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LERNEN MIT ZUKUNFT MÄRZ 2022

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information & entwicklung Der Kommunikator – Teil 7: Gewaltfreie Kommunikation ist wichtig DIE KOLUMNE FÜR ALLE, DIE ETWAS ZU SAGEN HABEN Mag. Markus Neumeyer M.A. Gründer der Werbeagentur "Bunte Feder" www.buntefeder.at Arbeitet außerdem als Texter Autor und Ghostwriter Fragen: www.maxneumeyer.at office@buntefeder.at Buchtipp Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens. Fachbuch. Marshall B. Rosenberg. 224 Seiten, neue Ausgabe 2016, erschienen im Jungfermann Verlag. ISBN: 978-3-9557-1572-4 Krieg. Ein Wort, das den meisten von uns Gänsehaut beschert und ein Zustand, den außer ein paar skrupellosen Profiteuren wohl niemand braucht. Diese Zumutung menschlichen Versagens ist wieder neu aufgeflammt – diesmal sogar mitten in Europa nur wenige hundert Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Ist das nötig, oder wäre das mit anderen Mitteln der Kommunikation nicht zu verhindern gewesen? Marshall B. Rosenberg war der festen Überzeugung, die Freude am einfühlsamen Geben und Nehmen würde unserem natürlichen Wesen entsprechen. Zwei Fragen dazu beschäftigten den US-amerikanischen Psychologen sein ganzes Leben lang: Was geschieht, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns gewalttätig verhalten? Wie schaffen es manche Menschen, selbst unter den schwierigsten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben? NATÜRLICHE EINFÜHLSAMKEIT Als Rosenberg begann, sich wissenschaftlich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, war er schnell über die entscheidende Rolle der Sprache und des Gebrauchs von Wörtern erstaunt. Bereits früh hatte er einen spezifischen Zugang zur Kommunikation entdeckt – zum Sprechen und Zuhören – der Menschen dazu führt, von Herzen zu geben, wie er es nannte, indem wir mit uns selbst und anderen auf eine Weise in Kontakt kommen, die unser natürliches Einfühlungsvermögen zum Ausdruck bringt. Er nannte seine Methode „Gewaltfreie Kommunikation“ und sein gleichnamiges Buch wurde ein Weltbestseller. DIE MACHT DER WORTE Der Psychologe und international tätige Mediator erkannte, dass viele von uns ihre Art des Sprechens gar nicht als „gewalttätig“ betrachten, andere Menschen dennoch verletzen und damit Leid zufügen. Seine Kommunikationstechniken gründen auf sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten, die unsere Möglichkeiten erweitern sollen, selbst unter herausforderndsten Umständen menschlich zu bleiben. Ich glaube wir wissen, wer heutzutage viel von Rosenberg lernen könnte, besonders wenn wir einen Blick gen Osten werfen. Die Macht der Worte ist größer als wir denken. NEU GEDACHT UND FORMULIERT Beim Ausarbeiten der Theorie zur Gewaltfreien Kommunikation (GFK) hat Rosenberg das Rad keinesfalls neu erfunden, aber es hat es geschafft, verschiedene Ansätze miteinander zu verbinden. Seine Theorie steht in der Tradition der sogenannten klientenzentrierten Psychotherapie, die von seinem Lehrer Carl Rogers entwickelt wurde. Schon bei Rogers stand das Zuhören im Mittelpunkt. Die gewaltfreie Kommunikation ist allerdings mehr als eine reine Foto © Gert Altmann | pixabay.com 10 | MÄRZ 2022

Gesprächstherapie. Stark beeinflusst wurde Rosenbergs Arbeit auch von Mahatma Gandhi und seinen Überlegungen zur Gewaltfreiheit, die auf Sammlungen philosophischer Schriften des Hinduismus basieren. Andere Elemente finden sich auch in älteren Konfliktlösungstechniken, wie dem Gütekraft-Konzept von Martin Arnold, der Mediation und den Win-Win-Strategien wieder. WIR SOLLEN UNS ERINNERN Die GFK soll uns bei der Umgestaltung unseres sprachlichen Ausdrucks helfen, und unserer Art zuzuhören. Empathie, ist Rosenberg zu Folge eine wichtige Grundvoraussetzung gelingender Kommunikation. Er war der Meinung, unter freien Bedingungen würden Menschen die empathische Verbindung zu anderen suchen. Im ging es darum, uns an etwas zu erinnern, was wir bereits kennen sollten: Wie unsere Kommunikation ursprünglich gedacht war. Er wollte uns anregen, uns ehrlich und klar auszudrücken und anderen Menschen gleichzeitig unsere respektvolle und einfühlsame Aufmerksamkeit zu schenken. Rosenberg war sich sicher, die Form, in der wir miteinander kommunizieren, hat einen entscheidenden Einfluss darauf, ob wir Empathie für unser Gegenüber entwickeln und beidseitige Bedürfnisse erfüllen können. Ein spannender Ansatz! onspartner, das Anstellen von Vergleichen, das Leugnen von Verantwortung genauso, wie das Stellen von Forderungen anstatt von Bitten. Sehen wir uns die aktuelle politische Lage an und analysieren wir die vorausgegangene Kommunikation, erkennen wir schnell, dass so ziemlich alles falsch gemacht wurde, was falsch gemacht werden konnte. Von Profis am internationalen diplomatischen Parkett, sollte man eigentlich etwas anderes erwarten. Da hat wohl wer seinen Rosenberg nicht gelesen! Marshall Bertram Rosenberg (* 6. Oktober 1934 in Canton, Ohio; † 7. Februar 2015 in Albuquerque, New Mexico) war ein USamerikanischer Psychologe und international tätiger Mediator. Er entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), englisch Nonviolent Communication (NVC), und gründete das gemeinnützige „Center for Nonviolent Communication“. Rosenberg lebte in Albuquerque, New Mexico, USA. ZWEI ARTEN VON KOMMUNIKATION Rosenberg unterschied zwei Arten von Kommunikation, die lebensentfremdete Kommunikation und eben die gewaltfreie Kommunikation. Zur besseren Veranschaulichung sprach er auch immer wieder von der „Wolfssprache“ und der „Giraffensprache“. Unter lebensentfremdender Kommunikation verstand er Kommunikationsformen, die Verbindungen zwischen Menschen blockieren und zu psychischer oder physischer Gewalt beitragen können. Dazu gehören moralische Urteile über Kommunikati- 11 | MÄRZ 2022