Sanfte Stadt
ISBN 978-3-86859-747-9
ISBN 978-3-86859-747-9
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<strong>Sanfte</strong><br />
<strong>Stadt</strong><br />
Planungsideen für<br />
den urbanen Alltag<br />
David Sim
9 Vorwort<br />
12<br />
von Jan Gehl<br />
15<br />
Vorwort<br />
Einführung<br />
Vom Leben zwischen<br />
Gebäuden zur<br />
sanften <strong>Stadt</strong><br />
23<br />
29<br />
Nachbarn sein<br />
Blöcke als Bausteine<br />
Vor Ort leben in einer<br />
verstädternden Welt<br />
Umschließung<br />
Verbunden<br />
Schichtung<br />
Das Potenzial des Erdgeschosses<br />
Größere Elemente unterbringen und den<br />
menschlichen Maßstab beibehalten<br />
Was ein geschlossener Block<br />
leisten kann
103<br />
107<br />
Die Zeit deines Lebens<br />
Fortbewegung und<br />
Vorankommen<br />
in einer überfüllten und<br />
segregierten Welt<br />
155<br />
161<br />
Leben schichten<br />
Mit dem Wetter leben<br />
in Zeiten des Klimawandels<br />
Im Freien leben lernen<br />
219<br />
225<br />
<strong>Sanfte</strong>s ist schwer zu<br />
brechen<br />
Neun Kriterien<br />
für lebenswerte urbane<br />
Dichte<br />
Die menschliche Dimension<br />
Den Außenbereich ins<br />
1. Vielfalt an gebauten Formen<br />
der Mobilität<br />
Haus holen: Natürliches Licht<br />
2. Vielfalt der Freiräume<br />
Fußläufige Gebäude<br />
und Belüftung<br />
3. Flexibilität<br />
Straßen bauen<br />
Fenster und Türen<br />
4. Menschlicher Maßstab<br />
Über das Zufußgehen<br />
Die unmittelbare Außenwelt<br />
5. Fußläufigkeit<br />
Das Radfahren integrieren<br />
Das eigene Wetter schaffen<br />
6. Gefühl von Kontrolle und<br />
Die Natur in die <strong>Stadt</strong> bringen<br />
Identität<br />
7. Angenehmes Mikroklima<br />
8. Geringerer CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
9. Größere Artenvielfalt<br />
247<br />
<strong>Sanfte</strong> Städte in harten<br />
Zeiten<br />
253<br />
Anmerkungen
Vorwort<br />
von Jan Gehl<br />
1933 traf sich eine exklusive Gruppe europäischer Architekten und<br />
<strong>Stadt</strong>planer in Athen zur Unterzeichnung der CIAM-Charta, die die<br />
<strong>Stadt</strong>planung grundlegend veränderte. Diese oft als Charta von Athen<br />
bezeichneten Leitsätze bezogen sich auf die Zukunft von Architektur<br />
und Städten und empfahlen im Wesentlichen, die verschiedenen städtischen<br />
Funktionen ab sofort sorgfältig zu trennen: Wohnen, Arbeiten,<br />
Freizeit und Verkehr waren stets voneinander abzusondern. Dieser<br />
Ansatz wurde – wenig überraschend – als funktionalistisch bezeichnet<br />
und die gesamte Bewegung als Modernismus. In den folgenden<br />
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entwickelten sich diese Ideen nicht<br />
nur zu den Leitprinzipien für Architektur und <strong>Stadt</strong>planung, sondern<br />
dominierten auch weltweit. Insbesondere nach 1960, als auf<br />
der ganzen Welt die rasche Verstädterung einsetzte, waren sie gänzlich<br />
vorherrschend. Der traditionelle Schwerpunkt verlagerte sich. Es<br />
galt nicht mehr der traditionelle Ansatz, Städte um die Räume von<br />
Menschen zu bauen, der Fokus lag nun auf von Restflächen umgebenen<br />
Gebäuden. Überall setzten sich die modernistischen Vorstellungen<br />
von frei stehenden, monofunktionalen Gebäuden durch, die<br />
von vage definierten Niemandsländern umgeben waren. Insgesamt<br />
repräsentierten diese neuen Prinzipien den radikalsten Kurswechsel<br />
in der Geschichte menschlicher Siedlungen. Im großen Ganzen<br />
wurde nie richtig bewertet, ob diese Veränderungen für die Menschen<br />
wirklich nützlich waren. Tatsächlich haben sie für die Menschheit<br />
nicht funktioniert, wie die weit verbreitete Unzufriedenheit mit dieser<br />
Siedlungsart bekundet.<br />
1998 wurde zu einer neuen Konferenz der europäischen <strong>Stadt</strong>planer<br />
nach Athen eingeladen. Auf Grundlage der Erfahrungen aus<br />
den 65 Jahren seit der letzten Konferenz wurde eine neue Charta von<br />
Athen erarbeitet, die hauptsächlich besagt, dass Wohnen, Arbeiten,<br />
Erholung und Kommunikation niemals getrennt werden dürfen. Eine<br />
völlige Kehrtwende!<br />
Anscheinend mussten erst 65 Jahre vergehen und zahlreiche modernistische<br />
<strong>Stadt</strong>viertel entstehen, um zu diesen Schlussfolgerungen zu<br />
gelangen. Allerdings hatte sich als Reaktion auf die technokratische<br />
Modernismus-Bewegung seit einigen Jahren allmählich die Gegenbewegung<br />
„Städte für Menschen“ gebildet.<br />
Aus den Schriften und Forschungen zu diesem Thema ragen die<br />
Arbeit von Jane Jacobs in New York und ihr berühmtes Buch The<br />
Death and Life of Great American Cities von 1961 heraus. Jane Jacobs<br />
hat viele der Probleme der modernistischen <strong>Stadt</strong>planung hervorragend<br />
beschrieben. Sie begann, neue Richtlinien zu formulieren: Schauen Sie<br />
9
nach komplexen neuen Techniken zu suchen, sollten wir einfache, kleine, technologiearme,<br />
kostengünstige, menschenorientierte und sanfte Lösungen anstreben,<br />
die das <strong>Stadt</strong>leben leichter, attraktiver und angenehmer machen. <strong>Sanfte</strong>r ist vielleicht<br />
smarter.<br />
Dieses Buch enthält Überlegungen zu einigen grundlegenden Aspekten der<br />
urbanen Form und der <strong>Stadt</strong>gestaltung, die zu nachhaltigeren und anpassungs <br />
fähigeren Gemeinschaften und einem gesünderen und glücklicheren Leben der<br />
dort wohnenden Menschen beitragen können. Jedes der drei Hauptkapitel befasst<br />
sich mit einer der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Zwischen den<br />
einzelnen Kapiteln erörtert jeweils ein kurzer Essay einen der Leitgedanken zum<br />
Erhalt der Lebensqualität im städtischen Umfeld.<br />
Das erste Kapitel, „Blöcke als Bausteine: Vor Ort leben in einer verstädternden<br />
Welt“, nimmt die Herausforderung der Urbanisierung an, indem es aufzeigt, wie<br />
sich Dichte und Vielfalt am selben Ort vereinen lassen, um möglichst lokal leben zu<br />
können. Im zweiten Kapitel, „Fortbewegung und Vorankommen in einer überfüllten<br />
und segregierten Welt“, werden die baulich-räumlichen und sozialen Fragen im<br />
Zusammenhang mit der Bewegung der Menschen behandelt, die unmittelbar vor<br />
der Haustür beginnt. In Kapitel drei, „Mit dem Wetter leben in Zeiten des Klimawandels“,<br />
geht es darum, die in Innenräumen lebenden Menschen besser mit dem<br />
Außenleben zu verbinden, um das Bewusstsein für die Natur zu schärfen und den<br />
Umgang mit ihr zu erleichtern.<br />
Alle Kapitel führen in kleinen, einfachen Schritten vom Vertrauten (Zuhause<br />
und Arbeitsplatz) zum weniger Vertrauten (dem Viertel, der <strong>Stadt</strong> und der Welt).<br />
Ihr gemeinsamer Nenner ist, die Dichte und Vielfalt des Alltags so zu gestalten,<br />
dass Bequemlichkeit, Zweckmäßigkeit, Geselligkeit und Gemeinschaft im täglichen<br />
Leben möglich sind.<br />
Das Buch zieht seine Inspirationen aus einer nordischen, auf den Menschen ausgerichteten<br />
Planungstradition. 1971veröffentlichte Jan Gehl das Buch Livet mellem<br />
husene (Leben zwischen Häusern), während seine Frau Ingrid Gehl das Buch Bomiljø<br />
(Die Psychologie des Wohnens) herausgab. 3 Beide Veröffentlichungen fielen in eine<br />
Zeit des Umbruchs in der <strong>Stadt</strong>planung und repräsentieren einen Paradigmenwechsel<br />
im Verständnis des Menschen und seiner gebauten Umwelt. Jan und Ingrid Gehl<br />
schufen einen interdisziplinären Ansatz, der dem menschlichen Leben Vorrang vor<br />
der gebauten Form einräumt.<br />
Zur gleichen Zeit entstand in Dänemark eine neue Form des Städtebaus, die<br />
sogenannte Tæt-lav (dicht-niedrig), eine architektonische Bewegung, die ein<br />
Gleichgewicht zwischen den individuellen und den gemeinsamen Bedürfnissen von<br />
Bewohnern herstellte. Dieser „dritte Weg“ kombinierte die im großmaßstäblichen<br />
Wohnungsbau eingesetzten industriellen Produktionstechniken mit typologischen<br />
Details von Einfamilienhäusern.<br />
Die frühen Tæt-lav-Projekte reduzierten den Maßstab radikal und schufen Orte<br />
mit dorfähnlichen Mustern, in denen die einzelnen Bauten deutlich erkennbar waren.<br />
Die Häuser unterschieden sich dabei durch kleine, aber bedeutsame Details wie<br />
eine eigene Eingangstür und einen zugehörigen Garten. Ebenso wurde auf identifizierbare<br />
Gemeinschaftsbereiche geachtet, die das nachbarschaftliche Zusammenleben<br />
fördern sollten. Die Tæt-lav-Bewegung feierte sowohl die Individualität als<br />
auch die Gemeinschaft. Dieser wichtige Sowohl-als-auch-Aspekt von privat und<br />
gemeinschaftlich berücksichtigt zwei scheinbar widersprüchliche Seiten des Men-<br />
18 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
Mit dem Wetter leben<br />
Fortbewegung und<br />
Vorankommen<br />
Blöcke als Bausteine / Vor Ort leben<br />
Die sanfte <strong>Stadt</strong> ergreift die Gelegenheit,<br />
sich mit der Erde, den<br />
Menschen und dem Ort auseinanderzusetzen.<br />
Die Menschen<br />
sind eingeladen, in ihrem eigenen<br />
Tempo eine Beziehung zu ihrer<br />
Umgebung aufzunehmen, sich<br />
von ihrem Zuhause und ihrem<br />
Arbeitsplatz aus schrittweise nach<br />
draußen in ihre Nachbarschaft<br />
und in das weitere Umfeld zu<br />
bewegen<br />
schen: das Bedürfnis nach Individualität und das Bedürfnis nach Geselligkeit. Die<br />
Grundsätze in diesem Buch beruhen auf den Werten der Tæt-lav-Bewegung und<br />
aktualisieren sie für die dichten, gemischt genutzten städtischen Umgebungen des<br />
21. Jahrhunderts.<br />
Zeitgleich mit Tæt lav wurden in Dänemark Straßen und öffentliche Räume<br />
zu Fußgängerzonen umgestaltet, angefangen mit der berühmten Strøget in Kopenhagen.<br />
Zumindest für eine kurze Zeit boten diese Fußgängerbereiche eine nachhaltigere<br />
und geselligere Alternative zu den überdachten Einkaufszentren außerhalb<br />
der <strong>Stadt</strong>. Als Reaktion auf die Ölkrise von 1973/74 leisteten die dänischen<br />
Städte und Gemeinden zudem Pionierarbeit für das Fahrrad als ernstzunehmendes<br />
Verkehrsmittel. Die urbane Verkehrsinfrastruktur machte das Radfahren für alle<br />
sicherer, indem es als wichtiger Teil des täglichen Lebens im städtischen Kontext<br />
belassen wurde.<br />
In den späten 1970er und 1980er Jahren kehrte Dänemark der von modernistischen<br />
Planern weltweit propagierten Beseitigung älterer <strong>Stadt</strong>viertel den Rücken<br />
und wandte sich einem vorsichtigeren, durchdachten lokalen Ansatz zu. Die tradi-<br />
Einführung 19
01.<br />
02.<br />
03.<br />
24 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
„Nachbarschaft ist kein Ort;<br />
Nachbarschaft ist eine Einstellung.“<br />
Nachbarschaftsszenen:<br />
01. Mexiko-<strong>Stadt</strong>, Mexiko<br />
02. Kopenhagen, Dänemark<br />
03. Stockholm, Schweden<br />
Wenn es um den Lebensraum des Menschen geht, um Städte und<br />
Gemeinden, um urbane Gestaltung oder die Schaffung von Orten, dann<br />
ist der Begriff Nachbar stets hilfreich. Sobald man an einen Nachbarn<br />
denkt, fällt einem ein anderer Mensch ein. Dabei handelt es sich nicht<br />
um ein vages Planungskonzept oder irgendein städtisches Phänomen,<br />
sondern um eine lebende Person, jemanden wie du, aber anders. Nachbar<br />
ist weder ein Fachterminus noch der Jargon von Planern, sondern<br />
ein einfaches Wort, das jeder kennt und versteht. Im engsten Sinne meint<br />
Nachbar die Person von nebenan, im weitesten die ganze Menschheit.<br />
Nachbarschaft ist ein Beziehungsstatus. Das menschliche Umfeld<br />
besteht vor allem aus Beziehungen: zwischen den Menschen und der<br />
Erde, zwischen Menschen und Orten sowie der Menschen untereinander.<br />
In der Beziehung zwischen Mensch und Erde haben wir unwirtliche<br />
Orte und raue Klimazonen bewohnbar gemacht. Das Zusammenleben mit<br />
anderen ermöglichte uns, gemeinsam zu agieren und zu arbeiten – und<br />
damit zu organisieren, Handel zu treiben, zu produzieren und zu lernen.<br />
Indem wir diese verschiedenen Beziehungen kultivierten, kontrollierten<br />
und sogar manipulierten, konnten wir nicht nur überleben, sondern auch<br />
Gesellschaften und Kulturen erschaffen und oftmals (aber gewiss nicht<br />
immer) eine bessere Lebensqualität erzielen. Gelungene Nachbarschaft<br />
brachte uns Aufschwung und Blüte und ein längeres, erfüllteres Leben.<br />
Natürlich ist es nicht immer einfach, Nachbarn zu sein. Menschen<br />
haben unterschiedliche Ansichten und Bedürfnisse, Werte und Verhaltensweisen.<br />
Die Vorteile eines gemeinsamen Standorts können sich ebenso<br />
leicht zu Problemen entwickeln wie ein Überangebot zu Abfall, Energie zu<br />
Schadstoffausstoß, Mobilität zu Verkehrsstau, Zusammenarbeit zu Ausbeutung<br />
und Zusammenleben zu Konflikten führt.<br />
Dennoch ist der Begriff Nachbar in unserer sich rasch verstädternden<br />
Welt aktueller denn je. Überall auf der Welt verdichten sich die Städte<br />
nicht nur, sie werden auch vielfältiger. Genau diese Vielfalt und die Unterschiede<br />
sind es, die neue Möglichkeiten schaffen. Am einfachsten lässt<br />
sich alles, was die Gesellschaft zu bieten hat, nutzen, wenn man Nachbarn<br />
hat, enge Nachbarn.<br />
Nachbarn sein 25
Penthouse<br />
Gemeinsames<br />
Treppenhaus<br />
Öffentliche Vorderseite<br />
Verbundene Bauten<br />
Geschichtetes Gebäude<br />
Aktives Erdgeschoss<br />
30 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
Dach optimal nutzen<br />
Für eine zunehmende Verdichtung sprechen viele Gründe. Angesichts<br />
einer rasanten Verstädterung und schwindender Ressourcen<br />
müssen wir die vorhandene Infrastruktur effizienter nutzen,<br />
mit den vorhandenen Grundlagen besser umgehen – insbesondere<br />
mit dem zur Verfügung stehenden Raum – und dafür sorgen,<br />
dass das, was wir bauen, mehr für uns leistet. Doch beschert uns<br />
höhere Dichte allein noch kein besseres Leben. Nur weil gestapelte<br />
Flächen räumlich nutzbarer sind, sind sie nicht unbedingt<br />
von Vorteil.<br />
Wahre urbane Qualität entsteht durch Dichte und Vielfalt von<br />
Gebäudetypen und Nutzungen am selben Ort. Meiner Meinung<br />
nach können die unterschiedlichsten, selbst gegensätzliche<br />
Nutzungen und Nutzer nebeneinander bestehen und von den<br />
Annehmlichkeiten eines gemeinsamen Standorts profitieren, wenn<br />
das städtische Umfeld einer guten Nachbarschaft förderlich ist.<br />
Private Rückseite<br />
Umschließung<br />
Innenhof<br />
Blöcke als Bausteine 31
01.<br />
02.<br />
03.<br />
04.<br />
05.<br />
05. 06.<br />
01. Kopenhagen, Dänemark Der gemeinsame Mittelpunkt eines<br />
gemeinschaftlichen Außenraums zwischen einer großen, aber<br />
begrenzten Gruppe von Nachbarn – ein Ort für Begegnungen und<br />
Beziehungen auf kontrolliertem, neutralem Boden<br />
03. Kopenhagen Ein geschütztes Mikroklima zwischen den Gebäuden,<br />
in dem Grün gedeihen kann und Platz für gemeinsame<br />
Möbel und Spielgeräte vorhanden ist<br />
05. Kopenhagen Ein zugänglicher, sicherer Ort mit sauberer Luft<br />
zum Aufhängen von Wäsche<br />
02. Kopenhagen Ein ausgedehnter, leicht zugänglicher Garten im<br />
Hinterhof mit Spielkameraden – sicher vor dem Verkehr und gut<br />
überwacht<br />
04. Kopenhagen Ein sicherer Ort, um Spielzeug (und andere persönliche<br />
Gegenstände) über Nacht draußen zu lassen<br />
06. Tübingen, Deutschland Ein gemeinsamer Mittelpunkt für<br />
verschiedene Menschen (in unterschiedlichen Gebäuden und<br />
Eigentumsverhältnissen) dank des gemeinsamen Innenhofs<br />
38 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
Das Potenzial kleinerer Häuserblöcke:<br />
Donnybrook Quarter, London, England <br />
Das soziale Wohnungsbauprojekt Donnybrook<br />
Quarter ist ein Beispiel einer niedrigen, hochverdichteten<br />
Bebauung, die kostengünstig und zugleich exklusiv<br />
ist. Zwei neue Straßen unterteilen das Grund stück<br />
und lassen kleinere Blöcke entstehen. Diese schaffen<br />
nicht nur neuen öffentlichen Raum, indem sich eine<br />
der Straßen zu einem Platz aufweitet, sondern auch<br />
verbesserte fußläufige Verbindungen. Außerdem er <br />
geben sie mehr Straßenränder und erreichen so die<br />
erforderliche Dichte mit nur zwei- und dreigeschossigen<br />
Gebäuden. Die niedrigen Höhen ermöglichen die<br />
Unterbringung von Einzelhäusern mit eigener Haustür<br />
und ummauertem Gartenhof, die in einer einfachen<br />
und erschwinglichen Bauweise errichtet sind.<br />
Hier im Donnybrook Quarter liefern kleinmaßstäbliche<br />
Blöcke und einzelne Bauteile eine kompakte<br />
und zugleich sensible Lösung für das <strong>Stadt</strong>leben und<br />
beweisen, dass menschliches Maß und Privatsphäre<br />
auch bei höherer Dichte möglich sind.<br />
Straße<br />
Grundstück<br />
Rand<br />
Ursprünglicher Grundstücksrand<br />
Foto: Morley von Sternberg<br />
Zunahme der Grundstücksränder durch die Unterteilung<br />
in kleinere Blöcke<br />
Blöcke als Bausteine 39
01.<br />
02. 03.<br />
Grünflächen oder Gärten. Im Rahmen eines <strong>Stadt</strong>erneuerungsprojekts<br />
für diesen Block wurden die Mauern und die<br />
meisten Außengebäude entfernt und die Höfe zusätzlich<br />
bepflanzt. Es ist ein frühes Beispiel des Programms zur<br />
Begrünung von Innenhöfen, das die <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />
zur Verbesserung des innerstädtischen Lebens aufgelegt<br />
hat. Für die Aufwertung des Gebäudebestands in Kopenhagen<br />
ist dieses Programm entscheidend.<br />
Wie bei anderen städtischen Blöcken schaffen die<br />
Vorder- und Rückseiten der Gebäude zwei verschiedene<br />
Welten: außen, zur Straße hin, findet das öffentliche<br />
Leben statt, innen, im Hof, das private Leben. Jedes<br />
Gebäude richtet sich mit Fenstern und einer eigenen<br />
Haustür oder einem eigenen Durchgang zur Straße.<br />
So entsteht der Eindruck, dass das Leben im Inneren<br />
in irgendeiner Weise mit der Straße verbunden ist und<br />
ein reges Kommen und Gehen herrscht.<br />
Eingänge zum Innenhof<br />
Es führen mehrere Eingänge in das Innere des Blocks:<br />
eigene Hintertüren oder gemeinsame Treppenhäuser<br />
sowie mit Toren oder Türen verschlossene Durchgänge<br />
zwischen den Gebäuden. Der gemeinsame Innenhof ist<br />
gewöhnlich nicht verschlossen und öffentlich zugänglich.<br />
Allerdings spiegelt die sehr klare räumliche Ordnung<br />
eine gewisse soziale Kontrolle wider, die von<br />
allen Gästen respektiert werden sollte.<br />
Unterschiedliche Ebenen des Außenraums<br />
Im Rahmen des <strong>Stadt</strong>erneuerungsprogramms wurde<br />
der Innenhof für die Wohnungen im Erdgeschoss um<br />
kleine, ausschließlich private Räume erweitert. Im<br />
Innenhof existieren zwei weitere unterschiedliche Ebenen<br />
des Außenraums. Eine umfasst die alten einzelnen<br />
Höfe, die den Gebäuden am nächsten liegen und teilweise<br />
erhalten geblieben sind, jetzt aber mehr Grün<br />
aufweisen. Die andere weist in der Mitte eine große,<br />
gemeinschaftliche Grünfläche auf. Jede dieser Ebenen<br />
lädt zu unterschiedlichen Aktivitäten und Verhalten ein.<br />
Die gemeinschaftliche Grünfläche bietet genügend<br />
Platz für Gruppenaktivitäten wie geselliges Beisammensein<br />
oder Spiele sowie für gemeinsam genutzte Geräte<br />
(wie Grill und Sandkasten) und Möbel. An diesem<br />
Ort können sich die Bewohner des Blocks auf einem<br />
für sie neutralen oder gemeinsamen Boden treffen. Da<br />
es sich um einen privaten, gemeinschaftlich genutzten<br />
Raum handelt, repräsentiert er die gemeinsamen<br />
Interessen der Nachbarn, die sich das Eigentum teilen.<br />
Um inumquatius, od et pos nostibusdae volum acium et as is dolor<br />
42 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
Privater Bereich<br />
Gemeinsam genutzter Privatbereich<br />
Gemeinschaftlicher Bereich<br />
Eine Blockbebauung in Christianshavn mit<br />
einer ausgedehnten Gemeinschaftsfläche<br />
in der Mitte, umgeben von gemeinschaftlich<br />
genutzten Gärten und einigen kleinen<br />
Privatbereichen entlang des Gebäuderands<br />
Bewohner, deren Hausfronten verschiedenen Straßen<br />
zugewandt sind und die zuvor vielleicht nicht wussten,<br />
dass sie Nachbarn sind, können sich in diesem<br />
Innenraum begegnen. Ein kleines, aber durchdachtes<br />
Detail ist die gemeinsame Toilette. Sie ist sehr sinnvoll<br />
bei Gruppenveranstaltungen oder für Kinder, die<br />
draußen spielen und sich so den Weg ins Haus sparen<br />
können. Die Sauberkeit der Toilette spiegelt den Grad<br />
der gemeinsamen Verantwortung wider.<br />
Auch die älteren Einzelhöfe sind Gemeinschaftsflächen,<br />
werden aber von einer kleineren Gruppe von<br />
Bewohnern genutzt. Sie zeigen gewöhnlich eine stärkeres<br />
Maß an Identität als die gemeinschaftliche Grünfläche<br />
in der Mitte. Diese Gemeinschaftshöfe sind Orte, an<br />
denen Spielzeug, Fahrräder oder Kinderwagen abgestellt<br />
werden können. In diesen Bereichen sind Outdoor-Projekte<br />
möglich und die Bewohner dürfen ihre<br />
Materialien und Werkzeuge über Nacht draußen lassen.<br />
Gemeinschaftlich genutzte Außenmöbel können<br />
von den Bewohnern auch für die Bewirtung eigener<br />
Gäste eingesetzt werden.<br />
Die rein privaten Gärten, Terrassen oder Balkone<br />
schirmen die Bewohner im Erdgeschoss von den Aktivitäten<br />
im Innenhof ab. In diesen unmittelbar mit den<br />
Innenräumen verbundenen, nutzbaren Bereichen können<br />
sich die Bewohner entspannen, Wäsche aufhängen<br />
und persönliche Gegenstände aufbewahren. Diese<br />
Außenräume machen die Wohnungen im Erdgeschoss<br />
attraktiver. Die erhöhte Terrasse oder ein Balkon stärken<br />
die Privatsphäre.<br />
Neben den drei unterschiedlichen Außenräumen<br />
trägt auch die Positionierung der alten und neuen<br />
Nebengebäude, einschließlich der Fahrradschuppen<br />
und Lagerbehälter, zur räumlichen Komplexität des<br />
Innenhofs bei. Letztere sind nicht nur von praktischem<br />
Nutzen, sondern unterteilen den Hof auch optisch in<br />
kleinere Räume. Dadurch entstehen zusätzliche nutzbare<br />
Ecken und eine gewisse Intimität in den Räumen.<br />
Sie gewährleisten, dass nicht alles auf einmal sichtbar<br />
ist, und fordern stets zum Entdecken auf.<br />
Vor allem jüngeren Kindern bietet dieser komplexe<br />
Innenhof eine reiche Auswahl an Spielmöglichkeiten.<br />
Unterschiedliche Bereiche für diverse Spiele und Altersgruppen<br />
sind erreichbar, ohne das Grundstück verlassen<br />
oder eine verkehrsreiche Straße überqueren zu müssen.<br />
01. Verschiedene Bauten jeweils mit einem rückseitigen eigenen<br />
kleinen Garten<br />
02. Gemeinsamer Spielbereich in der Mitte des Blocks<br />
03. Gemeinschaftlicher Hinterhof<br />
Blöcke als Bausteine 43
Die Baugruppen:<br />
Das Modell Baugemeinschaft<br />
Weitsichtige deutsche Planer haben vorausgesagt,<br />
dass für die kommende Generation junger Menschen<br />
Immobilien von Bauträgern nicht mehr erschwinglich<br />
sein werden. In den letzten 15 Jahren haben deutsche<br />
Städte wie Freiburg im Breisgau, Tübingen, Hamburg<br />
und Berlin gemeinschaftliche Bauprogramme<br />
für sogenannte Baugemeinschaften oder Baugruppen<br />
entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Modell, bei<br />
dem die zukünftigen Eigentümer zu Bauherren werden.<br />
Die individuelle, parzellenweise Bebauung ermöglicht<br />
einen vielfältigen, hochwertigen und erschwinglichen<br />
Gebäudebestand. Das Konzept der Baugemeinschaft<br />
vereint die einzelnen privaten Wünsche der Bewohner<br />
mit den gemeinschaftlichen und sozialen Bedürfnissen.<br />
Städtische Wohnhäuser entsprechen nur selten den<br />
Anforderungen einer aktiven und wachsenden Familie.<br />
Die einzige Möglichkeit, ein Haus nach eigenen<br />
Vorstellungen zu realisieren, bedeutet, ein Grundstück<br />
außerhalb der <strong>Stadt</strong> zu finden und ein Einfamilienhaus<br />
zu bauen. Die Planung eines eigenen Hauses im<br />
urbanen Umfeld ist oft nur Wohlhabenden vorbehalten.<br />
Neubauwohnungen bieten zwar einige Wahlmöglichkeiten,<br />
aber diese beschränken sich auf Details wie<br />
die Fliesen im Badezimmer und die Küchenschränke.<br />
Die Vorstellung, den Entwurf eines eigenen Hauses in<br />
der <strong>Stadt</strong> selbst mitgestalten zu können, einschließlich<br />
Größe, Grundriss, Heizsystem und Dämmung, ist deshalb<br />
höchst interessant.<br />
Die Grundstücke der Baugemeinschaft werden<br />
von der Gemeinde überplant und in kleine Parzellen<br />
unterteilt, die anschließend zu einem festen Marktpreis<br />
zum Verkauf angeboten werden. Interessierte<br />
Käufer erhalten von der Gemeinde ein Programm mit<br />
Angaben zu den Höhenbegrenzungen, der zulässigen<br />
Bebauungsdichte, dem Einbeziehen von Nichtwohnfunktionen<br />
wie Arbeitsplätzen, den Wohnungstypen, der<br />
Mischung von Besitzverhältnissen und den Standards<br />
für Dämmung, erneuerbare Materialien und Umweltfreundlichkeit.<br />
Allgemein scheinen sich Privatpersonen<br />
viel stärker für Innovationen im Wohnungsbau zu<br />
interessieren als marktorientierte Bauträger.<br />
Die Baugemeinschaft bietet ein anderes Investitionsmodell<br />
als herkömmliche spekulative Bauvorhaben.<br />
Für den Hypothekengeber besteht ein geringeres<br />
Risiko, da die Käufer von Anfang an bekannt sind. Ihre<br />
Wohngebäude der Baugemeinschaft in Tübingen, Deutschland<br />
Namen, Adressen und Sicherheiten liegen vor. Selbst<br />
der Ausstieg von ein oder zwei Personen oder der Verlust<br />
ihres Arbeitsplatzes gefährdet nicht das Projekt.<br />
Diese maßgeschneiderten Lösungen können 40 Prozent<br />
günstiger ausfallen als herkömmliche standardisierte<br />
Wohnbauten, da der Bauträger keinen Gewinn erzielt. 9<br />
Einige Ausgaben entfallen, weil die Baugemeinschaft<br />
als Bauträgerin fungiert und keine Marketingkosten<br />
entstehen, da alles bereits zu Beginn des Projekts verkauft<br />
wird. Die künftigen Bewohner investieren häufig<br />
in hochwertigere Materialien und Ausstattungen und in<br />
bessere technische Lösungen, was wiederum die Wartungs-<br />
und Betriebskosten senkt. Es ist unwahrscheinlich,<br />
dass ein Bauträger mit nur kurzfristigem Interesse<br />
solche Entscheidungen treffen würde.<br />
In diesen Projekten herrscht von Anfang an Nachbarschaftsgeist.<br />
Im Grunde wählen die Mitglieder einer<br />
Baugemeinschaft ihre Nachbarn selbst aus. Während<br />
der Planungs- und Bauphase lernen sie sich gegenseitig<br />
kennen und können das Projekt verlassen, wenn sie<br />
sich überwerfen. Nach der Fertigstellung des Gebäudes<br />
sind sie gut miteinander bekannt und das tägliche<br />
Zusammenleben kann beginnen. Die nach dem Modell<br />
der Baugemeinschaft hergestellten Bauten sind besser<br />
auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Bewohner<br />
abgestimmt. Auch kümmern sich die Anwohner eher<br />
um ihr eigenes Gebäude und fühlen sich mit ihm verbunden,<br />
was eine stabile Gemeinschaft fördert. Da<br />
sie sich langfristig an das Projekt binden, investieren<br />
sie auch bereitwilliger in ihre Umgebung. Das Modell<br />
wird inzwischen in anderen europäischen Ländern und<br />
sogar in Australien getestet.<br />
58 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
Eine Gesellschaft besteht aus verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Mitteln und Träumen<br />
Die <strong>Stadt</strong> schlägt einen parzellenbezogenen Plan vor, der viele Einzelprojekte zulässt<br />
Die Baugemeinschaft: Jede Gruppe arbeitet zusammen, um den Entwurf und den Zeitplan<br />
für ihr eigenes Projekt zu entwickeln<br />
Das Ergebnis ist ein vielfältiges <strong>Stadt</strong>bild mit einer starken Identität und Gebäuden,<br />
die auf ihre Nutzer zugeschnitten sind<br />
Blöcke als Bausteine 59
XS<br />
Das kleinste aktive Erdgeschoss besitzt eine Tiefe von 25 bis 60 Zentimetern,<br />
also die Maße eines Regals oder Schranks. Diese Größe<br />
ist für sehr kleine Geschäfte gedacht, bei denen sich der Eigentümer<br />
oder Verkäufer im Freien aufhält. Die Abmessungen sind ausreichend<br />
für das Lagern von Waren und eine Auslage. Eine bewusst platzierte<br />
Einbaubank könnte ebenfalls als aktiver Rand gelten.<br />
XS 25–60 Zentimeter<br />
S 1–2 Meter<br />
S<br />
Bei einem 1 bis 2 Meter tiefen Raum kann sich der Händler oder Ladeninhaber<br />
im Innern aufhalten, wobei die Kunden draußen bleiben. Sie<br />
können durch eine Öffnung in der Wand bedient werden. Ein solcher<br />
Raum eignet sich für einen Kaffeestand, eine Schuh reparaturwerkstatt<br />
oder einen Zeitungskiosk. Hierbei wird die Straße als Verkaufsfläche<br />
genutzt, da die Kunden auf dem Bürgersteig um etwas anstehen.<br />
Häufig werden die Waren auch im Freien zur Schau gestellt. Kleine<br />
Einheiten dieser Art sind nützlich, um größere, weniger aktive Erdgeschossnutzungen<br />
wie Supermärkte oder Parkhäuser zu ergänzen.<br />
M<br />
Eine mittelgroße Einheit mit einer Tiefe von 4 bis 6 Metern bietet<br />
Raum für einen kleinen Laden oder ein Büro mit Platz für Kunden im<br />
Inneren. Sie befindet sich häufig in der vorderen Hälfte des Gebäudes,<br />
zur Straße hin, und kann verschiedene kleine Geschäfte, Werkstätten<br />
oder Büros beherbergen.<br />
M 4–6 Meter<br />
L 10–12 Meter<br />
L<br />
Ein großer Raum füllt die gesamte Tiefe und Breite des Erdgeschosses<br />
eines Gebäudes aus. Der öffentliche Bereich, etwa die Verkaufsfläche<br />
oder der Essbereich eines Restaurants, kann sich bis in den hinteren<br />
Bereich erstrecken. Alternativ lassen sich die Räumlichkeiten auch in<br />
Zonen unterteilen. Dabei befindet sich der Verkaufsbereich im vorderen<br />
Teil, Lager und andere Einrichtungen liegen in der (dunkleren) Mitte<br />
und die Küche, das Büro und der Personalbereich im hinteren, ruhigeren<br />
Bereich. Für manche Einzelhandelsgeschäfte werden „schmale<br />
Fronten und tiefe Grundrisse“ bevorzugt, nebeneinander angeordnet<br />
führt diese Form zu einer dichten und vielfältigen Ladenzeile.<br />
70 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
XS Die kleinsten Abmessungen ermöglichen das Lagern und Darbieten von Waren<br />
XS Belgrad, Serbien Bei einem Straßenladen<br />
aus einer dünnen Schicht von Schränken können<br />
Ladenbesitzer wie Kunden auf dem Bürgersteig<br />
stehen<br />
S Bei der nächstkleineren Einheit kann der Händler drinnen sein, während die Kunden<br />
draußen bleiben<br />
S Tokio, Japan Lediglich ein paar Meter ermöglichen<br />
die Existenz dieses Geschäfts. Beachtenswert<br />
sind die winzige Bar auf der Fensterbank und der<br />
Klapptisch<br />
M Die kleinen Räumlichkeiten zeigen nur zur Straßenseite des Gebäudes<br />
M Kopenhagen, Dänemark Einseitige Ladeneinheiten<br />
können mit ihren breiteren Fronten mehr<br />
Leben in die Straße bringen<br />
L Die mittelgroßen Räumlichkeiten reichen von der Vorder- bis zur Rückseite des Gebäudes<br />
Blöcke als Bausteine 71
Die Bedeutung von Nebenflächen<br />
Nebenräume – Keller, Dachböden und rückwärtige Anbauten – sowie Nebengebäude<br />
wie Garagen und Fahrradschuppen bieten langfristig Raum für Wachstum<br />
und Veränderungen.<br />
Kurz- bis mittelfristig können Dachböden, Keller und Nebengebäude dazu beitragen,<br />
viele praktische Nebennutzungen unterzubringen, zum Beispiel saisonale<br />
Lagerräume, Gemeinschaftseinrichtungen wie Waschküchen, Hobbyräume und<br />
geschützte Fahrradabstellflächen. Diese wichtigen Funktionen finden sich oft nur<br />
in einem vorstädtischen Kontext.<br />
Mittelfristig stellen diese einfachen Gebäude oder Flächen erschwingliche<br />
Räumlichkeiten für kleine Unternehmen dar. Die schlichten Räume ermöglichen<br />
es neuen Betrieben, sich in etablierten und beliebten Gebieten mit vielen Nachbarn<br />
und potenziellem Kundenstamm anzusiedeln.<br />
Das an die Straße angebundene Untergeschoss kann ein neu eröffnetes Geschäft<br />
enthalten, während ein Nebengebäude in einem ruhigen Innenhof für eine Werkstatt<br />
oder für das Büro eines Start-ups infrage kommt. Nichtwohnnutzungen in<br />
einem Wohngebiet tragen zur Anpassungsfähigkeit eines Viertels bei, indem sie die<br />
Bevölkerung diversifizieren und Aktivität zu unterschiedlichen Tageszeiten fördern.<br />
Langfristig können diese Nebenflächen an Bedeutung gewinnen, wenn der<br />
Standort in der Nachbarschaft beliebter wird. Es besteht auch die Möglichkeit, zu<br />
investieren und sie in Wohn- und Arbeitsräume umzuwandeln. Ehemalige Waschhäuser,<br />
Stallungen, Garagen und Dachböden werden so zu attraktiven Wohnungen<br />
aufgewertet. Umgebaute Marställe und Loftwohnungen sind bekannte Beispiele für<br />
die Umnutzung von Nebenräumen.<br />
01.<br />
01. Kopenhagen, Dänemark Die<br />
Attraktivität dieses ehemaligen<br />
Nebengebäudes in einem<br />
Hof wurde im Laufe der Zeit<br />
erkannt – ein kleines Haus in<br />
einem ruhigen, geschützten Hof<br />
mit direkter Anbindung an die<br />
Annehmlichkeiten der <strong>Stadt</strong><br />
02./03. Breitenrain, Bern, Schweiz<br />
Zu hochwertigem Büroraum<br />
aufgewertete Nebengebäude in<br />
einem ruhigen Hof sorgen tagsüber<br />
für ein lebendiges Wohngebiet<br />
Dachgeschosse, Untergeschosse, rückwärtige Erweiterungen und Nebengebäude bieten langfristig<br />
Raum für Wachstum und neue Nutzungen<br />
04. Kopenhagen, Dänemark<br />
An vielen Orten der <strong>Stadt</strong><br />
entstanden aus ehemaligen<br />
Dach geschossen zum Wäschetrocknen<br />
Wohnungen mit<br />
außergewöhnlichen Aussichten<br />
und Lichtverhältnissen<br />
80 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
02.<br />
03.<br />
04.<br />
Blöcke als Bausteine 81
Hinaufgehen<br />
Direkt hineingehen<br />
Hindurchgehen<br />
Breitere Bürgersteige<br />
Mittelstreifen<br />
108 Blød by<br />
Bordsteinerweiterungen
Verkehrsstau und räumliche Trennung hängen miteinander<br />
zusammen, da die mit der Trennung verbundene räumliche<br />
Ausbreitung mehr Platz erfordert und dies wiederum zu einem<br />
größeren Verkehrsaufkommen führt. Die von den Modernisten<br />
geplante <strong>Stadt</strong> mit ihren separaten Zonen und Funktionen<br />
erzeugt einen riesigen Bedarf an Verkehrsmitteln, um in den<br />
Genuss aller Vorzüge des städtischen Lebens zu gelangen.<br />
Gleichzeitig ruft die räumliche Trennung auch eine soziale<br />
Kluft hervor, weil unterschiedliche Menschen und Aktivitäten<br />
an völlig verschiedenen Orten angesiedelt sind. Die<br />
zonierte <strong>Stadt</strong> bewirkt nicht nur einen beschwerlichen Alltag,<br />
sondern stellt auch eine soziale Herausforderung dar,<br />
da sich (ethnisch, wirtschaftlich, beruflich und altersmäßig)<br />
unterschiedliche Gruppen von Menschen nicht auf natürliche<br />
Weise begegnen können.<br />
Städtische Mobilität bedeutet auch soziale Mobilität. Das<br />
Sich-Fortbewegen verbindet nicht nur mit dem jeweiligen<br />
Ziel, sondern auch mit den Orten und Menschen, denen<br />
man unterwegs begegnet.<br />
Direkt hineingehen<br />
Durchgehender Bürgersteig<br />
Fahrradweg<br />
Mittelstreifen<br />
Fahrradweg<br />
Bürgersteig als Haltestelle<br />
Fortbewegung und Vorankommen 109
Die menschliche Dimension<br />
der Mobilität<br />
Unabhängig davon, wie gut die verschiedenen Aktivitäten vor Ort integriert<br />
sind, besteht in jedem städtischen System ein Bedarf an weiteren Mobilitätsoptionen.<br />
Das fängt bei den kleinsten Wegen an, den Wegen von innen nach außen –<br />
vom Wohnzimmer zum Balkon, von der Wohnungstür zur Straße, von der Küche<br />
zum Innenhof. Diese scheinbar unbedeutenden Bewegungen sind wesentlich für<br />
ein bequemes und angenehmes Leben. Man könnte dies als System der fußläufigen<br />
Gebäude bezeichnen: Diese ermöglichen es, in weniger als einer Minute vom<br />
Schlafzimmer, dem Badezimmer oder dem Balkon zum Bäcker, zum Radweg oder<br />
zur Bushaltestelle zu gelangen.<br />
Städtische Mobilität umfasst Fußgänger, Radfahrer, Scooter und öffentliche<br />
Verkehrsmittel ebenso wie Personenkraftwagen und alle Arten von Dienstleistungsund<br />
Lieferfahrzeugen. Auf dieser Ebene wird Mobilität zumeist im Hinblick auf die<br />
jeweiligen Vorteile der verschiedenen technischen und infrastrukturellen Systeme<br />
diskutiert, ihre Kapazität, Geschwindigkeit und den Verkehrsfluss. Es gibt jedoch<br />
noch eine weitere Ebene der Mobilität, die sich mit der Schnittstelle zwischen der<br />
Beförderungsart und den Menschen befasst sowie der Frage, wie sich Mobilitätssysteme,<br />
unabhängig von ihrer Größe und Komplexität, in den kleinen Maßstab<br />
einer Wohnstraße integrieren lassen. Wie bei den fußläufigen Gebäuden ist auch<br />
das Leben im <strong>Stadt</strong>viertel von kleinen Bewegungen bestimmt, um die Straße zu<br />
überqueren, das Fahrrad auf den Radweg zu schieben oder auf den Bus zu warten.<br />
All diese kleinen Bewegungen, die verschiedene Mobilitätsformen nutzen, bieten<br />
Gelegenheiten für Begegnungen – sie laden dazu ein, mit anderen Menschen in<br />
Kontakt zu treten.<br />
01. Basel, Schweiz Eine Langstrecken-<br />
<strong>Stadt</strong>bahn verlangsamt ihr<br />
Tempo im <strong>Stadt</strong>zentrum auf das<br />
der Menschen. Die Schienen<br />
geben den Fußgängern Sicherheit<br />
und sie fühlen sich wohl in<br />
der Nähe der sauberen elektrischen<br />
Straßenbahnen, die viel<br />
leiser als Busse sind. Beachtenswert<br />
sind das geparkte Fahrrad<br />
und das schlafende Baby<br />
02. Tokio, Japan Nutzer aller<br />
Altersgruppen interagieren mit<br />
verschiedenen Formen der<br />
Mobilität<br />
03. Freiburg i. Br., Deutschland<br />
Öffentliche Verkehrsmittel<br />
bieten unzählige Möglichkeiten,<br />
Menschen zu treffen, die<br />
anders sind als man selbst<br />
Die menschliche Dimension der<br />
Mobilität beginnt im Gebäude,<br />
und sie stellt eine nahtlose Verbindung<br />
zwischen den verschiedenen<br />
Alltagssituationen her<br />
110 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
01.<br />
02. 03.<br />
Dies ist die menschliche Dimension der städtischen Mobilität. Sich fortzubewegen<br />
gehört unabdingbar zum täglichen Leben, während es beim Vorankommen darum<br />
geht, sich weiterzuentwickeln, das Leben voranzubringen und mit den Menschen<br />
in unserem Umfeld Kontakt aufzunehmen und sich wohlzufühlen. Fußläufigkeit<br />
kann soziales Miteinander schaffen. Wir müssen erkennen, dass Fußläufigkeit jeden<br />
einzelnen Schritt und jede bauliche Beziehung, jedes Gebäude, in dem Menschen<br />
leben und arbeiten, und selbst den kleinsten Raum, in dem sich Menschen bewegen,<br />
beinhaltet.<br />
Fortbewegung und Vorankommen 111
Die Bordsteinerweiterung<br />
Straßenecken sind Mittelpunkte im <strong>Stadt</strong>viertel. Diese kleinen, lokalen Konzentrationspunkte,<br />
an denen sich Wege kreuzen, offenbaren viele Möglichkeiten.<br />
Straßenecken können Treffpunkte sein oder einfach nur eine Gelegenheit zum<br />
Stehenbleiben, Durchatmen und Beobachten des Umfelds. Angesichts der vielen<br />
Fußgänger, die sich in verschiedene Richtungen bewegen oder auf das Überqueren<br />
warten, stellen Straßenecken und Kreuzungen ein Problem dar.<br />
Eine Bordsteinerweiterung an der Straßenecke ist für einige dieser Herausforderungen<br />
eine einfache, doch höchst effektive Lösung. Durch die Erweiterung des<br />
Bürgersteigs zur Kreuzung hin wird der Raum ausgewogener verteilt. Es entsteht<br />
mehr Platz für wartende Fußgänger und ihre Bewegungen, eine bessere Übersicht<br />
zur eigenen Orientierung und Raum für lokale Aktivitäten, die dem sozialen oder<br />
kommerziellen Potenzial der Ecke entsprechen. Die Bordsteinerweiterung dämmt<br />
gefährliches Fahrverhalten an der Kreuzung ein und macht zugleich die Fußwege<br />
kürzer und sicherer. Sie stellt Raum für <strong>Stadt</strong>mobiliar zur Verfügung, das an einer<br />
stark befahrenen Durchgangsstraße für eine kleine Ruhepause sorgt, und für Bepflanzungen,<br />
die das „harte“ Straßenbild auflockern.<br />
01.<br />
Bordsteinerweiterungen teilen<br />
die Straße neu auf zugunsten<br />
der langsameren und sanfteren<br />
Aspekte des öffentlichen Lebens.<br />
Fußgänger werden gegenüber<br />
Fahrzeugen bevorzugt<br />
01./02. Lyon, Frankreich Bordsteinerweiterungen<br />
an den<br />
Gebäudeecken erleichtern das<br />
Überqueren der Straße und<br />
schaffen Platz für Bereiche mit<br />
Stühlen und Tischen ähnlich den<br />
Parklets<br />
03./04. Mar del Plata, Argentinien<br />
Bei diesem Pilotprojekt werden<br />
die Bordsteine an den Gebäudeecken<br />
nur mit Farbe und<br />
temporären Pollern erweitert.<br />
<strong>Stadt</strong>mobiliar und Pflanzgefäße<br />
auf dem ehemaligen Autobereich<br />
laden zum Anhalten,<br />
Verweilen und Sitzen ein. Fotos:<br />
Municipalidad de Mar del Plata<br />
05./06. Buenos Aires, Argentinien<br />
Aufgemalte Bordsteinerweiterungen<br />
erleichtern das Überqueren<br />
der Straße und laden<br />
zum Verweilen ein<br />
126 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
02.<br />
03. 04.<br />
05. 06.<br />
Fortbewegung und Vorankommen 127
Zeit<br />
Besonders interessant ist beim „Linearen Barcelona“<br />
der Zeitaspekt. Der Ansatz erkennt die Bedeutung einer<br />
Beschleunigung der baulichen Entwicklung an und<br />
erleichtert daher die Planung und die Bauausführung.<br />
Auch den Vorteilen einer schrittweisen Entwicklung<br />
über die Jahre wird Rechnung getragen, die mit dem<br />
Leben der dort wohnenden Menschen in Einklang steht.<br />
Kurzfristig erleichtert das „Lineare Barcelona“<br />
den Einstieg in das Projekt. Durch die eindeutige<br />
Festlegung der Grenzen besteht die Gewissheit, dass<br />
ein größeres oder höheres Gebäude nicht genehmigt<br />
wird und der Grundstückseigentümer oder Bauträger<br />
sogleich anfangen kann. Diese Grenzen geben den<br />
Nachbarn auch die Sicherheit, dass sie vor einer ungeordneten<br />
oder willkürlichen Bebauung außerhalb der<br />
festgelegten Zonen geschützt sind. Damit erübrigen<br />
sich Einsprüche gegen Bauanträge. Dank des einfachen<br />
und übersichtlichen einseitigen Regelwerks kann<br />
der Bauherr sehr gut nachvollziehen, was möglich ist.<br />
Da Projekte, die diese Anforderungen erfüllen, zügig<br />
durch das Planungssystem geleitet werden, können sie<br />
schneller beginnen.<br />
Im Gegensatz zu Megaprojekten mit ausschließlich<br />
Neubeuten, die ein genaues Timing erfordern<br />
und enorme Störungen verursachen, entsteht das<br />
„Lineare Barcelona“ Stück für Stück über viele Jahre.<br />
Die Gemeinschaft im Umkreis funktioniert weiterhin<br />
mehr oder weniger normal, passt sich jeweils den Veränderungen,<br />
der neuen Bevölkerung und den neuen<br />
Aktivitäten an und nimmt sie auf. Jedes Projekt hat<br />
seinen eigenen Zeitplan, und ob es früher oder später<br />
fertig wird, wirkt sich nicht auf das Ganze aus. Hierin<br />
liegt eine gewisse Zeittoleranz.<br />
Das „Lineare Barcelona“ ist insofern genial, als<br />
es auf Vorhandenem aufbaut und dadurch der <strong>Stadt</strong><br />
hilft, mehr zu leisten und die vorhandenen Ressourcen<br />
besser einzusetzen. Es erweitert die <strong>Stadt</strong>, ohne<br />
die existierenden, inhärenten Qualitäten zu zerstören<br />
oder zu beschädigen, und ermöglicht eine schrittweise<br />
Entwicklung im Laufe der Zeit. In dieser höheren<br />
Dichte koexistieren neue Gebäude mit den alten. Dies<br />
ist nicht nur eine Frage unterschiedlicher Ästhetiken<br />
oder architektonischer Maßstäbe. Vielmehr geht es<br />
auch um das Nebeneinander verschiedener Aktivitäten<br />
und Menschen, neuer und alter, öffentlicher und<br />
privater, Seite an Seite in derselben Straße.<br />
Die Studie Transforming Australian Cities hat eine<br />
menschliche Note, denn sie nennt Menschen pro<br />
Hektar und nicht Gebäudedichten. Sie anerkennt die<br />
menschliche Dimension, weil sie kleinere, schrittweise<br />
Entwicklungen vorsieht. Die Bewohner können so die<br />
Vorteile während des Entstehens erfahren. Es entstehen<br />
nicht nur Gebäude im menschlichen Maßstab, auch<br />
der Wandel erfolgt im menschlichen Tempo.<br />
Obwohl der Maßstab und die Struktur von Barcelona<br />
inspiriert sein könnten, zeigt sich in den inneren<br />
Vororten von Melbourne eine neue Architektur, eine<br />
regionstypische urbane Ausdrucksweise, die einzigartig<br />
ist und zu ihrem Ort gehört.<br />
Diese Art eines Bebauungsmodells ist für viele andere<br />
Teile der Welt von Bedeutung und veranschaulicht,<br />
dass eine hohe Dichte auch ohne Hochhäuser erreichbar<br />
ist und dass eine höhere Dichte mehr Menschen<br />
eine bessere Lebensqualität bieten kann.<br />
Melbournes neue regionstypische <strong>Stadt</strong>architektur<br />
146 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
Das Modell „Lineares Barcelona“<br />
Bestand mit verkehrsschwachen Straßen, die von einem qualitätsvollen öffentlichen Nahverkehr bedient werden<br />
Kurz- und mittelfristig lassen sich Straßen mit Bäumen, Fahrradwegen und Möbeln aufwerten und erste Neubauten neben den alten errichten.<br />
Für die vorhandenen Gebäude können neue Nutzungen gefunden werden<br />
Mittel- bis langfristig kann der Gebäudebestand ersetzt, verdichtet und diversifiziert werden, und zwar in einem Tempo,<br />
bei dem die lokalen Unternehmen und die Bewohner Teil der Entwicklung sein können. Mit wachsender Bevölkerung<br />
können die öffentlichen Nahverkehrsmittel häufiger verkehren<br />
Fortbewegung und Vorankommen 147
158 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong><br />
Der Querschnitt eines Pariser Hauses um 1850 zeigt den in jedem Geschoss unterschiedlichen wirtschaftlichen Status<br />
der Mieter (Edmund Texier, Tableau de Paris [Paris 1852])
die funktionale, soziale und wirtschaftliche Vielfalt, die ein Gebäude<br />
beherbergen kann.<br />
Der Zeichner artikuliert die Schwächen der Gesellschaft, indem<br />
er das Innenleben der <strong>Stadt</strong> und die wirtschaftliche Kluft aufzeigt. Für<br />
diese Illustration gibt es jedoch auch eine andere Lesart. Was zählt, ist<br />
die gemeinsame Adresse dieser unterschiedlichen Menschen. Sie alle<br />
leben unter demselben Dach. Sobald sie ihre Wohnungstür verlassen,<br />
sind sie Nachbarn, und sobald sie auf die Straße treten, gehören sie<br />
der gleichen Gemeinschaft an und haben Zugang zu den Vorzügen der<br />
<strong>Stadt</strong> in ihrer Nähe.<br />
Wenn ein Gebäude diese Vielfalt aufnehmen kann, dann erst recht<br />
ein Block, weil sich das Muster wiederholt. Daher können Menschen mit<br />
multiplen Fähigkeiten, Bedürfnissen, finanziellen Mitteln und Hintergründen<br />
und in diversen Lebensabschnitten als Nachbarn zusammenleben.<br />
Bereits lange vor dem Modernismus scheinen die meisten formalen Planungen<br />
sich darin zu wiederholen, die bauliche Umwelt ordnen zu wollen,<br />
was meistens mit der Trennung von unterschiedlichen Menschen und<br />
Nutzungen einhergeht. Im Gegensatz zu den Personen in der französischen<br />
Zeichnung wohnen heute Menschen mit ungleichen Einkommensverhältnissen<br />
kilometerweit voneinander entfernt.<br />
Existiert eine Parallele zwischen dem Naturwald und der traditionellen<br />
<strong>Stadt</strong> oder Gemeinde? Ebenso wie der Wald nicht nur eine<br />
große Ansammlung von Bäumen ist, ist die <strong>Stadt</strong> nicht nur eine große<br />
Ansammlung von Gebäuden. In beiden Fällen ist das Ganze größer als<br />
die Summe der Einzelteile. Wenn die <strong>Stadt</strong> gut funktioniert, kann sie<br />
auch ein symbiotisches und nachhaltiges System sein, das eine große<br />
Lebensvielfalt beherbergt.<br />
So wie Bäume können auch Gebäude spezifische und verschiedene<br />
Schichten aufweisen – die Erdgeschossebene ist die geschäftigste und<br />
konzentrierteste, danach kommen die relativ ruhigen mittleren Geschosse<br />
und schließlich der besondere Ort im Dachgeschoss, wo das Gebäude<br />
wie die Baumkronen auf den Himmel trifft. Sind die abgetrennten Zonen<br />
der modernistischen Planung, die Sozialwohnungen, die bewachten<br />
Wohnviertel, die Gewerbegebiete und die Einkaufszentren das urbane<br />
Äquivalent zum Forst?<br />
Wie das Leben im Wald ist auch das urbane Leben stets im Wandel<br />
begriffen. Die durch räumliches Schichten und Nebeneinanderstellen<br />
bewirkte lokale Komplexität verhilft der <strong>Stadt</strong>, sich den ständig verändernden<br />
Lebensbedingungen anzupassen und sie einzuverleiben.<br />
Leben schichten 159
01.<br />
02.<br />
03.<br />
05.<br />
Lösungen, die Licht, Luft und Lärm der urbanen Umgebung filtern:<br />
01. Barcelona, Spanien<br />
02. Lyon, Frankreich<br />
03. Basel, Schweiz<br />
04. Melbourne, Australien<br />
04.<br />
05. Freiburg i. Br., Deutschland<br />
174 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
Ein praktischer und flexibler Filter:<br />
Die Edinburgher Haustür<br />
Die traditionelle Eingangstür in Edinburgh, Schottland,<br />
kombiniert eine schwere äußere Haustür mit<br />
einer leichteren Innentür aus Glas. Dazwischen fungiert<br />
ein Windfang als komplexer klimatischer Filter,<br />
der auf die unterschiedlichen täglichen Bedürfnisse<br />
der Nutzer reagieren kann. Ein thermischer Puffer<br />
aus zwei Türen bewirkt eine bessere Isolierung und<br />
weniger Wärmeverluste beim Betreten und Verlassen<br />
in der kalten Jahreszeit.<br />
Der Windfang kann auch Kleidung und Utensilien<br />
für draußen aufnehmen, zum Beispiel Regenmäntel,<br />
Gummistiefel und Regenschirme, die in regenreichen<br />
Gebieten üblich sind.<br />
Durch ein Oberlicht über der Haustür gelangt natürliches<br />
Licht in den Windfang, selbst bei geschlossener<br />
Tür. Die innere Glastür kann gemustertes oder opakes<br />
Glas oder auch einen Vorhang als Sichtschutz aufweisen.<br />
Die beiden Türen, eine Lampe und der Vorhang bieten<br />
verschiedene Ebenen der Verbindung zur Straße. Die<br />
vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der Öffnung<br />
von Türen und Vorhang und auch das ein- oder ausgeschaltete<br />
Licht beeinflussen das Verhalten auf der<br />
Straße. Sowohl die Haustür als auch die Glastür können<br />
weit geöffnet, ganz geschlossen, leicht angelehnt,<br />
verriegelt oder entriegelt sein und signalisieren so den<br />
Grad der Offenheit für Geselligkeit.<br />
Der Ausdruck von Offenheit erhöht auch das Sicherheitsempfinden,<br />
weil vor allem in der Nacht eine Straße<br />
sicherer anmutet, wenn Licht brennt und die Türen<br />
offen sind. Ebenso kann ein beleuchteter Windfang den<br />
Eindruck erwecken, dass das Haus bewohnt ist, und<br />
so die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs verringern.<br />
Mit dem Wetter leben 175
01.<br />
Attraktive und nützliche Freiräume<br />
Für die Gestaltung attraktiver und praktischer Freiräume<br />
in dieser so nah am Meer gelegenen Region ist<br />
das Mikroklima ein zentraler Aspekt. Doch gewährleistet<br />
der Masterplan darüber hinaus auch ein breites<br />
Spektrum an Raumerfahrungen, mit unterschiedlichen<br />
Räumen und Außenbereichen, von ganz privat und<br />
intim bis zu öffentlich.<br />
Der öffentliche Raum hat einen großen Anteil am<br />
Erfolg von Bo01, von den größeren Parks im <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
bis zu den vielen kleinen Plätzen in der Nachbarschaft.<br />
Bo01 ist vom öffentlichen Raum regelrecht eingerahmt.<br />
Im Westen liegen das Meer und die Uferpromenade<br />
(Sundspromenaden) sowie der grüne Erholungspark<br />
Daniaparken und im Osten der Ankarparken mit seinem<br />
Kanal zum Meer. Diese zwei wichtigen öffentlichen<br />
Seiten bedeuten, dass es keine unerwünschte Rückseite<br />
gibt. In beiden Bereichen herrscht ein anderes Mikroklima.<br />
Die Uferpromenade bietet eine weite Aussicht,<br />
die viele Menschen anlockt, um die Abendsonne zu<br />
sehen. Hier weht zuweilen ein starker Seewind, der die<br />
Aktivitäten bei bestimmten Wetterlagen einschränkt.<br />
Der Park am Kanal ist eher windstill, hat ein berechenbareres<br />
Klima und ist ein ruhigerer und entspannterer<br />
Ort. Diese beiden Räume ergänzen sich gegenseitig,<br />
und ihre inhärenten Unterschiede bieten den Bewohnern<br />
die Wahl, wo sie sich lieber aufhalten möchten.<br />
01. Die Ansicht der Sundspromenaden zeigt die Aneinanderreihung<br />
einzelner Gebäude zu einer Straße. Collage: Sotaro Miyatake<br />
02.–04. Auffallend ist, dass die Bewohner ihre Türen offenstehen<br />
lassen und ihre persönlichen Gegenstände auf der Straße<br />
ausbreiten. Dies zeugt von einer Freiluftkultur und einem gewissen<br />
Vertrauen, das wir eher mit einem alten Dorf als mit einer<br />
relativ neuen urbanen Siedlung assoziieren würden<br />
05. Eine Pergola in einem der kleinen öffentlichen Bereiche<br />
02.<br />
03.<br />
198 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
Eine grüne Nachbarschaft<br />
Bei Bo01 enthielt der Plan einen sogenannten<br />
Grünflächenfaktor, der die Vorteile von Elementen<br />
zur Förderung der Artenvielfalt berücksichtigt. So wie<br />
jedes Grundstück einen anderen Gebäudearchitekten<br />
hatte, so hatte auch jedes Grundstück einen anderen<br />
Landschaftsarchitekten, um vielfältige Lösungen zu<br />
gewährleisten. Die Bauherren und ihre Planer verwendeten<br />
für jeden Standort ein Punktesystem, das<br />
eine Vielzahl von Lösungen für den Grünbedarf in<br />
der Umgebung ihrer Gebäude ermöglichte. Punkte<br />
erhielten große Bäume und Sträucher, Grünflächen<br />
und Pflanzbeete, Begrünungen von Mauern, etwa mit<br />
Schling- und Kletterpflanzen, und Dächern, etwa mit<br />
Sedum, sowie Wasserflächen wie Teiche und andere<br />
Wasserspiele. Die Liste umfasste 35 umfangreiche<br />
Umweltmaßnahmen, von denen mindestens 10 in<br />
jedem Wohnhof umzusetzen waren.<br />
Grüne Punkte wurden außerdem vergeben für<br />
Vogelnistkästen an den Wohnungen und einen Fledermauskasten<br />
auf jedem Grundstück, die Verwilderung<br />
eines Teils des Hofgartens, das Anpflanzen von 50<br />
einheimischen Wildblumenarten, Gründächer und für<br />
Systeme zum Auffangen und Wiederverwenden von<br />
Regenwasser. Dieser Grünflächenfaktor soll gegebenenfalls<br />
auch in der <strong>Stadt</strong> Malmö angewendet werden.<br />
Ähnliche Grünflächenfaktoren kamen in deutschen<br />
Städten wie Berlin und Seattle in den USA zum Tragen.<br />
Immer mehr Städte erwägen ein solches Vorgehen,<br />
um dem Bedarf an Grünflächen und Artenvielfalt auf<br />
dynamischere Weise zu begegnen.<br />
04. 05.<br />
Mit dem Wetter leben 199
01.<br />
02.<br />
03.<br />
04. 05.<br />
06. 07.<br />
220 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
01. Kopenhagen, Dänemark Ohne<br />
Zäune oder Mauern öffnet sich<br />
dieser Schulhof vollständig zu<br />
einem öffentlichen Platz<br />
02. Paris, Frankreich Stände<br />
der Bouquinisten bevölkern<br />
die schweren Schutzmauern<br />
entlang der Seine und sorgen<br />
für Arbeitsplätze, Kultur und<br />
Unterhaltung<br />
03. Barcelona, Spanien Offizielle<br />
Informationskampagne<br />
zur Förderung eines besseren<br />
Verhaltens an öffentlichen<br />
Orten<br />
04. New York, USA Der große,<br />
gemeinsam genutzte Tisch in<br />
einem Café ermöglicht spontane<br />
Interaktion<br />
05. Paris, Frankreich Auf einer<br />
durchlässigen Kiesfläche<br />
und unter einem Blätterdach<br />
ermöglichen bewegliche Stühle<br />
unbegrenzte Sitzmöglichkeiten<br />
06. Kopenhagen, Dänemark<br />
Hybrides Reisen – mit dem<br />
Kurierfahrrad im Vorortzug<br />
07. Tokio, Japan Großeltern und<br />
Enkelkinder nutzen die Vorteile<br />
einer Fußgängerzone<br />
Was lässt menschliche Siedlungen fortbestehen? Wie konnte Rom<br />
den Untergang des Römischen Reiches überleben und anderthalb<br />
Jahrtausende später die Hauptstadt eines modernen Italiens sein?<br />
Dresden und Hiroshima wurden durch Bombenangriffe zerstört und<br />
einzig aus Staub und Erinnerungen zu neuem Leben erweckt. Warum<br />
gelingt es dagegen vielen neu geplanten Städten nicht, zu florieren?<br />
Wird aus Brasília jemals ein Rio oder aus Canberra ein Sydney?<br />
Gleichzeitig erweisen sich Favelas als anpassungsfähig und<br />
sind viel lebendiger als stark subventionierte, geplante Wohnbauprojekte.<br />
Einige informelle Siedlungen, die ohne Architekten, Planer<br />
oder Subventionen auf den minderwertigsten Grundstücken entstanden,<br />
haben über raschend nachhaltige, integrative und enge Gemeinschaften<br />
geschaffen, die auf die sich wandelnden Bedürfnisse ihrer<br />
Bewohner reagieren.<br />
Um unseren Lebensraum zu verbessern, müssen wir uns mit den<br />
Heraus forderungen unseres Umfelds befassen; um ihnen gerecht zu<br />
werden, müssen wir sie bereitwillig annehmen. Wir brauchen eine<br />
engere Verbindung zur Welt um uns herum. Das Errichten einer Mauer<br />
löst nicht das Problem auf der anderen Seite. In vielerlei Hinsicht verschärft<br />
es dieses nur. Stattdessen müssen wir Beziehungen aufbauen.<br />
Angesichts des Klimawandels, der Segregation, der Verkehrsstaus und<br />
der raschen Verstädterung bedarf es besserer Beziehungen zur Erde,<br />
zu den Mitmenschen und Orten. Weder der Bau alleinstehender, in<br />
den Himmel ragender klimatisierter Gebäude oder bewachter Wohnviertel<br />
noch mehr Straßen und autonome Autos werden uns mit den<br />
globalen Herausforderungen oder miteinander verbinden, um diese<br />
Herausforderungen letztlich gemeinsam angehen zu können.<br />
Die <strong>Stadt</strong> oder die Gemeinde ist ein System von Beziehungen,<br />
ein gemeinsamer Standort mehrerer, sich überschneidender Systeme<br />
unterschiedlicher Beziehungen – öffentliche und private, gemeinschaftliche<br />
und individuelle, formelle und informelle. Wie die natürlichen<br />
Schichten im Wald verbinden die vielfältigen, untereinander verknüpften<br />
Beziehungen verschiedene Phänomene miteinander und erhöhen<br />
die Resilienz des Ganzen.<br />
<strong>Sanfte</strong>s ist schwer zu brechen 221
7. Angenehmes Mikroklima<br />
Der physische Komfort eines guten Mikroklimas<br />
ist besonders für das öffentliche Leben wichtig, da er<br />
zum Gehen, Radfahren und zum Aufenthalt im Freien<br />
ermuntert. Dies schließt auch die Nutzung öffentlicher<br />
Verkehrsmittel mit ein, da sie ebenfalls mit Fußwegen<br />
und Wartezeiten im Freien verbunden ist. Wie bereits<br />
beim zweiten Kriterium zum Leben im Freien erwähnt,<br />
kann der Aufenthalt in den Zwischenbereichen der<br />
Gebäude die für das <strong>Stadt</strong>leben typischen beengten<br />
Lebensbedingungen ausgleichen.<br />
Mit der angestrebten Wechselwirkung von gebauter<br />
Form und Mikroklima soll das Wetter gemildert,<br />
aber nicht geleugnet oder verändert werden. Vielmehr<br />
werden Extreme herausgefiltert. Entsprechend dem<br />
Motto „wettergerechte Kleidung“ sollen Menschen mit<br />
ihrem Klima in Einklang kommen, indem es ihnen nähergebracht<br />
wird. Dies geht mit einer geringeren Abhängigkeit<br />
von Heizungs- und Kühlungssystemen einher.<br />
Um eine lebendigere Nachbarschaft zu bilden und<br />
ein nachhaltigeres Verhalten, insbesondere aktive Mobilität,<br />
zu fördern, sollte das angenehme Mikroklima<br />
direkt vor der Haustür beginnen. Dies ist der Ort, an<br />
dem der Spaziergang oder Weg zur Bushaltestelle (oder<br />
zu einem anderen Ziel) seinen Ausgang nimmt oder<br />
an dem sogar gewartet wird. Es reicht nicht aus, ein<br />
angenehmes Klima nur in außergewöhnlichen Bereichen<br />
zu schaffen, es ist die gesamte urbane Form einzubeziehen.<br />
Jan Gehl stellt häufig fest, dass die meisten<br />
älteren <strong>Stadt</strong>viertel diese Qualität aufweisen.<br />
Eine urbane Form mit einheitlich niedrigeren<br />
Gebäudehöhen schafft nahezu immer ein besseres<br />
Mikroklima, weil hohe Strukturen als Ursache von<br />
Turbulenzen fehlen. Höhere Gebäude fangen häufig<br />
stärkere und kältere Winde ab und leiten sie auf den<br />
Boden, wodurch die Zwischenräume ungemütlich,<br />
zugig und dem Wind ausgesetzt sind. Außerdem werfen<br />
hohe Gebäude längere Schatten, sodass die Orte<br />
dunkel und kalt bleiben.<br />
Gebäude mit aerodynamischen Dachformen wie<br />
Schräg-, Walm-, Rund- oder Mansardendach können<br />
stärkere Winde vom Boden wegleiten und die Sonne<br />
in die Zwischenräume einfallen lassen.<br />
Wenn sonnige Gebäuderänder und Windschutz<br />
kombiniert werden, zum Beispiel in Innenhöfen, entstehen<br />
angenehme Plätzchen, die sich auch in der<br />
kälteren Jahreszeit für einen Aufenthalt im Freien eignen.<br />
Interessanterweise können geschlossene Räume<br />
wie Innenhöfe auch in heißeren Klimazonen nützlich<br />
sein, da sie sowohl Schatten spenden als auch für die<br />
kälteren Nächte als Wärmespeicher dienen. Halbgeschlossene<br />
Räume wie zurückgesetzte Balkone haben<br />
eine längere Saison.<br />
Kleine Details wie Öffnungen können für die mikroklimatische<br />
Erfahrung von Bedeutung sein. Fenstertüren<br />
und niederländische Türen oder Stalltüren können<br />
einen ganzen Raum in einen Balkon verwandeln und<br />
240 <strong>Sanfte</strong> <strong>Stadt</strong>
die Menschen innen mit der frischen Luft und dem<br />
Leben draußen verbinden.<br />
Regen sollte kein Hindernis für die tägliche Fortbewegung<br />
im <strong>Stadt</strong>viertel sein. Verschiedene bauliche<br />
Maßnahmen ermöglichen die Bewegung und<br />
den Aufenthalt im Freien auch bei Nässe. Diese Art<br />
von Schutzbauten umfasst Auskragungen, Vordächer,<br />
Markisen und großzügige Dachvorsprünge entlang des<br />
Gebäuderandes sowie größere Lösungen wie Kolonnaden,<br />
Arkaden und überdachte Gehwege.<br />
Das mit einer gebauten Form geschaffene,<br />
angenehme Mikroklima ermöglicht einen<br />
längeren Aufenthalt im Freien.<br />
Worauf zu achten ist:<br />
• Gleichbleibende mikroklimatische<br />
Bedingungen in einem Raum<br />
• Schutz vor starken Winden und Vermeiden<br />
von Turbulenzen<br />
• Sonneneinstrahlung und Vermeiden von<br />
Schatten (oder das Gegenteil, abhängig<br />
vom lokalen Klima)<br />
• Aerodynamische Dachform<br />
• Geschützte oder umschlossene<br />
Außenbereiche<br />
• Nützliche Öffnungen<br />
• Regenschutz an Rändern<br />
Neun Kriterien für lebenswerte urbane Dichte 241
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Das Copyright für die Texte liegt beim Autor.<br />
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Wenn nicht anders angegeben oder unten aufgeführt, stammen die Fotos vom Autor.<br />
Sofie Kvist: S. 24/02. Lars Gemzøe: S. 34/01, 02; S. 38/01, 03; S. 62/01; S. 75/02, 03, 05;<br />
S. 125/01, 02; S. 128/01−03; S. 132, 133/01−04; S. 135/02; S. 149/Mitte; S. 150/3. Bild<br />
von oben; S. 165/01, 02; S. 166/03; S. 183 oben; S. 206/02; S. 209/03, 04; S. 198. Birgitte<br />
Svarre: S. 38/01, 02; S. 166/01, 02, 04. Julia Day: S. 220/04<br />
Das Gesamtkonzept des Buches, das Layout, der Umschlag, alle Illustrationen und die Diagramme<br />
wurden vom Autor entworfen, mit Ausnahme des Diagramms unten auf Seite 101,<br />
das auf die Idee von Kristian Villadsen zurückgeht. Marie Boye Thomsen hat diese Komponenten<br />
zu einem publizierbaren Buch zusammengestellt. Mein Dank geht an Pia Jablonsky,<br />
die mir bei so mancher kniffliger Wortwahl beratend zur Seite stand.<br />
Übersetzung: Joanna Zajac-Heinken, Köln<br />
Lektorat: Ute Rummel, Aschau im Chiemgau<br />
Projektmanagement Verlag: Theresa Hartherz, ovis, Berlin<br />
Satz: Bild1Druck, Berlin<br />
Lithografie: Bild1Druck, Berlin<br />
Gedruckt in der Europäischen Union<br />
Projektteam Gehl<br />
Projektmanagement: Birgitte Svarre<br />
Grafikerin: Marie Boye Thomsen<br />
Architekt: Scott Przibella<br />
Koordination Grafiken und Vektorgrafiken: Martin Nelson<br />
Wissenschaftliche Mitarbeit: Camilla Siggard-Andersen<br />
Studentische Mitarbeit: Elena Balabanska, Arianna Bavuso, Anne Louise Brath Severinsen,<br />
Samuel Csader, Mads Kjær, Anna Lindgaard Jensen<br />
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<br />
http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />
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Lützowstraße 33<br />
10785 Berlin<br />
www.jovis.de<br />
ovis-Bücher sind weltweit im ausgewählten Buchhandel erhältlich. Informationen<br />
zu unserem internationalen Vertrieb erhalten Sie in Ihrer Buchhandlung oder unter<br />
www.jovis.de.<br />
ISBN 978-3-86859-747-9 (Softcover)<br />
ISBN 978-3-86859-791-2 (PDF)<br />
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