NT_1_mittelstufe
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
Tiere an der Krippe<br />
Vorwort<br />
Kennt Ihr das? Jemand beschimpft einen anderen Menschen als dumme Kuh, oder als blöden Ochsen, oder als<br />
alten Esel. Manchmal zeigen wir Menschen auch den Vogel und tippen uns an die Stirn, was so viel bedeutet<br />
wie: du spinnst wohl. In anderen Ländern gilt die Bezeichnung: ‚du Hund’ als Schimpfwort. Den Tieren tun wir so<br />
Unrecht, denn sie sind weder dumm noch frech.<br />
Tiere sind unsere Gefährten. Sicher hat fast jedes Kind ein Lieblingstier. Oft sind es Hunde, Katzen, Hasen,<br />
Meerschweinchen oder Hamster. Es gibt auch Tiere, die sind nicht so sehr beliebt. Schweine zum Beispiel. Dabei<br />
wären sie genauso gut zu halten, wie Hunde. Nur ist das halt nicht üblich bei uns. Aber jedes Schwein fühlt<br />
ebenso wie Hund und Katze.<br />
Wenn Du hier an der Krippe neben Ochs und Esel und Schafen auch noch Hunde, ein Schwein, Hühner und<br />
Mäuse siehst, dann soll das zeigen, dass wir Menschen mit ganz vielen anderen Geschöpfen zusammen an die<br />
Krippe gehören.<br />
Geschichte<br />
Es war schon lange nach Mitternacht, als die Hirten den Stall von Betlehem verliessen.<br />
Sie eilten voll Freude über das Feld, sie sangen von der Schönheit des Kindes, von der Zärtlichkeit der Mutter und<br />
von der Hoffnung der Armen. Je weiter sich die Hirten vom Stall entfernten, desto leiser wurde ihr Gesang, zum<br />
Schluss klang er wie das Flüstern des Nachtwindes.<br />
Maria und Josef waren eingeschlafen. Nur das Kind in der Krippe schlief nicht. Auch die Vögel wollten ihr Köpfchen<br />
noch nicht unter die Flügel stecken. Sie wollten das Kind anschauen. Ein mutiger Spatz flog ganz nahe zum<br />
Kind.<br />
Da sprach das Kind zu den Vögeln: „Vielleicht werden die Hirten vergessen, was sie gehört und gesehen haben.<br />
Vielleicht werden sie das Lied der Engel vom Frieden bald für einen Traum halten. Ihr aber, liebe Vögel, singt<br />
weiter, singt euer Lied und erzählt den Menschen, dass Gott sie nicht vergisst. Ihr Vögel, singt vom Frieden, singt,<br />
solange, bis er da ist.“<br />
Die Kuh im Stall hörte zu und muhte ein bisschen wehmütig, denn singen konnte sie wirklich nicht. Sie wollte<br />
auch eine Aufgabe haben, wenn die Menschen das Wunder vergessen sollten. Da schaute das Kind die Kuh an<br />
und sagte: „Du gutes, mütterliches Tier! Gib den Kindern etwas von deiner Milch. Vielleicht denken die Menschen<br />
dann daran, dass Gott wie eine gute Mutter für sie sorgt“.<br />
Da rückte der Esel ein wenig näher an die Krippe und lauschte mit seinen grossen Ohren, ob das Kind auch einen<br />
Auftrag für ihn hatte. Da sprach das Kind: „Es wird gewiss nicht leicht sein, Bruder Esel, aber du sollst mit Geduld<br />
die Lasten tragen, die den Menschen zu schwer sind. Dann werden sich die Menschen erinnern, dass Gott ihnen<br />
alle Last abnehmen möchte“.<br />
Die Schafe, die die Hirten als Geschenk gebracht hatten, wurden von einem jungen Hund gehütet, der voll Erwartung<br />
die Füsse des Kindes leckte. Das Kind streckte seine Händchen dem Hund entgegen und sagte: „Sei den<br />
Menschen ein guter Freund. Spiele mit den Kindern und begleite sie auf allen Wegen. Bleib den Menschen treu,<br />
wider alle Vernunft. Vielleicht erinnern sie sich dann, dass Gott ihnen treu ist“.<br />
„Nun zu euch, ihr Lämmchen Gottes“, flüsterte das Kind. „Die Menschen leiden unter Frost und Wind, und mehr<br />
noch an der Lieblosigkeit. Schenkt ihnen von eurer warmen Wolle, damit sie sich Jacken und Decken machen<br />
können. So werden sie etwas von Gottes Zärtlichkeit spüren und Gemeinschaft lernen. Ihr werdet ein Zeichen für<br />
mich sein“.<br />
Und die Tiere erfüllen ihren Auftrag.<br />
Sagt selbst: Hört ihr die Vögel singen?<br />
Trinkt ihr die Milch der Kühe?<br />
Seht ihr die Lasten, die die Esel schleppen?<br />
Spürt ihr die Treue, die die Hunde euch halten?<br />
Wärmt euch die Wolle der Schafe?<br />
Und erkennt ihr in all den Tieren die Nähe Gottes?<br />
Elisabeth Bernet<br />
Katechetische Unterlage <strong>NT</strong> 1/1 MITTELSTUFE Seite 26