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Beschaffung aktuell 09.2023

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» FERTIGUNG Dr.

» FERTIGUNG Dr. Christian Hoffart, Gründer und CEO von Sparepartsnow Disruption im Ersatzteilgeschäft Die Plattform Sparepartsnow bietet originale Ersatzteile für den Maschinenbau und möchte mit dem Ansatz Hersteller und Endkunde zusammenzubringen das Ersatz - teilgeschäft umkrempeln. Wie das gelingt, wie sich das Start-up aufstellt und warum Kunden wie auch Lieferanten von dem Konzept profitieren, erläutert CEO und Gründer, Dr. Christian Hoffart, im Interview. Beschaffung aktuell: Herr Dr. Hoffart, was ist Sparepartsnow und wer steckt dahinter? Dr. Christian Hoffart: Sparepartsnow ist eine universelle Plattform für den Kauf industrieller Ersatzteile. Unsere Stärke liegt aber nicht nur im Angebot der Ersatzteile selbst, sondern auch in den begleitenden Services. Ein Beispiel hierfür ist die Möglichkeit, mit dem Smartphone ein Foto hochzuladen und so mithilfe künstlicher Intelligenz das gewünschte Ersatzteil auf unserer Plattform zu finden, sofern es verfügbar ist. Unser Ziel ist es aber, Ersatzteile nicht nur unkompliziert, sondern auch zu einem günstigeren Preis anzubieten als beim Händler oder Maschinen - hersteller. Als Gründer stehe ich zusammen mit einigen Mitgründern hinter dem Unternehmen. Darüber hinaus haben wir eine erfolgreiche Finanzierungsrunde durchgeführt und einige Investoren gewonnen, die uns mit ausreichend Kapital unterstützt haben. Wie ist die Idee zu Sparepartsnow entstanden? Nach meinem Studium habe ich promoviert und war in dieser Zeit als Berater hauptsächlich im Aftersales-Umfeld tätig. Meine Promotion befasste sich mit „Community Management“. Unter anderem mit der Fragestellung, wie man beispielsweise eine „Community of Interest“ im Maschinenbau steuert, damit sie erfolgreich ist. Anschließend habe ich bei DMG Mori gearbeitet – zunächst als Vorstandsassistent. Nach anderthalb Jahren wurde ich zum Geschäftsführer für das Aftersales Business, primär das Dr. Christian Hoffart ist Gründer und CEO der Ersatzteilplattform Sparepartsnow. Bild: Sparepartsnow 42 Beschaffung aktuell » 09 | 2023

Ersatzteilgeschäft, bestellt. In meiner achtjährigen Tätigkeit in dieser Position war ich in engem Kontakt mit Kunden und Lieferanten. Dadurch habe ich die Probleme aus Kundensicht verstanden: hohe Preise, lange Warte- oder Lieferzeiten und Intransparenz. Besonders die langwierigen Bestellprozesse wurden häufig beklagt. Auf der anderen Seite kämpfen die Lieferanten oft mit geringen Margen. Denn wir sprechen nicht nur über große Konzerne wie Bosch oder Siemens, sondern primär über den kleinen Mittelstand mit 10 bis 120 Mitarbeitern, der einen Großteil des Geschäfts in Deutschland und Europa ausmacht. Diese Probleme auf beiden Seiten spricht Sparepartsnow an: Wir bringen Kunden und Lieferanten zusammen, indem wir als neutrale Plattform agieren. Die Disruption durch die Plattformökonomie im B2C-Bereich, sehen wir als Vorbild und haben dies in unserer Industrie entsprechend umgesetzt. Übernimmt Sparepartsnow die Vermittlerrolle oder treten Sie als Zwischenhändler auf? Wir agieren in zwei operativen Abwicklungsmodellen. Einerseits fungieren wir als reiner Vermittler und bringen Kunden und Lieferanten zusammen. Andererseits bieten wir auch ein Reseller-Modell an. Welches Modell zum Einsatz kommt, entscheidet der Lieferant. Größere Unternehmen bevorzugen oft das Reseller-Modell, das ihre interne Prozessabwicklung vereinfacht und sie nicht jeden Kunden separat anlegen müssen. Unabhängig von der gewählten Option bemerkt der Kunde keinen Unterschied im Ablauf. Wovon er dann hoffentlich etwas merkt, ist der Preisunterschied. Kann man diesen beziffern? Die Preisunterschiede können erheblich sein. Um das zu verdeutlichen, möchte ich ein Beispiel nennen: Ein Kunde rief heute Morgen bei unserer Hotline an und fragte nach einer speziellen Siemens-Steuerung, die abgekündigt und kaum noch verfügbar ist. Innerhalb von zehn Minuten konnten wir ihm eine Lösung zum Preis von 2900 Euro anbieten. Sein Referenzangebot lag bei rund 5000 Euro, was einem Preisvorteil von über 40 Prozent entspricht. Allgemein liegt das Einsparpotenzial, basierend auf unseren Recherchen, zwischen 20 und 50 Prozent, abhängig von den verschiedenen Produktsegmenten. Ich möchte aber auch nicht verschweigen, dass wir neulich eine Pumpe hatten, bei der kein großer Preisvorteil erzielt wurde. Dies liegt daran, dass die Hersteller bei uns ihre Preise selbst festlegen können. Wir greifen in diese Preisgestaltung nicht ein. Fakt ist: Für die Kunden ist es in den meisten Fällen erheblich günstiger. Wie viele verschiedene Produkte bieten Sie an? Wir sind im Oktober letzten Jahres mit 5000 Artikeln gestartet. Wenn Onboardings wie geplant laufen, werden wir zum Ende dieses Jahres bis zu einer halben Million Artikel auf unserer Plattform verfügbar haben. Das gibt uns Schwung und macht uns außerordentlich stolz. Im nächsten Jahr werden wir dann voraussichtlich die Millionenmarke anpeilen. Welche Produktgruppen bieten Sie an und wird sich das Angebot im Herbst verändern? Derzeit bieten wir eine Vielzahl von Produkten an. Beispiele hierfür sind Spindeln, Linearführungen, Kugel gewindetriebe und Betriebsmittel wie Schmierstoffe. Ebenso haben wir Sicherheitskomponenten für Maschinen, wie zum Beispiel Lampen. Diese mecha nischen Komponenten, allgemeinen Begleitkomponenten und Verbrauchsmaterialien stellen unsere derzeitigen Kernbereiche dar. Mit der Erweiterung im dritten und vierten Quartal werden wir unser Produktportfolio nicht nur bzgl. der Anzahl, sondern auch hinsichtlich der Tiefe deutlich vergrößern. Wir planen die Integration von Elektronik, Auto matisierung, Pumpen und Lagertechnik. Zusätzlich sind wir im Bereich Hydraulik aktiv und werden Smarter Teamkollege Bremsen für FTS / AGV Zuverlässige Sicherheitsbremsen für Fahrerlose Transportsysteme Besuchen Sie uns auf der SPS: Halle 4, Stand 278 www.mayr.com Beschaffung aktuell » 09 | 2023 43

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