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Beschaffung aktuell 04.2024

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» MANAGEMENT Heiko Braitmaier, Executive Vice President Sourcing & Procurement, Kärcher Mehr Attraktivität und Leidenschaft im Einkauf Kärcher baut seine Einkaufsorganisation um. Heiko Braitmaier, Executive Vice President Sourcing & Procurement, setzt auf eine neue Führungskultur, Spezialisierung für Einkäuferinnen und Einkäufer, agile Teams und einen starken globalen Verbund. Eine gezielte Personalentwicklung flankiert den Wandel. Beschaffung aktuell: Krisen, Preissteigerungen und Regulatorik prägen den Einkauf auch in diesem Jahr. Wie schauen Sie für Kärcher auf 2024? Heiko Braitmaier: Die weltweiten Konflikte und Risiken sind für ein globales Unternehmen wie Kärcher große Herausforderungen. Wir versorgen weltweit Werke und müssen auf Ereignisse sehr schnell reagieren. Hinzu kommen neue Regularien, mit denen zusätzliche Aufwände, Prozessanpassungen, Zertifizierungen, Standards verbunden sind. Das alles braucht eine enge Zusammenarbeit intern und mit den externen Stakeholdern. Vom Einkauf verlangt das ein hohes Maß an Flexibilität und eine klare strategische Ausrichtung. Für mich ist mit den Veränderungen eine neue Führungskultur verbunden. Es geht um Menschen, um Talente, Kärcher-Einkaufsleiter Heiko Braitmaier: „Ich bin ein ganz großer Verfechter von Leidenschaft, vom Spaß am Tun. Genau das ermöglichen wir mit den neuen Strukturen.“ Bild: Kärcher 12 Beschaffung aktuell » 04 | 2024

um neue Profile und Weiterentwicklung. Seit 2020 machen wir uns intensive Gedanken, wie der Einkauf der Zukunft als ein verzahnendes Element im Unternehmen aussehen soll. Den Einkauf komplett neu zu positionieren sehe ich persönlich als eine Riesenchance. Warum muss sich die Führungskultur im Einkauf verändern? In der Vergangenheit waren die Führungskräfte im Einkauf sehr operativ unterwegs. Das macht zugegebenermaßen Spaß und wenn man die Probleme am Ende des Tages gelöst hat, ist man stolz und glücklich. Leider bringt das für die Strategie und vorausschauende Problemlösung wenig. Deshalb habe ich meine Führungskräfte sukzessive aus der operativen Thematik herausgenommen. Der Weg ist nicht einfach und er ist auch noch nicht abgeschlossen. Für die Transformation, die wir angestoßen haben, ist es entscheidend, die Menschen an Bord zu haben: Gespräche führen, Veränderungen erklären und Chancen aufzeigen sind die Kernaufgaben von Führung heute. Wie organisieren Sie sich künftig? Wir installieren zum Beispiel kleine, agile Teams, die sich vorübergehend für ein Thema (etwa die Energiepreise) zusammenfinden. Solche Taskforces haben sich in der Lieferkrise bewährt. Das Prinzip führen wir fort, nehmen Mitarbeiter mit Affinität für ein Thema für eine gewisse Zeit aus dem Tagesgeschäft. Für die Kolleginnen und Kollegen sind das ausgezeichnete Gelegenheiten, sie können sich zeigen, haben Erfolge, bekommen Feedback, erfahren Wertschätzung. Das motiviert und setzt an der Leidenschaft an, die Menschen für ihre Arbeit mitbringen. Ich bin ein ganz großer Verfechter von Leidenschaft, vom Spaß am Tun. Das ermöglichen wir mit diesen neuen Strukturen. Die Karrierewege im Einkauf verändern sich demnach? Absolut. Ich selbst bin sicherlich ein Beispiel für eine klassische Kaminkarriere. Diese Art Laufbahn wird es nicht mehr geben, auch weil Mitarbeitende das gar nicht mehr wollen. Für mich ist es die höchste Bestätigung einer guten Personalentwicklung, wenn sich meine Leute auch in anderen Bereichen bei Kärcher etablieren und dort Karriere machen. Ich sehe es als Größe, ein gutes Talent auch mal abzugeben, zum Wohle für Kärcher, zum Wohle des Mitarbeiters. »Gespräche führen, Veränderungen erklären, Chancen aufzeigen sind die Kernaufgaben von Führung heute.« Heiko Braitmaier ... begann 1999 seine Laufbahn bei Kärcher als Einkäufer für Metallteile. 2003 wurde er im Einkauf Gruppenleiter für Kaufgeräte, 2006 Abteilungsleiter für diese Kategorie. Seit 2009 ist er Vice President Sourcing & Procurement. Kärcher hat eine eigene Einkaufsakademie. Ist sie Teil der Transformation? Mit unserer Akademie heben wir den globalen Einkauf auf einen gemeinsamen Standard. Moderne Personal entwicklung geht darüber hinaus. Es gibt Menschen mit Talent für Verhandlung, andere für Beziehungsmanagement. Wir wollen besser verstehen, wer welche Stärken, welche Leidenschaften hat und die Mitarbeitenden individuell weiterentwickeln: als Experten für Nachhaltigkeit, Vertragsmanagement, Verhandlung ... Allrounder sind im Einkauf eine aussterbende Spezies. Wichtig ist, dass wir alle globalen Einkaufsstandorte mitnehmen und im Verbund unsere Zusammenarbeit verbessern. Wir haben ein Transformation Office, das dafür sorgt, dass wir die Veränderungen schrittweise ausrollen und die Organisation in diesem Wandel eng begleiten. Wie digital wird der neue Kärcher-Einkauf? Ich bin ein großer Fan davon, alle stupiden wiederkehrenden Aufgaben zu digitalisieren. Wir haben im Einkauf deshalb auch Spezialisten, die Bots programmieren. Ein einfaches Beispiel: Für jede Preisanfrage brauchen wir aus SAP eine Zeichnung und müssen diese an die Lieferanten schicken. Das macht jetzt ein Bot. So bekommen wir Luft für unsere Kernaufgabe. Dazu kommt KI. Das fängt klein an, indem Sie die KI zum Beispiel eine Absage auf Chinesisch formulieren lassen. Wir haben enge Kontakte zur Start-up-Szene, waren im Risikomanagement einer der ersten Kunden und sind Entwicklungspartner von Prewave und wir stoßen mit Start-ups das digitale CO 2 -Monitoring an. Die administrativen Aufgaben nehmen immer weiter zu. Ohne Digitalisierung ist das nicht zu schaffen. Welche Regularien brauchen im Einkauf die meisten Ressourcen? Beschaffung aktuell » 04 | 2024 13

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