25.02.2023 Aufrufe

56_Ausgabe Februar 2008

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Vorwort Liebe Leserinnen, - Editorial<br />

liebe Leser,<br />

Es ist ja eine vorrangige Aufgabe von<br />

StadtBILD, Erinnerungen zu bewahren,<br />

zu wecken oder Vergangenes und Vergessenes<br />

wieder in die allgemeine Wahrnehmung<br />

zu rücken. Was wäre das<br />

Leben ohne Erinnerungen? Es gibt ausreichend<br />

Literatur, die sich mit dem<br />

Schicksal von Menschen befasst, deren<br />

Erinnerungsvermögen ausgelöscht ist.<br />

Dass es gute und schlechte gibt, steht<br />

außer Frage, auch dass wir kaum einen<br />

Einfluss darauf haben, was uns im Gedächtnis<br />

bleibt und was dem Vergessen<br />

anheim fällt. Wichtig aber ist, was Erinnerungen<br />

bewirken, was sie in uns<br />

auslösen und wie sie sich in unserem<br />

Lebensvollzug bemerkbar machen. Das<br />

gilt nicht nur für uns Menschen, sondern<br />

in gleicher Weise auch für Orte, die wir<br />

bewohnen. Nehmen wir, was läge näher,<br />

unser wunderschönes Görlitz. Hier gibt<br />

es genug, das Gedächtnis rege zu halten.<br />

Bauliche Zeugnisse vergangenen Lebens<br />

und Lebensgefühls lassen uns an Zeiten<br />

teilhaben, die der unseren sehr fern sind.<br />

Je älter ein Ort wird, um so zahlreicher<br />

wird naturgemäß auch die Hinterlassenschaft.<br />

Da ist die Verantwortung der Erben<br />

gefragt, entsprechend mit dem Ererbten<br />

umzugehen. Da gilt es, die Welt<br />

mit den Augen der Urenkel zu betrachten,<br />

sich zu fragen, was wollen wir<br />

ihnen bewahren. In diesem Sinne ist in<br />

den vergangenen Jahren nicht nur Gutes<br />

angerichtet worden. Wer erinnert sich<br />

noch an die kleinen Häuser an der Büttnerstraße<br />

oder auch das große barocke<br />

Eckgebäude Langenstraße? Im aktuellen<br />

Günter-Hain-Kalender können wir nochmals<br />

einen Blick auf die dortige alte Bebauung<br />

werfen, aber eben jenes Haus<br />

fehlt schon. Oder, wem ist das Areal<br />

zwischen Teichstraße und Brunnenstraße<br />

noch bildhaft vor Augen? Wahrscheinlich<br />

auch nur denen, die es einmal bewohnten.<br />

Dass Erinnerungen verantwortungsvoll<br />

bewahrt werden, ist nicht Aufgabe<br />

von Behörden und Ämtern, sondern Verpflichtung<br />

jedes Einzelnen. Die kürzlich<br />

erfolgte Eröffnung des neuen Bibliothekstraktes<br />

und die in diesem Jahr beginnende<br />

Sanierung des Kaisertrutzes<br />

sind ein gutes Zeichen dafür, dass Görlitz<br />

dennoch auf einem guten Weg ist. Bleibt<br />

zu hoffen, dass dieser auch den Stadtplanern<br />

für den weitergehenden Stadtumbau<br />

zum guten Beispiel dient.<br />

Ihr Andreas Neumann-Nochten<br />

Wohnungsgenossenschaft Görlitz eG<br />

Schön hier<br />

zu wohnen!<br />

02826 Görlitz • Biesnitzer Fußweg 870 • Tel.: 0 35 81/ 48 03-0 • Fax: 0 35 81/ 48 03 14<br />

Neu: Jakobstr. 30 • Tel.: 0 35 81/ 87 99 91<br />

e-mail: info@wohnungsgenossenschaft-goerlitz.de • www.wohnungsgenossenschaft-goerlitz.de<br />

Einleitung<br />

anzeige<br />

3


Alt–Görlitz im Schnee<br />

im Schnee<br />

Ein langer strenger Winter ist auch für<br />

Görlitz selten geworden. Mancher ist gar<br />

nicht unzufrieden darüber. Man spart Arbeit<br />

und Kosten für Heizung und Straßenreinigung.<br />

Die Schulkinder haben<br />

sich ihre Winterferien aber anders vorgestellt.<br />

Vor 100 oder 80 Jahren gab es hier<br />

auch nicht nur Bilderbuchwinter mit Rodeln<br />

und Schlittschuhlaufen, Schneemännern<br />

und Schneeballschlachten.<br />

Aber auch nach dem Jahresende zwischen<br />

Heiligabend und Neujahrsmorgen<br />

war noch manches zu erleben, was man<br />

später gern den Enkeln erzählte.<br />

Die Schüler fanden in ihrer "Schlesischen<br />

Fibel" und in den fremdsprachlichen Lesebüchern<br />

so manches Gedicht (wie vom<br />

"Büblein auf dem Eis") oder Lesestücke<br />

mit winterlichem Inhalt. In den Musikstunden<br />

an der Nikolaischule sang man:<br />

"Oh, wie ist es kalt geworden". An der<br />

Rauschwalder Straße bauten die Kinder<br />

aus dem Vorderhaus und aus dem Hinterhaus<br />

auf dem Hof gemeinsam einen<br />

Schneemann mit einer langen Mohrrübe<br />

aus dem Kellervorrat als Nase, mit Stein-<br />

kohlen als Augen und mit einem durchlöcherten<br />

Kochtopf als Hut. Die Mädchen<br />

an der Augustastraße streuten frisches<br />

Futter in das Vogelhäuschen am Fenster.<br />

Gegen eisigen Wind hängte die Großmutter<br />

Wolldecken vor die Fenster; sie<br />

reichten vom Fußboden bis etwa 20 cm<br />

oberhalb der Fensterbretter. Zwischen<br />

die Doppelfenster kamen eingerollte Decken<br />

als Schutz. Die größeren Jungen<br />

hatten zu tun, aus den Kellern Kohlen<br />

und Kartoffeln hochzuholen, aus den<br />

Öfen Asche in Eimer zu schaufeln und in<br />

die Aschegruben zu schütten, die man<br />

überall in einer Hofecke fand, tief ausgehoben,<br />

ummauert und mit einem dicken<br />

Stahlblech und einer Luke abgedeckt. Bei<br />

Neuschnee trug man die Teppiche aus<br />

den Nobelvillen am Mühlweg nicht wie<br />

sonst zur Klopfstange und wirbelte beim<br />

Ausklopfen Staubwolken auf. Diesmal<br />

breiteten die Dienstmädchen und großen<br />

Jungen vorsichtig die Oberseite nach unten<br />

auf dem Schnee aus und ließen den<br />

Klopfer auf die Rückseite sausen. Der<br />

viereckige Schmutzabdruck war bald<br />

wieder zugeschneit.<br />

anzeige<br />

HOTEL<br />

EUROPA<br />

Berliner Straße 2<br />

02826 Görlitz<br />

Telefon: 0 35 81/ 42 35 - 0<br />

Telefax: 0 35 81/ 42 35 30<br />

Wir für Sie -<br />

im Herzen von<br />

Görlitz<br />

4<br />

Titel


Alt–Görlitz<br />

Als die Eiswiese zu im<br />

ihrem Schnee<br />

Namen kam<br />

Die Polizei, damals noch in städtischer<br />

Verantwortung, achtete streng darauf,<br />

dass verschneite und vereiste Straßen<br />

begehbar, befahrbar und sicher blieben.<br />

Die Gehwege waren zu beräumen, zu<br />

fegen und mit Ofenasche abzustumpfen,<br />

was bei Tauwetter einen scheußlichen<br />

braunen Matsch hinterließ. Das Gerinne<br />

an den Bordsteinen war sauber freizuschaufeln,<br />

damit Tauwasser in die Gullys<br />

abfließen konnte. Neben der Fahrbahn<br />

war der Schnee fast meterhoch aufge-<br />

Drachenfels mit Lutherkirche um 1903<br />

anzeige<br />

Titel<br />

5


Alt–Görlitz im Schnee<br />

im Schnee<br />

Kinderschlitten an der Goethestraße um 1904<br />

türmt, nur an einigen Hauseinfahrten<br />

blieb die lange Schneemauer unterbrochen.<br />

Manchmal dauerte es Wochen, bis<br />

das weggetaut war. Da hatten Hausverwalter<br />

und Dienstleute an der unteren<br />

Blumenstraße reichlich zu tun. Die vielen<br />

Pferdefuhrwerke, die Kohlen und Kartoffeln,<br />

Mehl und Holz brachten, sollten<br />

nicht ins Rutschen kommen. Bei Eisglätte<br />

wurden auch die wichtigsten Straßen bestreut.<br />

Von den Hauptstraßen aber transportierte<br />

man die Schneemassen mit<br />

Pferdewagen zur Straße nach Biesnitz<br />

und lud sie dort an einem Abhang auf der<br />

anzeige<br />

6<br />

Hörgeräte<br />

Meisterbetrieb Jens Steudler<br />

Fachgeschäft und Werkstatt<br />

Görlitz<br />

Otto-Buchwitz-Platz 1<br />

Tel.: 0 35 81 / 41 20 00<br />

Löbau<br />

Altmarkt 4<br />

Tel.: 0 35 85 / 41 34 20<br />

Unsere Leistungen<br />

• Hörgeräteanpassung<br />

• Hörgeräte, Batterien und Zubehör<br />

aller namhaften Hersteller<br />

• Im-Ohr-Hörgeräte aus eigener<br />

Fertigung<br />

• Reparaturservice<br />

• Hausbesuch<br />

Niesky<br />

Zinzendorfplatz 14<br />

Tel.: 0 35 88 / 20 76 79<br />

Titel


Alt–Görlitz<br />

Als die Eiswiese zu im<br />

ihrem Schnee<br />

Namen kam<br />

"Eiswiese" zum Abtauen ab. (Der Name<br />

hat sich bis heute für den späteren Sportplatz<br />

dort erhalten.)<br />

Frühmorgens hauchten die Mädchen Löcher<br />

zwischen die Eisblumen an den<br />

Fensterscheiben der Goethestraße und<br />

jubelten, wenn die Eisenzäune der Vorgärten<br />

weiße Häubchen trugen. Nachmittags<br />

schoben oder zogen die älteren<br />

Geschwister die dick vermummten Kleinen<br />

in ihren Stuhlschlitten durch den<br />

Schlittschuhlauf hinter der alten Musikhalle am Neißeufer um 1905<br />

anzeige<br />

Heiko Gerlach<br />

Heizungsmeister<br />

• Heizungsinstallation<br />

• Solaranlagen<br />

• Feststoffanlagen<br />

• Wärmepumpen<br />

• Sanitärinstallation<br />

• Kundendienst (Heizung / Sanitär)<br />

Parkstraße 2 • 02826 Görlitz • Telefon (0 35 81) 40 09 50 • Fax (0 35 81) 40 88 28<br />

Funk: 0172 68 11 308<br />

Titel<br />

7


Alt–Görlitz im Schnee<br />

im Schnee<br />

Muschelminna-Brunnen auf dem Postplatz im Schnee, um 1910<br />

Stadtpark oder ein Stück am Neißeufer<br />

entlang, wo man die Enten an ihren kleinen<br />

eisfreien Wasserlöcher füttern konnte.<br />

Nach der Schule zog es die Jungen<br />

und Mädchen zu den Rodelplätzen an der<br />

Lutherkirche oder im Kreuzkirchenpark<br />

oder an der "Kleinen Landeskrone" östlich<br />

der Gartenstadt Rabenberg. Mutige<br />

Jugendliche rasten die 1910 eröffnete<br />

Rodelbahn vom Gipfel der Landeskrone<br />

anzeige<br />

Gaststätte<br />

ur öhe<br />

Inh. Heinz Hofmann<br />

Heilige- Grab-Str.12<br />

02828 Görlitz<br />

Partyservice • Familienfeiern<br />

Tel.: 03581 / 30 26 07<br />

Funk: 0160/ 182 71 09<br />

Geöffnet:<br />

Mo.- Fr. 11.00 - 1.00 Uhr<br />

Sa., So. 19.00 - 1.00 Uhr<br />

8<br />

Titel


Alt–Görlitz<br />

Als die Eiswiese zu im<br />

ihrem Schnee<br />

Namen kam<br />

hinab, manchmal leider auch gegen einen<br />

Baum am Wege. Lehrjungen, Gymnasiasten<br />

und Luisenschülerinnen versuchten<br />

sich im eleganten Eislauf am<br />

Neißeufer zwischen Lindenweg und<br />

Stadthalle oder auf dem zugefrorenen<br />

Ausstellungsteich hinter der "Ruhmeshalle".<br />

Für erwachsene Schlittschuhamateure<br />

mit ihren Damen spielte zuweilen<br />

auf dem Neißeeis das Garnisonmusikkorps<br />

schwungvolle Tänze. Die Kleinsten<br />

begeisterten sich an der weißen Mauer<br />

oder auf dem Wilhelmsplatz auf einer<br />

schmalen Schlitterbahn, nahmen mutig<br />

Anlauf und gingen dann im Schlittern in<br />

die Hocke zum bestaunten "Kauermännchen".<br />

Dass man beim Sturz blaue Flecke<br />

am Knie bekam, galt als Ehrensache, nur<br />

"Heulsusen" jammerten darüber und<br />

ernteten Spott.<br />

Hausfrauen und Dienstmädchen waren<br />

derweil zum Wochenmarkt an der Elisabethstraße<br />

unterwegs, vorüber an den<br />

mit Brettern verschalten Brunnensockelfiguren<br />

auf dem Postplatz und an den<br />

Gaslaternen mit ihren weißen Mützen.<br />

Die Schaufensterauslagen waren hinter<br />

Eisblumen fast verdeckt. Bauern aus<br />

Markersdorf oder Moys brachten ihre<br />

Waren auf Pferdeschlitten; die Pferde<br />

hatten Decken über den Rücken gelegt,<br />

die Kutscher dicke Schals und tropfende<br />

rote Nasen.<br />

Familien mit höheren Einkommen gingen<br />

mit den Kindern zum Wintermärchen ins<br />

Theater oder zur Familienvorstellung mit<br />

halben Preisen am Nachmittag in eins<br />

der Varietés – die "Reichshallen" an der<br />

Berliner Straße oder das "Wilhelmtheater"<br />

hinter dem Kaufhaus von Louis<br />

Friedländer. Am Wochenende kamen Bekannte<br />

aus Rauschwalde, die einen Pferdeschlitten<br />

besaßen, und luden die Kinderschar<br />

zu einer Ausfahrt mit Glöckchengeläut<br />

nach Kunnerwitz oder Holtendorf<br />

ein.<br />

Danach war's auch zu Hause gemütlich.<br />

Kam man durchgefroren an, lehnte man<br />

sich gern mit dem Rücken und den klammen<br />

Fingern an die warmen Ofenkacheln.<br />

Großmutter setzte sich dicht am<br />

anzeige<br />

Titel<br />

9


Alt–Görlitz im Schnee<br />

im Schnee<br />

Weinberghaus um 1910<br />

Fenster auf ihren Lehnstuhl, hüllte ihre<br />

Beine in eine Decke und öffnete den Nähkasten.<br />

Gerade im Winter gab es genug<br />

zu tun - Socken und Pullover stricken,<br />

Topflappen häkeln, Kinderstrümpfe stopfen.<br />

Dabei erzählte sie den Kleinsten, die<br />

es sich auf ihren Fußbänkchen rundum<br />

bequem gemacht hatten, zum wiederholten<br />

Male das Märchen von Schneewittchen<br />

und den sieben Zwergen. Groß-<br />

anzeige<br />

Wenn die Brille nicht mehr ausreicht ... Anpassung von vergrößernden Sehhilfen<br />

Augenoptikmeister • Optometrist<br />

www.optik-wuensche.de<br />

Jakobstraße 4a<br />

02826 Görlitz<br />

Tel.:0 35 81 /40 30 11<br />

10<br />

Titel


Alt–Görlitz<br />

Als die Eiswiese zu im<br />

ihrem Schnee<br />

Namen kam<br />

vater saß am Tisch, studierte im "Görlitzer<br />

Anzeiger" den Wetterbericht und<br />

brummelte sich etwas in den Bart,<br />

nachdem er den Artikel über die Finanzdebatte<br />

in der Stadtverordnetenversammlung<br />

gelesen hatte. Als er vor-<br />

schlug, für ein paar Tage mit der Riesengebirgsbahn<br />

zu Tante Pauline nach<br />

Krummhübel zu fahren, versuchte Großmutter<br />

es ihm auszureden; sie habe zu<br />

viel zu tun, und nach Weihnachten sei<br />

auch Flaute im Portemonnaie.<br />

Am Blockhaus um 1910<br />

anzeige<br />

Neueröffnung!<br />

Titel<br />

11


Alt–Görlitz im Schnee<br />

im Schnee<br />

Neue Eisbahn hinter der Stadthalle um 1912<br />

Warm war es nachts in den Kellerbackstuben,<br />

wo die Brote und Kuchen für den<br />

nächsten Morgen dufteten, ungemütlich<br />

kalt und feucht aber in den Kellerwohnungen<br />

der Tagelöhnerfamilien und<br />

in den Schlafkammern der Stallknechte.<br />

Armenärzte hatten Mühe, die Neugeborenen<br />

über den Winter zu bringen.<br />

Dennoch hatte der Winter auch in Görlitz<br />

seinen Zauber. Wir hörten darüber von<br />

unseren Großeltern, vor siebzig Jahren.<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

anzeige<br />

12<br />

Titel


Aus Leserbriefen<br />

Unser StadtBILD hat mit seinen inzwischen<br />

<strong>56</strong> <strong>Ausgabe</strong>n einen festen Platz im<br />

ansehnlichen Görlitzer Verlagsangebot<br />

gewonnen. Immer häufiger melden sich<br />

Leser mit freundlicher Ermunterung, mit<br />

inhaltlichen Ergänzungen und mit Angeboten<br />

zur Mitarbeit. Schon vor einigen<br />

Monaten beschrieb unsere Leserin Christa<br />

Rülke aus Worms ihre Empfindungen<br />

beim Eintreffen einer neuen StadtBILD–<br />

<strong>Ausgabe</strong>: "Obwohl wir in Görlitz daheim<br />

waren, lernt und erfährt man jetzt erst<br />

vieles aus Ihren Artikeln. Sind doch dort<br />

Schilderungen älterer Görlitz–Bewohner<br />

enthalten über ihre früheren Erlebnisse.<br />

Da werden auch eigene Erinnerungen<br />

wach. Ja, man kennt sie noch, die Namen<br />

der alten Geschäfte, und weiß, wo sie<br />

sich befanden." In einem dazu verfaßten<br />

längeren Gedicht lesen wir unter anderem:<br />

"Pünktlich jeden Monat dann<br />

kommt das StadtBILD bei uns an. Sein<br />

Inhalt ist ganz wunderbar, denn ein Stück<br />

Heimat ist dann da. Freudig darum der<br />

Empfang, mit Ansehn warten wir nicht<br />

lang. Wenn man es in den Händen hält,<br />

ist vieles drin; was gut gefällt. Die Schilderungen<br />

sind so schön, als würd´ man<br />

durch die Straßen gehn. Vertieft man sich<br />

darin beim Lesen, erfährt man so, was<br />

mal gewesen, wer einst gelebt in dieser<br />

Stadt und was er hier bewirkt hat. Plätze,<br />

Straßen tragen Namen, die dazu auch<br />

etwas sagen...Dank sei hier der Redaktion.<br />

Das nächste Heft? Wir warten<br />

schon."<br />

Hans–Eckart Scholz aus Baldham, Nachkomme<br />

des berühmten Görlitzer Fotografen<br />

Robert Scholz, bedankte sich für<br />

die zwei Beiträge, die in unserem Januar–Heft<br />

<strong>2008</strong> über seinen Vorfahren<br />

zu lesen waren: "Bitte lassen Sie sich<br />

sehr herzlich für Ihren Artikel und Ihre<br />

damit verbundene Arbeit danken. Ich<br />

freue mich jedes Mal, wenn ich in Stadt-<br />

BILD–<strong>Ausgabe</strong>n Ihre Darstellungen, Ihre<br />

Rückblicke in die Geschichte der Stadt<br />

und ihrer Menschen und Ihre Würdigungen<br />

einzelner Persönlichkeiten und Ereignisse<br />

lese. Sie zeigten Ihr Engagement<br />

für die zeitgemäße Vermittlung der<br />

Stadtgeschichte. Sehr hoffe ich, daß diese<br />

Arbeiten entsprechend gewürdigt<br />

Demianiplatz 10<br />

02826 Görlitz<br />

Tel. 03581/ 19 4 18<br />

Poststraße 3<br />

02708 Löbau<br />

Tel. 03585/ 19 4 18<br />

schuelerhilfe.grotheer@freenet.de • www.schuelerhilfe.de<br />

Geschichte<br />

Fit in der Schule:<br />

selbstbewusst im Leben!<br />

• Motivierte und erfahrene<br />

Nachhilfelehrer/ -innen<br />

• Individuelle Betreuung<br />

• Regelmäßige Elterngespräche<br />

• Bei Neuanmeldung<br />

2 Unterrichtsstunden gratis<br />

anzeige<br />

13


Aus Leserbriefen<br />

Unsere Leserin Lore Klenke (damals Kipp) mit Mutter und Zwillingsschwester in der<br />

Kriegszeit am Lutherplatz<br />

werden und daß Sie sich Ihre Freude daran<br />

sowie Ihre Kraft dafür lange erhalten<br />

können."<br />

Lore Klenke aus Frankfurt/Main freute<br />

sich über den Abdruck ihres reich illustrierten<br />

Beitrages über die Weihnachtsfeste,<br />

die sie einst mit ihrer – inzwischen<br />

verstorbenen–Zwillingsschwester in Görlitz<br />

erleben durfte (Heft 54): "Haben Sie<br />

das toll hingekriegt! Mein Herz hat sich<br />

irre gefreut, als ich den Beitrag über das<br />

anzeige<br />

Kaufangebote unter: www.marx-immobilien.com<br />

Mietangebote unter: www.miet-angebot.com<br />

Beratungsleistungen unter: www.marx-immoconsult.com<br />

Biesnitzer Straße 72 • 02826 Görlitz • Tel. 0 35 81 / 76 17 24 • Fax: 76 17 25<br />

e-Mail: info@marx-immobilien.com<br />

14<br />

Geschichte


Aus Leserbriefen<br />

Weihnachtsgeschehen lesen durfte. Ich<br />

habe gleich acht Exemplare beim Verlag<br />

nachbestellt und damit viel Freude, wie<br />

mir bestätigt wurde, gemacht. Prima,<br />

daß diese Heft–Serie erfunden wurde,<br />

um das Wissen über unsere geliebte<br />

Stadt zu mehren!"<br />

Inzwischen hat Achim Bischof, Potsdam,<br />

einen weiteren Erinnerungsbericht mit<br />

eigenen Fotos aus den 1930er Jahren<br />

geschickt. Sein Beitrag "Der Bummel"<br />

(Heft 45) über Görlitzer Gymnasiasten<br />

vor Kriegsbeginn hatte viele dankbare<br />

Leser gefunden. Der neue Artikel, diesmal<br />

über das Neißeufer, wird in unserem<br />

Märzheft erscheinen. Wer noch hätte<br />

etwas auf Lager?<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

Bismarckstraße in Görlitz beim Sportfest 1912. An der rechten Straßenseite befand sich<br />

auch das Fotoatelier Robert Scholz.<br />

“Und zum Feste werden Sie bei uns verwöhnt auf’s Beste!”<br />

Ihr Speiserestaurant<br />

anzeige<br />

• Gesellschaftsraum (50 Personen) für Betriebsfeiern,<br />

Familienfeiern, ect.<br />

• regelmäßige Tanzabende mit Live-Musik<br />

für jung und alt<br />

ohne Ruhetag täglich ab 11.00 Uhr; Sonntag ab 10.00 Uhr<br />

Wendel-Roskopf-Straße 8 • 02828 Görlitz • Tel.: (0 35 81) 31 44 78<br />

Geschichte<br />

15


Die Via Via Regia<br />

Regia<br />

Görlitz, an der wichtigen Handelsstraße<br />

Via Regia, der Königsstraße,<br />

gelegen, war ein wichtiger Schnittpunkt<br />

von West nach Ost und von<br />

Nord nach Süd.<br />

wirtschaftlicher Faktor für die Stadt Görlitz.<br />

Die Neißebrücke (Altstadtbrücke)<br />

hat schon ohne Zweifel vor der Gründung<br />

der Stadt bestanden.<br />

Mit der Anlage der Stadt mögen das<br />

Wehr und die beiden Mühlen (rechts an<br />

Altstadtbrücke um 1800 mit Schindeldach, anonymes Aquarell<br />

Der Übergang über die Neiße war nicht<br />

nur ein strategischer, sondern auch ein<br />

der Neiße die Dreiraden- und links die<br />

Vierradenmühle) erbaut sein.<br />

anzeige<br />

16<br />

Geschichte


und die die<br />

Altstadtbrücke (Neißebrücke)<br />

Die Brücke war aus Holz und erforderte<br />

für den Nah- und Fernverkehr fortdauernde<br />

Erneuerungen. Hochwasser, Eisgang<br />

und Feuersbrünste und starke Abnützung<br />

zwangen zu dauernder Fürsorge<br />

und Aufwendung hoher Kosten. Mehr<br />

als einmal musste das ganze Brückenbauwerk<br />

neu aufgebaut werden.<br />

Um sie möglichst vor Witterungseinflüssen<br />

zu schützen, war diese in verschiedenen<br />

Zeiten mit einem Schindeldach bedeckt,<br />

welches dann aber auch die Brücke<br />

stark belastete. Ähnlich war es mit<br />

dem Pflaster auf der Brücke, welches anstelle<br />

des Bohlenbelages verlegt wurde.<br />

Die Nachrichten über die Brücke sind in<br />

den verschiedensten Quellen seit 1376<br />

sehr reichlich. Hier einige Beispiele:<br />

Mehrmals fiel die Brücke großen Wasserfluten<br />

zum Opfer. Als man 1434 ziemlich<br />

mit dem Neubau fertig war, kamen<br />

ein Eisgang im <strong>Februar</strong> und eine Hochflut<br />

am 30. Juli und zerstörten die Brücke von<br />

neuem. Ein gebauter Prahm und ein<br />

Notsteg auf Fässern hielten den Verkehr<br />

aufrecht.<br />

1441 legte man die Brücke höher.<br />

In der großen Feuersbrunst vom 12. Juni<br />

1525 brannten nicht nur die nahe gelegenen<br />

Gebäude, sondern auch die Brücke<br />

bis aufs Wasser ab. Nach dem Brande<br />

wurde sie innerhalb von 14 Tagen notdürftig<br />

wieder hergestellt.<br />

Jetzt beschloss man, die Brücke in Stein<br />

zu bauen, aber erst 1536 ließ man in Penzig<br />

(Piensk) Steine dafür brechen. Man<br />

konnte sich aber mit dem Werkmeister<br />

Wendel Roskopf nicht einig werden,<br />

welche Stelle für den Brückenbau geeignet<br />

sei. (Favorisiert wurde schon damals<br />

die Lage, wo die spätere Altstadtbrücke<br />

ab 1906 gebaut wurde.) Der steinerne<br />

Bau unterblieb jedoch damals.<br />

1545 hat man an der Brücke angefangen<br />

zu bauen und dieselbe zu fassen, 3 Joche<br />

wurden erneuert. Der Bau zog sich bis<br />

1547 hin. Die Brücke erhielt ein Dach,<br />

und die Seiten blieben offen, auch wurde<br />

die Fahrbahn gepflastert. Das Pflaster<br />

wurde jedoch 1576 wieder abgerissen,<br />

und es wurden Holzbohlen verlegt.<br />

Am 18. Juli 1622 ist das mittelste Joch<br />

der Brücke eingebrochen und in die Neiße<br />

gefallen, wobei 8 Menschen in große<br />

anzeige<br />

Geschichte<br />

17


Die Via Via Regia<br />

Regia<br />

Gefahr gekommen sind. Auch Jacob Böhme,<br />

der den Unfall mit angesehen hat,<br />

erwähnt ihn im 66. Sendschreiben.<br />

Erst am 17. September 1622 konnte man<br />

wieder über die Neißebrücke fahren.<br />

Weiterhin Schlimmes hatte die Brücke<br />

bei der Belagerung 1641 erfahren. Erst<br />

wurde versucht, sie durch schweres Geschützfeuer<br />

unbrauchbar zu machen,<br />

und schließlich wurde sie durch Feuerwerk<br />

angezündet...<br />

Am 17. Dezember 1642 war die Altstadtbrücke<br />

wieder vollständig befahrbar.<br />

1659 wurde die Brücke ganz neu gebaut<br />

und mit einem Schindeldach versehen,<br />

das gleiche geschah nochmals 1777.<br />

1813 wurde nach der Schlacht bei Bautzen<br />

von den zurückweichenden Preußen<br />

und Russen früh am 23 Mai die Neißebrücke<br />

angezündet. Erst am 3. Juni 1813<br />

war diese wieder befahrbar.<br />

Am Abend des 1. September 1913 versuchten<br />

die flüchtenden Truppen erneut<br />

die Brücke durch Feuer zu zerstören,<br />

jedoch blieb ein Teil der Brücke unversehrt.<br />

Bei einem neuen Vorstoß am 6. bis<br />

9. November arbeiteten die Franzosen<br />

rastlos an der Fertigstellung der Brücke.<br />

Erst am 6. Oktober war sie so leidlich<br />

wiederhergestellt, doch an ihrer endgültigen<br />

Instandsetzung wurde noch wochenlang<br />

gearbeitet.<br />

Die Stadt Görlitz, die der Brücke einen<br />

Großteil ihres wirtschaftlichen Emporkommens<br />

verdankte, musste natürlich<br />

für ihre Unterhaltung sorgen und bedeutende<br />

Kosten fortlaufend dafür aufbringen.<br />

Da war es ein Segen für die Stadt und<br />

eine bedeutende Erleichterung für die<br />

Stadtkasse, dass Ende 1830 die Brücke in<br />

den Besitz der Provinz Schlesien<br />

überging.<br />

Jetzt erfüllte sich auch der Traum, an den<br />

man schon 1536 geglaubt hatte, eine<br />

massive Brücke zu erbauen.<br />

Die Provinz Schlesien erteilte auch den<br />

Auftrag, im Jahre 1906/1907 eine neue<br />

Bogenbrücke aus Stahl zu errichten.<br />

Im Neuen Görlitzer Anzeiger vom 18. Juli<br />

1907 ist nachzulesen: Görlitz den 17. Juli<br />

1907: Der letzte Wagen hat heut früh ½<br />

8Uhr die alte Neißebrücke passiert. Es<br />

anzeige<br />

18<br />

VOLKSSOLIDARITÄT KREISVERBAND<br />

GÖRLITZ/ ZITTAU e.V.<br />

• häusliche Alten- und Krankenpflege, Sozialstation<br />

• ambulanter und stationärer Mittagstisch<br />

• betreutes Wohnen für Senioren<br />

• Kindertagesstätte<br />

• Behindertentagesstätte<br />

• Kurzzeitpflege<br />

• Wohngemeinschaft für Demenzkranke<br />

Wir sind immer<br />

für Sie da und<br />

helfen Ihnen gern!<br />

Kommen Sie zu uns, informieren Sie sich bei der Volkssolidarität Görlitz/Zittau e.V.!<br />

Pomologische Gartenstraße 10, 02826 Görlitz • Telefon 0 35 81/ 42 38 0<br />

Geschichte


und die die<br />

Altstadtbrücke (Neißebrücke)<br />

Altstadtbrücke nach 1891 (die Türme der Peterskirche wurden 1891 neu errichtet) mit<br />

Vierradenmühle und Tuchwalke (Tuchwalke jetzt Gaststätte Vierradenmühle)<br />

Wir machen Sie FIT für Ihre GESUNDHEIT!<br />

Physiotherapie Mummert<br />

anzeige<br />

Unsere Leistungen:<br />

• Krankengymnastik<br />

• manuelle Therapie<br />

• Skoliosetherapie<br />

• manuelle<br />

Lymphdrainage<br />

• u.v.a.m.<br />

Elisabethstraße 34 - 02826 Görlitz - Fon: 03581-661895 - Fax: 03581-661895<br />

Geschichte<br />

19


Die Via Via Regia<br />

Regia<br />

war ein beladener Wagen der Vierradenmühle,<br />

der die letzte Fahrt über diesen<br />

althistorischen Verkehrsweg ausführte.<br />

Die alte Brücke ist jetzt für den<br />

Verkehr gesperrt worden, und man hat<br />

mit ihrem Abbruch begonnen. Als Ersatz<br />

für die hölzerne Brücke hat die Provinzialverwaltung<br />

Schlesiens bekanntlich eine<br />

neue eiserne Brücke erbaut, die heute<br />

(Mittwoch) dem Verkehr übergeben worden<br />

ist. Nachdem im Herbst 1905 die<br />

entsprechenden Vorarbeiten, Errichtung<br />

des zum Bau notwendigen umfangreichen<br />

Bauzaunes usw. ausgeführt worden<br />

waren, wurde am 29. Januar1906<br />

mit dem Bau einer neuen Brücke begonnen<br />

und nach ca. 18 Monaten Bauarbeit<br />

der imposante Brückenbau beendet. Die<br />

Pfeiler wurden nach dem Projekt der Brückenbauanstalt<br />

in Grünberg auf pneumatischer<br />

Gründung gebaut. Die Eisenkonstruktion<br />

nach dem Projekt der Provinzialverwaltung<br />

ist ebenfalls von der<br />

Firma Beuchelt erbaut worden.<br />

Die Lichtweite der Brücke beträgt<br />

zwischen den Geländern 14 ½ Meter, die<br />

Stützweite 84 Meter. Die zu beiden Seiten<br />

der neuen Neißebrücke angebauten Fußwege<br />

sind jeder 3,75 Meter breit; die<br />

Fahrbahn zwischen den Bordsteinen<br />

misst 7 Meter.<br />

Das System der Hauptträger sind die<br />

Fachwerkbögen mit Spanngurt. Die respektable<br />

Zahl von 640 Tonnen beträgt<br />

das Eisengewicht der Neißebrücke.<br />

Die Baukosten der neuen Neißebrücke<br />

betragen ungefähr 450 000,-Mark.<br />

Die neue Brücke liegt 90 cm höher als die<br />

daneben stehende alte Brücke. Es ist dabei<br />

berücksichtigt worden, dass selbst<br />

bei einem höheren Wasserstand, als wie<br />

er bei dem Hochwasser im Jahre 1897 zu<br />

verzeichnen war, die neue Brücke hochwasserfrei<br />

ist. An der alten Brücke mussten<br />

schon wiederholt größere Reparaturen<br />

ausgeführt werden. Wenn die nach<br />

dem Hochwasser im Jahre 1897 noch<br />

mehr gestützten Pfeiler der alten Brücke<br />

abgebrochen sein werden, wird sich das<br />

großartige Bauwerk von den daneben<br />

gelegenen Straßen und den in der Nähe<br />

den Lauf der Neiße überbrückenden Fußstegen<br />

noch vorteilhafter präsentieren.<br />

Wolfgang Stiller (Fortsetzung folgt)<br />

anzeige<br />

Ihr Partner für schlüsselfertiges Bauen<br />

Fachbüro für<br />

• Komplettleistungen<br />

im Wohnungsbau<br />

• Neu & Ausbau<br />

• Gewerbebau<br />

• Ferienhäuser & Ferienhausanlagen<br />

• Grundstücksservice<br />

Görlitzer Straße 33<br />

02827 Görlitz/Schlauroth<br />

Internet: KNL-Massivbau.de<br />

eMail: KNL-Massivbau@t-online.de<br />

20<br />

Geschichte


und die die<br />

Altstadtbrücke (Neißebrücke)<br />

Altstadtbrücke 1907 nach der Freigabe, links im Bild die alte Holzbrücke im Abriss<br />

Herrnhut<br />

035873 22 53<br />

Comeniusstraße 2<br />

www.comeniusbuchhandlung.de<br />

Görlitz<br />

03581 40 51 92<br />

Steinstraße 15<br />

Niesky<br />

03588 20 55 07<br />

Horkaer Straße 9<br />

anzeige<br />

• Buchbestellung über Nacht<br />

• Notenbestellservice<br />

• Gutscheine<br />

Und ist der Bücherberg noch so groß, wir finden sicher das richtige Buch für Sie.<br />

Geschichte<br />

21


Die Peterskirche<br />

(Fortsetzung)<br />

Casparinis Orgel 1703<br />

Eine der am hellsten strahlenden Seiten<br />

der Görlitzer Kirchengeschichte ist die<br />

Beschaffung der neuen Orgel, die durch<br />

die Gaben der Gemeinde wie besonders<br />

des Rats der Stadt Görlitz ermöglicht<br />

wurde, der herrliche, weihevolle und<br />

weihespendende Abschluß der Wiedergeburt<br />

des hehren Gotteshauses. Mit 74<br />

Jahren ging der wackere Meister ans<br />

Werk, um mit 80 Jahren, am 19. August<br />

1703, seine Weihe zu erleben. Wer war<br />

dieser seltene Mann?<br />

Eugenius Casparini war als Sohn eines<br />

tüchtigen Orgelbauers in Sorau NL. geboren<br />

und ging mit 17 Jahren auf Reisen<br />

nach Bayern und Italien, wo er allein 50<br />

Jahre in Padua lebte und strebte. Nach<br />

einer Tätigkeit an der Hofkapelle in Wien,<br />

die ihm 1000 Dukaten und eine goldene<br />

Kette mit dem Bilde des Kaisers einbrachte,<br />

baute er eine Orgel, fast so groß<br />

wie unsre, in Trient, wo er von E.E. Rat zu<br />

Görlitz den Ruf zum Baue der großen<br />

Orgel erhielt und im Vertrauen auf die<br />

Hilfe seines tüchtigen Sohnes Adam<br />

Horatius annahm. Die Orgel soll 25000<br />

Taler gekostet haben, von denen der Erbauer<br />

7100 Taler und freie Station erhielt.<br />

Casparini starb 1706 in Nieder-<br />

Wiesa bei Greiffenberg.<br />

Schon das aufsehenerregende Äußere<br />

der Orgel erweckte den Wunsch nach<br />

Bildern von ihr, und bald nach ihrer Einweihung<br />

wurde sie nach einer Zeichnung<br />

von Johann Christoph Brendt, der<br />

Bürger und Goldschmied in Görlitz war, in<br />

Kupfer gestochen und mit einer Beschreibung<br />

ihres ersten Organisten<br />

Christian Ludwig Borberg gedruckt. Andre<br />

Abbildungen folgten, bis unser heimatlicher<br />

Maler Christoph Nathe aus<br />

Niederbielau um 1800 die treffliche<br />

Zeichnung schuf, die unsrer Abbildung<br />

zugrunde liegt.<br />

Das reichgeschnitzte Gehäuse, das 19<br />

musizierende Engel und 18 Sonnen<br />

schmücken, umfaßt ein Werk von drei<br />

Manualen und einem Pedal mit 57<br />

klingenden Stimmen, von denen neben<br />

des Meeres Wellen, dem Nachtigallengesang<br />

und Kuckucksruf noch die umlaufende<br />

Sonne erwähnt sei, die zugleich<br />

vier Glöcklein spielt, und die zwölffache<br />

anzeige<br />

22<br />

Serie


Görlitzer Kirchen<br />

Kirchen<br />

Teil V<br />

Mixtur, "Sonnenorgel" benannt,<br />

die Sonnen und Engel ertönen<br />

läßt, deren jeder "sein officium<br />

mit Blasung einer Pfeife verrichtet".<br />

Die Orgel enthält 3270 klingende<br />

Pfeifen aus Zinn, Zypressen-<br />

und anderm Holz. Die<br />

größte zinnerne Pfeife von 32<br />

Fuß, das große F im linken<br />

Turm, wiegt 31/2 Zentner und<br />

faßt 31 971 Kubikzoll.<br />

Die drei Pfeifenfelder der Mitte,<br />

an deren größter Pfeife die umlaufende<br />

Sonne angebracht ist,<br />

umfassen das 16füßige, der<br />

Oberbau das 8füßige, das<br />

Brustpositiv im Unterbau das<br />

4füßige Prinzipal. Die großen<br />

Pfeifentürme zu beiden Seiten<br />

gehören zum 32füßigen Prinzipalbaß,<br />

die zwei Pfeifenfelder<br />

in den Blindflügeln nebst den<br />

Engeln, den Sonnen und der<br />

großen Schnecke machen die<br />

zwölffache Mixtur aus, die<br />

Pfeifenfelder neben dem Brust-<br />

Casparinis Orgel 1703<br />

anzeige<br />

Serie<br />

23


Die Peterskirche<br />

(Fortsetzung)<br />

Kanzel und Orgel der Peterskirche, Ansichtskarte<br />

Atelier Robert Scholz, um 1905<br />

positiv gehören zum kleinen Seitenbaß.<br />

Die zwei Engel über dem Brustpositiv<br />

geben jeder aus einer einzigen Posaune<br />

acht verschiedene Töne. Register hatte<br />

die Orgel ursprünglich 82 und 7<br />

je 6 Ellen lange Bälge.<br />

Die alte Kirche hatte eine Orgel,<br />

in der zuoberst in einem achteckigen<br />

Felde alle hohen Festtage<br />

ein neues Bild gezeigt werden<br />

konnte. Sie hatte 47, die<br />

kleine Orgel 16 Züge.<br />

1683-1688 erbaute ein Hofbildhauer<br />

aus Dresden eine neue, 28<br />

Ellen hohe und 26 Ellen breite<br />

große Orgel von 36 Registern<br />

und 16 Seitenbässen mit drei<br />

Manualen und einem Pedal, die<br />

alsbald dem Brande von 1691<br />

zum Opfer fiel. Sie wird auf die<br />

des Casparini einigermaßen von<br />

Einfluß gewesen sein – wenigstens<br />

in ihrer äußeren Größe, die<br />

Casparini noch auf etwa 33:30<br />

Ellen steigerte.<br />

Die Orgel war stets eine Berühmtheit<br />

der Stadt Görlitz.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Quelle: Prof. Ludwig Feyerabend<br />

Alt-Görlitz einst und jetzt, 1927<br />

anzeige<br />

OHG<br />

24<br />

Serie


Paul Mühsam<br />

Ein Blick auf das Mühsam´sche Poem<br />

"Der ewige Jude" von 1924 soll nun die<br />

überragende Sprach- und Gestaltungskraft<br />

des Dichters verdeutlichen.<br />

Erich Bloch nennt dieses in Versen gestaltete<br />

Werk eine faustische Dichtung<br />

eindrucksvollster Sprache; Werner Zirus<br />

bezeichnet das Poem (im 6. Band der<br />

Stoff- und Motivgeschichte der deutschen<br />

Literatur; Verlag Walter de Gruyter)<br />

als die dichterischste Schöpfung unserer<br />

Zeit.<br />

Der Ewige Jude, Erstausgabe<br />

3. Ein Blick in Paul Mühsams Werk:<br />

Eine faustische Dichtung von eindrucksvollster<br />

Sprachkraft<br />

Paul Mühsam suchte seit dem Beginn der<br />

20-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />

eine Antwort auf die Frage nach<br />

dem Sinn der jüdischen Wanderschaft<br />

durch zwei lange Jahrtausende. Angeregt<br />

wurde er dazu von dem zweibändigen<br />

Werk des Freundes von Franz Kafka,<br />

Max Brod, "Heidentum. Christentum.<br />

Judentum". Mühsam nannte es "ein anregendes,<br />

mit Begeisterung geschriebenes<br />

Buch, das aber doch mehr zum Verstand<br />

als zum Herzen spricht". Jedenfalls<br />

mühte er sich nach diesem Lese-Erleb-<br />

Hirsch- Apotheke<br />

Apothekerin Angela Tirschler<br />

anzeige<br />

Postplatz 13<br />

02826 Görlitz<br />

Tel./ Fax (03581) 40 64 96<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag- Freitag: 8.00- 18.30 Uhr<br />

Sonnabend: 9.00- 13.00 Uhr<br />

Geschichte<br />

25


Paul Mühsam<br />

nis, zehn Jahre vor dem Ausbruch des<br />

Faschismus in Deutschland, eine eigene<br />

Antwort zu finden, um das Schicksal des<br />

jüdischen Volkes und damit sein eigenes<br />

verstehen zu können. Nach der Vollendung<br />

seines Poems charakterisierte der<br />

Dichter das Werk als "...den Versuch...,<br />

die verschiedenen Religionen zu einer<br />

Religion des Menschentums zusammenzuführen",<br />

gipfelnd in den Worten: "Hinauf<br />

zum Himmel will ich langen, bis ich<br />

die Ewigkeit gewinn..."<br />

Die Verse der Dichtung sind von glasklarer,<br />

geschliffener Schönheit. Obwohl<br />

Lyrik im reinsten Sinne, haben sie durchaus<br />

dramatische Wucht wie ein Bühnenwerk.<br />

Das Poem "Der Ewige Jude" ist in<br />

mehrere Kapitel mit thematischen Überschriften<br />

unterteilt. Sie umreißen knapp<br />

und gleichsam programmatisch den jeweiligen<br />

Inhalt.<br />

Die Exposition knüpft an die alte Legende<br />

an, wonach sich der jüdische Schuhmacher<br />

Ahasverus hartnäckig weigert,<br />

Christus auf dessen Weg nach Golgatha<br />

vor seinem Haus rasten zu lassen. Nach<br />

der legendarischen Erzählung wurde er<br />

für diese Hartherzigkeit gemeinsam mit<br />

seinem Volk dazu verurteilt, fortan ruhelos<br />

bis zum Jüngsten Tag über den Erdball<br />

wandern zu müssen.<br />

Der Beginn des nun endlos scheinenden<br />

Weges steht unter der dialektischen<br />

Feststellung: "Sein (Christi) Groll ist Liebe,<br />

sein Fluch ist Segen." Wodurch aber<br />

könnte Christi Fluch den Juden zum Segen<br />

werden? Das ist die Frage, auf die<br />

der Dichter eine Antwort sucht.<br />

Im Kapitel "Landstraße" erfahren wir die<br />

qualvolle Marter brütender Gedanken,<br />

die oft genug im Leben eines Menschen<br />

am Anfang einer neuen Erkenntnis stehen:<br />

"O Himmel, spielst du ein Spiel mit<br />

mir? Bin ich der Fangball deiner Gelüste?".<br />

Allmählich begreift der Ewige Jude<br />

das Wesen Christi: "Du hast die Waffe<br />

der Gewalt zerbrochen, / und nur der Demut<br />

hast du Sieg versprochen. / Du<br />

gottentsandter Bote! Nie auf Erden / wird<br />

edleres Gebot verkündigt werden".<br />

anzeige<br />

BAUGESCHÄFT PETER VOIGT<br />

Hohe Straße 9 · 02829 Markersdorf (direkt an der Bundesstraße)<br />

B a u g e s c h ä f t<br />

• Sanierung von Wohn- und Gewerbeobjekten<br />

• Schlüsselfertiges Bauen von Ein- und<br />

Mehrfamilienhäusern<br />

• Bau von Gewerbeobjekten<br />

• Komplette Bauleistung von der Planung<br />

bis zur Übergabe<br />

über 17 Jahre Qualität<br />

und Kompetenz im<br />

Bauhandwerk<br />

seit 1990<br />

(0 35 81) 74 24 -0 • Fax: (0 35 81) 74 24 13 • Internet: www.voigt-bau.de • E-Mail: info@voigt-bau.de<br />

26<br />

Geschichte


Kapitel III<br />

III<br />

So wandert Ahasver<br />

durch "Ghetto", "Scheiterhaufen"<br />

und "Krieg" -<br />

nicht nur als stummer<br />

Dulder, auch als Ankläger.<br />

Im Kapitel "Tiefland"<br />

besinnt er sich auf seinen<br />

Platz als Jude unter<br />

den Deutschen. Er findet<br />

zu einem ähnlich erschütternden<br />

Bekenntnis<br />

wie später der jüdische<br />

Professor Mamlock<br />

in Friedrich Wolfs gleichnamigem<br />

Drama: "So<br />

kommt es, dass, wie sehr man mich auch<br />

meide, / mein Herz in Liebe dieses Land<br />

umfängt, / und ob ich gleich an seiner<br />

Liebe leide, / an dieser Heimat, diesem<br />

Himmel hängt".<br />

Auf dem Höhepunkt des Poems, "Fiebertraum"<br />

überschrieben, gelingen dem<br />

Dichter Bilder von apokalyptischer Größe,<br />

entfaltet er eine sprachgewaltige Poesie:<br />

"Ich bin ein Amboss, auf dem der<br />

Hammer der Ewigkeit / Gottes Gold<br />

Verhaftung der jüdischen Juristen durch SA am 29.03.1933<br />

schmiedet. Weh, wenn ein Goldblatt / im<br />

Winde verweht".<br />

Ein Jahrzehnt vor 1933 sieht Paul Mühsam<br />

gleichsam prophetisch sein eigenes<br />

Schicksal voraus, das ihn für immer nach<br />

Palästina verschlagen wird: "Ein Jude bin<br />

ich, das ist mein Verbrechen.../ Ich klag<br />

nicht an. Voll Trauer wend ich mich / von<br />

dir, mein Land, vom Fächer deiner Felder,<br />

/ nimmt der Dichter die dialektische Gedankenführung<br />

des Anfangs wieder auf:<br />

Malerservice<br />

Andreas Zimmer<br />

anzeige<br />

Kirchstrasse 8a<br />

02829 Markersdorf<br />

Geschichte<br />

Tel.: 0 35 82 9 / 61 83 0<br />

Fax: 0 35 82 9 / 64 59 7<br />

Mobil: 0160 / 96 42 41 71<br />

Email: A.Zimmer1@gmx.net<br />

27


Paul Mühsam<br />

"Wunderbar sind deine Wege, o Herr. /<br />

Wen du beglücken willst, lässest du leiden<br />

/ und friedlos werden. / Doch wem<br />

du wehe willst, / schenkst du der Erde /<br />

Früchte und Freuden". Damit wird der<br />

Weg frei für die Antwort auf die am<br />

Beginn der Dichtung gestellte Frage nach<br />

dem Sinn des Jahrtausende langen jüdischen<br />

Leidensweges: Der Ewige Jude<br />

versteht sich als Suchender und Findender<br />

zugleich, der im Herzen aller Kinder<br />

Gottes den Tempel göttlicher Liebe bauen<br />

will, woraus dann gleichsam als<br />

Frucht seines Mühens eine großartige<br />

Menschheitsschau erwächst: "Zusammen<br />

schließen müssten sich die Guten, /<br />

die Liebenden aus jeder Religion / und<br />

Menschlichkeit erheben auf den Thron...<br />

/ und Mensch wär Mensch / und Gott wär<br />

Gott für jeden".<br />

Das sind Worte von epochaler Größe, wie<br />

sie seit Lessing in der deutschen Dichtung<br />

nicht mehr gehört wurden. Dessen<br />

"Nathan" sagt es in der "Parabel von den<br />

drei Ringen" (die als Sinnbild für die drei<br />

Weltreligionen stehen) einhundertfünf-<br />

zig Jahre vor Paul Mühsam auf ganz ähnliche<br />

Weise: "Wohlan! Es eifre jeder seiner<br />

unbestochnen, / von Vorurteilen freien<br />

Liebe nach! / Es strebe von euch jeder<br />

um die Wette, / die Kraft des Steins in<br />

seinem Ring / an Tag zu legen! Komme<br />

dieser Kraft mit Sanftmut, / mit herzlicher<br />

Verträglichkeit, mit Wohltun, / mit<br />

innigster Ergebenheit in Gott / zu Hülf..."<br />

Solche Auffassung mag manchem als<br />

bloße Utopie erscheinen. Doch liegt darin<br />

viel mehr: Nämlich die unerhörte Herausforderung,<br />

immer wieder aufs Neue<br />

über diese Weltsicht nachzudenken und<br />

damit ihrer Verwirklichung vielleicht ein<br />

Stück näherzukommen. Letztlich dürfte<br />

eines Tages das Überleben der Menschheit<br />

nicht nur von der sinnvollen Gestaltung<br />

wirtschaftlicher Probleme abhängig<br />

sein, sondern vor allem und zuerst von<br />

der Fähigkeit zu einem erträglichen<br />

menschlichen Miteinander.<br />

Paul Mühsam schließt sein Werk mit<br />

einem ganz persönlichen Credo: "Nach<br />

diesem Ziele will ich streben, / durch Lei-<br />

anzeige<br />

Eng verbunden mit dem Denkmalschutz ...<br />

28<br />

Geschichte


Kapitel III<br />

III<br />

den stark, an Sehnsucht groß. /<br />

Dann lebt ich nicht umsonst meine<br />

Leben, / kehr ich zurück zum<br />

Schöpfungsschoß".<br />

"Ecce Poeta! - Siehe, ein Dichter"!,<br />

hat Schalom Ben-Chorin, der bedeutende<br />

jüdische Denker aus<br />

jüngst vergangenen Jahrzehnten,<br />

ehrend und anerkennend über Paul<br />

Mühsam gesagt. Dr. Andre Meyer<br />

meint: "Er war gleichermaßen am<br />

prophetischen Judentum wie an<br />

dem in der deutschen Klassik wurzelnden<br />

Humanismus geschult".<br />

Nur fragmentarisch, in keiner Weise<br />

umfassend, konnte davon in diesem<br />

Abriss über Leben und Werk<br />

Paul Mühsams ein Eindruck vermittelt<br />

werden. Aber vielleicht macht er<br />

neugierig darauf, mehr aus dem<br />

Schaffen des Görlitzer Dichters kennenzulernen<br />

- eine Bereicherung<br />

wäre das allemal.<br />

Horst Wenzel<br />

ExLibris, gestaltet von Martin Neumann-Nechern<br />

Schönbergerstraße 15 • 02827 Görlitz<br />

Tel.: 0 35 81 / 85 48 12<br />

Mobil: 0173 / 976 99 44<br />

Unsere Leistungen<br />

• Malerarbeiten<br />

• Tapezierarbeiten<br />

• Anstricharbeiten<br />

• Dekoputze<br />

• Trockenbau<br />

• Bodenlegearbeiten<br />

anzeige<br />

Geschichte<br />

29


Schlaraffia-<br />

Ritter Honolullu die Klingelfee<br />

(Skulptur von Frau Puschmann, 92 Jahre)<br />

Die Burg war Begegnungsstätte vieler<br />

Freunde aus der näheren Umgebung und<br />

dem weiten UHUversum. Die Freude<br />

kannte keine Grenzen. Es wurde musiziert,<br />

gesungen, große Werke vorgetragen,<br />

eigene Schöpfungen zur Erhei-<br />

terung und zur Erbauung dargeboten.<br />

Oft erstaunt über den Geist und Witz, der<br />

in manchem schlummert. Jeder gibt, was<br />

er kann. Es wurde gesippt, schlaraffisch<br />

gelebt. Und so nahte auch das 50. Stiftungsfest.<br />

Lange vorbereitet, steht es<br />

aber schon unter dem Schatten der Zeit.<br />

Das Reych Gorlicia konnte sein 50 jähriges<br />

noch erleben, aber die zwangsweise<br />

„freiwillige“ Auflösung war schon<br />

beschlossen. Am 24. 2. 1937 kam das<br />

endgültige Aus. Schweren Herzens und<br />

unter Tränen trennten sich die Freunde.<br />

Ein Schlaraffe aus Bamberg sagte zu<br />

diesen Vorgängen:<br />

„Dem Willen der Staatsmacht sich<br />

beugend,<br />

löst heute „Schlaraffia“ sich auf-,<br />

freiwillig klingt nicht überzeugend,<br />

doch nehmen dies Wort wir in Kauf“.<br />

So ging man traurig auseinander. Konnte<br />

sich nur heimlich treffen. Aber auch das<br />

wurde im Zuge der politischen Entwicklung<br />

immer schwieriger und wurde letztendlich<br />

ganz unterbunden. Ein paar<br />

Freunde konnten das Land verlassen.<br />

anzeige<br />

30<br />

www.kaercher-muehle.de<br />

Reinigungssysteme in Görlitz<br />

Verkauf - Service - Verleih<br />

Fachgeschäft und Werkstatt<br />

Brautwiesenstr. 1<br />

02826 Görlitz<br />

Tel.: (0 35 81) 76 68 31 &<br />

0172 / 795 785 6<br />

für Privat und Gewerbe<br />

• Feuchtemessung<br />

• Schimmelbeseitigung<br />

• Wasserschadenbeseitigung<br />

• Rohrreinigung<br />

• Rohrkamera<br />

• Gebäudetrocknung<br />

02829 Schöpstal (OT Girbigsdorf)<br />

Tel.: 0 35 81 / 76 14 42 • Fax: 0 35 81 / 36 09 779<br />

Geschichte


Stammtisch zu Görlitz!<br />

zu Görlitz!<br />

(Fortsetzung)<br />

Andere wurden von der politischen<br />

Macht missbraucht. Zweier Freunde soll<br />

hier besonders gedacht werden, die auf<br />

grausame Weise im KZ umgekommen<br />

sind. Der Krieg und seine Folgen hat die<br />

Übrigen in alle Himmelsrichtungen zerstreut.<br />

Aber das schlaraffische Herz<br />

schlägt noch in Görlitz. Das erste Treffen<br />

Mitglieder vom Stammtisch<br />

anzeige<br />

Geschichte<br />

31


Schlaraffia-<br />

Helm von Willifex der Rostrasttürmer<br />

fand, im Mai 1946, in der Weinstube<br />

„Saurer Zulp“ an der Elisabethstr. statt.<br />

Leider kam zu jedem Treffen auch die<br />

Nachricht über das Ableben von<br />

lieben Freunden. Durch die<br />

Nachkriegswirren zogen auch,<br />

der Heimat vertriebene, Schlaraffen<br />

nach Görlitz, so dass die<br />

Zahl der Sassen wieder auf 17<br />

gestiegen ist. Schlaraffia jedoch<br />

durfte nach den geltenden Vorschriften<br />

nicht bestehen. Konnte<br />

sich als Verein nicht wieder<br />

gründen. Durch Abwanderung<br />

wurden es immer weniger. An<br />

Nachwuchs war nicht zu denken.<br />

Die Treffen fanden nur noch<br />

in den Heimburgen (Wohnungen)<br />

statt. Verschiedene<br />

sind aus beruflichen, andere aus<br />

politischen Gründen weggezogen.<br />

Die letzten Görlitzer Schlaraffen<br />

sind verstorben. Und ihr<br />

letzter Wunsch ist, dass dereinst<br />

die hohe Gorlicia wieder erstehen<br />

möge, und die Nachfahren<br />

sollen das einst so schöne und<br />

stolze Reych wieder im alten Glanz erstehen<br />

lassen!<br />

anzeige<br />

Demianiplatz 21/22, Theaterpassage • 02826 Görlitz<br />

Tel.: 0 35 81 / 48 92 21• Fax: 0 35 81 / 48 92 23<br />

Mail: info@networks-24.de<br />

32<br />

Geschichte


Stammtisch zu Görlitz!<br />

zu Görlitz!<br />

(Fortsetzung)<br />

Nun gibt es wieder Schlaraffen in Görlitz.<br />

Einen Stammtisch, wie unsere Altvorderen<br />

anfingen, um ein „UHUnest“, ein<br />

„Schlaraffenreych“ in Görlitz zu gründen.<br />

Wieder Kunst, Freundschaft und<br />

Protos vom Patronats<br />

Humor erleben. Einen Steinwurf weit<br />

vom alten Stammtischlokal treffen sich<br />

heute die Schlaraffen und Pilger (Gäste)<br />

an der Neißstraße 27, Gaststätte „Bürgerstübl“.<br />

Voller Hoffnung, dass der<br />

Geist der alten Gründungsritter zu uns<br />

herüberweht und uns bei unserem Vorhaben<br />

stärkt, dem Ziel schlaraffischen<br />

Tuns näher zu bringen, eine ungekünstelte<br />

Heiterkeit und Fröhlichkeit zu entwickeln<br />

und in inniger Freundschaft miteinander<br />

umzugehen. Schlaraffia möchte<br />

auf der Grundlage einer heiteren Gemütsstimmung<br />

das Streben nach Harmonie<br />

der Seele und des Lebens wecken.<br />

Auf den Ritterburgen Schlaraffias weht<br />

eine Lebenskraft, in welcher der abgehetzte<br />

Alltagsmensch ruhig, frei und<br />

glücklich sein und die innere Harmonie<br />

wiedergewinnen kann. Darauf beruht<br />

das Geheimnis der kulturfördernden<br />

Kraft des Schlaraffentums, sowohl für<br />

den einzelnen, als auch für die Allgemeinheit.<br />

Wer Schlaraffia findet, ist ein Glückspilz,<br />

wer sie gefunden hat, bereichert sein<br />

Leben. Garantiert!<br />

Hermann Trabold<br />

Geschichte<br />

Inh.: Andreas Knothe<br />

• Gardinen und Dekostoffe<br />

• Gardinentechnik<br />

• Sonnenschutztechnik<br />

• Komplettservice<br />

• Teppiche und Teppichböden<br />

• eigenes Nähstudio<br />

• ein echtes Görlitzer Fachgeschäft<br />

Jakobstraße 9 • 02826 Görlitz • Tel./Fax (0 35 81) 40 24 84<br />

anzeige<br />

33


Görlitz und seine und Sternwarte<br />

seine Sternwarte<br />

Neubau Gymnasium Augustum 18<strong>56</strong>, Lithographie um 1865<br />

Der Görlitzer Untermarkt mit seinen eindrucksvollen<br />

Renaissancehäusern, Museen<br />

und Archiven gleicht einem Portal,<br />

durch das man in die faszinierende Geschichte<br />

der Stadt eintauchen kann und<br />

bereits hier erste Hinweise auf die astronomischen<br />

Traditionen bekommt. Auf<br />

Zacharias Scultetus gehen die Sonnenuhren<br />

am heutigen Ratscafe und auf<br />

seinen jüngeren Bruder Bartholomäus<br />

anzeige<br />

Sternfahrt in den Frühling<br />

Service Mobilität Engagement<br />

AUTOHAUS<br />

KLISCHE<br />

Reichenbacher Straße. 3, 02826 Görlitz, Tel.: 03581-704910, Fax: 03581-7049120<br />

34<br />

Geschichte


Das erste erste<br />

Planetarium<br />

Planetarium<br />

die großen Uhren am Rathausturm zurück.<br />

B. Scultetus war ein gefragter Kalenderastronom<br />

seiner Zeit, führte Himmelsbeobachtungen<br />

auf dem Rathausturm<br />

und eventuell auch bei der Peterskirche<br />

durch, so dass das dort befindliche<br />

Wichhäuschen an der Stadtmauer im<br />

Volksmund noch lange als Scultetus-<br />

Sternwarte bezeichnet wurde.<br />

Die Geschichte der heutigen Scultetus-<br />

Sternwarte begann aber erst vor gut 150<br />

Jahren. Die alten Klostermauern, in denen<br />

das Gymnasium Augustum untergebracht<br />

war, wurden abgerissen, und als<br />

im Oktober 18<strong>56</strong> das neue Schulgebäude<br />

seiner Bestimmung übergeben wurde,<br />

brachte die Öffentlichkeit dem Sternwartenturm<br />

an der Ostseite des Gebäudes<br />

großes Interesse entgegen. Die Auffindung<br />

des Neptun durch Johann Gottfried<br />

Galle zehn Jahre zuvor in Berlin sowie die<br />

imposanten Kometenerscheinungen und<br />

ständigen Entdeckungen neuer Kleiner<br />

Planeten im 19. Jahrhundert weckten<br />

das allgemeine Interesse an der Astronomie.<br />

Auf Bitte des Görlitzer Magistrats<br />

kam vom 3. bis 5. Juni 18<strong>56</strong> Professor<br />

Galle, mittlerweile Direktor der Breslauer<br />

Universitätssternwarte, nach Görlitz, um<br />

in längeren Beratungen mit den Direktoren<br />

Schütt und Kaumann sowie den<br />

Fachlehrern Hertel und Dr. Maywaldt,<br />

denen die Betreuung der Sternwarte<br />

übertragen worden war, die Aufgaben<br />

der Sternwarte auf dem Klosterplatz zu<br />

erörtern. So wurde ein Zeitdienst für die<br />

Betreuung einer städtischen Normaluhr<br />

vorgesehen, an Zeitzeichen aus dem Radio<br />

war ja damals noch nicht zu denken.<br />

Populärwissenschaftliche Veranstaltungen<br />

kamen immer mehr in Mode und<br />

fanden zwar oft nur ein kleines, dafür<br />

aber aufgeschlossenes Publikum. Der<br />

Sternenhimmel mit seinen Erscheinungen<br />

spricht schon von jeher den Menschen<br />

gleichermaßen rational wie emotional<br />

an und übt so auch auf den astronomischen<br />

Laien einen großen Reiz aus.<br />

Diesem unterlag auch der Görlitzer<br />

Tischlermeister David Richter. Er<br />

stammte aus sehr einfachen Verhältnissen,<br />

als 11. Kind des Gärtnerehepaars<br />

Der neue<br />

Škoda FABIA Combi<br />

anzeige<br />

Service Mobilität Engagement<br />

AUTOHAUS KLISCHE<br />

Geschichte<br />

Reichenbacher Straße. 3<br />

02826 Görlitz<br />

Tel.: 03581-704910<br />

35


Görlitz und seine und Sternwarte<br />

seine Sternwarte<br />

Anne und George Richter wurde er am<br />

18. Juni 1805 in Oberholtendorf geboren.<br />

Nach eigenen Angaben hatte er nur<br />

drei Jahre die Schule besucht. Der gelernte<br />

Tischler heiratete 1837, erwarb<br />

1838 den Meistertitel und kurz darauf<br />

das Bürgerrecht von Görlitz. Seine Werkstatt<br />

schien sich gut zu entwickeln, denn<br />

am 21. März 1843 kaufte er das Haus<br />

Handwerk 14. Doch bei allem geschäftlichen<br />

Erfolg fühlte Richter sich wahrscheinlich<br />

innerlich unbefriedigt, seiner<br />

mangelhaften Schulbildung bewußt,<br />

wollte er stärker Anteil am geistigen Leben<br />

seiner Zeit haben. Im Januar 1851<br />

besuchte er die Vorführung astronomi-<br />

Richters Modelle im Sternwartenturm<br />

anzeige<br />

Presse & Buch Zentrum<br />

Thomas Joscht<br />

Unsere Dienstleistung für Sie:<br />

Beschaffung von ca. 400.000 Buchtiteln innerhalb von<br />

1-2 Tagen<br />

Besorgung von Büchern aus USA, Großbritannien,<br />

Österreich, Schweiz und osteuropäischen Staaten<br />

Besorgung von antiquarischen Titeln<br />

Recherchen in täglich aktualisierten Datenbanken mit<br />

über 4,5 Millionen lieferbaren Titeln<br />

Pressefachgeschäft mit ca. 2500 Titeln, Zeitungen und<br />

Zeitschriften im ständigen Angebot<br />

Besorgung von speziellen Zeitschriften im Abonnement<br />

oder einzelnen <strong>Ausgabe</strong>n<br />

Das Fachgeschäft für<br />

Presse & Buch in Görlitz<br />

Thomas Joscht • Postplatz 14/15 • 02826 Görlitz • Tel.: (03581) 642911 • Fax: (03581) 642912<br />

E-Mail: postmaster@fachbuchzentrum.de • www.fachbuchzentrum.de<br />

36<br />

Geschichte


Das erste erste<br />

Planetarium<br />

Planetarium<br />

Richters Himmelsglobus<br />

scher Modelle im Sitzungssaal der Oberlausitzischen<br />

Gesellschaft der Wissenschaften,<br />

Neißstraße 30. Das Gesehene<br />

übte einen lebenslangen Eindruck auf<br />

Richter aus, er wollte mehr von den Vorgängen<br />

im Kosmos wissen und beschaffte<br />

sich Literatur, besuchte weitere<br />

Vorträge. Doch nicht nur lesen oder hören<br />

wollte er von diesen Dingen, sondern<br />

sie vor Augen haben, Anschauungsmittel<br />

brauchte er, vor allem „... um seine Kinder<br />

zu belehren..“. Was lag also bei seinen<br />

Fähigkeiten näher, als selbst astronomische<br />

Modelle zu bauen? Er entwickelte<br />

Pläne für größere und anschaulichere<br />

Modelle als er bisher gesehen<br />

hatte, konnte er sich doch viel besser in<br />

die Rolle des laienhaften Betrachters<br />

hineinversetzen. Für die Verwirklichung<br />

seiner Ziele brauchte er geeignete Mitarbeiter,<br />

er fand sie vor allem in seinem<br />

Gesellen Johann A. Pastäniger (Bäckerstraße<br />

5) sowie dem Schlossermeister<br />

Karl J. Falkner (Handwerk 12) und auch<br />

in dem Schmiedegesellen Friedrich W.<br />

Kade (Steinweg 32). Der Meister konzentrierte<br />

sich immer stärker auf seine Modelle,<br />

beschäftigte sich mit ihnen über<br />

seine Freizeit hinaus und machte diese<br />

Arbeiten zur Hauptsache.<br />

Das sollte nicht ohne Folgen bleiben,<br />

denn bereits nach knapp vier Jahren<br />

Auf Schusters Rappen durch das historische Görlitz.<br />

Markenschuhe<br />

anzeige<br />

Berliner Str. 51<br />

02826 Görlitz<br />

Tel.: 0 35 81 / 64 98 62<br />

Fax: 0 35 81 / 76 49 78<br />

... aus Freude am Laufen<br />

Geschichte<br />

37


Görlitz und seine und Sternwarte<br />

seine Sternwarte<br />

stellten sich wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />

ein. Im Zuammenhang damit legte<br />

er im April 1854 sein Innungsamt als<br />

„Gesellen-Kassen-Deputierter“ nieder<br />

und wurde seitdem nicht mehr in der<br />

Innung aktiv, obwohl er seinen Leistungen<br />

nach sehr dazu berufen gewesen<br />

wäre. Etwa ein Jahr später sind die ersten<br />

Modelle vorführungsfähig fertiggestellt.<br />

Nun wollte er mit ihnen Geld verdienen,<br />

um die jahrelangen Mühen und<br />

Unkosten zu entschädigen, am 10. Juni<br />

1855 erscheint seine erste Ankündigung:<br />

„... Im Probesaal des Theaters ist ein von<br />

mir selbst gefertigtes Tellurium und Planetarium<br />

aufgestellt, welches das ganze<br />

Weltsystem mit seinen planetarischen<br />

Bewegungen enthält...".<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Lutz Pannier<br />

Richters Planeto-Cometarium-Leipzig<br />

anzeige<br />

Für Ihre Füße<br />

das Beste.<br />

Schuhtechnik & Komfortschuhe<br />

Meisterbetrieb seit 1955<br />

38<br />

Neu<br />

Salomonstr. 39, 02826 Görlitz<br />

Horkaer Str. 4, 02906 Niesky<br />

(0 35 81) 40 14 28 (0 35 88) 22 25 72<br />

Unsere Geschäftszeiten in Görlitz<br />

Mo-Fr 9.00-18.00 Uhr<br />

Sa 9.30-12.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

Unsere Geschäftszeiten in Niesky<br />

Mo-Fr 9.00-13.30 Uhr<br />

Mo, Di, Do, Fr 14.00-18.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

Geschichte


Schlesisches 300 Jahre Altranstädter Museum<br />

Konvention<br />

Warum in Schlesien Friedens- und Gnadenkirchen<br />

für Protestanten entstanden,<br />

zeigt eine neue Sonderausstellung des<br />

Schlesischen Museums zu Görlitz, die<br />

vom 15. März bis 15. Juni <strong>2008</strong> zu sehen<br />

ist. Anlass für diese Ausstellung ist das<br />

300. Jubiläum der Altranstädter Konvention<br />

im vergangenen Jahr. Mit dieser<br />

Übereinkunft, die am 1. September 1707<br />

in dem Dörfchen Altranstädt bei Leipzig<br />

zwischen dem schwedischen König Karl<br />

XII. und Kaiser Joseph I. geschlossen<br />

wurde, erlangten die Protestanten in<br />

Schlesien wichtige Zugeständnisse bei<br />

der Ausübung ihrer Religion zurück.<br />

Seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-<br />

1648) hatten die Habsburger in ihren<br />

Ländern den Druck auf die Protestanten<br />

verstärkt. In den schlesischen Herzogtümern<br />

waren zahlreiche evangelische<br />

Kirchen enteignet und den Katholiken<br />

übergeben worden. Katholische Orden<br />

siedelten sich an, neue Klöster entstanden.<br />

Sonntags mussten die Protestanten<br />

zu Tausenden in die ihnen im Westfälischen<br />

Frieden von 1648 zugestan-<br />

denen drei "Friedenskirchen" in Schweidnitz,<br />

Glogau und Jauer ziehen. Sie versammelten<br />

sich in Kirchen außerhalb der<br />

schlesischen Landesgrenzen oder an geheimen<br />

Predigtplätzen in den Wäldern.<br />

Der junge schwedische König Karl XII.<br />

sah sich in der Tradition Gustav Adolfs als<br />

Schutzherr der Protestanten in Mitteleuropa.<br />

Im Verlauf des Nordischen Krieges<br />

(1700-1721) marschierten schwedische<br />

Truppen in Sachsen ein. Für ein<br />

Jahr schlug der König sein Hauptquartier<br />

in Altranstädt auf, mitten im Land seines<br />

Widersachers Augusts des Starken.<br />

Von hier aus trat er mit dem Kaiser in<br />

Verbindung und nötigte diesen, den<br />

schlesischen Protestanten entgegenzukommen.<br />

In der Folge der Konvention<br />

von Altranstädt von 1707 wurden diesen<br />

über hundert Kirchen zurückgegeben.<br />

Zusätzlich durften in Hirschberg, Landeshut,<br />

Militsch, Teschen, Sagan und Freystadt<br />

sechs neue Gotteshäuser errichtet<br />

werden, die später als „Gnadenkirchen“<br />

berühmt wurden. Schlesien blieb damit<br />

Der Film "Görlitz-<br />

Wirtschaftsstandort mit<br />

Zukunft"vermittelt einen<br />

lebendigen Eindruck von<br />

der reichen Geschichte<br />

der Stadt und spannt<br />

einen Bogen von Böhme<br />

bis Bombardier und vom<br />

alten zum neuen Europa.<br />

Diese DVD ist in der<br />

Stadtverwaltung Görlitz<br />

erhältlich.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.goerlitz.de<br />

Sie können diese gern<br />

bestellen unter<br />

anzeige<br />

Jubiläum<br />

39


Schlesisches 300 Jahre Altranstädter Museum<br />

Konvention<br />

Schlesien kniet vor Karl XII. und bittet um Beistand. Kupferstich von Christian Fritsch,<br />

1745. (Foto: SMG)<br />

das einzige konfessionell gemischte Gebiet<br />

unter den habsburgischen Ländern.<br />

Die Altranstädter Konvention war die<br />

eigentliche Geburtsstunde der „schlesischen<br />

Toleranz“, die Grundlage für ein<br />

gleichberechtigtes Zusammenleben von<br />

Protestanten und Katholiken im Land an<br />

der Oder.<br />

anzeige<br />

Dipl.-Pharm.<br />

Ch. Stosiek-Masan<br />

Apothekerin<br />

Adler Apotheke<br />

Markt 15 / Alter Ring 2 • 02894 Reichenbach<br />

Telefon 035828 - 72 354 • Telefax 035828 - 71 815<br />

40<br />

Jubiläum


Schlesisches Neue Sonderausstellung<br />

Museum<br />

Erste Seite der am 1.9.1707 bei Leipzig unterzeichneten<br />

Konventionen. Foto: © Riksarkivet, Stockholm<br />

Ein kleiner Ausschnitt<br />

der Ausstellung wurde<br />

bereits am 1. und 2.<br />

September 2007 am Ort<br />

des Geschehens, im<br />

Schloss Altranstädt, anlässlich<br />

einer Festveranstaltung<br />

mit Gästen aus<br />

Polen, Österreich und<br />

Schweden gezeigt. Für<br />

die Ausstellung in Görlitz<br />

gelang es nun, viele<br />

weitere wertvolle Leihgaben<br />

in das Schlesische<br />

Museum zu holen. So<br />

werden das sächsische<br />

Exemplar des Westfälischen<br />

Friedens von<br />

1648, Rüstungen und<br />

Waffen Augusts des<br />

Starken und Karls XII.<br />

und die beiden noch<br />

existierenden Gnadenstäbe<br />

gezeigt. Mit Gemälden<br />

und Kupferstichen,<br />

Waffen und Dokumenten,<br />

Medaillen und<br />

anzeige<br />

Jubiläum<br />

41


Schlesisches Neue Sonderausstellung<br />

Museum<br />

Gegenständen aus den schlesischen<br />

Friedens- und Gnadenkirchen<br />

wird dieses wichtige<br />

Kapitel der schlesischen und<br />

europäischen Geschichte illustriert.<br />

Nach Abschluss wird die<br />

Ausstellung durch mehrere polnische<br />

und deutsche Museen<br />

touren.<br />

Norbert Faust<br />

Am 15.März - 15. Juni <strong>2008</strong><br />

Schlesisches Museum zu<br />

Görlitz<br />

Bekrönung des Teschener Gnadenstabes,<br />

Wien 1709.<br />

Die Gnadenstäbe waren das<br />

Zeichen der kaiserlichen Erlaubnis<br />

zum Bau der neuen Kirchen.<br />

Mit ihnen wurden die zukünftigen<br />

Baugrundstücke abgeschritten.<br />

Foto:© Parafia Ewangelicko Augsburska<br />

w Cieszynie<br />

DESIGN IM RAUM<br />

STREIBEL<br />

GmbH<br />

Wir polstern Ihre Möbel<br />

wieder richtig auf<br />

·Gardinen- und Dekoration-Maßanfertigung<br />

einschließlich Sonnenschutz und Verdunklungsanlagen<br />

·Fußbodenlegearbeiten<br />

Teppich, Laminat, Parkett, Amtico-Design-Boden<br />

·Rattanmöbel, Geschenkartikel, Accessoires<br />

·Polsterarbeiten jeglicher Art<br />

Görlitz, Dr.-Friedrichs-Str. 13 · Telefon 0 35 81/40 25 76 www.streibel-gmbh.de<br />

Jubiläum<br />

anzeige<br />

43


Die Geschichte der Görlitzer Straßenbahn<br />

Am 04.03.2003 ist die Endhaltestelle<br />

Landeskrone erstmals von einem Zug in<br />

Doppeltraktion angefahren worden. Es<br />

stellte sich aber heraus, dass die Dreieckskehre<br />

theoretisch für so lange Züge<br />

ausreicht, aber im Alltagsbetrieb der vorwärts<br />

zu fahrende Abschnitt dennoch zu<br />

kurz war und aufgrund eines angrenzenden<br />

Grundstückes nicht verlängert<br />

werden konnte.<br />

Im Juni 2003 erfolgte die Verschrottung<br />

des Mannheimer Gelenkzuges 320 ex. 20<br />

(die erstgenannte Nummer war nie an-<br />

Am Krankenhaus, Ende 1960<br />

anzeige<br />

Ihre Scheiben - sind unser Job !<br />

www.autoglas-goerlitz.de * info@autoglas-goerlitz.de * HOTLINE: 0180 - 44 72 886<br />

Kostenlose Steinschlagreparatur *<br />

Autoglassoforteinbau<br />

alle Autoscheiben auf Lager<br />

Versicherungsdirektabwicklung<br />

Tönungsfolien<br />

Hol- und Bringedienst<br />

Notdienst<br />

(* bei Teilkasko)<br />

02827 Görlitz<br />

Reichenbacher Str. 3<br />

Tel.: 03581 - 73 92 12<br />

Fax: 03581 - 73 92 14<br />

02763 Zittau<br />

Oststr. 5<br />

Tel.: 03583 - 51 66 30<br />

Fax: 03583 - 51 66 40<br />

02708 Löbau<br />

Görlitzer Str. 19<br />

Tel.: 03585 - 46 86 0<br />

Fax: 03585 - 46 86 20<br />

44<br />

Serie


XXVI - Das - Jahr Das 2003<br />

Jahr 2003<br />

geschrieben) in der Wendeschleife Virchowstraße,<br />

nachdem vorher im Depot<br />

Teile für den Partywagen Nr.22 entnommen<br />

worden sind. Für die Nr.21 (321<br />

auch nicht angeschrieben) wurde kurzfristig<br />

ein Käufer gesucht, aber noch<br />

während des Abbruches der 20 teilte<br />

diese letztendlich deren Schicksal an<br />

gleicher Stelle. Auch der einst als Oldtimer<br />

vorgesehene Triebwagen Nr.8 von<br />

1960 (Gotha T 57) stand 2003 noch zum<br />

Verkauf, der aber letztendlich scheiterte.<br />

Im Juli 2003 begingen die KT4D- Gelenkzüge<br />

ihr 20 jähriges Jubiläum auf Görlitzer<br />

Straßenbahngleisen. Bekanntlich waren<br />

ja die Vorausfahrzeuge in Potsdam<br />

nahezu 10 Jahre älter.<br />

Ab 15.09.2003 begann die Umgestaltung<br />

der Haltestellenanlage Demianiplatz. Am<br />

21.09. wurde deshalb letztmalig folgender<br />

Linienverlauf wirksam:<br />

1: Königshufen- Am Wiesengrund<br />

(Mo-Fr 20 min, So 60 min)<br />

1:Demianiplatz- Am Wiesengrund<br />

(Sa 30 min)<br />

2: Biesnitz- Virchowstraße (20 min)<br />

3: Weinhübel- Königshufen<br />

Am Marktkauf (20)<br />

(Mo bis Fr 9 Kurse, Sa 7 Kurse, So 6<br />

Kurse)<br />

Ab 22.09.2003 änderte sich der Verlauf<br />

wegen der Bauarbeiten wie folgt:<br />

1: eingestellt<br />

2: Biesnitz- Königshufen<br />

Am Wiesengrund (20)<br />

3: wie bisher, SEV mit Omnibus zur Virchowstraße<br />

(täglich 6 Kurse+ SEV)<br />

Am 23.11.2003 wird der Abschnitt Demianiplatz-<br />

Virchowstraße wieder inbetriebgenommen-<br />

wie wir heute wissen,<br />

nur noch für relativ kurze Zeit.<br />

Nun lautet der Liniennetzplan:<br />

1 Demianiplatz- Virchowstraße,<br />

2: Biesnitz- Am Wiesengrund,<br />

3: Weinhübel- Am Marktkauf.<br />

Mit dem Abschluß der Verschrottungen<br />

der oben genannten Fahrzeuge endete<br />

das Jahr 2003.<br />

Wirtschaftsprüfer schlagen angesichts<br />

EUROSILESIA FILM GÖRLITZ<br />

Auf Schienen durch die Neißestadt Görlitzer Straßenbahn einst u. jetzt. Die bisher<br />

ausführlichste Filmdokumentation der Görlitzer Straßenbahn mit vielen hist. Bildern<br />

und Streckenaufnahmen der stillgelegten Linie zur Virchowstr. ca. 85 Min.<br />

Vom Queis zur Schneekoppe Reise d. Iser- und Riesengebirge u. a. Goldentraum -<br />

Bad Flinsberg - Schreiberhau - Schneekoppe - Hirschberg 72 Min.<br />

In einer Stunde durch Europa *) Schienenwege in südöstl. Dreiländereck: Görlitz -<br />

Kohlfurt ( Wegliniec) - Lauban ( Luban) - Ostritz - Reichenau (Bogatynia) 62 Min.<br />

DEINE REGION IM FILM Grenz-Wege *) Unterwegs auf Straße u. Schiene in der Euroregion<br />

Ostritz - Marienthal - Joachimstein - Schönfeld (Lutogniewice) - Engelsdorf (Andeka) -<br />

www.eurosilesia.de Weigsdorf (Visnova) - Friedland - Zittau - Zittauer Gebirge - Isergebirge 62 Min.<br />

Postfach 300 318,<br />

Führerstandsmitfahrten (Bahn) Moys-Breslau Hbf (Zgorzelec-Wroclaw Gl.) Hirschberg<br />

02808 Görlitz<br />

-Krummhübel (Jelenia Gora-Karpacz), Kohlfurt-Hirschberg (Wegliniec-Jelenia Gora) u.a.<br />

Tel. (0049) 03581 / 41 81 89 Bitte ausführlichen Prospekt anfordern ! Alle Filme auf Kassette oder DVD!<br />

*)Breitbildformat 16:9<br />

`<br />

`<br />

alle Preise zzgl. Versand<br />

`<br />

Serie<br />

Serie<br />

anzeige<br />

45


Die Geschichte der Görlitzer Straßenbahn<br />

2003, Nr. 125<br />

leerer Stadtkassen die Einstellung des<br />

Straßenbahnbetriebes vor. Mit Ratsbeschluß<br />

vom 06.04.2004 wird aber deren<br />

weiterer Erhalt bestätigt.<br />

Ab 12.09.2004 ist der erneut aufgearbeitete<br />

Oldtimer 23II von 1928 – wenn<br />

auch nicht in authentischer Außenlackierung<br />

– in Betrieb.<br />

2003, Nr. 124<br />

Betriebseinstellung des Abschnittes<br />

Friedhofstraße- Virchowstraße nach<br />

mehr als 97 Jahren. KT4D Nr. 301 fuhr in<br />

den Abendstunden als letztes Linienfahrzeug<br />

von der Virchowstraße ab.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Andreas Riedel, Wiesbaden<br />

Am 12.12.2004 erfolgte die endgültige<br />

anzeige<br />

Gewerbering 11<br />

02828 Görlitz<br />

Tel.: (0 35 81) 38 66 66<br />

E-mail: info@maesmans.de<br />

www.maesmans.de<br />

2<br />

• 6 Airbags, ABS und ESP® serienmäßig<br />

• Dynamischer 1.6-Liter-Benzinmotor mit<br />

79 kW (107 PS)*<br />

• Innovatives Cross-Over-Design<br />

46<br />

Abbildung zeigt Sonderausstattung.<br />

1 Leasingbeispiel Suzuki SX4 1.6 Club*,<br />

Kaufpreis: 15.800,– EUR , Mietsonderzahlung: 3.841,78 EUR,<br />

Laufzeit: 36 Monate, Restwert: 8.492,50 EUR, jährliche max.<br />

Fahrleistung: p. a. 10.000 km, effektiver Jahreszins: 0 %.<br />

Ein Angebot der Suzuki Finance, Service-Center der<br />

Santander Consumer Bank AG.<br />

2<br />

ESP® ist eine eingetragene Marke der Daimler AG. ESP®<br />

und 6 Airbags gelten nicht für Classic.<br />

3<br />

Solange der Vorrat reicht. Nur bei teilnehmenden Suzuki<br />

Partnern und bei Kauf bis 31.3.<strong>2008</strong>.<br />

* Kraftstoffverbrauch: innerorts 8,5 l /100 km, außerorts<br />

5,8 l /100 km, kombiniert 6,8 l /100 km; CO2-Ausstoß:<br />

165 g/km im kombinierten Testzyklus (80/1268/EWG).<br />

5<br />

zzgl. 575,- € Überführung<br />

Serie


Hauskrankenpflege<br />

Seniorenbetreuung<br />

Claudia Stumm<br />

Wohngemeinschaften<br />

Unsere heutige Zeit ist durch eine immer älter<br />

werdende Gesellschaft und zunehmendes “Singleleben”<br />

geprägt. Der Anteil Älterer nimmt zu, der<br />

Anteil Junger ist rückläufig. Zukünftig rückt die<br />

Frage der Versorgung älterer Menschen als<br />

gesellschaftliche Aufgabe deshalb stärker in den<br />

Vordergrund.<br />

Doch was kann die Gesellschaft leisten?<br />

Wohngemeinschaften fördern Bindung, Aktivität<br />

und Kommunikation zwischen den Bewohnern. So<br />

baut sich eine gegenseitige Aktivität auf, in die der<br />

Einzelne sich je nach seiner persönlichen Verfassung<br />

einbringen, auch für andere da sein kann und<br />

im Gegenzug dafür selber Unterstützung innerhalb<br />

der Gemeinschaft erhält.<br />

Genauso wichtig ist es, dass jeder Bewohner seine<br />

“eigenen vier Wände” hat, die er für sich gestaltet<br />

und nach seinen eigenen Gewohnheiten dort leben<br />

und sich zurückziehen kann.<br />

Auch kann in Wohngemeinschaften die Hilfe ambulant<br />

versorgender Dienste in Anspruch genommen<br />

werden, je nach individuellem Bedarf, unabhängig<br />

voneinander.<br />

Anfrage wegen<br />

freien Wohneinheiten<br />

auf dem<br />

Grünen Graben 3<br />

in Görlitz an:<br />

Konsulstraße 60<br />

02826 Görlitz<br />

Aus dieser Möglichkeit heraus sind Wohngemeinschaften<br />

auch für Pflegebedürftige eine Alternative,<br />

da sie in der Gemeinschaft relative Sicherheit<br />

und Geselligkeit bieten, andererseits individuelle<br />

Versorgung zulassen.<br />

0 35 81/ 31 39 02<br />

Montag-Freitag<br />

8.00 - 16.00 Uhr<br />

www.hauskrankenpflege-goerlitz.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!