt:<br />

Rajesh Barge und Guenter Maassen.<br />

fähigen Gleitlagern aus. „Unser Messeauftritt ist<br />

gut angekommen und wurde von <strong>den</strong> Besuchern<br />

ausgesprochen gelobt“, berichtet Guenter Maassen,<br />

Senior Bus<strong>in</strong>ess Development Manager Asia<br />

Pacifi c und <strong>in</strong> dieser Position verantwortlich für<br />

die Sales Organisation.<br />

Zu <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> von KSPG Automotive India gehören<br />

neben <strong>den</strong> genannten <strong>in</strong>dischen Herstellern<br />

aber auch europäische Erstausrüster wie<br />

Fiat oder Nissan, die vor Ort Niederlassungen<br />

betreiben. Sie alle können mit <strong>in</strong>sgesamt 24 verschie<strong>den</strong>en<br />

Produkten beliefert wer<strong>den</strong>, wobei<br />

vor allem Kühlermodule und EGR gefragt s<strong>in</strong>d.<br />

Diese Abgaskomponenten s<strong>in</strong>d wichtig für <strong>den</strong><br />

<strong>in</strong>dischen Markt, wo eben erst die Normen Euro<br />

4 und Euro 5 zu greifen beg<strong>in</strong>nen. Für <strong>den</strong> Export<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> weltweiten Markt müssen allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

die von <strong>in</strong>dischen Herstellern angebotenen Fahrzeuge<br />

<strong>in</strong>ternationalen Standards entsprechen.<br />

„Wenn man <strong>in</strong> Indien erfolgreiche Geschäfte<br />

machen will, muss man wissen, dass die dortigen<br />

Kun<strong>den</strong> sehr kostensensitiv s<strong>in</strong>d und es (zudem)<br />

lokale Anbieter gibt, die oftmals günstiger s<strong>in</strong>d als<br />

wir. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Projekt- und Vorlaufzeiten<br />

für unsere Verhältnisse oft sehr kurz angesetzt<br />

s<strong>in</strong>d“, berichtet<br />

Guenter Maassen. Dies<br />

war auch der Fall bei<br />

e<strong>in</strong>em Auftrag von Tata<br />

Motors, Indiens größtemAutomobilhersteller:<br />

Das Unternehmen<br />

wollte <strong>in</strong> <strong>den</strong> 0,7-Liter-<br />

Motor des zweizyl<strong>in</strong>drigen<br />

Lieferwagens<br />

„700 CC“ e<strong>in</strong> pneumatisches<br />

EGR-Modul<br />

e<strong>in</strong>bauen, um so <strong>den</strong><br />

Euro-4-Standard zu<br />

erreichen. Im Januar<br />

2009 kam man auf<br />

KSPG Automotive India<br />

zu – im Oktober desselben<br />

Jahres wur<strong>den</strong><br />

die ersten Module geliefert<br />

und e<strong>in</strong>gebaut;<br />

der Serienstart für die<br />

Anwendung erfolgte<br />

schließlich Ende 2010.<br />

„Die kurze Projektzeit<br />

war e<strong>in</strong>e Herausforderung,<br />

der wir uns gestellt<br />

haben. Aber wir<br />

haben <strong>in</strong> enger Abstimmung<br />

und Zusammenarbeit<br />

mit dem Kun<strong>den</strong><br />

das EGR-Modul für Tata<br />

angepasst und konnten<br />

mit der Lieferung pünktlich beg<strong>in</strong>nen“, berichtet<br />

Barge und fügt h<strong>in</strong>zu: „Dieser Auftrag und<br />

se<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung <strong>in</strong> so kurzer Zeit<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern wichtig für uns, als wir damit unseren<br />

guten Ruf nicht nur bei Tata festigen konnten.<br />

So etwas spricht sich <strong>in</strong> Indien schnell herum<br />

und fungiert als Türöffner.“ Manuela Schall


Foto: Ariane Gehlert<br />

§<br />

P r o fi l : Herr Dr. Pottmeyer, seit<br />

1955 gibt es die Bundeswehr, und<br />

seit dieser Zeit ist es Rhe<strong>in</strong>metall<br />

auch wieder erlaubt, wehrtechnische<br />

Produkte zu fertigen, nachdem<br />

dies zehn Jahre lang durch<br />

die alliierten Militärregierungen<br />

untersagt gewesen war. Wieso<br />

hat es noch e<strong>in</strong>mal sechs Jahre<br />

gedauert, bis der Bundestag das<br />

KWKG verabschiedet hatte?<br />

Pottmeyer: Ich <strong>den</strong>ke, das hatte mehrere Gründe.<br />

Die Jahre bis 1955 waren durch das alliierte Besatzungsrecht<br />

geprägt. Es gab seit der Gründung<br />

der Bundeswehr bereits e<strong>in</strong> vorläufi ges KWKG, <strong>in</strong><br />

dem wesentliche Elemente des späteren Gesetzes<br />

schon E<strong>in</strong>zug gefun<strong>den</strong> hatten. Die lange Dauer<br />

bis zum Gesetzerlass kann man im Grunde nur<br />

damit erklären, dass dieser damals nicht die Priorität<br />

Nr. 1 hatte, <strong>den</strong>n Widerstände dagegen gab<br />

es ja nicht. Im September 1957 war der Bundestag<br />

neu gewählt wor<strong>den</strong>, und A<strong>den</strong>auer wollte das<br />

Thema vor <strong>den</strong> Wahlen erstmal nicht anpacken;<br />

nach se<strong>in</strong>em Wahlsieg gab es dann wichtigere<br />

Aufgaben. Auch wollte man es sicher gleichzeitig<br />

mit dem Außenwirtschaftsgesetz verabschie<strong>den</strong>,<br />

das ja zur selben Zeit entstan<strong>den</strong> ist.<br />

P r o fi l : Was ist das Besondere am Kriegswaffenkontrollgesetz?<br />

Pottmeyer: Se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zigartigkeit! Das Grundgesetz<br />

der Bundesrepublik Deutschland ist weltweit<br />

nahezu die e<strong>in</strong>zige Verfassung, die e<strong>in</strong>e Kriegswaffenkontrolle<br />

vorschreibt. Man wollte – vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund des Zweiten Weltkrieges – damit<br />

auch bewusst e<strong>in</strong> Zeichen setzen, dass von deutschem<br />

Bo<strong>den</strong> ke<strong>in</strong> Krieg mehr ausgehen dürfe.<br />

Etwas Vergleichbares gibt es nur <strong>in</strong> der Schweiz,<br />

aber deren Verfassungsregelung ist wesentlich<br />

später gekommen und gleichsam von der deutschen<br />

abgeschrieben wor<strong>den</strong>.<br />

P r o fi l : Gibt es <strong>in</strong>haltliche Unterschiede zu ähnlichen<br />

Gesetzen <strong>in</strong> anderen Ländern?<br />

Pottmeyer: Ja! Wir unterschei<strong>den</strong> im Gegensatz<br />

zu anderen Staaten zwischen „Kriegswaffen“<br />

und „sonstigen Gütern“. Es gibt zwar <strong>in</strong> Europa<br />

harmonisierte Listen von Gütern, die unter die<br />

jeweiligen nationalen Gesetze fallen; aber nur <strong>in</strong><br />

Deutschland unterliegen die re<strong>in</strong>en Kriegswaffen<br />

noch schärferen Kontrollen als sonstige Rüstungsgüter.<br />

P r o fi l : Da wir vom europäischen Vergleich sprechen<br />

– ist die Genehmigungspraxis für <strong>den</strong> Export<br />

von Rüstungsgütern nicht sehr unterschiedlich<br />

<strong>in</strong>nerhalb der europäischen Staaten?<br />

Pottmeyer: Wir haben <strong>in</strong> Europa alle mehr oder<br />

weniger die gleichen Gesetze, auch bed<strong>in</strong>gt durch<br />

EU-Richtl<strong>in</strong>ien. Die deutsche Besonderheit liegt<br />

dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> unserem Land auch jede <strong>in</strong>nerstaatliche<br />

Bewegung dokumentiert wer<strong>den</strong> muss.<br />

Das geschieht durch die Kriegswaffenbücher, die<br />

wir sehr penibel führen müssen und auch führen.<br />

Behördlicherseits macht man aus der Kontrolle<br />

der Kriegswaffenbücher zudem regelrecht e<strong>in</strong>e<br />

Wissenschaft. Aber es gibt <strong>in</strong>nerhalb Europas<br />

auch e<strong>in</strong>e sehr unterschiedliche Verwaltungspraxis.<br />

E<strong>in</strong>ige Staaten legen die Exportregelungen<br />

sehr großzügig aus, andere wiederum sehr eng,<br />

und dazu zählen <strong>in</strong>sbesondere die Niederlande,<br />

Dänemark und wir.<br />

P r o fi l : Wer handhabt das Thema anders?<br />

Pottmeyer: Großbritannien und Frankreich s<strong>in</strong>d<br />

da deutlich großzügiger, von <strong>den</strong> USA gar nicht<br />

zu re<strong>den</strong>. Es gibt <strong>in</strong> Deutschland z. B. <strong>den</strong> Sub-<br />

Sahara-Beschluss, das heißt, es wer<strong>den</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Rüstungsgüter <strong>in</strong> die Länder südlich der Sahara<br />

geliefert. England und Frankreich dagegen haben<br />

starke historische B<strong>in</strong>dungen an die Staaten <strong>in</strong><br />

Zentralafrika, <strong>in</strong> ihre ehemaligen Kolonien, und<br />

liefern ohne weiteres (auch) dorth<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> anderes<br />

Thema ist die Export-Unterstützung: Die gibt es<br />

bei uns überhaupt nicht. In England und Frankreich<br />

wird dagegen regierungsseitig gezielt für<br />

die eigene Industrie geworben.<br />

P r o fi l : Welche maßgeblichen Änderungen hat<br />

es im Laufe der vergangenen 50 Jahre beim KWKG<br />

gegeben?<br />

Pottmeyer: So viele Änderungen gab es gar nicht.<br />

1987 ist z. B. die Kriegswaffenliste das letzte Mal<br />

grundlegend modifi ziert wor<strong>den</strong>. Diese Änderungen<br />

betrafen vor allem <strong>den</strong> atomaren, biologischen<br />

und chemischen Bereich. In <strong>den</strong> 1980er Jahren<br />

s<strong>in</strong>d die Laserwaffen mit aufgenommen wor<strong>den</strong>.<br />

Das Gesetz selbst ist weitgehend unverändert geblieben.<br />

Die erste große Änderung gab es 1978.<br />

P r o fi l : Wodurch wurde diese ausgelöst?<br />

Pottmeyer: H<strong>in</strong>tergrund waren die Terroranschläge<br />

der RAF, also der Bader-Me<strong>in</strong>hof-Gruppe,<br />

<strong>in</strong> der damaligen Bundesrepublik. Es fand <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang e<strong>in</strong> regelmäßiger Schmuggel<br />

von Waffen nach Deutschland und aus dem<br />

Land heraus statt, <strong>den</strong>n die <strong>in</strong>ternational agieren<strong>den</strong><br />

Terroristen versorgten sich ja gegenseitig mit<br />

Waffen. Dies wollte man mit verschärften Strafvorschriften<br />

unterb<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

P r o fi l : Was hat man daraufh<strong>in</strong> gemacht?<br />

Pottmeyer: Damals ist der Paragraph 4a entstan<strong>den</strong>,<br />

der sich mit Vermittlungsgeschäften<br />

über Auslandstätigkeiten befasst. Dar<strong>in</strong> heißt es,<br />

dass jemand, der e<strong>in</strong> Geschäft mit Kriegswaffen,<br />

die sich außerhalb des Bundesgebietes befi n<strong>den</strong>,<br />

abschließen oder vermitteln will, dazu e<strong>in</strong>e<br />

Genehmigung benötigt. Zwar konnte e<strong>in</strong> Waffenhändler<br />

auch schon vorher wegen Beihilfe belangt<br />

wer<strong>den</strong>, der für die Rote-Armee-Fraktion <strong>in</strong> Paläs-<br />

t<strong>in</strong>a Waffen kaufte, die dann <strong>in</strong> unserem Land zu<br />

Straftaten verwandt wur<strong>den</strong>. Neu am Paragraphen<br />

4a war nun, dass auch diese deutschen Personen<br />

nach dem KWKG bestraft wer<strong>den</strong> konnten, die<br />

ohne Genehmigung Waffen vermittelten, die <strong>den</strong><br />

Bo<strong>den</strong> der Bundesrepublik gar nicht berührten.<br />

P r o fi l : Zum Beispiel, ...<br />

Pottmeyer: . . . um Bürgerkriegsarmeen <strong>in</strong> afrikanischen<br />

Staaten auszurüsten, Arsenale von<br />

Terroristen im Ausland aufzufüllen oder ähnliches.<br />

Das Bundeskrim<strong>in</strong>alamt hatte damals gesicherte<br />

Erkenntnisse, dass von der Bundesrepublik<br />

Deutschland aus zahlreiche Geschäfte über<br />

Kriegswaffen vermittelt wur<strong>den</strong>. Man wollte damit<br />

verh<strong>in</strong>dern, dass das Land zum Drehpunkt des <strong>in</strong>ternationalen<br />

Waffenhandels wurde.<br />

P r o fi l : Wieso hatte dies Auswirkungen auf die<br />

bundesdeutsche Wehrtechnik-Industrie?<br />

Pottmeyer: Mit dem Paragraphen 4a wollte man<br />

vor allem diese unseriösen Waffenhändler treffen,<br />

die über alles verfügten, vor allem über ihre<br />

Beziehungen <strong>in</strong> alle Welt – nur eben nicht über ei-<br />

gene Produktionskapazitäten. Aber getroffen hat<br />

man im Grunde die deutsche Industrie, <strong>den</strong>n sie<br />

musste jetzt genauso Genehmigungen über jedes<br />

<strong>in</strong>ternationale Waffengeschäft ohne Bezug zum<br />

Inland e<strong>in</strong>holen wie diese Waffenhändler auch.<br />

Problematisch war dabei, dass diese Vorschrift<br />

quasi über Nacht gekommen ist und noch dazu<br />

ohne Absprache mit der Industrie. Wir wur<strong>den</strong><br />

also unvorbereitet angetroffen und hatten uns<br />

quasi „von jetzt auf gleich“ auf die neue Gesetzeslage<br />

e<strong>in</strong>zustellen. Und <strong>in</strong> <strong>den</strong> Anfangsjahren gab<br />

es im Grunde genommen ke<strong>in</strong>e Rechtssicherheit,<br />

weil nicht klar war, wie weit die Vorschrift überhaupt<br />

g<strong>in</strong>g, was erlaubt war und was nicht.<br />

P r o fi l : Besteht das Problem heute noch?<br />

Pottmeyer: Ne<strong>in</strong>, das ist mittlerweile anders: Wir<br />

wissen jetzt ziemlich genau, für welche Fälle man<br />

Genehmigungen braucht. Aber die Auswirkungen<br />

dieses Paragraphen 4a spüren wir natürlich heute<br />

auch.<br />

P r o fi l : Inwiefern?<br />

Pottmeyer: Vor allem wegen unserer ausländischen<br />

Tochtergesellschaften. Nach dem Pr<strong>in</strong>zip<br />

„One face to the customer“ haben wir e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Vertrieb, doch das heißt <strong>in</strong> der Praxis<br />

zum Beispiel dies: Wenn e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Unterlüß ansässi-<br />

ger Rhe<strong>in</strong>metall-Mitarbeiter Produkte von Rhe<strong>in</strong>metall-Denel<br />

(Südafrika) im Ausland vermarkten<br />

will, die beispielsweise von Südafrika aus direkt<br />

nach Indien geliefert wer<strong>den</strong>, deutschen Bo<strong>den</strong><br />

also gar nicht berühren, dann ist das <strong>in</strong> Deutschland<br />

genehmigungspfl ichtig.<br />

P r o fi l : Was hat darüber h<strong>in</strong>aus zu Veränderungen<br />

im KWKG geführt?<br />

Pottmeyer: Wie <strong>in</strong> jedem anderen Geschäft gibt<br />

es auch <strong>in</strong> der wehrtechnischen Industrie so genannte<br />

schwarze Schafe, die z. B. mit illegalem<br />

Waffenexport <strong>in</strong> die Schlagzeilen kommen. Wenn<br />

derartiges geschieht, sieht sich die Bundesregierung<br />

natürlich zum Handeln aufgefordert.<br />

Profi l: Können Sie uns dafür e<strong>in</strong> Beispiel nennen?<br />

Pottmeyer: Anfang 1989 gab es die so genannte<br />

Imhausen-Affäre um die illegale Lieferung e<strong>in</strong>er<br />

Giftgasfabrik <strong>in</strong> <strong>den</strong> Iran. Im Zuge dessen<br />

wurde e<strong>in</strong>e Reihe neuer Verordnungen vor allem<br />

im Außenwirtschaftsbereich erlassen; <strong>in</strong>sofern<br />

kann man heute sagen, dass das Jahr 1990 die<br />

Geburtsstunde der Exportkontrolle gewesen ist.<br />

Vor nunmehr 50 Jahren trat das Kriegswaffenkontrollgesetz <strong>in</strong> Kraft<br />

Konstanz und Kont<strong>in</strong>uität<br />

<strong>in</strong> der Exportgenehmigung<br />

Düsseldorf. Für e<strong>in</strong> Unternehmen wie Rhe<strong>in</strong>metall Defence, das sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em derart sensiblen<br />

Markt bewegt wie dem der Wehrtechnik, gilt e<strong>in</strong> besonderes Gesetz, das „normale“ Unternehmen<br />

im Masch<strong>in</strong>enbau und anderen re<strong>in</strong> zivilen Branchen nicht oder nur bed<strong>in</strong>gt betrifft: das<br />

Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG). Vor nunmehr 50 Jahren, am 1. Juni 1961, trat dieses „Gesetz<br />

über die Kontrolle von Kriegswaffen“ als „Ausführungsgesetz zu Artikel 26 Abs. 2 des Grundgesetzes“<br />

nach mehrjähriger Vorbereitung durch Bundesregierung und Bundestag <strong>in</strong> Kraft. Experte<br />

für das KWKG bei Rhe<strong>in</strong>metall Defence ist Rechtsanwalt Dr. Klaus Pottmeyer, der sich seit<br />

1988 bei der heutigen Rhe<strong>in</strong>metall Waffe Munition GmbH unter anderem mit <strong>den</strong> Besonderheiten<br />

dieses Gesetzes ause<strong>in</strong>andersetzt und der dazu auch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>schlägigen, rund 600 Seiten umfassen<strong>den</strong><br />

Gesetzeskommentar verfasst hat. „Das Profi l“ sprach mit dem 55-jährigen Juristen.<br />

Damals wurde u.a. die Funktion des Ausfuhrverantwortlichen<br />

im Unternehmen geschaffen.<br />

P r o fi l : Welche Aufgaben s<strong>in</strong>d mit dieser Position<br />

verbun<strong>den</strong>?<br />

Pottmeyer: Mit dieser Funktion wollte man vor<br />

allem auch die Füh rungs ebene(n) <strong>in</strong> wehrtechnischen<br />

Unternehmen sensibilisieren. Der Ausfuhrverantwortliche<br />

ist die Person im Unternehmen,<br />

die offi ziell bei der Ge nehmigungsbehörde<br />

die Erlaubnis für e<strong>in</strong>e Beförderung von Kriegswaffen<br />

und rüstungsrelevanten Gütern stellen muss.<br />

Und diese Person muss zw<strong>in</strong>gend dem Vorstand<br />

oder der Geschäftsführung e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />

angehören. Damit waren die Zeiten vorbei, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en<br />

sowohl beim Bund als auch <strong>in</strong> Unternehmen<br />

das Thema viel lascher behandelt wor<strong>den</strong> war.<br />

P r o fi l : Und damit bezweckte man, . . .<br />

Pottmeyer: . . . dass sich Vorstände und Geschäftsführer<br />

nicht mehr damit herausre<strong>den</strong><br />

konnten, sie hätten von der hochkomplexen Materie<br />

nichts gewusst. Außerdem wur<strong>den</strong> die Strafvorschriften<br />

erheblich verschärft; man wollte sogar<br />

die lebenslange Freiheitsstrafe für bestimmte<br />

Vergehen gegen das KWKG e<strong>in</strong>führen, die dann<br />

aber nicht gekommen ist.<br />

P r o fi l : Ich habe <strong>den</strong> E<strong>in</strong>druck, als bestünde wegen<br />

weniger „schwarzer Schafe“ grundsätzlich<br />

e<strong>in</strong> großes Misstrauen der Politik gegenüber der<br />

wehrtechnischen Industrie.<br />

Pottmeyer: Das ist richtig, aber ich fi nde, es ist<br />

e<strong>in</strong> sehr gesundes Misstrauen – sicherlich auch<br />

historisch bed<strong>in</strong>gt. Von daher entspricht es im<br />

Grunde auch dem Geist, aus dem das Gesetz se<strong>in</strong>erzeit<br />

entstan<strong>den</strong> ist. Das ist <strong>in</strong> Großbritannien,<br />

Frankreich und vielen anderen Ländern überhaupt<br />

nicht der Fall. In Frankreich spielt dabei<br />

sicher e<strong>in</strong>e Rolle, dass die dortige Verteidigungs<strong>in</strong>dustrie<br />

zum Teil <strong>in</strong> staatlicher Hand ist; und die<br />

Privatisierung von Unternehmen der wehrtechnischen<br />

Industrie <strong>in</strong> Großbritannien, etwa British<br />

Aerospace, ist ja auch noch nicht so lange her. Da<br />

gibt es noch enge, zum Teil sehr <strong>in</strong>tensive Kontakte<br />

<strong>in</strong> die Regierung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> – Kontakte, die bei uns<br />

<strong>in</strong> dieser Form überhaupt nicht vorhan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d.<br />

P r o fi l : Wie sieht es mit Modifi kationen aufgrund<br />

<strong>in</strong>ternationaler Vere<strong>in</strong>barungen aus?<br />

Pottmeyer: Da hat es vor allem zwei <strong>in</strong>ternationale<br />

Verträge gegeben. Erstens das Ottawa-<br />

Abkommen von 1998, das Anti-Personenm<strong>in</strong>en<br />

verbietet. Das zweite ist das Oslo-Abkommen von<br />

2009 gegen Streumunition. Allerd<strong>in</strong>gs haben die<br />

drei großen ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates<br />

– die USA, Russland und Ch<strong>in</strong>a – beide<br />

Abkommen nicht unterschrieben. Wir haben große<br />

Schwierigkeiten, wenn wir Produkte aus unserem<br />

Haus <strong>in</strong> Länder verkaufen wollen, die das<br />

Oslo-Abkommen nicht unterschrieben haben.<br />

P r o fi l : Wie das?<br />

Pottmeyer: Zum Beispiel fragt die Bundesregierung<br />

seither beim Export von Zündern jedes Mal,<br />

ob diese auch <strong>in</strong> Streumunition e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong><br />

können. Es wird nicht gefragt, ob das beabsichtigt<br />

ist, sondern, ob man es (grundsätzlich)<br />

kann. Oder nehmen Sie e<strong>in</strong>en Sattelschlepper<br />

unserer neuen Gesellschaft RMMV, mit dem man<br />

natürlich auch Haubitzen transportieren kann,<br />

die ihrerseits wiederum Streumunition verschießen<br />

können. Da nutzen auch nicht immer Garantieerklärungen<br />

der entsprechen<strong>den</strong> Staaten.<br />

Denn erstens gibt es Staaten, die wollen diese<br />

Erklärung partout nicht abgeben – und das s<strong>in</strong>d<br />

zweitens nicht nur so genannte „bad guys“.<br />

P r o fi l : Wer könnte sonst e<strong>in</strong> Interesse an Streumunition<br />

haben?<br />

Pottmeyer: Nehmen Sie zum Beispiel F<strong>in</strong>nland:<br />

Die F<strong>in</strong>nen sagen, wir brauchen die Streumunition,<br />

um uns gegen Russland verteidigen zu<br />

können. Im Moment ist zwar alles friedlich dort,<br />

aber aufgrund ihrer historischen Erfahrungen mit<br />

Russland s<strong>in</strong>d die F<strong>in</strong>nen sehr vorsichtig. Und<br />

dann gibt es natürlich Staaten, <strong>den</strong>en glaubt die<br />

Bundesregierung e<strong>in</strong>e solche Garantieerklärung<br />

nicht so ohne weiteres. Wenn es geheimdienstliche<br />

Erkenntnisse gibt, die das Gegenteil vermuten<br />

lassen, ist es unmöglich, die Exportgenehmigung<br />

zu bekommen.<br />

P r o fi l : Ist diese besondere Genehmigungspraxis<br />

<strong>in</strong> Deutschland für Rhe<strong>in</strong>metall e<strong>in</strong> Standortnachteil?<br />

Pottmeyer: Ja, das kann man so sagen. Wir haben<br />

ja auch die so genannte Verbr<strong>in</strong>gungs-Verordnung,<br />

das heißt: Es ist uns z. B. nicht gestattet,<br />

Artilleriesysteme zu exportieren, mit <strong>den</strong>en man<br />

Streumunition verschießt. Frankreich hat damit<br />

ke<strong>in</strong>e Probleme; dort beschränkt man sich wirklich<br />

nur auf das Exportverbot der Streumunition<br />

selbst, die Artilleriesysteme liefert man.<br />

P r o fi l : Hängt die Genehmigungspraxis davon<br />

ab, wer regiert?<br />

Pottmeyer: Ne<strong>in</strong>. Da gibt es im Wesentlichen<br />

Konstanz und Kont<strong>in</strong>uität – was gerade bei dieser<br />

sensiblen Materie ja auch im S<strong>in</strong>ne des Gesetzgebers<br />

se<strong>in</strong> dürfte.<br />

P r o fi l : Um zur ganz aktuellen Entwicklung zu<br />

kommen: Die EU hat im Mai 2009 e<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ie<br />

erlassen, durch die der <strong>in</strong>nergeme<strong>in</strong>schaftliche<br />

Verkehr von Rüstungsgütern vere<strong>in</strong>fach wer<strong>den</strong><br />

soll. Diese wird derzeit <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerstaatliches Recht<br />

umgesetzt. Wer<strong>den</strong> diese Änderungen wirklich<br />

Erleichterungen für die deutsche Sicherheitsund<br />

Verteidigungs<strong>in</strong>dustrie mit sich br<strong>in</strong>gen?<br />

Pottmeyer: Die EU-Richtl<strong>in</strong>ie ist sicherlich e<strong>in</strong><br />

Schritt <strong>in</strong> die richtige Richtung. Allerd<strong>in</strong>gs wird sie<br />

für uns <strong>in</strong> <strong>den</strong> betroffenen Industrieunternehmen<br />

nur <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>gem Umfang Erleichterungen<br />

br<strong>in</strong>gen. Im Gegenteil: Durch die vorgesehenen<br />

Zertifi zierungen der Unternehmen wird <strong>in</strong> der<br />

Anfangsphase e<strong>in</strong> nicht beträchtlicher Mehraufwand<br />

entstehen. Wer glaubt, <strong>in</strong>folge der Richtl<strong>in</strong>ie<br />

Personal- und Sachkosten e<strong>in</strong>sparen zu können,<br />

ist auf dem Holzweg – darüber s<strong>in</strong>d sich zwischenzeitlich<br />

alle Fachleute e<strong>in</strong>ig. Wenn also <strong>in</strong><br />

der Presse <strong>in</strong> diesem Kontext immer wieder von<br />

„erleichterten Waffenexporten“ die Rede ist, so<br />

handelt es sich dabei um e<strong>in</strong>e Aussage, die ich <strong>in</strong><br />

dieser Form nicht bestätigen kann.<br />

P r o fi l : S<strong>in</strong>d Sie – als profunder Kenner der Materie<br />

– der Ansicht, dass sich das KWKG <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

vergangenen fünf Jahrzehnten bewährt hat?<br />

Pottmeyer: Im Großen und Ganzen ja. Das Gesetz<br />

ist da, wir müssen es akzeptieren und respektieren<br />

– und dies gilt sowohl für Unternehmen<br />

wie Rhe<strong>in</strong>metall als auch für die jeweilige Bundesregierung,<br />

ganz gleich, wer regiert. Das KWKG<br />

steckt ja nicht nur <strong>den</strong> juristischen Rahmen für<br />

unser <strong>in</strong>ternationales Geschäft ab, sondern bildet<br />

auch e<strong>in</strong>en wichtigen moralischen Maßstab für<br />

unser Handeln. Und deswegen tun wir gut daran,<br />

es heute und auch <strong>in</strong> Zukunft zu akzeptieren.<br />

Dr. Christian Leitzbach


Foto: corbis<br />

Unterlüß. E<strong>in</strong>mal von Deutschland <strong>in</strong> die USA und zurück – so lässt sich die<br />

Karriere von Dirk Rüttgerodt bei Rhe<strong>in</strong>metall kurz zusammenfassen. Der Diplom-Ingenieur<br />

der Elektrotechnik, der später zusätzlich e<strong>in</strong> berufsbegleitendes<br />

Studium zum Master of Bus<strong>in</strong>ess Adm<strong>in</strong>istration absolvierte, ist 2009 als Hauptreferent<br />

Operations zum Defence-Geschäftsbereich Waffe und Munition (RWM)<br />

im niedersächsischen Unterlüß gekommen. Nur e<strong>in</strong> Jahr später war er bereits<br />

Senior Vice Presi<strong>den</strong>t Operations der American Rhe<strong>in</strong>metall Munitions Inc. Seit<br />

2011 ist er wieder <strong>in</strong> Unterlüß und verantwortet dort werksübergreifende Projekte<br />

<strong>in</strong> Europa. Das ist jedoch nur e<strong>in</strong> Intermezzo, <strong>den</strong>n bereits im kommen<strong>den</strong> Jahr<br />

wird er die Leitung des Bereichs Operations der RWM Schweiz <strong>AG</strong> übernehmen.<br />

Dirk Rüttgerodt könnte man mit Fug<br />

und Recht e<strong>in</strong>en „Globetrotter“ nennen.<br />

Denn Auslandse<strong>in</strong>sätze s<strong>in</strong>d bei<br />

dem 42-jährigen Junggesellen seit Beg<strong>in</strong>n<br />

se<strong>in</strong>es Berufslebens mehr oder<br />

weniger an der Tagesordnung. Sie<br />

führten ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe europäischer<br />

Länder – darunter Spanien und die<br />

Niederlande – sowie <strong>in</strong> die USA. Diese<br />

<strong>in</strong>ternationale Ausrichtung spielte –<br />

zusammen mit se<strong>in</strong>er hohen fachlichen<br />

Kompetenz und e<strong>in</strong>er fünfzehnjährigen<br />

Berufserfahrung – auch e<strong>in</strong>e maßgebliche<br />

Rolle bei der E<strong>in</strong>stellung durch<br />

se<strong>in</strong>en heutigen Arbeitgeber<br />

RWM. „Schon damals<br />

hat mir das Unternehmen<br />

die drei Jahre<br />

später planmäßig<br />

frei wer<strong>den</strong>de<br />

Stelle des Leiters<br />

Operations<br />

bei der Tochtergesellschaft<br />

<strong>in</strong> Aussicht gestellt“,<br />

erzählt<br />

Rüttgerodt rückblickend.<br />

E<strong>in</strong>sätze außerhalb<br />

Deutschlands<br />

seien angesichts der<br />

zunehmen<strong>den</strong> Internationalisierung<br />

von RWM für neue Mitarbeiter<br />

der Führungsebene unterhalb der<br />

Geschäftsführung mittlerweile fast<br />

schon obligatorisch, bestätigt auch<br />

RMW-Personalchef Werner Wegat:<br />

„Deshalb zeigen wir ihnen gleich zu<br />

Beg<strong>in</strong>n mögliche Perspektiven auf, die<br />

vor allem dazu dienen, das Unternehmen<br />

<strong>in</strong> allen Facetten kennenzulernen.<br />

Denn schließlich s<strong>in</strong>d sie alle Kandidaten<br />

für spätere Aufgaben im Top-<br />

Management.“<br />

Dirk Rüttgerodt leitete zunächst <strong>in</strong><br />

der RWM-Firmenzentrale <strong>in</strong> Unterlüß<br />

als Hauptreferent im Bereich Opera-<br />

tions, dessen Aufgaben sowohl die<br />

Auftragskalkulation und -abwicklung<br />

als auch Produktion, Qualitätssicherung,<br />

Werks<strong>in</strong>standhaltung und Logistik<br />

umfassen, standort- und länderübergreifende<br />

strategische Projekte.<br />

„Dabei g<strong>in</strong>g es vor allem um die Optimierung<br />

der Arbeitsprozesse bei bestimmten<br />

Produkten und die Reduzierung<br />

von Bestän<strong>den</strong>“, erläutert er.<br />

RWM zählt zu <strong>den</strong> <strong>in</strong>ternational<br />

führen<strong>den</strong> Anbietern so genannter<br />

Wirk- und Schutzsysteme. Das Produktportfolio<br />

reicht von groß- und<br />

mittelkalibrigen Waffenanlagen e<strong>in</strong>schließlich<br />

der entsprechen<strong>den</strong> Munitionsfamilien<br />

über Komponenten und<br />

Systeme zum Schutz von Fahrzeugen,<br />

Flugzeugen und Schiffen bis h<strong>in</strong> zu Anlagen<br />

zur Munitionsaufbereitung und<br />

-entsorgung. Insgesamt beschäftigt<br />

das Unternehmen, das 2010 e<strong>in</strong>en Umsatz<br />

von 761,8 Millionen � erzielt hat,<br />

an mehr als 25 Standorten <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Europa und <strong>in</strong> Übersee <strong>in</strong>sgesamt<br />

rund 4200 Mitarbeiter.<br />

Für die Geschäftsaktivitäten von RWM<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> USA ist die American Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Munitions Inc. (ARM) mit Sitz <strong>in</strong><br />

Stafford im Bundesstaat Virg<strong>in</strong>ia – <strong>in</strong><br />

der Nähe von Wash<strong>in</strong>gton D. C. – zuständig.<br />

Das Unternehmen vertreibt<br />

jedoch nicht nur das Produktportfolio<br />

von RWM, sondern<br />

unterstützt auch andere<br />

Geschäftsbereiche von<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Defence<br />

– hier <strong>in</strong>sbesondere<br />

Fahrzeugsysteme<br />

– bei<br />

ihrem<br />

Marktauftritt <strong>in</strong> <strong>den</strong> USA. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

produziert ARM Übungsmunition<br />

für die US-Streitkräfte und die Sicherheitsbehör<strong>den</strong><br />

des Landes.<br />

Diese Munition wurde lange Zeit von<br />

e<strong>in</strong>em Auftragsfertiger <strong>in</strong> Cam<strong>den</strong><br />

(US-Bundesstaat Arkansas) hergestellt.<br />

Ende 2009 entschied die Geschäftsführung<br />

von RWM, dies künftig<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Werk am selben Ort <strong>in</strong><br />

eigener Regie durchzuführen und zudem<br />

weitere Munitionstypen zu produzieren.<br />

Dazu musste auch e<strong>in</strong> neues<br />

Operations-System aufgebaut wer<strong>den</strong>.<br />

Die Leitung dieses – auf<br />

e<strong>in</strong> Jahr befristeten – Projekts<br />

wurde Rüttgerodt<br />

gewissermaßen als<br />

weitere Station se<strong>in</strong>esE<strong>in</strong>arbeitungsprogrammsangeboten.<br />

„Da habe ich<br />

kurzentschlossen<br />

zugesagt. Denn diese<br />

Aufgabe, die mit<br />

viel Gestaltungsspielraumverbun<strong>den</strong><br />

war, hat mich<br />

natürlich gereizt“, so<br />

der Defence-Experte. Außerdem<br />

freue er sich immer<br />

wieder auf neue Erfahrungen und<br />

Kontakte, die E<strong>in</strong>sätze im Ausland mit<br />

sich brächten.<br />

Bei der Beantragung des Visums<br />

und der Arbeitserlaubnis stand ihm<br />

die RWM-Personalabteilung <strong>in</strong> Unterlüß<br />

mit Rat und Tat zur Seite. Dies<br />

galt ebenso für die Gestaltung des –<br />

deutschen – Arbeitsvertrages, <strong>in</strong> dem<br />

neben dem Gehalt auch Modalitäten<br />

wie Krankenversicherung und Umzug<br />

geregelt waren. Schließlich erhielt er<br />

– nach se<strong>in</strong>er Rückkehr aus <strong>den</strong> USA –<br />

auch Unterstützung bei der Abfassung<br />

se<strong>in</strong>er Steuererklärung. Dabei arbeitet<br />

RWM – wie Personalchef Wegat im<br />

USA-Bewährungsprobe<br />

für e<strong>in</strong>en „Globetrotter“<br />

ersten Teil der „Profi l“-Serie über <strong>in</strong>ternationale<br />

Karrieren im Rhe<strong>in</strong>metall-<br />

Konzern erläuterte (Ausgabe 2/2010)<br />

– gelegentlich auch mit externen Spezialisten<br />

zusammen.<br />

Anfang Januar 2010 fl og der gebürtige<br />

Augsburger von Hannover über<br />

Amsterdam und Memphis nach Little<br />

Rock <strong>in</strong> Arkansas. Von dort g<strong>in</strong>g es<br />

dann mit dem Auto nach Cam<strong>den</strong>, wo<br />

er zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hotel wohnte.<br />

„Mit Hilfe me<strong>in</strong>er neuen Kollegen fand<br />

ich jedoch nach nur zwei Wochen e<strong>in</strong><br />

schönes möbliertes Appartment mitten<br />

im Zentrum der Stadt“, erzählt Dirk<br />

Rüttgerodt. Cam<strong>den</strong> hat zwar lediglich<br />

rund 11 000 E<strong>in</strong>wohner, ist mit e<strong>in</strong>er<br />

Fläche von 42 Quadratkilometern jedoch<br />

sehr weitläufi g. Deshalb brauchte<br />

er für die Fahrt zur Arbeit zwischen<br />

20 und 30 M<strong>in</strong>uten.<br />

Das neue Werk von ARM liegt auf<br />

dem Gelände e<strong>in</strong>es alten<br />

Munitionsdepots der<br />

US-Mar<strong>in</strong>e aus dem<br />

Zweiten Weltkrieg.<br />

Im Jahr 2010 arbeiteten<br />

dort bis zu 40<br />

Personen. Mit <strong>den</strong><br />

neuen Mitarbeitern<br />

lag<br />

Rüttgerodt rasch auf e<strong>in</strong>er Wellenlänge.<br />

„Die Arbeitsatmosphäre war durch<br />

e<strong>in</strong>e offene Kommunikation, Respekt<br />

für die Leistung des Anderen und e<strong>in</strong>e<br />

Prise Humor geprägt“, sagt er. Der<br />

Teamgeist, der daraus resultierte, bildete<br />

aus se<strong>in</strong>er Sicht auch <strong>den</strong> Schlüssel<br />

für <strong>den</strong> Erfolg. Denn bis zum Mai<br />

2010 waren die neuen Fertigungsl<strong>in</strong>ien<br />

aufgebaut; die Produktion konnte <strong>in</strong><br />

der zweiten Jahreshälfte im Vergleich<br />

zu <strong>den</strong> sechs vorangegangenen Monaten<br />

nahezu verdoppelt wer<strong>den</strong>. Dadurch<br />

wur<strong>den</strong> zugleich auch die Umsatzprognosen<br />

deutlich übertroffen.<br />

Auch im Privatleben fand Rüttgerodt<br />

schnell Anschluss. „Ich hatte das<br />

Glück, gleich zu Anfang die Bekanntschaft<br />

e<strong>in</strong>es Ehepaars zu machen,<br />

das <strong>in</strong> Cam<strong>den</strong> e<strong>in</strong> Immobilienbüro<br />

hat und mich kurz darauf <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Bekanntenkreis e<strong>in</strong>führte“, erzählt er<br />

und fügt h<strong>in</strong>zu: „So habe ich e<strong>in</strong>ige<br />

wirkliche Freunde gefun<strong>den</strong>, mit <strong>den</strong>en<br />

ich auch heute noch regelmäßig<br />

telefonisch oder per E-Mail <strong>in</strong> Kontakt<br />

stehe. Und wenn sich die Gelegenheit<br />

ergibt, wer<strong>den</strong> wir uns sicherlich auch<br />

mal treffen.“<br />

Zum Abschluss se<strong>in</strong>es Aufenthaltes<br />

<strong>in</strong> Cam<strong>den</strong> bereiste Rüttgerodt mit dem<br />

Auto nache<strong>in</strong>ander die Bundesstaaten<br />

Missouri, Oklahoma, Texas, Louisiana,<br />

Mississippi und Tennessee. Dabei<br />

wollte er nicht nur Land und Leute kennenlernen,<br />

sondern sich auch mit der<br />

Vergangenheit der USA beschäftigen.<br />

Vor allem die verschie<strong>den</strong>en Kulturen<br />

der Ure<strong>in</strong>wohner und die Geschichte<br />

des Amerikanischen Bürgerkrieges,<br />

der von 1861 bis 1865 zwischen <strong>den</strong><br />

Nord- und Südstaaten ausgetragen<br />

wurde, haben es ihm angetan. „Dieser<br />

Krieg ist durch viele Ge<strong>den</strong>kstätten<br />

und Museen fast allgegenwärtig.<br />

In Vicksburg, wo damals wochenlang<br />

erbittert gekämpft wurde, s<strong>in</strong>d sogar<br />

die ehemaligen Befestigungen und<br />

Laufgräben <strong>in</strong> Teilen historisch exakt<br />

rekonstruiert wor<strong>den</strong>“, so Rüttgerodt,<br />

der als Oberleutnant der Reserve da- davon<br />

e<strong>in</strong>iges versteht.<br />

Seit Januar dieses Jahres ist er wieder<br />

im Bereich Operations <strong>in</strong> Unterlüß<br />

tätig. Dort leitet er zurzeit e<strong>in</strong> Projekt,<br />

mit dem die Kalkulation sämtlicher<br />

RWM-Angebote und -Aufträge von<br />

e<strong>in</strong>em manuellen Verfahren mit Excel-Arbeitsblättern<br />

auf e<strong>in</strong>e an allen<br />

Standorten e<strong>in</strong>heitliche, softwarebasierte<br />

Lösung (auf Basis des e<strong>in</strong>geführten<br />

SAP-Systems) umgestellt wird.<br />

Außerdem <strong>den</strong>kt er h<strong>in</strong> und wieder<br />

auch schon an die Aufgabe, die ihn<br />

2012 erwartet. Denn dass er dann die<br />

Leitung des Bereichs Operations der<br />

RWM Schweiz <strong>AG</strong> (RWMS/Zürich) übernehmen<br />

wird, ist ihm nicht mehr nur <strong>in</strong><br />

Aussicht gestellt, sondern mittlerweile<br />

beschlossene Sache: „Der erfolgreiche<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>den</strong> USA bildete dafür<br />

sozusagen die Bewährungsprobe“,<br />

sagt Dirk Rüttgerodt.<br />

Die neue Position kann mit Fug und<br />

Recht als Karrieresprung bezeichnet<br />

wer<strong>den</strong>. Denn die RWMS ist das Kompetenzzentrum<br />

von RWM für Mittelkalibermunition<br />

mit Standorten <strong>in</strong> Zürich,<br />

Altdorf und Stu<strong>den</strong> e<strong>in</strong>schließlich<br />

des Erprobungszentrums Ochsenbo<strong>den</strong>.<br />

Daher ist es nicht verwunderlich,<br />

dass Dirk Rüttgerodt sich auf diese anspruchsvolle<br />

und zugleich spannende<br />

Aufgabe freut. Die schöne Landschaft<br />

und die hohe Lebensqualität <strong>in</strong> der<br />

Schweiz bil<strong>den</strong> <strong>in</strong> diesem Kontext sozusagen<br />

das i-Tüpfelchen für e<strong>in</strong>e dauerhafte<br />

berufl iche Perspektive.<br />

Dr. Thomas Oelschlägel<br />

Dirk Rüttgerodt wird<br />

von 2012 an Leiter<br />

Operations der RWM<br />

Schweiz <strong>AG</strong> se<strong>in</strong> –<br />

das bisherige „i-Tüpfelchen“<br />

se<strong>in</strong>er berufl<br />

ichen Karriere bei<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Defence.<br />

Foto: Katja Knöfel/Compos<strong>in</strong>g: frei-stil


Fotos(3): Kornelia Danetzki<br />

SICHERHEIT IM VISIER: Bei gutem Wetter und Schräglage lässt sich die Motorradsaison am besten<br />

genießen. Doch nicht nur das Fahrzeug selbst sollte w<strong>in</strong>dschnittig und verkehrssicher se<strong>in</strong> – auch der Fahrer<br />

sollte jederzeit gut vorbereitet se<strong>in</strong>, um das Fahrverhalten der Masch<strong>in</strong>e richtig e<strong>in</strong>schätzen zu können. Rund<br />

40 Mitarbeiter der Pierburg und Pierburg Pump Technology GmbH aus Neuss und Nettetal nutzten deshalb<br />

unlängst die Chance und absolvierten e<strong>in</strong> Motorrad-Sicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g beim ADAC-Fahrsicherheits-Zentrum<br />

Grevenbroich. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements hatte die Geschäftsführung<br />

des Neusser Automobilzulieferers als Maßnahme der Prävention e<strong>in</strong>e Information und Schulung der Motorradbegeisterten<br />

organisiert. Dass es dem Unternehmen ernst damit ist, geeignete und s<strong>in</strong>nvolle Maßnah-<br />

Berl<strong>in</strong>. Wer kennt sie nicht, die deutschen<br />

Schauspieler, die Unsterblichkeit<br />

erlangt haben – He<strong>in</strong>z Rühmann,<br />

Hans Albers, Gustaf Gründgens oder<br />

Paul Henckels, Zarah Leander, Kar<strong>in</strong><br />

Himboldt, Marianne Hoppe oder Grete<br />

Weiser. Sie verband vor allem e<strong>in</strong>es:<br />

Sie drehten e<strong>in</strong>ige ihrer bekanntesten<br />

Filme während des Zweiten Weltkriegs<br />

– „Die Feuerzangenbowle“, „Münchhausen“<br />

oder „Große Freiheit Nr. 7“<br />

s<strong>in</strong>d bis heute „Evergreens“. Vielfach<br />

dienten ihre Liebesfilme und Komödien<br />

dem Zweck, <strong>den</strong> Menschen, die <strong>in</strong> die<br />

Lichtspielhäuser strömten, Ablenkung<br />

im Bombenkrieg zu bieten, aber auch,<br />

sie mit versteckter oder offener Propaganda,<br />

wie etwa im Münchhausen-Film,<br />

auf <strong>den</strong> „Endsieg“ e<strong>in</strong>zuschwören.<br />

1941 – also <strong>in</strong> dem Jahr, <strong>in</strong> dem Alfred<br />

Hitchcock se<strong>in</strong>en Krim<strong>in</strong>alfilm<br />

„Verdacht“ mit Cary Grant und Joan<br />

Fonta<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os brachte, James<br />

Stewart mit Lana Turner und Judy<br />

Garland „Mädchen im Rampenlicht“<br />

drehte sowie Laurence Olivier und Vivien<br />

Leigh ihr Publikum mit „Lady Hamilton“<br />

zu Tränen rührten – schrieb<br />

auch das Werk Tegel der Rhe<strong>in</strong>metall-<br />

Borsig <strong>AG</strong> Filmgeschichte.<br />

In der Masch<strong>in</strong>enbauhalle des Borsig-Werkes<br />

am Tegeler See <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

entstan<strong>den</strong> damals Szenen des Films<br />

„Das andere Ich“. Hilde Krahl spielte<br />

die Hauptrolle <strong>in</strong> diesem c<strong>in</strong>eastischen<br />

Werk von Wolfgang Liebene<strong>in</strong>er,<br />

zu dem der Düsseldorfer He<strong>in</strong>rich<br />

Spoerl (Autor der „Feuerzangenbowle“)<br />

das Drehbuch geschrieben hat-<br />

Quelle: Friedrich-Murnau-Stiftung<br />

te. „Die heitere Geschichte um e<strong>in</strong><br />

junges Mädchen, das auf sich selbst<br />

eifersüchtig wird“ – so bewarb der<br />

Filmverleiher Tobis <strong>den</strong> Film auf <strong>den</strong><br />

Aushangplakaten.<br />

Wir wür<strong>den</strong> heute nichts mehr über<br />

die Dreharbeiten im Tegeler Werk wissen,<br />

befände sich im Zentralarchiv<br />

von Rhe<strong>in</strong>metall nicht e<strong>in</strong>e Werkzeitung<br />

der Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig <strong>AG</strong> vom<br />

Januar/Februar 1942. E<strong>in</strong>er kurzen<br />

Notiz nebst e<strong>in</strong>em Bild ist zu entnehmen,<br />

dass die Aufnahmen, die <strong>in</strong> der<br />

fiktiven Masch<strong>in</strong>enfabrik Wuellner<br />

spielten, bei Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig gedreht<br />

wur<strong>den</strong>.<br />

Es dürfte für die Produzenten des<br />

Filmes nicht leicht gewesen se<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>en passen<strong>den</strong> Masch<strong>in</strong>enbaubetrieb<br />

für die Aufnahmen zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>: Die<br />

meisten Berl<strong>in</strong>er Unternehmen produzierten<br />

während des 2. Weltkrieges<br />

Rüstungsgüter; und dort zu filmen<br />

war <strong>den</strong> Filmemachern aus Geheimhaltungsgrün<strong>den</strong><br />

streng untersagt.<br />

Im Borsig-Werk <strong>in</strong> Tegel allerd<strong>in</strong>gs bestand<br />

diese Möglichkeit: Auch <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Jahren nach 1939 erhielt die Rhe<strong>in</strong>me-<br />

men zur Gesundheitsförderung zu unterstützen, zeigte sich auch daran, dass KSPG-Vorstandsmitglied Peter<br />

Sebastian Krause (Foto rechts – 2.v.r.) beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g nicht nur anwesend war, sondern auch aktiv teilnahm.<br />

Im Mittelpunkt des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs stan<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>e fahrpraktische Übungen mit dem eigenen Motorrad und<br />

die sichere Fahrzeugbeherrschung <strong>in</strong> Gefahrensituationen. Sprich die richtige Brems- und Lenktechnik,<br />

Bremsmanöver aus verschie<strong>den</strong>en Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeiten, Schräglage, Kurven fahren und Blickführung.<br />

Wesentliche Bestandteile also, um Gefahrensituationen im Straßenverkehr frühzeitig zu erkennen, sie richtig<br />

e<strong>in</strong>zuschätzen und zu vermei<strong>den</strong>. Für alle Teilnehmer stand am Ende fest: Es war e<strong>in</strong> toller Tag und gut<br />

<strong>in</strong>vestierte Zeit – e<strong>in</strong>e Aktion also, die für je<strong>den</strong> Motorradfahrer zur Nachahmung zu empfehlen ist. akn<br />

Hilde Krahl und Mathias Wiemann <strong>in</strong> „Das andere Ich“: Die Szene entstand im Werk Berl<strong>in</strong>-Tegel der Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig <strong>AG</strong>.<br />

1941 war das Gelände von der Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig <strong>AG</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Tegel Filmkulisse<br />

„Das andere Ich“ mit Hilde Krahl<br />

lb Düsseldorf. In e<strong>in</strong>em Konzern wie der Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong><br />

gibt es immer wieder runde Geburtstage und Jubiläen zu<br />

feiern – nicht nur das Doppeljubiläum zum 100-jährigen<br />

Bestehen der Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong><br />

Jahren 2009 und 2010. Oder das noch bevorstehende<br />

der Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong>, die 2014 auf e<strong>in</strong>e 125-jährige<br />

Geschichte zurückblicken wird. Auch Tochtergesellschaften<br />

und Produkte, prägende Persönlichkeiten und bahnbrechende<br />

Entwicklungen haben ihre „Geburtstage“, die mitunter<br />

e<strong>in</strong>e Rückschau verdienen. Selbst das historische Archiv der<br />

H 75 Jahre Rhe<strong>in</strong>metall Wohnungen:<br />

Das Engagement Rhe<strong>in</strong>metalls im Wohnungsbau<br />

begann nicht erst <strong>in</strong> jüngster<br />

Zeit mit der Beteiligung an der Düsseldorfer<br />

„Unternehmerstadt“ auf dem früheren<br />

Werksgelände <strong>in</strong> Düsseldorf-Derendorf,<br />

sondern bereits vor 75 Jahren.<br />

Damals, 1936, wurde e<strong>in</strong>e Gesellschaft<br />

mit dem sperrigen Namen „Wohnungs-<br />

und Siedlungsgesellschaft Rhe<strong>in</strong>metall-<br />

Borsig‘scher Werks angehöriger mbH“<br />

gegründet, <strong>in</strong> der vor allem die vielen<br />

Berl<strong>in</strong>er Werkswohnungen verwaltet<br />

wur<strong>den</strong>, die Rhe<strong>in</strong>metall zusammen<br />

mit dem Borsigwerk <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Tegel erworben<br />

hatte. Eigene Wohnungen für<br />

Arbeiter hatte Rhe<strong>in</strong>metall bereits seit<br />

1905 <strong>in</strong> Unterlüß gebaut. Mit der Gründung<br />

der neuen Gesellschaft wurde der<br />

enormen Ausweitung des eigenen Wohnungsbestandes<br />

Rechnung getragen,<br />

da die Anzahl der Berl<strong>in</strong>er Werkswohnungen<br />

Borsigs die von Rhe<strong>in</strong>metall <strong>in</strong><br />

Düsseldorf, Unterlüß und Sömmerda<br />

deutlich überstieg. Nach der Trennung<br />

von Borsig wurde die Gesellschaft 1958<br />

<strong>in</strong> „Rhe<strong>in</strong>metall Wohnungen“ umbenannt<br />

– diesen Namen trägt sie bis<br />

heute, auch wenn ke<strong>in</strong> eigener Wohnungsbestand<br />

mehr vorhan<strong>den</strong> ist.<br />

1998 begann der Verkauf der Wohnungen,<br />

der e<strong>in</strong> Jahr später abgeschlossen<br />

wurde.<br />

H 70 Jahre Buck: Vor gut 70 Jahren,<br />

am 15. April 1941, gründete Dr.-<br />

Ing. Hans Buck <strong>in</strong> Eisl<strong>in</strong>gen die Firma<br />

„Buck, Chemische und technische<br />

Qualitätserzeugnisse“. In Göpp<strong>in</strong>gen<br />

und im besetzten Paris ließ er Leuchtsätze,<br />

Brandmittel, chemische Zünder<br />

und Munition fertigen. Dabei hielt er<br />

engen Kontakt mit der Entwicklungsstelle<br />

von Rhe<strong>in</strong>metall-Borsig <strong>in</strong> Leipzig.<br />

Obwohl er <strong>in</strong> der Rüstungs<strong>in</strong>dustrie<br />

tätig war, durfte Hans Buck bereits<br />

1946 mit alliierter Erlaubnis se<strong>in</strong>en Betrieb<br />

neu eröffnen: Mit aus delaborierter<br />

Munition gewonnenem Phosphor<br />

produzierte er – nun <strong>in</strong> Geradstetten<br />

Geschichte(n) im<br />

Geschw<strong>in</strong>dschritt<br />

– Anzünder für Holzgasmotoren und<br />

Phosphorsäure für die Arznei- und<br />

Lebensmittelherstellung sowie Gummiersatzmittel<br />

aus Opanol. Nach der<br />

Gründung der Bundeswehr stieg Hans<br />

Buck erneut <strong>in</strong> die Munitionsfertigung<br />

e<strong>in</strong> und produzierte <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1958 und<br />

1959 neu errichteten Werken <strong>in</strong> Neuenburg<br />

und Fronau die Handflammpatrone<br />

„Hafla“ und künstlich erzeugten<br />

Nebel. E<strong>in</strong>en schweren Rückschlag erlitt<br />

die Firma, als Hans Buck am 28. Januar<br />

1961, also vor etwas mehr als 50<br />

Jahren, an e<strong>in</strong>em Schlaganfall starb.<br />

tall-Borsig <strong>AG</strong> e<strong>in</strong> ziviles Masch<strong>in</strong>enbauprogramm<br />

aufrecht. Allerd<strong>in</strong>gs:<br />

Lokomotiven, wie im Film zu sehen,<br />

wur<strong>den</strong> bei Borsig schon lange nicht<br />

mehr hergestellt; die Dampfrösser<br />

wur<strong>den</strong> extra für <strong>den</strong> Film herbeigeschafft.<br />

Die Geschichte selbst ist e<strong>in</strong>igermaßen<br />

verworren. Eigentlich will die junge<br />

Wiener<strong>in</strong> Magdalena Menzel (Hilde<br />

Krahl) bei <strong>den</strong> Wuellner-Werken und<br />

ihrem Generaldirektor (Erich Ponto)<br />

als technische Zeichner<strong>in</strong> arbeiten,<br />

aber sie bekommt lediglich e<strong>in</strong>e Stelle<br />

Rhe<strong>in</strong>metall <strong>AG</strong> mit se<strong>in</strong>en reichen Aktenbestän<strong>den</strong> <strong>in</strong> Neuss<br />

macht da ke<strong>in</strong>e Ausnahme – im kommen<strong>den</strong> Jahr, also 2012,<br />

existiert es seit 20 Jahren. Bei etlichen geschichtsträchtigen<br />

Anlässen ist es <strong>in</strong>des nicht (immer) möglich, umfang- und<br />

<strong>in</strong>haltsreiche Betrachtungen anzustellen, weil zum Beispiel<br />

das vorhan<strong>den</strong>e Quellenmaterial dafür nicht ausreicht. Damit<br />

diese historischen „Splitter“ aus der Geschichte des 122<br />

Jahre alten Konzerns gleichwohl nicht als Zeitzeugen verloren<br />

gehen, wird „Das Profil“ auf diese Stichtage zukünftig <strong>in</strong> loser<br />

Folge e<strong>in</strong>gehen – mit Geschichte(n) im Geschw<strong>in</strong>dschritt.<br />

Unter se<strong>in</strong>en Söhnen Gert und Hartmut<br />

Buck wurde das Unternehmen e<strong>in</strong><br />

bedeutender Partner der Bundeswehr.<br />

Wesentliche Produkte wur<strong>den</strong> das<br />

Artillerie-Raketensystem „Lars“, die<br />

Nebelmunition für die von Rhe<strong>in</strong>metall<br />

entwickelte Feldhaubitze FH 70, IR-<br />

und Radarsysteme oder die Täuschkörper<br />

„SilverDog“ und „Hot-Dog“ für die<br />

Mar<strong>in</strong>e. 1998 musste Buck Insolvenz<br />

anmel<strong>den</strong>. Unter dem Namen „Buck<br />

Neue Technologien“ bzw. Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Waffe Munition GmbH wer<strong>den</strong> seither<br />

u.a. Antisensorschutzsysteme und Nebelgeschosse<br />

wie das Mar<strong>in</strong>esche<strong>in</strong>ziel<br />

„Mass“ gefertigt.<br />

H 10 Jahre GÜZ: Wesentlich jünger<br />

ist das Gefechtsübungszentrum der<br />

Bundeswehr <strong>in</strong> der Letzl<strong>in</strong>ger Heide<br />

nördlich von Magdeburg <strong>in</strong> Sachsen-<br />

Anhalt. Vor gut e<strong>in</strong>em Jahrzehnt, exakt<br />

am 17. Januar 2001, nahm das seit<br />

1997 durch die damalige STN Atlas<br />

Elektronik GmbH als Konsortialführer<br />

aufgebaute „GÜZ“ offiziell <strong>den</strong> Betrieb<br />

der ersten Hauptausbaustufe auf. Fünf<br />

Jahre nach der Inbetriebnahme, von<br />

2006 bis 2009, führte Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Defence Electronics e<strong>in</strong>e vollständige<br />

Modernisierung der Systemtechnik<br />

der GÜZ-Zentrale durch. 2008 übernahm<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Defence auch <strong>den</strong><br />

Betrieb des Gefechtsübungszentrums,<br />

der vertraglich bis 2014 durchgeführt<br />

wird.<br />

als Werkstattkontorist<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Nachtschicht.<br />

Als sie dann doch die Stelle<br />

als Zeichner<strong>in</strong> erhält, gibt sie deswegen<br />

ihre Arbeit <strong>in</strong> der Nachtschicht<br />

nicht auf und arbeitet stattdessen 16<br />

Stun<strong>den</strong> am Tag. Doch dies sche<strong>in</strong>t<br />

nicht das Problem – dieses stellt sich<br />

pünktlich e<strong>in</strong>, als Mart<strong>in</strong>, der Sohn des<br />

Firmenchefs (Mathias Wiemann), Magdalena<br />

zunächst am Zeichentisch sieht<br />

und später <strong>in</strong> der Werkstatt. Magdalena,<br />

die sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> jungen Mann verliebt<br />

hat, fabuliert ihm gegenüber von<br />

e<strong>in</strong>er Zwill<strong>in</strong>gsschwester, die nachts<br />

<strong>in</strong> der Werkstatt arbeitet. Fortan besitzt<br />

Magdalena nicht nur zwei Jobs,<br />

sondern auch zwei Persönlichkeiten.<br />

Noch komplizierter wird die Geschichte,<br />

als der Werkschutz ihr auf die Spur<br />

kommt und Spionage wittert.<br />

Kultstatus erreichte dieser Film nicht<br />

– im Gegenteil, er geriet irgendwann<br />

<strong>in</strong> Vergessenheit. So ist es ke<strong>in</strong> Wunder,<br />

dass er nicht wie andere berühmt<br />

gewor<strong>den</strong>e Filme aus jener Zeit heute<br />

auf DVD erhältlich ist. Nicht vergessen<br />

dagegen wurde die 1999 verstorbene<br />

Österreicher<strong>in</strong> Hilde Krahl: Sie<br />

machte nach 1945 weiter Filmkarriere<br />

und war noch bis 1996 <strong>in</strong> zahlreichen<br />

Filmen und Fernsehsendungen zu sehen.<br />

1955 drehte sie mit Ewald Balser<br />

und Therese Giehse „K<strong>in</strong>der, Mütter<br />

und e<strong>in</strong> General“, 1960 lieferte sie<br />

sich herrliche Wortduelle mit Gustaf<br />

Gründgens <strong>in</strong> „E<strong>in</strong> Glas Wasser“, und<br />

1976 war sie auch <strong>in</strong> der Krimiserie<br />

„Derrick“ zu sehen.<br />

Dr. Christian Leitzbach


Fotos (4): Heidrun-Cirsten Paulsen<br />

Kiel. „Betriebssport<br />

ist Breiten-, Freizeit-<br />

und Gesundheitssport. Er<br />

wird ausgeübt aus Spaß an der Bewegung,<br />

am Spiel und im Interesse<br />

der körperlichen Fitness“, lautet die<br />

Defi nition auf der Internetseite des<br />

Betriebssportverbandes Kiel. Diesem<br />

Motto hatten sich auch e<strong>in</strong>ige Rhe<strong>in</strong>metall-Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

am Defence-<br />

Standort Kiel verschrieben, als sie im<br />

Frühjahr 2006 offi ziell die Betriebssportgruppe<br />

Damenfußball <strong>in</strong>s Leben<br />

riefen.<br />

Der offi ziellen Gründung vorausgegangen<br />

war damals die spontane<br />

Teilnahme am „Leo-2-Fußballcup“ im<br />

Jahr zuvor – mit beachtlichem Erfolg.<br />

Auf Anhieb bezwang e<strong>in</strong> Team von 16<br />

Power-Frauen der Standorte Kiel und<br />

Kassel (Rhe<strong>in</strong>metall Landsysteme<br />

GmbH) sowie Bremen (Rhe<strong>in</strong>metall<br />

Defence Electronics GmbH) bei dem<br />

Turnier e<strong>in</strong>e „Promi-Mannschaft“, die<br />

ausschließlich mit männlichen Kollegen<br />

aus der Führungsebene besetzt<br />

war. Den verme<strong>in</strong>tlichen sportlichen<br />

Nachteil als re<strong>in</strong>e Frauenmannschaft<br />

konnten die Hobbyfußballer<strong>in</strong>nen<br />

nicht zuletzt dank ihres damaligen<br />

Tra<strong>in</strong>ers Dirk Bröker kompensieren.<br />

Bröker, der beim Kieler Fahrzeugspezialisten<br />

im Logistikbereich beschäftigt<br />

ist, betreut die Mannschaft auch<br />

heute noch gelegentlich. Zuletzt war<br />

se<strong>in</strong>e Expertise im Rahmen der Vorbereitung<br />

auf <strong>den</strong> „Kieler Company Cup“<br />

im Sommer 2010 gefragt. Hier erreichte<br />

das Team e<strong>in</strong>en respektablen Platz<br />

unter <strong>den</strong> besten 16 – bei <strong>in</strong>sgesamt<br />

32 Teilnehmern.<br />

Angela Goergens (Foto l<strong>in</strong>ks), Sachbearbeiter<strong>in</strong><br />

im Bereich Produktmanagement,<br />

gehört zu <strong>den</strong> Gründungsmitgliedern<br />

der Gruppe. Von ihren<br />

Kollegen als „gute Seele“ der Mannschaft<br />

außeror<strong>den</strong>tlich geschätzt, erzählt<br />

die 50-Jährige im Rückblick: „Mit<br />

e<strong>in</strong>er besonderen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmethode,<br />

dem so genannten Coerver Coach<strong>in</strong>g,<br />

vermittelt Bröker, der sich auch privat<br />

als Ausbilder für DFB-Tra<strong>in</strong>er engagiert,<br />

nicht nur Ballgefühl und Körperbeherrschung,<br />

sondern vor allem Spielfreude.<br />

Deshalb haben wir uns 2006 mit<br />

der Bitte an ihn gewandt, <strong>den</strong> Tra<strong>in</strong>erposten<br />

zu übernehmen – mit Erfolg.“<br />

Vor etwa zwei Jahren hat RLS-Konfi gurationsmanager<br />

Siegfried Görsch, mit<br />

58 Jahren der Älteste auf dem Platz,<br />

se<strong>in</strong>en Vorgänger als Coach der Gruppe<br />

abgelöst. Auch unter se<strong>in</strong>er Anleitung<br />

bewegt sich die Motivation der<br />

Spieler unverändert<br />

auf höchstem Niveau.<br />

Beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g folgen<br />

<strong>in</strong> der Regel nach<br />

der Aufwärmphase e<strong>in</strong>ige<br />

Technikübungen,<br />

bevor <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Teams<br />

gegene<strong>in</strong>ander gespielt<br />

wird. Dies ist<br />

stets auch der eigentliche<br />

Höhepunkt –<br />

und die Freude<br />

am Spiel ist<br />

allen Rhe<strong>in</strong>metall-Kickern<br />

sichtlich anzumerken. E<strong>in</strong>ige der<br />

Teammitglieder s<strong>in</strong>d im Übrigen privat<br />

im Fußballvere<strong>in</strong> aktiv oder halten sich<br />

mit anderen Sportarten zusätzlich fi t.<br />

Die Betriebssportgruppe tra<strong>in</strong>iert im<br />

Sommer zweimal monatlich auf dem<br />

Kieler Nordmarksportfeld, während des<br />

W<strong>in</strong>ters trifft man sich e<strong>in</strong>mal im Monat<br />

im Fußballcenter Pagelsdorf <strong>in</strong> Kiel-<br />

Mettenhof.<br />

E<strong>in</strong>ige der RLS-Kicker spielen mittlerweile<br />

seit über fünf Jahren zusammen<br />

– andere wiederum haben die Mannschaft<br />

im Laufe der<br />

Zeit verlassen. „E<strong>in</strong><br />

Großteil der Damen<br />

aus der Anfangszeit<br />

ist heute leider<br />

nicht mehr dabei<br />

– meist waren gesundheitliche<br />

oder<br />

private Gründe dafür<br />

verantwortlich; manche<br />

der Frauen haben<br />

auch das Unternehmen<br />

verlassen“, erklärt Goergens.<br />

Fußballteam <strong>in</strong> Kiel – e<strong>in</strong>e Crew der besonderen Art<br />

Damen s<strong>in</strong>d im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

die treffsicheren Torjäger<br />

Ersetzt wur<strong>den</strong> sie meist durch<br />

männliche Kollegen. „Etwas<br />

größer und deutlich gemischter<br />

ist die Mannschaft mittlerweile.<br />

Bei Turnieren fallen wir <strong>in</strong> dieser<br />

gemischten Konstellation natürlich<br />

schon auf“, schildert Konstrukteur<strong>in</strong><br />

Uta Letmathe, die von Beg<strong>in</strong>n an dabei<br />

ist und als E<strong>in</strong>zige der Damen bereits<br />

vorher im Vere<strong>in</strong> Fußball gespielt hat:<br />

„2008 <strong>in</strong> Ústí (Tschechien) wur<strong>den</strong> wir<br />

beim Rhe<strong>in</strong>metall-Fußballturnier von<br />

jüngeren Männern zuerst ausgelacht.<br />

Letztendlich mussten sie später <strong>in</strong>des<br />

e<strong>in</strong>gestehen, dass wir e<strong>in</strong> ernst zu<br />

nehmender Gegner waren.“<br />

Beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g stehen heute meist<br />

vier Frauen und neun Männer auf dem<br />

Platz. Dass es sich bei der Gruppe ursprünglich<br />

um e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Frauenteam<br />

handelte, merkt man allerd<strong>in</strong>gs nach<br />

wie vor. „Beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g entschuldigen<br />

sich die Damen zwischendurch immer<br />

noch, wenn sie sich gegen ihre männlichen<br />

Kollegen durchsetzen“, erklärt<br />

Coach Görsch mit e<strong>in</strong>em Lächeln. „Das<br />

Tolle aber ist, dass das Zusammenspiel<br />

<strong>in</strong> der gemischten Mannschaft<br />

so gut funktioniert. Zu<br />

unseren festen Regeln beim<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g gehört es<br />

zum Beispiel,<br />

dass die<br />

Mädels die Tore schießen. So wird jeder<br />

e<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong> und der Druck rausgenommen.“<br />

Heute bildet das Team e<strong>in</strong>en bemerkenswerten<br />

alters-spezifi schen<br />

Querschnitt durch das gesamte Unternehmen.<br />

Mit ihren 21 Jahren s<strong>in</strong>d die<br />

Azubis Matthias Nehls und Kathar<strong>in</strong>a<br />

Putzig, beide angehende Wirtschafts<strong>in</strong>genieure,<br />

die jüngsten Mitspieler;<br />

ihre ältesten Kicker-Kollegen im RLS-<br />

Team s<strong>in</strong>d dagegen bereits über 50.<br />

Ebenso bee<strong>in</strong>druckend ist die Vielzahl<br />

der verschie<strong>den</strong>en Abteilungen, die <strong>in</strong><br />

der Gruppe vertreten s<strong>in</strong>d. Unter <strong>den</strong><br />

Kickern fi n<strong>den</strong> sich Entwicklungs<strong>in</strong>genieure,<br />

Kaufl eute, Konfi gurationsmanager,<br />

Konstrukteure und<br />

Logistiker. Darüber, dass sich<br />

das geme<strong>in</strong>same Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g positiv<br />

auf das Klima im Unternehmen<br />

auswirkt, ist man<br />

sich <strong>in</strong> der Mannschaft<br />

e<strong>in</strong>ig. „Der Fußball<br />

steigert die I<strong>den</strong>tifi<br />

kation mit dem<br />

Arbeitgeber und<br />

führt dank der<br />

g u t e n<br />

zwischenmenschlichen<br />

Kontakte auf dem<br />

Rasen auch dienstlich zu<br />

kurzen Wegen“, bilanziert<br />

Angela Goergens: „Wenn man<br />

so will, s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>e Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaft<br />

der ganz besonderen<br />

Art.“<br />

Fragt man sie oder Siegfried Görsch<br />

nach ihren Wünschen für die Zukunft,<br />

stehen zwei D<strong>in</strong>ge ganz oben auf ihrer<br />

Liste: Zum e<strong>in</strong>en würde man sich besonders<br />

über weiblichen Nachwuchs<br />

zur Verstärkung des Teams freuen.<br />

Zum anderen, da s<strong>in</strong>d sich beide ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>ig, „käme uns e<strong>in</strong> Sponsor für<br />

e<strong>in</strong>en Satz Trikots alles andere als ungelegen<br />

. . .“. Patrick Rohmann<br />

Cartoons (2): Dirk Meissner


Compos<strong>in</strong>g: frei-stil<br />

E<strong>in</strong>e Physiotherapeut<strong>in</strong> der SRH Bad Wimpfen zeigt Horst B<strong>in</strong>nig (r.), Vorsitzender der Geschäftsleitung von KS Kolbenschmidt und KS Alum<strong>in</strong>ium-Technologie, wie der 1,50 Meter lange Stabilisationsstab funktioniert.<br />

Cartoon: Dirk Meissner<br />

„Profil“-Interiew mit KSPG-Personalvorstand Peter Sebastian Krause<br />

Gesundheit ist die Basis für <strong>den</strong> Erfolg<br />

msc Neckarsulm/Neuss. Gesundheit ist e<strong>in</strong> hoher <strong>in</strong>dividueller Wert – aber auch von nicht zu unterschätzender Bedeutung für<br />

<strong>den</strong> Unternehmenserfolg. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em oft hektischen Alltag der gute Vorsatz, gesund zu leben,<br />

oft leichter gefasst als umgesetzt ist. Mit der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es betrieblichen Gesundheitsmanagements will Kolbenschmidt<br />

Pierburg (KSPG) die Gesundheit der Mitarbeiter nachhaltig fördern und bietet dazu nicht nur e<strong>in</strong>e Fülle von sportlichen Kursen<br />

und Aktivitäten, sondern auch Maßnahmen beispielsweise zur Suchtprävention an. Doch wie kam es zu der Entscheidung, e<strong>in</strong><br />

betriebliches Gesundheitsmanagement e<strong>in</strong>zurichten, und <strong>in</strong>wiefern profitieren sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen davon?<br />

„Das Profil“ sprach darüber mit Peter Sebastian Krause (Foto unten), Mitglied des KSPG-Vorstandes und Arbeitsdirektor.<br />

Profil: Stichwort „betriebliches Gesundheitsmanagement“<br />

– was darf<br />

man sich <strong>den</strong>n darunter vorstellen?<br />

Krause: Mit dem Thema verb<strong>in</strong><strong>den</strong> wir<br />

mehr als man auf <strong>den</strong> ersten Blick mit<br />

dem Begriff Gesundheitsmanagement<br />

verb<strong>in</strong>det. Uns ist sehr bewusst, dass<br />

unsere Mitarbeiter beruflich wie privat<br />

Anforderungen und Erwartungen<br />

ausgesetzt s<strong>in</strong>d, die sie körperlich und<br />

mental stark fordern. Aus diesem Grund<br />

versuchen wir, mit <strong>den</strong> Maßnahmen des<br />

Gesundheitsmanagements Angebote zu<br />

machen, die helfen können, solche<br />

Belastungen auszugleichen. In<br />

der Praxis umfasst dies Maßnahmen<br />

zur Gesundheitsförderung<br />

wie Sportangebote, Kurse oder Massagen,<br />

sowie die Bereiche Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz, Suchtprävention und<br />

Betriebliches E<strong>in</strong>gliederungsmanagement.<br />

Letzteres befasst sich vor allem mit<br />

der Wiedere<strong>in</strong>gliederung von Mitarbeitern<br />

nach längerer Arbeitsunfähigkeit.<br />

Profil: Wie wird das organisiert?<br />

Krause: Die organisatorische Seite<br />

sieht so aus, dass jeder Standort<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Gesundheitskoord<strong>in</strong>ator<br />

hat, der sich um das Gesundheitsmanagement<br />

kümmert. Im<br />

Übrigen wird das Thema sowohl<br />

seitens der Personalverantwortlichen<br />

als auch des Betriebsrats<br />

getragen und ist <strong>in</strong> Rahmen-Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />

geregelt.<br />

Profil: Aber – kritisch h<strong>in</strong>terfragt –<br />

gab es <strong>den</strong>n nicht schon immer E<strong>in</strong>-<br />

msc Neckarsulm/Neuss. Gesundheit ist nicht nur<br />

von hoher <strong>in</strong>dividueller Bedeutung, sondern auch<br />

wichtig für <strong>den</strong> Unternehmenserfolg. Die Kolbenschmidt<br />

Pierburg <strong>AG</strong> fördert mit dem betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagement nachhaltig das Wohlergehen<br />

ihrer Mitarbeiter. Den strategischen Aufbau des<br />

Gesundheitsmanagements verdeutlicht e<strong>in</strong> Säulensystem,<br />

dessen Basis die Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

s<strong>in</strong>d. Getragen wird das System von vier<br />

Säulen: Suchtprävention, Arbeits- und Gesundheitsschutz,<br />

Betriebliches E<strong>in</strong>gliederungsmanagement<br />

und Gesundheitsförderung.<br />

Während es beim Arbeits- und Gesundheitsschutz um<br />

die Vermeidung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten<br />

geht, kümmert sich das Betriebliche E<strong>in</strong>gliede-<br />

rungsmanagement um die Wiederaufnahme der Arbeit<br />

nach längeren Krankheitsphasen und versucht vorbeugend<br />

tätig zu se<strong>in</strong>, damit vorhan<strong>den</strong>e gesundheitliche<br />

E<strong>in</strong>schränkungen sich nicht weiter verschlechtern. Unter<br />

„Gesundheitsförderung“ s<strong>in</strong>d schließlich alle Aktivitäten<br />

zusammengefasst, bei <strong>den</strong>en die Mitarbeiter<br />

ihre Gesundheit aktiv stärken können.<br />

Beim Lenkungskreis laufen die Fä<strong>den</strong> aus <strong>den</strong> vier<br />

genannten Säulen zusammen. Geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Gesundheitskoord<strong>in</strong>ator, dem B<strong>in</strong>deglied zwischen<br />

<strong>den</strong> Säulen und dem Lenkungskreis, steuert und<br />

kontrolliert der Lenkungskreis die systematische<br />

Umsetzung aller Maßnahmen. „Visualisiert wird das<br />

Gesundheitsmanagement durch das Logo, das e<strong>in</strong>en<br />

farbigen Menschenreigen zeigt, und <strong>den</strong> Slogan ‚Gesundheit<br />

ist MehrWert‘“, erklärt Werner Böckle, Leiter<br />

des Bereichs Führungskräfteentwicklung/Grundsatzfragen<br />

der Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong>, der die Thematik<br />

Gesundheitsmanagement unternehmensweit<br />

richtungen wie zum Beispiel e<strong>in</strong>en Betriebsarzt?<br />

Krause: Ja, das ist richtig. Ärztliche<br />

Vorsorgeuntersuchungen für bestimmte<br />

Berufsgruppen oder Sicherheitsbeauftragte,<br />

die über Schutzmaßnahmen<br />

am Arbeitsplatz aufklären und ergonomische<br />

Gegebenheiten verbessern, gibt<br />

es natürlich schon seit längerer Zeit.<br />

Mit der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements rücken jetzt<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch weitere Bereiche <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Mittelpunkt – und dies mit gesteigerter<br />

Nachhaltigkeit und mehr Schlagkraft.<br />

Ich <strong>den</strong>ke hier an Maßnahmen zur Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />

nach Krankheiten<br />

oder Kurse zur Gesunderhaltung wie<br />

Wirbelsäulengymnastik oder Ernährungsberatungen.<br />

Profil: Und warum gew<strong>in</strong>nen alle diese<br />

Bauste<strong>in</strong>e gerade jetzt an Bedeutung?<br />

Krause: Dafür gibt es mehrere Gründe.<br />

Zum e<strong>in</strong>en bil<strong>den</strong> motivierte und<br />

gesunde Mitarbeiter die Basis für <strong>den</strong><br />

Unternehmenserfolg. Zum anderen<br />

kommt der Gesundheit und Ausgeglichenheit<br />

bei steigen<strong>den</strong> Anforderungen<br />

im beruflichen und privaten Alltag auch<br />

aus Sicht der Mitarbeiter e<strong>in</strong>e immer<br />

wichtigere Rolle zu. H<strong>in</strong>sichtlich des<br />

sich abzeichnen<strong>den</strong> demographischen<br />

Wandels wissen wir heute schon, dass<br />

unsere heutigen und künftigen Mitarbeiter<br />

e<strong>in</strong>e längere Lebensarbeitszeit<br />

haben wer<strong>den</strong> als die Generationen<br />

vorher. In diesem Zusammenhang ist<br />

das Thema Gesunderhaltung besonders<br />

wichtig, und wir sehen hier als<br />

Unternehmen e<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe.<br />

Profil: Verraten Sie uns zum Abschluss<br />

noch, wie Sie persönlich zum<br />

Thema Gesundheitsmanagement stehen,<br />

und ob Sie auch an Kursen teilnehmen?<br />

Krause: Ich me<strong>in</strong>e, die E<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong>es betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

ist e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für uns alle.<br />

Persönlich sehe ich auch e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Aspekt dar<strong>in</strong>, mit der Gesundheitsförderung<br />

auf e<strong>in</strong>e gewisse Art zur<br />

Work-Life-Balance und zum kollegialen<br />

Mite<strong>in</strong>ander beizutragen. Dabei <strong>den</strong>ke<br />

ich besonders an Aktionen wie „Mit<br />

dem Fahrrad zu KS“ oder Walk<strong>in</strong>gund<br />

Laufgruppen, die es ja schon an<br />

vielen Standorten gibt. Am Pierburg-<br />

Standort <strong>in</strong> Neuss gibt es regelmäßig<br />

e<strong>in</strong> Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für Motorradfahrer,<br />

an dem ich mit großem<br />

Interesse teilgenommen habe (siehe<br />

auch „Profil“-Seite 16).<br />

betreut. „Maßnahmen wie <strong>den</strong> Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

gibt es zwar schon länger; neu ist aber,<br />

dass das Gesamtpaket Gesundheitsmanagement als<br />

strategische E<strong>in</strong>heit und mit mehr Nachdruck betrieben<br />

wird.“<br />

Auch seitens der Arbeitnehmervertreter ist die Initiative<br />

verb<strong>in</strong>dlich vere<strong>in</strong>bart, Unterkonzern-Betriebsratsvorsitzender<br />

He<strong>in</strong>rich Kmett erläutert: „Ich freue<br />

mich sehr darüber, dass wir das Gesundheitsmanagement<br />

aktiv betreiben und e<strong>in</strong>e entsprechende Rahmenbetriebsvere<strong>in</strong>barung<br />

abgeschlossen haben. Wichtig<br />

ist nicht nur, <strong>den</strong>jenigen zu helfen, die krank s<strong>in</strong>d, sondern<br />

präventiv e<strong>in</strong>zugreifen, so dass Krankheiten erst<br />

gar nicht auftreten.“ Für die e<strong>in</strong>zelnen KSPG-Standorte<br />

wur<strong>den</strong> örtliche Betriebsvere<strong>in</strong>barungen geschlossen,<br />

Kolbenschmidt Pierburg setzt auf betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

MehrWert hat strategische Ausrichtung<br />

die die Aktivitäten, abgestimmt auf die Bedürfnisse<br />

des jeweiligen Standortes, regeln.<br />

Angebote im Zusammenhang mit dem betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagement gibt es mittlerweile unternehmensweit,<br />

künftig sollen es noch mehr wer<strong>den</strong>. Bei der<br />

KS Gleitlager GmbH <strong>in</strong> Papenburg entstand zum Beispiel<br />

die Aktion „Mit dem Rad zu KS“, durch die Mitarbeiter<br />

motiviert wer<strong>den</strong> sollen, das Auto stehen zu lassen. Am<br />

Standort <strong>in</strong> St. Leon-Rot gehen an <strong>den</strong> regelmäßig stattf<strong>in</strong><strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Gesundheitstagen Sporttherapeuten durch die<br />

Werkhallen und bieten speziell auf <strong>den</strong> jeweiligen Arbeitsplatz<br />

angepasste Übungen an. Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

für Motorradfahrer f<strong>in</strong><strong>den</strong> <strong>in</strong> regelmäßigen Abstän<strong>den</strong> bei<br />

der Pierburg GmbH <strong>in</strong> Neuss statt. Am KSPG-Firmensitz<br />

<strong>in</strong> Neckarsulm wurde e<strong>in</strong> Gymnastikraum e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

der für Angebote wie „Fit <strong>in</strong> <strong>den</strong> Tag“, e<strong>in</strong>e 15-m<strong>in</strong>ütige bewegte<br />

Pause, rege genutzt wird. Weitere Entspannungskurse<br />

wie Yoga und Autogenes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d zudem am<br />

Pierburg-Standort <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> geplant.

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