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Jahresbericht 2002 - Erzeugerring Westfalen e.G.

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ERZEUGERRING WESTFALEN e G<br />

Nevinghoff 40, 48147 Münster<br />

Postfach 2528, 48012 Münster<br />

Tel.: 0251 / 28501 – 0<br />

Fax: 0251 / 28501 – 50<br />

www.erw-wl.de<br />

VORGELEGT ZU DEN BEZIRKSVERSAMMLUNGEN 2003<br />

Bei Nachdruck – auch auszugsweise – wird um Quellenangabe<br />

und ein Belegexemplar an den Herausgeber gebeten.<br />

1


Inhalt<br />

Seite<br />

1 Vorwort<br />

Helmut Bergerbusch 5<br />

2 Geschäftsbericht<br />

Christa Niemann<br />

6<br />

3 Schweinemast – Jahresergebnisse 2001/<strong>2002</strong><br />

Georg Freisfeld<br />

12<br />

4 Ferkelerzeugung – Jahresergebnisse 2001/<strong>2002</strong><br />

Reinhard Hinken<br />

15<br />

5 Neu: Milchviehberatung<br />

Christa Niemann<br />

18<br />

6 Was ein Umrauschtag heute kostet<br />

Georg Freisfeld<br />

19<br />

7 Zukunftsorientierte Erfolgsstrategien für die Schweinemast<br />

-Fortbildung für Mäster-<br />

Georg Freisfeld<br />

23<br />

8 SNW–Piétraineber – auf „Herz und Nieren“ geprüft<br />

Dr. Markus Haarannen, Schweineerzeuger Nord-West<br />

25<br />

9 Leistungsreserven bei Ferkelerzeugern mobilisieren<br />

Dr. Anja Riesenbeck, GFS<br />

29<br />

10 Einmalimpfung gegen Mykoplasmen<br />

Dr. Andreas Becker, Pfizer<br />

33<br />

11 Nach BESTSCHWEIN nun auch BESTFERKEL<br />

Christian Disselmann, Westfleisch Hamm<br />

34<br />

12 Salmonellenkontrolle im Schweinebestand<br />

Dr. Thomas Große Beilage – PIC Regionaltierarzt<br />

37<br />

13 CCM-Silierverluste vermeiden – Futterhygiene sichern<br />

Dr. Sabine Rahn, RCG<br />

40<br />

14 Gruppenhaltung für tragende Sauen<br />

Franz-Josef Eling und Bernd Debbert<br />

43<br />

15 Neues Tierarzneimittelgesetz<br />

Dr. Werner Schulze-Grotthoff, LK <strong>Westfalen</strong>-Lippe<br />

45<br />

16 Abluftreinigung – Technik der Zukunft<br />

Michael Marks, RCG<br />

47<br />

17 Gemeinsam zum Betriebserfolg – eine Betriebsreportage<br />

Werner Winkelkötter<br />

51<br />

18 Fütterung von Ferkeln und Mastschweinen unter dem Einfluss verschiedener<br />

Viruserkrankungen<br />

Dr. Maria Mester<br />

54<br />

19 Closed Herd Multiplication – Chance und Risiko<br />

Christian Seeber, JSR<br />

61<br />

20 Wachstum in der Sauenhaltung – Neue Ansätze und Perspektiven<br />

Heinz Thier, BSB-GmbH – Landw. Buchstelle, Münster<br />

64<br />

21 Änderung in der Betriebszweigauswertung Schweinemast<br />

Willi Rottler, VzF-Verbund<br />

68<br />

22 Fruchtbarkeitsmonitoring<br />

Norbert Oenning, Sigrid Johanning<br />

70<br />

23 Qualität und Sicherheit (Q + S)<br />

Christa Niemann<br />

74<br />

24 Mitglieder der Verwaltungsorgane 75<br />

25 Mitarbeiter des ERW 76<br />

3


4<br />

Sehr geehrtes Mitglied,<br />

nach den gesetzlichen Bestimmungen<br />

sind wir verpflichtet, unseren Geschäfts-<br />

betrieb auf den Kreis der Mitglieder zu<br />

beschränken, die landwirtschaftliche Be-<br />

triebe führen.<br />

Sofern Ihre Mitgliedschaft, Anschrift oder<br />

die genannten Voraussetzungen nicht mehr<br />

zutreffen, bitten wir Sie, uns die Änderungen<br />

umgehend mitzuteilen.<br />

Wir möchten darauf hinweisen, dass jeweils<br />

der Hofbesitzer die Mitgliedschaft erwerben<br />

muss. Hofbesitzer ist in der Regel der Eigen-<br />

tümer, wenn nicht ein Nießbrauch-, Pacht- oder<br />

ähnliches Rechtsverhältnis besteht.<br />

Mit genossenschaftlichem Gruß<br />

DER VORSTAND<br />

Druckfehler<br />

"Wenn Sie einen Druckfehler finden,<br />

bedenken Sie bitte, dass war<br />

beabsichtigt.<br />

Unser <strong>Jahresbericht</strong> bringt für jeden<br />

etwas, denn es gibt Leute, die immer<br />

nach Fehlern suchen"


1. Vorwort<br />

Sehr geehrtes Mitglied,<br />

in Zeiten, in denen Ihre betrieblichen Entscheidungen beeinflusst<br />

durch<br />

- wirtschaftliche Höhen und Tiefen<br />

- stark ideologisch geprägte politische Rahmenbedingungen<br />

- eine sich ständig verändernde europäische Wettbewerbssituation<br />

gefällt werden müssen, möchte ich mich bei Ihnen für das<br />

entgegengebrachte Vertrauen herzlich bedanken.<br />

Ihre aktive Mitarbeit und rege Inanspruchnahme unserer Beratung<br />

ist uns, dem Ehrenamt, ständiger Ansporn, den <strong>Erzeugerring</strong><br />

in ihrem Sinne zu gestalten, Problemlösungen zu<br />

suchen und zukunftsweisende Projekte zu begleiten.<br />

Der Erfolg Ihrer Betriebe und Familien ist der Maßstab für<br />

unser Denken und Handeln.<br />

Durch Kontinuität und Kreativität wollen und werden wir auch<br />

in Zukunft für Sie Partner in vielen Bereichen sein.<br />

Für das Jahr 2003 wünsche ich uns einen intensiven Gedankenaustausch<br />

und eine konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Helmut Bergerbusch<br />

Aufsichtsratsvorsitzender<br />

5


6<br />

2 Geschäftsbericht <strong>2002</strong><br />

Das abgelaufene Jahr hat der Landwirtschaft in vielerlei Hinsicht viele Probleme beschert.<br />

Es hat zwar keine großen Seuchenzüge wie im Vorjahr gegeben. Dennoch war es wirtschaftlich<br />

und politisch ein sehr unruhiges Jahr. Die Unsicherheit innerhalb der Landwirtschaft war<br />

noch nie so groß.<br />

Verschiedene neue Vorschriften wie die Schweinehaltungsverordnung oder das Tierarzneimittelneuordnungsgesetz<br />

haben ebenso wie die Steuerdiskussion zum Jahresende dazu<br />

beigetragen, dass deutlich weniger in die Schweinehaltung investiert wurde als in der Vergangenheit.<br />

Der Strukturwandel hat auch im Jahr <strong>2002</strong> nicht halt gemacht. Im Gegenteil, es gab deutlich<br />

mehr Betriebsaufgaben als in der Vergangenheit, selbst größere Betriebe haben für sich die<br />

Konsequenzen gezogen und sind aus der Produktion ausgestiegen.<br />

Um das Verbrauchervertrauen nach den verschiedenen Skandalen wieder zu gewinnen, hat<br />

die Landwirtschaft zusammen mit den Berufsverbänden, Beratungsträgern, den Futtermittelherstellern,<br />

der Fleischbranche und Fachverbänden das Sicherungssystem „Qualität und<br />

Sicherheit“ auf den Weg gebracht.<br />

Die Landwirtschaft muss diese Chance nutzen, um das Verbrauchervertrauen wieder zu sichern,<br />

und den Weg des Lebensmittels Fleisch offen legen.<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> beschreitet im nächsten Jahr neue Wege, um langfristig die eigene Existenz<br />

zu sichern. Ab Anfang 2003 wird neben der Beratung im Schweinebereich auch die<br />

Milchviehberatung angeboten. Die bisherigen Erfahrungen mit den Schweinen sollen genutzt<br />

werden, um eine ähnliche Beratung für Milchkühe anzubieten, wie sie bei den Sauenbetrieben<br />

durchgeführt wird.<br />

Mitgliederbewegungen<br />

In <strong>Westfalen</strong> wie auch in allen anderen Bundesländern ist der Strukturwandel immer weiter<br />

fortgeschritten. Viele Betriebe, darunter auch existenzfähige, scheiden aus der Produktion<br />

aus, da die derzeitigen und zukünftigen Rahmenbedingungen keine Anreize zum Verbleiben<br />

in der Produktion schaffen.<br />

Ganz anders sieht es dagegen bei den <strong>Erzeugerring</strong>-Betrieben aus. Wer intensive Beratung<br />

in Anspruch nimmt, beabsichtigt normalerweise, in der Produktion zu bleiben. Daher ist auch<br />

die Quote der ausscheidenden Betriebe im ERW sehr viel niedriger als im Landesschnitt.<br />

Im Jahr <strong>2002</strong> hat der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> insgesamt 905 aktive Betriebe betreut. Auf<br />

Produktionsrichtungen aufgeteilt waren das 468 Mäster, 310 Ferkelerzeuger, 113 kombinierte<br />

Betriebe und 14 Ferkelaufzuchtstationen.<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> hat insgesamt 43 neue Mitgliedsbetriebe bekommen, Kündigungen gab es<br />

46, davon waren 26 aktive Betriebe. Die Berater haben in <strong>2002</strong> etwa 6.740 einzelbetriebliche<br />

Beratungen durchgeführt.<br />

Seminare/Fortbildungen<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> als Spezialberatungsunternehmen bietet neben der Intensiv-<br />

Beratung auch verschiedene Seminare und Fortbildungsveranstaltungen für Schweinehalter<br />

an.


Seminar für Sauenhalter 24.02. - 25.02.<strong>2002</strong><br />

In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Hannover fand im Februar <strong>2002</strong> ein Seminar<br />

für Sauenhalter an der IPC Plant Dier in Horst statt.<br />

Themenschwerpunkte bildeten die Optimierung von Haltung und Lüftung, um die Atemwegserkrankungen<br />

zu verringern. Die Schulung war verbunden mit einem Besuch des Sauenstalles<br />

von Horst.<br />

Wichtig für die Teilnehmer waren besonders die am Rande der Veranstaltung stattfindenden<br />

Gespräche mit den Berufskollegen. Dort wurden eine Menge Erfahrungen und wertvolle<br />

Tipps ausgetauscht, um die Sauenhaltung zu verbessern.<br />

Bezirksversammlungen 05.03. – 20.03.<strong>2002</strong><br />

Anfang März <strong>2002</strong> fanden die Bezirksversammlungen des <strong>Erzeugerring</strong>es <strong>Westfalen</strong> statt.<br />

Insgesamt waren es sechs Veranstaltungen, die regional von Brakel bis Rhede-Vardingholt<br />

reichten.<br />

Themenschwerpunkte waren:<br />

- das Artikelgesetz – welche Folgen für die Landwirtschaft<br />

- Schadnager – Vorbeugung, Bekämpfung und Dokumentation<br />

- Auswertungen – Mast und Ferkelerzeugung<br />

- Sensorfütterung – wichtige Tipps für den richtigen Umgang<br />

In den Versammlungen greifen wir immer aktuelle Themen auf und laden Gastreferenten ein,<br />

um möglichst umfassende und kompetente Informationen zu liefern.<br />

Großes Interesse gab es bei dem Thema Artikelgesetz und die Folgen.<br />

Aber auch die Schadnager waren ein wichtiges Thema, da im Rahmen von Q + S die Bekämpfung<br />

nachgewiesen und dokumentiert werden muss.<br />

Der richtige Umgang mit der Sensorfütterung ist nach wie vor nicht ganz einfach und Praxiserfahrungen<br />

wurden dankbar aufgenommen.<br />

KonRAT-Seminar 29.05.<strong>2002</strong><br />

Das Kontrollprogramm KonRAT unterstützt die Kontrolle von Schlachtabrechnungen. Es erlaubt<br />

weiterhin die Überprüfung von Masken und den Maskenvergleich von verschiedenen<br />

Abrechnungsmasken. Die praktische Anwendung von KonRAT konnten Landwirte auf dem<br />

KonRAT-Seminar erlernen. Jeder Teilnehmer hatte einen PC zur Verfügung und konnte die<br />

eigenen Schlachtabrechnungen erfassen und auswerten. Durch diese praktischen Übungen<br />

waren die Teilnehmer am Ende des Tages in der Lage, eigene Schlachtabrechnungen zu<br />

erfassen, auszuwerten und das Ergebnis zu interpretieren.<br />

Ferkelerzeuger-Versammlungen 26.11. – 10.12.<strong>2002</strong><br />

Direkt nach der Eurotier fanden unsere Ferkelerzeuger-Versammlungen statt. Ähnlich wie<br />

die Bezirksversammlungen werden diese in den Regionen abgehalten. Insgesamt gab es<br />

sechs Veranstaltungen.<br />

Themenschwerpunkte waren:<br />

- Jahresauswertungen – Tendenzen und Ergebnisse<br />

- Wachstum in der Sauenhaltung – Neue Ansätze und Perspektiven<br />

- Gruppenhaltung für Sauen – verschiedene Systeme<br />

- Säureeinsatz in der Fütterung – Möglichkeiten und Chancen<br />

Bei dem Thema „Wachstum in der Sauenhaltung“ ging es insbesondere um neue Formen<br />

von Kooperationen. Hier wurde teilweise sehr kontrovers diskutiert.<br />

7


8<br />

Die neue Schweinehaltungsverordnung schreibt die Gruppenhaltung vor. Verschiedene Systeme<br />

wurden mit Stärken und Schwächen vorgestellt.<br />

In Zukunft kann der Säureeinsatz in der Fütterung noch sehr wichtig werden. Gesetzliche<br />

Vorschriften und auch die Bedingungen während der Ernte werden den Einsatz fördern.<br />

Crash-Kurs für Schweinemäster 12.12.<strong>2002</strong><br />

Erstmals fand ein Crash-Kurs für Schweinemäster unter der Überschrift „Zukunftsorientierte<br />

Erfolgsstrategien für die Schweinemast“ statt. Diese Fortbildung für Mäster wird zusammen<br />

von der GFS und dem <strong>Erzeugerring</strong> veranstaltet. Die Themenschwerpunkte lagen beim<br />

Stallbau (gesetzliche Vorschriften, Fütterungs- und Haltungstechnik), Zusammenarbeit zwischen<br />

Ferkelerzeuger und Mäster, Betriebszweiganalyse und die GFS-Nachkommenprüfung<br />

und die Auswertung der Autofom-Schlachtdaten.<br />

Insgesamt war dieses Seminar sehr gelungen, die Teilnehmer waren mit dem Tag überaus<br />

zufrieden.<br />

Am 10. April 2003 wird ein weiterer Crash-Kurs für Schweinemäster folgen.<br />

Eurotier <strong>2002</strong><br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> war auf der letzten Eurotier zum ersten Mal auf dem Gemeinschaftsstand<br />

der deutschen Schweineproduzenten vertreten. Dieser große Stand war regional<br />

aufgeteilt, der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> befand sich im nordrhein-westfälischen Teil zusammen<br />

mit den Organisationen SNW, GFS, rheinischer <strong>Erzeugerring</strong>, Westfleisch und<br />

SUS.<br />

Die Besucherzahlen waren sehr hoch, viele Mitgliedsbetriebe und auch viele Nichtkunden<br />

haben uns auf unserem Stand besucht. Es wurden intensive Fachgespräche geführt, wir<br />

waren aber auch Anlaufpunkt für manchen müden Eurotier-Besucher.<br />

Für die Messebesucher war es günstig, alle westfälischen Organisationen auf einem Stand<br />

zu finden. Dieses Konzept wird sowohl auf den Unternehmertagen in der Halle Münsterland<br />

im Februar 2003 als auch bei der nächsten Eurotier 2004 wieder umgesetzt werden.<br />

Unternehmertage 2003<br />

Im Februar 2003 fanden die Unternehmertage in der Halle Münsterland statt. Auch diesmal<br />

hat sich der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> auf dem Gemeinschaftsstand zusammen mit dem SNW,<br />

der GFS, dem <strong>Erzeugerring</strong> Münsterland und der Westfleisch präsentiert.<br />

Wie in den vergangenen Jahren wurde diese Regional-Messe von den hiesigen Landwirten<br />

sehr gut angenommen. Es fanden intensive Gespräche sowohl mit Kunden als auch mit<br />

Neu-Kunden statt.<br />

Die Öffnungszeiten von 13.00 Uhr bis 22.00 Uhr erlauben es vielen Landwirten, diese Messe<br />

zu besuchen.<br />

Fruchtbarkeitsmonitoring<br />

Speziell für Sauenhalter wird schon seit 1997 das Fruchtbarkeitsmonitoring angeboten. Dazu<br />

stellen Ferkelerzeuger ihre Daten aus den Sauenplanern zur Verfügung.<br />

Das Fruchtbarkeitsmonitoring hilft in erster Linie dem Ferkelerzeuger, Schwachstellen im<br />

Betrieb aufzudecken und zu beheben.<br />

Gleichzeitig werden die Daten von der GFS auch dazu genutzt, um die Besamungseber hinsichtlich<br />

Fruchtbarkeit und Erbfehlern zu bewerten.<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> erstellt aus den Sauenplanerdaten verschiedene Auswertungen,<br />

die für Beratungszwecke auf den einzelnen Betrieben genutzt werden.


KonRAT<br />

Das Kontrollprogramm KonRAT wurde vom <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> entwickelt, um<br />

Schlachtabrechnungen kontrollieren zu können. Weiter kann KonRAT auch berechnen, was<br />

die Schweine bei unterschiedlichen Masken gebracht hätten. Die Maskenvielfalt ist im vergangenen<br />

Jahr durch die Euroumstellung stark gestiegen.<br />

Alle gängigen Abrechnungsmasken werden laufend vom <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> erfasst und<br />

allen KonRAT-Anwendern im Internet (www.erw-wl.de) zum Herunterladen zur Verfügung<br />

gestellt. Jeder Anwender kann sich die gewünschte Abrechnungsmaske aus dem Internet<br />

herunterladen und über die entsprechende Schnittstelle ins KonRAT importieren.<br />

So kann jeder sicher sein, mit der richtigen Maske zu arbeiten und die Abrechnungen auf<br />

Ungereimtheiten untersuchen.<br />

Ab 2003 können die Masken aus KonRAT auch genutzt werden, um mit dem neuen Mastprogramm<br />

des <strong>Erzeugerring</strong>es auch die Sortierungsdifferenz bei den Schlachtschweinen zu<br />

berechnen.<br />

Qualität und Sicherheit<br />

Dieses Sicherungssystem für die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln stellt an alle Beteiligten<br />

neue Anforderungen. Jede Stufe dokumentiert den eigenen Produktionsprozess und<br />

bestätigt der folgenden Stufe, dass alle Anforderungen beachtet worden sind. Auf diese<br />

Weise entsteht ein kontrollierter und nachprüfbarer Warenfluss bis zur Ladentheke.<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> hat im vergangenen Jahr seine Beratung auch auf den Q+S-<br />

Bereich ausgedehnt.<br />

Um für die Mitglieder Ansprechpartner in allen Fragen sein zu können, ist der ERW Systemberater<br />

für Q+S geworden. Damit steht er als Bindeglied zwischen Q+S und den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben.<br />

Direkt vor Ort auf den landwirtschaftlichen Betrieben berät der ERW seine Mitglieder in allen<br />

Fragen rund um Q+S. Steht ein Audit an, wird vorab ein Probeaudit gemacht, um im eigentlichen<br />

Audit möglichst gut abzuschneiden. Die Berater haben ihre Erfahrungen von anderen<br />

Audits mit eingebracht, und konnten wertvolle Tipps weitergeben.<br />

Bei den regulären Betriebsbesuchen achten die Berater darauf, dass die Anforderungen von<br />

Q+S auch weiterhin eingehalten werden. Dies ist besonders wichtig im Hinblick auf das<br />

Verbrauchervertrauen und das Auftreten von neuen Skandalen.<br />

Neu: Milchviehberatung<br />

Seit nunmehr 40 Jahren berät der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> Schweinehalter erfolgreich in allen<br />

Fragen rund um`s Schwein.<br />

Bei der Suche nach neuen Geschäftsfeldern ist der <strong>Erzeugerring</strong> auf den Bereich Milchviehberatung<br />

gestoßen. In <strong>Westfalen</strong> fehlte hier eine Intensiv-Beratung.<br />

Zahlreiche <strong>Erzeugerring</strong>-Betriebe haben neben der Schweineproduktion auch Milchvieh auf<br />

dem Betrieb. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass Bedarf an neutraler, intensiver Milchviehberatung<br />

besteht.<br />

Seit November <strong>2002</strong> hat der ERW einen Milchviehberater eingestellt. Zunächst wird er in<br />

Niedersachsen und Schleswig-Holstein ausgebildet, wo es schon eine lange Tradition der<br />

Milchvieh-Spezialberatungsringe gibt. Außerdem wird er bei Organisationen, die im Bereich<br />

Milchvieh tätig sind, wie z.B. die Rinderunion West, hospitieren und verschiedene Lehrgänge<br />

besuchen.<br />

9


10<br />

Die erste Kontaktaufnahme mit potentiellen Kunden hat gezeigt, dass der Aufbau der Milchviehberatung<br />

gelingen wird. Im Januar 2003 wird direkt mit der Beratung auf den ersten<br />

Milchviehbetrieben begonnen werden. Siehe dazu auch Seite 18.<br />

Umzug der Geschäftsstelle<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> hat seine Geschäftsstelle seit rund 13 Jahren beim Landeskontrollverband<br />

(LKV) in Münster. Da der LKV einen größeren Raumbedarf hat, wurde dem<br />

ERW die Räume gekündigt.<br />

Etwa zeitgleich haben die Schweineerzeuger Nord-West ihren Neubau in Senden-Bösensell<br />

geplant.<br />

Verschiedene Gespräche haben zu der Lösung geführt, dass der ERW im Neubau der<br />

Schweineerzeuger Nord-West die erforderlichen Räume mieten wird.<br />

Der Umzug wird im Laufe des Sommers 2003 stattfinden.<br />

Die Vorteile der räumlichen Nähe verschiedener Organisationen, die im Schweinebereich<br />

tätig sind, liegen auf der Hand. Viele Kundenbetriebe sind sowohl beim <strong>Erzeugerring</strong> als<br />

auch beim SNW Kunde. Die entsprechenden Mitarbeiter beider Organisationen können bei<br />

der räumlichen Nähe häufiger miteinander sprechen. Probleme lassen sich viel schneller<br />

aufarbeiten.<br />

Mitarbeiter<br />

Seit dem 15. Februar <strong>2002</strong> ist Frau Sigrid Johanning aus Hopsten mit einer halben Stelle in<br />

der Geschäftsstelle beschäftigt. Durch den Umzug in die neue Geschäftsstelle fallen viele<br />

zusätzliche Arbeiten an, die erledigt werden müssen. Frau Johanning hat an der Fachhochschule<br />

in Osnabrück Agrarwirtschaft studiert.<br />

Herr Gerd Faber aus Nottuln ist zum 31. März <strong>2002</strong> in den wohlverdienten Ruhestand gegangen.<br />

Herr Faber ist seit fast 31 Jahren in der Beratung für den <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong><br />

tätig gewesen. Die Verdienste wurden in einer gemeinsamen Feierstunde mit seinen Betrieben<br />

gewürdigt.<br />

Herr Sebastian Knöppel hat den Bezirk von Herr Faber übernommen.<br />

Da die Zahl der Betriebe je Berater im westlichen Münsterland stark angestiegen ist und<br />

noch ein großes Potential an Betrieben vorhanden ist, hat die Geschäftsführung entschieden,<br />

weitere zusätzliche Mitarbeiter einzustellen.<br />

Daher sind Herr Thomas Lordieck aus Senden-Ottmarsbocholt und Herr Christian Wernsmann<br />

aus Schöppingen zum 1. September <strong>2002</strong> bei <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> eingestellt worden.<br />

Herr Lordieck war vorher beim Betriebshilfsdienst und als Betriebsleiter eines schweinehaltenden<br />

Betriebes tätig.<br />

Herr Wernsmann hat an der Fachhochschule in Osnabrück Agrarwirtschaft studiert. Beide<br />

durchlaufen zunächst eine etwa halbjährige Ausbildungszeit beim <strong>Erzeugerring</strong>, bevor sie<br />

auf landwirtschaftlichen Betrieben zur eigenständigen Beratung eingesetzt werden.<br />

Durch die Einstellung dieser beiden Herren wird sich die teilweise angespannte Arbeitssituation<br />

im westlichen Münsterland deutlich entspannen.<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> bietet seit Januar 2003, wie weiter oben beschrieben, den Bereich<br />

Milchviehberatung an. Herr Rainer Schluse aus Rhede ist seit dem 1. November <strong>2002</strong><br />

beim <strong>Erzeugerring</strong> eingestellt worden. Herr Schluse hat nach seiner landwirtschaftlichen<br />

Lehre an der Fachhochschule in Soest Agrarwirtschaft studiert. Seine Ausbildung zum<br />

Milchviehberater durchläuft er in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wo es schon über<br />

einen langen Zeitraum Milchvieh-Spezialberatungsringe gibt.


Ehrungen von Mitarbeitern<br />

Frau Christa Niemann feierte am 1. Mai <strong>2002</strong> ihr 20-jähriges Dienstjubiläum. Für ihre verantwortungsvolle<br />

Tätigkeit als Geschäftsführerin des <strong>Erzeugerring</strong>s, die sie seit 1997 ausübt,<br />

möchten wir ihr an dieser Stelle danken.<br />

Vorstand<br />

Herr Klaus Happe aus Rüthen-Kneblinghausen ist im Oktober <strong>2002</strong> aus persönlichen Gründen<br />

aus dem Vorstand des <strong>Erzeugerring</strong>s ausgeschieden. Er war seit 1989 ehrenamtlich für<br />

den ERW tätig. Im August 1992 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Die Aufgaben,<br />

die diese Position mit sich bringt, hat er mit einer Hingabe erfüllt, für die wir ihm an dieser<br />

Stelle ganz herzlich danken möchten. Nach seinem Rücktritt hat Herr Gisbert Welling aus<br />

Brakel-Hampenhausen den Vorstandsvorsitz übernommen.<br />

Herr Bernhard Heiming aus Dorsten-Lembeck ist seit dem 10. Dezember <strong>2002</strong> vom Aufsichtsrat<br />

in den Vorstand gewählt worden. Herr Heiming bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb mit Sauen und Milchkühen.<br />

Aufsichtsrat<br />

Herr Peter Piekenbrock aus Nordkirchen ist im Dezember <strong>2002</strong> aus persönlichen Gründen<br />

aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Herr Piekenbrock war seit 1991 im Aufsichtsrat und<br />

hat zusammen mit Herrn Happe die Geschicke des ERW gelenkt. Seit 1993 hat er mit sehr<br />

viel Engagement den Vorsitz des Aufsichtsrates geleitet. Auch ihm möchten wir ganz herzlich<br />

für seine geleistete Arbeit danken.<br />

Seine Nachfolge hat Herr Helmut Bergerbusch aus Südlohn angetreten. Herr Bergerbusch<br />

bewirtschaftet einen Sauenbetrieb. Er war bisher stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.<br />

Neuer Stellvertreter ist Herr Franz-Josef Hüppe aus Riesenbeck. Herr Hüppe bewirtschaftet<br />

ebenfalls einen Sauenbetrieb.<br />

Förderung<br />

Für das Jahr <strong>2002</strong> hat der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> Fördermittel aus der Gemeinschaftaufgabe<br />

von Bund und Land erhalten. Hierfür bedanken wir uns an dieser Stelle recht herzlich.<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> setzt sich für alle Fragen rund um die Schweineproduktion ein.<br />

Die Beratung begleitet neue Verfahren in der Praxis, Erfahrungen werden über die Berater<br />

an andere Betriebe weitergegeben.<br />

11


12<br />

3 Schweinemast – Jahresergebnisse 2001/<strong>2002</strong><br />

Erlöse rückgängig<br />

Das Wirtschaftsjahr 2001/ <strong>2002</strong> ist ohne große Seuchenzüge und Betriebssperrungen über<br />

die Bühne gegangen. Doch leider ist noch keine Ruhe für den Alltag in Sicht. Gerade die<br />

wachstumswilligen Mäster müssen sich in Zukunft immer mehr den politischen Forderungen<br />

stellen. In rasanter Geschwindigkeit prasseln Erlasse und Verordnungen auf die tierhaltende<br />

Landwirtschaft nieder. Die Lebensmittelindustrie fordert eine immer gläserne Produktion von<br />

Schweinefleisch und erhöht damit die Schreibarbeit auf den Betrieben enorm. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Landwirtschaft in NRW gerät immer mehr unter Druck. Erschwerend wirken<br />

geringere Schlachtkörpererlöse bei stabilen Ferkeleinkaufspreisen.<br />

Im Durchschnitt wurden von den 532 ausgewerteten Betrieben 1854 Mastschweine verkauft,<br />

das bedeutet einen Anstieg der insgesamt produzierten Mastschweine im Vergleich zum<br />

Vorjahr. An dieser Stelle spiegelt sich der weiter anhaltende Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />

wieder. Die Anzahl der Betriebe verringert sich, die Tierzahlen pro Betrieb vergrößern<br />

sich.<br />

Tabelle 1: Entwicklung der Schweinemast in den vergangenen 10 Jahren<br />

WJ Betriebe<br />

* )<br />

Tierzahl<br />

Mast-<br />

ende<br />

Mast-<br />

periode<br />

kg<br />

Ver-<br />

luste<br />

%<br />

Tageszunahme<br />

g<br />

Futter-<br />

verwertung<br />

1:<br />

Futter-<br />

kosten<br />

DM/kg<br />

Zuwachs <br />

Ferkelkosten<br />

DM/kg<br />

Erlös<br />

DM/kg<br />

92/93 591 666.648 26-114 3,8 650 3,05 1,27 3,85 2,36 35<br />

93/94 595 698.530 27-115 3,7 658 3,03 1,13 3,34 2,13 33<br />

94/95 585 710.190 27-117 3,7 664 3,01 1,08 4,00 2,25 33<br />

95/96 575 750.967 27-118 3,8 671 3,00 1,06 4,30 2,43 46<br />

96/97 559 774.215 28-119 3,2 687 2,98 1,11 5,00 2,77 59<br />

97/98 565 830.557 28-119 3,2 704 2,95 1,07 4,55 2,58 39<br />

98/99 542 904.056 28-118 2,9 716 2,93 0,92 2,70 1,60 14<br />

99/00 486 857.672 28-118 3,3 722 2,90 0,92 3,61 1,97 29<br />

00/01 537 982.017 28-119 3,5 728 2,90 0,50 2,38 1,70 34<br />

DB I<br />

DM je<br />

100 kg-<br />

Schwein<br />

01/02 532 986.328 28-120 4,2 716 2,91 0,50 2,30 1,48 18,76**<br />

Mittel<br />

10 J.<br />

557 816.118 28-118 3,5 692 3,00 0,54 2,07 1,24<br />

* Die Daten dieser Betriebe sind im ganzen Wirtschaftsjahr erfasst und ausgewertet worden.<br />

** Ab dem WJ 01/02 ist der DB I durch den Überschuss ersetzt worden.<br />

Die Schlachtgewichte sind im Vergleich zu den Vorjahren noch mal erhöht worden und erstmals<br />

auf 120 kg Lebendgewicht je verkauftem Mastschwein angestiegen. Ein Hauptgrund für<br />

diese Erhöhung des Schlachtgewichtes sind unter anderem die geänderten Masken, die<br />

gemeinsam mit der Währungsumstellung gleichzeitig die Schlachtgewichtsgrenzen um 2 kg<br />

heraufgesetzt haben. Wie auch im Vorjahr sind keine Unterschiede in den Schlachtgewich-


ten in Abhängigkeit zu den Vermarktungssystemen zu beobachten. Auch der Erlös / kg<br />

Schlachtgewicht ist sowohl bei AutoFOM vermarkteten als auch bei FOM vermarkteten<br />

Schweinen mit 1,48 € / kg Schlachtgewicht gleich.<br />

Die Futterkosten je kg Zuwachs liegen genau wie im Vorjahr bei 0,50 €. Die Kosten je kg<br />

Ferkel sind von 2,38 € um 8 Cent auf 2,30 € gesunken. Aufgrund der geringeren Erlöse pro<br />

Mastschwein ist der DB I, welcher jetzt durch den Überschuss ersetzt wurde, um fast die<br />

Hälfte auf 18,76 € je 100 kg Schwein gesunken.<br />

Ein neuer Begriff in der diesjährigen Auswertung sind die Direktkostenfreien Leistungen<br />

(DKfL). Dieser Wert ist Grundbaustein für die darauffolgende Vollkostenrechnung. In diesem<br />

Wert sind die vorhandenen Tiere mit ihren tatsächlichen Einkaufspreisen bewertet und<br />

die Bestandsveränderung voll mit einberechnet worden. Die DKfL betragen im abgeschlossenen<br />

Wirtschaftsjahr 18,27 € je 100 kg Fleischzuwachs.<br />

Tageszunahmen in g<br />

740<br />

720<br />

700<br />

680<br />

660<br />

640<br />

620<br />

600<br />

580<br />

560<br />

88/89 89/90 90/91 91/92 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Tageszunahmen in g Verluste in %<br />

In den letzten 14 Jahren sind die Tageszunahmen stetig verbessert worden. Auf den ersten<br />

Blick scheint im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr ein drastischer Rückgang der Tagezunahmen<br />

vorzuliegen. Stark beeinflusst wird dieser Wert allerdings von der neuen Berechnung,<br />

hier wurde der Einstalltag im Gegensatz zu älteren Auswertungen mit hinzugezählt.<br />

Dadurch sind die Gewichtszunahmen auf einen Tag mehr verteilt und somit geringer.<br />

Die Verluste steigen wie auch in den 3 Jahren zuvor stetig an. Gerade der Circovirus schafft<br />

Probleme im Anfang der Mast und gilt als Hauptursache für Totalverluste.<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

13<br />

Verluste in %


14<br />

Futterherstellung und Zusammensetzung<br />

Tabelle 2: Futterherstellung und Zusammensetzung<br />

Alleinfutter Selbstmischer Selbstmischer<br />

mit Einsatz v. Nebenprodukten<br />

Tageszunahmen g 730 715 720<br />

Verluste % 4,3 4,2 3,9<br />

MFA % 56,9 55,9 56,0<br />

Ind.Pkt/ kg SG 0,98 0,97 0,97<br />

Schlachtgewicht kg 94,27 94,04 93,75<br />

Futterkosten / dt 19,13 16,99 16,50<br />

FVW 1: 2,91 2,91 2,81<br />

Futterkosten in € / kg<br />

Zuwachs<br />

0,56 0,50 0,46<br />

Erlös / MS in € 140,94 139,98 139,70<br />

Überschuss / MS in € 18,20 23,00 24,44<br />

In Tabelle 2 sind die Unterschiede der Futterherstellung und der Zusammensetzung aufgeführt.<br />

Gerade für Betriebsleiter, die nur schwierig eine Neubaugenehmigung für einen Maststall<br />

erhalten, stellt sich oft die Frage, ob in ihrer Nachbarschaft nicht besser ein Stall zuzupachten<br />

wäre.<br />

Mit der separaten Betriebsstätte kommt die Frage der Futterzuteilung. Das Alleinfutter ist aus<br />

produktionstechnischer Sicht am besten geeignet; die Tageszunahmen sind 10 bis 15 g höher,<br />

ebenfalls sind die MFA-Anteile und Indexpunkte je kg Schlachtgewicht bei den mit Alleinfutter<br />

gemästeten Tieren am besten. Daraus folgt auch ein höherer Schlachtkörpererlös<br />

als bei selbstgemischten Futtermitteln.<br />

Das Alleinfutter verliert aber an Attraktivität, wenn man sich die Futterpreise ansieht. Die<br />

Mehrkosten von ca. 2,60 € pro dt Futter wirken sich voll auf den Überschuss pro verkauftem<br />

Mastschwein aus. Mäster, die Nebenprodukte einsetzten, erzielten einen Überschuss von<br />

24,44 € je Schwein. Während der Schnitt der Selbstmischer auch noch 23,00 € Überschuss<br />

erzielten, kamen die Mäster mit Alleinfuttereinsatz nur auf 18,20 € je verkauftem Mastschwein.<br />

Bei diesen Überschussdifferenzen bleibt die Mast mit selbstgemischtem Futter auch bei zugepachteten<br />

Ställen (vorausgesetzt die Fütterungs- und Mischanlage arbeitet einwandfrei)<br />

zu empfehlen.


4 Ferkelerzeugung – Jahresergebnisse 2001/<strong>2002</strong><br />

Im Laufe des Wirtschaftsjahres 2001/<strong>2002</strong> entwickelten sich die Erlöse bei den Ferkeln weniger<br />

ungünstig als bei den Mastschweinen. Während die Sauenhalter 2% je Ferkel weniger<br />

erzielten, mussten die Mäster beim Mastschweineerlös ein Minus von 13% hinnehmen.<br />

Im zehnjährigen Vergleich (Tabelle 1) war das Wirtschaftsjahr 2001/<strong>2002</strong> ökonomisch ein<br />

erfolgreiches Jahr. Die „Direktkostenfreie Leistung“ (früher Deckungsbeitrag) lag mit 617,- €<br />

je Sau um 94,- € über dem zehnjährigen Mittel von 523,- € je Sau und Jahr.<br />

Tabelle 1: Entwicklung der Ferkelerzeugung in den vergangenen 10 Jahren<br />

WJ<br />

Betriebe Sauen je Sau und<br />

Jahr<br />

ge- Typ I je Würfe aufsamt<br />

*) Betr.<br />

gez.<br />

Ferkel<br />

Verluste<br />

in %<br />

Ferkelverkauf<br />

kg €<br />

je je kg<br />

Tier<br />

15<br />

Futter je Sau je Sau und Jahr<br />

dt € Aufwand<br />

€<br />

DB I<br />

DKFL<br />

**)<br />

92/93 604 481 74 2,1 18,8 16,7 24,7 2,72 10,6 245,- 624,- 699,-<br />

93/94 517 434 86 2,1 19,0 16,8 26,7 1,62 10,9 222,- 615,- 289,-<br />

94/95 489 411 88 2,1 18,9 16,9 27,8 1,96 11,0 221,- 624,- 465,-<br />

95/96 464 390 96 2,2 19,1 17,3 27,9 2,11 11,1 218,- 645,- 539,-<br />

96/97 406 365 97 2,2 19,7 16,9 28,2 2,45 11,1 235,- 703,- 725,-<br />

97/98 428 365 105 2,2 20,1 15,7 28,0 2,26 11,4 227,- 691,- 591,-<br />

98/99 412 336 116 2,3 20,2 15,8 28,7 1,32 11,3 203,- 623,- 179,-<br />

99/00 381 340 125 2,3 20,3 15,8 28,7 1,77 11,4 202,- 649,- 426,-<br />

00/01 371 324 131 2,3 20,4 15,9 28,1 2,31 11,4 212,- 719,- 703,-<br />

01/02 360 319 138 2,3 20,3 16,6 28,5 2,22 11,5 216,- 750,- 617,-<br />

Mittel<br />

10<br />

Jahre<br />

443<br />

377<br />

106<br />

2,2<br />

19,7<br />

16,4<br />

27,7<br />

2,07<br />

11,2<br />

220,-<br />

664,-<br />

*) Typ I: Die Daten dieser Betriebe wurden im ganzen Wirtschaftsjahr erfasst und ausgewertet.<br />

Nur Ferkelerzeuger mit Ferkelaufzucht.<br />

**)DKFL = Direktkostenfreie Leistung. Gilt ab WJ 2001/<strong>2002</strong>. Wegen veränderter Bewertung der<br />

Tierbestände ist die DKFL nicht unmittelbar mit den Deckungsbeiträgen der Vorjahre vergleichbar.<br />

Der Aufwand liegt mit 750,- € um 31,- € höher als im WJ 2000/2001 und hat damit einen<br />

Höchststand im zehnjährigen Mittel erreicht. Gestiegen sind die Kosten für die<br />

Bestandsaufstockung (+15 €), Remontierung (+3 €), Futter (+7 €), und Tierarzt (+6 €).<br />

Obwohl letztere nominal gestiegen sind, ist gegenüber dem Vorjahr der Anteil der reinen<br />

Medikamentenkosten auf ca. 30% der Gesamttierarztkosten gefallen. Den größten Anteil von<br />

knapp 50 % machen die Kosten für die Impfung von Sauen und Ferkeln aus. Bei den erfolgreichen<br />

Betrieben sind es sogar über 60%.<br />

Infolge gesundheitlicher Probleme, die sich vor allem durch die höheren Ferkelverluste zeigten,<br />

konnte bei den biologischen Kennzahlen das Vorjahresniveau nicht gehalten werden.<br />

Im WJ 2001/<strong>2002</strong> sind die Ferkelverluste (mit 16,6%) seit 6 Jahren wieder gestiegen. Außerhalb<br />

<strong>Westfalen</strong>s ist ein Trend erhöhter Verluste ebenfalls zu beobachten. Die genaue<br />

Ursache dieser Entwicklung ist unklar. Vermutlich spielt aber die zunehmende Circovirus-<br />

523,-


16<br />

Problematik eine Rolle. Die aufgezogenen Ferkel je Sau und Jahr sind deshalb um 0,1 Ferkel<br />

auf 20,3 Ferkel je Sau gesunken. Die Wurfzahl und die Wurfgröße haben sich gegenüber<br />

dem Vorjahr nicht verändert.<br />

Die Sauenbestände sind auch in diesem Jahr gewachsen. Alle vom <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong><br />

ausgewerteten Betriebe hielten im Durchschnitt 145 Sauen. Davon hielten die Betriebe mit<br />

Verkauf von Standardferkeln (Tabelle 1: Typ I) durchschnittlich 138 Sauen und die Betriebe<br />

mit Verkauf von Absatzferkeln (Typ II) durchschnittlich 218 Sauen. Der Anteil dieser Betriebe<br />

(TYP II) beträgt nur 7,5% aller im WJ 2001/<strong>2002</strong> ausgewerteten Betriebe.<br />

Die erfolgreichen Betriebe haben die größeren Sauenbestände<br />

Tabelle 2: Die 10 % erfolgreichen Betriebe - sortiert nach Direktkostenfreier Leistung<br />

Erfolgreiche<br />

10 Prozent<br />

Durchschnitt<br />

(Betriebstyp I)<br />

Differenz zum<br />

Durchschnitt<br />

Anzahl Sauen / Betrieb 208 138 +70<br />

lebend geborene Ferkel / Wurf 11,1 10,7 +0,4<br />

Würfe / Sau 2,39 2,27 +0,12<br />

lebend geb. Ferkel / Sau und Jahr 26,6 24,3 +2,3<br />

Ferkelverluste (%) 13,9 16,6 -2,7<br />

aufgezogene Ferkel / Sau und Jahr 22,9 20,3 +2,6<br />

Remontierung (%) 39,3 42,5 -3,2<br />

Remontierungskosten (€ / Sau) 113,- 127,- -14,-<br />

Gesamtfutterkosten (€ / Sau) 425,- 421,- +4,-<br />

Tierarztkosten (€ / Sau) 86,- 85,- +1,-<br />

Besamungskosten (€ / Sau) 23,- 21,- +2,-<br />

Sonstige variable Kosten (€ / Sau) 73,- 76,- -3,-<br />

Direktkosten insgesamt (€ / Sau) 738,- 750,- -12,-<br />

Verkaufsgewicht je Ferkel (kg) 29,1 28,5 +0,6<br />

Verkaufserlös je Ferkel (€ / Ferkel) 67,00 63,40 +3,60<br />

Ferkelerlös je Sau (€ / Sau) 1500,- 1260,- +240,-<br />

Schlachterlös je Sau (€ / Sau) 76,- 88,- -12,-<br />

Gesamterlös je Sau (€ / Sau) 1605,- 1367,- +238,-<br />

Direktkostenfreie Leistung (€ / Sau) 867,- 617,- +250,-<br />

In der Tabelle 2 werden die 10 Prozent erfolgreichen Betriebe - sortiert nach „Direktkostenfreier<br />

Leistung“ - mit den Durchschnittswerten im <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> verglichen. Auffallend<br />

ist, dass die erfolgreichen Betriebe mit 208 produzierenden Sauen deutlich mehr Tiere<br />

als der Durchschnitt der Betriebe vom Betriebstyp I mit 138 Sauen hielten.<br />

Die oberen 10 Prozent der Betriebe erzielten 867,- € DKFL je Sau und Jahr. Das sind 250,- €<br />

mehr als der Durchschnitt aller Betriebe mit Verkauf von Standardferkeln.


Dieser Unterschied liegt vor allem darin begründet:<br />

1. die erfolgreichen Betriebe zogen 2,6 Ferkel je Sau und Jahr mehr auf<br />

2. die erfolgreichen Betriebe erlösten 3,60 € mehr pro Ferkel, wobei das Verkaufsgewicht<br />

um 0,6 kg je Ferkel höher lag als im Durchschnitt.<br />

Zu Punkt 1: Grundlage der besseren biologischen Leistungen bei den erfolgreichen Betrieben<br />

ist die gute Fruchtbarkeit der Sauen, verbunden mit einem guten Gesundheitsstatus der<br />

Tiere (weniger Sauenverluste, niedrigere Remontierungsraten, niedrigere Ferkelverluste).<br />

Sie hatten pro Jahr 2,3 mehr lebend geborene Ferkel als die „Durchschnittssau“ (plus 0,4<br />

Ferkel je Wurf, plus 0,12 Würfe je Sau und Jahr). Gleichzeitig konnten die Ferkelverluste auf<br />

„nur“ 13,9% begrenzt werden. Saugferkelverluste lassen sich am effektivsten durch eine intensive<br />

Vor- und Nachsorge um den Geburtszeitpunkt senken. Dieses gilt für die Behandlung<br />

von Sauen und Ferkeln. Bei großen Würfen (> 11,3 leb. geb. Ferkel) hat sich der Einsatz<br />

von Ferkelammen bewährt. Ausgewogene Fütterung und eine ausreichende Remontierung<br />

der Sauenherde (35 – 40%) beeinflussen das Geburtsgewicht der Saugferkel und damit<br />

deren Überlebensrate.<br />

Die Remontierungsquote lag bei den erfolgreichen Betrieben auch im Wirtschaftsjahr<br />

2001/<strong>2002</strong> mit 39,3% signifikant niedriger als das Mittel des <strong>Erzeugerring</strong>es <strong>Westfalen</strong> mit<br />

42,5%. Die niedrigere Quote kam dadurch zustande, dass weniger Sauen vorzeitig abgehen<br />

mussten. Eine Sau wird i.d.R. vorzeitig gemerzt, wenn sie krank, verletzt oder nicht tragend<br />

ist. Die Remontierungskosten lagen um 14,- € je Bestandssau niedriger als im Durchschnitt<br />

(127,- € / Sau), da die Gruppe der 10% erfolgreichen Betriebe ihre Jungsauen um ca. 10,- €<br />

je Tier günstiger einkauften. Hierbei kommt eine Kostendegression aufgrund der großen<br />

Sauenbestände und somit der größeren Mengen an Jungsauen, die benötigt werden, zum<br />

Tragen.<br />

Zu Punkt 2: Bei gleichem Verkaufsgewicht liegt der Unterschied immerhin noch bei 2,90 € je<br />

Ferkel. Dieser Mehrerlös ist mit den deutlich besseren Betriebsstrukturen bei den erfolgreichen<br />

Betrieben zu erklären. Das heißt, es können dem Markt die gewünschten großen Verkaufspartien<br />

angeboten werden. Das Impfprogramm der Ferkel und somit die Impfkosten je<br />

Ferkel unterscheiden sich nicht wesentlich von den anderen Betrieben.<br />

Die „Direktkosten“ (Aufwand) liegen beim oberen Zehntel mit 738,- € je Sau etwas niedriger<br />

als im Durchschnitt (750,- € je Sau). Dieses liegt im wesentlichen in den oben erwähnten<br />

niedrigen Remontierungskosten begründet.<br />

Bemerkenswert ist, dass die Tierarztkosten bei beiden Gruppen in etwa gleich hoch sind.<br />

Hier schlagen beim oberen Zehntel die Impfkosten der Ferkel zu Buche, weil pro Sau mehr<br />

Ferkel geimpft werden müssen. Die Kosten für die Ferkelimpfungen werden in der Regel an<br />

den Ferkelabnehmer weitergegeben.<br />

Schlussbetrachtung<br />

Die Region <strong>Westfalen</strong>-Lippe ist nach wie vor ein Ferkelzuschussgebiet. Hinzu kommt, dass<br />

es von Zeit zu Zeit immer wieder zu einem gesundheitsbedingten Rückgang des Ferkelangebotes<br />

kommt. Hierbei sind nach wie vor saisonale Schwankungen zu erkennen. Wenn<br />

Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> in Kürze den AK-Status 10 (Anerkennung als AK-freie Region) erlangt,<br />

kommen auf Importferkeln in Hinblick ihres AK-Status´ größere Anforderungen zu. Um den<br />

Staus „Amtlich AK frei“ zu bekommen, muss ein Sauenbestand (natürlich) frei von AK sein,<br />

und die Tiere dürfen mindestens ein Jahr lang nicht geimpft worden sein.<br />

Diese Umstände dürften dazu führen, dass auch im Jahr 2003 die Ferkelangebote nicht zu<br />

üppig ausfallen werden und somit zufriedenstellende Ferkelerlöse erzielt werden können.<br />

17


18<br />

5 Neu: Milchviehberatung<br />

Ab dem Jahr 2003 bietet der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> Milchviehberatung an, die ähnlich wie<br />

in der Sauenhaltung aufgebaut wird.<br />

Es finden regelmäßige Betriebsbesuche im Abstand von 6-10 Wochen statt, die immer mit<br />

einem Stalldurchgang in betriebseigener Kleidung beginnen.<br />

Die Inaugenscheinnahme der Tiere und des Stalles ist die wichtigste Grundlage der Beratung.<br />

Viele Probleme lassen sich im Stall schon früher erkennen, als über das Auswerten<br />

von Daten.<br />

Es werden laufend Daten zur Betriebszweig-Auswertung gesammelt und ausgewertet. So<br />

kann man regelmäßig im laufenden Jahr die Erzeugungskosten pro kg Milch ermitteln und<br />

damit die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion beurteilen. Wenn nötig, kann so rechtzeitig in<br />

die laufende Produktion eingegriffen werden.<br />

Grundlage ist eine saubere Datenerfassung, um später die Daten auch vergleichen zu können.<br />

Dabei muss die mengenmäßige Erfassung des Grundfutters und auch die geldliche<br />

Bewertung nach einem einheitlichen Schema erfolgen.<br />

Um die eigenen Ergebnisse besser beurteilen zu können, werden regelmäßig über alle Betriebe<br />

anonyme Hitlisten erstellt. Mit ihrer Hilfe können im Beratungsgespräch Ansatzpunkte<br />

gesucht werden, um die eigene Produktion zu verbessern.<br />

Die LKV-Daten (Ergebnisse der Milchkontrolle oder Milchgüteprüfung) können mit dem ZMS-<br />

Programm ausgewertet werden. Dieses Programm ist in der Lage, die LKV-Daten sehr übersichtlich<br />

auszuwerten. Verschiedene Tabellen und Graphiken zeigen sehr anschaulich die<br />

Problembereiche auf.<br />

Da der Berater nicht nach jeder Milchkontrolle auf den Betrieb kommt, kann er von zu Hause<br />

auf die Daten zugreifen und nötigenfalls den Betrieb benachrichtigen, wenn etwas auffällig<br />

ist.<br />

Ausschlaggebend für eine gute Milchleistung ist das Futter. Selbstverständlich werden Futterberechnungen<br />

gemacht, die das vorhandene Grundfutter miteinbeziehen und den nötigen<br />

Kraftfutteraufwand ermitteln.<br />

Dabei sind die Auswertungen des ZMS-Programmes besonders wichtig, da sich durch dieses<br />

Programm Fütterungsfehler leichter erkennen lassen.<br />

Die Milchviehberater werden Ansprechpartner für alle Fragen rund um`s Milchvieh sein. Dabei<br />

werden wir mit den Organisationen, die im Milchviehbereich tätig sind, eng zusammenarbeiten.<br />

Weiter planen wir, auch für Milchviehhalter regionale Fortbildungsveranstaltungen anzubieten.<br />

Es sollen dort aktuelle fachliche Themen aufgegriffen werden.<br />

Ansprechpartner in allen Fragen rund um`s Milchvieh<br />

Herr Rainer Schluse, Milchvieh-Spezialberater<br />

Sommersstegge 4<br />

46414 Rhede<br />

Telefon: 02872-2688<br />

Handy: 0179-7341680


6 Was ein Umrauschtag heute kostet<br />

Wie wirken sich mehr lebend geborene Ferkel, weniger Saugferkelverluste oder eine verringerte<br />

Umrauschquote auf den Deckungsbeitrag aus? Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> hat nachgerechnet.<br />

Rund 2 € kostet ein Umrauschtag. Ein Prozent weniger Saugferkelverluste bringen einen um<br />

10 € höheren Deckungsbeitrag je Sau. Von diesen Kenngrößen gehen viele Sauenhalter<br />

heute aus. Doch stimmen die Annahmen überhaupt? Schlägt das Umrauschen nicht viel<br />

stärker zu Buche als angenommen?<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> hat mit aktuellen Zahlen nachgerechnet. Dabei wurde geprüft,<br />

wie sich der Deckungsbeitrag (DB) verändert, wenn die Wurfgröße zunimmt, die Saugferkelverluste<br />

sinken und die Verlusttage zurückgehen.<br />

Neues Computerprogramm gibt Auskunft<br />

Alle Berechnungen wurden mit einem neuen PC- Programm durchgeführt, das den Deckungsbeitrag<br />

pro Sau bei Änderung einer Variablen neu berechnet. Die Kosten und Erlöse,<br />

auf die das Programm zurückgreift, stammen aus den letzten Wirtschaftsjahren. Um die Genauigkeit<br />

der Berechnungen weiter zu erhöhen, werden zusätzlich Daten aus den letzten<br />

zehn Wirtschaftsjahren einbezogen. Sämtliche Daten stammen aus knapp 500 Mitgliedsbetrieben<br />

des <strong>Erzeugerring</strong>es mit Ferkelerzeugung.<br />

Die durchschnittlichen Kosten und Erlöse der Betriebe sind in Tabelle 1 aufgeführt.<br />

Tabelle 1: Kosten und Erlöse in der Sauenhaltung 1)<br />

Futterkosten (€/ Sau) 212<br />

Futterkosten (€/ Ferkel) 10<br />

Besamungskosten (€/ Sau) 21<br />

Tierarztkosten (€/ Sau) 77<br />

Jungsaueneinkauf (€/ Sau) 308<br />

Remontierungskosten (€/ Sau) 2) 129<br />

Sonstige Kosten (€/ Sau) 76<br />

Erlöse<br />

Schlachterlöse pro (€/ Bestandsau) 3)<br />

Ferkelerlös (25 kg), (€/ Ferkel)<br />

1) Wirtschaftsjahr 2000/ 2001<br />

2) die Remontierungkosten wurden ermittelt aus der Remontierungsrate und dem Jungsauenpreis<br />

3) bei 2,5 Jahren Nutzungsdauer (anteilig pro Jahr)<br />

Für das Sauenfutter mussten die Betriebsleiter im Wirtschaftsjahr 2000/2001 zum Beispiel<br />

212 € pro Sau und Jahr ausgeben, während das Ferkelfutter 10 € pro Ferkel kostete. Die<br />

Besamungskosten lagen bei 21 €, die Tierarztkosten bei 77 €. Die Remontierungskosten, die<br />

aus der Remontierungsrate und dem Jungsauenpreis ermittelt wurden, lagen im Schnitt bei<br />

129 €. Auf der Erlösseite wurden folgende Daten ermittelt. Umgerechnet auf ein Jahr lag der<br />

Schlachterlös für eine Bestandssau bei durchschnittlich 89 €. Für ein 25-kg-Ferkel wurden<br />

65 € erlöst.<br />

Um nun zeigen zu können, wie sich der Deckungsbeitrag verändert, wenn zum Beispiel 0,1<br />

Ferkel pro Wurf mehr lebend geboren werden bzw. die Saugferkelverluste um 1% sinken,<br />

wurden Beispielsdaten in das Programm eingegeben. Die Daten können jederzeit an die<br />

betrieblichen Gegebenheiten angepasst werden.<br />

89<br />

65<br />

19


20<br />

Tabelle 2: So ändert sich der Deckungsbeitrag bei optimierten Leistungen<br />

Abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr<br />

Lebend geborene Ferkel/Wurf<br />

Würfe/ Jahr<br />

Abgesetzte Ferkel/ Wurf<br />

Verluste, %<br />

Produktionstage<br />

Leistungstage<br />

Tragetage<br />

Säugetage<br />

Absetz-Belegtage (ABT)<br />

Ammentage<br />

Verlusttage<br />

Umrauschtage (URT)<br />

Abortverlusttage<br />

Tage Absetzen- Verkauf<br />

Tage Belegen-Verkauf<br />

DB, €/Sau<br />

DB-Veränderung nach<br />

Optimierung, €/Sau<br />

DB-Veränderung,<br />

€/200er Herde<br />

Betriebsdaten<br />

1)<br />

Optimiert nach<br />

LGF/Wurf 2) Verluste ABT 3) URT 4) TVVA 5) TVVB 6)<br />

22,6 22,8 22,8 22,7 22,7 22,7 22,7<br />

11,08 11,18 11,08 11,08 11,08 11,08 11,08<br />

2,28 2,28 2,28 2,29 2,29 2,29 2,29<br />

9,90 9,99 10,01 9,90 9,90 9,90 9,90<br />

10,68 10,68 9,68 10,68 10,68 10,68 10,68<br />

160,2 160,2 160,2 159,2 159,2 159,2 159,2<br />

148,3 148,3 148,3 147,3 148,3 148,3 148,3<br />

115,0 115,0 115,0 115,0 115,0 115,0 115,0<br />

26,0 26,0 26,0 26,0 26,0 26,0 26,0<br />

6,8 6,8 6,8 5,8 6,8 6,8 6,8<br />

0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5<br />

11,88 11,9 11,9 11,9 10,9 10,9 10,9<br />

5,46 5,5 5,5 5,5 4,46 5,5 5,5<br />

2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0<br />

1,9 1,9 1,9 1,9 1,9 0,90 1,9<br />

2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 1,5<br />

740 751 753 747 747 747 747<br />

11,00 13,65 3,30 3,30 3,30 3,30<br />

2200 2729 660 660 660 660<br />

1) Daten beispielhaft vorgegeben, 2) lebend geborene Ferkel pro Wurf, 3) Absetz-Beleg-Tage, 4) Umrauschtage 5) Tage vom<br />

Absetzen bis zum Verkauf der Sau, 6) Tage vom Belegen bis zum Verkauf der Sau<br />

Wie in Tabelle 2 in der Spalte Betriebsdaten dargestellt, erreichte der Beispielsbetrieb im<br />

Schnitt pro Wurf 11,08 lebend geborene Ferkel. Die Zahl der Würfe lag bei 2,28. Pro Wurf<br />

konnten 9,90 Ferkel abgesetzt werden, so dass eine Gesamtleistung von 22,6 abgesetzten<br />

Ferkeln erzielt werden konnte. Die durchschnittlichen Saugferkelverluste lagen bei 10,68%.<br />

Zwischen dem Absetzen der Sauen und dem Belegen lagen durchschnittlich 6,8 Tage, die<br />

Umrauschtage beliefen sich im Schnitt auf 5,46 Tage. Durchschnittlich 1,9 Tage dauert es,<br />

bis Altsauen nach dem Absetzen verkauft wurden. Sauen, die zwar belegt wurden, aus unterschiedlichen<br />

Gründen nach dem Belegen ausscheiden mussten, wurden im Schnitt 2,5<br />

Tage nach dem Belegen verkauft.


14 € höherer Deckungsbeitrag bei 1% weniger Verlusten<br />

Nach Eingabe aller Daten war es möglich, den durchschnittlichen Deckungsbeitrag je Sau zu<br />

berechnen, wenn sich ein einzelnes Leistungsmerkmal ändert. Steigt zum Beispiel die Anzahl<br />

der lebend geborenen Ferkel pro Wurf von 11,08 auf 11,18 Tiere, verbessert sich der<br />

Deckungsbeitrag pro Sau von 740 auf 751 €. Vorausgesetzt, alle anderen<br />

Produktionsvariablen bleiben konstant, würden dann nämlich nicht mehr 22,6 Ferkel pro Sau<br />

und Jahr abgesetzt, sondern 22,8 Ferkel. Bei einem Sauenbestand von 200 Tieren könnte<br />

so ein zusätzlicher Deckungsbeitrag von 2200 € erzielt werden.<br />

Eine um 0,1 Ferkel pro Wurf verbesserte Wurfleistung kann durch die Optimierung des<br />

Deckmanagements realisiert werden. Sauenhalter sollten bei kleinen Würfen zum Beispiel<br />

kontrollieren, ob bestimmte Eber Würfe mit geringen Ferkelzahlen produzieren. Wenn ja,<br />

muss dieser Eber gemerzt bzw. bei künstlicher Besamung muss der Eber gewechselt werden.<br />

Das gleiche gilt bei Sauen, bei denen die Fruchtbarkeit zu wünschen übrig lässt.<br />

Gelingt es den Betrieben, die durchschnittlichen Saugferkelverluste um 1% von 10,68 auf<br />

9,68% zu senken, erhöht sich der Deckungsbeitrag bei einem Leistungsniveau von 22,8 abgesetzten<br />

Ferkeln nicht wie häufig angenommen um 10 € pro Sau, sondern um satte 13,65 €<br />

pro Tier. Umgerechnet auf die Beispielsherde mit 200 Sauen ergibt sich so ein um 2730 €<br />

höherer Deckungsbeitrag.<br />

Potenzial, um die Saugferkelverluste zu reduzieren, gibt es reichlich. Zu kontrollieren ist zum<br />

Beispiel, ob MMA-Probleme im Bestand die Ursache für hohe Verluste sein können. Außerdem<br />

sollten die Gelenke der Saugferkel regelmäßig kontrolliert werden. Sind diese wund<br />

gescheuert, sind Ausfälle aufgrund von Streptokokkeninfektionen vorprogrammiert.<br />

Können schließlich die Verlust- bzw. Leertage im Bestand um 1 Tag reduziert werden, lässt<br />

sich ein um 3,30 € höherer Deckungsbeitrag erzielen. Das gilt sowohl bei der Senkung der<br />

Absetz-Beleg-Tage (ABT), bei der Reduzierung der Umrauschtage (URT), aber auch dann,<br />

wenn die Tage vom Absetzen bis zum Verkauf (TVVA) oder die Tage vom Belegen bis zum<br />

Verkauf (TVVB) um 1 Tag reduziert werden.<br />

Die Absetz-Beleg-Tage lassen sich zum Beispiel durch eine intensive Stimulation reduzieren.<br />

Zu überlegen ist, den Eber nicht erst am Tag der Besamung vor die Sau zu stellen, sondern<br />

mit der stundenweisen Stimulierung bereits am 2. oder 3. Tag nach dem Absetzen zu<br />

beginnen.<br />

Wie verändern sich die Kosten bei unterschiedlichen Erlösen?<br />

Da sich der entgangene Deckungsbeitrag mit dem Preis- bzw. Leistungsniveau ändert, stellt<br />

sich die Frage: Welche Auswirkungen haben der Ferkelpreis bzw. das Leistungsniveau auf<br />

die Kosten pro Umrauschtag bzw. pro Prozentpunkt Saugferkelverluste?<br />

Tabelle 3: So wirkt sich der Ferkelpreis auf den entgangenen Deckungsbeitrag aus<br />

Ferkelpreis € 40 45 50 55<br />

abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr 22,6 22,6 22,6 22,6<br />

Kosten pro Umrauschtag € 1,82 2,13 2,43 2,72<br />

Kosten pro % Saugferkelverluste € 7,54 8,79 10,04 11,29<br />

Mit steigenden Ferkelpreisen erhöhen sich auch die Kosten pro Umrauschtag.<br />

In Tabelle 3 sind zunächst nur die Auswirkungen dargestellt, wenn sich der Ferkelpreis verändert<br />

und das Leistungsniveau konstant bleibt. Bei einem Preisniveau von 40 € und 22,6<br />

abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr kostet ein Umrauschtag 1,82 €. Werden für die Ferkel<br />

45 € pro Tier erlöst, kostet jeder zusätzliche Umrauschtag 2,13 €, bei einem Preisniveau von<br />

50 € sind es 2,43 €.<br />

21


22<br />

Betrachtet man die Auswirkungen unterschiedlicher Ferkelpreise auf die Kosten pro Prozentpunkt<br />

Saugferkelverluste, ergibt sich folgendes Bild. Bei einem Preisniveau von 40 € und<br />

22,6 abgesetzten Ferkeln kosten 1% mehr Saugferkelverluste 7,54 €. Können pro Ferkel 50<br />

€ erlöst werden, kostet jedes zusätzliche Prozent Saugferkelverluste 10,04 €. Sogar 11,29 €<br />

kosten 1 % mehr Saugferkelverluste bei einem Ferkelpreis von 55 €.<br />

Tabelle 4: So wirkt sich das Leistungsniveau auf den entgangenen Deckungsbeitrag aus<br />

Ferkelpreis € 55 55 55 55<br />

abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr 21,5 22,0 23,0 24,0<br />

Kosten pro Umrauschtag € 2,60 2,66 2,78 2,90<br />

Kosten pro % Saugferkelverluste € 10,76 11,02 11,53 12,04<br />

Mit zunehmendem Leistungsniveau wird jedes Prozent Saugferkelverluste teurer.<br />

In Tabelle 4 sind nun die Auswirkungen unterschiedlicher Leistungen auf die Kosten pro Umrauschtag<br />

bzw. pro Prozentpunkt Saugferkelverluste dargestellt.<br />

Bei einem Ferkelpreis von 55 € und 21,5 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr kostet ein<br />

Umrauschtag 2,60 €, während 1 % höhere Saugferkelverluste mit 10,76 € zu Buche schlagen.<br />

Steigt die Herdenleistung auf 23 abgesetzte Ferkel, kostet jeder zusätzliche Umrauschtag<br />

2,78 €, 1 % höhere Saugferkelverluste 11,53 €. Die Kosten steigen weiter, wenn die<br />

Herdenleistung zunimmt. Bei 24 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr belaufen sich die<br />

Kosten pro Umrauschtag auf 2,90 €, während die Kosten pro Prozentpunkt Saugferkelverluste<br />

auf 12,04 € steigen. Zu erklären ist der Unterschied dadurch, weil ein größerer Wurf ein<br />

höheres geldliches Potenzial besitzt und der Umrauschtag den ganzen Wurf betrifft.<br />

Fazit<br />

Das oberste Ziel in der Ferkelerzeugung muss sein, die biologischen Leistungen in allen Bereichen<br />

weiter zu verbessern.<br />

Zunächst gilt es, die Leistungsmerkmale zu optimieren, die den größten Einfluss auf das<br />

wirtschaftliche Ergebnis haben. Zu nennen sind hier die Wurfgrößen, die Saugferkelverluste<br />

sowie die Verlust- bzw. Leertage.<br />

Wie die aktuellen Berechnungen zeigen, führt allein die Erhöhung der Wurfgröße um 0,1<br />

Ferkel pro Wurf zu einem um 11 € höheren Deckungsbeitrag pro Sau.<br />

Durch die Senkung der Saugferkelverluste um 1 % haben Ferkelerzeuger die Möglichkeit,<br />

den Deckungsbeitrag pro Sau um fast 14 € zu steigern.<br />

Rund 3,30 € mehr Deckungsbeitrag sind zu realisieren, wenn die Verlusttage um einen Tag<br />

gesenkt werden. Das gilt sowohl für die Umrauschtage, die Leertage als auch für die Absetz-<br />

Beleg-Tage.<br />

Neues Computerprogramm vereinfacht die Auswertung<br />

Das vom <strong>Erzeugerring</strong> genutzte Computerprogramm für die Auswertung in Ferkel erzeugenden<br />

Betrieben wurde von Melanie Große Vorspohl im Rahmen einer Diplomarbeit an der<br />

Fachhochschule in Soest entwickelt. Unterstützt wurde die Arbeit vom <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong>,<br />

der Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) und dem Bundeshybridzuchtprogramm.


7 Zukunftsorientierte Erfolgsstrategien für die<br />

Schweinemast<br />

Zusammen mit der GFS (Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung) bietet der<br />

<strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> jetzt einen neuen „Crashkurs“ für Schweinemäster an. Der erste<br />

Crashkurs dieser Art fand Anfang Dezember <strong>2002</strong> in Ascheberg statt. Neben der Schlachtschweinevermarktung<br />

wurden in dem eintägigen Seminar Themen wie: die GFS- Endproduktprüfung,<br />

die Zusammenarbeit zwischen Ferkelerzeuger und Mäster bei der Besamungseberauswahl,<br />

sowie Fragen rund um den Stallbau (gesetzliche Vorschriften, Fütterungs- und<br />

Haltungstechnik usw.) behandelt. Ausführlich wird bei diesem Crashkurs zudem auf die Betriebszweiganalyse<br />

bei Schweinemästern und auf Erweiterungsmöglichkeiten eingegangen.<br />

Um den Schweinemästern einen Einblick in die Arbeit der Genossenschaft zu vermitteln,<br />

erläuterte GFS- Mitarbeiter Andreas Närmann unter anderem die Grundlagen der GFS-<br />

Nachkommenprüfung. Hierbei werden die ersten Ferkel der jungen „Prüfeber“ in ausgewählten<br />

Praxisbetrieben gemästet. Anschließend wird sowohl die Mast- als auch die Schlachtleistung<br />

der Schweine erfasst. Die Leistungen der Nachkommen gehen dann in die GFS-<br />

Zuchtwertschätzung des Jungebers ein und entscheiden über dessen weitere Zukunft: Die<br />

besten Eber aus GFS- Endproduktprüfung und Nachkommenprüfung auf Station (LPA- Prüfung)<br />

werden in die sogenannte Top- Genetik- Gruppe eingestuft. Die Eber mit schlechteren<br />

Nachkommenleistungen gehen zum Schlachten.<br />

Gemeinsame Eberauswahl<br />

Wie <strong>Erzeugerring</strong>berater Franz-Josef Eling berichtete, haben immer mehr Mäster erkannt,<br />

dass sich der Einsatz leistungsstarker Genetik lohnt. Folgerichtig drängen sie bei „ihren“ Ferkelerzeugern<br />

darauf, die Sauen mit entsprechenden Ebern zu belegen. Die Mehrkosten für<br />

das Top-Genetik-Sperma schlagen sich dann zwar im Ferkelpreis nieder, angesichts der im<br />

Mittel auch besseren Mast- und Schlachtleistungen lohnt sich diese Investition. Auswertungen<br />

der GFS haben es gezeigt.<br />

Da sich Eber der Top-Genetik-Fraktion in ihrem Vererbungsprofil deutlich voneinander unterscheiden,<br />

plädierte Franz-Josef Eling für eine ganz gezielte Eberauswahl. Dabei sollten<br />

die Betriebe bereits bei der Spermabestellung berücksichtigen, welche Sauengrundlage vorhanden<br />

ist und mit welcher Fütterungstechnik die Ferkel bzw. Schweine später gemästet<br />

werden sollen. So kann bei der GFS beispielsweise gezielt Samen von eher frohwüchsigen,<br />

von sehr fleischreichen oder von mehr bauchbetonten Piétrain-Top-Genetik-Ebern bestellt<br />

werden, um in der späteren Mast möglichst einheitliche Partien im Stall zu haben. Dies vereinfacht<br />

die Fütterung und erleichtert die Vermarktung.<br />

Kostengünstig wachsen<br />

Eine Analyse der Schweinemast aus steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht gelang<br />

Elmar Backmann von der Steuerberatungsgesellschaft Dr. Gemmeke GmbH im niedersächsischen<br />

Bruchhausen. Wie der Unternehmensberater erläuterte, sollten die Betriebe die biologischen<br />

Leistungen stetig maßvoll steigern, ohne dabei die für die Erlöse so wichtigen<br />

Schlachtleistungsparameter aus den Augen zu verlieren. Parallel dazu müssten die Stückkosten<br />

möglichst niedrig gehalten werden, um in der Schweinemast im langfristigen Schnitt<br />

eine lukrative Verzinsung des eingesetzten Kapitals zu erreichen.<br />

Notwendige Wachstumsschritte müssen kostenbewusst erfolgen, mahnte Backmann. Das<br />

gelte sowohl für den Bereich Stallbau als auch hinsichtlich der Flächenaufstockung. Gerade<br />

hier seien in der Vergangenheit oft Fehler gemacht worden, wenn es Probleme mit der Vieheinheitengrenze<br />

oder mit den Vorgaben der Düngeverordnung gab. In guten „Schweinejah-<br />

23


24<br />

ren“ wurden dann Fläche zu überhöhten Preisen zugepachtet, ohne zu bedenken, dass die<br />

Erweiterungspacht mit 100 bis 150 Euro je ha aus der Veredlungswirtschaft „subventioniert“<br />

werden muss. Hier sollte in Zukunft verstärkt nach Alternativen zur Flächenaufstockung Ausschau<br />

gehalten werden, riet der Steuerfachmann.<br />

Was für die Flächenausstattung gilt, zählt für den Stallbau ebenso: Hohe Festkosten verteuern<br />

die Produktion und können in Preistälern über die Wirtschaftlichkeit der Mast entscheiden.<br />

Backmann empfahl daher, einen Stallbau nur zu realisieren, wenn die Nettoerstellungskosten<br />

360 €/Mastschweineplatz nicht überschreiten. Im Zweifel sollten die Betriebe sonst<br />

lieber auf die Baumaßnahme verzichten und die vorhandenen Produktionskapazitäten möglichst<br />

effizient nutzen.<br />

Vorteile für Großgruppen<br />

Ob man heutzutage angesichts der umfangreichen bau- und umweltrechtlichen Auflagen in<br />

Deutschland allerdings noch einen Stall für 360 €/Mastplatz bauen kann, wagte Michael<br />

Marks zu bezweifeln. In günstigen Einzelfällen möge das gelingen, so der Stallbau- und<br />

Stallklimaberater der RCG in Münster, im Normalfall wohl eher nicht.<br />

Marks ging dann die lange „Litanei“ der zu beachtenden Tier- und Umweltschutzvorgaben<br />

durch, wobei sich zeigte, dass die klassische Aufstallung der Mastschweine am Quertrog mit<br />

Flüssigfütterung hinsichtlich der Baukosten heute von Nachteil ist. Das hängt unter anderem<br />

mit den Flächenvorgaben aus dem nordrhein-westfälischen Schweineerlass zusammen. Dort<br />

werden für Schweine mit 81 bis 110 kg Lebendgewicht in der Großgruppe mit mehr als 15<br />

Tieren 0,85 m²/Schwein gefordert, während jedem Schwein in der Kleingruppe (weniger als<br />

15 Tiere) mindestens 1 m² Buchtenfläche zur Verfügung stehen muss.<br />

Den Abschluss des neuen Schweinmast-Crashkurses bildete die Auswertung von AutoFOM-<br />

Schlachtdaten unter Zuhilfenahme des Internets. Hier erläuterten Franz-Josef Eling und<br />

Markus Mönikes das Beratungsangebot des <strong>Erzeugerring</strong>es <strong>Westfalen</strong> und erklärten an Beispielsdatensätzen,<br />

wie man die Ergebnisse zur Verbesserung der Produktion und Optimierung<br />

der Schweinevermarktung nutzen kann. Außerdem stellte Herr Mönikes die aktuelle<br />

Version des Computerprogrammes „KonRAT“ vor, mit dessen Hilfe der Landwirt seine<br />

Schlachtabrechnung überprüfen kann.<br />

Weitere Kurse dieser Art folgen im Frühjahr 2003. Informationen dazu erhalten Sie beim<br />

ERW unter Tel: 0251/ 285010 oder im Internet unter www.erw-wl.de!


8 SNW-Piétraineber – auf „Herz und Nieren“ geprüft<br />

Wer auf Dauer erfolgreich Ferkel erzeugen will, muss hochwertige Genetik einsetzen. Dies<br />

betrifft nicht nur die Sauenherkünfte sondern auch den Ebereinsatz.<br />

Dem Schweineerzeuger Nord – West (SNW) e.V. in Münster steht mit etwa 1500 eingetragenen<br />

Piétrainsauen eine solide Basis für die züchterische Bearbeitung der Vaterlinien zur<br />

Verfügung. Um eine hinreichende Sicherheit beim Einsatz von Endproduktebern in der Ferkelerzeugerstufe<br />

zu erreichen, ist ein Prüfsystem notwendig, welches über das genetische<br />

Leistungsvermögen eines Vatertieres Auskunft gibt. Darüber hinaus setzt die Zuchtwahl auf<br />

die verschiedensten Merkmale. Deren Erfassung und Prüfung werden vorausgesetzt.<br />

Stationsprüfung<br />

In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer <strong>Westfalen</strong> – Lippe und Weser - Ems<br />

erfolgt deshalb in den Leistungsprüfungsanstalten (LPA) Haus Düsse und Quakenbrück eine<br />

Stationsprüfung. Die Einzelheiten dieses Prüfungsverfahrens sind durch die vom „Ausschuss<br />

für Leistungsprüfungen und Zuchtwertfeststellung beim Schwein“ (ALZ) erarbeitete Richtlinie<br />

umfassend geregelt.<br />

Der Vorteil der Stationsprüfung besteht darin, dass sich die Umweltbedingungen weitgehend<br />

vereinheitlichen lassen. Hinzu kommt, dass diese Prüfungsform geeignet ist, Merkmale zu<br />

erfassen, die einen hohen personellen und apparativen Messaufwand erfordern. Diesen Vorteilen<br />

stehen allerdings die hohen Prüfkosten je Tier gegenüber, die Untersuchungen mit<br />

sehr großen Stückzahlen unmöglich machen. Für eine effektive Zuchtarbeit ist die Stationsprüfung<br />

jedoch unerlässlich.<br />

In Abhängigkeit von dem Verhältnis zwischen dem Zuchttier, dessen Zuchtwert geschätzt<br />

werden soll und dem Tier, das die zur Zuchtwertschätzung genutzten Leistungsinformationen<br />

erbringt, werden die Leistungsprüfungen nach der Herkunft der Information für die<br />

Zuchtwertschätzung als Eigenleistungs-, Geschwister- oder Nachkommenprüfung bezeichnet.<br />

Bei der Prüfung für die Rasse Piétrain handelt es sich um eine kombinierte Geschwister-/<br />

Nachkommenprüfung, da die Ergebnisse sowohl zur Zuchtwertschätzung von Jungebern<br />

aufgrund der Geschwisterinformationen als auch von Ebern und Sauen aufgrund ihrer Nachkommenleistungen<br />

dienen.<br />

Anmeldung und Ablauf der Prüfung<br />

Die Züchter des SNW e.V. melden die zu prüfenden Gruppen bis zu einem Alter von 14 Tagen<br />

beim Zuchtverband an. Bei den Vaterlinien werden jeweils zwei weibliche Tiere eines<br />

Wurfes zur LPA – Prüfung angemeldet. Bei der Eingabe der Anmeldedaten in die EDV erfolgt<br />

zunächst eine Überprüfung der von Vater und Mutter vorliegenden Leistungszahlen.<br />

Dies ist unbedingt erforderlich, da nur die besten Leistungsvererber einer Population für die<br />

Weiterzucht genutzt werden sollen. Auf diese Weise erfolgt schon bei der Prüfungsanmeldung<br />

eine erste Selektion.<br />

Nach erfolgreicher Anmeldung werden die Prüfanstalten und die Züchter über die zu schickenden<br />

Gruppen benachrichtigt. Die Anlieferung der Ferkel erfolgt bis zu einem Lebendgewicht<br />

von 28 kg. Die Prüfung erstreckt sich über den Gewichtsabschnitt von 30 bis 105 kg.<br />

Während der Prüfung wird eine Mischung ad libitum verabreicht. Gehalten werden die Prüftiere<br />

strohlos auf Teilspaltenboden in Zweierbuchten. In dem angegebenen Prüfungsabschnitt<br />

werden die Mastleistungsmerkmale tägliche Zunahme und der Futteraufwand je kg<br />

Zuwachs sowie schlachtgewichtsbezogen die Nettoprüftagszunahme sowie der Nettofutteraufwand<br />

je kg Zuwachs ermittelt.<br />

25


26<br />

Nach Erreichen des Prüfungsendgewichtes, welches für alle Rassen auf 85 kg Schlachtgewicht<br />

(warm) festgelegt worden ist, erfolgt die Ermittlung des Schlachtkörperwertes, d. h. der<br />

Schlachtkörperzusammensetzung und der Fleischbeschaffenheit.<br />

Die Schlachtkörperzusammensetzung wird unter anderem durch die Merkmale durchschnittliche<br />

Rückenspeckdicke, Rückenmuskelfläche und Fettfläche (am Anschnitt zwischen 13.<br />

und 14. Brustwirbel), Seitenspeckdicke, Speckdicke über der Rückenmuskelfläche, das<br />

Schinkengewicht, die Schlachtkörperlänge sowie die Bauchqualität erfasst. Auf der Grundlage<br />

ausgewählter Messwerte erfolgt die Schätzung des Fleischanteils mit Hilfe einer Regressionsgleichung,<br />

der sogenannten „Bonner Formel“. Die Fleischbeschaffenheit wird durch<br />

früh- und spätpostmortale pH- und Leitfähigkeitsmessungen im Kotelett und Schinken sowie<br />

die Fleischhelligkeitsmessung mit dem „Opto - Star“ – Gerät 24 h p.m. erfasst.<br />

Nach Abschluss der Prüfung erhalten der Zuchtverband und die jeweiligen Züchter der geschickten<br />

Gruppen die Prüfungsergebnisse in Form eines Prüfungsberichtes für jeweils eine<br />

Vollgeschwistergruppe mit Angabe der Einzeltierdaten. Der Zuchtverband wertet die in der<br />

LPA erzielten Leistungen für jede Rasse bzw. Herkunft kontinuierlich aus, und nutzt die Daten<br />

der LPA - Prüfungen für die BLUP - Zuchtwertschätzung. Bei dieser Vorausschätzung<br />

des genetischen Wertes eines Jungebers werden die Merkmale Tageszunahme, Futterverbrauch<br />

je kg Zuwachs (Futterverwertung), Fleischanteil nach Bonner Formel und der LF24<br />

– Wert in die Berechnung des Zuchtwertes einbezogen. Dabei werden alle verfügbaren Verwandteninformationen<br />

zur Schätzung des Jungeber – Zuchtwertes genutzt. Wird dieser<br />

Jungeber dann beispielsweise in Auktionskatalogen bzw. in den Stallkörungskatalogen zum<br />

Verkauf angeboten, sind die Angaben zum Zuchtwert und vieles mehr im Katalog abgedruckt.<br />

Mit diesen Angaben kann sich der potentielle Käufer ein Bild vom Wert des Tieres<br />

machen.


Übersicht 1: Erläuterung der Katalogangaben für einen Jungeber<br />

Eber 129906 / 11<br />

7 / 7<br />

Vater<br />

Vaters Vaters<br />

Vaters Mutter<br />

13472<br />

12418<br />

BLUP ZW . 121<br />

V.<br />

127823<br />

PI<br />

PI<br />

PI<br />

BLUP - Gesamtzuchtwert<br />

M.<br />

PI<br />

13472<br />

10 / 10<br />

2 / 2<br />

(<br />

173<br />

NZW<br />

161<br />

NZW<br />

HB-Nr. der Mutter<br />

mit Spitzennr. des Ferkels<br />

Zitzenzahl links / rechts<br />

MIXER<br />

MAXEL<br />

BEGGA<br />

2,01<br />

2,10<br />

HB - Nr<br />

+1,4<br />

838<br />

+11<br />

899<br />

+42<br />

Rasse<br />

NP<br />

Name<br />

geb. 08.04.02<br />

MHS - Status<br />

Mutter<br />

Muters Vater<br />

Mutters Mutter<br />

BLUP – Teilzuchtwerte für<br />

-tägliche Zunahme<br />

-Futterverbrauch / kg Zuwachs<br />

-Fleischanteil<br />

-LF 24 -Wert<br />

+0,2<br />

2,40<br />

+0,02<br />

2,33<br />

+0,06<br />

97<br />

101<br />

Futteraufnahme / kg / Tag<br />

Alter bei Mastende (Tage)<br />

62,0<br />

61,2<br />

129906<br />

11369<br />

124597<br />

Zl.<br />

+0,9<br />

64,8<br />

+0,9<br />

64,6<br />

-0,1<br />

Geburtsdatum des Jungebers<br />

PI<br />

PI<br />

PI<br />

2 / 2 W.<br />

FRANCA<br />

PAN<br />

FAZORA<br />

10,5 / 10,0<br />

PP<br />

27<br />

Zuchtleistung der Mutter<br />

(Im Durchschnitt von 2 Würfen<br />

hat die Mutter 10,5 Ferkel<br />

geboren und 10,0 Ferkel<br />

aufgezogen)<br />

1,7<br />

1,7<br />

63,7<br />

63,1<br />

56<br />

55<br />

Rückenmuskelfläche (cm<br />

Schlachtkörperlänge (cm)<br />

2 )<br />

Futterverbrauch / kg Zuwachs<br />

Ø tägliche Zunahme (g)<br />

Rückenspeckdicke (cm)<br />

Fleischanteil im<br />

Bauch (Gruber Formel)<br />

Opto<br />

LF 24<br />

Fleischanteil (%)<br />

7,2<br />

+0,2<br />

5,5<br />

-1,0<br />

-0,4)


28<br />

Wie solche Katalogangaben aussehen, und was sich dahinter verbirgt, ist in Übersicht 1<br />

dargestellt.<br />

Dort sind sowohl der BLUP – Gesamtzuchtwert (in unserem Beispiel 121 Punkte), als auch<br />

die BLUP – Teilzuchtwerte dargestellt. Die ökonomisch gewichteten Teilzuchtwerte des<br />

Jungebers resultieren aus dem Produkt des Durchschnitts der jeweiligen Naturalzuchtwerte<br />

der beiden Eltern mit den entsprechenden ökonomischen Gewichten.<br />

Die Berechnung der ökonomischen Teilzuchtwerte geht aus Übersicht 2 hervor.<br />

Übersicht 2: Ökonomische Gewichtungsfaktoren für die Berechnung der ökonomischen<br />

Teilzuchtwerte<br />

Tageszunahme Futterverwertung Fleischanteil LF24<br />

Naturalzuchtwert Vater + 11 + 0,02 + 0,9 + 0,2<br />

Naturalzuchtwert Mutter + 42 + 0,06 - 0,1 - 1,0<br />

Ø Vater, Mutter + 27 + 0,04 + 0,4 - 0,4<br />

Faktor 0,05 € / g 5,11 € / kg 2,30 € / % + 1,02 € / ms<br />

Ökonomischer Teilzuchtwert<br />

+ 1,4 + 0,2 + 0,9 - 0,4<br />

Die Stationsprüfung ist jedoch nicht alleine ausschlaggebend für die Zuchttauglichkeit eines<br />

Ebers. Die Ergebnisse aus der Geschwisterprüfung bzw. die Pedigree – Informationen über<br />

Vaters – und Muttersseite und alles was sonst noch zur Zuchtwertschätzung des Jungebers<br />

herangezogen wird, sind zwar sehr wichtig, ohne entsprechend gute Ergebnisse beim Eigenleistungstest<br />

wird jedoch kein Eber zur Körung zugelassen.<br />

Jeder zur Körung vorgestellte Eber muss bestimmte Mindestwerte beim BLUP – Zuchtwert<br />

und bei den Eigenleistungsmerkmalen erfüllen (Lebenstagszunahme, Rückenspeckdicke).<br />

Hinsichtlich der Prüfungsanforderungen muss die Mutter mit mindestens zwei und der Vater<br />

mit mindestens sechs Tieren geprüft sein.<br />

Darüber hinaus sieht sich die Körkommission das Erscheinungsbild des Jungebers genau an<br />

und entscheidet, ob dieser für den Zuchteinsatz zugelassen wird oder nicht.<br />

Fazit<br />

Stationsprüfungen liefern unverzichtbare Informationen für eine effektive Zuchtarbeit. Sie<br />

liefern die grundlegenden Daten für die Zuchtwertschätzung und Selektion. Darüber hinaus<br />

geben die ermittelten Ergebnisse Züchtern und Ferkelerzeugern wichtige Entscheidungshilfen<br />

bei der Wahl der einzusetzenden Genetik.


9 Leistungsreserven bei Ferkelerzeugern mobilisieren<br />

Wie Referenzwert- und Deckmanagementanalyse auf Grundlage der Sauenplanerdaten<br />

dabei helfen können<br />

Betriebe mit hoher Leistung haben erkannt, dass nur mit einer konsequenten Dokumentation<br />

die Betriebsdaten erfasst und analysiert werden können. Um die Fülle an Daten über den<br />

Sauenplaner hinaus nutzen zu können, ist die so genannte Referenzwertanalyse entwickelt<br />

worden. Diese hat das Ziel, an Hand der Produktionsdaten Schwachstellen aufzuzeigen,<br />

aber auch Leistungsreserven zu mobilisieren.<br />

Grundlage zur Ermittlung der Referenzwerte liefern die Leistungsdaten der Ferkelerzeugerbetriebe<br />

aus dem Fruchtbarkeitsmonitoring der GFS. An der Erstellung der<br />

Referenzwertanalyse sind neben der GFS der SNW, der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong>, Herr Prof.<br />

Brandt von der Universität Gießen und Frau Dr. Engels (Lohne) beteiligt.<br />

Die wichtigen Merkmale im Reproduktionsgeschehen eines Ferkelerzeugers sind in Übersicht<br />

1 aufgelistet.<br />

Übersicht 1: Leistungsmerkmale im Reproduktionsgeschehen<br />

1. Altersstruktur der Herde, Referenz: LGF/Wurf *<br />

2. Prozentuale Verteilung, erste Belegung nach dem Absetzen, Referenz: Absatzbelegtage*<br />

3. Prozentuale Verteilung > 1. Belegung nach dem Absetzen (Umrauscher), Referenz:<br />

Absatzbelegtage*<br />

4. Prozentuale Verteilung aller Belegungen nach dem Absetzen, Referenz: Absatzbelegtage*<br />

5. Mittel lebend geborener Ferkel nach Wurfnummer, Referenz: LGF/Wurf*<br />

6. Mittel abgesetzter Ferkel nach Wurfnummer, Referenz: AGF/Wurf*<br />

7. Mittel totgeborener Ferkel nach Wurfnummer, Referenz: LGF/Wurf*<br />

8. Mittel Saugferkelverluste nach Wurfnummer, Referenz: LGF/Wurf*<br />

9. Verteilung leb. geb. Ferkel bei Jungsauen, Referenz: LGF/Wurf*<br />

10. Verteilung leb. geb. Ferkel beim 2. Wurf, Referenz: LGF/Wurf*<br />

11. Verteilung leb. geb. Ferkel beim 3. – 5. Wurf, Referenz: LGF/Wurf*<br />

12. Verteilung leb. geb. Ferkel ab > 5. Wurf, Referenz: LGF/Wurf*<br />

* Die Auswahl der 25 % besten Betriebe erfolgte anhand dieses Merkmales.<br />

Für jedes einzelne Merkmal wurde der Mittelwert von den 25% besten Betrieben errechnet<br />

und dieser Wert als Referenzwert festgelegt. Mit der Referenzwertanalyse ist es möglich,<br />

Daten eines speziellen Betriebes in Bezug zu den „Besten“ (Referenzwerte) zu setzen und<br />

so Schwachstellen aufzuzeigen, aber vor allem Leistungsreserven zu mobilisieren. Außerdem<br />

besteht die Möglichkeit, unterschiedliche Produktionszeiträume nebeneinander mit den<br />

Referenzwerten zu vergleichen. Neben dem vierjährigen Produktionszeitraum werden auch<br />

die Daten des aktuellen Geschehens im letzten Jahr ausgewertet. Die grafische Darstellung<br />

erleichtert hierbei die Auswertung, da die Produktionsdaten des auszuwertenden Betriebes<br />

zusammen mit den Referenzwerten ein anschauliches Bild ergeben, Unterschiede werden<br />

optisch herausgehoben.<br />

Neben den üblichen Produktionskennzahlen des Sauenplaners wird bei der Referenzwertanalyse<br />

Wert auf die Aufschlüsselung der Leistungsinformationen unterschiedlicher Wurfnummern<br />

(Jungsauen, 2. Wurf, 3.-5. Wurf, ab 5. Wurf) gelegt. Auch der Altersstruktur der<br />

Herde wird große Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

29


30<br />

Möglichst viele lebende Ferkel pro Sau und Jahr abzusetzen ist das Ziel eines jeden Ferkelerzeugers.<br />

Der Grundstein hierzu wird im Deckzentrum gelegt, denn nur bei einer Besamung<br />

zum ovulationsnahen Zeitpunkt können höchste Befruchtungsraten erzielt werden.<br />

Die Analyse des Deckmanagements ist daher zur Steigerung der Fruchtbarkeit von hoher<br />

Wichtigkeit. Neben der Auswertung der Absatzbelegtage liefern auch die Parameter „Verteilung<br />

lebend geborener Ferkel“ (getrennt zwischen Jungsauen, 2.Wurf und 3.-5. Wurf) Hinweise<br />

auf nicht optimale Besamungszeitpunkte.<br />

Eine sinnvolle Ergänzung der Referenzwertanalyse stellt in diesem Zusammenhang die<br />

Deckmanagementanalyse dar. Durch konsequente Dokumentation von Duldungsbeginn und<br />

–ende durch zweimal tägliche Brunstkontrolle (möglichst zur gleichen Zeit) und der erfolgten<br />

Besamungen können mögliche Schwachpunkte aufgezeigt werden, die bei normaler Betrachtung<br />

nicht bemerkt worden wären.<br />

Anhand der Duldungsdauer wird der theoretische Zeitpunkt der Ovulation ermittelt. Unter<br />

Annahme, dass die Sau am Ende des zweiten Drittels der Duldung ovuliert, werden alle Besamungen,<br />

die 16 vor bis 4 Stunden nach der ermittelten Ovulation durchgeführt worden<br />

sind, als termingerecht bewertet. Die computergestützte Auswertung gibt für jede Sau die so<br />

genannten „Treffer“ im Hinblick auf ovulationsnahe Besamungen an.<br />

Die Interpretation der erhobenen Werte ist nun der Schlüssel, um Fruchtbarkeitsreserven zu<br />

mobilisieren. An einem Bespielbetrieb soll nun verdeutlicht werden, wie die Referenzwertanalyse<br />

Leistungsreserven eines Betriebes offen legen kann.<br />

Betrieb Solms (Name geändert) besamt nicht optimal<br />

Bei Auswertung des Produktions- und Leistungsberichtes des Betriebes Solms zeigt die Anzahl<br />

der im Mittel abgesetzten Ferkel noch Leistungsreserven, v. a. bei den niedrigen Wurfnummern.<br />

Auffällig ist außerdem eine erhöhte Anzahl von Umrauschern.<br />

Die Abbildung „Verteilung lebend geborener Ferkel bei Jungsauen“ (Abb. 1) verdeutlicht,<br />

dass die Gruppen 5-7 Ferkel stärker und 12-14 Ferkel geringer vertreten sind als bei den<br />

Referenzbetrieben. Bei den Wurfstärken 10 und 11 hat sich die Fruchtbarkeitslage im letzten<br />

Jahr um 5-10% gegenüber dem vorherigen Produktionszeitraum verbessert.<br />

Abbildung 1:


Bei den abgesetzten Sauen weicht die „Prozentuale Verteilung, 1. Belegung nach dem Absetzen“<br />

(Abb. 2) stark von den Referenzwerten ab. Mehr als 75% der Sauen werden am Tag<br />

5 belegt, bei den Referenzbetrieben sind es nur ca. 63%.<br />

Abbildung 2:<br />

Abbildung 3:<br />

In Abbildung 3 (Prozentuale Verteilung der Umrauschbelegungen = > 1. Belegung nach dem<br />

Absetzen) ist zu erkennen, dass der Betrieb eine sehr gute Umrauschkontrolle durchführt.<br />

Über 55% aller Umrauscher werden in der nächsten Rausche (18-23 Tage) wieder belegt.<br />

31


32<br />

Damit liegt der Betrieb deutlich höher als die Referenzbetriebe. Der hohe Anteil regelmäßiger<br />

Umrauscher ist allerdings ein Hinweis auf ein nicht optimales Besamungsmanagement.<br />

Offensichtlich wurde ein Teil der Sauen zu früh oder zu spät belegt, die im Zyklus nach drei<br />

Wochen umrauschen.<br />

Aufgrund dieser ausgewerteten Daten ist es sinnvoll, eine Deckmanagementanalyse durchzuführen,<br />

da offensichtlich der optimale Besamungszeitpunkt nicht bei jeder Sau erkannt<br />

wird.<br />

Die Altersstruktur der Herde (Abb. 4) zeigt, dass im letzten Jahr zu wenig Jungsauen remontiert<br />

worden sind. Hier ist darauf zu achten, dass zukünftig zusätzliche Tiere remontiert werden.<br />

Auf die Schlachtsauenselektion ist ein weiteres besonderes Augenmerk zu richten, um<br />

einer Überalterung vorzubeugen bzw. leistungsschwache Altsauen zeitig zu merzen. Insbesondere<br />

Sauen, die ab dem 6. Wurf trotz hoher Lebensleistung einen leistungsschwachen<br />

Wurf haben, müssen zum Schlachten.<br />

Abbildung 4:<br />

Fazit<br />

Mit der Referenzwertanalyse lassen sich die Sauenplanerdaten noch effektiver nutzen. Die<br />

grafische Darstellung der Betriebsdaten neben den Mittelwerten der besten Betriebe heben<br />

die Unterschiede für die wichtigsten Merkmale in der Reproduktionsstatistik heraus. Eine<br />

sinnvolle Ergänzung stellt die Deckmanagementanalyse dar. Für jeden Betrieb ergeben sich<br />

auf dieser Grundlage individuelle Beratungsansätze.


10 Einmalimpfung gegen Mykoplasmen<br />

Als im Sommer <strong>2002</strong> der Einmalimpfstoff „Stellamune One“ von Pfizer auf den Markt kam,<br />

entschieden sich einige Mitgliedsbetriebe des <strong>Erzeugerring</strong>es, anstatt der herkömmlichen<br />

Zweimalimpfung, diesen neuen Impfstoff (nur noch eine Impfung ab der 3. Lebenswoche)<br />

einzusetzen.<br />

In einem geschlossenen Mitgliedsbetrieb des <strong>Erzeugerring</strong>es mit 250 Sauen und anschließender<br />

Mast wurde diese Umstellungsphase vom Ringberater Robert Wenning in der Praxis<br />

genau beobachtet und dokumentiert, um sich ein eigenes Bild über die Mastleistung der<br />

neuen Impfgruppen machen.<br />

Die Auswertung von mittlerweile 500 Mastschweinen spiegelt das hohe Leistungsniveau<br />

wieder: Die Tageszunahmen schwanken zwischen 740 – 760 g und die Verlustrate liegt bei<br />

konstant 2 %. Ein Influenzaschub im November <strong>2002</strong> heilte ohne Medikation aus.<br />

Der Betriebsleiter bleibt weiterhin bei der Einmalimpfung gegen Mykoplasmen. Die Auswertung<br />

ergab, dass im Vergleich zur vorherigen Zweimalimpfung konstante Mastleistungen<br />

erzielt wurden (Wirtschaftsjahr 2001/<strong>2002</strong>: 746 g TZ, 2,2% Verluste), aber der Arbeitsaufwand<br />

und der Impfstress für Mensch und Tier durch die Einmalimpfung wesentlich reduziert<br />

wurde. Hinzu kommt, dass sich dieser wässrige Einmalimpfstoff genau so gut wie die herkömmlichen<br />

Impfstoffe spritzen lässt.<br />

33


34<br />

11 Nach BESTSCHWEIN nun auch BESTFERKEL<br />

Qualitätsfleisch-Erzeugung beginnt im Ferkelerzeugerbetrieb. Von daher ist es nur konsequent,<br />

dass die Charta der „Qualität und Sicherheit GmbH“ ab dem 1. Januar 2004 vorschreibt,<br />

dass alle neu aufgestallten Ferkel die QS-Richtlinien erfüllen.<br />

Vertrag plus 3 Anlagen<br />

Im Vorgriff darauf bietet WESTFLEISCH ab sofort Ferkelerzeugern einen „BESTFERKEL-<br />

Vermarktungsvertrag“ an, in dem<br />

- der Zukauf von Jungsauen<br />

- der Verkauf von Ferkeln bzw. Schlachtschweinen und<br />

- der Verkauf von Schlachtsauen<br />

zukunftsorientiert geregelt sind.<br />

Basis dessen sind die Regularien der „Qualität und Sicherheit für Lebensmittel GmbH“ sowie<br />

die spezifischen Anforderungen des BESTSCHWEIN- Vermarktungsprogramms. Der Vertrag<br />

mit insgesamt 8 Paragraphen kann in den nachfolgenden Jahren von beiden Partnern mit<br />

einer Frist von 3 Monaten gekündigt werden. Details zum Kauf von Zuchtsauen, zur Vermarktung<br />

von BESTFERKELN und zur Vermarktung von Schlachtsauen sind in den Anlagen<br />

I bis III geregelt, und diese können – den Marktgegebenheiten entsprechend – von WEST-<br />

FLEISCH nach schriftlicher Vorankündigung innerhalb von vier Wochen abgeändert werden.<br />

In diesem Fall hat der Erzeuger das Recht zur außerordentlichen Kündigung.<br />

Für Ferkelerzeuger sind vor allem folgende Regeln und Bedingungen wichtig<br />

Es sollen vorrangig Sauen jener Herkünfte gehalten werden, die von WESTFLEISCH anerkannt<br />

sind. Das sind derzeit Westhybrid, PIC und BHZP. Zukaufsperma wird vorrangig von<br />

Ebern aus der Vorschlagsliste von WESTFLEISCH bezogen. Die Ferkelerzeugung erfolgt<br />

nach „Guter Fachlicher Praxis“, wobei die gesetzlichen Tierhaltungs- und Tierschutzbestimmungen<br />

ebenso wie die Vorschriften der Viehverkehrsverordnung einzuhalten sind. Gefüttert<br />

werden die Tiere bedarfsgerecht mit Futtermitteln von gelisteten Herstellern und Komponenten<br />

gemäß der Positivliste. Und schließlich: die fachtierärztliche Bestandsbetreuung hat auf<br />

Basis eines schriftlichen Betreuungsvertrages zu erfolgen.<br />

Die Einhaltung der „Guten Fachlichen Praxis“ und weiterer QS-Regularien ist durch regelmäßige<br />

Audits einer neutralen Kontrollorganisation per Testat nachzuweisen. Alle Vorgänge<br />

hinsichtlich Futtermittelbezug, Zu- und Verkäufe von Tieren sowie tierärztliche Behandlungen<br />

sind nachvollziehbar zu dokumentieren. Jeder Ferkel-Lieferung an WESTFLEISCH ist ein<br />

Ferkel-Testat beizufügen. Ab 1. Januar 2004 ist - den QS-Vorschriften entsprechend - auch<br />

in der Ferkelaufzucht auf den Einsatz von antibiotisch wirksamen Leistungsförderern zu verzichten.<br />

Hinsichtlich des vorgeschriebenen Salmonellen-Monitorings gilt zunächst: Erst wenn<br />

bei Kontrollen der Schlachtschweine Auffälligkeiten festgestellt werden, ist auch die Ferkelherkunft<br />

zu untersuchen.<br />

Ganz wichtig: Der Ferkelerzeuger wird mit Abschluss eines BESTFERKEL-<br />

Vermarktungsvertrages Mitglied der WESTFLEISCH eG. Ferkelerzeuger können sich nun<br />

entscheiden, ob sie<br />

1. lediglich den Zukauf der Jungsauen vertraglich regeln; ob sie<br />

2. alle anfallenden BESTFERKEL bzw. alle Schlachtschweine nach BESTSCHWEIN-<br />

Vertrag vermarkten oder ob sie auch<br />

3. alle Schlachtsauen vertraglich geregelt an WESTFLEISCH abgeben.


Die Konditionen des BESTFERKEL-Vermarktungsvertrages an Hand von drei unterschiedlichen<br />

Bestandsgrößen:<br />

Tabelle1:<br />

Bestandsgröße Betrieb A<br />

80 Sauen<br />

1. Nur Zukauf von Jungsauen<br />

2. Verkauf der Ferkel bzw.<br />

Schlachtschweine + Verkauf<br />

der Altsauen<br />

3. Zukauf der Jungsauen +<br />

Verkauf der Altsauen +<br />

Verkauf der Ferkel bzw.<br />

der Schlachtschweine<br />

Betrieb B<br />

200 Sauen<br />

Betrieb C<br />

300 Sauen<br />

Sonderbonus Sonderbonus Sonderbonus<br />

Sonderbonus+<br />

Erstauditprämie<br />

256 €<br />

Sonderbonus<br />

+ Erstauditprämie<br />

+ Vertragsbonus<br />

12 € / Jungsau<br />

24 JS * 12 €<br />

= 288 € + 256 €<br />

gesamt im 1. Jahr 546 €<br />

+ Sonderboni<br />

3-Punkte-Vertragsbonus, sofern ...<br />

Sonderbonus+<br />

Erstauditprämie<br />

256 €<br />

Sonderbonus<br />

+ Erstauditprämie<br />

+ Vertragsbonus<br />

15 € / Jungsau<br />

66 JS * 15 €<br />

= 990 € + 256 €<br />

1.246 €<br />

+ Sonderboni<br />

Sonderbonus+<br />

Erstauditprämie<br />

256 €<br />

35<br />

Sonderbonus<br />

+ Erstauditprämie<br />

+ Vertragsbonus<br />

18 € / Jungsau<br />

100 JS * 18 €<br />

= 1.800 € + 256 €<br />

2.056 €<br />

+ Sonderboni<br />

Unabhängig davon, ob nun Alternative 1, 2 oder 3 bzw. eine beliebige Kombination dieser<br />

Alternativen gewählt wird: WESTFLEISCH verpflichtet sich, alle Zuchttiere entsprechend<br />

auszuliefern und Schlachtsauen sowie Ferkel- und Schlachtschweine abzunehmen und abzurechnen.<br />

Bei positivem Geschäftsverlauf wird je gehandeltem Tier ein Sonderbonus in<br />

Aussicht gestellt, der anteilmäßig dem Geschäftsguthabenkonto gutzuschreiben ist.<br />

Erzeugern, die Ferkel und Schlachtsauen an WESTFLEISCH vermarkten, honoriert WEST-<br />

FLEISCH das erfolgreiche Erst-Audit durch eine neutrale Kontrollorganisation mit einer Prämie<br />

von 256 € zuzüglich Mehrwertsteuer. Nach Abzug der Audit-Gebühren wird der Differenzbetrag<br />

dem Geschäftsguthabenkonto gutgeschrieben.<br />

Neben den vereinbarten Rabatten beim Bezug von Jungsauen und Zuschlägen und Boni bei<br />

der Vermarktung von Ferkeln und Altsauen zahlt WESTFLEISCH nach Ablauf des Kalenderjahres<br />

einen weiteren 3-Punkte-Vertragsbonus für die umfassende Form der Zusammenarbeit.<br />

Dieser Bonus wird gezahlt, wenn je gehaltener Stammsau wenigstens 30 % remontiert<br />

wurden und je gelieferter Stammsau mindestens 18 Ferkel angedient oder die entsprechende<br />

Anzahl Schlachtschweine und alle Schlachtsauen auf vertraglicher Basis mit WEST-<br />

FLEISCH vermarktet wurden.<br />

Mitmachen lohnt sich<br />

Dieser 3-Punkte-Vertragsbonus beträgt bei Abnahme von<br />

- bis zu 30 Jungsauen 12 € je Jungsau<br />

- 31 – 75 Jungsauen 15 € je Jungsau<br />

- über 75 Jungsauen 18 € je Jungsau


36<br />

In Tabelle 1 ist für drei Bestandsgrößen beispielhaft aufgeführt, was die drei Vertrags-<br />

Alternativen hinsichtlich Sonderbonus, Erst-Audit-Prämie und Vertragsbonus bedeuten. Die<br />

Höhe der Sonderboni ist selbstverständlich davon abhängig, ob WESTFLEISCH das Geschäftsjahr<br />

mit Gewinn abschließen konnte.<br />

Wichtig ist auch noch dies: Alle Regelungen gelten auch für den Bezug von Jungsauen über<br />

die PIC-WESTFLEISCH Vertriebs GmbH. Die bisherige Preisliste für Zuchtschweine einschließlich<br />

der dort genannten Mengenrabatte gilt selbstverständlich unverändert weiter.<br />

BESTSCHWEIN<br />

Die Abschlüsse der BESTSCHWEIN-Verträge gehen zügig voran, Stand Ende Dezember<br />

<strong>2002</strong> nutzen über 1.200 Betriebe die Vorteile der QS-Vermarktungsverträge von WEST-<br />

FLEISCH. Zusammen sorgen sie für ein Gesamt-Volumen von mehr als 2 Mio. Schlachtschweinen.


12 Salmonellenkontrolle im Schweinebestand<br />

Bereits seit mehreren Jahren wird über Salmonelleninfektionen in<br />

Schweinebeständen diskutiert. Diese sind grundsätzlich auch auf Menschen<br />

übertragbar und spielen daher in der Fleischhygiene eine wesentliche<br />

Rolle. Inzwischen ist der Salmonellenstatus von Schweinen und<br />

Schweinefleisch ein wesentliches Qualitätskriterium geworden, so dass<br />

sich in Zukunft jeder zukunftsorientierte Betrieb mit dem Thema "Salmonellenkontrolle"<br />

beschäftigen muss.<br />

Wie wird der Status eines Bestandes erfasst?<br />

Zur Erfassung des Status von Schweineherden werden am Schlachthof<br />

stichprobenartig Fleischsaftproben genommen und auf Antikörper gegen<br />

verschiedene Salmonellentypen untersucht. Alternativ können auch im Bestand<br />

Blutproben genommen werden, so wie es in allen PIC-Vermehrungs-<br />

und Aufzuchtbetrieben seit Jahren alle 4 Wochen geschieht. Werden in<br />

einer Probe vermehrt Antikörper gegen Salmonellen festgestellt, so wird<br />

das Ergebnis als positiv bezeichnet, denn es ist davon auszugehen, dass<br />

dieses Tier in der letzten Zeit eine Salmonelleninfektion erlitten hat. Die<br />

Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen der jeweils letzten 12 Monate<br />

werden zusammengefasst und jeder Bestand anhand des Anteils Antikörper-positiver Tiere<br />

einer bestimmten Kategorie mit entsprechenden Konsequenzen zugeordnet:<br />

Anteil positiver Tiere Kategorie Maßnahme<br />

unter 20% I Keine<br />

20% bis 40% II Beratung<br />

über 40% III<br />

Beratung + Maßnahmen<br />

zur Reduktion der Salmonellenbelastung<br />

37


38<br />

Konsequentes Hygienemanagement ist wichtig!<br />

Kein Betrieb kann sich wirklich sicher vor der Infektion mit Salmonellen schützen, weil diese<br />

Erreger – anders als viele andere Bakterien und Viren – praktisch überall vorhanden sein<br />

können.<br />

Deswegen ist das realistische Ziel nicht die Freiheit, sondern die Kontrolle im Sinne einer<br />

Keimreduktion im Schweinebestand. Antibiotika sind hier in aller Regel wenig hilfreich, vielmehr<br />

sind verschiedene Maßnahmen erforderlich, die der Tierhalter schon vorsorglich umsetzen<br />

kann und die alle ein Ziel haben: Den Eintrag von außen in den Stall und die Verschleppung<br />

innerhalb des Bestandes zu vermeiden. Dafür ist die konsequente Einhaltung<br />

bzw. Durchführung allgemeiner Hygienemaßnahmen wichtig, die auch nach der Schweinehaltungshygieneverordnung<br />

vorgeschrieben sind.<br />

Besondere Bedeutung kommt der konsequenten Ratten- und Mäusebekämpfung zu, weil<br />

diese die Erreger von außen in den Bestand und auch innerhalb des Bestandes verschleppen.<br />

Ebenso gehören Hunde, Katzen oder Vögel nicht in den Schweinestall.<br />

Futter einschließlich CCM muss sauber gelagert und vor Schadnagern und Vögeln gesichert<br />

werden. Innerhalb des Bestandes muss jede Gruppe konsequent für sich geführt werden,<br />

Umstallen zwischen den Gruppen darf es nicht geben. Die Buchten sollen sauber und trocken<br />

sein. Regelmäßiges Abschieben der Kotflächen muss überflüssig sein, denn dadurch<br />

werden Krankheitskeime verschleppt. Die konsequente Reinigung nach jeder Verladung oder<br />

Räumung eines Abteils mit anschließender Desinfektion muss zum Standard gehören.<br />

Dabei ist genauestens darauf zu achten, dass kein Schmutz oder Reinigungsnebel direkt<br />

oder über die Zuluft an die Schweine gelangt, denn im aufgewirbelten Kot sind massenhaft<br />

Krankheitserreger vorhanden.<br />

Natürliche Abwehrkräfte stärken!<br />

Besondere Bedeutung hat die Erhaltung der natürlichen Abwehrbereitschaft<br />

der Schweine. So gilt es Stress zu vermeiden,<br />

denn bekanntermaßen führt dieser zu massiver Erregerausscheidung<br />

bereits infizierter Tiere. Das Umstallen bzw. Neugruppieren<br />

ist schon deswegen unbedingt auf ein Mindestmaß<br />

zu begrenzen.


Auch unausgewogene Fütterung kann ein Risiko sein. Insbesondere die Auswahl der Futterkomponenten<br />

und der Zustand des Futters ist von Bedeutung: Hohe Gerstenanteile<br />

sind günstiger zu bewerten als viel Weizen. Grob geschrotete Hofmischungen schneiden<br />

in der Statistik besser ab als pelletierte Fertigfutter. Der Magen stellt mit seinem sauren<br />

Inhalt eine natürliche Barriere für Krankheitserreger dar, die durch die Fütterung unterstützt<br />

werden sollte. So ist bekannt, dass die vorsorgliche Ansäuerung des Futters durch<br />

den Zusatz organischer Säuren in Richtung eines pH-Wertes von 4,5 ein sehr wichtiger<br />

Beitrag zur Salmonellenbekämpfung ist.<br />

In mehreren Ländern wird auch die ‚Fermentierung‘ von Flüssigfutter propagiert, wobei<br />

das Futter bereits mehrere Stunden vor dem Verfüttern angemischt und im Laufe der Zeit<br />

sauer wird. Hiervon ist dringend abzuraten, weil es dabei zum Abbau wichtiger Nährstoffe<br />

und zur Bildung schädlicher Abbauprodukte kommt.<br />

Zu begrüßen sind dagegen neuere Entwicklungen, die eine kontrollierte Fermentation<br />

bestimmter Milchsäurebakterien zum Ziel haben und die dem Futter kurz vor der Verfütterung<br />

zugesetzt werden. Hier kommt es durch die gezielte Besiedlung mit nützlichen<br />

Milchsäurebakterien zu einer Verdrängung schädlicher Krankheitskeime.<br />

Was ist in Problembeständen zu tun?<br />

Werden in einem Bestand hohe Konzentrationen von Salmonellenantikörpern festgestellt, so<br />

muss sich der Betrieb in aller Regel durch einen spezialisierten Tierarzt beraten lassen. Dieser<br />

wird als erstes die Hygienemaßnahmen prüfen und Schwachstellen erkennen. Je nach<br />

Lage des einzelnen Falles sind zusätzliche Untersuchungen und Probennahmen (Kot, Umgebungstupfer,<br />

Haustiere usw.) - vorwiegend zur bakteriologischen Untersuchung – nötig,<br />

um die Eintrags- oder Reinfektionsquellen im Bestand zu erkennen und zu beseitigen. Bei<br />

klinischen Erkrankungen (Fieber, Durchfall) kann eine antibiotische Behandlung erforderlich<br />

sein. Inzwischen wird aber auch sehr erfolgreich Lactulose (Ergänzungsfutter) zur Reduktion<br />

der Salmonellenbelastung eingesetzt. Auch eine Schutzimpfung ist möglich, denn seit Herbst<br />

<strong>2002</strong> ist ein Lebendimpfstoff verfügbar.<br />

39


40<br />

13 CCM: Silierverluste vermeiden – Futterhygiene sichern<br />

Nach wie vor ist die Sicherung der aeroben Stabilität, d.h. die Stabilität der Silage unter Lufteinfluß,<br />

und damit die Futterhygiene die zentrale Aufgabe bei der Silierung von CCM. Aufgrund<br />

der schnellen Verfügbarkeit der Nährstoffe, insbesondere der Kohlenhydrate gilt CCM<br />

als besonders anfällig. Doch immer wieder gibt es Probleme mit Nacherwärmung bzw.<br />

Nachgärung der Silagen. Finden diese Umsetzungen statt, sind die Auswirkungen für die<br />

Qualität schwerwiegend: Sie reichen über Nährstoff- und Energieverluste bis hin zur Fütterungsuntauglichkeit<br />

betroffener Silagen.<br />

Ursachen der Nacherwärmung<br />

Die Ursachen der Nacherwärmung sind hinlänglich bekannt. Es sind in erster Linie die Hefen,<br />

die dafür verantwortlich sind. Aber auch Schimmelpilze gewinnen zunehmend als Problemverursacher<br />

an Bedeutung. Sowohl Hefen wie auch Schimmelpilze setzen den Restzucker<br />

und die Milchsäure um. Dabei entsteht Wärme, das äußere Signal ihrer Aktivität. Die<br />

dabei entstehenden Verluste sind enorm. Werden die Hefen erstmal aktiv, sind Nährstoffverluste<br />

von bis zu 20 % und mehr nicht auszuschließen. Darüber hinaus ist CCM mit deutlich<br />

erhöhten Hefegehalten als sehr problematisch für die Fütterung anzusehen. Neben Nährstoffen<br />

und Energie geht auch Trockenmasse verloren. Neben den hohen Verlusten verschlechtert<br />

sich darüber hinaus zunehmend der Hygienestatus des CCM. Betroffene Partien sind in<br />

der Regel als fütterungsuntauglich einzuordnen und müssen großzügig aussortiert werden.<br />

Sorgfalt beim Einsilieren<br />

Hefen und Schimmelpilze überleben während der Lagerung im CCM. Ihre Entwicklung ist<br />

immer an die Gegenwart von Luftsauerstoff gebunden. Bereits kleinste Mengen an Sauerstoff<br />

reichen aus, um ein Wachstum anzuregen. Deshalb muß bereits bei der Einlagerung<br />

des CCM sehr sorgfältig gearbeitet werden. Nachfolgend genannte Silierfehler begünstigen<br />

die Entwicklung dieser Mikroorganismen.<br />

- Der TS – Gehalt des CCM liegt oberhalb der angestrebten 58 – 60 % TS.<br />

- Das CCM wurde nicht ausreichend verdichtet.<br />

- Das Silo wurde nicht sofort oder nur unzureichend abgedeckt.<br />

In diesen Fällen muß während der gesamten Lagerung mit einem sogenannten Luftstreß<br />

gerechnet werden. Auch ein mangelhafter Vorschub in den Sommermonaten fördert die<br />

Entwicklung der Hefen und Schimmelpilze. Das Ausmaß der folgenden Nacherwärmung<br />

hängt dann entscheidend davon ab, wie sorgfältig bei der Einlagerung gearbeitet wurde. Der<br />

mögliche Sauerstoffeintrag in das Silo ist immer vom Grad der Verdichtung, dem Zeitpunkt<br />

und der Art der Abdeckung und der Entnahmestrategie abhängig. Aber auch wenn hier sehr<br />

sorgfältig gearbeitet wurde, bleibt immer ein Restrisiko.<br />

Besonders in den Sommermonaten steigen die Anforderungen an die Stabilität von Silagen.<br />

Nicht immer gelingt es, den nötigen Vorschub von 2 – 3 Metern pro Woche zu erreichen. Da<br />

alle nachträglichen Maßnahmen, z.B. die Anschnittflächenbehandlung mit Propionsäure, nur<br />

begrenzten Erfolg haben, gewinnt der vorbeugende und gezielte Einsatz von Siliermitteln<br />

zunehmend an Bedeutung. Denn neben der Siliertechnik und dem Silagemanagement entscheidet<br />

auch das Vorhandensein von Hemmstoffen (z.B. Essigsäure, Propionsäure) inwieweit<br />

Hefen und Schimmelpilze nach der Auslagerung eine Rolle spielen können.<br />

Richtige Mittelwahl<br />

Um Nacherwärmung sicher zu vermeiden, wird CCM zunehmend bereits bei der Einlagerung<br />

mit speziellen Siliermitteln behandelt. Jedoch muß das richtige Siliermittel ausgewählt wer-


den (Tabelle 1). Nicht jedes auf dem Markt angebotene Produkt ist in der Lage, Nacherwärmung<br />

zuverlässig zu vermeiden. So kann man z.B. nicht davon ausgehen, dass die traditionellen<br />

biologischen Siliermittel auf der Basis sogenannter homofermentativer Milchsäurebakterien<br />

helfen, Hefen und Schimmelpilze zu unterdrücken. Sie können das Gegenteil bewirken<br />

und Nacherwärmung und Verschimmelung sogar noch forcieren.<br />

Auch bei den chemischen Produkten muss unterschieden werden. Während Propionsäure<br />

eine gute Wirkung gegen Schimmelpilze und manche Hefen zeigt, wirkt Ameisensäure vergleichsweise<br />

gut gegen Hefen und Bakterien. Ein Effekt gegen Schimmelpilze ist von ihr jedoch<br />

nicht zu erwarten.<br />

Tabelle 1: Siliermittel für CCM (Beispiele)<br />

Siliermittel<br />

Propionsäure<br />

Lupro – Mix NC<br />

CCM - Stabilizer<br />

Neue Produkte<br />

Zusammensetzung<br />

99 % Propionsäure<br />

38 % Propionsäure<br />

34 % Ameisensäure<br />

Heterofermentative<br />

Milchsäurebakterien<br />

41<br />

Aufwandmenge (je to CCM)<br />

1 - 12 Monate Lagerung: 0,6 %<br />

1 - 6 Monate Lagerung: 0,5 %<br />

6 - 12 Monate Lagerung: 0,7 %<br />

1 - 12 Monate Lagerung: 12 g<br />

Bisher gab es keine Alternativen zum Einsatz von reinen Säuren bzw. sogenannten NC –<br />

Säuren. Seit ca. 2 Jahren wurde die Produktpalette um rein biologische Siliermittel erweitert.<br />

Bei gleicher Wirkungssicherheit ist die Anwendung wesentlich einfacher geworden. Diese<br />

Produkte (z.B. CCM – Stabilizer) sind weder korrosiv noch ätzend. Die Technik wird geschont<br />

und es werden keine besonderen Anforderungen z.B. an die Dosiertechnik gestellt.<br />

Die Wirkung dieser Produkte lässt sich wie folgt beschreiben: Speziell für CCM herausselektierte<br />

sogenannte heterofermentative Milchsäurebakterien unterstützen einerseits die erwünschte<br />

Milchsäuregärung und sind darüber hinaus in der Lage, durch gezielte Stoffumwandlung<br />

verschiedene Hemmstoffe zu bilden.<br />

So entsteht zum Beispiel Essigsäure und Propylenglycol. Von beiden Stoffen ist hinlänglich<br />

bekannt, dass sie Hefen und Schimmelpilze in ihrer Entwicklung hemmen. Um eine ausreichende<br />

Menge an Hemmstoffen bilden zu können, werden sehr große Bakterienmengen je g<br />

CCM benötigt. Die von Grassilagen und Maissilagen bekannten Mindestimpfdichten von<br />

100.000 Bakterien je g Silage reichen hier nicht aus.<br />

Damit darüber hinaus die Siliermittelwirkung voll zum Tragen kommt, gilt das Gleiche, wie<br />

bei allen anderen biologischen Siliermitteln: Silier- und Entnahmetechnik müssen besonders<br />

gut sein. Darüber hinaus muss die für alle Silagen geltende Mindestlagerungszeit von 4<br />

bis 6 Wochen eingehalten werden.<br />

Praxistest bestanden<br />

Inzwischen liegen eine Vielzahl von Praxisergebnissen zu dieser Produktneuheit vor. Ihr<br />

Einsatz hat sich bewährt und kann sich durchaus mit den für CCM bewährten Säuren bzw.<br />

Säuregemischen messen. So konnten z.B. nach Einsatz vom CCM – Stabilizer (Tabelle 2)<br />

während der gesamten Lagerungszeit in den behandelten Silagen weder Hefen noch<br />

Schimmelpilze nachgewiesen werden. Auch bei der Entnahme in den Sommermonaten er-


42<br />

höhten sich die Keimdichten nicht. Der gezielte Einsatz vom CCM – Stabilizer verbesserte<br />

die Lagerstabilität des behandelten CCM und die Futterhygiene war gesichert.<br />

Tabelle 2:<br />

Untersuchungen zur Lagerstabilität von mit CCM – Stabilizer behandeltem CCM<br />

Probenahme<br />

TS<br />

pH-Wert<br />

Hefen<br />

Schimmelpilze<br />

Milchsäurebakterien<br />

Sonstige Bakterien<br />

Einheit<br />

%<br />

kbE / g<br />

kbE / g<br />

kbE / g<br />

kbE / g<br />

08.03.2001<br />

61,4<br />

4,3<br />

< 470<br />

< 20<br />

4,4 x 10 8<br />

< 350<br />

08.06.2001<br />

61,0<br />

4,2<br />

< 120<br />

< 60<br />

2,7 x 10 7<br />

< 800<br />

10.07.2001<br />

60,1<br />

4,3<br />

< 100<br />

< 20<br />

1,2 x 10 8<br />

< 350<br />

kbE / g - kolonienbildende Einheiten pro g CCM<br />

Orientierungswerte für verderbanzeigende Mikroorganismen: Hefen < 100.000 kbe/g; Schimmelpilze <<br />

5.000 kbe/g; Bakterien < 100.000 kbe/g<br />

Fazit<br />

Damit Nacherwärmung und Probleme mit der Futterhygiene nach dem Öffnen des Silos kein<br />

Thema werden, gewinnt der gezielte Einsatz von entsprechenden Siliermitteln in CCM weiter<br />

an Bedeutung. Neben den bewährten Säuren bzw. Säuregemischen befinden sich jetzt auch<br />

biologische Produkte auf dem Markt. Diese vereinfachen die Siliermittelanwendung erheblich.


14 Gruppenhaltung für tragende Sauen<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Seit dem Inkrafttreten des Erlasses zur Haltung von Zuchtschweinen in NRW vom<br />

4.10.<strong>2002</strong> ist für Neubauten die Gruppenhaltung von Sauen vom 2. Tag nach dem Absetzen<br />

bis 7 Tage vor dem Abferkeln Pflicht.<br />

Vorgeschriebene Stallgrundflächen sind :<br />

- ab 150 kg Lebendgewicht 2,5 m² je Tier<br />

- Gruppen < 6 Sauen mit 2,75 m² je Tier (+10%)<br />

- Gruppen > 25 Sauen mit 2,2 m² je Tier<br />

- Gruppen > 40 Sauen mit 2,0 m² je Tier<br />

In der Praxis finden schon viele verschiedene Verfahren Anwendung. Neue Haltungsformen<br />

werden nach den neuen Rahmenbedingungen entwickelt. Nachfolgend sind verschiedene<br />

Verfahren erläutert, die in der Praxis Anwendung gefunden haben.<br />

Ein bewährtes und übersichtliches Haltungssystem sind die Selbstfang-Kastenstände. Die<br />

Übersicht und Kontrollmöglichkeiten sind einfach, sie sind auch für den Einsatz bei Fremd-<br />

Arbeitskräften gut geeignet. Alle Sauenplätze können belegt werden, Reserveplätze brauchen<br />

nicht vorgehalten zu werden. Nachteil ist jedoch, dass der Investitions- und Platzbedarf<br />

durch den erhöhten Materialaufwand um ca. 10 bis 20% höher ist.<br />

Die Nutzung von Altgebäuden ist bei den Selbstfang-Kastenständen nur bedingt möglich.<br />

Selbstfangbesamungsbuchten sind gerade im Deckzentrum sinnvoll, um mehr Ruhe in<br />

den ersten 28 Trächtigkeitstagen zu bekommen. Rangniedrige Tiere haben hierbei die Möglichkeit,<br />

sich zurückzuziehen und so Konflikten auszuweichen.<br />

Die Dribbelfütterung ermöglicht eine gute Übersicht und einfache Tierkontrolle, weil alle<br />

Sauen gleichzeitig fressen können. Das Verfahren eignet sich gut zur Nutzung von Altgebäuden.<br />

Für nicht systemtaugliche Tiere müssen mindestens 15% Reserveplätze vorgehalten<br />

werden. Da eine individuelle Fütterung nicht möglich ist, müssen die Gruppen (6-10 Tiere)<br />

nach Körperkondition und Trächtigkeitsstadium zusammengestallt werden.<br />

Die Flüssigfütterung am Quertrog eignet sich besonders für Betriebe mit vorhandener<br />

Flüssigfütterung. Auch bei diesem System ist die Kontrolle und Betreuung einfach. Durch<br />

unterschiedliches Fressverhalten wachsen die Gruppen stärker auseinander. Deshalb dürfen<br />

maximal 6 Sauen mit ähnlicher Kondition und gleichem Trächtigkeitsstadium je Ventil<br />

gefüttert werden. Weiterhin sind Reserveplätze für gruppenungeeignete Sauen erforderlich.<br />

Der Platzbedarf ist aufgrund der Kleingruppen größer. Bei diesem Verfahren muss besonders<br />

auf gute Futterhygiene geachtet werden.<br />

Ein weiteres Flüssigfütterungssystem mit Einzeltierzuteilung ist die Belados-Station. Pro<br />

Station können 30 Sauen gehalten werden. Der geringe Flächenbedarf und die flexible Altgebäudenutzung<br />

sind die Vorteile dieses Systems. Es erfordert einen höheren Beobachtungs-<br />

und Kontrollaufwand. Die Station wird zur Zeit noch weiterentwickelt, da Tiere leicht<br />

am Trog abgedrängt werden und andere Sauen als vorgesehen das Futter aufnehmen können.<br />

Die niedrigsten Investitionskosten entstehen bei der Sattfütterung am Trockenautomat.<br />

Eine einfache Technik mit geringem Platzbedarf macht eine optimale Platzausnutzung möglich.<br />

Allerdings erhöhen sich die Futterkosten um mehr als 10%. Altsauen werden oftmals<br />

überkonditioniert und jüngere Sauen bekommen aufgrund der geringen Energiedichte des<br />

43


44<br />

Futters zu wenig Nährstoffe. Die Kontrolle bei diesem System ist schwierig und der Kontrollaufwand<br />

hoch.<br />

Der Breinuckel ist ein sehr variables System. Es können sowohl Klein- als auch Großgruppen<br />

gebildet werden. Wie bei allen computergesteuerten Verfahren ist eine Kontrolle der<br />

Technik erforderlich, d.h. die Grundeinstellung muss geprüft werden, das Futter muss ausgelitert<br />

werden, das Fressprotokoll muss überprüft werden, die Chips müssen kontrolliert<br />

werden, die Daten müssen gepflegt werden (Sauen, Futterkurven). Auch das Anlernen von<br />

Sauen an das System erfordert einen erhöhten Zeitaufwand.<br />

Die Abruffütterung ist das einzige System mit der Möglichkeit, Sauen zu selektieren. Die<br />

tierindividuelle Fütterung und die gute Altgebäudeausnutzung sind weitere Vorteile dieses<br />

Verfahrens. Es können 45 bis 55 Tiere je Station gehalten werden. Der Betreuungsaufwand<br />

und auch die Investitionskosten sind höher als in anderen Systemen. Für das Anlernen der<br />

Sauen bei der Abruffütterung ist mit einem erhöhten Zeitaufwand zu rechnen.<br />

Neben den gerade beschriebenen unterschiedlichen Verfahren zur Gruppenhaltung werden<br />

in Zukunft noch weitere Verfahren entwickelt werden.<br />

Als wichtigster Grundsatz gilt, das System auf den Betrieb und den Landwirt anzupassen.<br />

Computerscheue Betriebsleiter sollten technikarme Verfahren wählen. Außerdem muss das<br />

System auf die betrieblichen Gegebenheiten abgestimmt sein. Vorhandene Systeme sollten<br />

weiter genutzt bzw. ergänzt werden können. Ist beispielsweise vorgesehen, Altgebäude<br />

weiter zu nutzen, muss die Planung darauf Rücksicht nehmen.<br />

Einige Systeme (Flüssigfütterung, Dribbelfütterung, Breiautomat) sind nicht für Wechselgruppen<br />

geeignet. Teilweise müssen die Gruppen geteilt werden, damit die Sauen nach<br />

Kondition und Alter sortiert werden können. Beim Breinuckel und den Abrufstationen dagegen<br />

können stabile Gruppen wie auch Wechselgruppen gehalten werden.<br />

Einige Systeme ermöglichen keine tierindividuelle Fütterung, andere Systeme dagegen gewährleisten<br />

eine gezielte Einzeltierfutterzuteilung.<br />

Bei der Sattfütterung ist zu beachten, dass deutlich höhere variable Kosten durch erhöhten<br />

Futteraufwand entstehen können.<br />

Außer der Haltung der Sauen in Selbstfangkastenständen sind bei allen anderen Verfahren<br />

bis zu 15% Reserveplätze vorzuhalten.<br />

Der Betreuungsaufwand ist je nach Verfahren unterschiedlich hoch und stellt besondere<br />

Anforderungen an die Tierhalter.<br />

Vor einer Entscheidung für ein System ist eine umfangreiche Information über die Weiterentwicklung<br />

und Funktionsfähigkeit der Systeme erforderlich.


15 Neues Tierarzneimittelrecht<br />

Das seit dem 1. November <strong>2002</strong> geltende neue Tierarzneimittelrecht bringt nicht nur für<br />

Tierärzte, sondern insbesondere auch für alle Halter von Lebensmittel liefernden Tieren, d.<br />

h. in der Regel auch für alle Schweinehalter erhebliche Neuerungen, von denen die Wichtigsten<br />

hier dargestellt werden sollen.<br />

Oberster Grundsatz<br />

Der oberste Grundsatz ist, dass nur noch zugelassene Fertigarzneimittel auf der Grundlage<br />

einer ordnungsgemäßen Untersuchung, Diagnosestellung und Indikationsfeststellung vom<br />

Tierarzt abgegeben werden dürfen. Der Einsatz der Arzneimittel muss im Behandlungsbuch<br />

dokumentiert werden. Die Kontrolle des Behandlungserfolges ist sicherzustellen.<br />

Eine Vielzahl von Einzelregelungen<br />

Vorab ist festzuhalten, dass der Halter von Tieren nach dem Tierschutzgesetz die Verpflichtung<br />

hat, kranke Tiere zu behandeln bzw. behandeln zu lassen. Der Einsatz von Arzneimitteln<br />

muss im gesetzlichen Rahmen unter Sicherstellung des Verbraucherschutzes erfolgen.<br />

Grundsätzlich ist bei jedem neuen Erkrankungsfall der Tierarzt hinzuzuziehen, der im Rahmen<br />

einer „ordnungsgemäßen Behandlung“ die notwendigen Untersuchungen durchführt<br />

und dann die Indikation für die Anwendung eines Arzneimittels stellt. Ausnahmen von dieser<br />

grundsätzlichen Erforderlichkeit einer Untersuchung vor Ort sind nur in engem Umfang statthaft.<br />

Sie müssen vom Tierarzt begründet werden und sind nur glaubhaft, wenn der Tierarzt<br />

den Betrieb hervorragend kennt und im besonderen Maße mit ihm und seiner konkreten<br />

Problemstellung vertraut ist. Denkbar wäre eine solche Ausnahme insbesondere für jene<br />

Einzelerkrankungsfälle, die innerhalb der nachfolgenden sieben Tage mit den gleichen<br />

Krankheitssymptomen bei weiteren Tieren auftreten und bei denen eine Soforttherapie medizinisch<br />

notwendig ist (Beispiel: MMA-Erkrankung der Sau). Der Behandlungserfolg ist in<br />

jedem Fall spätestens nach sieben Tagen zu kontrollieren. Es bleibt also festzuhalten, dass<br />

eine Arzneimittelabgabe ohne klinische Erstdiagnose durch den Tierarzt arzneimittelrechtlich<br />

nicht erlaubt ist.<br />

Die Abgabe von Arzneimitteln ist zum Teil zeitlich und mengenmäßig erheblich begrenzt<br />

worden mit dem Ziel, eine Vorratshaltung von Arzneimitteln in den Schweine haltenden Betrieben<br />

zu unterbinden: so gilt für die Abgabe von Tierarzneimitteln für die Anwendung bei<br />

Lebensmittel liefernden Tieren in der Regel eine zeitliche Begrenzung auf maximal sieben<br />

Tage, d.h. die Abgabe von z. B. Antibiotika ist auf eine Menge begrenzt, die für eine Behandlung<br />

notwendig ist, jedoch für nicht mehr als sieben Tage. Nur wenn die Zulassungsbedingungen<br />

eines Antibiotikums eine längere Anwendungsdauer vorsehen und letzteres aus<br />

medizinischer Sicht notwendig erscheint, kann das Antibiotikum für eine längere Anwendungsdauer<br />

vom Tierarzt abgegeben werden. Ist das Behandlungsziel nach sieben Tagen<br />

nicht erreicht, kann der Tierarzt nach der Kontrolle des Behandlungserfolges eine Fortsetzung<br />

der Medikamentierung im medizinisch erforderlichen Umfang wiederum für max. sieben<br />

Tage vornehmen.<br />

Andere Fertigarzneimittel (nicht Antibiotika mit systemischer Wirkung) sowie ausschließlich<br />

lokal eingesetzte und lokal wirkende Antibiotika (z. B. Wundpuder, intrauterine = in die Gebärmutter/<br />

intramammäre = in das Gesäuge eingebrachte AB-Gaben) dürfen - soweit medizinisch<br />

zur Erreichung des Behandlungszieles erforderlich - bis max. 31 Tage dann abgegeben<br />

werden, wenn der Bestand im Rahmen einer Bestandsbetreuung mindestens einmal<br />

monatlich vom Tierarzt begutachtet wird. Bei der im Rahmen der Begutachtung durchzuführenden<br />

Untersuchung muss die Indikation festgestellt und eine schriftliche Dokumentation<br />

erfolgen.<br />

45


46<br />

Erfolgt keine Bestandsbetreuung mit monatlicher Begutachtung, dürfen auch diese Arzneimittel<br />

nur für einen Bedarf von max. sieben Tagen abgegeben werden.<br />

Restmengen von Arzneimitteln (angebrochene und nicht angebrochene Flaschen/Packungen)<br />

dürfen nach Abschluss einer Behandlung im landwirtschaftlichen Betrieb<br />

verbleiben und sollten ordnungsgemäß (kühl, frostfrei, dunkel, sauber etc.) gelagert werden.<br />

Sie können bei späteren Tiererkrankungen verbraucht werden, aber nur, wenn wiederum<br />

zuvor die Konsultation des Tierarztes vorgenommen worden ist. Arzneimittel, deren Verfallsdatum<br />

abgelaufen ist oder bei denen Qualitätsmängel (Verschmutzung, Ausflockung, Trübung<br />

/ Verfärbung etc.) festgestellt werden können, sind fachgerecht zu entsorgen. Dieses<br />

kann z. B. über öffentliche Apotheken oder über die tierärztlichen Hausapotheken erfolgen.<br />

Arzneimittelvormischungen (AMV) zum Einmischen in die hofeigene Futtermischanlage<br />

können vom Tierarzt nicht mehr direkt bezogen werden (= Abgabeverbot). Ersatzweise gibt<br />

es für die Versorgung erkrankter Tiere über den Trog bzw. über die Tränke die sogenannten<br />

„Arzneimittel-(Pulver) zur oralen Verabreichung“ als Fertigarzneimittel im Handel und können<br />

vom Tierarzt bezogen werden. Auch diese dürfen nur nach tierärztlicher Konsultation (wie<br />

oben zuvor beschrieben) zum Einsatz kommen. Diese Arzneimittel mit der Zulassung zur<br />

oralen Anwendung können per „Top - dressing“ löffelweise über das Futter gegeben werden<br />

oder in größeren Tiergruppen besser über die landwirtschaftliche Futtermischanlage homogen<br />

eingemischt zum Einsatz kommen. Es muss sichergestellt sein, dass die zu behandelnden<br />

Tiere die vom Tierarzt verordnete Dosis auch tatsächlich erhalten. Wichtig ist außerdem,<br />

dass nur die Tiere Arzneimittel erhalten, bei denen der Tierarzt die Behandlung angeordnet<br />

hat. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass nach dem Einmischen über die Futtermischanlage<br />

die Behältnisse und Rohrleitungen von den Arzneimittelwirkstoffen soweit gereinigt<br />

werden, dass ein Verschleppungsrisiko von Arzneimittelrückständen nahezu ausgeschlossen<br />

werden kann.<br />

Eisenpräparate für ungeborene Ferkel dürfen im Voraus abgegeben werden. § 12 Abs. 5<br />

der Verordnung über tierärztliche Hausapotheken sieht vor, dass von dem Abgabeverbot für<br />

noch nicht geborene Tiere abgewichen werden kann, sofern die Anwendung bei den neugeborenen<br />

Tieren innerhalb der ersten Lebenswoche notwendig ist. Bei verschreibungspflichtigen<br />

Eisenpräparaten mit Wartezeit ist die Abgabe im Rahmen der neuen 7-/31-<br />

Tageregelung möglich. Bei den verschreibungspflichtigen Eisenpräparaten ohne Wartezeit<br />

liegt die Verantwortung über den Zeitraum, für den das Eisenpräparat abgeben werden darf,<br />

im Einzelfall beim Tierarzt. Eisenpräparate, die lediglich apothekenpflichtig sind, können ohne<br />

Fristenbeschränkung abgegeben werden.<br />

Arzneimittel für zootechnische Maßnahmen (z. B. Hormonpräparate zur Brunstsynchronisation<br />

bei gesunden Tieren) dürfen vom Tierarzt nur abgegeben werden, wenn er zuvor eine<br />

Notwendigkeit (Indikation) festgestellt hat. Dabei hat er auch zu prüfen, ob evtl. Gegenanzeigen<br />

für den Einsatz dieser Präparate vorliegen.<br />

Jede Arzneimittelanwendung beim Lebensmittel liefernden Tier muss dokumentiert werden<br />

im sog. Behandlungsbuch. Für diesen Zweck kann das vom <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> und<br />

GFS entwickelte, in DIN A5 Größe gebundene Behandlungsbuch hervorragend genutzt<br />

werden. Die erfolgten Behandlungen müssen mit der Unterschrift des Behandelnden abgezeichnet<br />

sein und einen gesicherten, nachvollziehbaren Überblick über den Einsatz der mittels<br />

Abgabebeleg erhaltenen Tierarzneimittel bieten.


16 Abluftreinigung – Technik der Zukunft<br />

Angesichts des BImSchG (Bundesimmissions-Schutzgesetz) und der Neufassung der TA-<br />

Luft (technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) tritt der Schutz der Umwelt in allen Bereichen<br />

in den Vordergrund. Bedingt durch das Artikelgesetz fallen zum jetzigen Zeitpunkt<br />

deutlich mehr Betriebe unter das BImSchG als das noch vor zwei Jahren war. Vor allem die<br />

50 GV und 2 GV/ha (2,49 GV/ha) Regelung sorgt dafür, dass auch verhältnismäßig kleine<br />

Betriebe mit nur wenigen Tieren unter diese Regelungen fallen. Vor allem werden heute<br />

auch die Rindviehbestände mit in die Beurteilung einbezogen, was früher nicht der Fall war.<br />

Den besonderen Schutz verdienen nach heutiger Beurteilung sowohl Wohngebiete als auch<br />

Naherholungsgebiete und besondere Ökosysteme und schützenswerte Pflanzen. Spricht<br />

man von Schutz, so geht es vorrangig um den Schutz vor Geruch, vor Staub und vor Ammoniak,<br />

die alle drei in der Stallluft enthalten sind und über die Abluft in die Umwelt befördert<br />

werden. Diese Stoffklassen sind sehr unterschiedlich zu beurteilen.<br />

Ammoniak (NH3) ist ein Gas, das beim Abbau organischer Substanz entsteht. Es ist im<br />

Stall immer vorhanden, darf aber nur mit einer Konzentration von 20 ppm im Stall vorkommen<br />

(Grenzwert der Schweinehaltungsverordnung).<br />

Staub besteht aus kleinsten Partikeln, die in der Luft schweben und ist in der Natur in nahezu<br />

jeder Luft vorhanden. In der Stallluft besteht er im wesentlichen aus Futterresten, Hautschuppen,<br />

der Vorbelastung der Frischluft und z.B. aus Einstreu.<br />

Geruch entsteht im wesentlichen aus Geruchsmolekülen, die vom Kot, den Tieren und dem<br />

Futter abgegeben werden. Beim Geruch stellt sich immer die Frage, wie unangenehm oder<br />

angenehm ist der Geruch. Nur ein für die Nase unangenehmer Geruch wird als Belästigung<br />

empfunden. So nimmt man den Geruch von Blumen oder frischem Heu positiv und den Geruch<br />

von Exkrementen negativ wahr.<br />

Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass immer mehr Genehmigungen für Schweineställe<br />

mit Auflagen belegt werden. Eine der häufigsten Forderungen ist dabei die Ausrüstung<br />

des Stalles mit einer Abluftreinigungsanlage.<br />

Doch Abluftreinigung ist nicht gleich Abluftreinigung. Es gibt verschiedene Techniken zur<br />

Reinigung, die hier kurz vorgestellt werden sollen.<br />

Grundsätzlich unterscheidet man dabei zwischen der chemischen, der physikalischen und<br />

der biologischen Reinigung.<br />

Biofilter<br />

Biofilter werden schon seit mehreren Jahren in Tierhaltungsanlagen eingebaut. Der Biofilter<br />

beruht auf dem Abbau der Abluftinhaltsstoffe mit Hilfe von Mikroorganismen. Hauptziel eines<br />

Biofilters ist es, die Abluft von Gerüchen zu befreien.<br />

Als Materialien für einen Biofilter eignen sich z.b. Rindenmulch, Wurzelholz, Reisig oder<br />

auch Kompost. Bei der Auswahl der Materialien ist zu beachten, dass feinere Materialien<br />

den Strömungswiderstand drastisch erhöhen können. In der Praxis wird deshalb in aller Regel<br />

ein Mix aus feinen und gröberen Anteilen gewählt, um einen erträglichen Strömungswiderstand<br />

zu erhalten. Der Aufbau eines klassischen Biofilters kann man der Abbildung 1 entnehmen.<br />

Das verwendete Material hat eine Haltbarkeit von 5-10 Jahren. Wichtig für die Arbeit<br />

der Mikroorganismen ist, dass diese nicht austrocknen. Deshalb ist eine Befeuchtung<br />

der Anlage von großer Bedeutung. Gleichzeitig sollte die Luft, die in den Filter einströmt,<br />

schon staubarm sein, damit sich der Filter nicht so schnell zusetzen kann. Eine Vorbehandlung<br />

der Abluft mit z.B. einer Sprühbefeuchtung ist deshalb sinnvoll. Dimensioniert wird der<br />

Filter als Flachbettfilter mit einer Fläche von 2-4 m²/Mastplatz.<br />

47


48<br />

Abbildung 1: Schematischer Aufbau eines Biofilters<br />

Abluftwäscher<br />

Ein ganz anderes Verfahren stellt die Abluftreinigung per Wäscher dar. Die Abluftwäscher<br />

können drei Aufgaben erfüllen. Sie können Ammoniak aus der Luft heraus waschen und sie<br />

entstauben und befeuchten. Bei der chemischen Abluftreinigung wird durch den Einsatz von<br />

Schwefelsäure das Ammoniak durch die Säure als Ammoniumsulfat gebunden.<br />

Abbildung 2: Abluftwäscher Systemskizze (Lais 1996)<br />

Der Abluftwäscher kann sehr hohe Ammoniakminderungen und gleichzeitig eine gute<br />

Staubminderung erreichen, doch bei der Geruchsminderung ist die Leistung der Abluftwäscher<br />

nicht gut.<br />

Kombinationsverfahren<br />

Neben diesen speziellen Reinigern, die nicht in allen Teilbereichen eine gute Leistung bringen<br />

können, gibt es natürlich auch die Möglichkeit, in mehrstufigen Verfahren verschiedene


Systeme zu kombinieren. Zweistufige Verfahren bestehen vielfach aus einem chemischen<br />

Abluftwäscher und einem Biofilter. Damit lassen sich 90 % des Ammoniaks und mehr als 70<br />

% des Staubs binden. Bei den Gerüchen findet dabei zwar eine Minderung ein, doch ist diese<br />

nicht so hoch. Bei den dreistufigen Verfahren, die aus einem Wasserwäscher, einem<br />

chemischen Wäscher und einem Biofilter bestehen, werden Ammoniak und Staub zu 90 %<br />

gebunden und ebenso ist mit einer guten Geruchsbindung zu rechnen.<br />

Abbildung 3: 3-stufiger Reiniger (Schematischer Aufbau, Schier 2003)<br />

Kosten<br />

Bei der Installation einer Abluftreinigung für den Stall ist mit hohen Kosten zu rechnen. Die<br />

Investitionskosten richten sich dabei nach dem Luftvolumen, das gefiltert werden muss und<br />

den Luftanteilen, die heraus gefiltert werden müssen. Neben den Investitionskosten kommen<br />

mehr oder weniger hohe Kosten für den laufenden Betrieb hinzu. Das sind z.B. Kosten für<br />

Strom und Wasser oder auch Kosten für die Schwefelsäure bei den chemischen Wäschern.<br />

Die Kosten hängen stark von der Größe der Anlage ab. Generell gilt aber, dass größere Anlagen<br />

in der Relation zum Mastplatz preiswerter sind.<br />

Bei den Kostenberechnungen gibt es aber zur Zeit drei Seiten. Institutionen, die solche Anlagen<br />

projektieren oder deren Bau fördern, rechnen eine Abluftreinigungsanlage eher schön.<br />

Gegner der Abluftreinigung rechnen diese Technik in der Regel so, dass sie absolut unwirtschaftlich<br />

ist. Je nach Technik sind aber Kosten von 6-8 € pro Mastschwein (nicht pro Platz)<br />

durchaus realistisch, wenn man sowohl für den Bau der Abluftreinigungsanlage alle Zusatzkosten<br />

rechnet und vor allem die laufenden Kosten genau erfasst. Schon allein die zusätzlichen<br />

Energiekosten der Ventilatoren und Pumpen können bis zu 2 € pro Schwein betragen.<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend muss man sagen, dass es zwar auf dem Markt durchaus Techniken gibt,<br />

die sowohl beim Geruch, beim Staub als auch bei der Minderung der Ammoniakemissionen<br />

mit guten Wirkungsgraden aufwarten können. Die Wirtschaftlichkeit dieser Reinigungsmög-<br />

49


50<br />

lichkeiten ist aber vor allem in der Schweinemast zum heutigen Zeitpunkt kaum gegeben.<br />

Aus diesem Grund wäre es falsch, die Abluftreinigung als Stand der Technik zu bezeichnen.<br />

Es mag vereinzelt Gründe geben, eine solche Technik zu akzeptieren, um eine Genehmigung<br />

für einen Neubau zu erhalten. Das Ziel, alle Stallungen mit einer solch kostenintensiven<br />

Technik auszurüsten darf auf keinen Fall verfolgt werden, weil das die wirtschaftliche<br />

Situation in der Schweinehaltung kaum zulässt.


17 Gemeinsam zum Betriebserfolg<br />

In der schnelllebigen Zeit mit dem starken Strukturwandel und dem ständigen Wachstum<br />

wird es für viele Betriebe schwierig, den Anforderungen noch gerecht zu werden. Deshalb ist<br />

die gute Zusammenarbeit und das offene Verständnis untereinander für die zwei Generationen<br />

auf einem Betrieb eine wichtige Voraussetzung.<br />

Der Familienbetrieb Wißling in Beckum ist ein Beispiel, wo durch eine gute Zusammenarbeit<br />

von zwei Generationen in den letzten 10 Jahren die Betriebsentwicklung entscheidend mit<br />

beeinflusst wurde!<br />

Ist-Situation<br />

Vor 10 Jahren wurden im Betrieb Alfons Wißling 85 Sauen im geschlossenen System mit<br />

500 Mastplätzen gehalten. Nachdem der Sohn Egbert Wißling seine Ausbildung als staatlich<br />

geprüfter Landwirt erfolgreich beendet hatte und ein Praktikum in Frankreich absolvierte,<br />

stieg er in den elterlichen Betrieb ein.<br />

Gemeinsam wurden die Möglichkeiten der Betriebsentwicklung diskutiert und kalkuliert. Im<br />

Jahr 1995 wurde ein Betrieb mit 400 Ferkelaufzuchtplätzen und 420 Mastplätzen und der<br />

dazugehörigen Fläche gepachtet. Nach der Renovierung des Maststalles wurde eine Flüssigfütterung<br />

installiert. Die Flatdeckplätze wurden repariert und zum Teil zur Großgruppenhaltung<br />

umfunktioniert. Da die eigene Sauenhaltung noch nicht genügend Ferkel zur Kapazitätsauslastung<br />

brachten, wurden über den Handel Absatzferkel mit 6-8 kg zugekauft.<br />

Die Mastschweinehaltung wurde durch eine neue und damit einer verbesserten Fütterung<br />

optimiert. Durch die Phasenfütterung und eine bessere Futterhygiene konnte die Leistung<br />

der Tiere und somit die Wirtschaftlichkeit der Schweinemast gesteigert werden.<br />

Die Sauenherde aufstocken<br />

Da sich der Bezug von Absatzferkeln schwieriger gestaltete, die Ferkelqualitäten und der<br />

Immunstatus der Tiere schlechter wurde, entschlossen sich Vater und Sohn zur Aufstockung<br />

der Sauenherde.<br />

Der Anbau eines neuen Abferkelstalles mit Deckzentrum im Jahr 1997 führte zur Aufstockung<br />

der Sauenherde auf knapp 180 Sauen.<br />

Die Abferkelabteile wurden mit Ferkelnestern, die über die Hauswasserheizung beheizt werden,<br />

gebaut. Das Deckzentrum wurde nach dem derzeitig neuesten Stand der Technik mit<br />

großen Fensterflächen und einer Lichtleiste über den Besamungskastenständen errichtet.<br />

Die Bewegungsfläche des Ebers vor den Kastenständen führt zu einem intensiven Kontakt<br />

mit den Sauen und somit zu einer guten Rauschestimulierung.<br />

Im Hinblick auf die neue Haltungsverordnung für Sauen, die mehr Freilauf vorsieht, entschloss<br />

sich die Familie Wißling zum Umbau des alten Deckzentrums. Es wurde eine Gruppenhaltung<br />

für tragende Sauen mit der Belladosfütterung erstellt. Diese wurde an die schon<br />

vorhandene Flüssigfütterung gekoppelt, um auch das CCM einsetzen zu können.<br />

Nach ersten Anfangsschwierigkeiten mit der Technik funktioniert diese jetzt fast störungsfrei.<br />

Nicht zufriedenstellend ist das Verhalten der Sauen während der Fütterung. Der Kampf der<br />

Sauen untereinander ist immer wieder zu erkennen und führt dazu, dass die Kondition der<br />

Sauen unterschiedlicher wird. Um den optimalen Futterzustand der Sauenherde erhalten zu<br />

können, sind häufiger Sauen aus dem System auszugliedern und in einen Kastenstand umzubuchten.<br />

51


52<br />

Die Ferkelaufzucht modernisieren<br />

Im Jahr Frühjahr <strong>2002</strong> wurde der neue Ferkelaufzuchtstall mit 8 Abteilen mit je 150 Plätzen<br />

und einem Krankenabteil / Resteabteil fertiggestellt. Die Großgruppen mit der sensorgesteuerten<br />

Fütterung der Firma Schauer und der verbesserten Klimaführung gegenüber dem alten<br />

Stall zeigt schon zu Anfang eine Verbesserung der Leistung und der Gesundheit der Ferkel.<br />

Anschließend wurde der alte Flatdeckstall zu Abferkelbuchten umgebaut, um die Anzahl der<br />

Abferkelplätze für die jetzt auf 300 Sauen gestiegene Herdengröße anzupassen.<br />

Die alten jetzt freigewordenen Flatdeckplätze im Pachtstall wurden mit wenig Baukosten zu<br />

Mast- und Resteplätzen umgebaut.<br />

Durch die Belastung während der verschiedenen Bauphasen konnte die überdurchschnittliche<br />

biologische Leistung nicht so gesteigert werden, wie man es sich gewünscht hätte. Denn<br />

alle Baumaßnahmen wurden durch Eigenleistungen unterstützt, die dann von der Betreuungszeit<br />

der Tiere abgezweigt werden musste.<br />

Weiterhin sind auch die Tiere des Betriebes Wißling nicht von den Erkrankungen wie Mycoplasmen,<br />

PRRS und Circovirus verschont geblieben. Diese haben die Leistungen und die<br />

Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung belastet. Auch die erhebliche Aufstockung in einem<br />

kurzen Zeitraum zeigte Immunitätsschwächen bei der gesamten Herde.<br />

Hohe Arbeitsbelastung<br />

Durch das Impfen der Sauen und Ferkel gegen PRRS und Mycoplasmen konnte die Immunität<br />

der Herde und die Ferkelqualität verbessert werden.<br />

Die höheren Arbeitszeiten durch die jetzt erreichte Betriebsgröße wird durch Vater und Sohn,<br />

einen Auszubildenden und andere Aushilfskräfte bewältigt.<br />

Die größere Gruppenhaltung und der 14 Tage - Rhythmus führen zu einem rationelleren Arbeitsablauf.<br />

Dadurch wird Zeit eingespart. Mittlerweile sind alle Stallabteilungen mit auto -<br />

matischen Fütterungsanlagen ausgestattet, So wird für die Fütterung der Tiere weniger Zeit<br />

benötigt.<br />

Damit der Arbeitsablauf auch funktioniert, bedarf es einer guten Koordination und Absprache<br />

untereinander und Verständnis miteinander. Die Ereignisse des Tages und/oder die Aufgabenverteilung<br />

werden während oder nach den gemeinsamen Mahlzeiten besprochen und<br />

festgelegt.<br />

Bild: Herr Egbert Wißling (links) mit Berater Werner Winkelkötter


Ziele für 2003<br />

Als Ziel für das Jahr 2003 hat sich der Betrieb jetzt eine Leistungssteigerung der Sauenherde<br />

sowohl in der Ferkelaufzucht als auch in der Mast gesetzt. Durch die bessere Betreuung<br />

der Tiere und die schnellere Erkennung von Problemen hofft man, diese Ziele möglichst bald<br />

zu erreichen. Einen Vorteil der großen Sauenherde und der Gruppenhaltung im 14 Tage -<br />

Rhythmus bietet das Verkaufen von großen Ferkelpartien. Sie sind (auch im Direktverkehr)<br />

besser zu vermarkten und verbessern durch höhere Aufschläge die Wirtschaftlichkeit der<br />

Sauenhaltung.<br />

Es ist zu hoffen, dass die Vitalität und die Gesundheit der Tiere nicht durch neue Krankheitseinbrüche<br />

Rückschläge erleidet.<br />

Ebenso wichtig ist es auch, dass die Gesundheit und die Zusammenarbeit im Familienbetrieb<br />

erhalten bleibt.<br />

53


54<br />

18 Fütterung von Ferkeln und Mastschweinen unter dem<br />

Einfluß verschiedener Viruserkrankungen<br />

Ziel eines jeden Landwirtes bzw. Ferkelaufzüchters und Schweinemästers ist das Erreichen<br />

einer hohen Lebenstageszunahme nach dem Absetzen bei gleichzeitig hohem Gesundheitsstatus<br />

der Tiere. In der letzten Zeit wird das Erreichen dieser Ziele durch zwei Gegebenheiten<br />

erschwert:<br />

• der Verzicht eventl. das Verbot der antibiotischen Leistungsförderer im Futter,<br />

• das Auftreten von neuen viralen Erkrankungen.<br />

Ernährungswissenschaftler, sowohl in der Human-, wie auch in der Tiermedizin, denken über<br />

Ansätze in der Ernährung zur Steigerung der Immunität nach.<br />

Bei den Ferkeln bietet sich besonders die Phase der Ferkelaufzucht für eine Aktivierung der<br />

Stoffwechsel- und Immunitätslage an. Vielen Ferkelaufzüchtern sind sowohl Coli- und Streptokokken-,<br />

wie auch PRRS- und CIRCO-Erkrankungen bekannt. Auf der anderen Seite sind<br />

gute Leistungen in der Ferkelaufzucht Voraussetzung für die Produktion guter Mastferkel<br />

(siehe Abb. 1):<br />

Abb. 1<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

MIAVIT, Dr. Hans W. Niemeyer GmbH & Co. KG<br />

Beverner Straße 31 - 49632 Essen (Oldb)<br />

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Beziehung zwischen der täglichen Zunahme in der 1. Woche<br />

nach dem Absetzen und dem Alter bei Schlachtung<br />

Tage<br />

< 0 0 bis 110 > 110<br />

g tgl. Zunahme in der 1. Woche nach dem Absetzen<br />

University of Georgia, 1990<br />

In der ersten Woche nach dem Absetzen ist die Futteraufnahme der Ferkel (in Abhängigkeit<br />

von der Klimagestaltung) häufig zu gering. Sieht man sich die Abbildung 2 auf der folgenden<br />

Seite über die Entwicklung von Verdauungsenzymen an, so bilden die Ferkel am 5./6. Tag<br />

nach dem Absetzen aufgrund einer geringen Futteraufnahme in den ersten Tagen nur noch<br />

sehr wenig Enzyme. Hier besteht also ein deutliches Missverhältnis zwischen einer langsam<br />

steigenden Futteraufnahme und der in der ersten Woche reduzierten Enzymproduktion.


Abb. 2<br />

Um diese Differenz möglichst klein zu halten, sollten die Ferkel nach dem Absetzen in einen<br />

gut vorgewärmten Aufzuchtstall kommen. Wenn die Ferkel in einer Ecke liegen und frieren,<br />

fressen sie wesentlich später, als wenn ihnen so warm ist, dass sie gleich mit dem Spielen<br />

und der Futter- und Wasseraufnahme beginnen. Mit einer Fußbodenheizung sollte die<br />

Raumtemperatur daher mindestens 28°C beim Einstallen betragen, ohne Fußbodenheizung<br />

ist sie hingegen auf 30°-31°C zu erhöhen. Viele Betriebe, die mit 24-28°C beim Einstallen<br />

ohne Fußbodenheizung fahren, haben Probleme mit schlechtem Wachstum bzw. Verlusten<br />

oder mit Durchfall in der ersten Woche nach dem Absetzen. Durch eine Temperaturerhöhung<br />

konnte häufig eine Verbesserung der Situation erreicht werden.<br />

Abb. 3<br />

Trypsinaktivität<br />

Entwicklung der Verdauungsenzyme und Einfluß des Absetzens<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Trypsin<br />

Amylase<br />

Lipase<br />

Absetzen<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Alter (Wochen)<br />

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Lipase<br />

Amylase<br />

Trypsin<br />

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10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

(x1000) Lipase / Amylaseaktivität<br />

Lindemann et al. (1986)<br />

Enzymproduktion beim Ferkel schnell in Gang bringen<br />

alt bekannt:<br />

- Absetzzeit haben einen großen Einfluß<br />

- Futterzusammensetzung auf die Enzymaktivität<br />

neu (Makking, 1993):<br />

Drei Tage nach dem Absetzen hängt die Menge des gebildeten Enzyms Trypsin von<br />

der Eiweißquelle ab.<br />

Magermilchpulver hohe Enzymaktivität im Dünndarm<br />

Fischmehl?! geringe Trypsinaktivität, hohe Chymotrypsinaktivität<br />

aber:<br />

Futteraufnahme hatte einen noch größeren Effekt auf die Enzymaktivität als die<br />

Eiweißquelle.<br />

55


56<br />

In der ersten Woche nach dem Absetzen sollte die Anfütterung in möglichst vielen Einzelgaben<br />

bei gleichzeitiger Kontrolle der Wasseraufnahme erfolgen, um die Ferkel zu aktivieren<br />

(auch die Ferkel werden beim Säugen von der Mutter gerufen). Wie die Abbildung 3 zeigt,<br />

hängt nach Untersuchungen von Makking (1993) die Enzymbildung bei den Ferkeln in der<br />

ersten Woche nach dem Absetzen entscheidend von der Futteraufnahme ab.<br />

In der ersten Phase entscheidet die Schmackhaftigkeit des Futters, sowie das häufige Futterangebot,<br />

aber auch die Verdaulichkeit des Futters über den Erfolg in der gesamten Ferkelaufzucht.<br />

Je mehr Futter die Ferkel in den ersten Tagen aufnehmen, desto höher ist die<br />

Enzymausschüttung aus dem Magen- und Darmkanal. Verhindert bzw. reduziert man den<br />

Abfall der Enzymaktivität in den ersten Tagen, so fließt auch nicht so viel unverdauter Darminhalt<br />

in den hinteren Verdauungsabschnitt ab, so dass den Coli-Keimen weniger Angriffsmöglichkeiten<br />

geboten werden. Bei hoher Futteraufnahme haben die Milchsäurebakterien<br />

hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten. Die dabei entstehende Milchsäure wirkt hemmend<br />

auf eine überschießende Coli-Keim-Entwicklung. Um dieses Wachstum der Milchsäurebakterien<br />

zu forcieren, empfiehlt es sich, mit Zuckergehalten von 8-10 % aus Dextrose und<br />

Molkenpulver zu fahren. Diese Gehalte führen auch zu einer hohen Schmackhaftigkeit und<br />

Verdaulichkeit des Futters, bieten aber auch durchfallerregenden Coli-Keimen hervorragende<br />

Entwicklungsmöglichkeiten. Hier muss durch den Einsatz guter Fettquellen in ausreichender<br />

Höhe, stabilisierender Eiweißquellen, geringer Mengen an Hefen und von Stoffen<br />

aus dem Zusatzstoffbereich gegenreguliert werden.<br />

Um besonders die Situation am 5./6. Tag nach dem Absetzen zu entschärfen, empfiehlt sich<br />

hier eventuell der Einsatz bestimmter Zusatzstoffe (z.B. Kombination freier und geschützter<br />

Säuren), da der 5./6. Tag nach dem Absetzen typisch für einen auftretenden Coli-Durchfall<br />

ist.<br />

In den ersten 10 Tagen nach dem Absetzen ist der Einsatz guter Fettquellen im Ferkelfutter<br />

zu begrüßen, da das Enzymsystem der Ferkel gut auf die Fettverdauung ausgerichtet ist<br />

(vgl. Abb. 2). Außerdem ist das Fett in der Lage, regulierend auf eine zu starke Entwicklung<br />

der Bakterienflora einzuwirken. Rohfettgehalte von bis zu 10% können bei guter Fettqualität<br />

in den ersten 10 Tagen nach dem Absetzen von den Ferkeln gut verwertet und verdaut werden.<br />

Hoch verdauliche Eiweißquellen mit einem für Ferkel optimalen Aminogramm (Kartoffelprotein,<br />

Molkenprotein) stärken einerseits die Immunabwehr der Ferkel und wirken andererseits<br />

positiv auf die Enzymbildung der Ferkel.<br />

Laufen die ersten 10 Tage nach dem Absetzen problemlos ab, so entwickeln sich die Ferkel<br />

in der Regel bei guter Qualität des Ferkelfutters bis ca. 12 kg erfolgreich weiter. In dieser<br />

Phase ist noch der Einsatz hoch verdaulicher Eiweißquellen zu fordern (Kartoffelprotein,<br />

Molkenprotein). Man sollte nicht über 10-12% Sojaschrot in der Ration kommen, da dem<br />

Sojaschrot allergene Substanzen nachgesagt werden, die in dieser Phase einer Ödemkrankheit<br />

eventuell Vorschub leisten können. Die Schmackhaftigkeit, die Energieausstattung<br />

und die Verdaulichkeit des Futters sind für eine homogene Weiterentwicklung der Ferkelgruppe<br />

entscheidend. Auch wird hier die Grundlage für ein hohes Proteinansatzvermögen<br />

der Ferkel (somit der späteren Magerfleischprozente) und eine gute Futterverwertung gelegt.<br />

Die Säurebindungskapazität im Futter ist für die Ausnutzung der Mineralstoffe, sowie die<br />

Aktivität der Verdauung wichtig und sollte bei der Auswahl der Proteinkomponenten und der<br />

Mineralstoffquellen berücksichtigt werden.


Abb.4:<br />

Abb. 5<br />

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Auswirkungen der Auslösung der Immunisierungsaktivität auf<br />

Futteraufnahme und Wachstum<br />

Quelle: Stahly (1993)<br />

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Verdaulichkeitskoeffizienten von verschiedenen Proteinquellen<br />

bei Ferkeln in Abhängigkeit vom Lebensalter<br />

Lebensalter (Wochen)<br />

Proteinquelle 3,5 4,5 5,5<br />

Milchprodukte 93 95 95<br />

Soja 71 75 87<br />

Kartoffeln 93 95<br />

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Grad der<br />

Immunitätsaktivierung<br />

(Krankheit)<br />

Absetzalter + 33 Tage<br />

Durchschnitt<br />

Futteraufnahme (kg/pro Tag) gering 1,08<br />

hoch 0,84<br />

Tageszunahme (kg/pro Tag) gering 0,60<br />

hoch 0,41<br />

57


58<br />

In den letzten Jahren bekommen sowohl die Ferkel wie auch die Mastschweine aufgrund<br />

zunehmender viraler Infektionen in der Mast Probleme. Dabei fallen häufig einzelne blasse<br />

und gelbe Mastschweine oder Minderzunahmen in der gesamten Gruppe auf. Auch gibt es<br />

viele Ferkelaufzüchter, deren Tiere Probleme mit Colienterotoxämie, Streptokokken oder<br />

Durchfall haben. In den letzten Jahren bestätigten Untersuchungen, dass die Ferkel sich in<br />

dieser Phase mit viralen Erkrankungen (PRRS/Circo-Viren) auseinandersetzen und dabei<br />

bakteriellen Erkrankungen Vorschub leisten. Aufgrund einer ständig aktivierten Immunabwehr<br />

zeigen die Ferkel verminderte Mastleistungen, besonders wenn in einem Ferkelaufzuchtraum<br />

verschiedene Ferkelgruppen/Altersgruppen zusammensgestellt werden.<br />

Aus dem Symptomenbild der Ferkel und Mastschweine ergeben sich Fragen nach dem Ablauf<br />

der Verdauungsvorgänge bei diesen Tieren. Besonders bei der Erkrankung durch Circoviren<br />

stellt sich immer wieder die Frage nach der Pathogenität des Erregers selbst und den<br />

Einflüssen durch die Immunität der Ferkel. Auch die Haltung, Fütterung und das gesamte<br />

Management scheinen den Ablauf der Erkrankung beeinflussen zu können (...“dass in einem<br />

Betrieb mit PMWS die PMWS-Infektion generalisiert ist und von langer Dauer und dass das<br />

Virus sowohl in Schweinen mit klinischer Symptomatologie als auch in augenscheinlich gesunden<br />

Tieren, die Kontakt mit Kranken hatten, nachgewiesen werden kann“, Vorträge Barcelona<br />

1999).<br />

Die Abkürzung PMWS steht für „Postweaning, Multisystem and Wasting Syndrom“. Bei diesem<br />

Syndrom fragt man sich von der Stoffwechsel- und Verdauungsphysiologie her, warum<br />

die Ferkel blass werden. Rein physiologisch liegt bei blassen Ferkeln eine Störung in der<br />

Blutbildung oder Blutgerinnung vor. Die dritte Möglichkeit könnte auch sein, dass die Ferkel<br />

Blut verlieren, z.B. durch ein Magengeschwür in die Bauchhöhle.<br />

An der Blutbildung sind neben den Spurenelementen die Vitamine C, B6, B12 und die Folsäure<br />

beteiligt. Für die Blutgerinnung spielen dagegen Vitamin K und Calcium eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Abb. 6<br />

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Die bei PMWS am häufigsten beobachteten mikroskopischen Läsionen<br />

Läsion Häufigkeit Prozentsatz<br />

Lymphorgane:<br />

Lymphozytäre Depletion 129/148 87,2 %<br />

Entzündliche histiozytäre Infiltration 114/148 77,0 %<br />

Auftreten von Einschlusskörperchen 67/148 45,3 %<br />

Auftreten von Synzytien 54/148 36,5 %<br />

Multifokale Nekrose<br />

Lunge:<br />

18/148 12,2 %<br />

Interstitielle Pneumonie<br />

Leber<br />

130/148 87,8 %<br />

Leichte bis mäßige Entzündung 82/148 55,4 %<br />

Schwere Entzündung und Zerstörung von Parenchym<br />

Niere:<br />

11/148 7,4 %<br />

Interstitielle Nephritis 67/148 45,3 %


Untersuchungen an Schweinen mit PMWS zeigen, dass bei 55,4 % dieser Schweine die<br />

Leber als zentrales Verdauungsorgan nicht optimal arbeitete (vgl. Abb. 6).<br />

Die Tiere mit Ikterus zeigen schwere Läsionen. Von der Ernährungsphysiologie werden bei<br />

Lebererkrankungen häufig spezielle Diäten empfohlen, um die Leber zu entlasten, bzw. ihre<br />

Aufgaben zu unterstützen. Nehmen wir z.B. das Vitamin C, da gesunde Schweine dieses<br />

Vitamin selbst bilden können. Im Ferkel- und Mastschweinefutter ist Vitamin C aufgrund des<br />

Preises und einer schlechten Preßstabilität selten enthalten. Da Vitamin C in der Leber aus<br />

Kohlenhydraten gebildet wird, ist es natürlich fraglich, ob dieser Syntheseweg bei lebergeschädigten<br />

Ferkeln in ausreichender Menge stattfindet. Außerdem erhöht sich bei chronischen<br />

Infektionserkrankungen der Vitamin C - Bedarf vermutlich infolge einer gesteigerten<br />

Corticoidsynthese im Körper. Sicherlich ist bei Schweinen, die eine Erkrankung der Stoffwechselorgane<br />

(Leber/Niere) aufweisen, von einer geänderten Stoffwechselphysiologie auszugehen.<br />

Was heißt das nun für die Konzeption von Schweinefuttern in dieser Phase? Von den Vitaminen<br />

und Spurenelementen kann man die Diskussion an vielen einzelnen Elementen aufzeigen.<br />

Beispielsweise kann die Anämie/Blässe der Ferkel und Mastschweine vermutlich<br />

eher mit einer verminderten Folsäurebildung in der Leber erklärt werden als mit dem immer<br />

wieder erwähnten Eisenmangelsyndrom. Folsäure ist neben Vitamin C und B12 am Aufbau<br />

der roten Blutkörperchen und des roten Blutfarbstoffes beteiligt. So erklärt sich die Empfehlung<br />

des Zusatzes von 0.3% MIAVIT Circolin zum bestehenden Prämix in diesem Lebensabschnitt<br />

der Schweine, um eine möglichst hohe Unterstützung des Stoffwechsels zu erreichen.<br />

Durch eine richtige Kombination der Vitamine zueinander wird eine Entlastung der<br />

verschiedenen Verdauungsorgane angestrebt.<br />

Bei der Konzeption des Futters selbst ist ein kritisches Augenmerk auf den Fettgehalt in der<br />

Ration zu legen, da auf der einen Seite das Enzymsystem der Schweine zu diesem Zeitpunkt<br />

auch schon recht gut die Stärke verdauen kann und auf der anderen Seite der Fettabbau<br />

die Leber sehr stark belastet. Sojaschrot stellt in diesem Lebensabschnitt eine<br />

schmackhafte und preiswerte Proteinquelle dar. Wichtig ist natürlich der Einsatz synthetischer<br />

Aminosäuren und eine ausreichende Proteinversorgung (Ferkel und Mastschweine mit<br />

viralen Infektionen setzen sich verstärkt mit bakteriellen Sekundär-Infektionen auseinander<br />

und brauchen für die AK-Bildung hochwertige Proteinquellen). Berichte aus der Bretagne<br />

weisen darauf hin, dass Ferkel vor dem eigentlichen Auftreten des „PMWS-Syndroms“ eine<br />

Fieberphase durchmachen. Unter längeren Fieberphasen ist häufig die Sekretion von Verdauungsenzymen<br />

ins Darmlumen reduziert. Daher könnte es bei einer speziellen Diät zur<br />

Reduzierung des „PMWS-Syndroms“ sinnvoll sein, die Rohfasergehalte des Futters zu begrenzen,<br />

um die Verdaulichkeit der Ration zu erhöhen.<br />

Abb. 7<br />

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Telefon: 05434/82-0 - Fax: 05434/8282<br />

Wege des Endotoxins im gesunden Körper<br />

G:\3wiv\vorträge\mariafol\endotox.ppt 01/00<br />

Darm / Infektionsherd<br />

Endotoxin<br />

Blutzellen, Lipoproteine<br />

Leber<br />

Endotoxin - Abbau<br />

Endotoxin - Ausscheidung<br />

über Darm, Lunge und Euter<br />

Quelle: Priv.-Doz. Dr. Knut Fischer<br />

59


60<br />

In den ersten 10 Tagen nach dem Absetzen bzw. in den ersten 14 Tagen nach dem Einstallen<br />

in die Mast macht ein Teil der Ferkel bzw. der Mastschweine eine Coli-Infektion durch.<br />

Diese Infektion muss nicht immer zu Durchfall führen, aber die Bakterien vermehren sich und<br />

sterben anschließend wieder ab. Die Bestandteile der Zellwand gramnegativer Bakterien<br />

nennt man Endotoxine. Im gesunden Organismus entgiftet die Leber die Endotoxine. Arbeitet<br />

die Leber nicht optimal, gelangen die Endotoxine ins Blut und führen zu einer Aktivierung<br />

der Blutgerinnung (vgl. Abb 7+8).<br />

Abb. 8<br />

Einige Ferkel zeigen unter diesem Symptombild Ohrrandnekrosen (Differentialdiagnose: Eperythrozoonose<br />

u.a. abklären). Ist die Blutgerinnung über längere Zeit aktiviert, kommt es<br />

zu einem Verbrauch der Gerinnungsfaktoren. Da das fettlösliche Vitamin K bei Leberproblemen<br />

zum Teil schlechter resorbiert wird, zeigen Ferkel u. Mastschweine mit einer gesteigerten<br />

Blutgerinnung nach einer gewissen Zeit Symptome der Verbrauchskoagulopathie (Blässe,<br />

Hautblutungen). Der Zusatz von MIAVIT Circolin zum Futter unterstützt die Funktion der<br />

Leber sowie der übrigen Stoffwechselorgane. MIAVIT Circolin enthält u.a. das Vitamin K3,<br />

da eine höhere Dosierung gleich zu Beginn einer Resorptionsstörung über einen Zeitraum<br />

von drei Wochen die verminderte Resorption ausgleichen kann. An vielen einzelnen Zusatzstoffen<br />

kann man einen unter der PMWS-Symptomatik geänderten Bedarf aufzeigen. Über<br />

eine spezielle Futterkonzeption und den Zusatz von MIAVIT Circolin wird diesem veränderten<br />

Bedarf Rechnung getragen, was zu einer Unterstützung der Ferkel und einer Steigerung<br />

der Immunität führt.<br />

Zusammenfassung<br />

G:\3wiv\vorträge\mariafol\endotox.ppt 01/00<br />

MIAVIT, Dr. Hans W. Niemeyer GmbH & Co. KG<br />

Beverner Straße 31 - 49632 Essen (Oldb)<br />

Telefon: 05434/82-0 - Fax: 05434/8282<br />

Wege des Endotoxins bei eingeschränkter Organfunktion<br />

Darm / Infektionsherd<br />

Endotoxin<br />

Lunge / Leber<br />

Endotoxin<br />

Blutkreislauf<br />

Endotoxin<br />

Erhöhung der Darmpermeabilität<br />

Endotoxin<br />

Endotoxämie,<br />

Gerinnungsaktivierung,<br />

Mutiorganversagen,<br />

Tod<br />

Quelle: Priv.-Doz. Dr. Knut Fischer<br />

Folgende Fütterungs- und Managementmaßnahmen lassen sich bei viralen Infektionen zusammenfassen:<br />

1. Trennung unterschiedlicher Altersgruppen sowohl in der Ferkelaufzucht wie auch in<br />

der Mast (abteilweise Rein-Raus)<br />

2. Zweiphasige Fütterung der Ferkel (FAZ I: 6 – ca. 12/13 kg ↔ „Cirko-Futter“ ab ca. 3<br />

Wochen nach dem Absetzen)<br />

3. Mast: beim Auftreten typischer PMWS- bzw. Haut-Nieren-Symthome:<br />

Einsatz eines „Cirko-Futters“<br />

4. Anforderungen an ein „Cirko-Futter“<br />

a) Begrenzung der Rohfett- und Rohfasergehalte<br />

b) hohe Aminosäurenversorgung der Schweine<br />

c) Unterstützung der Leber sowie der übrigen Verdauungsorgane durch Circolin<br />

5. Angebot von ausreichend Sauerstoff an die Tiere, um den Gasaustausch in der Lunge<br />

zu unterstützen.


19 Closed Herd Multiplication – Chance und Risiko<br />

Begriff<br />

Der Begriff “Closed Herd Multiplication” (CHM) wurde ursprünglich in den USA und in Großbritannien<br />

für die Vermehrung von Jungsauen in kommerziellen Sauenherden ohne Tierzukauf<br />

verwendet. In Deutschland wurde dieser Begriff „verzerrt“ und steht allgemein für Eigenbestandsvermehrung,<br />

das heisst die Bereitstellung von Jungsauen aus der eigenen Herde.<br />

Warum Eigenbestandsvermehrung?<br />

Vor allem Betriebe, die eine weitgehende gesundheitliche Abschottung anstreben, ziehen<br />

CHM in Betracht. Das Prinzip beruht darauf, den Tierzukauf als mögliche Eintragsquelle von<br />

Erregern in den Bestand auszuschließen, in dem Jungsauen nicht zugekauft, sondern im<br />

Betrieb nachgezogen werden. Die Jungsaueneingliederung gestaltet sich einfacher, weil die<br />

Tiere bereits seit Geburt mit dem Erregerspektrum des Bestandes vertraut sind. Insgesamt<br />

soll so eine Verbesserung der Immunitätslage der gesamten Herde erreicht werden.<br />

Varianten<br />

JSR Hybrid Hirschmann bietet verschiedene Konzepte für die CHM an. Dadurch können<br />

individuelle Zuchtprogramme für die einzelnen Betriebe erstellt werden.<br />

Folgende Modelle der Eigenbestandsvermehrung gibt es:<br />

1) Mit „fester“ Großelternherde (definierte Genetik, ohne wechselnde Genanteile)<br />

• mit Remontierung der Großeltern „von außen“<br />

• mit Eigenremontierung auch der Großelterntiere<br />

2) Ohne „feste“ Großelternherde (wechselnde Genanteile)<br />

• Wechselkreuzungsverfahren mit 2 oder mehr Linien, etwa 10 % der Herde werden<br />

laufend für die Zuchtanpaarungen festgelegt.<br />

Das für die Eigenremontierung benötigte Reinzuchtsperma kann aus der JSR-eigenen KB-<br />

Station in Trebbichau in Sachsen-Anhalt oder von regionalen KB-Stationen bezogen werden.<br />

Der CHM-Betrieb wird in die JSR Hybrid Hirschmann Zuchtdatenbank aufgenommen und<br />

nimmt mit den Reinzuchttieren an der JSR-Zuchtwertschätzung teil. Hierdurch werden für die<br />

Reinzuchttiere des CHM-Betriebes Zuchtwerte erstellt, die durch die Integration in die europäische<br />

JSR-BLUP Zuchtwertschätzung ständig aktualisiert werden.<br />

Was muss beachtet werden?<br />

Die verschiedenen Systeme bieten nicht nur Vorteile, auch die Risiken dürfen nicht aus den<br />

Augen verloren werden.<br />

Rein züchterisch sind die Varianten mit „fester“ Großelternherde eindeutig zu bevorzugen.<br />

Sie schöpfen die Möglichkeiten der individuellen Heterosis zu 100 % (Großelternherde – F1-<br />

Anpaarung) aus. In der Produktionsherde werden sowohl individuelle als auch maternale<br />

Heterosiseffekte zu 100% genutzt. Anders sieht es bei der Reinzuchtanpaarung aus. Hier ist<br />

mit keinerlei Heterosiseffekten zu rechnen.<br />

Ohnehin macht ein vollständiges Abkoppeln von Zukäufen bei dem Modell mit „fester“ Großelternherde<br />

erst ab Beständen mit mehreren tausend Sauen wirklich Sinn. Bei kleineren<br />

Herden ist die Urgroßelternpopulation realistisch betrachtet für eine effektive Zuchtarbeit zu<br />

klein. Nichtsdestotrotz trifft man in der Praxis immer wieder auf Versuche, diese Variante<br />

61


62<br />

umzusetzen. Die Zuchtunternehmen geben in diesen Fällen dem Willen des Kunden angesichts<br />

eines zunehmenden Wettbewerbsdrucks nach.<br />

Bei der Variante Wechselkreuzungsverfahren werden bei der Nutzung von zwei Linien die<br />

individuelle und maternale Heterosis zu je 66% und bei der Nutzung von drei Linien zu je<br />

86% ausgeschöpft. In der Praxis trifft man häufig – wahrscheinlich zu Recht – die Meinung<br />

an, dass die Endprodukte aufgrund der uneinheitlichen Genanteile mehr streuen. Der Vorteil<br />

dieses Modells liegt darin begründet, dass sich wesentlich kleinere Sauenherden „komplett“<br />

schließen lassen.<br />

Es ist aber zu beachten, dass hierbei indirekt auf die Umweltbedingungen der eigenen Sauenherde<br />

selektiert wird (Die besten Sauen setzen sich durch und werden zur Zucht genutzt,<br />

das sind häufig die bezüglich des genetischen Potenziales fettesten Sauen!). Dieses Prinzip<br />

kommt übrigens auch bei einer definierten Großelternherde ohne Remontierung von außen<br />

zum Tragen. Das Zuchtunternehmen ist hier in besonderer Verantwortung, die richtigen Beratungsempfehlungen<br />

zu geben!<br />

Bei Ferkelerzeugern, die bisher die erzeugten Ferkel oder Läufer nicht im selben Betrieb<br />

aufgezogen und gemästet haben, ist ein weiterer gesundheitlicher Aspekt zu bedenken. Mit<br />

den aufwachsenden Jungsauen steht dann eine Altersgruppe im Kontakt mit der Sauenherde,<br />

die es vorher nicht gegeben hat. Da sich viele Erreger sozusagen als „Kinderkrankheit“ in<br />

bestimmten Altersperioden stärker vermehren, kann hieraus ein neuer Erregerdruck auf die<br />

Bestandssauen entstehen, wenn nicht durch bauliche und Managementmaßnahmen Vorsorge<br />

getroffen wird.


Fazit / Trends<br />

Einige gesundheitliche Aspekte sprechen für die Selbsterzeugung von Jungsauen. CHM<br />

macht aber erst ab einer bestimmten Herdengröße (je nach Modell) Sinn. Es ist unbedingt zu<br />

beachten, dass die Selbsterzeugung der Jungsauen mindestens nach den Standards eines<br />

professionellen Aufzüchters zu erfolgen hat. Bei Einhaltung dieser Standards und ehrlicher<br />

Einbeziehung aller Kosten liegen diese nicht wesentlich unter den Kosten einer zugekauften<br />

Jungsau. Die gesundheitlichen Vorteile, die sich aus dem Verzicht auf den Zukauf ergeben<br />

können, kommen nur dann voll zum Tragen, wenn auch an allen anderen Fronten die Einschleppung<br />

von Erregern minimiert wird. Es ist zu beachten, dass mit Eigenbestandsvermehrung<br />

auch gewisse gesundheitliche „Risiken“ eingegangen werden. Immerhin hat man, sofern<br />

die Aufzucht nicht separat liegt, wachsende Tiere, also potenzielle Keimausscheider im<br />

Bestand. Nicht nur aus diesem Grund haben sich in den neuen Bundesländern große, hochproduktive<br />

Sauenherden, weg von der Closed-Herd-Multiplication, hin zum Zukauf von Jungsauen<br />

mit definiertem Gesundheitsstatus entschieden.<br />

Alle diese Aspekte müssen bei einer Entscheidung für oder gegen CHM bedacht werden.<br />

Wenn CHM ein passendes Modell für den Betrieb sein könnte, sollte zuvor in jedem Fall ein<br />

individuelles Konzept mit dem JSR-Berater erarbeitet werden. Das Zuchtunternehmen JSR<br />

Hybrid Hirschmann verfügt über die entsprechenden Erfahrungen und kann bei der Erarbeitung<br />

und Umsetzung eines für den Betrieb maßgeschneiderten Konzeptes tatkräftig zur Seite<br />

stehen.<br />

63


64<br />

20 Wachstum in der Sauenhaltung – Neue Ansätze und<br />

Perspektiven<br />

Wenn von Wachstum in landwirtschaftlichen Betrieben die Rede ist, dann wird dies immer<br />

wieder mit den gleichen Argumenten begründet. Wachstum soll wettbewerbsfähige Betriebs-<br />

und Produktionseinheiten schaffen, rationalisieren, das Einkommen verbessern, einen existenzfähigen<br />

Hof in die nächste Generation führen, um damit dem Hofnachfolger eine Zukunft<br />

zu sichern. Das Schlagwort lautet auch heute noch "Wachsen oder Weichen".<br />

Wachstum um jeden Preis? Wo sind die Grenzen?<br />

Betrachten wir zunächst die klassischen Produktionsfaktoren.<br />

Arbeit: Familienarbeitskräfte sind begrenzt, jedoch in den Jahren des Generationswechsels<br />

vorübergehend stärker verfügbar. Qualifizierte Fremdarbeitskräfte sind am<br />

Arbeitsmarkt nur schwer zu bekommen und dann fast nicht bezahlbar. Immer<br />

mehr Arbeitszeit erfordert heute die Bürokratie und "fesselt" den Landwirt mehr<br />

und mehr an den Schreibtisch.<br />

Boden: Der Grund und Boden ist nicht nur eine wichtige Produktionsgrundlage im Betrieb,<br />

sondern begrenzt über die Vieh- und Dungeinheiten auch die Tierhaltung.<br />

Kapital: Die Finanzierung eines landwirtschaftlichen Betriebes erhält in Zukunft einen höheren<br />

Stellenwert, denn die finanzierenden Banken werden u. a. durch "Basel II"<br />

bei der Kreditvergabe immer restriktiver.<br />

Gebäude: Neue Baugenehmigungen werden erschwert durch das Bundesimmissionsschutzgesetz,<br />

die Tierhaltungsverordnung und das Artikelgesetz.<br />

Die politischen Rahmenbedingungen stimmen den landwirtschaftlichen Unternehmer nicht<br />

investitionsfreudig. Der überzogene Umwelt-, Natur- und Tierschutz stellt immer wieder die<br />

Landwirtschaft in der öffentlichen Meinung an den "Pranger".<br />

Die Nachfolgeregelungen zur Agenda 2000 werden heute vor dem Hintergrund der EU-<br />

Osterweiterung in der Politik diskutiert. Eines ist heute schon sicher, die Transferzahlungen<br />

an die Landwirtschaft werden zukünftig deutlich geringer ausfallen, auch vor dem Hintergrund<br />

der hohen Defizite der öffentlichen Haushalte.<br />

Die gesellschaftlichen Veränderungen, die schnelllebige Zeit, der Wertewandel geht auch an<br />

der Landwirtschaft nicht vorbei. Freizeit und Konsum, das Abtauchen in die Anonymität, Unverbindlichkeit,<br />

mit wenig Aufwand viel erreichen, das ist heute vielen Menschen wichtig.<br />

Diese Verhaltensmuster sind nicht unbedingt erstrebenswert, gehen jedoch auch an der jungen<br />

Generation auf den Höfen nicht vorbei.<br />

Wenn wir von Wachstum in der Landwirtschaft reden, dann muss gerade heute neben den<br />

betriebswirtschaftlichen und ökonomischen Bereichen auch die Lebensqualität, Familie, Urlaub<br />

und Freizeit Berücksichtigung finden. Wachstum darf nicht dazu führen, dass die Familien<br />

zu "Sklaven der eigenen Betriebe" werden.<br />

Die Situation in den Sauen haltenden Betrieben<br />

Wachstumsbetriebe haben mit arbeitswirtschaftlichen Engpässen, knapper Fläche bei hohen<br />

Pachtpreisen und hohen Kapitaldiensten zu kämpfen. Die Festkosten steigen vor allem


in den Kostenbereichen Zinsen, Pachten und Arbeitserledigung. Risiken wie Preiseinbrüche<br />

und Gesundheitsstatus des Tierbestandes steigen. Der Druck und die Belastung auf den<br />

Unternehmer nehmen zu - Management und Betriebsführung stellen immer höhere Anforderungen.<br />

Dies führt auf Dauer zu Gesundheitsproblemen, Stress, sinkender Lebensqualität,<br />

Auseinandersetzungen in der Familie und womöglich zu Problemen mit der Hofnachfolge.<br />

Ziel muss es sein, die Zukunftssicherung des Betriebes durch betriebswirtschaftliches sinnvolles<br />

Wachstum unter Berücksichtigung der persönlichen und familiären Belange zu erreichen.<br />

Wachstum muss persönlichen Freiraum lassen oder schaffen und darf nicht einengen.<br />

Kleinere und mittelfristig auslaufende Betriebe haben erschwerte Chancen für ein einzelbetriebliches<br />

Wachstum. Aufgrund wirtschaftlicher Zwänge und fehlender Hofnachfolge werden<br />

diese Betriebe zum Ausstieg aus der Landwirtschaft gezwungen. Gerade diese Landwirte<br />

wollen jedoch gerne weiter bis zum Rentenalter in der Landwirtschaft tätig bleiben und<br />

keine außerlandwirtschaftliche Tätigkeit aufnehmen.<br />

Eine Alternative und Perspektive kann das kooperative Wachstum sein.<br />

Zwei oder mehrere Sauen haltende Betriebe gehen partnerschaftlich aufeinander zu und<br />

verfolgen das gemeinsame Ziel: Bewirtschaftung der Betriebe in Kooperation.<br />

Dies kann in mehreren Schritten nach und nach erfolgen.<br />

Zunächst müssen Betriebs- und Produktionsabläufe angeglichen werden. Die Sauenherden<br />

sollten die gleiche Genetik haben, gleiche Impf- und Hygieneprogramme, ggf. durch den<br />

gleichen Hoftierarzt betreut werden, Fütterung und Herden-Management, aber vor allen Dingen<br />

den gleichen Absetzrhythmus.<br />

Betrieb A<br />

Ist: 120 Sauen<br />

Plan: 240 Sauen<br />

Betrieb C<br />

Ist: 100 Sauen<br />

Plan: 220 Sauen<br />

IST-Betriebe: 480 Sauen<br />

Plan-Betriebe: 820 Sauen<br />

Ferkelaufzucht<br />

Gesellschaft<br />

18.000 Ferkel<br />

Betrieb B<br />

Ist: 200 Sauen<br />

Plan: 360 Sauen<br />

In dieser Anpassungsphase bewirtschaftet jeder Partner seinen Betrieb selbständig und einzelbetrieblich<br />

weiter. Nach der "Angleichungsphase" ergeben sich für die Partnerbetriebe<br />

schon Vorteile im gemeinsamen Einkauf von Produktionsmitteln, in der Vermarktung der<br />

65<br />

Betrieb D<br />

Ist: 60 Sauen<br />

Plan: keine Sauen, Ferkelaufzucht


66<br />

Ferkel (große, gleiche Partien), sowie bessere Tiergesundheit durch gemeinsame Problemanalyse.<br />

Jeder Landwirt kann den Partner qualifiziert im Krankheits- oder Urlaubsfall vertreten,<br />

da im Partnerbetrieb alles wie im eigenen Betrieb abläuft. Arbeitskraftreserven können<br />

auf den Partnerbetrieben eingesetzt werden, gemeinsame Fremdarbeitskräfte können beschäftigt<br />

und entsprechend dem Arbeitsbedarf des jeweiligen Betriebes eingesetzt werden.<br />

Der nächste Schritt kann eine gemeinsame Ferkelaufzucht sein.<br />

Die Ferkelaufzucht wird von den Einzelbetrieben ausgelagert und findet in einer gemeinsamen<br />

Ferkelaufzuchtgesellschaft statt. Der Aufzuchtstall kann auf einem der Partnerbetriebe,<br />

der ggf. seine Sauenhaltung aufgibt, stehen. Denkbar wäre auch das gemeinsame Anpachten<br />

eines Betriebes, wobei die Altgebäude zu Ferkelaufzuchtställen umgebaut werden könnten.<br />

Die Gestaltung sollte so gewählt werden, dass das gemeinsame Vermögen in der Gesellschaft<br />

möglichst gering ist und sich auf das Vieh- und Umlaufvermögen beschränkt. Dadurch<br />

wird das Ausscheiden und die Aufnahme eines Gesellschafters wesentlich unproblematischer.<br />

Das Auslagern der Ferkelaufzucht hat entscheidende Vorteile. Verbesserte Tiergesundheit,<br />

denn der Reinfektionsdruck aus der Ferkelaufzucht in den Sauenbereich entfällt. Der Emmissionsdruck<br />

wird geringer, dadurch bereitet die TA – Luft weniger Probleme. Die Tierhaltungsverordnung<br />

verlangt in Zukunft, die Sauen im Wartestall in Gruppen zu halten. Durch<br />

das Auslagern der Ferkel können im Sauenbetrieb die frei werdenden Gebäude durch Umbaumaßnahmen<br />

der Sauenhaltung mehr Platz bieten.<br />

Sonderbetriebsvermögen<br />

der Gesellschafter<br />

Definierte<br />

Arbeitsleistung<br />

Maschinen/<br />

Betriebsvorr.<br />

Kapital<br />

Ferkelaufzucht-Gesellschaft<br />

Eigentumsverhältnisse und Gewinnverteilung<br />

Vorabvergütung<br />

zur Nutzung<br />

Vorabvergütung<br />

zur Nutzung<br />

Ferkelaufzucht<br />

Gesellschaft<br />

Gemeinsames<br />

Vermögen<br />

•Vieh<br />

•Vorräte<br />

Gewinn<br />

an die Gesellschafter<br />

A B C D<br />

Vorabvergütung<br />

zur Nutzung<br />

Vorabvergütung<br />

zur Nutzung<br />

Sonderbetriebsvermögen<br />

der Gesellschafter<br />

Acker<br />

Gebäude<br />

Volle<br />

Arbeitsleistung


Durch die gemeinsame Ferkelaufzucht kann nunmehr jeder einzelne Betrieb in der Sauenhaltung<br />

weiter wachsen. Jeder an der Ferkelaufzucht beteiligte Betrieb kann sich so unabhängig<br />

vom Partnerbetrieb weiterentwickeln.<br />

Die Ferkelaufzuchtgesellschaft rechnet mit dem Einzelbetrieb die gelieferten Babyferkel ab.<br />

Der gemeinsam erwirtschaftete Gewinn wird an die Gesellschafter ausgezahlt. Zunächst<br />

Vorabvergütungen an die Gesellschafter für überlassene Wirtschaftsgüter und für geleistete<br />

Arbeit. Der Restgewinn wird sowohl nach Umsatz (gelieferte Ferkel) als auch nach Gesellschaftsanteilen<br />

verteilt.<br />

Zusammenfassend bietet die gemeinsame Ferkelaufzucht sowie die abgestimmte Sauenhaltung<br />

(durch klare Zielvorgaben) viele Vorteile, nicht nur betriebswirtschaftlicher Art, sondern<br />

berücksichtigt auch den Anspruch auf Lebensqualität. Der Sauenhalter ist kein "Einzelkämpfer"<br />

mehr, sondern ergänzt sich um die Fähigkeiten seiner Partner. Landwirte müssen<br />

nicht vorzeitig aus der aktiven Landwirtschaft ausscheiden, weil kein Hofnachfolger vorhanden<br />

ist oder der Betrieb nicht mehr genug Einkommen erwirtschaftet. In der Kooperation haben<br />

diese weiterhin die Möglichkeit, in der Landwirtschaft tätig zu sein und hierüber ausreichend<br />

Einkommen zu erzielen.<br />

Zukunftsorientierte Landwirte gewinnen durch Reserven ausschöpfende Kooperationen, u. a.<br />

Zeit für Familie und Urlaub.<br />

Für einen Hofnachfolger spielt die Größe des eigenen Betriebes nicht mehr die Rolle, denn<br />

er kann sich in die Kooperation einbringen.<br />

Kooperationspartner sind keine Konkurrenten mehr, wenn es um Zupachtungen von Flächen<br />

und Betrieben geht.<br />

Die Auslastung der Maschinen verbessert sich durch eine überbetriebliche Einsatzmöglichkeit<br />

deutlich.<br />

Gemeinsame Arbeitskräfte, die für den Einzelnen wirtschaftlich nicht tragbar wären, können<br />

sinnvoll beschäftigt werden.<br />

Diese neuen Ansätze zum Wachstum in der Sauenhaltung beinhalten hohe Chancen und ein<br />

geringes Risiko.<br />

67


68<br />

21 Änderungen in der Betriebszweigauswertung Schweinemast<br />

Ab dem Wirtschaftsjahr 2001/<strong>2002</strong> werden in der Auswertung der <strong>Erzeugerring</strong>e neben der<br />

EURO-Umstellung noch weitere Auswertungskennzahlen verändert.<br />

Die im Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) organisierten <strong>Erzeugerring</strong>e<br />

und Beratungsorganisationen haben festgelegt, dass ab dem WJ 2001/02 die Empfehlungen<br />

der DLG für die neue Betriebszweigauswertung umgesetzt werden.<br />

DLG-Empfehlung ökonomische Kenngrößen<br />

in der Betriebszweigauswertung<br />

Alte Bezeichnung Neue Bezeichnung<br />

Ertrag Leistung<br />

Variabler Aufwand Direkte Kosten<br />

Deckungsbeitrag Direktkostenfreie Leistung<br />

Deutlich wird dies durch Einführung des Begriffes „Direktkostenfreie Leistung“, der den bislang<br />

gebräuchlichen „Deckungsbeitrag“ ablöst. Der wesentliche Unterschied bei der Berechnung<br />

liegt in der Zuordnung der Bestandsveränderung. Im Deckungsbeitrag wurde die Bestandsveränderung<br />

als Teil des Aufwandes gebucht. In der neuen Auswertung wird die Bestandsveränderung<br />

mit Vorzeichenwechsel auf der Leistungsseite (Ertrag) berücksichtigt.<br />

Spezielle Änderungen in der Schweinemast<br />

Berechnung der Futtertage<br />

Die unterschiedlichen Berechnungen der Futtertage werden vereinheitlicht. Ab dem Wirtschaftsjahr<br />

2001/<strong>2002</strong> gelten alle Tage, einschließlich des Ablieferungstages, als Futtertage,<br />

mit Ausnahme des Zugangstages. Dadurch verringert sich die berechnete Zunahme im Mittel<br />

um 5 - 8 g je Tier und Tag.<br />

Berechnung der Verluste in %<br />

Immer mehr Betriebe arbeiten im Rein-Raus-Verfahren. Dadurch ist das Verhältnis zwischen<br />

zugekauften und verkauften Tieren nicht mehr ausgeglichen, sodass es in vielen Fällen zu<br />

großen Unterschieden zwischen den Betrieben und Zeiträumen in der Auswertung kommt.<br />

Deshalb wird die Berechnung der Verluste in % ab dem Wirtschaftsjahr 2001/<strong>2002</strong> geändert:<br />

• Alte Formel: Anzahl Verluste / Anzahl zugekaufte Tiere * 100<br />

• Neue Formel: Anzahl Verluste / Anzahl Zuwachstiere * 100<br />

Berechnungsbeispiel Zuwachstiere<br />

Verkauf 786 Tiere mit 120,0 kg, Zukauf 866 Tiere mit 29,9 kg. Das Zuwachstier hat 90,1 kg.<br />

Der Gesamtzuwachs wird durch den Zuwachs (90,1 kg) im Auswertungszeitraum geteilt, also<br />

76.760 kg Gesamtzuwachs durch 90,1 kg ergibt 852 Zuwachstiere.<br />

Notschlachtung<br />

Der Begriff „Notschlachtung“ wird durch den Begriff „vorzeitiger Verkauf“ ersetzt.


Neue Bestandsbewertung<br />

Durch das Rein-Raus-Verfahren entstehen große Differenzen zwischen Anfangs- und Endbestand<br />

bei den Tierzahlen und dem im Bestand erzeugten Zuwachs.<br />

Aus diesem Grund wird die Bestandsbewertung in den Mastbetrieben seit diesem Wirtschaftsjahr<br />

auf Basis der Herstellungskosten berechnet. Dabei erfolgt die Bewertung der<br />

zum Stichtag (z.B.01.07.2001) im Stall befindlichen Tiere wie folgt.<br />

Zunächst werden die Zukaufskosten der Ferkel auf der Basis des gebuchten Zukaufspreises<br />

und den Anlieferungsgewichten errechnet und anschließend die am betreffenden Stichtag<br />

geschätzten Gewichte mit Produktionskosten je kg Zuwachs bewertet. Die für diese Bestandsbewertung<br />

zugrunde gelegten Produktionskosten entsprechen den Direktkosten, abzüglich<br />

der Kosten für Ferkelzukauf im Auswertungszeitraum.<br />

Neue Auswertungskennzahlen<br />

Die Tierzahlen bei Zu- und Verkauf in Rein-Raus-Betrieben innerhalb eines Auswertungszeitraumes<br />

weichen vielfach stark voneinander ab. Damit ist der Begriff „Deckungsbeitrag je<br />

verkauftes Mastschwein“ als repräsentative Bezugsgröße und Vergleichskennzahl zwischen<br />

Betrieben nicht mehr geeignet.<br />

Die im Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) organisierten <strong>Erzeugerring</strong>e<br />

und Beratungsorganisationen haben deshalb festgelegt, ab dem Wirtschaftsjahr<br />

2001/<strong>2002</strong> mit folgenden Kennzahlen auszuwerten:<br />

Direktkostenfreie Leistung je 100 kg Zuwachs<br />

Berechnung: Direktkostenfreie Leistung in € / gesamten Zuwachs in kg * 100 kg Zuwachs<br />

Direktkostenfreie Leistung je Zuwachstier<br />

Berechnung: Direktkostenfreie Leistung in € / gesamten Zuwachs in kg * kg Zuwachstier<br />

Direktkostenfreie Leistung je Mastplatz<br />

Berechnung: Direktkostenfreie Leistung in € / Mastplätze<br />

Direktkostenfreie Leistung je m² Stallfläche<br />

Berechnung: Direktkostenfreie Leistung in € / m² Stallfläche<br />

(Definition nach <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong>)<br />

Mit der Bewertung und der Auswertung auf der Basis je kg Zuwachs haben die <strong>Erzeugerring</strong>e<br />

und Beratungsorganisationen zukünftig die Möglichkeit, unterschiedliche Produktionssysteme<br />

auf Basis der „Direktkostenfreien Leistung“ zu vergleichen und die jeweiligen Vorteile<br />

zu bewerten. Dieser Bezug auf den Zuwachs wurde in der Vergangenheit schon bei den Futterkennzahlen<br />

(z.B. Futterkosten je kg Zuwachs) erfolgreich angewendet.<br />

69


70<br />

22 Fruchtbarkeitsmonitoring<br />

Seit 1997 stellen Ferkelerzeuger ihre Daten aus den Sauenplanern für das Fruchtbarkeitsmonitoring<br />

(FM) zur Verfügung. Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> führt seitdem diese Auswertungen<br />

durch. Zu den weiteren mitwirkenden Organisationen gehören: die Schweineerzeuger<br />

Nord-West (SNW), die Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS), der<br />

<strong>Erzeugerring</strong> Minden-Ravensberg-Lippe und die Erzeugergemeinschaft für Qualitätsferkel im<br />

Raum Osnabrück.<br />

Das FM soll in erster Linie dem Ferkelerzeuger helfen, Schwachstellen im Betrieb aufzudecken<br />

und zu beheben.<br />

Gleichzeitig werden die Daten von der GFS genutzt, um die Besamungseber hinsichtlich<br />

Fruchtbarkeit und Erbfehlervererbung zu bewerten. Die <strong>Erzeugerring</strong>e führen zunächst die<br />

betriebliche und überbetriebliche Datensammlung durch. Aus diesen Datensammlungen erstellt<br />

der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> individuelle Auswertungen, die für Beratungszwecke auf<br />

den einzelnen Betrieben genutzt werden.<br />

Die Auswertungen zum Fruchtbarkeitsmonitoring erfolgen zweimal jährlich. Sie beinhaltet<br />

folgende Punkte:<br />

• Jeder Betrieb bekommt eine überbetriebliche Produktionsstatistik (Hitliste), wo er sich<br />

individuell mit anderen Betrieben vergleichen kann<br />

• Dazu wird eine überbetriebliche Auswertung mit wechselndem Schwerpunktthema<br />

(z.B. jahreszeitlich abhängige Leistungsschwankungen, Absetz-Beleg-Tage, Umrauscher)<br />

durchgeführt<br />

• Zu dem jeweiligen Schwerpunktthema erfolgt eine einzelbetriebliche Auswertung<br />

Exakte Dateneingabe durch die Landwirte<br />

Bei dem letzten Monitoring im Herbst <strong>2002</strong> stellten 91 Betriebe ihre Daten aus dem db-<br />

Sauenplaner zur Verfügung. Wichtig für die Teilnahme am FM ist eine sorgfältige Dateneingabe<br />

des Landwirtes oder Beraters.<br />

• Jeder verwendete Eber muss über seine Herdbuchnummer eingegeben werden<br />

• Bei einer Mischbelegung müssen alle verwendeten Eber erfasst werden<br />

• Die Ferkel müssen auf Anomalien geprüft und diese exakt im Sauenplaner erfasst<br />

werden<br />

Beispiele aus den Spezialauswertungen vom Herbst <strong>2002</strong><br />

Schwerpunkt der Herbstauswertung war die genauere Analyse der Absetz-Beleg-Tage.<br />

In den Abbildungen 1 und 2 stellen die Säulen jeweils die gesamt geborenen Ferkel pro Wurf<br />

(GGF/Wurf) und die Linien die Anzahl der Würfe in Abhängigkeit zu den Absetz-Beleg-Tagen<br />

(ABT) dar. Als Datengrundlage dienten die Sauenplaner - Daten von März 2001 bis Februar<br />

<strong>2002</strong>.<br />

An diesen Abbildungen lässt sich erkennen, dass im Musterbetrieb (Abb. 1) der Grossteil der<br />

Sauen einheitlich, d.h. 5 Tage nach dem Absetzen, belegt wurden. Die meisten geborenen<br />

Ferkel gibt es in den Referenzbetrieben (Abb. 2) bei Sauen, die 4 bis 5 Tage nach dem Absetzen<br />

pünktlich rauschen, und bei Sauen die 10 bis 55 Tage nach dem Absetzen rauschen.<br />

Die bessere Regeneration der sehr spät rauschenden Sauen ist der Hauptgrund für die höhere<br />

Wurfleistung.<br />

Wichtig bei den Abbildungen 1 - 4 ist, die Säulen und Linien immer im Zusammenhang zu<br />

betrachten. Der Musterbetrieb z.B. hat die höchste Anzahl an GGF (12,5 GGF) bei einer Belegung<br />

am 4. und 7. Absetz-Beleg-Tag, allerdings stehen hinter diesen beiden Säulen nur<br />

jeweils zwei Würfe (siehe Abbildung 1 und 3).


Abbildung 1: GGF in Abhängigkeit zu den Absetz-Beleg-Tagen (Musterbetrieb)<br />

GGF/Wurf<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

55<br />

Absetz-Beleg-Tage<br />

GGF/ Wurf Betrieb Anzahl Würfe Betrieb<br />

Abbildung 2: GGF in Abhängigkeit zu den Absetz-Beleg-Tagen (Ø 91 Betriebe)<br />

GGF/Wurf<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

55<br />

Absetz-Beleg-Tage<br />

GGF/Wurf Ø 91 Betriebe Anzahl Würfe Ø 91 Betriebe<br />

Wenig gesamt geborene Ferkel haben oftmals viele Ursachen.<br />

Durch Stress und Krankheiten können die Embryonen frühzeitig absterben. Ungünstiger Belegungszeitpunkt,<br />

schlechte Hygiene beim Belegen, zuviel Futter nach dem Belegen oder<br />

eine schlechte Qualität des Futters führen ebenfalls zu einer geringeren Fruchtbarkeit. Aber<br />

auch die Spermaqualität oder die Fruchtbarkeit der Sauenrasse kann eine Ursache für kleine<br />

Würfen sein.<br />

In der Abbildung 3 und 4 stellen die Säulen die Umrauscher in % und die Linie die Anzahl<br />

der Belegungen in Abhängigkeit zu den Absetz-Beleg-Tagen dar.<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Anzahl Würfe<br />

Anzahl Würfe<br />

71


72<br />

Abbildung 3: Umrauscher in Abhängigkeit zu den Absetz-Beleg-Tagen (Musterbetrieb)<br />

Umrauscher %<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

55<br />

Absetz-Beleg-Tage<br />

Umrauscher Betrieb Anzahl Belegungen Betrieb<br />

Abb. 4: Umrauscher in Abhängigkeit zu den Absetz-Beleg-Tagen (Ø der 91 Betriebe)<br />

Umrauscher %<br />

25,0%<br />

20,0%<br />

15,0%<br />

10,0%<br />

5,0%<br />

0,0%<br />

55<br />

Absetz-Beleg-Tage<br />

Umrauscher Ø 91 Betriebe Anzahl Belegungen Ø 91 Betriebe<br />

In den 91 Referenzbetrieben (Abb. 4) gibt es die wenigsten Umrauscher bei den Sauen, die<br />

bis zum 6. Tag nach dem Absetzen belegt worden sind. Spätrauschende Sauen tendieren<br />

somit eher zum Umrauschen.<br />

Dass dieses von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich ist, zeigt die Abbildung 3. In diesem Einzelbetrieb<br />

werden fast alle Sauen nach dem 4. ABT besamt.<br />

Anhand dieser Grafiken lassen sich Tendenzen zum Belegen erkennen. Unberücksichtigt<br />

bleibt jedoch, ob der Betrieb abends oder morgens beginnt zu belegen, bzw. die Sauen abzusetzen.<br />

Ebenfalls ist hier nur der Anfang der Belegung zu erkennen. Der optimale Belegzeitpunkt<br />

liegt 12 Stunden vor bis 4 Stunden nach der Ovulation, der hieraus nicht hervorgeht.<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Anzahl Belegungen<br />

Anzahl Belegungen


Abbildung 5: Sofortbelegquote<br />

% Verteilung der Belegungen<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

90,2% Betrieb<br />

93,5% Ø besten 10%<br />

55<br />

Verteilung der Belegungen Betrieb Verteilung der Belegungen Ø besten 10%<br />

In der Abbildung 5 wird der Musterbetrieb mit den besten 10% der Betriebe im Bezug auf<br />

Verteilung der Belegungen und der Sofortbelegquote verglichen.<br />

Die Sofortbelegquote errechnet sich aus der gesamten Anzahl an Belegungen, geteilt durch<br />

die Anzahl der Belegungen vom ersten bis einschließlich den siebten Tag nach dem Absetzen.<br />

Sie bezieht sich in diesem Fall auf dem Zeitraum März 2001 bis Februar <strong>2002</strong>.<br />

Die Sofortbelegquote liegt bei den besten 10 % der Betriebe bei 93,5 %. Der Beispielbetrieb<br />

belegt 90,2 % seiner Sauen bis zum siebten Tag nach dem Absetzen.<br />

Fazit<br />

Durch die genauere Analyse von Sauenplanerdaten können einzelbetriebliche Probleme<br />

klarer dargestellt und mit Hilfe von Referenzberieben vergleichbar gemacht werden. Mit der<br />

Unterstützung der Beratung werden dann Ansätze zur Leistungssteigerung in den speziellen<br />

Bereichen erarbeitet. Voraussetzung sind allerdings eine exakte Erfassung der Belegungen<br />

mit dem jeweiligen Eber und die Prüfung von Anomalien mit Eingabe in den Sauenplaner.<br />

73


74<br />

23 Qualität und Sicherheit (Q + S)<br />

Der <strong>Erzeugerring</strong> <strong>Westfalen</strong> hat im vergangenen Jahr seine Beratung auch auf den Bereich<br />

Q+S ausgedehnt.<br />

Um für die Mitglieder Ansprechpartner in allen Fragen sein zu können, ist der ERW Systemberater<br />

für Q+S geworden. Damit steht er als Bindeglied zwischen Q+S/QPNW und den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben.<br />

Das Sicherungssystem für die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln stellt an alle Beteiligten<br />

neue Anforderungen. Jede Stufe dokumentiert den eigenen Produktionsprozess und bestätigt<br />

der folgenden Stufe, dass alle Anforderungen beachtet worden sind. Auf diese Weise<br />

entsteht ein kontrollierter und nachprüfbarer Warenfluss bis zur Ladentheke.<br />

Hilfe vor Ort<br />

Direkt vor Ort auf den landwirtschaftlichen Betrieben berät der ERW seine Mitglieder in allen<br />

Fragen rund um Q+S. Steht ein Audit an, macht der Berater vorab ein Probeaudit, damit der<br />

Betrieb im eigentlichen Audit möglichst gut abschneidet. Die Berater geben ihre Erfahrungen<br />

von früheren Audits an ihre Betriebe weiter.<br />

Den Q+S-Standard muss ein Betrieb aber nicht nur zum Audit halten, sondern das ganze<br />

Jahr hindurch.<br />

Darum achten die Berater bei den regulären Betriebsbesuchen darauf, dass die Anforderungen<br />

von Q+S auch weiterhin eingehalten werden. Dies ist besonders wichtig im Hinblick auf<br />

das Verbrauchervertrauen und das Auftreten von neuen Skandalen.<br />

Denn gerade in Krisenzeiten, wenn Meldungen über verbotene Stoffe durch die Presse geistern,<br />

müssen Betriebe in der Lage sein, umgehend zu beweisen, dass die Gefahr nicht von<br />

ihren Produkten ausgeht. Und das geht nur, wenn die Dokumentation laufend aktualisiert<br />

wird und keine Lücken bestehen.<br />

Q +S auch für Ferkelerzeuger<br />

Ab dem Jahr 2004 wird auch die Stufe der Ferkelerzeugung offiziell mit in das QS-System<br />

einbezogen. Auf diese Weise wird dann die gesamte Produktionskette geschlossen.<br />

Unsere Berater werden auch den Ferkelerzeugern beratend zur Seite stehen. Probeaudits<br />

sind auch hier sinnvoll und sollten mit dem Berater gemeinsam vor dem eigentlichen Audit<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Zukunft von Q+S<br />

Entscheidend für den Erfolg von Q+S wird die Akzeptanz der an der Produktionskette Beteiligten<br />

sein.<br />

Der Lebensmitteleinzelhandel hat schon einen großen Schritt getan, Ketten wie Kaiser`s<br />

Tengelmann, Edeka-Nord und Südwest, Wal-Mart und Rewe können bereits Q+S-Ware anbieten.<br />

Die weitere Akzeptanz hängt auch davon ab, wie groß das Angebot an Q+S-Fleisch in der<br />

nächsten Zeit sein wird. Und dazu muss die landwirtschaftliche Schiene beitragen.<br />

Aber auch viele Landwirte haben sich schon nach Q+S anerkennen lassen, und die Bereitschaft<br />

von weiteren Landwirten ist auch vorhanden.<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang besonders, dass das Q+S-System von allen Beteiligten<br />

weiterhin „gelebt“ wird. Auch wenn keine Lebensmittelskandal den Markt beeinflussen,<br />

muss jeder in seinem Bereich die Dokumentation aktuell halten, um im Notfall einen lückenlosen<br />

Nachweis führen zu können.


24 Mitglieder und Verwaltungsorgane<br />

Mitglieder des Vorstandes<br />

Welling, Vorsitzender<br />

Haveresch<br />

Telefon Fax<br />

Gisbert Parkstraße 9 33034 Brakel-<br />

Hampenhausen<br />

05645/9180 05645/1893<br />

Willi Estern 52 48712 Gescher 02542/2599 02542/954819<br />

Heiming Bernhard Im Zitter 9 46286 Dorsten-<br />

Lembeck<br />

02369/98061 02369/98062<br />

Lödige jun. Werner Laakeweg 33 32839 Steinheim 05233/4775 05233/3913<br />

Rotgeri<br />

Mitglieder des Aufsichtsrates<br />

Ulrich Hölterweg 59 59590 Geseke 02942/6633 02942/6630<br />

Telefon Fax<br />

Bergerbusch,<br />

Vorsitzender<br />

Helmut Venn 27 46354 Südlohn 02563/98354 02563/98356<br />

Dietz Theo Kirchweg 3 59519 Möhnesee-<br />

Westrich<br />

02924/5137 02924/2047<br />

Grösbrink Franz Fichtenweg 48712 Gescher- 02863/1293 02863/380312<br />

18<br />

Hochmoor<br />

Hüppe Franz- Bevergerner 48477 Hörstel- 05459/9544 05459/9545<br />

Josef Str. 242<br />

Riesenbeck<br />

Laurenz Hermann Gut<br />

Lüttinghaus<br />

48607 Ochtrup 02553/4720 02553/3098<br />

Meiwes Heinrich Südeschweg<br />

60<br />

33397 Rietberg-Bokel 02944/1242 02944/587547<br />

Pries Albert Schirl 29 48346 Ostbevern 02532/7218 02532/963511<br />

75


76<br />

25 Mitarbeiter des ERW<br />

Ringberater Telefon Fax E-Mail<br />

Betzemeier, M. Karolinenweg 7 32805 Horn-Bad-<br />

Meinberg<br />

05234/69701 05234/69711 betzemeier@web.de<br />

Bosse, H. Albert-Schwei- 48268 Greven 02571/800185 02571/800186 Hans.Bosse@ttzer-Str.51online.de<br />

Debbert, B. Birkenweg 18 48291 Telgte 02504/6528 02504/6538 debbert@t-online.de<br />

Eling, F.-J. Oberm Rohlande<br />

100<br />

58710 Menden 02373/984607 02373/984608 Spitthof@t-online.de<br />

Henneke,H. Prof.-Jostes-Str.<br />

24<br />

49219 Glandorf 05426/5363 05426/5364<br />

Kemper, R. Lippstätter Str. 59581 Warstein- 02925/2136 02925/800832 Kemperrai-<br />

14<br />

Waldhausen<br />

ner@gmx.de<br />

Klüppel, J. Heidekamp 18 46325 Borken- 02861/901623 02861/901624 Josef.klueppel@t-<br />

Borkenwirthe<br />

online.de<br />

Knöppel, S. Lessingstr. 4 44147 Dortmund 0231/1898842 0231/1898801 knoeppel.45@gmx.de<br />

Lüke, P. Gropperweg 7 59929 Brilon 02961/8665 02961/52581 p.lueke@web.de<br />

Mönikes, M. Eggestr. 12 33178 Borchen-<br />

Dörenhagen<br />

Oenning, N. Borkenwirther 46325 Borken-<br />

Str. 58<br />

Weseke<br />

Raming, J. Alte Salzstr. 67 59069 Hamm-<br />

Rhynern<br />

Rößmann, E. Veilchengasse 46325 Borken-<br />

12<br />

Burlo<br />

05293/9229031 05293/9229030 Ma_Moenikes@hot<br />

mail.de<br />

02862/2694 02862/2154 n.oenning@tonline.de<br />

02385/3038 02385/68638<br />

02862/588407 02862/588408 elisabeth.roessmann@<br />

gmx. de<br />

02526/1573 02526/1562<br />

Suntrup, F. Sudfeld 9 48324 Sendenhorst<br />

Suntrup, W. Kantstr. 28 48324 Senden- 02526/1276 02526/950155 Wilhelm.Suntrup@t-<br />

horst<br />

online.de<br />

Tücking, S. Grütlohner Weg 46325 Borken 02861/600162 02861/91530 Tuecking-Borken@t-<br />

70<br />

online.de<br />

Wenning, R. Look 4 46354 Südlohn 02862/2398 02862/588202 R.Wenn@gmx.de<br />

Winkelkötter, Im Stuftei 5 59320 Ostenfelde 02524/4185 02524/3529 W.Winkelkoetter@t-<br />

W.<br />

online.de<br />

Wortmann, B. Spreewaldweg 8 48308 Senden 02597/8602 02597/5161 erw.wortmann@gmx<br />

.de<br />

Mitarbeiter der Geschäftsstelle Münster 02 51 / 28 50 10 E-Mail<br />

Niemann, C. Gelsbach 19 48477 Hörstel-Riesenbeck niemann@erw-wl.de<br />

Bartling, S. Hagebuttenweg 46 48341 Altenberge info@erw-wl.de<br />

Brand, I. Keplerstr. 11 48346 Ostbevern<br />

Freisfeld, G. Ostereckern 11 59387 Ascheberg freisfeld@erw-wl.de<br />

Hinken, R. Hansaring 67 48268 Greven hinken@erw-wl.de<br />

Johanning, S. Am Dewesberg 3 48496 Hopsten johanning@erw-wl. de<br />

Marks, M. Homerstr. 41 46348 Raesfeld marksrcg@aol.com<br />

Martin, M. Karl-Wagenfeld-Str. 10 49525 Lengerich martin@erw-wl.de<br />

Neue Ringberater (Stand 01.11.<strong>2002</strong>)<br />

Lordieck, T. Kreuzbauerschaft 48308 Senden- 02598/1488 02598/929456 T.Lordieck@t-<br />

11<br />

Ottmarsbocholt<br />

online.de<br />

Wernsmann, C. Ramsberg 33 48624<br />

02555/437 02555/984859 Christian.<br />

Schöppingen<br />

Wernsmann@tonline.de<br />

Schluse, R. Sommersstegge 4 46414 Rhede 02872/2688 02872/809951 Rainer_Schluse@<br />

yahoo.de

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