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LERNEN MIT ZUKUNFT MÄRZ 2022

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information & bildung Mehrsprachige Kindererziehung: Tipps für den Familienalltag KENNST DU VIELE SPRACHEN - HAST DU VIELE SCHLÜSSEL FÜR EIN SCHLOSS (Voltaire) DI Roswitha Wurm Dipl. Lerndidaktikerin Lese- und Rechtschreibtrainerin, Kinderbuchautorin Interaktive Lesungen an Schulen buchbar unter: www.lesenmitkindern.at Juan stammt aus Spanien, Maren aus Dänemark. Beide leben seit ihrer Kindheit in Österreich. Als die beiden gemeinsam eine Familie gründen, sind sie sich einig: ihre Kinder sollen beide Sprachen und Kulturen kennen- und lieben lernen. Kann das gelingen? Wichtig ist, dass jeder Elternteil in der Kommunikation mit dem Kind konsequent bei seiner Sprache bleibt. Diese elternbezogene Sprache vermittelt dem Kind die emotionale Sicherheit, die es für den Spracherwerb und die Identitätsfindung benötigt. Juan spricht Spanisch mit den Kindern, Maren Dänisch. Im Kindergarten und in der Nachbarschaft lernen die Kinder Deutsch. Wenn Gastkinder zu Besuch sind, lockert Maren ausnahmsweise die „Eine Person eine Sprache“-Regel: „Dann spreche ich auch mit meinen Kindern Deutsch, um das Gastkind nicht auszuschließen.“ „Wichtig ist, dass die Eltern sich selbst einig sind über ihre multilinguale Erziehung. Dann wird sie auch meist von der Umgebung akzeptiert“, weiß die Linguistin und Mutter zweier mehrsprachig erzogener Kinder, Mag. Zwetelina Ortega, „manchmal kommt es zu Differenzen mit den Großeltern, die die jeweilig andere Sprache des Enkelkindes oder des Schwiegerkindes nicht sprechen. Ein offenes Gespräch mit Oma und Opa hilft, um klar zu machen, dass es nicht darum geht jemanden sprachlich auszuschließen, sondern um die natürliche Kommunikation mit dem Kind. Kleinkinder sind verwirrt, wenn sie von der Mama plötzlich mit einer anderen Sprache angesprochen werden.“ Meist beherrscht das Kind die Sprache, die in der Familie gesprochen wird, zunächst besser. Das ist kein Grund zur Sorge, sondern eine normale Entwicklung. Eine ausgeglichene Sprachkompetenz in zwei oder mehreren Sprachen ist sehr selten. Sobald das Kind allerdings in eine Betreuungseinrichtung kommt, verändert sich die Dominanz in Richtung Umgebungssprache. Ortega, die ein Beratungszentrum für Mehrsprachige Erziehung in Wien leitet, erklärt: „Bereits im Kleinkindalter kann man mit dem Kind über seine Mehrsprachigkeit sprechen und dem Kind Fragen stellen wie z.B. „Weißt du wie der Papa zu diesem Gegenstand sagt?“ oder „Wie nennst du das im Kindergarten?“. Und wenn das Kind die Sprachen mischt? Das gehört zur frühen zweisprachigen Entwicklung dazu. Mit der Zeit und 6 | MÄRZ 2022 Foto: © Felix Lichtenfeld | pixabay.com

voranschreitenden Entwicklung geht das Mischen der Sprachen zurück.“ Sprache soll und darf Spaß machen. Am erfolgreichsten in der Vermittlung einer Sprache und der damit verbundenen Kultur sind Eltern, die selber Freude an ihrer Sprache und an Kommunikation haben. Die dem Kind auch den kulturellen Hintergrund der Sprache weitergeben mit Kinderbüchern, Schlafliedern, Bräuchen, Speisen und vor allem mit regelmäßigen Besuchen oder Kontakten im oder vom eigenen Herkunftsland. Bei einem einsprachig erzogenen Kind ist die Sprachentwicklung Ende der Grundschule weitgehend abgeschlossen. Nicht so bei mehrsprachig erzogenen Kindern. Wenn Mutter oder Vater die einzigen sind, die eine Sprache mit dem Kind pflegen, verliert diese Sprache (schwächere Sprache) an Attraktivität. Es ist wichtig, dass das Kind die Möglichkeit bekommt mit Gleichaltrigen in dieser Sprache zu kommunizieren. Manchmal verweigern Kinder in einer bestimmten Entwicklungsphase eine Sprache. Auch da gilt: Freude als Basis. Wenn kein großes Drama daraus gemacht wird, gibt sich diese Verweigerung manchmal von selbst. Die Sprache soll freiwillig gesprochen werden. Manchmal fällt es den Kindern einfach schwer, wenn sie aus der Schule oder dem Kindergarten kommen von Deutsch auf die Mutter- oder Vatersprache zu wechseln: „Mama, meine Zunge ist noch auf Deutsch eingestellt!“ Je älter das Kind jedoch wird, desto leichter fällt meist der Wechsel von der Umgebungssprache auf die Sprache eines Elternteils. Mehrere Sprachen sprechen? „Das macht Spaß!“ oder wie Maren und Juan sagen würden: „Det er sjovt!“ und „¡Eso es divertido!“ Ein Kinderbuch über Freundschaften zwischen Kindern, die unterschiedliche Herkunftssprachen haben, voller Erlebnisse und einer geheimnisvollen Flaschenpost für alle jungen Leser, geschrieben von der Kinderbuchautorin Roswitha Wurm und der Linguistin Zwetelina Ortega, farbenfroh illustriert von Carolin Meyering. Die Umami-Bande ist eine lustige Geschichte, ein Auftakt für weitere Abenteuer, voller Lebensfreude und weckt nebenbei Neugierde auf die vorhandene Sprachvielfalt. Sprache wird mit allen Sinnen gelernt. www.amiguitos.de 7 | MÄRZ 2022