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DOCTOR COMMUNIS - Vaticano

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68<br />

VON DAVID BERGER<br />

hängt auch zusammen, dass etwa kein Seliger alle freien Dekrete Gottes im<br />

besonderen schauen kann. (In IV Sent. d.49 q.2 a.5).<br />

Die Vollendung des Thomismus in der visio beatifica<br />

“Neque aliud superest, nisi lumen gloriae, post Summam Thomae.” 101 –<br />

Nun werden auch die großen Wahrheiten und Mysterien des Thomismus in<br />

einem ganz neuen Licht erscheinen. Zwar ragte schon das Geistesleben der<br />

großen Lehrer, wie der hl. Thomas in seiner schönen und in ihrer grundlegenden<br />

Programmatik häufig übersehenen Antrittsvorlesung, die er zu<br />

Beginn seines Amtes als Magister der Theologie an der Universität Paris im<br />

Jahre 1256 hielt, feststellt, in die Ewigkeit hinein. Das Licht der ewigen<br />

Sonne war schon auf ihre Gipfel gefallen. 102 Und doch war ihr gesamtes<br />

Denken noch von einem eigentümlichen Helldunkel umfangen und von<br />

einem brennenden Sehnen und Durst nach der vollen Wahrheit erfüllt.<br />

Dieses Sehnen kommt nun ganz zu seiner vollen Erfüllung, der<br />

Thomismus zu seinem vollendeten Zustand: 103 „Item si scientia appetitur,<br />

ibi erit perfectissima: quia omnes naturas rerum et omnem veritatem, et<br />

quidquid volemus, sciemus, et quidquid volumus habere, habebimus ibi<br />

cum ipsa vita aeterna: Wer Wissenschaft sucht, dort ist die vollkommenste.<br />

Denn die Natur aller Dinge werden wir dort erkennen und besitzen, was wir<br />

wünschen, in und mit dem ewigen Leben.“ (In Apost. 170).<br />

Nicht mehr über die geschaffenen Dinge, nicht mehr sukzessive, nicht<br />

mehr ausdrückbar in menschlichen Worten, in Gott selbst, ganz zugleich<br />

auf einmal, ausgedrückt allein durch das wesensgleiche, ungeschaffene<br />

Wort des Vaters erkennt der Schüler des Aquinaten nun Gott. All seine<br />

Vollkommenheiten, die mildeste Barmherzigkeit, die unbeugsamste<br />

Gerechtigkeit und die absolute Freiheit Gottes wird er in ihrer einen Quelle,<br />

101 Petrus Labbe SJ (Zitiert nach Martin Grabmann, Einführung in die Summa theologiae,<br />

148).<br />

102 ... qui sunt in participatione aeternitatis ... mentium splendorem primo recipiunt.<br />

Vgl. Dazu: Fr. Salvatore, Due sermoni inediti di S. Tommaso d’Aquino, Rom 1912;<br />

Forment, Id a Tomás, 10-13: „Este breve texto de Santo Tomás es muy importante, porque<br />

su contendo fue el programma de toda su vida ...“.<br />

103 Horvath, „Die Summa theologiae“, 180: “Der Thomismus ist ein abgeschlossenes<br />

System in bezug auf seine Prinzipien und Fundamentalsätze, nicht aber in jeder Beziehung<br />

... Den Thomismus zu begründen und zu verteidigen, weitere Konsequenzen in bezug auf<br />

die Welt – und Lebensanschauungen des einzelnen und der Völker aus seinen Prinzipien<br />

abzuleiten, mit einem Worte ihn auszubauen, ist eine Aufgabe, die uns und allen künftigen<br />

Generationen obliegt und die wir vollständig nur am Ende der Zeiten lösen werden.“

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