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Radiata 12 (1)

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HALTUNG UND NACHZUCHT

HALTUNG UND NACHZUCHT ßenden Gewässern mit weichem Bodengrund, Sonnenplätzen und ausgeprägter Wasservegetation (ERNST et al. 1994); CONANT & COLLINS nennen u. a. Seen, Kanäle, Quellen und deren Abflüsse. Lebensweise Die überwiegend tagaktiven Schildkröten sind häufig beim Sonnen anzutreffen; dabei können sie zusammen mit Pseudemys nelsani (Florida-Rotbauchschmuckschi Idkröte), P. suwanniensis (Suwannee River-Schmuckschildkröte) und Trachemys scripta (Buchstaben-Schmuckschildkröte) beobachtet werden (ERNST et al. 1994). Adulte Exemplare ernähren sich größtenteils herbivor und greifen dabei auf die große Palette an Wasserpflanzen zurück; Jungtiere fressen tierische Nahrung, gehen aber mit dem Älterwerden immer mehr an Pflanzen. Aufgrund der günstigen Temperaturen (siehe Tabellen I und 2) ist die Peninsula­ Schmuckschildkröte möglicherweise in allen Monaten des Jahres aktiv. Sie wird zwar bei eintretenden Kälteperioden inaktiv und vergräbt sich manchmal im Schlamm der Gewässer, doch handelt es sich dabei nicht um eine wirkliche Winterruhe (ERNST et al. 1994). P. peninsularis produziert das ganze Jahr hindurch Gelege (ERNST & BARBOUR 1972, IVERsoN 1977), besonders jedoch im Spät- herbst, Winter oder zeitigen Frühling (J ACKSON 1988). Die mit den Hinterfüßen gegrabene Nisthöhle hat im Gegensatz zur Praxis bei vielen anderen Wasserschildkröten eine mehr längliche und keine bauchige Flaschenform. Interessant ist, dass 5 bis 7,5 cm neben dem Nest eine oder gar mehrere zusätzliche Nistgruben angelegt werden; in diese werden gewöhnlich nur ein oder zwei Eier gelegt. Die eigentliche Nistgrube ist durchschnittlich 12,5 cm tief, die "Nebennester" lediglich etwa 6 cm (FRA Nz 1986). CARR (1952) vermutete im Anlegen der kleinen Nester um die Hauptgrube herum eine Strategie gegen Nestplünderer. Tatsächlich entdeckte FRANZ (1986) 99 von Waschbären geplünderte Nester; die Fressfeinde entdeckten zwar die Eier in den kleinen Nistgruben, übersahen dabei jedoch stets das Hauptnest. Neben Waschbären werden Gelege aber auch von Skunks, Opossums, Bären und Wildschweinen zerstört. Junge Schildkröten sind Beute von Watvögeln, Schneckenweihen, großen Fischen, Schlangen, anderen Schildkröten und verschiedenen Säugetieren; adulte Exemplare werden von Alligatoren erbeutet. Die Schildkröten werden auch vom Menschen gegessen (ERNST et al. 1994). Gelegentlich hybridisiert P. peninsularis mit im gleichen Gebiet lebenden P. suwanniensis, P. nelsani und P. cancinnaflaridana (CONANT & COLLINS 1998). Tampa (Florida) Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Mittl. Temperatur CC) 16,1 17,0 19,4 22,0 25,0 27,0 27,5 27,8 26,7 23 ,6 19,4 16,7 Mittl. rel. Feuchte (%) 74 72 69 65 66 70 72 73 73 72 70 73 Mittl. Niederschlag (mm) 66 69 69 51 76 183 221 218 160 71 43 58 Sonnenscheindauer (h) 223 220 260 283 320 275 257 252 232 243 227 209 Miami (Florida) lan. Feb. Mrz. Apr. Mai Juni luli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Mittl. Temperatur (0C) 19,4 19,9 21,4 23,4 25,3 27,1 27,7 27,9 27,4 25,4 22,4 20, I Mittl. rel. Feuchte (%) 74 73 70 69 71 72 72 72 75 75 71 74 Mittl. Niederschlag (mm) 52 48 58 99 164 187 171 177 241 209 72 42 Sonnenscheindauer (h) 222 227 266 275 280 251 267 263 216 215 212 209 Tabelle 1. Klimaangaben zum Verbreitungsgebiet von Pselldemys peninslliaris (nach M ÜLL ER 1996). 30 RADIATA 12 (1), 2003

HALTUNG UND NACHZUCHT Haltung Am 24. November 2001 erhielt ich meine ersten Peninsula-Schmuckschildkröten: Ein adultes Männchen mit einer Carapaxlänge von 16,0 cm und einem Gewicht von 500 g sowie ein semiadultes Weibchen mit 12,6 cm und 270 g. Beide wurden getrennt untergebracht. Im April des darauf folgenden Jahres erhielt ich freundlicherweise aus dem Zoologischen Garten Halle/Saale zwei adulte Weibchen; ein Exemplar wurde an einen anderen Halter gegeben, das andere Tier kam in meinen Bestand. Bei einem Gewicht von 2.400 g wies es eine Panzerlänge von 25,5 cm auf. Während das Männchen und das kleinere Weibchen in Wasserbecken mit jeweils einem Meter Länge, ergänzt um einen Sonnenplatz, untergebracht wurden, setzte ich die später Hinzugekommene in ein Aquaterrarium mit 180 cm Länge (Wasserstand 50 cm). Mit Strahlern wurde auf den Sonnenplätzen eine lokale Temperatur von 42 bis 45 °C erreicht. Die Wassertemperatur betrug im Sommerhalbjahr tagsüber 25 bis 27 °C, in den Monaten Juli und August 28 bis 30 oe. Tm Herbst erfolgte eine Kürzung der Beleuchtungsdauer und damit einhergehend eine Temperaturabsenkung auf etwa 20 bis 22 °C (Wassertemperatur, die Lufttemperatur lag stets etwas darüber). Die Ernährung erfolgte überwiegend pflanzlich, meist mit Löwenzahn, Wasserlinsen und nährstoffhaltigen Salatsorten. Aber auch tierische Nahrung wie Fisch, Muschelfleisch, Gehäuseschnecken und Schwarzkäferlarven wurde nicht verschmäht; vorgezogen wurde aber stets Pflanzliches. Die Gabe von größeren Mengen Grünfutter erforderte einen häufigeren Wasserwechsel und kürzere Reinigungsintervalle des Filters, zumal in den Sommermonaten nach Möglichkeit täglich gefüttert wurde. Keines der Exemplare zeigte jemals aggressives Verhalten gegenüber anderen Schildkröten, in diesem Falle verschiedenen Exemplaren von Chrysernys picta. Nachzucht Wenige Wochen nach dem Erhalt des adulten Weibchens setzte ich den Geschlechts- Abb. 5. Freigelegte Nistgrube; die Eier wurden nicht in eine flaschenförmige, sondern eher länglichen Nestkammer gelegt. partner dazu. Sofort begann das für Pseudernys typische Balzspiel: Das Männchen schwamm parallel über dem Weibchen, streckte seine Vorderfüße weit nach vorn, dabei die Fuß­ Innenseiten nach außen gedreht, um mit den verlängerten Krallen die Wangen des Weibchens zitternd zu berühren. Dieses Balzspiel vollführte das Männchen sehr ausdauernd. Eine Paarung konnte ich jedoch nicht beobachten. Dennoch muss es zu einer Kopulation gekommen sein, denn am 11 .06.2002 kam es zur Ablage von befruchteten Eiern. Das Weibchen zeigte in den Tagen vor der Eiablage keinerlei Unruhe; auch konnte kein Inspizieren des Landteiles beobachtet werden. Vielmehr begann sie am Tag der Ablage, auf dem Sonnenplatz liegend, mit deutlichen Grabbewegungen. Allerdings konnte sie mit ihren Hinterbeinen auf dem harten Boden des Sonnenplatzes (mit Kork beklebte Glasplatte) keine Nistgrube anlegen. So setzte ich sie auf den mit feuchtem Sand gefüllten und einem Heizkabel temperierten Landteil (vgl. HENN IG 2002) - ohne Unterbrechung führte das legewillige Tier die Grabbewegungen mit den Hinterbeinen fort. Zwischen 18: 15 und 19:45 Uhr vergrub es insgesamt 13 weichschalige Eier, deren Größe von 34,5 x 22,0 mm (8,5 g) bis 38,5 x 23 mm (11 ,0 g) reichte (Durchschnitt: 36,15 x 22,42 mm; 9,77 g). Auf die Form der vom Weibchen sorgfältig verschlossenen Nistgrube achtete ich nicht. Innerhalb RADIATA 12 (1), 2003 31

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