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Florist 13_Bfdk_vonArx-Kaspar_

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lumen bis zu Abbruch-Zement reichten,<br />

wurde der Kasten dann aber enorm<br />

schwer. Und als während der Ausstellung<br />

irgendwo im Innern eine Büchse undicht<br />

wurde, war ihnen dann doch etwas mulmig.<br />

Was, wenn das Ganze auseinanderbricht?<br />

Das wäre wohl die ultimative<br />

Art-Performance gewesen und gleichzeitig<br />

natürlich eine ziemliche Katastrophe<br />

für das Aargauer Kunsthaus. Die Büchse<br />

wurde gefunden und ersetzt und diese<br />

Art von Urknall zum Glück abgewendet.<br />

Ockerfarbene Lehmklumpen, Latten und Zementbruchstücke<br />

steckten zwischen versilberten Wurzelstöcken,<br />

zwischen verfremdeten Resten und in der Natur Zusammengesuchtem.<br />

Bis zu 2.50 Meter hoch wurde das<br />

fertige Werkstück: Übersehen ging nicht. Das am Treppenende<br />

diagonal hingestellte Objekt verunmöglichte<br />

ein Weitergehen, ohne den Blick dem vollbepackten<br />

Quader entlang auf das Bild «Staz» von John M. Armleder<br />

zu richten.<br />

Enorm schwer statt völlig losgelöst<br />

«Es hatte für uns etwas Weltraumhaftes, ‘Spaciges’»,<br />

sagt Philipp von Arx über «Staz». «Es kam uns vor wie<br />

der Urknall.» Entsprechend explosionsartig landeten<br />

die Werkstoffe kreuz und quer in dem übergrossen<br />

Behälter. Dass sie diesen schräg vor das Bild stellen<br />

würden, so dass er entweder – so wie die Blicke des<br />

Betrachters – in das Bild hineinführte, oder aber aus<br />

ihm herausschoss, war ihnen schon früh klar. «Zuerst<br />

wollten wir allerdings etwas im All Schwebendes<br />

machen, einen Wurm aus Schaum, aus dem die Blüten<br />

wachsen.» Sie entschieden sich dann aber für den Kasten.<br />

Ausprobieren lag nicht drin bei dieser Grösse, und<br />

so machten sie sich quasi blind ans Herstellen der Füllung.<br />

«Wir haben uns gemeinsam in das Projekt hineingesteigert,<br />

uns gegenseitig angefeuert und super<br />

ergänzt», sagt Angela <strong>Kaspar</strong>. Sie sei eher die Planerin<br />

und Philipp der Macher. Die beiden Meisterfloristen<br />

sammelten bereits gebrauchte Werkstoffe. Beliessen<br />

sie, veränderten sie und hauchten ihnen mit Farbe<br />

neues Leben ein, bis sie das Braun, Gold und Silber<br />

und die Akzente in Pink-, Violett- und Türkistönen,<br />

aber auch das Verkrustete und das Glitzernde von John<br />

M. Armleders «Staz» perfekt wiedergaben. Durch die<br />

unterschiedlichsten Materialien, die von zarten Frisch-<br />

Direkter Weg in die Pfütze<br />

Das Bild von John M. Armleder war der<br />

absolute Favorit der beiden. Die schräge<br />

Farbkombination und sein eigenwilliger<br />

Stil hatten es ihnen angetan hatten. «Das<br />

Bild passt einfach extrem gut zu uns»,<br />

sagt von Arx über ihre Wahl. Sie haben<br />

dann nicht gross nach Erklärungen oder<br />

Hintergrundinformationen gesucht, sondern<br />

liessen das Bild für sich sprechen:<br />

Seine Farben, das Ungeplante, das Chaotische.<br />

Armleder, 1948 in Genf geboren,<br />

ist sonst für sein eher minimalistisches<br />

2| Arbeiten bekannt. Hier geizte er für einmal<br />

nicht mit Material. Für «Staz», ein<br />

sogenanntes «puddle painting» oder Pfützenbild,<br />

legte er eine quadratische Leinwand auf den<br />

Boden, schüttete Farben darauf, vermischte diese mit<br />

einem Schaber und streute Glasscherben, Mosaiksteinchen,<br />

Schmuckperlen und Glitter darauf. Beim Aufstellen<br />

floss die Pfütze aus. «Genial», findet von Arx.<br />

Er war an der «Blumen für die Kunst» im Jahr 2014,<br />

der allerersten, schon dabei gewesen. Das Gemeinschaftsprojekt<br />

des Vereins «Flowers to Arts» und dem<br />

Aargauer Kunsthaus habe sich in den letzten drei Jahren<br />

enorm weiterentwickelt. Das Kunsthaus habe aufgestockt<br />

und der ganze Ablauf, die Unterstützung<br />

während des Aufbaus vor Ort und die Kontrollen seien<br />

höchst professionell organisiert. Einzig die Besucherführung<br />

beim Eintreffen könnte noch verbessert werden,<br />

meint er. Nicht alle hätten ohne Umweg den Weg<br />

zu den Garderoben und zu den Ausstellungsbereichen<br />

gefunden. Wenn sie sich dann aber erst einmal auf der<br />

Treppe in den ersten Stock befanden, wurden sie von<br />

der Installation der beiden <strong>Florist</strong>en ohne Umschweife<br />

ins Bild von Armleder hineingeführt. ᴥ<br />

3|<br />

24 FLORIST <strong>13</strong> | 2017

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