Aufrufe
vor 11 Monaten

elaphe 2023-4_online

  • Text
  • Elaphe
  • Informationen
  • Teichfrosch
  • Foto
  • Amphibien
  • Rana
  • Reptilien
  • Arten
  • Tiere
  • Wasserfrosch
  • Dght
Titelthema: Wasserfrösche

TitelthemaMöglichkeiten

TitelthemaMöglichkeiten derBestimmung heimischerWasserfrosch-TaxaDie Bestimmung von Wasserfröschen ist nicht ganz einfach, und viele Feldherpetologen und Naturschützertrauen sich nicht zu, die Arten bzw. Taxa (der Teichfrosch ist ja eigentlich ein Hybrid)zu benennen. Wegen der großen Ähnlichkeit der Wasserfrösche untereinander und den Schwierigkeitenbei der richtigen Bestimmung der einzelnen Taxa werden die Wasserfrösche deshalbgemeinhin meist nur als Wasser- oder Grünfrösche bzw. als Wasserfroschkomplex angesprochen,sodass es immer noch eine erhebliche Unsicherheit bei den Daten zur Ökologie und Verbreitungder drei Wasserfroschformen in Deutschland gibt (z. B. Günther 1990, 1996a).von Thomas Mutz & Martin SchlüpmannDie unbefriedigende Situation hält jetzt schon gut 50Jahre seit der Entdeckung des Hybridcharakters undder Hybridogenese an: Bundesweit ist die Kenntnisüber die Verbreitung und die Bestände der drei Wasserfroschformensehr lückenhaft, was sich letztlich auch inallen Landesfaunen widerspiegelt. Selbst zur Einschätzungder Gefährdung fehlen oft die Grundlagen, was sich stetsauch bei der Erstellung Roter Listen zeigt. Anderseits istder Kleine Wasserfrosch, Pelophylax lessonae, in Anhang IVder Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gelistet. Hieraus ergebensich für alle Mitgliedsländer, in denen die Art auftritt, Pflichtenzum Monitoring und Schutz, deren Erfüllung ohne eineAnsprache der Art gar nicht möglich ist. Sich hinter den unzweifelhaftenSchwierigkeiten der Unterscheidung der Taxazu verstecken, ist daher für den Naturschutz und im Rahmenvon Planverfahren nicht tragbar (Schlüpmann 2021).Anzumerken ist auch, dass es keinen Sinn machen würde,den Kleinen Wasserfrosch als Art des Jahres 2023 auszuweisen,wenn er als solcher gar nicht zu erkennen ist.In den Ländern Deutschland, Österreich, der Schweiz undLuxemburg, die den Kleinen Wasserfrosch zum Lurch desJahres ernannt haben, kommen drei Vertreter aus demsogenannten Wasserfroschkomplex vor. Der namensgebende,hybride Teichfrosch (Pelophylax esculentus) scheintdabei das mit Abstand häufigste und am weitesten verbreiteteTaxon aus dieser Tiergruppe zu sein, das in keinemBundesland fehlt (Günther 1996b). Als größtes Taxon ausdieser Gruppe kommt der Seefrosch (Pelophylax ridibundus)vor allem im Tiefland entlang der großen Flüsse undFlusstäler ab der Weser ostwärts vor und zeigt in Deutschlanddeutlich größere Verbreitungslücken als der Teichfrosch(Günther 1996d). Der dritte Vertreter aus dieserTiergruppe, der Lurch des Jahres 2023, der Kleine Wasserfrosch(Pelophylax lessonae), ist das ökologisch anspruchsvollsteTaxon unter den Wasserfröschen (vgl. auch Mutz &Schlüpmann 2023 in diesem Heft) und weist das kleinsteund zerrissenste Verbreitungsgebiet innerhalb Deutschlandsauf (Günther 1996c).Die drei einheimischen Wasserfroschformen bilden kompliziertePopulationssysteme. Meistens lebt die BastardartTeichfrosch, die ursprünglich aus einer Kreuzung derbeiden Elternarten Seefrosch und Kleiner Wasserfroschhervorgegangen ist, mit einer ihrer Elternarten in Mischpopulationenzusammen. Normalerweise sind Hybridenaus zwei Arten nicht fortpflanzungsfähig. In diesem Fallverpaart sich der Mischling Teichfrosch aber vorzugsweisewieder mit einer seiner Elternarten. Inzwischen sind aberauch etliche reine Teichfroschpopulationen bekannt geworden.Hier kann sich der Mischling offensichtlich ohne größereProbleme auch eigenständig erfolgreich fortpflanzen,sodass man inzwischen von einer im Entstehen begriffeneneigenen Art sprechen kann. Eine genauere Darstellung diesersehr komplizierten Materie gibt es in einem weiterenArtikel in diesem Heft (vgl. Schlüpmann & Mutz 2023).20

TitelthemaAbb. 1: Auf dem Bild ist ein typisches Seefroschmännchenmit seiner braunen bis dunkelolivgrünen Grundfärbungund den relativ großen unregelmäßig begrenztenbraunen Rückenflecken zu sehen. Zu erkennen ist untenim Bild auch die dunkelgraue Brunftschwiele am Daumender linken Hand.Abb. 2: Das Bild zeigt ein Seefroschweibchen mit einerebenfalls typischen, aber etwas stärker grünlichen Grundfärbungmit den unregelmäßig gerandeten braunen Flecken.Ebenfalls charakteristisch für Seefrösche ist der gelboder grün gefärbte und oft relativ breite Rückenstreifen,der aber auch völlig fehlen kann (vgl. Abb. 1).Die phänotypische BestimmungDurch den Hybridcharakter des Teichfrosches, der in vielenMerkmalen intermediär zwischen seinen Elternartensteht, ist die sichere Bestimmung der Wasserfrösche nichteinfach. Wie kann man nun mit einem vertretbaren Aufwandzu einer weitgehend sicheren Bestimmung von Wasserfröschenin einer Population kommen?Zu einer ersten Einschätzung verhilft das einfache Verhörender Paarungsrufe der männlichen Frösche zurPaarungszeit. Dabei lassen sich nämlich die Rufe der Seefröschemit etwas Übung ganz problemlos von den Rufenvon Teichfröschen und Kleinen Wasserfröschen unterscheiden(vgl. Eikhorst 1982). Der Seefroschruf zeichnet sichdurch ein charakteristisches lautes Keckern oder Lachen(ä—ä—ä—ä—ä—ä) aus (ridibundus = lachend), das temperaturunabhängigleicht von den eher schnarrenden Rufen(r-r-r-r-r-r-r-r-r-r) der beiden anderen Wasserfroschformenauseinandergehalten werden kann (Schneider 2005).Damit kann schon einmal sicher die An- bzw. Abwesenheitvon Seefröschen in einer Wasserfroschpopulation festgestelltwerden.Leider ist die Unterscheidung von Teichfröschen und KleinenWasserfröschen anhand ihrer Rufe nur eingeschränktmöglich. Beide Taxa haben einen schnarrenden Ruf, derAbb. 3: Dieses Bild zeigt ein adultes, paarungsaktivesMännchen des Kleinen Wasserfrosches (helles Tier) unddrei juvenile Seefrösche. Neben den auch hier ganz typischausgeprägten Färbungsunterschieden fallen im direktenVergleich bei den ungefähr gleich großen Tierendie längeren Beine der Seefrösche und ganz besondersihre langen und spitzen Schnauzen auf, die bei KleinenWasserfröschen viel runder und kürzer ausgebildet sind.Abb. 4: Das Bild zeigt zwei ausgewachsene und paarungsaktiveMännchen von Seefrosch (unteres Tier) undKleinem Wasserfrosch. Am Daumen des Seefrosches istein Stück der dunkel pigmentierten Brunftschwiele zusehen. Neben den hier ganz typisch ausgeprägten Färbungsunterschiedenwird vor allem der enorme Größenunterschiedzwischen diesen beiden Wasserfroschartendeutlich.21

Zeitschriften-Regal