DOCTOR COMMUNIS - Vaticano
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VON DAVID BERGER<br />
hängt auch zusammen, dass etwa kein Seliger alle freien Dekrete Gottes im<br />
besonderen schauen kann. (In IV Sent. d.49 q.2 a.5).<br />
Die Vollendung des Thomismus in der visio beatifica<br />
“Neque aliud superest, nisi lumen gloriae, post Summam Thomae.” 101 –<br />
Nun werden auch die großen Wahrheiten und Mysterien des Thomismus in<br />
einem ganz neuen Licht erscheinen. Zwar ragte schon das Geistesleben der<br />
großen Lehrer, wie der hl. Thomas in seiner schönen und in ihrer grundlegenden<br />
Programmatik häufig übersehenen Antrittsvorlesung, die er zu<br />
Beginn seines Amtes als Magister der Theologie an der Universität Paris im<br />
Jahre 1256 hielt, feststellt, in die Ewigkeit hinein. Das Licht der ewigen<br />
Sonne war schon auf ihre Gipfel gefallen. 102 Und doch war ihr gesamtes<br />
Denken noch von einem eigentümlichen Helldunkel umfangen und von<br />
einem brennenden Sehnen und Durst nach der vollen Wahrheit erfüllt.<br />
Dieses Sehnen kommt nun ganz zu seiner vollen Erfüllung, der<br />
Thomismus zu seinem vollendeten Zustand: 103 „Item si scientia appetitur,<br />
ibi erit perfectissima: quia omnes naturas rerum et omnem veritatem, et<br />
quidquid volemus, sciemus, et quidquid volumus habere, habebimus ibi<br />
cum ipsa vita aeterna: Wer Wissenschaft sucht, dort ist die vollkommenste.<br />
Denn die Natur aller Dinge werden wir dort erkennen und besitzen, was wir<br />
wünschen, in und mit dem ewigen Leben.“ (In Apost. 170).<br />
Nicht mehr über die geschaffenen Dinge, nicht mehr sukzessive, nicht<br />
mehr ausdrückbar in menschlichen Worten, in Gott selbst, ganz zugleich<br />
auf einmal, ausgedrückt allein durch das wesensgleiche, ungeschaffene<br />
Wort des Vaters erkennt der Schüler des Aquinaten nun Gott. All seine<br />
Vollkommenheiten, die mildeste Barmherzigkeit, die unbeugsamste<br />
Gerechtigkeit und die absolute Freiheit Gottes wird er in ihrer einen Quelle,<br />
101 Petrus Labbe SJ (Zitiert nach Martin Grabmann, Einführung in die Summa theologiae,<br />
148).<br />
102 ... qui sunt in participatione aeternitatis ... mentium splendorem primo recipiunt.<br />
Vgl. Dazu: Fr. Salvatore, Due sermoni inediti di S. Tommaso d’Aquino, Rom 1912;<br />
Forment, Id a Tomás, 10-13: „Este breve texto de Santo Tomás es muy importante, porque<br />
su contendo fue el programma de toda su vida ...“.<br />
103 Horvath, „Die Summa theologiae“, 180: “Der Thomismus ist ein abgeschlossenes<br />
System in bezug auf seine Prinzipien und Fundamentalsätze, nicht aber in jeder Beziehung<br />
... Den Thomismus zu begründen und zu verteidigen, weitere Konsequenzen in bezug auf<br />
die Welt – und Lebensanschauungen des einzelnen und der Völker aus seinen Prinzipien<br />
abzuleiten, mit einem Worte ihn auszubauen, ist eine Aufgabe, die uns und allen künftigen<br />
Generationen obliegt und die wir vollständig nur am Ende der Zeiten lösen werden.“