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Beschaffung aktuell 09.2023

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SPECIAL » ONLINE-FERTIGUNG Bild: Pixel_B/stock.adobe.com Bei sich verändernden Gegebenheiten im Markt können Plattformen flexibler reagieren als einzelne Fertigungsbetriebe. bündeln und so ein deutlich größeres Bauteilvolumen pro Mitarbeiter beschaffen und interne Transaktionskosten reduzieren.“ Auch der Co-Gründer von Facturee Schwab sieht Kostenvorteile bei der Online-Fertigung – insbesondere bei der eigenen: „Uns ist seit jeher wichtig, den Kunden zu entlasten und den besten Preis zu bieten. Daher ist Instant-Pricing für uns keine Option – und das zahlt sich aus. Gemäß unserer Wettbewerbsanalyse schaffen wir es in mehr als 80 Prozent der Fälle, Instant-Pricing-Angebote von Mitbewerbern, die uns unsere Kunden vorlegen, zu unterbieten“, betont Schwab. „Aus diesem Grund diskutieren wir gerade die Einführung einer Art verbindlicher ‚Bestpreisgarantie‘.“ Plattformen unterscheiden sich Wie vielfältig die Plattform-Landschaft im Bereich der Fertigung ist, zeigt ein kurzer Blick auf einige Anbieter. Der Online-Fertiger Facturee verfügt eigenen Angaben zufolge über ein Produktionsnetzwerk von rund 2000 Partnern aus den Bereichen CNC- und Blechbearbeitung, 3D-Druck, Gussverfahren, Oberflächentechnik sowie Baugruppenmontage. Mit der Plattform lassen sich Projekte im Prototyping ebenso wie Klein- und Großserienfertigungen realisieren. Rund 15.000 Maschinen sollen bereitstehen. Spanflug Technologies betreibt eine Plattform für CNC-Dreh- und Frästeile. Ziel ist es, die Fertigung von individuellen Zeichnungsteilen für Kunden und Lieferanten so schnell und einfach wie möglich zu gestalten. „Spanflug Buy“ soll dem Einkauf einen automatisierten Beschaffungsprozess vom Sofortangebot bis zur Lieferung bieten. Das Start-up CNC24 verzichtet hingegen auf die Erstellung von Sofortangeboten per Online-Kalkulator. „Bei uns kalkulieren ausgewählte Lohnfertiger ihre Preise und wir wählen die beste Kombination aus Preis und Lieferzeit für unseren Kunden aus. So sind wir in der Lage, auch die Fertigung von komplexen Bauteilen anzubieten und können gewährleisten, dass unsere Preise zuverlässig sind“, beschreibt es Ruopp. Die weltweit agierende Fertigungsplattform Protolabs fokussiert sich auf die Technologiefelder Spritzguss, CNC-Bearbeitung und 3D-Druck. Anwender sollen innerhalb von einem Tag ein Online-Angebot mit kostenloser Designanalyse erhalten. Das Netzwerk umfasst über 250 geprüfte Fertigungspartner auf der ganzen Welt. Im Bereich der Kunststoff-Tiefziehteile haben die Geschwister Lisa-Marie und Moritz Bittner im September 2021 die digitale Beschaffungsplattform Formary an den Start gebracht (weitere Infos ab S. 50). Orderspot verfolgt einen anderen Ansatz als die meisten Online-Fertiger und möchte dem Kunden nicht nur das eine passende Angebot anzeigen, sondern einen Vergleich für Laser- und Biegeteile bieten auf Basis dessen der Einkauf seine Wahl treffen kann. Co-Gründer sowie CSO Martin Lenter: „Wir bieten dem Anwender eine Plattform, wo er die Bauteilzeichnung hochladen kann und Anbieter mit Preis, Entfernung und Liefertermin aufgelistet sieht.“ Effizienz und Sicherheit Auch in Zeiten von KI-Chatbots gilt meist noch der Grundsatz „Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht“. Wer seit Jahren mit einzelnen Betrieben arbeitet und die Beziehung weiter pflegen will, weil etwa patentierte Spezialprozesse genutzt werden, der ist sicher in der direkten Geschäftsbeziehung besser aufgehoben. Wer allerdings die strategischen Vorteile der Plattformökonomie – günstigere Konditionen, effiziente Prozesse, Standardisierung und hohe Verfügbarkeit – für sein Geschäft nutzen will, der wird um eine moderne digitale Lösung kaum mehr herumkommen. Auch achten die Plattformanbieter auf die Einhaltung der Qualitätsanforderungen oder führen sogar selbst eine Qualitätssicherung durch. „Bei sich verändernden Gegebenheiten im Markt können wir flexibler und zuverlässiger reagieren als einzelne Fertigungsbetriebe. Unternehmen, die auf Online-Fertigung setzen, bleiben stets produktionsfähig, da die sichere und flexible Beschaffung gewährleistet ist. Damit bewahren Unternehmen ihre Handlungsfähigkeit. Die Risiken von Lieferausfällen und -verzögerungen werden durch den Netzwerkansatz minimiert“, betont Schwab abschließend. Yannick Schwab, Beschaffung aktuell 48 Beschaffung aktuell » 09 | 2023

Digitale Plattform für Zeichnungsteile Die Zukunft der Beschaffung? Die Anforderungen an den Einkauf in der Industrie sind vielfältig und komplex . Lieferausfälle und -verzögerungen häufen sich vielerorts. Zudem wächst auf Grund von Inflation und steigenden Kosten die Preissensibilität. Es gilt, auch die Beschaffung von Zeichnungsteilen gegenüber der klassischen Lohnfertigung zu modernisieren . Hier setzt der Online-Fertiger Facturee mit seinem Beschaffungsmodell an. Laut Facturee ist die Online-Fertigung der klassischen Lohnfertigung in einigen Punkten weit überlegen. So werden beispielsweise Risiken von Lieferausfällen und -verzögerungen durch den Netzwerkansatz verringert. Der Online-Fertiger beispielsweise verfügt eigenen Angaben zufolge über ein Produktionsnetzwerk von rund 2000 Partnern – darunter Spezialisten für CNC-Bearbeitung, Blechbearbeitung, 3D-Druck, Gussverfahren, Oberflächentechnik und Baugruppenmontage. Rund 15.000 Maschinen stehen somit für Projekte, egal ob Klein- und Großserienfertigungen oder Prototyping, bereit. So können sich Kunden dem Unternehmen zufolge sicher sein, dass Facturee konstant lieferfähig ist. Entlastung der Prozesskette Zudem möchte der Online-Fertiger Entlastung entlang der Prozesskette für Einkäuferinnen und Einkäufer schaffen. Das reicht von der Anfrage und Bestellung über die Auswahl des passenden Fertigers bis zur Auslieferung. Die Kunden sollen mit einem niedrigschwelligen Zugang alles aus einer Hand erhalten. Es sind keine Systemintegrationen oder Teilnahmekosten erforderlich – auch keine Registrierung. Dabei haben Kunden nur Facturee als Schnittstelle und alleinigen Vertragspartner. Es entfällt für sie die Zuliefersuche, -qualifizierung und das -onboarding. Der Einkauf soll dadurch entlastet werden und kann sich so auf andere Aufgaben fokussieren. Preisvorteil und Qualität Der Online-Fertiger Facturee bietet mit seinem digitalen Geschäftsmodell eine zeitgemäße Lösung für die Beschaffung von Fertigungsteilen. Ein weiterer entscheidender Faktor, der Facturee von herkömmlichen Beschaffungsmethoden, aber auch von direkten Mitbewerbern abheben soll, sind die Kosten, so das Unternehmen. Für jeden Auftrag wird der geeignetste Anbieter in Bezug auf Preis, Lieferzeit und Qualität auf Basis von Algorithmen ausgewählt. Durch ihren umfassenden Pool kann die Fertigungsplattform das passende Verhältnis der drei Parameter für den Kunden finden. Außerdem besteht eine gute Verhandlungsposition bei den Partnern: Als Plattform bündelt der Online-Fertiger Kundenanfragen und erreicht somit ein höheres Bestellvolumen als bei einer einzelnen Bestellung. Hinzu kommt der Verzicht auf Instant Pricing. Dies soll es Facturee ermöglichen, die Preise niedrig zu halten und Kunden laut eigenen Angaben in mehr als 80 Prozent der Fälle günstigere Angebote als Instant-Pricing-Angebote von Mitbewerbern zu unterbreiten. Der teilautomatisierte Anfrageprozess führt zu einer schnelleren Angebotserstellung. Das neu entwickelte Request-Tool soll Kunden die Möglichkeit bieten, unkompliziert bis zu neunundneunzig Positionen in weniger als einer Minute anzufragen. Die Angebotserstellung erfolgt in der Regel noch am selben Tag und garantiert innerhalb von 48 Stunden. Das beschleunigt den gesamten Beschaffungsprozess. Insgesamt bietet der Online-Fertiger eine zukunftsorientierte Lösung für die Beschaffung von Fertigungsteilen, die eine Entlastung für den Einkauf darstellen und gleichzeitig eine gleichbleibend hohe Qualität, Preisstabilität und eine resiliente Lieferkette gewährleisten soll. (ys) Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com Beschaffung aktuell » 09 | 2023 49

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