DMG-informiert 5/2018
Spannende und bewegende Missionsberichte aus aller Welt. Unsere Mitarbeiter sind rund um den Globus im Einsatz, damit Menschen Gott begegnen. Thema dieser Ausgabe: Gott gibt!
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ASIEN<br />
NAHER OSTEN<br />
Bibel entschied er sich eines Tages für<br />
Jesus. Inzwischen waren Roberts Eltern<br />
beruflich nach Libyen gezogen. Auf dem<br />
Weg zu einem Familientreffen reiste Robert<br />
erstmals durch die Arabische Welt<br />
– vom Libanon über Ägypten bis Libyen<br />
– und war fasziniert von der Vielfalt der<br />
arabischen Kultur.<br />
„Millionen Muslime, die tiefernst ihre<br />
Religion ausüben, ohne zu wissen, ob<br />
Gott sie jemals wirklich rettet … das hat<br />
mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen“,<br />
beschreibt er diese erste Reise<br />
durch seine künftige Wahlheimat. „Kann<br />
Gott all diese Menschen verlorengehen<br />
lassen?“ Die Frage beschäftigte den<br />
jungen Robert. In seiner Bibel fand er die<br />
Antwort im Missionsauftrag von Jesus<br />
(Matth. 28) und der klaren Aussage, dass<br />
es ewiges Leben nur in Christus gibt.<br />
Nach Monaten im Nahen Osten kehrte<br />
er verändert nach Europa zurück. Eine<br />
Zeit lang arbeitete er in Österreich in einem<br />
Krankenhaus und als Dolmetscher,<br />
studierte einige Semester Psychologie<br />
und half auf dem Missionsschiff Logos<br />
mit. Dann absolvierte er an der FETA in<br />
Basel sein Theologiestudium. In Innsbruck<br />
lernte er Layne<br />
kennen und sie heirateten<br />
1980 auf einer<br />
Bergwiese im schönen<br />
Stubaital.<br />
Bei Reisen durch<br />
Nordafrika lotete das<br />
junge Ehepaar seine<br />
Möglichkeiten aus, in<br />
die Arabische Welt zu ziehen, um Menschen<br />
für Jesus zu gewinnen und theologisch<br />
auszubilden. Sprachunterricht war<br />
eine Chance, also absolvierte Robert<br />
in Strasbourg sein Doktorstudium in<br />
Sprachwissenschaft. 1985 erhielt er dort<br />
die Stelle als akademischer Direktor<br />
der „Schiller International University“.<br />
Ein Jahr darauf bewarb sich das junge<br />
Ehepaar, inzwischen mit ihrem ersten<br />
Sohn, bei der <strong>DMG</strong> – von Anfang an mit<br />
dem klaren Ziel, Arabern, Christen wie<br />
Muslimen, die gute Botschaft der Bibel<br />
nahezubringen.<br />
Dr. Robert Miner stieß 1987 über die<br />
<strong>DMG</strong> zu der sechs Jahre zuvor gegründeten<br />
dezentral arbeitenden theologischen<br />
Ausbildungsstätte PTEE, deren<br />
akademischer Leiter er viele Jahre war.<br />
Er hat theologische Kurse ins Arabische<br />
übertragen und neue geschrieben, wo<br />
es noch kein für die arabische Kultur<br />
passendes Material gab. PTEE arbeitet<br />
„Wir schulen in Hausgemeinden<br />
im Jemen, in<br />
Buschkirchen im Sudan<br />
genauso wie in großen,<br />
registrierten Kirchen im<br />
Libanon“, erzählt Robert.<br />
mit kleinen Kursgruppen von fünf bis<br />
20 Personen, die gemeinsam bei sich<br />
vor Ort die Bibel studieren. Anhand der<br />
Materialien von PTEE erhalten sie eine<br />
fundierte, qualitativ hochwertige theologische<br />
Ausbildung.<br />
„Wir schulen in kleinen Hausgemeinden<br />
im Jemen, in Buschkirchen unterm<br />
Baum im Sudan genauso wie in großen,<br />
registrierten Kirchen im Libanon“, erzählt<br />
Robert uns, während er uns durch<br />
die Räume der PTEE-Zentrale führt und<br />
der Reihe nach seine fünf arabischen<br />
Kollegen vorstellt. Derzeit sind ungefähr<br />
500 Studenten bei PTEE eingeschrieben.<br />
Jede der rund 40 Kursgruppen hat einen<br />
Leiter, der einen Universitätsabschluss<br />
haben muss und für theologische Ausbildung<br />
durch PTEE geschult ist. Im Lauf<br />
der Jahre haben Robert und sein Team<br />
hunderte Leiter und tausende Christen<br />
theologisch ausgebildet. Der arabische<br />
Sprachraum ist riesig, PTEE hat Kursgruppen<br />
von Marokko über Ägypten<br />
bis in den Sudan und vom Libanon bis<br />
Jemen. Tausende haben einen fundierten<br />
Einstieg in die Bibel erhalten und bilden<br />
selbst wieder als Gemeindemitarbeiter<br />
und Pastoren andere<br />
Christen aus.<br />
Zu den Büros von<br />
PTEE gehört eine Bibliothek<br />
mit 7.000 Werken,<br />
inzwischen werden<br />
manche ihrer Kurse auch<br />
online angeboten. Die<br />
Ausbildungsstätte ist<br />
akkreditiert, kann also ähnliche Einrichtungen<br />
weltweit in ihrer Qualität mit<br />
verbessern. „In dieser Hinsicht haben wir<br />
schon manchen anderen theologischen<br />
Ausbildungsstätten geholfen“, berichtet<br />
Robert, als akademischer Leiter gehörte<br />
das zu seinen Aufgaben. Wenn er in Ruhestand<br />
geht, wird seine Arbeit von gut<br />
ausgebildeten, motivierten arabischen<br />
Christen weitergeführt. Sie reisen, wie<br />
er einst, von Land zu Land und christlicher<br />
Gemeinde zu Kirche im gesamten<br />
arabischen Sprachraum und ermöglichen<br />
theologischen Unterricht.<br />
Zurück zu Hause erzählt uns Layne,<br />
wie es für sie als junge Mutter war, sich<br />
im Nahen Osten einzuleben. „Einmal,<br />
ganz am Anfang, wollte ich eine andere<br />
Familie besuchen. Ich war alleine mit<br />
meinem Bub unterwegs und habe mich<br />
verlaufen – damals hatte man noch kein<br />
Handy, kein Telefon – ich wusste nicht<br />
mehr, was ich tun sollte.“ Glücklicherweise<br />
lief ihr mitten in der orientalischen<br />
Millionenstadt „zufällig“ ein Bekannter<br />
über den Weg, der ihr half, ihren Weg<br />
zu finden. „Das war einer der Momente,<br />
wo ich am liebsten alles hingeschmissen<br />
hätte und nach Europa zurückgekehrt<br />
wäre.“ Danach allerdings lebte sie sich<br />
gut ein und war über die Jahre „sehr<br />
froh, dass meine Kinder in einem religiös<br />
konservativen Land aufwuchsen, in dem<br />
es Regeln gibt und die Familie einen<br />
hohen Stellenwert hat“. Miners haben<br />
es nie bereut. Selbst nicht während der<br />
Golfkriege, als die unsichere Lage sie<br />
zeitweise zwang, länger in Deutschland<br />
zu bleiben. „Wir hatten immer eine tiefe<br />
innere Gewissheit von Gott, dass wir<br />
hierher gehören“, sagen sie überzeugt.<br />
Ihr schwerster Moment als Familie<br />
war, als 1998 ihr Sohn David als Teenager<br />
krank wurde: Krebs im Rückenmark,<br />
eine schreckliche Diagnose. „Ich<br />
blieb mit vier Kindern im Nahen Osten,<br />
während Robert mit David zu Untersuchungen<br />
in Deutschland war. Das war<br />
schwer“, erzählt Layne. „Wie betet man<br />
in so einer Situation?“ Nach viel Bangen<br />
kam die befreiende Nachricht: David<br />
war erfolgreich operiert und alles in<br />
Ordnung. „Was für eine Erleichterung!“,<br />
schilderte Layne ihre Gefühle. „Ich hab’<br />
einfach nur geweint, so dankbar war ich,<br />
dass unser Sohn noch lebt.“<br />
Die schönsten Momente für sie als<br />
Familie – Robert und Layne haben fünf<br />
erwachsene Kinder – haben sie in ihrem<br />
Zuhause im Nahen Osten erlebt. Jeder<br />
Gegenstand, den Layne in die Hand<br />
nimmt und verpackt, erinnert sie an<br />
Schönes. Wie jung Verliebte sitzen uns<br />
die beiden in legeren arabischen Gewändern<br />
abends auf dem Sofa gegenüber<br />
und halten sich an der Hand. Strahlend<br />
erzählen sie uns von Ausflügen am<br />
„Familienfreitag“ mit den Kindern in<br />
ein schönes Wadi in der Wüste, wo sie<br />
unterm Sternenhimmel musiziert, gesungen,<br />
gebetet und gelacht haben.<br />
„Unsere Kinder hat der Verkauf<br />
unseres Hauses tiefer getroffen, als wir<br />
erwartet haben“, sagt Layne traurig.<br />
„Für unsere Kinder war das hier unser<br />
Zuhause.“ Der Abschied von ihren<br />
arabischen Freunden schmerzt Robert<br />
und Layne sehr. Doch sie gehen mutig<br />
in ihren neuen Lebensabschnitt und vertrauen<br />
Gott, dass er sie sicher führt.<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2018</strong><br />
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