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Wartenweiler

Wie motiviert man Jugendliche für Italienisch?

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16 berner schule / école bernoise Oktober / octobre 2008Aus der PraxisWie motiviert man Jugendliche für Italienisch?Frühfranzösisch ist in aller Munde und Englisch sowieso Weltsprache. Das muss aber nicht das Ende des Italienischunterrichtsbedeuten. Manche Schulen geben der 3. Landessprache Profil und schaffen es, die Jugendlichen zu begeistern,zum Beispiel in Neuenegg.Kathi <strong>Wartenweiler</strong> beim Italienischunterricht in Neuenegg. Eine Lektion pro Woche unterrichtet sie alle 24 Jugendlichen der 8. Klassen. In je zwei weiterenLektionen erteilt sie den Unterricht in kleineren Gruppen. Bild MGMichael GerberMontagnachmittag, kurz vor vier Uhr.Der obligatorische Unterricht ist aus.Jetzt noch freiwillig in der Schule bleiben?Warum nicht? Die sieben Jungs und siebzehnMädchen strömen ins Schulzimmer, umheute noch eine beziehungsweise zwei LektionenItalienisch zu lernen. Kathi <strong>Wartenweiler</strong> heisstdie Italienischlehrerin, die die Jugendlichen packenkann. Mehr als ein Drittel der Achtklässleraus drei Parallelklassen hat sich für das Wahlfachentschieden.Lehrerin begeistert, Kollegium unterstütztDer grosse Zuspruch für das Italienische hatin Neuenegg verschiedene Gründe. Einerliegt sicher bei der Begeisterungsfähigkeit derLehrerin. Kathi <strong>Wartenweiler</strong> unterrichtet inNeuenegg ausschliesslich Italienisch und kannals Teilpensenlehrerin viel Energie und Zeit inihr Fach investieren. Als Italienfan paukt <strong>Wartenweiler</strong>nicht einfach Vokabeln und trainiertgrammatikalische Formen ein, nein, sie machtauch Kulturvermittlung, und im Zentrum stehtdie gute Anwendbarkeit der Sprachkenntnisse.Die Schülerinnen und Schüler, die nach denSommerferien mit dem Italienischunterrichtbegannen, werden – falls sie die Herbstferienim südlichen Nachbarland verbringen – bereitsmit ihren Freunden einige Sätze austauschenkönnen.In der 9. Klasse nach MailandDas Gespräch mit drei Jungs und drei Mädchenzeigt, dass das Fach Italienisch in Neuenegg eingutes Image hat (siehe Seite 17). Dazu trägt sicherauch der für die neunte Klasse geplanteSchüleraustausch mit der Schweizer Schule inMailand bei. Für Kathi <strong>Wartenweiler</strong> liegt einGrund für den Erfolg aber auch im Wohlwollen,das das Kollegium und die Schulleitung ihr unddem Fach Italienisch entgegenbringen. Auch diePositionierung des Freifaches auf dem Stundenplansei wichtig: «Ich bin froh, dass nicht alleItalienischlektionen erst am späten Nachmittagstattfinden», berichtet die Lehrerin.Innerhalb des Kantons Bern ist der Stellenwertdes Italienischunterrichts sehr unterschiedlich.Mancherorts führt die zu kleine Zahl vonInteressenten dazu, dass das Wahlfach nicht angebotenwerden kann (siehe Kasten).Ungewiss ist die Zukunft. Falls die Einführungdes Deutschschweizer Lehrplans für die bernischenJugendlichen zu einer Erhöhung derWochenlektionenzahl führt, wird wohl die Akzeptanzdes Freifaches abnehmen. Umgekehrtkönnte das spielerische Einführen der erstenFremdsprache in der 3. Klasse und die Vorverlegungdes Starts des Englischen in die 5. KlasseLust auf eine zusätzliche Sprache machen.In der Sprachwissenschaft ist zudem schon langebekannt, dass jede zusätzliche Sprache einfacherund rascher gelernt wird. Dies haben die Jugendlichenim Unterricht bei Kathi <strong>Wartenweiler</strong>schon in der ersten Lektion gemerkt, als sie feststellten,wie viele Parallelen es zwischen dem Italienischenund der französischen Sprache gibt.


Oktober / octobre 2008 berner schule / école bernoise 17Aus der PraxisItalienisch ist einfach coolSeit Schulbeginn im August 2008 lernen 20 Schülerinnen und Schüler der8. Klasse in Neuenegg freiwillig Italienisch. Die «berner schule» besuchte denUnterricht von Kathi <strong>Wartenweiler</strong> und fragte sechs Jugendliche nach ihrerMotivation – die Begeisterung ist gross!Von links nach rechts: Martina, Chantal und Andrea.Martina: Ich habe gerne Sprachen und möchteeventuell Hotelfachfrau werden. In diesem Berufwürden mir die Italienischkenntnisse sicherviel bringen. Ich bin erfreut, wie viel ich in denersten drei Wochen bereits lernen konnte. Ichkann das Fach nur empfehlen, es ist sehr lustig.Chantal: Ein Teil meiner Familie lebt in Italien.Ich lerne Italienisch, um mich mit den Verwandtenbesser verständigen zu können. Meine ältereSchwester, die bei Frau <strong>Wartenweiler</strong> bereitsden Italienischunterricht besucht hat, erzähltemir davon und machte mich «gluschtig». DieLehrerin machte auch einen Schüleraustausch.Meine Schwester konnte im neunten Schuljahrmit der Italienischklasse und Frau <strong>Wartenweiler</strong>ein paar Tage nach Mailand. Die Mailänder kamenauch nach Neuenegg und wohnten in denFamilien ihrer Gastgeber. Ich bin überzeugt,dass Italienisch mich weiterbringt, denn meinBerufsziel ist Mediensprecherin. In diesem Berufwerden mir Italienischkenntnisse sicher sehrnützlich sein.Andrea: Auch im Freifach Italienisch gibt esTests und Noten. Trotzdem ist das Fach nichtVon links nach rechts: Remo, Yannick und Adrian.so streng wie die obligatorischen Fächer. Dasfinde ich gut so. Wir verbringen unsere Ferienregelmässig in Italien. Auch darum will ich Italienischlernen und zudem finde ich es einfacheine schöne Sprache.Remo: Mir gefällt es im Italienischunterricht.Mein Berufsziel ist Chemielaborant. Für diesenBeruf ist Englisch sicher wichtiger, trotzdem:Italienisch fägt.Yannick: Ich habe Sprachen gerne. Mein Berufswunschist Pilot. Da wäre es gut, wenn ichItalienisch könnte. Zuerst werde ich wohl einekaufmännische Ausbildung machen. Da kannich sicher Italienisch auch brauchen. Meine Mutterhat in der Schule auch Italienisch gelernt undmir empfohlen, dies auch zu tun.Adrian: Schon meine Schwester besuchte inNeuenegg den Italienischunterricht. Darumwusste ich, worauf ich mich einlasse. Sie ist vierJahre älter und lebte ein Jahr lang im Tessin.Manchmal spricht sie Italienisch mit mir. Dasfinde ich toll. Zudem ist Italienisch eine Sprache,die nicht jeder kann, ich finde sie einfach cool.Bilder MGKnapp 500 Lektionenergeben 16 VollzeitstellenDie «berner schule» fragte bei der FachstelleKindergarten- und Schulaufsichtder Erziehungsdirektion nach dem Stellenwertdes Italienischunterrichts imKanton Bern. Laut Erwin Sommer werdenrund 470 Lektionen unterrichtet. Da imNormalfall pro Woche drei Lektionen angebotenwerden, ergibt dies knapp 160Italienischklassen. Diese verteilen sichauf die Schuljahre acht und neun. Würdeder Italienischunterricht ausschliesslichvon Lehrpersonen mit einem vollen Pensumunterrichtet, so wären im Kanton nurgerade 16 Personen beschäftigt.Die Inspektorinnen und Inspektorenbeschreiben die Situationen in ihrenKreisen laut Sommer als «einigermassenstabil» bzw. «eher rückläufig». EinigeSchulen mit wenigen Anmeldungenführen den Italienischunterricht in jahrgangsgemischtenKlassen durch. In denRichtlinien für die Schülerzahlen vomAugust 2006 steht, dass im WahlpflichtfachItalienisch in einer Lerngruppe mindestenssechs Schülerinnen und Schülerunterrichtet werden müssen.MGDie Idee von der Mindest-RationItalienisch: eine Woche für alle inder obligatorischen SchulzeitDie Idee für einen Mindestlehrplan fürdie italienische Sprache entstand im Rahmeneines Projekts des SchweizerischenNationalfonds für wissenschaftlicheForschung, das innerhalb des NationalenForschungsprogramms 56 durchgeführtwurde. Eine Forschungsgruppe der UniversitätBern mit Prof. Dr. Bruno Morettiformulierte zwei Ziele:• einen Weg finden, Jugendlichen die italienischeSprache als Fremdsprache innur einer Schulwoche näherzubringen(28 Stunden);• neue Unterichts- und Lernmethoden fürSprachen (insbesondere für das Italienische)erforschen.Daraus resultiert ein kurzer Italienischintensivkurs.Dieser Kurs wurde bereitsin etwa einem Dutzend Klassen getestetund soll nun interessierten Lehrpersonenanhand eines spezifischen Fortbildungskursesveranschaulicht werden.Weitere Infos: www.italianopronto.ch.Link zum Nationalen Forschungsprogramm56: http://www.nfp56.ch/d_projekt.cfm?Slanguage=d&kati=1&Projects.Command=details&get=3pd

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