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Titelthema: Harlekinkröten

TitelthemaAuch der

TitelthemaAuch der ecuadorianische Atelopus boulengeri gilt als möglicherweise ausgestorben (hier ein konserviertes Exemplarim Naturhistorischen Museum Wien)Bd ist jedoch nicht der alleinige Grund der eigentlich multifaktoriellenAtelopus-Krise. Bedingt durch den hohen Endemismusgradvieler Arten sind Harlekinkröten immer schonper se anfällig für lokale Gefährdungsursachen. Die Artender Páramos können zwar offensichtlich gut mit der überJahrtausende gewachsenen kleinräumigen Kulturlandschaftder Anden zurechtkommen, teils findet man dieseArten in per Handarbeit bestellten Äckern und auf Weiden.Allerdings blieb diese Kulturlandschaft längst nichtunberührt – besonders die Einfuhr invasiver Forellen undEucalyptus bedrohen hier in jüngerer Zeit Reproduktionserfolgund Lebensräume. In natürlicherweise bewaldetenGebieten ist Abholzung einer der bedeutendsten Faktoren.Atelopus aus Waldökosystemen können kaum auf offenenFlächen überleben. In vielen Regionen gefährdet der Bergbau(besonders Goldabbau) zusätzlich die Laichgewässerdurch massiven Eintrag von Sedimenten und Schwermetallen(Gold wird hier mit Quecksilber auslegiert).Ein eindrucksvolles Beispiel bietet Atelopus longirostrisaus Ecuador: Bd-bedingte Rückgänge führten zum augenscheinlichenAussterben der Art, nachdem sie 1989zuletzt gesehen wurde. 2016 konnte dann eine Reliktpopulationim Valle de Intag wiederentdeckt werden. Seitdemkämpfen Naturschützer für den Erhalt dieser letztenPopulation, denn das Gebiet beherbergt neben seiner unglaublichenBiodiversität auch reichhaltige Kupfervorkommen.2023 konnten die Bergbauarbeiten schließlichin einem international Aufsicht erregenden Gerichtsfallgestoppt werden.Eine sichere Zukunft für Harlekinkröten?Die vergleichslosen Populationszusammenbrüche neotropischerHarlekinkröten ließen Wissenschaftler zum erstenMal das vollständige Aussterben einer artenreichenWirbeltiergattung im Anthropozän erwarten (Lötters etal. 2007). Anders als befürchtet, sind heute jedoch wiedermehr Atelopus-Populationen bekannt. Das liegt daran, dassmit großen Anstrengungen nach verschollenen Atelopusgesucht wurde – und inzwischen 30 Arten wiederentdecktwerden konnten (Lötters et al. 2023).Allerdings bedeutet das nicht, dass es den Arten nunbesser geht. Mehrere wiederentdeckte Populationen sindbereits durch Lebensraumverlust wieder verschwunden.Und die meisten Wiederentdeckungen gehen auf Einzeltierezurück und sind wohl von ökologisch funktionalen,abundanten Populationen weit entfernt. Hinzu kommt,dass die meisten Wiederentdeckungen eigentlich „Neuentdeckungen“vormals unbekannter Fundorte sind – siewurden früher einfach übersehen und spiegeln keineRückbesiedelung historischer Standorte wider. Viele derüberlebenden Populationen der Anden sind zudem fragileSysteme. So zeigte sich beispielsweise für A. cruciger,dass die beiden überlebenden Populationen weiterhinmassiv unter Bd-induzierter Mortalität leiden. Erhaltenwerden sie nur durch eine hohe Rekrutierung von Jungtieren,die die Todesfälle kompensieren (Lampo et al.2017). Bleibt in solchen Systemen der Reproduktionserfolgeinmal aus, ist ein rasches Aussterben unvermeidlich.18

TitelthemaPROTERRA®Neben den Wiederentdeckungen umfassen bisherigeBemühungen vor allem Ex-situ-Erhaltungszuchtenund Monitoring der letzten PopulationenNoch vergleichsweise gut ist es um die Tieflandarten bestellt.Aber auch wenn Bd diese Arten weniger bedroht,sind es genau sie, die voraussichtlich besonders stark unterklimawandelbedingten Lebensraumveränderungen zu leidenhaben (Lötters et al. 2023). Gleichwohl gibt es auchHochlandarten, die trotz Bd überleben. Im Fokus unsererForschung stehen hier die Arten der Sierra Nevada deSanta Marta in Kolumbien. Dieses isolierte Gebirge im NordenKolumbiens beheimatet eine reiche endemische Amphibienfauna,darunter mindestens sechs Atelopus-Arten.Bd kommt im Gebiet vor, allerdings sind von keiner Artnennenswerte Rückgänge beobachtet worden. Die Gründehierfür sind nach wie vor völlig unklar, könnten aber einenSchlüssel zum besseren Verständnis und Management derAtelopus-Krise leisten.Große Anstrengungen werden von einer Gemeinschaft ausArtenschützern und Wissenschaftlern unternommen, umeine sichere Zukunft von Atelopus zu ermöglichen. Als Zusammenschlussnahezu aller Institutionen, die mit Atelopusarbeiten, wurde vor kurzem die „Atelopus Survival Initiative“(www.atelopus.org) ins Leben gerufen. Sie soll in denkommenden Jahren den Schutz von Harlekinkröten überihr ganzes Verbreitungsgebiet hinweg unterstützen undkoordinieren. Neben den Wiederentdeckungen umfassenbisherige Bemühungen vor allem Ex-situ-Erhaltungszuchtenund Monitoring der letzten Populationen.Unser bestes Futterfür alle SchildkrötenDie Páramos der Sierra Nevada de Santa Marta, wie hierin der Serrania de Cebolletas, beheimaten noch sehrgroße Atelopus-Populationen – und das trotz BdSCAN+WINhttps://jbl.de/scan-and-win19

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