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» MANAGEMENT Christopher Schindler arbeitet gemeinsam mit den Lieferanten daran, den CO 2 -Ausstoß zu verringern. (MMA)-Großanlage in Texas, in den USA. Hier kommt die neuste Produktionstechnologie von Röhm zum Einsatz, bei deren Entwicklung der Einkauf sehr früh mit eingebunden war, um so die Ausgestaltung von soliden Rohstoffversorgungskonzepten möglich zu machen. Gibt es auch bei Ihnen Probleme aufgrund von Engpässen in den Lieferketten? Wie reagieren Sie darauf und was tun Sie, um Ihren Einkauf resilienter zu machen? Schindler: Anfangs haben wir uns vor allem auf die Produkte fokussiert, die volumen- und wertmäßig von Bedeutung sind. Das ist insbesondere bei kontinuierlichem Produktionsanlagenbetrieb erforderlich, da die Möglichkeit der Bevorratung sehr eingeschränkt ist. Hier braucht es kontinuierlichen Rohstoffzulauf. Als Verbundunternehmen haben wir aufeinander aufbauende Verfahrensschritte vom Monomer zum Polymergranulat bis hin zu Kunststofferzeugnissen. Polymerisation funktioniert allerdings nicht, wenn es an kleinen Zutaten fehlt. Da hatten wir in der Tat trotz eines großen Lieferantenport folios durchaus Engpässe. Um diese zukünftig zu vermeiden, haben wir durch Analyse der Bestell- und Bewegungsdaten Rohstoffe mit geringer Bestellfrequenz bei gleichzeitig stetigem Bedarf im Portfolio identifiziert und als solche kenntlich gemacht. So haben unsere Category Manager zielgerichtet ihre Versorgungskonzepte angepasst und sind nun in der Lage, auch auf unerwartete Ereignissen besser reagieren zu können. Sie haben mit „Track 2030“ ein ehrgeiziges Nachhaltigkeitsprogramm im Unternehmen. Welchen Beitrag leistet der Einkauf dazu? Bild: Ulrich Klaeres/Röhm Schindler: Das Programm hat fünf Schwerpunkte: Klima, Ressourcen, Wasser, Schadstoffe und Sicherheit. Röhm hat im letzten Jahr ein Nachhaltigkeitsteam aufgestellt, das sich zentral um die Entwicklung und Steuerung dieser Themen kümmert. Für den Einkauf sind vor allem die Punkte relevant, die im Zusammenhang mit unserem CO 2 -Fußabdruck stehen. Wir differenzieren in Scope 1, Scope 2 und Scope 3. Unter Scope 1 fallen die selbsterzeugten Energien und das CO 2 , das dadurch emittiert wird. Die Fachabteilung für Energiemanagement arbeitet die entsprechenden Konzepte aus, die wiederum unsere Energieversorgung beeinflussen. Das hat zur Folge, dass wir uns beispielsweise bei der Beschaffung von Anlagen umstellen müssen, um die Vorgaben zu erfüllen. Zu Scope 2 gehören die Energien, die wir einkaufen. Hier geht es vor allem darum, konventionelle durch grüne Lösungen zu ersetzen. Federführend ist hier der Energieeinkauf. Unter Scope 3 fallen Emissionen, die durch eingekaufte Rohstoffe eingebracht werden. Das ist einerseits die Transportkette, aber auch die Scope-1- und Scope-2-Emissionen unserer Lieferanten. Hier arbeiten wir gemeinsam mit den Lieferanten daran, den CO 2 -Ausstoß zu verringern. Das vorrangige Bestreben ist natürlich, von der Verbrennung fossiler Grundstoffe wegzukommen und das Ganze in eine Kreislaufwirtschaft zu überführen. Das ist ein großes Ziel, aber auch noch ein weiter Weg. Es gibt heute ein Angebot an sogenannten massenbilanzierten nachhaltigen Rohstoffen , für die ein Unternehmen zertifi- Röhm GmbH Röhm ist ein Hersteller der Methacrylat- Chemie. Zum Produkt - portfolio des Unternehmens gehört die weltweit bekannte Marke Plexiglas sowie deren wichtigster Rohstoff Methylmethacrylat. Auch Methacrylat- Harze für die Herstellung von Industriefußböden und Fahrbahnmarkierungen sowie Cyanide für die Bergbauindustrie zählen dazu. Als globales Unternehmen mit rund 3500 Mitarbeitenden ist Röhm auf vier Kontinenten vertreten . Röhm beliefert Märkte wie die Automobil-, Elektronikund Baubranche . 32 Beschaffung aktuell » 06 | 2023

zierte Prozesse benötigt. Wir sind derzeit dabei, die entsprechenden Zertifizierungen einzuholen, um diese nachhaltigen Rohstoffe dann nach dem Massen - bilanzierungssystem selbst verarbeiten zu können. Gleichzeitig treiben wir das Thema Kreislaufwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit eigenen nachhaltigen Produkten voran. So haben wir gerade vor Kurzem die nachhaltige Produktlinie ProTerra aus recycelten Rohstoffen auf den Markt gebracht. langweilig. Glaubt man vielleicht nicht, ist aber so. Wer kreativ ist und Gestaltungswillen hat, kann sich hier verwirklichen. Das Umfeld ist stets dynamisch und bedarf der dauernden Marktbeobachtung und Anpassung seines Handelns. Dies gilt nicht nur für planerisch strategische Themen, sondern gleichermaßen auch für kurzfristige ungeplante Ereignisse, denen man sich stellen muss. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen, Ihre Organisation und sich selbst als Einkaufsverantwortlichen in den kommenden Jahren? Schindler: Für unsere Branche ist sicherlich die Transformation der Chemie hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft eine der größten Herausforderungen. Das wird kein Unternehmen für sich allein lösen können, es braucht einen Zusammenschluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Für den Einkauf wird es eine Herausforderung bleiben, Talente zu gewinnen und zu halten. Gleichzeitig wird es zunehmend wichtiger, die Möglichkeiten der Digitalisierung effizient zu nutzen. Darüber hinaus kann ich aus der Erfahrung der letzten Jahre nur sagen: Die größte Herausforderung für ein Unternehmen und eine Einkaufsorganisation sind ungeplante Ereignisse. Hier müssen wir agil genug sein, um angemessen reagieren zu können, und dafür braucht es die entsprechenden Freiräume. Wenn man dagegen permanent unter Volllast fährt, hat man keine Chance. Herr Schindler, was ist für Sie das Spannende am Einkauf ? Schindler: Einkauf ist für mich genau das – spannend, immer wieder neu und nie Die Fragen stellte Ulrike Dautzenberg, Journalistin , Wiesbaden. Effizienter Einkaufen. Effizientes Business. Mit E-Procurement. Der Einkauf wird immer komplexer, und das nicht nur bei Großkonzernen. Genau hier kann digitale Beschaffung helfen. Mit E-Procurement werden langwierige Beschaffungsprozesse vereinfacht und der Informationsaustausch digitalisiert – damit Ihnen mehr Zeit für die echten Herausforderungen bleibt. Unsere Lösungen für Ihre Beschaffung: OCI / PunchOut ✓ Echtzeitdaten zu Preisen und Verfügbarkeiten ✓ Integration in alle geläufigen Systeme ✓ Direkter Zugang zum gesamten Sortiment inklusive Marktplatz Artikeln ✓ Individuelles Sortiment auf Ihre Bedürfnisse konfigurierbar Mehr erfahren unter conrad.de/epro Conrad Smart Procure ✓ Keine Zusatzkosten oder Risiken ✓Volle Kontrolle über den Einkaufsprozess ✓ Direkter Zugang zum gesamten Sortiment inklusive Marktplatz Artikeln ✓ Keine eigene ERP-/Procurement Lösung nötig Alle Teile des Erfolgs Beschaffung aktuell » 06 | 2023 33

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