VCS AKTIVReferendum«Nicht noch mehr Geld fürden Strassenbau!»Eine Preiserhöhung der Autobahnvignette von 40 auf 100 Franken ermöglicht denBau neuer Nationalstrassen. Das läuft dem Ziel einer umweltgerechteren Mobilitätentgegen, fördert die Zersiedlung und widerspricht der Energiewende.© adpicMehr Strassen generieren immer mehr Verkehr.Nach langen Diskussionen einigten sich National- und Ständerat inder Frühlingssession darauf, die Vignette von 40 auf 100 Franken zuverteuern. Hintergrund dieser Debatte: Der Bund übernimmt fast 400Kilometer Strassen von den Kantonen und benötigt für deren UnterhaltGeld. Mit einer Erhöhung des Vignettenpreises will das Parlamentdie Finanzierung sicherstellen – und zugleich in eine Reihe vonAusbauprojekten investieren: Das Nationalstrassenabgabegesetz(Vignette) und der Netzbeschluss sind zwar grundsätzlich zweiverschiedene Vorlagen. Eines ist jedoch klar: Wenn die Vignette nichterhöht wird, kann auch der neue Netzbeschluss mit den zusätzlichenAutobahnen nicht in Kraft treten. Aus diesem Grund lehnt der VCSeine Erhöhung des Vignettenpreises auf 100 Franken ab. Gemässdem Bund ergeben sich Mehreinnahmen von rund 305 MillionenFranken pro Jahr. Gleichzeitig wird der Netzbeschluss um die folgendenneuen Autobahnen erweitert, die alle sehr umstritten sind:Zürcher-Oberland-Autobahn: Das Bundesgericht hat zum Glück dasumstrittene Autobahnprojekt mitten durch ein Moorschutzgebietrechtzeitig gestoppt. Trotzdem werden im Kanton Zürich weitereVarianten der Oberlandautobahn geplant, die dazu führen, dassüberregionaler Autoverkehr angezogen wird, obwohl es sich nur umein kleines, lokales Verkehrsproblem handelt. Jede neue Autobahnim Zürcher Oberland durchschneidet unnötigerweise eine intakteLandschaft.Glatttalautobahn: Mit der Eröffnung der neuen Durchmesserlinie inZürich steht ab 2014 eine neue Ost-West-Tangente als leistungsfähigeAlternative mit der Bahn zur Verfügung. Eine neue Glatttalautobahnhingegen illustriert, dass eine verfehlte Planung eine weitereFehlplanung nach sich zieht; ein weiterer Bypass am Herzen desZürcher Verkehrsinfarktes. Statt eine integrale Gebietsplanungvorzunehmen, die auf den leistungsfähigen öffentlichen Verkehrsetzt, wird einmal mehr auf zwei, vier, sechs, … Autobahnspurengesetzt.Zweite Autobahn bei Morges: Diese wird verharmlosend als Umfahrungbezeichnet. Nebst der ältesten Autobahn der Schweiz, diemitten durch das Siedlungsgebiet von Morges führt, soll es weiternördlich noch eine zweite Autobahn geben. Der Kompromissvorschlag,dass gleichzeitig die alte Autobahn zurückgebaut wird,wurde im Bundesparlament leider knapp abgelehnt.So können Sie das Referendum unterstützenUnterschreiben Sie den eingeklebten Bogen und schicken Siediesen so bald wie möglich (spätestens bis 24. Juni) anReferendum Vignette, Postfach 4164, 2500 Biel/Bienne 4.Den Unterschriftenbogen kann man auch online ausdrucken:www.verkehrsclub.ch/vignette52 VCS MAGAZIN / JUNI 2013
REGIONALIm FokusOst-Ast für Tessiner S-BahnRund ein halbes Jahrhundert nach ihrer Verbannung aus dem Tal könnte dieBahn im Misox wieder Einzug halten. Die beiden betroffenen VCS-Sektionengehören zu den treibenden Kräften hinter dem Projekt.Wie das Maggiatal-Bähnchenund die Trambahnen imGrossraum Lugano hat auch die«Ferrovia Mesolcinese», die übergut 30 Kilometer von Bellinzonanach Mesocco führte, das Zeitalterder Massenmotorisierungnicht überlebt. Welch kolossalerIrrtum es war, den schienengebundenenNahverkehr dem AutoDie VCS-SektionenAG : www.vcs-ag.chTel. 062 823 57 52BE : www.vcs-be.chTel. 031 318 54 44BL/BS : www.vcs-blbs.chTel. 061 311 11 77FR : www.vcs-fr.chTel. 026 422 29 74GL : www.vcs-gl.chTel. 055 640 34 21GR : www.vcs-gr.chTel. 081 250 67 22LU : www.vcs-lu.chTel. 041 420 34 44OW/NW : www.vcs-ownw.chTel. 041 661 04 07SG/AI/AR : www.vcs-sgap.chTel. 071 222 26 32SH : www.vcs-sh.chTel. 052 672 28 19SO : www.vcs-so.chTel. 079 884 62 06SZ : www.vcs-sz.chTel. 041 811 74 04TG : www.vcs-tg.chTel. 071 642 19 91UR : www.vcs-ur.chTel. 041 871 10 16VS : www.vcs-vs.chTel. 027 927 14 33ZG : www.vcs-zg.chTel. 041 780 88 38ZH : www.vcs-zh.chTel. 044 291 33 00FL – VCL : www.vcl.liTel. 00423 232 54 53Alle Regional-Seiten des VCS-Magazins: www.verkehrsclub.chzu opfern, hat man – wie in halbEuropa – auch am Ceresio eingesehen.Das Luganeser Tram stehtvor seiner Wiedergeburt.Der Wind hat gedreht. Ab2004 Schritt für Schritt ausgebaut,verzeichnet die S-BahnTILO (Ticino-Lombardia) seithernahezu eine Verdoppelungder Passagierzahlen. Derweilwird am S-Bahn-Netz fleissigweitergeknüpft: 2014 sollte mitder grenzüberschreitenden Verbindungvon Mendrisio nachVarese und zum FlughafenMalpensa ein neues Kernstückhinzukommen. Und nun zeichnetsich auch eine Ergänzung inöstlicher Richtung ab, vom BellinzoneserVorort Castione nachRoveredo (GR), dem Zentrumdes unteren Misox.Damit die neue Misox-BahnFahrt aufnimmt, müssen die Regierungenin Chur und Bellinzonaan einem Strick ziehen. DieVCS-Sektion Graubünden unddie Associazione Traffico e Ambiente,der VCS der italienischenSchweiz, tun dies längst. Am 29.Mai haben sie zu einer Medienkonferenzeingeladen, um darzulegen,welche Chancen die Verlängerungder Tessiner S-Bahnbis auf Bündner Territorium bietet.Mit der SP-Nationalrätin MarinaCarobbio Guscetti, die hartan der Kantonsgrenze in Luminowohnt, warb eine prominenteStimme für das Projekt: «Wennwir den öffentlichen Verkehr imunteren Misox durch eine Bahnlinieverstärken, verringern wirdamit den Strassenverkehr undverbessern die Lebensqualität ineinem Tal, wo leider immer nochhäufig Luftschadstoffbelastungenzu verzeichnen sind, die überVon hier soll die TILO in Zukunft bis Roveredo (GR) fahren.den Grenzwerten liegen.» Auchim Tessin würden immer mehrLeute die Vorzüge der Bahn entdecken,trotz einigen Gegendenmit ungenügendem ÖV-Angebot.Das Misox, besonders dieStrecke bis Roveredo, eigne sichbestens für den Anschluss an dieS-Bahn, sagte Carobbio.Synergie mit IndustriegleisLängst in den Richtplänen beiderKantone eingetragen ist einGleisanschluss der ArbeitsplatzundIndustriezone San Vittoreunterhalb von Roveredo. Wasliegt da näher, als dieses Gleisauch für den Personenverkehrzu nutzen und das Misox sobesser an die prosperierendenZentren Bellinzona und Luganoanzuschliessen? Dass das Gebietdamit als Wohn- und Arbeitsorterheblich an Attraktivitätgewänne, steht ausser Frage.Kommt dazu, dass kaum zusätzlichesRollmaterial vonnötenwäre, warten doch die TILO-Zügeam heutigen Endpunkt in Arbedo-Castionezwischen 23 und46 Minuten, bis sie retour fahren.All das bestätigt die BündnerRegierung in ihrer Antwort aufeine Anfrage von CVP-GrossratMartino Righetti. Ursprünglichschwebte den rührigen Verfechternder Bahn-Renaissance imMisox noch einiges mehr vor:eine internationale Verbindunghinüber ins Tal von Chiavenna.Wie der VCS Graubünden in einerStudie zum Ausbau des kantonalenÖV feststellte, ist das zuerwartende Verkehrsaufkommenjedoch zu gering, um einen 13,8km langen Piodella-Tunnel zurechtfertigen.Urs Geiser© Urs GeiserVCS MAGAZIN / JUNI 2013 53