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LERNEN MIT ZUKUNFT September 2014

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information & entwicklunginformation & entwicklung ■ ■ Die Welt ist bunt und spannend: Rollentausch WIE GELINGT ES ELTERN UND PÄDAGOGEN DIE WELT EIN WENIG MIT DEN AUGEN EINES KINDES ZU SEHEN? DI Roswitha Wurm Dipl. Legasthenie-/ Dyskalkulietrainerin www.roswitha-wurm.at Vor einiger Zeit gab es eine Möbelausstellung, die Erwachsene zu Kindern werden ließ. Ein Riesenherd und ein Riesentisch ließen ausgewachsene Menschen einem Stuhlbein und einem Backofen gegenüber stehen. Freudige Entdeckungen. Angst machende Momente. Interessante Einblicke. In jedem Fall: eine ganz andere Perspektive… Der berühmte Dichter Erich Kästner formulierte treffend: „Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt. Früher waren sie Kinder, dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun? Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch!“ buchtipp Das Leben ist ein Nutellabrot - Die Welt mit Kinderaugen sehen von Tina Schütze, Südwest Verlag, ISBN 978-3-517-08990-4 KINDER DENKEN, FÜHLEN UND HANDELN ANDERS • Kinder wissen was sie wollen. Sie lassen sich (noch) nicht so leicht von der Meinung anderer beeinflussen. • Perfektion ist für Kinder ein Fremdwort. Sie lernen es erst, wenn Erwachsene beginnen ihre Bilder und ihren Gesang zu kritisieren. Daher gilt: Nicht immer gleich alles ausbessern und bekritteln! • Kinder wollen ihre Bedürfnisse JETZT erfüllt haben. Ihr Zeitgefühl kennt noch kein gestern, heute und morgen. Hier ist Geduld gefragt anstelle Drängelei und Hetzerei. • Kleine Kinder machen keinen Unterschied zwischen groß, klein, dick, dünn, alt, jung oder weiß und schwarz. Vorurteile lernen sie meist durch das Verhalten der Erwachsenen. Hier können Eltern von ihren Kindern eine Menge lernen. • Kinder möchten „Selber machen“. Lassen Sie Kinder auch Fehler (in geschütztem Rahmen) machen, um davon zu lernen und diese künftig zu vermeiden. • Kinder lachen und weinen, wenn ihnen danach ist. Ein seelisch gesundes Kind zeigt seine Emotionen. Die Welt mit Kinderaugen sehen, ist auch im pädagogisch-didaktischen Bereich unerlässlich. Wie bringe ich den Schülern den Lehrstoff auf kindgerechte Weise näher ohne wichtige Inhalte unter den Tisch fallen zu lassen? Die richtige Balance zwischen Spiel und Arbeit zu finden, ist wohl eine lebenslange Aufgabe von Pädagogen. Eigentlich gelingt sie nur, wenn es ein Miteinander zwischen Erwachsenen und Kindern gibt. Eine Begegnung auf Augenhöhe, in der Erwachsene versuchen, die Kinder zu verstehen und Kinder im Gegenzug ihre Eltern und Lehrer. Wie wäre es einmal für ein paar Stunden, die Rollen zu tauschen und einen Selbstversuch zu starten? Vermutlich kehrt dann jeder wieder gerne auf seinen Platz zurück, allerdings mit einer Portion Verständnis für den jeweils anderen! 30 | SEPTEMBER 2014 Foto: © amelaxa - Fotolia.com ONLINEZEITUNG: http://aktuell.LmZukunft.at

information & emotioninformation & emotion ■ ■ Der emotionale Mensch – Teil 3: Die Renaissance der Gefühle IMMER NUR VERNÜNFTIG SEIN IST MEHR ALS LANGWEILIG Thomas und Erich sind Brüder. Sie sind zwei Jahre auseinander, sehen sich furchtbar ähnlich und sind dennoch so verschieden. Thomas ist der Ältere der beiden, und wie so oft bei Geschwisterpaaren, der Vernünftigere – das haben schon Eltern und Lehrer immer gesagt. Tom, wie ihn seine Freunde nennen, musste schon früher Verantwortung übernehmen. Er musste früher im Haushalt mithelfen, früher Schularbeiten schreiben aber auch früher nach Hause kommen, als Erich es im selben Alter musste. Tom hat außerdem gelernt seine Gefühle im Zaum zu halten. Erich hingegen hatte wesentlich mehr Freiheiten und hat sich zwar nicht zu einem Choleriker entwickelt, ist aber dennoch ein echter Hitzkopf geworden. Gefühle werden bei Erich nicht gefiltert und kanalisiert, sondern wie sie sind auf seine Umwelt losgelassen. Trotz aller andersartigen Voraussagen ist Erich im Berufsleben heute wesentlich erfolgreicher als Tom, sein ehrgeiziger und vernünftiger älterer Bruder. Er hat einfach besser gelernt seine Gefühle zu erkennen und richtig einzusetzen. Wer das Leben zum Großteil mit den Mitteln des rationalen Verstandes bewältigte, galt viele Jahrhunderte lang als ernstzunehmend und erfolgreich. Cogito ergo sum – ich denke also bin ich. Gefühle sind schließlich nur was für Schwächlinge oder unausgeglichene Menschen. Heute weiß man, dass Emotionen, sofern sie erkannt und richtig eingesetzt werden, ein großartiges Mittel zum Erfolg sein können. EMOTIONEN ALS WERKZEUG Im Abendland ist die Trennung von Emotion und Intellekt tief verwurzelt und auch in der Schule wird auf emotionale Bildung bislang nur wenig Wert bis gar kein Wert gelegt. Dennoch ist die Zeit für eine längst fällige Neuorientierung reif. In der Psychologie spricht man schon seit einigen Jahren von der „emotionalen Wende“ und vor allem Sozialund Gesundheitspsychologen haben den Einfluss der Gefühle auf das menschliche Erleben und Verhalten erkannt. Selbst die größten wissenschaftlichen Entdeckungen der Geschichte (z.B. Newton, Einstein, Planck, …) wären ohne die emotionale „Heureka“- Komponente nie oder erst viel später gemacht worden. Untersuchungen haben gezeigt, dass unser Erfolg im Leben nur etwa zu einem Fünftel vom analytischen, rationalen Denken abhängt. Welchen Nutzen die „emotionale Intelligenz“ für uns haben kann, soll in der nächsten Ausgabe erläutert werden. Mag. Markus Neumeyer Theater-, Film- und Medienpädagoge, dipl. Lern/ Freizeit & Vitalcoach www.stagefreaks.at tipp Von dem Autor stammt das Buch „Aus dem Leben in die Kunst – die emotionale Kreativitätstheorie“ ISBN 978-3- 639-49675-8 Foto: © Oleksandr Moroz - Fotolia.com ONLINEZEITUNG: http://aktuell.LmZukunft.at SEPTEMBER 2014 | 31