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elaphe05/23_online

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Titelthema: Höckerschildkröten

TitelthemaSchlupf einer

TitelthemaSchlupf einer jungen Graptemys nigrinoda delticolaGraptemys-Arten mitkleinköpfigen WeibchenUnter den Arten mit kleinköpfigen(„microcephalic“) adulten Weibchenvermischen sich die beiden Unterartenvon G. nigrinoda, G. n. nigrinoda undG. n. delticola, in einem Flussabschnittvor dem Delta des Mobile-Tensaw Riversin Süd-Alabama. Daher halte ichsie getrennt, allerdings ohne Wasserbewegung.Nach McCoy & Vogt inMoll & Moll (2004) kommen dieseSchildkröten bevorzugt in Flussabschnittenmit breiten Windungen,moderater Strömung und Stämmenzum Sonnen vor statt in kanalartigenAbschnitten mit viel Strömung. Graptemysn. nigrinoda legen 3–4 Gelege imJahr mit je 3–5 Eiern. Die Männchenwerden mit 3–4 Jahren, die Weibchenmit 8–9 Jahren geschlechtsreif. BeideUnterarten legen deutlich größere Eierals die beiden anderen „Sawbacks“,mit denen sie so nah verwandt sind.Graptemys n. delticola unterscheidetsich von der Nominatform vor allemdurch die Pigmentierung des Plastronsund eine dunklere Färbung derWeichteile (Folkerts & Mount 1969).Die Tiere werden etwas größer, dieMännchen im Schnitt 6,8–8,0 cm CL,die Weibchen 15,5–20,2 cm. Sie legenim Jahr 3–4 Gelege mit 3–7 Eiern; beimir auch mehr. Bei meinen Nachzuchtenfiel mir auf, dass bei verschiedengeschlechtlichen Geschwistern, die ichgemeinsam aufzog, die Männchen inden ersten Jahren schneller wuchsenund erst im Alter von 2–3 Jahren vonihren Schwestern im Wachstum überholtwurden.Allen Grapt emys-Arten wird eine TSD(temperaturabhängige Geschlechtsbestimmung)zugeschrieben. Ich beließim Glashaus daher öfters die Eier imNest, wo und wie sie das Weibchengelegt hatte. Bei schwankenden Temperaturenmit Nachtabsenkung erhieltich innerhalb eines Geleges beide Geschlechter.Kurze Zeit pflegte ich im 18.000-Liter-AquariumG. oculifera und G. flavimaculatagemeinsam und erhieltvon einem Wildfangweibchen vonG. oculifera und einem Nachzuchtmännchenvon G. flavimaculata vonProf. Sachsse zwei Nachzuchttiere,die ihrem englischen Namen „yellowblotched sawback” alle Ehre machten.Beide entwickelten sich zu Weibchen,die wiederum mit Männchen von G.flavimaculata verpaart geradezu unverwechselbarerscheinende G. flavimaculataerzeugten. Ettmar & Braun(2018) berichten von einem ähnlichen(nicht zur Nachahmung empfohlenen)Hybrid-Zuchterfolg mit einermännlichen G. flavimaculata und einerweiblichen G. versa.Im Pearl River fand ich G. oculifera(„ringed sawback“) mit grünlichen,blassrosa bis blutrot gefärbten Ringenan den Costalia (die seitlichen Plattendes Rückenpanzers). Nach einer Studievon Jones (2006) halten sich dieMännchen mehr in flacherem Wasserbzw. in Ufernähe auf und wandernvorwiegend während der Paarungszeit;teils leben sie auch in stehendemWasser, je nach Temperatur und Nahrungsangebot.Die größeren Weibchenbevorzugen tieferes Wasser mit stärkererStröhmung. Nach seinen Untersuchungensind die Tiere weitgehendortstreu, manche bewegten sich nurinnerhalb eines Flussabschnitts von130 m in zwei Jahren!Die Eiablage dieser Art findet nachJones & Hartfield (1995) am mittlerenPearl River von Mitte Mai bis MitteJuli statt. Die Männchen werden imAlter von 3,5 Jahren mit etwa 7,5 cmCL, die Weibchen erst mit 10–16 Jahrenbei 14,5 cm CL geschlechtsreif undlegen im Schnitt 0,96–1,42 Gelege mitje 4,58 Eiern pro Jahr. Ein eventuellzweites Gelege folgt im Abstand von15–22 Tagen auf das erste, sehr seltenfolgt noch ein drittes im selbenJahr. Die Eier des ersten Geleges sindgrößer als jene des zweiten, mit Eigrößenvon etwa 38,8 x 22,7 mm. DieEiablagen fanden zwischen 8:15 und17:00 Uhr statt, die Nesttemperaturenlagen bei 13,7–37,0 °C; der höchsteWert wurde um 15:35 Uhr gemessen,der niedrigste um 6:33 Uhr. Bei einerBruttemperatur von 30 °C schlüpftendie Jungen nach 63 Tagen. In denersten 24 Stunden nach der Eiablagefielen 42 % der Eier Nesträubern zumOpfer, in den ersten 14 Tagen bereits81 %. Die bedeutendsten Predatorenwaren Waschbären, Opossums, Krähenund Feuerameisen.Vielleicht als die auffallendsten „Edelsteine”in dieser Gattung kann man G.flavimaculata bezeichnen. Ich fand inder Natur Tiere mit heller wie auchmit dunkler Grundfärbung. Bei Poticaw,am Delta des Pascagoula Rivers,fand ich ein Jungtier von G. flavimaculata,das drei Varianten von Zeichnungennebeneinander an seinen Costaliazeigte: gelbe Flecken, gelbe Ringe undeinen offenen Ring in C-Form! Aberüberwiegend zeigen beide Geschlechteran den Costalia mehr oder wenigergroße Flecken, die in ihrer Färbung42

Titelthemavon Hellgelb bis Gelborange variieren.Die Tiere kommen nach Jones(1996) in unterschiedlichen Habitatenim Flusssystem des Pascagoula vor,einschließlich des Flusslaufs selbst,in Altwasser, semi-permanenten Teichenund manchmal auch in temporärenÜberschwemmungsflächen. Derhöhere Wasserstand und die stärkereStrömung von November bis Mai veranlassendie Männchen, sich dorthinzurückzuziehen, wo sie in wenigertiefen Stellen in Ufernähe auch besservor ihren Feinden – Alligatoren,Geier- und Schnappschildkröten – geschütztsind. Erst Ende März, wenndie Wassertemperatur etwa 15 °Cerreicht hat, beginnen sie, in tieferemWasser nach Weibchen zu suchen,die dort den Winter inaktiv verbrachthaben. Laut Jones (1996) werden dieWeibchen durchschnittlich sieben Malso schwer wie die Männchen, 1.135 ggegenüber 154 g. Weibchen von G. flavimaculatawerden ab etwa 149 mm CLgeschlechtsreif. Sie legen maximal 2–3Gelege mit je 3–9 Eiern im Jahr.Graptemys flavimaculata wird, wie auchG. oculifera, seit 1991 in der höchstennationalen Schutzstufe gelistet („federalprotected“). Horne et al. (2003)erarbeiteten die Begründung dafür:1) Sie weisen die geringste Vermehrungsratealler Graptemys auf; Weibchenvon G. flavimaculata legen nachihren Untersuchungen höchstens 1,16Gelege im Jahr mit der kleinsten Eianzahlaller Graptemys (4,8 Eier proGelege); 2) ein Großteil der Gelegewird zerstört (bis zu 90 %), besondersdurch Überflutungen und Eiräuber,siehe später; 3) die Weibchen grabenihre Nester unerklärlicherweise bevorzugtan beschatteten Flussufern,was zu einem eklatanten Männchenüberschussführt (vielleicht infolgemenschlicher Störung durch Boote,Campingausflüge, Flussfeste, Wochenendfeiern?).Cagle (1954) ging schon früh auf dieBestandsgefährdung von G. flavimaculataim Pascagoula River durchSiedlungs- und Industrieabwässerein; solche existieren aber erst seitkaum 100 Jahren. Es erscheint etwasschizophren, einen Fluss erst vorsätzlichzu verschmutzen, um daraufhinZähnung des Carapax in den erstenLebensjahren einen wirkungsvollenSchutz gegen Fressfeinde. In diesemStadium könnte man sie tatsächlichals Edelsteine im Schildkrötenreichbezeichnen, die bezüglich „Leuchtkraft”bestenfalls von Schlüpflingender asiatischen Gattungen Pangshuraoder Morenia erreicht werden.Die relativ kleinsten Köpfe allerGraptemys-Weibchen hat meiner Erfahrungnach G. sabinensis im SabineRiver. Sie zeigen hinter den Augeneinen ovalen oder tropfenförmigenFleck, die oberen Halsstreifen umfassendiesen Fleck, die unteren erstreckensich bis zu den Augen. McCord& Ouni (2002) haben von 15 (Unter-)Arten von Graptemys die unterschieddiedarunter leidenden Tiere unter„Schutz“ zu stellen.Jeder Schlupf einer Schildkröte ausdem Ei, aber ganz besonders die Geburteiner der drei SägerückenschildkrötenG. flavimaculata, G. nigrinodaund G. oculifera, stellt ein optischbesonderes Erlebnis für Terrarianerdar. Die Jungen schlüpfen aus ihrenEiern mit der Eiform entsprechenden,seitlich heruntergebogenenMarginalia (Randschilde des Rückenpanzers),die sich dann im Laufvon drei Tagen immer mehr seitlichstrecken, um letztlich einen deutlichgezähnten Kranz zu bilden. Gemeinsammit den gesägten Vertebralia(Schilde in der Mitte des Rückenpanzers)bildet diese dreidimensionaleIn der Bildmitte sitzt eine kurz zuvor geschlüpfte Graptemys nigrinoda delticola;die Marginalia (seitliche Randschilde) sind noch entsprechend derEiform nach unten abgeknickt. Sie werden in wenigen Tagen zur Seite gestreckt.Das Tier links ist wenige Tage alt.43

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