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Kunstwerk, die Kunst inltriert Denkräumedes Alltags. Die Kunst bzw. Antikunst solljedem verständlich und zugänglich sein,auch soll jeder sie machen können. Sie istallerdings provokativ angelegt.Dieser Aufbruch erweist sich als recht kurzlebig,kehrt aber in den 1950er und 1960erJahren mit den Internationalen Situationistenund der Fluxus- Bewegung wieder zurück.Die Künstler setzen ihre Ideen ein, umKapitalismus, Konsum und Krieg zu kritisieren;sie suchen öentliche Aufmerksamkeitdurch Interventionen, die noch stark vonihrer Subversivität leben. Die klassische Interventionskunstist politisch orientiert undgerne skandalumwittert.Erst in den 1990er Jahren etabliert sichdie Interventionskunst als sozio- künstlerischerAusdruck. Das gesellschaftspolitischePotential von Kunst ndet mehr Anerkennung,selbst Behörden und große Firmenbeschäftigen Künstler, um alltägliche, festgefahrenesoziale Strukturen aufzubrechenund negative Ansätze in kreative Bahnenumzulenken. Heute gilt der Begri ‚Intervention’generell für Kunst, die sich eherunauällig und integrativ mit dem sozialenRaum beschäftigt. Interventionen bewegensich räumlich außerhalb des institutionellenKunstraums, die Rezipienten sind fern vomKunstpublikum. Was früher Provokationwar, hat sich in einen akzeptierten und sogarbestellten Freiraum verwandelt. Künstlerischan der Aktion bleibt der Ansatz, denindividuellen Horizont durch persönlicheErfahrung und menschlichen Dialog zuerweitern – Dinge, die uns mehr und mehrverloren gehen. Die Digitalisierung ermöglichtzwar unmittelbare globale Informationund Kommunikation, untergräbt aber dieEinmaligkeit des direkten menschlichenAustauschs.Immer mehr künstlerische Ansätze entfernensich vom Objekt, da dieses unweigerlichdie Frage nach einem nanziellenGegenwert stellt. Das erweiterte Kunstsystembietet <strong>Uwe</strong> <strong>Jonas</strong> einen Freiraum für dieFreisetzung von Ideen. Seine Interventionenrichten sich gegen den aktuellen Kunstmarktund gegen die Beschränkung vonKunst auf ihren Preis. Generell reagierensie auf den Spagat zwischen der Investitionskunstund der ungeheueren Mengean Kunstwerken, die zwar sehr spannendsind, aber kaum eine Chance auf Verkäuflichkeithaben. Zu einer Zeit, in der Kunstin der Öentlichkeit mehrheitlich als Aktiewahrgenommen wird, stellt sich die akuteFrage nach ihrem Wesen. Was macht Kunstaus? Muss sie nicht zwangsweise von denMarktmechanismen befreit werden, umihren Freiraum bewahren zu können? <strong>Jonas</strong>erforscht neue Wege der Interaktion mitKunst: mit Produktion, Vermittlung, Ausstellungund Verkauf von Objekten hat ernichts zu tun. Er muss für seine Produktionkeine Lagerhallen anmieten. Er handelt alsKünstler „ohne Gepäck“ und ermöglichteiner lokalen Öentlichkeit, etwas Ungewöhnlichesund Angenehmes zu erleben.Seine Interventionen bringen Menschenzusammen. Der Produzent vertraut auf daspositive Erlebnis als Sinneserweiterung.Wenn er ein Projekt durchgeführt hat – siegehen häug über Jahre – taucht <strong>Jonas</strong> alsNomade in die nächste soziale Mikroweltein. Der Ausgang der Intervention steht niefest, denn sie entwickelt sich nur im Austauschmit wechselnden Aktionspartnern,die sich im Prozess anbieten.<strong>Uwe</strong> <strong>Jonas</strong> beabsichtigt keine Störung. Ersteht nicht im Mittelpunkt und muss nichtals Künstler identiziert werden. Als Produzentbefragt er eine soziale Infrastrukturauf ihre Selbstverständlichkeit und machtdas Angebot, sie mit einfachen Mitteln fürkurze Zeit zu verschönern. Die Interventionbereitet Freude, vielleicht gerade weil sienicht von Dauer ist. Die kurze Laufzeit einerIntervention gehört wesentlich zur Geste:sie überrascht und ist besonders dynamisch,da das „Angebot“ begrenzt ist.AUSGANGSSITUATIONDie Gropiusstadt im Berliner Bezirk Neuköllnträgt den Namen ihres von der Gehag(Gemeinnützige Heimstätten- Aktiengesellschaft)beauftragten Planers Walter Gropius,legendärer Gründer des Bauhaus im Jahr1919. Am 7. November 1962 legen derArchitekt und der damalige RegierendeBürgermeister von Berlin, Willy Brandt, denGrundstein für eine moderne Parksiedlungmit 19.000 Wohneinheiten. Gropius stirbtUWEJONAS 19

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