Struktur und Bewegung der Jugendkriminalität Der Verlauf der Tatverdächtigenbelastungszahlen Jugendlicher und Heranwachsender zeigt bei den Diebstahlsdelikten seit Ende der neunziger Jahre einen deutlich rückläufigen Trend. Bei den Drogendelikten ist für die Heranwachsenden eine starke Steigerung zu erkennen. Jugendliche und Heranwachsende weisen nach wie vor steigende Tendenzen bei Körperverletzungsdelikten, vor allem im Bereich der Gewaltkriminalität (schwere und gefährliche Körperverletzungen) auf. Dunkelfeldforschungen hatten zum Ergebnis, dass die Statistik offensichtlich aufgrund erhöhter Anzeigenbereitschaft eine Zunahme der Gewaltkriminalität signalisiert, die eine stärkere Aufhellung des Dunkelfeldes darstellt und nicht einen tatsächlichen Anstieg von Gewalt beinhaltet. Für langfristige Entwicklungen der Tatverdächtigenbelastungszahlen spielen unter anderem demografische Entwicklungen eine Rolle. Kinder- und Jugenddelinquenz ist überwiegend männlich. Der Anteil der weiblichen Tatverdächtigen ist bei den Kindern mit 28,7 % und den Jugendlichen mit 28,8 % im Jahre 2008 deutlich höher als bei den Heranwachsenden mit 21,2 % (bei den Erwachsenen liegt er bei 24,4 %). Im Jahr 2008 betrug der Anteil der tatverdächtigen Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen 26,8 %. Im Jahre 2001 bezifferte sich dieser Anteil noch auf 30 %, wobei sich die Gesamtzahl der Tatverdächtigen von 2007 zu 2008 um 1,7 % verringerte (2 255 693). Tatverdächtige der Altersgruppen bei Tatverdächtigen insgesamt Jugendliche 11,8 % Heranwachsende 10,5 % Kinder 4,5 % 1 2 3 4 Erwachsene 73,2 % Leseprobe Abbildung 1: Tatverdächtige der Altersgruppen bei Tatverdächtigen insgesamt Quelle: Bundesministerium des Innern: Polizeiliche Kriminalstatistik 2008, S. 32 Bei Betrachtung im mittelfristigen Vergleich ist in allen drei Altersgruppen in den letzten vier Jahren eine rückläufige Tendenz erkennbar. Im Jahr 2008 betrug der Anteil der Kinder an den Tatverdächtigen 4,5 % (101 389). Bei Kindern dominiert eindeutig der Ladendiebstahl, der im Jahr 2008 einen Anteil von 40,6 % (deutsche Kinder) aufwies. 54,7 % der durch tatverdächtige Kinder begangenen Straftaten beziehen sich auf Diebstahlsdelikte. 15
Jugend – eine demographische, soziale und rechtliche Kategorie PKS Berichtsjahr 2007 Tatverdächtige ‚Alters- und Geschlechtsstruktur‘ PKS Berichtsjahr 2007 Tatverdächtige ‚Alters- und Geschlechtsstruktur‘ 75 An zweiter und dritter Stelle der Häufigkeit befinden sich laut Statistik bei tatverdächtigen G11 Kindern Sachbeschädigungen und Körperverletzungsdelikte. 75 Entwicklung tatverdächtiger Kinder G11 Entwicklung Entwicklung tatverdächtiger tatverdächtiger Kinder Kinder 160 000 Anzahl 150 000 160 000 140 000 150 000 130 000 140 000 120 000 130 000 110 000 120 000 100 000 110 000 90 000 100 000 80 000 90 000 70 000 80 000 60 000 70 000 50 000 60 000 40 000 50 000 30 000 40 000 20 000 30 000 10 000 20 000 0 10 000 0 1984-1990 alte Länder; 1991-1992 alte Länder mit Gesamt-Berlin; ab 1993 Bundesgebiet insgesamt 16 Anzahl Leseprobe2008 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 insgesamt deutsche insgesamt nichtdeutsche nichtdeutsche 1984-1990 alte Länder; 1991-1992 alte Länder mit Gesamt-Berlin; ab 1993 Bundesgebiet insgesamt Abbildung Entwicklung 2: Entwicklung tatverdächtiger tatverdächtiger Kinder in Kinder einzelnen Deliktsbereichen Quelle: Bereich: Entwicklung Bundeskriminalamt: Bundesgebiet tatverdächtiger insgesamt Polizeiliche Kinder Kriminalstatistik in einzelnen Deliktsbereichen 2007, S. 75 mit der Ergänzung aus der Polizeilichen T35 Bereich: Kriminalstatistik 2008 (Bundesministerium des Innern), S. 11 Bundesgebiet insgesamt Schlüs- Straftaten(gruppe) deutsche Kinder Veränderung nichtdeutsche Kinder Veränderung Der T35 sel Anteil der Jugendlichen 2007 an den 2006 Tatverdächtigen absolut in % insgesamt 2007 2006im Jahr absolut 2008 in % Schlüs- Straftaten(gruppe) deutsche Kinder Veränderung nichtdeutsche Kinder Veränderung betrug ---- 11,8 Straftaten % (265 insgesamt 771) und weist 84 361 damit 82 931 wie von 1 430 20061,7 zu 2007 17 651eine 17 sinkende 556 95Ten- denz 6740 auf Sachbeschädigung (- 4,2 % gegenüber dem 17 801 Vorjahr). 15 613 2 188 14,0 2 583 2 197 386 17,6 0,5 sel 2007 2006 absolut in % 2007 2006 absolut in % ---- Straftaten insgesamt 84 361 82 931 1 430 1,7 17 651 17 556 95 0,5 2240 (Vorsätzliche leichte) 8 411 7 417 994 13,4 2 301 2 094 207 9,9 Bei den 6740 Körperverletzung Jugendlichen Sachbeschädigung bilden 17 2008 801 die 15 613 Eigentumsdelikte 2 188 14,0 2 den 583 höchsten 2 197 Anteil 386 17,6 2240 (Vorsätzliche leichte) 8 411 7 417 994 13,4 2 301 2 094 207 9,9 (42,4 2220 %), Gefährliche insbesondere und schwere Ladendiebstähle 7 114 6 432 (22,9 %), 682 und 10,6 die 2 Körperverletzungsdelikten (24,4 Körperverletzung %). 272 2 163 109 5,0 Körperverletzung 2220 Gefährliche und schwere 7 114 6 432 682 10,6 2 272 2 163 109 5,0 4*** "schwerer" Diebstahl 5 501 5 167 334 6,5 1 171 1 164 7 0,6 Erfreulicherweise 6730 Beleidigung Körperverletzung setzte sich der 2 953 Anstieg 2 620 der Gewaltkriminalität 333 12,7 644 Jugendlicher 574 70 im 12,2 4*** "schwerer" Diebstahl 5 501 5 167 334 6,5 1 171 1 164 7 0,6 Jahre 64002008 Brandstiftung nicht fort (- 5,9 %). 1 674 1 722 -48 -2,8 155 161 -6 -3,7 6730 Beleidigung 2 953 2 620 333 12,7 644 574 70 12,2 7300 Rauschgiftdelikte BtMG 528 678 -150 -22,1 53 65 -12 -18,5 Die Rangfolge 6400 Brandstiftung ist bei den nichtdeutschen 1 674 1 722 Jugendlichen -48 -2,8 ebenso, 155 allerdings 161 liegen -6 -3,7 *26* Ladendiebstahl insges. 33 786 36 587 -2 801 -7,7 6 707 7 272 -565 -7,8 sie mit 7300einem Rauschgiftdelikte Anteil von BtMG29,2 % (2007) 528 bei 678der Gewaltkriminalität -150 -22,1 53 höher 65 als -12 ihre -18,5 Der *26* starke Ladendiebstahl Anstieg der Anzahl insges. tatverdächtiger 33 786 Kinder 36 587 seit 1993 -2 801 hat sich -7,7 zwischen 6 70719997 und 272 2006 -565 nicht mehr -7,8 deutschen Altersgenossen. (Eine differenzierte Aussage zur Gewaltkriminalität fortgesetzt. Ihre Zahl stieg 2007 gegenüber 2006 wieder leicht an, und zwar um 1,5 Prozent (2006: -2,6 %, erfolgt Der starke in 2.3.1) Anstieg der Anzahl tatverdächtiger Kinder seit 1993 hat sich zwischen 1999 und 2006 nicht mehr 2005: -10,9 %, 2004: -8,4 %): Die Anzahl der tatverdächtigen deutschen Kinder nahm um 1,7 Prozent und fortgesetzt. Ihre Zahl stieg 2007 gegenüber 2006 wieder leicht an, und zwar um 1,5 Prozent (2006: -2,6 %, 16,9 die der nichtdeutschen um 0,5 Prozent zu. 2005: % der -10,9 tatverdächtigen %, 2004: -8,4 %): Jugendlichen Die Anzahl der tatverdächtigen besaßen im deutschen Jahr 2008 Kinder nicht nahm die um deutsche 1,7 Prozent und Staatsangehörigkeit Der Anstieg der registrierten Kinderdelinquenz betraf vor allem die Sachbeschädigung und die Körperverletzung. Bei den tatverdächtigen Kindern dominiert der Ladendiebstahl eindeutig. Hier wurde bei den tatver- die der nichtdeutschen um (- 2,5 0,5 Prozent zum Vorjahr). zu. Der Anstieg der registrierten Kinderdelinquenz betraf vor allem die Sachbeschädigung und die Körperverletzung. Bei den tatverdächtigen Kindern dominiert der Ladendiebstahl eindeutig. Hier wurde bei den tatver- Gegenüber dächtigen deutschen dem Vorjahr Kindern allerdings zeichnet ein sich Rückgang bei den um 7,7 Tatverdächtigenzahlen Prozent, bei den nichtdeutschen deutscher ein Rückgang und von 7,8 Prozent registriert. Bei Ladendiebstahl wird die Entwicklung der ermittelten Tatverdächtigen vom dächtigen nichtdeutscher deutschen Kindern Jugendlicher allerdings ein ein Rückgang Rückgang um 7,7 im Prozent, Bereich bei der den nichtdeutschen Rauschgiftdelikte ein Rückgang (- Kontroll- 7,1 und Anzeigeverhalten im Einzelhandel beeinflusst. von %) 7,8 ab. Prozent Nichtdeutsche registriert. Bei tatverdächtige Ladendiebstahl wird Jugendliche die Entwicklung weisen der ermittelten bei den Tatverdächtigen Rohheitsdelikten Kontroll- und den Anzeigeverhalten Straftaten im gegen Einzelhandel die persönliche beeinflusst. Freiheit (35 %), bei leichtem vom Diebstahl (33,3 %) und bei Körperverletzungsdelikten (28,6 %) höhere Anteile als die deutschen Jugendlichen auf. Die Gruppe der nichtdeutschen tatverdächtigen Jugendlichen war mit einem fast gleich hohen Anteil wie die der deutschen am Ladendiebstahl beteiligt (22,2 %). Allerdings handelt es sich hier um Kontrolldelikte, deren Anzahl wesentlich von den Aktivitäten der Kriminalitätskontrolle abhängt.
Laden...
Laden...
Laden...