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Titelthema: Höckerschildkröten

TitelthemaHell

TitelthemaHell gefärbtes Pärchen von Graptemys flavimaculata (22 und 11 cm Carapaxlänge)mieren! Außerdem zeigen adulte Weibchen einiger Graptemys-Artenschlanke, zarte Köpfe, während die andererArten extrem große Köpfe entwickeln. Die verständlicheErklärung: Jungtiere und Adulte der kleinköpfigen Artenernähren sich von Insektenlarven, Kleintieren, Schwämmen,Moostierchen-Kolonien und Algen, während diebreitköpfigen Weibchen sich vorzugsweise auf hartschaligeDieses Jungtier von Graptemys flavimaculata (7 cm Carapaxlänge)vereint an seinen Costalia gelbe Flecken, gelbeKreise und ein gelbes offenes „C“. Fundort: PascagoulaRiver bei Poticaw, Mississippi.Mollusken spezialisiert haben. Interessanterweise leben inden Flusssystemen, die in den Golf von Mexiko entwässern,kaum zwei Arten groß- oder kleinköpfiger Weibchengemeinsam, d. h., dass in einem Fluss meistens nur eine Artmit großköpfigen Weibchen sympatrisch mit einer Art mitkleinköpfigen Weibchen lebt. Dieses Muster deutet auf einewichtige Rolle der Konkurrenz zwischen koexistierendenArten hin (Lindeman 2013).Der zweite Grund ist der Sexualdimorphismus; die Männchenbleiben viel oder sehr viel kleiner als die Weibchen.Die Carapaxlänge (CL) beider Geschlechter weist bei denmeisten Arten ein Verhältnis von mehr als 1 : 2 auf, ihrGewichtsverhältnis ein solches von 1 : 10 bis 1 : 15. Diesbezüglichwerden sie weltweit nur von den Rekordhalternim Sexualdimorphismus bei Schildkröten übertroffen,den asiatischen Pangshura tentoria circumdata und Hardella.Deren Weibchen können bis zu 30 Mal so schwer werdenwie Männchen.Der dritte Grund ist die Formen- und Artenvielfalt: „Es gibtauch ästhetische Gründe dafür, dass viele Schildkrötenbiologen(und Schildkrötenliebhaber) in Landkarten- und Sägerückenschildkrötenverliebt sind (...). Zeichnungselementeauf Panzer, Gliedmaßen sowie Kopf und Hals machen dieseTiere zu den attraktivsten Schildkröten der Welt (...). IhreSägerückenmorphologie wird nur von wenigen asiatischenArten der Geoemydidae geteilt“ (Lindeman 2013).18

TitelthemaDie Inflation an Artbeschreibungen in den letzten 50 Jahrenhaben Praschag et al. (2017) nach mtDNA-Untersuchungenkritisch betrachtet. Sie fragten, ob die Vielzahl derArten künstlich aufgeblasen wurde oder angesichts der geringengenetischen Unterschiede entweder erst eine Radiationin jüngerer Zeit oder Hybridisierungen vor langer Zeitwiderspiegeln. Sie stellten z. B. fest, dass sich G. gibbonsiund G. pearlensis kaum unterscheiden lassen, und fragten,ob die morphologischen Variationen populationsspezifischund nicht taxonomisch relevant seien. Sie kommen zu demErgebnis, dass die breit- und schmalköpfigen GraptemysSchwestergruppen sind und G. geographica das Schwestertaxon,das sich deutlich von diesen beiden Kladen unterscheidet.Am Ende sagen sie: „Die Dinge sind noch wenigklar, was in Übereinstimmung mit der Sichtweise steht,dass die Landkarten- und Sägerückenschildkröten taxonomischzu sehr zersplittert worden sind und einer Revisionbedürfen” (Praschag et al. 2017).Die Antwort aus den USA ließ nicht lange auf sich warten.Thomson et al. (2017) schrieben sechs Monate später:„Bei grundsätzlicher Beachtung von Metapopulationenvon Arten widersprechen wir den Schlussfolgerungenaus mehreren Gründen”. Dazu gehören das artspezifischePaarungsspiel, wie es auch Chrysemys, Pseudemys undTrachemys zeigen. Das ermöglicht den Weibchen, die kontrastreicheKopfzeichnung der werbenden Männchen zuerkennen und von jener anderer (Unter-)Arten zu unterscheiden.So ließen die auffallende, kontrastreiche Zeichnungund die Färbung der Köpfe, verbunden mit denKielen und der sägeförmigen Stachelreihe an den Marginalia,vermuten, dass eine Kombination von sexueller undnatürlicher Selektion eine Rolle bei der Entwicklung ihrerVerschiedenartigkeit (und damit für den Artenreichtum)gespielt haben könnte.Thermoregulation über dem WasserWenn Schildkröten sich über dem Wasser sonnen, sich alsodirekt den wärmenden, desinfizierenden Sonnenstrahlenaussetzen, nennt man das im Englischen „Basking”. Esspielt im Leben von Graptemys eine ganz besondere, übergeordneteRolle! „Das Basking ist wahrscheinlich bei diesenArten besser ausgebildet als bei jeder anderen nordamerikanischenWasserschildkröte – oder die Tiere sind weithäufiger als wir wissen, denn die meisten Beobachtungenvon Schildkröten im Habitat werden dominiert von sichsonnenden Tieren“ (Lindeman 2013).Basking: wer? In mehreren Studien wurde festgestellt,dass sich überraschenderweise männliche Graptemysöfter und längere Zeit sonnen als weibliche. Das dürfteaber meiner Meinung nach weniger auf einen größerenBedarf zurückzuführen sein (besonders zur Zeit der Eientwicklungsind Weibchen auf höhere Temperaturenangewiesen) als vielmehr auf die höhere Wachsamkeitder Weibchen und ihre damit deutlich größere Bereitschaftzur Flucht bei Störungen oder Gefahren. Gazhorn& Licht (1983) vermuten, dass die erhöhten Temperaturenbeim Sonnen bei den Männchen das Wachstum ihrerWeibchen von Graptemys (pseudogeographica) sabinensisaus dem Sabine River mit einer Carapaxlänge von 13 cmHoden, die Spermatogenese und die Produktion vonTestosteron bewirken.Basking: warum, wozu? Die Schildkröten erhöhen beimSonnen ihre Körpertemperatur; direktes und ungefiltertesUV-Licht trocknet, desinfiziert und befreit bisweilen vonschädigenden Pilzen, Blutegeln und anderen Schmarotzern.Die Tiere steigern dabei ihre Körpertemperatur aufdurchschnittlich 29 °C (26–38 °C), das ist 7–11 Grad überder Wassertemperatur. Höher im Norden liegen dieseTemperaturen leicht darunter, G. geographica erreichenbeim Sonnen maximal 35 °C und kühlen sich dann imWasser. Die Körpertemperatur spielt eine wichtige Rollebei vielen physiologischen Prozessen wie Verdauung, Vitamin-D-Syntheseund der Vermeidung des Anhaftenspflanzlicher oder tierischer Organismen (Coleman & GutberlatJr. 2008).Basking: wann? Die Schildkröten lockt es aus dem Wasser,wenn die Luft wärmer ist als das Wasser. Dann erkletternsie Äste oder Ähnliches, um sich den wärmendenSonnenstrahlen hinzugeben. Diese Bedingungen sind imJahresablauf vornehmlich im Frühjahr und Frühsommergegeben, im Tagesablauf besonders am späteren Vormittagund in den frühen Nachmittagsstunden. Durch häufigeSonnenbäder im Frühjahr erscheinen die Panzer in dieserZeit wie gesäubert. Im Sommer, wenn die höheren Was-Jungtier von Graptemys (pseudogeographica) ouachitensis19

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