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von_David_an_Goliath

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Traurig.<br />

Die Erdgast<strong>an</strong>kstelle <strong>an</strong> der Geesthachter Straße (in Geesthacht) wird zugemacht. Gut, die meisten<br />

(vor allem Nicht-ErdgasfahrerInnen) werden jetzt denken: Es gibt Schlimmeres. Ja, gibt es. Aber für<br />

mich als Seit-jeher-Umweltinteressierte und in Bezug auf die <strong>von</strong> Unternehmen propagierten Werte<br />

Wenig-Illusionen-Habende ist es doch etwas schockierend, wie mit den Verbrauchern<br />

umgesprungen wird: <strong>von</strong> den Stadtwerken Geesthacht, dem örtlichen VW-Händler Siemers und der<br />

örtlichen Zeitung.<br />

Bei den Erstgen<strong>an</strong>nten war ich heute zwecks Recherche noch einmal auf der Website und las:<br />

Also ich bin noch immer ziemlich ärgerlich und hätte das Turnier (das übrigens „Mensch-ärgere-dichnicht-Turnier“<br />

geschrieben werden müsste) auch alleine wuppen können.<br />

Zum „Tatherg<strong>an</strong>g“:<br />

Anf<strong>an</strong>g September 2015 hängt <strong>an</strong> besagter T<strong>an</strong>kstelle folgender Aush<strong>an</strong>g:<br />

Ich schreibe eine E-Mail <strong>an</strong> die Stadtwerke und frage nach den Gründen und bemängele, dass auf<br />

ihrer Website die Erdgast<strong>an</strong>kstelle weiter beweihräuchert wird (so habe ich das natürlich nicht<br />

geschrieben), ohne Angaben in Bezug auf eine <strong>an</strong>stehende Schließung. Reaktion der Stadtwerke:<br />

keine. Außer dass die Webseite zur Erdgast<strong>an</strong>kstelle <strong>von</strong> ihrer Website eliminiert wird.<br />

Die Zuständige der br<strong>an</strong>cheninternen Website „Gibgas“ vermutet gleich eine Hinhaltetaktik. Sie soll<br />

Recht behalten!<br />

Pik<strong>an</strong>t aber auch, dass der Pachtvertrag <strong>von</strong> der VW-Niederlassung Siemers stammt, die ihre<br />

Erdgasfahrzeuge erst bewirbt und verkauft und ihren Kunden d<strong>an</strong>n praktisch den Gashahn zudreht.<br />

Mein erster Ged<strong>an</strong>ke war, unbedingt <strong>an</strong> VW zu schreiben. Wegen einer Fläche <strong>von</strong> der Größe einer<br />

Briefmarke verlängert ein VW-Händler einen Pachtvertrag für eine Erdgast<strong>an</strong>kstelle nicht?<br />

Doch d<strong>an</strong>n kam mir das Diesel-Gate dazwischen. In dieser Situation <strong>an</strong> VW schreiben? Schien mir<br />

doch eher aussichtslos.<br />

Hm. Also schreibe ich eine E-Mail <strong>an</strong> die Bergedorfer Zeitung, um nachzufragen, ob sie <strong>an</strong> dem<br />

Thema interessiert seien, schon wegen der Umweltrelev<strong>an</strong>z und der miserablen Informationspolitik,<br />

aber auch, um das Thema aus Verbrauchersicht darzustellen. Keine Antwort. Wozu auch.


Ich gebe zu, das war nicht g<strong>an</strong>z zu Ende gedacht <strong>von</strong> mir. Ich fühle mich ein bisschen wie Salvatore<br />

aus „Der Name der Rose“, wenn er zu sich selbst sagt „Stupido“ und sich <strong>an</strong>s Hirn klopft.<br />

Die Geesthachter Stadtwerke und die VW-Niederlassung sind vielleicht Anzeigenkunden der<br />

Bergedorfer Zeitung, und wenn sie es nicht sind, könnten sie es werden. Warum etwas aus<br />

Verbrauchersicht darstellen, wenn dies den eigenen Interessen zuwiderlaufen würde? Zeitungen sind<br />

schließlich nicht dazu dar, Themen objektiv <strong>von</strong> allen Seiten zu beleuchten.<br />

Nun, Stadtwerke abgehakt, VW befindet sich „in <strong>an</strong>deren Umständen“ und die bezahlte<br />

Schreiberzunft hat <strong>an</strong>dere Interessen. Es erscheint aber d<strong>an</strong>n am 13.10. doch ein Artikel in der<br />

Bergedorfer Zeitung: „Es war seit zwei Jahren klar, dass wir hier wegmüssen“ wird dort ein gewisser<br />

Herr Markus Pr<strong>an</strong>g, seines Zeichens Geschäftsführer der Stadtwerke, zitiert. Aha, daher auch der<br />

Aush<strong>an</strong>g erst im September 2015 und die „Suche nach einer Lösung“ – zeitgleich, nehme ich <strong>an</strong>. Und<br />

udite, udite „Die Technologie hat sich nicht durchgesetzt“. Soso. „Wir setzen künftig auf<br />

Elektromobilität“ fährt Herr Pr<strong>an</strong>g fort. Tja, für die Stadtwerke, deren Kundenzentrum <strong>an</strong>scheinend<br />

bereits über eine Ladestation für Elektromobile verfügt, mag es einfacher sein, die Erdgast<strong>an</strong>kstelle<br />

einfach stillzulegen, statt sie zu verlegen. Doch warum sollte die eine Technologie die <strong>an</strong>dere<br />

ausschließen? Der Strom muss auch erstmal produziert werden. Es können nicht alle plötzlich auf<br />

Elektromobilität setzen. Und Erdgas fällt sowieso <strong>an</strong>. G<strong>an</strong>z zu schweigen <strong>von</strong> den<br />

Biogasproduktionen, die in Zukunft zunehmen werden und sollten, da aus allem Möglichen Biogas<br />

gewonnen werden k<strong>an</strong>n – <strong>von</strong> Gülle bis Stroh – auch wenn es den Herr Pr<strong>an</strong>gs dieser Welt einfacher<br />

erscheinen mag, einen Stecker in eine Steckdose zu stecken. Echtes Umweltengagement sieht<br />

<strong>an</strong>ders aus, aber ein solches wird <strong>von</strong> den meisten Unternehmen sowieso nicht wirklich praktiziert,<br />

sondern nur gerne auf Websites und in Unternehmensbroschüren zur Schau gestellt.<br />

Erdgas ist aus vielen Gründen eine gute Alternative und setzt sich dort durch, wo<br />

Mindestbedingungen für alternative Treibstoffe geschaffen werden. Beispiele sind Italien, wo das<br />

Netz <strong>an</strong> Erdgasstellen besser ausgebaut ist und mehr als 8-mal so viele Erdgasfahrzeuge zugelassen<br />

sind (Quelle: http://www.greenstyle.it), und das Wendl<strong>an</strong>d, das auf dem Gebiet der<br />

Biogasproduktion in Deutschl<strong>an</strong>d eine Vorreiterrolle hat und wo bereits 5 Erdgast<strong>an</strong>kstellen<br />

betrieben werden (Quelle: http://www.bioenergie-wendl<strong>an</strong>d-elbetal.de).<br />

Bleibt zu hoffen, dass Menschen, die wirklich <strong>an</strong> umweltschonenderen Technologien interessiert<br />

sind, diese auch weiter vor<strong>an</strong>treiben werden und dass auch in der Region Geesthacht die Lücke <strong>von</strong><br />

<strong>an</strong>deren (sprich: einer der „sieben Schwestern“, d. h. der kommerziell ausgerichteten<br />

Mineralölkonzerne) als denen, die sich einfach nur gerne als Förderer umweltfreundlicher<br />

Technologien vermarkten, geschlossen werden wird.<br />

Heike Schmidt, 01.11.2015

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