Aufrufe
vor 2 Jahren

LERNEN MIT ZUKUNFT MÄRZ 2022

  • Text
  • Wwwlmzukunftat
  • Karneval
  • Zellen
  • Rosenberg
  • Kinder
  • Wien
  • Entwicklung
  • Zeit
  • Sprache
  • Kommunikation
  • Menschen

information & bildung

information & bildung Achtsamkeit in der Pädagogik: : Kinder wertschätzend begleiten BEI UNSEREM TUN VERWEILEN, OHNE UNS ABLENKEN ZU LASSEN Roswitha Maderthaner BEd pädagogische Fachberaterin Dipl.Biografiearbeiterin Mira ist drei Jahre alt. Sie will in den Garten gehen, und wird von der Erzieherin dazu aufgefordert sich ihre Gummistiefel anzuziehen. Die Erzieherin lässt Mira alleine. Sie weiß, Mira kann sich die Stiefel schon selbst anziehen. Als sie nach einer Weile nach Mira sieht, liegt diese am Boden, hält einen Gummistiefel in der Hand und guckt in die Luft. Die Erzieherin betrachtet Mira, dann setzt sie sich zu dem Kind und sagt: „Mira, ich bleib jetzt bei dir und sehe dir zu, wie du dir deine Stiefel anziehst.“ Mira freut sich. Sie nimmt die Stiefel und zieht sie ruck zuck an. Die Erzieherin sieht ihr dabei aufmerksam zu. Mira bemerkt, wie sie die Erzieherin betrachtet und lacht sie an. Szenen wie diese, spielen sich im Erziehungsalltag fast täglich ab. Durch Aufmerksamkeit und Achtsamkeit ist es der Erzieherin hier gelungen, dem Autonomiebestreben der Dreijährigen wie auch dem Bestreben nach Verbundenheit nachzukommen. Bindung und Autonomie sind psychische Grundbedürfnisse, die befriedigt werden müssen, damit es zu einer gesunden Entwicklung des Kindes kommt (vergl. Fabienne Becker Stoll). Darüber hinaus führt laut dem bekannten Hirnforscher Gerald Hüther, die gleichzeitige Erfahrung von Verbundenheit und Autonomie und der Verankerung dieser in unserem Gehirn zu einer Vorstellung von der Würde des Menschen. Bedenkt man, dass eine, im Grunde relativ einfache Intervention seitens der Erzieherin solche Wirkung auf die Entwicklung des Kindes haben kann, führt es einem vor Augen, welche 4 | MÄRZ 2022

Bedeutung die adäquate Beantwortung von Verhaltensweisen des Kindes im Erziehungsalltag hat. Wie aber kommt es zu einer solchen angemessenen, feinfühligen und professionellen Handlung gegenüber dem Kind? Am Anfang steht die Achtsamkeit. Durch völlige Präsenz der Pädagogin gegenüber der Situation, kommt es zu einer entsprechenden Aktion. Zuallererst nimmt sie wahr, was hier passiert. Sie bemerkt es nicht nur, sie nimmt wahr. Sie ist präsent, weiß, dass sie nun aufmerksam ist. Sie denkt nicht während dem Zuschauen an etwas anderes, sie ist ganz beim Kind. Und das Kind spürt diese Präsenz. Durch die achtsame Aufmerksamkeit der Erzieherin wird dem Kind Folgendes vermittelt: Du bist es wert, dass ich bei dir bin, dass was du tust ist in Ordnung, ich akzeptiere es und ich vertraue dir, dass du das schaffst, ich nehme dich als kompetent wahr. Welch ein Geschenk liegt hier für das Kind doch verborgen? Achtsamkeit und Aufmerksamkeit in die Praxis umgesetzt, wirkt direkt auf das Kind. Aufmerksamkeit in der Pädagogik nimmt an, was gerade ist, und nicht was gerade sein sollte. Sie fordert die Erziehenden im ersten Schritt dazu auf, innezuhalten, wahrzunehmen und anzuerkennen was gerade passiert, ohne zu bewerten. Erst im zweiten Schritt erfolgt die Interpretation des Geschehens und die erforderliche Interaktion. Wenn diese Interaktion darauf abzielt achtsam und ganz beim Kind zu sein, dann ist bereits ein großer Schritt in Richtung einer angemessener Entwicklungsbegleitung getan. Foto: © Ada K | pixabay.com 5 | MÄRZ 2022