22.08.2015 Views

Equus nr 02/2011, 04-2011 Artikel über die Rasse Pura Raça ...

Equus nr 02/2011, 04-2011 Artikel über die Rasse Pura Raça ...

Equus nr 02/2011, 04-2011 Artikel über die Rasse Pura Raça ...

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Menorca. Die Pferde durften keinesfalls zum Ackerbau benutzt werdenund wurden regelmäßig auf ihre Eignung hin inspiziert. Für <strong>die</strong> Zeit derenglischen Herrschaft im 18. Jahrhundert ist in den Quellen kein direkterEinfl uss der Engländer auf <strong>die</strong> Pferdezucht dokumentiert, und <strong>die</strong> Einkreuzungenglischer Vollblüter in <strong>die</strong> menorquinische <strong>Rasse</strong> muss späterstattgefunden haben, als <strong>die</strong> Spanier wieder <strong>die</strong> Herrschaft über <strong>die</strong> Inselübernommen hatten.Mit „Menorca-Pferd“ (Caballo de Menorca) werden alle Pferde bezeichnet,<strong>die</strong> <strong>die</strong> Grundlage des Pferdes Menorquinischer <strong>Rasse</strong> bilden, <strong>die</strong>se Bezeichnungwurde bereits vor der Gründung des „Pferdes Reiner Menorquinischer<strong>Rasse</strong>“ gebraucht. Die Einwohner Menorcas haben Vertreter<strong>die</strong>ser <strong>Rasse</strong> immer deutlich von den Kreuzungen mit anderen Pferderassenunterschieden. Die „Menorca-Pferde“, <strong>die</strong> in den 1980er Jahren vorder Gründung der „<strong>Pura</strong> Raza Menorquina“ existierten, waren morphologischgesehen <strong>die</strong>selben wie <strong>die</strong> heutigen <strong>Rasse</strong>vertreter. Die einzigeÄnderung bestand in der Beschränkung auf <strong>die</strong> schwarze Fellfarbe.Bekannte Vertreter des „Menorca-Pferds“ waren der Fuchs Son Tica oderdas Pferd von s’Aranjassa, ein Brauner.<strong>Rasse</strong>merkmale des„Cavall de Raça Menorquina“Die Raça Menorquina ist vom klassischen Andalusier oder Lusitano unterscheidbar,wenn auch <strong>die</strong>sen recht ähnlich. Als besonderes Merkmalgilt <strong>die</strong> schwarze Fellfarbe, <strong>die</strong> nur durch wenige und kleine AbzeichenKopf und Beinen unterbrochen sein darf. Die Farbtöne reichen vonSchwarzbraun bis glänzend Lackschwarz. Das Profi l ist leicht geramstoder gerade, der Hals schön aufgerichtet und stark, der Rumpf kompaktund Kruppe und Schulter sind schräg. Die glasklaren Beine sind sehrstabil und haben harte Hufe. Das Langhaar ist reichlich ausgebildet. DiePferde sind temperamentvoll und gelehrig. Trotz ihrer Heißblütigkeit sindsie robust und sehr vielseitig einsetzbar. Die Menorquiner haben trotzKnieaktion keinen campaneo (Bügeln) und zeigen daher auch schöneVerstärkungen.Drei Hengste des Gestüts Son Martorellet zeigen den "bot".Rechts: Menorquiner-Hengst mit Gala-Prunkzaum.Fotos: Gestüt Son MartorelletReittracht, Sattel und ZaumzeugDie traditionelle Reitkleidung besteht aus weißen bzw. schwarzen Hosensowie Hemden, Frack, Fliege, Stiefel mit Sporen sowie eine Gerte und aufdem Kopf den charakteristischen Zweispitz (guindola), der sie als Trägereiner althergebrachten Tradition ausweist. Nur auf den Festas in Ciutadellatragen der Caixer Casat (Verheirateter), Caixer Fádri (Junggeselle) undCaixer Senyor (Leiter des Festes) weiße Hosen und <strong>die</strong> restlichen Reiterschwarze Hosen.Das landesübliche Sattelzeug ist charakteristisch. Der Original MenorquinaSattel (Sella Menorquina) wird heute noch von einigen Familienbetriebenin Menorca handgefertigt. Sättel vom Typ Menorquina werden auch vonder spanischen Firma Zaldi angeboten.Der mit Samt überzogene Sattel hat einen tiefen Rippsitz, vorne mit einerausladenden Galerie und hinten durch eine hohe Lehne begrenzt, damitder Reiter hierin einen besonderen Halt fi ndet. Das aufwendig verarbeiteteVorderzeug ist verziert mit einem Metallemblem, welches ein Herz oderdas Malteserkreuz darstellt. Ein zusätzlich angebrachter Schweifriemenverhindert ein Verrutschen des Sattels. Unter dem Sattel liegt beim Festritteine mit Stickereien reich verzierte Samtschabracke (Buldrafa).Die Zaumzeuge sind relativ einfach, aber mit sehr attraktiven Schnallenund Kandaren mit leicht geschwungenen Hebeln versehen. Zu den Fiestaswerden sie mit farbigen Seide<strong>nr</strong>osetten und Bändern verziert, <strong>die</strong> auch inMähne und Schweif gefl ochten werden.Geschichte der <strong>Rasse</strong>Menorca war im Verlauf seiner Geschichte den Einfl üssen unterschiedlichsterKulturen unterworfen. So hat der Islam (9<strong>02</strong>-1287) nicht nur kulturelleSpuren hinterlassen, sondern auch seine Pferde beeinfl ussten <strong>die</strong>Population auf der Insel. Auch <strong>die</strong> Aktivitäten des Königs Jaime II vonMallorca, der zur Verteidigung der Insel immer ein agiles, leichtrittigesund leistungsstarkes Kriegspferd brauchte und daher dort eine Pferdezuchtaufbaute, hatten Einfl uss auf <strong>die</strong> Pferde und <strong>die</strong> Reittradition aufAls eigenständige <strong>Rasse</strong> sind <strong>die</strong> „Cavalls de Raça Menorquina“ seit l989anerkannt und registriert im eigenen Zuchtverband Associació deCriadors I Propietaries de Cavalls de Raça Menorquina (Vereinigung derZüchter und Besitzer von Pferden Menorquinischer <strong>Rasse</strong>) mit Sitz inCiutadella. Im Frühjahr 1989 wurden nach der Bewertung einer Auswahlvon Vererbern der <strong>Rasse</strong> <strong>die</strong> ersten Zuchtpapiere von Pferden der Menorquinischen<strong>Rasse</strong> ausgestellt. 1994 wurde der erste Band des Bestandsbuchesmit den Eintragungen des Ende 1993 aktualisierten Zuchtbestandesveröffentlicht, 2003 <strong>die</strong> spezifi sche Zuchtnorm des Pferdes ReinerMenorquinischer <strong>Rasse</strong>. Seit 2008 arbeitet <strong>die</strong> Züchtervereinigung mitdem Umweltministerium an ihrer Aktualisierung, um sie an <strong>die</strong> Entwicklungder <strong>Rasse</strong> und <strong>die</strong> neuen Herausforderungen anzupassen, denen sich<strong>die</strong> Zucht und <strong>die</strong> Haltung der Tierpopulationen aktuell stellen muss.Heute sieht man eine stärkere Hinwendung zum sportlichen Reiten undsogar zum Turniersport. Von sich reden machte jüngst der Menorquiner„Salvatge“ der Ganaderia Els Alocs, der im Spanienchampionat der jungenDressurpferde 2009 in Montenmedio/Spanien den 6. Platz belegteund von der Züchtervereinigung in den Katalog empfohlener Vererberaufgenommen wurde.„Salvatge“ auf dem Turnier in Montenmedio 2009.Foto: Ganaderia Els AlocsFoto: visualemotion.com/René van BakelZuchtaktivitätenund MorphologiewettbewerbeAnfänglich war <strong>die</strong> Pferdezucht auf Menorca kein eigenständiger Wirtschaftszweig,sondern wurde ergänzend zu den sonstigen züchterischenAktivitäten betrieben. Heutzutage fi ndet eine stärkere Orientierung hinzur Vermarktung statt. Das Pferd Reiner Menorquinischer <strong>Rasse</strong> steht aufder offi ziellen Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen, dasein Bestand sehr klein ist und sich auf eine konkrete geographischeRegion konzentriert: 2008 waren 94,2% des kompletten Bestandes von ca.3.000 Pferden Reiner Menorquinischer <strong>Rasse</strong> auf den Balearen registriert,hiervon allein 2.300 Pferde auf Menorca. Seit 1998 stiegen <strong>die</strong> Zuchtaktivitätenmit über 200 registrierten Fohlen pro Jahr jedoch deutlich an,<strong>die</strong>se Zahl hat sich heutzutage stabilisiert. Die Züchter verfolgen immerklarere Selektionslinien, wobei man immer <strong>die</strong> genetische Variabilität inhöchstem Maße respektiert, da den Züchtern <strong>die</strong> Probleme der Inzuchtbewusst sind.Seit der Gründung der Züchtervereinigung werden auf Menorca Zuchtwettbewerbeausgerichtet, um <strong>die</strong> Verbreitung und Verbesserung der<strong>Rasse</strong> zu fördern. Seit den 1990er Jahren fi nden alljährlich im April/Maigemeinsame Morphologie-Wettbewerbe für Hengste und Stuten statt.Außerdem wird zeitgleich eine Messe (Feria) der Pferde Reiner Menorquinischer<strong>Rasse</strong> mit Werbeaktivitäten, morphologischen Eignungsprüfungenund Vorführungen veranstaltet. Die kulturelle Verbindung der PferdepopulationMenorcas und ihres Lebensraumes fi ndet hier ihren Ausdruck.20 EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong> Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong>EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen 21

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!