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elaphe05/23_online

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Titelthema: Höckerschildkröten

Titelthemain die kühlen

Titelthemain die kühlen Fluten ein wahrer Genuss.Nach einiger Zeit der Erholungfing ich einige G. barbouri, steckte siein Säcke und klemmte diese an meinemHals mit der Neoprenjacke ein;so konnte ich meine Hände freihalten.Als mir nach einiger Zeit besondersan den nackten Beinen kalt wurde,sehnte ich mich nach der Brücke, womich Maxim abholen wollte; doch diekam und kam nicht. So beschloss ich,mich an einer besonnten Uferbank einwenig aufzuwärmen. Als ich bald inder Nähe Geräusche wie von Holzarbeiternhörte, wollte ich diese nach derUhrzeit und nach der Brücke fragen.Doch als ich mich in die Richtung derGeräusche bewegte, erkannte ich überraschtden „Holzarbeiter“: WoodyWoodpecker, ein Helmspecht, mit50 cm Körperlänge eine der größtenSpechtarten, hackte in schwindelnderHöhe in einen Baumstamm, dass dieSpäne nur so flogen. Ein einmaligesErlebnis für mich, doch es konnte mirin meiner Not nicht weiterhelfen.So stieg ich wieder in die kühlen Fluten,die Sonne stand schon tief, aberkeine Spur von einer Brücke und vonMaxim. Um nicht die Nacht im Flussverbringen zu müssen, wollte ich nunschneller vorwärtskommen. Ab Sonnenuntergangwar es an den Ufernnicht auszuhalten, dort warteten MillionenMoskitos auf mich. Das wussteich, da vor zwei Jahren ein Studentmit mir einige Zeit mitschwamm unddann unterkühlt und ermüdet, vonKrämpfen geplagt, das Ufer aufsuchte,um nach Hause zu kommen. Als ichihn am nächsten Tag wieder traf, warer kaum wiederzuerkennen: Seinganzer Körper und auch das Gesichtwaren von den vielen Moskitostichenvöllig geschwollen und entstellt.Ich musste noch einige Zeit schwimmen,bis ich endlich die ersehnte Brückein der Ferne sah, auf die geradeMaxim in ihrem blauen Auto fuhr.Doch ich war immer noch sehr weitentfernt, da half kein Deuten und keinRufen. Später erfuhr ich, dass die ersteBrücke, an der wir uns laut Plan verabredethatten, zuvor abgerissen wordenwar.Auch mit Alligatoren hatte ich eineindrucksvolles Erlebnis im ChipolaRiver. Ich schwamm gerade 5–7 mvom Ufer entfernt an der rechtenSeite des Flusses, sah keine verdächtigenSonnenplätze für Schildkröten vormir, die mich zu Aktivitäten veranlassensollten, sondern kämpfte lediglichmit einigen treibenden Baumstämmen,Gehölz und Ästen. Die Ufer ander rechten Seite des Flusses bildeteneine steile Böschung, die erst in gut5 m Höhe die Ebene des für mich unsichtbarenUmlands erreichte. In etwa50 m Entfernung entdeckte ich vor miran dieser Böschung Schleifspuren, dieauf Holzarbeiten schließen ließen, alsKopfzeichnung eines Weibchens von Graptemys pulchra (25 cm Carapaxlänge)aus dem Cahaba River südlich von Birmingham, Alabamawenn man Baumstämme von obenüber die Böschung öfters ins Wasserhätte gleiten lassen.Als ich dieser Stelle näher kam, erkannteich die bedrohliche Situation:Die Schleifspuren an der Uferböschungstammten von großen Alligatoren,die sich auf der erhöhten Ebenesonnten und bei gegebenem Anlass,sprich Futterangebot, die gut 5 m entlangder Böschung ins Wasser gleitenkonnten. Während ich überrascht inder 10–15 km/h starken Strömung diesemOrt entgegentrieb, konnte ich nurhoffen, dass ich nicht einen solchenAnlass für die großenTiere darstellenwürde. Aber auch die drei Alligatoren,hoch über dem Wasser, warenwohl einigermaßen ratlos. Ihre dreiKöpfe blickten mir vorerst entgegenund drehten sich, immer synchronauf mich gerichtet, nach mir, bis mich,dankbar erleichtert, das Hochwasservorbei- und davonschwemmte. Besondersder Augenblick, als ich gut5 m unter ihnen, Auge in Auge vorbeitrieb,wird mir noch länger in Erinnerungbleiben. Mein mit Astwerkgeschmückter Kopf hat sie gottlobnicht ins Wasser gelockt.Meine Reise führte mich nun weiterbis Texas; dort wollte ich den Lebensraumvon G. caglei und G. versa kennenlernen.Bei sonnenklarem Wetter,brütender Hitze und ohne jeden Gegenverkehrkonnte ich, wenn auchetwas geschlaucht, vom Auto aus dieNatur genießen. Jede Rast ließ michneue Tiere und Pflanzen entdecken,aber Schatten für meine tierischen„Mitfahrer” fand ich vorerst keinen:kein Baum, kein Strauch.Besonders reizvoll war es für mich,den Llano River entlang zu fahrenund nach G. versa Ausschau zu halten.Eine völlig offene Landschaft, derFluss wird an seinen Ufern nicht vonGaleriewald begleitet. Die Schildkrötenkönnen sich daher nicht, wie fürGraptemys üblich, auf Totholz oderBaumstämmen sonnen; dazu bleibenihnen nur größere Steine, oder siemüssen das Ufer aufsuchen.Endlich fand ich einen einzelnenStrauch neben einer Zauneinfahrt, derfür mein Auto mit den Tieren Schattenbot; ein Haus war nicht zu sehen. Ich34

TitelthemaWeibchen von Graptemys ernsti (Carapaxlänge 27,5 cm) aus dem Conecuh River vor East Brewton, Süd-Alabamawollte von hier ein wenig den Llano River und seine Umgebungerkunden, da kam ein Mann im Jeep, wahrscheinlichder Landeigentümer, stieg mit Gewehr in der Handaus und fragte mich, was ich da wolle. Mein Florida-Nummernschildund mein Akzent ließen ihn wohl erkennen,dass er mit mir keine Gefahr einer Verlängerung der texanisch-mexikanischenKonflikte zu erwarten habe. Auf meinVersprechen, dass er morgen von mir nicht die geringstenSpuren finden werde, gewährte er mir die Bitte, mich einigeStunden dort umsehen zu dürfen.Der Llano River führte in der kargen Landschaft im Maiwenig, aber klares Wasser. Ich konnte darin waten, sahaber nur wenige kleine G. versa. Erst in Ausschwemmungenund Vertiefungen im Flussbett beobachtete ichgrößere Gruppen dieser Art, aber keines der größerenWeibchen erreichte 15 cm Panzerlänge. Im Llano Riversoll die Art kleiner bleiben als im Colorado oder San SabaRiver.Ganz anders präsentierte sich der Guadalupe River inTexas. Breiter und deutlich wasserreicher wird er an beidenUfern von Galeriewald begleitet und somit auch teilweisebeschattet. Beim Schwimmen zog es mich mehrmalsdurch wildwasserähnliche Strömungen. An ruhigeren Stellenkonnte ich am Ufer G. caglei beobachten, wie sie Algenabweideten; die Tiere ernähren sich weitgehend herbivor.Selbst an sonnigen Tagen sah ich nie größere Ansammlungendieser Art, besonders selten große Weibchen, die gut20 cm Carapaxlänge erreichen können.Bei meiner Rückreise Richtung Osten querte ich, wie schonzwei Jahre zuvor, alle Flüsse, die von Norden nach Südenin den Golf von Mexiko entwässern. In Süd-Alabamawollte ich wieder mit Maxim in der Mobile Bay nach G. nigrinodadelticola suchen, der das Delta bewohnenden „blackknobbed sawback”. Doch als wir uns dorthin auf den Wegmachten, wurde es rundum dunkel, in der Ferne zeigte sichdie Wirbelhose eines Tornados, und es begann derart stark35

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