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Titelthema: Wasserfrösche

TitelthemaEine junge

TitelthemaEine junge Barrenringelnatter von rund 70 cm Länge versucht nachts in einemLaichgewässer, ein rufendes Männchen des Kleinen Wasserfrosches zu erbeuten(Münster, 13.06.2020) Foto: T. Mutzreits im Juli nimmt ihre Anzahl aberwieder ab, und im August und Septembersind nur noch wenige Tierein den Gewässern zu finden. Wegendieser relativ ausgeprägten terrestrischenLebensweise sind auch gutstrukturierte, arten- und damit nahrungsreicheLandlebensräume in derUmgebung der Laichgewässer für denökologisch anspruchsvollen KleinenWasserfrosch so wichtig.Ebenso wie die anderen Wasserfroschtaxahat der Kleine Wasserfroschsehr viele Fressfeinde. Inmanchen Lebensräumen stellt er einewichtige Nahrungsgrundlange für andereseltene Arten dar. So sind KleineWasserfrösche im Felmer Moos (Bayern)eine bedeutende Nahrungsquellefür Weibchen und Jungtiere der starkbedrohten Kreuzotter (Vipera berus)nach der Geburt im August und September(Karle-Fendt & Stadelmann2016). Im zentralen Münsterland istnach eigenen Beobachtungen derKleine Wasserfrosch ein wichtigesBeutetier für die ebenfalls gefährdeteBarrenringelnatter, Natrix (natrix) helvetica.Gefährdung und SchutzAls der Kleine Wasserfrosch zumLurch des Jahres 2023 gewählt wurde,ist diese „Ehrung“ der vielleicht unbekanntestenAmphibienart Mitteleuropaszuteil geworden. Dies lässt sichallein schon an der aktuellen RotenListe von Deutschland ablesen, in derdie Gefährdung der Art mit „G“ (=Gefährdung unbekannten Ausmaßes)angegeben und die unzureichendeKenntnis und Datenlage zu Vorkommen,Verbreitung und Häufigkeitder Art ausdrücklich bedauert wird(Plötner & Zahn 2020). Somit bleibtdie Einstufung der Gefährdung desKleinen Wasserfrosches aktuell mangelseiner belastbaren Datengrundlagegenauso, wie sie bereits in der vorhergehendenRoten Liste vorgenommenwurde (vgl. Kühnel et al. 2009). DerGefährdungsstatus des Kleinen Wasserfroschesist auch aktuell nur schwereinzuschätzen, da die Erfassung derWasserfrösche insgesamt ausgesprochenlückenhaft und unvollständig ist.In den 15 Roten Listen aller Bundesländerin Deutschland (Bremen undNiedersachsen haben eine gemeinsameRote Liste) wird der KleineWasserfrosch in vier Bundesländernals stark gefährdet und in drei Bundesländernals gefährdet eingestuftsowie in einem Bundesland in derVorwarnliste geführt. In immerhin 7der 15 Landeslisten wird der Gefährdungsgradder Art aber nicht konkretbewertet, sondern wegen der unzulänglichenDatengrundlage mit „G“oder „D“ (= Daten unzureichend)angegeben, was auch im Vergleichmit den anderen AmphibienartenDeutschlands bemerkenswert häufigist (vgl. Plötner et al. 2023; Rote-Lis-te-Gremium Amphibien und Reptilien2020).Diese vorsichtige Einstufung wurdeauch in der aktuellen deutschlandweitenRoten Liste gewählt (Plötner& Zahn 2020). Tatsächlich mussinzwischen eine Gefährdung desKleinen Wasserfrosches angenommenwerden. In Deutschland wirddie Art als selten eingestuft. Einejüngere Studie aus Nordrhein-Westfalenzeigt, dass der Kleine Wasserfroschnicht überall vorkommt undmeist nur eine geringe Individuendichteaufweist. Hier konnte die Artnur an fünf von 14 untersuchten,ökologisch sogar zumeist hochwertigenStandorten gefunden werden,mit einer geringen Anzahl von insgesamtlediglich 15 Tieren (= 6,5 %)von insgesamt 231 morphologischund genetisch untersuchten Wasserfröschen(Tecker et al. 2017). Auflange Sicht, aber auch beim Kurzzeittrendwird ein Rückgang unbekanntenAusmaßes für den KleinenWasserfrosch angenommen. Alleinwegen des starken Rückgangs vonstehenden Kleingewässern in denletzten 150 Jahren und des Verlustesgeeigneter Landlebensräume sowieder Beeinträchtigungen z. B. durchÜberdüngung und Pestizide ist aberanzunehmen, dass der Rückgangdieser ökologisch anspruchsvollenArt erheblich gewesen sein wird(vgl. Schlüpmann et al. 2011b). Umsie zu schützen, ist es daher wichtig,die Laichplätze und die Landlebensräumeausreichend vor negativenVeränderungen zu bewahren. Dabeisind vor allem auch Aspekte wie eineausreichende Besonnung und Wasserführungder Laichgewässer undder Schutz der Gesamtlebensräumevor Nährstoff- und Pestizideinträgenzu beachten. Außerdem mussdas Einbringen von Fischen in dieGewässer nachhaltig verhindert werden(vgl. Plötner & Zahn 2020).Allemal muss der amtliche und ehrenamtlicheNaturschutz auf das Vorkommender Art verstärkt achten. Esist in den meisten Fällen sicher nichtzielführend, erst auf einen genetischenNachweis des Kleinen Wasserfroschesvor Ort zu warten.18

TitelthemaLiteraturCamerano, L. (1882): Recherches Sur Les Variations De La Ranaesculenta Et Du Bufo viridis Dans Le Bassin De La Mediterranée:680-692. – In: Association Française pour l’Avancement desSciences (1882): Compte Rendu de la 10e Session Alger 1881.– Au Secrétariat de l’Association, Paris, 1241 S.Cabella, A. & H. Grillitsch (2011): Amphibien [7 Verbreitung undÖkologie der Amphibien und Reptilien]. – S. 617–627 in: Cabella,A., H. Grillitsch & F. Tiedemann (Hrsg.): Atlas zur Verbreitungund Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich.Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank am NaturhistorischenMuseum in Wien. – Umweltbundesamt, Wien, 880 S.DGHT e. V. (Hrsg.) (2018): Verbreitungsatlas der Amphibien undReptilien Deutschlands, auf Grundlage der Daten der Länderfachbehörden,Facharbeitskreise und NABU Landesfachausschüsseder Bundesländer sowie des Bundesamtes für Naturschutz.(Stand: 1. Aktualisierung August 2018).Günther, R. 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