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Titelthema: Harlekinkröten

TitelthemaVerbreitungsgebiet von Atelopus balios im SüdwestenEcuadors Karte: www.commons.wikimedia.orgDank Thermobox, Kühlpacks und Temperaturüberwachungüberstanden die Kröten die widrigen Umständeder Reise schadlosDie Art galt in den 1990er-Jahren bereits als ausgestorben.Glücklicherweise sind einige Restpopulationen wiederentdecktworden, die bis heute überdauern, und die Artwird inzwischen durch die Firma WIKIRI im Auftrag desCentro Jambatu (Forschungszentrum zur Arterhaltungvon Amphibien in Ecuador) vermarktet. Insgesamt wirdAtelopus balios durch die IUCN (Weltnaturschutzunion)als „critically endangered“, also als „vom Aussterben bedroht“,eingestuft und war 2012 sogar auf der Liste der100 meistbedrohten Tierarten der Welt (ZSL – ZoologicalSociety of London). Grund ist in erster Linie eine offenbarbesondere Anfälligkeit der gesamten Gattung für dienach wie vor bestehende großflächige Bedrohung durchden Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis, kurz Bd)sowie das wie bei vielen anderen Arten der Gattung eherkleine Verbreitungsgebiet, was für A. balios in besonderemMaße zutrifft und die zunehmende Bedrohung durchmenschenverursachte Lebensraumzerstörung deutlichverschärft. Genügend Gründe für uns, das Ex-situ-Erhaltungszuchtprojektvon Citizen Conservation zu unterstützen.Erhalt der TiereIm Sommer 2023 war es endlich soweit: 30 Tiere absolviertendie Reise von WIKIRI in Ecuador nach Deutschlandund anschließend eine mehrwöchige Quarantänezeit imZoologischen Garten Karlsruhe. Sie wurden in den folgendenWochen auf weitere Zoos und eben uns als Privathalterverteilt, und so konnten wir im Juli vier Paare mit nachAachen nehmen – was bei 37 °C im Schatten und im Schoßeder Deutschen Bahn ein teilweise spannendes Unterfangenwar – und in die vorbereiteten Terrarien überführen.Haltung und Verhalten im TerrariumAtelopus balios verhält sich im Terrarium recht standorttreuund ruhig. Die Kröten bewegen sich meist gemächlichschreitend, selten hüpfend in der bodennahen Region fort.Durch ihre Färbung sind sie im Grün der Blätter gut getarnt.Fühlen sie sich belästigt, versuchen die Kröten in Deckungzu gehen. Empfinden sie eine ernste Bedrohung, können siebeherzt springen oder zeigen zur Feindabwehr einen ähnlichenReflex wie unsere heimischen Unken („Unkenreflex“),bei dem die Gliedmaßen an den Körper angezogen und beidurchgebogenem Hohlkreuz nach außen gedreht werden.Die leuchtende Orangefärbung an den Fuß unterseiten undder Kloakenregion wird so gut sichtbar.Die orangefarbenen Füße werden anscheinend auch zurKommunikation eingesetzt, da wir die Tiere schon wiederholtbeim mehrfachen „Winken“ mit den Vorderfüßen beobachtenkonnten. Dabei wird ein Vorderfuß mehrere Malein einer eher langsamen fließenden Bewegung zur Präsentationder Unterseite angehoben und wieder gesenkt. Besondershäufig war dieses Signal nach dem Einsetzen in einTerrarium zu beobachten. Möglicherweise soll es potentielleFeinde abschrecken oder Artgenossen signalisieren:„Hier bin ich“.24

TitelthemaHaltungsbecken zur Pflege von Atelopus baliosUntereinander verhalten sich die Kröten wenig bis garnicht territorial. Sie klettern gerne auf erhöhte Positionender unteren Vegetation, vorzugsweise Blätter, wo sie tagsüberoft ruhen und auch nächtigen. Entsprechend sollte dieTerrarieneinrichtung dies durch ausreichend Kletter- undSitzgelegenheiten sowie Verstecke in Form von Blattpflanzen,Ästen oder Wurzeln ermöglichen. Im Bodenbereichkann Laub eingebracht werden. Ein Wasserteil oder Bachlaufist außerhalb der Paarungszeit nicht nötig, stört aberauch nicht. Insgesamt darf die Haltung nicht zu nass sein,die Kröten sollten immer auch trockene Bereiche aufsuchenkönnen.Es empfiehlt sich, während der simulierten Regenzeit partiellmehrmals täglich zu sprühen, was in der Trockenzeitdeutlich reduziert werden und auch mal tagelang ausbleibenkann. Zur Beleuchtung eignen sich verschiedeneLED-Leuchten, Leuchtstofflampen, letztere idealerweisemit einem leichten UV-B-Anteil. Die Temperaturen solltenentsprechend den Habitatbedingungen zwischen 20 und25 °C liegen, wobei Abweichungen von 2 Grad ober-/ unterhalbeinige Zeit schadlos überstanden wurden.Für die Unterbringung der Tiere standen verschiedeneTerrarien zur Verfügung, darunter auch ein Becken, dassdurch wenige Handgriffe vom Haltungs- zum Ablaichbeckenund umgekehrt umfunktioniert werden kann. Derrein pragmatische Grund war schlicht der fehlende Platzfür ein weiteres Terrarium.Das Becken mit den Maßen 95 x 40 x 40 cm (Länge x Breitex Höhe) ist mit zwei Beregnungsdüsen sowie Zu- und Ablauffür durchströmendes Wasser ausgestattet. Im Schrankunterhalb des Beckens befindet sich ein Filterbecken mit50 Liter Wasservolumen und einigen Filtermatten zur Reinigungdes Wassers, das mittels Förderpumpe permanentins Becken gepumpt wird und durch den Ablauf wieder insFilterbecken zurückfließt. Außerhalb der Fortpflanzungszeitbeträgt der Wasserstand nur 1 cm, und der WasserteilDa sich Atelopus balios gerne wie hier im Habitat am RioPatul an leicht erhöhten Stellen auf Blattpflanzen aufhalten,sollten ihnen im Terrarium entsprechende Möglichkeitengeboten werden Foto: L.A. ColomaIm Terrarium sind die Tiere sehr standorttreu und suchenimmer wieder die gleichen bevorzugten Stellen auf– hier ein Weibchen auf seinem „Lieblingsblatt“25

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