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Beschaffung aktuell 01-02.2024

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» MANAGEMENT Von der

» MANAGEMENT Von der Anfrage zur Lieferanten-Longlist Sourcing-Anfrage: Im ersten Schritt definiert der Werkzeugmaschinenhersteller ein Anforderungsprofil für seinen spezifischen Sourcing-Fall, wobei mehr als 50 verschiedene Datenpunkte ausgewertet werden können. Dazu gehören neben relevanten Keywords z. B. auch relevante Wettbewerber und HS-Codes. Datenanalyse und Vergleich: Durch das Echtzeit-Screening von mehr als 10 Milliarden Datenpunkten werden die Lieferanten mit der größten Schnittmenge entsprechend der Nachfrage ermittelt. Als Ergebnis der Datenanalyse erhält das Unternehmen innerhalb von Minuten eine Liste potenzieller Lieferanten, die zu den Anforderungen passen. Bewerten und Anpassen der Longlist: Auf Basis der Longlist kann DMG Mori analysieren und bewerten, welche Lieferanten am besten zu den Projektanforderungen passten und die Liste verfeinern. Die Ergebnisse erweiterten die bestehende Lieferantenliste um neue und bisher unbekannte Lieferanten. gleich über die gesamte Datenbank um ähnliche Firmen zu identifizieren. Um relevante Lieferanten zu identifizieren, die zu den Anforderungen des Kunden passen, greift Matchory fast ausschließlich auf öffentliche Daten zurück. „Wir gehen systematisch durch das gesamte Web und sammeln öffentlich verfügbare Lieferanteninformationen“, erklärt Aiko Wiegand, CEO und Mitgründer von Matchory. „Wir suchen also gezielt nach dem digitalen Fußabdruck eines Lieferanten und erstellen daraus ein digitales Lieferantenprofil. Diese Datenprofile werden dann mit zusätzlichen Informationen angereichert.“ Mehr als 10 Millionen Lieferanten in der Datenbank Aber welche Informationen erhalten Anwender über die einzelnen Zulieferer? In den Lieferantenprofilen finden sich allgemeine Daten wie Firmenname, Standort und Website, sowie spezifische Informationen zu Produkten, Zertifikaten oder Nachhaltigkeitskriterien. Insgesamt sind 10,5 Millionen Lieferanten in der Datenbank hinterlegt. Damit habe man eine sehr hohe Abdeckung in der Breite. „Wir arbeiten jetzt daran, dass wir für die einzelnen Lieferanten noch mehr in die in die Tiefe kommen. Da sprechen wir mit verschiedenen Partnern um deren Datenpunkte für eine bessere Entscheidungsfindung miteinzubinden. Wir wollen nicht selbst in jede Kategorie so tief eintauchen“, betont der CEO. Konkret gehe es dabei um Finanz- , Risiko- und ESG-Daten sowie Kontaktinformationen, die integriert werden sollen. Weitere Informationen liefern Zolldaten, mit denen Matchory intensiv arbeitet. Wenn ein Container von Europa in die USA verschifft wird, gibt es dazu ein entsprechendes Frachtdokument (Bill of Lading). „Wir haben mehrere 100 Millionen dieser Fracht - dokumente gesammelt und in die Datenbank eingebunden. Dadurch bekommen wir sehr viel Transparenz über die Lieferanten und die Lieferketten“, sagt Wiegand. So könne Matchory nachvollziehen, welche Lieferanten in welchen Kategorien bzw. Produkten weltweit führend oder entsprechend spezialisiert sind. Wie haben sie sich im Zeitverlauf entwickelt? Welche Kunden werden beliefert? Wie oft haben diese Kunden nachbestellt? All das sind laut Wiegand sehr wertvolle Informationen aus den Frachtdokumenten für die Algorithmen, die das Matching übernehmen. Das Ganze soll weiter angereichert werden, zum Beispiel mit einer Risikoeinschätzung oder ausgewerteten Finanzkennzahlen. Das bringt dem Maschinenbauer die Zusammenarbeit Oberste Priorität hat dem Gründer zufolge die Unabhängigkeit. Man werde keine Sichtbarkeit verkaufen. So soll ein neutrales Ergebnis gewährleistet werden. „Perspektivisch planen wir, dass Lieferanten weitere Informationen für ihr Profil bereitstellen, die wir dann bei Bedarf verwenden können“, so Wiegand. Aber was bringt Matchory nun konkret? Aiko Wiegand: „Unsere Anwender haben deutliche Kosteneinsparungen bis zu 35 Prozent, allein dadurch, dass sie mit uns den gesamten, globalen Markt anschauen. Wir können bis zu hundertmal mehr Firmen in die Analyse miteinbeziehen und so letztendlich auch Lieferanten finden, die bessere Konditionen anbieten. Diese Ergebnisse können aber auch in der Preisverhandlung mit bestehenden Lieferanten eingesetzt werden. Damit sind erhebliche Einsparungen erzielt worden.“ Timo Rickermann von DMG Mori sieht den großen Vorteil vor allem in der Geschwindigkeit und dem Umfang der Suche: „Mit Matchory bringen wir Informationstransparenz in den Lieferantenmarkt. Ich weiß heute viel schneller, welche Anbieter es überhaupt gibt und kann sie direkt vergleichen und besser bewerten. Das ist mittlerweile ein absoluter Mehrwert.“ Yannick Schwab, Beschaffung aktuell 34 Beschaffung aktuell » 1-2 | 2024

Die Zukunft beginnt 2024 Einkauf 2030: Perspektiven und Impulse Die Herausforderungen der letzten Jahre haben den Einkauf präsenter und selbstbewusster werden lassen. Um jedoch wahre strategische Relevanz zu erlangen, ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung entscheidend. Die gezielte Analyse von Wettbewerbspotenzialen spielt dabei eine Schlüsselrolle, erfordert aber einen vorausschauenden Blick. Die Hochschule München präsentiert Prognosen für den „Einkauf 2030“ und gibt konkrete Handlungsempfehlungen für 2024. Das Zitat „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“ unterstreicht die Schwierigkeit von Zukunftsvorhersagen und impliziert, dass es möglicherweise besser ist, sich erst gar nicht auf solche Vorhersagen einzulassen. Doch um die vom Einkauf angestrebte strategische Anerkennung zu erzielen, reicht es nicht, auf das steigende externe Beschaffungsvolumen zu verweisen. Es ist vielmehr entscheidend, sich frühzeitig mit den Entwicklungen der Zukunft auseinanderzusetzen, um diese bewerten, nutzen und gestalten zu können. Der Anspruch besteht nicht zwangsläufig darin, eine vollkommen präzise Prognose abzugeben. Selbst kleine Schritte in die richtige Richtung können langfristig zu Wettbewerbsvorteilen führen, insbesondere wenn man sie früher geht als andere. Vor diesem Hintergrund befragte ein Team der Hochschule München im Jahresverlauf 2022 über 50 Führungskräfte aus dem Einkaufsumfeld zu deren Einschätzung über die Eintrittswahrscheinlichkeit wesentlicher Zukunftstrends. Aus diesen Befragungen konnten vier zentrale Schwerpunkte herausgearbeitet werden, die sich zu einem facettenreichen Bild der zukünftigen Entwicklungen im „Einkauf 2030“ zusammenfügen. Die Studie Einkauf 2030 Erstes Schwerpunktfeld sind die Strategie und Ziele, wobei hier besonders zusätzliche Ziele wie Nachhaltigkeit und Innovation sowie die zukünftige Rolle des Einkaufs als Wertschöpfungspartner erwartet werden. Wichtiger Baustein hierfür ist die Entlastung Bild: HS München/Prof. Kleemann Vier Schwerpunkte konnten bei der Befragung „Einkauf 2030“ herausgearbeitet werden und fügen sich zu einem vielschichtigen Zukunftsbild. Beschaffung aktuell » 1-2 | 2024 35

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