STERN CONTEMPORARY Online Booklet
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jekten, die häufig nur anhand ihrer<br />
Schatten erkennbar werden, identifizierbar<br />
sind.<br />
Diese fotografierten Gegenstände<br />
bekommen wir heute alle als neue<br />
Waren in unserer universellen Lebenswirklichkeit,<br />
global auf dem<br />
Markt angeboten; das gilt für Nudeln<br />
und Quinoa aber auch für das<br />
Messer oder den Pfannenwender.<br />
Diese Waren sind aus Karton, Plastik,<br />
Glas, Metall, aus Werkstoffen,<br />
wie sie heute weltweit verwendet<br />
werden. Und selbst noch der Müll,<br />
zu dem diese Waren alle irgendwann<br />
werden, weil sie aufgebraucht oder<br />
unbrauchbar geworden sind, ist<br />
universell vorhanden. Indem Dikla<br />
Stern diese Gegenstände abbildet,<br />
schafft sie in ihren Fotografien eine<br />
Abstraktion der Warenwelt und<br />
kann ihren ganz subjektiven Dialog<br />
mit der Kamera in einer Weltsprache<br />
führen, die ja auch nur als abstrakte<br />
universell verstanden werden<br />
kann.<br />
Allerdings bleibt Dikla Stern nicht<br />
bei der Darstellung abstrakter universeller<br />
Abfallwaren stehen. Sie<br />
fotografiert nicht einfach Abfall.<br />
Die geleerten und benutzten Warenhüllen<br />
oder mit Farbe bemalten<br />
und damit unbrauchbar gemachten<br />
Alltagsgegenstände und Lebensmittel,<br />
die normalerweise unbeachtet<br />
im Abfall landen, werden bearbeitet,<br />
verformt, verfremdet und neu<br />
verpackt. Manchmal sind diese Eingriffe<br />
sofort erkennbar, manchmal<br />
dauert es etwas länger, sie aufzuspüren.<br />
Hier wird noch einmal das<br />
Hässliche schön, aber erst durch<br />
die Bearbeitung der Objekte. Dadurch<br />
wird auch die abstrakte, universelle<br />
Sprache der Konsumgesellschaft<br />
in etwas Neues verwandelt.<br />
Denn wir sehen keine Readymades<br />
– die in dieser Ausstellung abgebildeten<br />
Waren aus dem Müll können<br />
für jeden einzelnen Betrachter<br />
schön werden, weil die Künstlerin<br />
den kreativen Akt der Auswahl vorgenommen<br />
und die vormals hässlichen<br />
Waren individuell bearbeitet<br />
und abgebildet hat. Das ist es auch,<br />
warum die Fotografien keine Harmonie<br />
vortäuschen, sondern etwas<br />
Utopisches haben, das zugleich kritisch<br />
ist. Sie zeigen uns die ‚Schöne<br />
Neue Welt’.<br />
Dr. Anja Meyerrose