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DAS ARSCHLOCH-PRINZIP

HOHE LUFT 5/2013 - Arschloch-Prinzip

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ArschlochLEKTÜREImmanuel KantGRUNDLEGUNG ZURMETAPHYSIK DER SITTENReclam, 2011Kants erste grundlegende Schriftzur Ethik. Er formuliert darin denkategorischen Imperativ in fünfverschiedenen Fassungen.9Immanuel KantDIE RELIGION INNERHALB DERGRENZEN DER BLOSSEN VERNUNFTReclam, 2012Kants Werk zur Vernunftreligion.Im ersten Stück thematisierter die »Einwohnung des bösenPrinzips« im Menschen.9Aaron JamesASSHOLES: A THEORYDoubleday, 2012Eine ernst zu nehmende philosophischeAuseinandersetzung mit dem Wesendes Arschlochs. Inspiriert wurdeder Autor übrigens beim Surfen:natürlich von Arschlöchern.9Manfred Chobot (Hg.)GENIE & <strong>ARSCHLOCH</strong>Molden, 2009Die Bestätigung dafür, dass auch GeniesArschlöcher sein können. Von BertoltBrecht über Arthur Rimbaud bishin zu Jean-Paul Sartre.Diese erfasst Menschen, die ihr persönliches Wohlbefindenausschließlich im direkten Vergleich zu anderen definieren.Das trifft auf das Arschloch zu: Es will beispielsweise immerden besten Tisch im Restaurant haben und fühlt sich in dieserSonderposition erst bestätigt, wenn Gäste den Tisch neben derToilette zugeteilt bekommen. In Abgrenzung zu diesen generiertdas Arschloch das Gefühl, wichtig zu sein. Immerhin sitzt es jaam besten Tisch im Restaurant – und nicht neben der Toilette.Kant verortet in diesem Verhalten durchaus eineForm von Vernunft, aber nur eine den »Triebfedern dienliche,praktische« Vernunft. Das heißt, dass das Arschlochausschließlich seinen eigenen Begierden gehorcht. DiesesStreben allein reicht für Kant schon aus, um einen Hang zu bösenMaximen zu unterstellen. Die Maxime des Arschlochs, alsodie Regel, wonach es aus Prinzip handelt, ist die rücksichtsloseBefriedigung der eigenen Bedürfnisse. Das Arschloch nutzt jedeSituation, aus der es einen persönlichen Vorteil schlagen kann.Das ist seine Maxime, nach der es immer handelt. Und aufgrunddieser Regelmäßigkeit muss das Arschloch gemäß Kant aucheine Form des Bösen sein.ZUGLEICH VERORTET DER KÖNIGSBERGER Philosoph in derursprünglichen Natur des Menschen eine »Anlage zum Guten«.Das bedeutet, dass das Arschloch-Sein nichts Irreversibles,sondern vielmehr nur das Ergebnis einer Verführung durch dasBöse ist. Es ist daher gut möglich, dass manche Arschlöcherstärker vom Bösen angezogen sind als andere. Demzufolge musses auch verschiedene Abstufungen innerhalb des Arschloch-Status geben. Um die unterschiedliche Ausprägung des Bösenim Arschloch bemessen zu können, bedarf es demnach eines»Arschloch-Faktors«. Denn der Hang zum Bösen ist beimArschloch, das sich regelmäßig an der Supermarkt-Kassevordrängelt, bestimmt nicht so ausgeprägt wie beim Arschloch,das seine Mitarbeiter jeden Tag bloßstellt und schikaniert.Gemein ist allen Arschlöchern, ob groß oder klein, dasssie sich über gesellschaftliche Verhaltensregeln hinwegsetzen,ohne schwerwiegende Gesetzesbrüche zu begehen. Sie sindeben nicht wahrhaftig böse, aber sie haben böse Züge. Undgenau da hilft uns der Begriff des Arschlochs: Er erlaubt uns,moralisch fragwürdige Menschen zu kennzeichnen, ohnegleich auf das Prinzip des Bösen zurückgreifen zu müssen. DasArschloch ist eine Kategorie des moralisch Falschen und deutetdas radikal Böse nur an. Denn zwischen dem Autofahrer, der essich zur Regel gemacht hat, andere Fahrer wegzudrängen undrechts zu überholen (notfalls auch mal auf dem Pannenstreifen),und dem vierfachen Kindsmörder besteht dann eben doch eingewaltiger Unterschied.38HOHE LUFT

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