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Equus nr 02/2011, 04-2011 Artikel über die Rasse Pura Raça ...

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Ciutadella mit rund 150 Reitern, gefolgt von La Verge del Grácia (7.–9.September) in Maó mit ebenso vielen Reitern. Eine ganze Woche ausgelassenerFeiern, Konzerte und Sportveranstaltungen gipfelt in einem langenWochenende mit Pferdeprozessionen, Musik und Tanz.Die Feste folgen einem strengen Ablaufprotokoll, das von Generation zuGeneration weitergegeben wird. Die Hauptakteure des Festes sind <strong>die</strong>caixers, <strong>die</strong> Laienbrüder, <strong>die</strong> einst <strong>die</strong> Wallfahrtskirche Sant Joan hütetenund noch heute den Ablauf des Festes überwachen. Sie reiten an denbeiden Hauptfesttagen auf ihren Pferden in einem Umzug (Jaleo) durch<strong>die</strong> Altstadt, deren Gassen mit Sand bedeckt und mit zahllosen Lichterngeschmückt sind. Einzelne Figuren unter ihnen repräsentieren <strong>die</strong> sozialenSchichten der Vergangenheit, Landvolk, Adel und Klerus. Der CaixerFadrí (Junggeselle) trägt <strong>die</strong> Fahne mit dem Malteserkreuz, der auf einemEsel reitende Flötenspieler Es Fabioler gibt mit seinem Instrument denRhythmus des Festes an. Die Reiter steuern ihre Pferde mit den typischenDrehungen auf der Vorhand (Caragols = Schnecken) kühn durch <strong>die</strong>johlende Menge und zeigen immer wieder den „bot“. Je länger und öfterein Pferd zu steigen vermag, je weiter es auf den Hinterbeinen gehenkann, desto größer der frenetische Beifall der johlenden Menge, <strong>die</strong> sichzu Tausenden auf der Route des Umzuges einfi ndet. Es bringt übrigensGlück, ein steigendes Pferd zu berühren, deshalb drängen sich <strong>die</strong> Massendicht um <strong>die</strong> Reiter. Der unbedarfte Zuschauer fürchtet, dass <strong>die</strong> Pferdemit ihren Hufen <strong>die</strong> heranwogenden Menschen verletzen könnten, aberman ist bestens aufeinander eingespielt. Die Pferde behalten ihre Nerven,passen auf und lassen sich aus dem Steigen beinahe sanft und vorsichtigwieder herab. Sie kennen den alljährlichen Trubel und werden häufi ggezielt darauf vorbereitet, indem im Training Hilfspersonen <strong>die</strong> Pferdebeim Steigen berühren, sich gegen sie lehnen oder mit Plastiktüten anihrem Kopf und Hals entlang streichen sowie Lärm mit steingefülltenDosen machen.Neben den Prozessionen fi nden bei einigen Festen auch Reiterspiele statt,bei denen es um <strong>die</strong> Geschicklichkeit geht. Besonders sehenswert sind <strong>die</strong>Reiterspiele am Nachmittag des Johannistages auf dem Platz von SantJoan am Ende des Hafens von Ciutadella. Beim Ringstechen (S’Ensortilla)versucht der mit einer Lanze bewaffnete Reiter im gestreckten Galoppeinen kleinen Ring zu treffen, der an einer über den Platz gespanntenSchnur hängt. Danach folgt das Spiel Galoppieren mit hölzernen Schildern(Ses Carotes), bei dem der eine Reiter das Holzschild hält und derandere <strong>die</strong>ses mit der Hand zerschlägt. Die fallenden Holzteile versuchen<strong>die</strong> Zuschauer in der Menge aufzufangen, um so eine wertvolle Erinnerungan das Fest und ein Souvenir zu haben. Den krönenden Abschlussbildet der Wettbewerb Correr Abraçats, bei dem Reiterpaare im Galoppmit ineinander verschränkten Armen den kleinen Korridor durchqueren,den ihnen <strong>die</strong> wogende Zuschauermenge offen lässt.Das typische Getränk der Feste ist <strong>die</strong> Pomada, ein Gemisch aus Limonadeund dem traditionellen Gin von Menorca. Ein weiteres unverzichtbaresElement sind <strong>die</strong> Nüsse, <strong>die</strong> als Zeichen der Freude in <strong>die</strong> Luft geworfenwerden und tonnenweise den Boden bedecken. In den Morgenstunden des25. Juni beendet ein prachtvolles Feuerwerk <strong>die</strong> Festlichkeiten, <strong>die</strong> für den,der sie einmal miterlebt hat, sicherlich ein unvergessliches Erlebnis sind.Fotos: visualemotion.com/René van BakelWenn man von den Balearen spricht, meint man damit fast unweigerlich Mallorca oder Ibiza. Nicht allen Festlandeuropäernist bekannt, dass Mallorca eine „kleine Schwester“ besitzt: Menorca, ein Inselchen von gerade einmal50 km Länge und 20 km Breite, rund 70 km nordöstlich von Mallorca gelegen. Auf <strong>die</strong>ser Insel, <strong>die</strong> 1993 von derUNESCO zum Biosphäre<strong>nr</strong>eservat erklärt wurde, hat sich eine alte, eigenständige Pferdekultur erhalten.Die menorquinische Reitweise wurde in Deutschland bereits Anfang 2000 durch Belinda Weymanns auf unzähligenFestivals bekannt gemacht. Mit der spektakulären Laufcourbette auf ihrem menorquinischen Hengst war ihr derApplaus eines begeisterten Publikums sicher.Während auf dem Festland und auf Mallorca der Stierkampf zu Fuß undin Andalusien und Portugal auch noch zu Pferde gepfl egt wird, hat mansich auf Menorca einer einzigartigen und viel tierfreundlicheren Form derVolksbelustigung verschrieben. Es handelt sich um <strong>die</strong> sogenanntenJaleos, Festumzüge und Reiterspiele, bei denen <strong>die</strong> Reitkunst im Mittelpunktsteht. Die Pferde, ihre Zucht und <strong>die</strong> eigentümliche Doma Menorquina(menorquinische Reitweise) besitzen einen sehr hohen Stellenwertund sind ein zentrales Motiv der Folklore. Man kann mit Recht sagen,dass Menorca eine Insel der Pferde ist!Die menorquinischen Pferdeund ihre BesonderheitDie Cavalls de Raça Menorquina, <strong>die</strong> Pferde menorquinischer <strong>Rasse</strong>, sindgewissermaßen ein Nationalheiligtum der Menorquiner, <strong>die</strong> als vorwiegendlandwirtschaftliche Bevölkerung eine enge Bindung zum Tier haben.So liegt auch <strong>die</strong> Zucht beinahe durchweg in bäuerlicher Hand, <strong>die</strong>Grundbesitzer halten ein paar Stuten und den einen oder anderen Hengst,der zum Paradereiten und zur Zucht verwendet wird. Dass <strong>die</strong> schwarzenHengste ein Wahrzeichen der Insel sind, kommt mit einem riesigen Denkmaleines Pferdes am Stadtrand von Ciutadella, der zweitgrößten Stadtder Insel, weithin sichtbar zum Ausdruck. Das auf einem Hinterhuf balancierendeTier tut genau das, wofür seine lebendigen Artgenossen im ganzenLand berühmt sind: es steigt. Auf Menorquin, <strong>die</strong> dem Katalanischenähnliche Landessprache, heißt das bot, oder Aufbäumen. Und eben <strong>die</strong>serbot, das wiederholte und langandauernde Steigen und Laufen auf derHinterhand, das jederzeit und mühelos abrufbar ist, stellt <strong>die</strong> Besonderheitder Doma Menorquina dar. Die Pferde beherrschen den bot derartsouverän, dass man meinen könnte, sie seien eher für eine Fortbewegungauf zwei denn auf vier Beinen geschaffen. Der weit hintenüber geneigteReiter wird dabei von der stabilen Lehne seines Sattels gestützt und sitzt<strong>die</strong> Bewegungen seines Pferdes mühelos aus. In seiner perfekten Ausformungist der bot durchaus mit der klassischen Courbette, wie sie etwa inJerez gezeigt wird, vergleichbar. Anders als beim bot bewegen <strong>die</strong> Pferde beider Elevade (ein Ritual der Festas auf Menorca) <strong>die</strong> Vorderhufe in der Luft.Die Festa und steigende HengsteDie Volksfeste (Festas), bei denen das Pferd im Mittelpunkt steht, gehenauf das 14. Jahrhundert zurück. Die meisten Feste sind wohl christlichenUrsprungs, verbunden mit heidnischen Ritualen und der von den Maureneingebrachten Leidenschaft für Pferde. Jede Stadt ehrt den jeweiligenSchutzheiligen mit einer festa. Eines der farbenprächtigsten Feste ist <strong>die</strong>Festa de Sant Joan zu Ehren des Heiligen Johannes am 23.-24. Juni in18 EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong> Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong>EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen 19

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