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Beschaffung aktuell 09.2023

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» MANAGEMENT Bild: Hartel/Gerberich Im Jahr 2023 sollen verstärkt strategische Maßnahmen gegen Lieferausfälle zum Einsatz kommen. (Mehrfachnennungen möglich) hang gesehen werden, überrascht einerseits, zeigt aber auch andererseits auf, dass entsprechende staatliche Fördermaßnahmen in zahlreichen Fällen Schlimmeres wie Lieferantenkonkurse verhindert haben. Ist Lagerhaltung ein Lösungsansatz für Lieferkettenunterbrechungen? Die Frage, ob die betroffenen Unternehmen bei kritischen JiT- und JiS-Teilen im vergangenen Jahr auf Lagerhaltung umgestiegen sind, wird von 92 Prozent eindeutig mit „ja“ beantwortet. Hier zeigt sich, dass im SCM vieler Industrieunternehmen – zumindest temporär – ein Paradigmenwechsel von „Kostensenkung“ hin zu „Versorgungssicherheit“ stattgefunden hat. Von den 92 Prozent „Lagerhaltern“ gaben aber nur sehr wenige an, dauerhaft und bei mehreren Gütern die Beschaffungsstrategie auf „stock sourcing“ umgestellt zu haben (8 %). Weit häufiger fand nur ein temporärer Wechsel statt, bis sich die Supply- Chain-Stabilität wiederhergestellt hatte. Dass es sich nicht um eine grundsätzliche Wandel von JiT/JiS zu Lagerhaltung handelt, zeigte sich auch beim Blick in die Zukunft (s. Abb.): Lediglich ein Drittel der Befragten plant im Jahr 2023 eine dauerhafte Abkehr von JiT und JiS, sei es für „mehrere“ oder „wenige Teile“. Vielschichtige Gründe für einen Wechsel auf Lagerhaltung Für eine temporäre oder dauerhafte Lagerhaltung von JiT- und JiS-Artikeln kann es eine Vielzahl an Gründen geben, wobei die empirischen Ergebnisse hier eine eindeutige Sprache sprechen. Auf die Frage „Aus welchen Gründen findet bzw. wird ein Wechsel auf Lagerhaltung stattfinden?“ kommen die Expertinnen und Experten zu einer eindeutigen Aussage: Die „fehlende Materialverfügbarkeit“ wurde von sämtlichen Studienteilnehmern ausnahmslos als „sehr relevant“ oder zumindest „eher relevant“ eingeschätzt. Generell lässt sich folgendes Ranking festhalten (Prozentangaben in Klammern für „sehr relevant “ und „eher relevant“ summiert): 1. Fehlende Materialverfügbarkeit (100 %) 2. Fehlende Transparenz (Supply Chain Visilibity) (79 %) 3. Unzureichende Agilität (67 %) 4. Finanzielle Solidität (59 %) 5. Kommunikationsdefizite (57 %) Das heißt, die sich aus der VUCA-Welt ergebenden geänderten Rahmenbedingungen (Volatilität, Un - sicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit) wurden bei der bestehenden JiT-/JiS-Lieferanten - basis offensichtlich nicht erfolgreich beachtet und führten daher zum Aufbau von Lagerbeständen. Diese Ergebnisse überraschen, denn Transparenz, Agilität und enge Kommunikation sind Basis-Voraussetzungen für jede Form einer JiS-/JiT-Belieferung, unabhängig von stabilen oder weniger stabilen Wirtschaftsbeziehungen. Der zumindest in Europa relativ nahtlose Krisenübergang von Covid-Pandemie zu Ukrainekrieg hat dazu geführt, dass im Jahr 2022 kurzfristige Maßnahmen überwogen, um Lieferkettenunterbrechungen zu beseitigen (siehe Abb.). So lautete bei 34 Prozent der Teilnehmer die Antwort „Aufbau von Sicherheitsbeständen“, um zukünftige Lieferkettenunterbrechungen zu vermeiden. Dies wird auch 2023 als wichtige Maßnahme betrachtet, allerdings nur noch bei 23 Prozent. Stattdessen steht für das laufende Jahr die Suche und der Aufbau nach Sicherheitsbeständen an erster Stelle (31 %). Dass sich im Jahr 2023 intensiver, und zwar auch auf strategischer Ebene, mit dem Lieferkettenstörungen auseinandergesetzt wird, zeigt sich an zwei Punkten: Einerseits ist der Trend bei zahlreichen Maßnahmen hinsichtlich Nutzung positiv gegenüber dem Vorjahr, d.h., die Supply Chain Manager setzen auf verschiedene Maßnahmen statt alles „auf eine Karte“. Andererseits zeigt es sich auch darin, dass auf scheinbar einfache Lösungen (Aufbau von Sicherheitsbeständen, Wechsel von JiT/JiS auf Lagerhaltung) verstärkt verzichtet wird. Kommt man auf die Ausgangsfrage zurück, nämlich, ob Just-in-Time und Just-in-Sequence vor dem Hintergrund unsicherer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ausgedient haben könnten, lassen die Studienergebnisse folgende Erkenntnisse zu: 1. Von einem generellen Trend weg von JiT und JiS 20 Beschaffung aktuell » 09 | 2023

VERBINDUNGSELEMENTE & BEFESTIGUNGSTECHNIK Für 27 Prozent der befragten Experten stellt der Wechsel auf Lagerhaltung im Jahr 2023 keine Option dar. Bild: Hartel/Gerberich Mit über 130 Jahren Erfahrung zählt REYHER zu den führenden Handelsunternehmen für Verbindungselemente und Befestigungstechnik in Europa und beliefert Kunden weltweit. hin zur Lagerhaltung („back to the roots?“) kann weder 2022 noch 2023 gesprochen werden. 2. Sehr wohl sind zahlreiche befragte Unternehmen auch bei ihren JiT/JiS-Beschaffungsgütern zumindest temporär auf eine Lagerhaltung gewechselt, um Liefer kettenunterbrechungen so gering wie möglich zu halten. 3. Auch wenn Unternehmen im Jahr 2023 unterschiedlichste proaktive Maßnahmen zur Vermeidung solcher Lieferstörungen planen bzw. umsetzen, sehen 23 Prozent der Experten den bewussten Aufbau von Lagerbeständen als probates Mittel, obwohl dies der Grundphilosophie von JiT und JiS widerspricht. Bild: HS Stuttgart Prof. Dr. Dirk H. Hartel Professor für Logistik und SCM sowie Studiengangsleiter an der Dualen Hochschule Baden- Württemberg Stuttgart. Seit über 20 Jahren als Berater, Trainer und Gutachter in Einkauf, Logistik und SCM tätig. Bild: HS Luzern Prof. Dr. Claus Gerberich Professor an der Hochschule Luzern (HSLU). Der Maschinenbau- Ingenieur und Betriebs - wirt promovierte am MIT und hat jahrelange Führungs erfahrung in der Industrie. Wir sichern Ihre Versorgung mit C-Teilen Flexible Kanban-Versorgung Vielfältige E-Business-Lösungen Individuelle Konfektionierungen 130.000 Artikel als Lagerware Über 99 % Lieferbereitschaft Technische Kompetenz F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG Haferweg 1 · 22769 Hamburg Telefon 040 85363-0 kontakt@reyher.de www.reyher.de Beschaffung aktuell » 09 | 2023 21

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