Report and Statistics - FIFA.com
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32 TECHNICAL AND TACTICAL ANALYSIS<br />
Es fällt schwer, einzelne Spieler aus einer gut funktionierenden<br />
Mannschaft – die auch noch über<br />
einen guten Teamgeist verfügte – herauszuheben,<br />
dennoch stachen Riquelme und Messi aus dem<br />
Kollektiv hervor.<br />
Nigeria<br />
Das Team Nigerias vereinigte alle Tugenden afrikanischer<br />
Mannschaften. Die Silbermedaille war<br />
verdient, und diese Spielergeneration bietet,<br />
bei richtiger Ausbildung, ganz sicher Anlass zu<br />
Hoffnungen für den nigerianischen Fussball! Ein<br />
ausgeprägtes und erfolgreiches 1 – 1 sowohl in<br />
der Offensive als auch in der Defensive war die<br />
Hauptstärke des Teams. Die Nigerianer verliessen<br />
sich ganz auf diese Spielweise und auf ihre Qualität<br />
im direkten Duell, auch weil sie als zusätzliche<br />
grosse Stärke über eine aussergewöhnliche Physis<br />
verfügten. Dies ist nicht wirklich neu bei Teams<br />
aus Afrika, aber die Konsequenz und Konstanz<br />
dessen ist immer wieder beeindruckend. Bezüglich<br />
Athletik, Schnelligkeit, Tempo und physischer<br />
Stärke war dieses Team unvergleichbar bei diesem<br />
Turnier. Neben diesen Komponenten stach<br />
auch der unbändige Drang zum Offensivfussball<br />
heraus. Die Nigerianer versuchten jede sich bietende<br />
Gelegenheit zum direkten Angriff zu nutzen.<br />
Nach Ballgewinn wurde direkt der Pass zum<br />
Stürmer gesucht. Bei eigenem Spielaufbau suchten<br />
sie ebenfalls die erste Gelegenheit zum Pass auf<br />
die Stürmer, aber nicht nur mit langen Bällen! In<br />
diesem Offensivspiel fi el dann auch immer wieder<br />
das „Spielen und Gehen“ der Spieler auf, d. h.,<br />
nach einem Abspiel erfolgte sofort der Antritt, um<br />
wieder anspielbar zu sein und für ein Ungleichgewicht<br />
oder zumindest eine Reaktion beim Gegner<br />
zu sorgen. Dieses „Spiel“ vollführte Nigeria 90 Minuten<br />
lang, wenn nötig mit einer selten gesehenen<br />
Konsequenz.<br />
Die Tendenz zum 1 – 1 in der Defensive durch<br />
selbstbewusste oder physisch starke Spieler scheint<br />
nicht nur ein afrikanischer Trend zu sein, denn<br />
auch europäische und südamerikanische Topklubs<br />
verlassen sich immer mehr auf dieses Verteidigungsmittel<br />
und entfernen sich langsam von<br />
gruppentaktischen Defensivh<strong>and</strong>lungen.<br />
Kein Wunder, dass mit Adeleye (5) von Nigeria<br />
einer der auffälligsten Spieler ein Innenverteidiger<br />
war. Er vereinigte alle genannten Attribute des nigerianischen<br />
Defensivspiels. Dabei tat er sich aber<br />
zudem als Leader der Abwehr hervor.<br />
Daneben waren aber die Offensivspieler Nigerias<br />
die Leistungsträger. Obinna, Isaac (10), Okoronkwo<br />
(11) und Odemwingie zeichnete neben ausgeprägter<br />
Physis auch die Qualität bei Eins-gegen-<br />
Eins-Situationen aus. Der Erfolg Nigerias ist also<br />
alles <strong>and</strong>ere als ein Wunder, sondern lediglich die<br />
Summe der vorh<strong>and</strong>enen individuellen Klasse und<br />
Leistungsbereitschaft der Spieler.<br />
Brasilien<br />
Zusammengefasst würde man Brasiliens Stärken<br />
mit Effi zienz im Abschluss, ausgeprägter Technik,<br />
bedingter Spielfreude und vor allem offensiver individueller<br />
Klasse umschreiben.<br />
Wenn Sie mal „losgelassen“ wurden – also der<br />
Gegner nicht konsequent verteidigte und aggressiv<br />
die Räume schloss (so wie es Argentinien im<br />
Halbfi nale tat) –, dann zeigten die Brasilianer automatisch<br />
ihre individuelle Klasse. Diese Stärken<br />
sowie ein bei den meisten Spielern geschicktes<br />
Verhalten im offensiven 1 – 1 ermöglichten einen<br />
erfolgreichen Kombinationsfussball, bei dem<br />
manchmal auch die Spielfreude – sehr zur Freude<br />
der Zuschauer – aufblitzte. Solche Momente gab<br />
es durch das Turnier gesehen jedoch leider zu<br />
wenige, denn die Mannschaft verliess sich insbesondere<br />
im Angriffsspiel viel zu sehr auf ihre<br />
Stärke bei Eins-gegen-Eins-Situationen, was letztendlich<br />
auch bis auf das Halbfi nale genügte, um<br />
die Spiele für sich zu entscheiden. Im Halbfi nale<br />
gegen Argentinien ging diese Rechnung nicht<br />
auf, weil die Argentinier konstanter spielten und<br />
so das südamerikanische Duell für sich entscheiden<br />
konnten. Im Spiel um die Bronzemedaille<br />
drehten die Brasilianer wieder auf und zeigten<br />
erfrischenden Kombinationsfussball. Der auffälligste<br />
Spieler war mit Diego ein Offensivspieler.<br />
Mit etwas Abst<strong>and</strong> sind auch Rafael Sobis (17),<br />
Jo, Thiago Neves (16) und Ronaldinho zu nennen.<br />
Wenn man bei einem 3. Platz überhaupt von einer<br />
„Enttäuschung“ reden darf, so trifft es am<br />
ehesten noch auf Brasilien zu.<br />
Belgien<br />
Belgien war sicherlich eine der positiven Überraschungen<br />
des Turniers! Nach dem ersten Spiel<br />
schon fast abgeschrieben – auch wegen Disziplinlosigkeiten<br />
–, steigerte sich die Mannschaft<br />
im Verlauf des Turniers. Selbst gegen Brasilien im<br />
Spiel um Platz 3 war die Mannschaft phasenweise<br />
ebenbürtig und hatte gute Torchancen. Belgien<br />
lebte vorwiegend von seiner mannschaftlichen<br />
Geschlossenheit, die es auch im starken Spiel<br />
gegen Italien zeigte, wo es weite Strecken des<br />
Spiels mit einem Spieler weniger agierte. Belgien<br />
verfügte über sowohl technisch als auch taktisch<br />
sehr gut ausgebildete Fussballer. Dadurch ergab<br />
sich auch ein guter und vor allem technisch sehr<br />
gepfl egter Spielaufbau, also wenig lange Bälle,