Papierflieger Juli 19
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04. <strong>Juli</strong> 20<strong>19</strong><br />
Viele Fragen sind weiter offen<br />
Restrukturierung und Entwicklung der Auslastung bleiben auch im 2. Halbjahr Thema<br />
Die Erwartungen waren hoch, die Stimmung<br />
angespannt und so haben viele KollegInnen<br />
an der Betriebsversammlung letzte Woche<br />
Mittwoch teilgenommen. Dazu haben die<br />
Veröffentlichungen der Geschäftsführung<br />
und verschiedene Führungsrunden in den<br />
letzten Wochen erheblich beigetragen.<br />
Glücklicherweise waren die Temperaturen<br />
am Tag der Betriebsversammlung schon wieder<br />
gesunken – es war im Verlauf der Versammlung<br />
in der neuen Erweiterungshalle für<br />
den Logistikbereich auch so schon heiß genug<br />
geworden.<br />
Schließlich redet die Geschäftsführung viel<br />
von Restrukturierung, der angeblich nicht<br />
vorhandenen Wettbewerbsfähigkeit, es werden<br />
Arbeitsplätze massiv in Frage gestellt,<br />
„harte Einschnitte“ angekündigt und gleichzeitig<br />
gab es ein gutes Jahresergebnis mit der<br />
höchsten Erfolgsbeteiligung für 2018. Die<br />
Arbeitgeberseite sollte ihre Sichtweisen dazu<br />
den Beschäftigten in unserer Betriebsversammlung<br />
erläutern.<br />
Dafür waren von<br />
der Geschäftsführung<br />
der Premium<br />
AERO-<br />
TEC, Dr. Jens<br />
Walla, Leiter der<br />
Fertigung, und<br />
Arbeitsdirektor,<br />
Frank Müller,<br />
nach Nordenham<br />
gekommen.<br />
Nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung<br />
durch den Betriebsrat präsentierte Dr. Walla<br />
die Positionen der Geschäftsführung.<br />
Dabei ging es im Groben um die Gewinnentwicklung,<br />
um die derzeit sinkende Auslastung<br />
durch Ratenanpassungen sowie die<br />
Marktanteile der Premium AEROTEC auf<br />
dem Aerostructure-Zuliefermarkt. Zuletzt<br />
wurden nur einige allgemeine Aussagen zu<br />
geplanten Restrukturierungsmaßnahmen gemacht.<br />
Damit wurde sehr deutlich, dass die Erwartungen<br />
nicht erfüllt wurden. Dafür waren die<br />
Aussagen viel zu unkonkret und viele Themen<br />
wurden gar nicht benannt. Das spiegelte<br />
sich stimmungsmäßig, teilweise sehr emotional,<br />
auch schon während des Berichtes und<br />
bei den darauf folgenden, verschiedenen<br />
Wortbeiträgen wider.<br />
In den 10 Jahren seit Gründung der Premium<br />
AEROTEC haben die Beschäftigten schon<br />
eine Vielzahl an Sparprogrammen, Effizienssteigerungen,<br />
Verlagerungen und Umstruktu-
ierungen mitgemacht. Jetzt die Wettbewerbsfähigkeit<br />
allgemein in Frage zu stellen<br />
und gleichzeitig keine Perspektive über die<br />
weitere strategische Ausrichtung der PAG<br />
aufzuzeigen, ist einfach zu wenig.<br />
Unzureichende Begründungen zu dem angedrohten<br />
Arbeitsplatzabbau in Augsburg, die<br />
bisherige Weigerung, die im gesamten Airbus-Konzern<br />
geeinten Standards u. a. bei Abfindungen<br />
(GEMINI-Sozialplan) anzuerkennen,<br />
sowie fehlende Aussagen zum konkreten<br />
Stand zur Aquise der zusätzlichen, neuen Arbeitspakete,<br />
wie z. B. Sekt. 18/<strong>19</strong> Single<br />
Aisle, zu diversen Fräspaketen oder dem<br />
Tank für die A321XLR sorgten für viel Unverständnis<br />
unter den Beschäftigten.<br />
Noch vor der Urlaubsphase gibt es<br />
diverse Runden zu den oben genannten<br />
Themen. Die Gesamtlage wird<br />
uns aber auch in den kommenden<br />
Monaten weiter intensiv beschäftigen.<br />
Sehr deutlich hatte Katharina in ihrem Redebeitrag<br />
unter anderem klare Worte, statt allgemeiner<br />
Floskeln sowie mehr Respekt gegenüber<br />
den Beschäftigten und konkrete Zukunftsperspektiven<br />
von der Geschäftsführung<br />
eingefordert.<br />
Nach der Aufsichtsratssitzung werden wir<br />
uns erneut die Karten legen, wie es jetzt weitergehen<br />
kann. Dabei sind für uns folgende<br />
Punkte weiterhin klar:<br />
Wir lassen uns nicht spalten.<br />
Wir wollen konkrete Antworten der Geschäftsführung<br />
und des Shareholders.<br />
Wir streiten für den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />
und Perspektiven für die Standorte.<br />
Michael Eilers<br />
Am Dienstag fand die nächste Verhandlungsrunde<br />
in der konzernweiten<br />
Einigungsstelle zur Ratenreduzierung<br />
A380/A400M in Hamburg<br />
statt, am Mittwoch traf sich der PAG-<br />
Gesamtbetriebsrat zur weiteren Beratung<br />
und heute tagt der Aufsichtsrat<br />
der Premium AEROTEC im rumänischen<br />
Brasov.<br />
Die Arbeitnehmer werden dabei<br />
durch Jürgen Kerner, Dr. Katharina<br />
Volk (beide IG Metall) und den Betriebsräten<br />
Thomas Busch, Sebastian<br />
Kunzendorf und Michael Eilers vertreten.<br />
Die Leitenden Angestellten<br />
vertritt Stefan Flenker (VAR).<br />
Katharina ist bei<br />
der IG Metall<br />
Küste in Hamburg<br />
für die Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie<br />
zuständig und<br />
hatte in der Funktion<br />
und als Mitglied<br />
unseres Aufsichtsrates<br />
erstmals<br />
an unserer Betriebsversammlung<br />
teilgenommen.<br />
Auslastung und Beschäftigung<br />
Bei der Stimmungslage wären die konkreten<br />
Auswirkungen der aktuellen Auslastungssituation<br />
auf der Betriebsversammlung fast untergegangen.<br />
Der Werkleiter, Cord Siefken, stellte am<br />
Ende der Versammlung die veränderten Kadenzen<br />
in den einzelnen Programmen und die<br />
damit verbundenen, weiteren Reduzierungen<br />
bei den Fertigungsstunden vor. Insbesondere<br />
durch die erneut angepassten Produktionspläne<br />
von Airbus und damit der Reduzierung<br />
bzw. Umwandlung einiger ACF-Maschinen,<br />
hat sich die Auslastungslücke weiter vergrößert.<br />
Werkleitung und Betriebsrat haben deshalb<br />
in den vergangenen Wochen in den Siduflex-
Runden die Anwendung der verschiedenen<br />
Flexi-Instrumente weiter beraten und verabredet.<br />
Laut der aktuellen Planung liegt der Schwerpunkt<br />
der Auslastungslücke in der Teilefertigung<br />
in den Sommermonaten und in der<br />
Montage zwischen September und Dezember.<br />
Zu Beginn des nächsten Jahres soll sich<br />
die Auslastungssituation dann auch wieder<br />
verbessern. Allerdings ändern sich die Auslieferungsplanungen<br />
derzeit viel zu häufig<br />
und erschweren für alle Beteiligten eine verlässliche,<br />
mittelfristige Planung.<br />
Für den Moment heißt das für uns in Nordenham<br />
jedenfalls, dass wir eine Auslastungslücke<br />
zu bewältigen haben. Mehrarbeit findet<br />
grundsätzlich nicht mehr statt. In ganz wenigen<br />
Ausnahmen haben wir in den letzten Wochen<br />
aufgrund von Crash, Anlagenausfall<br />
oder internen Qualitätsproblemen Mehrarbeit<br />
zugelassen. Das betrifft aber ungefähr nur ein<br />
Prozent der Belegschaft. Die Auszahlungsoption<br />
aus dem AZK ist ebenfalls vorbei. Neben<br />
dem schon unvermeintlichen, vereinbarten<br />
und größtenteils umgesetzten Abbau von<br />
LeiharbeitskollegInnen, ist noch ein weiterer<br />
Abbau von 10 bis 15 LAK´s geplant.<br />
Ein Großteil der Lücke konnte durch Fluktuation<br />
bzw. Versetzung in andere Bereiche intern<br />
gelöst werden. Trotzdem sind für Teilbereiche<br />
in PONM zusätzliche SIKO-Tage im<br />
2. Halbjahr geplant. Dabei wollen wir das<br />
Volumen auf max. sechs Tage beschränken.<br />
Eine dafür notwendige Betriebsvereinbarung<br />
liegt aber bisher noch nicht vor.<br />
Mit der künftigen A321XLR erweitert Airbus die<br />
Reichweite der Single Aisle-Flotte. Jetzt geht es<br />
darum, das Arbeitspaket rund um den Zusatztank<br />
für Premium AEROTEC zu bekommen.<br />
Für die Teilefertigung wird gerade auch in<br />
Verbindung mit der Urlaubszeit durch vermehrte<br />
Abwesenheiten, auch unter freiwilliger<br />
Nutzung der SIKO-Konten, versucht, die<br />
Lücke auszugleichen. Sollte es auch dort zu<br />
einer Vereinbarung kommen, sind die SIKO-<br />
Stunden selbstverständlich mit den 15%-<br />
Zeitzuschlag zu verzinsen. Durch die kurzfristige<br />
Rückholung von Fremdvergaben insbesondere<br />
in PONT1 und PONT2 konnte das<br />
Auslastungsproblem teilweise verringert<br />
werden.<br />
Im A350-Bereich ist die Auslastung derzeit<br />
am stabilsten. Vereinzelt mussten zwar ebenfalls<br />
LeiharbeitskollegInnen abgemeldet werden,<br />
gleichzeitig wurden aber für 18 langjährige<br />
LAK´s die Einsatzzeiten um einige Monate<br />
verlängert.<br />
Insgesamt konnten wir darüber hinaus mit der<br />
Werkleitung verschiedenste Punkte klären.<br />
Dazu gehören vereinzelte LAK-Übernahmen<br />
aufgrund von notwendiger Qualifikationen,<br />
Verlängerung einzelnen Befristungen oder<br />
standortübergreifende Versetzungen.<br />
Beim Engineering kommt es einerseits zu<br />
LAK-Abmeldungen, gleichzeitig sind aber<br />
auch noch Stammstellen zu besetzen. Der<br />
Prozess dazu ist aber noch nicht abgeschlossen.<br />
Ebenso offen ist noch die weitere Vorgehensweise<br />
in den indirekten Bereichen. Das<br />
soll in der morgigen Siduflex-Steuerungsrunde<br />
zwischen Werkleitung und Betriebsrat<br />
weiter beraten werden.<br />
Wie es nach dem erfolgreichen Programmstart<br />
und Verkäufen der A321XLR sowie der<br />
A330neo auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget<br />
längerfristig mit den Kadenzen weitergeht,<br />
ist derzeit schwer zu beantworten. Insgesamt<br />
wurden sowohl von Airbus als auch<br />
von Boeing weniger Flugzeuge verkauft, als<br />
in den vorherigen Jahren.<br />
Die Gründe dafür sind aber vielschichtig, wie<br />
z. B. der Preiskampf der Fluggesellschaften,<br />
die ökologischen Herausforderungen, inkl.<br />
der CO²-Reduktion, verschiedene Handelskonflikte,<br />
Konflikte im nahen Osten, oder die<br />
internen Schwierigkeiten bei Boeing oder<br />
Airbus. Trotzdem gibt es nach wie vor ein dickes<br />
Auftragsbuch und die Wachstumsprognosen<br />
für die weltweite Luftfahrt sind weiterhin<br />
positiv.<br />
Und daran und an möglichen neuen Flugzeugprogrammen<br />
wollen wir auch künftig<br />
beteiligt sein.<br />
Michael Eilers<br />
Zusatzgeld im <strong>Juli</strong><br />
Mit der <strong>Juli</strong>-Abrechnung gibt es in diesem<br />
Jahr erstmals das tarifliche Zusatzgeld (T-<br />
ZUG-A/-B) ausgezahlt. Alle, die nicht die zusätzlichen<br />
freien Tage genommen haben und<br />
länger als 6 Monate dem Betrieb angehören,<br />
bekommen 27,5% des Monatsentgeltes ausbezahlt.<br />
Die 400 € T-ZUG-B bekommen dagegen<br />
alle Vollzeitbeschäftigten, Teilzeitler<br />
anteilig, Azubis 200 €. Eine super Sache.
FairWandel-Demo in<br />
Berlin – nur mit uns<br />
Über 50 000 Menschen haben am letzen<br />
Samstag bei der #FairWandel-Kundgebung<br />
der IG Metall dirket am Brandenburgert Tor<br />
in Berlin demonstriert. Ihre Forderung: Aus<br />
technischem Fortschritt muss sozialer und<br />
ökologischer Fortschritt für alle werden.<br />
Aus der ganzen Bundesrepublik kamen die<br />
KollegInnen nach Berlin – mit zehn Sonderzügen<br />
und 800 Bussen, davon drei aus der<br />
Wesermarsch.<br />
Am frühen Morgen, um 4.45 Uhr, ging es in<br />
Nordenham los. Bei bestem Wetter trafen wir<br />
in Berlin auch KollegInnen aus allen Standorten<br />
der Premium AEROTEC, um auch in<br />
Berlin ein gemeinsames Zeichen zu setzen.<br />
Egal ob bei betrieblichen oder bei gesellschaftlichen<br />
Themen – wir stehen zusammen<br />
und wollen den Wandel gestalten.<br />
Unsere Botschaft an Regierung und Unternehmen:<br />
Das Nichtstun muss ein Ende haben.<br />
Verkehrswende, Energiewende, Klimaschutz<br />
und Transformation der Industrie funktionieren<br />
nicht von alleine. Dafür braucht es einen<br />
Plan, massive Investitionen ― und vor allem<br />
schnelles und entschlossenes Handeln.<br />
<strong>Papierflieger</strong>:<br />
V.i.S.d.P.: Martin Schindler, IG Metall Wesermarsch<br />
VK-Leitung Premium Aerotec, Nordenham<br />
Ralf Bremer, Michael Eilers,<br />
Redaktion: Vertrauenskörperleitung und<br />
Unterzeichner der Artikel<br />
„Die Teilnehmer erwarten von Politik und<br />
Arbeitgebern, dass der digitale und ökologische<br />
Wandel den Beschäftigten Chancen auf<br />
gute Arbeit gibt“, sagte Jörg Hofmann, Erster<br />
Vorsitzender der IG Metall. „Die Transformation<br />
muss sozial, ökologisch und demokratisch<br />
gestaltet werden. Dafür hat diese<br />
Kundgebung ein kraftvolles Zeichen gesetzt.“<br />
Auf der Kundgebung sprachen neben Jörg<br />
Hofmann auch Jasmin Gebhardt, Vertreterin<br />
der Jungen IG Metall, und andere Vertreter<br />
der Zivilgesellschaft wie Verena Bentele,<br />
Präsidentin des Sozialverbands VdK<br />
Deutschland, Olaf Tschimpke, Präsident des<br />
Naturschutzbundes Deutschland (NABU),<br />
und Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie.<br />
Das Kulturprogramm auf der Kundgebung<br />
bestritten die Sänger Clueso und Joris sowie<br />
die Bands Silly, Culcha Candela und das Berlin<br />
Boom Orchestra.<br />
Die Jugend der IG Metall kam mit einem eigenen<br />
Demonstrationszug vom Roten Rathaus<br />
zum Brandenburger Tor – mit Aktionen<br />
zu Ökologie, Ausbildung, Arbeitszeit,<br />
Rechtsruck, Globalisierung und Gleichstellung.<br />
Diese Mischung aus guten Reden und toller<br />
Musik hat allen Teilnehmern gut gefallen.<br />
Und so kamen wir gegen Mitternacht erschöpft,<br />
aber zufrieden wieder in Nordenham<br />
an. Die Tour hat sich gelohnt – wir haben ein<br />
tolles Zeichen an Politik und Unternehmen<br />
gesendet.<br />
PAG-KollegInnen aus allen Standorten trafen sich bei der Kundgebung am Brandenburger Tor<br />
Wir wünschen allen Kolleginnen<br />
und Kollegen einen schönen<br />
und erholsamen Urlaub!