25.07.2023 Aufrufe

BOGENSPORT MAGAZIN 4/2023

Seit 1995 ist das BOGENSPORT MAGAZIN die Fachzeitschrift für alle Freunde des Bogensports. Ob Nachrichten, Produktneuheiten, Wettkampfberichte oder Praxistipps, das BOGENSPORT MAGAZIN beleuchtet alle Bereiche dieser wunderbaren Sportart und ist sowohl für Profis als auch für Hobbysportler Unterhaltung, Information und Ratgeber zugleich.

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04<br />

29. Jahrgang | Nr. 4 | August / September <strong>2023</strong><br />

Preis Euro 5,50 | CHF 7,00<br />

4 195092 005500<br />

TURNIER-<br />

HIGHLIGHTS<br />

KRAKAU,<br />

SHANGHAI<br />

UND<br />

MEDELLIN<br />

Das Titelbild zeigt Liko Arreola | Foto: Dean Alberga<br />

E 14037<br />

VOM HOLZ ZUR VOLLENDUNG:<br />

DER BAU EINES YUMI<br />

ZU BESUCH BEI MIKE SCHRAKE:<br />

EINE AKADEMIE<br />

FÜR DEN <strong>BOGENSPORT</strong><br />

EXPERTENGESPRÄCH MIT SEBASTIAN ROHRBERG:<br />

DER ALUMINIUMSCHAFT<br />

FÜR DIE INDOOR-SAISON<br />

BASISWISSEN PFEIL:<br />

BEFIEDERUNG<br />

UND SPITZE<br />

UND VIELES MEHR.


EDITORIAL<br />

VON TERMINZWÄNGEN,<br />

AUFSCHIEBERITIS UND<br />

ZOCKERFREUDEN<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

gewöhnlich beginne ich mit dem Editorial, kurz bevor die<br />

aktuellen Magazinseiten zu unserem Druckpartner übermittelt<br />

werden. Nicht ohne Grund, denn so ist es mir möglich, an<br />

dieser Stelle noch auf aktuelle Ereignisse einzugehen. Dementsprechend<br />

schreiben wir heute den 24. Juli, während Sie<br />

das aktuelle Magazin voraussichtlich erst am 9. August in den<br />

Händen halten werden. Druck und Logistik folgen zwar eingespielten<br />

Prozessen, brauchen aber dennoch ihre Zeit. Wenn<br />

ich dann noch feststelle, dass die Bogen-WM vom 31. Juli bis 6.<br />

August stattfinden wird, ahnen Sie vielleicht schon, worauf ich<br />

mit diesen Zeilen hinauswill: Bei dieser Terminkonstellation ist<br />

es uns schlicht und ergreifend nicht möglich, die Bogen-WM im<br />

gedruckten Heft stattfinden zu lassen. Das bedauern wir sehr,<br />

zumal wir schon seit geraumer Zeit auf die WM im eigenen<br />

Land hinfiebern und unseren Athlet*innen vom Guten nur<br />

das Beste wünschen. Aber wenn Sie diese Zeilen lesen, wissen<br />

Sie schon längst, wie es gelaufen ist – vielleicht auch, weil Sie<br />

uns regelmäßig auf bogensport.de und unseren Social-Media-<br />

Kanälen begleiten.<br />

Wissen Sie, was man unter Prokrastination versteht? Ich vermute:<br />

Ja, auch wenn Sie diesen Begriff noch nie gehört haben<br />

sollten. Immerhin neigen etwa zwanzig Prozent aller Menschen<br />

in mehr oder weniger ausgeprägter Form dazu, wichtige<br />

Aufgaben aufzuschieben und stattdessen Dinge mit geringerer<br />

Priorität anzugehen. Hatten Sie gerade einen Aha-Effekt? Dann<br />

befinden Sie sich wahrscheinlich in bester Gesellschaft, denn<br />

das Phänomen „Aufschieberitis“, wie Prokrastination umgangssprachlich<br />

auch genannt wird, dürfte wohl jedem schon einmal<br />

begegnet sein. Doch längst nicht immer handelt es sich dabei<br />

um eine „gelegentliche Neigung“, im schlimmsten Fall kann diese<br />

Störung krankhafte Ausmaße annehmen – mit erheblichen<br />

Folgen für das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Unser Autor<br />

Markus Wagner gibt in seinem lesenswerten Beitrag nützliche<br />

Tipps, wie sich die Herangehensweise an Aufgaben besser<br />

organisieren lässt – hilfreich für nahezu alle Lebenslagen, völlig<br />

unabhängig, ob oder wie stark Sie prokrastinieren oder nicht.<br />

Manche Themen polarisieren, laden förmlich dazu ein, sich<br />

kritisch mit dem Sachverhalt auseinanderzusetzen. Und das<br />

ist auch gut so, denn gerade in der konstruktiven Diskussion<br />

kommen Argumente zum Vorschein, die man ursprünglich<br />

vielleicht nicht im Blick hatte. Die Sinnhaftigkeit der<br />

Olympic Esports Series, zu der das Internationale Olympische<br />

Komitee zuletzt nach Singapur eingeladen hatte, gehört<br />

sicherlich zu den Themen, über die man trefflich streiten<br />

kann. Kurz zur Erklärung: Es handelt sich um eine Veranstaltung,<br />

bei der Athletinnen und Athleten in verschiedenen<br />

Disziplinen, unter anderem auch im Bogensport, mit Hilfe<br />

von entsprechenden Spielekonsolen virtuell gegeneinander<br />

antreten – meine Kinder würden es wahrscheinlich „Zocken“<br />

nennen. Immerhin sind 130 Spieler und rund 20.000<br />

Fans diesem Aufruf gefolgt, was sicherlich darauf schließen<br />

lässt, dass das IOC die Zeichen der Zeit erkannt und einen<br />

Trend für sich genutzt hat. Andererseits sehen Fachleute im<br />

exzessiven Zocken auch eine Ursache für etliche Probleme,<br />

mit denen insbesondere Kinder und Jugendliche im Alltag<br />

zu kämpfen haben. Darf das IOC darüber einfach hinweggehen?<br />

BSM-Autor Günter Kuhr hat seine Meinung dazu klar<br />

formuliert. Teilen Sie seine Kritik oder stehen für Sie andere<br />

Aspekte im Vordergrund? Lassen Sie uns wissen, was Sie von<br />

der Olympic Esports Series halten und schreiben Sie uns –<br />

am besten per E-Mail an redaktion@bogensport.de.<br />

Und was gibt es sonst noch? Wie gewohnt finden Sie in dieser<br />

Ausgabe wieder allerlei Nützliches, Unterhaltsames und<br />

Interessantes rund um Ihren Lieblingssport. Lassen Sie sich<br />

überraschen, wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Herzlichst,<br />

Ihr Axel Ziegler<br />

4/23 EDITORIAL <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 3


INHALT<br />

46<br />

Anmerkungen,<br />

Berichte,<br />

Ideen oder Fragen? –<br />

wir sehen die Produktion des<br />

<strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong>S<br />

als einen laufenden Prozess, bei dem man<br />

niemals auslernt und naturgemäß auch niemals<br />

am Ziel ankommen kann.<br />

In diesem Sinne freuen wir uns jederzeit über<br />

neue Ideen, sind offen für Ihre Kritik und begrüßen<br />

gerne weitere Autoren in unserem Team.<br />

Melden Sie sich bei uns unter<br />

redaktion@bogensport.de<br />

oder bei<br />

WETTKAMPF<br />

EUROPEAN GAMES <strong>2023</strong>................................10<br />

IST DIE ZEIT REIF<br />

FÜR DEN COMPOUNDBOGEN<br />

BEI DEN OLYMPISCHEN SPIELEN?................14<br />

BOGENSCHIESSEN BEI DER<br />

OLYMPIC ESPORT SERIES <strong>2023</strong>.....................22<br />

EVANGELIA PSARRA UND<br />

IHRE TOCHTER KÄMPFEN UM IHRE<br />

TEILNAHME BEI OLYMPIA...............................24<br />

DIE ZWEITE STATION <strong>2023</strong><br />

WELTCUP SHANGHAI <strong>2023</strong>.............................46<br />

DIE DRITTE STATION <strong>2023</strong><br />

WELTCUP MEDELLIN <strong>2023</strong>..............................48<br />

TRAINING<br />

EINE AKADEMIE<br />

FÜR DEN <strong>BOGENSPORT</strong>......................................... 6<br />

RECURVE: FOLLOW-THROUGH.......................26<br />

BASISWISSEN TEIL 3:<br />

GRUNDLAGEN DER SCHIESSTECHNIK ...........38<br />

MATERIAL<br />

DIE BEFIEDERUNG............................................16<br />

IST DER ALUMINIUMSCHAFT<br />

DIE BESSERE WAHL FÜR DIE<br />

INDOOR-SAISON?.............................................18<br />

DIE BASICS DER PFEILSPITZE............................50<br />

HISTORY<br />

DIE POKAL-DINOS............................................34<br />

JUGEND<br />

MATHIAS KRAMER HOLT SICH<br />

WM-BRONZE IN LIMERICK................................44<br />

TRADITIONELL<br />

DER BAU EINES YUMI........................................52<br />

TOM’S CORNER<br />

<strong>BOGENSPORT</strong>FRÜHSCHOPPEN.......................56<br />

MINDSETTING UND MOTIVATION<br />

CARPE DIEM<br />

WEGE AUS DER PROKRASTINATION..............58<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag: Kuhn Fachverlag GmbH & Co. KG, Marktplatz 7, 78054 VS-Schwenningen<br />

Telefon: 07720 / 394-111 Fax: 07720 / 394-294 E-Mail: magazin@bogensport.de<br />

Geschäftsführung: Axel Ziegler Anzeigen: Silvia Brändle<br />

Redaktionsleitung: Axel Ziegler Aboservice: Silvia Brändle<br />

Redaktionsassistenz: Ferah Noor Layout: Steffi Scherr<br />

Alle oben genannten Personen sind unter der Verlagsanschrift erreichbar.<br />

Titelbild: Liko Arreola | Foto: Dean Alberga<br />

Redaktionelle Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Günter Kuhr (GK), Markus Wagner, Chris Wells (CW), Arne Metzlaff, Sebastian Rohrberg, Tom Krenz, Guille Garcia,<br />

Bernhard Möslein, Stefan Tim, Kristina Dolgilevica<br />

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Zeichnungen wird keine Haftung übernommen.<br />

Eine rechtliche Gewähr für die Richtigkeit der redaktionellen Beiträge und der Anzeigen wird nicht geleistet und<br />

eine Haftung nicht übernommen.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.<br />

Das Bogensport Magazin erscheint zwei-monatlich.<br />

Bezugspreis: 5,50 Euro, Jahresabonnement 30 Euro inkl. 7% MwSt.<br />

Das Abonnement ist mit einer Frist von einem Monat kündbar.<br />

Druck: Strube Druck & Medien GmbH<br />

Stimmerswiesen 3, 34587 Felsberg<br />

Vertrieb: DMV Der Medienvertrieb GmbH & Co. KG<br />

https://dermedienvertrieb.de<br />

DRSPOT, NEWS UND MEHR<br />

DRSPOT................................................................62<br />

NEWS AUF DEN SEITEN......12, 13, 21, 31, 37, 43<br />

BLICKWINKEL......................................................32<br />

LESERBRIEF..........................................................51<br />

52<br />

4 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> INHALT 4/23


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TRAINING<br />

EINE AKADEMIE<br />

FÜR DEN <strong>BOGENSPORT</strong><br />

Von Günter Kuhr<br />

Maik Schrake gründete vor zehn Jahren die Bogensport Akademie und eröffnete im März 2020 nach einer fünfjährigen Planungs- und Bauphase die Türen<br />

eines außergewöhnlichen Akademie-Centers für den Bogensport in Mülheim an der Ruhr/NRW. Im Juni besuchte ich die Bogensport Akademie und traf<br />

mich dort mit Maik Schrake, einem sympathischen Visionär, der einen Lebenstraum zur Realität – und ein Hobby zum Beruf machte.<br />

Es war der erste heiße Tag des Jahres,<br />

als ich mich auf den Weg nach Mülheim<br />

machte. Als ich schließlich in<br />

die Zufahrt der Akademie einbog, verriet<br />

mir eine in das Kopfsteinpflaster eingearbeitete<br />

Ringscheibe das Ziel meiner Reise,<br />

die Bogensport Akademie. Ich stellte meinen<br />

Wagen ab, und der Weg führte mich<br />

direkt in den großen Aufenthaltsraum. An<br />

den Tischen suchten Bogensportler eine<br />

Abkühlung von den heißen Temperaturen<br />

des Tages und hatten sich in Fachgespräche<br />

vertieft. Mein Blick schweifte durch eine<br />

Fensterfront auf die Outdoor-Anlage der<br />

Akademie. Kurz darauf begrüßte mich Maik<br />

Schrake, versorgte mich mit einer kühlen<br />

Apfelschorle und bat um etwas Geduld, da<br />

er seinen Einsteigerkurs abschließen wollte,<br />

der zu dem Zeitpunkt im Trainingsraum für<br />

die Technikentwicklung stattfand.<br />

Ich nutzte die Zeit und begab mich auf die<br />

Outdoor-Anlage der Akademie. Die Feldauflagen<br />

auf den Schaumstoffscheiben sowie<br />

die auf der Anlage verteilten 3D-Tiere<br />

deuteten auf den Schwerpunkt der Bogensport<br />

Akademie hin. Während einige<br />

Blankbogenschützen ihre Pfeile schossen,<br />

arbeiteten andere Bogensportler an einem<br />

Holztisch hinter der Schießlinie an ihrem<br />

Equipment. Ich nutzte die Zeit und schoss<br />

einige Fotos.<br />

Als Maik Schrake seinen Einsteigerkurs<br />

abgeschlossen hatte, kam er zu mir, und<br />

wir sprachen über die Außenanlage. Die<br />

Schießlinie hat eine Breite von 35 Metern<br />

und bietet Distanzen bis zu 70 Meter. Die<br />

Bogensportanlage ist auf Disziplinen des<br />

Deutschen Feldbogen Sportverbandes<br />

(DFBV) ausgerichtet, erlaubt aber auch das<br />

Training der klassischen Disziplinen der<br />

World Archery. Die Akademie ist Mitglied<br />

des DFBV. Maik Schrake erklärte mir, dass<br />

das Konzept der Bogensport Akademie auf<br />

drei Module aufgebaut ist: Shop, Schule<br />

und Club. Jedes Modul ist autark, gleichzeitig<br />

bilden die drei Module eine Symbiose.<br />

Über Schnupperkurse der Schule werden<br />

Interessierte aus der Region für den Bogensport<br />

begeistert. Aufbaukurse folgen, wenn<br />

bei den Interessierten eine Begeisterung<br />

für das Bogenschießen geweckt wurde. Die<br />

Sporteinsteiger erhalten im Shop ihr Equipment<br />

und können bei langfristigem Interesse<br />

Mitglied des Clubs werden. Sobald die<br />

Sporteinsteiger ihre Platzreife haben, können<br />

sie täglich zwischen 6 und 22 Uhr die<br />

Bogensportanlage der Akademie nutzen.<br />

Mit den drei Modulen erhalten Sporteinsteiger<br />

und auch langjährige Bogensportler<br />

eine umfassende Unterstützung.<br />

6 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 4/23


TRAINING<br />

MAIK SCHRAKE MÖCHTE DEM<br />

BLANK<strong>BOGENSPORT</strong><br />

EIN ZUHAUSE GEBEN.<br />

Maik Schrake im Shop und die Cafeteria im Hintergrund.<br />

Maik Schrake ist gebürtiger Mülheimer. Vor Jahren<br />

war er Teilnehmer der Europameisterschaft<br />

im Tontaubenschießen und kam erst danach zum<br />

Bogenschießen. Seine persönliche Faszination<br />

liegt beim Blankbogen, mit dem er auch heute<br />

in erster Linie an Wettkämpfen des Feldbogensports<br />

teilnimmt. Maik durchlief in den vergangenen<br />

Jahren das Coachingsystem des KFS und<br />

ist heute A-Prüfer in diesem Ausbildungssystem<br />

im Bogenschießen.<br />

Vor zehn Jahren startete er mit der Bogensport<br />

Akademie auf einer kleinen Wiese hinter einem<br />

Supermarkt in Mülheim und entwickelte hier die<br />

Vision für die Realisierung eines größeren Projekts.<br />

Im März 2020 eröffnete er nach fünfjähriger<br />

Planungs- und Bauphase die heutige Bogensport<br />

Akademie. Das war auch der Zeitpunkt, als<br />

die Corona-Pandemie ausgerufen wurde, so dass<br />

der Start mit Einschränkungen verbunden war.<br />

Heute sieht Maik die Bogensport Akademie weiter<br />

in der Aufbauphase. „Der erste und der letzte<br />

Gedanke meines Tages ist die Weiterentwicklung<br />

der Akademie“, sagte mir Maik. Einer der<br />

Schwerpunkte seiner Akademie ist das Blankbogenschießen.<br />

„Die Akademie möchte auch dem<br />

Blankbogensport ein weiteres Zuhause geben“,<br />

sagte Maik in unserem Gespräch.<br />

Maik Schrake beim Einsteigerkurs im Trainingsraum für das Techniktraining. <br />

DIE SCHULE DER <strong>BOGENSPORT</strong> AKADEMIE<br />

Es sind aktuell zwischen zehn und 14 Bogensportkurse,<br />

in denen wöchentlich Bogensportler<br />

in der Bogensport Akademie<br />

ausgebildet werden. Zum Kurssystem zählen<br />

Schnupper-, Einsteiger- und Aufbaukurse,<br />

aber auch das Individualtraining. Als<br />

Ausbildungskonzept wird in der Bogensport<br />

Akademie das KFS-System umgesetzt. Dieses<br />

System wurde vom Kollegium zur Förderung<br />

der Schießsporttechnik im Bogensport<br />

Fotos: Günter Kuhr<br />

(KFS) mit Unterstützung und Beratung von<br />

Bundestrainern entwickelt. Das KFS-System<br />

vermittelt die Schießtechnik im Positionsphasenmodell<br />

und enthält einen trainingsmethodischen<br />

Aufbau für die Ausbildung<br />

von Bogensportlern (vgl. www.kfs-bogensport.de).<br />

Überwiegend sind es Interessierte<br />

aus dem Ruhrgebiet, die sich für die Einsteigerkurse<br />

in der Bogensport Akademie anmelden<br />

und später auch langfristig in den<br />

Aufbaukursen geschult werden.<br />

Während der überwiegende Teil der Kursbesucher<br />

eine Anreise von bis zu 30 Minuten<br />

zur Akademie hat, kommen auch immer<br />

wieder Bogensportler aus anderen Teilen<br />

Deutschlands nach Mülheim, um ein Individualtraining<br />

zu buchen. Doch im Wesentlichen<br />

sind es tatsächlich Menschen aus der<br />

Region, die das Angebot der Bogensport Akademie<br />

nutzen.<br />

Der Business- und Mental-Coach Maik Kohlbus<br />

führt spezielle Seminare im Mentaltraining<br />

für Bogensportler durch. Regelmäßig<br />

werden auch Kurse mit eingeladenen Experten<br />

zu Themen wie Tuning, Schießen im<br />

Gelände, Technik und Form angeboten. Für<br />

alle Kurse stehen ein Trainingsraum für die<br />

Technikentwicklung mit acht Scheiben auf<br />

zwölf Meter Kurzdistanz zur Verfügung, eine<br />

Indoor-Schießhalle mit 14 rollbaren Scheiben<br />

auf bis zu 18 Meter, die Outdooranlage<br />

mit Distanzen bis 70 Meter sowie schon bald<br />

ein kleiner Konferenz- und Schulungsraum<br />

für acht Teilnehmer, der während meines Besuches<br />

eingerichtet wurde.<br />

4/23 TRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 7


TRAINING<br />

DIE BOGEN-<br />

SPORT AKADEMIE<br />

IM ÜBERBLICK<br />

Der Bogensportshop in der Akademie mit einem breiten Sortiment für Bogensportler.<br />

DER SHOP<br />

Eric Sill betreut den Shop der Akademie. Auf<br />

rund 150 Quadratmetern Fläche finden Kunden<br />

sowohl traditionelle Bögen als auch moderne<br />

Compound- und Recurve-Bögen sowie<br />

das gesamte Spektrum des Equipments,<br />

einschließlich Scheiben und 3D-Ziele. Eric<br />

erklärte mir bei meinem Besuch eine Besonderheit:<br />

Auf dem europäischen Festland ist<br />

es der einzige Shop, der eine breite Palette<br />

von ILF-Mittelteilen und ILF-Wurfarmen der<br />

schottischen High End-Bogenmanufaktur<br />

BORDER führt und zum Testen bereithält.<br />

DER CLUB<br />

Rund 150 Mitglieder umfasst aktuell der<br />

Club der Bogensport Akademie. Die Mitglieder<br />

mit einer Platzreife können die Anlage<br />

täglich zwischen 6 und 22 Uhr nutzen. Mit<br />

einer Clubkarte öffnen sich für die Mitglieder<br />

alle Türen der Akademie, sie nutzen die Karte<br />

zum Einschalten der Beleuchtung einer ausgewählte<br />

Schießbahn in der Indoor-Halle,<br />

und sie buchen auf der Karte ihre Getränke,<br />

die sie in der Cafeteria im Selfservice erhalten.<br />

Die Mitgliedschaft im Club wird zunächst für<br />

ein Jahr abgeschlossen und ist nach Ablauf<br />

eines Jahres monatlich kündbar. Mitglieder<br />

zahlen monatlich 54 Euro und können dafür<br />

die Bogensportanlagen nutzen. Arbeiten, wie<br />

etwa das Rasenmähen oder der Frühjahrsputz<br />

an der Bogensportanlage, fallen für die<br />

Clubmitglieder nicht an, das übernimmt die<br />

Akademie. Die Atmosphäre im Club der Akademie<br />

ist familiär und unterstützend.<br />

• Shop – Schule – Club<br />

• Mitglied im Deutschen Feldbogen<br />

Sportverband (DFBV)<br />

• 1200 qm Gebäudefläche<br />

• Trainingsraum für Techniktraining mit<br />

8 Scheiben auf 12 Meter<br />

• Trainingshalle mit 14 rollbaren<br />

Scheiben auf bis zu 18 Meter<br />

• Schulungsraum für bis zu 8 Teilnehmer<br />

• Outdoor-Anlage bis 70 Meter und<br />

35 Meter Schießlinie<br />

• Shop für Bogensportbedarf auf<br />

150 qm<br />

• Cafeteria mit Self-service<br />

• Schnupperkurse, Einsteigerkurse, Aufbaukurse,<br />

Mentaltraining,<br />

Individualtraining<br />

• Technikvermittlung<br />

nach dem KFS-System<br />

• Feldbogensport, 3D-Bogensport,<br />

klassische WA-Disziplinen<br />

Nach drei Stunden trat ich meine Rückreise<br />

an und war ziemlich beeindruckt von diesem<br />

außergewöhnlichen Bogensportprojekt,<br />

das als Vision entstand und schließlich<br />

in die Realität umgesetzt werden konnte. Du<br />

findest weitere Informationen zur Bogensport<br />

Akademie unter<br />

www.bogensport-akademie.de<br />

Training auf der Außenanlage.


TRAINING<br />

4/23 TRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 9


WETTKAMPF<br />

EUROPEAN GAMES <strong>2023</strong><br />

FLORIAN UNRUH HOLT GOLD UND<br />

ZUSAMMEN MIT MICHELE KROPPEN<br />

BRONZE IM MIXED TEAM<br />

Der Deutsche Schützenbund entsandte<br />

insgesamt sechs Bogen-Athletinnen und<br />

Athleten. Mit dem Recurvebogen traten in<br />

Krakau Katharina Bauer, Michelle Kroppen,<br />

Charline Schwarz und Florian Unruh<br />

an. Mit dem Compound gingen Katharina<br />

Raab und Henning Lüpkemann in das Rennen<br />

um die Medaillen. Bundestrainer Oliver<br />

Haidn, Marc Dellenbach und der Disziplinverantwortliche<br />

für den Compound, Holger<br />

Hertkorn, coachten die Athletinnen und<br />

Athleten vor Ort. Auch wenn die kontinentalen<br />

Spiele in Krakau-Malopolska das Top-<br />

Sportereignis <strong>2023</strong> auf europäischen Boden<br />

waren, verzichteten ARD und ZDF auf eine<br />

Übertragung. Fans konnten die Entscheidungen<br />

allerdings im Livestream verfolgen.<br />

Von Günter Kuhr<br />

Zu einem Paukenschlag holte Florian Unruh aus, als er sich am 29. Juni bei den III. Europäischen<br />

Spielen in Krakau/Polen die Goldmedaille und einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2024 in<br />

Paris sicherte. Die Bronzemedaille holte sich Florian Unruh zusammen mit Michelle Kroppen im Mixed<br />

Team.<br />

Die Europäischen Spiele waren das<br />

große Multi-Sportevent, das vom 21.<br />

Juni bis zum 2. Juli rund 7000 Spitzenathleten<br />

aus 48 Nationen nach Krakau-<br />

Malopolska lockte. Medaillen wurden in 29<br />

Sportdisziplinen vergeben.<br />

Es waren insgesamt 124 Bogenschützen (63<br />

Männer und 61 Frauen), die in Krakau antraten.<br />

Quotenplätze für die Olympischen<br />

Spiele in Paris wurden beim Bogenschießen<br />

Foto: DSB<br />

vergeben an die Goldmedaillengewinner<br />

der Frauen und Männer im Recurve-Einzelwettbewerb<br />

sowie an das siegreiche Mixed<br />

Team und an die Frauen- und Herrenteams,<br />

die sich ihre Teilnahme mit der Goldmedaille<br />

veredeln konnten. Anders als bei den<br />

Olympischen Spielen traten bei den Europäischen<br />

Spielen auch Bogenschützen mit<br />

dem Compound an, allerdings nicht in der<br />

Mannschaftswertung.<br />

RECURVE<br />

Florian Unruh setzte sich in der Qualifikationsrunde<br />

mit 686 Ringen auf Rang zwei hinter<br />

den Olympiasieger von Tokio, Mete Gazoz<br />

aus der Türkei (692 Ringe). Unruh hatte<br />

damit bereits eine gute Ausgangsposition<br />

für die folgenden Matche. Michelle Kroppen<br />

brillierte mit 680 Ringen in der Qualifikationsrunde<br />

und erreichte Rang drei hinter<br />

Anastasia Pavlova aus der Ukraine und Penny<br />

Healey aus Großbritannien, die jeweils<br />

681 Ringe auf dem Scoreboard eintragen<br />

durften. Katharina Bauer erreichte Rang sieben<br />

mit 661 Ringen und Charline Schwarz<br />

den achten Rang mit 659 Ringen. Bauer<br />

unterlag bereits in der zweiten Matchrunde<br />

mit 2:6 gegen Dimitra Papadopoulou aus<br />

Griechenland.<br />

Bis zum Stechpfeil schoss Michelle Kroppen<br />

in der zweiten Matchrunde, schoss ihren<br />

Pfeil hier in den Achterring. Sie unterlag<br />

dem Pfeil in der Neun von Natalia Lesniak<br />

aus Polen und beendete schließlich das<br />

Match mit 5:6. Damit waren Kroppens Chancen<br />

für eine Einzelmedaille beendet. Charline<br />

Schwarz erreichte die dritte Matchrunde,<br />

unterlag hier mit 3:7 gegen Randi Degn aus<br />

der Schweiz.<br />

10 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 4/23


WETTKAMPF<br />

DIE SIEGER<br />

MIT DEM RECURVE<br />

DAMEN EINZEL<br />

Gold: Penny Healey – Großbritannien<br />

Silber: Elia Canales – Spanien<br />

Bronze: Chiara Rebagliati – Italien<br />

HERREN EINZEL<br />

Gold: Florian Unruh – Deutschland<br />

Silber: Miguel Alvarino Garcia – Spanien<br />

Bronze: Pablo Acha – Spanien<br />

MIXED TEAM<br />

Gold: Spanien<br />

Silber: Ukraine<br />

Bronze: Deutschland<br />

FRAUENTEAM<br />

Gold: Großbritannien<br />

Silber: Frankreich<br />

Bronze: Italien<br />

HERRENTEAM<br />

Gold: Italien<br />

Silber: Spanien<br />

Bronze: Schweiz<br />

Einzig Florian Unruh setzte sich bis ins<br />

Goldfinale durch und ging hier in den Zweikampf<br />

gegen Spaniens Miguel Alvarino<br />

Garcia. Dieses Duell war quasi eine Wiederholung<br />

des EM-Finales aus 2022, bei dem<br />

Unruh unterlag. In Krakau wirkte Unruh ruhig<br />

und gelassen, servierte Sätze mit 28:28<br />

– 29:25 – 28:27 – 27:27. Damit schenkte der<br />

Deutsche seinem Kontrahenten gerade mal<br />

zwei Satzpunkte und schloss das Goldfinale<br />

mit 6:2 zu seinen Gunsten ab. Nach dem<br />

Sieg erklärte Unruh seine Gelassenheit im<br />

Match: „Es ist megageil, den Quotenplatz<br />

und die Goldmedaille gewonnen zu haben.<br />

Es war entspannt nach dem Viertelfinale,<br />

weil die Spanier bereits einen Quotenplatz<br />

hatten. Es hat gereicht mit dem, was ich<br />

getroffen habe. In den wichtigen Passen<br />

habe ich gut geschossen, der Wind war sehr<br />

wechselhaft.“ Bundestrainer Oliver Haidn<br />

sagte später: „Eine großartige Leistung von<br />

Florian und ein starkes Signal für unsere<br />

Mannschaft: Alles ist möglich!“<br />

Vor den Europäischen Spielen steckte Florian<br />

Unruh das Ziel ab und hatte dabei den<br />

Quotenplatz für das Mixed Team im Fokus.<br />

Dafür war eine Goldmedaille entscheidend.<br />

Der Einstieg mit der Qualifikationsrunde<br />

war vielversprechend, denn das deutsche<br />

Mixed Team mit Michelle Kroppen und Florian<br />

Unruh führte die Tabelle an, startete<br />

mit einem Freilos in der ersten Matchrunde,<br />

siegte in der zweiten Runde mit 6:0 gegen<br />

die Schweiz, mit 6:0 im Viertelfinale gegen<br />

die Niederlande, unterlag dann aber im Semifinale<br />

dem spanischen Mixed Team mit<br />

2:6. Der anvisierte Quotenplatz war passé.<br />

Allerdings zogen die beiden in das Bronzefinale<br />

gegen Moldawien ein. Nach einer<br />

Pattsituation zum Ende des vierten Satzes<br />

folgte ein Shoot off. Beide Teams schossen<br />

mit einem Pfeil im Xer-Ring und einer Neun<br />

jeweils 19 Ringe, doch der besser platzierte<br />

Pfeil im Xer-Ring entschied über den Sieg<br />

des Bronzefinales zugunsten des deutschen<br />

Mixed Teams.<br />

Das deutsche Frauenteam lag zum Ende<br />

der Qualifikationsrunde auf Rang eins und<br />

zog mit einer guten Ausgangsposition in<br />

die Matchrunden ein. Nach einem 6:0-Sieg<br />

über das polnische Frauenteam folgte eine<br />

Niederlage gegen Frankreich mit 0:6. Im<br />

Bronzefinale gegen Italien konnte sich das<br />

DSB-Team nicht durchsetzen und unterlag<br />

mit 3:5.<br />

DIE EUROPEAN GAMES <strong>2023</strong><br />

AUF EINEN BLICK<br />

III. European Games Krakow –<br />

Malopolska <strong>2023</strong><br />

21. Juni bis zum 2. Juli <strong>2023</strong><br />

• 29 Sportdisziplinen<br />

• 7000 Athletinnen und Athleten<br />

• 48 Nationen<br />

• 124 Bogenschützen (63 Männer und 61 Frauen)<br />

• Recurve und Compound<br />

• Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2024 für<br />

die Sieger der Frauen und Männer im<br />

Recurve Einzel, Recurve Frauen- und<br />

Männerteams, Recurve Mixed Teams<br />

Déjà-vu der Europameisterschaft 2022 mit anderem<br />

Ausgang: In Krakau siegte Florian Unruh im Goldfinale über<br />

Miguel Alvarino Garcia aus Spanien. Foto: Dean Alberga


WETTKAMPF<br />

COMPOUND<br />

Satte 701 Ringe reichten bei Henning Lüpkemann<br />

gerade mal für Rang elf im Einzel der<br />

Compound-Männer. Mike Schloesser führte<br />

am Ende die Qualifikationsrunde an, nachdem<br />

er mit 718 Ringen nur einen Ring von<br />

einem neuen Weltrekord entfernt lag. Lüpkemann<br />

unterlag in der ersten Matchrunde<br />

mit 145:149 gegen Emircan Haney aus der<br />

Türkei. Mike Schloesser ging in Krakau ohne<br />

Medaille aus, denn er unterlag im Viertelfinale<br />

nach einem Shoot off gegen Italiens Marco<br />

Bruno.<br />

Katharina Raab erreichte in der Qualifikationsrunde<br />

mit 693 Ringen die zehnte Position.<br />

Die Poleposition sicherte sich Großbritanniens<br />

Ella Gibson. Sie schoss mit 715<br />

Ringen eine neue Weltbestleistung bei den<br />

Frauen. Für Katharina Raab war es die die<br />

ersten Matchrunde gegen Andrea Munoz aus<br />

Spanien, die ihr die Chance auf eine Einzelmedaille<br />

verwehrte. Mit 143:145 schied die<br />

DSB-Athletin aus.<br />

Herren- oder Damenteams mit dem Compound<br />

gab es bei den Europäischen Spielen<br />

in Krakau nicht, allerdings die Mixed-Teams.<br />

Rang neun belegte das deutsche Mixed Team<br />

zum Ende der Qualifikationsrunde und damit<br />

die ungünstigste Ausgangsposition für<br />

die Matchrunden. Während der Tabellenführer<br />

der Qualifikationsrunde aus Dänemark<br />

mit einem Freilos startete, traf das deutsche<br />

Team in der ersten Matchrunde auf Polen<br />

und sicherte sich mit 154:152 den Einzug ins<br />

Viertelfinale. Hier nun aber trafen Raab und<br />

Lüpkemann auf das dänische Mixed Team<br />

und konnten das hohe Niveau nicht überbieten.<br />

Sie unterlagen mit 154:158.<br />

Deutschland erreichte im Medaillenspiegel<br />

der Europäischen Nationen mit dem Gold<br />

von Florian Unruh und der Bronzemedaille<br />

im Mixed Team den vierten Rang. Die Top-<br />

Position holten sich die Athletinnen und<br />

Athleten aus Italien mit insgesamt sechs Medaillen,<br />

davon zwei Gold-, eine Silber- und<br />

drei Bronzemedaillen. Rang zwei belegte im<br />

Medaillenspiegel Großbritannien mit insgesamt<br />

drei, gefolgt von Spanien mit fünf Medaillen.<br />

Großbritannien hatte hier die bessere<br />

Position, da die Nation zwei Goldmedaillen<br />

einfuhr, Spanien eine weniger.<br />

Eine Feier sollte es für das deutsche Bogenteam<br />

in Krakau nicht geben. Nach der Dopingkontrolle<br />

ging es für das Team direkt<br />

zum Bus nach Berlin. Die Athletinnen und<br />

Athleten standen bereits in der unmittelbaren<br />

Wettkampfvorbereitung für die Weltmeisterschaft<br />

in Berlin (31. Juli bis 6. August),<br />

die mit der Ausschüttung von weiteren<br />

Quotenplätzen locken sollte.<br />

DIE SIEGER<br />

MIT DEM COMPOUND<br />

DAMEN EINZEL<br />

Gold: Elisa Roner – Italien<br />

Silber: Ella Gibson – Großbritannien<br />

Bronze: Hazal Burun – Türkei<br />

HERREN EINZEL<br />

Gold: Jozef Bosansky – Slowakei<br />

Silber: Marco Bruno – Italien<br />

Bronze: Emircan Haney – Türkei<br />

MIXED TEAM<br />

Gold: Estland<br />

Silber: Dänemark<br />

Bronze: Italien<br />

NEWS<br />

KATHARINA BAUER ZUR AUFSTEIGERIN<br />

DER WORLD ARCHERY GEEHRT<br />

Der Weltverband World Archery<br />

schloss die Abstimmung für die<br />

Athletinnen und Athleten des<br />

Jahres 2022 ab. Katharina Bauer<br />

aus Raublingen wurde zur<br />

Aufsteigerin des Jahres gewählt.<br />

ALLE GEEHRTEN<br />

IM ÜBERBLICK<br />

• Bogenschütze des Jahres: Ella Gibson/GBR<br />

• Recurve Männer: Kim Woojin/KOR<br />

• Recurve Frauen: An San/KOR<br />

• Compound Männer: Mike Schloesser/NED<br />

• Compound Frauen: Ella Gibson/GBR<br />

• Para Männer: Matt Stutzman/USA<br />

• Para Frauen: Phoebe Paterson Pine/GBR<br />

• Trainer: Sebastien Brasseur/FRA<br />

• „Aufsteiger“: Katharina Bauer/GER<br />

• Kampfrichter: Katy Lipscomb/GBR<br />

Bogensportler aus der ganzen<br />

Welt wählten in einer Online-<br />

Abstimmung, aber auch die<br />

Stimmen des WA-Vorstandes<br />

sowie die von ausgewählten<br />

Bogensportjournalisten flossen<br />

in die Auswahl ein. „Das Votum<br />

gibt mir die Sicherheit und<br />

Bestätigung, dass ich es kann.<br />

Ich freue mich auf die nahe<br />

Zukunft“, kommentierte Bauer<br />

ihre Wahl zur Aufsteigerin des<br />

Jahres. Wir wünschen Katharina<br />

Bauer, dass sie nach dem<br />

erfolgreichen Jahr 2022, in<br />

dem sie vorrübergehend die<br />

Weltrangliste anführte, ihre<br />

Sportkarriere weiter so erfolgreich<br />

nach vorne treibt. <br />

Günter Kuhr aus den WA- und<br />

DSB-Infos/Foto: Dean Alberga<br />

12 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 4/23


NEWS<br />

MIKE SCHLOESSER SCHIESST BEST-<br />

MARKE BEI DEN EUROPEAN GAMES<br />

Mike Schloesser schraubte die<br />

Bestmarke der Compound-Männer<br />

bei den European Games in<br />

Krakau hoch. Der Weltranglistenerste<br />

Schloesser war auf dem<br />

besten Weg, die Weltbestleistung<br />

der Compound-Männer auf 719<br />

Ringe zu schrauben. Doch der<br />

29-Jährige brachte seinen 72.<br />

Pfeil in der Qualifikationsrunde<br />

nicht unter Kontrolle– und dieser<br />

Pfeil landete im Neunerring.<br />

„Ich wusste, dass ich es schaffen<br />

könnte”, sagte Schloesser, der<br />

schließlich zum zweiten Mal in<br />

seiner Karriere den Weltrekord<br />

von Braden Gellenthien mit 718<br />

Punkten egalisierte. „Ich war natürlich<br />

schon einmal in dieser Situation.<br />

Ich war so nervös, habe<br />

nur gezittert und versucht, einen<br />

guten Schuss zu machen. Es hat<br />

sich gut angefühlt, aber ich habe<br />

so sehr gezittert, dass ich das<br />

Scope nicht in der Mitte halten<br />

konnte.” Das Ergebnis war also<br />

in Krakau 718 Ringe und damit<br />

ein Rekord der European Games.<br />

Schloesser katapultierte den alten<br />

Rekord der Spiele zehn Ringe<br />

über die alte Bestmarke, die vor<br />

vier Jahren aufgestellt wurde, als<br />

der Compoundbogen sein Debüt<br />

bei diesem Multisport-Event in<br />

Minsk hatte.<br />

<br />

CW/Foto: Dean Alberga<br />

ELLA GIBSON BRICHT DOPPEL-50-METER-<br />

WELTREKORD MIT 1422 RINGEN<br />

Die Weltranglistenerste Ella<br />

Gibson hat am 5. Mai den<br />

Weltrekord für die doppelte<br />

50-Meter-Qualifikationsrunde<br />

gebrochen, als sie bei der<br />

zweiten Etappe der britischen<br />

Wettkampfserie in Barnsley in<br />

zwei Durchgängen je 711 Ringe<br />

erzielte. Die 22-Jährige hielt<br />

den Rekord bereits mit 1417<br />

Ringen. Mit ihrem Ergebnis<br />

von 1422 Ringen hat sie ihn<br />

um fünf Ringe verbessert.<br />

„Ein wirklich tolles Ergebnis.<br />

Jetzt ist es schwer, das noch zu<br />

schlagen”, sagte sie, „aber immer<br />

noch machbar.” Das Wetter<br />

war wirklich hervorragend, fast<br />

den ganzen Tag lang. Doch auf<br />

der letzten Runde entluden sich<br />

die Wolken wie ein Sturzbach.<br />

Gibson schaffte es trotzdem,<br />

mit einer 58er-Passe abzuschließen.<br />

Die doppelte 50-Meter-Runde<br />

besteht aus zwei Qualifikationsrunden<br />

mit 72 Pfeilen,<br />

die nacheinander geschossen<br />

werden. Der Weltrekord<br />

für die Einzelrunde liegt bei<br />

713 Ringen und wird von der<br />

Weltmeisterin im Compoundschießen,<br />

Sara Lopez, gehalten.<br />

Ella kommt immer wieder in<br />

die Nähe dieser Bestmarke.<br />

Jyothi Surekha Vennam hat<br />

diese Bestmarke im April beim<br />

Hyundai Archery World Cup<br />

in Antalya zum Saisonauftakt<br />

eingestellt. „Wenn ich bereit<br />

bin und den richtigen Tag habe,<br />

weiß ich, dass ich ihn schlagen<br />

kann”, sagte Gibson nach diesem<br />

neuen Rekord. „Ich habe<br />

im Training schon so oft mehr<br />

geschossen. Es muss nur im<br />

Wettkampf klappen.”<br />

CW/Foto: Screenshot<br />

worldarchery.sport<br />

4/23 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 13


WETTKAMPF<br />

IST DIE ZEIT REIF<br />

FÜR DEN COMPOUNDBOGEN<br />

BEI DEN OLYMPISCHEN SPIELEN?<br />

Von Guille Garcia<br />

Der Weltverband World Archery beantragte, das Compound-Bogenschießen in das Sportprogramm der Olympischen Spiele LA28 aufzunehmen. Der<br />

Antrag wäre nicht gestellt worden, wenn es keine guten Aussichten auf eine Aufnahme gegeben hätte. Die Entscheidung liegt allerdings allein beim<br />

Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Warum ist die Zeit reif für die Aufnahme des Compound-Sports in das größte Sportereignis von allen?<br />

Fotos: Dean Alberga<br />

14 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 4/23


Reo Wilde trainiert das koreanische Compound-Team.<br />

1. GROSSE TRAINER WECHSELN DIE NATIONEN<br />

Korea hat vor kurzem seinen ersten internationalen<br />

Trainer für das Compound-<br />

Bogenschießen verpflichtet. Der frühere<br />

Weltmeister im Bogenschießen, Reo Wilde,<br />

wurde Anfang des Jahres als Cheftrainer<br />

für Compound in den Kader aufgenommen.<br />

Das Land ist seit langem die führende<br />

Recurve-Nation und hat die olympischen<br />

Wettkämpfe lange Zeit dominiert. Das koreanische<br />

Compound-Programm ist relativ<br />

neu, erst etwa ein Jahrzehnt alt. Der Schritt,<br />

den 49-jährigen Wilde, der als einer der besten<br />

Compoundschützen der letzten zwei<br />

Jahrzehnte gilt, zu verpflichten und damit<br />

ausländisches Fachwissen einzubringen, ist<br />

eine klare Willensbekundung. Und Korea ist<br />

nicht das einzige große Team, das im Ausland<br />

nach Hilfe sucht. Sergio Pagni trainiert<br />

<strong>2023</strong> das Team in Indien. Bei zwei Weltmeisterschaften<br />

hat das Team bereits zwei Sieger<br />

hervorgebracht.<br />

2. HOHES NIVEAU BEI FRAUEN UND MÄNNERN<br />

Beim Compound-Bogenschießen geht es im<br />

Kern darum, absolute Perfektion zu erreichen.<br />

Es geht um die vollständige Kontrolle<br />

von Körper und Geist, um unter Druck Spitzenleistungen<br />

zu erbringen. Die Geschichte<br />

des Compound-Bogenschießens war früher<br />

aus Gründen, die nichts mit der Sportart<br />

selbst zu tun haben, eher von Männern<br />

als von Frauen geprägt. Aber in den letzten<br />

zehn Jahren hat sich das Niveau und die<br />

Zahl der weiblichen Eliteathleten drastisch<br />

erhöht. Angeführt wurde dieser Leistungsschub<br />

von Sara Lopez. Sie hat den Weltrekord<br />

von Reo Wilde bei den Compound-<br />

Männern von 150 Ringen mit 12 Pfeilen im<br />

Xer-Ring beim Finale in Medellín im letzten<br />

Jahr eingestellt. Sie schaffte das, obwohl sie<br />

nicht mehr die dominierende Kraft von vor<br />

sieben Jahren ist. Die Compound-Damen-<br />

Kategorie ist derzeit wahrscheinlich die aufregendste<br />

und die am meisten umkämpfte<br />

auf der internationalen Bühne.<br />

3. BELIEBTHEIT<br />

Der Compoundbogen wurde in den 1960er<br />

Jahren in den USA erfunden - als eine mechanisch<br />

effizientere Form des Bogenschießens.<br />

In den USA ist er bis heute weit verbreitet.<br />

Die internationale Anerkennung<br />

kam etwas später: 1995 wurde der Bogen bei<br />

den Weltmeisterschaften im Bogenschießen<br />

zugelassen, und in den folgenden drei Jahrzehnten<br />

etablierte sich der Bogen nach und<br />

nach in anderen Ländern. Von den fast 100<br />

Ländern, die diesen Sommer bei den Hyundai<br />

World Archery Championships in Berlin<br />

antreten werden, schicken mehr als 70<br />

% Compound-Bogenschützen ins Rennen.<br />

Der Bogenstil ist heute international beliebt.<br />

Das gilt im Besonderen auch für die USA,<br />

wo die Olympischen Spiele 2028 stattfinden<br />

werden. Von den 3911 Bogenschützen, die<br />

sich für das weltberühmte Vegas Shoot <strong>2023</strong><br />

angemeldet hatten, schießen 60% mit einem<br />

Compoundbogen. Und was ist mit dem<br />

Hauptereignis ... jetzt stell dir das dramatische<br />

Finale in Las Vegas vor, aber mit dem<br />

Prestige der Olympischen Spiele im Rücken!<br />

International ist die Beliebtheit des Compound-Sports<br />

gestiegen.<br />

4. DIE KONTINENTE<br />

Compound-Bogenschießen ist jetzt auch bei<br />

den großen kontinentalen Multisportveranstaltungen<br />

vertreten. Bei den Europaspiele<br />

in Polen wurden zum zweiten Mal Compound-Meister<br />

in Einzel- und Mixed Team-<br />

Wettbewerben gekürt - ebenso wie bei den<br />

Panamerikanischen Spielen, die in diesem<br />

Jahr in Chile stattfinden. Bei den Asienspielen<br />

in Hangzhou gibt es zum ersten Mal ein<br />

komplettes internationales Wettkampfprogramm.<br />

2014 wurde der Compound-Einzelund<br />

2018 der Compound-Mannschaftstitel<br />

vergeben. Bei der kommenden Ausgabe werden<br />

fünf Compound-Medaillen vergeben, die<br />

WETTKAMPF<br />

den fünf Medaillen in der Recurve-Disziplin<br />

entsprechen: Herren-Einzel, Damen-Einzel,<br />

Herren-Mannschaft, Damen-Mannschaft<br />

und Mixed Team. Für große Teams wie Indien,<br />

Korea und China sind diese Titel wichtige<br />

Vorboten für die Olympischen Spiele.<br />

5. FORMAT<br />

Die Struktur der Wettbewerbe mit dem Recurve<br />

bei den Olympischen Spielen ist seit<br />

so langer Zeit (seit der Einführung des Kopfan-Kopf-Wettbewerbs<br />

in Barcelona 1992)<br />

weitgehend gleichgeblieben. Die Umstellung<br />

auf die Matchplays sollte erreichen, dass der<br />

Sport innovativ ist, aber auch sicherstellen,<br />

dass die Veranstaltungen einen Mehrwert<br />

für das Programm bieten. Ist die Zeit also reif<br />

für Compound? Vielleicht - denn der vorgeschlagene<br />

18-Meter-Hallenwettbewerb ist<br />

bei den Olympischen Spielen neu und anders<br />

... und alles passt. Die Teams nehmen<br />

den Compound-Wettbewerb ernst, mit professionellen<br />

Kadern und (manchmal ausländischen)<br />

Spitzentrainern. Die Disziplin<br />

ist weltweit beliebt, auf allen Kontinenten<br />

und in einigen der größten aufstrebenden<br />

Sportländer. Das Niveau der Weltbesten ist<br />

elitär - und mit einem geringen Leistungsunterschied<br />

zwischen den besten Männern und<br />

Frauen an der Schießlinie. Und das Wichtigste<br />

in LA ist, dass der Compoundbogen zu<br />

seinen Wurzeln zurückkehren könnte, nämlich<br />

in die USA, wo dieser Bogenstil nach wie<br />

vor unglaublich beliebt ist. Ein olympischer<br />

Wettbewerb im Compound-Bogenschießen<br />

könnte die Millionen Menschen im ganzen<br />

Land ansprechen, die bereits selbst trainieren,<br />

und viele weitere dazu ermutigen, es<br />

sich einmal anzusehen.<br />

Der vorgeschlagene 18-Meter-Hallenwettbewerb ist<br />

bei den Olympischen Spielen neu und anders.<br />

4/23 WETTKAMPF <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 15


Foto: Dean Alberga<br />

NATURFEDERN, PLASTIK VANES, SPIN-WINGS<br />

DIE BEFIEDERUNG<br />

Von Arne Metzlaff<br />

Für die Befiederung von Pfeilen gibt es viele<br />

verschiedene Möglichkeiten. Dabei sind die verwendeten<br />

Arten abhängig vom individuellen<br />

Geschmack, aber auch von der Art der Pfeile und<br />

wofür diese verwendet werden. Grundsätzlich<br />

lässt sich die Befiederung in die beiden verschiedenen<br />

Arten Naturfedern und „Kunststofffedern“<br />

aufteilen. Die unterschiedlichen Typen können<br />

also zuallererst anhand des Materials definiert<br />

werden. Darüber hinaus lassen sie sich noch anhand<br />

ihrer Form und Größe weiter differenzieren.<br />

Naturfedern werden häufig im traditionellen<br />

Bereich und zum Beispiel mit<br />

Holzpfeilen verwendet. Allerdings<br />

sind sie auch sehr beliebt bei Compoundund<br />

Recurve-Schützen im Indoor-Bereich<br />

im Zusammenspiel mit dickeren Alu-Pfeilen.<br />

Hierbei sollen sie durch ihre Größe dafür<br />

sorgen, dass der Pfeil besser stabilisiert<br />

wird. Bei einem größeren Pfeildurchmesser<br />

ergibt es durchaus Sinn, auch eine größe-<br />

Fotos: Arne Metzlaff<br />

16 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MATERIAL 4/23


MATERIAL<br />

re Feder zu verwenden. Aus diesem Grund<br />

werden für dünnere Carbon-Pfeile (z.B.<br />

Easton ACE-Pfeile), wie sie häufig während<br />

der Freiluftsaison auf den langen Distanzen<br />

geschossen werden, kleinere Plastikfahnen<br />

oder sogar Spin-Wings verwendet. Hier liegt<br />

der Vorteil ganz klar darin, dass sie einen geringen<br />

Luftwiderstand haben und der Pfeil<br />

nicht großartig gebremst, aber trotzdem<br />

ausreichend stabilisiert wird. Dabei fällt auf,<br />

dass der Durchmesser des Pfeils auch immer<br />

in einem ausgewogenen Verhältnis zur Größe<br />

der Befiederung stehen sollte.<br />

INFO<br />

NATURFEDERN<br />

• aus natürlichen Federn hergestellt<br />

• sowohl mit Parabol- als auch mit Diabol-<br />

Form verfügbar<br />

• sehr haltbar und teilweise reparierbar<br />

• Verbesserung der Flugeigenschaften eines<br />

(dickeren) Pfeils möglich<br />

• Können mit Drall aufgeklebt werden<br />

• Werden auf den Schaft geklebt (Sekundenkleber<br />

oder spezieller Kleber für Federn)<br />

PLASTIKFEDERN<br />

(oder auch Plastikfahnen genannt)<br />

• in vielen verschiedenen Längen, Größen und<br />

Farben verfügbar<br />

• auch in typischen Längen von Naturfedern<br />

verfügbar und können diese ersetzen<br />

(sind dann jedoch meistens schwerer)<br />

• in kurzer Bauform eher für dünnere Pfeile und<br />

längere Distanzen geeignet<br />

• werden auf den Schaft geklebt (Sekundenkleber)<br />

• sehr haltbar, allerdings schwer zu entfernen,<br />

falls sie einmal beschädigt sind<br />

SPIN-WINGS<br />

• durch die besondere Bauart stellen sie eine<br />

Sonderform der Plastikfedern dar.<br />

Sie sind gekrümmt oder gedreht und sollen die<br />

Drehung des Pfeils um die eigene Achse verbessern<br />

und dadurch einen stabileren Flug erzeugen<br />

• Haltbarkeit teilweise relativ kurz, dafür jedoch<br />

leicht austauschbar<br />

• werden mithilfe eines doppelseitigen Klebebandes<br />

auf den Schaft geklebt<br />

• von Hersteller zu Hersteller verschiedene<br />

Auslegungen der Form und des Profils<br />

• gut geeignet für lange Distanzen mit dem<br />

Recurvebogen (teilweise nicht für den<br />

Compound geeignet - Herstellerspezifisch)<br />

Doch wieso die Unterscheidung zwischen<br />

Plastikfahnen und Spin-Wings?<br />

Letztere stellen eine besondere<br />

Art der typischen<br />

Plastikfedern dar. Sie<br />

weichen von der klassischen<br />

Form der Feder ab und sind in sich<br />

gekrümmt, daher auch der Name. Beim<br />

Blick von hinten und vorne auf die<br />

Feder fällt eine deutliche Krümmung<br />

auf.<br />

Diese soll dabei helfen, die<br />

Flugbahn des Pfeils noch<br />

mehr zu stabilisieren,<br />

und könnte möglicherweise<br />

auch die Drehung um die eigene Achse<br />

während des Flugs erhöhen. Des Weiteren<br />

sind sie meist leichter als herkömmliche<br />

Plastikfedern, da sie dünner sind und somit<br />

aus weniger Material bestehen. Ein weiterer<br />

Unterschied liegt in der Art, wie sie an den<br />

Pfeilen befestigt werden. So werden Naturfedern<br />

und herkömmliche Plastikfedern mit<br />

Hilfe von Klebstoff (wie Sekundenkleber<br />

oder spezieller Kleber für Federn) direkt auf<br />

den Schaft geklebt. Spin-Wings hingegen<br />

werden auf einen schmalen Streifen doppelseitigen<br />

Klebebands und dieser anschließend<br />

auf den Schaft geklebt. Theoretisch<br />

wäre es ebenfalls möglich, sie mit Hilfe von<br />

Klebstoff dauerhaft auf dem Schaft zu befestigen.<br />

Wegen der geringen Dicke sind sie<br />

anfälliger für Beschädigungen wie Einrisse,<br />

wodurch ihre Haltbarkeit deutlich geringer<br />

ist als herkömmliche Federn und sie öfter<br />

ausgetauscht werden müssen. Daher bietet<br />

es sich an, sie mit Hilfe eines leichter lösbaren<br />

Klebestreifens auf dem Schaft zu befestigen.<br />

Welcher Feder-Typ nun die geeignete Form<br />

für einen selbst ist, hängt dabei von mehreren<br />

Faktoren ab. Zum einen vom Typ des<br />

Pfeilschafts und zum anderen von der Art,<br />

wie der Pfeil eingesetzt wird. Wie bereits<br />

beschrieben, können für kürzere Distanzen<br />

dickere Pfeile mit einer etwas größeren Befiederung<br />

gewählt werden, während für die<br />

langen Distanzen (z.B. 70 m) eher geringere<br />

Größen bevorzugt werden sollten. Aber<br />

natürlich ist es auch möglich, einen Pfeil,<br />

der für die langen Distanzen während der<br />

Freiluftsaison verwendet wird, im Winter<br />

auf die kürzeren Hallendistanzen zu schießen.<br />

Umgekehrt ebenfalls, was aber durch<br />

die schlechteren Flugeigenschaften wegen<br />

des meistens höheren Pfeildurchmessers<br />

und der größeren Federn nicht empfehlenswert<br />

ist. Auch variieren die verschiedenen<br />

Federn natürlich in der Größe. So gibt es<br />

besonders kurze Plastikfedern genauso wie<br />

sehr lange oder welche mit flachem oder<br />

hohem Profil. Zu beachten ist dabei immer,<br />

dass die Federn nicht am Bogen anschlagen,<br />

weil diese zu groß gewählt wurden.<br />

So sollte keine unnötig große Befiederung<br />

gewählt werden, wenn dies nicht eindeutig<br />

eine Verbesserung des Pfeilflugs und der<br />

Gruppierung mit sich bringt. Umgekehrt<br />

sollte die Befiederung aber auch nicht zu<br />

klein ausfallen. Hierbei spielt auch noch<br />

das jeweilige Zuggewicht eine Rolle. Natürlich<br />

ist die mögliche zu verwendende Größe<br />

auch abhängig davon, wie schnell der Pfeil<br />

eigentlich beschleunigt wird und am Ende<br />

auch fliegt. Auch ist hier die Distanz, auf<br />

die geschossen wird, zu berücksichtigen.<br />

Es ergibt meist wenig Sinn, durch eine viel<br />

zu große Befiederung seinen Pfeil unnötig<br />

langsam zu machen. Aber die Geschwindigkeit<br />

des Pfeils ist wiederum ein ganz anderes<br />

Thema…<br />

4/23 MATERIAL <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 17


MATERIAL<br />

Foto: Dean Alberga<br />

EXPERTENGESPRÄCH MIT SEBASTIAN ROHRBERG<br />

IST DER ALUMINIUMSCHAFT<br />

DIE BESSERE WAHL FÜR DIE<br />

INDOOR-SAISON?<br />

Von Günter Kuhr<br />

Wenn sich die Freiluftsaison dem Ende zuneigt, stehst du vielleicht vor der Frage, ob du mit dem Beginn der Hallensaison zu dicken Pfeilschäften wechseln<br />

solltest. Vielleicht könntest du einen größeren Schaftdurchmesser taktisch nutzen, um mehr Ringe anzukratzen und so deine Ergebnisse hochzusetzen.<br />

Doch ist ein Wechsel des Schafttyps tatsächlich immer die beste Wahl?<br />

Sebastian Rohrberg gibt in unserem<br />

Expertengespräch einen tieferen und<br />

differenzierten Einblick in die Aspekte<br />

der Pfeilauswahl für die Hallensaison.<br />

BSM<br />

Wo siehst du den theoretischen Ansatz, der<br />

für den Wechsel zu einem dicken Pfeilschaft<br />

sprechen könnte?<br />

SEBASTIAN<br />

In der Theorie kann man sagen, dass ein dickerer<br />

Pfeil, der exakt die gleiche Trefferlage<br />

hat wie ein dünner ACE oder X10er-Schaft,<br />

mehr Ringe auf dem Schießzettel bringt.<br />

Die Trefferlage muss der Schütze aber zunächst<br />

testen, denn allein der Durchmesser<br />

bringt nicht mehr Ringe, wenn die Pfeilstreuung<br />

zu groß ist. Der Aluminiumschaft<br />

muss also theoretisch genau so gut passen<br />

und genau so gut fliegen wie der Pfeil, der<br />

in der Außensaison eingesetzt wurde, damit<br />

ich an die gleiche Stelle schießen kann. Ist<br />

die Streuung so groß, bringt mir der größere<br />

Außendurchmesser nichts. Nun gibt es<br />

aber beim Einsatz der Aluminiumschäfte<br />

ein Paradoxon, das von der theoretischen<br />

Annahme abweicht. Brady Ellison beispielsweise<br />

schoss in der Vergangenheit immer<br />

wieder viel zu steife Aluminiumschäfte,<br />

die wirklich schlecht aus dem Bogen herausgingen,<br />

mit denen er aber 300 von 300<br />

Ringen schoss. Er ist nicht der einzige Bogenschütze,<br />

der in der Hallensaison wesentlich<br />

zu steife Aluminiumpfeile schießt. Ich<br />

selbst schoss in der Hallensaison auch immer<br />

deutlich zu steife Aluminiumpfeile. Das<br />

waren 2312er Schäfte mit einer 200 grain<br />

Spitze. Es gibt Leistungssportler, die mit einem<br />

hohen Zuggewicht einen 2315er Spine<br />

schießen können, so dass die Steifigkeit des<br />

Schaftes genau passt, und man kann dann<br />

damit sehr gute Ergebnisse schießen.<br />

BSM<br />

Kann aus diesem theoretischen Ansatz eine<br />

allgemeine Empfehlung abgeleitet werden?<br />

18 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MATERIAL 4/23


MATERIAL<br />

SEBASTIAN<br />

Man kann nicht sagen, dass die Wahl eines<br />

dicken Aluminiumschaftes für jeden Schützen<br />

die beste ist. Man muss die Schafttypen<br />

selbst testen und dann seine Wahl treffen.<br />

Das ist letztendlich das gleiche Prinzip, das<br />

auch bei der Auswahl anderer Equipmentteile<br />

zum Tragen kommt. Ein Stabilisatorensystem<br />

muss ich testen, um sagen zu können,<br />

ob es mir einen Vorteil bringt. So ist es<br />

auch bei den Pfeilen mit den Komponenten.<br />

Vergleicht man einen ACE oder X10er mit<br />

einem Aluminiumschaft, ist das wie ein<br />

Vergleich zwischen Äpfel und Birnen. Ich<br />

kann sagen, dass ein Aluminiumschaft, der<br />

die gleiche Stelle trifft wie ein dünner Alu-<br />

Carbon-Schaft, mehr Ringe bringen wird,<br />

weil er einen größeren Außendurchmesser<br />

hat. Man muss also die Varianten häufig<br />

genug probieren, um im individuellen Fall<br />

eine verlässliche Aussage treffen zu können.<br />

Allgemein lässt sich aber feststellen,<br />

dass mit dünnen Pfeilen mehr Rekorde geschossen<br />

wurden als mit den dicken Pfeilen<br />

– zumindest ist das in der Herrenklasse so<br />

einzustufen. Daher möchte ich auch niemandem<br />

eine allgemeingültige Empfehlung<br />

aussprechen. Jeder muss seine Erfahrung<br />

machen und dann letztlich die Pfeilschäfte<br />

schießen, in die er das größte Vertrauen<br />

hat. Der Einsatz dieser Aluminiumschäfte<br />

ist also immer eine Frage der individuellen<br />

Abwägung. Wer Freude am Basteln und Tunen<br />

hat, kann sich für einen dickeren Aluminiumschaft<br />

entscheiden. Im Breitensport<br />

könnten das beispielsweise Schäfte mit<br />

Spines von 2212, 2114 und bei den unteren<br />

Zuggewichten vielleicht noch ein 19er-Spine<br />

sein. Dünnere Aluminiumschäfte bringen<br />

mit dem Außendurchmesser meiner<br />

Ansicht nach keine große Chance auf angerissene<br />

Ringe, denn ein 18er oder 17er ist<br />

nicht wesentlich dicker als der dünne ACE<br />

oder X10-Schaft, der von dem Schützen in<br />

der Außensaison geschossen wurde. Dann<br />

ist es besser, das Set up der Außensaison zu<br />

schießen.<br />

BSM<br />

Viele namhafte Bogenschützen schießen<br />

auch in der Halle ihre dünnen Pfeile!<br />

Sebastian: Es gibt tatsächlich Top-Schützen,<br />

die mit den dicken Aluminiumschäften einfach<br />

nicht zurechtkommen und damit keine<br />

guten Erfahrungen gemacht haben. Einige<br />

dieser Top-Schützen schießen mit den<br />

X10ern in der Halle konstanter mehr Ringe.<br />

Die US-Schützen wissen beispielsweise, dass<br />

man mit dicken Aluminiumschäften 300<br />

Ringe schießen kann, allerdings auch 293.<br />

Anzeige<br />

4/23 MATERIAL <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 19


MATERIAL<br />

Mit den X10ern beispielsweise schießt man<br />

im Leistungssport eher konstant 296 Ringe.<br />

Man sieht, dass ein passend abgestimmter<br />

Outdoor-Pfeil, wie etwa der X10er, der Pfeil<br />

ist, der konstantere Ringzahlen ermöglicht.<br />

An einem guten Tag bringt mir der dicke<br />

Aluminiumschaft das höhere Ergebnis, an<br />

einem schlechten Tag kann das Ergebnis<br />

dann auch unter dem eines X10ers liegen.<br />

Man erkennt hier bereits, dass mentale Aspekte<br />

eine Rolle spielen. Ich schieße die<br />

Aluminiumschäfte, weil es mir einfach<br />

mehr Spaß macht. Es gab eine Saison, in<br />

der ich ACE-Schäfte schoss. Alle Pfeile hatte<br />

ich zuvor ausgeschossen. Diese Pfeile trafen<br />

teuflisch gut, und die Ergebnisse waren<br />

hervorragend. Dennoch wechselte ich in der<br />

nächsten Saison zu den Aluminiumschäften,<br />

weil ich damit mehr Spaß habe und<br />

entspannter schießen kann.<br />

BSM<br />

Welche Erfahrungen hast du mit dicken<br />

Carbonschäften gemacht?<br />

SEBASTIAN<br />

In der Vergangenheit testete ich Fatboys<br />

oder vergleichbare Carbonschäfte. Aber<br />

letztlich kamen damit keine guten Ergebnisse<br />

zustande. Man muss wissen, dass der<br />

Aluminiumschaft von Easton einer der präzisesten<br />

Schäfte ist, die hergestellt werden.<br />

Mit einem X7-Schaft habe ich einen präzisen<br />

Pfeil, der gute Ergebnisse liefert.<br />

BSM<br />

Wie sollte ein Pfeil mit dem Aluminiumschaft<br />

konfiguriert werden?<br />

SEBASTIAN<br />

Ich würde hier einen Aluminiumschaft<br />

empfehlen, der nicht sehr viel schwerer<br />

ist als der Pfeil, der in der Außensaison geschossen<br />

wurde. Du schießt den Schaft in<br />

einer maximalen Länge, so dass der Klicker<br />

weit vorn steht. Es wird eine große Naturfeder<br />

eingesetzt, also keine Plastikfeder oder<br />

auch keine große Spin-Wings. Die Plastikfedern<br />

stabilisieren den Pfeil nicht gut. Die<br />

Naturfeder sollte einen Drall haben oder in<br />

einem deutlichen Winkel aufgeklebt werden,<br />

damit sich der Pfeil im Flug durch die<br />

Rotation stabilisieren kann. Die großen Naturfedern<br />

berühren im Abschuss häufig das<br />

Shelf des Mittelteils, also die waagerechte<br />

Fläche unterhalb der Pfeilauflage. Das sollte<br />

man wissen, und auch, dass diese leichte<br />

Berührung bei Naturfedern akzeptabel<br />

ist. Mit kleinen Federn bringt der Aluschaft<br />

nichts – man sollte schon Naturfedern mit<br />

einer Länge von vier Zoll einsetzen. Eine Feder<br />

mit drei Zoll ist auch eine Option, dann<br />

muss der Pfeil aber schon gut zum Bogen<br />

passen.<br />

Zudem wird eine schwere Spitze eingesetzt.<br />

In einer solchen Konfiguration kann der<br />

Pfeil beim Blankschafttest durchaus etwas<br />

zu steif reagieren. Mein Blankschaft reagierte<br />

in der Vergangenheit beispielsweise so<br />

hart, dass er etwa 30 Zentimeter links neben<br />

den befiederten Pfeilen lag. In der Halle<br />

kann man damit dann trotzdem Spitzenergebnisse<br />

schießen. Ich bin mir sicher, dass<br />

Brady Ellison einen derart harten Schaft<br />

schießt, dass er mit dem Blankschaft die<br />

Nachbarscheibe trifft. Solche Extreme gibt<br />

es bei Spitzenschützen mit einer konstanten<br />

Schießtechnik immer wieder, doch im<br />

Breitensport kann ich das keineswegs empfehlen.<br />

Hier sollte der Blankschaft, wenn er<br />

zu steif reagiert, immer noch auf dem Spot<br />

liegen. Wenn der Schaft in der Halle zu steif<br />

reagiert, dabei eine große Naturfeder mit<br />

einem entsprechenden Winkel eingesetzt<br />

wird, die den Pfeil im Flug stabilisiert, dann<br />

fliegt der Pfeil zwar nicht perfekt, kann aber<br />

dennoch mehr Ringe einbringen. Diese<br />

Aussage bezieht sich aber nur auf die Hallensaison.<br />

Bei den weiten Entfernungen<br />

der Freiluftsaison würde ich niemals einem<br />

Schützen empfehlen, einen zu steifen Schaft<br />

zu schießen. Hier sollte das Tuning so vorgenommen<br />

werden, dass der Pfeil passt.<br />

BSM<br />

Welche Bedeutung haben schwere Spitzen<br />

bei den Aluminiumschäften?<br />

SEBASTIAN<br />

Eine schwere Spitze verlagert den Schwerpunkt<br />

nach vorn. Der Effekt ist, dass die Spitze<br />

weniger rotiert. Liegt der Schwerpunkt<br />

weiter hinten, ist die Rotation an der Spitze<br />

deutlich größer. Das ist einer der Gründe,<br />

warum die Aluminiumschäfte in der Halle<br />

mit 150 bis 200 grain Spitzen ausgestattet<br />

werden. Einige Schützen verwenden sogar<br />

noch schwerere Spitzen. Man sollte mit<br />

dem Spitzengewicht experimentieren. Top-<br />

Hat bietet beispielsweise eine Vielzahl von<br />

Spitzengewichten und Spitzentypen an, wie<br />

etwa auch Schraubspitzen, die eine Option<br />

sind.<br />

BSM<br />

Könntest du etwas zum Einfluss auf die<br />

Schießtechnik sagen?<br />

SEBASTIAN<br />

Der Aluminiumschaft schießt sich anders<br />

als ein dünner Alu-Carbon-Schaft. Das<br />

Schießen von Aluschäften erinnert an Slow<br />

Motion-Archery. Wenn du im Abschuss einen<br />

Aluminiumschaft durch eine Bogenbewegung<br />

korrigierst, wirst du anders korrigieren<br />

müssen. Diese kleinen Korrekturen im<br />

Abschuss kommen immer wieder mal vor,<br />

nicht bewusst, sondern eher in Form eines<br />

automatisieren Reflexes. Das ist eine Veränderung,<br />

die ich beim Wechsel des Schafttyps<br />

berücksichtigen muss. Realistisch betrachtet<br />

liefert ein verrissener Schuss mit dem Aluminiumschaft<br />

ganz sicher ein schlechteres<br />

Ergebnis. Deshalb sollte die Schießtechnik<br />

eine hohe Konstanz und Qualität aufweisen,<br />

wenn man sich für einen Aluminiumschaft<br />

entscheidet.<br />

BSM<br />

Gibt es mentale Aspekte beim Einsatz der<br />

dicken Aluminiumschäfte?<br />

SEBASTIAN<br />

Bei Aluminiumschäften habe ich eher das<br />

Gefühl, dass ich lockerer schießen kann. Ich<br />

muss beim Visieren nicht so genau arbeiten<br />

und kann trotzdem noch Ringbereiche ankratzen.<br />

Weil ich lockerer schieße, erreiche<br />

ich eine höhere Ringzahl. Bogenschießen<br />

hat einfach viel mit dem Kopf zu tun, und<br />

wenn ich von einem Schaft absolut überzeugt<br />

bin und daran glaube, dass mir dieser<br />

Schaft mehr Ringe bringt, dann sollte ich<br />

diesen Schaft einsetzen. Wenn du im Kopf<br />

hast, dass du mit dem dicken Aluminiumschaft<br />

nicht so präzise zielen musst, du weniger<br />

verkrampfst und lockerer schießen<br />

kannst, bringt dir der dicke Aluminiumschaft<br />

ganz sicher einen Vorteil. Wenn ich<br />

mit dem Aluminiumschaft technisch einigermaßen<br />

sauber gearbeitet habe, dann<br />

habe ich immer einen Zehner-Ring. Wenn<br />

ich den Durchmesser des Zehner-Rings zuzüglich<br />

des maximalen Schaftdurchmessers<br />

eines 23er-Aluminiumschafts berechne,<br />

komme ich auf eine Trefferfläche von<br />

etwa sechs Zentimetern, um noch in die<br />

Zehner-Wertung zu kommen. Das ist eine<br />

relativ große Fläche, die mir dann zur Verfügung<br />

steht. Allein der Gedanke, dass ein<br />

dicker Aluminiumschaft mehr Ringe brin-<br />

20 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MATERIAL 4/23


MATERIAL<br />

gen kann, erzeugt einen mentalen Vorteil.<br />

Ich weiß, dass die Leute, die sich für Aluminiumschäfte<br />

entschieden haben, diese<br />

Schäfte wirklich gerne schießen, weil ihnen<br />

der Schaft Sicherheit vermittelt. Ist ein<br />

Schütze absolut überzeugt, dass ihm der<br />

dickere Außendurchmesser des Aluminiumschafts<br />

mehr Ringe bringt, profitiert er<br />

also von diesem mentalen Vorteil.<br />

BSM<br />

Welche Aspekte kommen zum Tragen,<br />

wenn der Wechsel zwischen Hallen- und<br />

Freiluftsaison erfolgt?<br />

DSB: NEUER NACHWUCHS-BUNDESTRAINER<br />

UND NEUER STÜTZPUNKTTRAINER BERLIN<br />

SEBASTIAN<br />

Spitzensportler haben mehrere Bögen.<br />

Sie schießen während des Winters immer<br />

wieder die Outdoor-Distanzen mit ihren<br />

dünnen X10ern und wechseln für ein Hallenturnier<br />

mit einem anderen Bogen zum<br />

Aluminiumschaft. Dieser Bogen ist auf<br />

den Aluminiumschaft eingestellt. Ein Breitensportler,<br />

der nur einen Bogen besitzt,<br />

könnte mit seinen dünnen Outdoorpfeilen<br />

bei einem warmen Herbst- oder Wintertag<br />

seine 70 Meter schießen. Das ist ein<br />

Vorteil. Schießt der Breitensportler aber<br />

im Winter Aluminiumpfeile, muss er beim<br />

Wechsel von der Hallen- zur Freiluftsaison<br />

den Bogen auf die dünnen Pfeile umstellen<br />

und benötigt Zeit für das Tuning. Die Zeit<br />

ist aber knapp, weil relativ früh die ersten<br />

Wettkämpfe folgen. Die Umstellung betrifft<br />

auch das sich verändernde Schießgefühl<br />

beim Wechsel zwischen den Pfeiltypen. Der<br />

Bogenschütze erlebt ein anderes Schussgefühl,<br />

auf das er sich einstellen muss. Bei<br />

mir ist beispielsweise die Umstellung von<br />

dünnen X10ern auf die dicken Hallenpfeile<br />

sehr einfach, umgekehrt fällt mir die<br />

Umstellung des Schießgefühls zum Beginn<br />

der Außensaison auf die X10er eher<br />

schwer. Daher habe ich in der Vergangenheit<br />

zeitweise während der Hallensaison<br />

mit X10ern trainiert und bin mit dicken<br />

Aluschäften auf einen Hallenwettkampf<br />

gegangen. So konnte ich mit dem Wechsel<br />

gut umgehen und verlor keine Zeit für die<br />

Umstellungsphasen.<br />

BSM<br />

Welche Pfeilkomponenten hast du in der<br />

vergangenen Liga-Saison eingesetzt?<br />

SEBASTIAN<br />

Ich schoss hier einen 2214er RX 7 mit Naturfedern<br />

in einer Länge von vier Zoll und<br />

einer 140 grain Spitze. Der Pfeil hat ein<br />

Bushing mit einer Beiter-Nocke.<br />

NEWS<br />

Freddy Siebert wird als neuer<br />

Nachwuchs-Bundestrainer zukünftig<br />

die Geschicke der besten<br />

deutschen Bogen-Junioren<br />

und -Kadetten verantworten.<br />

In Thomas Heinrich konnte<br />

zudem ein neuer Trainer am<br />

Bundesstützpunkt in Berlin<br />

gewonnen werden, der sich um<br />

die Bundeskaderathleten in der<br />

Hauptstadt kümmert.<br />

Freddy Siebert ist kein Unbekannter<br />

in der Bogen-Szene:<br />

Der 29-Jährige ist jüngster<br />

A-Lizenz-Inhaber, Trainer der<br />

Bundesligamannschaft des 1.<br />

UTK BSC Oberauroff, Honorar-<br />

Landestrainer in Hessen und<br />

absolviert zurzeit seine Diplom-<br />

Trainerausbildung an der<br />

Trainerakademie des Deutschen<br />

Olympischen Sportbundes in<br />

Köln. Bereits seit dem vergangenen<br />

Jahr arbeitet Siebert sehr<br />

eng mit dem noch amtierenden<br />

Nachwuchs-Bundestrainer Marc<br />

Dellenbach zusammen, der den<br />

DSB nach der Bogen-WM in<br />

Berlin (31. Juli bis 6. August) in<br />

Richtung Weltverband World<br />

Archery verlassen wird. Bei der<br />

Nachwuchs-Weltmeisterschaft<br />

in Limerick/IRL (1. bis 9. Juli)<br />

betreute Siebert mit Trainerkollege<br />

Filippo Clini bereits die<br />

deutschen Nachwuchsathleten,<br />

wie er es in diesem Jahr bei allen<br />

internationalen Nachwuchs-<br />

Wettkämpfen getan hat. „Der<br />

DSB möchte nicht nur seine<br />

Athleten fördern und entwickeln,<br />

sondern natürlich auch<br />

seine Trainer. Freddy Siebert ist<br />

dafür ein Parade-Beispiel: Ein<br />

junger, ambitionierter Mann,<br />

der schon lange im Bogensport<br />

tätig ist und immer das Ziel<br />

hatte, professionell als Trainer<br />

zu arbeiten. Mit der Diplom-<br />

Trainerausbildung sowie der<br />

Ernennung zum Nachwuchs-<br />

Bundestrainer macht er nun die<br />

nächsten Schritte, bei denen ihn<br />

der DSB nach Kräften unterstützt“,<br />

erklärt DSB-Sportdirektor<br />

Thomas Abel die Personalie.<br />

Siebert, der den Abschluss-Lehrgang<br />

für die Weltmeisterschaft<br />

in Irland leitete, meint zu seiner<br />

neuen Aufgabe: „Ich freue mich<br />

riesig auf die anstehenden<br />

Herausforderungen und möchte<br />

die Zusammenarbeit mit den<br />

Landesverbänden und den dortigen<br />

Trainern intensivieren.“<br />

Sein neues Amt tritt Siebert am<br />

1. September an.<br />

Eine wichtige Rolle bei der<br />

weiteren leistungssportlichen<br />

Entwicklung im Bogensportbereich<br />

des DSB wird zukünftig<br />

auch Thomas Heinrich einnehmen,<br />

der als ehemaliger<br />

Landestrainer des Schützenverbandes<br />

Berlin-Brandenburg am<br />

1. August die vakante Position<br />

des Bundesstützpunkttrainers<br />

in Berlin antreten wird. Mit<br />

15 Bundeskaderathleten ist<br />

Berlin der wichtigste Bundesstützpunkt<br />

im Bogensport im<br />

Deutschen Schützenbund. Der<br />

45-jährige A-Lizenzinhaber ist<br />

ebenfalls schon lange dabei<br />

und fungierte u.a. als Assistenztrainer<br />

von Bundestrainer<br />

Oliver Haidn. Die Betreuung der<br />

Bundeskader, das Heranführen<br />

junger Bogentalente an den<br />

Spitzensport, die Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesverband<br />

sowie den Berliner Schulen<br />

sind wichtige Aufgaben, damit<br />

der Bundesstützpunkt in Berlin<br />

weiterhin eine federführende<br />

Rolle auf nationaler Ebene<br />

spielt. Dabei hilft dem gebürtigen<br />

Berliner seine langjährige<br />

Erfahrung als Vereins- und<br />

Landesverbandstrainer.<br />

Text und Foto: DSB<br />

4/23 MATERIAL/NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 21


BOGENSCHIESSEN BEI<br />

DER OLYMPIC ESPORT<br />

SERIES <strong>2023</strong><br />

Von Günter Kuhr<br />

Das Internationale Olympische Komitee (IOC)<br />

lud vom 22. bis zum 25. Juni zur Olympic Esports<br />

Series <strong>2023</strong> in Singapur ein. Dem Aufruf folgten<br />

130 Spieler in elf elektronischen Disziplinen, die<br />

sich von 20.000 begeisterten Anhängern des<br />

Esports feiern ließen.<br />

Das digitale Bogenschießen war Teil<br />

der Olympic Esports Series. In einer<br />

Mitteilung vom 25. Juni verkündete<br />

das IOC:<br />

„In Zusammenarbeit mit dem Ministerium<br />

für Kultur, Sport, Gemeinschaft und Jugend<br />

Singapur und dem Nationalen Olympischen<br />

Komitee von Singapur (SNOC)<br />

begrüßte das IOC die Welt in Singapur zu<br />

diesem historischen Meilenstein, der den<br />

nächsten Schritt in der Förderung des virtuellen<br />

Sports innerhalb der olympischen<br />

Bewegung markiert und die Gaming-Community<br />

weiter verbindet.“<br />

EIN KOMMENTAR ZUR<br />

ESPORT SERIES VON GÜNTER KUHR<br />

Für einen Aprilscherz war das Jahr zu weit<br />

vorangeschritten, und der vom IOC proklamierte<br />

Meilenstein war zumindest beim digitalen<br />

Bogenschießen weit entfernt vom<br />

Ziel platziert. Die hohen Ansprüche an die<br />

koordinativen Fähigkeiten des physischen<br />

Bogenschießens wurden den Teilnehmern<br />

der Olympic Esport Series <strong>2023</strong> nicht abverlangt,<br />

stattdessen bewegten sie ihren Finger<br />

über die Glasscheibe eines Smartphones.<br />

Ich stellte mir die Frage, ob ich Zeit damit<br />

verbringen sollte, einen Beitrag über dieses<br />

Event zu schreiben. Doch letztlich gibt<br />

es dafür gute Gründe. Wenn das IOC dem<br />

Trend des Esports folgt, sollte man genauer<br />

hinschauen, was sich da entwickelt. Die<br />

World Archery trat bereits im August 2020<br />

der Global Esport Federation bei, einer in<br />

Singapur ansässigen Organisation, die Ende<br />

2019 von dem chinesischen Multimedia Unternehmen<br />

Tencent gegründet wurde und<br />

finanzstarke Partner im Hintergrund hat. Die<br />

World Archery erklärte in einer Pressemitteilung,<br />

dass sie elektronische und ferngesteuerte<br />

Wettkämpfe erforscht hat, insbesondere<br />

während der COVID-19-Pandemie.<br />

Der Weltverband des Bogensports möchte<br />

die Mitgliedschaft in der Global Esports Federation<br />

nutzen, um weitere Möglichkeiten<br />

für den Sport im Videospielbereich zu untersuchen.<br />

Der Esport ist auf dem Vormarsch<br />

und fasziniert insbesondere Kinder und<br />

Jugendliche, die am Smartphone und der<br />

Spielekonsole viele Stunden am Tag trainieren<br />

müssen, wenn sie Erfolge auf den Wettkämpfen<br />

erreichen wollen.<br />

Ich wage mal einen provokanten Blick in<br />

den Tagesablauf eines Kindes, das im Esport<br />

Erfolge einfahren möchte. Nach dem<br />

Stillsitzen des Kindes in der Schule folgt das<br />

Esport-Training im Kinderzimmer, bei dem<br />

kognitive Leistungen auf das Reagieren heruntergefahren<br />

werden. Anschließend werden<br />

vielleicht noch Social Media-Kontakte<br />

gepflegt. Bei den Hausaufgaben wird das<br />

Denken ausgelagert an die KI ChatGPT (die<br />

künstliche Intelligenz erledigt viele Hausaufgaben<br />

zuverlässig und schnell), und<br />

so bleibt für den Ausklang des Tages noch<br />

eine Netflix-Serie oder eine kleine Trainingseinheit<br />

im Esport vor dem Schlafengehen.<br />

Vielleicht ist dieser Tagesablauf überspitzt<br />

dargestellt, doch als Trainer sehe ich Kinder<br />

beim Einsteigertraining im Bogenschießen,<br />

deren koordinative Fähigkeiten zum Teil so<br />

stark beeinträchtigt sind, dass ich Mitleid bekomme.<br />

Diese Entwicklung des Rückgangs<br />

von koordinativen Fähigkeiten beobachten<br />

seit Jahren Trainer und Sportlehrer. Koordination<br />

entwickelt sich nur bei koordinativen<br />

Anforderungen, keineswegs beim Bewegen<br />

eines Fingers über die Glasscheibe des<br />

Smartphones oder am Joystick der Spielekonsole.<br />

Von Kindeswohlgefährdung spricht der Neurowissenschaftler<br />

und Psychiater Prof. Dr.<br />

Dr. Manfred Spitzer. Während jeder Stunde,<br />

die ein Kind mit digitalen Medien verbringt,<br />

können sich koordinative Fähigkeiten nicht<br />

ausbilden, und die kognitiven Fähigkeiten,<br />

die wie bei einem Muskel trainiert werden<br />

müssen, werden auf das Reagieren reduziert.<br />

Spitzer, der als ärztlicher Direktor an<br />

der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm<br />

arbeitet, sieht zudem einen Zusammenhang<br />

zwischen dem übermäßigen Konsum von<br />

digitalen Medien und der explosionsartigen<br />

Entwicklung von Depressionen bei Kindern<br />

22 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 4/23


WETTKAMPF<br />

Beim digitalen Bogenschießen setzten die<br />

Finalteilnehmer Smartphones ein, die sie<br />

beim Spielen auf ein Pult legten. Sie spielten<br />

„Tic Tac Bow“, eine Smartphone-App, die<br />

die Präzision des Bogenschießens mit dem<br />

Spiel Tic Tac Toe kombinieren soll. Die Zuschauer<br />

verfolgten die virtuellen Pfeile auf<br />

einer großen Leinwand. Die Spieler des Tic<br />

Tac Bow kamen aus den USA, Großbritannien,<br />

Niederlande, Dänemark, Singapur und<br />

Japan. Sieger wurde Jared Montgomery mit<br />

dem Psyeudonym „MontyDey“ aus den USA,<br />

gefolgt von seinem Landsmann Davic Chan<br />

und Kyosuke Takebayashi aus Japan.<br />

Esportler an ihren Smartphones beim digitalen Bogenschießen der Olympic Esport Series <strong>2023</strong>.<br />

<br />

Abbildungen: Screenhot Youtube - Archery | LIVE Olympic Esport Series FINALS!<br />

und Jugendlichen. Das beschrieb der Neurowissenschaftler<br />

schon 2015 in seinem Spiegel-Bestseller<br />

„Digitale Demenz – Wie wir<br />

unsere Kinder um den Verstand bringen“.<br />

„Gesund zocken will gelernt sein“, schreibt<br />

die Bergische Krankenkasse auf ihrer Website.<br />

Sie ist offizieller Gesundheitspartner der<br />

Akademie des eSport-Bundes Deutschland<br />

und gibt auf ihrer Website www.bergischekrankenkasse.de<br />

Antworten auf die Fragen:<br />

Ist Gaming gut oder schlecht für mein<br />

Kind? Welche positiven Seiten hat das Zocken?<br />

Was sind eSports? Zusammengefasst<br />

sucht die Krankenkasse nach Kompromissen<br />

und empfiehlt den Eltern eine zeitliche<br />

Begrenzung für elektronische Spiele und<br />

den eSport, Absprachen, Augenmaß und<br />

Alternativen, damit Zeit für die Entwicklung<br />

anderer Fähigkeiten bleibt. Doch es bleibt<br />

dabei: Wenn Kinder im Esport erfolgreich<br />

sein wollen, werden sie in der Praxis viele<br />

Stunden trainieren müssen. Letztlich bin ich<br />

ein Verfechter der Freiheit und der Selbstverantwortung,<br />

so dass jeder Mensch über<br />

seine Freizeitgestaltung entscheiden soll –<br />

und Eltern übernehmen die Verantwortung<br />

für ihre Kinder. Das Prinzip von Ursache und<br />

Wirkung wird allerdings niemand aushebeln<br />

können.<br />

Von den Sportverbänden wünsche ich mir<br />

Verantwortung bei der Entwicklung von<br />

Sportprogrammen, insbesondere wenn diese<br />

Angebote im besonderen Maße Kinder<br />

und Jugendliche ansprechen. Immer dann<br />

sollten diese Sportprogramme die kindliche<br />

Entwicklung fördern. Dazu zählt die Entwicklung<br />

von koordinativen und kognitiven<br />

Fähigkeiten, damit Kinder fit gemacht werden<br />

für das Leben in der realen Welt.<br />

Für mich persönlich ist nun aber die Zeit<br />

gekommen, mich vom Esport abzuwenden<br />

und den Rest des Tages am Bogensportplatz<br />

in der Natur zu verbringen, dort wo<br />

die Sonne lacht, die Blätter an den Bäumen<br />

den einfallenden Wind ankündigen, dort wo<br />

ich liebenswerte Menschen im realen Leben<br />

begegne.<br />

Der Kommentar spiegelt die Meinung des<br />

Verfassers wider. Was denkst du über die<br />

beschriebene Entwicklung? Schreibe deinen<br />

Kommentar dazu an das Bogensport Magazin:<br />

redaktion@bogensport.de<br />

4/23 WETTKAMPF <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 23


WETTKAMPF<br />

OLYMPISCHE SPIELE:<br />

EVANGELIA PSARRA<br />

UND IHRE TOCHTER<br />

KÄMPFEN UM IHRE<br />

TEILNAHME<br />

Foto: Dean Alberga<br />

Von WA/Sportsbeat<br />

Evangelia Psarra (Foto) bewirbt sich für eine rekordverdächtige siebte Teilnahme an den Olympischen Spielen. Aber um das zu erreichen, muss sie eine<br />

schnell wachsende Newcomerin ausstechen: ihre eigene Tochter. Die 48-jährige Psarra war die erste griechische Bogenschützin, die im Jahr 2000 an den<br />

Spielen teilnahm, und wird die erfahrenste Olympionikin im Bogenschießen sein, wenn sie es nach Paris schafft.<br />

Aber es gibt keine Garantie, dass<br />

Griechenland Einzel- oder Mannschaftsquotenplätze<br />

erhält, und<br />

selbst dann könnte die Frage, wen der<br />

Verband schicken wird, schnell zu einem<br />

Tabuthema am Esstisch werden, da ihre<br />

Tochter Maria Nasoula ebenfalls um einen<br />

Platz kämpft. Und obwohl der Sport<br />

die Gespräche in ihrem Haus in Thessaloniki<br />

dominiert, wo Ehemann und Vater<br />

Alekos Nasoulas ihr gemeinsamer Trainer<br />

ist, besteht Psarra darauf, dass Maria ihren<br />

Weg aus eigenem Antrieb geht. „Ich habe<br />

sie nie gedrängt”, sagt Psarra. „Meine beiden<br />

Kinder waren seit ihrer Geburt jeden<br />

Tag in unserem Haus von Pfeil und Bogen<br />

umgeben. Sie haben viele Sportarten ausprobiert,<br />

und meine Tochter ist beim Bogenschießen<br />

gelandet. Zuerst hat sie es als<br />

Hobby betrieben, aber dann wurde es automatisch<br />

zu etwas ‚Professionellem’.”<br />

Mit 17 Jahren gewann Maria im Februar die<br />

griechischen U21-Meisterschaften und hat<br />

sich auch auf der internationalen Bühne<br />

stetig verbessert. Beim Grand Prix von Europa<br />

in Plowdiw im vergangenen Mai belegte<br />

Maria in der Qualifikation den letzten<br />

Platz – 324 Ringe hinter ihrer Mutter auf<br />

Platz 26 – und schied in der zweiten Runde<br />

aus. Zwei Monate später zog Maria wie ihre<br />

Mutter in die dritte Runde der Europameisterschaft<br />

in München ein, was Griechenland<br />

einen Platz bei den diesjährigen Europaspielen<br />

einbrachte. Es vergingen nicht<br />

einmal drei Wochen, bis Evangelia in der<br />

Qualifikation für die Mittelmeerspiele in<br />

Oran in den Schatten gestellt wurde: Maria<br />

wurde auf Platz zehn gesetzt, ihre Mutter<br />

auf Platz 15. Und obwohl die beiden noch<br />

nicht direkt im Matchplay auf internationaler<br />

Ebene aufeinander getroffen sind,<br />

sagte Psarra, dass der Anblick von Maria,<br />

die neben ihr schießt, anfangs verwirrend<br />

war. „Am Anfang war es schwierig, weil ich<br />

sie nicht als Gegnerin sehen konnte”, sagte<br />

Psarra. „Ich sah sie nur als Tochter, ich war<br />

ihre Mutter und versuchte herauszufinden,<br />

ob etwas nicht stimmt, um ihr zu helfen.<br />

Ich habe nicht auf mich geachtet. Für sie<br />

war es dasselbe. Ich bin ihre Mutter, und<br />

wenn sie etwas brauchte, kam sie zu mir<br />

und fragte mich. Aber zum Glück haben<br />

wir uns jetzt beide daran gewöhnt.”<br />

Das Traumszenario wäre, dass sich das<br />

Duo als Teil einer Mannschaft für Paris<br />

2024 qualifiziert – zusammen mit einem<br />

nicht verwandten Teamkollegen, vielleicht<br />

Anatoli Gkorila. Das ist ein Kunststück, das<br />

Griechenland noch nie geschafft hat, denn<br />

das einzige Mal, dass das Land an der WM<br />

teilgenommen hat, war die Teilnahme als<br />

Gastgeber im Jahr 2004, für die es keine<br />

Qualifikation bedarf. Damals war Psarra<br />

auf dem Höhepunkt ihres Könnens, belegte<br />

den dritten Platz in der Weltrangliste<br />

und war dazu bestimmt, das olympische<br />

Viertelfinale zu erreichen, umgeben von<br />

glitzerndem Marmor und Scharen von<br />

griechischen Landsleuten. Das Panathenäische<br />

Stadion wurde um 330 v. Chr. erbaut<br />

und war der historische Austragungsort<br />

für die Eröffnungs- und Schlussfeier der<br />

ersten Olympischen Spiele 1896 – und der<br />

Austragungsort für die Bogensportwettbewerbe<br />

2004.<br />

Aber die reiche Geschichte ist nur ein<br />

Grund, warum es so besonders für Psarra<br />

war, die immer noch behauptet, dass sie<br />

nicht enttäuscht war, nicht in die Medaillenränge<br />

zu kommen. „Es war fantastisch”,<br />

erinnert sie sich. „Man hat ein ganz anderes<br />

Gefühl, wenn man dort antritt, als in einem<br />

anderen Stadion. Es war nicht nur, weil es<br />

im Panathenäischen Stadion war, sondern<br />

auch, weil es in meinem Land war. Ich hatte<br />

Menschen, die mir zujubelten und mich<br />

unterstützten. Das war etwas ganz anderes<br />

als die meisten anderen Wettbewerbe.”<br />

Psarra bereut es nicht, Siebte geworden zu<br />

sein. „Natürlich will jeder Athlet, der von<br />

24 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 4/23


WETTKAMPF<br />

Evangelia Psarra mit Ihrer Tochter: „Meine beiden Kinder waren seit ihrer Geburt jeden Tag in unserem Haus von<br />

Pfeil und Bogen umgeben.“ <br />

Foto: worldarchery.sport<br />

Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften<br />

träumt, eine Medaille”, gab sie zu.<br />

Es ist noch Zeit. Im März <strong>2023</strong> jährte sich<br />

Psarras einzige internationale Medaille,<br />

eine Bronzemedaille bei den Hallenweltmeisterschaften<br />

2003 in Nîmes. Die Erinnerung<br />

der Leutnantin der griechischen<br />

Luftwaffe ist nach zwei Jahrzehnten verschwommen,<br />

aber es gibt einen Moment,<br />

der ihr besonders gut im Gedächtnis geblieben<br />

ist. „Ich erinnere mich nicht wirklich<br />

an den Wettkampf, bis ich im Halbfinale<br />

war”, erinnert sich Psarra. „Ich schoss<br />

gegen eine Sportlerin aus Frankreich<br />

[Bérengère Schuh], die später die Goldmedaille<br />

gewann. Als wir in die Arena kamen,<br />

jubelten alle für sie. Das war etwas,<br />

was ich vorher noch nicht erlebt hatte.“<br />

Die Atmosphäre in der Arena machte die<br />

griechische Bogenschützin etwas nervös<br />

und ängstlich. Aber dann – und das ist die<br />

Tatsache, an die sie sich am meisten erinnert<br />

– nachdem Schuh sie besiegt und das<br />

Goldmedaillenfinale erreicht hatte, begann<br />

die Menge, Psarra in ihrem Bronzemedaillenkampf<br />

anzufeuern. „Es lief griechische<br />

Musik, und alle feuerten mich an, was mir<br />

Kraft gab.” Da begann sie daran zu denken,<br />

im darauf folgenden Jahr bei den Olympischen<br />

Spielen in ihrem eigenen Land anzutreten<br />

und die Gelegenheit zu nutzen,<br />

noch einmal ein sympathisches Publikum<br />

zu erleben.<br />

Aber all das ist jetzt Geschichte, und Psarra<br />

hat ihren Fokus auf die nahe Zukunft<br />

und die Qualifikation für Paris gerichtet.<br />

Sie war die erste Reserve für Rio 2016 und<br />

schaffte es erst nach dem Rückzug von Carla<br />

Frangilli von der Elfenbeinküste. Für Tokio<br />

2020 qualifizierte sie sich direkt, indem<br />

sie bei der letzten Qualifikationsveranstaltung<br />

einen Quotenplatz ergatterte. Egal, ob<br />

sie allein oder mit ihrer Tochter zum siebten<br />

Mal in die Geschichte eingeht, Psarra<br />

betont, dass die Rekorde für sie nicht im<br />

Vordergrund stehen. „Ich denke nicht, dass<br />

es die Nummer sieben sein wird, ein Rekord”,<br />

sagt sie. „Ich höre andere Leute darüber<br />

reden, aber für mich ist es etwas, das<br />

ich will, weil ich mich entschieden habe,<br />

mit dem Bogenschießen weiterzumachen.<br />

Es ist etwas, das ich erreichen will, nicht<br />

nur wegen des Rekords oder der siebten<br />

Olympiade oder so, sondern einfach für<br />

mich selbst – weil ich es gerne mache.“<br />

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RECURVE:<br />

FOLLOW-THROUGH<br />

Kristina Dolgilevica befasst sich mit einem<br />

unterbewerteten Element im Schießablauf.<br />

Von Kristina Dolgilevica<br />

Der englische Begriff „Follow-through“ bedeutet, eine Handlung zu Ende zu bringen oder vollständig durchzuziehen. Wenn ein Pitcher einen Baseball wirft,<br />

besteht der Follow-through darin, dass der Athlet die antreibende Gliedmaße (und den gesamten Körper) während und nach der Freigabe des Balls bewegt.<br />

So kontrolliert er die Flugkurve des Objekts<br />

und gibt ihm Kraft und Schnelligkeit<br />

mit. Es ist das Grundprinzip der<br />

Mechanik: Wenn ein Objekt mit viel Kraft<br />

angetrieben wird, muss der Wurfarm langsamer<br />

werden, da die Kraft während der<br />

Bewegung auf die Gelenke übergeht. Stellen<br />

Sie sich einmal vor, dass der Pitcher sich entscheiden<br />

würde, mitten in der Luft zu erstarren,<br />

und seine Hand den Ball freigibt, ohne<br />

ihn in diesem Moment in eine gewählte<br />

Flugbahn zu „entsenden“. Die meiste Kraft,<br />

die er während der Bewegung angesammelt<br />

hat, würde entweder in der antreibenden<br />

Gliedmaße und im Körper verbleiben oder<br />

dort absorbiert werden. Dies würde entweder<br />

eine sofortige Verletzung bewirken oder<br />

eine zukünftige Verletzung begünstigen.<br />

Oder stellen Sie sich einen Schlag im Boxen<br />

vor: Bei der Absicht, den Boxsack zu treffen,<br />

wird die Kraft darauf übertragen und dort<br />

absorbiert; wohingegen ein Schlag mit der<br />

Absicht, lediglich die Oberfläche des Boxsacks<br />

zu berühren, zur Folge hat, dass die<br />

kinetische Energie entweder in der Faust<br />

verbleibt oder wieder zurück in den Arm<br />

gelangt. Das gleiche Prinzip ist auf Sportausrüstung<br />

anwendbar, da sie als Verlängerung<br />

des Körpers agiert. In den vorstehenden Szenarien<br />

wird die Kraft im Körper generiert<br />

und nahezu augenblicklich auf das Objekt<br />

übertragen. Und aus diesem Grund ist eine<br />

der Hauptfunktionen des Follow-through<br />

die Vermeidung von Verletzungen.<br />

FOLLOW-THROUGH IM BOGENSCHIESSEN<br />

Das gleiche Prinzip gilt für das Bogenschießen,<br />

auch wenn die Art, auf welche die Kraft<br />

generiert und freigegeben wird, und die Einschränkungen<br />

durch die Ausrüstung von<br />

diesen Beispielen abweichen. Hier wird die<br />

Kraft in Form eines Widerstands erlebt, den<br />

der Schütze halten und für einige Zeit mit<br />

Hilfe von isometrischer Muskelkontraktion<br />

beibehalten muss.<br />

Zur Ausführung des korrekten Followthrough<br />

im Bogenschießen muss der Schütze<br />

die körperlichen Anforderungen seines<br />

Sports verstehen. Der Follow-through wird<br />

oft beschrieben als „die Beibehaltung einer<br />

Position, bis der Pfeil den Bogen verlässt”.<br />

Diese Definition ist zwar korrekt, aber unvollständig,<br />

da sie sich auf die gesamte Körperhaltung<br />

des Schützen bezieht und nicht<br />

den dynamischen Charakter der Followthrough-Bewegung<br />

vermittelt. Der Pfeil<br />

benötigt nur Millisekunden, um den Bogen<br />

zu verlassen. Technisch könnte es so aussehen,<br />

als wäre alles, was der Schütze benötigt,<br />

ein ausreichend schnelles Lösen. Eine<br />

Langzeitkonstanz kann jedoch nur durch<br />

einen guten und biomechanisch effizienten<br />

Schussablauf erreicht werden, der eine<br />

26 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 4/23


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TRAINING<br />

Die Zugkraftlinie wird während des<br />

Aufbaus eingerichtet. Hier müssen die<br />

Schultern ausgerichtet werden.<br />

Eine 50/50-Balance muss zwischen<br />

dem Zug- und dem Bogenarm erreicht<br />

werden; es darf keine Änderungen in<br />

der Körperhaltung geben.<br />

Der Auszug muss konstant, kontrolliert<br />

und gleichmäßig sein, die Sehne wird<br />

direkt zum Ankerpunkt gezogen.<br />

Schuss von An San - Vorderansicht<br />

einfache und mühelose Bewegung begünstigt.<br />

In der Praxis kann man jedoch auf der<br />

Schießlinie oft das Gegenteil beobachten,<br />

nämlich, dass einige Schützen einen physischen<br />

Kampf gegen ihren Bogen führen.<br />

Das Bogenschießen ist ein feinmotorischer<br />

Sport, der Wiederholung und Konsistenz in<br />

all ihren Aspekten verlangt. Das Ziel sollte es<br />

sein, ein gewisses „Gefühl“ für den Schuss<br />

zu entwickeln – eine fließende Technik, die,<br />

richtig ausgeführt, zum Follow-through<br />

führt. Folglich zeigt uns der Follow-through<br />

das Ergebnis unseres Schussablaufs. Dies<br />

kann intern vom Schützen oder extern vom<br />

Trainer oder Beobachter analysiert werden.<br />

Er dient als eine technische Hilfe für den<br />

Schützen, um ein gutes Lösen zu entwickeln,<br />

verbessern und automatisieren, und<br />

unterstützt ihn beim korrekten und konstanten<br />

Auszug. Er ist eine hervorragende<br />

mentale Hilfe für die Konzentration und den<br />

Fokus des Schützen. Der Follow-through ist<br />

konstant, durchgängig, abgestimmt und natürlich.<br />

Der Follow-through passiert, wenn die Rückenspannung<br />

gut ist und die Auszugsrichtung,<br />

das Kraftgleichgewicht und die entsprechende<br />

Regulierung sowie das Timing<br />

stimmig sind. Es handelt sich nicht um eine<br />

separate, eigenständige Bewegung; es ist die<br />

Fortführung des Auszugs, die natürliche Reaktion<br />

auf das Lösen. Es gibt keine zwei Follow-throughs,<br />

die wirklich identisch sind,<br />

aber ohne einen guten Follow-through wird<br />

der Schießablauf komplex, schwer zu reproduzieren<br />

und allgemein uneinheitlich. Mit<br />

einem Follow-through kann der Schütze die<br />

Zielgenauigkeit in Präzision umwandeln.<br />

Zur Entwicklung eines guten Followthroughs<br />

muss man an dem Moment arbeiten,<br />

in dem man seine Haltung einnimmt,<br />

also ganz am Anfang. Störungen oder Uneinheitlichkeiten<br />

während des Ablaufs werden<br />

das Ergebnis beeinflussen. Möchtest du<br />

einen ansehnlichen Follow-through erreichen,<br />

gibt es nur einen Weg: das Erlernen<br />

eines klar definierten Schussablaufs mit<br />

schrittweise zu meisternden Veränderungen<br />

und jede Menge regelmäßige Praxis.<br />

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4/23 TRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 27


TRAINING<br />

Der Ankerpunkt ist der Ausgleichspunkt – er erleichtert den Auszug. Er muss immer<br />

gleich sein, wobei die Sehne fest an das Gesicht und die Brust gedrückt wird.<br />

Es ist dem Menschen nicht möglich, den<br />

gleichen Ablauf jedes Mal identisch zu reproduzieren<br />

– Geist und Körper befinden<br />

sich in einem ständigen Fluss. Wir können<br />

lediglich unser Bestes tun, um zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt so nahe wie möglich<br />

an das erwünschte „Gefühl“ zu gelangen.<br />

Ein Schuss im Bogenschießen ist so empfindlich<br />

ausbalanciert wie ein Kartenhaus<br />

– ziehe eine Karte heraus, und das ganze<br />

Haus fällt in sich zusammen.<br />

DER WISSENSCHAFTLICHE TEIL<br />

Es folgen ein paar Erwägungen für den<br />

Schützen, der seinen Schuss gut zu Ende<br />

führen möchte. Zunächst gibt es nach dem<br />

ersten Einnehmen der Haltung während<br />

des gesamten Schussablaufs keine Änderung<br />

der Körperhaltung und der Kopfposition<br />

mehr. Der Schütze muss ganz zu<br />

Beginn die richtige Haltung einnehmen.<br />

Während des Auszugs gibt es keine Veränderung<br />

im Ankerpunkt. Ein guter Auszug<br />

muss gleich zu Beginn eingeübt werden,<br />

und der Schütze muss sicherstellen, dass<br />

er nicht mit seinem Arm auszieht. Es ist<br />

eine gute Idee, dem Schützen beizubringen,<br />

dass er sich darauf konzentriert, mit<br />

dem Ellbogen auszuziehen, und somit die<br />

Aufmerksamkeit von dem Gedanken weglenkt,<br />

bewusst mit der Hand zu lösen. Viele<br />

Schützen beginnen mit der Neuanpassung<br />

ihres Ankerpunkts, wenn sie in den Anker<br />

gehen. Dies führt zu einer ungewollten<br />

Spannung in der Hand und/oder im Unterarm<br />

und zerstört so das Lösen. Wie bereits<br />

erwähnt, ist der Follow-through die Weiterführung<br />

des Auszugs, während dessen<br />

die Rückenspannung und die Auszugsrichtung<br />

sich nicht ändern sollten.<br />

Besondere Aufmerksamkeit ist auf die<br />

Schulterausrichtung (Aufstellung) zu legen.<br />

Hat der Schütze Schwierigkeiten mit<br />

der Ausrichtung, ist es nicht möglich, die<br />

richtige Rückenspannung zu fühlen, und<br />

es ist auch nicht hilfreich, um die richtige<br />

Auszugslinie zu finden. Die Aufstellung ist<br />

ein Schlüsselmoment, da der Schütze dabei<br />

auch die Zugkraftlinie herstellt. Die Auszugskraft<br />

und die Ausrichtung sind davon<br />

abhängig, da sie weiterhin auf dem Kräftegleichgewicht<br />

aufbauen, das während der<br />

Aufstellung eingerichtet wurde. Der Schütze<br />

muss ein Gleichgewicht zwischen dem<br />

Auszug und dem Vorwärts-Widerstand des<br />

Bogenarms aufbauen. Entsteht in dieser<br />

Phase kein Gleichgewicht, wird der Schütze<br />

mit Problemen bei der Ausrichtung und<br />

beim gesamten restlichen Schuss zu kämpfen<br />

haben. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen,<br />

dass die Ziehgeschwindigkeit ruhig,<br />

kontrolliert und konstant sein sollte und<br />

dass man direkt zum Ankerpunkt ziehen<br />

sollte. Am besten ist es, nicht zu schnell zu<br />

ziehen, da dies eine ungewollte Muskelspannung<br />

zur Folge haben kann. Zu viel<br />

in zu kurzer Zeit verhindert den richtigen<br />

Auszug.<br />

Das Zentrum des Auszugsgleichgewichts<br />

sollte sich zwischen den beiden Schulterblättern<br />

befinden. Zwischen dem drückenden<br />

und dem ziehenden Arm sollte eine<br />

gleichmäßige Kräftebalance vorhanden<br />

sein. Nachdem der Schütze den Ankerpunkt<br />

erreicht hat, muss er sicherstellen,<br />

dass seine Hand fest ist und immer die<br />

gleiche Position hat, da Veränderungen die<br />

Auszugslänge verändern. Berührt die Hand<br />

Links – Hier werden Auszugsrichtung und Gleichgewicht gezeigt. Ein guter Auszug ist<br />

für das bloße Auge und während der Videoanalyse unsichtbar.<br />

Rechts - Position der Schulterblätter: das Schulterblatt auf der Zugseite liegt niedriger als<br />

die Brust. Die blaue Markierung zeigt, wo die Rückenspannung gefühlt werden sollte.<br />

den Ankerpunkt kaum, wird sich die Sehne<br />

bewegen. Es kann kein richtiger Auszug<br />

stattfinden, da er (der Ankerpunkt) der<br />

Ausgleichspunkt ist, von dem der Auszug<br />

erleichtert wird.<br />

Anhand der Bogensehne auf der Brust des<br />

Schützen kann man den Auszug perfekt<br />

beobachten. Bei einer korrekten Rückenspannung,<br />

dem korrekten Auszugsgleichgewicht<br />

und der richtigen Ausrichtung<br />

bewegt sich die Sehne auf der Brust nicht.<br />

Der Auszug sollte für das bloße Auge nicht<br />

sichtbar sein. Er sollte zu jedem Zeitpunkt<br />

konstant und ausgeglichen sein und muss<br />

auf jeder Seite der gleichen Richtung folgen,<br />

insbesondere während des Lösens<br />

und des Follow-through. Sollte der Schütze<br />

größere interne Verschiebungen des Kraftgleichgewichts<br />

oder Veränderungen beim<br />

Schussablauf bemerken, wird dies in eine<br />

suboptimale Leistung münden.<br />

Wird der Zugarm nicht ausreichend ausgezogen<br />

oder gibt es einen Kraftverlust, wird<br />

der Ellbogen nach vorne kriechen, und<br />

die Sehne wird sich ebenfalls nach vorne<br />

bewegen. Kriecht die Schulter des Bogenarms<br />

nach oben oder zieht sich der Bogen<br />

aufgrund von nicht ausreichender Kraft<br />

wieder zusammen, bewegt sich die Sehne<br />

ebenfalls zurück. In beiden Fällen verliert<br />

man das Auszugsgleichgewicht und die<br />

Ausrichtung, was zu einem technischen<br />

Kollaps führt. Versucht der Schütze nun,<br />

die Situation zu retten, ohne abzusetzen,<br />

wird er wahrscheinlich eine erhöhte Steif-<br />

28 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 4/23


TRAINING<br />

Kim Woojin: Vollständiger Follow-through.<br />

des Lösens anzusehen und den Schützen<br />

relativ früh beim Erlernen des Bogenschießens<br />

das Konzept der Rückenspannung und<br />

des Auszugs beizubringen. Es könnte eine<br />

gute Übung sein, die Finger entlang des Nackens<br />

oder des Gesichts (für Blankbogen)<br />

nicht mehr als zwei bis drei Zentimeter nach<br />

hinten zu bewegen, also der Auszugslinie zu<br />

folgen, und mit dem Vorwärts-Widerstand<br />

des Bogenarms im Gleichgewicht zu sein.<br />

Auch wenn die Bewegung zu Beginn vielleicht<br />

etwas holprig wirkt, wird sie die Aufmerksamkeit<br />

des Schützen weg von den<br />

Fingern und dem Anker lenken und den<br />

physischen und mentalen Schwerpunkt<br />

auf den Rücken legen. Mit Hilfe eines nicht<br />

steifen Rückenspannungstrainers, wie zum<br />

Beispiel dem Foremaster mit einem elastischen<br />

Element, kann der Schütze den Follow-through<br />

bis zum natürlichen Endpunkt<br />

durchführen. Steife Schusstrainer vermitteln<br />

nicht das erforderliche „Gefühl“ und<br />

schränken die Bewegung oft ein, wodurch<br />

der Schütze gezwungen wird, unnötig zu<br />

verspannen. Wenn man gleich zu Beginn<br />

mit der Fingerschlinge arbeitet, kann der<br />

Neuling früh ein „Gefühl“ für seinen Schuss<br />

im Bogenarm entwickeln; der Bogen muss<br />

sich frei bewegen können. Mit viel Training<br />

werden sich diese frühzeitigen Übungen mit<br />

der Zeit bezahlt machen und viele zukünftige<br />

Fehler verhindern.<br />

An San: Hier können sauberes Lösen, Auszugsrichtung<br />

und Kraft beobachtet werden, keine Änderungen in<br />

der Körperhaltung, bis zum Endpunkt durchgezogen.<br />

heit oder eine muskuläre Überreaktion<br />

feststellen, was zu einem übertriebenen<br />

Auszug führt. In beiden Fällen wird der<br />

Pfeil links-rechts einschlagen. Der Schütze<br />

muss lernen, im Oberkörper relativ locker<br />

zu bleiben und die Kraft schrittweise von<br />

Grund auf aufzubauen.<br />

Marlyse Hourtu: Ein schwacher Schuss; Störungen beim<br />

Lösen.<br />

ALLGEMEINES: HINWEISE FÜR ANFÄNGER<br />

Das einzige Mal, an dem der Schütze den<br />

Follow-through als einen separaten Teil des<br />

Ablaufs sehen kann, ist ganz zu Anfang seiner<br />

Entwicklung, wenn er die verschiedenen<br />

Schritte des Schussablaufs kennenlernt.<br />

Es ist nützlich, den Follow-through als Teil<br />

Das Bogenschießen zu beherrschen ist<br />

schwierig, da es vom Schützen einen außergewöhnlichen<br />

Grad an Selbstwahrnehmung<br />

verlangt. Es ist die Aufgabe des Trainers, den<br />

richtigen Weg zu finden, um dem einzelnen<br />

Schützen verständlich zu erklären, was Rückenspannung,<br />

Auszugsrichtung, Zugkraftlinie<br />

und so weiter sind. Und es obliegt dem<br />

Schützen, sein Verständnis der Erfahrungen<br />

zu erweitern, die der menschliche Körper<br />

in verschiedenen sportlichen Aktivitäten,<br />

Übungen und Praktiken wie zum Beispiel<br />

Körperscans oder Progressive Muskelentspannung<br />

durchlebt. Man sollte alles tun,<br />

was möglich ist, um seine physischen und<br />

mentalen Zustände besser zu verstehen.<br />

MOTORISCHE FÄHIGKEITEN:<br />

WARUM WIR EINEN KONSISTENTEN<br />

FOLLOW-THROUGH BRAUCHEN<br />

Dynamische Sportarten sind taktisch und<br />

strategisch komplexer, erfordern eine schnelle<br />

Reaktionszeit und oft mehrere Entscheidungen<br />

während einer bestimmten Handlung.<br />

4/23 TRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 29


TRAINING<br />

An San – Vollständiger Schuss<br />

Als Beispiel kann man hier einen Fußballspieler<br />

anführen, der den Ball schießt,<br />

während er über das Spielfeld läuft. Er<br />

bewegt sich sowohl durch den Raum als<br />

auch im Raum. Hier sind mehrere Followthroughs<br />

möglich, da es mehrere Wege<br />

gibt, den Ball zu schießen, und da sein Ziel<br />

ist, zu treffen, und nicht, präzise zu sein.<br />

Beim Bogenschießen geht es hingegen<br />

vor allem um Präzision, es ist taktisch und<br />

strategisch weniger komplex. Das Ziel ist<br />

sowohl im Training als auch im Wettkampf<br />

das gleiche: Den gleichen Vorgang jedes<br />

Mal zum gleichen Ergebnis zu führen – das<br />

Ziel nach dem Pfeilflug zu treffen. Hier ist<br />

eigentlich nur eine Entscheidung zu treffen<br />

– den Pfeil lösen. Andere Entscheidungen<br />

können situationsbezogen sein, zum<br />

Beispiel in Verbindung mit dem Kompensieren<br />

von Windkräften. Für präzise Schüsse<br />

gibt es nur eine Art von Follow-through.<br />

Um eine erlernte Fähigkeit im richtigen<br />

Moment unbewusst und automatisch immer<br />

wieder abzurufen, müssen wir ein<br />

motorisches Gedächtnis daran haben. Das<br />

Leistungsziel ist es, den Ablauf durchlaufen<br />

zu können, ohne darüber nachzudenken.<br />

Bevor ein motorisches Gedächtnis<br />

in unserem Gehirn gespeichert werden<br />

kann, muss es erlernt und durch bewusste<br />

langjährige Praxis automatisiert werden.<br />

Der Professor für Ingenieurwesen an der<br />

Cambridge University, Dr. Franklin, hat gemeinsam<br />

mit den Neurowissenschaftlern<br />

D. Wolpert und I. Howard ein Joystickgeführtes<br />

Experiment entwickelt, bei dem<br />

herausgefunden werden sollte, ob eine Änderung<br />

des Follow-throughs eine Auswirkung<br />

auf das Tempo und die Genauigkeit<br />

hat, mit der eine Aufgabe erlernt wird. Die<br />

Freiwilligen wurden in zwei Gruppen eingeteilt.<br />

Jede Gruppe musste den Joystick<br />

auf ein Hauptziel und dann auf das zweite<br />

Ziel (Follow-through) halten. Für die zweite<br />

Gruppe wurde das Follow-through-Ziel<br />

willkürlich ausgewählt, und dem Joystick<br />

wurde ein Kraftfeld hinzugefügt, wodurch<br />

das Steuern schwieriger wurde. Sie mussten<br />

also zwei unterschiedliche Wege des<br />

Follow-throughs erlernen. Auf das Bogenschießen<br />

übertragen wäre dies, gleichzeitig<br />

in einer festen Endposition und mit einer<br />

kontinuierlichen Bewegung nachzuhalten.<br />

Wenn es um Präzision geht und die Follow-throughs<br />

im Training willkürlich sind,<br />

kann es sein, dass das Gehirn nicht weiß,<br />

welche motorische Erinnerung abzurufen<br />

ist. Jede Bewegung erfordert ein einzigartiges<br />

motorisches Gedächtnis und jede<br />

Menge bewusster Praxis, auch wenn sich<br />

die Bewegungen ähneln. Zum Beispiel ist<br />

die Verwendung eines Tennisschlägers<br />

vergleichbar mit der Nutzung eines Badmintonschlägers,<br />

aber jeder Schläger hat<br />

seine Eigenheiten und erfordert ein anderes<br />

motorisches Gedächtnis. Aus diesem<br />

Grund schießt du nicht mit dem Bogen<br />

deines Kameraden sondern mit deinem<br />

eigenen. Das Ergebnis der Studie war, dass<br />

diejenigen, die nur eine Follow-through-<br />

Richtung hatten, schneller lernten und<br />

eine größere Genauigkeit erzielten. Prüfe<br />

also deinen Schussablauf, gehe zurück,<br />

korrigiere Lücken in deinen Fähigkeiten<br />

und mache den Follow-through in die gleiche<br />

Richtung.<br />

SCHLUSSBEMERKUNG<br />

Es darf nicht vergessen werden, dass der<br />

Schütze auf den Bogen abgestimmt sein<br />

und der Bogen zum Schützen passen muss.<br />

Viele Gründe für eine schlechte Form und<br />

Verletzungen sind die direkte Folge einer<br />

schlechten Materialauswahl. Mit Ausrüstung,<br />

die zu stark oder zu schwer ist, kannst<br />

du keine gute Ausrichtung erreichen. Dein<br />

Körper muss mehr arbeiten, was zu einer<br />

schnelleren Ermüdung führt und deinen<br />

Ablauf inkonsistent und ineffizient werden<br />

lässt. Das Gegenteil ist erwünscht, wenn<br />

man eine gute Form und einen ansehnlichen<br />

Follow-through erreichen will. Die<br />

südkoreanischen Bogenschützen sind das<br />

beste Beispiel für eine gute Form, und das<br />

Beobachten des Follow-through, der bei jedem<br />

Schützen anders ist, ist ebenfalls sehr<br />

lehrreich. Der Grund, warum ihre Schüsse<br />

so mühelos erscheinen, ist nicht, dass<br />

sie außergewöhnlich leichte Bögen oder<br />

dass sie 2000 Pfeile pro Woche im Training<br />

schießen. Einer der Hauptgründe ist,<br />

dass sie nicht die Muskeln nutzen, die sie<br />

nicht nutzen sollten, und dass sie Bögen<br />

schießen, die sie beherrschen. Der Fokus<br />

sollte auf einem biomechanisch effizienten<br />

Schussablauf liegen, unter Verlass auf<br />

die Schwerkraft, die Knochenausrichtung<br />

und dem klaren Verständnis der Auszugskraft<br />

und -richtung, wobei der Schütze ein<br />

striktes Aufwärmtraining absolvieren sollte,<br />

das auf einem Beweglichkeitstraining<br />

basieren sollte.<br />

30 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 4/23


NEWS<br />

SIEBEN MEDAILLEN FÜR DAS DSB-TEAM<br />

BEIM EUROPÄISCHEN JUGENDCUP IN SION<br />

Die Schweiz hatte die europäischen<br />

Nationen zur zweiten<br />

Station des European Youth<br />

Cup in Sion eingeladen. 20 Nationen<br />

folgten dem Aufruf, und<br />

so standen vom 5. bis zum 10.<br />

Juni insgesamt 208 Athletinnen<br />

und Athleten im Wettbewerb<br />

um die Medaillen. Mit insgesamt<br />

27 Nachwuchsathleten<br />

zeigte Italien die größte Präsenz<br />

in Sion, gefolgt von Großbritannien<br />

mit 22 und Frankreich mit<br />

16 Athletinnen und Athleten.<br />

Während gerade diese Nationen<br />

in Sion volle Kontingente<br />

mit dem Compound und dem<br />

Recurve belegten, zeigte sich der<br />

Deutsche Schützenbund (DSB)<br />

vergleichsweise zurückhaltend.<br />

Zwölf Athletinnen und Athleten<br />

des DSB traten ausschließlich<br />

mit dem Recurvebogen an. Die<br />

Nachwuchsförderung beim<br />

Compound, der möglicherweise<br />

zu einer olympischen Disziplin<br />

in Los Angeles aufsteigt, wird<br />

beim DSB bisher vernachlässigt.<br />

Die stärkere Dominanz bei der<br />

Förderung des Compounds<br />

schlug sich im Medaillenspiegel<br />

zum Ende des Europäischen<br />

Jugendcups nieder, denn die<br />

Chancen auf Medaillen können<br />

sich bei der Besetzung der Compound-Kategorien<br />

ganz einfach<br />

verdoppeln. Also war es eine<br />

schlichtweg eine logische Konsequenz,<br />

dass sich Frankreich,<br />

Italien und Großbritannien auf<br />

den drei vordersten Rängen des<br />

Medaillenspiegels tummelten.<br />

Unter Berücksichtigung, dass<br />

der DSB keine Compounder in<br />

das Rennen schickte, war der<br />

vierte Rang im Medaillenspiegel<br />

mit insgesamt sieben Medaillen,<br />

davon zwei Gold-, zwei Silberund<br />

drei Bronzemedaillen, eine<br />

beachtenswerte Gesamtleistung.<br />

Gold erzielte das deutsche<br />

U18-Team mit Regina Kellerer,<br />

Melina Koepper und Mathilda<br />

Werner, als es im großen Finale<br />

das italienische Team mit 6:2<br />

bezwang. Einen großartigen<br />

Erfolg feierte Clea Reisenweber<br />

in der weiblichen U21-Klasse,<br />

als sie sich im Einzel des Goldfinales<br />

gegen Frankreichs Amelie<br />

Cordeau durchsetzte. Mit 6:2<br />

gewann die Berlinerin selbstbewusst<br />

das Gold von Sion.<br />

Chapeau!<br />

Frankreich hatte aber im U18-<br />

Mixed Team die Nase vorn,<br />

holte das Gold. Deutschlands<br />

Regina Kellerer und Phil Lüttmerding<br />

unterlagen im Finale<br />

mit 2:6, sicherten sich verdient<br />

ihre Silbermedaille. Das deutsche<br />

U21-Team mit Ben Greiwe,<br />

Mathias Kramer und Domenic<br />

Merkel erreichte das Goldfinale,<br />

beendete die Begegnung gegen<br />

Italien mit 3:5 und erreichte die<br />

zweite Silbermedaille für das<br />

deutsche Lager. Bronze gewann<br />

das deutsche U21-Mixed Team<br />

mit Clea Reisenweber und<br />

Mathias Kramer nach seinem<br />

6:2-Sieg gegen die Slowakei.<br />

Mit der Goldmedaille des Mixed<br />

Teams in der Tasche stand Phil<br />

Lüttmerding im Einzel-Bronzefinale<br />

der U18. Sein Matchpartner<br />

war Emiliano Rampon aus<br />

Italien, der mit drei 27er und<br />

einem letzten 28er-Satz eine absolut<br />

konstante Leistung ablieferte.<br />

Phil setzte auf die Strategie<br />

der Leistungssteigerung, starte<br />

mit 26 Ringen, verlor damit den<br />

ersten Satz, lieferte dann zwei<br />

28er-Sätze ab und beendete<br />

das Duell mit 29 Ringen. Das<br />

reichte für einen 6:2-Sieg. Die<br />

dritte Bronzemedaille gewann<br />

schließlich Melina Koepper<br />

in der Klasse U18 weiblich,<br />

nachdem sie Israels Shelley<br />

Hilton mit 6:2 in die Schranken<br />

verwiesen hatte.<br />

Alle Ergebnisse zur zweiten<br />

Station des Europäischen<br />

Jugendcups hält der Europäische<br />

Bogensportverband World<br />

Archery Europe unter www.<br />

archeryeurope.org bereit. <br />

GK/Foto: World Archery Europe<br />

KRÜGER PRÄSENTIERTE WASSERFESTE<br />

BOGENSCHEIBEN-AUFLAGEN<br />

Der Klimawandel und immer<br />

extremere Wetterbedingungen<br />

mit Starkregen veranlassen<br />

Krüger, sein Produktportfolio<br />

um wasserfeste Bogenscheiben-<br />

Auflagen zu erweitern, denen<br />

Regen und Wetterwechsel<br />

nichts ausmachen. Somit<br />

erreichen die zwei verschiedenen<br />

Modelle bei nassem Wetter<br />

vier- bis fünffache Standzeiten<br />

gegenüber den mit Nylonfäden<br />

verstärkten Papierauflagen.<br />

Als neu lizensierte Wettkampf-<br />

Auflagen der World Archery<br />

standen die wasserfesten Auflagen<br />

bei der Weltmeisterschaft<br />

im Bogenschießen in Berlin für<br />

schlechte Wetterlagen erstmalig<br />

für den Einsatz bereit.<br />

Krüger bietet 122 cm-, 80cmund<br />

einen Vierer Spot der<br />

Sechs-Ring 80cm-Auflagen<br />

in einer Standardversion aus<br />

Polyester-Vliesstoff und einer<br />

neuartigen biologisch abbaubaren<br />

ÖKO-Version an. Die Abbildung<br />

zeigt den 4er Spot 80 cm.<br />

Die Verkaufspremiere der Auflagen<br />

war beim Krüger Ausstellungszelt<br />

auf dem Maifeld vor<br />

dem Olympiastadion. Nach der<br />

WM sind die neuen Auflagen<br />

auch online unter<br />

www.krueger-scheiben.de<br />

erhältlich.<br />

<br />

Quelle: Pressemitteilung Krüger<br />

4/23 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 31


BLICKWINKEL<br />

Nach dem Lösen der Sehne hält nur noch die Bogenarmseite den Kontakt zum Bogen.<br />

Daher hat die Stabilität dieser Seite während des Abschusses eine besondere Bedeutung.<br />

Der Coach sieht die stabile Bogenschulter aus genau diesem Blickwinkel.


Foto: Dean Alberga


HISTORY<br />

DIE POKAL-DINOS<br />

Der gut besetzte Jenaer Bogenplatz.<br />

Fotos: Bernhard Möslein<br />

Von Bernhard Möslein<br />

Es gibt sie noch, die althergebrachten Pokalturniere mit 144 Pfeilen. Früher als FITA-Runde bekannt, heute die immer seltener ausgeschriebene WA144-<br />

Runde. Trotz eines vollen Turnierkalenders mit mehrstufigem Qualifikationsmodus für die Meisterschaften in DSB und DBSV sowie dem DBSV-Ligasystem<br />

haben doch einige dieser Turniere – fast muss man schon sagen – überlebt.<br />

Zwei der zweifellos ältesten Wettbewerbe<br />

dieser Art sind der Jenaer<br />

„Thüringenpokal“ und der „Sängerpokal“<br />

in Finsterwalde (Brandenburg), die<br />

beide zum ersten Mal bereits 1978 ausgetragen<br />

wurden.<br />

Beiden FITA-Stern-berechtigten Turnieren<br />

kam im damaligen DDR-Verband ein besonderer<br />

Stellenwert zu. Zum einen, weil<br />

es für die Auswahlkader der letzte Formtest<br />

für die immer top-besetzten „Frühlingspfeile“<br />

im Mai in der Sowjetunion war. Zum<br />

anderen, weil danach Nominierungen für<br />

weitere internationale Turniere im (sozialistischen)<br />

Ausland vorgenommen wurden.<br />

Aus diesem Grund wurde darauf geachtet,<br />

beide Wettbewerbe am gleichen Wochenende<br />

auszutragen, um möglichst vergleichbare<br />

Ergebnisse zu erhalten.<br />

Auf die „Frühlingspfeile“ im Mai 1986 in<br />

Kiew hätte man – im Nachhinein betrachtet<br />

– übrigens gern verzichtet, denn kurz<br />

vorher war der Reaktorblock 4 des Kernkraftwerks<br />

Tschernobyl explodiert. Die ahnungslosen<br />

DDR-Schützen wunderten sich<br />

nur über feuchte Tücher vor allen öffentlichen<br />

Gebäuden… Die wahre Bedeutung<br />

und Folgen der nuklearen Katastrophe erfuhr<br />

man erst später.<br />

Eine besondere Herausforderung bei beiden<br />

Pokalturnieren war natürlich der frühe<br />

Zeitpunkt im Jahr, denn oft hatten die<br />

Schützen Anfang April mit niedrigen Temperaturen<br />

und auch Schneefall zu kämpfen.<br />

So berichtete der „Bogenschütze“ in<br />

seiner Ausgabe 3/1979: „Bei Temperaturen<br />

um den Gefrierpunkt, Regen- und Schneeschauern<br />

traten die Aktiven am Sonnabend<br />

an die Schützenlinie. Am Sonntag war das<br />

Wetter etwas angenehmer. Das Thermometer<br />

zeigte vier Grad Celsius, das Nass von<br />

oben blieb zum Glück aus.“<br />

Die Premiere des nunmehr 43. Thüringenpokals<br />

fand übrigens nicht in Jena, son-<br />

34 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> HISTORY 4/23


HISTORY<br />

Pokalsieg der Jenaer Damen 2009 v.l. Kerstin Jecke, Josephine Klauer, Christiane Röher.<br />

Jahre gesellten sich auch immer mehr traditionelle<br />

Bogenschützen in das meist 70<br />

bis 80 Teilnehmer zählende Feld. Ab 2013<br />

gab es nur noch zwei Einzelwertungen mit<br />

Sachpreisen: Über alle Bogenarten, aber getrennt<br />

nach Altersklassen von U12 bis U18<br />

sowie Damen/Herren bis Ü65, wobei das<br />

prozentuale Verhältnis zum DBSV-Rekord<br />

zählt.<br />

Die Pandemie hinterließ eine zweite kräftige<br />

Delle in der Teilnehmerzahl. Im Mai 2022<br />

traten lediglich 30 Starter an die Linie. In diesem<br />

Jahr zählte der Jenaer Sportleiter Thomas<br />

Röher bereits wieder 54 Starter, trotz<br />

eines WA720-Turniers des Schützenbundes<br />

am Vortag als Saisonauftakt im keine 100<br />

Kilometer entfernten Suhl. Eine Abstimmung<br />

der Termine in Thüringen scheint da<br />

von beiderseitigem Vorteil zu sein.<br />

dern in Könitz statt, wo in der dortigen<br />

Porzellanmanufaktur auch der bis heute<br />

vergebene Wanderpokal für die Recurve-<br />

Wertung entstand. Der Pokal blieb 1978 am<br />

Ursprungsort. Die Mannschaft von Stahl<br />

Maxhütte gewann mit 3006 Ringen vor EGS<br />

Suhl und Carl Zeiss Jena. Die Trophäe, nach<br />

einjähriger Unterbrechung ab 1983 in Jena<br />

ausgetragen, wanderte in den 80er-Jahren<br />

zumeist nach Suhl, das mit Peter Schäk den<br />

damaligen Topschützen der DDR in ihren<br />

Reihen hatte.<br />

Bis 1990 war der Pokal nur für Herrenmannschaften<br />

ausgeschrieben, ab 1987<br />

befanden sich dann aber auch Damen und<br />

Junioren im Starterfeld. Absoluter Tiefpunkt<br />

von der Teilnehmerzahl her war<br />

der Thüringenpokal 1990, denn lediglich<br />

17 Starter traten am 7. und 8. April an die<br />

Schützenlinie. In dieser bewegten Zeit hatten<br />

die Bogenschützen erst einmal andere<br />

Prioritäten.<br />

Fortan setzten immer wieder Neuerungen<br />

ein. So wurde 1991 erstmals die Altersklasse<br />

Ü45 ausgeschrieben, deren Sieger Toni<br />

Krug aus Mönchengladbach hieß. Und in<br />

Kerstin Jecke, Antje Fritsch und Brigitte<br />

Brühl von den Gastgebern gewann erstmals<br />

ein reines Damenteam den Wanderpokal.<br />

Wenig Anklang fand 1993 eine „FITA-Runde<br />

verkehrt“, begonnen mit den kurzen<br />

Entfernungen, und blieb darum ein einmaliger<br />

Versuch. Herrensieger Frank Jecke<br />

(Jena): „Zum Saisonauftakt fehlte die<br />

Sicherheit auf den langen Distanzen. Diese<br />

dann zuletzt zu schießen, war kompliziert.“<br />

1998 wurde die Compoundbogen-Pokalwertung<br />

eingeführt, Anfang der 2000er<br />

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4/23 HISTORY <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 35


HISTORY<br />

Die traditionelle Jenaer Sonderwertung –<br />

eine besonders lange Thüringer Bratwurst<br />

für den zentrumsnächsten Pfeil in der Passe<br />

vor der Mittagspause – wird das Turnier<br />

sicher nicht retten, aber „am Modus etwas<br />

zu ändern, oder ob es eine Schmerzgrenze<br />

bei der Teilnehmerzahl gibt, daran haben<br />

wir noch keinen Gedanken verschwendet“,<br />

sagte Röher.<br />

Der Sängerpokal, oder richtigerweise der<br />

„Pokal der Sängerstadt Finsterwalde“, wird<br />

seit 1978 ohne Unterbrechung auf dem<br />

wunderschön im Wald gelegen Bogenplatz<br />

„Babben“ ausgetragen. Der 1969 als Sektion<br />

Bogenschießen des „BSG Motor Finsterwalde“<br />

gegründete Verein richtete also in diesem<br />

Jahr bereits die 44. Auflage aus.<br />

Auffälligster Unterschied zum Jenaer Turnier:<br />

Für die Teamwertung gibt es keinen<br />

Wanderpokal, sondern in jedem Jahr neue<br />

Pokale, „für deren Gestaltung wir uns auch<br />

immer etwas einfallen lassen“, berichtet<br />

Abteilungsleiter Carsten Materne. Auch die<br />

Finsterwalder vergeben die Sachpreise in<br />

der Einzelwertung im prozentualen Verhältnis<br />

zum DBSV-Rekord.<br />

Im Brandenburgischen trafen in den 80er-<br />

Jahren die Spitzenteams vom Gastgeber, aus<br />

Aue, Rostock, später auch Berlin aufeinander.<br />

Den Sieg bei der Premiere 1978 trug die<br />

Mannschaft von Wismut Aue mit Helmut<br />

Franke, Karl Berg und Adolf Fehland mit<br />

3267 Ringen vor Motor Finsterwalde (Siegfried<br />

Wildau, Waldemar Lehmann, Fred<br />

Steinigk/3241) davon.<br />

Ein Jahr später gewann erstmals der Gastgeber.<br />

Das sollte sich in den Folgejahren öfters<br />

wiederholen, hatten die Finsterwalder doch<br />

in Fred Steinigk einen immer treffsicherer<br />

werdenden Auswahlschützen in ihren Reihen.<br />

1979 erreichte übrigens der erst 18-jährige<br />

Falk Elstermann aus Pirna mit 1201<br />

Ringen als zweiter Schütze in der DDR den<br />

blauen FITA-Stern.<br />

Der Sängerpokal war oft auch international<br />

besetzt, so zum Beispiel 1981 mit den polnischen<br />

Gästen aus Krakau und mit Josef Wlosik,<br />

dem Olympiazehnten von Moskau 1980.<br />

1983 waren erstmals Damen als Einzelschützen<br />

beim Pokal dabei. Zwei Jahre<br />

später gewann Wismut Aue mit Ute Ezold,<br />

Angelika Berg und Gabi Günther mit 3466<br />

Ringen den ersten Damenpokal. 1986 starteten<br />

ganze 16 Mannschaften in der Damen-<br />

und Herrenklasse. Erstmals landete BB Berlin,<br />

unter anderem mit Thomas Püschel, bei<br />

Herren vorn.<br />

Hochkarätig besetzt und denkwürdig zugleich<br />

war die 13. Auflage des Sängerpokals<br />

Anfang April 1990. Zum wohl ersten<br />

deutsch-deutschen Schießvergleich bei<br />

einem Freiluftturnier nach Grenzöffnung<br />

waren Westberliner Schützen und das Top-<br />

Team der Hamburger Schützengilde mit<br />

BRD-Meister Manfred Barth an der Spitze zu<br />

Gast. Die Norddeutschen mit Barth, Lott und<br />

Brandt entführten dann auch den Pokal an<br />

die Waterkant.<br />

Der Berliner Martin Frederick eröffnete in<br />

den Folgejahren in seiner Zeit als Nachwuchs-<br />

und Bundestrainer jede Freiluftsaison<br />

in Finsterwalde mit der halben<br />

Nationalmannschaft und weiteren Nachwuchskadern.<br />

Das änderte sich jedoch<br />

durch die Streichung der WA144-Runde bei<br />

internationalen Meisterschaften. Wie beim<br />

Thüringenpokal rekrutiert sich das Teilnehmerfeld<br />

mittlerweile aus ambitionierten<br />

Freizeitschützen umliegender Vereine.<br />

Wie im Vorjahr fanden <strong>2023</strong> aber wieder<br />

nur 38 Teilnehmer den Weg zum „Babben“,<br />

und Carsten Materne überlegte in der ersten<br />

Enttäuschung erstmals, das Turnier sein zu<br />

lassen. „Aber ich bin da Traditionalist und<br />

kann der 720er-Runde wenig abgewinnen.<br />

Wir lassen uns eher etwas einfallen, als dass<br />

es keine 45. Auflage gibt.“<br />

(v.l.n.r) Gabi Möslein und Elisabeth Welz beim Thüringenpokal 1983. Man kann hier auch schön die damaligen<br />

Schießscheiben (gepresste Wellpappstreifen) wie auch die Wintersportmode erkennen.<br />

36 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> HISTORY 4/23


NEWS<br />

NOZIGLIAS GROSSE EHRE<br />

Die italienische Blankbogenschützin<br />

Cinzia Noziglia wurde<br />

bei der Wahl zur Sportlerin des<br />

Jahres 2022 von World Archery<br />

auf den zweiten Platz gewählt<br />

und musste sich nur der britischen<br />

Compoundschützin Ella<br />

Gibson geschlagen geben, die<br />

den ersten Platz belegte. „Es ist<br />

eine wirklich große Ehre”, sagte<br />

die 38-jährige Italienerin, die<br />

2022 als erste Bogenschützin die<br />

World Games, die Feld-WM und<br />

die 3D-Weltmeisterschaft im selben<br />

Jahr gewonnen hat. „Es war<br />

das beste Jahr meiner Karriere<br />

und das Ergebnis vieler Jahre<br />

harter Arbeit an mir selbst.”<br />

Ella Gibson, die drei Etappen<br />

des Hyundai Archery World<br />

Cups gewonnen hatte und beim<br />

Finale Zweite wurde, erhielt<br />

die meisten Stimmen. Auf Platz<br />

zwei landete die Barebow-Bogenschützin<br />

Noziglia.<br />

„Barebow wird immer bekannter,<br />

und zwar nicht nur in Bezug<br />

auf die Anzahl der Bogenschützen,<br />

sondern auch im Hinblick<br />

auf das steigende Interesse”,<br />

sagte Cinzia. „Es ist ein schöner<br />

Bogenstil und steht dem Recurve<br />

oder Compound in nichts<br />

nach. Deshalb hoffe ich, dass<br />

das steigende Interesse anhält<br />

und der Barebow auf einem<br />

hohen Niveau wie Recurve und<br />

Compound anerkannt wird.”<br />

Barebow ist seit vielen Jahren<br />

in der Disziplin Feldbogenschießen<br />

beliebt und wurde 2020<br />

erstmals von der World Archery<br />

für Weltrekorde anerkannt. Der<br />

Stil hat in den letzten Jahren<br />

erheblich an Popularität gewonnen,<br />

und obwohl es derzeit<br />

keine Weltmeisterschaften für<br />

Barebow-Bogenschützen gibt,<br />

wird er in der Elite-Rangliste<br />

der Indoor Archery World Series<br />

geführt.<br />

CW/Foto: Screenshot worldarchery.sport<br />

NEU-REGELUNG DER NADA AB 1. JANUAR <strong>2023</strong><br />

Seit dem 1. Januar <strong>2023</strong> gibt es<br />

eine Neu-Regelung der Nationalen<br />

Anti Doping Agentur<br />

Deutschland (NADA) für Nicht-<br />

Testpool-Athleten: Und zwar<br />

wird die bisher gültige Attest-<br />

Regelung durch die Regelung<br />

des International Standard for<br />

Therapeutic Use Exemptions<br />

(ISTUE), also für medizinische<br />

Ausnahmegenehmigungen, der<br />

WADA ersetzt.<br />

beantragen. Die alleinige Vorlage<br />

eines fachärztlichen Attests<br />

ist nicht mehr ausreichend.<br />

Wichtig dabei: Die Beantragung<br />

einer TUE von Athletinnen oder<br />

Athleten, die keinem Testpool<br />

der NADA und keiner TUEpflichtigen<br />

Liga angehören, ist<br />

erst nach (!) einer Dopingkontrolle<br />

notwendig. Die Athletinnen<br />

und Athleten werden in<br />

diesen Fällen persönlich von<br />

der NADA kontaktiert und zur<br />

Beantragung einer TUE aufgefordert.<br />

Im Vorhinein ist keine<br />

Antragstellung notwendig.<br />

NADAmed bietet eine Medikamenten-Datenbank<br />

mit einer<br />

Suchfunktion. Hier lässt sich<br />

prüfen, ob ein Medikament<br />

verbotene Substanzen im Sinne<br />

der NADA enthält: www.nada.<br />

de/medizin/nadamed<br />

DSB/Foto: Pexels.com/Pixabay<br />

Konkret bedeutet dies für Sportler<br />

im DSB, die an nationalen<br />

Entscheidungen teilnehmen,<br />

zum Beispiel an Deutschen<br />

Meisterschaften: In Deutschland<br />

gilt der nationale Standard für<br />

medizinische Ausnahmegenehmigungen.<br />

Alle Athletinnen<br />

und Athleten, die keinem<br />

Testpool der NADA und keiner<br />

TUE-pflichtigen Liga angehören<br />

und verbotene Substanzen<br />

nehmen oder Methoden<br />

anwenden, müssen jetzt nach<br />

einer Dopingkontrolle und nach<br />

Aufforderung durch die NADA<br />

eine rückwirkende medizinische<br />

Ausnahmegenehmigung<br />

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4/23 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 37


TRAINING<br />

TEIL 3 – BASISWISSEN FÜR SPORTEINSTEIGER<br />

GRUNDLAGEN<br />

DER SCHIESSTECHNIK<br />

Fotos: Günter Kuhr<br />

Von Günter Kuhr<br />

Dieser dritte Teil der Artikelserie mit Basisinformationen für Sporteinsteiger befasst sich mit den Grundlagen der Bewegungstechnik im Bogenschießen,<br />

die in der speziellen Trainingslehre als Schießtechnik bezeichnet wird. Nach einem kurzen Überblick zum Positionsphasenmodell findest du detaillierte<br />

Beschreibungen zu den ersten Technikelementen sowie skizzierte Trainingseinheiten, um genau diese Techniken zu erlernen.<br />

Schritt für Schritt kannst du so die<br />

Schießtechnik im Bogenschießen erlernen<br />

und präzisieren. Die Inhalte<br />

dieser Artikelserie sind eine Ergänzung zum<br />

Grundlagentraining in deinem Verein.<br />

DAS POSITIONSPHASENMODELL<br />

Das Positionsphasenmodell wurde von<br />

Oliver Haidn entwickelt und ist ein trainingsmethodisches<br />

Konzept zum Erlernen<br />

der Schießtechnik beim Bogenschießen.<br />

Der Deutsche Schützenbund und die angeschlossenen<br />

Landesverbände vermitteln<br />

dieses Positionsphasenmodell innerhalb der<br />

Trainerausbildung. Es bringt die Abfolge aller<br />

Technikelemente des Bewegungsablaufes<br />

in eine geordnete Struktur. In der Praxis<br />

wird es allerdings Jahre des Trainings dauern,<br />

bis ein Bogensportler all diese Elemente,<br />

die im Positionsphasenmodell detailliert<br />

beschrieben sind, beherrscht. Insofern ist in<br />

der Praxis ein Weg zu beschreiten, bei dem<br />

du als Sporteinsteiger Schritt für Schritt<br />

einzelne Technikelemente ausbilden und<br />

präzisieren kannst. In dem nachfolgend beschriebenen<br />

Lernprozess habe ich die Eckpunkte<br />

des Positionsphasenmodells als Orientierung<br />

genutzt. In Einzelfällen gibt es bei<br />

meiner Beschreibung auch Abweichungen<br />

vom Positionsphasenmodell, die ich vorrübergehend<br />

für Sporteinsteiger für sinnvoll<br />

halte, wie etwa die später beschriebene Platzierung<br />

der Bogenhand. Einzelne Technikelemente<br />

werden in dieser Artikelserie nach<br />

und nach präzisiert. Eine Beschreibung des<br />

Positionsphasenmodells findest du in dem<br />

Buch „Aktiv und fit bleiben mit Bogenschießen“<br />

(Oliver Haidn, 2017, Spitta). Lohnend<br />

ist dieses Buch für alle Sporteinsteiger, die<br />

Informationen abgleichen möchten.<br />

ZUR GRUNDSÄTZLICHEN SYSTEMATIK<br />

DES POSITIONSPHASENMODELLS<br />

Der Bewegungszyklus eines jeden Schusses<br />

beginnt mit der Nullstellung und führt zunächst<br />

in die Positionsphasen 1, anschließend<br />

in die Positionsphasen 2, 3 und 4. (PP<br />

1 bis PP 4). Diese statischen Positionsphasen<br />

sind in der Abbildung 1 zu sehen und im<br />

grünen Balken über der Abbildung markiert.<br />

Erreicht werden die statischen Positionsphasen<br />

1 bis 4 durch dynamische Bewegungsphasen,<br />

die im orangefarbenen Bal-<br />

38 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 4/23


TRAINING<br />

Abbildung 1 – Positionsphasen sind in der Abbildung als PP 1 bis PP 4 bezeichnet, die Bewegungsphasen sind als BP 1 bis BP 5 bezeichnet.<br />

ken der Abbildung 1 gekennzeichnet sind.<br />

Bei jedem einzelnen Schuss durchläuft der<br />

Bogenschütze beginnend mit der Nullstellung<br />

die Bewegungs- und Positionsphasen.<br />

Als Sporteinsteiger lernst du zunächst die<br />

Bewegungsausführung innerhalb dieser Bewegungs-<br />

und Positionsphasen. Im weiteren<br />

Trainingsprozess werden Schritt für Schritt<br />

einzelne Technikelemente der Positionsund<br />

Bewegungsphasen präzisiert. Durch<br />

die Wiederholungen automatisiert sich die<br />

Bewegungsfolge mit den einzelnen Technikelementen,<br />

die langfristig in einem dynamischen<br />

Bewegungsfluss verschmelzen.<br />

SKIZZIERUNG DER NULLSTELLUNG<br />

UND POSITIONSPHASEN<br />

Bei den folgenden Stichpunkten zur Nullstellung,<br />

zu den Bewegungs- und Positionsphasen<br />

habe ich die aus meiner Sicht für<br />

Sporteinsteiger wichtigen Technikelemente<br />

aufgenommen. Es kann aber sein, dass dein<br />

Vereinstrainer andere Prioritäten sieht und<br />

andere Technikelemente zum Beginn des<br />

Trainings mit dir übt. Das ist auch in Ordnung.<br />

Ich werde fünf der genannten Technikelemente<br />

nachfolgend präziser beschreiben<br />

(Stand, Platzierung der Zugfinger und<br />

Bogenhand, das Laden sowie das Ankern).<br />

Damit kannst du den Einstieg in das Erlernen<br />

der Schießtechnik starten.<br />

Nullstellung<br />

• Paralleler, schulterbreiter Stand<br />

• Körpergewicht etwa zu 40 % auf den Fersen<br />

und zu 60 % auf den Fußballen durch<br />

leichte Vorlage<br />

Hinweis: Erst wenn die Technikelemente<br />

zum Erreichen der Nullstellung umgesetzt<br />

sind, folgen die Techniken der Bewegungsphase<br />

1, die dich in die Positionsphase 1<br />

hineinführen. Gehe hier Schritt für Schritt<br />

vor und nimm dir die Zeit für eine präzise<br />

Ausführung einzelner Technikelemente.<br />

Bewegungsphase 1<br />

• Kippen des Beckens<br />

• Bogenarm auf etwa 30% anheben<br />

• Zugfinger an der Sehne platzieren<br />

• Bogenhand platzieren<br />

• Kopf ist in Richtung des Ziels ausrichten<br />

Du hast nun die Positionsphase 1 eingenommen.<br />

Die PP 1 wird auch als Vorspannungsposition<br />

bezeichnet.<br />

Hinweis: Nimm dir Zeit, arbeite präzise<br />

und schließe die Techniken der Bewegungsphase<br />

1 ab. Mit dem Erreichen der<br />

Positionsphase 1 startest du die Techniken<br />

der Bewegungsphase 2.<br />

Bewegungsphase 2<br />

• Arme parallel anheben<br />

• Erhöhung der Vorspannung durch leichtes<br />

Anziehen der Sehne<br />

Du hast nun die Positionsphase 2 eingenommen.<br />

Die PP 2 wird auch als Anhebeposition<br />

bezeichnet.<br />

Bewegungsphase 3<br />

• Laden - geradliniger Auszug der Sehne<br />

zum Kinn<br />

• Zughand unter dem Kinn platzieren,<br />

die Zugfinger schließen bündig mit dem<br />

Kiefer ab<br />

• Sehne berührt Nasenspitze und Kinnecke<br />

Du hast nun die Positionsphase 3 eingenommen.<br />

Die PP 3 wird auch als Halteposition<br />

bezeichnet.<br />

Bewegungsphase 4 –<br />

Nachhalteposition<br />

• Zielen – das Korn wandert von oben in<br />

das Ziel<br />

• Lösen der Sehne durch Entspannen der<br />

Zugfinger<br />

• Zughand gleitet dicht entlang der Kieferlinie<br />

nach hinten<br />

• Nachzielen – der Blick bleibt auf das Ziel<br />

gerichtet<br />

• Nachhalten – die Körperposition einschließlich<br />

Bogenarm wird für einige<br />

Sekunden gehalten<br />

Du hast nun die Positionsphase 4 eingenommen.<br />

Die PP 4 wird auch als Nachhalteposition<br />

bezeichnet. Danach erfolgt die<br />

Bewegungsphase 5 mit dem Absenken des<br />

Bogenarms und der Rückkehr in die Nullstellung.<br />

FÜNF TECHNIKELEMENTE FÜR DEN START<br />

DES GRUNDLAGENTRAININGS<br />

Damit du im Grundlagentraining deine<br />

ersten Pfeile schießen kannst, sind einige<br />

Technikelemente von grundlegender<br />

Bedeutung. Daher möchte ich hier fünf<br />

Technikelemente detaillierter beschreiben.<br />

1. Der parallele Stand<br />

2. Die Platzierung der Zugfinger an der Sehne<br />

(BP 1)<br />

3. Die Platzierung der Bogenhand in der<br />

Griffschale (BP 1)<br />

4. Das Laden (Auszug der Sehne - BP 3)<br />

5. Das Ankern (BP 3)<br />

4/23 TRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 39


TRAINING<br />

ist. Erst danach startest du mit den Technikelementen<br />

der Bewegungsphase 1. Damit du<br />

dich im weiteren Bewegungsablauf nicht in<br />

ein Hohlkreuz ziehst, führst du zum Beginn<br />

der Bewegungsphase 1 eine leichte Kippbewegung<br />

des Beckens aus. Wirklich einfach ist<br />

die Kippbewegung zu erreichen, indem du<br />

den Lendenwirbelbereich nach hinten ziehst<br />

(vgl. den blauen Pfeil rechts in der Abbildung<br />

2). Dabei merkst du bereits ein Anspannen<br />

der Bauchmuskulatur. Halte die so erzielte<br />

Beckenposition mit der Bauchmuskelspannung<br />

bis in die PP 4 – Nachhalteposition.<br />

Die Platzierung der Zugfinger<br />

an der Sehne<br />

Mit dem Zeige-, Mittel- und Ringfinger der<br />

Zughand bildest du einen Haken. Diese drei<br />

Zugfinger werden an der Sehne platziert,<br />

wobei der Zeigefinger über dem eingelegten<br />

Pfeil platziert wird, und der Mittel- und Ringfinger<br />

unter dem Pfeil. Die Sehne liegt zwischen<br />

dem zweiten und dritten Fingergelenk.<br />

Der kleine Finger ist gewinkelt. Lege den<br />

Daumen in den Handteller. Der Handrücken<br />

ist gerade und entspannt (vgl. Abb. 3). Die Position<br />

der Zugfinger wird bis zum Lösen der<br />

Sehne gehalten.<br />

ABBILDUNG 2A UND 2B ZUM PARALLELEN STAND<br />

Die linke Abbildung 2a zeigt den schulterbreiten Stand. An den Fußspitzen ist ein roter Pfeil eingezeichnet,<br />

der in Richtung des Ziels ausgerichtet ist und die parallele Position der Füße markiert. Die gelbe Linie in<br />

der Abbildung 2a zeigt eine gerade Ausrichtung des Oberkörpers, die während des gesamten Schussablaufes<br />

erhalten bleibt.<br />

In der rechen Abbildung 2b zeigt die gelbe Linie den leicht nach vorn verlagerten Körperschwerpunkt.<br />

Durch diese leichte Vorlage soll das Körpergewicht mit etwa 60 % auf den Fußballen und mit nur 40 % auf den<br />

Fersen ruht. Die gelbe Linie zeigt zudem die gerade Ausrichtung der gesamten Körperachse, die während des<br />

gesamten Schussablaufes erhalten bleibt. Der blaue Pfeil in der Abbildung 2b zeigt die Bewegungsrichtung<br />

des Lendenwirbelbereiches, die zum Kippen des Beckens führt. Halte die gekippte Beckenposition und die<br />

dadurch aktivierte Bauchmuskelspannung bis in die Positionsphase 4.<br />

Der parallele Stand<br />

Beim Betreten der Schießlinie, platzierst du<br />

einen Fuß vor der Schießlinie und einen Fuß<br />

hinter der Schießlinie. Die Füße werden etwa<br />

schulterbreit positioniert. Die Füße sind parallel<br />

zur Scheibe ausgerichtet (legst du einen<br />

Pfeil an die Fußspitzen, zeigt die Pfeilspitze<br />

in Richtung des Ziels). Diese Fußposition ist<br />

simpel und leicht zu reproduzieren. Vielleicht<br />

hilft es dir anfangs, die Fußposition<br />

mit Kreide oder einem Scheibennagel zum<br />

Beginn eines Trainings zu markieren, bis du<br />

die Fußposition immer wieder gleich einnehmen<br />

kannst. Die Beine stehen gerade im<br />

Gelenk. Nach dem Einlegen des Pfeils neigst<br />

du den Körperschwerpunkt leicht nach vorne,<br />

so dass dein Körpergewicht zu etwa 60<br />

% auf den Fußballen und zu 40 % auf den<br />

Fersen ruht. Damit erreichst du eine hohe<br />

Stabilität im Stand, die du für den Schuss benötigst.<br />

Nimm dir die Zeit in der Nullstellung,<br />

bis diese Technikausführung abgeschlossen<br />

Abbildung 3: Ohne Tab fotografiert zeigt das Bild beispielhaft<br />

die Platzierung der Sehne zwischen dem 2.<br />

und 3. Fingergelenk. Die rote Linie zeigt den geraden<br />

und entspannten Handrücken.<br />

Platzierung der Bogenhand<br />

in der Griffschale<br />

Ausgebildete Bogensportler halten die Bogenhand<br />

nach der Platzierung in der Griffschale<br />

offen. Nach dem Lösen der Sehne löst<br />

sich auch der Griff des Mittelteils aus der<br />

Bogenhand und der Bogen wird durch eine<br />

Fingerschlinge aufgefangen. Dieses Herausfallen<br />

des Bogens aus der Bogenhand führt<br />

bei Sporteinsteigern fast ausnahmslos zu<br />

40 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 4/23


TRAINING<br />

Abbildung 4: Um eine Rückenspannung aufzubauen, konzentrierst du dich beim Laden auf die Bewegung des<br />

Ellbogens auf der Zugarmseite. Die Zughand folgt dem Ellbogen.<br />

Abbildung 5: Die Platzierung der Bogenhand unter<br />

dem Kinn wird als Anker bezeichnet. Dabei berührt die<br />

Sehne die Nasenspitze und Kinnecke.<br />

einem Greifreflex der Finger. Dieser nicht<br />

gewünschte Greifreflex automatisiert sich<br />

im Laufe des Trainings und bleibt zum Teil<br />

noch Jahre erhalten, bis der Reflex durch<br />

ein gezieltes Training wieder aufgelöst werden<br />

muss. Das kostet unnötig Zeit, die bei<br />

der Entwicklung der Schießtechnik verloren<br />

geht. Aus diesem Grunde kopple ich bei<br />

Sporteinsteigern zunächst die exakte Platzierung<br />

der Bogenhand ab, um sie zu einem<br />

späteren Zeitpunkt gezielt zu trainieren. Ich<br />

empfehle also den Sporteinsteigern in den<br />

ersten Trainingswochen die Bogenhand in<br />

die Griffschale zu setzen und den Bogen<br />

mit den Fingern festzuhalten. Da meine Erfahrungen<br />

mit dieser Praxis sehr gut sind,<br />

möchte ich das auch in dieser Artikelserie<br />

so empfehlen. Lege also den Hautlappen, der<br />

sich zwischen Daumen und Zeigefinger befindet,<br />

in den tiefsten Punkt der Griffschale<br />

(sog. Pivot-Point) und halte das Mittelteil<br />

mit den Fingern zunächst fest, bis die Trainingseinheit<br />

zur optimalen Platzierung der<br />

Bogenhand mit geöffneter Bogenhand zu einem<br />

späteren Zeitpunkt folgt.<br />

Das Laden (Auszug der Sehne)<br />

Das Laden beschreibt den Auszug der Sehne.<br />

Dabei wird die Zughand geradlinig in die<br />

Ladeposition unter das Kinn geführt. Beim<br />

Laden wird die Schultermuskulatur eingesetzt.<br />

Um die Schultermuskulatur auf der<br />

Zugarmseite beim Laden zu aktivieren, konzentrierst<br />

du dich auf den Ellbogen des Zugarms.<br />

Führe den Ellbogen in einer gleichmäßigen<br />

Bewegung so weit nach hinten,<br />

bis die Zughand unter dem Kinn steht. Logischerweise<br />

folgt die Zughand dem Ellbogen.<br />

Durch die Konzentration auf die Ellbogenbewegung<br />

gelingt es dir gleich zu Beginn,<br />

die Schultermuskulatur während des Ladens<br />

einzusetzen. Achte beim Erlernen des<br />

Ladens darauf, dass die Bewegung langsam<br />

und kontrolliert ausgeführt wird.<br />

Das Ankern<br />

Nach dem Laden führst du nun die Zughand<br />

und den Zugarm nach oben, so dass<br />

der Zeigefinger bündig mit dem Kieferknochen<br />

abschließt. Die Sehne berührt die Nasenspitze<br />

und die Kinnecke (vgl. Abb. 5).<br />

Diese Platzierung der Zughand unter dem<br />

Kinn wird als Anker bezeichnet. Versuche<br />

im Elementetraining die Zughand und die<br />

Position der Sehne an der Nasenspitze und<br />

der Kinnecke immer wieder identische zu<br />

platzieren.<br />

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4/23 TRAINING <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 41


TRAINING<br />

DEINE ERSTEN TRAININGSEINHEITEN<br />

Für den Einstieg solltest du mit dem Training der Bewegungs- und Positionsphasen starten. Danach erfolgt jeweils ein Elementetraining.<br />

Dieses Training führst du ohne Zielbild auf eine Kurzdistanz von etwa 5 bis 10 Metern durch. Lass deine Fortschritte möglichst<br />

von einem Trainer prüfen.<br />

1. SCHWUNGGYMNASTIK<br />

Umfang: 10 Minuten<br />

Inhalt: Wärme dich mit einer Schwunggymnastik<br />

auf, bei der du vom Hals abwärts<br />

alle Gelenke durch kreisende Bewegungen<br />

aktivierst.<br />

2. TRAINING DER BEWEGUNGS-<br />

UND POSITIONSPHASEN<br />

Umfang: 36 Pfeile<br />

Inhalt: Trainiere die Einnahme der Nullstellung<br />

und Positionsphasen, so wie sie in<br />

Abbildung 1 dargestellt sind. Bleibe jeweils<br />

mindestens drei Sekunden in jeder Positionsphase.<br />

Achte hier auf das Timing. Arbeite<br />

konzentriert und präzise.<br />

3. ELEMENTETRAINING<br />

Umfang: 36 Pfeile<br />

Inhalt: Beim Elementetraining wird in der<br />

Regel nur ein einzelnes Element trainiert, bis<br />

du dieses Element sauber umsetzen kannst.<br />

In dieser Empfehlung konzentrierst du dich<br />

36 Pfeile auf eines der nachfolgenden Technikelemente.<br />

Es wird eine Zeit dauern, bis du das Technikelement<br />

automatisiert umsetzen kannst,<br />

also ohne dich auf dieses Technikelement<br />

noch konzentrieren zu müssen. Achte immer<br />

auf die Qualität der Bewegungsausführung,<br />

da sich andernfalls auch Fehler<br />

automatisieren können. Die Inhalte des<br />

Elementetrainings kannst du in den folgenden<br />

Wochen je nach Fortschritt ändern und<br />

auch immer mal wiederholen.<br />

Wähle in den ersten Wochen aus den<br />

folgenden Inhalten zum Elementetraining<br />

aus:<br />

• Starte beim Elementetraining mit dem<br />

parallelen Stand, dem vorgelagerten<br />

Körperschwerpunkt und dem gekippten<br />

Becken. Achte darauf, dass du den Körperschwerpunkt<br />

und das gekippte Becken bis<br />

in die Positionsphase 4 hältst.<br />

• Trainiere die gerade Ausrichtung der<br />

Körperachse. Da du die Ausrichtung selbst<br />

nicht sehen kannst, bist du auf Hinweise<br />

eines Trainers oder Trainingspartners<br />

angewiesen. Unterstützend kannst du die<br />

Ausrichtung der Körperachse auch mit<br />

dem Smartphone immer wieder filmen<br />

und selbstständig prüfen.<br />

• Trainiere die Platzierung der Zughand an<br />

der Sehne (BP 1) und das Laden (BP 3),<br />

bei dem du dich auf die Bewegung des<br />

Ellbogens auf der Zugarmseite konzentrierst.<br />

• Trainiere das präzise Ankern unter dem<br />

Kinn, bei dem die Sehne die Nasenspitze<br />

und Kinnecke berührt.<br />

• Trainiere das Nachhalten in der Positionsphase<br />

4.<br />

Das gezielte Schießen hat zu diesem Zeitpunkt<br />

noch keine Bedeutung. In der Regel<br />

bremst es zu diesem Zeitpunkt die Entwicklung<br />

der Schießtechnik, da Bogenschützen<br />

ihren Fokus dann mehr auf das<br />

Trefferergebnis richten und die saubere Bewegungsausführung<br />

vernachlässigen. In der<br />

kommenden Ausgabe folgen weitere Technikelemente,<br />

die du im Elementetraining<br />

trainieren kannst.<br />

vereinfachten Bedingungen mit dem Nullbogen<br />

oder dem Theraband, kannst du das<br />

Gelernte auf das Schießen mit deinem Recurvebogen<br />

übertragen.<br />

Abbildung 6 – links der Nullbogen aus einem PVC-Stangerohr, mittig das Theraband für das Training der Bewegungs-<br />

und Positionsphasen unter einfachen Bedingungen.<br />

Ein Spiegel ist ein ideales Hilfsmittel, um<br />

deine Bewegungsausführung selbst beobachten<br />

zu können. Kippst du beispielsweise<br />

in der Bewegungsphase 1 das Becken wie<br />

beschrieben, siehst du die Bewegung im<br />

Spiegel. Bei der weiteren Bewegungsausführung<br />

bis in die Positionsphase 4 kannst du<br />

selbst sehen, ob das Becken wie gewünscht<br />

gekippt bleibt (keine Hohlkreuzbildung).<br />

HILFSMITTEL FÜR DAS TECHNIKTRAINING<br />

Mit einem Nullbogen (vgl. Abb. 6 links), der<br />

nahezu kein Eigen- und Zuggewicht hat, ist<br />

die Technikausführung besonders einfach.<br />

Hergestellt wird der Nullbogen aus einem<br />

PVC-Stangenrohr und einer Maurerschnur<br />

aus dem Baumarkt. Damit kannst du die<br />

Technikausführung einschließlich des Lösens<br />

der Sehne auch bei dir zuhause üben.<br />

Auch das Theraband ist ein gutes Hilfsmittel<br />

zum Training der Schießtechnik (vgl. Abb. 6<br />

mittig). Für den Einstieg ist ein gelbes Theraband<br />

mit einem geringen Zugwiderstand<br />

zu empfehlen. Lege das Theraband in den<br />

Haken der Zughand, so dass zwei gleichlange<br />

Ende herunterhängen. Nun wickelst du<br />

die Enden um die Bogenhand, bis die Zughand<br />

etwa auf Höhe des Armgelenkes (Bogenarm)<br />

mit einem leichten Zugwiderstand<br />

steht. Auch dieses Hilfsmittel ist perfekt<br />

für das Techniktraining daheim geeignet.<br />

Gelingt dir die Technikausführung unter<br />

GRUNDLEGENDES<br />

ZU DIESER ARTIKELSERIE<br />

Diese Artikelserie wendet sich mit Basisinformationen<br />

an Sporteinsteiger und soll helfen, das<br />

Grundlagenwissen im Bogensport Schritt für Schritt<br />

aufzubauen. Vereine können diese Basisinformationen<br />

sammeln und in einer Ausbildungsmappe für<br />

Sporteinsteiger bereithalten.<br />

42 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRAINING 4/23


NEWS<br />

GIBSON BRICHT QUALIFIKATIONS-<br />

WELTREKORD MIT 715 BEI DEN<br />

EUROPEAN GAMES<br />

Die britische Weltranglistenerste<br />

Ella Gibson hat bei<br />

den European Games <strong>2023</strong> in<br />

Krakau (Polen) mit 715 von 720<br />

möglichen Ringen den Weltrekord<br />

in der Qualifikation mit 72<br />

Pfeilen über 50 Meter um zwei<br />

Ringe verbessert. „Ich bin heute<br />

Morgen aufgewacht und habe<br />

mir gesagt, dass heute ein guter<br />

Tag werden wird. Ich sagte zu<br />

meinem Trainer: ‚Ich beschließe<br />

es! Heute soll ein guter Tag<br />

werden! Ich entscheide es, und<br />

es passiert”, sagte die 23-Jährige.<br />

die weinte, als sich die 14 Compound-Frauen,<br />

die an diesem<br />

Wettbewerb teilnahmen, nach<br />

der Qualifikationsrunde aufstellten,<br />

um ihr zu gratulieren. Ihr<br />

historisches Ergebnis schoss sie,<br />

nachdem die Qualifikationsrunde<br />

wegen eines Sturms mit 45<br />

Minuten Verspätung begonnen<br />

hatte.<br />

Gibson, die 2022 eine bahnbrechende<br />

Saison hatte, flirtete bereits<br />

letztes Jahr mit dem Rekord<br />

und schoss zweimal einen Ring<br />

weniger, jeweils 712 Ringe beim<br />

Hyundai Archery World Cup<br />

in Paris und Medellín. „Mein<br />

Trainer sagte mir, dass einer der<br />

Hauptgründe dafür, dass ich<br />

letztes Jahr so gut geschossen<br />

habe, darin lag, dass ich dieses<br />

totale Vertrauen hatte”, sagte sie.<br />

„Ich wusste, dass jeder Schuss<br />

eine Zehn sein würde. Er hat mir<br />

gesagt, dass ich diese mentale<br />

Einstellung auch hier benötige.”<br />

Mit ihrer Karrierebestleistung<br />

in Krakau löste sie die Weltbestmarke<br />

von der amtierenden<br />

Weltmeisterin Sara Lopez ab, die<br />

sie seit April 2015 hielt und im<br />

August desselben Jahres mit 713<br />

Ringen den bisherigen Rekord<br />

aufstellte. Ella hält nun drei der<br />

Compound-Weltrekorde bei den<br />

Frauen. Neben der neuen Weltbestleistung<br />

hält sie auch den<br />

60-Meter-Rekord mit 36 Pfeilen<br />

(358) und den 50-Meter-Rekord<br />

mit 144 Pfeilen (1422).<br />

CW/Foto: World Archery Europe<br />

EUROPACUP IM PARA-ARCHERY <strong>2023</strong><br />

MIT DEUTSCHER BETEILIGUNG<br />

Für die deutschen Para-Bogensportler<br />

war es in den letzten<br />

Monaten kompliziert, da es keinen<br />

Coach für die Begleitung zu<br />

den internationalen Wettkämpfen<br />

gab. Als nun vom 14. bis zum<br />

20. Mai im tschechischen Nove<br />

Mesto nad Metuji die erste Station<br />

des Para-Archery European<br />

Cup stattfand, nahmen zwei Bogensportler<br />

aus dem deutschen<br />

Lager teil.<br />

In der Klasse Recurve Men Open<br />

schoss Carmelo Gangarossa, und<br />

für die Recurve Woman Open<br />

startete Jule Lammers. Sie waren<br />

zwei von insgesamt 193 Athleten<br />

aus 26 Nationen. Neben den<br />

europäischen Nationen nahmen<br />

auch Bogensportler aus Brasilien,<br />

Kanada, Costa Rica, Hong<br />

Kong, Indien, Singapur und<br />

Japan teil, so dass dieses Sportevent<br />

eine Bedeutung weit über<br />

die Grenzen von Europa hatte.<br />

Begleitet wurden die beiden<br />

deutschen Athleten von Coach<br />

Leonard Altmeyer und dem Mitglied<br />

der deutschen Delegation<br />

Hermann Lammers.<br />

Österreich schickte Sophie Brantl<br />

in der Klasse Compound Woman<br />

Open sowie Martin Wegerer<br />

und Friedrich Ziegler in der<br />

Klasse Compound Men Open in<br />

das Rennen um die Medaillen.<br />

Wichtig war für alle Athleten,<br />

ihre internationale Wettkampferfahrung<br />

zu stärken. Medaillen<br />

fielen in Mesto nad Metuji weder<br />

für die Deutschen noch für<br />

die Teilnehmer aus Österreich<br />

ab. Vorne im Medaillenspiegel<br />

platzierten sich die Bogensportler<br />

aus der Türkei, dem Land,<br />

das in den letzten Jahren viel in<br />

den Bogensport investierte und<br />

einen kräftigen Leistungsschub<br />

im internationalen Wettkampfgeschehen<br />

erzielen konnte.<br />

Insgesamt acht Medaillen, davon<br />

fünf Gold-, eine Silber- und zwei<br />

Bronzemedaillen gingen an die<br />

Türkei. Die Nation entsandte<br />

insgesamt elf Athletinnen und<br />

Athleten zum Wettkampf, die<br />

von neun Coaches und Betreuern<br />

Unterstützung erhielten.<br />

Das große Teilnehmerfeld der<br />

Türkei zeigt das Engagement in<br />

Verbindung mit einer klugen<br />

Investition in den Para-Sport.<br />

Mit insgesamt sechs Medaillen<br />

platzierten sich die Schützen aus<br />

Indien auf Rang zwei des Medaillenspiegels<br />

und Großbritannien<br />

erreichte drei Medaillen. Dieser<br />

Medaillenspiegel ist ein nicht zu<br />

unterschätzender Parameter für<br />

die Leistungsentwicklung der<br />

Nationen im Para-Bogensport.<br />

Alle Ergebnisse dieser ersten<br />

Station des Europacups hält der<br />

Europäische Bogensportverband<br />

unter www.archeryeurope.org<br />

bereit. GK/Foto: World Archery Europe<br />

4/23 NEWS <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 43


JUGEND<br />

DETAILS<br />

IM ÜBERBLICK<br />

Weltmeisterschaft<br />

der Jugend und Junioren<br />

Limerick/Irland<br />

3. bis 9. Juli <strong>2023</strong><br />

• U21 und U18 der Bogenklassen<br />

Recurve und Compound<br />

• 20 Goldmedaillen im Einzel-,<br />

Team und Mixed Team<br />

• 57 Nationen<br />

• 515 Athletinnen und Athleten<br />

• 182 Trainer und Betreuer<br />

• 17 Athletinnen und Athleten aus<br />

Deutschland<br />

Foto: Günter Kuhr<br />

JUGENDWELTMEISTERSCHAFT IN IRLAND<br />

MATHIAS KRAMER HOLT<br />

SICH WM-BRONZE<br />

IN LIMERICK<br />

Von Günter Kuhr<br />

Die Stadt Limerick im Südwesten Irlands bot den Wettkampfort für die Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft<br />

<strong>2023</strong>. Vom 3. bis zum 9. Juli traten 515 Athletinnen und Athleten aus 57 Nationen an, um eine<br />

der begehrten WM-Medaillen in den Klassen U21 und U18 zu gewinnen.<br />

ÜBERSICHT DER<br />

DSB-TOP 10-PLATZIERUNGEN<br />

Rang 3<br />

Mathias Kramer – Recurve U21 männlich<br />

Rang 9<br />

Elina Idensen – Recurve U21 weiblich<br />

Rang 9<br />

Clea Reisenweber – Recurve U21 weiblich<br />

Rang 9<br />

Leon Zemella – Recurve U18 männlich<br />

Rang 9<br />

Fabio Alex – Compound U18 männlich<br />

Insgesamt 20 Goldmedaillen sollten zum<br />

Ende dieser Weltmeisterschaft an Compound-<br />

und Recurve-Athletinnen und<br />

Athleten in den Einzel-, Team- und Mixed<br />

Team-Wettbewerben ausgeschüttet werden.<br />

Deutschlands Bundesnachwuchstrainer<br />

Freddy Siebert nahm 17 Athletinnen und<br />

Athleten mit nach Limerick, die sich bei einem<br />

nationalen Ausscheidungsmodus für<br />

ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft<br />

qualifiziert hatten. Mathias Kramer sammelte<br />

<strong>2023</strong> bereits Wettkampferfahrungen<br />

bei den World Cups in Antalya und Shanghai,<br />

aber auch beim European Grand Prix in<br />

Lilleshall. Er zeigte bei der WM in Irland seine<br />

Nervenstärke und holte für das deutsche<br />

Team die einzige Medaille. Sein Einstieg in<br />

die Qualifikationsrunde der Recurve U21<br />

war mit 642 Ringen und Rang 13 sicher unter<br />

seinen Möglichkeiten. Das Top-Ergebnis<br />

präsentierte hier bereits der spätere Weltmeister<br />

Parth Sushant Salunkhe aus Indien<br />

mit 672 Ringen. Die Qualifikationsrunde<br />

ist allerdings nur der Einstieg und hat eine<br />

Rang 5<br />

Recurve U21-Team weiblich mit<br />

Elina Idensen, Johanna Klinger,<br />

Clea Reisenweber<br />

Rang 8<br />

Recurve U21-Team männlich mit Ben Greiwe,<br />

Mathias Kramer, Dominic Merkel<br />

Rang 9<br />

Recurve U21 Mixed Team mit Elina Idensen,<br />

Mathias Kramer<br />

Rang 9<br />

Recurve U18 weiblich mit Regina Kellerer,<br />

Melina Koepper, Mathilda Werner<br />

44 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> JUGEND 4/23


JUGEND<br />

Bedeutung für die Zusammensetzung der<br />

Matchrunden. Mathias Kramer startete in<br />

der ersten Runde mit einem Freilos. In der<br />

zweiten Runde siegte er über Mexikos Raul<br />

Tadeo Rodriguez Lopez mit 6:2, anschließend<br />

schoss er Indiens Aditya Choudhary<br />

mit 6:0 aus dem Rennen um die WM-Medaillen.<br />

Mit 7:3 quittierte Mathias das Duell<br />

gegen Funahashi Yuya aus Japan, um<br />

im Viertelfinale seine Überlegenheit mit<br />

6:4 gegen Huang Li-Cheng aus Taipeh zu<br />

demonstrieren. Das Semifinale sollte die<br />

Begegnungen im Gold- und Bronzefinale<br />

festlegen. Hier unterlag Mathias Kramer mit<br />

4:6 gegen Indiens Parth Sushant Salunkhe.<br />

Im Bronzefinale stand Mathias Kramer seinem<br />

Kontrahenten Aierdengsang aus China<br />

gegenüber. Die ersten beiden Sätze sicherte<br />

sich Mathias Kramer, schoss im dritten Satz<br />

ein Unentschieden und die nun folgenden<br />

beiden Satzsiege holte sich Aierdengsang,<br />

so dass mit 5:5 der Stechpfeil über das WM-<br />

Bronze entscheiden sollte. Beide schossen<br />

ihren Pfeil in den 10er-Ring, doch Mathias<br />

Kramer hatte letztlich seinen Pfeil besser<br />

platzieren können und siegte mit 6:5 Punkten.<br />

Mit der Bronzemedaille von Matthias Kramer<br />

erreichte das DSB-Team die 16. Position<br />

im Medaillenspiegel dieser Weltmeisterschaft.<br />

Südkorea belegte mit sechs Gold- und<br />

4 Silbermedaillen die Top-Position. Indien<br />

holte in Limerick ebenfalls sechs Goldmedaillen,<br />

allerdings nur 1 Silber- und vier<br />

Bronzemedaillen, hatte damit zwar insgesamt<br />

11 Medaillen erreicht, rutschte wegen<br />

der mageren Silberausbeute auf Rang 2 des<br />

Medaillenspiegels. Der Nachwuchs der USA<br />

zeigte sich vielversprechend und holte mit<br />

drei Gold-, drei Silber und vier Bronzemedaillen<br />

den Rang 3. Frankreich war das bestplatzierte<br />

europäische Team und erreichte<br />

mit jeweils einer Gold-, Silber- und Bronzemedaille<br />

den 4. Rang im Medaillenspiegel.<br />

Alle Ergebnisse sind abrufbar auf der<br />

Website der World Archery unter<br />

www.worldarchery.sport<br />

DIE NEUEN MEDAILLEN FÜR DIE WELTMEISTERSCHAFT<br />

IM BOGENSCHIESSEN WERDEN VON DER<br />

MONNAIE DE PARIS GEPRÄGT<br />

Foto: World Archery<br />

ersten Mal unseren Nachwuchsathleten zu<br />

überreichen. Das geschah nun in Limerick<br />

vor zwei weiteren sehr wichtigen Veranstaltungen,<br />

den Weltmeisterschaften im Para-<br />

Bogenschießen in Pilsen und den Hyundai-<br />

Weltmeisterschaften im Bogenschießen im<br />

August in Berlin.”<br />

Die Monnaie de Paris ist die älteste Münzprägeanstalt<br />

der Welt und verantwortlich<br />

für die Herstellung der französischen Münzen.<br />

Sie hat bereits Medaillen für die Olympischen<br />

Spiele 1900 und 1920, die beide in<br />

der französischen Hauptstadt stattfanden,<br />

sowie für andere große Sportereignisse, darunter<br />

die diesjährige Rugby-Weltmeisterschaft<br />

in Frankreich, hergestellt. Die neuen<br />

Medaillen ersetzen ein früheres Design, das<br />

2011 nach der Umbenennung des Weltverbandes<br />

von FITA in World Archery eingeführt<br />

wurde.<br />

Von Chris Wells<br />

World Archery hat die Designs der brandneuen Meisterschaftsmedaillen enthüllt, die von der Monnaie<br />

de Paris entworfen und geprägt wurden und erstmals bei den Jugendweltmeisterschaften in Limerick/<br />

Irland zum Einsatz kamen. letinnen und Athleten aus 57 Nationen an, um eine der begehrten WM-<br />

Medaillen in den Klassen U21 und U18 zu gewinnen.<br />

Anzeige<br />

Die quadratischen Medaillen zeigen auf der<br />

Vorderseite das Logo der World Archery und<br />

auf der Rückseite ein originelles, von Bogen<br />

und Zielscheibe inspiriertes Motiv sowie<br />

den Schriftzug „World Championships”. Sie<br />

haben einen Durchmesser von 75 Millimetern<br />

und werden aus monetärer Bronze<br />

geprägt. Die Medaillen für die Zweit- und<br />

Erstplatzierten sind mit Sterlingsilber und<br />

24-karätigem Gold überzogen.<br />

„Unsere Weltmeisterschaftsmedaillen sind<br />

ein Symbol für den sportlichen Erfolg, und<br />

es ist wichtig, dass unsere Athleten diese<br />

wertvollen Stücke neben den Erinnerungen,<br />

die auf dem Wettkampffeld entstehen,<br />

in Ehren halten”, sagte Tom Dielen, Generalsekretär<br />

von World Archery. „Dies sind<br />

unsere Medaillen der Zukunft, und es ist besonders<br />

bedeutsam, sie bei den Jugendweltmeisterschaften<br />

einzuführen und sie zum<br />

4/23 JUGEND <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 45


ZWEITE STATION<br />

DIE ZWEITE STATION <strong>2023</strong><br />

WELTCUP SHANGHAI <strong>2023</strong><br />

Von Arne Metzlaff<br />

Shanghai, eine pulsierende Metropole, war im Mai <strong>2023</strong> Gastgeber des hochkarätig besetzten Weltcups im Bogenschießen. Nachdem das chinesische Nationalteam<br />

bereits beim ersten Weltcup der Saison sein Comeback gefeiert hatte, kehrt nun durch die coronabedingte Abstinenz auch China als Ausrichter<br />

eines internationalen Bogensport-Events zurück.<br />

Dabei weiß Shanghai insbesondere<br />

mit einer beeindruckenden Skyline<br />

beim Finale zu überzeugen. Einzig<br />

die Wetterbedingungen während der Qualifikationsrunden<br />

ließen zu wünschen übrig.<br />

Vom 16. bis zum 21. Mai zog Shanghai erneut<br />

zahlreiche talentierte Bogenschützen<br />

aus der ganzen Welt an. Aus Deutschland<br />

nahmen acht Recurve-Schützen teil. Das<br />

deutsche Team setzte sich dabei wie folgt<br />

zusammen: Katharina Bauer, Elina Idensen,<br />

Michelle Kroppen, Charline Schwarz, Florian<br />

Unruh, Mathias Kramer sowie Felix und<br />

Moritz Wieser. Die deutschen Compound-<br />

Schützen trugen zeitgleich ihre erste WM-<br />

Qualifikation für die Heim-WM im Juli in<br />

Berlin aus.<br />

Der zweite von vier Weltcups in diesem Jahr<br />

war gezeichnet von starken, sintflutartigen<br />

Regenfällen. Dies machte sich auch in den<br />

Ergebnissen in der Qualifikation bemerkbar.<br />

So führte Brady Ellison mit dem Recurve<br />

das Feld mit 670 Ringen an und schätzte<br />

seine Leistung wie folgt ein: „Unter solchen<br />

Bedingungen kommt es darauf an, den<br />

bestmöglichen Schuss zu machen und sich<br />

schnell [an die Bedingungen (Anm. d. Red.)]<br />

anzupassen“, sagte Ellison. „Am Ende habe<br />

ich ein paar Fehler gemacht, aber ansonsten<br />

war es großartig.“ Währenddessen kämpfte<br />

der Olympiasieger Mete Gazoz aus der Türkei<br />

mit den Bedingungen und landete mit<br />

646 Ringen auf dem 25. Platz. Gazoz haderte<br />

im Anschluss mit seiner Leistung und sagte:<br />

„Es war ein sehr schlechter Tag für mich. Ich<br />

konnte die Bedingungen nicht verstehen –<br />

regnerisch und windig. Heute ist nicht der<br />

beste Tag meines Lebens, aber es war auch<br />

nicht der schlechteste Tag. Am Freitag wird<br />

es viel besser sein.“ Besonders bemerkenswert<br />

ist dabei, dass die nach der Qualifikation<br />

erstplatzierte Kang Chae Young (KOR)<br />

mit 671 einen Ring vor Brady Ellison lag.<br />

Die herausfordernden Bedingungen zeigten<br />

sich auch bei den Compound-Schützen. So<br />

konnten insgesamt nur elf Damen und Herren<br />

die magische Grenze von 700 Ringen<br />

übertreffen.<br />

In den Finals fielen insbesondere die starken<br />

Leistungen der Südkoreaner auf. Mit<br />

dem Recurve sind die Südkoreaner seit Jahren<br />

auf den Medaillenplätzen bei den internationalen<br />

Events vertreten, so dominierten<br />

sie auch den Weltcup in Shanghai in beeindruckender<br />

Manier und sicherten sich mit<br />

dem Recurvebogen (quasi) alle Goldmedaillen.<br />

Einzig der Brasilianer Marcus D’Almeida<br />

konnte die Koreaner hinter sich lassen und<br />

sich im Einzel die Goldmedaille sichern. Bei<br />

den Recurve-Damen waren die ersten vier<br />

Plätze fest in südkoreanischer Hand. Doch<br />

neben der bekannten Dominanz mit dem<br />

Recurve-Bogen gewannen die südkoreanischen<br />

Compound-Bogenschützen bei diesem<br />

Weltcup auch so gut wie in jeder Klasse<br />

eine Medaille für sich und ihr Land. Einzig<br />

die Herren-Mannschaft verfehlte eine Medaille<br />

und landet auf dem achten Platz. Dabei<br />

scheint die Verpflichtung des US-Amerikaners<br />

Reo Wilde, der bislang erste nicht<br />

koreanische Nationaltrainer, erste Wirkungen<br />

zu zeigen. Er startete in sein Amt mit<br />

dem Anspruch, den koreanischen Schützen<br />

den Unterschied zwischen dem Compoundund<br />

Recurve-Bogen näherzubringen und<br />

die wichtigen Kniffe beizubringen.<br />

Während Südkorea im Recurve-Bereich<br />

absolut professionell aufgestellt und organisiert<br />

ist, bedarf es im Compound-Bereich<br />

noch einer gewissen Entwicklung. So existieren<br />

seit Jahren Business Teams für die<br />

Recurve-Schützen wie das von Hyundai<br />

Steel, während sich dieses System für die<br />

Compound-Schützen erst noch entwickeln<br />

muss. Erst durch die Aufnahme des Compound-Bogens<br />

ins Programm der Asiatischen<br />

Kontinentalspiele rückte dieser auch<br />

in Südkorea in den Fokus und die Entwicklung<br />

eines Elite-Programms, das nun durch<br />

die Expertise des ehemaligen Weltklasse-<br />

Schützen Reo Wilde unterstützt wird. Somit<br />

stellt sich nun die Frage, ob die Südkoreaner<br />

zukünftig nicht mehr nur mit dem Recurve-<br />

Bogen dominieren, sondern zukünftig auch<br />

mit dem Compound-Bogen. Damit rechnen<br />

sollte man jedenfalls, da auch die Verpflichtung<br />

Reo Wildes ein Fingerzeig ist, mit welcher<br />

Ernsthaftigkeit der Compound-Bogen<br />

mittlerweile in Südkorea gesehen wird.<br />

46 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 4/23


WETTKAMPF<br />

1. PLATZ 2. PLATZ 3. PLATZ<br />

Recurve Damen Lim Siheyon (KOR) Kang Chae Young (KOR) An San (KOR)<br />

Recurve Herren Marcus D’Almeida (BRA) Oh Jin Hyek (KOR) Steve Wijler (NED)<br />

Compound Damen Cho Su A (KOR) Ella Gibson (GBR) Ahnet Kaur (IND)<br />

Compound Herren<br />

Prathamesh<br />

Samadhan Jawkar (IND)<br />

Mike Schloesser (NED)<br />

Yang Jaewon (KOR)<br />

Recurve Damen Südkorea Chinese Taipeh China<br />

Recurve Herren Südkorea China Japan<br />

Recurve Mixed Team Südkorea China Türkei<br />

Compound Damen Mexiko Südkorea Türkei<br />

Compound Herren Niederlande Mexiko Türkei<br />

Compound Mixed Team Indien Südkorea Mexiko


DRITTE STATION<br />

DRITTE STATION<br />

WELTCUP MEDELLIN <strong>2023</strong><br />

Von Arne Metzlaff<br />

Medellin (COL) - Vom 13. bis 18. Juni fand in Medellin, Kolumbien, der dritte Weltcup statt. Mit einem Preisgeld von jeweils 30.000 Schweizer Franken (ca.<br />

30.000 Euro) für die Goldmedaillen lockte das Turnier die weltbesten Schützen an und diente dem deutschen Team als letzter Vergleich mit der gesamten<br />

Weltelite vor der Heim-Weltmeisterschaft in Berlin.<br />

Doch nicht nur das deutsche Team<br />

nutzte diese Gelegenheit. Im Gegensatz<br />

zur zweiten Station des Weltcups<br />

in Shanghai traten die US-Amerikaner<br />

diesmal nicht nur mit zwei Teilnehmern an<br />

den Start, sondern waren wieder mit vollständigen<br />

Mannschaften im Recurve sowie<br />

Compound vertreten. Aus Deutschland nahmen<br />

abermals nur die Recurve-Schützen<br />

teil. Das deutsche Recurve-Team reiste mit<br />

acht Sportlern an, darunter die Mitglieder<br />

des WM-Teams Katharina Bauer, Michelle<br />

Kroppen, Charline Schwarz, Florian Unruh,<br />

Moritz Wieser und Maximilian Weckmüller,<br />

ergänzt durch Felix Wieser und Elisa Tartler.<br />

Vor dem Weltcup äußerte sich Bundestrainer<br />

Bogen Oliver Haidn zuversichtlich: „Die<br />

Ergebnisse der WM-Qualifikation stimmen<br />

mich zuversichtlich. Jetzt gilt es, die nationalen<br />

Ergebnisse in das internationale Feld<br />

zu übertragen. Wir haben aus Asien diesbezüglich<br />

deutliche Signale bekommen, wie<br />

gut sie vorbereitet sind.“<br />

Die asiatische Dominanz setzte sich auch<br />

in Medellin fort. Im Teamwettbewerb der<br />

Frauen belegten Südkorea, China und Chinese<br />

Taipei die ersten drei Plätze. Die Damen<br />

aus Chinese Taipei, Chiu Yi-Ching, Lei<br />

Chien-Ying und Peng Chia-Mao, die Bronze<br />

holten, zeigten sich zufrieden mit ihrer<br />

Leistung und betonten die gute Zusammenarbeit<br />

in ihrem Team: „Wir können es<br />

besser machen und vielleicht ein besseres<br />

Ergebnis erzielen. Wir haben uns gegenseitig<br />

großartig unterstützt, was uns den Platz<br />

auf dem Podium ermöglicht hat. Wir stehen<br />

uns nahe, weil wir schon lange zusammen<br />

trainieren und eine tolle Freundschaft und<br />

Zusammenarbeit pflegen.“<br />

Bei den Männern landete ebenfalls Südkorea<br />

auf dem ersten Platz, gefolgt von Chinese<br />

Taipei und Indien. Das deutsche Team zeigte<br />

eine verbesserte Form und sicherte sich<br />

im Teamwettbewerb der Frauen als beste<br />

europäische Nation den fünften Platz. Nur<br />

ein knappes 28:29 im Stechen gegen die<br />

USA verhinderte den Einzug ins Halbfinale.<br />

Im Einzel erreichte Michelle Kroppen das<br />

Halbfinale und musste sich der 16-jährigen<br />

Mexikanerin Angela Ruiz mit 6:2 (27-25, 29-<br />

25, 28-29, 29-24) geschlagen geben. Im anschließenden<br />

Bronzefinale unterlag sie der<br />

US-Amerikanerin Jennifer Mucino-Fernandez.<br />

Bundestrainer Oliver Haidn zog dennoch<br />

ein positives Fazit: „Ein starker Auftritt<br />

von Michelle. Die Damen haben im Team<br />

ihr Soll erfüllt. Wir nehmen insgesamt einige<br />

wichtige Erkenntnisse für das Training<br />

der nächsten Wochen mit. Jeder muss insbesondere<br />

daran arbeiten, seinen optimalen<br />

Schuss im Wettkampf stabiler abrufen zu<br />

können.”<br />

Eine bemerkenswerte Leistung zeigte die<br />

16-jährige Inderin Aditi Gopichand Swami,<br />

die mit 711 Ringen die Qualifikation anführte.<br />

Sie äußerte sich glücklich über ihr<br />

Ergebnis: „Ich fühle mich großartig und bin<br />

sehr glücklich. Ich hätte nicht erwartet, dass<br />

ich so schießen und dieses Ergebnis erzielen<br />

würde, aber jetzt bin ich sehr zufrieden damit,<br />

weil ich erst 16 Jahre alt bin.“<br />

Ein weiterer Höhepunkt des Turniers war<br />

Guatemalas historische erste Medaille bei<br />

einem Weltcup. Das Compound-Team sicherte<br />

sich Gold und sorgte so für eine Überraschung.<br />

Das Teammitglied Barillas sagte:<br />

„Es war eine kleine Überraschung, aber wir<br />

hatten bereits gute Wettkämpfe, bei denen<br />

wir sehr gut geschossen und uns sehr nahe<br />

an die Spitze herangekämpft haben. Es war<br />

an der Zeit, dass dieses Team einen Durchbruch<br />

erreicht. Im Finale haben wir unser<br />

Bestes gegeben und darauf vertraut, dass<br />

alles gut läuft.“<br />

Auch für den Italiener Mauro Nespoli verlief<br />

der Weltcup sehr erfreulich. Nachdem<br />

er im vergangenen Jahr die Silber-Medaille<br />

errungen hatte, schaffte er nun den Sprung<br />

auf den ersten Platz und holte Gold. Durch<br />

seine Goldmedaille sicherte er sich damit<br />

ein Ticket für das Weltcup-Finale im September.<br />

Der Weltcup in Medellin bot spannende<br />

Wettkämpfe und zeigte die herausragenden<br />

Leistungen der asiatischen Schützen, während<br />

das deutsche Team eine verbesserte<br />

Form präsentierte und wichtige Erkenntnisse<br />

für die bevorstehende Weltmeisterschaft<br />

in Berlin gewinnen konnte.<br />

48 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> WETTKAMPF 4/23


1. PLATZ 2. PLATZ 3. PLATZ<br />

Recurve Damen Lim Sihyeon (KOR) Angela Ruiz (MEX) Jennifer Mucino-Fernandez (USA)<br />

Recurve Herren Mauro Nespoli (ITA) Kim Je Deok (KOR) Lee Woo Seok (KOR)<br />

Compound Damen Liko Arreola (USA) Sara Lopez (COL) Sarah Prieels (BEL)<br />

Compound Herren Abishek Verma (IND) James Lutz (USA) Nick Kappers (USA)<br />

Recurve Damen Südkorea China Chinese Taipei<br />

Recurve Herren Südkorea Chinese Taipei Indien<br />

Recurve Mixed Team USA Südkorea Chinese Taipei<br />

Compound Damen USA Kolumbien Indien<br />

Compound Herren Guatemala Mexiko Indien<br />

Compound Mixed Team Kolumbien Mexiko Guatemala


MATERIAL<br />

DAS EINE ENDE DES PFEILS ODER DOCH VIEL MEHR?<br />

DIE BASICS DER PFEILSPITZE<br />

Von Arne Metzlaff<br />

Die Pfeilspitze stellt eins der beiden Enden vom Pfeil dar. Auf der einen Seite die Spitze und auf der anderen Seite die Nocke, gegebenenfalls noch zusätzlich<br />

ein Pin. Doch welche Funktion hat die Spitze eigentlich wirklich?<br />

Pfeilspitzen gibt es in verschiedenen<br />

Formen, Gewichten und ja, sogar auch<br />

Farben. Das Wichtigste bei der Form<br />

der Spitze ist zuerst, dass sie zum verwendeten<br />

Pfeilschaft passen muss, so dass sie<br />

(meistens zumindest) in diesen eingeklebt<br />

werden kann. Das bedeutet, dass der Durchmesser<br />

des in den Schaft einzuklebenden<br />

Bereichs etwas geringer sein muss als der<br />

Innendurchmesser des Schaftes. Allerdings<br />

darf die Differenz auch nicht zu groß sein,<br />

da sich die Spitzen ansonsten leicht lösen<br />

und beispielsweise beim Pfeileziehen aus<br />

der Scheibe einfach in dieser stecken bleiben<br />

könnten.<br />

Damit wäre eine Grundvoraussetzung geklärt.<br />

Eine weitere, jedoch exakt zu definierende<br />

Voraussetzung ist, dass das Gewicht<br />

der Spitze auch zum verwendeten Zuggewicht<br />

passen sollte. So sollte jemand mit<br />

sehr geringem Zuggewicht üblicherweise<br />

nicht zu einer extrem schweren Spitze greifen,<br />

und andersherum sollte jemand mit<br />

sehr hohem Zuggewicht nicht unbedingt<br />

die leichteste Spitze schießen. Ebenfalls<br />

spielt die individuelle Auszugslänge und<br />

die damit verbundene Länge des Pfeilschaftes<br />

eine große Rolle. Hierbei kann der sogenannte<br />

FOC zu Rate gezogen werden. Der<br />

FOC ist ein errechneter prozentualer Wert,<br />

der angibt, wie weit der Schwerpunkt von<br />

der Mitte des Pfeils entfernt liegt. Je nach<br />

Bogenart und verwendetem Material des<br />

Pfeils werden unterschiedliche FOC-Werte<br />

als Rahmenbedingungen „empfohlen“. Hier<br />

sollte allerdings jeder Bogenschütze selbst<br />

aktiv werden und herausfinden, wie sein<br />

persönliches Setup am besten gruppiert. Die<br />

Formel zur Berechnung des FOC lautet<br />

FOC = (<br />

L<br />

)<br />

100<br />

2<br />

– S *<br />

mit der Gesamtlänge L und der Entfernung<br />

des Schwerpunkts zur Mitte des Pfeils S.<br />

L<br />

50 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MATERIAL 4/23


MATERIAL<br />

Somit hängt der FOC direkt mit der Gesamtlänge<br />

des Pfeils zusammen. Da das Gewicht<br />

der verwendeten Pfeilspitze direkt auf die<br />

Position des Schwerpunktes einwirkt, beeinflusst<br />

dies den FOC ebenfalls.<br />

Es gibt für jeden Pfeiltyp immer verschiedene<br />

Spitzengewichte, so dass der Pfeil individuell<br />

auf den Schützen angepasst werden<br />

kann. Hierbei sorgt eine leichtere Spitze<br />

dafür, dass der Schaft steifer reagiert, und<br />

eine schwerere Spitze ruft den umgekehrten<br />

Effekt hervor, also dass der Pfeil weicher<br />

reagiert. Pfeilhersteller wie beispielsweise<br />

Easton geben auch auszugslängen- und<br />

zuggewichtsabhängige Empfehlungen für<br />

die zu verwendenden Spitzengewichte für<br />

den jeweiligen Pfeil an.<br />

Je nachdem, woraus die Spitze besteht, beeinflusst<br />

die Materialdichte ihr Gewicht.<br />

Meistens bestehen die herkömmlichen<br />

Pfeilspitzen aus Edelstahl, doch gibt es darüber<br />

hinaus auch für bestimmte Pfeiltypen<br />

Pfeilspitzen aus anderen Materialien.<br />

Für die im Spitzenbereich sehr beliebten<br />

X-10-Pfeile von Easton werden beispielsweise<br />

Spitzen aus Wolfram angeboten. Im<br />

Vergleich zu Edelstahl hat Wolfram eine<br />

deutlich höhere Dichte, so dass bei gleicher<br />

Form und Größe das Gewicht der Wolframspitze<br />

größer ist. Dies kommt gerade bei<br />

einem so geringen Pfeildurchmesser wie<br />

beim X-10 zum Tragen, damit die Pfeilspitzen<br />

nicht extrem lang gebaut werden müssen.<br />

Dies wiederum hätte einen Einfluss auf<br />

die Reaktion und die Steifigkeit des Pfeils.<br />

Wird das verwendete Spitzengewicht des<br />

Pfeils verändert, verändert sich auch sein<br />

Flugverhalten. Mit Hilfe von verschiedenen<br />

Spitzengewichten kann so zum Beispiel<br />

beim Pfeiltuning der Pfeil präziser abgestimmt<br />

werden. Dies ist natürlich nur in<br />

einem kleinen Bereich möglich und kann<br />

nicht dazu verwendet werden, einen völlig<br />

falschen Spinewert des Pfeils auszugleichen.<br />

Neben verschiedenen Materialien und Spitzengewichten<br />

gibt es noch viele verschiedene<br />

Arten von Spitzen. Dabei können diese<br />

zuerst daran unterschieden werden, wie<br />

sie am Pfeil befestigt werden. So gibt es<br />

Insert-Spitzen, die in den Pfeilschaft selbst<br />

eingeklebt werden, oder Spitzen, vor allem<br />

im Instinktivbereich verwendet, die von<br />

außen auf den Pfeil geklebt werden. Eine<br />

Unterform der Insert-Spitze stellt dabei<br />

noch die Schraubspitze dar. Für diese wird<br />

eine Hülse mit Innengewinde in den Pfeil<br />

eingeklebt, in die verschiedene Spitzen eingeschraubt<br />

werden können. Diese Form der<br />

Spitze wird häufiger für Alupfeile mit meist<br />

größerem Durchmesser während der Hallensaison<br />

verwendet.<br />

Neben der Art und Weise, wie die Spitze<br />

mit dem Schaft kombiniert wird, kann auch<br />

noch die Form unterschieden werden. Dabei<br />

unterscheidet diese sich im WA-Recurve/<br />

Compound-Bereich kaum. Unter anderem<br />

liegt dies daran, dass im Wettkampfbereich<br />

das Regelhandbuch (z.B. Sportordnung des<br />

Deutschen Schützenbundes) die Spitzenform<br />

reglementiert. So würden beispielsweise<br />

Spitzen mit Widerhaken die Zielscheiben<br />

zerstören, weswegen sie unter<br />

anderem im WA-Bereich verboten sind. Im<br />

traditionellen Bereich oder Jagdbereich gibt<br />

es viele verschiedene Spitzenformen und<br />

-arten. Insbesondere für die Bogenjagd gibt<br />

es je nach gewünschtem Einsatzzweck, wie<br />

zum Fischen mit dem Bogen, verschiedene<br />

Spitzen.<br />

Die Spitze dient also dazu, den Pfeil zu individualisieren<br />

und auf den jeweiligen Schützen<br />

persönlich abzustimmen. Um damit auf<br />

die eingangs gestellte Frage zurück zu kommen,<br />

stellt die Pfeilspitze also deutlich mehr<br />

dar als einfach nur ein Ende vom Pfeil.<br />

LESERBRIEF<br />

ZUM BSM-QUIZ<br />

Wir haben am 4. Juni einen Jugendtag<br />

veranstaltet und dabei euer Quiz gespielt.<br />

Es hat allen Teilnehmern viel Spaß gemacht.<br />

Angefangen von Europacupteilnehmer (Noah<br />

Nuber) und Weltcupteilnehmerin (Mia Schüller)<br />

über Kaderschützen bis hin zu absoluten<br />

Anfängern waren alle mit Begeisterung dabei.<br />

Teilweise waren die Fragen etwas visierschützenlastig,<br />

was aber egal war, denn wir<br />

hatten gemischte Teams, und so kam immer<br />

eine Antwort, auch wenn’s nicht immer die<br />

richtige war.<br />

Gerade für den zweiten Teil des Quiz werden<br />

wir uns noch einige Variationen überlegen.<br />

Alles in allem ist es wirklich gut gelungen.<br />

Daher nochmal vielen Dank für die Anregung<br />

und das Verteilen der Quiz-Karten.<br />

Norbert Schüller<br />

Bogensportverband Baden-Württemberg<br />

Foto: Norbert Schüller<br />

Das BSM-QUIZ gibt es unter<br />

www.bogensport.de/quiz/<br />

4/23 MATERIAL <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 51


TRADITIONELL<br />

»IN DEN NIEDERLANDEN<br />

HABE ICH ETWAS SEHR<br />

BESONDERES GEBAUT.


TRADITIONELL<br />

VOM HOLZ ZUR VOLLENDUNG:<br />

DER BAU EINES YUMI<br />

Von Stefan Tim<br />

Als Bogenschütze hat mich Yumi immer fasziniert. Der japanische Bogen hat ein einzigartiges Design. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie diese Bögen mit<br />

den besonderen Kurven und der asymmetrischen Form schießen und treffen können.<br />

Ich beschloss, dass der einzige Weg, dies<br />

herauszufinden, das Erlernen von Kyudo<br />

ist, der japanischen Form des Bogenschießens,<br />

in einem Dojo. Aufgrund<br />

des langen Auszugs und der ausgeprägten<br />

Reflexform können diese Bögen ein erhebliches<br />

Maß an Energie speichern. Gepaart mit<br />

einem flotten Lösen kann diese Kraft unglaublich<br />

sein. Natürlich sind auch andere<br />

Faktoren maßgeblich.<br />

Mich bringt das Schießen mit diesen Bögen<br />

in einen entspannten Gemütszustand. Alle<br />

Geräusche und Zerstreuungen verblassen.<br />

Es ist zwar harte Arbeit, aber gleichzeitig<br />

auch fast ein meditatives Schießen. Das<br />

Treffen des Ziels ist wichtig, da es das Ergebnis<br />

der richtigen Technik, Körperhaltung<br />

und Konzentration ist.<br />

Es gibt viele Theorien, warum der Yumi<br />

asymmetrisch ist. Die verbreitetste ist, dass<br />

die Bögen hauptsächlich für den Pferderücken<br />

gemacht wurden, für das Schießen aus<br />

einer knienden Position, für eine große Auszugslänge<br />

und zur Minimierung des Handschocks.<br />

In vielen Kulturen wurden Bögen<br />

entwickelt und haben sich angesichts des<br />

verfügbaren Materials und der sich verändernden<br />

kulturellen Nutzung im Laufe der<br />

Zeit verändert. Dies ist ein Aspekt der Begründung,<br />

warum für die Bögen in Japan<br />

Bambus und Hartholz verwendet werden.<br />

Wenn man sich das Material anschaut, befinden<br />

sich die Bambusknoten im oberen<br />

Teil des Stamms. Dies ist wichtig beim Bogenbau,<br />

und ich denke, dass dieser Grund<br />

genauso wichtig ist wie die anderen.<br />

Der Bau eines Yumi beginnt mit der Auswahl<br />

der richtigen Bambusart. Die Schäfte<br />

werden in Streifen geteilt und über dem<br />

Kohlenfeuer gehärtet. Diese Streifen werden<br />

dann geglättet und in Kombination mit Holz<br />

verleimt, sie bilden den inneren Kern des<br />

Bogens. In diesem Fall befinden sich Holz<br />

an den Seiten und drei Innenlamellen aus<br />

Bambus in der Mitte, auch bekannt als Sanbonhigo.<br />

Dann kommen zwei Lamellen auf<br />

der Vorder- und Rückseite, die mit Bandsäge,<br />

Ziehmesser und Bandschleifer bearbeitet<br />

werden, um eine glatte Oberfläche auf der<br />

Innenseite zu erhalten. Man muss darauf<br />

achten, dass keine Lücken oder Fehler entstehen,<br />

die zu Schwachstellen werden, an<br />

denen der Bogen brechen könnte. Die natürliche<br />

Haut des Bambus bleibt intakt.<br />

4/23 TRADITIONELL <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 53


TRADITIONELL<br />

Viele traditionelle Kompositbögen werden<br />

auf eine ‚Bogenform’ gespannt, was bedeutet,<br />

dass das Werkstück in eine Vorrichtung<br />

in der Form des Bogens eingespannt wird.<br />

Bei einem Yumi jedoch werden die Kurven<br />

per Hand mit einem Seil und Keilen geformt,<br />

einer Technik, die viele Jahrhunderte lang<br />

angewandt wurde. Auf diese Art und Weise<br />

wird keine Bogenform benötigt, und man<br />

kann die Form nach den eigenen Vorstellungen<br />

bauen. Auf den Bereich, der geformt<br />

werden muss, wird Druck ausgeübt. Die Keile<br />

werden dann an ihren Platz gehämmert,<br />

um einen festen Verbund sicherzustellen.<br />

In gewisser Hinsicht ist es sinnvoll, Seil und<br />

Keile zu verwenden, eine der ältesten Arten,<br />

Teile miteinander schichtzupressen. Man<br />

benötigt lediglich ein Seil und kann Keile<br />

direkt vor Ort herstellen. Man stelle sich einen<br />

Nomadenstamm vor, der mehrschichtige<br />

Bögen herstellt. Für mich erscheint dies<br />

logischer, als eine Bogenform mitzuführen.<br />

Und welche Zwingen hätte man für eine Bogenform<br />

verwenden sollen? Welche Bogenformen<br />

wurden gefunden? Meines Wissens<br />

gibt es Formen für Siyahs für Hornbögen, jedoch<br />

nicht für vollständige Bögen. Im alten<br />

Ägypten gab es Anzeichen dafür, dass Holz<br />

mit Schnüren und Stäben gespannt wurde.<br />

Es wurde verklebt, und dann wurden die<br />

Bohlen mit Schnüren zusammengebunden.<br />

In der Mitte der Schnur wurde ein Stab platziert<br />

und dann die Schnur durch Drehen<br />

gespannt, was zu einer guten Verklebung<br />

führt. In gewisser Hinsicht ist diese Methode<br />

also nicht neu.<br />

Nachdem die Keile platziert sind, kann der<br />

Bogen trocknen. Nach einem Tag können<br />

die Keile entfernt werden, und man beginnt<br />

mit der Formung des Bogens. Mit Hilfe eines<br />

Hobeleisens, Raspel, Feile und Ziehklingen<br />

wird der Bogen auf den Seiten abgerundet.<br />

Der Bambus auf der Außenseite bleibt intakt.<br />

Der Bogenbauer kann kein Material auf<br />

der Rückseite oder der Vorderseite entfernen,<br />

da sich dort sonst eine Schwachstelle<br />

bilden würde. Aus diesem Grund ist es eine<br />

Herausforderung, diese Bögen zu bauen.<br />

Kurven, Dicke und Form müssen alle exakt<br />

richtig sein, wenn man mit dem Verleimen<br />

beginnt.<br />

Eine dicke Schnur wird auf den Bogen gespannt,<br />

und dann beginnt die Arbeit am finalen<br />

Tiller. Durch die Erfahrung kann ich<br />

bereits fühlen und sehen, ob es ein guter Bogen<br />

wird. (Hin und wieder endet deine Arbeit<br />

im Holzofen. Das gehört einfach dazu.)<br />

Durch das Entfernen von etwas Material an<br />

den Seiten und dem Ausüben von Druck<br />

wird der Yumi in die richtige Krümmung<br />

geformt. Der gesamte Bogen wird anschließend<br />

angeschmirgelt, damit er eine feine<br />

Oberfläche erhält. An den Enden und im<br />

Bereich des Griffs werden Rattan-Umwicklungen<br />

angebracht. Dieses Rattan ist von guter<br />

Qualität und wird nach einem schnellen<br />

Einweichen in Wasser etwas geschmeidiger,<br />

damit man besser damit arbeiten kann.<br />

Wenn das Rattan trocknet, schrumpft es etwas<br />

zusammen, so dass kein Leim nötig ist.<br />

Nachdem der Bogen den letzten Feinschliff<br />

erhalten hat, teste ich ihn. Der Bogen, den<br />

ich hier schieße, wird Daikyu genannt, die<br />

volle Standard-Länge des Yumi. Es gibt fünf<br />

Standardlängen, die von 212 (83 Zoll) bis 245<br />

Zentimeter (96 Zoll) variieren. Dieser ist ein<br />

nisun-nobi von 227 Zentimetern mit einem<br />

maximalen Auszug von 100 Zentimetern<br />

oder 39 Zoll. Er wurde gefertigt aus Madake<br />

Bambus und Bloodwood, zieht 22 Kilo (48<br />

lbs) und verfügt über sehr viel gespeicherte<br />

Energie. An dieser Stelle findest du heraus,<br />

ob sich deine harte Arbeit gelohnt hat. Es ist<br />

ein sehr schöner Moment, wenn du endlich<br />

deinen neuen Bogen schießen kannst.<br />

Mehr über Stefans Arbeit kannst du lesen unter:<br />

bamboo.bows<br />

54 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> TRADITIONELL 4/23


4/23 TRADITIONELL <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 55


ENDLICH WOCHENENDE,<br />

ENDLICH EINMAL KEINE<br />

ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN MÜSSEN!?<br />

Tom’s CORNER<br />

Dieser Bericht handelt vom Bogensportfrühschoppen, der<br />

Anfahrt dorthin, den Entscheidungen, die man trifft, und<br />

den Menschen, die mit mir zusammen den so ziemlich besten<br />

Sport der Welt zur frühesten überhaupt möglichen Zeit ausüben.<br />

Nun, ich fuhr auf der A52 wie gewohnt. Es gibt da eine Baustelle,<br />

die stellenweise 60 oder 80 km/h fordert. Wie in solchen Baustellen<br />

üblich war die linke Fahrspur auf zwei Meter Breite eingeschränkt.<br />

Da der Verkehr auf der rechten Spur gerade weit unter dieser Fahrgeschwindigkeit<br />

lag, wechselte ich auf die schmale linke Spur. Ich<br />

bin umsichtig, ich achte sehr genau auf alles um mich herum, das ist<br />

geradezu Routine, eigentlich viel mehr Pflicht! Zu groß ist die Gefahr,<br />

sich zu „verunfallen”. Neu war dann allerdings, dass diese Fahrspur<br />

in die Gegenfahrbahn verlegt war. Gut, kein Problem, das ist doch<br />

eigentlich eine Standardsituation. Aber dann kam der Moment, wo<br />

ich auf einmal über Entscheidungen nachdenken sollte! Während<br />

ich auf der umgeleiteten Fahrspur kaum Fahrzeuge vor mir hatte<br />

und die volle pace gehen konnte, „überholte” ich wohl so an die fünfzig<br />

Fahrzeuge, die auf der rechten Fahrspur geradezu standen oder<br />

Schritttempo fuhren. Die richtige ENTSCHEIDUNG im richtigen<br />

Moment ist so etwas von Gold wert! Im wörtlichen Sinne, Bogenschütze!<br />

Und das war der Anlass für mich, über die konkrete Einzelentscheidung,<br />

ja genau genommen über alle Entscheidungen des<br />

Lebens tiefer nachzudenken. Während ich da so mit den erlaubten<br />

80 km/h an den angestauten Fahrzeugen vorbeifuhr, dachte ich über<br />

alle möglichen Entscheidungen nach. Einzelne Entscheidungen prägen<br />

unseren Lebenslauf… natürlich immer!<br />

Entscheidungen! Ja, sie bestimmen unseren Werdegang. „Ach ich<br />

kann das nicht, ich gebe auf”, „Ich will das auf jeden Fall, egal, was<br />

auch immer das von mir verlangt, ich bin bereit, alles zu geben”.<br />

Wir sind immer „unserer Entscheidung Schmied”! Ich sprach heute<br />

(Sonntag) noch mit Didi darüber, dass ich als Bogenschütze gerade<br />

mal ein Jahr schieße, aber selber schon bereits mehr als fünf Dutzend<br />

Jahresringe abzähle…<br />

Didi zielt über sein Visier, Nasenspitze und Kieferkontakt<br />

sichern sein präzises Ankern.<br />

Ich lerne nicht mehr so schnell wie junge Schützen, wenn diese zwei<br />

bis dreimal die Woche schießen gehen. Nein, ich benötige fünf Termine<br />

die Woche! Montag, Mittwoch, und dann alle Tage von Freitag<br />

bis Sonntag. Meine Fortschritte sind sehr gering, der Fortschritt<br />

ist insgesamt sehr schwer erkennbar, obwohl ich gut 400 Pfeile die<br />

Woche fliegen lasse. Was bringt mir das dann eigentlich überhaupt?<br />

Nun, nur genau deshalb genau diese kleinen Fortschritte, die ich zelebriere!<br />

Ein Bogenschütze „normalen” Alters lernt bereits bei drei<br />

Sitzungen dazu… Didi und ich nickten beide ab, ja ab dem Alter von<br />

35 Jahren muss man mehr Energie in den Körper und in den Geist<br />

stecken…<br />

Nun, meine Entscheidung, fünfmal zum Training zu gehen, hat sich<br />

gerade in der letzten und auch in dieser Woche als richtig herausgestellt.<br />

Ich schoss so um die 474, 484… die letzten Ergebnisse waren<br />

dann 498, 494, 494, 504, 500, 498, 502, 498… tendenziell geht es nach<br />

oben. Die Entscheidung, nicht nach siebzig Pfeilen aufzuhören, belohnte<br />

mich mit besseren Ergebnissen. Schieße ruhig drei Durchgänge<br />

á zehn Passen! Du brauchst ja auch die Kondition, Tom! Komm,<br />

mach immer weiter! Du willst ja FITA Halle „in the long run” machen…<br />

Was ich bis jetzt verheimlichte… Philipp Räder hat mir am Freitag<br />

ein Training gezeigt, und er sagte mir: „Wenn’s weh tut, sag es mir”…<br />

verdammt… es schmerzte… Ich sagte es ihm NICHT… ICH WILL…<br />

ich hielt durch, obwohl das Training mehrfach an die Grenzen ging.<br />

Der Grund dafür? Der von einem Tumor und Krebs zerstörte Humeruskopf.<br />

Da hat sich seit 1999 nichts verbessert. Ist leider so.<br />

Vom Krebs zerfressener<br />

Kugelkopf: Kein Training =<br />

kein Mitleid!<br />

Ich sagte ihm, dass ich da die asiatische Mentalität des Schmerzempfindens<br />

verehre. Ich glaube ja, Philipp wusste selbstverständlich ganz<br />

genau, dass ich mehr als das Erträgliche erduldete, er ist schließlich<br />

ein Pro … „ich höre das bei Dir, Tom”… knack, knack, knack, knack,<br />

knack… ja… das Gelenk zeigte klar, dass ich mich in untrainierte Zonen<br />

wagte… Aber es war meine Entscheidung: Ich mache das! Es<br />

war grenzwertig, aber ICH wollte das! Die Ergebnisse waren göttlich!<br />

Der linke Arm hob sich wenigstens 20 Grad mehr als zuvor an. Auch<br />

unter Schmerzen kann ich endloses Glück empfinden!<br />

Anschließend schoss ich bei ihm noch auf seinem 13-Meter-Parcours<br />

so an die 24 Pfeile. Phillip zeigte mir, dass ich trotz fehlender<br />

Visiereinstellung – einfach mal quasi blank schießend – vier von<br />

sechs Pfeilen im Gold gruppierte. Ich habe einfach ähnlich wie ein<br />

Blankbogenschütze abgeschätzt und auf die Acht sechs Uhr gehalten…<br />

Das funktionierte…<br />

Aber das Ergebnis ist genau genommen überhaupt nicht wichtig:<br />

Wichtiger ist es, dass Philipp versuchte, mit mehreren Motivationen<br />

meinen Schießstil zu verbessern. Wir verglichen die Haltung vorhergegangener<br />

Sitzungen mit Hilfe seiner Video-Aufzeichnungen. Letztendlich<br />

half ein Schuhlöffel, der mein Gelenk berührte, um mich<br />

56 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> Tom’s CORNER 4/23


Tom’s CORNER<br />

dazu zu bringen, noch mehr Rückenspannung aufzubauen.<br />

„Arbeite, arbeite, arbeite” rief er. „Los, arbeite gegen den Schuhlöffel!<br />

Ja, ziehe mit mehr Kraft aus… ziehe, ziehe, ziehe… und nach dem<br />

Auslösen soll dein Arm nach hinten schnellen…” das wurde besser…<br />

und das war dann der Plan für die nächsten 30 Pfeile bei Maik!<br />

Und das ist meine Hausaufgabe für die nächsten fünf Wochen!<br />

Ich fuhr also nicht nach Hause nach Wanne-Eickel, sondern machte<br />

einen Zwischenstopp im Palast der fliegenden Pfeile in Mülheim.<br />

Das ist ebenfalls eine gute Entscheidung gewesen. Trotz aller spürbaren<br />

Schmerzen schoss ich stoisch einen Zehner-Passen Durchgang.<br />

Es fühlte sich gut an. Das Ergebnis war gut. Die Schmerzen<br />

blieben aber…<br />

Samstag. Der Wecker schellt um 4:35 Uhr. Muss das gezz wirklich<br />

sein? Verdammt! Ich habe wirklich Schmerzen in den trainierten<br />

Muskeln! Boahh! Das schmerzt echt nicht wie auf dem Ponyhof. Das<br />

ist real – echt sehr nachhaltig… Komm, Wecker aus, umdrehen und<br />

ein Auge über das Kissen schieben… und ich verfalle sofort dem<br />

Schlummer. Mann, die Schmerzen haben mich die halbe Nacht<br />

am Schlafen gehindert. Komm, schlechtes Gewissen, halte dich da<br />

‚raus… Und gegen 4:50 Uhr schoss ich dann doch wie eine Rakete<br />

aus dem Bett! Schmerzen? Egal. Los, Waschen, Ankleiden, Release<br />

einpacken, Smartphone nicht vergessen… schnell ein Milchprodukt<br />

geschleckert, die Zähne geputzt, Schlüssel einpacken… und „on the<br />

road again”… 5:25 Uhr… Also Ankunft ab 5:50 Uhr am Palast der<br />

fliegenden Pfeile… Let’s rock!<br />

Ich weiß echt nicht, was die Änderung meiner aktuellen Ergebnisse<br />

an diesem Samstag bewirkte. Ich vermute, dass ich ganz allein in<br />

mich gekehrt sein konnte. Keine Störungen, ganz allein. Nach Wochen<br />

schoss ich Zehner… „begnadet”… wovon ich vorher nur träumen<br />

konnte. Die Ergebnisse waren wesentlich besser als das Wochenende<br />

zuvor. Göttliche Treffer… der Wille triumphierte über den<br />

Schmerz!<br />

Heute, am Sonntag, habe ich ebenfalls diese unbändige Energie<br />

nicht unterdrücken können. Ich fahre zum Bogenschießen! Kurz<br />

vor halb sechs. Gut so! „Glaub mir Tom – Du brauchst das!”<br />

Didi (siehe Bild oben) und ich trafen fast zeitgleich ein, er baute seinen<br />

olympischen Recurve auf, ich meinen Compoundbogen. Wir<br />

sind „HOYTer in arms” (frei nach Dire Straits). Wir sind eben der Bogensport-Frühschoppen,<br />

zusammen mit Bernd und Peter. Nachdem<br />

ich viele Tage lang keine Zehnen mehr geschossen hatte, war<br />

ich von fünf Zehnen auf 15 Pfeilen doch sehr überrascht. Aber auch<br />

die anderen Protagonisten zeigten beeindruckende Leistungen.<br />

Peter zieht mit Freude aus, versetzter Griff.<br />

Peter kam nach knapp einer halben Stunde dazu und schoss mit<br />

dem Recurve blank alle fünf ins Gold, nachdem er zunächst outdoor<br />

trainiert hatte. Und auch Didi brillierte mit beeindruckenden<br />

Gruppen im Gold. Und das, obwohl wir „miteinander quatschten”,<br />

wie Didi feststellte… Wir waren also weniger konzentriert, mehr auf<br />

das Miteinander fixiert – egal! Bernd war auch seit 6:30 Uhr – wie<br />

immer – ein Mitglied unserer Bogensport-Frühschoppen-Runde.<br />

Er positionierte mit seinem Blankbogen so erstaunlich, dass ich gefühlte<br />

Ansätze von Minderwertigkeitsgefühlen mit positiver Energie<br />

bekämpfen musste.<br />

Bernd zielt über den Pfeil blank und zielt nicht ins Gold,<br />

sondern auf einen versetzten Punkt, wird aber alle Pfeile im<br />

Gold gruppieren.<br />

ENTSCHEIDUNGEN…da habe wir es schon wieder! Ich stehe im<br />

Anker, ich ziele und will nicht spontan auf die erstbeste Situation<br />

reagieren. NEIN! Eine Neun reicht mir nicht mehr. Denn ich habe<br />

mittlerweile gelernt, dass der Pfeil wirklich dort landet, worauf ich<br />

ihn beim Loslassen das letzte Mal zielte. Ok, natürlich mit der Einschränkung,<br />

dass ich nicht patze (verreißen, punchen, voreiliges<br />

Auslösen, falscher Stand). Aber trotz alledem… Die Hardware folgt<br />

meinen Entscheidungen… es liegt nur an mir! Ich stand da heute<br />

an der Schießlinie im Anker und wusste, dass ich häufig dem ersten<br />

Verlangen nachgeben werde. Verdammt. Was soll ich denn jetzt nur<br />

machen?<br />

Nach dem zweiten Robin auf das Pinbushing letzte Woche<br />

folgte heute wieder so ein „komisches Geräusch.<br />

Und ich erinnerte mich an Joel Turner, dem Vater von Bodie Turner.<br />

Er äußerte in einem amerikanischen Forum, dass seine Gedanken<br />

nicht um das Ergebnis kreisen (www.outdoorlife.com/hunting/<br />

target-panic-archery/). Er hat ein Mantra für sich als Methodik<br />

entwickelt. Er ist da sehr zuversichtlich, es funktioniert. Ok, ich als<br />

60+ Ager… Soll ich das wirklich auch machen? „Komm Tom, gezz<br />

machet einfach ma! Komma ausse Puschen!” Und dann war ich im<br />

Anker und sagte mir: „anker, anker, anker…” Ich wollte also mein<br />

zwanghaftes Auslösen damit bekämpfen… Nun, wie ging’s weiter?<br />

Nach dem zweiten Robin auf das Pinbushing letzte Woche folgte<br />

heute wieder so ein „komisches Geräusch”. Und wieder musste eine<br />

Nocke erneuert werden… Achtzehn Meter sind zwar eine kleine<br />

Distanz… aber was man daraus macht, entscheidet ja letztlich. Entscheidend<br />

ist letztendlich deine richtige Entscheidung!<br />

„Eine kleine Distanz für einen Menschen,<br />

aber ein riesiger Schritt für den Bogensport”<br />

Und wir vier vom Bogensport-Frühschoppen-Team haben<br />

dann zusammen der Hitze, dem Flüssigkeitsmangel und dem<br />

Sonnenbrand getrotzt und ordentlich Ergebnisse ‚rausgerotzt!<br />

Genauso soll’s ja letztendlich auch sein. Bogensport ist ja Arbeit an<br />

und für sich!<br />

Liebe Grüße<br />

Euer Tom<br />

4/23 Tom’s CORNER <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 57


MINDSETTING UND MOTIVATION<br />

CARPE DIEM<br />

WEGE AUS DER PROKRASTINATION<br />

Von Markus Wagner<br />

Carbpe Diem. Wer kennt diesen<br />

Spruch nicht? Jeder von uns hat ihn<br />

sicherlich schon mal in seinem Leben<br />

gesagt bekommen oder auch für sich selbst<br />

angewandt. Woher stammt dieser Spruch<br />

eigentlich? „Carpe Diem“, der Begriff aus<br />

dem Lateinischen, stammt aus dem Jahr 23<br />

v. Chr. und ist Teil der Ode „An Leukonoe“,<br />

die der römische Dichter Horaz verfasste. Er<br />

heißt auf Deutsch wörtlich übersetzt „Pflücke<br />

den Tag“.<br />

Eigentlich würde diese Aussage eher in<br />

den Bereich des Aufmerksamkeitstrainings<br />

passen. Es geht darum, die Natur in ihrem<br />

Augenblick zu erleben. Heute wird Carpe<br />

Diem eher als Motivation genutzt. „Nutze<br />

den Tag“ umschreibt, dass man die Aufgaben,<br />

die anstehen, nicht auf den nächsten<br />

Tag verschiebt, sondern direkt erledigt. Seien<br />

sie auch noch so unangenehm.<br />

Und somit sind wir auch schon in dem eigentlichen<br />

Thema, über das ich heute ein<br />

wenig sprechen möchte.<br />

PROKRASTINATION<br />

Nicht viele kennen diesen Begriff, obwohl<br />

etwa 20 Prozent ab und zu oder regelmäßig<br />

prokrastinieren. Der Begriff Prokrastination<br />

kommt aus dem Lateinischen (procrastinatio)<br />

und bedeutet Aufschub, Vertagung.<br />

Der Begriff setzt sich aus dem Präfix pro-<br />

(„vor-”, vorwärts-“) und dem Substantiv<br />

crastinum („morgiger Tag“) oder dem Adverb<br />

cras („morgen“) zusammen. Prokrastination<br />

bezieht sich auf die Gewohnheit,<br />

Aufgaben aufzuschieben oder zu verzögern,<br />

die erledigt werden müssen, indem<br />

man sich mit anderen Dingen beschäftigt<br />

oder einfach nichts tut. Es ist eine Form<br />

der Vermeidung, die oft aus einem Mangel<br />

an Motivation, Interesse, Unsicherheit<br />

oder Angst vor dem Scheitern resultiert.<br />

Prokrastination kann dazu führen, dass<br />

man unter Zeitdruck gerät, die Qualität der<br />

Arbeit beeinträchtigt wird und sich Stress<br />

und Unzufriedenheit aufbauen. Es ist ein<br />

weit verbreitetes Phänomen, das Menschen<br />

aller Altersgruppen und in verschiedenen<br />

Lebensbereichen betrifft.<br />

SYMPTOME<br />

• Setzen falscher Prioritäten<br />

• Unrealistische Ziele<br />

• Planloses Arbeiten<br />

• Unstrukturiertes Arbeiten<br />

• Schlechtes Zeitmanagement<br />

• Leichtes Ablenken<br />

• Konzentrationsmangel<br />

• Versagensangst<br />

• Angst vor Kritik<br />

58 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MINDSETTING UND MOTIVATION 4/23


MINDSETTING UND MOTIVATION<br />

Er empfindet diesen Zeitpunkt als (notwendigen)<br />

KICK, ja sogar als Motivation,<br />

dass er nur jetzt (unter Zeitdruck und<br />

Stress) seine Aufgabe erledigen kann.<br />

DIE ANDERE ART IST DER<br />

VERMEIDUNGSAUFSCHIEBER.<br />

Er vermeidet, aus Angst zu versagen, jeden<br />

Leistungsdruck, den eine Aufgabe auslösen<br />

würde. Für ihn ist es wichtig, die Aufgabe<br />

weit von sich zu schieben.<br />

Meistens scheitert man dann schon in der<br />

Vorbereitungsphase an einer Aufgabe, statt<br />

diese vorab gründlich zu planen und dann<br />

anzugehen. Man lässt sich sehr leicht ablenken<br />

und erledigt zuerst die Aufgaben, die im<br />

Grunde nicht so wichtig sind.<br />

URSACHEN<br />

Warum schieben manche ihre Aufgaben so<br />

lange vor sich hin, bis es letztlich dann zu<br />

spät ist?<br />

Es gibt verschiedene Ursachen dafür. Hauptsächlich<br />

ist sicherlich, dass es an der Fähigkeit<br />

fehlt, Prioritäten richtig zu setzen. Oft<br />

leiden diese Menschen an einem Minderwertigkeitsgefühl.<br />

Der eigene Wert wird mit<br />

dem eigenen (Miss-)Erfolg gleichgesetzt.<br />

Daher schieben sie Aufgaben lieber vor<br />

sich her, um nicht noch einen Fehlschlag<br />

zu erhalten. Sie beschränken sich auf kleine,<br />

schnell zu erledigende Aufgaben wie die<br />

Wäsche machen, Spülen, Müll rausbringen<br />

und ähnliches. Diese eher unwichtigen Aufgaben<br />

bringen dann schnell einen Erfolg,<br />

der sie kurzfristig in das Gefühl bringt, etwas<br />

erreicht zu haben. Sie fühlen sich dann<br />

nicht mehr ganz so minderwertig, weil sie<br />

ja etwas getan haben. Eine Aufgabe zu Ende<br />

gebracht haben. Auch wenn sie nur klein<br />

und eher unwichtiger war als die große Aufgabe,<br />

die es galt zu erfüllen.<br />

TYPEN<br />

Im Grunde gibt es zwei Arten von Prokrastinierern.<br />

Das ist zum einen der Erregungsaufschieber,<br />

der bis zum letzten<br />

Moment wartet.<br />

Nun kommen wir dahin, was das denn so<br />

mit unserem Sport zu tun hat. Wenn wir<br />

uns im weiteren Verlauf dann einmal die<br />

Wege anschauen, wie man aus der Prokrastination<br />

herauskommen kann, erkennen<br />

wir auch sehr gut, dass es auch<br />

im Bogensport sehr viel „Aufschieberitis“<br />

(wie es umgangssprachlich ja auch gerne<br />

genannt wird) gibt. Ich erlebe das immer<br />

wieder, wenn es darum geht, zum Beispiel<br />

Trainingspläne einzuhalten oder diese gar<br />

erst einmal zu verfassen. Jeder weiß, dass<br />

für einen ambitionierten Bogenschützen<br />

ein planvolles Training, ein Trainingsplan<br />

und vor allem das Einhalten dieses unabdingbar<br />

ist für ein erfolgreiches Schießen.<br />

Wenn ich nach einem Coaching, in<br />

dem es um Möglichkeiten geht, die eigene<br />

Leistung zu steigern, meinen Schützen die<br />

Empfehlung gebe, sich einen Trainingsplan<br />

zu erstellen, bekomme ich immer ein<br />

positives Feedback darauf. Die Einsicht,<br />

dass ein solcher Plan hilfreich ist, das eigene<br />

Training organisierter anzugehen. Die<br />

Umsetzung des Plans später fällt aber vielen<br />

dann doch schon mal schwer.<br />

4/23 MINDSETTING UND MOTIVATION <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 59


MINDSETTING UND MOTIVATION<br />

Aber warum ist das dann so? Liegt es wirklich<br />

daran, dass der Schütze prokrastiniert? Ist<br />

es wirklich das unorganisierte Handeln, das<br />

schlechte Zeitmanagement oder die Angst,<br />

kritisiert zu werden oder zu versagen (um<br />

nur ein paar der Symptome zu nennen)?<br />

Oder ist es einfach das NEUE, das hier in<br />

den bisher eingefahrenen Trainingsablauf<br />

eingeschoben wird, die bisherigen Routinen<br />

„stört“ und erst einmal in das bisherige<br />

System langfristig eingebunden werden soll/<br />

muss? Final lässt sich das sicherlich nur individuell<br />

für jeden einzelnen Sportler beantworten.<br />

Auch sollte man hier nicht sofort an<br />

eine „krankhafte Störung“ denken. Ich sehe<br />

es als völlig normal an, wenn man unangenehme<br />

Dinge auch einfach mal aufschiebt.<br />

Vorausgesetzt, man möchte zielgerichtet<br />

und erfolgsorientiert trainieren, geht es eben<br />

darum, hier möglichst gut organisiert seine<br />

Aufgaben anzugehen. Und da gibt es einige<br />

simple Vorgehensweisen, wie man so etwas<br />

macht. Sicherlich lassen sich die folgenden<br />

Tipps auch auf alles im täglichen Leben anwenden,<br />

jedoch möchte ich mich hier auf<br />

unseren Sport beschränken und es jedem<br />

selbst überlassen, was und ob er dies auch<br />

auf andere Bereiche seines Lebens anwenden<br />

möchte.<br />

Es geht ja hier immer noch um carpe diem –<br />

die Zeit, die wir hier eben für ein bestimmtes<br />

Ziel an diesem Tag haben (oder auch einen<br />

längeren Zeitraum), möglichst effektiv zu<br />

nutzen.<br />

GRUNDSÄTZLICH SOLLTE MAN<br />

DAS FOLGENDE IMMER BEACHTEN:<br />

• Realistische Ziele setzen<br />

• Zeitpuffer einbauen<br />

• Positive Selbstgespräche<br />

• Belohne dich selbst<br />

• Vermeide Ablenkung<br />

• Hilfe suchen<br />

REALISTISCHE ZIELE SETZEN<br />

Setze dir klare Ziele. Du solltest dir eindeutige<br />

und spezifische Ziele setzen, um eine klare<br />

Vorstellung davon zu haben, was du erreichen<br />

möchtest. Dies hilft dir, dich auf deine<br />

Aufgaben zu konzentrieren und motiviert,<br />

hart zu arbeiten, um diese Ziele zu erreichen.<br />

Dazu kannst du sehr gut das S.M.A.R.T-Tool<br />

verwenden.<br />

ZEITPUFFER EINBAUEN<br />

Plane die Zeit sorgfältig. Ein Sportler sollte<br />

seine Zeit sorgfältig planen und einen Trainingsplan<br />

erstellen, um sicherzustellen, dass<br />

er genug Zeit hat, um alle notwendigen Aufgaben<br />

zu erledigen. Es ist auch wichtig, genügend<br />

Zeit für Erholung und Regeneration<br />

einzuplanen.<br />

POSITIVE SELBSTGESPRÄCHE<br />

Verwende positive Selbstgespräche. Ein<br />

Sportler sollte positive Selbstgespräche verwenden,<br />

um sich selbst zu motivieren und<br />

ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten.<br />

Negative Selbstgespräche können zu Selbstzweifeln<br />

führen und den weiteren Verlauf<br />

beispielsweise des Trainings negativ beeinflussen.<br />

BELOHNE DICH SELBST<br />

Du kannst dich selbst belohnen, wenn du<br />

deine Ziele erreicht oder Aufgaben erledigt<br />

hast. Belohnungen können dich motivieren,<br />

hart zu arbeiten und dich auf die positiven<br />

Aspekte deiner Leistung zu konzentrieren.<br />

VERMEIDE ABLENKUNG<br />

Versuche, alle Ablenkungen zu vermeiden,<br />

indem du deinen Fokus auf deine Aufgaben<br />

des Moments richtest, und halte dich von unnötigen<br />

Ablenkungen wie deinem Mobiltelefon fern,<br />

auch wenn gerade eine scheinbar interessante<br />

Story in den sozialen Medien auftaucht.<br />

HILFE SUCHEN<br />

Suche dir Unterstützung. Wenn du einmal<br />

Schwierigkeiten hast, deine Aufgaben wie<br />

Training konzentriert anzugehen, hole dir<br />

Hilfe bei einem Teamkollegen oder (d)einem<br />

Trainer und bitte ihn, dich zu unterstützen<br />

und zu motivieren.<br />

Bis hierher mag man den Eindruck bekommen,<br />

dass ich lediglich darüber gesprochen<br />

habe, dass man sein Training planvoll gestalten<br />

soll. Also wäre es hier nur eine Wie-<br />

60 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> MINDSETTING UND MOTIVATION 4/23


MINDSETTING UND MOTIVATION<br />

derholung des Trainingstools S.M.A.R.T., das<br />

der Zielsetzung dient, oder auch anderer Vorschläge,<br />

die in diese Richtung gehen. Nun, in<br />

Teilen stimmt das ja auch. Aber es gibt eben<br />

auch die Menschen, die trotz einer gut ausgearbeiteten<br />

Zielplanung oder eines Trainingsplans<br />

Schwierigkeiten haben, diesen auch<br />

konsequent abzuarbeiten, die einfach Ängste<br />

haben, zu versagen. Die in Gedanken schon<br />

beim nächsten Schritt sind, sich somit selbst<br />

unter einen enormen (Zeit-)Druck setzen<br />

und dann nicht in der Lage sind, das JETZT<br />

als den Moment zu sehen, der ihnen den Erfolg<br />

bringen kann, den sie anstreben. Und auf<br />

Dauer kommt es eben dazu, dass sie solche<br />

Momente oder Aufgaben gänzlich vermeiden,<br />

ihnen aus dem Weg gehen.<br />

Sicher werden die meisten von uns, die<br />

Bogensport leistungsorientiert ausüben,<br />

auch planvoll trainieren. Aber ich habe immer<br />

wieder mal Schützen dabei, die damit<br />

Schwierigkeiten haben. Für mich ist hier<br />

einer der besten Übungen immer noch das<br />

Achtsamkeitstraining.<br />

Anzeige<br />

zu viele Sorgen über das „Folgende“ zu machen,<br />

sondern den Moment (wertfrei) wahrzunehmen.<br />

So vermeiden wir in Bezug auf<br />

unseren Sport, den Dingen, die noch nicht<br />

geschehen sind, keine zu große, eventuell<br />

angstbehaftete Aufmerksamkeit zu schenken<br />

und uns konzentriert mit dem zu befassen,<br />

was gerade ansteht. Das hilft dann auch, dass<br />

wir Aufgaben, vor denen wir eigentlich doch<br />

eher Angst haben, stress- und angstfrei anzugehen<br />

und sie nicht vor uns herschieben,<br />

bis es zu spät ist. Natürlich ist das Achtsamkeitstraining<br />

nicht dazu gedacht, es während<br />

des Schießens anzuwenden. Hier sollen und<br />

müssen wir uns auf den Schussablauf konzentrieren<br />

und natürlich auch schauen, dass<br />

dieser korrekt abläuft. Die Achtsamkeit hilft<br />

uns aber als Übung im Vorfeld, bei Aufgaben<br />

dann später gar nicht erst in die „Aufschieberitis“<br />

zu geraten.<br />

Carpe diem et momentum<br />

oder frei übersetzt – Nutze den Tag und den<br />

Moment.<br />

Achtsamkeitstraining (siehe auch BSM<br />

Nr.6/2022) bezieht sich auf eine Reihe von<br />

Techniken und Übungen, die darauf abzielen,<br />

unsere Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen<br />

Moment zu lenken und eine bewusste<br />

Wahrnehmung und Akzeptanz dessen zu<br />

schaffen, was wir erleben. Es geht darum,<br />

unsere Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen<br />

zu beobachten, ohne sie zu<br />

bewerten oder zu verurteilen.<br />

Typischerweise besteht Achtsamkeitstraining<br />

aus einer Kombination von beispielsweise<br />

Meditation, Atemübungen und anderen<br />

körperlichen Übungen, die uns helfen,<br />

unseren Geist zu beruhigen und uns auf den<br />

Moment zu konzentrieren. Die Idee ist, unsere<br />

Gedanken und Emotionen zu akzeptieren,<br />

ohne sie zu verurteilen oder ihnen zu erlauben,<br />

uns zu kontrollieren.<br />

Durch das regelmäßige Achtsamkeitstraining<br />

können wir unsere Fähigkeit verbessern,<br />

uns auf den gegenwärtigen Moment zu<br />

konzentrieren, unsere Emotionen besser zu<br />

regulieren sowie Stress und Angst zu reduzieren.<br />

Es kann auch helfen, unser Selbstbewusstsein<br />

und unsere Selbstwahrnehmung<br />

zu stärken und uns dabei unterstützen, eine<br />

tiefere Verbindung mit uns selbst und anderen<br />

aufzubauen. Insgesamt kann Achtsamkeitstraining<br />

dazu beitragen, uns eben nicht<br />

4/23 MINDSETTING UND MOTIVATION <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> | 61


DRSPOT<br />

SIE FRAGEN –<br />

UNSER DR-SPOT-<br />

EXPERTEN-TEAM<br />

ANTWORTET<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Mein Recurvebogen ist im Abschuss relativ laut im Gegensatz zu<br />

Bögen von Vereinskameraden. Wo könnte die Ursache dafür liegen?<br />

Antwort von Michelle Kroppen:<br />

Die Lautstärke eines Bogens ist sehr unterschiedlich. Manchmal sind<br />

die Gründe dafür unerklärlich. Auch ich habe zum Teil zwei Bögen,<br />

die 1:1 identisch sind und trotzdem vollkommen unterschiedlich<br />

klingen. Es gibt allerdings ein paar Möglichkeiten, die dabei helfen<br />

könnten, den Bogen leiser zu bekommen. Zuerst kann versucht<br />

werden, dass man Vibration mithilfe von Dämpfern abfängt. Diese<br />

kann man sowohl an die Stabilisation als auch an das Visier oder<br />

die Wurfarme anbringen. ABER ein „todgedämpfter“ Bogen ist auch<br />

nicht gut. Einfach mal was dran- und abschrauben und schauen,<br />

was sich gut anfühlt und anhört. Auch das Material der Sehne und<br />

die Dicke der Sehne können einen Unterschied machen. Dünnere<br />

Sehnen klingen anders als dicke Sehnen. Ich denke, es gibt kein Allheilmittel,<br />

um einen Bogen leise zu bekommen, und manche Bögen<br />

wollen einfach etwas lauter sein als andere.<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Welchen Einfluss haben Gummidämpfer an den Stabilisatoren auf<br />

den Pfeilflug?<br />

Antwort von Andreas Lorenz:<br />

Gummidämpfer haben auf den Pfeilflug keinen Einfluss.<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Im Training habe ich gelernt, dass ich beim Abschuss den Bogenarm<br />

stehen lasse. Allerdings sehe ich bei internationalen Bogenschützen<br />

immer wieder, dass sie den Bogenarm im Abschuss seitlich rausreißen.<br />

Ist das eher ein unsauberes Schießen, oder lässt sich damit der<br />

Pfeilflug noch beeinflussen?<br />

Antwort von Felix Wieser:<br />

Das lässt sich eindeutig als unsauberes Schießen einordnen. In manchen<br />

Situationen, oft beispielsweise bei starkem Wind, steht man<br />

im Abschuss nicht mit dem Visier da, wo man gerne sein möchte.<br />

Dann ist das seitliche Reißen der letzte Versuch, den Schuss noch<br />

zu retten und eine bessere Ringzahl zu bekommen. Das Ganze kann<br />

gut ausgehen, ist aber eher ein Glückspiel. Der Pfeilflug lässt sich<br />

so auch beeinflussen, es sollte aber immer das erste Ziel sein, einen<br />

sauberen Schuss zu machen und den Bogenarm stehen zu lassen,<br />

auch im Wind.<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Meine Hand rutscht immer wieder in der Griffschale. Gibt es eine<br />

sichere Methode, um die Griffschale rutschfest zu machen?<br />

Antwort von Maximilian Weckmüller:<br />

Eine rutschende Hand ist natürlich nicht ideal. Es gibt mehrere Möglichkeiten,<br />

die Griffschale griffiger zu machen. Man kann den Griff<br />

mit Griffband von Tennisschlägern oder Hockeytape umwickeln.<br />

Dabei sollte man aber darauf achten, dass die Grifffläche möglichst<br />

gleichmäßig und eben ist, sodass keine Druckstellen entstehen. Ich<br />

habe auch schon mehrere Leute gesehen, die ein Stück Skateboardoberfläche<br />

auf ihren Griff kleben. Meistens allerdings nur kleine<br />

Stücke, da es sonst vielleicht zu rau ist. Feines Schleifpapier ist auch<br />

möglich, allerdings sehe ich dort die Gefahr für Verletzungen. Man<br />

kann auch verschiedene Arten von Pudern (Magnesia, Talkum etc.)<br />

benutzen, wenn das Rutschen durch Feuchtigkeit kommt. Als letzte<br />

Möglichkeit ist auch ein anderes Griff-Material wie Holz, 3D-Druck<br />

mit Holzfilament oder eine gummierte Oberfläche (Jager Griff)<br />

denkbar. Da sind die Geschmäcker sehr verschieden, deshalb müsste<br />

man da eher probieren.<br />

Frage an das Experten-Team:<br />

Mein Monostabilisator verläuft nicht in der Bogenmitte. Wie kann<br />

ich feststellen, ob das Gewinde oder der Monostabilisator schief ist,<br />

oder ob vielleicht der Bogen in sich verzogen ist?<br />

Antwort von Maximilian Weckmüller:<br />

Das passiert leider öfter, das kann mehrere Gründe haben. Ich gehe<br />

mal davon aus, dass der Bogen im aufgespannten Zustand gerade<br />

gestellt wurde. Falls nicht, wäre das der erste Weg, eine Ursache zu<br />

finden. Die Fertigung des Stabis kann unsauber sein, die Buchse des<br />

Stabis mit der Zeit verzogen oder der Stabi an sich krumm geworden<br />

sein. Außerdem kann auch die Buchse im Mittelteil schief sein.<br />

Am besten lässt sich das herausfinden, indem man mit mehreren<br />

(neuen) Stabis prüft, ob er wieder gerade verläuft. Ob das Mittelteil<br />

in sich verzogen ist, lässt sich nur schwer feststellen, dafür bräuchte<br />

man eventuell einen guten Laser zum Ausrichten.<br />

62 | <strong>BOGENSPORT</strong><strong>MAGAZIN</strong> DRSPOT 4/23<br />

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