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2_2018 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 21. Jahrgang<br />

2_<strong>2018</strong><br />

Bi<br />

gaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Interview mit Robert<br />

Habeck (Grüne) S. 22<br />

Entwicklung der<br />

Biomassepreise S. 58<br />

Forschungsprojekt<br />

Gärproduktaufbereitung S. 66<br />

Topthemen: Emissionsminderung +++ Durchwachsene Silphie<br />

Adressfeld


Inhalt<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Editorial<br />

Fortschritt durch Technik –<br />

umweltfreundliche Bio-Batterie!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

das Ringen um den Koalitionsvertrag war langwierig und<br />

zäh. Die Biogasbranche als Teil der Familie der Erneuerbaren<br />

Energien hätte sich durchaus ambitioniertere<br />

und mutigere Ziele bei der Energiewende und beim<br />

Klimaschutz gewünscht. Schlussendlich lassen sich<br />

dennoch zahlreiche positive Anknüpfungspunkte für die<br />

kommenden Jahre finden. Ein Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien im Strombereich auf 65 Prozent im Jahr 2030<br />

kann nur gelingen, wenn die Bioenergie entsprechend<br />

Berücksichtigung findet, der Bestand erhalten und ein<br />

moderater Ausbau ermöglicht wird.<br />

So ist nicht ohne Grund im Koalitionsvertrag zu lesen:<br />

„Die Bioenergie trägt zur Erreichung der Klimaziele im<br />

Energie- und Verkehrssektor bei.“ Gerade im Verkehrssektor<br />

eröffnen sich Chancen für Biogas, wenn Deutschland<br />

die Vorgaben auf EU-Ebene zügig in nationales<br />

Recht umsetzt. Nicht nur wegen der hohen Treibhausgaseinsparung<br />

wird dort Biomethan als fortschrittlicher<br />

Biokraftstoff gelistet. Die im Koalitionsvertrag verankerte<br />

Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote<br />

kann hier der Schritt in die richtige Richtung sein.<br />

Biogas vereint viele positive Aspekte auf sich. Neben<br />

dem Klimaschutz sieht der Koalitionsvertrag insbesondere<br />

die Chance, durch Biogas die Artenvielfalt in der<br />

Feldflur zu erhöhen. Der Einsatz von Blühpflanzen soll<br />

ausgeweitet werden. Dies kann gelingen, wenn die Rahmenbedingungen<br />

für den Landwirt entsprechend gestaltet<br />

werden. Nur was wirtschaftlich ist, wird langfristig<br />

umgesetzt werden können.<br />

Ein Schwerpunkt in diesem Heft ist vor diesem Hintergrund<br />

sehr gut gewählt. In vier Artikeln werden Ergebnisse<br />

aus der Forschung sowie Praxiserfahrungen zum<br />

Anbau der Durchwachsenen Silphie vorgestellt. Das ist<br />

nur der Auftakt! Wir wollen in diesem Jahr verstärkt die<br />

Landwirte unterstützen, neue Wege bei der Fruchtfolge<br />

zu gehen. Unter anderem soll die bekannte Homepage<br />

www.farbe-ins-feld.de komplett überarbeitet werden. Den<br />

Landwirten sollen wertvolle Anbauhinweise sowie Sonderkonditionen,<br />

beispielsweise beim Saatgutkauf, zur Verfügung<br />

gestellt werden. Gleichzeitig sollen für die breite<br />

Öffentlichkeit die vielfältigen Leistungen (Humusaufbau,<br />

Grundwasserschutz etc.) veranschaulicht werden.<br />

Biogas muss sich weiter positiv entwickeln. Das gilt<br />

nicht nur für den Anbau, sondern auch für die Nutzung<br />

der erzeugten Energie. Wir müssen noch stärker<br />

demonstrieren, welche Bedeutung wir als verlässlicher<br />

und flexibler Energieträger bei der Energiewende haben.<br />

Wir sind die „Bio-Batterie“, die Stromnetze stabil hält,<br />

Wärmeversorgung garantiert und auch im Verkehrssektor<br />

eine umweltfreundliche Bereicherung ist.<br />

CNG-Fahrzeuge auf der Basis von Biomethan sind heute<br />

schon eine perfekte Ergänzung zur E-Mobilität. Erfreulich<br />

ist, dass dies nun etliche Autohersteller erkannt<br />

haben – wohl auch wegen des Drucks der Abgasaffäre.<br />

„Vorsprung durch Technik“ lautet der Werbeslogan von<br />

einem der Hersteller, die auf CNG-Fahrzeuge setzen.<br />

„Fortschritt durch Technik“ könnte der Slogan für die<br />

Biogasbranche in den nächsten Jahren lauten. Die Branche<br />

entwickelt sich und ihre Stärken weiter, sodass die<br />

Politik nicht darauf verzichten kann, da auch die Öffentlichkeit<br />

von Biogas überzeugt ist.<br />

Deswegen ist es wichtig, bei Schadstoffemissionen<br />

nicht negativ aufzufallen. Wozu das führen kann, hat die<br />

Automobilbranche leidvoll erfahren müssen. Biogas ist<br />

mittlerweile ein bedeutender Teil der Energiewirtschaft<br />

geworden. Entsprechende Bedeutung haben die entstehenden<br />

Emissionen. Das Titelthema dieser Ausgabe<br />

greift diesen Aspekt auf und zeigt technische Möglichkeiten,<br />

neue Abgasgrenzwerte einzuhalten. Ganz nach<br />

dem Motto „Fortschritt durch Technik“.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Dr. Stefan Rauh,<br />

Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

3


Inhalt<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

24<br />

titelFoto: Energiepark Hahnennest i Fotos: Interkat, Michael Dickeduisberg, Fachverband Biogas e.V.<br />

Editorial<br />

3 Fortschritt durch Technik –<br />

umweltfreundliche Bio-Batterie!<br />

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer<br />

des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher<br />

10 Termine<br />

12 Biogas-Kids<br />

14 Biomethan – ein Kraftstoff<br />

mit Zukunft<br />

Von Thomas Gaul<br />

POLITIK<br />

18 „EU-Ministerrat hat die Bremserrolle<br />

übernommen“<br />

Von Bernward Janzing<br />

22 Interview<br />

„Mit dem Pilotprojekt Power-to-Feed<br />

wollen wir die Fruchtfolge erweitern“<br />

Interviewer: Bernward Janzing<br />

Titelthema<br />

Emissionsminderung<br />

24 Luftqualität im Fokus<br />

Von Alexander Fiedler<br />

28 Abgasreinigung bleibt ein<br />

heißes Thema<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

34 Hersteller arbeiten an<br />

sauberen BHKW<br />

Von Thomas Gaul<br />

Beilagenhinweis:<br />

Das Biogas Journal enthält Beilagen<br />

der Firmen 2G Energietechnik,<br />

agrikomp und greentec.<br />

4


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Inhalt<br />

TOP Thema<br />

40 96<br />

Durchwachsene<br />

Silphie<br />

40 Fast so gut wie Mais<br />

Von Ulrich Deuter und<br />

Dr. Maendy Fritz<br />

46 Lebensraum und Energiepflanze<br />

Von Michael Dickeduisberg<br />

50 Lange gesucht – erst die<br />

Silphie überzeugte<br />

Von Bernward Janzing<br />

53 Pflanze, die ökologisch punktet<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Martin Bensmann<br />

PRAXIS<br />

58 Biomassepreisvergleich<br />

Trotz hoher Erträge leicht<br />

steigende Preise<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

62 Innovationen zur Ertragssteigerung<br />

Von Dipl.-Geograph Martin Frey<br />

WISSENSCHAFT<br />

66 Wasseraufbereitung und Nährstoffgewinnung<br />

aus Gärprodukten<br />

Von M.Sc. Tobias Gienau und<br />

Prof. Dr.-Ing. Sandra Rosenberger<br />

72 Stromlangzeitspeicher mit<br />

Wasserstofftechnologie<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

INTERNATIONAL<br />

76 Interview<br />

Digitalisierung verstetigt<br />

Biogasproduktion<br />

Interviewer: Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Martin Bensmann<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

80 Komplexität des Themas Biogas<br />

wächst weiter<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

84 Aus den Regionalgruppen<br />

88 Aus den Regionalbüros<br />

92 Netzwerk Nachwachsende<br />

Rohstoffe startet in Sachsen<br />

Von Erik Ferchau und Jürgen Wellerdt<br />

94 Koalitionsvertrag<br />

Bioenergie soll helfen, Klimaziele<br />

zu erreichen<br />

Von Dr. Peter Röttgen (BEE)<br />

96 Wie der Hackl Schorsch zum<br />

Fachverband kam<br />

Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

RECHT<br />

97 Clearingstelle EEG I KWKG<br />

Votum zu Satelliten-BHKW veröffentlicht<br />

Von Isabella Baera<br />

98 Impressum<br />

5


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Bundesländervergleich<br />

Erneuerbare Energien: Baden-Württemberg neuer<br />

Spitzenreiter vor Mecklenburg-Vorpommern und Bayern<br />

Berlin/Stuttgart – Baden-Württemberg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Bayern sind im Bereich der Erneuerbaren<br />

Energien die führenden<br />

Bundesländer. Das ist das Ergebnis<br />

des Bundesländervergleichs, den<br />

das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW Berlin) und<br />

das Zentrum für Sonnenenergieund<br />

Wasserstoff-Forschung Baden-<br />

Württemberg (ZSW) im Auftrag von<br />

und in Kooperation mit der Agentur<br />

für Erneuerbare Energien (AEE)<br />

zum fünften Mal erstellt haben.<br />

Die Analyse bewertet auf Basis von<br />

59 Indikatoren detailliert die politischen<br />

Anstrengungen und Erfolge<br />

der Länder bei der Nutzung von<br />

Erneuerbaren Energien sowie beim<br />

damit verbundenen wirtschaftlichtechnischen<br />

Wandel. Am Ende der<br />

Rangliste stehen Hessen, Berlin und<br />

das Saarland. Die Bundesländer sind<br />

wichtige Akteure der Energiewende.<br />

Sie setzen nicht nur die Energieziele<br />

von Bund und EU mit dem konkreten<br />

Ausbau vor Ort um, sondern sie<br />

können durch eigene Ziele, Schwerpunkte<br />

und Programme sowie die<br />

Ausgestaltung von Rahmenbedingungen<br />

den Fortgang der Energiewende<br />

entscheidend voranbringen<br />

oder auch bremsen.<br />

„Mit dem inzwischen zum fünften<br />

Mal durchgeführten Bundesländervergleich<br />

Erneuerbare Energien<br />

können wir die Energiewende-<br />

Entwicklungen auf der föderalen<br />

Ebene vergleichbar machen und so<br />

bewerten, wer besonders erfolgreich agiert<br />

und wo es noch Optimierungspotenzial<br />

gibt”, erläutert Prof. Dr. Claudia Kemfert,<br />

Abteilungsleiterin Energie, Verkehr, Umwelt<br />

beim DIW Berlin. „Die Studie zeigt<br />

bei vielen Indikatoren neue Höchststände,<br />

etwa hinsichtlich der Anteile an Erneuerbaren<br />

Energien in den Bundesländern, und<br />

einen fortschreitenden Ausbau bei den<br />

verschiedenen Technologien. Generell sind<br />

die meisten Länder auf dem richtigen Weg,<br />

auch wenn es Unterschiede beim Entwicklungstempo<br />

gibt“, so Kemfert weiter. Die<br />

meisten Punkte im aktuellen Gesamtranking<br />

erhält Baden-Württemberg, das damit<br />

erstmals die Spitzenposition erreicht. Den<br />

zweiten Platz kann Mecklenburg-Vorpommern<br />

für sich verbuchen. Beide Länder verbessern<br />

sich damit um eine Position gegenüber<br />

dem letzten Ranking von 2014. Der<br />

letztmalige Spitzenreiter Bayern erreicht<br />

die dritthöchste Gesamtpunktzahl.<br />

Prof. Dr. Frithjof Staiß, Geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied des ZSW, kommentiert<br />

die Ergebnisse: „Die Vielfalt an Indikatoren<br />

erlaubt eine detaillierte Einordnung<br />

der Stärken und Schwächen jedes Bundeslandes.<br />

Allein die drei Spitzenreiter<br />

unterscheiden sich hier deutlich: Baden-<br />

Württemberg punktet vor allem mit seinem<br />

politischen Input zur Nutzung Erneuerbarer<br />

Energien, Mecklenburg-Vorpommern ist<br />

im Bereich Strukturwandel stark und Bayern<br />

weist weiterhin hohe Ausbaustände bei<br />

den Erneuerbaren auf. Allerdings ist weder<br />

beim Schlusslicht Saarland alles schlecht,<br />

6


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

noch ist Baden-Württemberg in allen Bereichen<br />

Vorreiter und könnte nun die Hände<br />

in den Schoß legen“, so Staiß weiter. „Dort<br />

gibt es beispielsweise Verbesserungspotenzial<br />

bei der wirtschaftlichen Bedeutung der<br />

Erneuerbaren Energien. In diesem Bereich<br />

kann hingegen das letztplatzierte Saarland<br />

zumindest bei der Entwicklung der Umsätze<br />

mit Erneuerbaren-Technologien punkten.“<br />

Während bei den meisten Einzelindikatoren<br />

für alle Länder Fortschritte zu verzeichnen<br />

sind, gibt es an verschiedenen Stellen<br />

in einzelnen Ländern aber auch Rückwärtsentwicklungen,<br />

etwa beim Erneuerbaren-Anteil<br />

an der Fernwärme oder bei der<br />

Entwicklung energiebedingter CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Philipp Vohrer, AEE-Geschäftsführer,<br />

kommentiert: „Auch dort, wo erfreuliche<br />

Werte konstatiert werden können, ist die<br />

Systemtransformation noch lange nicht geschafft.<br />

Die Studie zeigt deutlich auf, wo<br />

es zu Fehlentwicklungen kommt und wo<br />

noch dringender Handlungsbedarf besteht.<br />

Es gibt überall noch Verbesserungspotenzial<br />

– hier kann man sich jeweils bei den<br />

Ländern, die in den einzelnen Punkten besser<br />

abgeschnitten haben, noch etwas abschauen.<br />

Für die erfolgreiche Realisierung<br />

der Energiewende und insbesondere das<br />

Erreichen der Klimaziele braucht es weitere<br />

Anstrengungen, auch und gerade in den<br />

Bundesländern.”<br />

Bürgerenergie bleibt Schlüssel für<br />

erfolgreiche Energiewende<br />

Berlin – Für eine erfolgreiche Energiewende in<br />

Deutschland spielen die Bürgerinnen und Bürger<br />

als Energieproduzenten eine Schlüsselrolle. Wie<br />

aus einer neuen Studie des Instituts trend:research<br />

hervorgeht, sind Privatpersonen weiterhin die mit<br />

Abstand wichtigsten Investoren für Erneuerbare-<br />

Energien-Anlagen. Ihnen gehört in Deutschland<br />

knapp ein Drittel der installierten Leistung zur<br />

regenerativen Stromproduktion. Damit liegen sie<br />

weit vor Energieversorgern, Projektierern, Gewerbebetrieben,<br />

Fonds und Banken. „Bürgerengagement<br />

bleibt ein entscheidender Erfolgsfaktor für den weiteren<br />

erfolgreichen Ausbau der Erneuerbaren Energien“,<br />

betont der Geschäftsführer der Agentur für<br />

Erneuerbare Energien (AEE) Philipp Vohrer.<br />

Sowohl Energie-Genossenschaften als auch Bürgerwindparks,<br />

die als Verbund gemeinsam Erneuerbare-Energien-Projekte<br />

verwirklichen, werden<br />

in der trend:research-Studie ebenso zur Kategorie<br />

der Privatleute gezählt wie Einzelpersonen, die zum<br />

Beispiel in eine Photovoltaikanlage investieren.<br />

Zusammen bringen es die Privatleute und Landwirte<br />

auf einen Anteil von 42 Prozent am Eigentum<br />

Erneuerbarer-Energien-Anlagen in Deutschland.<br />

Ihr Anteil ist damit gegenüber der Vorgänger-Erhebung,<br />

die das Jahr 2012 erfasste, insgesamt um<br />

vier Prozentpunkte gesunken. Zur Entwicklung der<br />

vergangenen Jahre gehört auch, dass sich der Anteil<br />

größerer Unternehmen an der installierten Leistung<br />

Erneuerbarer Energien erhöht hat. „Die große Vielfalt<br />

der Akteure ist zu begrüßen. Dennoch darf nicht<br />

vergessen werden: Die Basis für Akzeptanz und Engagement<br />

beim Ausbau Erneuerbarer Energien steht<br />

und fällt mit Beteiligungs- und Investitionsmöglichkeiten<br />

der Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Vohrer.<br />

Überdurchschnittlich ist der Anteil der Bürgerenergie<br />

bei Solar- und Windenergie. Privatleute und<br />

Landwirte bringen es bei der Windenergie an Land<br />

auf einen Anteil von 41 Prozent. Beim Solarstrom<br />

vereinen sie sogar 49 Prozent der installierten Leistung<br />

in ihren Händen. In beiden Sparten ist der Anteil<br />

der Bürgerenergie allerdings gesunken. So fiel<br />

der Anteil der Privatpersonen und Landwirte an der<br />

installierten Leistung von Windenergieanlagen an<br />

Land 2016 gegenüber 2012 um 9 Prozentpunkte.<br />

Hingegen legte der Anteil der Energieversorger in<br />

diesem Segment um 3,6 Prozentpunkte auf insgesamt<br />

14,3 Prozent zu. Die Gewerbebetriebe verdoppelten<br />

ihren Anteil auf mehr als 6 Prozent.<br />

„Die Entwicklung zeigt die wachsende Attraktivität<br />

des Zukunftfelds Erneuerbare Energien für institutionelle<br />

Investoren. Getreu dem Motto ‚Eigentum<br />

verpflichtet‘ sollte es den Investoren aber unbedingt<br />

auch um eine hohe Akzeptanz ihrer Projekte gehen.<br />

Unsere Erfahrung zeigt: Nur durch die Teilhabe der<br />

Bevölkerung erhalten Erneuerbare Energien die notwendige<br />

Unterstützung vor Ort. Diese Unterstützung<br />

ist für den weiteren dynamischen Ausbau Erneuerbarer<br />

Energien in Deutschland essenziell“, betont<br />

AEE-Geschäftsführer Vohrer.<br />

WINGAS liefert Biogas an Spedition Zippel<br />

Essen/Kassel – Die neuen gasbetriebenen Lastkraftwagen<br />

der Hamburger Spedition Konrad Zippel<br />

fahren künftig mit Biogas, das von WINGAS<br />

geliefert wird. Mit dem Biogas will die Zippel<br />

Group ihre Transporte in das BMW-Werk<br />

Leipzig künftig CO 2<br />

-neutral halten. Die<br />

Abrechnung erfolgt erstmalig über die DKV-<br />

CNG-Tankkarte (Compressed Natural Gas)<br />

der Gazprom NGV Europe.<br />

Die neuen CNG Scania Trucks ersetzen einen<br />

Teil der alten Diesel-Flotte, um künftig Emissionen<br />

einzusparen. Die Trucks liefern Automotive-Teile<br />

in das BMW-Werk nach Leipzig. Die<br />

Verwendung der Tankkarte ermöglicht der Zippel<br />

Group, ihren Verwaltungsaufwand deutlich<br />

zu senken, da Kosten und Betankungen nun<br />

monatlich detailliert aufgearbeitet werden.<br />

„Wir können damit die Attraktivität von Intermodalen<br />

Transporten für einen Kunden<br />

wie BMW deutlich erhöhen und den CO 2<br />

-Ausstoß in<br />

der Well-to-Wheel Betrachtung um bis zu 90 Prozent<br />

Uwe Johann (rechts), Geschäftsführer der Gazprom NGV Europe, überreicht<br />

die Tankkarte an Axel Kröger (Bildmitte), dem geschäftsführenden<br />

Gesellschafter der Zippel Group. Rechts im Bild: Björn Tiemann,<br />

Leiter Business Development und CNG-Experte der Zippel Group.<br />

senken“, sagt Axel Kroeger, geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Zippel Group. Damit erreicht das Unternehmen<br />

CO 2<br />

-Einsparungen von umgerechnet rund<br />

420 Tonnen pro Jahr. Ein weiterer positiver Faktor sei<br />

die Lärmreduzierung. Denn CNG-Motoren sind<br />

laut der Deutschen Energie Agentur (dena) 5<br />

bis 10 Dezibel leiser als Dieselaggregate. „Wir<br />

sehen bei der Erdgasmobilität langfristig ein<br />

hohes Potenzial, um Emissionen im Straßenverkehr<br />

deutlich zu reduzieren. Durch Beimischung<br />

von Biogas werden gasbetriebene<br />

Fahrzeuge noch umweltfreundlicher“, erklärt<br />

Uwe Johann, Geschäftsführer der Gazprom<br />

NGV Europe. Im Vergleich zu Benzin verursachen<br />

mit Biogas betankte Fahrzeuge 97 Prozent<br />

weniger CO 2<br />

. Stickoxide und Feinstaub<br />

werden um rund 80 Prozent reduziert. Im Rahmen<br />

ihrer langfristigen Kooperation stellen<br />

WINGAS und ihre Konzernschwester Gazprom<br />

NGV Europe sicher, dass es sich bilanziell um<br />

Biomethan handelt.<br />

7


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Bücher<br />

Atlas of the Energiewende<br />

The Energy Transition in Germany<br />

Die Energielandschaft<br />

in Deutschland erlebt<br />

derzeit einen grundlegenden<br />

Wandel: Sonne,<br />

Wind, Biomasse<br />

und Co. werden für die<br />

Erzeugung von Strom<br />

und Wärme sowie im<br />

Verkehr eingesetzt.<br />

Der Ausbau der Netze, die Erweiterung der<br />

Speicherkapazitäten und eine permanente<br />

Effizienzsteigerung bestimmen die Energielandschaft.<br />

Wie diese im Jahr 2030<br />

aussehen könnte und wo man bereits einen<br />

Blick in die Zukunft werfen kann, zeigt<br />

der reich bebilderte Atlas zu Deutschlands<br />

Energiewende-Potenzialen – jetzt auch auf<br />

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zur Einführung einer wasserrechtlichen<br />

Genehmigung für Behandlungsanlagen für<br />

Deponiesickerwasser vom 18.7.2017, das<br />

Gesetz zur Anpassung des Umwelt-RechtsbehelfsG<br />

und anderer Vorschriften an europa-<br />

und völkerrechtliche Vorgaben vom<br />

29.5.2017 und das Gesetz zur Umsetzung<br />

der RL 2012/18/EU zur Beherrschung der<br />

Gefahren schwerer Unfälle mit gefährlichen<br />

Stoffen vom 30.11.2016.<br />

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Strom, Derivaten und<br />

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rechtlichen<br />

und wirtschaftlichen<br />

Blickwinkeln dar.<br />

Grafiken, Schaubilder<br />

und Handlungsanleitungen<br />

veranschaulichen die komplexe<br />

Materie. Inhaltliche Schwerpunkte bilden<br />

die Regelungsaktivitäten der EU zum Energiegroßhandel<br />

sowie EU-Vorschriften der<br />

MiFID II, MiFIR, CRD IV, EMIR, REMIT und<br />

deren deutsche Umsetzungsvorschriften.<br />

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Mineralölkonzerne, Strom- und Gasproduzenten,<br />

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Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 20. Jahrgang<br />

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verschiedene Verfahren zur Reinigung des verschmutzten Niederschlagswassers vorgestellt.<br />

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8


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

termine<br />

12. bis 14. März<br />

Abfallvergärungstag und GGG-Fachseminar<br />

Eltville am Rhein<br />

www.biogas.org<br />

13. März<br />

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Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und<br />

Chemie“<br />

Straubing<br />

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15. bis 18. März<br />

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Husum<br />

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Mit Beteiligung des Fachverbandes Biogas<br />

22. bis 23. März<br />

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in Halle A4 Stand 415/514 während der IFAT <strong>2018</strong> vom 14. bis<br />

18. Mai in München. Mit über 3.100 Ausstellern und 135.000 Besuchern ist die<br />

IFAT die Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft und<br />

somit immer interessanter für alle Themen rund um die Abfallvergärung weltweit.<br />

Neben dem Fachverband sind folgende<br />

Mitgliedsfirmen auf dem Gemeinschaftsstand<br />

vertreten:<br />

BAUR Folien GmbH,<br />

Friedmann Mikronährstoffe GmbH,<br />

Pfister Waagen Bilanciai GmbH,<br />

Hermann Sewerin GmbH,<br />

UGN-Umwelttechnik GmbH.<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

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Wie können Abfall- und Recyclingprozesse effizient umgesetzt werden?<br />

Und wie lassen sich die Herausforderungen im Winter und bei der Straßenreinigung innovativ bewältigen?<br />

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präsentieren Strategien und Konzepte für die Herausforderungen der Zukunft.<br />

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und Innovationen.<br />

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11


Aktuelles<br />

BIOGAS-KIDS<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Konkurrenz vom Acker<br />

Noch ist der Mais die wichtigste<br />

Energiepflanze vom Acker, wenn<br />

es um die Produktion von Biogas<br />

geht. Doch ihm erwächst mehr und<br />

mehr eine ernsthafte Konkurrenz.<br />

„Durchwachsene Silphie“ heißt sie –<br />

ein geheimnisvoller Name dieser<br />

Pflanze, die eigentlich aus Nordamerika<br />

stammt, die sich aber auch in unseren Regionen<br />

sehr wohl fühlt. Für Biogaserzeuger ist die Silphie<br />

schon mehr als nur ein Geheimtipp. Denn durch ihre<br />

Ertragsstärke auf dem Acker ist sie dem Mais wie<br />

bei der Biogas- und Methanausbeute nahezu ebenbürtig.<br />

Das liegt unter anderem an der gewaltigen<br />

Wuchshöhe bis zu 3,50 Meter. Wie beim Mais wird<br />

die ganze Pflanze geerntet und zu Silage verarbeitet.<br />

Dass die Silphie bisher noch nicht stärker Eingang gefunden<br />

hat in die Fruchtfolgen unserer Regionen, lag<br />

bisher an Problemen bei der Aussaat und der Tatsache,<br />

dass die Silphie erst im zweiten Jahr geerntet werden<br />

kann. Jetzt wunderst du dich vielleicht, weil Ackerpflanzen<br />

in der Regel einjährig angebaut werden. Genau<br />

das ist aber ein Riesenvorteil der mehrjährigen<br />

Silphie, die – einmal auf dem Acker – über viele weitere<br />

Jahre geerntet werden kann. Somit bedecken die<br />

Pflanzen das ganze Jahr über den Boden und bieten<br />

Die Uhr tickt<br />

Biogas ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.<br />

Das weißt du natürlich schon längst. Aber manchmal<br />

sind gerade Zahlen hilfreich, um Worte besser<br />

zu erklären und zu verstehen. Der Fachverband<br />

Biogas e. V. hat deshalb eine Klima-Uhr auf seiner<br />

Homepage installiert (www.biogas.org). Die zeigt<br />

anhand einer fortlaufenden Zahl eindrucksvoll, wie<br />

viel klimaschädliches CO ² durch den Betrieb von<br />

Biogasanlagen vermieden wird – und das schon<br />

seit dem Jahr 1992. Schau dir mal diese Riesenzahl<br />

an! Und noch ein weiterer Vergleich ist überzeugend:<br />

Pro Jahr vermeiden die rund 9.000 deutschen<br />

Biogasanlagen etwa 19 Millionen Tonnen CO ² . Das<br />

entspricht der CO ² -Erzeugung von 1,6 Millionen<br />

Menschen (schließlich enthält die von uns ausgeatmete<br />

Luft auch CO ² ). Das heißt, Biogasanlagen<br />

neutralisieren fast die Emissionen der Einwohner<br />

von Deutschlands zweitgrößter Stadt Hamburg.<br />

N. L. Chrestensen<br />

Schutz vor Erosion. Und das Bild lässt ahnen, welchen<br />

weiteren ökologischen Nutzen die Silphie bietet: Durch<br />

ihre gelbe Blütenpracht, die sie ab Anfang Juli entfaltet,<br />

ist sie eine hoch willkommene Nahrungsquelle und<br />

wunderschöne Bienenweide. 150 kg Honig kann die<br />

Silphie pro Hektar liefern. Dazu passt, dass die Silphie<br />

ab dem zweiten Jahr keine Herbizide mehr benötigt.<br />

Weder Hitze noch Kälte können der Pflanze viel anhaben.<br />

Sie wurzelt bis zu zwei Meter tief und erschließt<br />

Wasserquellen, so dass auch Trockenperioden ihr nichts<br />

anhaben. Also dann: mehr Silphie auf die Äcker!<br />

Welttag der Meteorologie<br />

Der 23. März ist<br />

weltweit der<br />

Internationale Tag<br />

der Meteorologie.<br />

An diesem<br />

Tag macht die<br />

Weltorganisation der<br />

Wetterforscher auf ihre<br />

Arbeit aufmerksam. Die<br />

sogenannte „World Meteorological<br />

Organization“ wurde am<br />

23. März 1950 gegründet. Wetterprognosen<br />

sind heutzutage sehr<br />

wichtig und haben schon große<br />

Fortschritte gemacht. Nicht<br />

nur die Landwirtschaft ist sehr<br />

wetterabhängig. Mit richtigen Wetterprognosen<br />

können insbesondere bei extremen Wetterlagen<br />

Menschenleben und ihr Hab und Gut besser geschützt werden.<br />

Vor 25 Jahren konnte das Wetter erst zwei Tage im voraus<br />

bestimmt werden – heute stimmt die Vorhersage meist schon<br />

für die nächsten fünf bis acht Tage.<br />

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Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Biomethan – ein Kraftstoff<br />

mit Zukunft<br />

Auf dem Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“ am 22. und 23. Januar in Berlin gab es in<br />

diesem Jahr intensive Diskussionen über die Zukunft der Biokraftstoffe. Denn gerade<br />

in der Woche zuvor hatte das Europäische Parlament seine Position zur Neufassung der<br />

Erneuerbare-Energien-Richtlinie veröffentlicht. Für Kritik sorgt insbesondere die vorgesehene<br />

Absenkung des Absatzes von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse. Das würde das<br />

weitgehende „Aus“ für Biokraftstoffe der ersten Generation, wie aus Raps hergestelltem<br />

Biodiesel, bedeuten. Für Biomethan sehen die Perspektiven besser aus.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Walter Casazza von den<br />

Stadtwerken Augsburg<br />

lobte das Emissionsverhalten<br />

der mit<br />

Biomethan betriebenen<br />

Busse. Zudem lägen<br />

die Betriebskosten von<br />

gasbetriebenen Bussen<br />

unter denen von<br />

Dieselfahrzeugen.<br />

Eigentlich sind die Biokraftstoffe ein Opfer ihres<br />

eigenen Erfolges geworden. Der Grund ist<br />

die in Deutschland im Jahr 2015 eingeführte<br />

Treibhausgasminderungsquote und die stetige<br />

Verbesserung der Treibhausgasbilanz<br />

der Biokraftstoffe. So betrug im Jahr 2016 die durchschnittliche<br />

Treibhausgaseinsparung durch Biokraftstoffe<br />

77 Prozent im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen.<br />

Das ist gegenüber 2015 ein<br />

Plus von 7 Prozentpunkten.<br />

Durch den Einsatz von Biokraftstoffen<br />

wurden somit<br />

7,3 Millionen (Mio.) Tonnen<br />

CO 2<br />

-Äquivalent im Jahr<br />

2016 vermieden.<br />

Durch diese Effizienzsteigerung<br />

werden jedoch<br />

weniger Biokraftstoffe benötigt.<br />

Mit Biokraftstoffen<br />

könnten zudem schnell die<br />

CO 2<br />

-Emissionen im Verkehrssektor<br />

gesenkt werden,<br />

da sie in vorhandenen<br />

Fahrzeugen eingesetzt werden<br />

können und keine neue<br />

Infrastruktur aufgebaut werden muss. Mit Biomethan<br />

ließen sich die Klimaziele im Verkehr erreichen, denn<br />

es gibt attraktive Fahrzeuge mit großer Reichweite und<br />

ein gutes Tankstellennetz.<br />

Fotos: Thomas Gaul<br />

Durch die Mehrfachanrechnung<br />

droht Gefahr<br />

Doch wenn durch gesetzgeberische Maßnahmen der<br />

Anteil der Biokraftstoffe sinkt, würde im Umkehrschluss<br />

der Anteil fossiler Kraftstoffe wieder wachsen,<br />

denn 270 Mio. Fahrzeuge in der EU müssen mit Kraftstoffen<br />

versorgt werden. Artur Auernhammer, Vorsitzender<br />

des Bundesverbandes Bioenergie e.V. (BBE),<br />

forderte auf der Kongress-Pressekonferenz: „Der erst<br />

2015 beschlossene Kompromiss eines Anteils von 7<br />

Prozent für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse muss<br />

daher zumindest bis 2030 beibehalten werden. Die<br />

kostengünstigste Alternative zu fossilen Kraftstoffen<br />

sind Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse.“<br />

Dem Beschluss zur Neufassung der Erneuerbaren-<br />

Energien-Richtlinie (REDII) zufolge muss der Anteil<br />

Erneuerbarer Energien im Verkehrssektor im Jahr<br />

2030 mindestens 12 Prozent betragen, wobei Biokraftstoffe<br />

aus Rest- und Abfallstoffen 10 Prozent erbringen<br />

sollen. Problematisch dürfte auch die Mehrfachanrechnung<br />

sein: So wird der Strom für E-Fahrzeuge<br />

fünffach auf die Erneuerbaren-Quote angerechnet.<br />

Dietrich Klein, Geschäftsführer des Bundesverbandes<br />

der deutschen Bioethanolwirtschaft e.V. erläutert das<br />

Prinzip: „Für jede Kilowattstunde, die die Post in ihren<br />

Elektrotransportern einsetzt, könnte sie ein Zertifikat<br />

über 5 Kilowattstunden an die Mineralölindustrie verkaufen,<br />

die damit ihren Absatz an fossilem Benzin und<br />

Diesel sichern kann.“<br />

Zudem kann sich auch die Mineralölindustrie nun<br />

Emissionsminderungen bei der Kraftstoffproduktion<br />

auf die Quote anrechnen lassen. Für die Ölraffinerien<br />

ist das Einsparpotenzial groß, denn die methanhaltigen<br />

Begleitgase werden bislang noch meist abgefackelt<br />

oder direkt in die Atmosphäre entlassen. Ab<br />

2020 sollen auf diese Emissionsminderungen 1,2 Prozent<br />

entfallen, ohne dass dafür Nachhaltigkeitszertifikate<br />

oder dergleichen vorgelegt werden.<br />

Die neue Bundesregierung sollte nach den Vorstellungen<br />

der Biokraftstoffwirtschaft die Treibhausgasminderungsquote<br />

anheben, so Artur Auernhammer:<br />

„Sie sollte daher in <strong>2018</strong> beginnend bis 2030 sukzessive<br />

auf 16 Prozent angehoben werden, um den<br />

vom Ministerrat vorgeschlagenen EU-Mindestanteil<br />

von 14 Prozent Erneuerbareren Energien im Verkehr<br />

zu erreichen.“<br />

14


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

Abkehr von fossilen Kraftstoffen notwendig<br />

Mit 560 Teilnehmern aus dem In- und Ausland war der<br />

Kongress besser als in den Vorjahren besucht. Deutlich<br />

wurde, dass es wenig sinnvoll ist, allein auf die<br />

Elektromobilität zu setzen, wenn es um die notwendige<br />

„Dekarbonisierung“, also die Abkehr von fossilen Kraftstoffen,<br />

im Verkehrssektor geht. Bei einem jährlichen<br />

CO 2<br />

-Ausstoß in Deutschland von 163 Mio. Tonnen geht<br />

es auch schon gar nicht mehr um das „Ob“, sondern<br />

vielmehr um das „Wie“, weil der Klimaschutz auch eine<br />

Herausforderung für die Landwirtschaft darstellt.<br />

Auernhammer zufolge haben sich im EU-Parlament nun<br />

„diejenigen Kräfte durchgesetzt, die der umstrittenen<br />

iLUC-Theorie folgen“, beklagte der BBE-Vorsitzende.<br />

Bei dieser seit mehreren Jahren geführten Diskussion<br />

geht es darum, dass für den Anbau von Biomasseflächen<br />

Flächen für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion<br />

in Anspruch genommen werden, für die dann<br />

wieder auf bislang nicht genutzte schützenswerte Flächen<br />

ausgewichen werden muss.<br />

Für Europa lassen sich solche Effekte aber wissenschaftlich<br />

stichhaltig nicht nachweisen. Für die<br />

vorzulegenden detaillierten Nachweise der Nachhaltigkeitsverordnung<br />

ist das für Deutschland auch<br />

auszuschließen. Dass die „ideologische Debatte“ seit<br />

nunmehr 20 Jahren geführt wird, räumte auch Bas<br />

Eickhout ein, Mitglied des Umweltausschusses im<br />

Europäischen Parlament. Mit Blick auf die unterstellten<br />

Landnutzungsänderungen seien jedoch nicht alle<br />

Biokraftstoffe „gleich gut“. Nicht nachhaltige Biokraftstoffe<br />

müssten vom Markt verschwinden.<br />

Biomethan stärker nutzen<br />

Aus Sicht des Umweltverbandes WWF Deutschland<br />

gelte es, das begrenzte Potenzial an Anbaubiomasse<br />

optimal zu nutzen. Die Anbaubiomasse werde zumindest<br />

im motorisierten Individualverkehr als Alternative<br />

zu flüssigen Kraftstoffen wegfallen, meinte Michael<br />

Schäfer vom WWF Deutschland. Sie sollte als Energieträger<br />

nur dort eingesetzt werden, wo es noch keine<br />

Alternative zu flüssigen Kraftstoffen gibt, beispielsweise<br />

in der Luftfahrt. Langfristig sollten nachhaltige Anbaukonzepte<br />

entwickelt werden, indem Biomasse von<br />

Blühflächen, extensivem Grünland und Untersaaten<br />

genutzt wird. Schäfer plädierte dafür, Biomethan vorübergehend<br />

stärker im motorisierten Individualverkehr<br />

zu nutzen.<br />

Um die Chancen von Biomethan und um das Marktpotenzial<br />

ging es in zwei Foren am Dienstag. Auf die Potenziale<br />

von Biomethan im Verkehrssektor in Deutschland<br />

ging Frank Bonaldo aus dem Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie (BMWi) ein. Das nationale<br />

Biomassepotenzial beträgt seinen Ausführungen zufolge<br />

1.000 Petajoule (PJ) im Jahr, davon sind mindestens<br />

300 PJ im Jahr Biomethan. Ein Biogas-Pkw mit<br />

einer jährlichen Fahrleistung von 14.000 Kilometern<br />

verbraucht in diesem Zeitraum 30 Gigajoule (GJ).<br />

Insgesamt ließen sich also 16,7 Mio. Pkw mit reinem<br />

Biomethan betreiben, rechnete Bonaldo vor. „Ein Erdgasmotor<br />

ist heute schon nicht teurer als ein Diesel“,<br />

sagte Bonaldo, „im Laufe der Zeit wird der Diesel sogar<br />

teurer werden.“ Entscheiden sollte ohnehin weniger<br />

die Antriebsart als vielmehr die CO 2<br />

-Einsparung. „Ein<br />

großer Hebel ist das Steuer- und Abgabensystem“ – das<br />

allerdings umgestaltet werden<br />

müsste, um über den<br />

Preis den CO 2<br />

-Ausstoß im<br />

Verkehr zu reduzieren.<br />

Dass die Anreize für einen<br />

stärkeren Biomethan-Einsatz<br />

im Verkehrssektor fehlen,<br />

konstatierte auch Marcel<br />

Leue, Consultant bei<br />

Arcanum Energy. Insbesondere<br />

die 38. BImSchV türme<br />

dagegen neue Hürden<br />

auf. „Dabei hat Biomethan<br />

aus Abfall- und Reststoffen<br />

ein hohes Treibhausgas-<br />

Minderungspotenzial von<br />

70 bis 80 Prozent.“ Im<br />

vergangenen Jahr wurden<br />

seinen Angaben zufolge 1,5 Terawattstunen (TWh)<br />

Biomethan aus Rest- und Abfallstoffen, dagegen 7,9<br />

TWh Biomethan aus NawaRo produziert. Rund 400 Gigawattstunden<br />

(GWh) Biomethan wurden in 2017 als<br />

Kraftstoff abgesetzt.<br />

Es gibt genügend Beispiele für den erfolgreichen<br />

Einsatz von Biomethan. Vorreiter war in zahlreichen<br />

Städten der öffentliche Nahverkehr. Dr. Walter Casazza<br />

stellte auf dem Kongress das Engagement der Stadtwerke<br />

Augsburg (SWA) auf diesem Gebiet vor. Bereits<br />

seit 1995 fahren in der Fuggerstadt Erdgasbusse,<br />

2011 erfolgte ihre Umstellung auf reines Bio-CNG.<br />

Zum Angebot der SWA gehört auch eine Carsharing-<br />

Flotte mit Biomethanantrieb. Die Gas-Infrastruktur<br />

zum Betanken der Fahrzeuge können insgesamt 1.600<br />

Fahrzeuge nutzen. Das Biomethan wird von der Verbio<br />

AG bezogen. Rund 400 Tonnen (t) „bilanzielles“ Biomethan<br />

werden im Jahr geliefert. In das örtliche Gasnetz<br />

wird Biomethan der Abfall-Verwertung Augsburg<br />

(AVA) eingespeist.<br />

Vor dem Hintergrund der Diskussionen über die städtische<br />

Stickoxid-Belastung lobte Walter Casazza das<br />

Emissionsverhalten der mit Biomethan betriebenen<br />

Busse: „Bezogen auf die NO X<br />

-Emissionen gibt es nichts<br />

Besseres.“ Die städtische Busflotte trägt durch ihren<br />

umweltfreundlichen Antrieb zu einer CO 2<br />

-Einsparung<br />

von 7.300 t im Jahr bei. „Biogas ist für uns ein wichtiger<br />

Imageträger“, betonte Casazza. Der emissionsfreie,<br />

umweltfreundliche Antrieb wird auf den Außenseiten<br />

der Fahrzeuge auch offensiv beworben.<br />

Ein Erdgasbus ist nach Angaben Casazzas rund 45.000<br />

Euro teurer als ein Bus mit Dieselmotor. Durch den<br />

Frank Hofmann sagte,<br />

dass es in den sich<br />

entwickelnden Ländern<br />

eine ganz andere Motivation<br />

gibt, Biogasanlagen<br />

zu betreiben.<br />

Vorrangig gehe es um<br />

eine Verbesserung der<br />

Luftqualität und das<br />

Vermeiden von Treibhausgas-Emissionen.<br />

15


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Konzeptstudie: Der<br />

Traktorenhersteller<br />

New Holland zeigte auf<br />

der letztjährigen Agritechnica<br />

in Hannover<br />

ein neuartiges Modell<br />

eines CNG-betriebenen<br />

Schleppers. Die<br />

Gastanks befinden<br />

sich nicht mehr in<br />

den Kabinenholmen,<br />

sondern komplett unter<br />

der Kabine.<br />

Freistaat Bayern gibt es eine Förderung von 10.000<br />

Euro. Bei den Betriebskosten werden gegenüber Diesel<br />

5.000 Euro im Jahr gespart. Casazza ist sich sicher,<br />

dass wir mit Biomethan „auch die nächsten 10 Jahre<br />

die Nase vorn haben“.<br />

Ein Blick über Grenzen<br />

Jeppe Bjerg, Präsident des im September 2017 gegründeten<br />

European Renewables Gas Registry, richtete<br />

den Blick nach Dänemark. Hier wurden in den letzten<br />

vier Jahren 27 neue Biomethan-Einspeiseanlagen gebaut.<br />

Damit konnten im vergangenen Jahr 6 Prozent<br />

des dänischen Gasbedarfes gedeckt werden. Bis Ende<br />

<strong>2018</strong> sollen es 8 bis 10 Prozent sein.<br />

Weiter voran ging es mit Biomethan auch in den Niederlanden,<br />

wie Pelle Schlichting von Orange Gas<br />

schilderte. Im Nachbarland wurden seit 2015 zwei<br />

Biomethan-Aufbereitungsanlagen gebaut und es existieren<br />

Pläne für zehn weitere. „Der niederländische<br />

Markt unterscheidet sich stark vom deutschen“, führte<br />

Schlichting aus. So sind hier mehr Taxis, Postautos und<br />

Müllwagen mit Biomethan unterwegs.<br />

Alleine die Post hat 400 Lieferfahrzeuge, die durch<br />

Vans mit CNG-Antrieb ersetzt werden. Die CO 2<br />

-armen<br />

Fahrzeuge werden durch das niederländische Steuersystem<br />

begünstigt. „Wichtig ist eine gute öffentlich<br />

zugängliche Infrastruktur zum Tanken“, betonte<br />

Schlichting. Hierzulande ist Orange Gas durch die<br />

Übernahme der Gazu-Stationen vertreten.<br />

Die Diskriminierung von Biomethan als Kraftstoff beklagte<br />

Zoltan Elek, Geschäftsführer der Landwärme<br />

GmbH in München. So sei seit 2012 der Einsatz tierischer<br />

Fette zur Biomethanproduktion für Kraftstoffe<br />

ausgeschlossen, was faktisch zu einem „veganen“ Biomethan<br />

führe. Nur drei Standardwerte für Biomethan<br />

führten dazu, dass für jeden Einsatzstoff individuelle<br />

Berechnungen des Treibhausgas-Minderungswertes<br />

vorgenommen werden müssten. Schwierigkeiten beim<br />

grenzüberschreitenden Handel mit Biomethan behindern<br />

Importe.<br />

Die internationale Perspektive nahm Frank Hofmann<br />

vom Fachverband Biogas e.V. ein, der den Blick auf die<br />

weltweite Mobilität mit Biomethan richtete. Seinen Angaben<br />

zufolge gibt es 600 Biomethan-Aufbereitungsanlagen<br />

weltweit. Global betrachtet werden 10 Prozent<br />

des Biomethans im Transportsektor eingesetzt. Dabei<br />

gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern, so<br />

Hofmann: „Während in Schweden 88 Prozent des Biomethans<br />

als Kraftstoff eingesetzt werden, sind es in<br />

Deutschland nur 4 Prozent.<br />

Hofmann verwies darauf, dass es in den sich entwickelnden<br />

Ländern eine ganz andere Motivation gibt,<br />

Biogasanlagen zu betreiben. Vorrangig geht es um eine<br />

Verbesserung der Luftqualität und das Vermeiden von<br />

Treibhausgas-Emissionen. Deshalb werden beispielsweise<br />

Abwasserbecken bei der Palmölgewinnung abgedeckt<br />

und zur Biogasproduktion genutzt. Im chinesischen<br />

Fünfjahresplan ist eine Biomethanproduktion<br />

von 8 Billionen Kubikmetern vorgesehen. Das Biomethan<br />

wird dort in Tankfahrzeugen zu den Tankstellen<br />

gebracht.<br />

Biomethan bietet auch eine Chance für die Landwirtschaft<br />

hierzulande: Zum einen könnten bestehende<br />

Biogasanlagen auf die Gasaufbereitung umgerüstet<br />

werden. Und auch zum Antrieb der Traktoren lässt sich<br />

Biomethan verwenden. Durch die saisonalen Spitzen<br />

ist das eine ideale Kombination mit der Wärmenutzung.<br />

Denn der Kraftstoffbedarf ist im Sommer am<br />

höchsten und im Winter am geringsten, wenn aber der<br />

höchste Wärmebedarf besteht. „Aus Sicht der Energieeffizienz<br />

ist das ideal“, sagte Johan Grope vom Institut<br />

für Biogas, Kreislaufwirtschaft und Energie.<br />

Nachteilig sind jedoch die immer noch hohen Aufbereitungskosten<br />

für kleine Biogas-Aufbereitungsanlagen.<br />

Praxisreif ist der Biomethan-Traktor: New Holland ließ<br />

ihn auf verschiedenen Betrieben erfolgreich testen. Die<br />

zweite Generation des Schleppers wurde als Konzept<br />

auf der vergangenen Agritechnica vorgestellt. Bemerkenswert<br />

ist die freie Sicht, die möglich wurde, weil<br />

der Tank aus Verbundwerkstoffen unter die Kabine<br />

verbannt werden konnte. Für einen langen Arbeitstag<br />

reicht der Biomethanvorrat nicht aus, Abhilfe könnte<br />

hier ein mit Biomethan gefüllter Fronttank bieten. „Der<br />

Motor hat einen satten Klang bei 50 Prozent weniger<br />

Geräuschemissionen“, lobte Klaus Senghaas von New<br />

Holland das neue Antriebsaggregat. „Es ist wichtig zu<br />

zeigen, dass der Landwirt mit seinen eigenen Betriebsmitteln<br />

arbeiten kann“, erläuterte Senghaas die Strategie<br />

seiner Firma.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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Politik<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

„EU-Ministerrat hat die<br />

Bremserrolle übernommen“<br />

Die europäischen Energieminister zeigen wenig Bereitschaft, die Erneuerbaren voranzubringen,<br />

stattdessen wollen sie die Kohle in Kapazitätsmärkten etablieren.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Fünfzehn Stunden wurde verhandelt – dann<br />

war der Kniefall vor der fossilen Energiewirtschaft<br />

beschlossene Sache. Es war am 18.<br />

Dezember, als sich der Rat der EU-Energieminister<br />

traf, um – so die offizielle Formulierung<br />

– „einen Standpunkt zu einer Richtlinie über die<br />

Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren<br />

Quellen in der EU“ festzulegen. Am Ende betätigte sich<br />

der Rat vor allem als Bremser.<br />

Herausgekommen seien „Positionen, die in fast allen<br />

Fragen hinter das zurückfallen, was angesichts des<br />

Pariser Klimaschutzabkommens notwendig wäre“,<br />

sagt Rainer Hinrichs-Rahlwes, Vizepräsident der European<br />

Renewable Energies Federation (EREF). Wo<br />

klare Entscheidungen angebracht gewesen wären,<br />

überwögen „Formelkompromisse, Zugeständnisse an<br />

die alte Energiewelt und völlige Anspruchslosigkeit“.<br />

Die bisherigen Beschlüsse der Ausschüsse des Europäischen<br />

Parlaments seien „fast durchgehend präziser<br />

und ambitionierter als die beschlossenen Positionen<br />

des Rates“.<br />

Ähnlich urteilte auch Claude Turmes, grüner Europa-<br />

Abgeordneter, über das Ergebnis der Verhandlungen:<br />

Es greife „in vielerlei Hinsicht zu kurz, um die Herausforderungen<br />

des Klimawandels anzugehen“. Denn die<br />

Mitgliedstaaten weigern sich, das Ziel für Erneuerbare<br />

Energien im Jahr 2030, das derzeit auf 27 Prozent des<br />

Gesamtenergieverbrauchs festgelegt ist, anzuheben.<br />

Diese 27 Prozent seien „kaum mehr als Business-asusual“,<br />

erklärt EREF-Vizepräsident Hinrichs-Rahlwes.<br />

Hoffen auf das Parlament<br />

Das EU-Parlament hatte zuvor immerhin einen Ausbau<br />

auf 35 Prozent über alle Sektoren gefordert. Umweltverbände<br />

halten mindestens 45 Prozent für notwendig.<br />

Hinrichs-Rahlwes´ Fazit: „Unterm Strich hat der Rat<br />

in Sachen Ambition und Verbindlichkeit eindeutig die<br />

Bremserrolle übernommen.“ Nun stehen die Verhandlungen<br />

des Rates mit dem Europäischen Parlament an –<br />

was zumindest die Hoffnung in der Branche nährt, dass<br />

die Abgeordneten am Ende doch noch mehr herausholen.<br />

Typisch für den Beschluss der 15-stündigen Minister-<br />

Verhandlungen sind unpräzise Formulierungen: „In<br />

Bezug auf die Wärme- und Kälteversorgung werden die<br />

Mitgliedstaaten Maßnahmen treffen müssen, um den<br />

Anteil erneuerbarer Energiequellen um einen Richtwert<br />

18


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Politik<br />

von einem Prozentpunkt pro Jahr<br />

zu steigern“, teilte der Ministerrat<br />

anschließend mit. „Lachhaft“<br />

nennt diesen einen jährlichen<br />

Prozentpunkt die Energieexpertin<br />

und Bundestagsabgeordnete<br />

der Grünen Julia Verlinden. Der<br />

Ministerrat feiere sich für ein<br />

„Versagen auf ganzer Linie“. In<br />

Deutschland wäre der Wärmesektor<br />

mit diesem Szenario „erst im<br />

Jahr 2105 dekarbonisiert“.<br />

Als „noch schlimmer“ wertet Verlinden<br />

die Positionen des Ministerrates<br />

zum Verkehr. Denn das<br />

Gremium setzt das Ziel für den<br />

Anteil der Erneuerbaren Energien<br />

für jeden Mitgliedstaat auf gerade<br />

14 Prozent im Jahr 2030 fest. Es<br />

soll „ein Teilziel von 3 Prozent an<br />

‚modernen Biokraftstoffen‘“ geben,<br />

die dann in der Statistik doppelt gezählt werden<br />

dürfen, um die Staaten besonders zum Einsatz dieser<br />

Energieträger zu ermuntern. Die bestehende Obergrenze<br />

von 7 Prozent für Biokraftstoffe der ersten Generation<br />

soll zugleich aufrechterhalten werden, „um Rechtssicherheit<br />

für Investoren zu gewährleisten“.<br />

Foto: fotofinder.com_jalens - joachim affeldt<br />

EU-Ministerrat zementiert<br />

Energieimportabhängigkeit<br />

Hans-Josef Fell, Initiator der Energy Watch Group und<br />

als ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen<br />

auch einer der Väter des EEG im Jahr 2000, nimmt<br />

kein Blatt vor den Mund, wenn er die Pläne der EU-<br />

Minister bewertet: „Widersinn und Ignoranz“ offenbare<br />

die jüngste EU-Ratsentscheidung. Die EU wolle „die<br />

extrem hohe Energieimportabhängigkeit mitsamt den<br />

großen geopolitischen Risiken aufrechterhalten“. Und<br />

sie setze zugleich auf eine „immer teurere Energieversorgung,<br />

weil die Erneuerbaren Energien als heute die<br />

mit Abstand billigste Energiequelle auf niedrigem Niveau<br />

bleiben sollen“.<br />

Die EU werde damit die „einstmalige Vorreiterrolle“ –<br />

auch was die Industrieentwicklung der Erneuerbaren<br />

Energien betrifft – an China, Indien, Nord- und Südamerika<br />

„noch stärker verlieren als heute schon“. Statt den<br />

durch die nationale Politik vieler EU-Länder fast schon<br />

zum Stillstand gekommenen Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien wirklich anzukurbeln, setze der Europäische<br />

Rat weiter auf einen minimalen Erneuerbare-Energien-<br />

Ausbau, letztendlich um die Geschäftsmodelle der fossilen<br />

und atomaren Wirtschaft zu schützen.<br />

Schon in jüngster Vergangenheit schritt der Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien in Europa nur langsam voran.<br />

Im Jahr 2016 wuchs der Anteil der Erneuerbaren Energien<br />

am gesamten EU-Energiebedarf nach Zahlen der<br />

Umweltagentur EEA nur noch um minimale 0,2 Punkte<br />

19


Politik<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Aalen-Beuren<br />

auf 16,7 Prozent. Nun wollen die Energieminister in der<br />

EU das Ausbautempo für Erneuerbare Energien sogar<br />

weiter drosseln: „Das ist angesichts rapide sinkender<br />

Kosten für Energie aus Wind und Sonne politischer<br />

Unsinn und untergräbt den wirtschaftlichen Umbau“,<br />

sagt Kai Niebert, Präsident des Umweltdachverbandes<br />

Deutscher Naturschutzring (DNR) .<br />

Pariser Klimagipfel wird zum Werbegag<br />

europäischer Staatsoberhäupter<br />

Zugleich stößt auch die Kohlepolitik auf Widerstand.<br />

Die Minister öffneten durch ihre jüngsten Beschlüsse<br />

„gleichzeitig Tür und Tor für neue Kohlesubventionen“,<br />

klagt der grüne EU-Abgeordnete Turmes. Dies belege,<br />

dass der Gipfel in Paris „wenig mehr als ein Werbegag<br />

der europäischen Staatsoberhäupter“ war. Nun ruhten<br />

alle Hoffnungen auf dem EU-Parlament, „um die Ambition<br />

des Pariser Klimavertrags zu retten und in europäisches<br />

Recht zu gießen“. Und zumindest ein klein wenig<br />

Hoffnung ruht auch noch auf einzelnen Staaten, denn<br />

die EU gestattet diesen immerhin, sich eigene, höhere<br />

Ziele zu setzen.<br />

Die Kohlepolitik freilich läuft allem Klimaschutz zuwider;<br />

sie wird in der EU inzwischen vor allem unter dem<br />

Aspekt eines Kapazitätsmarktes betrieben. Bei einem<br />

solchen Marktmodell wird nicht der erzeugte Strom vergütet,<br />

sondern die bereitgestellte gesicherte Leistung.<br />

Kraftwerksbetreiber erhalten also unabhängig von den<br />

erzeugten Kilowattstunden auch für ihre Betriebsbereitschaft<br />

Geld. Diese Kapazitätsprämien sollten nach dem<br />

ursprünglichen Vorschlag der EU-Kommission allerdings<br />

auf Kraftwerke beschränkt werden, die maximal<br />

550 Gramm CO 2<br />

pro Kilowattstunde ausstoßen. Damit<br />

wäre die Kohle im Kapazitätsmarkt außen vor gewesen;<br />

selbst der neue Block der EnBW mit dem Kürzel RDK8<br />

in Karlsruhe, der als eines der modernsten Steinkohlekraftwerke<br />

der Welt gilt, emittiert nach Daten der Betreiber<br />

noch 740 Gramm.<br />

Doch statt solche Abgasgrenzwerte baldmöglichst zu<br />

erlassen, wollen die europäischen Minister die Kohle<br />

durch lange Übergangsfristen am Markt halten. Bis<br />

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2025 sollen neue Kohlekraftwerke auch dann noch Unterstützung<br />

durch den Kapazitätsmarkt erhalten, wenn<br />

sie den CO 2<br />

-Grenzwert überschreiten. Bestehende Anlagen<br />

sollen sogar bis ins Jahr 2030 Kapazitätszahlungen<br />

erhalten können, unabhängig von ihren Emissionen.<br />

Und wenn es in einem Land bereits Kapazitätsmärkte<br />

gibt, soll die Frist gar bis 2035 ausgedehnt werden.<br />

Falsche Rücksichtnahme auf Kohle-Lobby<br />

„Damit wird jede Bemühung um die klimapolitisch<br />

dringend notwendige Reduzierung der Kohleverstromung<br />

oder gar eines Kohleausstiegs ad absurdum geführt“,<br />

sagt Rainer Hinrichs-Rahlwes. Zwar gebe es in<br />

den Ratspapieren längere Passagen zu den Kriterien<br />

für die Bedarfsbestimmung für Kapazitätsmechanismen,<br />

jedoch bleiben diese „so weit im Ungefähren,<br />

dass letztlich nationale Vorlieben für einen bestimmen<br />

Energiemix den Ausschlag geben können, bestimmte<br />

Kraftwerke über Kapazitätszahlungen ökonomisch jahrelang<br />

am Leben zu erhalten“. Dies sei eine „falsche<br />

Rücksichtnahme auf die Kohle-Lobby und die überholte<br />

Idee der Versorgungssicherheit nur durch Grundlastkraftwerke“.<br />

Auch der DNR mahnt: „Wenn die EU-Minister sich mit<br />

dieser Haltung gegenüber Kommission und EU-Parlament<br />

durchsetzen, verliert Europa an internationaler<br />

Glaubwürdigkeit.“ Präsident Niebert spricht von einem<br />

„klima- und finanzpolitisch verantwortungslosen Spiel,<br />

mit dem die Pariser Klimaziele nicht erreicht werden<br />

können“.<br />

Der etablierten Stromwirtschaft freilich geht selbst<br />

eine zögerliche Zurückdrängung der Kohle noch zu<br />

schnell. „Wenn ab 2030 alle Anlagen, die mehr als<br />

550 Gramm CO 2<br />

pro Kilowattstunde ausstoßen, vom<br />

Kapazitätsmarkt ausgeschlossen werden, würde das<br />

selbst die modernsten Kohlekraftwerke aus dem Markt<br />

drängen“, sagt Stefan Kapferer Hauptgeschäftsführer<br />

des Branchenverbandes BDEW. Und das sei „ein klarer<br />

Verstoß gegen den Grundsatz der Technologieneutralität,<br />

der in einem Kapazitätsmarkt gelten muss“.<br />

Kapferer betont stattdessen, dass die CO 2<br />

-Minderung<br />

„anderen Mechanismen – insbesondere<br />

dem Emissions-Zertifikatehandel – vorbehalten“<br />

sein müsse. Allerdings: Würden die<br />

Preise für CO 2<br />

wirklich auf ein relevantes<br />

Niveau steigen, käme auch das einem Ende<br />

der Kohleverstromung gleich.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

Tel. 07 61/202 23 53<br />

E-Mail: bernward.janzing@t-online.de<br />

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Politik<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Interview<br />

»Mit dem Pilotprojekt Power-to-Feed<br />

wollen wir die Fruchtfolge erweitern«<br />

Robert Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung in<br />

Schleswig-Holstein spricht über die Flexibilisierung von Biogasanlagen und alternative Energiepflanzen,<br />

über eine CO 2<br />

-Bepreisung, Netzausbauten und die Reststrommengen des Atomkraftwerks Brokdorf.<br />

Interviewer: Bernward Janzing<br />

Biogas Journal: Herr Habeck, nach wie vor<br />

muss in Schleswig-Holstein viel Strom aus<br />

Erneuerbaren Energien abgeregelt werden,<br />

weil die Netze verstopft sind – trotz des<br />

Netzausbaus. Sehen Sie noch irgendeine<br />

Handhabe, unter diesem Aspekt das Ende<br />

des AKW Brokdorf doch noch vorzuziehen?<br />

Robert Habeck: Nein, dafür gibt es keine<br />

Handhabe. Der rechtliche Rahmen wird<br />

allein durch das Atomgesetz bestimmt.<br />

Die Möglichkeit, die Betreibergesellschaft<br />

aufgrund anderer Rechtsvorschriften zur<br />

Beendigung des Leistungsbetriebs in<br />

Brokdorf zu veranlassen, gibt das geltende<br />

Recht nicht her. Hier gilt Bundesrecht, an<br />

das sich Schleswig-Holstein halten muss.<br />

Biogas Journal: Aber Brokdorf ist darauf angewiesen,<br />

Reststrommengen von anderen<br />

Reaktoren übertragen zu bekommen, um<br />

bis 2021 laufen zu können ...<br />

Habeck: Wir fordern schon seit längerem<br />

von der Bundesregierung, dass keine Reststrommengen<br />

von anderen Kernkraftwerken<br />

ins Netzausbaugebiet übertragen werden.<br />

Das passt nämlich nicht: den Windkraft-<br />

Ausbau deckeln wegen der Netzengpässe<br />

und dann Reststrommengen in genau dieses<br />

Gebiet übertragen.<br />

Biogas Journal: Werden die Abregelungen<br />

in Schleswig-Holstein in den kommenden<br />

Jahren durch den Netzausbau weniger?<br />

Habeck: Die in die Stromnetze aufgenommene<br />

Stromerzeugung aus Erneuerbaren<br />

Energien ist 2017 weiter angestiegen –<br />

ein Indikator dafür, dass Netzausbau- und<br />

Netzmanagementmaßnahmen in Schleswig-Holstein<br />

zu wirken beginnen. Besonders<br />

hervorzuheben sind hier die erfolgten<br />

Inbetriebnahmen von Netzteilen in der<br />

Höchstspannungsebene – insbesondere<br />

der erste Abschnitt der Westküstenleitung.<br />

Biogas Journal: Gibt es Prognosen zur künftigen<br />

Abregelung?<br />

Habeck: Mittelfristig erwarten wir und die<br />

Betreiber der Stromnetze in Schleswig-Holstein,<br />

dass die weiter zunehmende Verfügbarkeit<br />

des Höchstspannungsnetzes den<br />

Anteil der abzuregelnden EE-Strommenge<br />

maßgeblich beeinflussen wird. So können<br />

beispielsweise entlang der Westküste<br />

durch die Inbetriebnahmen von weiteren<br />

Abschnitten der Höchstspannungsleitungen<br />

sowie der neuen Umspannwerke in<br />

den Bereichen von Heide, Husum, Niebüll<br />

und insbesondere in der Mittelachse<br />

in der Nähe von Flensburg Abregelungen<br />

aufgrund von Netzengpässen in Schleswig-<br />

Holstein weiter sinken.<br />

Biogas Journal: Auch Kohlestrom kann Netze<br />

überlasten. Wird es nach dem Willen der<br />

Grünen beim Kohleausstieg auch eine Rolle<br />

spielen, wo die Kraftwerke stehen?<br />

Habeck: In Schleswig-Holstein planen die<br />

Betreiber der Kohlekraftwerke ohnehin,<br />

diese in den nächsten Jahren durch flexible<br />

Kraftwerke auf Erdgasbasis beziehungsweise<br />

durch die Nutzung von Ersatzbrennstoffen<br />

und anderen Alternativen zu ersetzen.<br />

Die Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur<br />

weist für 2030 nur noch 27 Megawatt installierte<br />

Leistung aus Kohlekraftwerken<br />

aus. Das Kohle-Heizkraftwerk Wedel soll<br />

nach den Plänen des Hamburger Senats<br />

2021/22 abgeschaltet werden.<br />

Biogas Journal: Wie könnte man erreichen,<br />

dass vordringlich im Norden Deutschlands<br />

die Kohlekraftwerke vom Netz gehen?<br />

Habeck: Weitere Kraftwerke in Norddeutschland<br />

stehen unter verstärkter Beobachtung.<br />

Es wird geprüft, ob dort die<br />

Fahrweise tatsächlich dem Vorrang der<br />

EE-Einspeisung entspricht. Dieser Vorrang<br />

muss künftig noch nachdrücklicher umgesetzt<br />

werden. Zudem setzen wir uns für<br />

eine CO 2<br />

-Bepreisung auch im Stromsektor<br />

in einer gemeinsamen Initiative mit Frankreich<br />

und weiteren europäischen Staaten<br />

ein. Auch die Außerbetriebnahme von besonders<br />

emissionsintensiven Braunkohlekraftwerken<br />

und eine Begrenzung der Jahresfracht<br />

von CO 2<br />

-Emissionen muss stärker<br />

in den Fokus rücken.<br />

Biogas Journal: Rechnen Sie mit einem<br />

Rückgang der Arbeitsplätze im Sektor der<br />

Erneuerbaren in Schleswig-Holstein in den<br />

kommenden Jahren?<br />

Habeck: Diese Gefahr droht, wenn die derzeit<br />

geltenden Rahmensetzungen nicht<br />

geändert werden. Ich unterstütze das Ziel<br />

der neuen Bundesregierung, die Stromerzeugung<br />

aus Erneuerbaren Energien auf 65<br />

Prozent auszubauen und empfehle dabei,<br />

wie bisher als Bezugsgröße den Bruttostromverbrauch<br />

zugrunde zu legen. Im Kontext<br />

des dafür erforderlichen zusätzlichen<br />

Ausbaus der Erneuerbaren Energien sollte<br />

auch das Offshore-Ausbauziel auf mindestens<br />

20 Gigawatt bis 2030 und mindestens<br />

30 Gigawatt bis 2035 angehoben werden.<br />

Kurzfristig sind die im „neuen“ Koalitionsvertrag<br />

(auf Bundesebene) vorgesehenen<br />

zusätzlichen Ausschreibungen für Wind<br />

Onshore, Offshore und Photovoltaik ein<br />

richtiger Ansatz.<br />

Die neue Bundesregierung sollte zudem<br />

das Instrument des Netzausbaugebiets<br />

2019 evaluieren und gegebenenfalls ab-<br />

22


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Politik<br />

schaffen. Vor allem dann, wenn es sich als<br />

nicht (mehr) geeignet erweist, die Kosten<br />

für Redispatch und Einspeisemanagement<br />

in Deutschland zu senken, oder wenn effizientere<br />

Instrumente zur Verfügung stehen.<br />

Darüber hinaus sollte das Instrument der<br />

zuschaltbaren Lasten, das die Abregelung<br />

erneuerbaren Stroms aufgrund von Netzengpässen<br />

auf ein Minimum reduzieren<br />

soll, technologieoffen gestaltet werden und<br />

sich nicht mehr nur auf Power-to-Heat beschränken.<br />

Werden diese Rahmensetzungen umgesetzt,<br />

hat Schleswig-Holstein – wie auch andere<br />

Bundesländer – gute Chancen, der bisherigen<br />

wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte<br />

des Ausbaus der Erneuerbaren Energien ein<br />

neues Kapitel hinzuzufügen. Und wenn die<br />

Bundesregierung sich dann auch noch zu<br />

einer systematischen Reform der Abgaben<br />

und Umlagen im Energiesektor durchringen<br />

könnte, wäre damit ein zentrales Hemmnis<br />

für Flexibilitäten und Sektorkopplung beseitigt,<br />

und es könnten weitere wirtschaftliche<br />

Impulse geschaffen werden.<br />

Biogas Journal: Ein wichtiger Aspekt für die<br />

fortschreitende Energiewende ist die Flexibilisierung<br />

der Biomasseverstromung ...<br />

Habeck: In der Tat müssen sich Biogasanlagenbetreiber<br />

zukünftig neuen Anforderungen<br />

stellen, um einen Beitrag für die Energiewende<br />

zu leisten. Dafür brauchen sie ein<br />

gut durchdachtes Wärmekonzept und müssen<br />

durch eine flexible Fahrweise die fluktuierenden<br />

Erneuerbaren Energien unterstützen.<br />

Die Umstellung von ursprünglich<br />

für den Dauerbetrieb ausgelegten Biogasanlagen<br />

auf eine flexible Stromproduktion<br />

verlangt sowohl verschiedene technische<br />

Lösungen als auch Fingerspitzengefühl bei<br />

der Fütterung der Anlage und ein funktionierendes<br />

Wärmekonzept.<br />

Biogas Journal: Welche<br />

Impulse wird hier das<br />

Land geben?<br />

Habeck: Da es für manche<br />

Fragestellungen<br />

noch keine Standardlösungen<br />

gibt, haben<br />

wir uns vor etwa eineinhalb<br />

Jahren entschieden,<br />

eine Biogasanlage,<br />

deren Betrieb<br />

auf einen intensiven<br />

Start-Stopp-Betrieb<br />

umgestellt wird, bei<br />

der Suche nach notwendigen IT-Lösungen<br />

und dem Verknüpfungskonzept der Einzelkomponenten<br />

(BHKW, Gasspeicher, Wärmespeicher<br />

und Steuerung) finanziell zu<br />

unterstützen. Dieser Entwicklungsprozess<br />

ist inzwischen fast abgeschlossen. Mit Erfolg,<br />

denn die Stromproduktion kann über<br />

eine innovative Steuerung jederzeit nach<br />

Bedarf so angepasst werden, dass sie zur<br />

Versorgungssicherheit beiträgt. Wir werden<br />

gemeinsam mit dem Anlagenbetreiber beraten,<br />

wie die gesammelten Erfahrungen<br />

und die Ergebnisse beispielsweise über<br />

Veranstaltungen und/oder Vor-Ort-Termine<br />

als Impuls für möglichst viele Nachahmer<br />

genutzt werden können.<br />

Foto: Dennis Williamson/www.williamson-foto.de<br />

Biogas Journal: Welche Rolle spielen in<br />

Schleswig-Holstein alternative Energiepflanzen<br />

für Biogas?<br />

Habeck: In Schleswig-Holstein werden<br />

seit einigen Jahren weniger Maissilage und<br />

stattdessen deutlich mehr Ganzpflanzenbeziehungsweise<br />

Grassilage, Zuckerrüben,<br />

Landschaftspflegematerial und Zwischenfrüchte<br />

als Substrate in Biogasanlagen<br />

eingesetzt. Neben einer ganzen Reihe verschiedener<br />

alternativer ein- und mehrjähriger<br />

Energiepflanzen spielen vor allem alternative<br />

Fruchtfolgen eine wichtige Rolle.<br />

Biogas Journal: Welche Möglichkeiten gibt<br />

es seitens des Landes, diese Alternativen<br />

zu fördern?<br />

Habeck: In Schleswig-Holstein experimentieren<br />

Landwirte mit Biogasanlagen zumeist<br />

auf eigene Kosten und eigenes Risiko sowohl<br />

mit neuen Kulturpflanzen, wie der Silphie,<br />

als auch auf größeren Flächenanteilen<br />

mit bewährten Alternativen, wie Ackergras.<br />

Die Ergebnisse von Verbundvorhaben zeigen,<br />

dass insgesamt vor allem regionaltypische<br />

und standortspezifische Fruchtfolgen<br />

besonders positiv abschneiden. Arten- und<br />

Sortenwahl, Anbauverfahren und Verwertungsmöglichkeiten<br />

müssen zu den naturräumlichen<br />

Unterschieden passen.<br />

Das Land hilft den Landwirten vor allem<br />

bei der Suche nach Alternativen. Wir informieren<br />

beispielsweise über (Bundes-)<br />

Förderprogramme, bieten eigene und Kooperationsveranstaltungen<br />

an und arbeiten<br />

mit dem Kompetenzzentrum Erneuerbare<br />

Energien und Klimaschutz Schleswig-<br />

Holstein (EEK.SH) eng zusammen. Darüber<br />

hinaus haben wir in der Vergangenheit<br />

den Fachverband Biogas bei der Suche<br />

nach geeigneten Versuchsflächen beziehungsweise<br />

bei der Kooperation mit der<br />

Landwirtschaftskammer und dem EEK.<br />

SH sowohl für alternative Pflanzen wie Gräser,<br />

Wildkräuter und Blühstreifen als auch<br />

Untersaaten wie Kleegras für Fruchtfolgen<br />

unterstützt.<br />

Biogas Journal: Sie haben im Koalitionsvertrag<br />

das Projekt Power-to-Feed definiert.<br />

Was ist das?<br />

Habeck: Unsere Idee ist es, im Umkreis einer<br />

oder mehrerer Biogasanlagen mit freien<br />

Kapazitäten der Wärmenutzung eine Modellregion<br />

„Power-to-Feed – Luzerne-SH“<br />

zu etablieren. Ziel ist, dort die Fruchtfolgen<br />

zu erweitern und so sowohl alternative Substrate<br />

für Biogasanlagen als auch für die<br />

Milchviehfütterung zu gewinnen.<br />

Biogas Journal: Und wo wird die Modellregion<br />

sein?<br />

Habeck: Ich bitte um Verständnis, dass wir<br />

derzeit noch keine konkreten Angaben zur<br />

Auswahl oder zur Abgrenzung der Modellregion<br />

machen können, da wir uns zunächst<br />

intern sowohl über die Kriterien als auch<br />

das Auswahlverfahren und die Finanzierung<br />

beraten müssen. Wir streben an, in<br />

diesem Jahr zumindest eine grobe Konzeption<br />

zu erarbeiten, an der wir ausgewählte<br />

Fachleute aus Praxis und Wissenschaft beteiligen<br />

wollen.<br />

Biogas Journal: Herr Habeck, vielen Dank<br />

für das Gespräch!<br />

Interviewer<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Foto: Fotolia_fotoman1962<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

Emissionsminderung:<br />

Luftqualität im Fokus<br />

Gasmotor- und Zündstrahl-Blockheizkraftwerke weisen ein unterschiedliches Emissionsverhalten<br />

auf. Fakt ist, dass rechtsverbindliche Emissionsgrenzwerte eingehalten werden<br />

müssen. Der Autor erörtert die Anforderungen.<br />

Von Alexander Fiedler<br />

Seit dem Inkrafttreten des „Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetzes“ (EEG) im Jahr 2000<br />

wird die Erzeugung von Strom aus Biogas<br />

vergütet. Von zentraler Bedeutung war von<br />

Anfang an die Biogasverwertung in Verbrennungsmotoren.<br />

Waren die ersten Motorengenerationen<br />

oft umgebaute Dieselmotoren, entwickelten<br />

sich die folgenden Modellreihen zu Gasmotoren mit<br />

höheren elektrischen Wirkungsgraden. Die Abgasgesetzgebung<br />

hingegen hat sich während dieses innovativen<br />

Zeitraums seit der Ersten Allgemeinen Verwaltungsvorschrift<br />

zum Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG), der „Technischen Anleitung zur Luftreinhaltung“<br />

(TA Luft) aus dem Jahr 2002, nicht mehr verändert.<br />

Deshalb stellt sich die Frage, ob aus Sicht der<br />

Luftreinhaltung neue Akzente gesetzt werden sollten.<br />

Die Beantwortung dieser Frage soll zuerst am Beispiel<br />

der Emissionsrelevanz der nach BImSchG genehmigungsbedürftigen<br />

Energieerzeugungsanlagen in Bayern<br />

verdeutlicht werden.<br />

Feuerungswärmeleistung bestimmt<br />

über BImSchG-Genehmigungspflicht<br />

der Biogasmotoranlage<br />

Nach §4 des BImSchG sind genehmigungsbedürftige<br />

Anlagen vor allem solche, die in besonderer Weise geeignet<br />

sind, schädliche Umwelteinwirkungen hervorzurufen.<br />

Diese Anlagen sind im Anhang 1 der 4. Verordnung<br />

zum BImSchG aufgeführt. Im Anhang 1 sind diese sehr<br />

unterschiedlichen Anlagenarten in zehn Obergruppen<br />

aufgeteilt. Im Herbst 2017 waren in Bayern zehntausend<br />

nach BImSchG genehmigungsbedürftige Anlagen<br />

registriert.<br />

Die größte Obergruppe Nr. 8 zur „Verwertung und<br />

Beseitigung von Abfällen und sonstigen Stoffen“<br />

umfasst 31 Prozent der Anlagen. Hierin sind etwa<br />

300 Biogaserzeugungsanlagen mit Gülleeinsatz enthalten,<br />

die mindestens eine Produktionskapazität<br />

von 1,2 Millionen Normkubikmeter Rohgas je Jahr<br />

aufweisen, deren Biogasmotoranlage jedoch noch<br />

nicht genehmigungsbedürftig ist. Erreicht die Biogasmotoranlage<br />

eine Feuerungswärmeleistung von<br />

1 Megawatt (MW) oder überschreitet sie diese, wird<br />

die Genehmigungspflicht nach Ziffer 1.2.2.2 des<br />

Anhangs 1 der 4. BImSchV ausgelöst. Diese Biogasmotoranlagen<br />

stellen mit über 800 genehmigungsbedürftigen<br />

Anlagen in Bayern in der Obergruppe<br />

Nr. 1 „Wärmeerzeugung, Bergbau und Energie“ die<br />

bedeutendste Anlagenart dar. Mit etwa 250 Anlagen<br />

zählen die meist im Stadtwerksbereich eingesetzten<br />

Erdgas- und Dieselmotoren zu den weiteren<br />

dezentralen Energieerzeugungsanlagen. In diesem<br />

Zusammenhang komplettieren die 200 eigenständig<br />

genehmigungspflichtigen Holzfeuerungsanlagen<br />

diese Obergruppe der 4. BImSchV, die 20 Prozent der<br />

gesamten nach BImSchG genehmigungsbedürftigen<br />

Anlagenzahl in Bayern aufweist.<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Aus dieser Übersicht kann geschlossen<br />

werden, dass die Energiewende mit ihrem<br />

dezentralen Energieerzeugungsansatz bereits<br />

fest in Bayern verankert ist. Erwähnenswert<br />

für die Energieerzeugung sind<br />

noch die ebenfalls der Obergruppe Nr. 1<br />

zugeordneten 51 Großkraftwerke in Bayern<br />

mit einer Feuerungswärmeleistung von 50<br />

MW oder mehr.<br />

NO x<br />

-Mengen der<br />

Emissionserklärungen 2016<br />

Bei den Luftschadstoffen sind derzeit durch<br />

die Diskussion der Immissionssituation an<br />

stark durch den Güter- und Individualverkehr<br />

belasteten Straßenabschnitten in<br />

Großstädten die gesundheitsschädlichen<br />

Stickstoffdioxide (NO 2<br />

) in den Mittelpunkt<br />

gerückt worden. Bei den stationären Anlagen<br />

wird die Luftreinhaltepolitik mit länderspezifischen<br />

Zielsetzungen nach Auswertung<br />

der von der Emissionserklärungspflicht<br />

gemäß 11. BImSchV betroffenen genehmigungsbedürftigen<br />

Anlagen entwickelt.<br />

Die Emissionserklärungen müssen alle vier<br />

Jahre abgegeben werden. Das Bayerische<br />

Landesamt für Umwelt hatte im Oktober<br />

2017 etwa 90 Prozent der im Jahr 2016<br />

erklärungspflichtigen Anlagen ausgewertet.<br />

Alle relevanten genehmigungsbedürftigen<br />

Anlagen emittierten demnach in<br />

Bayern 36.448 Tonnen (t) Stickstoffoxide<br />

(NO x<br />

) pro Jahr (a). Davon verursachten<br />

die 51 Großkraftwerke 7.232 t/a, die<br />

Die dauerhafte Einhaltung des Emissionsgrenzwertes von 0,50 Gramm (g) pro Kubikmeter (m³) NO x<br />

als NO 2<br />

–<br />

Bezugssauerstoffgehalt 5 Prozent – bei Biogasmotoren mit Fremdzündung aus Luftreinhaltegesichtspunkten<br />

ist dringend erforderlich.<br />

Biogas-, Klärgas-, Holzfeuerungsanlagen<br />

sowie die aufgeführten Erdgas- und Dieselmotoren<br />

11.262 t/a NO x<br />

. Alleine die<br />

genehmigungsbedürftigen Biogasmotoren<br />

emittierten hiervon nach derzeitigem Auswertungsstand<br />

über 5.000 t NO x<br />

im Jahr<br />

2016.<br />

Zu beachten ist, dass in Bayern nach aktuellen<br />

Erhebungen der Bayerischen Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft insgesamt<br />

2.440 Biogasanlagen betrieben werden<br />

und folglich etwa 1.500 nach BImSchG<br />

nicht genehmigungsbedürftige Anlagen bei<br />

dieser Erhebung noch nicht berücksichtigt<br />

werden. Diese Zahlen verdeutlichen, dass<br />

die dauerhafte Einhaltung des Emissionsgrenzwertes<br />

von 0,50 Gramm (g) pro Kubikmeter<br />

(m³) NO x<br />

als NO 2<br />

– Bezugssauerstoffgehalt<br />

5 Prozent – bei Biogasmotoren<br />

mit Fremdzündung aus Luftreinhaltegesichtspunkten<br />

dringend erforderlich ist.<br />

Deshalb hat das Bayerische Staatsministerium<br />

für Umwelt und Verbraucherschutz<br />

entsprechende Projekte initiiert.<br />

Oberstes Ziel ist eine dauerhaft sichere<br />

Einhaltung des Tagesmittelwertes von<br />

0,50 g/m³ NO x<br />

als NO 2<br />

im bestimmungsgemäßen<br />

Betrieb der Biogasmotoren auch<br />

zwischen den Emissionsmessungen nach<br />

§ 28 BImSchG. Diese Messungen finden<br />

nach TA Luft 2002 im dreijährigen Rhythmus<br />

statt. Da aber viele Biogasmotoranlagen<br />

den im EEG 2009 eingeführten<br />

Foto: Fotolia_Countrypixel<br />

Emissionsminderungsbonus für Formaldehyd<br />

in Anspruch nehmen, finden hier<br />

die Emissionsmessungen im jährlichen<br />

Rhythmus statt.<br />

Untersuchungen des Landesamtes für<br />

Umwelt und im Rahmen von anderen Forschungsprojekten<br />

haben jedoch gezeigt,<br />

dass der vom Betreiber der Biogasmotoranlagen<br />

auch im Dauerbetrieb in der Zwischenzeit<br />

während der Emissionsmessungen<br />

einzuhaltende Tagesmittelwert von<br />

0,50 mg/m³ NO x<br />

als NO 2<br />

nicht immer sichergestellt<br />

ist. Dies liegt vor allem an den<br />

emissionscharakteristischen Zusammenhängen<br />

beim Betrieb von Biogasmotoren.<br />

In der Regel werden bei einer „fetteren“<br />

Zusammensetzung des Biogas-/Luftgemisches<br />

– das heißt weniger Verbrennungsluftüberschuss<br />

– höhere elektrische Leistungen<br />

erzielt. In diesem Betriebspunkt<br />

steigen wegen der höheren Verbrennungstemperaturen<br />

auch die Emissionen von<br />

thermischen NO x<br />

an. Folgerichtig ist die<br />

Höhe der maximalen elektrischen Leistung<br />

durch die im Genehmigungsbescheid verpflichtend<br />

gegenüber dem Anlagenbetreiber<br />

festgelegten Emissionsgrenzwerte an<br />

NO x<br />

als NO 2<br />

limitiert.<br />

Bayerisches Umweltministerium<br />

untersucht Alternativen<br />

Da diese Emissionen nicht mit verhältnismäßigem<br />

Aufwand quantitativ kontinuierlich<br />

ermittelt werden können und dies auch<br />

auf eine weitere Verkürzung des Jahreszyklus<br />

der Emissionsmessung der zugelassenen<br />

Messstellen nach § 29b BImSchG zutrifft,<br />

werden im erwähnten Projekt des Bayerischen<br />

Umweltministeriums deshalb weniger<br />

aufwendige qualitative Kontrolleinrichtungen<br />

zur Einhaltung der Betreiberpflichten<br />

nach § 5 BImSchG untersucht.<br />

Ein erfolgversprechender Lösungsansatz ist<br />

der Rückgriff auf die im mobilen Bereich<br />

bewährte NO x<br />

-Sensortechnik. Sowohl die<br />

im Motorprüfstand durchgeführten systematischen<br />

Untersuchungen als auch die<br />

Auswertung der im Feldversuch erzielten<br />

Ergebnisse werden voraussichtlich noch in<br />

diesem Halbjahr die Bewertung der technischen<br />

Eignung dieser dauerhaften Emissionskontrolle<br />

ermöglichen. Flankiert werden<br />

diese Untersuchungen durch betriebswirtschaftliche<br />

Rechenmodelle, die für den<br />

Anlagenbetreiber die zu erwartenden Gesamtkosten<br />

der beschriebenen einfachen,<br />

qualitativen Messeinrichtung, zum Beispiel<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

in Anhängigkeit der Motorengröße, Wartungskosten<br />

oder der Nachrüstmöglichkeit<br />

an bestehenden Anlagen, darstellen. Erst<br />

wenn diese Ergebnisse vorliegen, kann aus<br />

Sicht des Autors eine belastbare Entscheidung<br />

getroffen werden, ob eine Aufnahme<br />

von qualitativen Messeinrichtungen im gesetzlichen<br />

Regelwerk dem Stand der Technik<br />

entsprechend geboten erscheint. Wenn<br />

der Fokus alleine auf die maximal erreichbare<br />

elektrische Leistung eines Biogasmotors<br />

gelegt wird, müssen Wege gefunden werden,<br />

die limitierende motorische Einhaltung der<br />

NO x<br />

-Emissionen durch eine nachgeschaltete<br />

Abgasreinigungseinrichtung zu lösen. Der<br />

zweite Teil des Projektes zur Reduzierung<br />

der NO x<br />

-Emissionen untersucht daher die<br />

dauerhafte Funktionsfähigkeit eines SCR-<br />

Katalysators an einem Biogasmotor. Ende<br />

Januar <strong>2018</strong> erfolgte die Inbetriebnahme<br />

des an einer neuen Biogasmotoranlage aufgebauten<br />

Abgasreinigungssystems.<br />

In den folgenden drei Jahren werden intensive<br />

Untersuchungen zu den erzielbaren<br />

Emissionsminderungspotenzialen an NO x<br />

als NO 2<br />

in Abhängigkeit von den Kosten für<br />

Ad-Blue und der erzielbaren höheren elektrischen<br />

Leistung durchgeführt. Sollte die Gesamtbewertung<br />

die grundsätzliche Eignung<br />

dieser Technik bestätigen, wären in Summe<br />

NO x<br />

-Minderungen innerhalb eines Jahres zu<br />

erreichen wie an keiner weiteren Anlagengruppe<br />

der 4. BImSchV. Untersucht wird<br />

auch die Möglichkeit von direkt verfügbaren<br />

pflanzenschädlichen Ammoniakemissionen<br />

durch eine Überdosierung von Ad-Blue sowie<br />

die Begrenzung der klimaschädlichen<br />

Gesamt-C-Emissionen, die im Wesentlichen<br />

aus unverbrannten Methanemissionen bestehen.<br />

Diese Emissionen stellen nach der in der VDI<br />

3475 Blatt 4 vom August 2010 angestoßenen<br />

Reglementierung der Methanemissionen<br />

aus nicht abgedeckten Substratlagern<br />

bei Biogasanlagen die relevanteste anlagentechnische<br />

Quelle klimaschädlicher Gase<br />

im bestimmungsgemäßen Betrieb von Biogasanlagen<br />

dar.<br />

Niedrigere Formaldehyd-<br />

Grenzwerte<br />

Gleichzeitig wird durch den Einsatz der<br />

SCR-Technik und mit den damit bei der Verbrennung<br />

höheren NO x<br />

-Rohgasemissionen<br />

eine deutlich messbare positive Beeinflussung<br />

der Formaldehyd-Rohgasemissionen<br />

erwartet. Da Formaldehyd durch die EU-<br />

Foto: Fotolia_Wolfgang Jargstorff<br />

Nach der Einführung der „Vollzugsempfehlung Formaldehyd“ vom 9. Dezember 2015 durch die „Bund/Länder-<br />

Arbeitsgemeinschaft Immissionsschutz“ (LAI) ist bei bestehenden Biogasmotoranlagen in Abhängigkeit<br />

vom Ergebnis der Einstufungsmessungen seit 15. Februar <strong>2018</strong> beziehungsweise ab 15. Februar 2019 eine<br />

Emissionsbegrenzung von 30 mg/m³ Formaldehyd einschlägig.<br />

Kommission ab 1. Januar 2016 als „wahrscheinlich<br />

beim Menschen karzinogen“<br />

eingestuft wurde, ist derzeit neben dem auf<br />

oxidativer Basis arbeitenden Thermoreaktor,<br />

der die Formaldehyd- und Methanemissionen<br />

auf ein Minimum reduziert, aber die<br />

NO x<br />

-Emissionen nicht vermindern kann, der<br />

Oxidationskatalysator die dem Stand der<br />

Technik entsprechende Abgasreinigungstechnik.<br />

Nach der Einführung der „Vollzugsempfehlung<br />

Formaldehyd“ vom 9. Dezember<br />

2015 durch die „Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft<br />

Immissionsschutz“ (LAI) ist<br />

bei bestehenden Biogasmotoranlagen in<br />

Abhängigkeit vom Ergebnis der Einstufungsmessungen<br />

seit 15. Februar <strong>2018</strong><br />

beziehungsweise ab 15. Februar 2019 eine<br />

Emissionsbegrenzung von 30 mg/m³ Formaldehyd<br />

einschlägig. Zusätzlich ist für Biogasanlagen,<br />

die bisher den im EEG 2009<br />

eingeführten Emissionsminderungsbonus<br />

für Formaldehyd in Höhe von 40 mg/m³ in<br />

Anspruch nehmen, ab 1. Juli <strong>2018</strong> der fortgeschriebene<br />

Emissionsminderungsbonus<br />

von 20 mg/m³ maßgebend.<br />

Auch hier steht die dauerhafte Einhaltung<br />

des Emissionsgrenzwertes im Vordergrund.<br />

Deshalb ist eine klare Tendenz hin zur Gasaufbereitung<br />

erkennbar, um Katalysatorgifte<br />

sicher abzuscheiden. Hier stellt der diskontinuierliche<br />

Betrieb der Motoranlagen bei<br />

der bedarfsgerechten Stromerzeugung eine<br />

weitere Herausforderung nicht nur an die<br />

Gasaufbereitungsanlagen dar. Angesichts<br />

der Tatsache, dass in Bayern im Jahr 2016<br />

die zum 16. Oktober 2017 ermittelten<br />

Formaldehydemissionen von 407 t zu über<br />

der Hälfte mit 218 t von den Biogasmotoranlagen<br />

und der überschaubaren Anzahl<br />

von Klärgasmotoren emittiert wurden, ist<br />

diese weitere Reduzierung aus Sicht der<br />

Luftreinhaltung nachvollziehbar und auch<br />

erforderlich.<br />

Zusammenfassend muss konstatiert werden,<br />

dass seit Entstehung der Biogasbranche erhebliche<br />

technische Anstrengungen an den<br />

Biogaserzeugungsanlagen unternommen<br />

wurden, um die gesamtökologische Bewertung<br />

von Biogasanlagen zu optimieren. Gelingt<br />

es, im Bereich der Biogasmotoranlagen<br />

zukünftig auch noch entscheidende Akzente<br />

unter Luftreinhaltegesichtspunkten zu setzen,<br />

wird diese dezentrale Form der Energieerzeugung<br />

ihre Position als wichtige Säule<br />

der Stromerzeugung ausbauen können.<br />

Autor<br />

Alexander Fiedler<br />

Umweltschutzingenieur<br />

Referent für Energieerzeugungsanlagen<br />

im Referat 75 Luftreinhaltung<br />

und Anlagensicherheit<br />

Bayerisches Staatsministerium für<br />

Umwelt und Verbraucherschutz<br />

27


Der Grundkörper eines<br />

Katalysators mit seinen<br />

zahlreichen Kanälen –<br />

auch als Substrat oder<br />

Matrix bezeichnet –<br />

entstand hier durch das<br />

Aufrollen von gewelltem<br />

und glattem Edelstahlblech<br />

in wechselnden Lagen.<br />

Abgasreinigung bleibt ein<br />

heißes Thema<br />

Foto: Carmen Rudolph<br />

Die lange angekündigten Verschärfungen der Grenzwerte bei den Emissionen von Biogas-<br />

BHKW sind nach wie vor nicht beschlossen. Packager, OEMs und Kat-Produzenten stellen<br />

sich aber auf deutlich höhere Anforderungen an die Abgasnachbehandlung ein. Auch<br />

Anlagenbetreiber sollten das Thema im Blick behalten.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Durch die Beschichtung<br />

der Matrix mit dem<br />

Washcoat vergrößert<br />

sich die Oberfläche des<br />

Katalysators um ein<br />

Vielfaches.<br />

Viele beklagen die schleppende Regierungsbildung.<br />

Doch manchmal ist es ganz gut,<br />

wenn es in der Politik nicht so schnell geht.<br />

Die gesetzliche Regelung zur Abgasreinigung<br />

von Biogas oder Biomethan betriebenen<br />

Blockheizkraftwerken ist so ein Fall, zumindest aus<br />

Sicht der Anlagenbetreiber, die dadurch für die Nachrüstung<br />

etwas mehr Zeit gewinnen. An Brisanz hat das<br />

Thema allerdings nicht verloren. Denn die diskutierten<br />

und um die Kennziffer Gesamtkohlenstoff (C ges<br />

) erweiterten<br />

Grenzwerte bei der Abgasreinigung bleiben trotz<br />

technischem Fortschritt weiterhin anspruchsvoll.<br />

Unabhängig von der noch laufenden TA-Luft-Novelle<br />

hat die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Imissionsschutz<br />

(LAI) bereits auf die Neueinstufung von Formaldehyd<br />

reagiert und zwei neue Vollzugsempfehlungen<br />

veröffentlicht.<br />

Demnach erhalten BHKW-Betreiber bereits ab dem<br />

1. Juli <strong>2018</strong> den sogenannten Luftreinhaltebonus in<br />

Höhe von 1 Cent/kWh, wenn die Motoren einen Emissionswert<br />

für Formaldehyd von 20 Milligramm einhalten.<br />

Einstellen muss sich die Branche zudem auf behördliche<br />

Überprüfungen ohne Voranmeldung, wie dies bereits<br />

in einigen Bundesländern praktiziert wird, oder sogar<br />

auf kontinuierliche Messungen der Emissionswerte<br />

und deren Aufzeichnung mittels versiegeltem und für<br />

die Kontrolleure frei zugänglichem Datenlogger.<br />

Foto: Interkat<br />

Magermotoren erschweren Abgasreinigung<br />

Die besonderen Herausforderungen bei der Abgasreinigung<br />

von BHKW-Motoren in Biogasanlagen entstehen<br />

aus dem verwendeten Kraftstoff als auch aus der<br />

eingesetzten Verbrennungstechnologie. Biogas ist ein<br />

undefinierter Brennstoff mit wechselnder Qualität und<br />

entsprechend unruhiger Verbrennung. Es enthält Begleitstoffe<br />

wie Schwefel und Silicium, die – wie später<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

erläutert wird – als Katalysatorgift wirken. Eine Belastung<br />

für Systeme zur Abgasnachbehandlung (AGN) ist<br />

überdies Motorenölasche. Die Partikel bleiben teilweise<br />

haften und behindern so den Kontakt zwischen Abgasstrom<br />

und Katalysatorschicht.<br />

Die Mehrzahl der Aggregate im Bereich Bio-, Klär- und<br />

Deponiegas sind Magermotoren. Sie arbeiten mit Luftüberschuss,<br />

um einen höheren elektrischen Wirkungsgrad<br />

des BHKW zu erzielen. Demgegenüber wird bei<br />

Lambda-1-Maschinen, die zum Beispiel als Ottomotor<br />

in Mikro-Erdgas-BHKW für Einfamilienhäuser, teilweise<br />

aber auch in höheren BHKW-Leistungsklassen<br />

arbeiten, das Luft-Kraftstoff-Verhältnis (Lambda) so<br />

eingestellt, dass im Brennraum stets genau die Menge<br />

an Sauerstoff vorhanden ist, die der Kraftstoff für die<br />

komplette Verbrennung benötigt.<br />

Da demzufolge die Abgase keinen Sauerstoff enthalten,<br />

ermöglicht dies die gleichzeitige Überführung von Kohlenmonoxid,<br />

Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen,<br />

also auch Formaldehyd, im 3-Wege-Kat in ungefährliche<br />

Bestandteile. Den Sauerstoff für die Oxidation<br />

liefert das NO x<br />

, das sich dabei in Stickstoff wandelt.<br />

Dagegen befinden sich im Abgas der überwiegend eingesetzten<br />

Magermotoren noch etwa 8 Prozent Restsauerstoff.<br />

Dieser lässt sich zwar im Oxidationskatalysator<br />

(Oxi-Kat) für die Umwandlung von Kohlenmonoxid<br />

und Kohlenwasserstoffen in CO 2<br />

und Wasser nutzen.<br />

Die Entfernung der Stickoxide erfordert jedoch eine<br />

nachgeschaltete selektive katalytische Reduktion<br />

(SCR-Kat). Dies ist bislang häufig jedoch nicht nötig,<br />

da sich die NO x<br />

-Grenzwerte der gültigen TA Luft bei<br />

vielen Motortypen über entsprechende Einstellungen<br />

einhalten lassen.<br />

Dabei geht man einen Kompromiss ein. Denn je mehr<br />

NO x<br />

-Emissionen ein Motor erzeugt, desto effizienter<br />

arbeitet er, das heißt mit weniger Gas bei gleicher Leistung.<br />

Durch die Einstellung wird eine geringe Minderung<br />

des Wirkungsgrades in Kauf genommen, um sich<br />

die Installation eines SCR-Katalysators zu ersparen.<br />

An großen Aggregaten ist das relativ problemlos realisierbar.<br />

Kleinere Motoren laufen bei niedrig geregelten<br />

NO x<br />

-Emissionen unruhiger. Es kommt zu Zündaussetzern<br />

und erhöhtem Zündkerzenverschleiß. In solchen<br />

Fällen kann die Entscheidung für eine höhere NO x<br />

-<br />

Emission und damit einen besseren Wirkungsgrad in<br />

Kombination mit einer SCR-Abgasreinigung zur Einhaltung<br />

der Grenzwerte wirtschaftlich sinnvoll sein.<br />

Eine Besonderheit in deutschen Biogasanlagen sind<br />

die Zündstrahlmotoren. Ihnen räumt die TA Luft höhere<br />

CO- und NO x<br />

-Grenzwerte ein. „In einer EU-harmonisierten<br />

Regelung wird es diesen Sonderstatus nicht<br />

mehr geben. Die neuen Emissionsvorgaben sind mit<br />

der Zündstrahltechnik aber nicht zu schaffen, da bei<br />

der Verbrennung des eingespritzten Biodiesels zu hohe<br />

NO x<br />

-Werte entstehen“, sagt Motorenentwickler Hans-<br />

Jürgen Schnell. Daher konzipiert er gemeinsam mit<br />

einem Kat-Spezialisten für die rund 3.000 in Betrieb<br />

Foto: Carmen Rudolph<br />

Fotos: Werkfoto Foto: DCL<br />

Wie eine Schublade lässt sich diese<br />

Katalysatormatrix von Air-Sonic für die<br />

Reinigung aus dem Gehäuse entnehmen<br />

und wieder einstecken.<br />

befindlichen Zündstrahlaggregate einen Umrüstsatz,<br />

zu dem bei Bedarf auch ein dafür zugeschnittener Oxi-<br />

Kat gehört.<br />

Überhaupt nutzt ein Kat von der Stange wenig. Die<br />

genaue Abstimmung des Materials auf die für den<br />

Motorentyp spezifische Abgastemperatur und des<br />

Kat-Volumens auf den Abgasmassestrom bestimmen<br />

maßgeblich die Funktionstüchtigkeit und Lebensdauer<br />

der Abgasreinigung. Der bei allen Gasmotoren unvermeidliche<br />

Methanschlupf im Abgas lässt sich bei einer<br />

Überschreitung des in der künftigen TA-Luft-Novelle<br />

Katalysator für Formaldehyd-<br />

Rohemissionen von 75 mg/Nm³ der<br />

Firma Emission Partner. Der Einsatz<br />

mit schwefeltoleranter Beschichtung<br />

kann über zwei Spannringe gewechselt<br />

werden.<br />

Mit dem Schnellwechselsystem<br />

„Quick Lid“ von<br />

DCL können Betreiber<br />

und Serviceunternehmen<br />

den Katalysator an<br />

veränderte Emissionsanforderungen<br />

anpassen,<br />

etwa durch ein weiteres<br />

oder in der Zelldichte<br />

anderes Element.<br />

Katalysatoreinsatz von<br />

Air-Sonic mit kundenspezifischen<br />

Druckbügeln, die das<br />

Substrat an eine Dichtfläche<br />

pressen.<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Foto: Emission Partner<br />

Foto: Aprovis<br />

Die für Neuanlagen konzipierte Abgasnachbehandlung „Emission<br />

Blue“ benötigt mehr Bauraum, ist aber schwefelresistent, da als<br />

Katalysator kein Edelmetall verwendet wird.<br />

Mit einer regenerativ-thermischen Nachverbrennung lassen sich<br />

die Emissionsgrenzwerte bei Kohlenmonoxid, Formaldehyd und<br />

Methanschlupf dauerhaft einhalten.<br />

Selektive katalytische<br />

Reduktion (SCR)<br />

zur Entfernung von<br />

Stickoxiden auf dem<br />

Container eines<br />

Biogas-BHKW.<br />

voraussichtlich eingeführten Grenzwertes von 1 g/Nm³<br />

nur durch eine Nachverbrennungsanlage eliminieren.<br />

Washcoat bestimmt das Alterungsverhalten<br />

BHKW-Abgasreinigungssysteme bestehen grundsätzlich<br />

aus einem Edelstahlgehäuse, in dem sich eine<br />

metallische oder keramische Matrix befindet. Sie ist<br />

als Kreuzgitter oder wabenförmig gestaltet. Fachleute<br />

sprechen vom Substrat. Solch eine Konstruktion<br />

entsteht zum Beispiel, wenn im Wechsel glattes und<br />

gewelltes Edelstahlblech zu einer Rolle aufgewickelt<br />

wird. Ziel ist es, den Abgasen beim Durchströmen der<br />

Kanäle eine möglichst große Reaktionsfläche zu bieten.<br />

Sind Well- und Glattlagen miteinander verlötet,<br />

können sie sich bei Verpuffungen und Druckstößen<br />

oder durch anhaltende Vibration nicht herausschieben<br />

(teleskopieren).<br />

Durch das Beschichten der Matrix mit dem sogenannten<br />

Washcoat, der eine extrem poröse Struktur hat, vergrößert<br />

sich diese Fläche noch einmal um ein Vielfaches.<br />

Ein Gramm des Titan- oder Aluminiumoxid basierten<br />

Washcoats erzeugt eine Fläche von bis zu 250 Quadratmetern<br />

(m²). Pro Liter Abgasvolumen stehen in einer<br />

Matrix 500 bis 2.000 m² zur Verfügung. Die Beschaffenheit<br />

des Washcoats mit den herstellerspezifischen<br />

Zuschlagstoffen (Dotierungen) hat entscheidenden<br />

Einfluss auf das Alterungsverhalten, die Haftfähigkeit<br />

und die Beständigkeit gegenüber Temperaturspitzen.<br />

Hier hüten die Kat-Hersteller die meisten Geheimnisse.<br />

Beim Oxi-Kat dient der Washcoat als Trägersubstanz<br />

für gleichmäßig verteilte, mikroskopisch kleine Cluster<br />

aus Edelmetall, meist Platin. Sie sind der eigentliche<br />

chemische Katalysator. Bei Abgastemperaturen von<br />

etwa 400 Grad Celsius (°C) sorgen die Platinmoleküle<br />

für eine Aufspaltung der Sauerstoff-<br />

Doppelbindungen in der Restluft der<br />

Abgase des Magermotors. Die Sauerstoffradikale<br />

stehen dann für die<br />

Oxidation von Kohlenmonoxid und<br />

Formaldehyd zu CO 2<br />

und Wasser zur<br />

Verfügung. Docken im Abgas enthaltene<br />

Schwefelmoleküle auf der Kat-<br />

Oberfläche an, ist dem Sauerstoff an<br />

dieser Stelle der Zugang verwehrt.<br />

Der Katalysator verliert zunehmend<br />

an Wirkung.<br />

SCR-Katalysatoren zur Entfernung<br />

der Stickoxide sind verfahrensbedingt<br />

deutlich größer, aber pro Liter<br />

Abgasvolumen auch preislich günstiger.<br />

In den Washcoat wird bei dieser<br />

Technologie nicht Edelmetall, sondern<br />

Vanadiumoxid als Aktivkomponente<br />

eingesetzt. Auf dem Weg zum<br />

gitterförmigen Katalysatorsubstrat<br />

Foto: IGS<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

wird in das Abgas eine Harnstofflösung (bei Fahrzeug-<br />

Dieselmotoren als AdBlue bezeichnet) eingesprüht.<br />

Bei Temperaturen über 250 °C hydrolysiert Harnstoff<br />

zu CO 2<br />

und Ammoniak und homogenisiert sich idealerweise<br />

mit dem Abgasmassestrom. Trifft die Mischung<br />

auf den Reduktionskatalysator, reagiert das Ammoniak<br />

in der heißen Umgebung mit den Stickoxiden zu elementarem<br />

Stickstoff (N 2<br />

) und Wasser. Zu den technischen<br />

Herausforderungen beim SCR-System gehören<br />

die möglichst gleichmäßige Vermischung der Harnstofflösung<br />

mit dem Gasstrom und die Steuerung der<br />

Einspritzmenge je nach NO x<br />

-Anteil, der durch Umgebungseinflüsse,<br />

Motorverschleiß und andere Faktoren<br />

Schwankungen unterliegt. Zu wenig Harnstofflösung<br />

minimiert den Reinigungseffekt. Eine Überdosierung<br />

führt zu Ammoniakschlupf am Katalysator.<br />

Was eine BHKW-Abgasreinigung leisten muss, wird<br />

beim Vergleich mit dem Pkw deutlich. Fahrzeug-Katalysatoren<br />

haben eine Lebensdauer von 3.000 bis<br />

4.000 Stunden und erfüllen ihren Zweck somit selbst<br />

bei überdurchschnittlicher Nutzung über mehrere Jahre.<br />

Bei einem Kat am BHKW mit 8.000 Betriebsstunden<br />

würde dies bestenfalls für sechs Monate reichen.<br />

computergestütztes Strömungsdesign anpassen lassen.<br />

Besonders stolz ist man bei Emission Partner auf die<br />

Entwicklung der Abgasnachbehandlung „Emission<br />

Blue“ für Neuanlagen, zum Beispiel Flex-BHKW. „Das<br />

modular aufgebaute System benötigt zwar deutlich mehr<br />

Bauraum, arbeitet aber ohne Edelmetall und ist daher<br />

schwefelresistent. Dies ermöglicht die Einhaltung des<br />

neuen Formaldehydgrenzwertes von 20 mg/Nm 3 über<br />

eine Laufzeit von 16.000 Stunden oder drei Emissionsmessungen“,<br />

erläutert Geschäftsführer Dirk Goeman.<br />

Der Katalysator funktioniere bei den anliegenden Temperaturen<br />

und Strömungsgeschwindigkeiten wie ein<br />

Oxidations-Kat zur Beseitigung von Formaldehyd aus<br />

den Motorabgasen. Die Einfügung einer zusätzlichen<br />

Harnstoffdosierung zur weiteren Reduktion der Stickoxide<br />

sei möglich.<br />

Unterschiedliche Konzepte der Hersteller<br />

Die Hersteller von Katalysatoren reagieren auf die<br />

wachsenden Umweltanforderungen mit unterschiedlichen<br />

Konzepten:<br />

Die Interkat Catalyst GmbH in Königswinter (NRW)<br />

beschichtet Trägermaterialien mit katalytisch aktiven<br />

Materialien, zum Beispiel Edelmetallen. Aus diesen<br />

Katalysator-Substraten fertigen Packager, Motorenhersteller<br />

und Serviceunternehmen Katalysatorsysteme<br />

für verschiedenste Anwendungsbereiche. „Anders als<br />

im Automotive, wo es um Durchsatz und Stückzahlen<br />

geht, ist der Biogasmarkt in Bezug auf die Applikation<br />

wesentlich inhomogener und benötigt daher genau auf<br />

die Kunden abgestimmte Produkte“, weiß der in diesem<br />

Bereich verantwortliche Vertriebsleiter Kevin Zirpel.<br />

Dafür entwickelte das Unternehmen unterschiedliche<br />

Washcoat-Typen, die sich durch eine besonders hohe<br />

Schwefelresistenz, zum Teil bereits bei relativ niedrigen<br />

Abgastemperaturen, auszeichnen. „Bei richtiger<br />

Dimensionierung des Katalysatorvolumens zum Motor,<br />

regelmäßiger Wartung und gereinigtem Treibgas garantieren<br />

wir im Biogasbereich über 16.000 Stunden eine<br />

durchgehende Einhaltung der Grenzwerte“, sagt Zirpel.<br />

Das niedersächsische Unternehmen Emission Partner<br />

GmbH & Co. KG ist auf die Entwicklung, Fertigung und<br />

den Vertrieb von Katalysatoren für Gasmotoren spezialisiert.<br />

Dabei erfolgt die Fertigung von der Wicklung der<br />

Metallträger über die Beschichtung bis zum Zusammenbau<br />

der Systeme am Firmensitz in Saterland-Ramsloh.<br />

Für die Einhaltung der verschärften Grenzwerte bei Bestandsanlagen<br />

werden Nachrüstpakete angeboten, die<br />

sich den tatsächlichen Emissionen der Anlage sowie an<br />

den Motorentyp durch optimierte Kat-Volumen und ein<br />

Foto: Air-Sonic<br />

Die Air Sonic GmbH im hessischen Sinntal verwendet<br />

für die Fertigung einer breiten Palette an Katalysatoren-Bauformen<br />

gewellte und glatte Edelstahlfolien<br />

mit einer Stärke von 50 bis 80 µm. Beim Wickeln und<br />

Verlöten der Folien entstehen Zellen, die je nach Anforderung<br />

unterschiedlich groß sind. Um insbesondere<br />

im Biogasbereich eine bessere Alterungsstabilität zu<br />

erreichen, kommt bei der Beschichtung dieser Matrix<br />

nach Herstellerangabe ein Washcoat zum Einsatz,<br />

der bis zur doppelten Menge an Platin enthält, als am<br />

Markt üblich.<br />

„Bei derart auf Langlebigkeit ausgelegten Katalysatoren<br />

ist eine Reinigung von Ascheablagerungen wirtschaftlich<br />

besonders sinnvoll“, betont Technikchef<br />

Stefan Fröhlich. Hierzu habe Air Sonic zusammen mit<br />

einem Partner Langzeitversuche durchgeführt. Die<br />

Katalysatoren an den Biogasmotoren habe man regelmäßig<br />

gereinigt, und sie hätten über 48.000 Betriebsstunden<br />

eine gleichmäßige Leistung gezeigt. Fröhlich<br />

empfiehlt, die Katalysatorpflege mit der Reinigung des<br />

Wenn ein Katalysator<br />

nicht mehr funktioniert,<br />

sind die Edelmetalle<br />

trotzdem noch vorhanden.<br />

Diese können<br />

durch das Recycling<br />

wieder dem Stoffkreislauf<br />

zugeführt werden.<br />

31


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Interkat ist ein Spezialist<br />

für die Beschichtung<br />

von Trägermaterialien<br />

mit katalytisch<br />

aktiven Materialien.<br />

Für den Biogasbereich<br />

entwickelte das Unternehmen<br />

schwefelbeständige<br />

Washcoats.<br />

„Besonderen Wert legen<br />

wir auf die Qualität der<br />

Lot-Substrate aus einem<br />

Spezialstahl“<br />

Wärmetauschers zu verbinden. Einige Servicefirmen<br />

würden diese Leistung anbieten. „Verfügt das Katalysatorsystem<br />

über ein gedämmtes Einschubgehäuse, bei<br />

dem sich der Katalysator über eine Wartungsöffnung<br />

herausziehen lässt, ist eine Reinigung auch bei kurzen<br />

Motorstillstandszeiten praktizierbar“, so Fröhlich.<br />

Michael Kalb, Leiter Produktmanagement der Aprovis<br />

Energy Systems GmbH, einem Anlagenbauer im mittelfränkischen<br />

Weidenbach, geht davon aus, dass die<br />

Oxidationskatalysatoren größer dimensioniert werden<br />

müssen, um die verschärften Grenzwerte für Formaldehyd<br />

einhalten zu können. Voraussetzung, um bei den<br />

dafür notwendigen Anlagenanpassungen die technisch<br />

und wirtschaftlich optimale Lösung zu finden, sei eine<br />

gute Abstimmung mit den Betreibern als auch den Kat-<br />

Herstellern. „Dazu gehört ein kompetenter Blick auf die<br />

Gesamtanlage, um mit einem neuen Katalysator nicht<br />

die Leistung des BHKW zu reduzieren,<br />

etwa durch zu hohen<br />

Thorsten Hohnemann<br />

Druckverlust“, so Kalb. Das<br />

gelte ebenso für die künftig sicher<br />

in vielen Fällen unabdingbaren<br />

SCR-Kats zur Einhaltung<br />

der NO x<br />

-Grenzwerte. Hier sei<br />

bei der Entscheidung für ein<br />

System auch der Betreuungsund<br />

Wartungsaufwand zu berücksichtigen<br />

als auch darauf<br />

zu achten, dass durch die Eindüsung<br />

von Harnstofflösung<br />

nicht andere Komponenten<br />

der Abgasanlage geschädigt<br />

werden.<br />

Die DCL Europe GmbH mit Sitz in Sulzbach am Taunus<br />

(Hessen) produziert auf einer automatisierten<br />

Fertigungslinie neben anderen Komponenten zur<br />

Emissionskontrolle ein breites Spektrum an Katalysatoren.<br />

„Besonderen Wert legen wir auf die Qualität der<br />

Lot-Substrate aus einem Spezialstahl. Sie sind nicht<br />

nur gegen hohe Temperaturen, sondern<br />

ebenso gegen mechanische Stöße<br />

extrem beständig und bieten unseren<br />

Kunden gleichzeitig eine kostengünstige<br />

Alternative zu den auf dem Markt angebotenen<br />

keramischen oder nichtgelöteten<br />

Metallsubstraten“, sagt Vertriebsleiter<br />

Thorsten Hohnemann. Angesichts der<br />

Förderung über den Formaldehydbonus<br />

von 1 Cent pro Kilowattstunde, was bei<br />

einer mittleren Anlage bis zu 40.000<br />

Euro bedeute, lohne sich in jedem Fall<br />

ein Katalysator, der eine kontinuierliche<br />

Einhaltung der Grenzwerte sichert und<br />

bei dem Betreiber unangemeldete Messungen<br />

nicht fürchten müssen.<br />

Unempfindlich gegenüber der Zusammensetzung<br />

und dem Schwefelgehalt<br />

des Biogases sind Anlagen zur regenerativ-thermischen<br />

Nachverbrennung, wie<br />

sie zum Beispiel die IGS Anlagentechnik<br />

GmbH & Co. KG im hessischen Gelnhausen<br />

entwickelt und fertigt. Diese Technik<br />

reduziert dauerhaft Kohlenmonoxid und<br />

alle Kohlenwasserstoffe, also auch Methan und Formaldehyd<br />

bis an die Grenze der Nachweisbarkeit.<br />

„In den meisten Fällen reichen bereits der Methanschlupf<br />

sowie das im Motor-Abgas enthaltene Kohlenmonoxid<br />

aus, um den Thermoreaktor nach dem Start<br />

autotherm zu betreiben, also ohne zusätzliche elektrische<br />

Beheizung oder Biogas-Eindüsung die Temperatur<br />

von 825 bis 850 °C im Reaktionsraum aufrechtzuerhalten“,<br />

argumentiert Geschäftsführer Gerd Schneider.<br />

Durch die energetische Umsetzung des Methanschlupfs<br />

von 800 bis 1.000 mg pro Nm³ heize sich das<br />

Gas bis zum Verlassen des Thermoreaktors sogar um<br />

weitere 20 bis 30 Grad auf. Diese zusätzliche thermische<br />

Energie könne im nachfolgenden Wärmetauscher<br />

genutzt werden. „Da kommen durchaus einige kW zusammen“,<br />

meint der Betriebschef.<br />

Foto: Werkfoto<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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Hersteller arbeiten an<br />

sauberen BHKW<br />

Foto: Caterpillar Energy Solutions GmbH<br />

„Caterpillar Energy<br />

Solutions ist gut<br />

gewappnet und kann<br />

für die Verschärfung<br />

der Emissions-<br />

Grenzwerte seine<br />

Gasmotoren der Marken<br />

MWM und Cat mithilfe<br />

von innermotorischen<br />

Maßnahmen sowie<br />

entsprechenden Abgasnachbehandlungssystemen<br />

ausrüsten“,<br />

sagt Heinrich Baas,<br />

Leiter Vorentwicklung<br />

Systemtechnologien.<br />

Im Hinblick auf die zu erwartenden niedrigeren Grenzwerte für Emissionen von Biogas-<br />

BHKW stehen die Hersteller unter Zugzwang. Denn sie müssen technische Lösungen<br />

anbieten können, wenn die neuen Emissionswerte zur Pflicht werden. Die Herausforderung<br />

besteht auch darin, dass die BHKW wirtschaftlich betrieben werden können.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Die Emissionen von Biogas-BHKW müssen<br />

gesenkt werden – so viel steht fest. Das aktuell<br />

in Deutschland geltende Regelwerk<br />

für Emissionen von Biogasaggregaten wird<br />

derzeit überarbeitet. Dabei wird das europäische<br />

Recht in Form der MCP-Directive (Medium<br />

Combustion Plant Directive) in eine deutsche Verwaltungsvorschrift<br />

überführt. Angesichts der Umsetzung<br />

der europäischen MCP-Richtlinie in nationales Recht<br />

und der ursprünglich geplanten Überarbeitung der aktuell<br />

geltenden TA Luft erwarten die BHKW-Hersteller<br />

in Deutschland ein neues Regelwerk in Form einer<br />

BImSchV. Durch die Verzögerung bei der Bildung einer<br />

neuen Bundesregierung ist aber auch dieser Umsetzungsprozess<br />

ins Stocken geraten. So wird die Vorschrift<br />

voraussichtlich erst Ende des Jahres erlassen,<br />

wann sie in Kraft tritt, ist noch ungewiss. Peter Müller-<br />

Baum, Geschäftsführer des Arbeitskreises Abgasnachbehandlung<br />

im VDMA, kann Anlagenbetreiber jedoch<br />

beruhigen: „Nach dem uns heute bekannten Stand<br />

der künftigen BImSchV verbleiben die NO x<br />

-Grenzwerte<br />

für Biogasanlagen in allen Leistungsbereichen (ausgenommen<br />

Zündstrahler) auf dem Niveau der letzten TA<br />

Luft aus dem Jahr 2002. Damit ist hier weiterhin keine<br />

SCR-Technologie notwendig, sofern dies nicht noch im<br />

Zuge der ausstehenden Beratungen im Kabinett sowie<br />

Bundesrat und Bundestag geändert wird.“<br />

Formaldehyd im Fokus<br />

Aufgrund einer Neueinstufung hinsichtlich der Kanzerogenität<br />

von Formaldehyd wurden in den vergangenen<br />

Jahren die genehmigungsrechtlichen Grenzwerte für<br />

Biogas-BHKW abgesenkt. Grundsätzlich muss bei den<br />

Formaldehydgrenzwerten zwischen genehmigungsrechtlichen<br />

und vergütungsrechtlichen Anforderungen<br />

unterschieden werden:<br />

34


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

1. Genehmigungsrecht: Hier kommt die<br />

seit Dezember 2015 veröffentlichte<br />

LAI-Vollzugsempfehlung zur Anwendung,<br />

die eine gestufte Absenkung der<br />

Formaldehydgrenzwerte für Alt- und<br />

Neuanlagen vorsieht. Diese soll in die<br />

neue BImSchV übernommen werden.<br />

2. Luftreinhaltebonus (EEG): In einer<br />

weiteren LAI-Vollzugsempfehlung<br />

aus dem Herbst 2017 wird ein neuer<br />

Emissionswert für die Erstellung einer<br />

Bestätigung der zuständigen Behörden<br />

zur Gewährung des Luftreinhaltebonus<br />

definiert. Dieser soll nur noch gewährt<br />

werden, wenn Biogas-Blockheizkraftwerke<br />

(BHKW) ab 1. Juli <strong>2018</strong> einen<br />

Formaldehyd-Emissionswert von 20<br />

Milligramm pro Kubikmeter (mg/m 3 )<br />

Abgas einhalten.<br />

Die ersten BHKW-Hersteller und natürlich<br />

auch die Komponentenhersteller, die sich<br />

mit Abgaskatalysatoren zur Oxidierung<br />

von Formaldehyd und zur Reduktion von<br />

Stickoxiden beschäftigen, stellen sich der<br />

Diskussion um die Abgaswerte, die Biogas-<br />

BHKW heute erzielen. Es geht zunächst<br />

um die Formaldehyd-Grenzwert-Festlegung<br />

für neue und bestehende Aggregate,<br />

die sich mit bezahlbarer Technik (Oxikats)<br />

umsetzen lässt, erläutert Michael Wentzke,<br />

Geschäftsführer der Interessengemeinschaft<br />

Biogasmotoren: „Und dabei nicht<br />

nur zum Prüfzeitpunkt die Grenzwerte<br />

einhalten, sondern für die zugesagte Nutzungsdauer<br />

von 12 bis 24 Monaten. Die<br />

Anbieter entwickeln hier mit der Zielsetzung,<br />

den Betreibern eine sichere Einhaltung<br />

der Grenzwerte zuzusagen. Diese lässt<br />

sich aber nur aufrechterhalten, wenn das<br />

Aggregat gemäß Herstellervorgabe gewartet<br />

und korrekt eingestellt ist. Bei dem im<br />

Markt vorherrschenden Biogasmotoren-Typ<br />

mit sehr magerem Gemisch (Lambda etwa<br />

1,7) ist dies mit Blick auf die Stickoxid-<br />

Emission zwingend notwendig.“<br />

Lernen von der Fahrzeugbranche<br />

Die Biogasbranche kann von der Fahrzeugbranche<br />

lernen. So ist der Zielkonflikt<br />

zwischen hohem Wirkungsgrad und geringer<br />

Stickoxid-Emission nur mit einem<br />

SCR-Katalysator mit Harnstoffeindüsung<br />

lösbar. Ein weiteres Abmagern des Gemisches<br />

(„kältere“ Verbrennung, geringere<br />

Stickoxidbildung) würde zu starken Zündaussetzern<br />

und einem steilen Anstieg unverbrannten<br />

Methans führen, so Wentzkes<br />

Einschätzung. Dies wäre weder unter dem<br />

Gesichtspunkt der Emissionen noch hinsichtlich<br />

eines akzeptablen Laufverhaltens<br />

der Motoren vertretbar.<br />

Auch bei den Stickoxiden (NO x<br />

) ist neben<br />

einer weiteren Reduzierung der Emissionswerte<br />

eine kontinuierliche Sicherstellung<br />

der neuen Vorgaben geplant. In Nutzfahrzeugen<br />

haben sich NO x<br />

-Sensoren in Verbindung<br />

mit SCR-Kat-Systemen bewährt,<br />

da damit der notwendige Harnstoff-Bedarf<br />

ermittelt und überwacht werden kann.<br />

Beim SCR-Verfahren, das in Nutzfahrzeugen<br />

und auch in Kraftwerken eingesetzt<br />

wird, erfolgt ein Einspritzen von Harnstoff<br />

in den heißen Abgasstrom. Ein Projekt wird<br />

gemeinsam mit der Firma Elektro Hagl an einem<br />

MAN-Gasmotor mit 550 Kilowatt (kW)<br />

elektrische Leistung auf einer Biogasanlage<br />

in Bayern betrieben. In dem Projekt spielen<br />

NO x<br />

-Sensoren eine wesentliche Rolle. Eine<br />

elektrochemische Zelle, über die ein Strom<br />

induziert wird, misst dabei die Konzentration<br />

im Gas. Ein NO x<br />

-Sensor sitzt vor dem<br />

SCR-Kat, ein zweiter dahinter.<br />

Damit soll kontrolliert werden, ob nicht zu<br />

viel Harnstoff eingedüst wurde. Das wäre<br />

an sich nicht schädlich, würde aber zu<br />

einer Geruchsbelästigung und weiteren<br />

Ammoniak-Emissionen führen. Vorteil des<br />

NO x<br />

-Sensors ist, dass er relativ preisgünstig<br />

ist. Eine Nachrüstung an vorhandenen<br />

Motoren ist nach Klaus Hagl´s Angaben<br />

möglich. Die Kosten beziffert er auf 2.000<br />

bis 5.000 Euro. Die NO x<br />

-Sensoren sind auf<br />

15 BHKW-Motoren im Praxiseinsatz, die<br />

ersten davon laufen bereits über ein Jahr.<br />

Optionen für günstige<br />

Nachrüstlösungen offenhalten<br />

Die BHKW-Hersteller arbeiten an einer<br />

wirtschaftlichen Lösung dieses Zielkonfliktes<br />

für Betreiber. Wenn der Gesetzgeber<br />

eine Verschärfung des Stickoxid-Grenzwertes<br />

beschließen wird, wovon Branchenspezialisten<br />

in den nächsten Jahren ausgehen,<br />

wird die SCR-Kat-Technologie im Fokus<br />

stehen. Wentzke: „Wer heute für die nächsten<br />

8 bis 10 Jahre investiert, tut sicher gut<br />

daran, gemeinsam mit Herstellern Handlungsoptionen<br />

für eine kostengünstige<br />

Nachrüstlösung zur Stickoxid-Reduzierung<br />

zu haben.“<br />

In der Nutzfahrzeugbranche gibt es hinreichende<br />

Betriebserfahrungen mit der<br />

Eindüsung von Harnstoff. Gasmotoren-<br />

35


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Das neue 450-kW-<br />

Aggregat vom MAN.<br />

Hersteller beschäftigen sich derzeit mit der Anpassung<br />

dieser Großserien-Technik. Ein Lösungskonzept sieht<br />

ein „mildes“ Mager-Motor-Konzept vor (Lambda etwa<br />

1,4), das aufgrund höherer Brennraumtemperaturen<br />

für einen Wirkungsgradgewinn und damit besseren<br />

Biogasverbrauch (rund 3 Prozent weniger) sorgt, der<br />

zum großen Teil die Kosten der eingespritzten Harnstoffmenge<br />

und SCR-Kats zur Stickoxidreduktion<br />

trägt.<br />

Für Betreiber bedeutet dies, mit ihrem BHKW-Lieferanten<br />

einen ausreichend großen Einbauraum zwischen<br />

Abgasturbolader und Abgaswärmetauscher vorzusehen,<br />

um später problemlos nachrüsten zu können.<br />

Schon heute sind ausreichend groß dimensionierte<br />

Kat-Gehäuse auf dem Markt erhältlich, die zunächst<br />

nur mit dem Oxi-Kat bestückt werden und einen einfachen<br />

späteren Ausbau mit den SCR-Elementen einschließlich<br />

der Harnstoffeindüsung ermöglichen.<br />

Flexbetrieb und das Emissionsverhalten der Motoren<br />

stehen in einem Wechselspiel. Denn durch das Heraufund<br />

Herunterfahren des Motors ändert sich auch das<br />

Emissionsverhalten. Die Warm-Kalt-Wechsel belasten<br />

den Katalysator. Gute Ergebnisse werden mit sauberem,<br />

temperiertem Biogas und einem hitzefesten Katalysator<br />

erzielt. Auf der einen Seite muss klar sein,<br />

welchen Fahrplan der Betreiber mit seinen Aggregaten<br />

zukünftig im Flexbetrieb fahren möchte, auf der<br />

anderen Seite sind die Peripherie-Aggregate (wie Biogasaufbereitung)<br />

ebenso zu warten und zu prüfen wie<br />

das Aggregat selbst, da ihr Zustand ganz wesentlich<br />

Einfluss auf die Funktion des BHKW und damit auch<br />

auf die Betriebskosten nimmt.<br />

Hersteller bereiten sich vor<br />

Die Verschärfung der Emissions-<br />

Grenzwerte für Gasmotoren-BHKW<br />

umfasst für den Biogas-Betrieb im<br />

Wesentlichen die Formaldehyd-<br />

Emissionen, die für Neuanlagen in<br />

zwei Schritten ab dem Jahr 2016<br />

auf 30 Milligramm pro Normkubikmeter<br />

(mg/Nm³) und ab 2020<br />

auf 20 mg/Nm 3 limitiert wurden.<br />

Für Anlagen, die den Emissionsbonus<br />

von 1 Eurocent nach dem EEG<br />

2009 erhalten, gilt eine Formaldehyd-Grenze<br />

von 20 mg/Nm 3 bereits<br />

ab 1. Juli <strong>2018</strong>.<br />

Heinrich Baas, Leiter Vorentwicklung<br />

Systemtechnologien bei Caterpillar<br />

Energy Solutions, sieht das<br />

Unternehmen gut gerüstet für die<br />

künftigen Anforderungen: „Caterpillar<br />

ist gut gewappnet und kann<br />

für die Verschärfung der Emissions-<br />

Grenzwerte seine Gasmotoren der<br />

Marken MWM und Cat mithilfe<br />

von innermotorischen Maßnahmen<br />

sowie entsprechenden Abgasnachbehandlungssystemen<br />

ausrüsten.“ Caterpillar forscht seit langem in<br />

verschiedenen Forschungsprojekten der Forschungsvereinigung<br />

Verbrennungsmaschinen (FVV) sowie dem<br />

Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ), auf<br />

eigenen Versuchs-Prüfständen und an Kundenanlagen<br />

im realen Betrieb an der weiteren Absenkung der Abgas-Emissionen.<br />

Mit der Einführung der Formaldehyd-<br />

Limitierung (40 mg/Nm³) im Rahmen des EEG 2009<br />

und der damit verbundenen Gewährung eines Emissionsbonus<br />

konnte den Betreibern von Biogasanlagen ein<br />

komplettes Paket zur Gasreinigung angeboten werden.<br />

Dies besteht aus Gas-Kühltrocknung und Aktivkohle<br />

sowie einem standfesten Oxidationskatalysator. „Die<br />

Systeme haben sich in einer Vielzahl von Anlagen in<br />

der Praxis bewährt“, betont Baas: „Wir haben uns<br />

auf erreichten Erfolgen nicht ausgeruht, sondern die<br />

Entwicklungsarbeit konsequent weiter betrieben.<br />

So können die neuen Grenzwerte für Formaldehyd<br />

und Kohlenmonoxid mittels entsprechender Katalysatoren<br />

sicher unterschritten werden. Testreihen an<br />

mehreren Biogas-Anlagen haben über mehrere Jahre<br />

Testzeit die sichere Unterschreitung der Grenzen<br />

nachgewiesen.“<br />

Caterpillar hat bereits bei Biogasanlagen SCR-Systeme<br />

erprobt, sodass auch bei einer weiteren Verschärfung<br />

der Emissionsgrenzen erprobte Systeme zur<br />

Verfügung stehen, betont Baas: „Die Emissionen an<br />

Stickoxiden, wie sie mit 0,5 g/Nm 3 für Biogas limitiert<br />

sind, werden durch Motoreinstellung und Regelung<br />

über die eigene und patentierte Brennraumregelung<br />

sicher eingehalten.“<br />

Foto: Thomas Gaul<br />

36


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

MTU setzt auf Anpassung der<br />

Katalysator-Geometrie<br />

Der Motorenhersteller MTU setzt bei seinen<br />

Aggregaten auf eine Anpassung der Katalysator-Geometrie,<br />

wie Hans-Peter Krämer,<br />

Senior Manager Powergen Engineering<br />

Testing bei MTU Onsite Energy erklärt:<br />

„Die Grenzwerte für Formaldehyd sind de<br />

facto heute schon bei 30 mg/Nm³. Um einen<br />

Anspruch auf den Formaldehydbonus<br />

zu erhalten, jedoch schon bei 20 mg/Nm³<br />

(bezogen auf 5 Prozent O 2<br />

, gültig ab 1. Juli<br />

<strong>2018</strong>). Der Formaldehydbonus entscheidet<br />

bei vielen Biogasanlagen darüber, ob<br />

die Anlage wirtschaftlich zu betreiben ist<br />

oder nicht. Zusätzlich soll (gemäß Entwurf<br />

der 43. BImSchV) der CO-Grenzwert von<br />

1.000 mg/Nm³ auf 200 mg/Nm³ verschärft<br />

werden.“<br />

Die Anforderung, 20 mg/Nm³ Formaldehyd<br />

zu erreichen, sei für den Oxidationskatalysator<br />

in der Regel aber deutlich anspruchsvoller<br />

als das Erreichen der 200 mg/Nm³<br />

CO und entscheide somit über die Standzeit<br />

des Katalysators. Um die 20 mg/Nm³<br />

Formaldehyd zu erreichen, müsse eine Katalysator-Anpassung<br />

gegenüber dem Stand<br />

der Vergangenheit erfolgen, oder es müsse<br />

die Standzeit des Katalysators reduziert<br />

werden.<br />

Motortechnisch kann seinen Angaben zufolge<br />

zusätzlich versucht werden – über<br />

Optimierung der Brennraumgeometrie<br />

oder Ähnliches –, die Roh-Emissionen von<br />

unverbrannten Kohlenwasserstoffen zu<br />

reduzieren. Organisatorisch laufen aktuell<br />

zusätzlich Gespräche, wie man die Einhaltung<br />

der CO- und Formaldehyd-Emissionen<br />

dauerhaft (für die Standzeit des Katalysators)<br />

gewährleisten kann. Hier wird sowohl<br />

die Maßnahme einer „Verplombung“ des<br />

Katalysators diskutiert als auch gegebenenfalls<br />

der Einsatz von CO-Sensoren im<br />

Abgastrakt hinter dem Katalysator.<br />

MAN bietet optional modulares<br />

Abgasnachbehandlungssystem<br />

MAN Engines entwickelt, produziert und<br />

vertreibt Gasmotoren für Erd- und Sondergase<br />

(Biogas, Klärgas) im Leistungsbereich<br />

von 37 bis 580 kW. Bezogen auf Biogas<br />

können die aufgeladenen Magergasmotoren<br />

(λ >1.4) die zukünftigen, aktuell zur<br />

Diskussion stehenden Anforderungen der<br />

Wir machen Ihre Biogasanlage fit für die Zukunft.<br />

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Technischer<br />

Service<br />

TA Luft/BImSchV innermotorisch nicht<br />

erfüllen. MAN Engines wird daher seinen<br />

Kunden (Packager/Hersteller von BHKW)<br />

und damit auch den Endkunden optional<br />

ein modulares Abgasnachbehandlungssystem<br />

(AGN) bestehend aus SCR-Katalysator,<br />

Mischer, Harnstoff-Einspritzsystem, Oxidations-/Ammoniak-Sperrkatalysator<br />

und<br />

Sensorik anbieten, erklärt Günther Zibes,<br />

Head of Power MAN Engines.<br />

„Speicherung, Verrohrung sowie die Steuerung<br />

des Einspritzsystems werden durch<br />

die Packager bereitgestellt, um größtmögliche<br />

Flexibilität zu gewährleisten. Das<br />

modulare Abgasnachbehandlungssystem<br />

ist bei MAN bereits erfolgreich in mobilen<br />

Anwendungen im Einsatz und bewährt<br />

sich dort in engen Motorräumen. Durch die<br />

Konstruktion als Stand-Alone-Lösung mit<br />

flexibler Positionierung des SCR-Systems<br />

können Packager den gering vorhandenen<br />

Bauraum und komplexe Einbausituationen<br />

noch flexibler nutzen als mit einer voluminösen<br />

integrierten Einzellösung.<br />

Packager als auch Endkunden wissen die<br />

Wartungsarmut der Bauteile zu schätzen.<br />

In laufenden Feldtests in Blockheizkraft-<br />

Betriebsführung<br />

Modernisierung<br />

Biogasanlage<br />

Biologischer<br />

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37


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

BHKW-Modell 16V4000<br />

von MTU.<br />

werken beim Betrieb mit 50 Hz (1.500 min -1 ) und mit<br />

60 Hz (1.800 min -1 ) beweist die modulare AGN aktuell<br />

ihre Praxistauglichkeit und Dauerfestigkeit. Unsere<br />

Zeitplanung sieht vor, zur Einführung der neuen<br />

BImSchV das System serienreif zu haben.“<br />

SCHNELL: gesamtes Portfolio für<br />

Oxikats überarbeitet<br />

Der BHKW Hersteller SCHNELL Motoren GmbH, seit<br />

2016 Mitglied der TEDOM Firmengruppe, sieht sich<br />

auf bevorstehende Verschärfungen der Abgas-Emissions-Grenzwerte<br />

vorbereitet. Die SCHNELL Motoren<br />

GmbH hat entsprechend ihre Abgasnachbehandlung<br />

mittels Oxidationskatalysator für das gesamte Portfolio<br />

überarbeitet und für alle aktuellen und bisherigen<br />

BHKW attraktive Lösungen im Programm. Diese<br />

Abgasnachbehandlung garantiert ebenfalls das Einhalten<br />

des zukünftig niedrigeren Kohlenmonoxid-<br />

Grenzwerts (CO), der für Biogas-Motoren 300 mg/Nm³<br />

betragen soll.<br />

Voraussichtlich werden die Limits hinsichtlich Stickoxidemissionen<br />

(NO x<br />

) für Biogas-Motoren brennverfahrensunabhängig<br />

bei 500 mg/Nm³ liegen. Damit<br />

wird das Zündstrahlverfahren (Micro-Pilot-Zündung)<br />

zukünftig nicht mehr gesondert behandelt. Zusätzlich<br />

wird mittels der neuen BImSchV erstmals eine Grenze<br />

betreffend dei Emissionen von Gesamtkohlenwasserstoffen<br />

(THC) eingeführt. Der Erwartungswert hierfür<br />

beträgt 1.300 mg/Nm³.<br />

Nach aktuellem Stand werden alle bevorstehenden<br />

Emissionsgrenzwerte von der neuen Generation der<br />

SCHNELL Biogas-BHKW ohne Verwendung eines<br />

SCR-Katalysators eingehalten. Entsprechend fallen<br />

auch keine Anschaffungs- und Betriebskosten (Harnstofflösung<br />

bzw. AdBlue) für ein derartiges Abgasnachbehandlungssystem<br />

an. Für Bestandsanlagen wird mit<br />

einer Übergangsfrist im Bereich von fünf bis acht Jahren<br />

gerechnet, bis die Grenzwerte der neuen BImSchV<br />

zu erfüllen sind.<br />

2G: in der Entwicklungsarbeit auf<br />

absehbare Verschärfungen reagiert<br />

Erstmals auf der Hannover-Messe 2017 vorgestellt<br />

wurde die neue BHKW-Baureihe „Aura“ von 2G mit<br />

Aggregaten von 100 kW und 150 kW elektrischer Leistung.<br />

„Die Antwort auf die gegebenenfalls absehbare<br />

Verschärfung der NO x<br />

-<br />

Grenzwerte von 500 mg/<br />

Nm 3 bei Magermotoren<br />

bzw. 250 mg/Nm 3 bei stöchiometrisch<br />

betriebenen<br />

Motoren auf generell 100<br />

mg/Nm 3 durch die neue<br />

BImSchV in Deutschland<br />

haben wir damit bei<br />

unserer Entwicklungsarbeit<br />

quasi vorweggenommen“,<br />

so Frank Grewe,<br />

Geschäftsführer der 2G<br />

Drives GmbH.<br />

Wobei hier angemerkt<br />

werden muss, dass diese<br />

Grenzwertverschärfung<br />

noch völlig unklar ist. Die<br />

Leistungsausbeute soll<br />

laut Grewe bei gleichem<br />

Hubraum um 15 Prozent<br />

über dem Wettbewerb<br />

liegen. Die bewährte Agenitor-Baureihe werde voraussichtlich<br />

mit einem SCR-Katalysator in der Lage sein,<br />

die gesenkten Grenzwerte zu erfüllen.<br />

Auch SES, ein Hersteller von BHKW im Leistungsbereich<br />

von 50 bis 4.500 kWel, geht davon aus, dass die<br />

größeren Aggregate einen SCR-Katalysator erhalten<br />

müssen. Die kleineren Aggregate kommen weiterhin<br />

ohne diese Technologie aus.<br />

Der Markt für Biogas-BHKW wird geprägt durch Packager,<br />

die Serienmotoren von den großen Herstellern<br />

kaufen und entsprechend auf- oder umrüsten. Bei der<br />

Einhaltung der Grenzwerte verlassen sich diese Unternehmen<br />

der Wolf-Gruppe, zu der die Marken Dreyer &<br />

Bosse und Kuntschar + Schlüter gehören, auf die Motorenhersteller.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehrfeld 19a · 30989 Gehrden<br />

Mobil: 01 72/512 71 71<br />

E-Mail: gaul-gehrden@t-online.de<br />

Foto: MTU Energy<br />

38


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Service-Arbeiten an Aktivkohlefiltern der Biogas-Anlagen<br />

praxis / Titel<br />

Umwelttechnik GmbH<br />

Die Begriffe “Aktivkohle-Service” und<br />

“Maisch” sind seit über 55 Jahren auf dem<br />

deutschen Markt und auf internationalen<br />

Märkten ein Synonym für Fachkenntnis und<br />

Zuverlässigkeit. Mit eigenem Equipment und<br />

speziell ausgebildetem Fachpersonal betreuen<br />

wir die verschiedensten Marktsegmente,<br />

in denen Aktivkohlefilter bis hin zu Adsorbern<br />

mit Füllmengen von 60 m 3 und darüber betrieben<br />

und periodisch gewartet werden müssen.<br />

Als Beispiel verweisen wir auf die Tiefdruckindustrie<br />

mit Anlagen zur Lösemittel-Rückgewinnung<br />

mit Luftmengen bis zu 500.000 m 3 /h.<br />

Wir können auch für Biogas-Anlagen, bei<br />

denen größere Aktivkohlefilter vor allem zur<br />

Entschwefelung des Gases im Einsatz sind,<br />

solche Serviceleistungen anbieten.<br />

Die Entleerung gebrauchter Aktivkohle und die<br />

Befüllung mit neuer Aktivkohle, einschließlich<br />

Kontrolle der Filter-Inneneinbauten, zählen<br />

zu unseren traditionellen Aufgabengebieten<br />

und werden von uns gerne übernommen.<br />

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Wir sind zertifiziert nach SCC*: 2011,<br />

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ISO 14001: 2015 und WHG § 19 L<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

TOP Thema<br />

<br />

Durchwachsene Silphie –<br />

fast so gut wie Mais<br />

Fotos: Deuter/Fritz<br />

Blühender Bestand<br />

der Durchwachsenen<br />

Silphie.<br />

Auf der Suche nach alternativen und ergänzenden Biogaskulturen spielte die Durchwachsene<br />

Silphie bisher nur eine untergeordnete Rolle. Dies kann sich allerdings durch die<br />

Entwicklung kostengünstiger Saatverfahren und die neuen Greening-Vorgaben in Zukunft<br />

ändern. Im Rahmen verschiedener Forschungsvorhaben konnte das Technologie- und Förderzentrum<br />

(TFZ) in Straubing bereits grundlegende Erkenntnisse zu Etablierung, Anbau<br />

und Ertragspotenzial dieser vielversprechenden Dauerkultur gewinnen.<br />

Von Ulrich Deuter und Dr. Maendy Fritz<br />

Die Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum<br />

L.) stammt ursprünglich aus den<br />

gemäßigten Regionen Nordamerikas und<br />

wird aufgrund ihrer am Stängel zusammengewachsenen<br />

Blattpaare auch als<br />

Becherpflanze bezeichnet. Sie stellt keine besonderen<br />

Ansprüche an Klima oder Boden, ist winterfest<br />

und gedeiht auch auf Böden mit niedriger Ackerzahl.<br />

Dauerhaft staunasse Böden sind allerdings für einen<br />

ertragreichen Silphieanbau nicht geeignet, während<br />

auf sandigen Böden in sommertrockenen Lagen mit<br />

Ertragseinbußen zu rechnen ist.<br />

Im Pflanz- oder Saatjahr bildet die Pflanze nur eine bodenständige<br />

Rosette und erbringt keinen erntewürdigen<br />

Bestand. Erst ab dem zweiten Standjahr wächst sie<br />

in die Höhe, kann über 3 Meter hoch und 10 Jahre und<br />

länger beerntet werden. Neben einem hohen Ertragspotenzial<br />

bietet die Silphie die bekannten ökologischen<br />

Vorteile einer Dauerkultur: lange Bodenbedeckung,<br />

Erosionsschutz, Bodenruhe und dadurch geringere<br />

Stickstoff-Mineralisation sowie Humusaufbau. Zudem<br />

hat die Pflanze eine lange Blühdauer (Juli bis September)<br />

und die gelben Blüten (siehe Foto 1) werden als<br />

wertvolle Bienenweide von zahlreichen Insekten besucht.<br />

Die Ernte erfolgt in der Regel von Ende August bis<br />

Ende September. Meist erreicht die Silphie zu diesem<br />

Zeitpunkt Trockensubstanzgehalte (TS) von 25 bis 27<br />

Prozent, wobei schon bei 25 Prozent TS nur sehr wenig<br />

Sickersaft gebildet wird. TS-Gehalte oberhalb 30<br />

Prozent sollten vermieden werden, da die Verholzung<br />

der Pflanzen entsprechend stark voranschreitet und die<br />

Methanausbeute rasch absinkt. Dies ist leider häufig<br />

der Fall, da kleinere Silphieflächen meist zusammen<br />

mit Silomais – also für die Silphie zu spät – beerntet<br />

werden.<br />

Die hohe Anfangsinvestition in Pflanzgut war bisher<br />

eine hohe Hemmschwelle für den Anbau. Berechnungen<br />

des Instituts für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur<br />

(LfL-IBA) auf Grundlage von TFZ-Versuchsdaten<br />

zeigten, dass unter bestimmten Voraussetzungen, wie<br />

günstiger Standort, Etablierung durch Saat, Flächen-<br />

40


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Abbildung 1: Trockenmasseertrag und Trockensubstanzgehalt der Durchwachsenen<br />

Silphie zum Zeitpunkt der Ernte am Standort Straubing über fünf Jahre (2012 bis 2016)<br />

300<br />

Straubinger Gäu<br />

45<br />

dt TM/ha<br />

Trockenmasseertrag<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

2012<br />

TM D. Silphie<br />

2013<br />

TM Mais<br />

2014<br />

Erntejahr<br />

2015<br />

kosten von 600 Euro pro Hektar (€/ha) und mindestens 10-jähriger<br />

Nutzung der Silphie, die Kosten pro Kubikmeter Methan nur<br />

geringfügig höher sind als bei der Verwendung von Silomais. Bei<br />

15-jähriger Nutzung unter ansonsten gleichen Voraussetzungen<br />

wird die Silphie sogar günstiger, da sich die Etablierungskosten<br />

über den längeren Nutzungszeitraum verteilen.<br />

Trockenmasseerträge und Methanausbeuten<br />

Auf dem Gunststandort des Straubinger Gäu wurden in Parzellenversuchen<br />

zur Durchwachsenen Silphie Erträge von durchschnittlich<br />

180 Dezitonnen (dt) Trockenmasse (TM) je Hektar geerntet.<br />

Der Biomasseaufwuchs liegt damit etwas unterhalb von Silomais<br />

(siehe Abbildung 1). Auf ungünstigeren Standorten sind, je nach<br />

Jahreswitterungsverlauf, unter Umständen niedrigere Erträge von<br />

120 bis 150 dt TM/ha zu akzeptieren. Ein Vergleich verschiedener<br />

Standorte mit parallelem Anbau von Mais, Silphie und Getreide-<br />

GPS ist in Abbildung 2 dargestellt. Es zeigte sich, dass Silphie<br />

vor allem in Ideallagen für den Maisanbau nur bedingt konkurrenzfähig<br />

ist. Sehr trockene Standorte mit einer eingeschränkten<br />

Wasserhaltefähigkeit wie beispielsweise die Donau-Schotterebene<br />

eignen sich ebenfalls nur mit ertraglichen Abstrichen für den Silphie-Anbau.<br />

Die durch das Institut für Landtechnik und Tierhaltung (ILT) der<br />

Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Batchversuchen<br />

bestimmte Methanausbeute schwankt stark zwischen 220<br />

und 300 Normlitern pro Kilogramm organische Trockenmasse (Nl/<br />

kg oTM) in Abhängigkeit von der Untersuchungsmethode, dem Erntezeitpunkt<br />

und dem Versuchsstandort. Auch die Methanausbeute<br />

nach KTBL liegt für Silphie mit 280 Nl/kg oTM unterhalb von Silomais<br />

(nach KTBL 340 Nl/kg oTM). Insbesondere bei zu später Ernte<br />

steigt der Gehalt an schwer beziehungsweise nicht verdaulichen<br />

Inhaltstoffen wie Lignin deutlich an und die Methanausbeute sinkt<br />

dementsprechend.<br />

TS<br />

*<br />

757 mm<br />

8,6 °C<br />

AZ: 76<br />

*<br />

2016<br />

= Hagelschaden<br />

%<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Trockensubstanzgehalt<br />

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Laufzeit, Strompreis, TS-Gehalt, Fermenterauslegung<br />

und Wirkungsgrad des Rührwerks.<br />

41<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Geschlossener Bestand<br />

der Durchwachsenen<br />

Silphie im Herbst des<br />

Ansaatjahres.<br />

<br />

Abbildung 2: Trockenmasseertrag und Trockensubstanzgehalt der Durchwachsenen Silphie<br />

im Vergleich zu Silomais und Roggen-GPS an drei Standorten im Erntejahr 2016<br />

Trockenmasseertrag<br />

300<br />

dt/ha<br />

250<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

TM-Ertrag Silphie Mais Roggen-GPS TS-Gehalt<br />

Donau-Schotterebene<br />

leichter Boden, trocken<br />

8,6 °C, 757 mm<br />

Bodenart: lS<br />

AZ: 45<br />

Erfolgreiche Etablierung der<br />

Durchwachsenen Silphie<br />

Das Technologie- und Förderzentrum (TFZ)<br />

hat neben standortüblichen Ertragspotenzialen<br />

auch die Möglichkeiten zur erfolgreichen<br />

Etablierung der Durchwachsenen<br />

Silphie untersucht. Dabei stellt das Saatverfahren<br />

eine kostengünstige Alternative<br />

zu der aufwendigen und teuren Pflanzung<br />

Ernte 2016<br />

Ochsenfurter Gäu<br />

warm und trocken<br />

6,0 °C, 678 mm<br />

Bodenart: tL<br />

AZ: 72-76<br />

Höhenlage Bayerwald<br />

kalt und feucht<br />

6,7 °C, 852 mm<br />

Bodenart: lS<br />

AZ: 35-45<br />

45<br />

%<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

dar. Für eine erfolgreiche Aussaat sollten<br />

jedoch einige grundlegende Anforderungen<br />

an das Verfahren beachtet werden.<br />

Bei der Auswahl möglicher Anbauflächen<br />

sollten Standorte mit einer starken Problemverunkrautung<br />

für den Silphieanbau<br />

ausgeschlossen werden. Für die Vorbereitung<br />

der Saat empfiehlt sich eine Herbstfurche<br />

beziehungsweise gründliche Bodenbearbeitung<br />

im Herbst. Die<br />

Saatbettbereitung im Frühjahr<br />

ist so zu gestalten, dass Bodenlockerung<br />

und Unkrautbekämpfung<br />

vor der Saat so flach wie<br />

möglich durchgeführt werden,<br />

da Silphiesamen eine geringe<br />

Triebkraft besitzen und verhältnismäßig<br />

viel Wasser zum Quellen<br />

und Keimen benötigen. Unter<br />

Umständen ist ein vorzeitiges<br />

Einebnen der Flächen bereits im<br />

Herbst oder im zeitigen Frühjahr<br />

zielführend.<br />

Im Anschluss wird die Silphie<br />

üblicherweise mit einer Saattiefe<br />

von 0,5 bis 1 Zentimeter<br />

(cm) abgelegt. Die Ablagetiefe<br />

kann jedoch in einem gewissen<br />

Maße an die Bodenverhältnisse<br />

und Witterungsbedingungen angepasst<br />

werden. Dennoch sollte<br />

die maximale Saattiefe von 2 cm<br />

auch bei drohender Trockenheit<br />

nicht überschritten werden.<br />

Nach bisherigen Versuchserkenntnissen<br />

des TFZ sind sowohl<br />

Drill- als auch Einzelkornsägeräte<br />

generell zur Aussaat geeignet,<br />

allerdings können gerätespezifische<br />

Eigenschaften Vorteile bringen.<br />

Sägeräte mit einer in der<br />

Särille nachlaufenden, schmalen<br />

Andruckrolle bringen den besten<br />

Saaterfolg, da sie das Korn<br />

zusätzlich im Boden andrücken<br />

und einen intensiven Feuchtekontakt<br />

gewährleisten. Eine<br />

den Säscharen vorauslaufende<br />

Andruck- oder Packerrolle zeigt<br />

ebenfalls gute Wirkung. Zustreicher<br />

und Saatstriegel sind so einzustellen,<br />

dass das Saatgut nicht<br />

verschüttet, sondern nur leicht<br />

mit Erde bedeckt wird. Auch ein Anwalzen<br />

nach der Saat verbessert und beschleunigt<br />

den Aufgang, insbesondere auf trockenen<br />

Böden und in Regionen mit geringen Niederschlägen.<br />

Saatmengen von 2,3 bis 3,8 kg/ha bzw.<br />

eine Aussaatdichte von 15 bis 25 Körnern<br />

je Quadratmeter sind erforderlich, um einen<br />

ausreichend dichten, gleichmäßigen<br />

Trockensubstanzgehalt<br />

42


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

»Mit N·DYN hole ich<br />

mehr Energie<br />

aus meiner Anlage.«<br />

N·DYN Da ist mehr drin.<br />

<br />

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Die Durchwachsene<br />

Silphie als Untersaat<br />

zu verschiedenen<br />

Entwicklungsstadien<br />

der Deckfrucht Mais.<br />

Innovative Additive<br />

für Ihren maximalen<br />

Biogas-Ertrag<br />

N·DYN Additive sind die optimal abgestimmte<br />

Kombination ertragsteigernder<br />

Produkte für den Bedarf von Biogasanlagen.<br />

Bestand von mindestens vier Pflanzen je<br />

Quadratmeter zu erzielen. Dabei gelten<br />

die empfohlenen höheren Angaben für<br />

normale Bedingungen, die niedrigeren für<br />

optimale Saatgegebenheiten und den Fall,<br />

dass bereits Erfahrungen mit der Silphiesaat<br />

vorhanden sind. Eine Unterschreitung<br />

der 2,3-kg- bzw. 15 Körner-Grenze sollte<br />

vermieden werden.<br />

Unkräuter im Griff behalten<br />

Die Reihenweite richtet sich vor allem<br />

nach der vorhandenen Saat- bzw. Pflegetechnik<br />

und dem zu erwartenden Unkrautdruck<br />

auf der Fläche. Einerseits bringen<br />

engere Reihenweiten einen rascheren<br />

Bestandsschluss und<br />

damit eine bessere<br />

Unkrautunterdrückung.<br />

Andererseits kann das<br />

begrenzte Spektrum<br />

einsetzbarer Herbizide<br />

in Verbindung mit der<br />

sehr langsamen Jugendentwicklung<br />

der Silphie<br />

dazu führen, dass mechanische<br />

Pflegemaßnahmen<br />

ergriffen werden<br />

müssen. Der Einsatz<br />

von Hackgeräten oder<br />

Reihenfräsen ist unter<br />

Umständen die einzige Möglichkeit, das<br />

aufkommende Unkraut zu bekämpfen. Vor<br />

diesem Hintergrund können Reihenweiten<br />

von 37,5 bis 50 cm empfohlen werden, da<br />

diese schnellstmöglichen Reihenschluss<br />

mit erfolgreichem Hackgeräteeinsatz vereinen.<br />

Zur chemischen Unkrautregulierung ist in<br />

Silphie derzeit (Stand: Februar <strong>2018</strong>) als<br />

einziges Mittel Stomp Aqua zugelassen.<br />

Der Einsatz dieses Herbizids erfolgt mit<br />

einer Aufwandmenge von maximal 3,5 l/ha<br />

im Vorauflauf. Stomp Aqua gilt gewissermaßen<br />

als Standardmaßnahme im Silphie-<br />

Anbau. Es wirkt hauptsächlich über den<br />

Boden, benötigt dazu entsprechend auch<br />

43<br />

4 Stabilisieren die biologischen Prozesse<br />

4 Sparen Substrat<br />

4 Senken Ihren Eigenstromverbrauch<br />

4 Erhöhen den Methan-Ertrag<br />

4 Steigern die Leistung<br />

4 Werden seit Jahren erfolgreich<br />

eingesetzt<br />

N·DYN orientiert sich bei der Rezeptur und<br />

Dosierung der Additive an den neuesten<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die N•DYN<br />

Additive schaffen auf diese Weise optimale<br />

Wachstums- und Stoffwechsel-Bedingungen<br />

für Bakterien im Fermenter und steigern<br />

zuverlässig und nachhaltig den Wirkungsgrad.<br />

Mit N·DYN gewinnen Sie mehr Energie<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

TOP Thema<br />

<br />

Gut entwickelte Silphie-<br />

Pflanzen nach der Ernte<br />

der Deckfrucht Mais im<br />

Herbst des Ansaatjahres.<br />

ausreichend Feuchtigkeit. Aufgrund der Wirkungsschwäche<br />

von Stomp Aqua bezüglich Kamillen, Klettenlabkraut<br />

und Windenknöterich sowie der Unwirksamkeit<br />

gegen alle Wurzelunkräuter wie beispielsweise<br />

Disteln und Windenarten ist eine zusätzliche mechanische<br />

Unkrautbekämpfung anzuraten. Beim Einsatz<br />

der Hacke in frühen Entwicklungsstadien ist die Silphie<br />

jedoch sehr empfindlich gegen Verschütten. Bei<br />

Pflegemaßnahmen in diesem Pflanzenstadium sollten<br />

daher Schutzbleche, Hohlscheiben und Winkelschare<br />

eingesetzt werden.<br />

Bei der Beurteilung und Planung möglicher Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

ist zu berücksichtigen, dass die<br />

Silphie wesentlich mehr Unkraut als andere Pflanzenarten<br />

toleriert. Nur wenn ein Überwuchern<br />

durch Unkraut droht, so dass<br />

die Silphie kaum Licht bekommt, ist<br />

wirklich eine Gegenmaßnahme erforderlich.<br />

Als letzte Maßnahme ist ein<br />

Mähen beziehungsweise Notbeernten<br />

des Bestands möglichst gegen<br />

Blühende der Unkräuter mit Abfuhr<br />

des Mähguts möglich. Dies dient<br />

auch dazu, ein Absamen der Unkräuter<br />

und eine Zunahme des Samenpotenzials<br />

im Boden zu minimieren. Die<br />

Silphie treibt nach den bisherigen Erfahrungen<br />

danach erneut aus, selbst<br />

wenn die Blätter bei der Noternte entfernt<br />

wurden.<br />

Für die Produktion einer Dezitonne<br />

Trockenmasse benötigt die Silphie<br />

etwa 0,8 bis 1,0 kg Stickstoff. Der<br />

N-Sollwert (N-Bedarf inklusive N min<br />

)<br />

der Silphie zu Beginn jeden Vegetationsjahres<br />

beträgt in Abhängigkeit von<br />

der Ertragserwartung 130 bis 160 kg N/ha. Im Anlagejahr<br />

ist eine Startgabe auf etwa 100 kg N/ha (Sollwert)<br />

ausreichend (Achtung: kein Entzug anrechenbar bei<br />

Etablierung in Reinsaat!). Überhöhte N-Gaben können<br />

sich negativ auf die Standfestigkeit und die Anfälligkeit<br />

der Pflanzen gegenüber abiotischen und biotischen<br />

Stressfaktoren auswirken. Eine organische Düngung<br />

mit Gärresten verwertet die Silphie sehr gut, allerdings<br />

sollte die Düngung relativ früh zum Austrieb erfolgen,<br />

um Beschädigungen an den Schoßtrieben gering zu<br />

halten. Bei einem Ertragsniveau von 150 dt TM/ha ist<br />

mit Entzügen von 60 bis 70 kg P 2<br />

O 5<br />

/ha, 240 bis 300<br />

kg K 2<br />

O/ha, 85 bis 115 kg MgO/ha sowie 280 bis 420<br />

kg CaO/ha zu rechnen.<br />

44


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Silphie unter Mais<br />

Die Ansaat der Silphie als Untersaat mit der Deckfrucht<br />

Mais, wie vom Energiepark Hahnennest GmbH & Co.<br />

KG entwickelt, hat sehr positive Ergebnisse hervorgebracht.<br />

Durch die Deckfrucht kann im sonst ertraglosen<br />

ersten Anbaujahr der Silphie ein Maisertrag von 50<br />

bis 80 Prozent des standortüblichen Ertrags realisiert<br />

werden. Zudem wird die Unkrautunterdrückung mithilfe<br />

der Beschattung durch die Maispflanzen unterstützt<br />

(siehe Fotos 3+4).<br />

Bei einer Etablierung der Silphie als Untersaat wird in<br />

der Regel die Deckfrucht als Hauptkultur angerechnet.<br />

Somit stehen auch die für die Deckfrucht zugelassenen<br />

Pflanzenschutzmittel und Aufwandmengen zur Verfügung.<br />

Für die Untersaat unter Mais kann dementsprechend<br />

Stomp Aqua mit voller Aufwandmenge (4,4 l/ha)<br />

eingesetzt werden. Beim Einsatz Focus Ultra-resistenter<br />

Maissorten kann zudem eine Ungrasbekämpfung<br />

mit Focus Ultra (2,0 l/ha) durchgeführt werden. Es ist<br />

jedoch zu beachten, dass die Einsatzmöglichkeiten von<br />

Hackgeräten durch die Maispflanzen deutlich eingeschränkt<br />

werden.<br />

Bei der Etablierung der Silphie unter einer Deckfrucht<br />

sollte grundsätzlich die erfolgreiche Etablierung der Dauerkultur<br />

im Vordergrund stehen. Aus diesem Grund ist<br />

es erforderlich, die Bestandsdichte der Deckfrucht Mais<br />

auf 5 bis 6 Pflanzen je Quadratmeter zu reduzieren und<br />

somit eine ausreichende Versorgung der Silphie mit Licht<br />

zu gewährleisten. Die sehr unterschiedlichen Saattiefen<br />

der beiden Kulturen erfordern entweder den Einsatz<br />

spezieller Sätechnik für die gleichzeitige Aussaat beider<br />

Kulturen oder ein abgesetztes Verfahren, bei dem zwei<br />

Arbeitsgänge vorgenommen werden. Dabei empfiehlt es<br />

sich, erst die Deckfrucht einzusäen, um zu vermeiden,<br />

dass bereits ausgebrachtes Silphiesaatgut in den Fahrspuren<br />

zu tief und zu stark in den Boden gedrückt wird.<br />

Die Düngung richtet sich bezüglich der Nährstoffmengen<br />

nach den Vorgaben für die Deckfrucht. Zur abschließenden<br />

Ernte der Deckfrucht ist die Silphie in<br />

jedem Fall so weit entwickelt, dass sie das Überfahren<br />

toleriert (siehe Foto 5). Auch Abschlegeln der Maisstoppel<br />

als Hygienemaßnahme gegen den Maiszünsler<br />

ist ohne nennenswerte Einbußen bei der Silphie möglich.<br />

In den anschließenden Nutzungsjahren benötigt<br />

die Silphie in der Regel keine weiteren Pflanzenschutzmaßnahmen.<br />

Weitere, detaillierte Informationen zur Durchwachsenen<br />

Silphie, u. a. eine artspezifische BBCH-Skala,<br />

sind auf der Homepage des TFZ unter http://www.tfz.<br />

bayern.de/silphie zu finden.<br />

Hinweis: Literaturangaben sind bei den Autoren<br />

erhältlich<br />

Autoren<br />

Ulrich Deuter<br />

Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum<br />

für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ)<br />

Tel. 0 94 21/300-074<br />

E-Mail: ulrich.deuter@tfz.bayern.de<br />

Dr. Maendy Fritz<br />

Leiterin Sachgebiet Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse, TFZ<br />

Schulgasse 18, 94315 Straubing<br />

Tel. 0 94 21/300-012<br />

E-Mail: maendy.fritz@tfz.bayern.de<br />

www.tfz.bayern.de


Blühende Silphie<br />

mit Kohlweißling.<br />

Lebensraum und<br />

Energiepflanze<br />

TOP Thema<br />

Änderungen der agrarpolitischen Rahmenbedingungen sowie eine neue Saattechnik<br />

fördern den Anbau der Durchwachsenen Silphie.<br />

Von Michael Dickeduisberg<br />

Die Durchwachsene Silphie, kurz Silphie genannt,<br />

ist mit ihrer langen Blüte von Ende<br />

Juni bis Mitte September eine beliebte<br />

Pflanze für Blütenbesucher in der trachtarmen<br />

Zeit. Ferner kann die Silphie als Dauerkultur<br />

mit einer Standzeit von über 15 Jahren ein gutes<br />

Wurzelwerk ausbilden, das Stickstoff vor Auswaschung<br />

und den Boden im Winter vor Erosionen schützt.<br />

In der Vergangenheit lag die Anfangsinvestition in einen<br />

Silphiebestand bei etwa 7.000 Euro pro Hektar<br />

(€/ha). Vor allem hohe Kosten für die Beschaffung von<br />

40.000 Stecklingen je Hektar (etwa 6.400 €/ha) und<br />

Lohnkosten für die Pflanzung waren Argumente gegen<br />

den großflächigen Anbau in der landwirtschaftlichen<br />

Praxis. Inzwischen ist ein kostengünstiges Aussaatverfahren<br />

praxiserprobt. In Kombination mit den Ergebnissen<br />

bundesweiter Forschungsaktivitäten ist die Silphie<br />

eine ernsthafte Ergänzung zum derzeitigen Biogas-Substratmix.<br />

Die positiven Effekte durch die Förderung der<br />

Biodiversität und ein positives Image in der Bevölkerung<br />

werden dank der energetischen Verwendung in Biogasanlagen<br />

mit wirtschaftlichen Interessen vereint. Seit<br />

dem 1. Januar <strong>2018</strong> wird der Anbau der Silphie auch<br />

politisch gefördert. Im Rahmen des „Greenings“ hat die<br />

Silphie als ökologische Vorrangfläche einen Faktor von<br />

0,7 erhalten.<br />

Abbildung 1: Bestandesdichte der Silphie im Etablierungsjahr in Abhängigkeit von der Aussaattechnik<br />

25<br />

20<br />

Pflanzen/m²<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Silphie Drillsaat<br />

(Untersaat)<br />

Silphie Drillsaat<br />

(Reinsaat)<br />

Silphie Einzelkornsaat<br />

(Untersaat)<br />

Silphie Einzelkornsaat<br />

(Reinsaat)<br />

46


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Die Silphie läuft nach<br />

dem Mais auf.<br />

INNOVATIVE Praxis<br />

EINBRINGTECHNIK<br />

FÜR BIOGAS- UND<br />

RECYCLINGANLAGEN<br />

Fotos: Michael Dickeduisberg<br />

Die Drillsaat weist Fehlstellen auf, die in der<br />

Regel nicht nachgesät werden können.<br />

Saatverfahren ist einfach<br />

und günstig<br />

Mit einem neuen Aussaatverfahren ist die<br />

Etablierung der Silphie deutlich einfacher<br />

und günstiger als die Pflanzung von Stecklingen.<br />

Die Kosten des Saatguts betragen<br />

rund 1.500 Euro für 2,8 kg/ha. Die Aussaat<br />

erfolgt nach einer gründlichen Bodenvorbereitung<br />

bei optimalen Bodenverhältnissen<br />

ab Anfang Mai mittels Einzelkornsämaschine<br />

auf 75 Zentimeter Reihenabstand.<br />

In Versuchen der Landwirtschaftskammer<br />

Nordrhein-Westfalen gelang es auch, die<br />

Silphie per Drillsaat auf 12,5 cm Reihenabstand<br />

zu säen.<br />

Bedingt durch die flache und<br />

große Saatgutgeometrie konnte<br />

die mechanische Drillmaschine<br />

allerdings nicht exakt abgedreht<br />

werden. Die tatsächliche<br />

Aussaatstärke lag mit teilweise<br />

4 kg/ha deutlich über dem Sollwert<br />

von 2,8 kg/ha, wodurch<br />

sich die Saatgutkosten signifikant<br />

erhöhten. Zudem waren<br />

Fehlstellen ebenso wie zu dicht<br />

stehende Teilflächen die Folge<br />

heterogener Saatgutablage<br />

(siehe Bilder und Grafik). Demgegenüber<br />

war die Saatgutablage<br />

mittels Einzelkornsämaschine<br />

homogen und exakt. Mit<br />

etwa 7 aufgelaufenen Pflanzen<br />

pro Quadratmeter (m²) lag die<br />

Bestandesdichte knapp über<br />

dem Optimum von 4 aufgelaufenen<br />

Pflanzen pro m².<br />

Ertrag auch im<br />

ersten Jahr<br />

Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Silphie entwickelte<br />

die Praxis ein Untersaatverfahren.<br />

Die Deckfrucht<br />

liefert im Etablierungsjahr, in<br />

dem die Silphie lediglich eine<br />

bodenständige Rosette bildet,<br />

einen erntewürdigen Biomasseertrag.<br />

In der praktischen<br />

Umsetzung wird dazu nach<br />

der Drillsaat in einem zweiten<br />

Arbeitsgang der Mais gelegt<br />

beziehungsweise in der Einzelkornsaat<br />

in einem Arbeitsgang<br />

mittig zwischen die Silphie-<br />

Reihen gelegt.<br />

Um den Aufgang der Silphie durch zu starke<br />

Konkurrenz des Maises um Licht und<br />

Wasser nicht zu gefährden, wird der Mais<br />

mit verminderter Aussaatstärke von 5,2<br />

Körnern/m² statt der ortsüblichen 9,7 Körner/m²<br />

gelegt. Unkräuter werden mit einem<br />

Vorauflaufherbizid unterdrückt und gegebenenfalls<br />

mit einer zusätzlichen späteren<br />

Applikation erfasst. Obwohl die Bestandesdichte<br />

von Mais als Deckfrucht gegenüber<br />

der Mais-Reinsaat nahezu halbiert wird,<br />

zeigten Versuche einen Ertragsrückgang<br />

von nur 20 Prozent. Mais kann die reduzierte<br />

Bestandesdichte durch verstärktes<br />

Dickenwachstum teilweise kompensieren.<br />

47<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Gleichmäßige Pflanzenverteilung nach Einzelkornsaat.<br />

Die Silphie etabliert sich als Untersaat in Mais.<br />

Zur Ernte wird der Mais wie üblich gehäckselt. Überfahrschäden<br />

an der Silphie zeigten bisher keine direkten<br />

Auswirkungen auf die Entwicklung im Folgejahr.<br />

Silphie nach Ernte der Deckfrucht Mais im Etablierungsjahr.<br />

Abbildung 2: Ertrag Silphie in Abhängigkeit von der Etablierungstechnik,<br />

Mais als Referenz<br />

Ertrag dt TM/ha<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Silphie Drillsaat<br />

(Untersaat)<br />

Silphie Drillsaat<br />

(Reinsaat)<br />

Silphie Einzelkornsaat<br />

(Untersaat)<br />

Silphie Einzelkornsaat<br />

(Reinsaat)<br />

Gute Silphieerträge<br />

Am Standort Haus Düsse (toniger Schluff, Jahresmittel:<br />

10,4 Grad Celsius und 771 Millimeter Niederschlag)<br />

erzielte die Silphie sehr gute Erträge. Die<br />

Einzelkornsaat nutzte den Standraum besser als die<br />

Drillsaat. Dies führte zu höheren Biomasseerträgen<br />

und reduzierte die Lageranfälligkeit. In Reinsaat<br />

bildete die Silphie im Etablierungsjahr eine größere<br />

Blattoberfläche und Blattmasse an der Rosette als im<br />

vergleichbaren Untersaatanbau.<br />

Im ersten Ertragsjahr wurden 199 Dezitonnen<br />

Trockenmasse pro Hektar (dt TM/<br />

ha) im Einzelkorn-Reinsaatanbau geerntet.<br />

Der Ertrag der Referenzkultur Mais lag<br />

auf derselben Fläche bei 180 dt TM/ha.<br />

Entscheidend für hohe Biomasseerträge<br />

ist der Erntezeitpunkt. Idealerweise wird<br />

mit Beendigung der Blüte und des Bienenflugs<br />

ab der zweiten Septemberwoche<br />

geerntet. Da die Silphie in der Regel auf<br />

kleinen Flächen und einzelbetrieblich in<br />

relativ geringem Umfang angebaut wird,<br />

eignet sich aus arbeitswirtschaftlicher<br />

Sicht die Einbindung in die frühe Maisernte<br />

des Jahres.<br />

Mit zunehmendem Alter verliert der Bestand<br />

durch Abfallen von Blättern und<br />

Fruchtkörpern an Ertrag, der sich bis<br />

Ende November um 40 Prozent reduzieren<br />

kann. Zeitgleich ändert sich mit<br />

Mais<br />

48


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Abbildung 3: Ertrag Silomais im Etablierungsjahr in Abhängigkeit<br />

von der Etablierungstechnik und dem Etablierungsjahr<br />

Maisertrag dt TM/ha<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Silphie Drillsaat<br />

US Mais 5,2 K/m²<br />

Silphie<br />

Einzelkornsaat<br />

US Mais 5,2 K/m²<br />

Fortschreiten des Alterungsprozesses die<br />

Zusammensetzung der Pflanzeninhaltsstoffe,<br />

die in stetig sinkenden spezifischen<br />

Biogasausbeuten resultieren.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Die positiven externen Effekte der Silphie,<br />

wie beispielsweise die ökologischen Vorteile<br />

und die Imageverbesserung, lassen<br />

sich ökonomisch nicht einfach darstellen.<br />

Inwiefern die Anrechnung als ökologische<br />

Vorrangfläche zu einem ökonomischen<br />

Mehrwert im Betrieb beiträgt, ist nur einzelbetrieblich<br />

bewertbar. Die tatsächlichen<br />

Aufwendungen des Silphieanbaus lassen<br />

sich darstellen und können zur Orientierung<br />

mit der gut bekannten Referenzkultur<br />

Mais verglichen werden.<br />

Der Anbau der Silphie unterscheidet sich<br />

in ein paar Punkten vom klassischen Maisanbau.<br />

Das Silphiesaatgut ist vergleichsweise<br />

kostenintensiv, weshalb der Feldaufgang<br />

mit zusätzlicher Saatbettbereitung<br />

und Anwalzen abgesichert werden sollte.<br />

Ferner ist im Ansaatjahr unter ungünstigen<br />

Umständen zusätzlich zu einer Vorauflaufbehandlung<br />

eine weitere Herbizidmaßnahme<br />

notwendig. Die einmaligen Kosten der<br />

Etablierung fallen in den folgenden Nutzungsjahren<br />

nicht mehr an.<br />

Auch Pflanzenschutzmaßnahmen sind<br />

nach der Etablierung nur in Ausnahmefällen<br />

erforderlich. Folglich müssen die<br />

einmaligen Investitionen auf die Nutzungsdauer<br />

umgelegt werden. Die jährlich<br />

anfallenden Kosten für organische<br />

Düngung und Ernte unterscheiden sich<br />

praktisch nicht von der Maisernte. Hohe<br />

Mais Reinsaat<br />

9,7 K/m²<br />

Silphie Drillsaat<br />

US Mais 5,2 K/m²<br />

Silphie<br />

Einzelkornsaat<br />

US Mais 5,2 K/m²<br />

2016 2017<br />

Mais Reinsaat<br />

9,7 K/m²<br />

Biomasseerträge und günstige jährliche<br />

Etablierungskosten wirken sich positiv auf<br />

die Wirtschaftlichkeit aus. Dem entgegen<br />

haben die um etwa 20 Prozent geringeren<br />

spezifischen Gasausbeuten einen negativen<br />

Effekt auf die Wirtschaftlichkeit. Insbesondere<br />

in Regionen mit angespanntem<br />

Bodenmarkt kann der daraus folgende zusätzliche<br />

Bedarf an Substrat beziehungsweise<br />

Anbaufläche die Wirtschaftlichkeit<br />

beeinträchtigen.<br />

Fazit: Die Durchwachsene Silphie ist als<br />

wertvolle Trachtpflanze, für den Erosionsschutz,<br />

durch sehr geringen Einsatz chemischer<br />

Pflanzenschutzmittel und das damit<br />

in Zusammenhang stehende Marketing für<br />

die heimische Landwirtschaft und Bioenergieerzeugung<br />

sehr gut geeignet. Mit<br />

der neuen Anbautechnik und den agrarpolitischen<br />

Rahmenbedingungen ist sie für<br />

landwirtschaftliche Betriebe eine sinnvolle<br />

Ergänzung zu den vorrangig eingesetzten<br />

Kulturen.<br />

Autor<br />

Michael Dickeduisberg<br />

Zentrum für nachwachsende Rohstoffe (ZNR)<br />

Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus<br />

Düsse<br />

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen<br />

Ostinghausen · 59505 Bad Sassendorf<br />

Tel. 0 29 45/989-144<br />

E-Mail: Michael.Dickeduisberg@lwk.nrw.de<br />

www.landwirtschaftskammer.de<br />

www.duesse.de/ZNR<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

TOP Thema<br />

Lange gesucht – erst die<br />

Silphie überzeugte<br />

Links über dem Feldweg<br />

ist eine blühende<br />

Silphiefläche zu sehen.<br />

Rechts unterhalb des<br />

Weges im Kontrast<br />

dazu ein Maisacker.<br />

Biogas-Landwirt Bruno Stehle aus Sigmaringen probierte viele Alternativen<br />

zum Mais – jetzt baut er auf 56 Hektar die Becherpflanze an.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Bruno Stehle hat schon manches ausprobiert,<br />

was als Alternative zum Mais diskutiert<br />

wurde. „Vor zehn Jahren habe ich zwei<br />

Hektar Topinambur angebaut, aber das war<br />

nichts“, sagt der Landwirt aus Laiz, einem<br />

Stadtteil von Sigmaringen in der Region Bodensee-<br />

Oberschwaben. Später versuchte er es dann mit Hirschgras,<br />

schließlich auch mit Wildblumenmischungen. Die<br />

Blühpflanzen sahen zwar wunderschön aus, ökologisch<br />

waren sie sehr wertvoll, doch ihr Biomasse-Ertrag kam<br />

an den Mais nicht heran.<br />

Seit 2014 hat Stehle die Durchwachsene Silphie auf<br />

mehreren Feldern stehen – und ist mit den Erträgen<br />

sehr zufrieden. Jahr für Jahr hat er seither die Flächen<br />

vergrößert, in diesem Jahr steht die Becherpflanze bei<br />

ihm bereits auf 56 Hektar. Ein Großteil davon wächst<br />

auf einem Rendzina, einem flachgründigen, trockenen<br />

und auch steinigen Boden.<br />

Damit bei der Silphie vom Start weg alles rund läuft,<br />

müsse sorgfältig gearbeitet werden, weiß der Landwirt:<br />

„Das Saatbeet muss gut vorbereitet sein, es muss<br />

feinkrümelig sein.“ Und die richtige Maissorte, der im<br />

ersten Jahr noch mit ausgebracht wird, sei<br />

für den Ertrag im ersten Jahr entscheidend;<br />

Stehle säte Geox an.<br />

Landwirt Bruno Stehle baut die Durchwachsene<br />

Silphie in großem Stil an. Beim Substratinput macht<br />

die Silage etwa ein Viertel der Inputmenge aus.<br />

Frau Stehle auf einem hölzernen Hochstand am Silphiefeld.<br />

Wer die Pflanze mit der Metzler & Brodmann<br />

KG bezieht, erhält den Hochstand dazu. Er bietet die<br />

Möglichkeit, über die bis zu 3,50 Meter hohen, gelb<br />

blühenden Pflanzen zu schauen. Infotafeln am Hochstand<br />

halten Wissenswertes für Interessierte bereit.<br />

Fotos: Bruno Stehle<br />

Erträge der Silphie sprechen<br />

für sich<br />

Im dritten Jahr habe er 16,5 Tonnen Trockenmasse<br />

pro Hektar ernten können, sagt<br />

Stehle – bei einem Maisertrag von 15 bis<br />

16,5 Tonnen an vergleichbarem Standort<br />

eine attraktive Menge. Bundesweit hätten<br />

die mittleren Erträge im Jahr 2017 bei<br />

15,8 Tonnen gelegen, sagt Ralf Brodmann,<br />

Silphie-Pionier der Metzler & Brodmann<br />

KG aus dem württembergischen Ostrach-<br />

Hahnennest.<br />

Die Methanwerte lägen bei 300 Normlitern<br />

pro Kilogramm, womit sich eine Methanausbeute<br />

von 4.740 Kubikmetern pro Hektar<br />

ergibt. Zwar erbringen manche Maissorten<br />

noch etwas mehr Methan, doch weil die Sil-<br />

50


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Fotos: Energiepark Hahnennest<br />

Der Silphieanbau fördert das Bodenleben – und verbessert auch die<br />

Anzahl an Regenwürmern.<br />

phie nach der Aussaat in den Folgejahren<br />

mit weniger Maschineneinsatz auskommt<br />

als der Mais, spart sie andererseits auch<br />

Kosten.<br />

Auch der Düngereinsatz ist nach einer Anfangsphase<br />

nicht mehr erforderlich. Im<br />

ersten und zweiten Jahr habe er jeweils<br />

80 Kilo Stickstoff pro Hektar ausgebracht,<br />

dazu 30 bis 35 Kubikmeter Gärdünger, sagt<br />

Landwirt Stehle. Ab dem dritten Jahr komme<br />

er nun alleine mit dem Gärrest aus. Die<br />

Metzler & Brodmann KG liefert das Saatgut<br />

und übernimmt die Aussaat in Form eines<br />

Vertragsanbaus. Landwirte mit guten Pflanzenkulturen<br />

können ihrerseits Samen an die<br />

Hahnennester Silphie-Experten zurückliefern.<br />

Stehle hat das auch schon gemacht.<br />

Wenn eine Fläche gute Samenqualität<br />

liefert, werden mit einer Spezialmaschine<br />

vorab die obersten 30 Zentimeter der Pflanze<br />

beschnitten, ehe die Ernte der ganzen<br />

Pflanze für die Energiegewinnung erfolgt.<br />

Hinsichtlich des Untergrundes erweist<br />

sich die Energiepflanze als ausgesprochen<br />

anpassungsfähig. „Wenn die Wurzeln weit<br />

hinunter gewachsen sind, ab dem dritten<br />

Jahr etwa, verträgt die Silphie Trockenheit<br />

besser als der Mais“, hat der Landwirt beobachtet.<br />

Zugleich könne die Pflanze aber<br />

auch mit viel Wasser umgehen: „Staunasse<br />

Flächen gehen auch.“ Zudem biete die Becherpflanze<br />

auch Vorteile in Wildregionen.<br />

„Am Waldrand haben wir hier beim Mais<br />

schon bis zu 80 Prozent Schäden durch<br />

Schwarzwild gehabt, bei der Silphie gibt<br />

es diese Probleme nicht.“ Die Tiere hielten<br />

sich zwar in den Kulturen auf, sie verursachten<br />

aber keine Ertragsausfälle.<br />

Nach der Ernte, die einige Wochen vor dem<br />

Mais stattfindet (was den Lohnunternehmern<br />

oft gelegen kommt),<br />

werden die Silphie-Pflanzen<br />

siliert. Und auch im Silo erweise<br />

sich diese als ausgesprochen<br />

praktikable Alternative:<br />

Die Silage der Silphie<br />

erzeuge trotz eines Trockensubstanzgehaltes<br />

der Pflanze<br />

von nur 25 Prozent nur wenig<br />

Sickersaft.<br />

In der Biogasanlage von Landwirt<br />

Stehle macht die Silphie<br />

etwa ein Viertel des eingesetzten<br />

Substrates aus. „100<br />

Prozent Silphie würde ich<br />

nicht machen, aber das täte<br />

ich auch mit Mais nicht“, sagt<br />

der Praktiker. Eine vielfältige Mischung sei<br />

immer besser. Und so kommen in den Fermenter<br />

oberhalb der Donau in Laiz neben<br />

der Silphie auch Rüben, Festmist, Rindergülle<br />

und Mais hinein.<br />

Die Biogasanlage auf dem Laizer Christelhof<br />

besteht aus fünf BHKW mit zusammen<br />

1.800 Kilowatt elektrischer Leistung. Die<br />

Höchstbemessungsleistung liegt aber bei<br />

nur 750 Kilowatt, die Aggregate laufen<br />

also nur knapp 4.000 Stunden im Jahr,<br />

vor allem tagsüber. Der Strom wird über<br />

die Firma Next Kraftwerke bevorzugt in<br />

hochpreisigen Stunden an der Börse vermarktet.<br />

Flexibilisierung ist Investition<br />

in die Zukunft<br />

Ein zusätzlicher Gasspeicher, der die Produktion<br />

von 24 Stunden aufnehmen kann,<br />

soll künftig noch mehr Flexibilität bringen.<br />

Es sei eine Investition in die Zukunft, sagt<br />

Landwirt Stehle, denn er hofft, dass sich mit<br />

solcher Flexibilität künftig wieder Geld verdienen<br />

lässt. Im Moment bringt eine kurzfristig<br />

regelbare Stromerzeugung – so sehr<br />

sie immer als notwendig diskutiert wird –<br />

kaum auskömmliche Erträge. Stehle hat<br />

schon immer versucht, seinen Betrieb auf<br />

möglichst viele Beine zu stellen. Er bewirtschaftet<br />

490 Hektar Land, davon rund 200<br />

Hektar für seine Biogasanlage, 150 Hektar<br />

Grünland, auf dem Rest steht Getreide. Bis<br />

2007 hatte er zudem 100 Milchkühe, doch<br />

die waren bald nicht mehr auskömmlich.<br />

Heute ist er als Land- und Energiewirt nicht<br />

nur in der Stromerzeugung aktiv, sondern<br />

liefert auch viel Wärme aus den Aggregaten<br />

in zwei Wärmenetze. An einem sind zwei<br />

Schulen, ein Kindergarten und das Freibad<br />

51


Praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Aussaat der Silphie: Mit der neuartigen Sätechnik am Traktor können in einem<br />

Arbeitsgang die Silphiesamen und der Mais im Boden abgelegt werden.<br />

Ernte des Silomaises über der Durchwachsenen Silphie im ersten Anbaujahr.<br />

Für die Pflanzen ist das Überfahren kein Problem.<br />

von Sigmaringen in 1,5 Kilometern Entfernung angeschlossen.<br />

Am anderen Netz, das er selbst betreibt, befinden<br />

sich 21 Wohnhäuser.<br />

Sein Sohn plant unterdessen, in der Nähe einen Biobetrieb<br />

mit Schweinen aufzubauen. Dieser könnte später<br />

auch die Silphie übernehmen, die sich im späteren<br />

Verlauf der Kultur gut für den Bioanbau eignet. Denn<br />

nachdem das erste Jahr überstanden ist, in dem noch<br />

gegen konkurrierende Gräser gespritzt wird, wächst die<br />

Pflanze fortan alljährlich ohne Spritzmittel auf.<br />

Die Öffentlichkeit über die Silphie zu informieren hat<br />

sich Stehle zudem zum Ziel gesetzt – auch um das<br />

Image des Biogases wieder zu verbessern, das unter<br />

dem Mais schwer gelitten hat. Im August war der Landwirt<br />

daher Mitveranstalter einer Silphie-Rallye: Auf<br />

einem rund 4 Kilometer langen Spazierweg rund um<br />

den Nachbarortsteil Unterschmeien konnten Interessierte<br />

einiges über die Energiepflanze Silphie lernen,<br />

die in jenen Wochen auf etlichen Feldern unübersehbar<br />

gelb blühte. An einem seiner Felder hat Stehle einen<br />

Hochsitz aufgebaut, der den Blick über die 3,50 Meter<br />

hohen Pflanzen ermöglicht. Dass die Silphie Anfang<br />

<strong>2018</strong> auch ins Greening aufgenommen wurde, könnte<br />

ihr einen weiteren Schub geben.<br />

Demoprojekt untersucht geoökologische<br />

Potenziale<br />

Unterdessen wird die neue Energiepflanze auch immer<br />

mehr zum Forschungsgegenstand. Von „ersten<br />

vielversprechenden Ergebnissen“ berichtet auch Reinhard<br />

Wesinger von der Firma Geoteam Bayreuth. Im<br />

Rahmen des Demonstrationsprojektes Becherpflanze<br />

Oberfranken untersuchen die Geoökologen insbesondere<br />

die Potenziale der Silphie zum Einsatz in Wasserschutzgebieten<br />

und in erosionsgefährdeten Arealen<br />

durch Beregnungsversuche. Die Ergebnisse aus dem<br />

Demonstrationsprojekt sollen somit auch eine fundierte<br />

Entscheidungsgrundlage liefern, ob Wasserversorger<br />

den Anbau fördern sollen, um die Nitratauswaschung<br />

zu minimieren.<br />

2017 erfolgte im Rahmen dieses Projektes die erste<br />

Aussaat in der nördlichen Frankenalb auf 41 Flächen<br />

mit zusammen 65 Hektar bei 27 Landwirten. <strong>2018</strong><br />

kommen weitere 35 Hektar hinzu. Die Flächen seien<br />

bewusst sehr unterschiedlich gewählt, sagt Wesinger,<br />

vom Kalk- bis zum Sandboden. Am Ende sollen dann<br />

auch Erkenntnisse darüber vorliegen, für welchen Untergrund<br />

sich die Energiepflanze besonders eignet.<br />

Auch Erfahrungen mit der Erntetechnik, Informationen<br />

über die Erträge, die Stickstoffbilanz und das invasive<br />

Potenzial der Becherpflanze sind das Ziel.<br />

Renergie Allgäu untersucht regionaltypische<br />

Bedingungen<br />

Gleichzeitig untersucht auch der Renergie Allgäu e.V.<br />

auf 15 Hektar in Kooperation mit zehn landwirtschaftlichen<br />

Betrieben die Silphie. Die Versuchsflächen verteilen<br />

sich auf vier Landkreise, sodass möglichst alle geologischen<br />

und klimatischen Bedingungen des Allgäus<br />

berücksichtigt werden können. Alle Felder wurden auch<br />

schon vor Beginn des Projekts als Ackerfläche genutzt,<br />

zumeist für Mais. Im Moment befinden sich die Versuche<br />

im zweiten Jahr, sodass Aussagen über Erträge hier noch<br />

nicht möglich sind.<br />

Richard Mair, Vorsitzender von Renergie Allgäu, sieht<br />

bei der Silphie alle Begleitaspekte „im Plus“: Bei den<br />

Themen Insekten, Gewässerschutz, Humusaufbau,<br />

Pflanzenschutz und auch bei der Akzeptanz schneide<br />

die Silphie besser ab als der Mais. In dem auf drei<br />

Jahre angelegten Forschungsprojekt sollen die Erträge,<br />

die Bodenverhältnisse und die Witterungseinflüsse<br />

systematisch erfasst werden. Auch die Akzeptanz wird<br />

bei den Bürgern begleitend abgefragt. Prädestiniert für<br />

die Pflanze seien Hanglagen, sagt Mair. Weil hier die<br />

Bewirtschaftung aufwändiger ist, schlagen die Vorteile<br />

der mehrjährigen Pflanze besonders durch. Und dann<br />

hat Mair noch eine Beobachtung gemacht: Rabenvögel<br />

können der Silphie deutlich weniger anhaben als dem<br />

Mais.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098<br />

Tel. 07 61/202 23 53<br />

E-Mail: bernward.janzing@t-online.de<br />

52


Biogas Silphiepflanze Journal am | 2_<strong>2018</strong><br />

1. Februar: oberirdischer<br />

Trieb und gut entwickelter<br />

Wurzelballen.<br />

praxis<br />

TOP T h e ma<br />

Pflanze, die ökologisch punktet<br />

Immer mehr Biogasanlagenbetreiber werden auf die Silphie aufmerksam. Während<br />

anfangs hauptsächlich gepflanzt wurde, wird inzwischen durch ein innovatives Konzept<br />

immer mehr ausgesät. Drei Praktiker berichten von ihren Erfahrungen.<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Wir haben im Mai 2011 auf einer Fläche<br />

von zwei Hektar die Durchwachsene<br />

Silphie angepflanzt, um mit dieser<br />

Energiepflanze Erfahrungen zu sammeln“,<br />

berichtet Rainer Niedermeyer<br />

aus Borgholzhausen im Kreis Gütersloh im nordöstlichen<br />

Nordrhein-Westfalen. Dort betreibt er mit seinem<br />

Nachbarn Dieter Vahrenbrink seit 2010 eine Biogasanlage,<br />

die heute eine installierte elektrische Leistung<br />

von 750 Kilowatt aufweist.<br />

Das Pflanzgut hat er damals aus Sachsen von der N.L.<br />

Chrestensen Erfurter Samen und Pflanzenzucht GmbH<br />

bezogen. „40.000 Stecklinge pro Hektar haben wir<br />

mit einer alten Steckrübenpflanzmaschine ins Feld gesetzt.<br />

Zwei Tage waren wir damit beschäftigt. 5.000<br />

Euro haben wir pro Hektar für die Setzlinge bezahlt.<br />

Die Maschinen- und Arbeitskosten kamen noch dazu“,<br />

erinnert sich Niedermeyer. Nach der Pflanzung sei es<br />

sehr trocken gewesen, sodass die jungen Pflanzen bewässert<br />

werden mussten.<br />

Die Setzlinge waren etwa 10 Zentimeter groß, hatten<br />

einen gut ausgebildeten Wurzelballen und besaßen<br />

schon 5 bis 6 Blätter. „Im ersten Jahr wurden die<br />

Pflanzen lediglich 30 Zentimeter groß. Auf der gesamten<br />

Fläche waren maximal 100 Blüten zu finden“, erzählt<br />

Niedermeyer. Der Standort ist ein Lehmboden,<br />

der mit Kalksteinbrocken durchsetzt ist. Er befindet<br />

sich auf einem Südhang des Teutoburger Waldes. Die<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

Durchschnittstemperatur beträgt 8 Grad Celsius, die<br />

mittlere Niederschlagsmenge pro Jahr liegt bei 800<br />

Millimeter.<br />

Rainer Niedermeyer<br />

(links) und Gerd-<br />

Hinrich Groß auf dem<br />

Silphiefeld, das 2011<br />

angepflanzt worden<br />

ist. Gut zu erkennen<br />

auf dem Bild sind die<br />

langen Stoppeln der<br />

Silphiepflanzen. Laut<br />

Niedermeyer ist die Fläche<br />

erstmals in diesem<br />

Winter komplett durch<br />

Ungräser und -kräuter<br />

begrünt.<br />

29. Januar <strong>2018</strong>:<br />

Erste Silphietriebe<br />

lassen sich<br />

auf dem Feld<br />

entdecken.<br />

53


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

TOP Thema<br />

Der Tipp vom Hackl Schorsch:<br />

Jetzt Durchwachsene Silphie anbauen<br />

Das war doch mal eine gute Nachricht aus Brüssel: Die Durchwachsene<br />

Silphie ist ab diesem Jahr greeningfähig. Das freut mich<br />

wirklich, denn ich finde, die Silphie ist eine ausgesprochen schöne<br />

Pflanze, die zudem viele Vorteile mit sich bringt: sie blüht<br />

von Anfang Juni bis Ende August leuchtend gelb, Bienen<br />

und andere Insekten lieben sie, einmal ausgesät<br />

muss man sich nicht weiter um sie kümmern und<br />

man kann sie viele Jahre hintereinander ernten.<br />

Ich selbst habe die Durchwachsene Silphie im letzten<br />

Jahr bei mir im Garten ausgesät und bin schon<br />

sehr gespannt darauf, sie in diesem Jahr wachsen zu<br />

sehen. Für mich ist das natürlich nur ein Hobby. Für euch<br />

Betreiber von Biogasanlagen eröffnen sich mit der Anerkennung<br />

der Durchwachsenen Silphie als Greeningpflanze ganz neue<br />

Optionen. Auf den 5 Prozent, die als ökologische Vorrangflächen genutzt<br />

werden müssen, könnt ihr nun eine Energiepflanze anbauen,<br />

die eine wirkliche Alternative zum Mais darstellt. Der Biogas-Ertrag<br />

ist vergleichbar. Und ihr spart euch mit der Durchwachsenen Silphie<br />

viel Arbeit und damit Geld, beispielsweise für die jährliche Bodenbearbeitung<br />

oder Ansaat.<br />

Ihr tut etwas für die Insekten, um die es in letzter Zeit wahrlich<br />

nicht besonders gut bestellt ist – und über all das leistet ihr mit<br />

dem Anbau von Silphie einen großen Beitrag für das Image von<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Biogas. Wir können die Landschaft wieder bunter und artenreicher<br />

machen. Biogas kann dazu beitragen, dass es den Insekten wieder<br />

besser geht. Bei der Durchwachsenen Silphie hat die EU-Agrarpolitik<br />

endlich mal eine gute Entscheidung getroffen.<br />

Darum: macht’s mit!<br />

Bestellt noch heute euer Saatgut!<br />

Infos zur Aussaat und dem Anbau der Durchwachsenen Silphie<br />

gibt’s auch bei Dennis Schiele im Fachverband Biogas (0 81 61/98<br />

46 73). Und schickt ihm eure Fotos – von der Aussaat, von den blühenden<br />

Pflanzen und von der Ernte (dennis.schiele@biogas.org).<br />

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mehr Standjahre<br />

• breite Standortanpassung<br />

• für Wasserschutzgebiete geeignet (geringere Erntemengen)<br />

• auch geeignet für Gewässer- und Erosionsschutzstreifen<br />

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54


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis<br />

Nacktschnecken in jungem<br />

Bestand bekämpfen<br />

95 Prozent der Setzlinge wuchsen im ersten<br />

Jahr an. Im zweiten Anbaujahr konnte<br />

die Silphie schon 80 Prozent vom ortsüblichen<br />

Maisertrag erzielen. In den folgenden<br />

Anbaujahren bilden sich aus den Stecklingen<br />

sogenannte Horste, aus denen weitere<br />

Stängel austreiben. Mit zunehmender Nutzungsdauer<br />

wachsen immer mehr Pflanzen<br />

aus ausfallenden Samen auf. Bei den Jungpflanzen<br />

sei eine Bekämpfung von Nacktschnecken<br />

angeraten. Auch bei dem Saatverfahren<br />

sollte fünf Tage nach der Aussaat<br />

Schneckenkorn gestreut werden.<br />

Während Niedermeyer mit den Erträgen der<br />

Durchwachsenen Silphie über die Jahre gut<br />

zufrieden ist, sei die Ernte aufgrund suboptimaler<br />

Technik problematisch gewesen.<br />

„Mit reihenunabhängigen Maiserntevorsätzen<br />

am Feldhäcksler funktioniert die Ernte<br />

nicht so gut. Außer das Krone EasyCollect<br />

am Kronehäcksler – das hat im vergangenen<br />

Jahr gut funktioniert. In diesem Jahr wollen<br />

wir einen neuartigen GPS-Erntevorsatz mit<br />

Seitenschneidwerk – ähnlich wie bei Rapsmähwerken<br />

für Mähdrescher – testen“, erklärt<br />

der Biogaserzeuger.<br />

Die Silphie wird um den 20. August gehäckselt<br />

und einsiliert. Das Erntegut hat dann<br />

einen Trockensubstanzgehalt von etwa 25<br />

Prozent. Pflanzensaft tritt kaum aus. Das<br />

Häckselgut lässt sich laut Niedermeyer gut<br />

walzen. Der Silomais wird im Herbst einfach<br />

auf die Silphiesilage aufgeschüttet. Vorher<br />

muss natürlich die Silofolie vom Haufen entfernt<br />

werden. Kühe würden die Silphisilage<br />

nicht fressen.<br />

Hälfte pro Hektar reduziert. Unterfußdünger<br />

zu Mais wird in dem Saatverfahren nicht<br />

abgelegt. Trotzdem erzielt der Mais 50 bis<br />

80 Prozent des Ertrages einer Maisreinsaat.<br />

„Das Donau-Silphie-Verfahren kostet pro<br />

Hektar 1.950 Euro inklusive Saatgut für die<br />

Silphie und den Mais sowie die Arbeits- und<br />

Maschinenkosten. In diesem Jahr werden<br />

wir bundesweit mit insgesamt vier Traktor-<br />

Sämaschinen-Gespannen unterwegs sein.<br />

Ziel ist, 1.500 Hektar in <strong>2018</strong> zu bestellen“,<br />

erklärt Gerd-Hinrich Groß, der ab diesem<br />

Jahr für den Vertrieb der Donau-Silphie<br />

in Norddeutschland zuständig ist.<br />

Anbau bringt Imagegewinn<br />

Bereits ausgesät hat nach dem Donau-<br />

Silphie-Konzept Hermann-Josef Benning<br />

in Reken, Kreis Borken in NRW, nördlich<br />

des Ruhrgebiets. 2,8 Hektar hat er im Mai<br />

vergangenen Jahres bestellt, die sich auf<br />

drei Flächen aufteilen. „Wir haben Schläge<br />

ausgewählt, die vom Zuschnitt der Flächen<br />

nicht so attraktiv sind in der Bewirtschaftung.<br />

Die Samen haben gut gekeimt, sodass<br />

die Saat auf allen Flächen gut aufgelaufen<br />

ist“, berichtet der Biogas-Landwirt. Er sei<br />

immer schon auf der Suche nach Alternativen<br />

zum Mais gewesen, obwohl die Dramatik<br />

des Maisanbaus vor Ort nicht so groß sei.<br />

In der Region spielen Möhren, Kartoffeln,<br />

Spinat und auch Porree eine große Rolle.<br />

Diese Marktfrüchte bestimmen wesentlich<br />

die Pachtpreise. Im Raum Reken habe der<br />

Maisanbau einen relativ geringen Anteil an<br />

der Ackerfläche. „Die Wahrnehmung des<br />

Maisanbaus ist jedoch eine ganz andere, außerdem<br />

wird der gesamte Mais gedanklich<br />

immer mit der Biogasproduktion in Verbindung<br />

gebracht“, erzählt Benning.<br />

Auf einem Viertel der Maisfläche findet kein<br />

Fruchtwechsel statt. Das seien Standorte,<br />

die für die vorgenannten „Spezialkulturen“<br />

unattraktiv sind. Dabei handelt es sich um<br />

moorige oder stark beschattete Felder mit<br />

unwirtschaftlichem Zuschnitt. Es ist gut<br />

vorstellbar, dass auf solchen Standorten in<br />

Zukunft auch die Durchwachsene Silphie<br />

wächst. „Wir bauen die Silphie nicht an, weil<br />

wir ein schlechtes Gewissen haben. Der Mais<br />

hat auch seine ökologische Berechtigung“,<br />

ist Benning überzeugt.<br />

Der Mais wurde auf den Silphieflächen im<br />

vergangenen Jahr Anfang September geerntet.<br />

Die Silphie hatte sich bis dahin gut<br />

entwickelt. Bei der Feldbesichtigung am<br />

Pachtvertrag nur mit Silphieanbau<br />

In diesem Jahr wollen die Borgholzhausener<br />

Landwirte die Silphieanbaufläche ausdehnen.<br />

13 weitere Hektar sollen eingesät<br />

statt bepflanzt werden. Die Fläche ist eine<br />

Pachtfläche. „Die Verpächterin will, dass<br />

dort kein Mais mehr angebaut und keine<br />

Pflanzenschutzmittel mehr aufgebracht<br />

werden. Sie macht uns die Vorgabe, dort<br />

die Silphie anzubauen“, hebt Niedermeyer<br />

hervor. Die Saat geschieht nach dem sogenannten<br />

Donau-Silphie-Konzept, das vom<br />

Energiepark Hahnennest und der Metzler &<br />

Brodmann Saaten GmbH entwickelt worden<br />

ist. Das heißt, dass in einem Arbeitsgang<br />

Mais gelegt und zwischen den Maisreihen<br />

die Silphiesamen abgelegt werden. Dabei<br />

wird die Menge an Maissaatgut um gut die<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

Stellenweise stand die Silphie auf dem Acker von<br />

Hermann-Josef Benning Anfang Februar schon auf<br />

einem Meter in der Reihe.<br />

Hermann-Josef Benning (links) und Anton Sieverdingbeck<br />

auf dem Silphieacker in Reken. Die<br />

Maisstoppeln vom letzten Jahr sind noch zu sehen.<br />

Zwischen den Reihen wird die Silphie aufwachsen.<br />

55


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Pflanzung der Silphie auf dem Biolandbetrieb<br />

Kroll-Fiedler im Juni 2012.<br />

Auf dem Betrieb von Christian Kroll-Fiedler musste der Acker nach der Pflanzung<br />

mehrmals mit der Hacke bearbeitet werden, um die Unkräuter zu beseitigen.<br />

1. Februar konnten schon erste Triebe gesichtet werden.<br />

Je nach Witterung sollen die Silphieflächen mit Gärdünger<br />

früh angedüngt werden. Jedoch ist darauf zu achten,<br />

dass auf den sandigen Böden kein Nitrat ausgewaschen<br />

wird. Einen Imagegewinn haben Bennings schon erreicht:<br />

Drei Imker haben angefragt, ob sie die Flächen<br />

mit Bienen befliegen dürfen.<br />

„Einen Imagegewinn bringt sicherlich auch die Aussaat<br />

als Randstreifen an Gewässern. Mir ist ein Betrieb bekannt,<br />

der hat auf die Arbeitsbreite der Häckseltechnik<br />

angepasst einen Gewässerstreifen angelegt. So hat er<br />

Ruhe mit den Kontrollbehörden“, erzählt Anton Sieverdingbeck<br />

aus dem benachbarten Velen, der beim Gespräch<br />

mit Hermann-Josef Benning dabei ist. Er selbst<br />

hat im vergangenen Jahr die Silphie auf 0,25 Hektar<br />

versuchsweise aussäen lassen. Aufgelaufen sei sie leider<br />

nicht. Über die Gründe kann er nur spekulieren.<br />

Dass nur das Maissaatgut abgerechnet worden sei, lobt<br />

er als faire Geste. Voll des Lobes ist auch Benning über<br />

die Betreuung durch die Metzler & Brodmann Saaten<br />

GmbH. Wie sich die Silphie in den nächsten Jahren in<br />

Reken schlägt, bleibt abzuwarten.<br />

Nische im Biobetrieb mit Biogas<br />

Nicht gesät, sondern gepflanzt hat auch Christian Kroll-<br />

Fiedler die Silphie in 2012 auf 1,5 Hektar. Seine Frau<br />

hatte die Pflanze damals entdeckt. Kroll-Fiedler bewirtschaftet<br />

in Warstein (NRW) mit seiner Familie einen<br />

145-Hektar-Betrieb ökologisch nach den Kriterien des<br />

Bioland-Anbauverbandes. Biolandbetrieb ist der Hof<br />

seit 1989, die Biogasanlage betreibt er seit 1998. „Die<br />

100-kW-Anlage passt gut in unseren Betrieb. Es war<br />

schnell klar, dass wir nicht ohne Mais aus konventioneller<br />

Landwirtschaft auskommen würden. Allerdings<br />

benötigen wir nur 10 Hektar Mais. Wir vergären im<br />

Wesentlichen Mist und Gülle von unserem Hof sowie<br />

von anderen ökologisch wirtschaftenden Betrieben“,<br />

erklärt Christian Kroll-Fiedler.<br />

56


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis<br />

Fotos: Kroll-Fiedler<br />

Silphieacker von Kroll-Fiedler im späten Frühjahr. Die verbliebene Verunkrautung<br />

macht der Silphie nichts. Sie wächst darüber hinweg.<br />

Gelb blühende Durchwachsene Silphie, wie sie sich ab dem zweiten Anbaujahr<br />

in der Landschaft zeigt. Hier auf dem Betrieb Kroll-Fiedler.<br />

Auf die Höfe gelangt später Gärdünger wieder zurück,<br />

um den Nährstoffkreislauf zu schließen. Nach Angaben<br />

des Biolandwirts sei Kleegras schwierig zu vergären,<br />

da es zur Schwimmdeckenbildung neige. Die Silphie<br />

mache diese Probleme nicht. Dennoch setzt er auch<br />

eine gewisse Menge Kleegras ein. Das Pflanzgut hat<br />

Kroll-Fiedler wie Niedermeyer von Chrestensen damals<br />

bezogen. „Mit einer Gemüsepflanzmaschine haben<br />

wir das Pflanzgut ins Feld gesetzt. 3,5 Pflanzen pro<br />

Quadratmeter haben wir gepflanzt. Der Reihenabstand<br />

beträgt 45 Zentimeter. Der Abstand ist angepasst auf<br />

die Hackmaschine. Im ersten Jahr mussten wir mehrmals<br />

den Bestand durchhacken, weil immer wieder in<br />

bestimmten Wellen Unkraut aufwuchs“, blickt Kroll-<br />

Fiedler zurück.<br />

Schon damals hatte er sich neben den Setzlingen auch<br />

Saatgut besorgt. Das hat er einer in der Nähe befindlichen<br />

Gärtnerei gegeben. In der Gärtnerei wurde das<br />

Saatgut für die Keimung vorbereitet. Die sehr hohe<br />

Keimrate sorgte dafür, dass sehr viele Pflanzen aufliefen<br />

und pikiert werden konnten. Die aus den Samen<br />

gezogenen Pflanzen hat Kroll-Fiedler später überwiegend<br />

verschenkt.<br />

Das Pflanzgut hat ihn damals auch 5.000 Euro pro<br />

Hektar gekostet. Gepflanzt wurde 2012 im Juni nach<br />

einer Winterzwischenfrucht als Vorfrucht. Der Standort<br />

ist ein Lehmboden mit guter Wasserversorgung im<br />

Höhenzug Haarstrang, der sich nördlich des Sauerlandes<br />

befindet und von Dortmund von West nach Ost verläuft.<br />

Die Fläche ist ein schwieriger Ackerstandort, kein<br />

Hochertragsstandort. Der Mais sei dort gut gewachsen –<br />

was die Durchwachsene Silphie dort ebenfalls mache.<br />

Da die Silphiesilage mit den anderen Gärsubstraten<br />

vergoren wird und ihr Anteil sehr gering ist, kann Kroll-<br />

Fiedler keine Angaben über den Gasertrag in seiner<br />

Biogasanlage machen. Er empfiehlt, die Kulturpflanze<br />

früh zu ernten, damit sie nicht zu sehr verholzt. Für die<br />

Ernte eigne sich am besten ein Krone-Maiserntevorsatz<br />

vor dem Häcksler.<br />

Kroll-Fiedler findet die sogenannte Becherpflanze spannend,<br />

weil sie nicht nur ökologische Vorteile wie Bienenweide,<br />

Erosionsschutz und Humusaufbau bietet,<br />

sondern weil sie ohne Pflanzenschutzmittel auskommt,<br />

nur gedüngt werden muss und ähnlich hohe Biomasseerträge<br />

an seinem Standort liefert wie der Mais. Im<br />

zeitigen Frühjahr bringt er 30 Kubikmeter Gärdünger<br />

aus – daraus muss die Silphie ihren Ertrag realisieren.<br />

Ausdehnen kann er den Silphieanbau nicht, da er seine<br />

Felder für den Leguminosenanbau benötigt, die Luftstickstoff<br />

über die Knöllchenbakterien an den Wurzeln<br />

binden und so in den Boden bringen. Diesen Stickstoff<br />

benötigen andere Kulturpflanzen wie Getreide in der<br />

Fruchtfolge zur Ertragsbildung.<br />

Die Pioniere des Silphieanbaus zeigen, dass sowohl<br />

Pflanzung als auch die Saat für die Etablierung eines<br />

Bestandes erfolgreich sind. Aus Kostengründen und weil<br />

der Mais im ersten Jahr genutzt werden kann, wird sich in<br />

Zukunft wohl das Untersaatverfahren etablieren.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

TOP Thema<br />

Ernte des Silphiebestandes<br />

mit dem<br />

Feldhäcksler und einem<br />

reihenunabhängigen<br />

Kemper-Maiserntevorsatz.<br />

Dieses Maisgebiss<br />

stößt bei der Silphie an<br />

seine Grenzen.<br />

57


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Trotz hoher Erträge leicht steigende Preise<br />

Zum nunmehr achten Mal wurden die Substratpreise der zurückliegenden Ernte des Jahres 2017 durch den<br />

Fachverband Biogas e.V. abgefragt. Trotz der in vielen Regionen guten Erträge stiegen die Preise vieler Energiepflanzen<br />

im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

7%<br />

6%<br />

Die Erfassung der Daten gestaltete<br />

sich in diesem Jahr etwas<br />

schwieriger. Erstmals war eine<br />

zusätzliche Nachfassaktion<br />

notwendig, um eine halbwegs<br />

ausreichende Datengrundlage zu erhalten.<br />

Am Ende erreichte die Geschäftsstelle des<br />

Fachverbandes Biogas lediglich 134 verwertbare<br />

Datensätze – halb so viel wie im<br />

Vorjahr. Aufgrund mangelnder Datengrundlage<br />

können deshalb bei dieser Ausgabe<br />

keine Ergebnisse zu Preisen von Gülle, Mist<br />

oder Gärprodukten gezeigt werden.<br />

Bei den Energiepflanzen vereint – wie in<br />

den Vorjahren – der Silomais die meisten<br />

Rückmeldungen auf sich, gefolgt von Grassilage<br />

und Getreide-GPS. Wie in Abbildung<br />

1 links zu sehen ist, sind allerdings nur<br />

ein Drittel der eingegangenen Datensätze<br />

Preisangaben zu Silomais. Neben klassischen<br />

Substraten wie Grassilage, Getreide-<br />

GPS und Zuckerüben wurden auch vereinzelt<br />

Preise für sogenannte alternative<br />

Energiepflanzen übermittelt.<br />

Insgesamt entfallen 13 Prozent der Preisangaben<br />

auf nicht-klassische Energiepflanzen.<br />

Gehäuft genannt wurden Riesenweizengras<br />

und die Durchwachsene Silphie.<br />

Auch wenn die zugehörigen Flächen berücksichtigt<br />

werden, zeigt sich ein Trend<br />

hin zu mehr Vielfalt. Nachdem der Silomais<br />

lange Jahre bei zwei Drittel der gemeldeten<br />

Fläche stand, ist es diesmal nur gut die<br />

Hälfte (siehe Abbildung 1 rechts). Profiteur<br />

war dieses Jahr insbesondere die Grassilage.<br />

Durch die zahlreichen Niederschläge<br />

war 2017 in vielen Regionen ein gutes<br />

„Futterjahr“ und Biogasanlagen konnten<br />

überschüssige Mengen von benachbarten<br />

Betrieben nutzen.<br />

Erträge um rund 10 Prozent<br />

gestiegen<br />

In der Tabelle auf Seite 61 sind die wichtigsten<br />

Ergebnisse der Umfrage für die Substrate<br />

mit ausreichend vielen Rückmeldungen<br />

zusammengefasst. Neben den Nettopreisen<br />

stehend ab Feld (oberer Teil der Tabelle)<br />

und frei Silo (unterer Teil der Tabelle) sind<br />

dort auch die Mittelwerte des Ertrags sowie<br />

des Trockenmassegehalts aufgelistet. Nach<br />

der schon im letzten Jahr positiven Ertragsentwicklung<br />

konnten die Erträge bei den<br />

meisten Kulturen (Silomais, Grassilage,<br />

Grünroggen) nochmals um rund 10 Prozent<br />

gesteigert werden. Sehenswert waren auch<br />

die gemeldeten Erträge von Riesenweizengras<br />

und der Durchwachsenen Silphie mit<br />

Abbildung 1: Anteile der Substrate (links Anzahl der Rückmeldungen, rechts Fläche der Rückmeldungen)<br />

8%<br />

6%<br />

3%<br />

3%<br />

7%<br />

33%<br />

33%<br />

14%<br />

Silomais<br />

14%<br />

Grassilage Silomais<br />

Grassilage<br />

Getreide-GPS<br />

Getreide-GPS<br />

Grünroggen Grünroggen<br />

Getreidekorn<br />

Getreidekorn<br />

Zuckerrüben<br />

Zuckerrüben Riesenweizengras<br />

Durchw. Silphie<br />

Riesenweizengras<br />

Sonstige<br />

Durchw. Silphie<br />

23%<br />

Sonstige<br />

jeweils 42 Tonnen Frischmasse pro Hektar.<br />

Einschränkend muss hier aber erwähnt werden,<br />

dass dem Ergebnis eine kleine Zahl an<br />

Rückmeldungen gegenübersteht.<br />

Trotz eigentlich zufriedenstellender Erträge<br />

war bei vielen Substraten eine leichte<br />

Preissteigerung festzustellen. Dies kann<br />

mit den zum Teil sehr schwierigen Erntebedingungen<br />

gerade im Norden Deutschlands<br />

zusammenhängen. In manchen Regionen<br />

konnte im Herbst sogar überhaupt nicht<br />

geerntet werden. Gerade Silomais und Zuckerrüben<br />

stehen dort noch heute auf den<br />

Feldern. Silomais als wichtigste Kultur<br />

wurde im Schnitt für 83 Euro je Tonne Trockenmasse<br />

ab Feld und 106 Euro je Tonne<br />

Trockenmasse frei Silo gehandelt (siehe<br />

Abbildungen 2 und 3).<br />

Umgerechnet auf die Frischmasse ergeben<br />

sich Preise in Höhe von 28 beziehungsweise<br />

35 Euro je Tonne. Beim Vergleich mit dem<br />

Vorjahr fällt auf, dass der Trockenmassepreis<br />

gestiegen ist, während der Frischmassepreis<br />

konstant geblieben beziehungsweise leicht<br />

gesunken ist. Dies liegt daran, dass im Jahr<br />

2017 im Schnitt feuchter geerntet wurde<br />

und verdeutlicht, dass Betreiber je nach<br />

Abrechenart beim Preisvergleich genau hinschauen<br />

müssen. Dies gilt verstärkt für den<br />

2% 2% 0% 4%<br />

0%<br />

2%<br />

53%<br />

Silomais<br />

2% 2% 0% 4%<br />

0%<br />

2%<br />

53%<br />

Grassilage Silomais<br />

Grassilage<br />

Getreide-GPS<br />

Getreide-GPS<br />

Grünroggen Grünroggen<br />

Getreidekorn<br />

Zuckerrüben<br />

Zuckerrüben Riesenweizengras<br />

Riesenweizengras<br />

Durchw. Silphie<br />

Sonstige<br />

Durchw. Silphie<br />

Sonstige<br />

16%<br />

18%<br />

23%<br />

Quelle: FvB <strong>2018</strong><br />

Quelle: FvB 2017<br />

58<br />

18%


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis<br />

Abbildung 2: Trockenmassepreise im Vergleich<br />

160,0<br />

140,0<br />

Mittlerer Preis stehend ab Feld [€/t TM]<br />

Mittlerer Preis frei Silo [€/t TM]<br />

144,3<br />

124,4<br />

120,0<br />

Substratpreis in €/t TM<br />

100,0<br />

80,0<br />

60,0<br />

82,6<br />

105,5<br />

59,5<br />

88,0<br />

81,8<br />

100,9<br />

69,6<br />

40,0<br />

20,0<br />

Mittlerer Preis stehend ab Feld [€/t TM]<br />

Mittlerer Preis 0,0 frei Silo [€/t TM]<br />

Abbildung 3: Frischmassepreise im Vergleich<br />

144,3<br />

Silomais Grassilage Getreide-GPS Grünroggen Getreidekorn Zuckerrüben<br />

Anmerkung: Bei den Werten handelt es sich um korrigierte Mitte<br />

124,4<br />

82,6<br />

105,5<br />

40,0<br />

35,0<br />

Mittlerer Preis stehend 100,9 ab Feld [€/t FM]<br />

Mittlerer Preis frei Silo [€/t FM]<br />

88,0<br />

35,2<br />

81,8<br />

36,5<br />

144,3<br />

Substratpreis in €/t FM<br />

30,0<br />

25,0<br />

59,5<br />

27,5<br />

30,5<br />

29,6<br />

69,6<br />

28,3<br />

20,0<br />

20,6 20,5<br />

15,0<br />

Silomais Grassilage Getreide-GPS Grünroggen Getreidekorn Zuckerrüben<br />

Silomais Grassilage Getreide-GPS Grünroggen Getreidekorn Zuckerrüben<br />

Quelle: FvB <strong>2018</strong><br />

Anmerkung: Bei den Werten handelt es sich um korrigierte Mitte<br />

Fall, dass Biomasse ab Feld gekauft wird.<br />

Insgesamt liegen Silomais und Getreide-<br />

GPS weiterhin in der gleichen Preiskategorie.<br />

Günstiger angeboten wird Grassilage.<br />

Bei einem Kauf ab Wiese sind die hohen<br />

Ernte- und Transportkosten zu berücksichtigen.<br />

Deshalb ist der große Unterschied<br />

beim Vergleich der Preise auf der Wiese (60<br />

Euro je Tonne Trockenmasse; 88 Euro je<br />

Tonne Frischmasse) und im Silo (21 Euro<br />

je Tonne Trockenmasse; 31 Euro je Tonne<br />

Frischmasse) gut nachvollziehbar. Die<br />

Substrate mit einer hohen Energiedichte<br />

(Getreidekorn und Zuckerrüben) erreichen<br />

die höchsten Trockenmassepreise. Bei den<br />

alternativen Energiepflanzen konnte kein<br />

repräsentativer Wert erfasst werden.<br />

Für künftige Ausschreibungen<br />

die Rohstoffkosten kennen<br />

Wichtig für viele Anlagen ist gerade auch<br />

vor dem Hintergrund der zukünftigen<br />

Ausschreibungen, welche Stromgestehungskosten<br />

aus den genannten Preisen<br />

resultieren. Zuerst muss bedacht werden,<br />

dass die Kosten für Lagerung und<br />

Entnahme aus dem Silo und Transport<br />

zur Einbringung hinzugerechnet werden<br />

müssen. Hier können pauschal 6 Euro<br />

je Tonne Frischmasse angenommen werden.<br />

Die Kosten für Silomais frei Fermenter<br />

lagen damit 2017 im Schnitt bei etwa<br />

41 Euro je Tonne Frischmasse. Bei Standardgaserträgen<br />

und einem Nutzungsgrad<br />

von 39 Prozent resultieren daraus<br />

59<br />

WWW.TERBRACK-MASCHINENBAU.DE


praxis<br />

135,7<br />

122,3<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

119,5<br />

Abbildung 1204: Substratpreisindex für NawaRo<br />

116,8<br />

135,7<br />

Substratpreisindex<br />

Substratpreisindex<br />

113,8 122,3<br />

111,9<br />

119,5 112,2<br />

120 110,8<br />

116,8<br />

110 108,3<br />

108,8 108,9<br />

113,8 106,7 107,6<br />

107,6<br />

105,9<br />

106,3<br />

112,2<br />

111,5<br />

111,9 105,4<br />

110,8<br />

111,3<br />

110 108,3 102,9<br />

108,8 108,9<br />

102,4<br />

103,0<br />

106,7 107,6<br />

107,6<br />

101,4<br />

105,9 100,6<br />

106,3<br />

105,4<br />

100,7<br />

99,9<br />

104,8<br />

100 102,9 102,4<br />

98,0<br />

103,0<br />

101,4<br />

100,3<br />

100,6<br />

97,196,9<br />

97,6<br />

100,7<br />

99,9<br />

100,1 99,9<br />

100<br />

94,8<br />

98,0<br />

94,7<br />

97,196,9<br />

97,6<br />

94,891,7<br />

94,7<br />

91,2<br />

90<br />

91,7<br />

91,2<br />

90<br />

86,1<br />

86,1<br />

85,9<br />

85,9<br />

84,2<br />

84,2<br />

111,5<br />

111,3<br />

104,8<br />

109,1<br />

100,3 107,5<br />

106,0<br />

100,1 99,9<br />

103,0<br />

101,1 101,6<br />

100,1<br />

10<br />

106,0<br />

103,0<br />

1<br />

80 80<br />

Index 2011 Index 2012 Index 2013 Index 2014 Index 2015 Index 2016 Index 2017<br />

Index 2011 Index 2012 Index 2013 Index 2014 Index 2015 Index 2016 Index 2017<br />

Silomais Silomais Grassilage Grassilage Getreide-GPS Getreide-GPS Getreidekorn Getreidekorn Grünroggen Zuckerrüben Grünroggen Zuckerrüben Biomasseindex Biom<br />

Quelle: FvB FvB <strong>2018</strong> <strong>2018</strong> Anmerkung: Anmerkung:<br />

Stand Januar<br />

Substratpreisindex im Vergleich zum Jahr 2010 (2010 = 100); Ausnahme: Zuckerrüben (2011 = 100)<br />

Stand Januar<br />

Substratpreisindex im Vergleich zum Jahr 2010 (2010 = 100); Ausnahme: Zuckerrüben (2011 = 100)<br />

Stromgestehungskosten von 9,6 Cent je<br />

Kilowattstunde (ct/kWh). Getreide-GPS<br />

liegt etwas höher. Bei maximalen Vergütungen<br />

von unter 17 ct/kWh im Ausschreibungsmodell<br />

sind die Rohstoffkosten im<br />

Auge zu behalten.<br />

Die Entwicklung der Biomassepreise in Relation<br />

zu den Vorjahren zeigt Abbildung 4.<br />

Das Basisjahr für den dort gezeigten Substratpreisindex<br />

ist 2010. Die jeweils rechte<br />

Säule zeigt den Indexwert für das Jahr<br />

2017 an. Dieser liegt je nach Kultur mal<br />

oberhalb mal unterhalb des Wertes für<br />

2016. Der Gesamtindex zeigt eine leichte<br />

Preissteigerung um 1,5 Prozentpunkte von<br />

100,1 auf 101,6.<br />

Fazit: Die<br />

Biomassepreise scheinen sich mit Ausnahme<br />

des Jahres 2015 halbwegs stabilisiert<br />

zu haben. Klar ist aber auch, dass Wetterereignisse<br />

oder Trends auf den Agrarmärkten<br />

die Preise schnell verändern können.<br />

Spannend wird sein, wie sich im Norden<br />

die extrem feuchten Bedingungen auf das<br />

kommende Erntejahr auswirken. Im Süden<br />

Sicherheit durch Füllstandsüberwachung ...<br />

... mit dem Kugelschalter KSS (seitlich) bzw. KST (oben):<br />

• Prüfen auf sichere Funktion jederzeit von außen ohne Aufstauen möglich<br />

• Nur ein bewegliches mechanisches Teil, mit dem die VA-Schwimmerkugel<br />

den außerhalb des Gasbereichs liegenden NAMUR-Sensor sicher schaltet<br />

• Alle mechanischen Teile aus VA<br />

• Keine aufwendige Elektronik<br />

• Draht- und Sensor-bruchsicherer Aufbau mit Ex-i-Trennschaltverstärker<br />

Jetzt schon<br />

nachrüsten – bald<br />

wird die Füllstandsüberwachung<br />

zur<br />

Pflicht!<br />

Seitz Electric GmbH Saalfeldweg 6 86637 Wertingen / Bliensbach<br />

08272 99316-0 info@seitz-electric.de www.seitz-electric.de<br />

60


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis<br />

Biomassepreise 2017 Stand Januar <strong>2018</strong><br />

Substrat ab Feld<br />

Mittlerer Preis<br />

stehend ab Feld<br />

[€/t TM]<br />

Mittlerer<br />

TM-Gehalt<br />

[%]<br />

Mittlerer Preis<br />

stehend ab Feld<br />

[€/t FM]<br />

Mittlerer<br />

Ertrag<br />

[t FM/ha]<br />

Mittlerer Preis<br />

stehend ab Feld<br />

[€/ha]<br />

Silomais 1) 82,6 33,3 27,5 51,6 1.420<br />

Grassilage 2) 59,5 34,7 20,6 28,0 578<br />

Getreide-GPS 2) 81,8 36,2 29,6 36,3 1.075<br />

Grünroggen 3) 69,6 29,5 20,5 29,0 595<br />

Getreidekorn<br />

Zuckerrüben 3) 124,4 22,7 28,3 89,5 2.531<br />

Substrat frei Silo<br />

Mittlerer Preis<br />

frei Silo<br />

[€/t TM]<br />

Mittlerer<br />

TM-Gehalt<br />

[%]<br />

Mittlerer Preis<br />

frei Silo<br />

[€/t FM]<br />

Mittlerer<br />

Ertrag<br />

[t FM/ha]<br />

Mittlerer Preis<br />

frei Silo<br />

[€/ha]<br />

Silomais 2) 105,5 33,3 35,2 51,6 1.813<br />

Grassilage 2) 88,0 34,7 30,5 28,0 854<br />

Getreide-GPS 3) 100,9 36,2 36,5 36,3 1.326<br />

Grünroggen<br />

Getreidekorn 3) 144,3 86,7 125,1 7,4 922<br />

Zuckerrüben<br />

Anmerkung:<br />

Nettopreise mit korrigierten Mittelwerten; je mehr Daten vorhanden sind, desto höher kann das Perzentil gewählt werden<br />

1) 10 % höchste und niedrigste Werte werden nicht berücksichtigt = 90 % Perzentil<br />

2) 20 % höchste und niedrigste Werte werden nicht berücksichtigt = 80 % Perzentil<br />

3) 40 % höchste und niedrigste Werte werden nicht berücksichtigt = 60 % Perzentil FvB <strong>2018</strong><br />

sollten im Gegensatz dazu die Lager gut<br />

gefüllt sein, sodass schlechte Witterungsbedingungen<br />

den Landwirt nicht direkt in<br />

Zugzwang bringen.<br />

Hinweis: Wie jedes Jahr bestehen die vorgestellten<br />

Preis- und Mengenangaben aus<br />

Mittelwerten. Es bestanden bei den eingegangenen<br />

Fragebögen jedoch zum Teil erhebliche<br />

regionale Unterschiede. Die Zahlen<br />

dienen aus diesem Grund der besseren<br />

Orientierung und können nicht auf bestehende<br />

Lieferverträge angewandt werden.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. wird auch dieses<br />

Jahr eine Umfrage unter seinen Betreibermitgliedern<br />

durchführen. Um auch in<br />

Zukunft eine transparente Preisverteilung<br />

darstellen und Trends beobachten zu können,<br />

sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen.<br />

Vielen Dank noch einmal an alle Betreiber,<br />

die durch die Rücksendung des ausgefüllten<br />

Fragebogens dazu beigetragen haben,<br />

dass auch dieses Jahr eine aussagekräftige<br />

und hilfreiche Analyse der Substratpreise<br />

veröffentlicht werden konnte.<br />

Autor<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

61


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Innovationen zur<br />

Ertragssteigerung<br />

Die Erzeugung von Biogas effizienter<br />

gestalten und den Ertrag von Anlagen<br />

steigern – dieses Ziel verfolgen gleich<br />

zwei Produkte der greentec-service GmbH<br />

aus Föhren bei Trier, die das Unternehmen<br />

seit kurzem auf Messen vorstellt.<br />

Von Dipl.-Geograph Martin Frey<br />

An der Biogasanlage<br />

von Klaus Hölzl im<br />

oberbayerischen<br />

Schwindegg kommt<br />

eine der ersten<br />

Suprajet-Anlagen von<br />

greentec zum Einsatz.<br />

Klaus Hölzl hat die Investition überzeugt: „Der Suprajet hat eine<br />

sehr effektive Futterausbeute durch den Zellaufschluss.“<br />

Das Biogas-Service-Unternehmen aus der<br />

Ökobit-Unternehmensgruppe bietet zum<br />

einen mit dem „Suprajet“ ein Gerät, das<br />

zur Optimierung des Substrataufschlusses<br />

beitragen kann. Zweitens bringt es mit einer<br />

Elektrolyseeinheit mit dem Namen „Bio-H2-Plus“<br />

eine neuartige Technologie auf den Markt, die durch die<br />

interne Verwendung des erzeugten Wasserstoffes den<br />

Anlagenprozess unterstützen soll.<br />

Der Biogasprozess bietet an vielen Stellen Möglichkeiten<br />

zur Optimierung. Dies gilt vor allem, wenn anhand<br />

einer Restgas-Potenzialanalyse des Gärrestes feststeht,<br />

dass nicht der gesamte organische Anteil der Einsatzstoffe<br />

zur Biogaserzeugung genutzt wird. Wird das<br />

Substrat einer solchen Anlage genauer untersucht, so<br />

finden sich oft sogenannte strukturviskose Materialien,<br />

die schwer zu rühren sind, dann zu Schwimmschichtenbildung<br />

neigen und die auf klassische Weise nur<br />

durch wesentlich längere Verweilzeiten komplett vergärbar<br />

sind. An dieser Stelle setzt der Suprajet an, den<br />

greentec-service GmbH seit 2017 anbietet.<br />

Aufgeschlossene Zellmembranen sollen<br />

mehr Gas liefern<br />

Mit der Suprajet-Anlage wird die Biomasse durch Aufbrechen<br />

von Zellmembranen aufgeschlossen, damit<br />

die Bakterien im Biogasprozess die vergärbaren<br />

Stoffe besser angreifen können.<br />

Auf diese Weise können nach Unternehmensangaben<br />

bis zu 15 Prozent mehr an<br />

Gas- und somit auch Stromertrag sowie in<br />

einigen Fällen sogar ein höherer Methangehalt<br />

im Biogas erzielt werden.<br />

„Unser Ansatz war, die Biogasanlage<br />

in ihrem Prozess zu unterstützen“, erklärt<br />

greentec-service-Geschäftsführer<br />

Christoph Spurk die Entwicklungsleistung.<br />

Insofern habe man sich auf die<br />

Unterstützung der im Abbauprozess geschwindigkeitsbestimmenden<br />

Hydrolyse<br />

konzentriert, die die komplexen hochmolekularen<br />

Substanzen in niedermolekulare<br />

umwandelt.<br />

Im Wesentlichen basiert die Funktionsweise<br />

des Suprajet auf der Ausnutzung<br />

der sogenannten Kavitation zur Aufspal-<br />

Fotos: Bioenergie Hölzl<br />

62


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

praxis<br />

tung des Materials. Unter diesem Begriff ist der physikalische<br />

Effekt zu verstehen, dass sich in Flüssigkeiten<br />

bei hohen Fließgeschwindigkeiten spontan Dampfbläschen<br />

bilden können. Diese haben die Eigenschaft,<br />

dass sie nach kurzer Zeit in sich zusammenfallen und<br />

dabei einen extrem hohen Druck freisetzen. Dieser<br />

kann entweder zu Schäden führen, etwa<br />

an Metallen, wie bei Schiffsschrauben bekannt.<br />

Gezielt eingesetzt kann dieser Effekt<br />

jedoch auch ohne sonstige Schäden<br />

technisch genutzt werden, wie eben beim<br />

Suprajet.<br />

Kavitationsdüse ist das Herzstück<br />

Der Suprajet wird dazu im Anlagenprozess<br />

am Fermenter platziert, um das Substrat<br />

dort zu entnehmen und nach der Behandlung<br />

auch dort wieder einzuspeisen. Bei<br />

zwei Fermentern kann die Synergie genutzt<br />

werden, beide mit dem Suprajet zu<br />

verbinden, um dann abwechselnd beide<br />

Substrate zu behandeln. Die Förderleistung<br />

der Anlage beträgt zwischen 6 und<br />

12 Kubikmeter pro Stunde.<br />

Beim Betrieb kann das Substrat nicht sofort<br />

durch das Herzstück der Anlage, die<br />

sogenannte Kavitationsdüse, gepresst<br />

werden, da diese verstopfen würde. Daher<br />

werden zunächst Störstoffe ausgesiebt und grobfaseriges<br />

Material durch eine Schneidevorrichtung grob<br />

zerkleinert. „Dieser Schritt dient dem Schutz und<br />

der Schonung der nachfolgenden Aggregate“, so Geschäftsführer<br />

Spurk.<br />

Eine große Exzenterschneckenpumpe saugt das Substrat<br />

an und pumpt es zu der Kavitationsdüse. Hier<br />

ist extrem hoher Druck gefragt: Vor der Düse steht das<br />

Substrat unter 8 bis 10 bar. „Direkt am Ausgang der<br />

Düse entsteht die Kavitation, die in dem danach folgenden<br />

Behälter, der zur Druckentspannung des Substrates<br />

dient, verstärkt wird“, beschreibt Spurk den<br />

Vorgang, bei dem die Aufspaltung erfolgt.<br />

Mehrmaliger Durchlauf möglich<br />

Manche Substratanteile müssen dabei mehrmals die<br />

Düse passieren, um den gewünschten Effekt zu verstärken:<br />

Welchen Weg sie nehmen, entscheidet sich in<br />

dem Entspannungsbehälter, wo die Entwickler die mit<br />

der dortigen Drehbewegung des Substrates verbundene<br />

Zentrifugalkraft ausnutzten, um die großen Partikel am<br />

Rand des Behälters abzusaugen.<br />

Von dort können sie über einen Bypass zurück vor die<br />

Düse gebracht werden. „Somit durchlaufen nicht zerkleinerte<br />

Partikel den Prozess so lange, bis sie klein<br />

genug sind, um die Anlage passieren zu können“,<br />

beschreibt Spurk den Vorgang. Von dort pumpt dann<br />

eine kleinere Exzenterschneckenpumpe das Substrat<br />

zurück in den Fermenter.<br />

Foto: greentec-service GmbH<br />

Zwar bieten auch andere Hersteller Anlagen zur Aufspaltung<br />

von Substrat an. Allerdings habe der Suprajet<br />

laut greentec jenen gegenüber die Vorteile, dass<br />

seine Behandlungsintensität stufenlos einstellbar sei<br />

und durch die Erzeugung der Kavitation mittels einer<br />

Düse die hohen physikalischen Kräfte der Druckentspannung<br />

und die Genauigkeit der Behandlung der<br />

Kernströmung optimal genutzt werden können.<br />

Zudem ergebe sich, dass sich die Vorrichtung bei einer<br />

eventuellen Erweiterung der Biogasanlage oder bei Änderungen<br />

im Prozess individuell anpassen lasse, ohne<br />

technisch in die Anlage eingreifen zu müssen. Wäre<br />

dies nicht der Fall, lasse sich nicht adäquat reagieren<br />

beziehungsweise müssten zusätzlich weitere Einheiten<br />

dazu gekauft werden, was die Umstellung natürlich<br />

kostspieliger mache. Außerdem sei das Verschleißpotenzial<br />

überschaubar, da das Herzstück keine beweglichen<br />

Teile besitzt.<br />

Einsatzgebiete<br />

In das Verfahren, das ursprünglich aus der Lebensmittelindustrie<br />

stammt, hat die Unternehmensgruppe<br />

Ökobit über sechs Jahre Entwicklungsarbeit investiert.<br />

Es eignet sich nach Angaben des Unternehmens primär<br />

für Anlagen, die schwierige Substrate wie große<br />

Mengen Mist oder Grassilage verarbeiten. Der Einsatz<br />

verbessere die Viskosität im Prozess, es träten keine<br />

Schwimmschichten mehr auf und die Betriebszeiten<br />

der Rührwerke könnten gesenkt werden. Bei Anlagen,<br />

die viel Mais vergären, der ja bereits gut vergärbar sei,<br />

fördere der Suprajet immerhin die Geschwindigkeit der<br />

Ausgasung, sodass auch jene Betreiber die Verweilzeiten<br />

optimieren und die Leistung ihrer Anlage steigern<br />

könnten. Neben dem genannten Zugewinn an Stromertrag<br />

von bis zu 15 Prozent soll der Suprajet auch<br />

Der Elektrolyseur Bio-<br />

H2-Plus von greentec<br />

erzeugt Wasserstoff,<br />

der mittels einer Injektionslanze<br />

direkt ins<br />

Substrat im Fermenter<br />

eingeführt wird, um die<br />

Effizienz der Biogasanlage<br />

zu steigern.<br />

63


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Der Suprajet auf einem<br />

Anhänger montiert,<br />

dient dem zeitweisen<br />

Mietbetrieb auf<br />

Biogasanlagen. Am<br />

linken Bildrand hinter<br />

dem Manometer (siehe<br />

roter Pfeil) sitzt das<br />

Herzstück der Anlage –<br />

die Kavitationsdüse.<br />

„Ich war der<br />

Meinung, dass<br />

noch mehr<br />

Leistung aus<br />

dem Futter<br />

herauszuholen<br />

sein muss“<br />

Klaus Hölzl<br />

Foto: greentec-service GmbH<br />

eine Reduzierung der Rührwerklaufzeiten um bis zur<br />

Hälfte ermöglichen, was entsprechend auch weniger<br />

Strombedarf bedeutet. In einer Beispielrechnung für<br />

eine 600-kW-Anlage mit einem Wirkungsgrad von 40<br />

Prozent und 8.200 Volllaststunden im Jahr kommt<br />

greentec-service auf ein Ergebnis von knapp 60.000<br />

Euro pro Jahr, was eine statische Amortisation von 2,2<br />

Jahren ermögliche. Angeboten wird die Anlage in einem<br />

Containermodul. Nach Unternehmensangaben sind bei<br />

Kunden bereits zwei Anlagen im Betrieb und eine weitere<br />

werde gerade gefertigt.<br />

Eine der ersten wurde in Schwindegg<br />

im oberbayerischen Landkreis Mühldorf<br />

am Inn angeschafft: Klaus Hölzl<br />

ist der Betreiber der dortigen Biogasanlage<br />

der Bioenergie Hölzl. Diese<br />

hat eine elektrische Leistung von 1,7<br />

Megawatt (MW). Nach Inbetriebnahme<br />

im Jahr 2006 hat sie Hölzl inzwischen<br />

mehrfach modernisiert und für<br />

die flexible Fahrweise ausgerüstet.<br />

Hierzu trägt unter anderem ein 2.800<br />

Kubikmeter großer Gasspeicher sowie<br />

ein 100 Kubikmeter fassender Wärmepufferspeicher<br />

bei.<br />

Klaus Hölzl hat die Investition überzeugt:<br />

„Der Suprajet verbessert eine<br />

effektive Futterausbeute durch den<br />

Zellaufschluss. Ich hatte schon immer<br />

viel Interesse an neuen Technologien und war der Meinung,<br />

dass noch mehr Leistung aus dem Futter herauszuholen<br />

sein muss“. So sei es ein Glücksfall gewesen,<br />

dass ihn sein Berater für die Biogasanlage im Frühjahr<br />

2016 auf den Suprajet aufmerksam gemacht habe.<br />

Pro Tag sei der Suprajet an seiner Biogasanlage für acht<br />

Stunden im Einsatz gewesen. Durch die Behandlung<br />

war es möglich, dass der Substratmix angepasst werden<br />

konnte hin zu deutlich faserigeren und trockeneren<br />

Inputstoffen. Dabei sei trotz 13 Prozent Trockensubstanzgehalt<br />

im Fermenter der Inhalt deutlich homogener<br />

und fließfähiger geworden. Hölzl<br />

berichtet: „Dadurch haben wir unsere<br />

Rührzeiten um die Hälfte halbieren<br />

können.“ Zudem sei der Stromertrag<br />

bei gleicher Futtermenge, aber mit<br />

mehr schwer verdaulichem Material<br />

und weniger Maiseinsatz täglich um<br />

ca. 1.200 bis 1.500 Kilowattstunden<br />

(kWh) gestiegen. Unterm Strich bedeute<br />

dies für ihn: „Die Amortisation liegt<br />

an meiner Anlage bei zwei Jahren.“<br />

Elektrolyseur als weitere<br />

Innovation<br />

Mit einer weiteren Innovation, dem<br />

Elektrolyseur Bio-H2-Plus, richtet<br />

sich greentec speziell an Betreiber von<br />

Biogasanlagen, die bereits über einen gut funktionierenden<br />

Prozess verfügen, diesen aber noch effizienter<br />

gestalten möchten. Die in einem Container, der Hydrobox,<br />

gelieferte Anlage, erzeugt Wasserstoff, der mittels<br />

einer Injektionslanze direkt ins Substrat im Fermenter<br />

eingeführt wird. Die Bakterien sollen den Wasserstoff<br />

komplett verarbeiten, denn ein Übergang in das Biogas<br />

sei nicht gewünscht.<br />

Das Verfahren habe gleich mehrere Vorteile: Zum einen<br />

steige der Methangehalt und der Ertrag werde gesteigert.<br />

Zweitens würden alle Schadgase, einschließlich<br />

CO 2<br />

, reduziert. Bei der Verbrennung im Blockheizkraftwerk<br />

führt das H 2<br />

-behandelte Biogas außerdem zu<br />

einem sauberen Abbrand, was ihn gleichmäßiger und<br />

ruhiger laufen lasse. Es ermögliche somit bessere Abgaswerte<br />

und günstigere Betriebskosten.<br />

Erhältlich ist die Anlage je nach Fermentergröße in<br />

unterschiedlichen Leistungsklassen. Das System<br />

sei bereits auf mehreren Anlagen in Österreich, der<br />

Schweiz und Deutschland installiert, berichtet greentec-Geschäftsführer<br />

Christoph Spurk. Auf eigenen<br />

Testanlagen habe der Einsatz bereits nach 30 Tagen<br />

eine Effizienzsteigerung von 10 Prozent und mehr ergeben,<br />

berichtet das Unternehmen. Dabei habe sich<br />

nach kurzer Zeit die Leistungsfähigkeit des Verfahrens<br />

bewiesen: „Im realen Betrieb haben die erzielten<br />

Effekte die vorab theoretisch errechneten noch übertroffen.“<br />

Autor<br />

Dipl.-Geograph Martin Frey<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Wasseraufbereitung<br />

und Nährstoffgewinnung<br />

aus Gärprodukten<br />

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat ein Forschungsprojekt der Hochschule Osnabrück<br />

und der Firma A3 Water Solutions gefördert. Darin wurde die Leistungsfähigkeit des<br />

Gesamtverfahrens Gärproduktaufbereitung im Hinblick auf die erzielbaren Prozessströme<br />

bei Einsatz unterschiedlichster Gärdünger untersucht sowie eine Verfahrensoptimierung<br />

zur deutlichen Senkung der Betriebskosten entwickelt. Im Fokus stand dabei die<br />

Optimierung der Ultrafiltrationsstufe. Der Energiebedarf dieser Prozessstufe ließ sich<br />

auf 50 Prozent reduzieren.<br />

Von M.Sc. Tobias Gienau und Prof. Dr.-Ing. Sandra Rosenberger<br />

Deutschlandweit erzeugten Biogasanlagen<br />

im Jahr 2012 etwa 65,5 Millionen (Mio.)<br />

Kubikmeter (m³) Gärdünger (Gärrest beziehungsweise<br />

Gärprodukt genannt) mit<br />

390.000 Tonnen (t) Stickstoff, 74.000<br />

t Phosphor und 330.000 t Kalium (Möller und Müller<br />

2012) – das entspricht ca. 20.000 t Gärrest pro<br />

Megawatt (MW) installierte elektrische Leistung. Bei<br />

einer installierten Arbeitsleistung der derzeit 9.350<br />

in Deutschland betriebenen Biogasanlagen von 3.770<br />

MWel (Fachverband Biogas 2016) lässt sich für das<br />

Jahr 2017 eine Gärproduktmenge von 73,6 Mio. m³<br />

abschätzen.<br />

Die Novelle der Düngeverordnung (DüV 2017) hat<br />

Folgen für viele Biogasanlagenbetreiber – insbesondere<br />

in Regionen mit Nährstoffüberschüssen: Zum<br />

einen ergibt sich eine deutliche Flächenkonkurrenz<br />

zwischen Gärprodukten und Wirtschaftsdüngern, zum<br />

anderen werden teils deutlich größere Lagerkapazitäten<br />

notwendig. Für viele Landwirte, vor allem aus<br />

Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, ergeben sich<br />

zwei Möglichkeiten: Entweder werden Nährstoffe aus<br />

nährstoffreichen in nährstoffarme Regionen Deutschlands<br />

über Distanzen von mitunter 150 Kilometern<br />

verbracht.<br />

Bekannt sind beispielsweise Transporte aus der Veredelungsregion<br />

Cloppenburg/Vechta in die Region Hannover<br />

(Nährstoffbericht Niedersachsen 2015/2016).<br />

Oder es werden Gärdünger vor Ort aufbereitet und fraktioniert,<br />

wobei dem Gärprodukt Wasser entzogen wird,<br />

um die Transportwürdigkeit der Düngefraktionen zu<br />

steigern. Auf dem Markt existieren dafür verschiedene<br />

Teil- und Vollaufbereitungstechniken (Drosg et al.<br />

2015). Das Vollaufbereitungsverfahren aus der Kombination<br />

Fest/Flüssig-Trennung und Membranverfahren<br />

stellt dabei eine besonders interessante Lösung dar.<br />

Abbildung 1: Vollaufbereitungsverfahren von Gärresten durch Membrantechnik<br />

Retentat UF<br />

Retentat UF<br />

N/K-<br />

Flüssigdünger<br />

Biogas<br />

Anlage<br />

Gärrest<br />

Separator<br />

Dekanter<br />

Ultrafiltration<br />

Umkehr-<br />

Osmose<br />

Wasser<br />

N/P-<br />

Feststoffdünger<br />

66


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

Abbildung 2: Fotos der Pilotanlage – Versuchscontainer am Standort 2, Dekanterzentrifuge, Ultrafiltration, Umkehrosmose<br />

Dekanterzentrifuge<br />

Ultrafiltration<br />

Fotos: Tobias Gienau, Ulrich BrüSS<br />

Vorlagetank<br />

Umkehrosmose<br />

Zentrifugen: weitere Abtrennung<br />

von Organik und Nährstoffen<br />

Abbildung 1 zeigt eine mögliche Verfahrenskombination<br />

aus Schneckenpressenseparator,<br />

Dekanterzentrifuge, Ultrafiltration (UF)<br />

und Umkehrosmose (UO). Separatoren zur<br />

Abtrennung der organischen Feststofffraktion<br />

sind heute an vielen Biogasanlagen im<br />

Einsatz. Durch alternative oder nachgeschaltete<br />

Dekanterzentrifugen kann ein weiterer<br />

Anteil an Organik, Stickstoff und Phosphor<br />

in einen stichfesten N/P-Dünger überführt<br />

werden.<br />

Die gelösten Nährstoffe Kalium und Ammoniumstickstoff<br />

werden über ein mehrstufiges<br />

Membranverfahren, bestehend aus Ultrafiltration<br />

und Umkehrosmose, in einen hoch<br />

angereicherten flüssigen N/K-Dünger überführt.<br />

Das Retentat der Ultrafiltration kann<br />

entweder in den Prozess rezirkuliert oder als<br />

zusätzliches Flüssigdüngerprodukt ausgeschleust<br />

werden. Bei Bedarf kann die Anlage<br />

so dimensioniert werden, dass das gereinigte<br />

Wasser Einleitfähigkeit erreicht. Die Anlagentechnik<br />

ist technisch erprobt und seit etwa zehn Jahren erfolgreich<br />

im Einsatz (Brüß 2014). Allerdings führt der<br />

bislang hohe spezifische Energiebedarf des Gesamtprozesses<br />

von 20 bis 30 Kilowattstunden (kWh)/m³ zu<br />

Aufbereitungskosten von rund 8 Euro/m³ Gärrest.<br />

Im Forschungsprojekt sind 42 Gärproduktproben aus<br />

zwölf NawaRo- und sieben Abfall-Biogasanlagen analysiert<br />

und charakterisiert worden. Dadurch wurde ein<br />

breites Wissen über die Inhaltsstoffe der Gärprodukte<br />

sowie über die für die Leistung der Ultrafiltrationsanlage<br />

relevanten Gärproduktinhaltsstoffe erworben.<br />

Abbildung 3: Versuchsablauf zur Ermittlung der Ultrafiltrationsflüsse<br />

bei konstant eingestellten Betriebsbedingungen<br />

Filtratfluss in L/h<br />

Aufkonzentrieren<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Betrieb bei 70 % Ausbeute<br />

100<br />

Betriebspausen über Nacht<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Betriebzeit in h<br />

Gärdünger lassen sich unterschiedlich gut filtrieren,<br />

beispielsweise waren die Gärprodukte aus Abfall-Biogasanlagen<br />

einfacher aufzubereiten als die Gärreste<br />

der NawaRo-Biogasanlagen.<br />

Als Ursache für die unterschiedliche Filtrierbarkeit<br />

wurde die Menge an organischen Makromolekülen im<br />

Presswasser beziehungsweise Dekanterzentrat und die<br />

damit einhergehende höhere Fluidviskosität identifiziert<br />

(Gienau und Rosenberger 2015). Diese lassen<br />

sich leicht analysieren. Außerdem lassen sich schnell<br />

Prognosen für die weitere Aufbereitung ableiten. In<br />

einem zweiten Untersuchungsschritt wurden Optimie-<br />

67


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Abbildung 4: Mittlere prozentuale Aufteilung des Gärrestmassenstroms auf die Prozessströme<br />

Gärrest<br />

100 %<br />

Feststoff Dekanter<br />

Feststoff Separator<br />

12 %<br />

Retentat Ultrafiltration<br />

11 %<br />

Feststoffdünger 23%<br />

oTS = 65 - 87 %<br />

N ges = 6,0 - 12,0 kg/t<br />

P 2 O 5 = 4,7 - 11,0 kg/t<br />

K 2 O = 4,4 - 5,3 kg/t<br />

Konzentrat Umkehrosmose<br />

26 %<br />

oTS = 71 - 72 %<br />

N ges = 3,4 - 4,8 kg/t<br />

P 2 O 5 = 0,6 - 0,9 kg/t<br />

K 2 O = 4,6 - 5,3 kg/t<br />

Gereinigtes Wasser 36 %<br />

15 %<br />

Flüssigdünger 31%<br />

oTS = 32 - 43 %<br />

N ges = 4,6 - 5,8 kg/t<br />

P 2 O 5 = 0,3 - 0,5 kg/t<br />

K 2 O = 10,1 - 11,1 kg/t<br />

Abbildung 5: Mittlere prozentuale Aufteilung der Nährstoffe auf die Prozessströme<br />

Aufteilung der Nährstoffe auf die<br />

Massenströme in %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Feststoff<br />

Separator<br />

Feststoff<br />

Dekanter<br />

N total P 2 O 5 K 2 O<br />

UF Retentat<br />

Flüssigdünger<br />

Prozesswasser 36%<br />

oTS = n. m.<br />

N ges = < 0,02 kg/t<br />

P 2 O 5 = < 0,001 kg/t<br />

K 2 O = < 0,001 kg/t<br />

rungsansätze der Ultrafiltrationsstufe<br />

durch Vorbehandlung des Gärrestes<br />

entwickelt, die zum Teil deutliche<br />

Steigerungen des Ultrafiltrationsflusses<br />

ergaben.<br />

Optimierungen in der Praxis<br />

getestet<br />

Einige vielversprechende Optimierungsansätze<br />

wurden anschließend<br />

in einer Pilotphase an zwei unterschiedlichen<br />

Biogasanlagen getestet.<br />

Abbildung 2 zeigt Komponenten der<br />

Pilotanlage und Tabelle 1 (S. 70) die<br />

Betriebsparameter der Biogasanlagen<br />

an den zwei Versuchsstandorten. Der<br />

Dekanter der Firma GEA Westfalia<br />

Separator erlaubt einen maximalen<br />

Durchsatz von 6 m³/Stunde und wird<br />

in Kombination mit einem polymeren<br />

Flockungsmittel betrieben, für das<br />

ein Nachweis über den 20-prozentigen<br />

Abbau innerhalb von zwei Jahren<br />

nach Düngemittelverordnung vorliegt.<br />

Die Ultrafiltrationseinheit ist mit keramischen<br />

Membranmodulen bestückt,<br />

die einen robusten Betrieb ermöglichen<br />

und sich gut reinigen lassen. Die<br />

dreistufige Umkehrosmoseeinheit ist<br />

mit Standard-Wickelmodulen ausgestattet.<br />

Zwischen Ultrafiltration und<br />

Umkehrosmose wird das UF-Permeat<br />

angesäuert. Die Aufbereitung der Gärprodukte<br />

erfolgte in Versuchsreihen<br />

von drei bis vier Tagen und zeigte an<br />

den beiden Standorten ähnliche und<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

stabile Prozessergebnisse. In Abbildung 3 ist ein typischer<br />

Versuchsverlauf für einen konstanten Betriebsparameter<br />

dargestellt. Zunächst wurde das Retentat bis<br />

zu einer Permeatausbeute von 70 Prozent aufkonzentriert.<br />

Anschließend wurde über drei Versuchstage bei<br />

konstanten Bedingungen filtriert.<br />

Abbildungen 4 und 5 zeigen die während des Versuchsbetriebs<br />

gemessene Aufteilung der Gärrestmasse und<br />

der Nährstoffe nach den verschiedenen Prozessstufen.<br />

Die dazugehörigen Konzentrationen finden sich in Tabelle<br />

2 auf Seite 71. Die Messung der Nährstoffkonzentrationen<br />

erfolgte mit Standardmethoden durch<br />

AGROLAB und das Labor für Verfahrenstechnik der<br />

Hochschule Osnabrück. Der Schneckenpressseparator<br />

scheidet etwa 10 bis 13 Prozent (%) des Massenstroms<br />

mit 18 bis 19 % der Stickstoff- und 27 bis 38 % der<br />

Phosphorfracht ab.<br />

In der nachgeschalteten Dekanterzentrifuge können<br />

weitere 10 bis 13 % des Massenstroms sowie 29 bis<br />

38 % der Stickstoff- und 45 bis 61 % der Phosphorfracht<br />

abgeschieden werden. In Summe werden damit<br />

rund 20 bis 26 % der Gärstoffmasse als Feststoffdünger<br />

abgetrennt, der zirka 50 % der Stickstoff- und 85 %<br />

der Phosphorfracht enthält. Mit einem mittleren<br />

TR-Gehalt von 21 % sowie mittleren Stickstoff- und<br />

Phosphorkonzentrationen von 8,5 Kilogramm (kg)/t<br />

beziehungsweise 7 kg/t handelt es sich dabei um einen<br />

guten organischen Feststoffdünger. Vom Gärprodukt<br />

können 14 bis 15 % nach der Umkehrosmose als partikelfreier<br />

Flüssigdünger aus dem Prozess gewonnen<br />

werden. Der Flüssigdünger enthält im Wesentlichen<br />

Ammoniumstickstoff und Kalium. Dabei ist anzumerken,<br />

dass die in technischen Anlagen enthaltene UO-<br />

Konzentratstufe in der Pilotanlage nicht realisiert war.<br />

Im volltechnischen Maßstab wird der Flüssigdünger<br />

zusätzlich um den Faktor 5 bis 6 aufkonzentriert.<br />

Ablaufwasser ist sehr rein<br />

Die Pilotversuche ergaben an beiden Standorten eine<br />

sehr hohe Qualität des gereinigten Wassers aus der letzten<br />

Umkehrosmosestufe (siehe Abb. 6). Die Ablaufwerte der<br />

vermessenen Stichproben erfüllten im Mittel die Anforderungen<br />

an die Ablaufqualität eines kommunalen Klärwerkes<br />

der Größenklasse 5 (CSB ≤ 75 mg/L, N ges<br />

≤ 13 mg/L,<br />

NH 4<br />

-N ≤ 10 mg/L, P ges<br />

≤ 1 mg/L) (AbwV 2017).<br />

Abbildung 6: Qualität des gereinigten Wassers am Standort 1<br />

Konzentration in mg/L<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

CSB < 15 mg/L<br />

N total NH 4 -N P 2 O 5 K 2 O<br />

Als gereinigtes Wasser konnten 36 % des Gärrestes<br />

abgetrennt werden. In technischen Anlagen kann die<br />

Menge an aufbereitetem Wasser durch die zusätzliche<br />

Konzentratstufe auf über 50 % angehoben werden.<br />

Im Laufe des Projektes konnte der Energiebedarf<br />

der Ultrafiltrationsstufe durch Optimierung der Be-<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Abbildung 7: Auswirkung der Prozessoptimierung auf die Flussleistung der Ultrafiltrationsmembranen<br />

und auf den Energieverbrauch der gesamten Ultrafiltrationsstufe inklusive Peripherie<br />

Membranleistung<br />

140 %<br />

120 %<br />

100 %<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Standort 1<br />

Standort 2<br />

Referenz +Wärme Prozessoptimierung<br />

Relativer Energieverbrauch UF<br />

140 %<br />

120 %<br />

100 %<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Standort 1<br />

Standort 2<br />

Referenz +Wärme Prozessoptimierung<br />

Tabelle 1: Prozessparameter der Biogasanlagen der Standorts 1+2<br />

Prozessparameter Standort 1 Standort 2<br />

Elektrische Leistung 2,5 MW el<br />

1,27 MW el<br />

Substrat<br />

36 % Rindergülle,<br />

36 % Maissilage,<br />

28 % Zuckerrübe<br />

37 % Gülle/Mist<br />

51 % Maissilage<br />

12 % Hafer/GPS<br />

Jährliche Gärrestmenge 35.000 – 55.000 m³/a 30.000 – 35.000 m³/a<br />

triebsbedingungen deutlich reduziert werden. Das<br />

betriebswirtschaftliche Optimum ergab sich in der<br />

Kombination aus Erwärmung des Gärproduktes vor<br />

der Ultrafiltrationsstufe mit Änderungen verschiedener<br />

Betriebsparameter. Durch diese Kombination lässt<br />

sich der Volumenstrom durch die Ultrafiltrationsmembran<br />

um etwa 45 % erhöhen und der Energieverbrauch<br />

auf unter 50 % reduzieren (siehe Abbildung 7).<br />

Für Standorte mit problematischer Nährstoffsituation<br />

bietet die membrangestützte Gärproduktaufbereitung<br />

eine interessante Perspektive. Die Feststoffabtrennung<br />

durch Schneckenpressseparator und Dekanter<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

Tabelle 2: Nährstoffkonzentrationen der Prozessströme<br />

Standort 1<br />

Gärrest<br />

Separator<br />

Feststoffdünger<br />

Dekanter<br />

UF Retentat<br />

Flüssigdünger<br />

(UO Retentat)<br />

TR % 5,8 21,1 19,1 3,4 3,6<br />

N total<br />

kg/t 4,0 6,0 9,7 3,4 4,6<br />

NH 4<br />

-N kg/t 1,7 2,4 2,4 1,7 4,0<br />

P 2<br />

O 5<br />

kg/t 1,6 4,7 6,1 0,6 0,3<br />

K 2<br />

O kg/t 4,6 4,4 4,7 4,6 10,0<br />

Standort 2<br />

TR % 7,7 20,8 24,1 4,3 4,5<br />

N total<br />

kg/t 5,1 6,4 12,0 4,8 5,8<br />

NH 4<br />

-N kg/t 3,0 3,1 4,4 3,0 5,7<br />

P 2<br />

O 5<br />

kg/t 2,4 5,9 11,0 0,9 0,5<br />

K 2<br />

O kg/t 5,0 4,7 5,3 5,3 11,0<br />

erzeugt ein transportwürdiges und lagerfähiges Düngeprodukt.<br />

Die Kombination aus Ultrafiltration und<br />

Umkehrosmose ermöglicht eine Abtrennung von 36<br />

bis 50 % des Gärrestes als aufbereitetes Wasser, das<br />

entweder direkt oder indirekt in Vorfluter eingeleitet<br />

werden kann und somit nicht zur weiteren Anreicherung<br />

von Nitrat im Grundwasser beiträgt.<br />

Gleichzeitig werden Ammoniumstickstoff und Kalium<br />

in einem hochkonzentrierten Flüssigdüngerprodukt<br />

angereichert. Durch die entwickelte Prozessoptimierung<br />

lassen sich die spezifischen Aufbereitungskosten<br />

der gesamten Aufbereitungskette von 8 Euro/m³ Gärprodukt<br />

auf 5 bis 6 Euro/m³ Gärprodukt reduzieren.<br />

Die Kosten beinhalten die laufenden Betriebskosten<br />

für Strom, Chemikalien und Polymere, Rückstellung<br />

für Wartung, Instandhaltung und Membranersatz sowie<br />

die Abschreibung auf die Investition der Anlage.<br />

Hinweis: Die Quellenangaben sind bei Bedarf bei den<br />

Autoren erhältlich.<br />

Autoren<br />

Prof. Dr.-Ing. Sandra Rosenberger<br />

M.Sc. Tobias Gienau<br />

Hochschule Osnabrück<br />

Albrechtstr. 30 · 49076 Osnabrück<br />

E-Mail: s.rosenberger@hs-osnabrueck.de<br />

E-Mail: tobias.gienau@hs-osnabrueck.de<br />

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71


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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die Steuerungstechnik<br />

(vorne), das andere für<br />

den verfahrenstechnischen<br />

Aufbau.<br />

Strom-Langzeitspeicher mit<br />

Wasserstofftechnologie<br />

Mit einem Strom-Langzeitspeicher auf Wasserstoffbasis wollen Fraunhofer-Forscher<br />

zukünftig regenerative Energien effektiv und platzsparend speichern.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Weil Photovoltaik oder Windkraft keine<br />

konstante Strommenge liefern, sondern<br />

diese wetterbedingt schwankt,<br />

suchen Forscher schon lange nach<br />

Möglichkeiten, die Überschüsse zu<br />

speichern – und dies möglichst effektiv und ohne große<br />

Verluste. „Durch den stetig steigenden Anteil an<br />

regenerativen und damit verbundenen kleineren und<br />

stark verteilten Energiequellen steigt auch ihr Einfluss<br />

auf heutige Verteilnetze“, erklärt Fraunhofer-Forscher<br />

Bernd Wunder den Hintergrund.<br />

Die bisher stark zentralisierte Verteilung würde durch<br />

die steigende Anzahl dezentraler Quellen neuen Belastungen<br />

unterworfen. Neben einem lokalen Über- oder<br />

Unterangebot könnten auch starke Fluktuationen auftreten.<br />

Neue intelligente Netzstrukturen in Verbindung<br />

mit elektrochemischen Energiespeichern ermöglichten,<br />

diese Effekte direkt im lokalen Netz abzufangen<br />

und dadurch das Verbundnetz zu entlasten.<br />

Aus diesen Gründen haben Wissenschaftler des Fraunhofer<br />

IISB in Erlangen einen Strom-Langzeitspeicher<br />

auf Wasserstoffbasis in einen Container integriert. Sie<br />

forschen daran, wie ein solcher Energiespeicher zur sicheren<br />

und sauberen Energieversorgung von Industriebetrieben<br />

und größeren Gebäudekomplexen beitragen<br />

kann. Das Grundkonzept der Anlage besteht darin, aus<br />

überschüssiger elektrischer Energie Wasserstoff zu erzeugen<br />

und diesen in einem organischen Trägerstoff<br />

sicher und kompakt – auch über längere Zeiträume – zu<br />

speichern.<br />

Für die spätere Nutzung kann der Wasserstoff wieder<br />

aus dem Trägerstoff freigesetzt und mit einer Brennstoffzelle<br />

in elektrische Energie umgewandelt werden.<br />

„Im Prinzip kann man sich den Container wie eine große<br />

Batterie vorstellen“, erklärt Bernd Wunder. Nach eigenen<br />

Angaben haben die Forscher damit in Erlangen<br />

ein „weltweit einmaliges System zur kompakten Speicherung<br />

großer Mengen an Energie“ aufgebaut.<br />

Viel Technik auf kleinem Raum<br />

Das im Rahmen des Leistungszentrums Elektroniksysteme<br />

(LZE) errichtete neuartige System soll Maßstäbe<br />

für die langfristige Speicherung großer Energiemengen<br />

setzen. Aus diesem Grund wurde die Technik in einen<br />

72


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

Stahlcontainer integriert. Anfang Mai 2016 startete<br />

der Aufbau. Auf kleinstem Raum wird hier das neue<br />

Verfahren erforscht, das die Ein- und Ausspeicherung<br />

elektrischer Energie auf Basis eines flüssigen Wasserstoffträgers<br />

ermöglicht.<br />

Bernd Wunder erklärt die Enge: „Das System soll mobil<br />

einsetzbar sein, deshalb sollten alle Anlagenkomponenten<br />

in einem 20-Fuß-Container untergebracht werden.“<br />

Der Container umfasst zwei getrennte<br />

Abteile, eins für die effiziente Anbindung<br />

ans elektrische Netz und die Steuerungstechnik,<br />

das andere für den verfahrenstechnischen<br />

Aufbau. Entstanden ist das<br />

Speichersystem im Rahmen des LZE-Pilotprojekts<br />

„DC-Backbone mit Strom-Gas-<br />

Kopplung“.<br />

Weil dieses Projekt besonderen Wert auf<br />

eine enge interdiziplinäre Zusammenarbeit<br />

legt, wurde der „Container voller Energie“<br />

gemeinsam von den Fraunhofer-Instituten<br />

IISB und IIS, der Friedrich-Alexander-<br />

Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und<br />

regionalen Industriepartnern errichtet. Aufgrund<br />

der extremen Kompaktheit des Containersystems<br />

waren viele maßgeschneiderte<br />

Lösungen notwendig, die die beteiligten<br />

Mitarbeiter das eine oder andere Mal ins<br />

Grübeln brachten. „Aber bisher haben wir<br />

alles untergebracht“, sagt Michael Steinberger<br />

mit einem Schmunzeln. Der studierte Elektrotechniker<br />

ist für die Steuerungstechnik im Container<br />

verantwortlich.<br />

Trägerstoff nimmt Wasserstoff auf<br />

Bei dem Verfahren speichert ein flüssiger Trägerstoff<br />

den Wasserstoff. Er ist in der Fachsprache als LOHC<br />

(Liquid Organic Hydrogen Carrier) bekannt. Der Trägerstoff<br />

ist in der Industrie übrigens schon weitläufig<br />

im Einsatz – dort allerdings als Thermoöl für die Beheizung<br />

und Kühlung von Prozessen. In der Anwendung<br />

als LOHC hingegen ermöglicht er die wiederholte<br />

Einspeicherung und Freisetzung von Energie in einem<br />

geschlossenen Kreislaufprozess. Im Gegensatz zu fossilen<br />

Kraftstoffen wird das LOHC im Prozess nicht verbraucht,<br />

sondern kann immer wieder mit Wasserstoff<br />

be- und entladen werden. „Im Rahmen des Projekts<br />

ist uns eine wichtige Innovation gelungen“, erklärt<br />

Wunder, „wir verwenden für beide Prozessschritte nur<br />

einen einzigen Reaktor.“<br />

Für eine einfache Handhabung liegt das Medium flüssig<br />

vor. Im Prozessverlauf nimmt der organische Trägerstoff<br />

verschiedene Zustände an: So liegt er in seiner<br />

dehydrierten (wasserstoffarmen) Form, der hydrierten<br />

(wasserstoffreichen) Form und gegebenenfalls noch in<br />

verschiedenen Zwischenstufen vor. Über eine chemische<br />

Reaktion nimmt LOHC große Mengen an elektrolytisch<br />

erzeugtem Wasserstoff auf. Die Elektrolyse findet<br />

Fotos: Kurt Fuchs/Fraunhofer IISB<br />

mithilfe von elektrischem Strom im Elektrolyseur statt.<br />

Das wasserstoffreiche LOHC kann dann unter üblichen<br />

Umgebungsbedingungen für Druck und Temperatur sicher<br />

gelagert werden. Was die Anforderungen an Lagerung<br />

und Transport betrifft, lässt sich der Trägerstoff<br />

mit herkömmlichem Diesel vergleichen – ein großer<br />

Vorteil gegenüber anderen Wasserstoffspeichertechnologien,<br />

die meist hohe Drücke oder sehr tiefe Temperaturen<br />

benötigen. Im Container in Erlangen können<br />

derzeit etwa 300 Liter LOHC gelagert werden, was einer<br />

im Wasserstoff gespeicherten Energie von fast 600<br />

Kilowattstunden entspricht.<br />

Das reicht aus, um den Strombedarf eines kleineren<br />

Industriebetriebs über mehrere Stunden zu decken.<br />

Über zusätzliche Tankbehälter lässt sich die gespeicherte<br />

Energiemenge jedoch leicht um ein Vielfaches<br />

erhöhen. Nur unter ganz bestimmten Bedingungen innerhalb<br />

eines chemischen Reaktors kann der Wasserstoff<br />

wieder vom Trägerstoff gelöst werden. Um die Verbindungen<br />

zu lösen, muss Energie zugeführt werden.<br />

Die Brennstoffzelle<br />

Bei der späteren Nutzung wird der Wasserstoff wieder<br />

aus dem Trägerstoff freigesetzt und mithilfe einer<br />

Brennstoffzelle genutzt. Eine Brennstoffzelle ist eine<br />

galvanische Zelle zur Umwandlung von chemischer in<br />

elektrische Energie. Das eingesetzte Brennstoffzellensystem<br />

beruht auf der sogenannten Niedertemperatur-<br />

PEM-Technologie (PEM: Proton Exchange Membrane).<br />

Ihre Funktionsweise basiert auf der elektrochemischen<br />

Reaktion beim Zusammentreffen von Sauerstoff und<br />

Wasserstoff.<br />

Die PEM-Bauweise ermöglicht es grundsätzlich, die<br />

Brennstoffzelle innerhalb weniger Minuten aus dem<br />

ausgeschalteten Zustand heraus in den Betriebszustand<br />

zu versetzen. Schnelle Betriebsbereitschaft ist<br />

Das Innere des<br />

neuartigen Containers<br />

ermöglicht die<br />

effiziente Verstromung<br />

und Produktion von<br />

Wasserstoff.<br />

73


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Im Elektroabteil des<br />

Containers ist hocheffiziente<br />

Leistungselektronik<br />

zur Anbindung<br />

an das Gleichstromnetz<br />

des Instituts installiert.<br />

beispielsweise für die spätere Abdeckung von Lastspitzen<br />

in Industriebetrieben wichtig. Mit ihrer Leistung<br />

von 25 Kilowatt ist sie schon zu groß für Ein- oder<br />

Mehrfamilienhäuser. „Das Energiespeichersystem auf<br />

LOHC-Basis ist eher für größere Gebäudekomplexe und<br />

Quartiere geeignet“, erklärt dazu Johannes Geiling, der<br />

für den verfahrenstechnischen Aufbau der Forschungsanlage<br />

verantwortlich war.<br />

„Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt wird sein, die<br />

am besten geeignete Betriebsweise für das Speichersystem<br />

zu finden“, so Geiling weiter. Denn mit der<br />

richtigen Betriebsstrategie wird es das LOHC-System<br />

ermöglichen, Erneuerbare Energien unter Gewährleistung<br />

der Versorgungssicherheit auch in Industriebetrieben,<br />

mittelständischen Unternehmen oder größeren<br />

Gebäudekomplexen und Quartieren stärker einzubinden<br />

und damit den energetischen Eigenversorgungsgrad<br />

zu erhöhen. „Mit der Inbetriebnahme des Brennstoffzellensystems<br />

ist ein erster wichtiger Schritt getan.<br />

Nun sind wir gespannt auf die nächsten Ergebnisse“,<br />

so Geiling.<br />

Gleichspannungswandler<br />

Das Containersystem ist in das lokale Gleichstromnetz<br />

integriert. „Dadurch können wir unnötige Wandlungsverluste<br />

von Gleichstrom in Wechselstrom vermeiden“,<br />

führt Wunder aus. Der Betrieb des Gesamtsystems,<br />

also das Zusammenspiel lokaler Erzeuger, Speicher<br />

und Verbraucher, würde dadurch effizienter. Das Netz<br />

arbeitet mit ±380 V zur Verringerung der Leitungsverluste.<br />

Allerdings arbeiten die Brennstoffzelle und der<br />

Elektrolyseur für den LOHC-Speicher im Container mit<br />

lastabhängigen Spannungen zwischen 50 Volt (V) und<br />

100 V.<br />

Zur Anpassung der Spannungsniveaus ist ein Gleichspannungswandler<br />

erforderlich. Er wandelt die am<br />

Eingang zugeführte Gleichspannung in ein anderes<br />

Spannungsniveau um und muss aus Sicherheitsgründen<br />

zusätzlich isoliert ausgeführt werden. Bei der Umsetzung<br />

wurde auf eine einfache Skalierbarkeit der isolierten<br />

Gleichspannungswandler geachtet.<br />

Dies ermöglicht Anpassungen an andere Spannungslagen,<br />

Ströme beziehungsweise Leistungen und verringert<br />

die Entwicklungszeit für nachfolgende Projekte.<br />

Besonderer Wert wurde auch auf die Energieeffizienz<br />

gelegt. Durch Phasenabschaltung können ab 10 kW<br />

Ausgangsleistung Wirkungsgrade zwischen 94,0 Prozent<br />

und 96,6 Prozent erzielt werden. Nach erfolgreichem<br />

Abschluss aller Labortests läuft nun die Integration<br />

der Gleichspannungswandler im Gesamtsystem.<br />

Das Ziel: eine große Batterie<br />

Die Forschungsarbeiten am weltweit einmaligen Energiespeicher<br />

bringen wichtige Erkenntnisse, wie Speichersysteme<br />

auf Basis flüssiger Wasserstoffträger in lokale<br />

Energiesysteme integriert werden können. Mit der<br />

neuen Forschungsanlage wollen die Wissenschaftler in<br />

Erlangen verschiedenen Fragen auf den Grund gehen:<br />

Wie können mit einem LOHC-basierten Energiespeichersystem<br />

schwankende Energieerzeugungsverläufe<br />

aufgenommen werden, wie sie zum Beispiel bei den vor<br />

Ort installierten Photovoltaikanlagen vorkommen? Und<br />

wie lässt sich eine solche Anlage effizient in industrielle<br />

Energienetze einbinden?<br />

Noch sind die Forschungen nicht abgeschlossen, doch<br />

am Ende, wenn die ganze Prozesskette reibungslos<br />

läuft, soll der Container wie eine große Batterie eingesetzt<br />

werden. „Er kann dann überall dort aufgestellt<br />

werden, wo ein Stromspeicher benötigt wird“, erklärt<br />

Wunder, er könne aber auch zur kurzfristigen Stromversorgung<br />

dienen. Das System sei zudem modular<br />

aufgebaut und könne an verschiedene Anforderungen<br />

angepasst werden. Die LOHC-Speicherkette eigne sich<br />

vor allem für die Einspeicherung großer Energiemengen<br />

über mehrere Monate.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Freie Journalistin<br />

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74


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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International<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Interview<br />

Tansania: Digitalisierung verstetigt<br />

Biogasproduktion<br />

Dodoma<br />

Im Gespräch mit Benedikt Dollinger, Projektingenieur im Business<br />

Development der BayWa r.e. Bioenergy GmbH, über die Digitalisierung<br />

von Kleinstbiogasanlagen im afrikanischen Tansania. Das Unternehmen<br />

projektiert und betreibt Biogas- und Biomethananlagen<br />

der Megawattklasse. Das Leistungsspektrum umfasst die gesamte<br />

Genehmigungsplanung und Realisierung komplexer Verfahrenstechnik<br />

von Rohstoffverarbeitung, Biogasproduktion sowie Aufbereitung und<br />

Einspeisung.<br />

Interviewer: Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Biogas Journal: Herr Dollinger, wie kam<br />

es dazu, dass Ihr Unternehmen in dem<br />

ostafrikanischen Land die Digitalisierung<br />

von Kleinstbiogasanlagen finanziell unterstützt?<br />

Benedikt Dollinger: Wir sind über einen<br />

Umweg zu dem Projekt gekommen. 2016<br />

haben wir in Großbritannien in der Nähe<br />

von Nottingham eine Biomethan-Einspeiseanlage<br />

geplant, errichtet und in Betrieb<br />

genommen. Während der Projektrealisierung<br />

kamen wir mit sehr unterschiedlichen<br />

Akteuren in Kontakt. So auch über unser<br />

Büro in Edinburgh in Schottland. Wir lernten<br />

Mitarbeiter der Organisationen Scene<br />

und CREATIVenergie kennen. Einer von<br />

ihnen war Jelte Harnmeier. Er ist in Afrika<br />

geboren und hat sich in den vergangenen<br />

Jahren in Sachen Biogasentwicklung in<br />

Tansania sehr engagiert.<br />

Biogas Journal: Um was geht es konkret in<br />

dem Projekt, das die BayWa r.e. Bioenergie<br />

GmbH finanziell unterstützt?<br />

Dollinger: Es geht um die digitale Erfassung<br />

von Betriebsparametern bereits in<br />

Tansania installierter Kleinstanlagen sowie<br />

um die Schulung von Service-Technikern.<br />

Die Datenerfassung soll dazu dienen, die<br />

Betriebsführung dieser Anlagen zu verbessern.<br />

Die Techniker wiederum sollen<br />

lernen, die Daten zu interpretieren und die<br />

Kleinbauern zu beraten. Wir waren sofort<br />

begeistert von der Idee. Viele Kleinbauern<br />

haben zwar inzwischen eine kleine Anlage,<br />

sie sind jedoch im Anlagenbetrieb oftmals<br />

auf sich allein gestellt. Darum werden sehr<br />

viele Biogasanlagen sehr schlecht oder gar<br />

nicht mehr genutzt.<br />

Biogas Journal: Es handelt sich wahrscheinlich<br />

um so kleine Anlagen, die nur<br />

dazu dienen, Kochgas bereitzustellen und<br />

die anfallenden Reststoffe zu verwerten,<br />

oder?<br />

Dollinger: Ja, das ist richtig. Das hat mit<br />

Biogasanlagen nach deutschen Standards<br />

wenig zu tun. Die Gärbehälter werden mit<br />

Exkrementen der Tiere sowie mit zum Beispiel<br />

Bananenblättern oder anderer Biomasse<br />

gefüttert. Das gewonnene Biogas<br />

wird zum Kochen benutzt, was den Einkauf<br />

teurer Holzkohle oder das Sammeln von<br />

Feuerholz unnötig macht. Dadurch werden<br />

wiederum die Waldressourcen geschont.<br />

Andererseits verbessert sich die Raumluft<br />

in den Wohnstätten, da es kein offenes,<br />

rauchendes Holzfeuer mehr gibt.<br />

Biogas Journal: Welche Partner sind neben<br />

Ihrem Unternehmen in dem Projekt involviert?<br />

Dollinger: Beteiligt sind die Universität<br />

Nottingham sowie die niederländische<br />

Entwicklungshilfe-Organisation SNV, die<br />

weltweit über 700.000 Kleinstbiogasanlagen<br />

errichtet haben. Weiter mit an Bord<br />

sind Camartec, eine Organisation zur Förderung<br />

von Technik in ländlichen Gebieten<br />

Tansanias sowie ECHO East Afrika, Scene<br />

und Connect Ltd. Dieses Konsortium hatte<br />

eigentlich schon die finanzielle Unterstützung<br />

eines britischen Hilfsfonds mit Namen<br />

Innovative UK Energy Catalyst sicher.<br />

Allerdings musste das Konsortium noch<br />

Geld aus der Privatwirtschaft akquirieren,<br />

um die Unterstützung aus dem Fonds zu<br />

bekommen. So sind wir dazugekommen.<br />

Biogas Journal: Und warum ist das Projekt<br />

nun konkret für Ihr Unternehmen interessant,<br />

es zu unterstützen?<br />

Dollinger: Wir waren von Anfang an von der<br />

Idee begeistert. Wir haben uns die einzelnen<br />

Projektdetails, wie zum Beispiel die<br />

Einschätzung der WHO über die Atemwegserkrankungen<br />

aufgrund des Kochens mit<br />

Brennholz, die Probleme mit bestehenden<br />

Anlagen sowie die schlechte Servicestruktur,<br />

aber auch die Vielfalt und einzelnen<br />

Stärken und Aufgaben der Projektpartner<br />

angesehen und waren überzeugt. Wir finden<br />

es grundsätzlich wichtig, dass Kleinstbiogasanlagen<br />

in Entwicklungsländern betrieben<br />

werden, dass sie verlässlich in Betrieb<br />

sind und kontinuierlich Gas erzeugen.<br />

Auch die Stiftung unseres Mutterkonzerns<br />

BayWa engagiert sich in Tansania und hat<br />

sich zum Ziel gesetzt, Biogas als alternative<br />

Kochenergie zu herkömmlichem Feuerholz<br />

in Kagera zu etablieren. In zahlreichen<br />

Workshops werden die afrikanischen Dorfbewohner<br />

geschult. Dieses grundsätzliche<br />

Wissen über Biogas sowie das Know-how<br />

für den Bau und die Wartung von Biogas-<br />

76


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

International<br />

Foto: Bioenergy GmbH<br />

Foto: SmartBiogasNetwork<br />

Benedikt Dollinger, Projektingenieur im Business Development<br />

der BayWa r.e. Bioenergy GmbH.<br />

Für Tansania typische Kleinstbiogasanlage, deren Betriebsparameter<br />

nun digital erfasst werden sollen.<br />

anlagen ermöglicht es den Bewohnern der<br />

Region Kagera, selbst Anlagen zu bauen, zu<br />

warten und zu betreiben.<br />

So wurden inzwischen acht Biogasanlagen<br />

für den privaten Haushalt ebenso wie<br />

eine institutionelle Anlage an einer neuen<br />

Mädchenschule gebaut. Die neue Anlagenüberwachung<br />

durch ein Netzwerk aus<br />

geschulten Technikern sowie die kontinuierliche<br />

Datenerfassung ist eine hilfreiche<br />

Ergänzung, um den optimalen Betrieb der<br />

Anlagen zu gewährleisten.<br />

Biogas Journal: Lohnt es sich denn überhaupt,<br />

diesen Aufwand der Datenerfassung<br />

auf den Kleinstanlagen zu betreiben?<br />

Dollinger: Es macht aus vielerlei Sicht<br />

Sinn. Es geht erst einmal darum, zu verstehen,<br />

welche Probleme diese Anlagen<br />

haben, warum der Betrieb gestört ist. Die<br />

Datensammlung, die Datenauswertung,<br />

das Filtern der Daten ist eine wichtige Basis<br />

für das Verstehen der Probleme. Nichtsdestotrotz<br />

verstehen wir den gesamten Prozess<br />

der automatisierten Datenerfassung in einem<br />

ersten Schritt als Machbarkeitsstudie,<br />

deren Ergebnisse nach Projektabschluss<br />

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International<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Sensor mit Datenübertragungstechnik.<br />

veröffentlicht werden. In dem Projekt<br />

sollen also nicht nur die Hard- und Softwareseite<br />

betrachtet werden. Es geht uns<br />

vor allem um die Etablierung einer verlässlichen<br />

Servicestruktur vor Ort, die den<br />

Anlagenbetreibern einen echten Mehrwert<br />

bietet: So wurde ein SMS-Gateway entwickelt,<br />

über das die Betreiber direkt Kontakt<br />

mit einem Techniker aufnehmen können.<br />

Außerdem wurde ein Internetportal programmiert,<br />

in dem sich Techniker, die die<br />

Schulungen durchlaufen haben, registrieren<br />

können. Das ist das eigentliche Herzstück<br />

des Projektes.<br />

Biogas Journal: Was heißt Digitalisierung<br />

der Kleinstanlagen nun genau?<br />

Dollinger: Wir statten die Anlagen mit einem<br />

Sensor aus, der in der Gasleitung, die<br />

vom Speicher zur Kochstelle führt, eingesetzt<br />

wird und den Gasdruck in der Leitung<br />

misst. Anhand des Parameters Druck können<br />

wir eventuelle Verstopfungen detektieren<br />

oder auch Gaslecks erfassen. Außerdem<br />

erhalten die Betreiber ein Solarpanel,<br />

eine Batterie sowie ein Funkgerät. Das<br />

Komplettpaket kostet keine 60 Euro.<br />

Es gibt viele verschiedene Anlagen, die zum<br />

Beispiel nicht alle die gleichen Gasdruckkurven<br />

haben, was den Betrieb komplex macht.<br />

Später soll die Software die für die jeweilige<br />

Anlage spezifische Gasdruckkurve überwachen<br />

und gegebenenfalls Alarm geben.<br />

Ein solch datenbasiertes Netzwerk zu errichten,<br />

innerhalb dessen ein Informationsund<br />

Erfahrungsaustausch stattfindet, um<br />

die Verfügbarkeit der Kleinstanlagen zu<br />

verbessern, ist ein großer Erfolg. Zumal<br />

es in einer Region gelungen ist, die sehr<br />

Foto: SmartBiogasNetwork<br />

arm ist. Wir sehen, dass<br />

die Implementierung von<br />

Kommunikationspfaden<br />

vor Ort gar nicht teuer ist.<br />

Teuer ist die Hardware,<br />

also die Sensoren und<br />

deren Entwicklung.<br />

Biogas Journal: Gibt es<br />

noch weitere Vorteile –,<br />

neben den schon genannten<br />

– von denen die<br />

Kleinstanlagenbetreiber<br />

profitieren?<br />

Dollinger: Wenn erst<br />

einmal die produzierten<br />

Gasmengen erfasst<br />

sind, dann können die<br />

Betreiber künftig möglicherweise am CO 2<br />

-<br />

Zertifikatehandel teilnehmen, wodurch<br />

sich deren Einnahmesituation verbessert.<br />

Die Nachverfolgbarkeit und die Vernetzung<br />

sind enorm wichtig.<br />

Biogas Journal: Wie viele Anlagen konnten<br />

bisher in die Datenerfassung eingebunden<br />

werden?<br />

Dollinger: Wir haben seit Mitte Dezember<br />

zehn Anlagen in der Onlineerfassung,<br />

die sich im Nordosten des Landes in der<br />

Arusha-Region befinden. Erfreulich ist die<br />

Strahlkraft des Projektes. So haben wir inzwischen<br />

Anfragen aus dem benachbarten<br />

Kenia, ob es nicht auch dort möglich ist,<br />

solche Strukturen aufzubauen.<br />

Biogas Journal: Sie sagten, dass zehn Anlagen<br />

Daten liefern. Lassen sich aus der<br />

Datenerfassung schon erste Erkenntnisse<br />

ablesen?<br />

Dollinger: Aufgrund der manuellen Interpretation<br />

der Daten konnten erste Störungen<br />

auf den Anlagen entdeckt werden,<br />

wie zum Beispiel verstopfte Gasleitungen<br />

aufgrund von abgesetztem Kondensat. Das<br />

Projekt läuft noch bis März. Dann werden<br />

wir sicherlich mehr sagen können.<br />

Biogas Journal: Wenn das Projekt im März<br />

endet, wie geht es dann vor Ort weiter? Es<br />

ist doch sicherlich weitere finanzielle Unterstützung<br />

notwendig, oder?<br />

Dollinger: Es soll Folgeprojekte geben. Die<br />

wollen den Ausbau des SMS-Gateways weiter<br />

vorantreiben. Auch sollen die Techniker<br />

weiter geschult werden. Zudem ist CREA-<br />

TIVenergie auf der Suche nach Hilfsgeldern<br />

für ein eventuell ähnliches Projekt in<br />

Kenia. In dem sollen sich dann auch Privatpersonen<br />

engagieren können.<br />

Biogas Journal: Aber wer bezahlt in Zukunft<br />

den beratenden Techniker, die Wartung der<br />

digitalen Kommunikationsschnittstellen?<br />

Wer kommt für verschlissene Sensorik, Solarpanels,<br />

Batterien, Funkgeräte oder Softwareprobleme<br />

auf? Sind die Kleinbauern<br />

auf sich allein gestellt?<br />

Dollinger: Die Machbarkeitsstudie soll in<br />

einem ersten Schritt die Möglichkeiten und<br />

die damit verbundenen Kosten der Datensammlung<br />

aufzeigen. Danach muss bewertet<br />

werden, ob es sinnvoll ist, diesen Weg<br />

weiterzugehen und ob es ein regionales bzw.<br />

internationales Interesse gibt, die Anlagen<br />

an einen CO 2<br />

-Markt anzubinden, auch hinsichtlich<br />

der Gesichtspunkte Datenverlässlichkeit<br />

und niedriger CO 2<br />

-Preise.<br />

Was für uns im Vordergrund steht, ist aber<br />

die mit wenig Kosten verbundene Möglichkeit,<br />

ein Netzwerk mit SMS-Gateway,<br />

geschultem Personal und einem „Bewertungssystem“<br />

professionell aufzubauen.<br />

Damit ist gemeint, dass jeder Job geloggt<br />

wird und die erbrachte Leistung des Technikers<br />

bewertet werden kann. Die Techniker<br />

können dann ebenfalls ihre Erfahrungen<br />

aufschreiben, damit der nächste Job von<br />

vorneherein gezielter angegangen werden<br />

kann. Damit versprechen wir uns einen<br />

nachhaltig positiven Effekt in den Bereichen<br />

Klimaschutz, Gesundheit und auch in<br />

der generellen Wahrnehmung von Kleinstbiogasanlagen,<br />

die durch die vielen bisher<br />

ungelösten Probleme ein bisweilen eher<br />

schlechtes Image haben.<br />

Biogas Journal: Herr Dollinger, vielen Dank<br />

für das Gespräch.<br />

Hinweis: Weitere Informationen zum<br />

Projekt finden Sie auf der Internetseite<br />

www.smartbiogas.net.<br />

Interviewer<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

78


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Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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79


Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

Bericht aus der Geschäftsstelle<br />

Komplexität des<br />

Themas Biogas<br />

wächst weiter<br />

Wie sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hat, wird das<br />

Thema Biogas zunehmend komplexer und führt zu weiteren<br />

Herausforderungen für die gesamte Biogasbranche: So geht<br />

die neue Düngeverordnung in ihr erstes vollständiges Jahr<br />

inklusive neuer Stoffstrombilanz und neue Anforderungen an<br />

die Emissionsminderung, Anlagensicherheit sowie Netzanschluss<br />

werden zur Umsetzung kommen. Wir als Geschäftsstelle<br />

werden unsere Mitglieder dabei intensiv unterstützen.<br />

Hierzu zählt neben der politisch-fachlichen Arbeit insbesondere<br />

die Bereitstellung von Arbeitshilfen und Schulungen.<br />

Von Dr. Stefan Rauh und Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Das Referat Politik war in den vergangenen Wochen und Monaten<br />

intensiv mit der Begleitung des steinigen Wegs zur Regierungsbildung<br />

beschäftigt. Im Rahmen der gemeinsam mit dem<br />

Dachverband BEE (Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.)<br />

durchgeführten Kampagne wurden politische Gespräche mit Entscheidungsträgern<br />

ebenso wahrgenommen wie Präsenzen auf den im Zusammenhang<br />

mit den Wahlen veranstalteten Parteitagen der Grünen, der CSU<br />

und der SPD.<br />

Zusätzlich initiierten wir in Allianz mit dem Deutschen Bauernverband und<br />

dem Bundesverband Bioenergie ein parlamentarisches Frühstück, um die<br />

Abgeordneten über aktuelle Belange der Bioenergie zu informieren. Der zwischenzeitlich<br />

vorliegende Koalitionsvertrag zeigt, dass unsere Bemühungen<br />

von Erfolg gekrönt sind: Er enthält unter anderem ein explizites Bekenntnis<br />

zu dem Beitrag, den die Bioenergie zu den Zielen der Bundesregierung bei<br />

Energiewende und Klimaschutz leistet.<br />

Ebenso konnte der Fachverband konkrete Anknüpfungspunkte platzieren,<br />

die wir in der sich nun hoffentlich bald anschließenden Legislaturperiode<br />

nutzen können, um etwa für Verbesserungen des Ausschreibungsdesigns im<br />

80


Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />

EEG einzutreten, für eine Ausweitung der Vergärung<br />

von Wirtschaftsdünger sowie für die Weiterentwicklung<br />

der Treibhausgasminderungsquote, dem zentralen Förderinstrument<br />

für Biomethan als Kraftstoff.<br />

Fachverband Biogas erstellt<br />

Gärprodukt-Broschüre<br />

Aufgrund der steigenden düngerechtlichen Anforderungen<br />

an die Ausbringung und Lagerung von Gärprodukten<br />

in Deutschland ist das Interesse von Biogasanlagenbetreibern<br />

an innovativen Ausbringungs- und<br />

Aufbereitungstechniken, Betriebshilfsmitteln sowie<br />

Vermarktungskonzepten – auch im internationalen<br />

Markt – stark gestiegen. Nachdem der deutschsprachige<br />

Branchenführer „Güllekleinanlagen“ und die englischsprachigen<br />

Bioabfall- und Biomethanbroschüren<br />

(http://www.biowaste-to-biogas.com/, http://www.biogas-to-biomethane.com/)<br />

ein voller Erfolg waren und<br />

großen Anklang unter potenziellen Investoren fanden,<br />

wird diese Serie um eine deutschsprachige Gärprodukt-<br />

Broschüre „Düngen mit Gärprodukten – Anwendung,<br />

Aufbereitung und Vermarktung“ erweitert. Diese soll<br />

anschließend ins Englische übersetzt werden, um<br />

internationale Themen ergänzt und als „Digestate as<br />

fertilizer – application, upgrading and marketing“ publiziert<br />

werden.<br />

Beide Broschüren werden sich vom Layout und allgemeinen<br />

Aufbau, Auflage und Kooperationen stark<br />

an den bisherigen Broschüren orientieren und sollen<br />

im Sommer <strong>2018</strong> beziehungsweise in Englisch im<br />

Frühjahr 2019 erscheinen. In einem fachlichen Teil<br />

werden die Herstellung von Gärprodukten, rechtliche<br />

Rahmenbedingungen, Anwendungsmöglichkeiten,<br />

Aufbereitungstechniken und Vermarktungsstrategien<br />

dargestellt. Anschließend sollen dem Leser verschiedene<br />

Referenzanlagen – das heißt, Biogasanlagen mit innovativen<br />

Konzepten bei der Anwendung, Aufbereitung<br />

und Vermarktung von den hergestellten Gärprodukten –<br />

vorgestellt werden. Im zweiten Teil der Broschüre werden<br />

Firmen und deren Produkte/Dienstleistungen rund<br />

um die Gärproduktanwendung und -aufbereitung vorgestellt.<br />

Öffentlichkeitsarbeit <strong>2018</strong><br />

Wie immer zu Beginn eines Jahres haben sich die Öffentlichkeitsarbeiter<br />

des Fachverbandes Biogas zusammengesetzt,<br />

um einen Jahresplan zu erstellen. Die<br />

beiden Themenschwerpunkte, die sich in diesem Jahr<br />

herauskristallisiert haben, sind Artenvielfalt und Flexibilisierung.<br />

Im Zusammenhang mit der Artenvielfalt<br />

wollen wir die breite Palette von Energiepflanzen vorstellen,<br />

mit besonderem Fokus auf die Durchwachsene<br />

Silphie.<br />

Das Thema „Flexibilisierung“ steht unter dem Oberbegriff<br />

„BioBatterie“ und soll die Speicher- und Ausgleichsfunktion<br />

von Biogas anschaulich darstellen. Neben<br />

diesen Schwerpunkten wird die gesamte Palette<br />

der positiven Biogaseigenschaften je nach Anlass und<br />

Jahreszeit über verschiedene Kanäle, Informationen<br />

und Aktionen Beachtung finden.<br />

Zahlreiche traditionelle Veranstaltungen<br />

zu Jahresbeginn<br />

Das Referat Veranstaltungen hat im Januar bereits drei<br />

Projekte umgesetzt oder begleitet: Traditionell kurz<br />

nach dem Jahreswechsel am 4. und 5. Januar fanden<br />

die Biogastage Bad Waldsee mit über 130 Teilnehmern<br />

statt. Kaum eine Woche später präsentierte sich der<br />

Fachverband mit einem Ausstellungsstand und seinen<br />

Experten auf den Biogasinfotagen in Ulm.<br />

Als Mitveranstalter des 16. Internationalen Fachkongresses<br />

für erneuerbare Mobilität „Kraftstoffe der<br />

Zukunft“ in Berlin gestaltete der Fachverband den<br />

Vortragsblock zum Thema „Biomethan im Verkehrssektor<br />

in Deutschland“. Außerdem fanden Ende Januar/Anfang<br />

Februar die ersten Intensivschulungen der<br />

Fachverband Biogas Service GmbH im Jahr <strong>2018</strong> zum<br />

Thema Ausschreibungen statt. Bei bislang vier Schulungen<br />

in Osnabrück, Rendsburg, Ingolstadt und Bielefeld<br />

wurden mehr als 40 Teilnehmer entsprechend auf<br />

die anstehenden Ausschreibungen am 1. September<br />

<strong>2018</strong> vorbereitet.<br />

Umsetzungsfragen zur AwSV<br />

Die im Referat Genehmigung angesiedelten Themen<br />

nehmen aktuell Fahrt auf. Nach einer ersten behördenseitigen<br />

„Schockstarre“ nach dem Inkrafttreten<br />

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81


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Neuer Mitarbeiter<br />

Alexey Mozgovoy leitet seit Dezember letzten Jahres<br />

die neu geschaffene Stabsstelle Kraftstoff und Biomethan<br />

im Fachverband Biogas e.V. Neben den bereits etablierten<br />

Biogasnutzungspfaden wie Vor-Ort-Verstromung und<br />

Gasnetzeinspeisung gewinnt auch die Kraftstoffnutzung<br />

zunehmend an Bedeutung. Die Bündelung der Aktivitäten<br />

des Fachverbandes im Bereich Biomethan als Kraftstoff soll<br />

dabei durch die Stabsstelle erfolgen. Der studierte Gasversorgungs-<br />

und Energiesystemtechnikingenieur beschäftigt<br />

sich bereits seit über zehn Jahren mit Themen der sicheren<br />

und nachhaltigen Energie- und Kraftstoffversorgung.<br />

der AwSV (Verordnung über Anlagen zum<br />

Umgang mit wassergefährdenden Stoffen)<br />

am 1. August 2017 kommen nun immer<br />

deutlicher die vonseiten des Fachverbandes<br />

bereits seit fast zwei Jahren thematisierten<br />

offenen Fragen im Hinblick auf den<br />

Vollzug der neuen Regelungen zum Tragen.<br />

Diese sind zum Beispiel: Bestimmung von<br />

Prüfzeitpunkten, Einsatz von Spurenelementen<br />

oder der Umgang mit überbetrieblicher<br />

Gärrestlagerung. Der Verband ist hier<br />

im Austausch mit diversen Landesministerien<br />

sowie der Bund-/Länderarbeitsgruppe,<br />

um praktikable Regelungen für die Branche<br />

zu entwickeln. Neben dem anlagenbezogenen<br />

Gewässerschutz beschäftigt auch die<br />

weiterhin anstehende Überarbeitung der<br />

TA Luft das Referat.<br />

Nachdem der Fachverband zum letzten<br />

bekannt gewordenen Entwurf der TA Luft<br />

unaufgefordert eine umfangreiche Stellungnahme<br />

abgegeben hatte, wird nun ein<br />

diesbezügliches Gespräch mit dem Bundesumweltministerium<br />

und dem Umweltbundesamt<br />

stattfinden. Neben übergeordneten<br />

bundesrechtlichen Themen stehen<br />

auch landesspezifische Themen an, wie<br />

zum Beispiel die geplante Änderung des<br />

Landesentwicklungsplanes NRW.<br />

Diskussionen zum<br />

Luftreinhaltebonus<br />

Hinsichtlich der Neuregelung der Emissionswerte<br />

für den Erhalt des Luftreinhaltebonus<br />

hatte die Bund-Länderarbeitsgemeinschaft<br />

Immissionsschutz (LAI) im<br />

Herbst 2017 eine neue Vollzugsempfehlung<br />

verabschiedet. In den vergangenen<br />

Tagen hatten die dazu relevanten Gremien<br />

nochmals über die unterjährige Umstellung<br />

diskutiert. Scheinbar gab es hierbei keine<br />

abschließende Entscheidung, ob der unterjährige<br />

Stichtag so bestehen bleibt oder<br />

der Stichtag auf den Jahreswechsel nach<br />

hinten geschoben wird.<br />

Hinsichtlich der geplanten neuen BImSchV<br />

zur Umsetzung der MCP-Directive (Medium<br />

Combustion Plant Directive) sickert in Gesprächen<br />

mit zuständigen Behörden durch,<br />

dass bei den NO x<br />

-Abgasgrenzwerten keine<br />

unmittelbare Absenkung der bisher geltenden<br />

500 Milligramm pro Kubikmeter Abgas<br />

(mg/m³) in Aussicht steht. Kontroverse Diskussionen<br />

gibt es noch, ob für die Einhaltung<br />

der NO x<br />

-Grenzwerte zukünftig ein NO x<br />

-<br />

Sensor zu Anwendung kommen muss (siehe<br />

Schwerpunktthema ab Seite 24).<br />

Begleitung der TRAS 120<br />

Wie bereits mehrfach berichtet, wird derzeit<br />

unter Hochdruck an der Fertigstellung<br />

der Technischen Regel Anlagensicherheit<br />

Biogas (TRAS 120) durch den Arbeitskreis<br />

Biogas der Kommission für Anlagensicherheit<br />

(KAS) gearbeitet. Der Fachverband<br />

Biogas ist mit verschiedenen Referaten<br />

intensiv an den Diskussionen beteiligt und<br />

versucht auf Basis der bereits in der Stellungnahme<br />

eingebrachten Änderungsvorschläge<br />

die TRAS 120 auf ein praktikables<br />

und vernünftiges Niveau zu bringen.<br />

Schwerpunktthemen in den vergangenen<br />

Verhandlungen waren die neuen Qualifizierungsanforderungen<br />

für Betreiber,<br />

Beschäftigte, Planer und Errichter von<br />

Biogasanlagen sowie der Themenkomplex<br />

Schutzabstände von einzelnen Anlagenteilen<br />

zueinander und zu externen Einrichtungen<br />

wie Windrädern usw. Im weiteren<br />

Verlauf ist geplant, dass ein neuer<br />

TRAS-Entwurf bis zur nächsten Sitzung<br />

im Sommer erstellt wird und dieser dann<br />

in die Länderanhörung geht. Mit einer<br />

Veröffentlichung der TRAS 120 ist vermutlich<br />

Ende <strong>2018</strong> zu rechnen. Das Referat<br />

Hersteller und Technik ist nach wie<br />

vor mit dem Entwurf zur Anwendungsregel<br />

AR 4110 (Technische Anschlussregeln<br />

Mittelspannung) beschäftigt bzw.<br />

an der Erstellung eines Einheitspapiers<br />

des VDMA „Überwachung von stationären<br />

Verbrennungsmotoranlagen“ beteiligt.<br />

Referat International<br />

Ende Dezember wurde das unter Mitwirkung<br />

des Fachverbandes durchgeführte<br />

EU-Projekt BIOSURF erfolgreich abgeschlossen.<br />

Derzeit gibt es Überlegungen<br />

für ein Folgeprojekt. Im Rahmen eines in<br />

Südafrika bearbeiteten Projektes wird am<br />

20. Februar in Pretoria ein Workshop zur<br />

Vorstellung der aktuellen Projektergebnisse<br />

stattfinden. Weiterhin in Bearbeitung sind<br />

Projekte in den Ländern Kambodscha und<br />

Indien (Kammer- und Verbandspartnerschaft).<br />

In diesem Zusammenhang fand<br />

eine gemeinsam vom Fachverband Biogas,<br />

der Indian Biogas Association sowie dem<br />

Gujarat Energy Research and Management<br />

Institute (GERMI) organsierte Veranstaltung<br />

statt, um eine vom DBFZ erstellte Potenzialstudie<br />

mit den Stakeholdern abzustimmen.<br />

Die Veröffentlichung der Studie<br />

ist für den März geplant<br />

Auch in der EU-Politik bewegt sich einiges:<br />

Das EU-Winterpaket wird voraussichtlich<br />

noch in diesem Jahr abschließend behandelt.<br />

Die Energieeffizienzrichtlinie, die<br />

Erneuerbare-Energien-Richtlinie und die<br />

Governance-Richtlinie werden in den kommenden<br />

Monaten unter der bulgarischen<br />

Ratspräsidentschaft im sogenannten Trilogverfahren<br />

verhandelt. Für die Biogasbranche<br />

ergeben sich vor allem durch die<br />

Neufassung der Erneuerbare-Energien-<br />

Richtlinie wichtige Veränderungen, wie<br />

zum Beispiel die Einbeziehung der festen<br />

und gasförmigen Biomasse für die Stromund<br />

Wärmeproduktion in die Nachhaltigkeitskriterien<br />

sowie neue Ziele im Verkehrssektor,<br />

wie zum Beispiel Unterquoten<br />

im Verkehrssektor für Kraftstoffe aus Restund<br />

Abfallstoffen.<br />

Autoren<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

82


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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83


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Regionalgruppe Mecklenburg-Vorpommern<br />

Entlastungen bei den Netzentgelten<br />

im WEMAG-Netz in Aussicht<br />

Die Regionalgruppe war maßgeblich<br />

an zwei interessanten<br />

Fachveranstaltungen zum Ausklang<br />

des alten bzw. Start des<br />

neuen Jahres beteiligt. Etwa 80<br />

Teilnehmer waren der Einladung des Fachverbandes<br />

Biogas und der WEMAG zur 6.<br />

Biogasfachtagung nach Schwerin am 21.<br />

Dezember 2017 gefolgt. Mathias Groth,<br />

WEMAG-Referent für Einspeisemanagement<br />

und neue Märkte, wies unter anderem<br />

in seiner Begrüßung darauf hin, dass<br />

die Netzentgelte und die EEG-Umlage für<br />

<strong>2018</strong> fallen werden.<br />

Auch in den kommenden Jahren wird mit<br />

weiteren Entlastungen bei den Netzentgelten<br />

im WEMAG-Netz gerechnet. Nach einem<br />

kurzen Blick auf die Branchenzahlen<br />

durch den Regionalgruppensprecher Maik<br />

Orth wurden durch weitere Referenten interessante<br />

und relevante Fragestellungen<br />

und Herausforderungen für die Anlagenbetreiber<br />

thematisiert.<br />

So referierte Dr. Hartwig von Bredow über<br />

aktuelle rechtliche Fragen und ging dabei<br />

auch auf die kürzlich erfolgte Insolvenz des<br />

Direktvermarkters Clean Energy Sourcing<br />

ein. Dr. Dietrich Clemens von der Treurat<br />

+ Partner Unternehmensberatungsgesellschaft<br />

wies unter anderem auf mögliche<br />

Korrosionsschäden in der Biogasanlage<br />

durch Schwefel im Biogas und mögliche<br />

Vermeidungsstrategien<br />

hin, während Steffi<br />

Kleeberg vom Fachverband<br />

Biogas einen Überblick<br />

über die aktuellen<br />

Rahmenbedingungen<br />

aus Immissionsschutz<br />

und anlagenbezogenem<br />

Gewässerschutz gab.<br />

Die Wärmewende in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

als wichtiger Baustein<br />

der Energiewende<br />

war Thema der ersten<br />

Fachveranstaltung des<br />

LEE-MV im neuen Jahr.<br />

„Die Klimaziele können<br />

nur erreicht werden,<br />

wenn die gesamte Wärmeversorgung<br />

schrittweise von<br />

Kohle, Öl und Erdgas auf 100<br />

Prozent grüne Energie umgestellt<br />

und gleichzeitig der Verbrauch<br />

gesenkt wird“, sagte Rudolf Borchert,<br />

1. Vorsitzender des LEE-<br />

MV, in seinem Eröffnungsstatement.<br />

Nachdem Ulf Sieberg vom Bundesverband<br />

Erneuerbare Energie<br />

e.V. in seinem Impulsvortrag die<br />

bundespolitischen Rahmenbedingungen<br />

der Wärmewende darstellte,<br />

beleuchteten die folgenden<br />

Präsentationen die Situation<br />

in Mecklenburg-Vorpommern. Die<br />

Rolle der Bioenergie für die Wärmewende<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

wurde durch den Regionalgruppensprecher<br />

vorgestellt.<br />

Der Fachverband Biogas ist mit<br />

der Regionalgruppe ein aktiver<br />

Partner des LEE-MV und leitet<br />

unter anderem die AG „Bioenergie“.<br />

Diese nahm im Jahr 2017 ihre Arbeit<br />

auf und bündelt die Akteure der Bioenergiebranche<br />

in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern hat die Bioenergie<br />

derzeit einen Anteil von etwas mehr<br />

als 13 Prozent. In Summe aller erneuerbaren<br />

Energieträger liegt das Bundesland damit<br />

leicht über dem Bundesdurchschnitt.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Maik Orth<br />

IBZ Hohen Luckow<br />

Tel. 0 38 295/74 101<br />

E-Mail: ibz@ibz-hl.de<br />

Neuwahl der Vertreter der Regionalgruppe<br />

Nordwürttemberg-Nordbaden<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Regionalgruppensprecher Maik Orth (links)<br />

mit Mathias Groth, WEMAG-Referent für<br />

Einspeisemanagement und neue Märkte.<br />

Kontinuität ist in der flächengrößten<br />

baden-württembergischen<br />

Regionalgruppe (RG) angesagt –<br />

die bisherigen Vertreter sind auch<br />

in gleicher Funktion die neuen,<br />

von links: Gottfried Gronbach (stv.<br />

RG-Sprecher), Winfried Vees (Betreibersprecher),<br />

Dr. Birgit Eppler (RG-<br />

Sprecherin) und Ulrich Ramsaier<br />

(stv. Betreibersprecher).<br />

Foto: WEMAG/Stephan Rudolph-Kramer<br />

84


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Niederbayern<br />

Nachverstromung<br />

mittels Dampfmotor<br />

Die Regionalgruppe Niederbayern lud zusammen mit<br />

der Firma AWN GmbH aus Unterneukirchen am 2. Januar<br />

zu einem Biogas-Praxistag nach Mitterskirchen<br />

ein. Themen der Veranstaltung waren Technik, Wirtschaftlichkeit,<br />

Vergütung und Fördermöglichkeiten<br />

der Nachverstromung mittels Dampfmotor. Den Fachvorträgen<br />

ging die Besichtigung einer Praxisanlage voraus.<br />

Über 70 Biogasanlagenbetreiber folgten der Einladung und informierten<br />

sich zum Thema Nachverstromung. Zu Beginn konnten<br />

die Teilnehmer die Anlage auf dem Betrieb von Stephan Kastenhuber<br />

besichtigen und Fragen an Richard Langlechner, Geschäftsführer<br />

der AWN GmbH, und den Anlagenbetreiber stellen.<br />

Im anschließenden Vortragsteil im Gasthaus Hamberger in Mitterskirchen<br />

ging Langlechner auf die Entwicklung und Geschichte<br />

der Technologie sowie auf die technische Wirkungsweise und den<br />

Aufbau des zuvor besichtigten Anlagentyps ein. Durch die Nachverstromung<br />

könne das Abgas der Biogasanlage für eine Dampferzeugung<br />

genutzt werden, ergänzte Jörg Lezuo, ebenfalls AWN GmbH.<br />

Damit könne beispielsweise zwischen 5 bis 9 Prozent mehr Strom<br />

erzeugt werden, ohne dass der Betrieb Wärme vermisse. Zudem<br />

erreiche die Anlage eine im Schnitt 12 Prozent höhere Stromkennzahl<br />

und die Stromgestehungskosten könnten gesenkt werden. Lezuo<br />

betonte auch den Vorteil für das Image von Biogasanlagen, da<br />

diese so ressourcenschonender und effizienter arbeiteten.<br />

Welche Fördermöglichkeiten für die Nachverstromung vorhanden<br />

sind, zeigte der Energieeffizienzberater Rudolf Cirbus. Eine Nachverstromungsanlage<br />

könne im Rahmen der KfW-Programme 294<br />

bzw. 494 mit bis zu 40 Prozent gefördert werden, wenn der erzeugte<br />

Strom ausschließlich zur Eigenversorgung genutzt werde, so<br />

Cirbus. Notwendig für einen solchen Zuschuss sei ein durch einen<br />

von der KfW zugelassenen Gutachter erstelltes Abwärmekonzept.<br />

Cirbus legte den Teilnehmern nahe, im Vorfeld eine Energieberatung<br />

Mittelstand durchzuführen. Diese Beratung werde durch das<br />

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit bis zu<br />

80 Prozent bezuschusst und erstelle unter anderem ein Abwärmekonzept,<br />

das für das KfW-Programm genutzt werden könne.<br />

Text: C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

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Besichtigung der Nachverstromungsanlage<br />

auf dem Betrieb von Stephan Kastenhuber.<br />

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85<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

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Jens Petermann, Tel.: 0251 . 682-2438<br />

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FELD<br />

SILO<br />

FERMENTER<br />

ENERGIE


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Regionalgruppe Schwarzwald-Südbaden<br />

Regionalgruppe erstmals mit Kreisvertretern<br />

Beim gut besuchten Regionalgruppentreffen<br />

im November<br />

stellte Geschäftsführer Dr. Stefan<br />

Rauh die Ergebnisse der<br />

ersten Ausschreibungsrunde für<br />

Biogas nach EEG 2017 vor. Er erläuterte die<br />

Konsequenzen daraus für die Verbandspolitik<br />

– ein Vortrag, den jeder Biogas-Interessierte<br />

gehört haben sollte. Hier die wesentlichen<br />

Kernbotschaften:<br />

1. Geringe Beteiligung mit nur 23 Prozent<br />

des Ausschreibungsvolumens – 27,6 MW<br />

von netto 122,6 MW.<br />

2. 9 von 33 Geboten wurden ausgeschlossen<br />

(= 13,4 MW), zumeist aus formalen<br />

Gründen.<br />

3. Unerwartet 17 Bestands-Biogasanlagen<br />

(11x NawaRo), aber nur 4 Neuanlagen<br />

(1x Biomethan, 2x Sat-BHKW).<br />

Die starke Regionalgruppenvertretung Schwarzwald-Südbaden (von rechts) mit den Landkreis-Vertretern:<br />

Ulrich Winkler (Waldshut), Philipp Ewald (Betreibersprecher), Steffen Benne (Tuttlingen), Harald Reinbold<br />

(Emmendingen), Wolfram Wiggert (Breisgau-Hochschwarzwald), Alois Frey (Schwarzwald-Baar), Bernd<br />

Grieshaber (stellvertretender Betreibersprecher), Matthias Teufel (Rottweil), Raphael Baumert (Offenburg),<br />

Otto Körner (Regionalgruppensprecher). Es fehlen Markus Traber (Konstanz) und Bernd Roth (stellvertretender<br />

Regionalgruppensprecher).<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

4. Die Zuschlagswerte sind zumeist die<br />

Maximalwerte; der niedrige durchschnittliche<br />

Zuschlagswert von 14,3<br />

ct/kWh rührt von einer sehr großen<br />

Anlage mit fester Biomasse (9,86 ct/<br />

kWh) und vier Abfall-BGA (begrenzt<br />

auf Vergütungshöhe der letzten drei<br />

Jahre) her.<br />

5. Die mindestens doppelte Überbauung<br />

wurde von fünf Biogasanlagen durch<br />

Halbierung der Bemessungsleistung<br />

realisiert.<br />

Wegen der geringen Beteiligung ist diese<br />

Ausschreibungsrunde nicht repräsentativ.<br />

Aufgrund der geringen Beteiligung müssen<br />

gleichwohl die Rahmenbedingungen verbessert<br />

werden, um den Bestand zu sichern<br />

und zumindest einen gewissen Neubau anzureizen.<br />

Dazu zählen unter anderem:<br />

1. Zwei Ausschreibungen pro Jahr (statt<br />

nur einer).<br />

2. Verlängerung des Vergütungszeitraumes<br />

bei vorzeitigem Wechsel (statt Verlust<br />

von bisheriger EEG-Vergütung).<br />

3. Gebotshöchstwerte anheben für Neuund<br />

Bestands-BGA, siehe französisches<br />

Modell.<br />

4. Güllevergärung außerhalb Ausschreibung<br />

stärken.<br />

5. Außerdem: Fachrecht aus dem EEG<br />

raus (150-Tage + Maisdeckel), Ausschreibung<br />

auf Bemessungsleistung<br />

umstellen, Flexdeckel streichen, Gülle-<br />

Bestandsanlagen erhalten usw.<br />

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86


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

Etliches davon wird im Bundeswirtschaftsministerium<br />

positiv gesehen<br />

oder zumindest nicht abgelehnt. Eine<br />

Erhöhung der Höchstzuschlagswerte<br />

erscheint unrealistisch, da das Ministerium<br />

Biogas nicht dauerhaft im<br />

Strombereich sieht. Gleichwohl ist eine<br />

intensive Begründung pro Biogas da,<br />

wenn es zur Reduktion der winterlichen<br />

Dunkelflaute beiträgt und gleichzeitig<br />

noch erneuerbare Wärme bereitstellt.<br />

Im Rahmen der Veranstaltung wurde<br />

die neue Vertretung der Regionalgruppe<br />

mit Otto Körner als wiedergewähltem<br />

Sprecher und Philipp Ewald als<br />

neuem Betreiberbeirat gewählt. Als ihre<br />

Vertreter wirken neu mit Bernd Roth<br />

und Bernd Grieshaber. Damit beginnt<br />

gleichzeitig ein gebotener Generationswechsel<br />

und die Einbeziehung jungen,<br />

frischen Engagements. Erstmalig<br />

ergänzen Kreisvertreter aus acht von<br />

neun Landkreisen die satzungsgemäße<br />

Regionalgruppenführung (siehe Foto).<br />

Durch verstärkte Basiseinbindung soll<br />

die Mitbestimmung in der Fachverbandspolitik<br />

erhöht werden.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

Von links: Petra Zahnen (WKN AG), Hans-Ulrich Martensen (Fachverband Biogas), Reinhard Christiansen<br />

(BWE SH), Ove Petersen (watt 2.0 e.V.) und Markus Andresen (GP JOULE GmbH).<br />

Schleswig-Holstein: Neuer Landesverband<br />

Erneuerbare Energien gegründet<br />

Kiel – Gemeinsam stark: unter diesem Motto wurde<br />

am 17. Januar in Rendsburg eine gemeinsame Interessenvertretung<br />

der Erneuerbare-Energien-Branche<br />

Schleswig-Holstein gegründet. Der neue Landesverband<br />

Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE<br />

SH) verfolgt das Ziel, die Energiewende im Norden<br />

weiter voranzutreiben. Dabei sollen die Kräfte der<br />

Spartenverbände gebündelt und sinnvoll eingesetzt<br />

werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen und<br />

die Chancen der Energiewende für die schleswigholsteinische<br />

Wirtschaft stärker zu nutzen. Im Fokus<br />

des neuen Verbandes wird die gemeinsame Arbeit<br />

für die Themen der übergeordneten Energiepolitik<br />

stehen. Die Schwerpunkte und Aufgaben der Spartenverbände<br />

bleiben daneben weiterhin bestehen.<br />

Das Interesse an der Gründungsveranstaltung war<br />

hoch, insgesamt 40 Mitglieder bekundeten bei diesem<br />

ersten Aufschlag ihren Beitritt zum LEE SH. Bei<br />

einer anschließenden ersten Mitgliederversammlung<br />

wurde dann satzungsgemäß sowohl ein geschäftsführender<br />

als auch ein erweiterter Vorstand gewählt.<br />

Geschäftsführender Vorstand:<br />

ffVorstandsvorsitzender:<br />

Reinhard Christiansen.<br />

ffStellvertretender Vorsitzender &<br />

Schatzmeister: Hans-Ulrich Martensen.<br />

ffStellvertretender Vorsitzender &<br />

Schriftführer: Ove Petersen.<br />

ffStellvertretender Vorsitzender:<br />

Markus Andresen.<br />

ffStellvertretende Vorsitzende: Petra Zahnen.<br />

In den erweiterten Vorstand wurden gewählt:<br />

Christian Andresen, Marko Bartelsen, Martin<br />

Grundmann, Heiko Hansen, Marten Jensen,<br />

Torsten Levsen, Arne Petersen.<br />

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87


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Fotos: Ulrich Drochner<br />

Zunehmende Auflagen sind kaum<br />

noch wirtschaftlich zu stemmen<br />

Die Regionalgruppe Münsterland des Fachverbandes<br />

Biogas e.V. besuchte während eines Treffens<br />

die Biogasanlage von Hugo Nienhaus. Auf<br />

dem Foto links ist ein überdachtes Fahrsilo zu<br />

sehen, auf dessen Dach eine Fotovoltaikanlage<br />

installiert wurde. Auf dem rechten Bild sind der<br />

Feststoffeintrag sowie die Gärbehälter zu sehen.<br />

Regional<br />

büro<br />

West<br />

Am 23. Januar lud das<br />

Dienstleistungszentrum<br />

ländlicher Raum (kurz<br />

DLR) Eifel ins Hotel Lindenhof<br />

in Wittlich ein.<br />

Die bereits seit mehreren<br />

Jahren etablierte Veranstaltung<br />

stand dieses Jahr ganz im Zeichen der<br />

Zukunft der Biogasbranche. Ulrich Drochner,<br />

Regionalreferent West, informierte die<br />

Zuhörer – nach der Begrüßung durch Dr.<br />

Herbert von Francken-Welz (u. a. Leiter der<br />

Fachgruppe Energie und Landwirtschaft<br />

beim DLR) – über das Thema Ausschreibung<br />

und Ideen zur Wirtschaftlichkeit nach<br />

der 20-jährigen EEG-Vergütung.<br />

Im darauffolgenden Vortrag von Gepa Porsche<br />

(Leiterin des Referats Genehmigung)<br />

machte sich leider ein wenig Ernüchterung<br />

unter den rund 50 Gästen breit. Der Vortrag<br />

„Auswirkungen der AwSV auf landwirtschaftliche<br />

Biogasanlagen“ war für alle<br />

anwesenden Betreiber wichtig, denn eine<br />

Umwallung ist eventuell nötig. Mit der TA<br />

Luft, der TRAS und der AwSV und den damit<br />

verbundenen Investitionen kommen<br />

viele Anlagen an ihre wirtschaftliche Grenze.<br />

Der dritte Vortrag von Lutz Heuer von<br />

der Landwirtschaftskammer Rheinland-<br />

Pfalz über das Thema „Neue bauliche Anforderungen<br />

an Fahrsilo-, Gülleanlagen und<br />

Fermenter“ ließ einen Betreiber aus dem<br />

Publikum es treffend formulieren: „Wie sollen<br />

wir bei den ganzen Auflagen mit 15 bis<br />

17 Cent pro Kilowattstunde weitermachen<br />

können?“<br />

Nach der Mittagspause führte Arno Grün<br />

vom DLR Eifel die Regelungen der neuen<br />

Düngeverordnung aus und stellte den „Düngeplaner“,<br />

eine Software für Landwirte in<br />

Rheinland-Pfalz vor. Danach kam Bernhard<br />

Schültken, Betreiber aus Delbrück (bei Paderborn),<br />

zu Wort. Er stellte sein Anlagenkonzept<br />

vor, denn vor mehreren Jahren hat<br />

er aufgehört, Mais einzusetzen.<br />

An den Diskussionen war festzustellen,<br />

dass die Veranstaltung des DLR und des<br />

Kooperationspartners Energieagentur<br />

Rheinland-Pfalz den Puls der Zeit getroffen<br />

hat. Der Fachverband Biogas e.V. unterstützt<br />

seit Jahren mit Vorträgen diese<br />

Veranstaltung. In Zukunft ist geplant, hier<br />

auch als Kooperationspartner beziehungsweise<br />

Mitveranstalter aufzutreten.<br />

Rhede – Am 31. Januar traf sich die Regionalgruppe<br />

Münsterland auf der Biogasanlage<br />

von Hugo Nienhaus. Diese Anlage wurde<br />

2005 gebaut, aber stetig erweitert. Im Substratmix<br />

setzt er viel Gülle und Mist sowie<br />

Zuckerrüben und Mais ein. Dieses Jahr ist<br />

geplant, eventuell komplett auf den Einsatz<br />

von Mais zu verzichten. Die Rübenwaschanlage<br />

konnte auch begutachtet werden,<br />

die während des Sturms „Frederike“ leider<br />

beschädigt wurde.<br />

Nach der Anlagenführung ging es in einem<br />

nahegelegenen Gasthof weiter. Hermann<br />

Josef Benning, Regionalgruppensprecher<br />

Münsterland, begrüßte die Gäste und führte<br />

gleich zu Anfang die Wahl des Betreiberratssprechers<br />

durch. André Kückmann,<br />

Betreiber aus Havixbeck, wurde als neuer<br />

Betreiberratssprecher für Münsterland einstimmig<br />

gewählt.<br />

Nach der Wahl sprach Benning noch den<br />

Landesentwicklungsplan NRW an. Nach<br />

derzeitigem Stand werden keine Sondergebietsausweisungen<br />

für Biogasanlagen in<br />

NRW ausgegeben. Dies kommt besonders<br />

dann zum Tragen, wenn zum Beispiel ein<br />

Wärmenetz gebaut werden soll. Die Anlage<br />

sprengt dann die Privilegierungsgrenze von<br />

2,3 Millionen Nm³ Biogas. Die Privilegierung<br />

fällt und es muss eine Sondergebietsausweisung<br />

gestattet werden. Der Fachverband<br />

ist hier an der Sache dran, derzeit<br />

warten wir noch auf den Entwurf, der für die<br />

Verbändeanhörung freigegeben wird.<br />

Nach der Wahl hielt Martin Friebe vom<br />

TÜV Süd einen Vortrag über den Formaldehydbonus<br />

und die damit verbundenen<br />

Änderungen bei den Grenzwerten. Die Firma<br />

PBB-Biogasberatung aus Soltau stellte<br />

den dritten Vortrag und informierte über die<br />

prozessbiologischen Gefahren beim Substratwechsel<br />

und dem Winterbetrieb. Stephan<br />

Schapitz und Olivier Schultz zeigten<br />

anhand praktischer Beispiele die Schwierigkeiten<br />

auf, mit denen sich viele Betreiber<br />

auseinandersetzen müssen.<br />

Zum Schluss führte Ulrich Drochner zu einem<br />

Thema aus, das gerade in aller Munde<br />

ist: „Was ist zu tun, wenn man ‚Fremdgülle‘<br />

aus einem Betrieb einsetzt, der von<br />

der afrikanischen Schweinepest betroffen<br />

ist?“ Auch wenn die Seuche auf dem eigenen<br />

Betrieb anfällt, sind Maßnahmen zu<br />

ergreifen, diese wurden vom Referenten angesprochen.<br />

Der Fachverband arbeitet hier<br />

sehr intensiv an einer Arbeitshilfe, diese<br />

soll nach Abstimmung mit den Behörden<br />

veröffentlicht werden.<br />

Autor<br />

M.Sc. Ulrich Drochner<br />

Regionalreferent West<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Corneliusstr. 16-18<br />

40215 Düsseldorf<br />

Tel. 02 11/99 433 695<br />

E-Mail: ulrich.drochner@biogas.org<br />

88


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

LEE spricht mit Umweltminister Lies<br />

Regional<br />

büro<br />

NORD<br />

Nach den Wahlen im November<br />

letzten Jahres<br />

wurde schnell eine Landesregierung<br />

gebildet und<br />

der ehemalige Wirtschaftsminister<br />

Lies wurde neuer<br />

Umweltminister. Keine<br />

schlechte Konstellation für den Landesverband<br />

Erneuerbare Energien (LEE), der<br />

Umwelt- und Wirtschaftsfragen immer miteinander<br />

verbinden muss. Themen beim<br />

Ministergespräch waren bundespolitische<br />

Weichenstellungen, aber auch niedersächsische<br />

Fragen.<br />

So brachten die Vertreter der Biogasbranche<br />

einen konkreten Antrag zur Änderung<br />

der AwSV mit. Wenn die Potenziale der<br />

Güllevergärung gerade in Niedersachsen<br />

gehoben werden sollen, muss es möglich<br />

sein, die vergorene Gülle im gleichen Lager<br />

wie das Ausgangsprodukt unterzubringen.<br />

Momentan sieht die AwSV hier unterschiedliche<br />

Standards vor. Es wurde vereinbart,<br />

die Problematik auf Arbeitsebene weiter<br />

zu verfolgen. Es bestand Einigkeit darüber,<br />

dass eine vermehrte Güllevergärung auf jeden<br />

Fall zu forcieren sei.<br />

Ein weiteres Thema war das Einspeisemanagement.<br />

Während in Schleswig-Holstein<br />

mit dem Netzbetreiber eine Vereinbarung<br />

getroffen wurde, Biogasanlagen mit Wärmeversorgung<br />

nur nachrangig zu schalten,<br />

werden in Niedersachsen Biogasanlagen im<br />

Rahmen des Einspeisemanagements auch<br />

mit Wärmenetzen auf null heruntergefahren.<br />

Hier besteht dringender Handlungsbedarf.<br />

Auch hier wurden weitere Gespräche<br />

auf Arbeitsebene vereinbart, um zu einer<br />

Lösung ähnlich der in Schleswig-Holstein<br />

zu kommen. Abschließend lud Biogasanlagenbetreiber<br />

Thorsten Kruse den Minister<br />

ein, sich ein Bild von Biogasanlagen in seiner<br />

Region zu machen.<br />

Nordhannover:<br />

Mitgliederservice vor Ort<br />

Kurz bevor die Konformitätserklärung abgegeben<br />

werden muss, ist es schon guter<br />

Brauch, ein Regionalgruppentreffen in<br />

Dorfmark durchzuführen, wo sämtliche<br />

Fragen der Anlagenbetreiber fachkundig<br />

durch den Referatsleiter Mitgliederservice<br />

Georg Friedl erläutert wurden. In diesem<br />

Jahr nahm der Luftreinhaltebonus einen<br />

breiten Raum ein. Georg Friedl erläuterte<br />

ausführlich die unterschiedlichen Grenzwerte<br />

und insbesondere die Notwendigkeit,<br />

ab Juli <strong>2018</strong> die 20-Milligramm-Grenze<br />

bei Formaldehyd einzuhalten, um den Bonus<br />

weiter erhalten zu können.<br />

Eine weitere intensiv diskutierte Thematik<br />

war die Umsetzung der Düngeverordnung<br />

und die Problematik der Lagerung. Ärgerlich<br />

sind für die Betreiber die vielen offenen<br />

Fragen in der Umsetzung, sodass bei<br />

Planungen große Unsicherheit herrscht.<br />

Gerade Betreiber, die in neue Lagerkapazitäten<br />

investieren oder sonstige genehmigungsrechtliche<br />

Änderungen haben, sehen<br />

sich mit der Forderung konfrontiert, grundsätzlich<br />

neun Monate zu lagern. Hier steht<br />

der Fachverband mit dem Ministerium im<br />

Gespräch und verhandelt über einen klarstellenden<br />

Erlass durch das Ministerium.<br />

Immer wieder diskutiert wird, ob eine<br />

Konformitätserklärung abgegeben werden<br />

muss. Hier machte Georg Friedl deutlich,<br />

dass es in der Verantwortung des Anlagenbetreibers<br />

liegt, seine Daten bis zum 28.<br />

Februar vollständig dem Netzbetreiber<br />

vorzulegen. Die Konformitätserklärung sichert<br />

den Betreiber ab, egal, wie die Energieversorger<br />

damit umgehen. Die intensive<br />

Diskussion war sehr gut und es zeigte sich,<br />

dass in jedem Jahr andere Schwerpunkte<br />

bei diesen Treffen behandelt werden.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Silke Weyberg<br />

Regionalreferentin Nord<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Ostring 6 · 31249 Hohenhameln<br />

Tel. 0 51 28/33 35 510<br />

E-Mail: silke.weyberg@biogas.org<br />

89


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Voller Erfolg –<br />

die 12. Biogastage Bad Waldsee<br />

Auf EU-Ebene für<br />

Biogas erfolgreich: der<br />

Europaabgeordnete<br />

Norbert Lins (zweiter<br />

von links) mit Dr.<br />

Stefan Rauh (links),<br />

Franz-Josef Schenk und<br />

Otto Körner (rechts).<br />

Am 4. und 5. Januar fanden zum 12. Mal<br />

die Biogastage Bad Waldsee in der Schwäbischen<br />

Bauernschule statt. An beiden<br />

Tagen nutzten über 200 Besucher die<br />

„ausgebuchte“ Ausstellung und das mit<br />

15 Beiträgen sehr umfangreiche Tagungsprogramm.<br />

Neben den Themenschwerpunkten des<br />

Fachverbandes Biogas hatte die vorbereitende Gruppe<br />

aus den gewählten Vertretern der Regionalgruppe<br />

Südwürttemberg und dem Regionalbüro Süd die für die<br />

Praktiker wichtigen Fachfragen aus Politik, Recht und<br />

Technik ins Zentrum gerückt.<br />

Regional<br />

büro<br />

süd<br />

Die Stimmung bei diesem traditionellen Neujahrstreffen<br />

der oberschwäbischen Biogasfamilie war gut und<br />

machte Mut, wenngleich nicht zu übersehen ist, dass<br />

die Auflagenintensität für den Betrieb von Biogasanlagen<br />

deutliche existenzielle Fragen – nicht nur bei<br />

einzelnen Betrieben – aufwirft. Als ein Highlight berichtete<br />

der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins über<br />

brandneue Entwicklungen in Sachen Greening.<br />

Verbesserungen betreffen unter anderem die Anerkennung<br />

Bienen freundlicher Kulturen (BK) und der<br />

Durchwachsenen Silphie (DS) als ökologische Vorrangflächen.<br />

Entscheidend für die Ausdehnung der Anbaufläche<br />

in der Biogaslandwirtschaft ist dabei die Nutzbarkeit<br />

dieser Kulturen, dies trifft – leider – nur auf die DS<br />

zu. Das ist einerseits sehr erfreulich aufgrund des umfangreichen<br />

Mehrwertes der mit ihr verbundenen Umweltdienstleistungen.<br />

Und die DS wird damit weitere<br />

deutliche Flächenausdehnungen bundesweit erfahren.<br />

Kein Prophet muss man aber sein, um vorherzusagen,<br />

dass wegen der „Brache-Anforderung“ und damit<br />

Nicht-Nutzbarkeit der BK aus Sicht der Biogasbranche<br />

für diese Kultur ein Flop vorprogrammiert ist. Gleichwohl<br />

ist dies ein Beispiel für gelungene politische<br />

Arbeit von Europaabgeordneten. Denn im OMNIBUS-<br />

Verfahren ist es unter Federführung des bayerischen<br />

CSU-Europaabgeordneten Albert Deß gelungen, zwischen<br />

dem Europäischen Parlament, dem Rat und der<br />

Kommission bereits Ende Oktober einen Kompromiss<br />

zu erarbeiten, der nun im Januar <strong>2018</strong> in Kraft treten<br />

konnte und unter anderem die genannte<br />

Regelung zum Greening enthält.<br />

Eine neue Denkrichtung zur Flexibilisierung<br />

forderte Rainer Weng als Poolsprecher<br />

Bayrisch-Schwaben Nord:<br />

Die bisherige Sicht einer maximal eingespeisten<br />

Strommenge (Grundlast)<br />

vergütet mit dem EEG-Preis müsse<br />

künftig ersetzt werden durch eine zwar<br />

ebenfalls maximale Strommenge, die<br />

aber qualitativ hochwertiger über das<br />

EEG hinaus als Kapazitätsreserve<br />

bereits heute bezahlt wird. Zwar beschränken<br />

sich die Erlöschancen auf<br />

die positive Sekundär-Regel-Leistung<br />

(SRL), da die übrige Regelenergie wegen<br />

Preisverfalls uninteressant wird<br />

(Primär-Regel-Leistung, neg. SRL und<br />

Minuten-Regel-Leistung). Aber die<br />

Märkte werden stärker schwanken, je<br />

mehr Atomkraftwerke und hoffentlich<br />

bald auch Kohlekraftwerke ausscheiden – und damit<br />

steigen wiederum die Erlöschancen. Die saisonale<br />

Verschiebung sollte dringend geprüft werden (Strompreise<br />

im Winter höher!) als auch eine an den Standort<br />

angepasste, maximale Überbauung. Und vor allem<br />

sind die Wärmeerlöse im Winter deutlich höher. Sein<br />

Fazit: Grundlast ist out! Und unausgesprochen kommt<br />

hinzu: Wer keine marktfähige Wärmenutzung hat, die<br />

auch ohne KWK-Bonus (in der Nach-EEG-Zeit) Erträge<br />

bringt, der wird es dann sehr, sehr schwer haben.<br />

Rainer Weng ist auch Sprecher der Betreiber im Bundesarbeitskreis<br />

Direktvermarktung des Fachverbandes<br />

Biogas e.V.<br />

Über Biogaslandwirt Michael Reber, der zum Thema<br />

„Aufbauende Landwirtschaft“ sprach, (siehe Videos<br />

auf YouTube), und Wolfgang Abler (CarboZert), der<br />

den Humusaufbau im Landbau als Einkommensquel-<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

90


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

le („CO 2<br />

-Senke“) für die Landwirtschaft aufbaut u.a.<br />

nach österreichischen Beispielen, wird aufgrund des<br />

wegweisenden Charakters im Biogas Journal noch eigenständig<br />

und ausführlich berichtet werden.<br />

Das gemeinnützige Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens<br />

(PFI) nimmt die spannenden Aufgaben wahr,<br />

aus Forschungsergebnissen Praxisanwendungen für<br />

Industrie und Gewerbe zu entwickeln, im Bereich Biogas<br />

seit 2002. Dr. Stefan Droege erläuterte dies am<br />

Beispiel einer Bioraffinerie und einer (damit kombinierten)<br />

Power-to-Gas-Anlage, beides Beauftragungen der<br />

Industrie. Neben den eingesetzten Technologien stach<br />

besonders die Sektorenkopplung ins Auge.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent SÜD<br />

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91


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Netzwerk Nachwachsende<br />

Rohstoffe startet in Sachsen<br />

Nossen – Unter dem Titel „Sächsischer Biomassetag –<br />

Etablierung eines Netzwerkes Nachwachsende Rohstoffe<br />

in Sachsen“ luden das Sächsische Landesamt für Umwelt,<br />

Landwirtschaft und Geologie (LfULG), der Sächsische<br />

Landesbauernverband (SLB) und der Verein zur<br />

Förderung von Biomasse und nachwachsenden Rohstoffen<br />

Freiberg e.V. (kurz Biomasseverein) am 16. Januar<br />

Diskussionsrunde mit den Referenten, von links: Lukas Rohleder (energy saxony),<br />

Andreas W. Poldrack (VEE Sachsen), Prof. Dr. Peter Heck (IfaS), Torsten Brückner<br />

(Sachsen-Leinen), Dr. Kerstin Jäkel (LfULG) und Moderator Dr. Uwe Bergfeld (LfULG).<br />

Foto: LfULG Sachsen<br />

ins Landwirtschafts- und Umweltzentrum in Nossen ein.<br />

Der Fokus der Veranstaltung lag auf der Gründung eines<br />

sachsenweiten Netzwerkes zur stofflichen und energetischen<br />

Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen.<br />

Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und der Energiewende<br />

und schließlich auch der Endlichkeit der<br />

fossilen Rohstoffe steigt das Bewusstsein für die Notwendigkeit<br />

der Bioenergienutzung und der stofflichen<br />

Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Auch die immer<br />

kürzer werdende Verbindlichkeitsdauer von politischen<br />

Rahmenbedingungen gerade in der Landwirtschaft<br />

lässt regionale Netzwerke immer wichtiger werden.<br />

Mit dem Ziel der Förderung nachwachsender Rohstoffe<br />

in Sachsen wurde das Netzwerk NAWARO Sachsen gegründet.<br />

Dieses Netzwerk dient als Vermittlungsstelle<br />

für Akteure, die im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe<br />

vorwiegend im ländlichen Raum aktiv sind, zum<br />

Erfahrungsaustausch aus der Praxis sowie zur Unterstützung<br />

neuer Ansätze. Bei dem vom Staatsministerium<br />

für Umwelt und Landwirtschaft geförderten Projekt<br />

wird eine Onlineplattform für Anbieter und Nutzer von<br />

NAWARO (zum Beispiel Silagen, Holz) und Dienstleistungen<br />

(zum Beispiel Wärme) entstehen.<br />

Zum Informationsaustausch dient ein NAWARO-Newsletter,<br />

der von den Akteuren mit Leben gefüllt werden<br />

kann. Außerdem sollen neue praxisnahe Forschungsvorhaben<br />

initiiert und Exkursionen zu Praxisbeispielen<br />

angeboten werden, erklärte Erik Ferchau (Biomasse-<br />

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92


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

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Verband<br />

neue Einkünfte neben der Landwirtschaft!<br />

verein), der dieses Projekt auf der Tagung<br />

vorstellte. Neben dem Biomasseverein als<br />

Koordinator initiierten folgende Partner das<br />

Netzwerk: Agrargenossenschaften Agraset<br />

Naundorf e.G. und „Bergland“ Clausnitz<br />

e.G., die beide mehrere Biogasanlagen betreiben<br />

und unter anderem in der Bereitstellung<br />

und Nutzung von Holzbrennstoffen<br />

aktiv sind, Sachsen-Leinen e.V. für die<br />

stoffliche Nutzung von nachwachsenden<br />

Fasern, die Gruppe Freiberger Land e.G.<br />

(GFL) zur Direktvermarktung von Biogasstrom<br />

und der SLB. Weiterhin dazu gekommen<br />

sind der Fachverband Biogas mit der<br />

Regionalgruppe Sachsen und das Umweltinstitut<br />

Leipzig (UIL).<br />

Eingebettet war die Vorstellung des NAWA-<br />

RO-Netzwerks von zahlreichen Vorträgen.<br />

Dr. Kerstin Jäkel (LfULG) referierte über<br />

den aktuellen Stand und die Rahmenbedingungen<br />

von nachwachsenden Rohstoffen<br />

in Sachsen. In Anbetracht der aktuellen<br />

Situation der CO 2<br />

-Reduzierung, des Klimaschutzes,<br />

der Energiewende und der Bioökonomie<br />

unterstrich sie die Wichtigkeit<br />

des Vorhabens für einen Wandel hin zur<br />

Bioökonomie und zur Ressourceneffizienz.<br />

Prof. Dr. Peter Heck (IfaS, Trier) unterstrich<br />

die Aussagen mit erfolgreichen Beispielen<br />

aus der Praxis zur Förderung der ländlichen<br />

Bioökonomie: „Geld bleibt in der Region,<br />

Beschäftigung wird geschaffen.“ Neben<br />

Beispielen von Bioenergiedörfern gab er<br />

Tipps für Netzwerke von der Bürgerbeteiligung<br />

bis hin zur Finanzierung.<br />

Ebenso wurden erfolgreiche Praxisbeispiele<br />

vorgestellt. So betreibt zum Beispiel die<br />

ökologisch soziale Stiftung Zschadraß Projekte<br />

zur Energiegewinnung aus Biomasse<br />

und Erneuerbaren Energien. Aus den<br />

daraus erzielten dauerhaften finanziellen<br />

Erträgen werden regionale und soziale<br />

Projekte auf dem Gebiet der Kinder- und<br />

Jugendarbeit oder neue innovative Umweltprojekte<br />

gefördert. Christoph Hänel<br />

stellte das betriebliche Gesamtkonzept der<br />

Agrargenossenschaft „Bergland“ Clausnitz<br />

e.G. mit dem Schwerpunkt der Ölsaatenverarbeitung<br />

und der Wärmenutzung aus<br />

Biogas und Holzhackschnitzeln vor. Die<br />

Genossenschaft baut verstärkt auf regionale<br />

Stoff- und Wirtschaftskreisläufe.<br />

Über die Entwicklung der stofflichen Nutzung<br />

von Flachs und Hanf referierte Torsten<br />

Brückner (Sachsen-Leinen e.V.). Die<br />

Möglichkeiten, Naturfasern in formbare<br />

Matten zu verarbeiten und deren Einsatzgebiete<br />

in der Automobilindustrie zeigte<br />

Frank Mehlhorn von der Isowood GmbH<br />

aus Rudolstadt auf. Ebenso mit dabei<br />

waren Vertreter der Sächsischen Energieagentur<br />

(SAENA GmbH), dem industrienahen<br />

Netzwerk Energy Saxony e.V. und dem<br />

VEE Sachsen e.V., Vereinigung zur Förderung<br />

der Nutzung Erneuerbarer Energien.<br />

Auch neue Ideen fehlten nicht. Den Möglichkeiten<br />

zukünftiger Ansätze widmete<br />

sich Dr. Johann Rumpler (Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt).<br />

Er berichtete über neue Perspektiven<br />

zur verstärkten thermischen als<br />

auch stofflichen Nutzung von Stroh und<br />

Spreu. Aktuelle Forschungsergebnisse in<br />

Bezug auf die Ernteverfahren beziehungsweise<br />

-technik wurden von ihm vorgetragen.<br />

Als Abschluss der gelungenen Veranstaltung<br />

sprach Torsten Krawczyk (SLB)<br />

über die Zukunft des Netzwerkes und betonte<br />

dabei ausdrücklich die Wichtigkeit<br />

der Landwirte und der engen Zusammenarbeit<br />

mit Kommunen für die anstehenden<br />

Entwicklungen.<br />

In Zukunft wird es kein nachhaltiges<br />

Wirtschaftssystem ohne nachwachsende<br />

Rohstoffe geben. Die gesellschaftliche<br />

Herausforderung der Energiewende und<br />

der Substitution von Erdölprodukten kann<br />

nur durch Bündelung von lokalen Akteuren<br />

und Vorreitern auf diesen Gebieten gelingen.<br />

Daraus resultiert eine Stärkung von<br />

bestehenden beziehungsweise die Schaffung<br />

von neuen Wertschöpfungsketten im<br />

ländlichen Raum.<br />

Alle interessierten Land- und Forstwirte,<br />

bestehende Netzwerke, Vereine, Unternehmen,<br />

Kommunen und Dienstleister sind<br />

herzlich eingeladen, sich am Netzwerk zu<br />

beteiligen. Bereits die 120 Teilnehmer der<br />

Veranstaltung, deren Anzahl die Erwartungen<br />

weit übertroffen hatte, bekundeten<br />

zahlreich ihr Interesse am Netzwerk NA-<br />

WARO in Sachsen. Das Projekt zum Aufbau<br />

des Netzwerkes wird gefördert über die<br />

Richtlinie BesIN (Besondere Initiativen)<br />

durch das SMUL Sachsen.<br />

Autoren<br />

Erik Ferchau und Jürgen Wellerdt<br />

Verein zur Förderung von<br />

Biomasse und nachwachsenden<br />

Rohstoffen Freiberg e.V.<br />

Hauptstr. 13 · 09623 Clausnitz<br />

E-Mail: ferchau@biomasse-freiberg.de<br />

E-Mail: wellerdt@biomasse-freiberg.de<br />

93<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Koalitionsvertrag<br />

Bioenergie soll helfen,<br />

Klimaziele zu erreichen<br />

Gastbeitrag von Dr. Peter Röttgen, Geschäftsführer des<br />

Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE)<br />

Das Jahr <strong>2018</strong> wird für die Energiepolitik<br />

entscheidend: Im Koalitionsvertrag haben<br />

sich Union und SPD zum Pariser Klimaschutzabkommen<br />

und zu einem deutlich<br />

schnelleren Ausbau Erneuerbarer Energie<br />

in allen Sektoren bekannt. Das ist ein positives Signal<br />

seitens der Politik, denn es zeigt, dass Erneuerbare<br />

Energie die einzige Lösung einer<br />

sauberen Energieversorgung ist.<br />

Nun müssen rasch konkrete Maßnahmen<br />

folgen, um das Potenzial<br />

für Treibhausgaseinsparungen<br />

und für die Modernisierung unserer<br />

Energiewirtschaft nutzen zu<br />

können.<br />

Im Koalitionsvertrag wird das Ausbauziel<br />

für Erneuerbare Energien<br />

im Stromsektor auf 65 Prozent im<br />

Jahr 2030 verankert. Aus Sicht<br />

des BEE stellt dies eine politische<br />

Trendwende im Strombereich dar.<br />

Die vorgesehenen Sonderausschreibungen für Windenergie<br />

Onshore und Photovoltaikanlagen sind erste<br />

Anzeichen dafür, dass die Politik den Ausbau Erneuerbarer<br />

Energien beschleunigen wird. In den Folgejahren<br />

muss der jährliche Ausbau für alle Erneuerbare-<br />

Energien-Technologien signifikant erhöht und gesichert<br />

werden. Hierzu sind im Koalitionsvertrag jedoch noch<br />

keine Details enthalten.<br />

Der BEE wird darauf achten, dass die Ziele des Koalitionsvertrages<br />

im Stromsektor auch tatsächlich durch<br />

einen höheren Ausbau umgesetzt werden. Positiv ist<br />

die ausdrückliche Erwähnung der Bioenergie, die zur<br />

Erreichung der Klimaziele im Energie- und Verkehrssektor<br />

beitragen soll. So soll der Bestand von Bioenergieanlagen<br />

im Zuge der EEG-Ausschreibungen weiterentwickelt<br />

werden. Ebenso ist eine Weiterentwicklung<br />

der Treibhausgas-Minderungsquote (THG-Quote) zur<br />

Unterstützung von Biokraftstoffen im Verkehrssektor<br />

angekündigt.<br />

Im Stromsektor haben wir viel erreicht: 36 Prozent<br />

der Bruttostromerzeugung werden in Deutschland aus<br />

Erneuerbarer Energie gewonnen. Auf diesem Erfolg<br />

dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Vielmehr müssen<br />

neue Möglichkeiten für die Integration der Erneuerbaren<br />

Energie im Stromnetz geschaffen werden. Die<br />

Stromnetze haben mehr Potenzial, als derzeit genutzt<br />

wird, aber auch über die Gas- und Wärmenetze kann<br />

viel Energie aufgenommen und zum Verbraucher transportiert<br />

werden.<br />

Es gilt hier mehr Schnittstellen zwischen den Sektoren<br />

zu schaffen, damit die Energie auch in allen Sektoren<br />

genutzt werden kann. Mehr Sektorenkopplung entlastet<br />

die Netze, schafft mehr Flexibilität und spart Kosten für<br />

Redispatch und Einspeisemanagement. Die Sektorenkopplung<br />

ist ein Garant für die Integration Erneuerbarer<br />

Energie in Wärme, Industrie und Mobilität. Und sie<br />

ist der Schlüssel für eine volkswirtschaftlich sinnvolle<br />

und ressourceneffiziente Transformation des Energiesystems<br />

hin zu einer treibhausgasarmen Versorgung.<br />

Eine aktuelle Studie von Fraunhofer IEE und E4Tech im<br />

Auftrag des BEE zeigt nun, welche Hindernisse überwunden<br />

werden müssen, damit die Sektorenkopplung<br />

ihr volles Potenzial für den Klimaschutz und die Modernisierung<br />

der Energiewirtschaft entfalten kann.<br />

Erneuerbare Energien können allerdings wesentlich<br />

mehr zum Klimaschutz und zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />

beitragen, als von der Großen Koalition vorgesehen<br />

– und dies zu immer günstigeren Preisen. Die<br />

neue Regierung sollte alles daran setzen, um die Klimaziele<br />

2020 noch zu erreichen und das vorhandene<br />

Potenzial für Klimaschutz und die Modernisierung der<br />

Energiewirtschaft tatsächlich zu nutzen. Ein übergreifendes<br />

Konzept, wie die Politik eine nachhaltige Marktdynamik<br />

für Erneuerbare Energien im Besonderen und<br />

CO 2<br />

-Einsparung im Allgemeinen zur Erreichung der<br />

Klimaziele entfachen will, fehlt leider noch. Mit einem<br />

realistischen CO 2<br />

-Preis wären Erneuerbare Energien<br />

bald wettbewerbsfähig.<br />

In den Bereichen Wärme und Verkehr lässt die Große<br />

Koalition derzeit konkrete Ambitionen vermissen.<br />

Wir brauchen aber klare Ausbaupfade für Erneuerbare<br />

Energien im Wärme- und Verkehrssektor. Der Stillstand<br />

der letzten Jahre muss endlich überwunden werden.<br />

Moderne Technologien stehen längst zur Verfügung<br />

und deren internationales Wettbewerbspotenzial sollte<br />

nicht aufs Spiel gesetzt werden.<br />

Schon wesentlich ist die Ankündigung des Kohleausstiegs<br />

im Koalitionsvertrag. Nun müssen Rahmenbedingungen<br />

vereinbart werden, um einen qualifizierten<br />

Übergang sicherstellen zu können und allen Beteiligten<br />

Planungssicherheit zu geben.<br />

94


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

Wie der Hackl Schorsch zum Fachverband kam<br />

Markus, hast du gehört? Der Hackl<br />

Schorsch sagt, dass Biogas ganz toll<br />

ist.“ Dieser Satz der Schwiegermutter<br />

von unserem Regionalreferenten Markus<br />

Bäuml war der Startschuss für unsere<br />

erfolgreiche Arbeit mit Georg Hackl. Dass Biogas<br />

ganz toll ist, das hat er in einer Talkshow beim Bayerischen<br />

Rundfunk gesagt. Zu dieser Zeit wusste der<br />

Hackl Schorsch noch nichts vom Fachverband Biogas –<br />

und wir wussten nicht, dass der Hackl Schorsch Biogas<br />

so gut findet.<br />

Und nachdem der Markus Bäuml über Jahre versucht<br />

hatte, seine Schwiegermutter von Biogas zu überzeugen<br />

und der Hackl das in einer halben Stunde geschafft<br />

hat – da hat sich der Markus gedacht: den brauchen<br />

wir, den Rodel-Olympiasieger. Er hat ihn angeschrieben,<br />

sie haben sich getroffen, sie haben über Biogas gesprochen<br />

und festgestellt, dass sie beide in die gleiche<br />

Richtung laufen, was ihre<br />

Vorstellung einer künftigen<br />

Energieversorgung angeht.<br />

Der erste Schritt war getan.<br />

Nicht gesucht, aber trotzdem<br />

gefunden. Es folgten<br />

offizielle Treffen mit Management<br />

und Geschäftsführung.<br />

Der Hackl wurde<br />

Mitglied im Fachverband<br />

Biogas und wir kamen dahingehend<br />

überein, es zunächst<br />

mal drei Jahre miteinander<br />

zu versuchen. Das<br />

war im Herbst 2014.<br />

Seitdem haben wir gemeinsam<br />

viel bewegt. Neun Videos<br />

zu den verschiedenen Aspekten der Biogasnutzung<br />

plus fünf Kurzfilme für Facebook, ein Interview<br />

mit MdB Artur Auernhammer, ein Statement zur Bundestagswahl<br />

im Rahmen der Sommertour, Grußworte<br />

während der Jahrestagungen und im Flyer, ein Pappaufsteller<br />

und der original Hackl-Rodel auf der Convention,<br />

diverse Beiträge im Biogas Journal, Teilnahme an Veranstaltungen<br />

wie dem ZLF, dem Streetlife in München,<br />

der Tarmstedter Ausstellung oder dem Rosenheimer<br />

Herbstfest. In Tarmstedt konnten wir dann auch mit<br />

eigenen Augen die These widerlegen, der Hackl sei im<br />

Norden nicht bekannt (man kam keine fünf Meter mit<br />

ihm voran, ohne dass nicht jemand mindestens „Das<br />

ist doch der Hackl Schorsch“ rief oder gar ein Selfie<br />

machen wollte).<br />

Darüber hinaus ist er auf eigene Initiative im BR zu den<br />

Sendungen „Mensch Otto“ und „Die blaue Couch“ eingeladen<br />

worden, hat in einer weiteren Talkshow explizit<br />

pro Biogas Stellung bezogen – und nicht zuletzt hat er<br />

im vergangenen Jahr in seinem Garten unsere neue Lieblingspflanze<br />

Durchwachsene Silphie ausgesät (Fotos davon<br />

folgen zu gegebener Zeit im Biogas Journal).<br />

Wer mit dem Hackl Schorsch unterwegs ist, der weiß,<br />

dass er keine Gelegenheit auslässt, um über die vielen<br />

Vorzüge von Biogas zu reden. Und mittlerweile ist er ein<br />

wahrer Experte, der nicht nur durch seine authentische<br />

Art überzeugt, sondern auch durch sein fundiertes Hintergrundwissen.<br />

Biogas liegt dem Hackl Schorsch am<br />

Herzen und es ist ihm ein wirkliches Bedürfnis, darüber<br />

zu sprechen. Und er ist ein gern gesehener Türöffner bei<br />

allen Projekten, die wir bislang mit ihm initiiert haben.<br />

In diesem Jahr wollen wir einen etwa 20-minütigen<br />

Schulfilm zum Thema Erneuerbare Energien mit ihm<br />

drehen. In dem Zusammenhang wird auch unser Unterrichtsmaterial<br />

überarbeitet. Im Biogas Journal wird<br />

er sich weiterhin regelmäßig zu Wort melden, seine Medienkontakte<br />

wollen wir nutzen, seine Online-Präsenz<br />

verbessern und ihn beim Aufbau seiner Homepage unterstützen<br />

– und sicherlich wird es auch in diesem Jahr<br />

wieder zwei bis drei Veranstaltungen geben, an denen<br />

der Hackl Schorsch für den Fachverband Biogas teilnehmen<br />

wird.<br />

Wir haben uns nicht gesucht, aber gefunden. Mit dem<br />

Hackl Schorsch haben wir einen bundesweit bekannten<br />

Fürsprecher gewonnen, um den uns die anderen EE-<br />

Verbände beneiden.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

Pressesprecherin<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

96


Biogas Journal | 2_<strong>2018</strong><br />

Recht<br />

Clearingstelle EEG i KWKG<br />

Votum zu Satelliten-BHKW veröffentlicht<br />

Die Clearingstelle EEG | KWKG hat in einem Votum Fragen zur Einordnung eines räumlich von<br />

einer Biogasanlage abgesetzten BHKW als rechtlich eigenständige EEG-Anlage beantwortet.<br />

Von Isabella Baera<br />

Im Votum 2017/44 (abrufbar unter<br />

https://www.clearingstelle-eeg-kwkg.<br />

de/votv/2017/44) hat die Clearingstelle<br />

EEG | KWKG geklärt, ob im konkreten<br />

Einzelfall das aus einer Vor-Ort-Anlage<br />

herausversetzte Satelliten-BHKW, das unter<br />

anderem mit der Vor-Ort-Anlage über einen<br />

Wärmespeicher durch ein Wärmenetz<br />

verbunden ist, eine eigenständige Anlage<br />

im Sinne des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

(EEG) darstellt.<br />

Dies hat die Clearingstelle verneint. Denn<br />

nach wertender Gesamtbetrachtung der in<br />

der Empfehlung 2012/19 (abrufbar unter<br />

https://www.clearingstelle-eeg-kwkg.de/<br />

empfv/2012/19) ausgearbeiteten Indizien<br />

ist das Satelliten-BHKW zwar räumlich, jedoch<br />

nicht betriebstechnisch hinreichend<br />

von der Vor-Ort-Anlage getrennt.<br />

Das Satelliten-BHKW wurde an einem von<br />

der Vor-Ort-Anlage räumlich abgegrenzten<br />

Standort errichtet, um dort einen eigenständigen<br />

Wärmeabnehmer zu versorgen.<br />

Zwischen beiden Standorten befinden<br />

sich mehrere Flächen, die durch Dritte<br />

genutzt werden (unter anderem ein anderer<br />

landwirtschaftlicher Betrieb) und<br />

keinerlei wirtschaftlichen Bezug zu diesen<br />

Standorten aufweisen. Das Satelliten-<br />

BHKW ist jedoch nicht betriebstechnisch<br />

unabhängig von der Vor-Ort-Anlage. Es zu<br />

versetzen und eine Gasleitung zu verlegen,<br />

ist zwar energetisch und ökonomisch<br />

sinnvoller gewesen, als das vorhandene<br />

Wärmenetz auszubauen. Doch versorgt das<br />

Satelliten-BHKW neben dem vorgenannten<br />

Wärmeabnehmer als seinem Primärwärmeabnehmer<br />

zusammen mit der Vor-<br />

Ort-Anlage, die ihrerseits Wärme an eigene<br />

Primärwärmeabnehmer (Fermenter, Gärresttrockner,<br />

Wärmeversorgungsgebiet A)<br />

liefert, eine gemeinsame Wärmesenke (Versorgungsgebiet<br />

B) mit garantierten Wärmemengen.<br />

Vor-Ort-Anlage und Satelliten-BHKW versorgen<br />

diese Wärmesenke funktionell als<br />

eine Einheit und sind in ihrer Betriebsweise<br />

untrennbar miteinander verbunden. Denn<br />

aufgrund der Abschalthierarchie, die die jederzeitige<br />

Wärmeversorgung des gemeinsamen<br />

Wärmeabnehmers sicherstellt, müsste<br />

das Satelliten-BHKW die Versorgung seines<br />

Primärwärmeabnehmers bei Ausfall der<br />

Vor-Ort-Anlage einstellen. Entsprechendes<br />

gilt für die Vor-Ort-Anlage im umgekehrten<br />

Fall. Die Wärmeversorgung aus dem<br />

Wärmespeicher ändert nichts an dieser<br />

Betrachtung, da die daraus bereitgestellte<br />

Wärme nicht ausreicht, um die jeweiligen<br />

Wärmeabnehmer durchgängig längerfristig<br />

mit Wärme zu versorgen, ohne dass Vor-Ort-<br />

Anlage und Satelliten-BHKW ihre Wärmebetriebskonzepte<br />

ändern müssten.<br />

Autorin<br />

Isabella Baera<br />

Rechtswissenschaftliche Koordinatorin<br />

der Clearingstelle EEG | KWKG<br />

Charlottenstraße. 65 · 10117 Berlin<br />

Tel. 030/206 14 16-0<br />

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Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

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Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

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Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

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Internet: www.bb-rb.de<br />

Druck: Druckhaus Fromm, Osnabrück<br />

Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch.<br />

Zusätzlich erscheinen zwei Ausgaben in englischer Sprache.<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

die Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der<br />

Position des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss.<br />

Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet,<br />

Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion<br />

wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung<br />

vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />

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Leserbriefe sinnerhaltend zu kürzen.<br />

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