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Der Münsterländer Heft 12/2015

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28 « Flüchtlingshilfe<br />

Ein Tag im November <strong>2015</strong>. Wir treffen uns mit<br />

einem Ehepaar, das gemeinsam erst vor<br />

einigen Monaten hierhin geflüchtet ist.<br />

Wohin genau, möchten sie nicht sagen.<br />

Auch ihre richtigen Namen sollen wir<br />

nicht nennen – zu groß ist die Angst vor den<br />

iranischen Staatshelfern, auch hier im<br />

Westmünsterland.<br />

Mut zur Flucht, Mut zu helfen<br />

Wir trafen uns mit „Leila“ (29) und „Jonas“<br />

>> (32) in ihrer kleinen Wohnung, die sie inzwischen<br />

bezogen haben. Leila ist studierte Psychologin<br />

und Jonas arbeitete als anerkannter<br />

Rechtsanwalt und Notar in Teheran. „Wir planten<br />

nie, den Iran zu verlassen.<br />

Wir hatten ein gutes Leben dort, eine teure<br />

Wohnung und viele Freunde.“ Sie zeigen ihre<br />

Dokumente, Studienbescheinigungen und berufliche<br />

Zertifikate. Aber innerhalb von drei<br />

Monaten hat sich die Situation so drastisch verschlechtert,<br />

dass ihnen kein anderer Ausweg<br />

möglich schien.<br />

Leila war im Studium gezwungen, Kopftuch zu<br />

tragen und sich großflächig zu bedecken. Einmal<br />

wurde sie von einem Professor von einem<br />

wichtigen Semester ausgeschlossen, weil es<br />

hieß, dass ihre Haare zu gut zu sehen und ihre<br />

unbedeckten Arme nicht zulässig seien.<br />

Jonas arbeitete sieben Jahre als Anwalt. Immer<br />

häufiger kam es vor, dass er auch nichtmuslimische<br />

Klienten vor Gericht verteidigte. Doch damit<br />

begannen die Probleme. Mehrfach wurde es<br />

ihm verweigert, vor Gericht zu erscheinen. Immer,<br />

wenn er Christen oder Menschen anderen<br />

Glaubens vertreten hatte, passierten komische<br />

Dinge. Zivil gekleidete Männer tauchten bei ihnen<br />

zu Hause auf und wurden laut und aggressiv.<br />

Das Handy von Jonas wurde abgehört, Briefe<br />

wurden geöffnet. Sie wurden bespitzelt und<br />

drangsaliert.<br />

An einem späten Abend, als Jonas noch arbeitete,<br />

drangen Unbekannte in die Wohnung ein. Sie<br />

waren laut, schimpften und drohten Leila. Leila<br />

konnte sich noch zum Balkon retten und von<br />

außen absperren. Per Handy rief sie ihren Mann<br />

an, der die lauten Stimmen hören konnte. Später

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