schließlich mit seiner Musik zum Ballett Les Amants de Teruel (1958, Theater Sarah Bernhardt Paris, Regie: Raymond Rouleau, Hauptrolle: Ludmilla Tscherina) sowie mit dem großen Erfolg des Balletts Antigone (1959, Covent Garden London, Choreographie: John Cranko, Bühnenbild: Rufino Tamayo, Hauptrollen: Svetlana Beriosova, Donald Macleray, Leslie Edwards, Rudolf Nurejew), das über 100 Aufführungen erlebte und 1961 auch vom Stuttgarter Ballett ins Repertoire aufgenommen wurde. Die Welt des Volkslieds (1960-1979) 1960 brach <strong>Theodorakis</strong> scheinbar plötzlich seine Karriere als sinfonischer Komponist ab, zog von Paris nach Athen und beschäftigte sich zwanzig Jahre lang ausschließlich mit dem, was er „zeitgenössisches Volkslied“ nannte. Für <strong>Theodorakis</strong> war dies zugleich ein Bekenntnis zu seiner Herkunft: Griechenland, Kreta und das hellenistische Kleinasien. Sein Werk der Jahrzehnte bis 1960, das ihm den Nimbus eines aufsteigenden Shootingstars im Reich der klassischen Musik eingebracht hatte, negierte er in dieser Zeit und entwickelte eine „Ästhetik des Dialogs“, die auf der Verschmelzung von Dichtung, Lied und sozialem Engagement beruhte. Dieses ästhetische Konzept schlug sich in der Komposition vieler Lieder und großer Oratorien nieder und entwickelte eine solche Durchschlagskraft, dass dadurch in Griechenland Anfang der 60er Jahre eine kulturelle Revolution ausgelöst wurde. 1967, nach dem Militärputsch, wurde das Spielen und Hören der Musik von <strong>Theodorakis</strong> per Gesetz verboten. Er selbst konnte vier Monate in der Illegalität Widerstand leisten, wurde dann jedoch verhaftet, gefoltert und eingesperrt. Bis zu seiner Abschiebung 1970 nach Paris musste der Komponist erneut Hausarrest, Verbannung und einen weiteren Gefängnisaufenthalt überstehen. Kaum wieder in Freiheit, begann er eine weltweite Tournee mit seiner Musik als Ausdruck seines Protests gegen die Militärdiktatur, die erst 1974 mit dem Fall der Junta zu Ende ging. <strong>Theodorakis</strong> kehrte sofort nach Athen zurück und versuchte – allerdings ohne Erfolg –, an die kulturelle Bewegung der Jahre vor 1967 anzuknüpfen. Rückkehr zur Sinfonik, Entdeckung der Oper (ab 1980) 1980 ging <strong>Theodorakis</strong> zurück ins „selbst gewählte Exil“ nach Paris, nachdem er während und nach der Zeit der Junta künstlerische und politische Desillusionen hatte erfahren müssen. Er wandte sich abermals dem sinfonischen Schaffen zu, nahm den kompositorischen Faden aus der Zeit vor 1960 wieder auf, bearbeitete eine Reihe seiner früheren Werke neu und schuf mehrere Sinfonien, Chorwerke und Oratorien sowie die Opern Die Metamorphosen des Dionysos (1984 bis 1986), Medea (1988/90), Elektra (1992/93), Antigone (1994 bis 1996) und Lysistrata (2000/01). In ihnen strebt er eine Verbindung zwischen dem charakteristisch griechischen Klang und volksliedhafter Melodik mit der westeuropäischen Musiktradition an. Mit der „lyrischen Tragödie“, wie er seine Opern nennt, scheint <strong>Theodorakis</strong> das Genre gefunden zu haben, das seiner kompositorischen Mentalität – der des Melodikers und Sinfonikers – am nächsten kommt. Bis er 1998 aus gesundheitlichen Gründen seine Dirigiertätigkeit einstellen musste, gab <strong>Theodorakis</strong> weltweit Konzerte mit seinen Liedern, Oratorien und sinfonischen Werken. Er nahm seine Opern und viele andere Werke selbst auf und beschäftigt sich in den letzten Jahren mit der Edition seines Gesamtschaffens. Es gelang <strong>Theodorakis</strong>, allen extremen Herausforderungen des Schicksals trotzend, sowohl im Bereich der Volksmusik als auch in dem der sinfonischen Musik ein unvergleichliches Œuvre zu schaffen, das weltweit Millionen Menschen begeistert, inspiriert, motiviert. Seine Biographie und sein Werk sind in der Kultur- und Musikgeschichte unserer Zeit ohne Zweifel einzigartig. Asteris Koutoulas 10
<strong>Theodorakis</strong> 2005 11