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Titelthema: Wasserfrösche

TitelthemaLaichgewässer

TitelthemaLaichgewässer des Kleinen Wasserfrosches in einem Basaltbruch bei Baruth im Landkreis Görlitz in Sachsen(24.05.2019) Foto: A. Nöllertdie italienische Po-Ebene und denNordrand der Gebirgszüge des Balkanssowie des südlichen Ausläufersder Karpaten. Nach Norden reicht dasAreal bis in den Norden der Niederlandeund Deutschlands, wobei hieraber zumeist nicht mehr die Küste derNordsee erreicht wird, während essich weiter östlich in Schleswig-Holstein,Mecklenburg, Polen, Litauenund Lettland durchaus bis an dieOstseeküste erstrecken kann. DurchEstland im Norden (Talvi 1992) unddie Ukraine im Süden reicht das Verbreitungsgebietweit durch die osteuropäischenEbenen und HochländerRusslands bis in das Uralgebirge,das nicht überschritten wird, sodassder Kleine Wasserfrosch auf Europabeschränkt bleibt. Der östliche Arealteilreicht hier im Süden über Poltava(Ukraine), Voronež ostwärts bisüber Samara hinaus und im Nordenvon Tartu (Estland) über Novgorod,Vologda bis über Perm hinaus nachOsten (Kuzmin 1999). Einen kleinenVorposten gibt es im Westen auf derInsel Île d‘Yeu in der Bretagne (Lescure& de Massary 2012). Im Nordensind isolierte Populationen in England,Norwegen, Schweden, Estland,Nord-Russland und in jüngerer Zeitauch in Finnland gefunden worden,die lange durchweg als allochthoneingestuft wurden, die nach neuerenErkenntnissen genetischer Untersuchungenaber mit einer recht hohenWahrscheinlichkeit alte Reliktpopulationendarstellen (Zeisset & Hoogesteger2018). Solche Isolate sindauch im Süden aus Bayonne und derCamargue (Frankreich) sowie aus Rumänienbekannt geworden.Folgende Länder liegen vollständigim Areal des Kleinen Wasserfrosches:Belgien, Luxemburg, Tschechien, Ungarn,Polen, Weißrussland, Litauen,Lettland und die russische EnklaveKaliningrad (Litvinchuk et al. 2015).Da die Alpen und Teile der Karpatennicht besiedelt sind, bleiben die Arealein der Schweiz, Österreich, Slowenienund der Slowakei auf zumeist tiefereLagen beschränkt (z. B. Cabella &Grillitsch 2001).In Deutschland ist die Art in allenBundesländern anzutreffen. DieVerbreitungskarte für Deutschland(DGHT 2018) ist aber schwer zu interpretieren,da sich Häufungen vonNachweisen des Kleinen Wasserfroschesoft in den Gebieten befinden, indenen tatsächlich die drei verschiedenenTaxa des Wasserfroschkomplexesuntersucht wurden. Es scheint aberanderseits, dass einige Landschaftendichter von der Art besiedelt sindals andere. So ist der Kleine Wasserfroscherstaunlich häufig entlang desRheins anzutreffen, was sowohl fürden Oberrheingraben als auch für denNiederrhein gilt, wo er die Wasserfroschpopulationenmancherorts dominiert.Der Kleine Wasserfrosch fehltnur in den Alpen und interessanterweisein großen Teilen der nordwestdeutschenTiefebene Niedersachsenssowie des westlichen Schleswig-Hol-14

Titelthemasteins. Auch die Mittelgebirge (Eifel,Hunsrück, Süderbergland, Westerwald,Harz, Erzgebirge, BayrischerWald u. a.) sind nur sehr lückig undselten höher als 400–600 m NN besiedelt,was aber auch für die anderenWasserfroschtaxa gilt. Vermutlich istin den zentraleuropäischen Mittelgebirgenunter 600 m NN nicht eineklimatische Höhengrenze Ursache desVerbreitungsbilds, sondern das unzureichendeAngebot an geeigneten Lebensräumen,die erst den Aufbau vonMetapopulationssystemen ermöglichen,wie es Schlüpmann et al. (2005,2011a) beispielsweise für das Süderberglanddarlegten. Die alpine Zonewird vom Kleinen Wasserfrosch nuram Nordrand erreicht, wobei die Arthier immerhin auch noch vereinzelt inüber 900 m NN Höhe gefunden wird(Plötner et al. 2023).In nahezu allen Teilen des Areals trittder Kleine Wasserfrosch zusammenmit dem Teichfrosch auf, seltenerauch mit dem Seefrosch. Gewässer,an denen ausschließlich Kleine Wasserfröscheerfasst wurden, sind extremselten. Ein solches ist uns z. B.aus dem nordwestlichen Siegerlandbekannt. Generell ist der Anteil vonP. lessonae in den Wasserfroschpopulationenaber meist gering, z. B. wurdedie Art im westlichen Ruhrgebiet miteinem Anteil von nur 14,2 % bei 155untersuchten Wasserfröschen erfasst(Satzvey 2022). Schröer & Greven(1998) ermittelten einen Anteil von17,8 % bei 790 untersuchten Tieren imnördlichen Westfalen.Laichplatz des Kleinen Wasserfrosches im Naturschutzgebiet Weißacker.Im Vordergrund sind viele aktive Männchen zu sehen (Neustadt an der Orla,Thüringen, 21.05.2005) Foto: A. NöllertLebensraumNatürlich unterscheidet sich derKleine Wasserfrosch auch in derWahl seiner Lebensräume von denbeiden anderen einheimischen Wasserfroschtaxa.Als Laichgewässer bevorzugter eindeutig relativ kleine,flache und gut verkrautete Kleinweiherund Tümpel, die ganz überwiegendsonnenexponiert sind unddamit im späten Frühling schnellrecht hohe Wassertemperaturen erreichenkönnen. Hierin unterscheidet ersich tendenziell vom Teichfrosch undbesonders vom Seefrosch; beide sindin Tümpeln und Kleinweihern wenigerzu finden, sondern nehmen ehergrößere, tiefe und weniger bewachseneGewässer an (Schröer & Greven1998; Plötner 2005).Ein weiterer wichtiger Punkt ist dasFehlen von Fischen in diesen Gewässern.Nach eigenen Beobachtungenkönnen aber zumindest Kleinfischewie der Dreistachelige Stichling (Gasterosteusaculeatus) z. T. auch in höhererDichte toleriert werden.Im Nordosten von Deutschland ist dieArt nach Heym (1974) und Günther(1996c) vor allem an oligotrophen Gewässernmit einem zumindest leichtsauren pH-Wert auf moorigen oder15

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